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Kapitel 1: Der Fenstersims

Ihre Welt verwandelte sich binnen kürzester Zeit in eine sehr düstere Welt. Mit Tränen in den Augen, dachte sie an die Zeit, wie sie war, bevor alles begann. Sie war glücklich gewesen. Wie konnte alles so schnell vorbei sein? War es Karma? Womit hatte sie das verdient? Ihre Tränen verzerrten ihren Blick, sodass sie nichts mehr sehen konnte und sie wischte sie fort, während sie ihr schwarzes Kleid langsam überstreifte. Während sie ihre Kette um den Hals legte und die Haare zu einem schlichten Zopf zusammenband, blickte sie sehnsüchtig auf ihren Ehering, den sie immer noch an ihrem Finger trug. Sie fragte sich, ob es wirklich so wichtig war, dass alles sitzte oder ob nicht jeder Verständnis dafür hätte, würde sie in einer Jeans hingehen. Sie hatte das Gefühl nur noch ein Geist zu sein. Nichts als Traurigkeit und Leere füllte den Körper, den sie zu der Beerdigung ihres geliebten Mannes schleppte. Wie konnte Gott Henry so früh zu sich holen. Er war ein guter Mann: anständig, treu, liebevoll, fürsorglich, aufopfernd und gütig. Warum nicht jemanden zu sich holen, der es verdient hätte zu sterben. Sie bemerkte den Kloß, der sich in ihrer Kehle bildete, bei dem Gedanken an die Rede, die der Pfarrer wohl halten würde. An die Worte wie zum Beispiel “Gottes Wege sind unergründlich” oder “Henry ist jetzt an einem besseren Ort, zuhause bei Gott” Zuhause wäre er hier, bei ihr und welcher Ort könnte besser sein, als der an ihrer Seite, wo er glücklich war. Egal wie sie es auch drehte, es ergab für sie keinen Sinn. Doch die Beerdigung konnte sie beim besten Willen nicht ausfallen lassen. Es gehörte sich einfach so. Rosa verließ das Appartement um Henry die letzte Ehre zu erweisen, und hoffte, den Tag so rasch wie möglich überstanden zu haben. Die gesamte Beerdigung über, hatte sie kaum mitbekommen. Ständig schweiften ihre Gedanken ab und die Erinnerungen an Henry überschatteten sämtliche Abläufe. Selbst die Beileidserklärungen der Angehörigen und der Freunde, bekam sie kaum mit. Ihre Trauer, ihre Einsamkeit und ihre Verzweiflung war so groß, dass sich ein düsterer Schleier um die Welt um sie herum legte. Es gab kein Lichtstrahl am Ende des Tunnels, den sie hätte erblicken können. Keine lieb gemeinten Ratschläge konnten sie aufbauen oder ihr Mut geben. Egal wie viele Männer wohl da draußen auf sie warten würden, sie hatte die wahre Liebe in Henry gefunden und ihr Herz wurde mit ihm begraben. Weder hätte sie es sich vorstellen können, sich neu zu verlieben, noch hätte sie es zugelassen. Henry war ihr Leben gewesen und mit seinem Tod, starb auch ein großer Teil von ihr. Zuhause angekommen, hatte sie nicht einmal die Kraft, ihr Kleid auszuziehen und ihn etwas bequemeres zu schlüpfen. Sie ließ sich in ihr Bett fallen und schloss ihre Augen – in der Hoffnung sie nie wieder öffnen zu müssen. “Lieber Gott, ich schaffe das hier nicht ohne Henry. Wenn er bei dir ist, will auch ich bei dir sein. Bitte hol mich zu dir. Zu dir und Henry”, flehte sie leise. Wann hätte sie im Nachhinein nicht sagen können, doch wie es scheint recht schnell,

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 20.11.2017
ISBN: 978-3-7438-4233-5

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