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Prolog




Ist es leicht zu töten?
Die Frage kann man klar beantworten.
Nein.
Aber was war, wenn man einem Mann die Schwester nimmt? Sie wurde nicht getötet, das hätte er auch nicht überlebt. Sie war die einzige die ihm noch von seiner Familie geblieben war. Seine Eltern wurden brutal ermordet, während er und seine Schwester dabei waren. Ein Jahr später verschwand sie dann spurlos. Man fand keine Anhaltspunkte über den Täter. Aber er hatte immer einen Verdacht gehabt. Die Welt, in der sie lebten, war nicht mehr normal. Nein, das war sie ganz sicher nicht.
Es gab Kardinale. Sie waren eine weiterentwickelte Form von Vampiren. Ein Kardinaler trank kein Blut, aber alle haben Fähigkeiten. Fähigkeiten wie zum Beispiel in die Zukunft zu sehen, dass wären die V-Kardinalen. Oder sie konnten gut kämpfen, dass wären die K-Kardinalen. Dann gab es noch welche, die mit dem Geist, dem Gehirn umgehen konnten, dass wären die G-Kardinalen. Die G-Kardinalen können Gedanken lesen, manipulieren und auslöschen. Die letzte Art von ihnen waren die E-Kardinalen, welche mit Emotionen umgehen konnten. Einer von denen hatte seine Schwester entführt.
Aber auch sie waren nicht normal. Sie waren Gestaltwandler. Er hatte sich geschworen dieses Arschloch zu töten, welches seine Schwester entführt hatte. Rache ist süß, nicht wahr?
Nochmal zurück zu der Frage, ob es leicht ist zu töten. Seine Antwort war: Ja. Denn dieses Schwein musste sterben.

Kapitel 1




Sam strich über ihre Wange, wollte sich vergewissern, dass sie noch da war. Das machte er jeden Morgen seitdem sie wieder bei ihm war. Damals war er nur ein kleiner, wehrloser Junge von 16 Jahren gewesen. Heute war er das Alphatier von den GoldGlitter-Geparden. „Sam… Lass mich noch schlafen“, nuschelte eine verschlafene Katelyn. Er musste schmunzeln. Seine Schwester war tapfer, genau wie ihre Eltern es waren. Sie hatten damals nichts von dem Versteck verraten. „Ach komm schon Kate. Du bist eine meiner Wächter. Einer muss mit mir jagen gehen“, flüsterte er gefährlich an ihrem Ohr, “oder hast du etwa Angst?“ Sofort war ihr Kampfgeist geweckt. Mit einem Ruck stand sie auf und lief ihm davon. Aus der Wohnung heraus rannte er ihr hinterher in den Wald. Es war schon immer so, dass ein Wächter immer mit seinem Alphatier jagte. Sam bildete Katelyn zu einer seiner besten Wächter aus, denn letztens war einer zurückgetreten. Der Wächter hatte ihm Katelyn vorgeschlagen, denn sie war die beste von den jungen Soldaten. Erst hatte Sam sich gesträubt sie auszubilden, wollte es seiner anderen Wächterin Tammy auftragen, doch dann entschied er sich doch um. Sie war seine Schwester. Seit der Entführung ließ er nicht mehr jeden in ihre Nähe kommen. „Kate, mein Kätzchen wo bist du?“, fragte er, doch er bekam keine Antwort. Die brauchte er auch nicht. Sam lief auf einen Felsen zu und verwandelte sich im Sprung. Das wird toll, dachte er. Er war lange nicht mehr mit seiner Schwester auf Jagd gewesen. Langsam strich er durch den Wald. Wartete drauf, dass sie einen Fehler machte, dass sie sich verriet. Katelyn war gut. Sie hatte sehr viel mit Riley und Tammy, den beiden anderen Wächter, trainiert. Sam hielt an einem Baum an und roch ausgiebig daran. Der Baum hatte ihren Geruch an sich, also war sie nicht weit weg von ihm. Schnell rannte er hoch in die Berge. Sprang über einen Fluss, über herumliegende Bäume und über kleine Felsen. Es war ein sehr befreiendes Gefühl ein Gepard zu sein. Schon früh musste er die Verantwortung für das Rudel übernehmen. Normalerweise erst mit 25 Jahren, aber weil das damalige Alphatier in einem Kampf gestorben war, musste Sam mit 20 Jahren die Führung übernehmen. Er war so tief in Gedanken versunken, dass er gar nicht mitbekam, wie seine eigene Schwester ihn von der Seite angriff. Katelyn sprang ihn an, schleuderte ihn gegen einen Baum. Sam stellte sich wieder auf, er durfte keine Schwäche zeigen. Seine Schwester war gerade mal 18 Jahre alt, da konnte sie doch noch nicht so gut sein, oder doch? Sie war immerhin seine Schwester. Sam hatte ihr das Kämpfen beigebracht, hatte ihr gezeigt, wie man jemanden zu tote beißen konnte, ohne selbst viel Schaden davon zu tragen. Beide standen sich jetzt gegenüber. Sam wartete auf einen verräterischen Zug, genau wie seine Schwester. Beide untersuchten den Gegner, wollten ihn angreifen. Dann tat sich wieder was. Sam stürzte sich auf Katelyn und beide fielen ein paar Meter runter. Sie kratzten sich und versuchten den anderen zu beißen. Der letzte der stand würde gewinnen, das war das Ziel. Katelyn befreite sich aus seinen Fängen und jetzt kreisten beide umeinander. Duckten sich, versuchten sich zu schützen, bis einer wieder auf den anderen losging.
Sam fing an zu knurren. Es war kein Zeichen dafür, dass er sich ergeben wollte, sondern Sam musste sich auch um andere Sachen kümmern im Rudel. Katelyn verwandelte sich zurück. „Du bist echt ein Spielverderber“, meckerte sie rum, „gerade als ich am gewinnen war.“ Inzwischen hatte sich auch Sam zurückverwandelt und schaute seine Schwester verwirrt an. „Du warst doch nicht am gewinnen. Du hast ja schon fast gewinselt, wie einer von diesen Kötern“, scherzte er. Katelyn sah ihn argwöhnisch an:“Mit diesen ‚Kötern‘ hast du einen Blutpackt geschlossen und du gehst mit Emmett Raser, dem Alphatier, immer freitags Jagen. Also hör auf sie zu beleidigen.“ Katelyn war schon immer so, sah immer das Gute in einem Wesen. Doch manchmal war das auch von Nachteil. „Ich geh jetzt mal und löse Tammy mit der Wache ab. Du gehst zu Riley und trainierst mit ihm“, sagte Sam und wandte sich zum gehen ab. Katelyn rief ihm noch eine wichtige Botschaft hinterher:“Denk dran! Heute Abend ist Versammlung bei uns. Komm nicht zu spät!“ Manchmal brauchte er den strengen Tonfall seiner kleinen Schwester. Schmunzelnd rannte er weiter südlich. Tammy wartete bestimmt schon auf ihn.
„Hey Sam!“, begrüßte ihn eine schlanke, 1,75m große, rothaarige Gepardin. Tammy sah zwar nicht sonderlich bedrohlich aus, aber das konnte sie werden. Sie hatte ihm bewiesen, in einem Kampf mit ihm, dass sie durch aus dazu in der Lage war in einem Kampf Leute umzubringen. Denn wenn erst mal eine Gestaltwandler Frau nach Blut jagte, war sie nicht zu bändigen. Sam umarmte Tammy sehr lange. „Du machst dir sorgen, was?“, fragte die Gepardin nach und sah ihrem Alphatier streng in die Augen. Sam gab sich geschlagen:“Ich will nur nicht, dass sie sich in Gefahr begibt. Warum musste sie auch die beste aus ihren Kurs sein? Ich hätte nicht auf euch hören sollen.“ „Doch hättest du. Riley und ich haben sehr viel Zeit in das Mädchen investiert. Haben so oft mit ihr trainiert, weil sie die beste sein wollte. Glaub mir, Kate lebt für das Rudel und alle im Rudel mögen sie, sehen sie als das nächste Alphatier an. So wie bei dir“, meinte Tammy, ging gleich darauf los, denn sie erwartete keine Antwort von ihm. Sie wollte, dass er in sich geht und an die Worte denkt, die sie ihm gerade gesagt hatte. Genau das tat Sam auch. ‚Als sie 16 war, wollte sie immer das ich mit ihr trainierte‘ dachte er an die Zeit von früher zurück. Tief in Gedanken versunken, an die schöne Zeit von früher, ging er hinter einen Baum um sich zu verwandeln.
Sam lief jetzt schon geschlagene 3 Stunden herum. Bis jetzt hatte er noch nichts entdeckt. Ein paar Meter entfernt von ihm hörte er leise Schritte. Der Gepard gewann die Oberhand, er wollte schauen was da los war. Sam kam vor einem Hochsicherheitszaun an, der mit Strom geladen war. Vorsichtig umging er den Zaun. In der Mitte sah er ein Haus. Im näheren Betrachten entdeckte er Kameras an der Hauswand. Ohne darauf weiter zu achten, ging er weiter am Zaun entlang. Das Haus war nicht sehr groß. Wahrscheinlich hatte es gerade mal 4 Zimmer, die alle gleich groß waren oder so. Sam wollte wissen, wer in so einem Haus nur leben konnte. Für ihn, einen Geparden, wäre es nicht möglich. Es würde ein Leben wie in einem Käfig sein. ‚Nein, dachte er‘ dafür sind wir zu sehr ein Tier um in solchen Zuständen leben zu können‘. Jetzt merkte er woher das Geräusch kam. Ein paar Meter weiter saß eine Frau auf einer Bank. Sie hatte blonde Haare, die ihr bis zu der Hüfte gingen. Eine schlanke, zierliche Hand hielt ein Telefon an ihr Ohr. Sie wirkte ängstlich. Nur zu gerne würde er wissen mit wem sie da telefonierte. Als Sam näher heran ging, kam ihm ein süßlich-stechender Geruch in die Nase. Sam wollte wieder zurück gehen, doch irgendetwas in ihm sagte, dass er noch hier bleiben sollte um sie zu beobachten. Die Frau klappte das Handy zu und ging mit fließenden Bewegungen wieder zurück ins Haus. Ihr Gesicht war starr vor Angst. Aber wovor hatte sie Angst?

Kapitel 2




Alisa Grey, eine sehr wichtige V-Kardinalin, ging in ihrem Zimmer auf und ab. Sie hatte gerade mit ihren Vater gesprochen. „Deine Schwester Niki wurde vergangene Woche tot in ihrem Zimmer aufgefunden. Sie hat uns verlassen“, hatte er am Telefon gesagt. Ab da zerbrach für Alisa eine Welt. Niki war eine sehr talentierte E-Kardinalin und ihre Aufseherin. Wenn eine V-Kardinalin eine Vision bekam, nahm ihr Verstand von der Außenwelt nichts mehr wahr. In letzter Zeit hatte sie immer wieder dieselbe Vision: Eisblaue Augen starrten sie aus der Dunkelheit an. Danach sah sie nur noch schwärze.
Alisa wollte schlafen gehen, traute sich aber nicht. Man beobachtete sie, dass merkte sie mit jedem Tag mehr. Im Bad hatte sie schon eine Kamera kurzgeschlossen. Keiner verstand mehr von Technik als Alisa. Es war aber auch keiner so vernarrt in sie wie Alisa. Im Wohnzimmer waren auch drei, die sie aber noch nicht gefunden hatte. Bei ihrem Vater hatte sie mal nachgefragt, ob auch welche im Wohnzimmer wären und er hatte ihr drei Kameras genannt. Sie hatte jeden Tag gesucht, aber die Suche blieb erfolgslos. ‚Mich kann man doch nicht einfach beobachten‘ redete sie sich ein.
Nach langen Überlegungen legte sie sich doch ins Bett. Sie versuchte zu schlafen, aber die Visionen liesen sie nicht in Ruhe.
Alles war schwarz. Alisa konnte nur ein paar Konturen von Bäumen erkennen. Dann ging neben ihr ein Licht an. Es kam von einem Haus. Alisa ging Instinktiv näher auf das Haus zu. Wenn sie sich wehren würde, gegen die Vision, würde sie trotzdem wieder kommen. Würde mit Gewalt in ihren Kopf eindringen. Also ließ sie es über sich ergehen. Alisa stand jetzt direkt vor dem Haus. Sie erkannte, dass es ihr Haus war. Zum ersten Mal hatte sie eine Vision über sich selbst, also von ihrem zu Hause. In ihrem Zimmer saß eine Person, ein fremder Mann. Sie lud nie Männer zu sich ein. Außer es war einer aus der Familie. Aber selbst wenn, würde sie keinem Mann gestatten in ihr Zimmer zu gehen. Der Mann hatte kurze, dunkelblonde Haare und war sehr groß. „Kätzchen, was ist denn los?“, fragte dieser Mann, der ihr völlig fremd war. Alisa schaute auf die andere Seite ihres Zimmers. Dort saß eine wimmernde, in sich selbst zusammen gerollte Alisa. „Ich glaube, ich kann das nicht mehr Sam. Meine eigenen Leute verraten mich. Mein eigener Vater hat mich belogen“, wimmerte die Alisa in ihrem Zimmer. Sam, der Mann auf ihrem Bett, stand auf und setzte sich neben sie. „Mein kleines Kätzchen“, flüsterte er beruhigend auf sie ein, „ich bin für dich da.“ „Ja, aber das dürfen Sie nicht. Sie geben sich einer Gefahr aus nur um mir, einer V-Kardinalin zu helfen. Einer Frau, die zu einer Rasse gehört, die ihre kleine Schwester entführt hat. Selbst das wusste ich nicht einmal. Immer hat uns der Rat als verantwortungsvollste und wissendste Rasse dargestellt. In Wahrheit sind wir nicht besser als ihr Gestaltwandler und die Menschen“, wimmerte Alisa aufgebracht. Alisa hatte noch nie eine Vision erlebt, in der sie selbst war, sonst konnte sie immer nur zu schauen. Plötzlich wurde wieder alles schwarz um Alisa herum und das Haus entfernte sich von ihr. Zog sich in der schwärze zurück, sodass sie nicht mehr wusste, wo vorne und hinten war

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Schweißgebadet wachte sie auf. In ihrer Umgebung war alles normal, keiner schaute nach ihr oder kam zur Tür rein. Langsam steig Alisa aus dem Bett. Einer musste sie doch beobachten, dachte sie. Noch nie hatte sie so ein komisches Gefühl gehabt. Ob da draußen eine Gefahr lauerte? Und wer war der Mann in ihrer Vision? , fragte Alisa sich, doch sie wusste, dass sie darauf noch keine Antwort bekommen würde.

Sam wusste, dass er das nicht tun sollte. Diese Frau hatte ihn bestimmt schon bemerkt. Obwohl er in einer Baumkrone lag und sie ihn nicht sehen konnte, schaute sie aus dem Fenster in seine Richtung. Was war an der Frau so interessant für ihn? , fragte er sich selbst. Schon lange sollte er zu Hause sein, aber diese Frau, diese Kardinale, war zu interessant für ihn. Trotzdem sprang er nach einiger Zeit vom Baum und lief wieder zurück in den Wald. Sam versprach sich morgen wieder zu kommen und nach ihr zu sehen. Wenn einer fragte, würde er sagen, dass er den Feind ausspionierte.
„Na da ist er ja!“, schrie Tammy, als Sam durch die Haustür kam. Alle Wächter von den GoldGlitter- Geparden waren da. Emmett Raser, das Alphatier der Wölfe war auch mit zweien seiner Wächter da. Der Dritte war wegen einem Auftrag verhindert. Sam nickte ihnen alle zur Begrüßung zu, bevor er in sein Schlafzimmer ging um sich anzuziehen und zurück zu verwandeln. Die Verwandlung war ein Hochgefühl aus schmerzhafter Ekstase und richtigen Schmerzen, aber sie war immer schnell vorbei. Nackt ging Sam rüber zu seinem Schrank, holte sich eine Jeans raus, die er anzog. Drei Minuten später stand er vor seinen Gästen, die alle schon was zu Trinken in der Hand hatten. „Kater, wo hast du dich denn so lange rumgetrieben?“, fragte Emmett mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Ich hatte noch eine Wache und dann wurde ich von etwas komischen aufgehalten. Bin halt auf etwas gestoßen, was ich mir gerne mal genauer ansehen möchte“, erklärte er schnell, dann setzte er sich zu seiner Schwester aufs Sofa. „Riley und ich waren noch einen Moment in der Agentur, haben nach einigen Informationen gesucht, aber leider nix gefunden“, berichtete Tammy. Schon seit einigen Wochen suchten die Geparden und die Wölfe nach einem Kardinalen, der Frauen entführt und sie nach einiger Zeit ermordete. Eine sehr schreckliche Tat, die er einen von ihren Frauen angetan hatte. Die Gepardin wurde in einem Waldstück gefunden, nicht weit weg von ihrem Haus. Riley hatte damals das Blut gerochen. Die Frau war gerade mal so um die 20 Jahre alt geworden und musste dann schon dem Tod in die Augen sehen. „Wisst ihr schon, wo sich Nikita zuletzt aufgehalten hat?“, fragte Katelyn und sah rüber zu Sebastian, der nur betroffen den Kopf schüttelte. „Sie wollte Tatiana aus dem Kindergarten holen. Ab da hatte ich sie nicht mehr gesehen. Ich wünschte, ich wäre an ihrer Stelle“, sagte der Wächter von den Wölfen bitter. Emmett legte seinem Wächter mitfühlend eine Hand auf die Schulter, wollte ihn aber auch gleichzeitig beruhigen. Sie saßen alle noch da, unterhielten sich, tranken etwas und schauten die Nachrichten zusammen. So gegen neun Uhr abends gingen die ersten. „Wir sehen uns morgen“, meinte Riley und er ging mit Tammy nach Hause. Ihr Haus lag auf seinem Weg, deshalb nahm er sie mit. Mike und Sebastian, die beiden Wächter der SnowFighter-Wölfe verließen die Gruppe auch nach einigen Minuten. Jetzt saßen nur noch die beiden Alphatiere und Katelyn in dem Wohnzimmer. „Meinst du wir finden sie? Ich will die Wahrheit hören, Sam“, gab Emmett nachdenklich von sich. Sam wandte ihm das Gesicht zu:“Ich hoffe, dass wir sie finden. Wenn wir aber noch keinen Hinweis von ihm haben, können wir nur rumsitzen und warten und heraus finden, wer sein nächstes Opfer sein wird.“

Kapitel 3




Sam fuhr gerade zur Agentur, als sein Handy anfing zu läuten. Seufzend holte er es aus seiner Hosentasche. „Was ist los Katelyn?“, fragte Sam. In seiner Stimme schwang ein wenig Angst mit. Seit einer Woche wurde eine Gefährtin von den Wölfen vermisst. Katelyn’s Stimme hörte sich verschlafen an:“Riley sagt, dass du ihn abholen sollst. Er hat Neuigkeiten wegen Nikita Grey.“ „Wo soll ich ihn abholen?“; fragte er gelangweilt. In der gestrigen Nacht war er schweißgebadet und mit einer eindeutigen Erektion aufgewacht. In seinem Traum lag eine wunderschöne Frau, eine Kardinalin, nackt zwischen seinen Bettlacken auf einem Bett. Sam fragte sich, warum er sich nicht von dieser Kardinalin losreißen konnte. Immer wieder streiften seine Gedanken ab zu dieser Frau, zu langen, blonden, glatten Haaren. Gerade noch rechtzeitig bemerkte er die Seitenstraße in die er einbiegen musste. Die Seitenstraße führte zum Haus seines einzigen, männlichsten Wächter, den Sam hatte. Rileys Haus lag im Wald, wo die meisten Geparde ihre Häuser hatten. Im Schutz des Waldes, welchen sie mit verbunden Augen kannten.
Sam musste noch nicht mal bis ganz zum Haus fahren, welches versteckt hinter Bäumen war, denn Riley kam ihm entgegen gelaufen. Die Beifahrertür wurde aufgerissen und ein großer Mann mit schwarzen Haaren, die etwas länger waren als seine, stieg ein. „Morgen“, nuschelten sich beide Männer zu. Sam drehte irgendwo und schon fuhren sie wieder Richtung Agentur. „Was gibt’s denn neues von dem Kerl?“, fragte Sam. Riley schaute aus dem Fenster, als er sprach:“ Nikita wurde zuletzt in ihrer Wohnung gesehen. Sie wollte nur nochmal schnell was holen. Sebastian tut mir leid.“ Das Alphatier in Sam verstand genau wie Sebastian sich fühlte. Sebastian hatte seine Gefährtin noch nicht lange, aber er war seitdem er sie gefunden hatte ein sehr verantwortungsbewusster Mann. Er spielte mit ihrer kleine Tochter Tatiana, als wäre sie seine leibliche Tochter.
Von sowas träumte Sam. Eine Frau, die er lieben und beschützen konnte. Er schüttelte den Kopf, damit er bei der Sache blieb. Sie mussten eine Gefährtin finden und er sollte sich keine suchen. „Meinst du wir können uns mal ihre Wohnung ansehen? Damit wir ein paar Hinweise finden können, mein ich“, schlug Sam vor und bog in eine Straße ein, die zur Agentur folgte. Riley schaute auf die Straße:“Ich werde mich mit Katelyn darum kümmern. Sie ist eine sehr gute Spurenleserin und ich kann im Internet nach Nikita suchen, wenn du willst.“ Sam war stolz auf seine Wächter. Sie waren die besten, die er hatte. Tammy und Riley konnten sich überall einschleusen. Wenn sie ermitteln kam keiner davon. „ Meinst du, dass Sascha da ist? Sie soll doch mit mir zu einem Kunden gehen, der unsere Hilfe braucht“, fragte Riley verträumt. Anscheinend war er mit den Gedanken ganz woanders. Sams Nackenhaare sträubten sich:“Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist, wenn wir Kardinalen unsere Hilfe anbieten. Aber ich verlasse mich auf dich, dass du Recht behältst und dich in die Kardinalwelt einklinken lassen kannst. Denn wenn du das nicht hinbekommst, mache ich weiter, okay?“ Neben ihm hörte er nur ein zustimmendes Brummen. Die weitere Fahrt verlief reibungslos. Sehr viel hatten sie nicht mehr zueinander gesagt und die Stille war sehr angenehm. Alle beide konnten ihren Gedanken nachgehen.
Das Agenturgebäude war ziemlich groß. Die GoldGlitter-Geparde hatten eine Agentur für Architektur und Häuserbau für Menschen und Gestaltwandler. Aber sie hatten insgeheim auch Aufträge zum Schutz für manche die einen brauchten. Deshalb hatte Riley auch heute ein Treffen mit einem Kunden, der dringen Schutz brauchte. Sam machte sich keine Sorgen. Er vertraute seinen Wächtern immer den Schutz des Rudels vorzuziehen. Sam kam gerade an seinem Büro an, als er sein Handy klingeln hörte. „Sam Banker“, sprach er ins Handy. „Ja das weiß ich auch. Sag mal kannst du heute Abend kommen? Ich muss mit dir was sehr wichtiges besprechen“, sagte eine männliche Stimme am Handy. Sam sah gerade aus in sein Büro, wo eine Frau saß. Sie war nicht sehr groß, aber durch aus in der Lage zu Töten. „Ja ich komme dann so gegen sieben Uhr. Ich muss jetzt leider auflegen, denn ich hab Damenbesuch in meinem Büro“, meinte Sam, ging auf seine Bürotür zu. Der Mann am Handy fing an zu lachen:“Na dann viel Spaß.“ Danach klappte er das Handy einfach zu. Die Glastür ging mit einem kleinen Klicken wieder zu ins Schloss, als Sam sie hinter sich zumachte. „Guten Morgen Elena“, begrüßte Sam die Wächterin der GracefulHill-Pumas. Elena machte ein paar Schritte auf ihn zu, damit sie ihn umarmen konnte. „Morgen Sam. Ich habe schlechte Nachrichten. Alex ist leider krank geworden und deshalb bin ich hier. Susan kümmert sich schon um ihn. Du weißt ja, dass wenn Alex krank ist er sich nicht gerne Pflegen lässt“, berichtete Elena ihm. Sam musste schmunzeln. Alex war ein sehr guter und schlauer Puma. Es musste schon etwas heftiges sein, weshalb er einen seiner Wächter schickt. „Wir haben uns um das Gebiet gekümmert, welches du haben wolltest und wir sind bereit es dir zu verkaufen, wenn du auch für uns ein paar Häuser bauen würdest“, meinte der Puma vor ihm. Elena wusste, wie sie verhandeln musste. Diese Eigenschaft hatte sie von ihrem Alphatier. „Gut. Aber ich muss mich erst vergewissern, wie das Land aussieht. Ich komme dann morgen Nachmittag noch mal zu euch“, sagte Sam gelangweilt. Elena stand mit einer fliesenden Bewegung auf, winkte nochmal und verschwand dann durch die Tür.
Der Rest des Tages verlief reibungslos. Sam unterzeichnete einige Entwürfe, die Mia angefertigt hatte. Das wird ein großer Erfolg, dachte Sam. Die Häuser waren sehr stielvoll und die Gestaltwandler würden sich um sie reißen. Sein Auto stand unten in der Tiefgarage und als er gerade auf dem Wag war, kam ihm Tammy entgegen. „Hast du heute Abend etwas vor?“, fragte Tammy ihn. Die Wächterin hatte immer schon ein Auge auf ihn gehabt, schaute darauf, dass er sich nicht selbst verlor. Sam schüttelte den Kopf:“Tut mir leid, aber ich wollte noch bei Emmett vorbei schauen und danach wollte ich noch mal rund laufen. Katelyn ist aber zu Hause. Sie sagte, dass sie dich vermisst. Ein Mädelsabend würde ihr gut tun.“ „Ach, das wird schön. Wie lange bist du denn weg? Und was willst du denn noch mit Emmett besprechen?“, fragte Tammy, dabei legte sie ihren Kopf schief, wie sie es nur kann. Mit Katzenaugen sah sie ihn an, wollte es aus ihm heraus holen, doch Sam stieg einfach in sein Auto ein. Tammy könnte das nicht verstehen, sagte er sich. Sie würde mich für bekloppt halten, wenn ich ihr das sagen würde, schimpfte Sam mit sich. Über die ganze Fahrt, dachte er daran, was er mit Emmett denn überhaupt besprechen wollte. Er war ein guter Freund und Verbündeter, aber würde er es auch verstehen, dass Sam sich zu einer Kardinalin hingezogen fühlte?
„Na Kater, warum denn so eilig?“, fragte Emmett, als Sam das Auto vor der Höhle abstellte. Sam zuckte mit den Schultern:“Wir laufen mal ein Stück.“ Das Alphatier der Wölfe erkannte, dass es Sam ernst war. Es sollte niemand sonst noch hören. Das Gespräch war von Alphatier zu Alphatier. Nachdem sie einige Schritte von der Höhle und den Wölfen weg waren, drehte Sam sich um. „Was hat den der Kater?“, fragte Emmett um ihn zu reizen. „Riley hat einen neuen Kunden für einen Schutz. Ich weiß leider noch nichts genaueres, aber ich glaube, dass es sich um eine Kardinale handelt. Ich weiß nicht was ich tun soll“, erzählte Sam grob, denn er wusste, dass Emmett nicht gerne wartet. Der Wolf rieb sich das Kinn:“Ja das ist ein Problem, aber ich würde mich erst mal mit dieser Kardinalin treffen. Sie ausfragen.“ Sam nickte zustimmend. Vielleicht sollte er es ihm doch sagen? „Kannst du was für dich behalten?“, fragte Sam. Doch genau da klingelte das Handy von Emmett. „Sorry, aber das ist wichtig. Wir sehen uns dann. Tschüss“, verabschiedete Emmett sich und nahm das Gespräch am Handy entgegen. Die Zeit verging und Sam stand immer noch an derselben Stelle. Jetzt würde er seiner neuen Lieblingsbeschäftigung nachgehen. Schnell rannte Sam durch den Wald. Doch als Gepard ging es schneller, dacht er. Hinter einem Baum zog Sam sich aus, band sich seine Sachen an sein Bein. Die Verwandlung ging wie immer schnell vorbei und schon sah er den Wald mit den Augen eines Gepards. Seine Sinne waren schärfer, als in Menschengestallt, obwohl sie auch als Mensch geschärfter waren. Das Haus war noch schärfer Gesichert. Was war denn hier vorgefallen? , fragte Sam sich. Er schlich um das Haus herum. Es war zwar schon Dämmerung, aber noch nicht so spät. Auf einer Bank im Garten saß sie. Sam wusste, dass er sich ihr nähern würde. Deshalb kletterte er auf den Baum, ging über den Ast und sprang auf das Grundstück. Leise landete er auf dem Boden. Seine Tatzen hinterließen keine Abdrücke auf der Erde, die sich so weich unter seinen Tatzen anfühlte. „Ich habe dich gesehen“, ertönte eine weibliche Stimme. Verwundert hob Sam den Kopf. Sie sah ihm direkt in die Augen. Jadegrüne Augen blickten sie an. Diese Farbe war so wunderschön, dass er den Blick nicht von ihr abwenden konnte. „Ich habe gewusst, dass du eines Tages kommen würdest. In meinen Visionen habe ich deine eisblauen Augen gesehen. Kommst du näher zu mir?“, fragte sie. Sollte er sich trauen? Das Zögern hatte sie war genommen, kränklich senkte sie den Kopf:“ Du vertraust mir nicht? Das kann ich mir vorstellen. Aber wegen dir habe ich so komische Visionen. Visionen, die mir den Tod zeigen.“ Diese Kardinalin stand einfach auf, blickte nicht einmal zurück, als sie in ihr Haus ging.

Kapitel 4




Dieses Fell. Diese Augen. An nichts andere konnte Alisa denken. Eine ihrer Visionen war tatsächlich wahr geworden. Erst vor kurzem hatte sie eine Vision gehabt, wo sie mit einem Gepard im Garten sitzt. Aber sie wusste immer noch nicht wer dieser Mann in ihrer Vision war. Sie hätte ihn nicht einfach draußen stehen lassen sollen. Was würde er nur über sie denken? , fragte sie sich. Gerade als sie beschloss nochmal rauszugehen, klingelte ihr Telefon. Seufzend schloss sie die Wohnzimmertür und setzte sich auf das schöne, rote Sofa. „Hier Alisa Grey“, meldete sie sich. Eine männliche Stimme meldete sich am anderen Ende der Leitung:“ Guten Abend. Hier ist Riley Smith. Ich wollte mich bei Ihnen entschuldigen, weil ich heute einfach aus der Sitzung gegangen bin. Vielleicht haben sie morgen Zeit? Wir könnten uns treffen und dann reden wir nochmal in Ruhe über ihren Schutz, den Sie bei uns gerne einfordern wollen.“ Das waren gute Neuigkeiten. Heute Mittag hatte sie ein Treffen mit Riley gehabt. Ein sehr netter Mann, aber man konnte sich in ihm auch täuschen. „Sagen sie mir wo und wann“, verlangte Alisa. Sie wollte keine Schwäche zeigen. Die GoldGlitter- Geparden waren eine der vier mächtigsten Raubtiergestaltwandler, wenn sie sich bei ihnen Schutz suchte, würde sie keiner mehr töten wollen. „Ich würde sagen, dass ich Sie morgen abhole. Können Sie mir sagen wo ihr Haus liegt? Vielleicht komme ich auch nicht alleine. Nur damit ich Sie schon mal gewarnt habe“, sagte Riley. Dieser Gepard klang ein wenig gereizt. Vielleicht sollte sie schnell auflegen. „Ja, das kann ich tun“, antwortete sie. Nach einigen Minuten, wo Alisa mit Riley über ihre Position von ihrem Haus gesprochen hatte, konnte sie auflegen.
Ihr Bett war weich und flauschig. Dort fühlte sie sich einigermaßen geborgen. Die meisten ihrer Zimmer waren kahl. Weiße Wand und nur sehr wenig Farbe drinnen. Mit ihrem Vater hatte sie schon darüber gesprochen. Er hatte nur gemeint, dass es so besser sein würde und sie weniger instabil machen würde. Trotzdem bekam sie das Gefühl nicht los, dass sie jemand beobachtete.

Schwärze. Wie immer eigentlich am Anfang, dachte sie. Eine Vision holte sie wieder ein. Das Zimmer war leer. Bis auf eine Person, die etwas an die Wand schrieb. Das Gesicht dieser Person konnte sie nicht erkennen, als diese sich umdrehte. Das einzige, was sie erkennen konnte war, dass die Person nicht normal war. Sie hatte spitze Eckzähne. Ein Vampir? Aber das konnte nicht sein, denn der Rat hatte alle Vampire eingesperrt und danach getötet. Alisa wich an die Wand zurück. Wenn es ein Vampir war, war sie wirklich in Gefahr. Das Wesen verschwand und an der Wand stand nur noch ein Satz. ‚Du wirst die nächste sein‘.



Wie immer wachte sie nach einer Vision schweißgebadet auf. Was sollte dieser Satz bedeuten? , fragte Alisa sich. Das war bis jetzt die härteste Vision, die sie gehabt hatte. Sollte sie jemanden davon erzählen? , dachte sie nach. Enttäuscht schüttelte sie den Kopf. Alle würden sie für verrückt halten. Vampire gab es nicht mehr. Es gab jetzt eine bessere Version davon, nämlich Kardinale. Ihr Handy klingelte und holte sie damit wieder zurück in die Gegenwart. Müde sah Alisa auf den Bildschirm. Als sie sah wer da anrief, fielen ihr fast die Augen aus dem Kopf. „Guten Morgen Ratsfrau Jolie Dragomir. Was kann ich denn für sie tun?“; meldete Alisa sich freundlich. Alisa hatte mal von ihren Vater gehört, dass die Ratsmitglieder bei allen V-Kardinalen manchmal anriefen um sich zu vergewissern, dass sie noch berufstätig sein konnten. Denn wenn man verrückt war, konnte man auch nicht arbeiten. „Ich rufe nur mal an, weil ich mir Sorgen um Sie mache, Alisa. Mir hat man gesagt, dass sie seit einer Woche keine Vorhersagen mehr machen. Stimmt das?“, fragte eine ruhige, aber doch bedrohliche Frauenstimme. Alisa wurde nervös. Es stimmte, dass sie seit einiger Zeit keine Vision mehr gegeben hatte, aber nur, weil sie in letzter Zeit Visionen bekam, die den Rat und andere nichts angingen. „Das stimmt. Ich war zu der Zeit nicht in der Lage. Die Tage davor habe ich Vorhersagen am Fließband gemacht. Tut mir leid, dass ich mir eine Auszeit gegönnt habe. Natürlich werde ich heute sofort wieder damit anfangen“, erklärte sie ihre Situation. Natürlich war alles gelogen. Wenn auch nur einer herausfand, dass Alisa Grey verrückt war, weil sie andere Visionen bekam, würde man sie einsperren oder noch schlimmer töten. Alisa traute sich noch einen Schritt weiterzugehen:“Haben sie etwa gedacht, dass ich geistig nicht mehr in der Lage sei Vorhersagen zu machen? Ich bitte Sie! Das stimmt nicht.“ Die Ratsfrau am Handy war sprachlos:“Warum dachten Sie, dass ich so denken würde? Halten Sie mich für so oberflächlich? Ichwollte sie nur fragen, ob Sie sich wieder in der Lage befinden weiterzarbeiten, denn Ihr Vater hat mir berichtet, dass sich sie Anfragen stapeln.“ Darauf wusste Alisa keine Antwort. Trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, dass die Ratsfrau Dragomir sie anlog. „Ich bitte um Entschuldigung. Ich wollte Sie keineswegs verärgern. Es tut mir aufrichtig leid“, entschuldigte Alisa sich. Die Ratsfrau sagte noch, sie solle sich beeilen und schnell wieder arbeiten, denn die anderen Ratsmitglieder wurden langsam unruhig.
Zeit zum Mittagessen, dachte Alisa und stellte sich vor den Herd. Die Küche war ein kleiner, karger Raum. Die Küchenzeile war aus dunklem Holz mit Verzierung an den Türen. Ihr Kühlschrank war mit ausreichend Nahrung versorgt. Dort war alles drinnen, was eine V-Kardinalin zu sich nahm. Die V-Kardinalen hatten andere Essenangewohnheiten, als die restliche Gattung. Alisa hatte schon einige V-Kardinale gesehen und die meisten stopften sich nur Fastfood rein. Doch Alisa ernährte sich meistens gesund. Wenn ihr Vater sie ließ, joggte Alisa auch im Wald.
Aus dem Kühlschrank holte sie Hähnchenbrüste raus, die sie dann in einer Pfanne braten würde. Dazu wollte sie einen Salat mit Tomaten und Gurke machen. Bevor sie jedoch die Hähnchenbrüste in die Pfanne tat, schnitt sie die Hähnchenbrust erst mal in kleine Stücke. Alisa nahm ein scharfes Messer aus der Schublade links von ihr. Das Messer und ein Brettchen stellte sie schon mal auf den Tisch. Schüsseln holte sie aus dem einen Wandschrank über der Spüle. Das Gemüse und den Salat holte Alisa auch aus der Speisekammer. Nachdem sie alles auf den Tisch gelegt hatte, fing sie an das Gemüse zu schneiden. Die Gurke und die Tomaten waren schnell fertig. Beim Salat dauerte es aber etwas länger. Sie entschied sich das Dressing zum Schluss zu machen. Der fertig geschnittene Salat landete auch bei den Gurken und Tomaten in einer rot-blauen Schüssel. Alisa liebte bunte Sachen und genau deshalb verbot man ihr alles Schöne und Bunte. Die rot-blaue Schüssel stellte sie außer Reichweite. Danach arbeitete sie mit den Hühnchenstreifen. In die Pfanne gab sie ein bisschen Öl und die Streifen dabei. Rechts neben ihr machte Alisa eine Tür im Wandschrank auf. Dort standen alle möglichen Gewürze drinnen. Sie suchte sich welche raus, würzte die Hühnchenstreifen und stellte sie dann wieder in den Wandschrank. Als alles fertig war, setzte Alisa sich an den Tisch und begann alleine, wie eigentlich jeden Tag, zu essen.
Alisa wollte gerade den ersten Bissen essen, da klingelte ihr Telefon. Was war denn schon wieder los? , fragte sie sich genervt. Konnte sie denn nicht mal in Ruhe essen? „Wer ist da?“, fragte sie hörbar genervt. „Hallo mein Kind. Störe ich?“, fragte eine weibliche Stimme am Telefon. Das konnte nicht sein! , dachte Alisa. Verwirrt fragte sie:“Mutter? Mutter bist du das?“ „Ja mein Kind. Ich rufe an um dir etwas zu sagen. Ich habe gehört, dass der Rat über ausgebrochene Flüchtlinge sprach. Weißt du, was ich meine? Sie sollen jetzt auf freiem Fuß sein und sie sind hinter bestimmten Frauen her. Die meisten waren groß, blond und hatten grüne Augen. Bitte pass auf dich auf. Ich wollte dich nur warnen. Wir können uns vielleicht in einem Monat treffen oder so. Ich weiß nicht, wann ich hier raus kann“, erzählte ihre Mutter. Alisa konnte es immer noch nicht glauben. Ihre Mutter rief sie an. Sie hatte sich so lange nicht mehr gemeldet, dass es Alisa fast im Herz wehtat ihre Stimme zu hören. Ihre Mutter wurde von den Kardinalen Gesucht, weil sie ein Ratsmitglied getötet hatte. „Mutter warum kannst du nicht zu mir kommen? Niki wurde getötet! Ich brauche dich!“, schrie sie ihre Mutter durchs Telefon an. Natalie Grey wirkte ganz entspannt, als sie sagte:“Das glaube ich nicht, mein Kind. Warte nur ab. Du wirst sie bestimmt noch finden. Ich muss wieder auflegen. Ich liebe dich.“ Und schon kam dieser schreckliche Ton, wenn einer die Leitung unterbrach. Alisa zerbrach sich noch den Kopf darüber, warum ihre Mutter sie angerufen hatte. Minuten vergingen, in denen sie beim Essen immer wieder zum Telefon schaute in der Hoffnung ihre Mutter würde anrufen.
Langsam wurde es Zeit sich fertig zu machen. In einer halben Stunde hatte sie das Treffen mit Riley Smith. Wenn sie da nicht pünktlich erschien, könnte das der Gepard als Zeichen von Ignoranz einstufen. Dann wäre das Treffen abgeblasen. In ihrem Schlafzimmer ging sie zum Schrank, suchte sich schnell ein schönes Sommerkleid raus, zog es an und lief ins Bad. Dort schminkte sie sich blitzschnell, damit sie nicht so runtergekommen aussah, wegen ihrer Vision. Als sie fertig war, schaute sie in dem Flur in den Ganzkörperspiegel. Das hellrote Sommerkleid, das an den Knien aufhörte, passte perfekt zu ihren sandfarbenen Ballerinas. Der Schnitt des Sommerkleides war sehr kompliziert, weil es eine Handfertigung war. Das Kleid hatte sie zu ihren 27 Geburtstag bekommen und es passte ihr heute noch mit 28 Jahren. Die meisten V-Kardinalen wären jetzt schon längst raus gewachsen.
Riley hatte gesagt, sie sollte erst mal aus dem Wald rauslaufen. Dann würde er in der nächsten Seitenstraße stehe, erinnerte sich Alisa an den Hinweis, den Riley ihr gegeben hatte. An der Pinnwand hinterließ sie eine kurze Nachricht, damit sie wussten, dass Alisa nicht lange fortblieb. Wer würde sich denn schon Sorgen? , dachte sie. Das einzige, was sie tun würden wäre, sie als verrückt zu erklären, damit man nicht nach ihr suchen müsste. Vielleicht würde der Rat aber nicht so schnell aufgeben. Es gab für und wider auf Alisas Liste. Sie musste schon sehr wichtig sein um vom Rat gesucht zu werden, also strich sie den letzten Punkt auf ihrer Liste. Vielleicht würde auch ihr Vater nach ihr suchen, weil sie ihm wichtig schien? Wichtig in dem Sinne, dass er sie liebt. Aber das glaubte Alisa nicht. Ihr Vater war nur hinter dem Geld her und nicht an seiner Tochter interessiert. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss und Alisa machte sich auf den Weg. Ihr Garten sah nicht sehr gepflegt aus und der Sicherheitszaun störte sie auch. Man sagte ihr, dass es für ihren Schutz sei, aber wenn ein ausgewachsener Gepard hier eindringen konnte, konnten auch andere Leute das. Wieder gingen ihre Gedanken an den Tag zuvor zurück. Der Gepard war näher gekommen, als sie sich hätte träumen lassen. Seine eisblauen Augen waren so faszinierend, dass Alisa schon ein Bild von ihnen gemalt hatte. Tief in ihrem Herzen wünschte sie sich, dass der Gepard noch mal kommen würde, aber bis jetzt hatte sie keine weitere Vision gehabt, die dies zeigte. Am Gartentor angekommen musste sie eine Reihe von Zahlen eingeben, damit die Tür aufging. Die Reihenfolge war einfach. Es waren die Zahlen der Weltkriege, die es bis jetzt gegeben hatte. Nachdem auch die Gartentür hinter ihr zufiel, hatte Alisa schon ein wenig Angst. Hier draußen beschützte sie keiner. Keiner war in ihrer Nähe. Sie konnte so viel um Hilfe schreien, wie es nur ging. Sie war allein. Schnell ging Alisa den kleinen Pfad entlang, der aus dem Wald führen sollte. Den Pfad konnte man kaum noch sehen, weil hier seit einiger Zeit keiner mehr langlief. Es war kein Geräusch zu hören. Das machte Alisa auch Angst, sonst sangen die Vögel oder in der Nähe hörte sie Rehe. Doch heute war alles komplett still. Sie hatte sich gerade etwas entspannt, als sie hinter sich ein Geräusch hörte. Das war bestimmt nur ein Vogel, redete Alisa sich ein. Das Geräusch kam näher, wurde schneller. Auch Alisas Schritte wurden schneller, bis sie merkte, dass sie rannte. Neben ihr schlug ein Pfeil in einen Baum ein. Erschrocken legte sie noch mehr Geschwindigkeit drauf. Alisa wusste gar nicht wie ihr geschah. Wer war das hinter ihr? , fragte sie sich immer wieder. Vielleicht einer aus dem Rat? Alisa schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein, denn der Rat hatte kein Interesse daran Alisa etwas zu tun. Der Weg, den sie noch vor sich hatte, kam ihr auf einmal sehr lange vor. Zu lange, denn sie konnte nicht mehr viel laufen. Trotz der Angst traute Alisa sich zurück zuschauen, wollte ihren Jäger sehen. Was sie sah, schockte sie noch mehr. Rote Augen starrten sie aus einem leblosen Gesicht an. Jetzt hatte Alisa noch mehr Gründe schneller zu Laufen. Weil die Vampire für lange Zeit eingesperrt waren, hatten sie die Schnelligkeit verloren und konnten nur noch so schnell rennen wie ein Mensch. Die Stärke war auch nur noch die von einem Gestaltwandler, obwohl das noch sehr stark war.
Nur noch wenige Meter, denn dort vorne sah Alisa das Auto von Riley Smith stehen. Der Vampir hinter ihr hatte also keine Chance mehr, sie zu verletzten. Das Auto war ein Sportwagen und sehr schnell. Ohne auch zu schauen ob Riley wirklich in dem Auto saß, riss sie die Beifahrertür auf und setzte sich rein. „Fahren! Fahren Sie bitte!“, schrie sie voller Angst. Riley, der den Vampir im Rückspeigel sah, fluchte und startete den Motor. „Beruhigen Sie sich erst mal Alisa. Der Vampir kann uns nicht einholen. Ich werde für Ihre Sicherheit sorgen“, sagte Riley beruhigend. Es klappte auch. Alisa glaubte dem Geparden Wächter. Zehn Minuten später entspannte Riley sich und schaute rüber zu Alisa:“Was ist denn passiert? Warum verfolgt Sie ein Vampir? Wissen Sie was. Sie werden mir es erst sagen, wenn wir auf mein Alphatier treffen. Sam wird bestimmt auch wissen wollen, was los war.“ „Sie bringen mich zu Ihrem Alphatier?“, stotterte Alisa. Riley nickte zustimmend:“War seine Anweisung. Er möchte Sie kennen lernen. Wenn wir Ihnen Schutz geben sollen, muss er sich erst ein klares Bild über Sie verschaffen.“ Das war nur zu logisch. „Wo fahren wir hin?“, fragte sie. Riley richtete seinen Blick stur geradeaus:“Das kann ich Ihnen nicht sagen. Anweisung vom Alphatier. Er möchte sie an einem Ort treffen, wo nur Sie beide sind.“ Damit keiner hören konnte, wie sie um ihr Leben bettelte, dachte Alisa.
Die restliche Fahrt verlief schweigend. Kurz bevor sie ankamen, fuhr Riley rechts ran. „Ich muss Sie jetzt noch fragen, ob sie wirklich dieses Treffen haben wollen, denn wenn sie ja sagen, kann ich nichts mehr für Sie tun. Vielleicht ein gutes Wort einlegen, aber die Entscheidung trifft Sam“, erklärte Riley ihr. Anstatt zu antworten, nickte Alisa nur. Sie hatte keine Stimme mehr, ihr Hals war zu trocken. Angst bekam sie nicht, sie empfand nur Respekt für das Alphatier, dem sie gleich gegenüberstand. Riley fuhr noch 2 Straßen weiter und hielt dann an einem Haus. „Dort werden Sie ein paar Stunden oder auch vielleicht ein paar Tage mit ihm alleine sein. Viel Glück wünsch ich Ihnen“, sagte Riley.
Alisa stand vor der Haustür. Sollte sie wirklich klopfen? , fragte sie sich. Es blieb ihr nichts anderes übrig, außer sie wollte als Hackfleisch enden. Zaghaft klopfte sie und nach den 2 Klopfen wurde die Tür aufgemacht. Alles was sie sah, waren 2 eisblaue Augen, die sie verwirrt ansahen.

Kapitel 5




Abwarten starrten ihn jadegrüne Augen an. War die Welt wirklich so gemein? , fragte er sich. „Ehm… Könnte ich vielleicht reinkommen?“, fragte eine zierliche Stimme. Vollkommen benebelt, stützte Sam sich am Türrahmen ab. „Ja natürlich. Dürfte ich Ihren Namen wissen?“, fragte Sam. Ab jetzt musste er seinen ganzen Charme spielen lassen. Er wollte wissen warum ihn diese Frau so faszinierte. Mutig ging sie an ihm vorbei. Der Gepard in Sam knurrte anerkennend. Niemand hätte einem Gestaltwandler den Rücken zu gewandt, wenn man nicht wusste ob er Fein oder Freund war. „Ich bin mir sicher, dass Sie alles über mich wissen wollen, aber ich bin sehr erschöpft. Können Sie noch warten?“, erklärte sie ihm. Sam ging an ihr vorbei den Flur entlang:“ Es gibt nur ein Schlafzimmer, aber dort stehen zwei Betten und links neben dem Zimmer ist das Bad.“ Dabei zeigte sam jeweils auf die Zimmer. Sofort ging sie ins Schlafzimmer. Ihr Duft war so verführerisch, dass er versucht war mit ihr zu gehen. Doch er musste sich zurück halten, denn nicht umsonst war er ein Alphatier.
Wieder zurück im Wohnzimmer holte Sam sein Handy raus. „Was war im Auto los?“, fragte Sam, als jemand abnahm. „Hey bleib mal ruhig. Sie kam zum Auto gerannt. Gefolgt von einem Vampir“, erzählte Riley ihm niedergeschlagen, „Ich bin sofort los gefahren. Ich schwöre es.“ „Kannst du Kate zu mir bringen?“, fragte Sam. Er brauchte jemanden zum reden. „In 10 Minuten bin ich mit ihr da“, sagte Riley und legte auf. Träge schaltete Sam den Fernseher ein. Sam würde alles seiner Schwester erzählen, wollte ihren Rat, wie er mit dieser Frau umgehen sollte. Aber wenn diese Frau dazwischen kam, würde er Katelyn es nicht erzählen können. Im Fernseher lief nichts besonderes, also schaltete er ihn aus. Trostlos lief er im Zimmer herum. Die Einrichtung war nicht besonders nur ein Fernseher und 2 Sofas. An der einen Wand ein Schrank und an der anderen ein paar Bilder vom Rudel, damit man sich hier nicht so alleine fühlte. Die Wände waren in einem satten rot gestrichen und der Boden war mit einem flauschigen Teppich bedeckt. Eine Raubkatze lief hier gerne mal Barfuß rum. Die Tage wurden immer wärmer, dachte Sam. Es ging auf dem Sommer zu. Der Frühling war seine Lieblingsjahreszeit, denn im Frühling wurde alles wieder neu. Die Bäume wurden wieder grün und die Blumen leuchteten wieder in neuen Farben. Die Umwelt wurde einfach schöner. Sam ging rüber zum Fenster und schaute hinaus. Die Bäume, die ein schönes grün hatten, bedeckten den Blick. Das Haus lag weit im Wald. Aber trotzdem war die Aussicht schön. In der Nähe gab es einen Wasserfall, vielleicht würde er sie mal mit dahin nehmen, wenn die Frau sich als vertrauenswürdig erwies. Ein paar Minuten später klingelte es endlich an der Haustür. „Hallo Bruderherz!“, schreite eine aufgeregte Katelyn. Feste und lange umarmten die beiden Geschwister sich. „Riley klang besorgt, als er mich anrief. Was willst du mir erzählen?“ fragte Katelyn, dabei steuerte sie aufs Sofa zu. Sam stand immer noch an der Tür. Langsam ging er in Richtung Küche, die neben dem Wohnzimmer lag. Als Katelyn nicht nachkam, schrie er:“Wo bleibst du Kate!?“ In der Küche machte er schon mal alles fertig. „Was machst du da?“, fragte sie. Sam musste anfangen zu lachen:“Darf ich nicht mit meiner Schwester Plätzchen backen?“ Jetzt musste auch Katelyn lachen. „Ja. Wie in alten Zeiten. Genau das habe ich vermisst. Dann bist du nicht Sam ‚der Aufpasser‘ sondern einfach nur Sam“, erklärte Katelyn. Lachend machten sich die beiden ans Werk.
Nachdem sie den Plätzchenteig in den Backofen geschoben hatten und die Küche wie ein Schlachtfeld aussahen, Setzte Katelyn sich auf die Arbeitsplatte. Ihre Hose war schon voll von Mehl, da kümmerte sie es nicht, wenn sie sich jetzt noch schmutziger machte. Sam ging es genauso. „Was liegt dir denn auf dem Herzen?“, fragte Katelyn. Sam seufze und lehnte sich an die Theke. „Ach ich weiß nicht so genau. Als ich sie gesehen habe, konnte ich…“, meinte Sam. So genau wusste er nicht, was er Katelyn sagen sollte. „Wie sieht sie aus?“, fragte Katelyn. Sam kratzte sich am Kopf:“Jadegrüne Augen, blonde, glatte Haare und ein hammer Körper.“ „Hübsch. Genau richtig für dich, oder?“, Katelyn lehnte sich lächelnd zurück. Sie wusste, dass Sam verwirrt war, wollte ihm aber nicht helfen in der Hinsicht hin. Das, was in Sam vor sich ging, dabei konnte sie ihm nicht helfen, dass musste er schon selbst hinbekommen. Sam wusste nicht, was mit ihm los war. „Ehm… Tut mir leid, dass ich störe, aber ich wollte mal etwas fragen“, meldete ich eine weibliche Stimme. Sein Kopf fuhr herum, als er diese Stimme hörte. „Was möchten Sie denn fragen, Miss?“, fragte Sam. Seine Augen folgten ihren Bewegungen. „Erstens heiße ich Alisa Grey. Zweitens möchte ich wissen, wie lange ich hierbleiben muss…“. Fing sie an, doch Sam unterbrach sie. „Darüber reden wir später, Alisa“, sagte Sam und damit war das Thema fürs erste abgeschlossen. Katelyn sprang von der Arbeitsplatte runter:“Hallo, mein Name ist Katelyn. Ich bin Sams kleine Schwester.“ Alisa nahm sie zögernd in den Arm. Sams kleine Schwester war für jeden offen. So schnell machte sie keine Vorurteile. Egal wer vor ihr stand! „Was riecht denn hier so lecker?“, fragte Alisa. Sam schaute zum Backofen:“Kate und ich haben Plätzchen gebacken. Wenn sie fertig sind, können Sie mit uns welche essen, wenn Sie möchten.“ Als Antwort bekam er nur ein stummes Nicken von Alisa. Da Sie keine Anstalten machte zu gehen, konnte Sam nicht mehr mit Katelyn reden. „Naja. Es ist sehr amüsant eine kleine Schwester zu haben. Wie ist es mit Ihnen, Alisa?“, fragte Sam. Alle drei saßen im Wohnzimmer, in der Mitte auf einem Tisch standen die Plätzchen. Katelyn saß neben Sam auf dem Sofa, während Alisa auf einem Sessel weiter entfernt saß. „Ich hatte eine kleine Schwester. Genau wie Sie eine haben. Nikita Grey hieß sie. Mein Vater hat gemeint sie wäre tot“, erzählte Alisa stockend. Das erstaunte Sam. Leise stand er auf, setzte sich neben den Sessel und strich Alisa beruhigend über den Rücken. „Möchten Sie darüber reden, Alisa?“, flüsterte er in ihr Ohr. Sie schüttelte energisch den Kopf. Noch einmal fuhr er ihr mit der Hand über den Rücken. Als Sam sich wieder hinsetzte, warf Katelyn ihm einen besorgten Blick zu. „Sie sind eine Kardinalin, oder?“, fragte Katelyn neugierig. Alisa setzte sich in dem Sessel auf:“Ja ich bin eine V-Kardinalin.“ Eine Zeit lang unterhielten sie sich. Alisa wurde lockerer und freundete sich mit Katelyn an.
Die Tür ging knarrend auf, als Katelyn auf die Veranda trat. Es war schon spät abends. „Ich mag sie. Verletzte sie nicht, Bruderherz“; meinte sie ernst. Sam sah zurück ins Wohnzimmer:“ Ich werde nur mit ihr reden. Mensch! Kate du kennst mich doch!“ Beide umarmten sich noch kurz, bevor Katelyn in den Wald lief. Sie musste Wache halten und Tammy ablösen. „Alisa, was wollen Sie jetzt machen?“, fragte Sam, als er wieder in die Wohnung kam. Keiner antwortete ihm. Sam suchte nach ihrer Witterung in der Luft, die er folgen konnte. Die Witterung trieb ihn in Richtung Küche. Leise schlich er an Alisa heran. „Ich habe Sie eben etwas gefragt, Alisa“, flüsterte Sam an ihrem Ohr. Sie zuckte zusammen. „Ich habe nichts gehört. Was wollten Sie denn wissen?“, fragte sie genau so leise zurück. Wie sie sich wohl anhören würde, wenn er an ihr rumspielen würde, fragte Sam sich. Bestimmt noch besser. „Ich wollte wissen, was Sie jetzt machen möchten“, flüsterte Sam wieder an ihrem Ohr. Über ihrer Haut bildete sich eine Gänsehaut. Dem Gepard gefiel es, wie sie auf ihn reagierte. Alisa drehte sich zu ihm um:“Ich möchte jetzt duschen gehen, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Ihre kleine Schwester ist sehr nett. Vielleicht ändern Sie ihre Meinung über mich.“ Mit diesen Worten ging sie an ihm vorbei in Richtung Bad.

Sehr lange hätte sie es nicht mehr ausgehalten, dachte Alisa. Dieser Mann machte sie so durch einander. Jetzt erst mal duschen und ablenken. In dem Schlafzimmer holte Alisa ihre Sachen und ging wieder zurück ins Bad. Was machte er mit ihr? Immer wieder dachte Alisa an eisblaue Augen, die sie anstarrten. Sam, dachte sie. Im Bad legte Alisa ihre Sachen ab. Das Bad war nicht sehr groß. Es gab dort nur ein kleines Waschbecken, eine Toilette und eine Dusche. Die Sachen legte sie auf die Toilette. Schnell stieg Alisa in die Dusche, stellte dann das Wasser an. Am Nachmittag wäre sie fast zerbrochen, als Alisa von ihrer Schwester erzählt hatte. Nikita war immer lebendig gewesen, hatte sich nie an Regeln gehalten, aber sie hatte auf Alisa aufgepasst. Sie waren vom Aussehen her verschieden. Nikita hatte rote Haare, die sich lockten, während Alisa glatte, blonde Haare hatte. Beide hatten dieselbe Augenfarbe von ihrer Mutter geerbt. Richtig groß war Nikita nie, aber als E-Kardinalin war sie sehr bekannt. Ihre Eltern schickten immer kleine Kinder zu ihr, die traumatisiert waren. Toby war ihr kleiner Liebling. Er wurde drei Jahre lang in einem dunklen Zimmer eingesperrt, wurde misshandelt, bis die K-Kardinalen ihn endlich gefunden hatten. Toby war abgemagert, war nur noch Haut und Knochen. „Autsch! Heiß!“, schrie Alisa überrascht auf. Ein paar Sekunden später klopfte es an der Tür. „Alisa ist Ihnen etwas passiert?“, fragte eine raue Stimme. Sie umklammerte panisch den Duschkopf:“Das Wasser ist ein wenig heiß. Mir ist nichts passiert.“ „Wie lange brauchen Sie denn noch?“, fragte Sam ruhig. Durch das Wasser konnte sie ihn kaum verstehen. Alisa schäumte ihre Haare ein. Sie würde mindestens in einer viertel Stunde fertig sein. „In 15 Minuten bin ich fertig, Sam“, meinte Alisa aufgeregt. Sie hielt den Atem an und machte das Wasser aus, damit sie seine Schritte hören konnte. Doch Alisa hörte nichts. Seufzend stellte sie die Dusche ab, nachdem sie mit den Haaren fertig war. Von der Wand aus nahm sie sich ein Handtuch, worin sie die Haare einwickeln konnte, Danach trocknete Alisa ihren Körper ab. Die Kleider hatte sie sich schnell übergezogen. Der Spiegel war beschlagen, der ganze Raum war voller Dampf. Ein einfaches, rotes Top, einen Jeansmini und Ballerinas zog Alisa sich an. Wie gesagt, brauchte Alisa nur noch eine viertel Stunde. Aus der Küche kam ein köstlicher Duft zu ihr hinüber. Die Tür zur Küche stand offen und ein Mann mit nacktem Oberkörper stand an einer Arbeitsplatte. „Was kochen Sie denn da?“, fragte Alisa. Sie merkte nicht einmal, dass sie Sams Rücken anstarrte. „Ich koche für uns etwas. Essen Sie Lachs, Tomaten, Zucchini und Nudeln?“, teilte er ihr mit. Auf seinem Rücken sah sie alle Muskeln, die er gerade bewegte. Und Sam war sehr muskulös. Unter seiner gespannten Haut waren so viele Muskeln, dass sie sich schon vorstellen konnte, dass Sam ein Alphatier war. Alisa musste schlucken um wieder richtig denken zu können:“Ja. Soll ich Ihnen helfen, Sam?“ Sam drehte sich langsam um. Sie wollt erst gar nicht runter sehen. Denn sie wusste, was sie da erwarten würde: noch mehr Muskeln, die sie verführen würden. Einst musste man Gestaltwandler lassen, sie hatten alle sehr gutaussehende Körper. Aus dem Schrank holte Sam ein weiteres Brettchen. Dann winkte er Alisa zu sich. „Sie haben sich ja gar nicht die Haare geföhnt. Wenn Sie möchten, könnten Sie die Tomaten schneiden. Ich schneide währenddessen die Zucchini. Den Backofen habe ich schon angestellt. Jetzt können wir auch reden, wenn Sie wollen“, erklärte Sam, als er wieder an die Arbeitsplatte ging. Alisa stellte sich neben ihn, nahm ihm das Messer aus der Hand. „Was wollen Sie denn wissen, Sam? Alles kann ich Ihnen aber nicht sagen, weil ich nicht weiß, ob ich Ihnen vertrauen kann“, meinte sie und schnitt die Tomaten klein. Von nebenan kam ein Knurren. „Sie müssen mir alles erzählen, Alisa. Ich kann mich sonst nicht entscheiden. Erzählen Sie mir etwas über sich“, forderte der Gepard. Die Tomaten waren nicht sehr groß, weshalb die Arbeit schnell erledigt war. Alisa wurde langsam nervös. Was sollte Alisa ihm erzählen? „Ich möchte etwas über Sie wissen. Persönlichkeit, Familie oder so“, half ihr Sam auf die Sprünge. „Ich bin 28 Jahre alt, bin V-Kardinalin, habe blonde Haare und grüne Augen, die ich eigentlich nicht so schön finde“, fing sie an. Plötzlich drückte Sam sie gegen die Arbeitsplatte, sodass sie ihn ansehen musste. Eisblaue Augen sahen sie an und der Gepard knurrte:“Sagen Sie nie wieder Sachen über sich, die Nicht stimmen. Ihre Augen sehen wunderschön aus. Und behaupten Sie nie wieder das Gegenteil, wenn ich in Ihrer Nähe bin.“ Schnell und sachte fuhr er ihr mit seinen Fingern über ihre Wange. „An meiner Meinung können Sie nichts ändern. … Ich verstecke mich vor meinem Vater und vor dem Rat. Mein Vater ist wahrscheinlich ein Lügner. Ich weiß nicht mehr wann ich meine Mutter gesehen habe. Und seitdem ich komische Visionen habe, die der Rat nicht sehen darf, verstecke ich mich vorm Rat“, fuhr sie ungerührt fort. Doch bei dieser kurzen Berührung von ihm wäre Alisa beinahe zusammengezuckt. Sam sah sie die ganze Zeit an. Dem Blick eines Gepards entfiel nichts. Trotzdem redeten die beide kein Wort mehr, während der Zubereitung.
Erst wieder wenn das Essen im Ofen war, traute Sam sich das Gespräch wieder aufzunehmen. „Was meinten Sie eben, als Sie sagten Sie würden sich vor ihrem Vater verstecken?“, fragte Sam leise. Anscheinend wollte er ihr nicht zu nahe treten. „Wissen Sie was, Sam? Ich glaube, dass ich Ihnen langsam vertraue. Normalerweise rede ich mit niemand über meine Familie“, sagte Alisa und sah ihm dabei in die Augen. Sams Augen zogen sie jedes Mal in einen Bann, wenn sie sie anblickten. Sam zog beide Augenbrauen hoch:“ Alisa-Schätzchen, natürlich können Sie mir vertrauen. Aber wenn Sie meinen Schutz wollen, muss ich Ihnen trauen. Dafür brauche ich erst einen Beweis von Ihnen, Alisa.“ In ihrer Nähe bewegte Sam sich tierisch. Man merkte, dass er ein Gepard war. Bei Riley hatte sie es nicht so bemerkt. „Ich werde jetzt lieber den Tisch decken“, flüsterte sie leise, versuchte seinen Augen zu entkommen. Denn den Augen eines Gepards entging nichts. In einem der Schränke entdeckte Alisa die Teller und in der unteren Schublade das Besteck. Seufzend stellte sie die Teller auf den Tisch. Einen Links neben sich, den anderen rechts. Es waren schöne Teller. Außen am Rand verziert und innen einfach nur weiss. Aus der Küche hörte sie, wie Sam die Nudeln in ein Sieb schüttete, damit sie abtrocken konnten. „Alisa, ich bräuchte mal ihre schönen Hände zum mithelfen“, rief er. Auf dem Absatz drehte Alisa sich um. Als sie in der Küche ankam, hielt Sam die Auflaufform in der Hand. „Könnten Sie bitte ein paar Untersetzter auf den Tisch stellen, das habe ich vergessen“, meinte Sam und machte dabei Hundeaugen. Alisa fing an zu schmunzeln:“Obwohl Sie ein Gepard sind, haben Sie die Hundeaugen Nummer aber ganz gut drauf.“ Auch Sam musste jetzt anfangen zu lachen:“Tja, wenn man eine kleine Schwester hat, muss man sich ja irgendwie wehren, damit sie das machen, was man will. Hab ich recht?“ Schnell stellte Alisa die Untersetzter auf den Tisch:“Das musste ich auch immer bei meiner kleinen Schwester machen. Immer wenn es mir schlecht ging, wollte sie Hilfe holen, doch ich habe sie immer davon abgehalten.“

Kapitel 6




Das Essen ging schnell und mit viel Gesprächsstoff vorbei. Sam wunderte sich, dass Alisa ihm alles offen erzählt hatte. Das Thema Familie hatte er erst mal gelassen, da Sam nicht wollte, dass Alisa traurig wurde. Mehrmals hörte Sam an diesem Abend ihr Lachen und es freute ihn auf irgendeine Weise. Jetzt stand sie aber auf. „Soll ich Ihnen helfen, oder kann ich mich umziehen?“, fragte Alisa ihn. Die Teller und das Besteck waren schon in der Küche. Man musste nur noch den Abwasch machen. „Gehen Sie ruhig schon vor, Alisa. Ich mache das alleine. Dann habe ich Zeit zum denken“, sagte Sam. Morgen müsste er sie nach Hause fahren, damit ihre Tarnung nicht auffliegt. Mindestens einen Soldaten würde er bei ihr lassen, oder sogar selbst da bleiben. Leise verabschiedete Alisa sich und ging mit schnellen Schritten den Flur runter. Erst als er die Tür hörte, wie sie zuknallte, bewegte Sam sich wieder. Sie hatte ihm gesagt, dass sie für die meisten Ratsmitglieder Visionen sieht. So verdient ihr Vater Geld. Der Rat war Reich und in der letzten Zeit hatte er mehr Grund denn je eine Zukunftsvision zu bekommen, denn es wurde heikel. Ein paar Kardinale stellten sich dem Rat entgegen, sagten sie würden es nicht mehr lange mitmachen, wenn es so weiter ginge. Die Gestaltwandler und die Menschen hielten sich da raus, aber wenn es du einem Aufstand kommt, würden sie eingreifen müssen.
Das heiße Wasser flieste in das Spülbecken. So genau wusste Sam nicht, was er noch machen sollte. Alisa war nett, sehr nett sogar. Oder fiel ihm das nur auf? Er füllte ein wenig Spüli in das Spülbecken und begann dann erst das Besteck abzuwaschen. Das heiße Wasser machte ihm nichts aus. Nach einigen Minuten war er dann auch endlich fertig. Zufrieden sah er auf seine Hände hinab. Alle waren verschrumpelt. Früher hatte Sam immer zusammen mit Katelyn abgewaschen. Nur zu gerne wäre er jetzt in der Zeit zurückgereist um zu verhindern, dass ihre Eltern sterben. Das trockene Geschirr stellte er wieder zurück in die Schränke und Schubläden. Vor dem Fenster entdeckte Sam einen Schatten. Vielleicht nur ein Vogel, dachte Sam. Gemütlich ging er ins Wohnzimmer um noch ein wenig Fern zu sehen. Auf Pro Sieben lief gerade Talk, Talk, Talk. Genau wie Katelyn interessierte sich Sam sehr an das Leben von anderen Leuten. Oft hatte er sich diese Sendung angeschaut und sich dabei kaputt gelacht. Die Jerry Springer Show war dran. Dort ging es um eine Drogensüchtige Mutter, die ihr Kind vernachlässigte. Sam schüttelte den Kopf:“Solchen Leuten sollte man die Kinder abnehmen. Wie kann man nur sein ein und alles vernachlässigen. Liebt sie das Kind nicht genug, oder was?“
Nach der Sendung holte Sam seinen Laptop raus. Sebastian, einer der SnowFighter-Wölfe Wächter, wollte mit ihm reden. Die Cam schaltete sich automatisch an, sobald er den Kode eingegeben hatte. „Hey Sam! Habt ihr sie gefunden?“, fragte Sebastian, als sein Gesicht auf dem Laptop erschien. Sam winkte ab:“ Hat Nikita jemals was von einer Schwester erzählt?“ Ein verwunderter Ausdruck trat auf Sebastians Gesicht:“Sie hat erwähnt, dass sie eine große Schwester hat. An den Namen kann ich mich nicht mehr erinnern.“ Sehr interessant, dachte Sam. „Hat das etwas mit dieser Kardinalin zutun, die bei dir ist?“, fragte der Wächter. Wenn es um wölfe ging, waren sie sehr schlau und gerissen. In wenigen Minuten konnten sie alles rausbekommen, was sie wollten. Sam nickte:“Sie heißt Alisa Grey und hat auch eine kleine Schwester erwähnt. Soll ich sie mal holen?“ Er sah keine Reaktion in Sebastians Gesicht. Seitdem seine Gefährtin entführt worden war, war der Wächter sehr aggressiv anderen gegenüber. Wortlos stand Sam auf. Als er vor der Zimmertür ankam, hörte Sam kein einziges Geräusch. Noch nicht mal Alisas Atem konnte Sam hören.
Die Tür war nicht verschlossen, als Sam das Zimmer betrat. Das Fenster war geöffnet und kalte Nachtluft strömte ins Zimmer rein. „Alisa bist du hier?“, flüsterte er in die Dunkelheit. Stille. Leise fluchte er und ging zum Fenster. Hier stieg Sam ein komischer Duft in die Nase, der eigentlich hier nichts zu suchen hatte. Das gibt ärger, wenn Sam denjenigen erwischen würde. Wieder ein unterdrückter Fluch, als ihm einfiel, dass Riley heute einen gesehen hatte. Jetzt musste Sam auf Zeit spielen. Sollte er alleine gehen oder einen seiner Wächter mitnehmen? Vielleicht war einer von ihnen auf der Jagd. Dann hatte er sehr viel Glück. Anstatt seine Kleidung auszuziehen, verwandelte Sam sich noch im Sprung durchs Fenster. Draußen versuchte Sam die Witterung von Alisa aufzunehmen. Vor dem Zimmer witterte er nichts. Tiefer im Wald, dachte er. Mit dem vertrauen auf seine Instinkte rannte Sam einfach los, überließ dem Gepard die Führung. Nach einigen Minuten hatte Sam endlich eine Spur gefunden, der er nachgehen konnte.


Sie sah nichts. Ihre Augen waren mit einem Schal bedeckt. Zumindest fühlte es sich an wie einer. Alisa war gerade eingeschlafen, als jemand sie gepackt hatte. Erst dachte sie, dass Sam etwas mit ihr machen wollte, doch es war nicht Sam. Es war nicht sein Geruch, nicht seine starken arme, die sie hielten und nicht sein Körper, über dem sie gerne hergefallen wäre. Ja, Alisa hatte sich ein bisschen in Sam Banker, dem gefährlichsten Raubtiergestaltwandler auf der Welt, verguckt. Sie liebte seine eisblauen Augen, die sie so kalt anblickten und doch dachte sie, sie hätte manchmal ein Glühen in ihnen war genommen. Doch sie lag nicht in seinen Armen, sondern in denen eines fremden Mannes. Der Mann lief gefährlich schnell, aber nicht so schnell wie ein Gestaltwandler, was ihr noch zusätzliche Angst machte. „Wo bringen Sie mich hin?“, fragte Alisa. Der Mann, der sie trug, rannte noch schneller durch den Wald. Vielleicht wurden sie ja verfolgt, fragte sie sich. Gleich danach schüttelte Alisa wieder den Kopf. Sam würde sie nicht suchen, wenn er ihr nicht vertraute. Vielleicht war es eine Prüfung von ihm? Nein, das konnte nicht sein. Die Geparde hatten keine Kontakte zu Sicherheitsleuten der Kardinalen. „Hey! Was machen Sie auf dem Gebiet der GoldGlitter-Geparde? Haben Sie eine Erlaubnis?“, fragte eine junge Männerstimme. „Sie sind keine von den Raubkatzen. Also, warum sollte ich Ihnen etwas sagen?“, fragte der Kardinale zurück. Alisa versuchte sich umzudrehen, um etwas zu sehen, aber der Kardinale lies es nicht zu. „Zufällig bin ich ein SnowFighter-Wächter. Also sagen Sie mir, was Sie hier zu suchen haben“, forderte der junge Mann weiter. Alisa traute sich auch mal etwas zu sagen:“ Bitte helfen Sie mir. Ich wurde entführt. Ich bin eine Freundin von Sam Banker.“ „Lassen Sie die Dame sofort gehen!“, sagte er mit ruhiger Stimme. Der Kardinale lies Alisa auf den Boden und stellte sich vor den jungen Mann. Erst jetzt bemerkte Alisa, dass er nackt war. Der Kardinale schnellte mit der Faust nach vorne und traf den jungen Mann direkt ins Gesicht. „Stellen Sie sich mir nie wieder in den Weg, denn beim nächsten Mal sind Sie tot“, sagte er, dann lief er weiter. Jetzt wusste Alisa mit welcher Sorte von Sicherheitsleuten sie zu tun hatte. „Sie sind ein K-Kardinale, hab ich recht?“, fragte sie verzweifelt. Langsam verspürte sie Angst. Der Wald ging langsam zu Ende und Alisa konnte ihr Haus erkennen. „Lassen Sie mich los!“, schrie Alisa wie wild drauf los. Der K-Kardinale schüttelte den Kopf und schlug Alisa in Windeseile bewusstlos.

Seit einigen Minuten lief er schon hier rum. Und immer noch konnte er Alisa nicht finden. Eine Spur hatte er zwar, aber sehr frisch war sie nicht mehr. Der Wald war für ihn ein zweites zu Hause, er kannte ihn besser als jeder andere. Auch wenn es schon spät abends war, wollte und konnte er nicht nach Hause gehen zu seiner Schwester. Erst musste er Alisa finden und sie mitnehmen. Der Wald wurde immer dichter und langsam verlor er die Spur. Die Wurzeln waren ihm im Weg. Sam konnte sich nicht mehr konzentrieren so blind war er vor Wut. Dann hörte er nicht weit entfernt ein leises Stöhnen. Vorsichtig tapste Sam in die Richtung aus der es kam. „Hey wer ist da?“, fragte ein schläfriger Wolf. Sam schnaubte. Diese Hunde, dachte er. Viel zu viel Tier, als Verstand. Er musste grinsen, dass hatte immer Katelyn gesagt, kurz danach als sie den ersten Wolf getroffen hatte. „Ach Sam, du bist das. Sag das doch gleich“, sagte der junge Wolfswächter. Erleichtert darüber, dass es anscheinend nur Sam war, stand der junge Wolf auf. „Ich glaube, dass was ich dir sagen werde, wird dich interessieren, wenn du auf blonde, lange Haare und jadegrüne Augen stehst. Sie war hier. Natürlich nicht alleine. Es war noch ein Sicherheitsmann der Kardinalen dabei“, meinte er. Schnell verwandelte der Gepard sich zurück. Sam war stock sauer. „Wann hast du sie gesehen? Warum hast du ihr nicht geholfen?“, fragte Sam gleich drauf los, als er reden konnte. Vor Wut drückte er den Wolf an einen Baum und schaute ihn aus eisblauen Augen an, die jeden hätten töten können. Der Wolf drückte sich vom Baum ab und knurrte Sam an. „Ich habe versucht ihr zu helfen. Doch ihr Begleiter war stärker. Ich habe die Vermutung, dass er ein K-Kardinaler ist, denn er hatte einen mächtigen Schlag drauf, der jeden hätte umhauen können“, sagte der Wolf. Sam hatte sich inzwischen die Situation bildlich angeschaut und überlegte, was er tun sollte. „Kannst du mir helfen? Oder musst du zurück zum Quartier?“, fragte Sam den Wächter. Dieser zuckte mit den Schultern:“Ich glaube, dass ich zu Emmett muss, aber ich kann ihn ja mal anrufen. Hier in meiner Hose muss auch ein Handy drinnen sein.“ Sam musste Ruhe bewahren, denn es ging hier um Alisa. Der Gepard in ihm strich in seinem Kopf hin und her, wollte, dass der Wächter schneller machte, damit er Alisa retten konnte. Er merkte, dass hier irgendetwas falsch war, das etwas mit Alisa nicht stimmte. Dieser Beschützerinstikt war neu für ihn, hatte ihn nur bei seinem Rudel und seiner Schwester gespürt, aber nie bei einer Außenstehenden. „Was willst du machen, wenn du sie gefunden hast? Alleine gegen einen K-Kardinalen kommst du nicht an, Sam. Du brauchst Hilfe dabei. … Hallo Emmett! Hier neben mir steht Sam und er ist in Schwierigkeiten. … Ja warte ich gebe ihn dir mal“, meinte der Wolf. Er sah Sam aus braunen Augen an, hielt ihm das Handy hin. „Emmett will dich sprechen. Ich geh ein bisschen hier rum und suche nach einer Spur, während du mit ihm redest, okay?“, bot ihm der Wächter an. Sam nickte kurz und ungebunden, nahm dann das Handy entgegen. „Hier Sam“, meldete er sich kurz. „Hallo Sam. Hier ist Emmett. Ich habe gehört du bist in Schwierigkeiten? Darf ich mal raten wieso? Bestimmt wegen einer blonden Schönheit, die in der letzten Zeit bei dir war?“, sagte Emmett und er hörte in seiner Stimme eine gewissen Heiterkeit, die total fehl am Platz war. „Hast du dich in sie verliebt und sie ausversehen geschwängert, oder was?“, scherzte Emmett weiter. Innerlich knurrte der Gepard, denn jetzt war nicht die Zeit für Späße. Sam sagte gereizt:“ Sie wurde entführt, Emmett. Ich habe sie nicht geschwängert. Hast du Zeit? Ich bräuchte einen Wolf, der gerne K-Kardinale tötet und gleichzeitig mein bester Freund ist.“ „Ja, ich hab Zeit. Wo soll ich hinkommen?“, fragte der Alphawolf. „Ich bin hier zwischen der Grenze. Ich bin auf einen deiner Wächter dort gestoßen, der Alisa und den Kardinalen gesehen hatte“, erklärte er ihm, „ich warte hier auf dich.“ Mit diesen Worten legte er einfach auf. Hinter ihm hörte Sam ein Geräusch, das er nicht zuordnen konnte. Blitzschnell drehte er sich um und vor ihm stand ein schwarzer Puma. Schwarz war eine ungewöhnliche Farbe für einen Puma, doch Sam kannte nur einen, der schwarzes Fell hatte. „Alex, was machst du hier?“, fragte er den Puma vor sich. Dieser fauchte ihn kurz an und verzog sich hinter einen Busch. „Typisch Puma. Immer mies gelaunt“, lachte Sam leise. „Ach halt deinen Mund Gepard. Du bist auch nicht besser, musst mal sehen, wie du gerade ausgerastet bist. Dagegen bin ich noch ein Goldkind“, hörte er die Stimme von dem anderen Alphatier. „Bist du doch krank, oder schon wieder gesund? Weil ich glaube, dass Susan dich nicht mit Fieber und so raus lässt. Außer du hast dich raus geschlichen“, scherzte Sam wieder weiter. Der Puma setzte sich auf einen Stein in der Nähe von Sam:“Ach lass mal lieber meine Frau aus dem Spiel. Immer hin hab ich eine und du noch nicht. Ich habe gehört du brauchst Hilfe? Kann ich auch mitkommen?“ Sam musste überlegen, denn er wollte nicht so viele Clans mit reinziehen. „Ich weiss nicht. Emmett kommt auch schon und ich will keinen Krieg zwischen Gestaltwandler und Kardinalen entfachen“, wehrte Sam ab. „Sag Emmett ab. Der soll sich lieber mal über seine eigenen Probleme kümmern. Hast du denn schon das Neuste gehört von ihm? Sein bester Wächter Jay Indigo will für ein Jahr nach Brasilien. Zu einem anderen Rudel. Emmett findet das gar nicht gut denn sein kleiner Bruder Jake, der bald 19 wird, muss dann den Platz einnehmen. Jake hat noch zu wenig Erfahrung, wenn es nach Emmett geht, aber der Junge ist schon durch die Hölle gegangen, fast so schlimm wie bei dir Kumpel. Also lass das Hündchen daheim und zieh mit mir los. Nur wir Katzen und kein Hund“, meinte Alex und streckte sich genüsslich. Genau in der Minute kam Emmett hinter einem Busch hervor. „Was macht denn unser Kätzchen wieder hier? Bist du denn schön gesund gepflegt worden von deinem Weib?“, fragte Emmett und lachte sich einen ab. Sam musste auch leicht anfangen zu schmunzeln. Der Puma stand leichtfertig auf:“Ja meine Frau hat mich wunderbar gesund gepflegt. Wir sind Tage lang nicht aus dem Bett gekommen, aber dafür haben wir gespielt bis in den anderen Tag hinein. Na eifersüchtig, Hund?“ Emmett verzog das Gesicht:“Ich kann jede Nacht eine Frau haben wenn ich will. Ich hab wenigstens Abwechslung.“ „Ach halt doch dein… „, setzte Alex gerade an, doch Sam unterbrach ihn. Indem er sagte:“Wir benehmen uns gerade wie im Kindergarten, obwohl wir Alphatiere sind. Ein bisschen Disziplin bitte, meine Herren!“ Beide drehten den Kopf zu ihm um:“Okay, wir sind schon ruhig.“ „Also kann ich mitkommen oder willst du den Hund dabei haben?“, fragte Alex nochmal nach. Emmett schaute verwirrt von Sam zu Alex hin und her. Sam dachte nach, denn mit drei Leuten könnte man mehr Fläche absuchen, als mit nur zwei Leuten. „Alex und ich suchen in der Nähe von Alisas Haus. Emmett, du kannst hier in der Nähe bleiben, wenn ich du wäre, würde ich Jake anrufen und ihn mitnehmen. Je mehr Erfahrung er hat desto besser, nicht wahr?“, sagte Sam und Alex rannte schon mal voraus. Emmetts Gesicht wurde leicht dunkel:“Der Puma hat geplaudert, oder?“ Darauf zuckte sam nur mit den Schultern.
Alex hatte schon einen ganz schön weiten Vorsprung hingelegt, aber trotzdem konnte Sam es nicht lassen und suchte rund herum auch noch den Wald ab. Die Bäume boten sehr gut Schatten, deshalb konnten sie sich besser hier bewegen und verstecken. Sam lief an einigen Bäumen vorbei, die er als Versteck für manche Sachen benutzte. Früher war er oft hier mit Katelyn gewesen. An dem Baum links von ihm hatte er ihr das klettern als Tier beigebracht. Damals war sie noch voller Lebensfreude mit der sie jeden ansteckte. An diesen Baum kehrte er öfters zurück, wenn er mal tief durch Atmen musste und nach denken musste. So wie jetzt. Er setzte sich hin und dachte nach, was ein K-Kardinaler mit Alisa machen würde. Und warum er sie überhaupt entführt hatte.
Mein Vater verheimlicht mir Sachen, glaube ich.


Das hatte Alisa mal zu ihm gesagt. Bei einem ihrer ersten Gespräche hatten sie über ihre Familie geredet.
Meine Schwester ist gestorben, aber ich bin mir nicht sicher ob das stimmt. Ich kann es einfach nicht glauben, dass es meinen Vater so kalt lässt.


Wenn er Alisa fand, würde er ihr sagen, dass ihre Schwester nicht gestorben war, oder zumindest jetzt noch nicht. Seit ein paar Wochen wurde sie vermisst. Sebastian lief deswegen schon fast Amok, weil er sich solche Sorgen um seine Frau machte. Ihre Tochter hatte er derweil bei Demi Meraz unter gebracht. Die 20jährige Heilerin kam sehr gut mit Kindern aus. Da dachte Emmett, das es eine gute Idee wäre Tatiana, das Kind von den beiden, weg von dem Vater zu bringen. Sebastian war darüber nicht sehr erfreut, aber er wusste, dass es das Beste für seine Tochter war eine Zeit bei ihr zu wohnen.
Sam, Sie müssen mir helfen. Ich bin in meinem Haus nicht mehr sicher. Letztens habe ich meinen Vater, meinen eigenen Vater, dabei gehört, wie er mit einem Ratsmitglied über mich geredet hat. Es kann sein, dass er mich an den Rat verkaufen will. Ihn interessiert nur das Geld. Familie war ihm schon immer egal.


Darauf hatte Sam ihr ein Versprechen gegeben, dass er ihr helfen würde, sie beschützen würde vor ihrem Vater. Wie konnte man nur seine eigene Familie verraten und verkaufen? , dachte Sam. An diesen Abend konnte er sich noch zu gut erinnern. Alisa saß stock steif in ihrem Sessel und zitterte bei dem Gedanken, dass sie ein Vampir verfolgt hatte. Riley hatte ihm davon erzählt. Deshalb war Sam jetzt noch mehr auf der Hut. Vielleicht war es kein K-Kardinaler sondern ein Vampir? , überlegte Sam. Wieder machte er sich Sorgen um Alisa und er wusste nicht warum. Normalerweise hasste er alle Kardinalen auf der Welt. Er wusste, dass Alisa anders war. Tief in ihrem Herzen musste sie einfach gut sein. Wenn nicht wird es eine Enttäuschung für ihn sein. Es könnte ja auch sein, dass sie eine Spionin war, aber das bezweifelte er. „Das kann sie gar nicht. Sowas hätte ich gemerkt“, nuschelte Sam zu sich selbst. „Du redest schon mit dir selbst? Wie tief kannst du nur noch sinken, Kater?“, hörte er eine belustigte Stimme hinter sich. Sam brauchte sich noch nicht mal umzudrehen um zu wissen, dass es Emmett war. „Ich habe eine Spur, wenn es dich interessiert, aber ich kann dich auch hier lassen und mit Alex dahin gehen“, sagte Emmett ernster. Sofort stand Sam auf seinen Beinen, zitterte vor Wut als er sagte:“Bringen wir das Schwein um, welches sich mit uns anlegen will.“ Mit diesen Worten verwandelten sich beide Alphatiere und machten sich auf den Weg. Sam hielt sich hinter Emmett, denn er wusste ja nicht wo Alex war. Die Bäume und Sträucher flogen an ihnen vorbei, weil sie so schnell waren. Das Laufen machte Sam am meisten Spaß neben dem Jagen. Bei dem Jagen war das reizvolle die Angst von dem gejagten Tier, aber richtig töten tat er es nie. In der letzten Sekunde ließ Sam es immer laufen.
„Da seid ihr beiden ja“, schrie eine Männerstimme ihnen entgegen. Der Wolf neben Sam fing an zu Heulen. „Ja jetzt sei mal ruhig Emmett. Ich zeige euch ja wo es lang geht“, meinte Alex wieder. Hinter einem Baum entledigte er sich seinen Kleidern und schon stand vor ihnen ein schwarzer Puma. Mit einem knappen Kopfnicken liefen die drei Alphatiere los. Jeder einzelne hoch konzentriert, denn alle drei waren auf der Jagd, wo es kein Happy End geben wird. Der Gepard fuhr als erster die Krallen aus. Neben ihm der Puma sah ihn mitfühlend an, denn er wusste warum Sam so reagierte. Nur leider war Sam das nicht so bewusst, wie den anderen beiden Alphatieren. Immer wieder stellte er sich die Frage, was Alisa für ihn war. War sie eine Freundin? Feindin? Geliebte? Oder ein One Night Stand? Oder vielleicht doch mehr? So viele Fragen in seinem Kopf, die er aber erst nach hinten schieben musste, denn erst mussten sie Alisa befreien und heil da raus bringen.

Kapitel 7




Ich werde dich beschützen, Alisa. Du musst mir das glauben. Sag es, Alisa. Sag, dass du mir glaubst.


Diese Sätze gingen ihr die ganze Zeit durch den Kopf. Meinte Sam das ernst? Oder war es einfach nur so dahin gesagt? Alisa konnte sich an nichts mehr erinnern, als sie aufwachte. Sie lag in ihrem Haus, zu mindestens glaubte sie das. Nachdem sie die Augen geöffnet hatte, sah sie die kahlen Wände eines Zimmers. „Was mache ich hier?“, fragte sie sich eher selbst, als den Mann auf dem Stuhl neben dem Bett. Dieser Mann drehte leicht den Kopf zu ihr rum, sodass Alisa eine große Narbe sehen konnte. „Können Sie sich an etwas erinnern, Miss Grey?“, fragte dieser Mann höflich. Da dämmerte es ihr. Normalerweise müsste sie jetzt in einem Bett liegen, welches in dieser Holzhütte war. In der Hütte, wo Sam war. Alisa wich an die Grenze ihres Bettes:“Sie sind dieser Mann, der mich entführt hat, nicht wahr?! Warum haben Sie das getan?“ „Das beantwortet meine Frage. Natürlich können Sie sich erinnern“, meinte der K-Kardinale, „ Mein Name ist übrigens Alejandro Lykaner. Ich werde dann mal Ihren Vater benachrichtigen, dass Sie wach sind, Miss Grey.“ „Nein warten Sie! Warum sollten Sie mich entführen?! Hey! Stopp! Nein nicht zu machen! … Verdammt!“, schrie Alisa wild um sich. Doch als die Tür zu war, brach sie zusammen. Alisa heulte sich die ganze Angst raus. Immer wieder wollte sie aufhören, doch wenn es gerade ging, kamen in der nächsten Sekunde neue Tränen. Mit zitterten Beinen stand sie auf. Ihre nackten Füße berührten den kalten Fliesenboden, der überall im Haus verlegt worden war. Alis hasste dieses Haus, wo man sie regelrecht drinnen einsperrte. Manchmal durfte sie auch rausgehen, doch nur unter Beobachtung.
Ihr Schlafzimmer war nicht sehr groß. Dort stand nur das wichtigste was eine V-Kardinalin brauchte. Ein Schrank, wo nur ein paar Klamotten drinnen waren, das Bett, wo sie nur alleine reinpasste, ein paar Regale, wo aber nichts drauf stand und noch ein kleines Fenster, welches gerade groß genug war um rauszuschauen. Die Wände waren weiß. Es hingen dort keine Bilder. Von wem denn auch? , fragte sich Alisa. Ihr Vater hat ihr den Umgang mit der Außenwelt verboten, nur ihre Schwester durfte sie sehen, aber jetzt durfte keiner mehr ins Haus, der nicht dazu die Erlaubnis hatte.
Alisa stand gerade an einem Regal, als sie ein leichtes Klopfen hörte. „Herein“, sagte sie monoton. Es konnte nur ihr Vater sein, sonst kommt hier keiner rein ohne den richtigen Code. Aber Alisa wünschte sich mit Leibesseele, dass es Sam war, der gleich durch die Tür kam. Zögernd ging die Tür auf und ein Mann Ende 40 Anfang 50 kam durch die Tür rein. „Hallo mein Kind. Wie ich sehe, hast du alles gut überstanden. Gut dann kannst du ja gleich mit der ersten Vorhersage anfangen“, sagte ihr Vater. Mit dem ganzen Körper presste sich Alisa gegen die Wand:“Komm mir nicht zu nahe! Warum tust du mir so etwas an?! Ich bin deine Tochter!“ „Nein! Du bist nur Mittel zum Zweck, nichts weiter. Mach die Vorhersagen oder muss ich meinen Ratskollegen sagen, dass du auch tot bist?!“, sagte Joe ruhig. Jetzt verstand Alisa langsam alles. „Du hast sie umbringen lasse. Deshalb warst du so kalt! Du Monster! Warum hast du das getan?!“, schrie Alisa ihn weiter an. Mit einer Hand suchte sie verzweifelt nach einem Gegenstand, den man werfen könnte. Erst nach einigen Sekunden begriff sie, was ihr Vater da gesagt hatte. „Du bist im Rat? Wen musstest du denn jetzt töten? Komm sag es mir schon! Wenn es nach dir geht, wäre ich sowieso schon tot!“, ihre Stimme wurde immer lauter, sie steigerte sich richtig darein. Man musste sie bestimmt schon von draußen hören können. Gut so, dachte Alisa. „Alisa sei still! Du weisst, dass ich dich mit einem einzigen Gedanken töten kann! Ich habe keinen getötet um in den Rat zu kommen“, meinte er gleichgültig, „ich habe dich an ihn verkauft.“ Sie verstand ihn nicht mehr. Früher war alles noch in Ordnung gewesen zwischen ihnen. Ihr Vater war das perfekte Beispiel dafür, was Macht aus einen machte. „Macht macht einen Besessen, oder?“, fragte Alisa nach. Ihr Vater schüttelte den Kopf:“Oh nein. Macht ist wunderbar! Mit ihr fühlt man sich besser, sehr viel mächtiger. Man kann über andere bestimmen, Alisa. Arbeite mit mir zusammen und wir können den Rat an uns reißen. Kevin können wir leicht aus den Verkehr ziehen. Ming ist ein Schwachkopf und Jolie ist auf meiner Seite. Alisa sei nicht dumm. Ich habe gewusst, dass du diese Katzen angeheuert hast. Sollten sie dich beschützen, oder was? Du weisst doch genauso gut wie ich, dass sich Gestaltwandler nur unter sich helfen und nicht uns Kardinalen.“ Joe kam langsam auf Alisa zu. Kurz vor ihr blieb er stehen:“Alejandro, bring sie ins Wohnzimmer und verpass ihr eine Dosis von dem Mittel, dass ich dir gegeben habe.“ „Was! Nein!“, schrie Alisa und schupste ihren Vater von sich. Alejandro war noch nicht erschienen, deshalb rannte sie aus dem Schlafzimmer raus. Das Fenster im Bad war tief genug um raus zu klettern, dachte Alisa. Der Türen weiter war das Bad. Doch bevor sie die Tür erreichte, hielt ein starker Arm sie fest. Fast dachte Alisa es wäre Sam, aber dafür war die Temperatur zu kalt. „Hast du sie Alejandro?“, hörte Alisa die Stimme ihres Vaters aus dem Schlafzimmer. Geschockt sah Alisa zu dem Mann auf, der sie fest hielt. Rubinrote Augen schauten sie an. Ein Finger von ihm legte sich auf seinen Mund. Sie sollte still sein. Alles was sie zustande brachte, war ein stummes Nicken. Schnell schaute Alisa wieder weg. So etwas Abartiges hatte sie noch nie gesehen. „Wir sehen uns noch, Alisa“, flüsterte eine tiefe, angenehme Männerstimme an ihrem Ohr. Die Hand ließ sie los und ein Kälteschauer lief Alisa den Rücken runter. „Alejandro! Ich habe gefragt ob du sie hast!“, schrie wieder die Stimme, doch sie war schon viel zu nahe, dass Alisa hätte noch weglaufen können. Wie starr vor Schreck schaute Alisa die Wand an. Wie kam hier nur ein Vampir rein? Alles war Alarm gesichert. Wenn ein Vampir hier schon reinkam, konnten das Gestaltwandler auch, oder?
Der Stuhl war nicht gerade bequem, aber ihr Vater traute ihr nicht zu das sie still sitzen konnte. Nun saß Alisa hier auf einen Stuhl gefesselt und musste eine Vorhersage machen nach der anderen. „Ich bin müde. Kann ich schlafen gehen, Vater?“, fragte sie höflich. Jolie Dragomir saß gegenüber von ihr mit den tiefbraunen Augen starrte sie Alisa an. Ihr Vater, Joe Drago, ging von Fenster zu Fenster weiter. „Nein noch nicht. Ich glaube du lügst uns an. Vampire gibt es nicht mehr. Wir haben sie alle verbrannt. Die roten Augen müssen etwas anderes bedeuten. Bis wir das heraus gefunden haben, machst du weiter, Kind“, drang die kalte Stimme ihres Vaters an ihr Ohr. Alisa war am Ende ihrer Kräfte. Schon seit einer Stunde berichtete sie immer wieder über dieselbe Vision. Wie lange sie hier schon saß, hatte sie vergessen. Bestimmt schon um die drei Stunden. Sie hoffte nur, dass Sam endlich kam und sie retten würde. „Jolie, gib ihr bitte noch eine Dosis. Vielleicht fällt Alisa in Trance und erzählt uns keine Lügen mehr“, sagte Joe und übergab Jolie eine Flasche mit lilanen Zeug drinnen. Das musste der Schlüssel sein, dachte Alisa.
Jedes Alphatier hat eine besondere Gabe, die auf seine Gefährtin abgestimmt ist, Alisa. Merk dir das bitte, denn ich weiss nicht warum ich dir das gesagt habe.


Vielleicht konnte Alisa ihn erreichen. Es musste einfach klappen, denn das war ihre letzte Chance hier rauszukommen. Ihr Vater holte eine Spritze, schon als kleines Kind hatte Alisa schreckliche Angst vor Spritzen gehabt, und übergab sie wieder Jolie. „Joe, ich weiss nicht, ob wir weiter machen sollten. Damit bringen wir sie dem Wahnsinn nur näher. Du weisst was ich meine“, flüsterte Jolie ihrem Vater ins Ohr. Alisa wollte es nicht mehr hören, wie ihr Vater mit ihr Sprach. Genauso wenig wollte sie weiter zusehen, wie ihr Vater mit dieser Jolie flirtete. Nach der Scheidung ihrer Eltern hatten Nikita und Alisa den Namen ihrer Mutter angenommen, was ihren Vater nur noch wütender machte. „Der Name Drago ist sehr angesehen, wenn ihr hier Erfolg haben wollt, müsst ihr ihn annehmen“, hatte Joe damals gesagt.
„Es ist mir egal, ob sie mit der nächsten Dosis stirbt. Ich will nur noch die Wahrheit hören, selbst wenn wir sie aus ihr raus quetschen müssen“, hörte Alisa ihren Vater schimpfen. Die Augenfarbe von Jolie wechselte von tiefbraun zu schwarz. Mit ihren schwarzen Augen sah sie Joe an, der langsam anfing zu zittern. „Du kannst mich nicht umbringen Jolie, das weisst du. Ich bin der Stärkere von uns beiden“, brachte er gerade noch brüchig heraus, ehe Joe zusammenbrach. Jolie wandte sich wieder mit ihren tiefbraunen Augen um. „Also, du hast gesehen was ich kann. Keine Sorge er ist nicht tot, aber wenn du nicht endlich eine korrekte Vision zustande bringst, mach ich dich bewusstlos für mehr als nur ein paar Stunden“, sagte Jolie mit vor Wut zitternder Stimme. Stumm nickte Alisa schnell, bevor sie wieder einmal die Augen schloss. „Alejandro, gehen Sie zu meiner Wohnung und holen Sie meinen Sohn. Es könnte hier noch ein wenig dauern“, flüsterte eine weibliche Stimme. Alisa hörte noch wie die Tür auf ging und wenige Sekunden wieder zu ging. „Und du konzentrierst dich bitte auf mich. Ich möchte wissen, wie meine Zukunft aussieht“, sagte eine Stimme nahe an ihrem Ohr. Alisa konzentrierte sich auf tiefbraune Augen, schlanke Figur, hellblonde Haare und russischen Akzent. Jolie sah wunderschön aus, besser als die meisten von ihrer Art. Das einzige was Alisa Angst machte, war das Jolie mit ihren 32 Jahren schon in dem Rat saß. Die jüngsten Mitglieder waren sonst schon immer über 40 Jahre, weil sie sehr viel Erfahrung hatten mit ihren Kräften, aber Jolie übertraf sie alle. Alisa glaubte, dass Jolie nur die Hälfte ihrer ganzen Fähigkeiten preisgab. Sie möchte anscheinend noch etwas in Reserve haben, falls es zu einem Krieg kommt. Jetzt spürte Alisa etwas Kaltes am Arm. Die Spritze! In wenigen Minuten und Alisa saß wieder in einer Vision fest.
Es war dunkel und der Wind spielte mit ihren Haaren. Wo war sie? In der Gegend standen viele Penthäuser und einige Villen. Alles war sehr stilvoll. An einem der Penthäuser sah sie etwas vorbei flitzen. Es war bestimmt nur ein Tier. Links neben ihr bemerkte sie eine Person. Als sie genauer hinsah, erkannte sie Alejandro wieder. Ah! Jetzt wusste sie wo sie war. In der Nähe von Jolies Haus. War ja klar, dass Jolie sich so etwas leisten konnte. Sie war ja ein Ratsmitglied, als sowas hatte man immer Geld. Alejandro bewegte sich leise und langsam auf eines der Häuser zu. Ab und zu blieb er stehen um nach hinten zu schauen. Hatte er etwa den Verdacht, dass etwas oder jemand in verfolgte? Oder war es nur die Anweisung von Jolie aufzupassen, dass ihm keiner folgte. Wieder eine Bewegung in der Nähe eines Hauses. Sie konnte einen kurzen Blick erhaschen von einem Tier. Es war nicht sehr groß, aber größer als normale Tiere. Anscheinend war es ein Gestaltwandler. Nur wer? Welcher Gestaltwandler würde sich hier freiwillig aufhalten? Sie war fasziniert von der Vorstellung, dass Sam es war, aber genau konnte sie es nicht sagen. Es wär zu schön um wahr zu sein. Kopfschüttelnd wandte sie wieder ihre Aufmerksamkeit Alejandro zu. Dieser war jetzt schon an den meisten Häusern vorbei. Schnell rannte sie hinterher, schließlich musste sie später alles erzählen. Das nächste Haus neben ihr war eins der kleinsten Häuser, obwohl es aus zwei Etagen bestand. Sie traute sich einen Blick hineinzuwerfen. Der Kühlschrank stand offen und davor stand eine kleine Gestalt. Wahrscheinlich ein Kind, dachte sie. Hinter ihr hörte sie ein Knurren. Oh Mist, dachte sie wieder. Wahrscheinlich konnten Tiere sie in ihrer Vision sehen. Doch als sie sich umdrehte, merkte sie, dass das Knurren nicht ihr galt, sondern Alejandro. Er stand schon auf den Stufen der Treppe zu einem wirklich großen Haus. Was sie aber am meisten erschreckte, war das Tier, was vor der Treppe stand. Vor Alejandro stand ein hellbrauner Wolf. Mit Kopf ging er Alisa bist unterhalb des Kopfes. Sein Knurren wurde immer lauter und damit auch bedrohlicher. Von rechts hörte sie nun auch ein Fauchen. Und aus dem Schatten trat ein schwarz- goldener Gepard. „Sam“, flüsterte sie. Sofort drehte sich der Kopf des Gepards in ihre Richtung. Er kann mich hören, dachte sie. Der Wolf machte einen Schritt auf Alejandro zu, doch der Gepard knurrte den Wolf an. Dieser legte sich darauf hin und bewachte Alejandro. Ins Haus konnte er nicht, denn der Schlüssel lag hinter dem Wolf. Ein K-Kardinaler ließ sich von zwei Gestaltwandler bedrohen. Wenn das Jolie mitbekam, würde sie ihn auf der Stelle feuern. Kein K-Kardinaler hatte Angst vor zwei Gestaltwandler. Auch nicht wenn ein Alphatier dabei war. Der Gepard kam ein paar Schritte näher zu ihr hin. Sollte sie mit ihm reden? „Sam?“, flüsterte sie. Wieder schauten eisblaue Augen in ihre Richtung. Der Ausdruck, den sie hatten, was Verwirrt. „Du kannst mich hören? Kannst du mich sehen?“, flüsterte sie weiter. Alisa wusste nicht, ob der Wolf und Alejandro sie hören konnten. Nun stand der Gepard direkt vor ihr. So gefährlich nahe, dass sie Angst bekommen hätte, wäre es ein anderes Tier gewesen. „Komm zu mir nach Hause. Sie halten mich gefangen. Bitte rette mich“, flehte Alisa, hockte sich dabei hin. Jadegrüne Augen starrten eisblaue bittend an. Sie hätte gedacht, dass der Gepard wieder gehen würde, doch das tat er nicht. Langsam neigte er den Kopf auf eine ihrer Hände. Dort drückte er seine Nase an ihren Handrücken. Eine Art versprechen, dachte sie nach. Von da hinten kam ein Knurren. Der Wolf schaute den Gepard erwartungsvoll an. Sie glaubte er wollte damit sagen: Komm endlich her und bring es hinter dich. „Lasst mich gehen oder ihr werdet sterben“, drohte Alejandro den beiden Tieren. Beide schnauften auf. Anscheinend fanden sie es lustig. Sie glaubte auch nicht daran, dass Alejandro beide auf einmal erledigen konnte. Er mag zwar ein K-Kardinaler sein, der einer der Besten seines Jahrgangs war, aber noch nie stand ein K-Kardinaler zwei Alphatieren gegenüber. Woher sie wusste, dass der Wolf ein Alphatier war? Ganz einfach, denn erstens versprühte dieser Wolf eine Autorität, wie sie es von Sam kannte und zweitens ein normaler Gestaltwandler verhielt sich anderster in Gegenwart eines Alphatieres. Alejandro bewegte sich die Treppe herunter, doch genau das war sein Fehler. Der Wolf reagierte sofort. Er sprang auf und biss ihm ins Bein. Alejandros Schrei hallte in der Straße noch einige Sekunden nach. Noch bevor sein Schrei verhallt war, sprang der Gepard ihn an. Beide Tiere knurrten. „Was wollt ihr denn von mir?“, fragte Alejandro verzweifelt. Wieder kam ein Knurren aus der Kehle des Gepards. Als Alejandro nicht anfing zu reden, wurden die Alphatiere ungeduldig. Sie wollte nicht wissen, was sie alles mit ihm machen. Alles was sie wollte, war schnell aus dieser Vision rauszukommen. Wieder und wieder konzentrierte sie sich auf ihr zu Hause, wollte nicht sehen, wie der Gepard Alejandro die Kehle rausriss. Nach wenigen Sekunden verschwamm die Gegend. Alles wurde schwarz und Alisa verlor das Bewusstsein.


„Du bist wieder da. Gut, sag mir was du gesehen hast“, sagte eine kühle Stimme. „Ich muss mich erst ausruhen“, sagte Alisa erschöpft. Jolies schwarze Augen fixierten sie von der Tür aus. Sofort spürte Alisa ein Ziehen in ihrem Kopf. „Hören Sie damit auf!“, schrie sie voller Angst. Jolie konnte einige Gedanken aus den Köpfen löschen und sie in sich aufnehmen. „Ich weiss, dass du Schutz bei den Tieren suchst, aber sie belügen dich doch nur. Nimm Sam als Beispiel. Hat er dich über deine Familie ausgefragt?“, zischte Jolie und kam langsam näher. Wieder spürte Alisa ein ziehen in ihrem Kopf. „Hören Sie auf“, meinte sie wieder. „Warum sollte ich?“, fragte Jolie zurück. Und genau in diesem Moment fiel ein schwarzer Puma vom Dach ins Zimmer.

Kapitel 8




Der schwarze Puma sah von Jolie zu Alisa. Immer hin und her. Dann blieben seine Augen auf Jolie hängen und er fing an zu knurren. Und zwar richtig laut. „Denkst du wirklich, dass du mich einschüchtern könntest? Ich bin eine der stärksten von meiner Art“, sagte Jolie arrogant. Alisa schaute einfach nur den schwarzen Puma an. „Kommt Sam?“, fragte sie leise. Der Puma machte weitere Schritte in ihre Richtung, behielt Jolie aber im Auge. „Alisa, was hast du in deiner Vision gesehen? Sag es mir“, forderte die Ratsherrin. Jetzt konnte sie es sage, denn Angst brauchte sie nicht mehr zu haben. Alejandro war tot und ein Puma stand schützend vor ihr. Doch irgendetwas in ihr sagte, dass Alisa lieber den Mund halten sollte. „Wie immer nur dasselbe. Eine Kammer in irgendeiner Umgebung. Alles ist dunkel. Doch am Ende des Flurs erkenne ich einen Schriftzug. Er ist blutrot. Da steht: Du wirst die nächste sein. Deine ganze Familie wird dran glauben müssen, wegen der Dummheit deines Vaters. Dann schaue ich an mir runter und sehe eine Wunde an meinem rechten Arm. Hinter mir ertönt ein kehliges Lachen, wahrscheinlich von einem Mann, der mir dann nur noch sagte: Genau, du bist die nächste. Ich lüge Sie nicht an!“, schrie Alisa verzweifelt zum Schluss. „Nun gut. Jetzt sag diesem Tier, dass es sich verziehen kann oder ich töte es“, fauchte eine ängstliche Ratsherrin vom Fenster aus, „Und wo bleibt eigentlich Alejandro?“ Alisa stand wackelig auf, drehte Jolie den Rücken zu. Alles was Alisa wollte, war schlafen. Zu ihrer Überraschung folgte der Puma ihr. Immer wenn sich Jolie bewegte, fauchte er sie an. Die Ratsherrin war so verängstigt, dass sie schon auf der Fensterbank saß. Bevor Alisa in ihr Schlafzimmer ging, flüsterte sie noch:„Alejandro wird nicht wieder kommen.“ Hoffentlich hat das die Ratsherrin nicht gehört, denn sonst kam Alisa hier nicht mehr raus.


Sie rannten wie wild gewordene Tiere die Straße runter. Natürlich hatten sich beide Alphatiere schon wieder in Menschen verwandelt. Emmett hatte die Leiche versteckt und Sam hatte sich im Haus eines Ratsmitgliedes umgeschaut. „Warum warst du eben so abwesend? Jetzt sag schon, Sam. So schlimm wird es nicht gewesen sein“, bettelte Emmett. Sam wusste nicht ob es real war oder ob es nur Wunschdenken war. Aber er glaubte Alisa gesehen zu haben. „Komm, Emmett. Wir müssen uns beeilen. Erklärungen können bis später warten. Alisas Rettung ist wichtiger“, lenkte Sam vom Thema ab. Erst musste er mit ihr reden, musste wissen ob er sich das nur eingebildet hat. Beide rannten sie weiter bis zu einer Kreuzung, bei der sie stehen blieben. „Wo geht’s lang, Sam?“, fragte Emmett und holte ein paar Mal tief Luft. Sam schaute sich um. Diese Umgebung war sehr neu für ihn. Beide Alphatiere sind dem Kardinalen einfach gefolgt, haben Alex in Richtung Alisas Haus geschickt. Hoffentlich war es nicht so schlimm, wie es sich in Sams Kopf anfühlte. Immer wieder bekam Sam Kopfschmerzen, fühlte sich an, als wollte man ihm einen Teil seines Kopfes rausschneiden. Wie konnten sie am schnellsten an den Ort gelangen? „Wir müssen in Richtung Wald, Emmett. Ich kann dir nicht so richtig beschreiben, wo sie wohnt, aber das Haus ist von Wald umgeben. In der Nähe von unseren Territorien“, versuchte Sam es Emmett zu erklären. Emmett wand sich ihm zu:“Meinst du so ein Haus, das mit Sicherheitskameras übersät ist? Dann weiss ich, was du meinst. Ich war da schon sehr oft mit Jay. Doch ich wusste nicht, dass dort eine V-Kardinalin wohnt. Als wir dort waren, war das Haus komplett leer.“ „Ihr Vater hat Alisa verraten, Emmett. Sebastian meinte auch, dass Nikita eine Schwester hat. Wir müssen beide finden. Alisa und Nikita. Wenn wir beide haben, müssen wir aufpassen. Wenn es wirklich Vampire sind, die Nikita haben, kann Alisa auch in Gefahr sein. Wir müssen verdammt gut aufpassen“, murrte Sam vor sich rum. „Vielleicht kann ich mich mit Mike in Verbindung setzten. Er ist doch so ein Technikfreak. Er kann bestimmt unseren Standort suchen und sagen wo wir lang gehen müssen. Kann ich mal dein Handy haben?“, fragte Emmett und schaute in seinen Taschen nach, „Ich hab meins nämlich nicht dabei.“ Sam holte ein kleines, silbernes Gerät aus seiner Tasche:“Hier.“ „Komm wir gehen in den Schatten. Wer weiss, was für Kardinale noch hier lungern“, flüsterte der Wolf.
Nach etlichen Minuten hob anscheinend auch einer ab. „Ach! Du bist auch mal da?“; fragte Emmett ungläubig. Sam stellte sich dicht neben ihn, damit er auch etwas hören konnte. „Frag ihn, ob er uns nun helfen kann oder nicht. Ich denke, dass wir nicht mehr viel Zeit haben“, fauchte Sam ihn an. Emmett hob unschuldig die Hände. „Hey Kumpel! Die Katze neben mir hat ein Problem. Wir sind hier irgendwo in einem Viertel von Kardinalen und wir kennen uns hier nicht aus. Wir müssen zu dem einen Haus, nahe an unserem Territorium. Bekommst du das in einer Minute hin? Denn ich wollte noch am Leben bleiben“, sagte Emmett diesmal aber ernst. Schon ein paar Sekunden später bedankte der Wolf sich und legte auf. „Wir sind nahe dran. Ein paar Straßen weiter und wir sind schon mal beim Wald. Ab da können wir uns dann wieder verwandeln“, erklärte Emmett schnell. Sam nickte kurz und rannte hinter ihm her. Der Wolf hatte Recht. Nachdem sie zwei Straßen weitergegangen waren, konnte er schon den Wald riechen. „Hoffentlich musste Alex noch nicht eingreifen“, murmelte Sam vor sich hin. Emmett, der neben ihm lief, nickte zustimmend:“Ich bin ja schon auf deine Kardinalin gespannt. Wenn du so einen Terz um sie machst, muss sie ja hammer aussehen.“ „Ach, du weisst gar nichts“, murmelte er einfach nur. Lachend zuckte sein Freund mit den Schultern.

Als sie in ihrem Zimmer war, schloss sie sofort die Tür ab. Seufzend drehte sie sich zu dem Puma um, der seelenruhig sein Fell leckte. Alisa wusste nicht, ob sie Angst haben sollte oder nicht. „Kennst du Sam Banker?“, fragte sie stattdessen den Puma. Die Raubkatze legte sich gemütlich vor ihre Füße hin und beobachtete die Tür. „Ach ja stimmt ja. Du kannst nicht mit mir reden. Weisst du, ich war bei ihm, also bei Sam, bevor ich entführt wurde. Er ist ein bisschen komisch. Manchmal hat er ganz schöne Stimmungsschwankungen. Erst kann er mich nicht leiden und im nächsten Moment redet er mit mir, als wäre ich eine ganz normale Frau. Ich hab eine Idee. Ich kann ja Katelyn anrufen“, murmelte Alisa vor sich hin. Gott sei Dank wusste sie, wo sie ihr Handy immer versteckte. Schnell suchte Alisa die Nummer in ihrem Handy und schon nach dem dritten Klingeln nahm einer ab. „Hallo, Sam! Bist du das?“, fragte eine hysterische Katelyn. Alisa war erleichtert, als sie eine bekannte Stimme hörte:“Nein tut mir leid. Hier bin nur ich. Weisst du wo dein Bruder ist?“ Die Stimme von ihr ließ sich sehr deutlich deuten:“Nein, ich weiss nicht wo er ist. Er sollte sich doch bei mir melden, wenn etwas schief läuft. Wo bist du? Ich kann dich holen kommen.“ „Das geht nicht. Du kannst hier nicht rein. Eine Ratsherrin ist hier und noch so ein komischer, schwarzer Puma“, bemerkte Alisa. Unter ihr fauchte etwas und zwickte sie leicht in die Wade. Erschrocken sprang sie auf ihr Bett. „Alisa? Was ist denn bei dir los? Und warum ist eine Ratsherrin bei dir? Ich dachte du bist bei Sam?“, ratterte Katelyn ihre Fragen runter. Alisa verdrehte leicht verspielt die Augen:“Alles ist gut, glaube ich. Ich wurde entführt, Katelyn. Mein Vater hat nach mir suchen lassen, als ich dann hier war, hat er mich gezwungen eine Vision nach der anderen zu sagen. Die andere Ratsherrin hat ihn dann bewusstlos gemacht und jetzt sitz ich hier mit einem schwarzen Puma, der einfach so vom Dach reingefallen ist. Glaubst du, du kannst mir helfen? Wenn Sam es nicht macht?“ Von der anderen Seite der Leitung hörte sie einen tief Luft holen. „Also bitte! Sam wird schon kommen, denn ich komm hier nicht raus. Riley steht vor der Tür und hält Wache. Als ob Sam es schon irgendwie gewusst hätte. Aber keine Sorge. Er wird dich schon holen kommen. Und was sagtest du von einem schwarzen Puma?“, fragte sie Alisa ungläubig. Dieser sogenannte schwarze Puma lag immer noch vor ihren Füßen und schien sich nicht darum zu kümmern, dass sie in diesem Zimmer war. „Ja, der kam einfach durch das Dach. Also das Glasdach im Wohnzimmer. Er hat die Ratsherrin bedroht und war mir nicht von der Seite gewichen“, erzählte Alisa ihr. Dabei sah sie von ihrer Bettkante runter auf sein Fell. Den Kopf auf die Pfoten gelegt, beobachtete er die Tür mit einem Ohr in ihre Richtung und das andere in die Richtung, wo die Tür lag. „Was hat der Puma denn für eine Augenfarbe? Ich kenn nämlich ganz viele Pumas“, fragte Katelyn Alisa aufgeregt. „Hey du da unten. Kannst du mich mal anschauen?“, fragte Alisa zuckersüß. Der Puma jedoch beachtete sie nicht. „Männer und ihr Ego“, fluchte sie leise vor sich hin, dann nahm Alisa wieder das Handy in die Hand. „Er beachtet mich nicht. Also ich glaube, dass der Puma ein Männchen ist, weil Weibchen viel netter gewesen wären“, gab sie ihre Vermutung ab. „Dann kann es sein, dass du vor dir das Alphatier von den GracefulHill- Pumas hast“, meinte Katelyn glücklich. Alisa verstand die Welt nicht mehr. Ihr Stirn legte sich in Falten, als sie nachdachte:“Wie meinst du das? Alphatier? Wie viele gibt es denn noch hier?“ Katelyn fing an zu lachen:“Ganz ruhig. Wenn du da draußen bist, sprich Sam darauf an. Er wird dir sicher alles erklären. Jetzt entspann dich, denn du bist in guten Händen. Du, ich muss Schluss machen. Hoffe du kommst da schnell raus.“ Alisa wollte gerade etwas erwidern, doch da war die Leitung schon tot.
Eine geschlagene Stunde lag sie schon in ihrem Zimmer rum. Nichts war passiert und die Ratsherrin kam nicht ins Zimmer. Immer wenn sich einer dem Zimmer näherte, knurrte die Raubkatze unter ihrem Bett. Das Licht machte Alisa nicht an. Sie genoss es im Dunkeln zu sein für eine Weile. Jetzt konnte sie über einiges nachdenken. „Wenn ich hier rauskomme, dann schwöre ich, ich werde Sam einiges erzählen müssen“, murmelte Alisa so vor sich hin. Beide hatten zwar noch nicht viel Zeit miteinander gebracht, aber bestimmt würde sich Sam freuen, wenn Alisa etwas mehr über sich erzählte. All ihre dunklen Geheimnisse mussten endlich ans Tageslicht. Danach wollte sie aber auch ein paar Sachen erklärt haben.
Ich werde dir alles erzählen was du willst. Bitte sei nicht so verschlossen, Alisa.


Erschrocken fuhr sie den Kopf hoch. Im Zimmer war nichts. Alles Dunkel versicherte sich Alisa. Vor ihrem inneren Auge sah sie ein Bild von Sam. Seine eisblauen Augen brannten sich in ihre Seele. Hoffentlich nahm er sie auf, denn sonst wäre das ihr Ende. Seufzend schloss Alisa ihre Augen. Vielleicht konnte sie nochmal eine Vision hervorrufen. Konzentrier dich, dachte Alisa.
Eine Person, nicht größer als Alisa, lag in einer Ecke. Anscheinend hatte sie Schmerzen, denn sie krümmte sich. Wo war sie nur? In dem Raum gab es kein Licht, nur eine kleine Lampe diente hier zur Nutzung. Der Raum war wirklich sehr klein. Es standen auch keine Möbel drinnen, sondern nur ein paar Zeitungen, die auf dem Boden zerstreut lagen. Alisa traute sich näher an die Person zu gehen, doch das entpuppte sich als Fehler. „Das kann doch nicht wahr sein“, entfuhr es Alisa. Das Gesicht von der Frau gegenüber war blutverschmiert und hatte einige Kratzer. Klar waren sie nur Oberflächlich, aber es musste trotzdem total wehtun. Die Augen konnte man nicht so schnell vergessen. „Du… du… ich meine… Vater hat gesagt… „, stammelte Alisa vor sich hin. Diese grünen Augen, wo ein lilaner Kreis die Iris umriss, sahen sie an. „Was machst du hier?“, krächzte die Stimme ihr gegenüber.


Ein lauter Knall riss Alisa wieder in die Realität zurück. Der Puma stand kampfbereit vor dem Bett. Fauchend drehte er sich kurz zu ihr um. „Ich soll irgendetwas machen, oder?“, fragte Alisa schüchtern. Gelb-goldene Augen starrten sie beruhigend an, dann nickte der Kopf. „Was soll ich denn tun?“, fragte Alisa wieder. Der Puma drehte sich ganz zu ihr herum, legte die Pfoten über sein Gesicht. Alisa verstand fast gar nichts. Wieder ein Knall. Das Raubtier fing an leise zu knurren und kam auf sie zu. Schnell sprang Alisa vom Bett. Ganz erschrocken von dieser Reaktion meinte sie:“Was machst du denn jetzt? Ich weiss doch nicht, was du von mir willst. Soll ich mich etwa verstecken?“ Ein knappes Nicken, was man kaum sah, gab zu verstehen, dass Alisa recht hatte. Suchend sah sie sich in ihrem Zimmer nach einem guten Versteck um. Unterm Bett, dachte sie. Kriechend kam sie doch noch unters Bett. „Boah. Hier muss ich mal sauber machen“; meckerte Alisa leise, als sie den ganzen Staub sah. Genau im Richtigen Moment, denn einige Sekunden später ging die Tür auf. Wo der Puma war, wusste Alisa nicht. Jetzt galt nur noch eins für sie: Luft anhalten und abwarten. Die Tür wurde einen Spalt geöffnet, der Puma saß knurrend in einer der Ecken. Durch den Spalt kam Licht in das Zimmer und sie konnte sehen, wie zwei Füße eintraten. Kurz darauf erwartete sie den Angriff des Pumas, doch vergebens. Stattdessen sah Alisa vier schwarze Pfoten am Bett vorbei tapsen. „Na toll“, murmelte Alisa. Im nächsten Moment bereute sie es jedoch wieder. Denn die zwei Füße blieben genau vor ihr stehen. Zwei starke Arme suchten sie und fanden sie schließlich. Ohne Mühe wurde sie von dem Mann unter dem Bett hervorgezogen. „Hab ich dich“, hörte sie denjenigen sagen. Mit großer Furcht blickte sie in das Gesicht des Mannes, den sie schon fast aufgegeben hatte.

Kapitel 9




Sie waren nur noch einige Meter von ihrem Haus entfernt, als Sam ein Geräusch hinter sich hörte. „Warte mal kurz“, flüsterte er Emmett zu, „ich glaube da kommt jemand.“ Emmett verstand ihn nicht mehr:“Alter, wir müssen da jetzt rein, sonst holen wir sie da nie raus. Wer weiss, wer alles da drinnen ist.“ Nach einer Weile gab Sam ihm recht. Beide liefen sie jetzt wieder in einem Tempo, wie kein normaler Mensch hätte rennen können. Mike hatte ihnen den Weg berechnet und demnach zu Folge müsste gleich eine Straße kommen, die in den Wald führte. „Meinst du, wir kommen zu spät?“, fragte Sam verzweifelt. Emmett schüttelte den Kopf:“Ich glaube nicht. Alex müsste bei ihr sein. Er hätte eingegriffen, wenn etwas nicht stimmen würde.“ „Wir hätten den Typ nicht umbringen sollen. Er hätte uns zu ihr geführt. Oh man, sind wir blöd“, kam es aus Sam heraus. Ganz plötzlich blieb Emmett stehen:“Es war richtig, Sam. Jetzt hör auf dir Sorgen zu machen und beweg deinen Arsch.“ Sam mochte es, wenn Emmett mal so richtig das Alphatier spielte. Nicht das Emmett kein gutes Alphatier war. Er nahm alles, was sich nicht um sein Rudel drehte, nicht besonders ernst. Deshalb war Sam auch so überrascht, als Emmett das sagte. „Warum so ernst?“, fragte Sam deswegen nach. Emmett lächelte:“Hast mich noch nie richtig ernst gesehen, was? Mensch Kumpel, wenn sie dir was bedeutet musst du mir das sagen. Dann hätte ich schon viel früher auf ernst gemacht und nicht erst dieses Kardinalen getötet.“ „Sie ist mir nicht wichtig“, beharrte Sam. Wieder ein Lachen von dem Wolf. „Du bist so ein Dickkopf, Kater“, gab dieser lachend von sich. Kurz blickte Sam zurück und glaubte er habe sich vertan. „Emmett. Ich glaube wir sollten wirklich mal anhalten. Jemand ist hinter uns her“, flüsterte er mit Nachdruck, als Sam Emmett am Arm festhielt. Der Wolf hob die Nase und schnaubte nach einigen Sekunden verdächtig. Stumm nickten sie sich zu. Emmett entfernte sich nach rechts und Sam ging nach links. Keiner konnte zwei Alphatiere im Dunkeln angreifen. Alphatiere waren die stärksten im Rudel. Wenn sie es nicht wären, konnte jeder sich als Alphatier bezeichnen.
„Komm ruhig ein wenig näher“, murmelte Sam in sich hinein. Er wollte unbedingt wissen, wer sie da verfolgte. Wenn es ein anderer K-Kardinaler wäre, fragte er sich. Egal. Er würde ihn genauso töten, wie er den anderen getötet hatte. Sam konnte sich noch sehr gut an die Szene vor dem Haus erinnern. Nachdem er geglaubt hatte Alisa gesehen zu haben, war er wieder rüber zu Emmett getapst, denn dieser drängte ihn den Kerl endlich zu töten. Es war ein harter Kampf gewesen, doch zum Glück hatten es beide geschafft. Emmett hatte eine kleine Verletzung am Arm, während Sam einen Kratzer an der Brust hatte.
Wieder hörte er ein Geräusch hinter sich. Diesmal rannte Sam so schnell er konnte um die Ecke. Dort wartete er. Leise Schritte kamen die Straße entlang. Sam dachte es konnte eine Frau sein, wenn es ein Mann war, würde dieser aber mehr Krach beim Laufen machen, egal on Gestaltwandler oder nicht. Mit gespitzten Ohren wartete sam auf seinen Verfolger. Die Ecke in der er stand war tiefschwarz, so konnte ihn keiner mehr sehen. Die Schritte kamen immer näher. Sam machte sich bereit zum Kampf, wenn es sein musste. Nur noch wenige Sekunden dann er stand der Person gegenüber, die sein Verfolger war.

„Ich hätte gedacht, dass du… Ich meine, ich habe gesehen, wie du…“, stammelte Alisa vor sich hin. Der Mann, der sie vor kurzen erst Verraten hatte, stand vor ihr. Eins war aber anderster, als vor wenigen Stunden. „Was ist mit deinen Augen?“, fragte sie. Ihr Vater nickte verständlich. „Jolie hat mich benutzt. Anscheinend hatte sie ihre Fähigkeit bei mir eingesetzt und mich manipuliert. Wie meinst du das mit meinen Augen?“, fragte er sie nachdenklich. Alisa sah in Richtung Tür, dann wieder zurück zu ihrem Vater:“ Sie waren erst Grün mit einem gelben Streifen drinnen, doch jetzt sind sie wieder komplett grün. Was hast du mit dem Puma gemacht?“ „Keine Sorge. Ihm geht es gut. Einer meiner Leute hat mit ihm gesprochen per Telepathie. Er wartet in der Küche. Warum kennst du ihn?“, erklärte Joe. Alisa schüttelte den Kopf:“Nein, aber Katelyn hat gesagt, er sei ein Alphatier. Eins muss ich dich aber noch fragen. Seit wann hast du solche Muskeln?“ „Du hattest jemand anderen erwartet, oder? Und um deine Frage zu beantworten. Ich habe in letzter Zeit mehrmals Sport gemacht“, lächelte ihr Vater sie an.
In der Küche waren noch drei weitere Leute. Darunter eine Person, die Alisa sehr viel bedeutete. „Mutter! Was machst du denn hier?“, schrie Alisa aufgebracht und rannte in die Arme ihrer Mutter. „Ach mein großes Mädchen. Ich habe dich so doll vermisst, dass ich einfach nicht widerstehen konnte und habe mir den nächsten Flug genommen. Ein paar Meter von deinem Haus entfernt, saß dein Vater und war am Boden zerstört. Ich wollte wieder weglaufen, doch dazu war es zu spät gewesen. Als er mich gefangen hatte, erklärte er mir alles und bat mich um Verzeihung. Da du mich kennst, weisst du was ich gesagt habe“, erzählte ihr Mutter. Alisa war so glücklich, dass sie es kaum glauben konnte. Joe erzählte die Geschichte zu Ende:“ Nach einigen Minuten später kam Jolie aus dem Haus gerannt und schrie es wäre ein Puma da drinnen, der alle fressen würde. Danach sind wir reingegangen. Dort war aber kein Puma. In deinem Zimmer haben wir dann eine unbekannte Person wahrgenommen und das war der Puma.“ „Das müsste ich dann wohl sein“, meldete sich ein gutaussehender Mann, der rechts neben ihrem Vater stand. Alisa merkte, dass er nur eine Hose anhatte, als er auf sie zukam. Höflich nahm er ihre Hand und drückte einen Kuss auf den Handrücken. „Darf ich mich vorstellen. Ich heiße Alex Bowen, Alphatier der GracefulHill-Pumas. Eigentlich hatte ich Sam und Emmett erwartet, aber als mir jemand sagte, dass Ihr Vater Ihnen nix antun würde, gab ich nach“, stellte sich Alex vor. Alisa zog beide Augenbrauen hoch:“Sie haben Sam und wen erwartet?“ „Sam kennen Sie ja. Emmett ist das Alphatier der SnowFighter-Wölfe. Er wollte auch helfen Sie hier raus zu bringen“, erklärte der Puma allen Leuten die Situation.

Die Geräusche der Schritte verstummten kurz bevor Sam die Person sehen konnte. Er machte einen schnellen Schritt um die Ecke, presste den Körper der Person mit seinem Gewicht an die Wand und hielt eine Hand um das Genick. „Sam! Hey, mach mal halblang. Ich bin’s deine kleine geliebte Schwester, Katelyn“, sagte eine zuckersüße Stimme. Sam ließ nicht locker:“Was machst du hier, Katelyn? Habe ich Riley nicht gesagt, er solle dich nicht raus lassen?“ Katelyn fing an zu lachen:“Riley stand vor meiner Tür, Bruderherz. Ich bin durch das Fenster raus. Alisa hat mich angerufen. Sie hat Angst, Sam. Ich hätte gedacht, du wärst bei ihr, doch sie hat das verneint.“ Sam ließ seine kleine Schwester los und ging mit ihr wieder die Straße entlang zurück. „Katelyn geh nach Hause“, meckerte Sam seine kleine Schwester an. Als Antwort ging sie sofort auf ihn los:“ Du bist nicht mein Vater. Alisa ist meine Freundin und ich werde euch helfen. … Hallo Emmett.“ Am Ende der Straße stand ein überraschender Emmett. “Was? Will ich es wissen?”, wendete Emmett sich an Sam. Dieser schaute immer noch seine Schwester böse an. Seine Schwester starrte ihn entschlossen zurück. Er wusste, sie würde nicht gehen. „Geh! Geh zu Riley… oder halte dich im Hintergrund und lass Emmett und mich alles machen“, murmelte Sam niedergeschlagen. Katelyn sprang vor Freude hoch und runter. „Danke!“; japste sie. Emmett ging ein paar Schritte Richtung Wald. „Ich hab mir das Haus angeschaut. Alle sind in der Küche, auch Alisa“, berichtete Emmett ausgiebig. Sam war erleichtert. Wenn alle in einem Raum waren, konnte man sie besser in eine Ecke scheuchen.
Den Weg zum Haus hatten sie in wenigen Minuten überstanden. Der Zaun war so um die 5 Meter hoch und die Eingangstür war verschlossen. „Tja verschlossen. Scheiße! Wie kommen wir jetzt rein?“, gab Sam niedergeschlagen von sich. So langsam wusste er nicht mehr ob er richtig Denken konnte oder schon den Verstand verloren hatte. Und alles nur wegen einer V-Kardinalin. „Komm schon. Ich bin ganz… Habt ihr das gehört?“, fragte Katelyn und drehte sich nach links. Sam und Emmett taten es ihr gleich. Langsam gingen sie auf den Wald zu. „Katelyn, du gehst am besten vor“, meinte Emmett und hielt Sam am Arm fest, da er widersprechen wollte. Schnell warf der Wolf Sam ein aufmunterndes Lächeln zu und beide sahen, wie Katelyn hinter dem nächsten Baum verschwand. „Wenn sie nach 10 Minuten nicht wieder hier ist, gehen wir sie suchen, verstanden?“, fragte Sam, dem das alles nicht gefiel.
Knack. Knack. „Sam jetzt beruhig dich und setzt dich hin“, meckerte Emmett rum. Sam lief andauernd auf und ab, dabei zerbrach er viele Äste, die auf dem Boden lagen. Er machte eine hilflose Geste. „Ich weiss nicht, wo sie bleibt. Wenn ihr etwas passiert, dann schwöre ich dir, Emmett, ich bring dich eigenhändig um“, knurrte Sam Emmett an, der lässig auf einem umgekippten Baumstamm saß. Geschmeidig erhob Emmett sich und trat auf den Gepard zu. Ganz dicht vor ihm blieb er stehen:“Das wagst du dich nicht. Ich bin einer der besten, Kumpel.“ Leise knurrend ging Emmett voran in den Wald. Nach einigen Metern drehte er sich um:“Kommst du endlich?“ Stumm nickte Sam und folgte seinem Freund in die Tiefen des Waldes. Beide rannten in einem unbeschreiblichen Tempo, sprangen über Äste und Bäume, die ihnen im Weg standen, doch eine Spur hatten sie nicht gefunden. Bis, nicht weit weg von ihnen, ein Schrei ertönte. „Mist“, murmelte Sam und rannte noch schneller, als vorhin.
Endlich angekommen sah Sam Katelyn unter einer Person liegen. Emmett traf nur wenige Sekunden später ein und stieß schnell die Luft aus. „Sam. Siehst du das, was ich sehe?“, fragte Emmett ungläubig. Sam ging auf den Mann zu, der über seine Schwester gebeugt stand. „Du Scheißkerl gehst sofort von meiner Schwester weg, sonst bekommst du es mit mir zu tun. … Ach scheiß Drauf. Emmett!“, schrie Sam und ging auf den Mann los. So schnell konnte dieser Mann gar nicht schauen, da lag Sam schon auf ihm drauf. Mit den Händen hielt Sam die Arme von ihm auf dem Boden fest, während der Rest seines Körpers sich nicht bewegen konnte, da Sam auf ihm saß. Emmett holte tief Luft. „Ich hätte gedacht, sie hätten damals alle ausgerottet. Weisst du Massenvernichtung? Die Kardinalen sind doch immer so pingelig. Warum lebt der dann noch?“, fragte Emmett Sam. Katelyn stand blitzschnell auf, sobald der Mann von ihr runter war. „Leute, der hat mich einfach so angegriffen. Wir müssen ihn vernichten. Er wollte Alisa holen“, berichtete sie. Der Vampir unter ihm sah Sam in die Augen. „Ich brauche sie. Meine Meister wünschen sie zu sehen“, gab er zischend von sich. Danach holte er mit einem Ruck aus und Sam flog in eine Ecke. Emmett und Katelyn fielen über den Vampir her. Einer hielt ihn an seinen Händen, der andere an seinen Füßen fest. „Ich hätte wissen müssen, dass diese scheiß Kardinalen nie etwas richtig machen. Am besten sagt uns unser Kumpel wo seine Meister sind, damit wir den Rest auch ausschalten können“, murmelte Emmett vor sich hin. Die eine Hand hatte der Wolf schon auf die Kehle des Vampirs gelegt und drückte leicht zu. Der Vampir unter ihm fing an nach Luft zu schnappen, dabei fuhr er seine Reiszähne aus. Sam lag neben einem Baum in sich zusammen gesunken. „Hälst du ihn, Emmett? Ich will nach Sam sehen“, fragte Katelyn ganz besorgt um ihren Bruder. Emmett drückte ein wenig fester zu:“Ich denke, dass ich ihn auch gleich töten könnte. Das würde Zeit sparen.“ Katelyn warf ihm einen wütenden Blick zu, dann wandte sie sich ihrem Bruder zu. „Katelyn ruf am besten Riley und Tammy an. Die beiden könnten den Vampir in das Lager bringen“, schlug Emmett vor. Katelyn nickte und zog aus ihrer Tasche ein kleines Handy. „Komm schon Riley… Geh ran. … Ach hallo Riley. Wir brauchen eure Hilfe. … Hör auf mich anzuschreien! Komm einfach mit Tammy her. In der Nähe von Alisas Haus. … Ja sofort! Tschüss!“, sagte Katelyn bestürzt.
Sie saßen schon wieder auf dem Weg, als Riley und Tammy eintrafen. Die beiden Wächter kamen schnell angerannt. Sam stand vor Katelyn, die an ihm eine kleine Schnelluntersuchung durch führte. „Was ist denn passiert?“, fragte Tammy Sam. Dieser schaute in die Richtung von Emmett. Emmett ging einen Schritt zur Seite, damit sie den Vampir sehen konnten. „Wir haben ungewünschten Besuch“, sagte Sam, „Bringt ihn in unser Lager. Quetsch alles aus ihm heraus. Ich komme heute nicht mehr dazu.“ Riley kam mit zusammen gepressten Lippen auf Katelyn zu. Katelyn lehnte ganz lässig an einem Baum und sah an Riley vorbei. Tammy, Sam und Emmett nahmen den Vampir einige Meter mit zur Straße. Wahrscheinlich waren beide Wächter mit einem Auto gekommen, dachte Sam. Emmett fletschte die Zähne, damit der Vampir aufhörte zu Knurren. „Das wird dir nichts bringen. Der wird erst aufhören wenn du aufhörst“, riet Sam dem Vampir. Der Vampir wehrte sich gewaltig, als er den großen Wagen am Anfang der Straße sah. „Ihr könnt mich nicht festhalten. Meine Meister werden mich retten“, fauchte der Vampir weiter. „Das glaubst auch nur du. Sie machen sich bestimmt schon Sorgen um dich. Du bist doch ihr kleiner Liebling“, meinte Emmett sarkastisch. Sam haute ihm einfach auf den Hinterkopf und der Feind war still. Emmett sah den Wächter gegenüber an:“ Fahrt schnell. Ich komme mit Alex zu euch.“ Riley nickte kurz, dann stieg er mit Tammy in den Wagen. Sam verschloss noch schnell die Hintertür des Wagens.
„Los gehen wir endlich zum Haus“, drängte Sam die anderen. Katelyn fanden sie schon an der Gartentür. Langsam drehte sie sich um:“ Die Tür ist verschlossen. Kann einer von euch das aufschließen? Ich hab auch eine Spange dabei, falls das hilft?“ Emmett ging nach vorne, an Katelyn vorbei und nahm die Spange in die Hand. Danach schaute er sich die Gartentür an. „Mhm. Das wird schwer. Vielleicht klingeln wir einfach?“, schlug Emmett vor. Sam schlug die Hände übereinander:“ Emmett, ich glaube nicht, dass uns jemand aufmachen wird. Katelyn, was meinst du? Wo ist Katelyn, Emmett?“ Beide Alphatiere schauten sich um. Keiner entdeckte sie. Sam suchte rings um ihnen den Wald mit den Augen ab. Doch er fand seine Schwester nicht. „Warum kann sie nicht mal das machen, was man ihr sagt?“, murmelte Sam verzweifelt. Emmett fing leise an zu kichern:“Weil sie dann nicht deine Schwester wäre.“ Da Sam das nicht witzig fand, gab er Emmett einen Seitenhieb. Auch Emmett ging pirschend am Zaun des Hauses entlang. „Jungs! Wo bleibt ihr?“, rief eine Frauenstimme aus dem Garten. „Sam hol Emmett und dann komm!“, rief sie weiter. Sam schaute in die Richtung, woher die Stimme kam und entdeckte seine Schwester, die vor einer großen Haustür stand. Auf einmal legte sich eine Hand auf Sams Schulter. „Ich sagte doch, dass klingeln etwas bringt“, sagte Emmett grinsend. Nachdem beide bei Katelyn vor der Haustür standen, klopfte Katelyn laut an die Tür. Es dauerte einige Sekunden ehe jemand an die Tür kam. Sam stellte sich kampfbereit und schräg vor Katelyn. Seine Schwester verdrehte genervt die Augen und drängte Sam seufzend zu Seite. „Ich kann gut alleine aufm ich aufpassen, Bruderherz“, gab Katelyn knurrend auf Sams Verhalten zurück. „Hallo. Wer sind Sie?“, fragte eine Frauenstimme, die jetzt in der offenen Tür stand. „Wir wollen zu Alisa…“, fing Katelyn an zu reden, doch Sam war schon an der Frau vorbei gerannt und bekam den Rest nicht mehr mit. Als er im Flur stand, folgte er seinen Instinkten. Drei Zimmer weiter links blieb Sam stehen. In diesem Raum musste Alisa sein. Wenn nicht würde er das ganze Haus auf den Kopf stellen, damit Sam Alisa finden konnte. Aus dem Zimmer kamen bekannte Stimmen. Eine unter ihnen musste Ratsmitglied Drago gehören, die andere dem Alphatier Alex und die weibliche Stimme musste Alisa sein. „Alisa“, flüsterte Sam, als er Alisas liebliche Stimme hörte. Sam wusste nicht warum, aber ihm fiel ein Stein vom Herzen, nachdem er ihre Stimme gehört hatte. Jetzt musste sie nur noch gesund sein, dachte Sam. Ohne anzuklopfen, stürmte Sam in den Raum. Geradewegs lief er auf die Theke zu, wo Alisa stand. Stürmisch umarmte Sam sie schnell. Jetzt war er wirklich erleichtert. Ihr Herz schlug stark und regelmäßig. Ihr Atem ging nicht stoßweise sondern auch gleichmäßig und in vollen Zügen. Hinter ihm hörte Sam ein Räuspern, was ihn wieder in die Realität brachte. Danach stellte Sam sich knurrend und schützend vor Alisa.
Die Tür ging auf und rein kamen Emmett, Katelyn und die Frau von der Tür. „Sam beruhig dich. Hier tut ihr keiner was“, beruhigte ihn Alex, der neben ihm stand. Sam drehte sich verwundert zu Alisa um:“Stimmt das?“ Alisa nickte schnell, dann ging sie an ihm vorbei zu den anderen Personen im Raum. „Das ist mein Vater Joe und das ist meine Mutter Natalie. Könntet ihr Sam und mich für ein paar Minuten entschuldigen? Ich müsste mit ihm reden“, stellte sie ihre Eltern vor, letzteres fragte Alisa die Runde. Alle nickten ihr zu. Sam stellte sich neben Alisa und nahm aus Reflex ihre Hand. Er wusste nicht wirklich warum, doch es fühlte sich gut an. Ihre weiche Haut so zu spüren. Vielleicht konnte er ihre Haut überall spüren, wenn sie ihn ließe. „Wohin soll‘s gehen, Schätzchen?“, fragte er gespielt. Alisa zog ihn aus der Küche raus, erst da bemerkte Sam, dass sie leicht rötliche Wangen hatte. „Ich möchte mit dir reden, Sam“, meinte sie nur. Verwundert über ihre brüchige Stimme folgte Sam Alisa in ein Zimmer. Als beide drinnen waren, verschloss Alisa die Tür. Sam setzte sich einfach auf das Bett. Dort wartete er, bis Alisa etwas sagte. Anstatt etwas zu sagen, fiel Alisa wimmernd in einen Sessel. Sam unterdrückte das dringende Bedürfnis sie zu trösten, dafür war Alisa zu stolz. „Was ist los, Kätzchen?“, fragte er sanft. Alisa schaute auf:“Ich kann einfach nicht mehr, Sam. Mein Vater hat mich belogen. Meine Schwester lebt! Weisst du, was das für ein Verrat ist? Wenn man von seinen eigenen Leuten belogen wird!“ Sam konnte das verstehen. Er war Alphatier eines Rudels. Sam hatte schon einige Verräter aus dem Rudel geworfen, weil diese einen Hinterhalt geplant hatten. Er hatte die Jagd auf sie freigegeben.
Langsam nickte Sam:“Ja, Alisa. Das Gefühl kenne ich nur zu gut. Was hat dein Vater dir alles erzählt.“ Ein bitteres Lachen ertönte von ihr:“Viel zu viel für meinen Geschmack. Nikita hat einen Wolf geheiratet. Sie wollte glücklich sein und hat nicht auf unseren Vater gehört. Vater hat sie dann als tot erklärt, da sie nicht mehr zu dieser Familie gehören würde.“ Sam streckte beide Hände nach Alisa aus, wollte, dass sie zu ihm kam. „Komm mal zu mir. Nun komm schon ich beiße dich auch nicht“, scherzte Sam. Er würde im Moment alles dafür tun, damit sie aufhört zu weinen. Schniefend stand Alisa auf und nach wenigen Sekunden saß sie neben ihm. „Du kannst mir immer Vertrauen, Kätzchen. Du bleibst bei mir. Ich habe mir gedacht, wenn ich dich wieder habe, zeig ich dir mein Haus“, flüsterte Sam ihr ins Ohr. Alisa drehte ihren Kopf zu ihm herum. Jadegrüne Augen starrten ihn traurig an. „Ich kann dir vertrauen? Bin ich dir denn wichtig genug für dein Vertrauen?“, flüsterte Alisa. Ihre Stimme war so laut, da es im Zimmer plötzlich ganz leise war. Sam nickte kräftig:“Du bist mir wichtig. Sehr wichtig.“ Dann machte Sam es einfach. Er neigte den Kopf noch etwas weiter nach unten und legte seine Lippen auf ihre. Das Gefühl würde er nie vergessen. Ihre weichen Lippen, die er auf seinen spürte.

Kapitel 10




Das Gefühl war wundervoll. Noch nie hatte ein Mann sie so geküsst. Doch so schnell wie das Gefühl kam, war es auch wieder verschwunden. Erstaunt und verwirrt schaute sie in das Gesicht des Geparden, der ihr ganzes Vertrauen hatte. „Was? Warum?“, flüstere Alisa. Doch Sam legte ihr einen Finger auf die Lippen:“Ssssch.“ Schwer atmend lehnte er seine Stirn an ihre. Alisa wusste nicht mehr wo vorne und hinten war. Dieser gefährliche Gepard hatte sie gerade geküsst! Dieser Gepard, der vor nichts zurückschrecke und für sein Rudel alles tun würde, war in ihrer Gegenwart ganz anders. Beide schauten sich in die Augen, das war das einzige was sie tun konnten. Seine wunderschönen Augen blickten tief in ihre hinein. Erst nach einigen Minuten durchbrach Sams Stimme die Stille:“Ich hab dich gesehen. Hab ich Halluzinationen oder warst du wirklich da?“ Alisa erinnerte sich an die Vision. Sam in Gepardengestalt vor ihr. Beide Ohren in ihre Richtung gedreht. Sam hatte mit seiner Schnauze ihre Hand berührt. Erschöpft nickte sie:“Ja, ich hatte eine Vision von euch. Du kamst auf mich zu nach einer Weile. Ich hab mich hingehockt…“ „… und ich hab mit meiner Schnauze deine Hand berührt“, beendete Sam ihren Satz, „wie ist das möglich? Wie konnte ich dich sehen.“ Alisa schüttelte nichts wissend den Kopf. „Ich weiss es wirklich nicht, Sam“, beharrte sie.
Sie waren schon über eine Stunde in diesem Zimmer. Inzwischen war es schon 12 Uhr nachts. Sam war gerade mitten in einem Satz, als es an der Tür klopfte. Alisa sah überrascht zur Tür. Als jemand daran rüttelte, stand Alisa auf. Die Tür ist verschlossen, dachte Alisa. Seufzend stand Sam neben ihr auf und ging Richtung Tür. Mit einem Ruck hatte er sie aufgeschlossen. Das Spiel seiner Muskeln beobachtete Alisa dabei genau. Nur zu gerne würde sie auch andere Stellen seines Körpers sehen. „Was ist?“, blaffte Sam denjenigen an, der vor der Tür stand. „Ehm. Alex wollte, dass ich euch hole. Er und die anderen wollen mit euch beiden reden. Emmett hat einen sehr guten Vorschlag gemacht, aber als Alphatier musst du das genehmigen, bevor er es machen kann“, ertönte eine liebliche Frauenstimme. „Katelyn?“, fragte Alisa lächelnd. Sam drehte sich zu ihr um:“Soll ich sie rein lassen, Alisa?“ Alisa nickte schnell. Sam hatte die Tür noch nicht mal richtig aufgemacht und schon schoss Katelyn an ihm vorbei. Alisa wurde stürmisch von Katelyn umarmt, dass sie fast aufs Bett gefallen wär. „Ach du meine Güte Katelyn! Ich hab dich so lange nicht mehr gesehen“, nuschelte Alisa, als sich beide wieder losließen. Katelyn sagte:“ Ja, wir haben uns seit eins bis zwei Tagen nicht mehr gesehen. Ich hoffe doch, dass Sam dich gut behandelt hat oder?“ Beide schauten in Sams Richtung. Dieser verschränkte die Arme vor der Brust. Alisa nickte:“Ja, man konnte mit ihm leben.“ „Warst du ein böser Gepard? Das hat sich nämlich nicht gerade überzeugend angehört, was Alisa sagte“, tadelte Katelyn ihre großen Bruder. Auf einmal hörten sie ein Knurren. „Ich behandele Frauen so wie ich will, Schwesterherz. Soll ich dir mal zeigen, wie ich freche, kleine Schwestern behandele?“, knurrte Sam spielerisch. Alisa wurde plötzlich von Katelyn vor gezogen. „Tu mir nichts, bitte“, bettelte Katelyn, aber es war schon zu spät. Sachte hob Sam Alisa aus dem Weg, damit er besser an Katelyn drankam. Alisa beobachtete alles ganz genau. Noch nie hatte sie so etwas gesehen. In ihrer Familie war striktes Benehmen angesagt. Ihr Vater war im Rat, keiner konnte sich um die beiden Kinder kümmern. Ihre Mutter hatte sie nur selten zu Gesicht bekommen, da sie verfolgt wurde. Was für eine tolle Kindheit, dachte Alisa.
„Kommst du, Schätzchen?“, holte eine raue Männerstimme sie wieder in die Realität zurück. Sam stand direkt hinter ihr mit dem Mund an ihrem Ohr. Als sie nicht reagierte, spürte Alisa seine Lippen hinter ihrem Ohr. „Komm schon. Hast du Angst, ich beiße dich? … Ja, das solltest du auch haben“, sagte Sam wieder. Mit geröteten Wangen nahm Alisa Sams Hand, die er ihr hin hielt. Danach schaute sie sich im Zimmer um. „Wo ist deine Schwester hin?“, fragte Alisa erstaunt. Außer Sam und ihr war keiner mehr im Zimmer. Sachte zog Sam sie mit in den Flur:“ Ich hab gesagt, dass sie schon mal vorgehen soll. Ich bring dich dann mit. Warum hängen hier keine Bilder von dir und deiner Schwester?“ Alisa zuckte mit den Schultern. „Mein Vater ist unter schwierigen Bedingungen in den Rat gekommen. Dann wurde er auf die Probe gestellt. Eine schlechte Nachricht über die Familie oder ihn und sie würden ihn rausschmeißen. Wir mussten uns immer höflich verhalten, durften nicht spielen, sondern mussten den ganzen Tag lernen. Es gab keine Familienbilder von uns, da wir keine machen durften“, erzählte Alisa ihm. Sam stand geschockt neben ihr:“Man darf doch Kindern nicht das Spielen verbieten. Hätte man uns das verboten, wären wir daran zerbrochen. Für uns Gestaltwandler ist es wichtig mit anderen etwas zu machen. Ausgehen, Party feiern oder andere Sachen. Das Rudel ist wie eine große Familie. Jeder sorgt für jeden.“ An der nächsten Tür machte Sam halt. „Bereit?“, flüsterte er ihr ins Ohr. Träge nickte sie ihm zu. Mit ihrer Hand öffnete Alisa die Tür.
Ihre Eltern saßen an einem Tisch. Katelyn und Alex standen an der Theke. Neben Katelyn war noch ein anderer Mann, den Alisa nicht kannte. Er hatte mokkafarbenes Haar, ein markantes Gesicht und grüne Augen, wie der Wald. Was Alisa aber sofort ins Auge stach, war die Narbe an seinem rechten Oberarm. „Ach du meine Güte Sam. Sag jetzt bloß nicht, dass das Alisa ist. Dich hat‘s ja voll erwischt. Man sieht die heiß aus“, platzte es aus dem Mann raus. Von hinten legte sich ein Arm um ihre Taille. „Ach halt dein Maul Emmett. Wolfsgelaber ist hier nicht gefragt“, zischte Alex, der diesem Mann eine reinhaute. Sam zog sie mit sich zu Katelyn. „Darf ich mich vorstellen. Mein Name ist Emmett Raser. Ich bin das Alphatier der SnowFighter- Wölfe und bester Freund von Sam“, stellte sich Emmett vor uns küsste Alisas Handrücken. Als er jedoch nach einigen Sekunden nicht aufhörte, knurrte Sam neben ihr:“Das reicht jetzt Emmett!“ „Was wollt ihr also von uns?“, fragte Alisa nervös. Ihr Vater stand vom Stuhl auf und ging hinüber zu einem Monitor. „Hier kannst du nicht mehr bleiben. Wir müssen das Haus abreißen, denn die Überwachungskameras haben eine unbefugte Person gesehen, die sich im Haus umgesehen hat“, erklärte Joe anhand des Monitors, wo ein Video drauf lief. „Wer schafft es in dieses Haus einzubrechen?“, fragte Katelyn neugierig. Sam, der hinter Alisa stand, schaute rüber zu seiner Schwester:“Ich habe es auch geschafft, Schwesterherz.“ Katelyn nickte:“Ja, aber du bist auch ein Raubtier.“ „Und Vampire nicht?“, warf Alex die Frage in den Raum. Natalie gab einen erschrockenen Laut von sich:“Sie glauben doch nicht etwa, dass ein Vampir hier eingebrochen ist, oder Alex?“ Alex nickte bestürzt:“Ich habe eine modrige Witterung aufgenommen, als ich in Alisas Zimmer war. Ich kann nur nicht sagen, ob er wieder weg ist.“ Der Arm um ihre Taille drückte sie enger an Sam. „Dann kann sie nicht hier bleiben“, meinte Sam mit wütender Stimme. Alle anderen Gestaltwandler nickten. „Aber warum? Wir können K-Kardinale an alle Eingänge postieren und neue Alarmanlagen anbauen lassen…“, sagte Joe und holte schon sein Handy raus. „Hey! Wir wissen, wovon wir reden, Mister Drago. Wir sind Spezialisten wenn es um Schutz geht“, sagte Sam gereizt. Joe steckte sofort sein Handy wieder in die Tasche. „Immerhin hat uns Ihre Tochter ja aufgesucht, damit wir sie vor Ihnen beschützen, oder etwa nicht, Süße?“, fragte Sam Alisa zuckersüß. Aber sie konnte den Sarkasmus aus seiner Stimme deutlich hören. Von Seiten ihrer Eltern hörte sie empörte Laute. „Alisa, du hast was getan?“, fragte ihr Vater. Wütend schaute Alisa den Mann hinter sich an, der damit angefangen hatte. „Hilf mir“, flüsterte sie gereizt. Joe kam langsam auf sie zu:“Warum hast du das getan, Tochter? Gib mir eine Antwort!“ Plötzlich spürte Alisa einen heißen Atem an ihrem linken Ohr. „Du schaffst das schon, Schätzchen. Dafür brauchst du mich nicht“, flüsterte Sams tiefe Stimme ihr zu. Alisa straffte ihre Schultern und blickte ihren Vater selbstbewusst an:“Ich habe es gemacht, weil ich dachte du würdest mich an den Rat verkaufen. Du hast mich eingesperrt, wie ein Versuchstier.“ „Ich habe es gemacht, weil du nicht weisst, wie es in der Natur zu sich geht. Ich wollte nicht, dass du einen Schritt vor die Tür machst, da dich dort keiner beschützen kann. …“ Bevor Joe weiter reden konnte, ertönte ein Knurren. „Sagen Sie nicht noch einmal, dass Alisa nicht selbst auf sich aufpassen kann. Sie ist alleine zu uns gekommen und hat uns um Hilfe gebeten. Uns, eines der gefährlichsten Rudel auf der Welt. Keiner würde sich freiwillig in unsere Nähe begeben“, sagte Sam, seine Stimme zitterte vor Wut. Alisa drückte sich gegen ihn, damit er nicht auf ihren Vater losging, der immer noch wie erstarrt auf der Stelle stehen geblieben war. „Möchten Sie damit andeuten, Mister Banker, dass ich schlecht für meine Tochter sorge?“, fragte Joe empört. Alisa merkte, wie Sam sich an ihr vorbei drücken wollte, doch sie lehnte sich mit ihrem ganzen Gewicht an Sam. „Naja, wir im Rudel würden anderster mit Töchtern umgehen. Wenn einer Hilfe braucht, merkt das Rudel es und hilft. Das kann man von Ihnen natürlich nicht behaupten“, sagte Sam verachtend. Von allen anderen Gestaltwandler bekam Sam noch Unterstützung, denn alle drei nickten kräftig. „Was sagst du, Alisa?“, fragte ihre Mutter sie. Alisa sah sich einmal im Raum um. Ihre Eltern sahen sie bittend an, Alex suchte den Raum mit seinen Augen ab, Katelyn sah sie aufmunternd an, Emmett pfiff irgendein Lied und Sam hinter ihr sah sie durch dringlich an.
Nach einigen Minuten des Überlegens stand Alisas Entscheidung fest. „Ich finde, dass es besser wäre, wenn Sam einen Vorschlag machen sollte. Tut mir Leid, Dad. Sam kennt sich in diesem Gebiet besser aus als du. Also finde ich, Sam sollte entscheiden, was wir als nächstes tun“, erklärte Alisa leise und mit gesenktem Kopf. Auf einmal spürte sie unter ihrem Kinn eine Hand, die sie zwang nach oben zu sehen. Dort sah Alisa direkt in die Augen ihres Vaters, der sie nicht glücklich anblickte. Joe trat einen Schritt zurück und machte die Küchentür auf:“Wenn du mir nicht vertraust, wäre es besser ihr geht jetzt.“ „Dad, ich vertraue dir…“, fing Alisa an, doch ihre Mutter ging dazwischen. „Ich finde, wir reden morgen in aller Ruhe. Sam, tun Sie was Sie für richtig halten. Könnten Sie mich dann morgen abholen und mich zu meinen Töchtern bringen?“, fragte Natalie Sam. Der Gepard hinter Alisa nickte freundlich, dann packte er sie am Arm und ging mit ihr aus dem Haus. Alle anderen Gestaltwandler folgten. „Sam… nein… Lass mich wieder rein! Ich muss mit Dad reden!“, wehrte sich Alisa gegen Sams Griff um ihren Arm. Alles was Alisa noch sah, war, dass Katelyn die Tür hinter sich zumachte. „Die GoldGlitter-Geparde passen jetzt auf dich auf, Alisa. Hab keine Angst, du siehst ihn wieder“, flüsterte Sam mit rauer Stimme. Man sah ihm die Anspannung richtig an. Alle Muskeln waren angespannt und bereit zum Angriff, wenn es sein musste. „Sam, Emmett und ich holen das Auto mit dem ich hier bin, okay?“, sagte Alex Bescheid und verschwand darauf mit Emmett. Katelyn ging einen Schritt auf die beiden zu hielt jedoch inne und ging den Weg weiterweg von ihnen. Alisa drehte sich zu ihm um, musste einfach in seine eisblauen Augen sehen, die so wunderschön waren, jedoch jetzt kalt und abweisend aussahen. „Was ist los, Sam?“, fragte Alisa leise, dabei musterte sie ihm genau. Die V-Kardinalin wusste, dass Sam sich gut verstellen konnte, wenn es darauf ankam. Kalt und erbarmungslos schaute er sie an. „Was soll denn schon mit mir sein, Alisa? Sag es mir“, blaffte Sam sie an. Alisa konnte es nicht glauben. Hatte er gerade wirklich so mit ihr gesprochen? „Sam! Was um Gottes Willen ist nur los mit dir? Als wir alleine waren, warst du noch nett zu mir, aber seitdem reitest du mich immer in die Scheiße! Und jetzt? Was hab ich dir getan?!“, schrie sie ihn einfach an. Die ganzen Gefühle ließ Alisa jetzt an ihm aus. Die ganze Wut und die Verzweiflung, aber auch die Trauer und andere unbekannte Gefühle kamen alle hoch. Das war alles zu viel für sie. Unter diesem Druck konnte doch nur eines passieren. Alisa brach in Tränen aus und weinte alles aus sich raus. Sofort legten sich starke Arme um ihre Taille und hielten sie fest, trösteten sie. „Lass alles raus, Süße. Ich bin hier und werde immer, hörst du, immer für dich da sein. Sag mir was los ist, Schätzchen“, hörte sie Sams Samtstimme. Vor lauter Verzweiflung schlug sie in auf die Brust, solange sie noch Kraft hatte. Doch Sam rührte sich nicht. „Mein Vater… Was macht er nur mit mir? Er weiss doch, dass ich ihm vertraue. Meine Mutter kann wenigstens noch klar denken. … Kann sie morgen wirklich kommen, Sam?“, sagte Alisa mit zittriger Stimme. Sam zog sie noch fester an sich, streichelte beruhigend ihren Rücken. Dann sagte er:“Ja, aber natürlich kann sie morgen kommen. Riley soll sie abholen und zum Haupthaus bringen. Dort können wir ihr alles erzählen. Du brauchst erst mal Ruhe.“ „Ja, dass brauch ich. Kannst du mir mal eine Frage beantworten?“; fragte Alisa unsicher. Sam nickte sofort:“Alles was du willst.“ „Versprochen?“, hackte Alisa nach, denn sie wusste nicht ob er ernst antworten würde oder nicht. Eisblaue Katzenaugen musterten sie misstrauisch:“Ja, du kannst mich alles fragen.“ Alisa fasste all ihren Mut zusammen und fragte ihn das, was sie schon seit ein paar Tagen wissen wollte. „Hast du Gefühle für mich entwickelt?“, wollte Alisa von ihm wissen. Die Spannung wich aus seinem Gesicht, stattdessen zeigte er ein verruchtes Lächeln. „DAS sag ich dir, wenn wir in Sicherheit sind“, hauchte er ihr entgegen. Anscheinend konnte sie sich auf was gefasst machen. „Wo bringt ihr mich jetzt hin?“, fragte Alisa. Sam machte die Tür von dem Van auf, der eben vor ihnen zum Stehen kam und hob Alisa auf einen Sitz. Die Tür wurde zugeschlagen und auf der anderen Seite stieg Sam dann ein. „Wir bringen dich dahin, wo ich auf dich aufpassen kann“, versicherte er ihr. Verwirrt blickte Alisa nach vorne zu Katelyn:“Wo ist Alex hin? Und was passiert mit meinen Sachen?“ Lächelnd wandte sich Katelyn zu ihr um. „Deine Sachen holen wir morgen ab. Klamotten hab ich für dich schon geholt und deiner Mutter hab ich eben auch schon Beschied gesagt. Sam, ich hole sie dann so um drei Uhr ab. Wir treffen uns dann am Besten in der Agentur. Dort sind wir am sichersten“, antwortete Katelyn. Sam nickte neben ihr:“Am besten nehmen wir dann Riley und Tammy mit. Katelyn, du kannst dich dann einen Tag lang bei eine unserer Heilerinnen aufhalten, klär du das am besten selbst.“ „Okay, ich schau mal ob Mia Zeit hat. Was mach ich, wenn Mia keine Zeit hat?“, fragte Katelyn, „kann ich dann bei euch bleiben?“ Alisa sah, wie Sam die Augen verdrehte. „Wäre doch ganz schön auffällig, wenn…“, fing Sam an zu reden. Doch Alisa legte ihm ihre Hand auf den Arm. „Was Sam sagen will, ist, dass es vielleicht zu auffällig ist. Alle Wächter und das Alphatier erregen zu viel Aufmerksamkeit, Katelyn“, beendete Alisa sanft den Satz von Sam. Wenn sie angekommen waren, würde Alisa Sam ausfragen. Sie wollte alles wissen, was noch unklar war. Und falls Sam nicht antworten würde, würde sie ihm jede einzelne Antwort raus quetschen. Man musste sich halt auch mal trauen gegenüber einem Alphatier Härte zu beweisen. Auf einmal wurde Alisa ziemlich müde. „Sam, ich kann doch ein bisschen schlafen, oder? War ein bisschen viel für mich“, flüsterte Alisa, als sie den Kopf auf Sams Schoß legte und die Augen zu fielen. Das einzige, was Alisa noch merkte, war wie eine warme Hand über ihre Haare strich.
Der Geruch war das erste, was ihr anderster vorkam. Anscheinend hatte sie wieder eine Vision. Alisa wollte nicht mehr, wollte nicht mehr diese fürchterlichen Sachen sehen, die sie schon alles gesehen hatte. Der Raum war wieder derselbe, wie beim letzten Mal. Überall lagen Zeitungen rum, doch dieses Mal lagen zwei Matten auf dem Boden. Auf einer lag wieder die Person, die Alisa seit ihrer Kindheit kannte. Zögerlich machte sie einen Schritt auf die Matte zu. Es war eine Frau, die auf der Matte lag. „Bitte, bitte mach, dass es aufhört“, flüsterte sie kaum hörbar. Leise hockte Alisa sich vor ihr hin, fuhr sachte mit der Hand über ihre geschundene Wange. „Was soll aufhören, Niki? Sag es mir kleine Schwester! Ich will dir doch nur helfen Frieden zu finden“, sagte Alisa hilflos. Sie wusste, was ihr Dad gesagt hatte. Nikita war tot! Doch warum hatte Alisa dann Visionen von ihr? „Alisa? Alisa bist du das wirklich?“, fragte Nikita mit rauer Stimme. Alisa nickte:“Ja, ich bin es wirklich, aber sag mir lieber, ob du tot bist oder lebst. Unser Vater sagt du wärst verstorben, hättest einen Autounfall gehabt.“ „Das sagt er nur, weil er nicht akzeptieren wollte, dass ich ihn schon vor zwei Jahren verlassen habe. Kennst du die SnowFighter-Wölfe? Dort habe ich mich in Sebastian verliebt. Er hat mich eines Tages mal vor einem Bären gerettet. Wir haben geheiratet und er liebt meine kleine Tatiana, als wäre sie seine eigene Tochter“, erzählte Nikita stolz. Alisa war sprachlos:“Du hast mich nicht zu deiner eigenen Hochzeit eingeladen?“ Nikita wich vor dem Ton ihrer großen Schwester ein Stück nach hinten. „Doch ich hätte dich liebend gerne dabei gehabt, aber Dad hätte mich dann aufgespürt und mich nach Hause gebracht. Ich bin glücklich bei den Wölfen und es stört auch keinen mehr, dass ich eine Kardinalin bin. Emmett hat es am Anfang richtig gestört, aber nach einigen Monaten ging es besser. Trotzdem spüre ich noch einen tiefen Hass gegen unsere Art in ihm. Egal. Alisa, du musst dich mit ihnen in Kontakt begeben und ihnen sagen, wo ich bin. Ihr seid in Helena, der Hauptstadt von Montana. Ich bin in Washington. Wahrscheinlich in der Stadt Seattle. Der Name der Stadt ist einmal gefallen“, sagte sie hektisch. Alisa nickte verstehend:“Ich werde es weiter geben. Ich hab noch so viele Fragen an doch Schwester…“ „Die müssen warten. Alisa du musst jetzt hier weg. Geh raus aus der Vision. Die Vampire, die mich festhalten, können dich sehen. Die sind alle zu alt um dich sehen zu können. Geh einfach bevor sie dir auch etwas antun“, bettelte Nikita. Doch es war zu spät. Mit einem lauten Knall ging die schwere Metalltür auf und zwei Personen traten ein. „Wussten wir’s doch, dass wir Stimmen gehört haben. Ach die andere Miss Grey hat auch einen Weg hier her gefunden. Wie schön“, zischte einer von den Vampiren. Alle beide hatten hellrote Augen, die leuchteten, sodass man Angst bekam. Ängstlich stand Alisa auf und wich zurück. Diese Kreaturen strahlten eine so schwarze Aura aus, dass ihre Macht im unermesslichen liegen müsste. „Ja, genau. Wir können zwar deinen Körper nicht fest halten, aber dafür können wir dich zeichnen. Alle Leute sollen wissen, dass wir überlebt haben. Langsam wollen wir die Familien der Ratsmitglieder ausrotten. Sie sollen spüren, wie es sich anfühlt alleine zu sein“, sagte die Vampirin. Plötzlich knallte Alisa gegen die kalte Metallwand. Unbewusst war so vor den beiden zurück gewichen. Und nun saß sie in der Falle. Der Vampir musterte sie komisch. „Schau mal Anastasia, was für eine schöne Haut Alisa hat, nicht wahr?“, fragte er seine Partnerin. Diese nickte nur:“Ja, Domenic. Diese wunderschöne Haut läd doch zum beißen ein, oder etwa nicht?“ Die kalten Finger von Domenic legten sich um Alisas Arm. Schmerzhaft wurde dieser dann ausgestreckt. „Es wird mir Spaß machen dich zu zeichnen, Alisa“, zischte Domenic glücklich. Anastasia neben ihm knurrte nur mürrisch:“Warum darfst du sie zeichnen und ich nicht?“ Die Antwort kam prompt:“Weil ich der Ältere von uns beiden bin!“ Mit dieser Aussage schlug Domenic die Zähne in Alisas Handgelenk. Der Schmerz war unerträglich und so schrie Alisa vor Schmerzen auf. Bis sie von einem warmen Gefühl erfüllt wurde.


„Alisa! Ach du Scheiße Sam! Was machst du da?“, hörte Alisa eine aufgeregte Frauenstimme sagen. Irgendetwas war an ihren Lippen, aber es fühlte sich zu gut an um aufzuhören. Sachte öffnete sie die Augen. Alisa wollte unbedingt wissen, was hier los war und warum ihr Handgelenk so weh tat. Doch Alisa blickte direkt in Sams Gesicht. Seine Lippen lagen auf ihren, zwangen sie ihm ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Als sich ihre Blicke trafen, war Alisa geschockt. Sams Augen waren kalt wie Eis und in ihnen ein Ausdruck, den sie bei ihm nie für möglich gehalten hätte. Pure Angst konnte sie in ihnen sehen.
„Sam, sie ist wach! Nun benimm dich wieder“, schallte Katelyns Stimme von vorne. Ganz langsam lösten sich seine Lippen von ihren. „Ich kann einfach nicht genug von dir kriegen, Süße. Aber sag mir mal, was da verdammt nochmal mit dir los war“, flüsterte er aufgebracht. Sams Hände lagen an ihren Wangen und sie selber saß auf seinem Schoß. „Nikita! … NEIN!“, hauchte Alisa, als sie wieder Luft bekam. Katelyn und Sam sahen sie besorgt an. „Was ist mit Nikita?“, fragte Katelyn. Alisa zitterte am ganzen Körper. So etwas Schreckliches hatte sie noch nie gesehen. Sam wiegte sie beruhigend hin und her:“Erzähl es mir.“ „Sam, ich weiss, wo Nikita ist“, stieß Alisa hervor. Beide Geparde schauten sie sprachlos an. Danach fing Alisa an ihnen alles zu erzählen: Von dem Zimmer, wo sie sind, von den zwei Vampiren und von den Schmerzen. „Komm meine Süße. Wir sind da“, sagte Sam und stieg aus. Alisa wollte gerade die Tür aufmachen, als Sam die Hand nach ihr ausstreckte. Suchend blickte sie sich nach einem Haus um. „Ehm… Sam … Wo ist hier ein Haus und wo sind wir?“, fragte Alisa. Katelyn drehte sich zu ihr um, lächelte sie aufmunternd an. Sam legte einen Arm um ihre Taille und zog sie ein Stück mit nach vorne:“Das, Süße, sind unsere zwei Häuser. Eins ist mir und das andere der Katelyn. Tja für die nächsten paar Wochen wirst du bei mir wohnen.“ Na das konnte was werden, dachte Alisa.

Kapitel 11




Sam stand einfach nur da und beobachtete Alisa. Denn Alisa schaute die ganzen Bäume ab, fand dennoch keins der beiden Häuser. Das war der Vorteil, wenn man ein Gestaltwandler war. Hier im Wald war sein zu Hause. Genau hier konnte er sich sogar blind zu Recht finden. Sie standen vor einer großen Baumgruppe. Überall wo man hinblicken konnte, waren nur Bäume. Ganz links und in der Mitte standen zwei Bäume, die größer als alle anderen waren und der Baumstamm war auch entsprechen dicker, als bei den anderen. Die beiden Bäume dienten zur Stabilisierung von Katelyns Haus, welches in den Bäumen war. Katelyn wollte schon immer hoch hinaus und zu ihrem 18. Geburtstag hatte Sam ihr das Haus geschenkt. Er konnte sich noch genau daran erinnern, wie sie gestrahlt hatte. Katelyn hatte sich um seinen Hals geworfen und hat gesagt:“Ach du meine Güte. Danke, Bruderherz. Ich liebe dich so sehr, dass glaubst du gar nicht.“ Sam war der glücklichste Mensch gewesen, nur weil seine kleine Schwester glücklich war.
„Ehm, Sam? Alisa hat dich was gefragt“, riss ihn die Stimme seiner Schwester aus seinen Gedanken. Erwartungsvoll schaute er Alisa an:“Was hast du mich den gefragt, Schätzchen?“ Zufrieden sah Sam, wie Alisa leicht rot wurde. „Ich wollte wissen, ob die Häuser oben in den Bäumen sind. Da ihr ja Raubkatzen seid, habe ich gedacht, dass es euch vielleicht in die Bäume zieht“, vermutete Alisa. Sam war stolz auf sie. Genau das hatte er auch von ihr erwartet. Locker zog Sam Alisa an ihrer Taille zu sich. Danach beugte er sich runter und hauchte einen Kuss auf ihre Nase. Plötzlich hörte er Katelyn überrascht auf atmen. „Ach du meine Güte, Sam! Ich hab‘s doch gewusst, dass du dich eines Tages verliebst“, trällerte Katelyn hüpfend rum. Jadegrüne Augen schauten verwirrt zu ihm auf. „Was meint sie damit, Sam?“, fragte Alisa ihn leicht säuerlich. „Katie, Schwesterchen, geh doch endlich in dein Haus und lass deinen Bruder mit seinen Problemen und Alisa alleine“, fauchte er sie an. Es war nicht ein böses Fauchen, sondern eher ein `Redest- du weiter- erzähl- ich- es- Oma- und- Opa` Fauchen. „Alisa, pass gut auf ihn auf. Er macht manchmal Sachen, die gehören verboten und wenn er charmant wird, ist er am gefährlichsten“, flüsterte Katelyn Alisa zu. Sam musste sich ganz schön beherrschen um nicht hinter seiner Schwester herzu rennen und ihr den Hintern zu versohlen. „Komm, wir gehen jetzt zu mir“, sagte Sam mit zusammen gebissenen Zähnen. Sam nahm Alisa an der Hand und ging um den zweiten, großen Baumstamm herum, direkt auf ein kleines Metallfeld zu. Dort tippte er den Code ein und ein wenig weiter öffnete sich eine Tür. „Geht es da zu deinem Haus?“, fragte Alisa und schaute über seine Schulter hinweg durch die Tür. Stumm nickte Sam und führte sie rein. Sein Haus war nicht groß. Es gab ein mittelgroßes Wohnzimmer, daneben war die Küche, den Gang runter links war das Bad und rechts auf der anderen Seite war sein Schlafzimmer. Als er jedoch das Licht anmachte, hörte er hinter sich einen Seufzer. Mit einem selbstgefälligen Lächeln drehte Sam sich um. „Was ist denn los?“, fragte Sam amüsiert. Alisa ging an ihm vorbei, dabei berührte sie alles an dem sie vorbei kam. „Es ist so wunderschön eingerichtet und alles in so hellen und bunten Farben“, staunte Alisa. Der Teppich hatte einen leicht orangefarbenen Ton, während die Wände in einem cremefarbenen Ton gestrichen wurden. Die Couch hatte ein schönes rot und sonst war alles farblich abgestimmt. Lächelnd stellte er sich hinter Alisa und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. „Alle Gestaltwandler lieben Farben. Wir könnte nie in einem Haus ohne Farben leben so wie ihr“, murmelte Sam, als er ihren Hals liebkoste. Sofort bekam Alisa eine Gänsehaut, was ihm durch aus gefiel.
„Willst du was trinken?“, fragte Sam sie. Er ließ Alisa los und schlenderte geradewegs in die Küche ohne auch nur auf eine Antwort zu warten. Hätte er da weitergemacht, wo er aufgehört hatte, wäre es mit seiner Selbstbeherrschung am Ende gewesen. Schon dieser Kuss in ihrem Zimmer hatte ihn aus der Bahn geworfen und so etwas passierte ihm nie. „Was gibt es denn?“, hörte er Alisa aus dem Wohnzimmer fragen. Lächelnd überlegte er, was noch alles im Kühlschrank war. Dann sagte er:“Wenn du mir hilfst, mach ich uns einen Cocktail.“ „Welchen machst du uns denn?“, fragte Alisa nun und trat in die Küche ein. Immer noch lächelnd, drehte Sam sich um:“Ich dachte da an einen Strawberry Daiquiri. Dafür hab ich grad alles hier.“ Danach holte Sam aus einer Schublade ein Brettchen und einen Schnitzer. Aus dem Kühlschrank holte er den Zuckersirup und den Rum. „Alisa, hinter dir in der Speisekammer sind Erdbeeren und eine Limette. Holst du die mal raus?“, fragte Sam freundlich. Alisa nickte und schaute hinter sich in die Kammer nach. Währenddessen holte Sam die Gläser und stellte sie auf den Tisch. „Was soll ich damit machen, Sam?“, fragte Alisa zuckersüß und klimperte mit den Wimpern. Ach du meine Scheiße, dachte Sam. Wenn sie so weiter machen würde, würde Sam sie einfach hier und jetzt nehmen. Egal ob sie wollte oder nicht. „Schneide die Erdbeeren und die Limette klein. Dann geb sie in den Mixer“, erklärte Sam und stellte dabei den Mixer auf die Anrichte, steckte den Stecker in die Steckdose. Wenige Sekunden später hörte Sam auch schon, wie Alisa die Früchte klein schnitt. „Alle Erdbeeren, Sam?“, fragte Alisa. Sam wandte seinen Oberkörper Alisa zu und schaute auf die Erdbeeren. Kopfschüttelnd sagte er:“Nein, nicht alle. Schneide fünf oder sechs klein und tu sie in den Mixer. Den Rest tauch ich in Schokolade ein, damit ich dich füttern kann.“ Überraschte Augen blickten ihn an und unwillkürlich musste Sam lächeln. Aber ein verruchtes Lächeln, nicht so ein freundliches. Sam wusste, was er wollte. Der Gepard befand sich auf der Jagd. Jetzt spielte Sam mit unfairen Mitteln.
Nachdem die Cocktails fertig waren, saßen Sam und Alisa im Wohnzimmer auf der roten Couch. Die Schokoladenerdbeeren standen auf dem kleinen Tischchen und Alisa nahm sich gerade eine raus. „Eines Nachts hörte ich ein Geräusch. Ich glaube, ich war gerade 15 Jahre alt geworden. Plötzlich stand mein Vater im Zimmer mit Katelyn im Arm, sie war eins, und meinte wir sollten zu unseren Großeltern gehen. Natürlich nahm ich sie, rannte sofort durch den Keller raus. Damals lebten wir abgeschieden, nicht wie heute. Hier in der Nähe wohnt Sascha und ein bisschen weiter weg wohnt Tammy. Ich musste schon ein ganz schönes Stück zu Oma laufen, aber ich war nicht schnell genug. Zwei Männer traten vor mich, rissen mir Katelyn aus dem Arm. Der andere schlug mich im nächsten Moment bewusstlos. Nach einer Zeit war ich dann wach geworden. Die Umgebung kannte ich nicht, wahrscheinlich waren wir in irgendeiner Höhle. Katelyn schrie wie am Spieß, denn sie hatte Angst. In der Ferne brannte ein Licht und ich hörte Stimmen, die leise miteinander redeten. Meine Hände und Füße wurden gefesselt. Es war schrecklich“, erzählte Sam einfach drauf los. Die ganze Zeit über schaute Sam in den Kamin. Alisa sah ihm aufmerksam zu, wie er ihr alles erzählte. Eine zarte Hand schloss sich um seine Hand und streichelte sie. Die Streicheleinheit tat ihm sehr gut und ermutigte ihn weiterzureden:“ Später wurden wir in einen Raum gebracht und da lagen unsere Eltern, das Alphatier und seine Frau. Es wurden keine Fragen gestellt und wir, Kinder, wurden auch nicht gefoltert, aber unsere Eltern wurden bis aufs übelste gefoltert. Ich habe Katelyns Ohren zugehalten und sie so fest an mich gedrückt, damit sie das alles nicht sehen musste. Wie kann man sowas nur einem Baby antun? An dem Abend haben wir unsere Eltern verloren und eine Woche später hat uns das Rudel im Wald gefunden.“ „Sie war noch ein Baby?“, fragte Alisa entsetzt, die Augen weit aufgerissen. Sam sah hoch in ihre wunderschönen Augen, fasziniert von dieser intensiven Farbe. „Wäre das Rudel nicht für uns dagewesen, wäre es schlimm für uns geendet. Familien haben bei uns immer Vorrang“, erklärte Sam. Jetzt war es endlich raus, dachte Sam. Mit niemand hatte er darüber geredet. „Warum hat man euch erst eine Woche später gefunden?“, fragte sie sanft. Nichts wissend schüttelte Sam den Kopf:“Ich weiss es nicht. Vielleicht waren wir nicht mehr in Helena. Ein Tag später und wir wären auf jeden Fall auch tot gewesen hat Sascha gesagt.“ Geschockt sah Alisa ihn an:“Aber ihr habt überlebt, Sam. Das ist das einzige was zählt. Du hast für euch beide gekämpft.“
Schweigend saßen sie für eine viertel Stunde da, sahen sich in die Augen und tranken ihren Cocktail. Alisa wusste nicht, wie es noch weiter geht. Er schämte sich dafür, dass er sich hatte entführen lassen. Wütend stand er auf und schlug mit der Hand gegen die Wand. „Nein, verdammt!“, brüllte Sam, ging dann rüber in die Küche. Schnell stellte er sich an die Theke mit dem Rücken zur Tür. Sein ganzer Körper bebte, drohte sich zu verwandeln. Doch das durfte Sam nicht. Bestimmt hatte er Alisa schon genug Angst gemacht. „Geh weg, Alisa. Ich habe mich nicht unter Kontrolle. Ich könnte dir weh tun und das will ich nicht“, flüsterte Sam unterdrückt, als er den lieblichen Erdbeerduft von Alisa in die Nase bekam. Das Tapsen ihrer nackten Füße kam näher. Dann fuhr eine weibliche Hand unter Sams T-Shirt seinen Rücken hoch. „Ich habe keine Angst vor dir. Ich weiss, dass du mir nichts tun wirst, Sam. Ich vertraue dir vollkommen“, meinte Alisa flüsternd an seinem Ohr. „Ein paar Monate nachdem ich zum Alphatier ernannt wurde, kam Katelyn eines Nachts nicht mehr nach Hause. Erst am Morgen bekamen wir eine Nachricht, dass sie entführt worden war. Kannst du dir vorstellen, was in mir vorgegangen ist? Ich wollte nicht auch noch sie verlieren. Kate war alles, was ich noch hatte“, Sams Stimme zitterte vor Wut. Alisa streichelte seinen Rücken weiter und horchte seinen Worten. „Ihr habt sie aber wieder gefunden, Sam. Du hast um sie gekämpft. So wie ich um Nikita. Sei nicht wütend auf dich. Das lass ich nicht zu“, ihre Stimme war nicht brüchig, sie wirkte entschlossen. Langsam drehte Sam sich um, das Beben hatte aufgehört. „Sag mir, wie du das machen willst?“, fragte er Alisa. Ihre andere Hand nahm Sam in seine, streichelte ihren Handrücken mit seinem Daumen. Ein Lächeln breitete sich auf Alisas Gesicht aus:“Du bist was besonderes, Sam. Und das sag ich dir solange, bis zu nicht mehr wütend auf dich bist.“ Alisa stand nun direkt vor ihm, ihre Augen glänzten ihn verführerisch an. „Wenn das so ist…“, flüsterte Sam nah an ihren Lippen, als er den Kopf gesenkt hatte. Schließlich fanden seine Lippen ihre und küssten sie zärtlich. Sam nahm Alisas Hände und legte sie in seinen Nacken. Als er davon überzeugt war, dass sie auch dort blieben, fuhr er mit seinen Händen an ihren Seiten runter. Der Kuss wurde immer wilder, was Sam fast um den Verstand brachte. Diese Frau machte ihn willenslos. Spielerisch zwickte er Alisa in die Unterlippe. Als Antwort öffnete sie ihre Lippen, damit seine Zunge ihren Mund erforschen konnte. Seufzend fuhr Alisa mit einer Hand in sein Haar und lies sich auf das Spiel seiner Zunge ein.
Luftschnappend löste Sam sich von ihr, sah sie verträumt an. „Um deine Frage zu beantworten. Ja, ich habe Gefühle für dich entwickelt, Alisa. Ich liebe dich“, flüsterte Sam mit rauer Stimme. Er konnte noch geradeso einen klaren Gedanken fassen. Jadegrüne Augen blickten ihn überrascht an:“Du liebst mich? Ich bin doch einfach nur eine…“ Sam unterbrach sie mit einem leidenschaftlichen Kuss. „Du bist alles für mich, Süße. Ich kann ohne dich anscheinend nicht mehr leben. Hör doch auf mit deinen Selbstzweifel“, meinte Sam ernst. Niemand durfte so über sie denken, nicht mal Alisa selbst. Sie war die schönste und erotischste Frau, die er je gesehen hatte. Seine Hände drückten ihren Körper stärker zu sich. Er wollte sie überall spüren. Alisa sah ihm immer noch in die Augen:“Ich liebe dich auch.“ Sie hatte noch nicht richtig ausgesprochen, schon wurde Alisa hochgehoben und auf die Theke gesetzt. Dabei hatte Sam ihren Rock leicht hochgeschoben, damit seine Hände über die weiche Haut ihrer Oberschenkel streichen konnten. Diesmal legte Alisa beide ihrer Hände an seine Wangen und küsste ihn. Es war ein sehr weiblicher Kuss, zärtlich knabberte sie an seiner Unterlippe. Sam verschaffte sich Platz, indem er Alisas Oberschenkel mit seinen Händen sacht nach außen drückte. Wieder entfuhr ihr ein Seufzer, als sie seine Finger auf ihrer Haut spürte. Jetzt wanderten ihre Hände an seinen Seiten hinunter, fassten den Saum seinen T-Shirts. Sam verstand sofort und ließ es sich über den Kopf ziehen. Achtlos warf Alisa es zu Boden. Jetzt zählten nur Alisa und er, dachte Sam. Seine Hände glitten immer weiter unter den Rock, streichelten seitlich ihre Pobacken. Während ihre Hände über seine Brust fuhren. Als ihre Fingernägel ihn dann kratzten, knurrte er an ihrem Hals, saugte an ihm. Alisa stöhnte genüsslich auf, bog sich ihm entgegen. „Du machst mich so heiß, dass ich dir am liebsten überall mein Zeichen aufdrücken will“, hauchte Sam ihr ins Ohr. Und wenn er gerade schon mal da war, knabberte er an ihrem Ohrläppchen. Wieder küsste er sie leidenschaftlich und wild, wollte sie überall küssen an jeder Stelle. Wenn er auch nur daran dachte, zuckte sein Unterleib. „Sam! Oh mein Gott. Mir ist so heiß, ich muss aus der Bluse raus“, stöhnte Alisa. Diesen Wunsch befolgte er nur zu gerne. Seine Finger strichen vom Saum der Bluse hoch bis zum Ausschnitt. Von dort knöpfte er ihr die Bluse auf, folgte seinen Fingern mit dem Mund, der eine Kussspur hinterzog.
Nachdem alle Knöpfe auf waren, riss Sam ihr die Bluse von den Schultern. Dann küsste er ihr Schlüsselbein entlang zum Hals. „Stell mich hin Sam, bitte“, flehte Alisa ihn an. Zögernd löste er sich von ihr, stellte sie vor sich ab. Danach sah er zu, wie ihre Hände an ihren Rock fuhren und ihn aufknöpften. Der Rock rutschte ihre eleganten Beine entlang auf den Boden zu. Das was Sam sah, hatte er jedoch nicht erwartet. Vor ihm stand seine wunderschöne Alisa in einem Spitzen BH und einem Spitzenhöschen, was nur die wichtigsten Stellen bedeckte. Nun war es Sam, der aufstöhnte und mit seinen Händen wieder über ihren Körper fuhr. Alisa legte ihren Kopf leicht zur Seite, ein verwirrter Ausdruckt stand in ihrem Gesicht. „Gefällt es dir nicht?“, fragte sie verwirrt. „Schätzchen, du siehst einfach zum anbeißen aus“, sagte Sam charmant. In Alisas Augen stand ein gefährliches Glitzern und in der nächsten Sekunde presste sie sich wieder an Sam. Die Küsse wurden verlangender und leidenschaftlicher.
Er konnte kaum glauben, was hier gerade passierte. Sams Hände glitten weiter hinab zu Alisas Oberschenkel, packten zu und hoben sie hoch. Schnell schlang Alisa die Beine um Sams Hüfte. Sam trug sie aus der Küche raus, den Gang weiter runter zu seinem Schlafzimmer. Ohne groß darüber nachzudenken, schmiss Sam Alisa auf sein Bett. Er jedoch blieb davor stehen, schaute Alisa eine Weile einfach nur an. Ihr Blick glitt weiter runter. Angefangen bei seiner durchtrainierten Brust, sein verdammt geiler Sixpack, dann glitt ihr Blick weiter runter und Sam hörte, wie Alisa sehnsüchtig aufstöhnte. Als Sam an sich runter schaute, entdeckte er auch warum Alisa so verrückt spielte. Unter seiner Jeans sah man eindeutig die Wölbung seiner Erektion. Alisa schaute gebannt zu, wie Sam seinen Gürtel langsam aufmachte, den Knopf seiner Jeans öffnete und den Reisverschluss runter zog. Seine Augen hefteten sich auf ihren Körper und Sam konnte es kaum erwarten zu lecken, saugen und zu beißen. „Wie soll‘s denn sein, Schätzchen?“, fragte Sam mit rauer Stimme, nachdem er seine Hose einfach auf den Boden warf. Mit der Eleganz einer Raubkatze trat Sam näher an das Bett heran. Plötzlich stieg ihm ein Geruch in die Nase. „Du bist erregt, Süße. Das macht mich nur noch heißer auf dich“, flüsterte Sam lüstern. Langsam beugte er sich über Alisa, hinterließ eine Spur aus heißen Küssen auf Bauch, Dekolleté und Hals. Mit einer Kralle zerschnitt Sam ihren BH in der Mitte. Jetzt hatte er ihre wunderschönen Brüste vor Augen und seufzte zufrieden. „Oh Sam!“, stöhnte Alisa auf, als er einen Nippel von ihr in den Mund nahm und wie eine Katze anfing zu lecken. Auch Sam musste stöhnen. Er hätte nie gedacht, dass ihre Haut so wunderbar weich wie Samt war. Nachdem Sam die eine Brust verwöhnt hatte, ging er über zu der anderen, machte genau dasselbe wie zuvor. Alisa bestand nur noch aus Lust. So etwas hatte noch niemand mit ihr gemacht. Das freute die Raubkatze und wälzte sich zufrieden in ihrem Duft. Genüsslich atmete Sam den Geruch ihrer Erregung ein. Es war, das reinste Ambrosia für ihn. Alisa zerrte ihn an seinen Schultern nach oben, wollte von ihm um den Verstand geküsst werden. Diesen Gefallen tat er ihr gerne. Die Katze wollte aus ihm raus, wollte ihr sein Zeichen aufdrücken, sich mit ihr verbinden. „Sam, ich will dich so sehr, dass ich Angst davor habe“, gestand Alisa an seinen Lippen. Zärtlich hauchte er einen Kuss auf ihre Nase. „Du brauchst keine Angst zu haben. Ich werde es langsam angehen“, sagte Sam und küsste sich eine Bahn nach unten.
An ihren Höschen angekommen, setzte er wieder seine Krallen ein. Ohne sie auch nur zu berühren, schnitt er auf jeder Seite das Höschen kaputt. Mit den Zähnen schmiss er es vom Bett runter. Bevor er jedoch an ihr lecken konnte, küsste er die Innenseite ihrer Oberschenkel, wollte sie langsam daran gewöhnen. Doch danach legte er richtig los, glitt mit seiner Zunge über ihre feuchte Spalte und hörte zufrieden, wie sie sich aufbäumte und anfing zu stöhnen, er solle nicht aufhören. „Oh Gott, Süße! Ich kann einfach nicht genug von dir bekommen. Du schmeckst so gut“, schnurrte Sam an ihrer empfindlichsten Stelle. Mit Genuss leckte er weiter, hörte Töne von ihr, die ihn selbst erregten.
Nach einigen Minuten konnte Sam es nicht mehr aushalten. Und auch Alisa wollte ihn endlich ganz. „Etwas fehlt, Sam. Ich fühle mich so leer“, wimmerte Alisa. Sam verstand sofort. Er kniete sich hin und riss sich die Boxershort vom Leib. Dann war er auch innerhalb von Sekunden in ihr. Alisa bäumte sich stöhnend auf und Sam musste sich ein Knurren unterdrücken. Sie fühlt sich so gut an, dachte Sam. Als wäre Alisa nur für ihn geschaffen worden. Langsam fing er an sich in ihr zu bewegen. Stöhnend beugte sich Sam über Alisa um sie zu küssen. Die Beine hatte Alisa um seine Hüfte gelegt, damit Sam noch tiefer in sie eindringen konnte, wo sie noch keiner berührt hatte. Seine Hände hatte er rechts und links neben ihrem Kopf abgestützt, damit er sie nicht mit seinem ganzen Gewicht erdrückte. Ab und zu nahm Sam Alisas Nippel in den Mund, neckte sie. Trotzdem ging er es noch langsam an, bewegte sich nicht so schnell, wie er eigentlich wollte. Alisa schienen die langsamen Bewegungen Lust zu verschaffen. „Warte mal kurz“, stieß Sam atemlos hervor. Er richtete sich auf und zog sich aus ihr zurück. Sofort hörte er jemanden seufzen. Wie eben kniete er sich hin, nahm Alisas Hand, führte sie auch nach Oben. Anscheinend verstand sie, was er von ihr wollte, denn sie setzte sich rittlings auf seinen Schoß und rieb sich an ihm. Er legte seine Hände auf ihren Rücken, gab ihr zu verstehen, dass sie sich nach hinten biegen sollte. Dann saugte er wieder an ihren Nippeln. „Oh Gott! Sam!“, stöhnte Alisa, als Sam zwei seiner Finger in sie hinein schob und sie bewegte. Sie war so heiß und feucht, dass Sam gar nicht mehr klar denken konnte. In diesem Zustand hätte er nicht mal einen Todesstoß gemerkt. Alle beide waren in ihrer Lust gefangen und wollten gar nicht mehr aufhören. Als Sam seine Finger aus ihrer feuchten Spalte wieder heraus zog, nahm Alisa seine Hand und führte sie zu ihrem Mund. Dann nahm sie genau die zwei Finger in ihren Mund, saugte dran. Schnell zog Sam seine Finger aus ihrem Mund nur um sie dann so wild zu küssen, dass beide aufstöhnten, als Sam wieder in Alisa eindrang. Diesmal bewegte er sich schneller. Und Alisa folgte seinem Rhythmus, bewegte ihr Becken. Alisa würde es nicht mehr lange aushalten können, denn ihr Körper zitterte schon vor Lust. Auch als sie stöhnte „Schneller, Sam“, wusste er auch, dass beider Höhepunkt bald erreicht war. Genauso war es auch. Während Alisa seinen Namen schrie, biss er sie stöhnend zwischen Nacken und Schulter. Der Biss war nicht schmerzhaft, war aber dennoch so stark, dass er einen Abdruck hinterlassen hat. Zufrieden und befriedigt, leckte Sam über die Bissspuren. Mit einem leisen Stöhnen trennte Alisa sich von Sam, aber nur um gleich wieder in seinen Armen zu liegen. „Das war traumhaft“, sagte Alisa nach Atem ringend. Sam zog sie noch enger an sich, vergrub sein Gesicht in ihren blonden Haaren. Schnurrend sagte er:“Das war der beste Sex, den ich je gehabt habe, Süße.“ „Du schnurrst?“, fragte Alisa belustigend. Mit einem Lächeln küsste er seinen Schatz und meinte:“Das tu ich nur für dich, Alisa.“ Zärtlich fuhr sie mit einer Hand über seine Brust. Diese Liebkosung genoss Sam in allen Zügen, denn eines stand fest, so wie er Alisa liebt, hatte er noch nie eine geliebt. Und schon wusste er, warum er so auf Alisa reagierte. Die Wahrheit kam nicht langsam in seinen Kopf rein, nein, sie schoss förmlich in seine Gedanken. Die Raubkatze in ihm freute sich darüber, doch der Mann war überglücklich. Einfach so küsste er Alisa auf den Mund, knabberte an ihrer Unterlippe. „Womit hab ich denn das verdient?“, fragte Alisa sichtlich überrascht. Sam lächelte die Frau, die er nie wieder gehen lassen wird, an:“Ich lass dich nie mehr gehen, Alisa. Ich verspreche dir, dass ich dich beschützen werde mit allem was ich habe.“ Jetzt musste Sam nur noch auf die richtige Gelegenheit warten um es ihr zu sagen.

Kapitel 12




Alles war ihr so fremd und doch gleich so vertraut. Als Alisa die Augen öffnete, sah sie eine völlig fremde Umgebung. Wo war sie? Sie lag auf einem wunderschönen Himmelbett, was gegenüber von der Tür an der Wand stand. Jetzt öffnete Alisa richtig die Augen und setzte sich auf. Dieses Zimmer hatte sie noch gar nicht gesehen. Aber warum? Als ihr wieder einfiel, was sie gestern Nacht getan hatte, spürte Alisa die Röte in ihre Wangen kommen. Sie hatte wirklich mit Sam geschlafen! Der ach so gefährliche Gepard hatte sie in sein Herz sehen lassen.
Staunend sah sie sich weiter um. Alles war so bunt. Hier kam sie sich, wie in einem Wald vor. Eine Wand bestand nur aus Fenstern, von wo aus man in den Wald sehen konnte. Der Boden bestand aus einem weinroten Teppich und die Wände waren in einem Mix aus einem hellen Blau und einem hellen Grün gestrichen. Es passte alles perfekt zusammen. Auf einem Schrank entdeckte Alisa Bilder. Neugierig, wie sie war, stand sie auf, wickelte die Decke um ihren nackten Körper und ging zu den Bildern. Auf einem war ein kleiner Junge zusehen, der mit einem Ball spielte. Ihr fielen sofort die eisblauen Augen auf. Das war Sam! Ach er sah so süß aus als Junge. Immer noch die verwuschelte Frisur, ein Lächeln zum verlieben und diese hammer Augen. Der Hintergrund kam ihr bekannt vor. Wahrscheinlich auf dem Sportplatz in der Stadt. Dort konnte man problemlos Fußball spielen. Eins stand fest Alisa musste ihn unbedingt nach diesem Foto fragen.
Direkt daneben auf dem Foto sah Alisa ein kleines Mädchen, was auf dem Schoß eines Mannes saß. Das Mädchen blickte glücklich zu dem Mann hoch und ihr Lächeln war so bezaubernd, dass sie damit bestimmt jeden um den Finger wickeln konnte. Ihre Augen waren Violett, anderster wie die des kleinen Jungen. Es hab noch einen kleinen Unterschied, das kleine Mädchen hatte einen grünen Kreis um die Iris rum, was die Augen zu etwas Besonderen machten. Beide Bilder sahen perfekt aus und trotzdem hielt diese Perfektheit nicht lange an. Auf den anderen beiden übriggebliebenen Bildern war die ganze Familie versammelt. Die Frau, die das kleine Mädchen auf dem Arm hat, sah wunderschön aus. Sie hatte mittelblonde Haare, genau wie ihr Sohn und so helle violette Augen. Der Mann neben ihr, der beide Hände auf die Schultern des Jungen gelegt hatte, hatte braune Haare, die ihm ins Gesicht fielen. Seine Augen waren so blau, wie es nur der Himmel sein konnte. Daher hatte Sam also seine Augenfarbe. Wieder schaute Alisa sich in dem Zimmer um. Überall entdeckte sie Bilder von dieser glücklichen Familie, die es nicht mehr gab. Aber es gab nicht nur Bilder. Immer Zimmer standen einige Accessoires aus verschiedenen Ländern, zum Beispiel eine Figur aus Afrika, die mindestens 50 cm groß war. Seufzend drehte Alisa sich wieder um zu den Bildern. Warum musste es immer den Familien passieren, die so glücklich waren, fragte sie sich.
„Guten Morgen, Schönheit! Obwohl du nackt noch viel schöner aussiehst“, hörte Alisa jemanden hinter ihr sagen. Mit rötlichen Wangen drehte Alisa sich zu ihm um. An der Tür lehnte Sam und beobachtete sie. „Auch guten Morgen. Wie lange stehst du schon da?“, wollte Alisa wissen. Charmant lächelnd kam er auf Alisa zu, legte seine Arme besitzergreifend um ihre Taille:“Nicht sehr lange. Was hast du dir denn so gebannt angeschaut?“ Alisa zeigte mit einen Nicken in Richtung Bilder. „Ihr wart so glücklich, Sam. Wie kann man nur so etwas zerstören? Ich versteh es nicht“, wimmerte Alisa an seiner Brust. Zärtlich streichelte er über ihren Rücken, dabei sagte er:“Manchmal kommt alles nicht so, wie man es will. Das Leben ist ungerecht.“ Sachte schlug sie ihm auf die Brust:“Wenn das Leben ungerecht wäre, hätte ich dich nie kennen gelernt. Sag das nicht, Sam.“ Lächelnd beugte Sam sich zu ihren Lippen runter:“Stimmt. So ungerecht kann es nicht sein.“ Danach küsste er sie mit solch einer Leidenschaft, die er für sie empfand, dass Alisa beinahe vor Glück in Tränen ausgebrochen wäre. Nach einiger Zeit lösten sich beide voneinander und Sam ging leise pfeifend aus dem Zimmer. Alisa stand verwirrt immer noch im Schlafzimmer:“Wo willst du hin?“ „Ich hab Frühstück für uns gemacht! Kommst du? Sonst ist nichts mehr für dich da!“, schrie Sam aus der Küche. Erst da bemerkte sie, dass sie großen Hunger hatte. War ja klar, denn die letzte Mahlzeit war auch schon mehr als 14 Stunden her. Träge ging Alisa in Richtung Küche. Auf dem Weg sah sie sich jedoch in dem Flur um. Anscheinend war es überall in dem Haus so farbenfroh. „Sam, ist es überall bei dir im Haus bunt?“, fragte Alisa fasziniert von dem Farbenspiel. „Mhm, ja ich glaube schon. Aber das Bad ist nicht so bunt“, kam es amüsiert aus der Küche. Als Alisa in die Küche kam, dachte sie wieder an gestern Nacht, denn hier hatte alles angefangen.
Sam saß an einem kleinen Tisch rechts neben der Speisekammer. „Komm her“, sagte Sam und deutete auf einen Stuhl ihm gegenüber. Dies ließ sich Alisa nicht zweimal sagen, zwar hatte sie immer noch die Decke um sich geschlungen, aber das war ihr egal. Auf dem kleinen Holztisch standen eine große Pfanne mit Rührei und Speck und daneben ein Körbchen mit Brot. „Wann bist du denn aufgestanden, dass du so viel Zeit hattest das zu kochen?“, fragte Alisa und staunte über die Menge, die Sam gekocht hatte. „Ich bin eine Stunde vor dir aufgewacht, hab geduscht und hab dann angefangen zu kochen“, meinte Sam, als er Essen auf Alisas Teller lud.
Das Frühstück verlief ganz ruhig und beide erzählten sich witzige Geschichten ihrer Kindheit. Immer wieder war Alisa erstaunt wie viel
Sam ihr anvertraute und war auch glücklich, dass sie jetzt so viel über ihn wusste. „Wo ist denn das Bad, Sam? Kann ich dann vielleicht auch deine Dusche benutzen?“, fragte Alisa und schaute über Sams Rücken in die Spüle. Gerade waren sie mit dem Abwasch fertig geworden und wollten später noch zu den anderen ins Hauptquartier. Aber davor wollte Alisa sich noch duschen. Sam drehte sich um mit einem verruchten Lächeln auf den Lippen, als er sagte:“Wir könnten ja beide in die Dusche gehen. Da könnte ich dir alles zeigen.“ Empört schlug sie ihm gespielt auf die Brust:“Wenn du mit mir in der Dusche wärst, würdest du mir alles zeigen, aber das hat nicht im Geringsten etwas mit duschen zu tun, Mister Banker.“ Lächelnd küsste Sam sie auf ihre offenen Lippen. Schmunzelnd fügte er noch hinzu:“Das Bad ist den Gang runter die zweite Tür links. Viel Spaß mein Schatz. Wenn es zu lange dauert komm ich rein und helf dir.“ Als Alisa an der Küchentür war, warf sie Sam noch einen Kuss über die Schulter zu und verschwand dann in Richtung Bad. Das Bad war leicht zu finden für sie, da es nur sehr wenige Türen gab. Allerdings musste Alisa sich erst mal von ihrem Schock erholen, denn sie hatte, als sie das Bad betrat. „Ach du meine Güte“, hauchte sie. Blau- lilane Fliesen bedeckten den größten Teil des Bades, die Wände waren in einem schlichten Weiß gehalten und zwei große Fenster gaben dem Blick nach draußen frei. Es sah nicht kitschig aus, nein, dachte Alisa. In der linken Ecke entdeckte Alisa eine große Wanne, die in den Boden eingelassen war und daneben, ein paar Zentimeter weiter war eine Toilette. Die Dusche hatte durchsichtige Wände und war gegenüber vom Waschbecken. Der Spiegel über diesem sah wunderschön aus und hatte eine ganz spezielle Form. Er war nicht eckig. An keiner Stelle hatte der Spiegel eine Ecke, aber er war auch nicht Rund wie ein Kreis. Voller Staunen legte Alisa die Decke ab und stieg unter die Dusche.
Als sie das warme Wasser an ihrem Rücke spürte, seufzte Alisa erleichtert auf. Jetzt konnte sie über einiges Nachdenken. Heute wird Alisa nämlich auf Sebastian treffen, Nikitas Mann, und mit ihm reden. Wie wird er auf mich reagieren, fragte Alisa sich. In ihren Gedanken malte sie sich die verschiedensten Versionen aus. Wie er Alisa fassungslos anstarrte, beschimpfte oder einfach weg ging. Nie malte sie es sich aus, wie er mit einem freundlichen Lächeln auf sie zukam. Er war ein Wolf, erinnerte sich Alisa, sie denken nicht so wie Sam. Aber der Tag hatte auch gute Seiten. Alisa würde ihre Mutter wiedersehen und sie um einige Antworten bitten.
Nachdem Alisa fertig mit ihrer Dusche war, stieg sie aus um nach einem Handtuch zu greifen. „So flauschig“, murmelte sie ins Handtuch. Die Haare rubbelte Alisa sich schnell trocken, damit keine Wassertropfen auf die schönen Fliesen fielen. Danach war ihr Körper dran. Bei ihr zu Hause gab es keine flauschigen Handtücher, geschweige denn so schöne Farben. Das Handtuch legte Alisa ordentlich zusammen und hing es zu den anderen. Erst da fiel ihr auf, dass sie nichts zum anziehen hatte. Verzweifelt überlegte Alisa, was sie tun sollte. „Soll ich Sam rufen? Oder einfach an seinen Schrank gehen? Mir was von ihm leihen? Vielleicht hat er ja was von mir mitgenommen?“, flüsterte Alisa hysterisch. Nach kurzem überlegen, entschied sich Alisa für die erste Option. Doch sie brauchte nicht nach ihm zu rufen, zumindest nicht so laut. „Sam?!“, fragte Alisa etwas lauter und schaute rüber in den Spiegel. Ihre nassen Haare lagen glatt an ihrem Rücken und ihre Wangen waren leicht gerötet vom warmen Wasser. Eigentlich war Alisa ganz hübsch. Dennoch fragte sie sich, was ein Mann wie Sam an ihr fand.
Mit einem Klicken ging die Tür auf und Alisa vergas alles, als eisblaue Augen sie verführerisch anblickten. „Was kann ich für dich tun, Süße?“, fragte Sam mit einem Grinsen im Gesicht. „Naja, ich wollte dich fragen, ob du was für mich zum anziehen hast?“, fragte Alisa schüchtern und verschränkte die Arme vor der Brust. Wenn Sam in ihrer Nähe war, fühlte Alisa sich sehr zerbrechlich. Und wenn sie nackt neben ihm stand, fühlte sie sich erst recht peinlich berührt, da sein Körper um so vieles attraktiver war als ihrer. Deutlich abgelenkt von dem Anblick kam Sam auf sie zu. Sein Blick glitt genüsslich über ihren Körper, entfachte das Feuer in ihr aufs Neue. „Von mir aus bräuchtest du nichts zum anziehen“, schmunzelte Sam kurz vor ihren Lippen. Alisa sagte schwach:“ Aber dann würden mich alle nackt sehen, oder?“ Sanft und hingebungsvoll küsste Sam sie und zog sie an seinen Körper. „Nicht, wenn ich dich vor ihnen verstecke“, flüsterte er rau an ihrem Ohr. Ein paar Minuten verweilten beide in der Position, doch dann löste Sam sich widerstrebend von ihr. Sachte zog er Alisa mit ins Schlafzimmer. „Katelyn hat mir ein paar Sachen von ihr gegeben, die dir passen müssten. Ich hab sie in den Schrank gelegt“, erklärte er ihr. Noch nie zuvor hatte Alisa einen so großen Schrank gesehen. Jede Frau wäre eifersüchtig auf ihn gewesen, weil er so einen großen Schrank hatte. „Brauchst du so viel Platz, Sam? Oder warum ist der Schrank so groß?“, fragte sie neugierig und mit einem leuchten in den Augen. Sam machte eine der fünf Türen auf und zog danach ein paar Anziehsachen raus:“ Der Schrank hatte Katelyn gehört, aber sie hat vor einem Monat ausgeräumt. Die Hälfte ihrer Klamotten ist jetzt weg und sie brauchte einen kleineren.“ „Also hast du ihr deinen gegeben“, beendete Alisa seinen Satz. Charmant lächelnd küsste Sam sie leicht, übergab ihr dann die Klamotten, damit er sie alleine lassen konnte. Alle Klamotten legte Alisa auf das große, weiche Bett um sie zu betrachten. Dort lagen ein hellblaues Top, mit einer schwarzen Schleife um die Mitte, weiße Spitzenunterwäsche und einen Jeansminirock.
Nach fünf Minuten stand Alisa fertig angezogen vor dem Spiegel in Sams Schlafzimmer. Abschätzend betrachtete sie sich im Spiegel. „Du siehst wunderschön und sexy aus“, flüsterte eine tiefere Stimme in ihr Ohr, während zwei starke Arme sich um ihre Mitte schlingen. Normalerweise sollte sie sich schon daran gewöhnt haben, dass Sam sich gerne an sie heranschleicht, aber es war erschreckend, wie leise Sam sich bewegen konnte. Skeptisch betrachtete Alisa ihr Spiegelbild noch einmal. „Es ist gewöhnungsbedürftig“, sagte sie schulterzuckend und befreite sich blitzschnell aus seiner Umklammerung. Lächelnd wandte sie sich wieder ihm zu:“Kommst du? Wir wollten uns doch mit den anderen treffen.“ Seine Antwort wartete Alisa nicht einmal ab, sondern ging einfach in Richtung Haustür. Hinter sich hörte Alisa noch Sams Lachen.
Gerade als Alisa die Tür öffnete, erblickte sie Katelyn nicht weit weg vom Auto. „Hey!“, schrie Alisa und rannte rüber zu ihrer ersten Freundin. Freundschaftlich umarmten sich beide. „Na gut geschlafen?“, fragte Katelyn neugierig und schaute schätzend zu ihrem Bruder rüber, der lässig an der Wand lehnte. „Was soll ich denn sagen? Es war die beste Nacht, die ich bis jetzt hatte“, gab Sam ehrlich zu. Worauf Alisas Wangen sich leicht rötlich färbten. Kichernd ging Katelyn auf das Auto zu und stieg ein. Sam hielt Alisa die Tür auf, sodass sie auf der Beifahrerseite einsteigen konnte. „Wer kommt denn alles?“, fragte Katelyn und schaute ihren Bruder ernst an. Nachdenklich meinte Sam:“ Emmett kommt mit ein paar Wächter, Natalie und Riley kommen ins Büro.“ Mit surrendem Motor sprang das Auto an und Sam fuhr schlitternd los. „Hast du es eilig, Bruderherz?“, fragte Katelyn von hinten amüsiert. Gerade als Sam antworten wollte, ertönte ein leiser Klingelton. „Alisa, Süße, kannst du rangehen?“, fragte er mit einem so verführerischen Lächeln, dass ihr der Atem wegblieb. Suchend sah sich Alisa nach dem Handy um und fand es neben sich im Getränkehalter. „Ja? Hallo“, sagte Alisa und nahm ab. Eine leise, heisere Stimme meldete sich:“Niemand kann uns aufhalten, geben Sie uns deswegen Alisa Grey und Ihnen und Ihrem Rudel passiert nix.“ Die Leitung war unterbrochen. Verwirrt legte Alisa das Handy wieder zurück, starrte ängstlich aus dem Fenster. „Stimmt was nicht, Süße?“, hörte sie eine männliche Stimme sagen, doch wer es genau war, konnte sie nicht sagen.
Es war laut, sehr laut. Überall waren Kampfgeräusche und stickige Luft drang in ihre Lungen. Alisa wusste nicht wo sie war, aber ihr machte es Angst. So langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. An den Wänden sah sie Schatten vorbei huschen, zuckte vor lauter Angst zusammen. Wäre doch nur Sam bei ihr, dann hätte sie nicht so viel Angst. Alisa ging bis zur Ecke und schaute sich um. Von links kamen die Kampfgeräusche. Normalerweise würde sie jetzt weglaufen, doch sie musste stark sein. Nicht nur für sich, sondern auch für Sam. Der Gepard, der ihr Herz erobert hatte. Die Schatten wurden jetzt größer und die Geräusche deutlicher. Es waren Schreie, die an den Wänden abprallten. Geparden, Wölfe und andere Raubkatzen kämpften mit Vampiren. Das Blut spritzte nur so an die Wände. Alisa ging durch die Kämpfe weiter nach vorne. Dort stand ein Gepard mit eisblauen Augen, die sie nur so gut kannte. Unter ihm lag ein Vampir… Alles verschwamm wieder und Alisa bekam schreckliche Kopfschmerzen. Das einzige was sie noch mitbekam, war das sie einen Schrei hörte, der ihr das Herz zerriss.



Ein Stimmengewirr drang langsam in ihr Bewusstsein vor. Doch sie wollte nicht ihre Augen öffnen, so grässlich war ihre Vision. Alisa hatte noch diesen Schrei in den Ohren. Irgendwoher kannte sie die Stimme. War es Katelyns? Oder Nikitas? Vielleicht sogar ihre? Sie wusste es nicht. Alisa sank tiefer in die Dunkelheit, wo sie weit weg von dem Stimmengwirr war, welches ihr Kopfschmerzen machte. Es wird einen Kampf geben, einen sehr großen, gestand Alisa sich. Ob alles ihre Schuld war? Selbst logisch denken konnte Alisa nicht mehr. Eine Stimme in ihr sagte, dass es keinen Sinn machte, sich in der Dunkelheit zu verstecken. Man würde sie vermissen, wenn sie nicht sofort aufwachte. Jeder würde sich Sorgen machen. „Seid alle ruhig!“, schrie eine laute Männerstimme, „geht alle raus und wartet dort. Lasst mich mit ihr alleine!“ Als die Geräusche von Schritten sich entfernten, spürte sie, wie eine Hand sanft über ihre Wange strich. „Ich weiss, dass du wach bist, Süße. Also machst du bitte die Augen auf?“, flüsterte Sam an ihrem Ohr. Erleichtert atmete Alisa aus und öffnete die Augen, wollte jetzt raus aus der Dunkelheit, die ihr keinen Schutz bieten konnte. Denn solange Sam bei ihr war, brauchte sie nur ihn. Nachdem Alisa ihre Augen geöffnet hatte, spürte sie, wie Sam sachte Küsse auf ihrem Gesicht verteilte. Jedoch als er ihr in die Augen sah, sah Alisa seine Sorge. „Was hast du gesehen?“, fragte er besorgt und das Eisblau in seinen Augen wurde dunkler. Heftig schüttelte sie ihren Kopf. Diese Vision wollte sie nie wieder sehen, so schrecklich war sie. „Erzähl es mir. Du kannst mir vertrauen“, nuschelte Sam an ihren Lippen, die er mit seinen Lippen verschloss. Alisa lies die Vision Revue passieren, dachte an die Bilder, die sie gesehen hatte. Und der starke Mann neben ihr versteifte sich vollkommen. „Ach du meine Scheiße“, hauchte Sam, dabei schlang er seine Arme um Alisa, zog sie auf seinen Schoß. „Wie kannst du nur sowas aushalten?“, meinte Sam und fuhr mit seiner Nase an ihrem Hals hoch und runter, „ich meine, ich würde sogar Angst bekommen.“ Er versuchte ihr ernst in die Augen zu schauen, doch es klappte nicht. Schallend fingen beide an zu lachen. Danach schlug Alisa auf seine Brust:“Als hättest du Angst vor irgendwas.“ Plötzlich spürte Alisa nur einen Luftzug und schon lag sie unter ihm. Seine ernsten Augen blickten in ihre. „Sag nie wieder ich hätte keine Angst, denn ich habe Angst. Angst dich zu verlieren, Süße“, flüsterte er mit rauer Stimme.
„Also echt! Läuft da was zwischen euch?!“, fragte eine hohe Frauenstimme. Alisa hörte Gemurmel und einen Aufschrei. „Alisa Grey, ich verbiete dir diesen Gestaltwandler zu küssen!“, schrie eine männliche Stimme, die sie nur zu gut kannte.

Kapitel 13




Ihre weit aufgerissenen Augen blickten auf einen Punkt hinter Sam. Schweren Herzens löste er seine Augen von ihren und schaute über seine Schulter. Katelyn stand ganz links mit einem Grinsen im Gesicht. Emmett, der lässig daneben lehnte, hatte ein Handy auf beide gerichtet und Sebastian befand sich hinter Emmett mit einem fragenden Ausdruck im Gesicht. Doch die Männerstimme kam von woanders. In der Tür stand ein geschockter Ratsherr. Seine Gesichtsfarbe wechselte von Grün zu Rot über. Wutendbrand kam Mr. Drago auf Sam und Alisa zu. „Sie wagen es meine Tochter zu küssen?“, meinte er mit erstickter Stimme. „Oh ja. Und ich mache noch ganz andere Sachen, wenn ich will.“ Sam baute sich vor Mr. Drago auf, er war ein ganzes Stück größer als der alte Ratsherr. Zitternd standen sich beide gegenüber, durchbohrten sich mit Blicken, die hätten töten können. Doch Sam spürte eine zarte Hand, die sich um seine klammerte. „Vater lass ihn in Ruhe“, sagte Alisa mit rauer Stimme. Zufrieden dachte er, dass sie nur wegen ihm so klang. Ein breites Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, als er daran dachte, wie es war in ihr zu sein und ihre lüsternen Schreie zu hören. Ihr Vater starrte ihn immer noch mit rotem Kopf an, besann sich aber eines besseren und ging an ihm vorbei auf den langen Tisch zu. „Können wir endlich miteinander reden? Ich bin ein sehr gefragter Mann und habe auch noch andere Termine“, zischte der Ratsherr und setzte sich erschöpft auf einen der Stühle.
„Wo wollen wir anfangen? Es gibt mehrere Punkte, die wir besprechen müssen“, bemerkte Emmett, als sich alle gesetzt hatten. Sam hatte darauf bestanden, dass Alisa sich auf seinen Schoß setzte, da auch kein freier Stuhl mehr dort war. Jetzt strich er beruhigend ihren Oberschenkel auf und ab, damit er sich besser konzentrieren konnte. Sebastian, einer der Wächter von den SnowFighter- Wölfen, ging auf und ab an der Fensterfront entlang. Sam betrachtete die Runde. Der wichtigste Punkt war natürlich Sebastians Gefährtin zu finden und sie heil zurück zu bringen. „Wissen Sie etwas über einen Serienmörder in Ihren Reihen, Ratsherr Drago?“, fragte Sam und betrachtete ihn ganz genau. Auch Emmett blickte den Ratsherrn misstrauisch an. Alphatiere waren sehr gut darin Leute einzuschätzen. Doch Joe schüttelte den Kopf:“Nicht das ich wüsste. Warum fragen Sie mich das, Mr. Banker?“ „Nur so aus Interesse. Es wird nur eine Gefährtin vermisst, die wir wiederfinden möchten und das heil.“ Jetzt wurde auch Sam misstrauisch, denn irgendetwas verschwieg der Ratsherr. Man konnte den Angstschweiß deutlich riechen, der in der Luft lag. „Stimmt es denn, dass einige Vampire ihre Vernichtung überlebt haben?“, fragte Emmett und richtete sich auf.
Vor etwa 500 Jahren lebten Vampire und Gestaltwandler mit den Menschen untereinander. Jedoch nicht ganz so friedlich wie jetzt. Damals fielen viele Vampire über wehrlose Menschen her und saugten sie aus. Irgendwann verbanden sich Vampire mit Menschen und Gestaltwandler, da sie vorher nur unter Ihresgleichen Partnerschaften hatten. Aus den neuen Beziehungen entstanden dann Mischlinge. Dies sind die heutigen Kardinalen mit vampirischen Kräften, jedoch ohne all dies Blutvergießen.
„Ich weiss von keinen Vampiren, die überlebt haben“, presste Mr. Drago zwischen seinen Zähnen hervor. „Waren Sie denn dabei, als es passierte?“ Sam lehnte sich zurück und beobachtete das Frage und Antwort Spiel zwischen dem Ratsherr und Emmett. Wenn es um Informationsbeschaffung ging, waren die Wölfe darin klasse. „Nein natürlich war ich nicht dabei“, sagte Mr. Drago empört, „für wie alt halten Sie mich.“ „Naja, der Jüngste sind Sie auch nicht mehr“, erwiderte Emmett lässig. Wütend stand der Ratsherr von seinem Stuhl auf und haute auf den Tisch:“ So etwas muss ich mir nicht antun! Benehmen Sie sich immer so wie Tiere?!“ „Vater! Hör doch endlich auf mit dem Rumschreien, erzähl ihnen lieber die Wahrheit. Sie versuchen Nikita zu finden“, platzte es Alisa aus dem Mund. Sie war auch wie ihr Vater aufgestanden und funkelte ihn wütend an. Sam zog interessiert eine Augenbraue hoch. So wütend hatte er sie noch nie erlebt. Ihr Vater anscheinend auch nicht, da er sie erschrocken ansah. „So redest du mit mir, Tochter? Wie gut, dass ich deine Mutter zu Hause gelassen habe. Sie wäre enttäuscht darüber, wie du dich hier verhältst und dann hast du auch noch anscheinend eine Beziehung zu diesem Tier! So etwas dulde ich nicht!“ „Das ist nicht dein Leben…“, setzte Alisa an. Doch ihr Vater unterbrach sie:“Das glaubst auch nur du. Ich bin Ratsherr! Was soll man nur von mir halten, wenn rauskommt, dass du mit einem Tier zusammen bist?“ Das schickte Sam. Wutendbrand stand er auf und ging knurrend auf den Ratsherr zu. „Schreien Sie Alisa noch einmal an und ich schwöre Ihnen, dass Sie im hohen Bogen aus diesem Gebäude fliegen! Haben Sie mich verstanden?“ Nachdem sich beide lange in die Augen sahen, begann sich der Ratsherr zu entspannen. „Nun gut, aber ich hoffe doch, dass Sie mir genügend Respekt erweisen“, meinte er verbissen. Alle anwesenden Gestaltwandler nickten zustimmend. Emmett, der mit aufgestanden war um Sam zur Hilfe zukommen, setzte sich wieder auf den Stuhl gegenüber von Mr. Drago. Sebastian stellte sich hinter sein Alphatier, genau wie Katelyn sich jetzt hinter Sam stellte.
„Können wir Ihnen denn auch vertrauen, Mr. Drago?“, fragte Sam in die Stille hinein, die sich seit dem Wutausbruch über die Leute gelegt hatte. Glühend grüne Augen starrten ihn an. Untersuchten ihn auf Anzeichen, die er nicht deuten konnte. Schließlich sagte Mr. Drago:“Ich sage nichts zu dieser Frage. Natürlich sage ich Ihnen alles was ich weiss, nur ob es stimmt weiss niemand.“ Sam schaute nach links, wo seine bezaubernde Freundin stand. Er konnte es immer noch nicht glauben, dass sie ihn liebte. Obwohl er sich auch alle Mühe gemacht hatte sie zu verführen. Wie aus Gewohnheit streckte Sam die Hand nach Alisa aus. Doch sie ergriff seine Hand nicht, sondern schaute ihren Vater mit zusammen gekniffenen Augen an. „Komm her, Süße“, sagte Sam mit leiser Stimme. Sofort schloss sich ihre Hand um seine und er konnte sie wieder auf seinen Schoß ziehen.
„Helf uns doch, bitte. Wie versuchen Nikita zu finden, Vater“, flehte Alisa ihn an, dabei stützte sie sich auf dem Tisch ab. „Nikita ist tot, Alisa. Hör auf mir solche Flausen in den Kopf zu setzten“, winkte ihr Vater ab. Plötzlich ertönte ein furchteinflößendes Knurren, welches nicht von Sam war. Verwirrt blickte sich der Ratsherr um und entdeckte einen wütenden Wolf, der ihn mit seinen braunen Augen anstarrte. „Sie ist nicht tot! Sagen Sie das nie wieder“, flüsterte Sebastian mit einer Stimme, die rau vor Wut war. Emmett versuchte gar nicht Sebastians Verhalten zu zügeln. Genau wie Sam, der es total verstehen konnte. Gestaltwandler beschützten alles was einem wichtig und wertvoll war.
„Ich würde es spüren, wenn sie tot wäre“, meinte Sebastian mehr zu sich selbst, als zu den anderen. Sam konnte ihm nachempfinden, wie Sebastian sich gerade fühlte. Genauso war es ihm auch ergangen, als man Katelyn entführt hatte. Doch Gestaltwandler hatten einen sehr dicken Dickkopf und gaben niemals auf. Dafür waren die tierischen Instinkte zu stark in einem verankert. Aufgeben kam für Raubtiere nie in Frage, denn wie sollten sie sonst überleben, wenn sie aufgaben?
Die Atmosphäre war angespannt in diesem Raum. Alisa wandte ihren Kopf Sam zu und sah ihn fragend an. „Klären wie später“, flüsterte er nur. Jadegrüne Augen funkelten ihn eine Sekunde an, gaben aber nach. „Anscheinend führt diese Unterhaltung zu nichts. Dann kann ich ja gehen“, meinte Mr. Drago zu den anderen und erhob sich von seinem Stuhl. Ohne auch nur ein Wort mehr zu sagen, trat er zur Tür. Das einzige was sie noch hörten, war wie die Tür ins Schloss viel. Langsam holte Sam sein Handy aus der Tasche und wählte gemütlich eine Nummer. Dann wartete er bis sich eine vertrauliche Stimme meldete. „Hallo?“, fragte eine verschlafene Frauenstimme. „Hab ich dich geweckt?“, fragte Sam amüsiert. Am Ende der Leitung hörte er ein herzhaftes Gähnen:“ Nein bloß nicht. Was gibt’s den Boss?“ „Wie schnell kannst du zum Haus des Ratsherrn Mr. Drago kommen?“ „Ich bin in einer halben Stunde da. Was soll ich tun?“, fragte sie. Sam dachte einen Moment nach, wie lange sie dableiben sollte:“Kannst du ihn 2 Tage lang observieren, Tammy? Und mir danach Beschied geben, wann er das Haus verlässt und wohin er geht? Das wäre toll.“ „Gut das mach ich“, versicherte ihm Tammy und nach einer kurzen Verabschiedung legte Sam auf. „Kater, du bist doch nicht so dumm, wie ich immer dachte“, lachte Emmett und zeigte ein paar Grübchen. „Was ist denn los, Sam?“, fragte ihn Alisa mit großen Augen, „traust du ihm nicht?“ „Nein.“ Sachte schob er Alisa von seinem Schoß, damit er aufstehen konnte. „Hast du das auch gespürt?“, fragte Emmett und sah kritisch zur Tür, wo der Ratsherr gerade rausgegangen war. Sam nickte zustimmend:“Er hatte Angst.“ nur am Rande nahm Sam wahr, dass seine Schwester zu Alisa rüber ging. Als er sich umdrehte um zu schauen, was sie taten, färbten Alisas Wangen sich rot. „Also seid ihr jetzt ein Paar?“, fragte Emmett grinsend. Geschmeidig, wie eine Katze, ging er zu Alisa rüber, legte einen Arm um ihre Hüfte und zog sie zu sich.
Das Auto fuhr schlitternd über die Straßen, als alle sich auf den Weg nach Alisas Haus machten. Alisa und seine Schwester fuhren bei ihm mit, Sebastian fuhr mit Emmett. Sebastians Idee war, dass sie Natalia fragen konnten, ob ihr etwas in der letzten Zeit aufgefallen war.
„Ziehst du jetzt eigentlich bei Sam ein?“, fragte eine neugierige Stimme hinter Sam. Neben sich vernahm er ein schüchternes Lachen. Bevor sie antworten konnte, tat er es lieber:“Fürs erste bleibt Alisa bei mir, Katelyn. Solange bis wir den Täter haben. Was dann passiert, muss sie entscheiden.“ „Wenn wir schon mal bei mir sind, kann ich auch gleich ein paar Sachen von mir mitnehmen“, überlegte Alisa leise und schaute verträumt aus dem Fenster. Was würde er nur ohne sie machen, fragte er sich. „Wir bleiben aber nicht lange. Heute wollte ich noch mit dir Essen gehen und dann müssen wir noch zu Alex“, meinte Sam, zog ihre Hand an seinen Mund, drückte ihr sachte einen Kuss auf. „Warum willst du mit mir zu Alex?“, fragte Alisa und sah ihn verdutzt an. „Du gehörst zu mir. Ich lasse dich nicht mehr los und vor allem nicht, wenn ein Killer hinter dir her ist, Süße.“ „Wo hatte sich denn deine Mutter zuletzt aufgehalten?“, fragte Katelyn von hinten. Anscheinend wollte sie die Spannungen lösen, die gerade aufgetreten waren. Völlig verwirrt schüttelte Alisa erst mal den Kopf, wandte dann ihre Augen von Sam ab. „Ich weiss es nicht genau. Sie wechselt mehrmals im Jahr ihren Standort. Sie war vor meinem Vater geflüchtet, da er bis dahin noch unter Hypnose leidete.“ „Meinst du, dass deine Mutter etwas weiss?“, fragte Katelyn und fuhr sich durch ihre hellbraunen Haare. Sie mussten sich beeilen, denn Natalie wollte noch weg um etwas zu kaufen. Alisa legte ihren Kopf an die kalte Scheibe. „Süße, was ist los?“, murmelte Sam und streichelte über ihre Wange. Doch Alisa gab ihm keine Antwort.
Die restliche Fahrt verlief seltsam ruhig. Immer noch grübelte Sam über Alisas Stillschweigen. Wieso war sie so still, fragte er sich verwirrt. Als das Auto zum stehen kam, rührte Alisa sich immer noch nicht. „Katelyn, geh schon mal rein. Ich komme gleich mit Alisa nach. Fang mit Emmett ohne mich an“, sagte Sam, dabei schnallte er sich ab. Dann fuhr er sich durch seine kurzen Haare und seufzte. Nachdem Katelyn die Autotür zugeschlagen hatte, drehte Sam sich zu seiner Liebsten um. „Red‘ mit mir, Alisa“, bat Sam mit leiser Stimme. Anstatt zu antworten, kletterte Alisa auf seinen Schoß. Ihren Kopf vergrub sie zwischen seinem Hals und seiner Schulter. Der Gepard in ihm war zufrieden damit, dass sie bei ihm Schutz suchte. Jedoch spürte Sam ein paar Sekunden später etwas Nasses auf seinem T-Shirt. Danach vernahm er ein leises Schluchzen, ihr zierlicher Körper bebte leicht in seinen Armen. „Schätzchen rede mit mir, bitte. Vielleicht kann ich dir helfen“, flehte Sam sie an. Er gab nicht auf. Der Gepard wollte sie beschützen, wollte ihr jeden Schmerz nehmen, damit es ihr besser ging. Sie versuchte sich zusammenzunehmen, schöpfte Kraft aus seiner Umarmung. Langsam hörte Alisa auf zu schluchzen, ihren Kopf hob sie auf gleiche Höhe, wie seiner an. „Ich will meinen Vater nie mehr sehen. Er lügt wie gedruckt und möchte Nikita nie mehr sehen. Sam, er hat gesagt, dass sie für ihn gestorben sei!“, stammelte Alisa mit brüchiger Stimme. Feste drückte Sam Alisa an sich:“ Ich schwöre dir, dass er nicht in deine Nähe kommen wird.“ „Was ist, wenn er bei ihr ist?“ „Ich gehe gleich rein und schaue nach. In der Zeit passt Sebastian auf dich auf“, erklärte Sam, küsste sie sachte auf ihren wunderschönen Mund.
Neben dem Auto stand der SnowFighter-Wächter. Seine Miene war unergründlich. „Wir finden sie, Sebastian. So schnell geben wir nicht auf“, meinte Sam mit ernster Stimme, „ passt du kurz auf Alisa auf?“ Sebastian nickte zustimmend und setzte sich ins Auto. Mit schnellen großen Schritten bewegte Sam sich auf die Tür zu. Katelyn hatte anscheinend die Tür nicht richtig zugemacht, denn sie war noch ein Spalt offen, sodass Sam einfach reingehen konnte. Schon wieder ging er durch denselben kalten Flur, wie vor einem Tag. Hier drinnen gab es keine Bilder, einfach nichts.
Aus dem Wohnzimmer drangen Stimmen zu ihm hindurch. „Ich möchte sofort zu meiner Tochter“, sagte eine zitternde Frauenstimme. „Sie kommt, sobald Sie Ihren Mann aus dem Haus schicken“, antwortete Emmett gereizt. Sam stieß leise Flüche aus und bewegte sich schneller zum Wohnzimmer. Wie vermutet, stand neben dem Sofa, auf dem Natalie saß, der Ratsherr Mr. Drago. Als er Sam sah, drückte er sich näher ans Sofa. „Was wollen Sie hier?“, fragte Mr. Drago gereizt und sah Sam mit einem geringschätzigen Blick an. Sam stellte sich neben seine kleine Schwester und bedachte ihn mit demselben Blick. „Das könnte ich Sie auch fragen. Wollten Sie vielleicht Ihre Frau vorwarnen? Sollte Sie schneller die Stadt verlassen, nur damit wir Ihr dreckiges Spiel nicht mitbekommen? Tja Pech gehabt.“ Emmett stellte sich etwas näher zur Tür, Sam ging etwas mehr in den Raum und Katelyn schlich sich zum Fenster. Jetzt waren alle Fluchtmöglichkeiten versperrt. „Sie können mich nicht ewig hier festhalten“, meinte der Ratsherr mit fester Stimme. Katelyn zog gespielt die Augenbrauen hoch:“Können wir nicht?“ „Das Haus steht auf unserem Territorium. Wir kennen den Wald in- und auswendig. Nach ein paar Minuten hätten wir Sie wieder eingeholt“, erwiderte Emmett lässig. Alle drei Gestaltwandler waren bis aufs stärkste angespannt. Wenn Mr. Drago auch nur einen falschen Schritt macht, würde Sam ihn an die nächste Wand drücken und die Informationen aus ihm raus quetschen.
„Sie wissen doch ganz genau, was hier vor sich geht. Wollen Sie nicht Ihre andere Tochter wenigstens schützen?“, fragte Sam mit einem leichten Unterton in der Stimme. „Wir möchten mit Ihrer Frau alleine reden. Wenn Sie nun so freundlich wären“, meinte Emmett und ging auf Mr. Drago zu. Hoffnungslos ließ Ratsherr Drago seine Schultern sinken:“Ich wollte doch nicht, dass es so ausartete. Nikita sollte eigentlich nicht entführt werden.“ Misstrauisch fragte Sam:“Erzählen Sie uns jetzt alles, oder sollen wir zu anderen Mitteln übergreifen?“ „Ich erzähle Ihnen die Wahrheit. Es wäre besser, wenn Sie sich setzten würden. Es ist eine lange Geschichte.“
Nachdem alle auf der Couch saßen, fing der Ratsherr an zu sprechen:“ Ich bin seit knapp vier Jahren erst im Rat tätig und bereue was ich getan habe, damit es so bleibt. Als ich erfahren habe, dass Nikita mit einem Wolf zusammen ist, kam ich mir so verraten vor. Nikita hat eine kleine Tochter bekommen, Tatiana. Sie war mein ganzer Stolz, denn sie war mit einem der Söhne des Herrn Joaquin verlobt. Doch eines Tages rief sie mich an und sagte die Hochzeit ab.“ „Was meinten Sie, als Sie sagten, Sie bereuen etwas?“, wollte Katelyn wissen. Einige Sekunden war es ganz still im Raum. Man konnte den schnellen Puls von ihm hören. Die ganze Sache war Sam nicht ganz so sicher. „Es stimmt, was Sie behaupten. Vampire sind unter uns und ich habe mit ihnen einen Vertrag abgeschlossen. Sie verhelfen mir im Rat zu bleiben und ich…“, fing Mr. Drago an, wurde aber von Sam unterbrochen. „… Und Sie haben ihnen die Opfer gebracht. Also auch ihre eigene Tochter.“ Schnell schüttelte Mr. Drago den Kopf:“Nein, so war das nicht geplant. Nach einiger Zeit suchten die Vampire ihre Opfer selbst. Ich erkannte zu spät, dass sie es auf die Ratsmitglieder und ihre Familien abgesehen hatten. Deshalb habe ich Natalie weggeschickt und Alisa eingesperrt. Ich wollte nicht noch jemanden aus meiner Familie verlieren. Aber ich glaube, dass sie nicht so schnell aufgeben werden.“ Emmett drehte sich zu Sam um, mit fragendem Gesichtsausdruck wollte er wissen:“Sind sie jetzt hinter Alisa her?“ Grimmig nickte Sam:“Ich werde nicht von ihrer Seite weichen.“ Natalie blickte sich im Raum um, suchte jede einzelne Stelle ab. „Wo ist meine Tochter?“ „Draußen im Auto mit Sebastian. Er ist übrigens der Seelengefährte Ihrer Tochter“, berichtete Emmett sachlich. Ein verwirrter Ausdruck schlich sich auf Natalies Gesicht:“Was ist ein Seelengefährte?“ Sam setzte sich grade auf, um ihr alles zu erklären:“ Jeder hat einen Seelengefährten, nur wir Gestaltwandler suchen gezielt nach einem. Wenn man seinen Seelengefährten gefunden hat, können sie sich verbinden. Wir können allerdings nur einmal eine Bindung eingehen, da jeder Seelengefährte auf den anderen eingestimmt ist.“ „Früher, als es noch Vampire gab, verbanden sich Paare aller Art. Auch einige wenige Vampire gingen einen Bund mit einem Gestaltwandler ein. Daher ist es nicht schwer zu verstehen, wenn Kardinale sich mit einem Gestaltwandler verbinden, obwohl ihr Kardinale denkt ihr wärt die beste Gattung“, ergänzte Emmett. Sam fiel auf, dass Natalie genau dieselbe kleine Denkfalte bekam, wie Alisa, wenn sie sehr gründlich über etwas nachdachte. Überhaupt kam Alisa eher nach ihrer Mutter, in der ganzen Art ihrer Haltung sahen sich beide ähnlich.
Die leise Stimme von Natalie holte Sam wieder zurück zum Gespräch. „Wie geht man denn eine Bindung ein?“ Man spürte, wie neugierig Alisas Mutter war. Wieder eine Ähnlichkeit. Lässig lehnte Sam sich zurück:“ Naja. … Die Frau macht einen kleinen Schnitt in ihr Handgelenk, damit Blut fließt, welches der Mann ableckt. Dasselbe passiert danach anders herum. Man muss es aber nur einmal machen, denn dadurch entsteht ein Band und man kann die Gefühle des anderen spüren.“ „Haben Sie eine Seelengefährtin?“, fragte Mr. Drago Sam, er ließ den Gepard nie aus den Augen. Kaum merklich schüttelte Sam seinen Kopf:“Noch nicht.“ Aber er die Frau seiner Träume hatte er schon gefunden, dachte Sam. Nur leider saß diese draußen im Auto, während eine tollwütige Vampirgruppe hinter ihr her war.
„Verfluchte Scheiße!“, zischte Sam und stand ruckartig auf. Warum hatte er sie nicht mit reingenommen, wo es sicher war. „Scheiße, scheiße und nochmal scheiße!“ So schnell ihn seine Füße tragen konnten, rannte Sam aus dem Haus. Wieso fiel ihm das eigentliche Problem erst jetzt auf? Als Sam aus der Tür rannte, war es leider schon zu spät. Er hätte sich auf seine Instinkte verlassen sollen. Schon von Anfang an hatte er ein ungutes Gefühl gehabt, sogar als sie noch zusammen im Auto saßen. Alisa wusste es, hatte die Traurigkeit nur vorgetäuscht, damit er sie alleine lassen würde. Und nun war es zu spät.

Kapitel 14




Ihr Kopf tat höllisch weh, sie wusste nicht mehr wo vorne und hinten war. Ihre Erinnerungen waren trübe, verschleiert. Sie merkte, wie sie hochgehoben wurde. Die Geräusche im Umfeld waren gedämpft, als hätte man ihr etwas über die Ohren getan. Nur leise konnte Alisa Stimmen wahrnehmen. „Lasst sie einfach neben der anderen liegen“, zischte eine rauchige Stimme, „wir werden uns um sie später kümmern.“ Während die Person angefangen hatte zu reden, pochte in ihrem Kopf ein solcher Schmerz, dass sie am liebsten geschrien hätte. Doch Alisa hatte keine Kraft mehr. „Was machen wir mit dem Wolf?“, fragte eine kindliche Stimme. Anstatt eine Antwort zu hören, ging ein Knurren durch den Raum. Danach hörte man einen schweren Körper zu Boden fallen. Als ein Knallen ertönte und dann Stille folgte, rappelte Alisa sich langsam auf. Wo war sie hier gelandet? Der Raum, in dem sie sich befand, kam ihr bekannt vor. Eine Matratze lag mitten im Raum, die ganz schön ramponiert aussah. Die Wände waren vermutlich aus Stahl oder etwas anderen, was keinen Widerstand leisten würde.
Nur wage konnte Alisa sich an die letzten Sekunden erinnern. Alles, was sie wusste war, dass sie mit Sebastian im Auto saß. Vorher hatte sie Sam weggeschickt, doch der Grund fiel ihr nicht mehr ein. Sebastian! „Verdammter Mist!“, fluchte sie leise und krabbelte zu dem leblosen Körper hin. Sie kniete sich neben den Mann, der das Leben ihrer kleinen Schwester war. Er hatte ihr einiges über Nikita erzählt. Alisa wusste, was Sebastian an ihr liebte und vergötterte. Ihrem Lachen konnte keiner widerstehen, genauso wenig ihrem Charme. „Emmett war am Anfang nicht so begeistert gewesen, aber nach einer Zeit wurde es ihm egal“, hatte Sebastian ihr erzählt. Auch erfuhr sie etwas über Tatiana, dass es ihr sehr gut ginge und sie sich eingelebt hätte.
Neben ihr vernahm Alisa ein schmerzhaftes Stöhnen. „Was zum Teufel ist hier los?“, eine tiefe Männerstimme erhob sich und ein leichtes zittern ging durch ihren Körper. Alisa hatte Angst, sehr viel Angst. Aber nicht um sie, sondern um ihren Gepard, der Kilometer entfernt war. „Sebastian? Geht es dir gut?“ Der Wolf richtete sich langsam auf und schaute sich im Raum um. „Naja, es ging mir schon mal besser“, kam die Antwort von ihm, „kannst du dich an etwas erinnern?“ „Wir saßen beide im Auto und haben uns über Nikita unterhalten. Sonst weiss ich nichts mehr“, überlegte Alisa, „warum bist du eigentlich hier. Sie wollten doch nur mich?“ Sebastian richtete sich nun ganz auf, hob die Nase um eine Witterung aufzunehmen. „Ich habe Sam versprochen, dass ich dich beschützen werde, damit wir Nikita finden können.“
„So und hier bin ich“, ertönte eine kratzige Frauenstimme von hinten. Beide drehten sich verwundert um. Sie konnten nicht glauben, wer da vor ihnen stand. Tränen bildeten sich in Alisas Augen und ihre Stimme brach. Sie konnte kein einziges Wort hervor bringen, da sich in ihrem Hals ein Kloss gebildet hatte. Sebastian war der Erste, der sich gefangen hatte. So schnell, das man ihn nicht sehen konnte, rannte er auf seine Frau zu, schloss sie fest in seine Arme. „Ich hätte gedacht, …“, nuschelte Sebastian in Nikitas rotblonde Mähne. „Mir geht es gut“, meinte Nikita und drehte sich zu Alisa um. Als sich ihre Augen trafen, fingen beide an zu kreischen und warfen sich in die Arme. „Was machst du hier?“, fragte Nikita ungläubig. Alisa musterte den Raum:“Das ist derselbe, den ich in meiner Vision gesehen hatte. … Ich weiss nicht, was ich hier soll, aber wichtig ist nur, dass wir dich gefunden haben.“ „Weisst du, ob man hier ungesehen rauskommt, Liebling?“ Nikita drehte sich zu ihrem Mann um:“Tut mir Leid, Schatz, aber man kommt nur raus oder rein, wenn einer der Vampire dabei ist.“
Genau in dem Augenblick ging die Tür auf und einige komische Gestalten traten ein. „Willkommen Alisa Grey“, zischte eine männliche Stimme aus dem Türrahmen, „bringt sie her!“ Bevor Alisa auch nur blinzeln konnte, standen rings um sie herum widerlich stinkende Gestalten mit roten Augen, wie flüssiges Blut. „Nimmt die andere auch mit“, befahl die Stimme. Die Gestalten packten sich beide Schwestern, wollten sie gerade raus zerren, als ein sandfarbener Wolf sich auf die kleine Gruppe warf. Die Gruppe fiel zu Boden und wirbelte Staub auf. Alisa und Nikita befreiten sich aus den Fängen, sie rannten so schnell es geht in eine Ecke um sich zu verstecken. Währenddessen kämpfte der Wolf unerbittlich mit diesen Vampiren und einen Moment sah es tatsächlich so aus, als würde Sebastian gewinnen. Ein Körperteil nach dem anderen flog in sämtliche Richtungen, man hörte entsetzliche Schreie, die nicht enden wollten. „Hört auf!“, schrie eine andere schrille Stimme. Plötzlich hörte alles auf sich zu bewegen. Sebastian blieb mitten in der Luft stehen. Nur Alisa konnte sich aufsetzten. Selbst Nikita saß wie eine Statur an der Wand. „Komm zu mir, Hellseherin“, zischte die Männerstimme. „Warum sollte ich?“, widersetzte sich Alisa. „Weil wir etwas von dir wissen wollen…“, fing die andere, weiblichere Stimme an. Die männliche Stimme vollendete ihren Satz:“ Zum Beispiel, wie es deinem Vater geht?“ Starr wegen dem Schock blieb Alisa mitten in ihrer Bewegung stehen. Was hatte ihr Vater damit zu tun, fragte sie sich. Einer, der beiden Vampire, kam auf sie zu, packte sie grob am Arm und zog sie mit sich durch die dunklen Gänge. Der Griff um ihr Handgelenkt war fest und unangenehm. Alisa wusste, dass sie sie holen kamen, doch ihr war nicht bewusst, dass es so früh passieren würde. Sie hatte Sam ins Haus geschickt, er sollte nicht dabei sein, wenn die Vampire kamen. Sam sollte weiter leben, sollte die richtige Frau finden und nicht sein Leben mit ihr verschwenden.
Erst als sie in einem anderen Raum waren, ließ der Vampir sie los. In dem Raum standen sehr viele Folterinstrumente, von verschiedener Art. Hinten links in der Ecke sah sie eine Streckbank, daneben hingen Peitschen. Der Raum war vollkommen abgedunkelt, hatte kein einziges Fenster und die Luft war scheußlich. Es roch nach vertrocknetem Blut, welches wahrscheinlich im ganzen Raum verteilt war.
„Hellseherin, geh zu dem Stuhl und setzt dich hin“, zischte der Mann. Als Alisa nicht reagierte, schubste er sie in die Richtung. Rechts neben der Tür, an der Wand etwas weiter abwärts, stand der Stuhl. Er sah zumindest aus, wie ein normaler Stuhl. „Was passiert, wenn ich mich nicht hinsetze?“, fragte Alisa mutig. Das Lächeln, was sich auf dem Gesicht des Vampirs zeigte, sah furchterregend aus und war nicht freundlich gemeint. „Dann passiert was ganz schlimmes.“ Ohne weiteren Protest setzte Alisa sich auf den Stuhl. Die Vampirfrau machte Fesseln an ihren Händen und Füßen fest, sodass Alisa nicht aufstehen konnte. Die Bänder schnitten sich tief in ihre Haut, irgendetwas stimmte mit diesen Bändern nicht. „Wir stellen dir jetzt ein paar Fragen, die du uns beantworten musst. Wenn die Antworten uns zufrieden stellen, quälen wir dich nicht, aber solltest du uns anlügen, könnte es böse für dich ausgehen“, der Mann, der zu ihr sprach, trat langsam auf sie zu. „Wir möchten von dir wissen“, zischte die Vampirfrau an Alisas Ohr, „wo dein Vater sich gerade aufhält, denn wir möchten ihm danken.“ „Wieso wollt ihr das wissen?“, Alisa schaute beide Vampire verwirrt an. Der Mann seufzte:“Dein Vater hat mit uns einen Vertrag geschlossen. Er brachte uns Opfer, damit wir überleben konnten und wir brachten mögliche Rivalen deines Vaters um. Schließlich ist er ein Ratsmitglied und möchte auch für eine Zeit eins bleiben.“ „Ich weiss, aber nicht, wo mein Vater ist.“ Plötzlich pochte in ihrem Kopf ein Schmerz, der nicht zu ertragen war. Alisa schrie, wie am Spieß und griff sich in die Haare, würde alles tun, damit dieser pochende Schmerz ihr nicht das Gehirn zerdrückte. „Die Antwort war leider falsch“, meinte die Frau, „sag uns, wo dein Vater sich aufhält. Uns schickt auch eine ungenaue Ortsangabe.“
Die Vampire quälten Alisa schon seit einiger Zeit, doch Alisa gab nicht nach. „Dann beantworte uns eben eine andere Frage. Die beiden Alphatiere, der SnowFighter- Wölfe und der GoldGlitter- Geparden, wo sind sie?“ „Das sage ich garantiert nicht“, erwiderte Alisa trotzig, was sich als Fehler erwies. Die Vampirfrau drang mit einer solchen Wucht in ihren Kopf, sodass Blut aus Alisas Nase tropfte. Immer wieder versuchten beide sie zu brechen, aber ohne Erfolg. Ganze zwei Stunden hatten sie damit verbracht. Alisa war am Ende völlig ausgelaugt und nahe dran ihr Bewusstsein zu verlieren. Sie merkte auch nicht, dass jemand sie wieder zurück in den Raum gebracht hatte, in dem Sebastian und Nikita waren. Dort sank Alisa in die Tiefen ihres Bewusstseins.

Es waren schon drei Tage vergangen, nachdem Alisa entführt worden war und Sam drehte vor Hilfslosigkeit fast durch. Jede Nacht hatte er damit verbracht nach Spuren zu suchen, hatte jeden seiner Wächter eine Schicht extra aufgelegt.
„Sam, beruhig dich mal. Wir werden sie finden“, Katelyn legte beruhigend eine Hand auf Sams Schulter. Der Gepard in ihm knurrte. „Ich hätte sie mit reinnehmen sollen. Warum hab ich nicht auf sie aufgepasst?“ „He Kater, sei mal leise. Meinen Wächter haben sie auch mitgenommen. Ich häng da auch mit drin“, beschwerte sich Emmett, der sich an die Arbeitsplatte lehnte. Seine Wächter, beide Heilerinnen, Emmett und zwei seiner Wächter hatten sich zu einer Besprechung in dem Hauptquartier der Geparde versammelt. Sie befanden sich in der Zentrale, wo Riley und Jay sich an den Computern zu schaffen machten. „Wonach suchen wir, Sam?“, fragte Riley. Kurz überlegte Sam, dann sagte er:“Sucht nach Orten, wo sie sein könnten. Dunkle, verlassene Orte, wo keiner so gerne hingeht. Auch unterirdisch, Jungs.“ Mit einem knappen Nicken machten sich die Jungs an die Arbeit. Riley und Jay waren die Besten auf diesem Gebiet, keiner konnte ihnen etwas nachstellen.
„Ich hätte nie gedacht, Vampire würden noch existieren. Die Kardinalen hatten sie doch alle verbrannt, oder?“, stellte Katelyn die Frage in den Raum. Sie, Emmett und Sam machten sich Gedanken darüber, was sie übersehen hatten. „Vielleicht sind es Neugeborene, die nur um die 100 Jahre alt sind? Den Berichten zufolge wurden alle Vampire umgebracht…“, begann Sam zu überlegen. Doch Sascha, die Heilerin, unterbrach ihn:“Vergiss nicht, Vampire haben übernatürliche Kräfte. Die vier Elemente wurden oft als Gaben hervorgebracht. Meine Eltern kannten einen Vampir, Domenic Hill, der Feuer beherrschen konnte. Seine Zeitgefährtin war zu der Zeit Anastasia Wood. Die Frau konnte einen Schmerzen zu bereiten, die nicht von dieser Welt sind. Jedoch waren die Schmerzen nur geistig veranlagt, also konnte man, wenn man es wusste, sie einfach ausblenden. Da sie ja nicht real waren.“ In Sam Hosentasche fing es an zu klingeln. „Da hat jemand sein Handy angelassen. Ganz böser Junge“, scherzte Emmett mit einem breiten Grinsen. Er wird das Alphatier der Wölfe nie verstehen können, dachte Sam.
Danach ging er schnell an sein Handy ran. „Hier Banker“, meldete er sich. „Ich bin‘s Tammy. Könnt ihr alle zu Alisas Haus kommen? Mike hat eine ziemlich verdächtige Spur gefunden, die uns weiterhelfen könnte“, meldete sich Tammy. Sam hatte sie und einen Wächter der Wölfe darum gebeten rund ums Haus nach Spuren zu suchen. „Ich komme mit Emmett“, sagte Sam und unterbrach das Gespräch. Emmett ging schon zur Tür voraus:“Wo soll‘s hingehen, Kater?“ „Tammy und Mike haben eine Spur gefunden, die wir uns ansehen werden.“
Beide setzten sich synchron ins Auto, Emmett fuhr schweigend los. „Wir habe nur noch zwei Tage, Sam. Meinst du wir schaffen das?“, fragte Emmett in die Stille hinein. Sam schaute zur Seite, aus dem Fenster. Es hätte alles so einfach sein können, dachte er. Wenn sie nur schnell genug wären, besser arbeiten würden, könnten sie sie befreien. „Wir müssen es schaffen, Emmett. Ich weiss nicht, was ich ohne sie machen soll.“ „Vielleicht weiss Mr. Drago noch etwas. Aber wir schauen erst mal, was unsere Wächter gefunden haben“, meinte Emmett zur Beruhigung. Die Sache mit den Vampiren ging allen unter die Haut, denn jeder wusste, bald würde es eskalieren, wenn man sie nicht stoppt. Die Gestaltwandler hatten vor 100 Jahren sehr viel Zeit gebraucht, um den Menschen begreifbar zu machen, dass es nie Vampire gab. Die Kardinalen wurden einfach als eine neue Rasse eingestuft.
„Gut, endlich seid ihr da“, murmelte Tammy, nachdem beide aus dem Wagen stiegen. „Was habt ihr gefunden, Mike?“, fragte Emmett seinen Wächter. Dieser ging, ohne ein Wort, voraus um die Ecke, während die anderen ihm nachliefen. Mike machte erst halt mitten auf der Straße, von wo aus man das Haus am besten erreichen konnte. Dann meinte Mike:“Wir haben die Spuren erst jetzt gefunden, anscheinend hatten wir sie übersehen. Sieht sie euch mal an.“ „Sind das Krallenspuren?“, überlegte Sam. Tammy schüttelte neben ihm den Kopf:“Das ist ausgeschlossen. Kein Gestaltwandler hat diese Spuren gezogen, sondern ein Vampir mit seinen Zähnen. Es stellt ein Symbol dar. Natürlich haben wir es sofort nachgeschlagen.“ „Und was bedeutet es?“, redete Emmett dazwischen. „Dazu wollte ich jetzt kommen. Es bedeutet: Nur noch fünf Tage.“ „Warum das?“, wollte Sam wissen. Beide Wächter zuckten ratlos mit den Schultern. „Habt ihr sonst noch was?“, fragte Emmett mürrisch. Tammy stellte sich wieder aufrecht hin, schaute dann in die gegengesetzte Richtung:“ Da drüben haben wir einen Stofffetzen gefunden. Scheint als wäre es einer von Sebastian. Er musste sich heftig gewehrt haben, als sie angegriffen wurden.“ Sam schaute auch in die Richtung. Überall waren Kratzspuren an den Bäumen. Doch dann erregte etwas seine Aufmerksamkeit, was hätte nicht hier sein sollen. Langsam ging er auf einen der Bäume zu. Wie gebannt schaute Sam sich den Baum an, betrachtete ihn aus allen Perspektiven. An sich sah der Baum ganz normal aus, doch etwas an ihm störte Sam, was er nicht beschreiben konnte. „Was ist denn los, Kater? Hat Alisa doch einen Freund von dem du nichts weisst und siehst jetzt ein Herz in den Baum geritzt?“, fragte Emmett ihn belustigt. Ohne es zu merken, schüttelte Sam den Kopf. „Nein, ich habe etwas gesehen, was nicht hätte hier sein sollen. Ich glaube, ich weiss, wer Alisa und Sebastian entführt hat“, meinte Sam, „kommt mal alle her!“ Kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, standen alle hinter ihm und schauten gebannt auf den Baum. Tammy hatte sich als Erste wieder gefasst:“Jungs, was ist daran so interessant. Der Baum ist ein wenig verkohlt. So etwas kann passieren.“ „Wenn er angezündet wäre, würde der Baum hier nicht mehr stehen. Schau dir mal die Stelle genauer an. Man kann deutlich sehen, dass derjenige nicht wollte, dass der Baum abfackelt. Jedoch war es kein Feuerzeug oder ein anderes Werkzeug“, stellte Sam sachlich klar. Emmett nickte zustimmend:“Irgendjemand oder vielmehr irgendwas hat die Fähigkeit mit Feuer umzugehen. Willst du das damit andeuten, Kater?“ „Sascha hat doch erzählt, ihre Eltern würden einen Vampir kennen, der sich mit Feuer auskennt. Vielleicht ist es ja dieser, der Alisa und Sebastian entführt hat“, sagte Sam und sah Tammy an. „In der Zeit, wo ich Ratsherr Drago nachspionieren sollte, habe ich ein aufregendes Telefongespräch mit angehört. Immer wieder fiel der Name Domenico. Mr. Drago sagte als er würde es nicht mehr tolerieren, wenn zahllose Menschen weiter sterben, damit sie leben können. Er meinte auch, es würde alles bald ein Ende haben, da die „Tiere“ sich um die Angelegenheit kümmern würden. Selbst wollte er nichts machen“, erklärte Tammy. „Vielleicht sollten wir dem Ratsherrn einen Besuch abstatten“, sagte Emmett, als er sich von ihnen abwand. Sam tat es ihm gleich und ging zum Auto. „Tammy, komm mit. Wir könnten dich gebrauchen. Von unterwegs ruf ich noch Sascha dazu.“ „Mike, du hälst hier die Stellung. Ruf mich sofort an, wenn du etwas Verdächtiges findest, verstanden?“ „Ja, Emmett. Alles verstanden“, meldete sich Mike und ging dann wieder zurück zu den anderen, die das Haus weiter untersuchten.
„Was wollen wir denn bei Mr. Drago?“, fragte Tammy beide Alphatiere. Emmett lächelte kalt:“Ihm die Haut abziehen. … Was denkst du denn? Natürlich wollen wir ihn nach diesen Sachen fragen.“ „Emmett, sei gefälligst netter zu meinen Wächtern“, schallt sich Sam dazwischen, „ich behandele deine auch mit Respekt.“ „Okay, Kater. Beruhig dich. … Wir möchten ihn mal fragen, was er alles über den Aufenthaltsort der Vampire weiss. Vielleicht liegt ihm an seinen Kindern doch etwas und er redet freiwillig. Wenn nicht müssen wir ihn dazu zwingen.“ Tammy nickte kurz. Sam war das nicht alles so geheuer. Seine Gedanken schweiften immer wieder zu Alisa und seinem Versuch sie zu befreien. Er hätte wissen müssen, dass die Vampire als nächstes Alisa haben wollten, da sie schon ihre Schwester Nikita hatten. Die Bilder von ihrem Körper Schrammen übersät und getrocknetes Blut an ihrem Kopf und Hals. Als er die Bilder in seinem Kopf sah, lief es ihm kalt den Rücken runter. Nein! Soweit wird es nicht kommen, mahnte er sich. Sam glaubte fest daran, sie würden es noch rechtzeitig schaffen. Sie mussten es schaffen, denn er hatte Alisa doch erst gefunden. Sam wollte sie nicht schon so schnell verlieren. Schweigend setzten sich alle in den Van und Sam fuhr schlitternd los.
Auf der Fahrt sammelten sie noch Sascha ein, die verwirrt dreinblickte. „Warum soll ich mit zu Mr. Drago?“, fragte Sascha. Sam schaute in den Rückspiegel:“ Wir haben eine Spur gefunden. An einem Baum war ein Stück verkohlt.“ „Da du uns eine schöne Geschichte erzählt hast, haben wir wahrscheinlich einen ersten Hinweis mit wem wir es zu tun haben“, erklärte Emmett schnell. „Was habe ich denn erzählt?“ „Wir denken, dass Domenico Hill dahinter steckt. Jetzt wollen wir Mr. Drago zu dem Thema befragen“, stellte Sam klar.
Als sie ankamen, wartete schon ein K-Kardinaler am Eingang des Hauses. „Ich hätte alles erwartet, aber nicht das“, platzte es Emmett aus dem Mund. Auch die anderen staunten. Jeder hatte eine prachtvolle Villa erwartet, jedoch stand vor ihnen nur ein einstöckiges Haus, welches nicht luxuriös aussah. Es sah aus wie eine exakte Kopie von Alisas Haus. Auch an den Wänden ragten Kameras hervor, die jeden Schritt beobachteten. „Sollten wir nicht reingehen?“, fragte Tammy mit der Hand am Türgriff. Sam schaute rüber zu Emmett und erst als beide sich zu nickten, stiegen sie aus. Nachdem sie das Gartentor gepasst hatten, gingen die Alphatiere den Kiesweg entlang zu dem K-Kardinalen, der immer noch wie eine Statur dort stand. „Wir möchten zu Mr. Drago“, meinte Sam. Abschätzend sah er den Kardinalen an, seine Kleidung war schwarz und eng, damit er immer bereit für einen Kampf sein konnte. Seine Augen wurden von der Sonnenbrille verdeckt, man konnte nur vage Umrisse erkennen. „Bitte folgen Sie mir“, sagte die monotone Stimme des K- Kardinalen. Mit schnellen Schritten trat er durch die Tür und die anderen mussten sich sehr beeilen um ihn nicht aus der Sicht zu verlieren. „Was geht hier vor?“, fragte Sam leise Tammy. Er hatte ein ungutes Gefühl im Magen, als würde etwas Schlimmes auf ihn zu kommen. Die Wände im Flur waren weiß- grau gestrichen, links hing nur ein großes Bild, wo Mr. Drago abgebildet war in einer sicheren Siegesposition. Emmett schnaubte verächtlich:“ Was für ein Angeber. Tut alles für seine Arbeit, aber seine Familie ist ihm egal.“ „Das wäre ein Hochverrat an der Familie bei uns im Rudel“, zischte Tammy wütend, ihre Augen wurden dunkler. Am Ende des Ganges befand sich eine Tür, die einen Spalt offen stand. „Mr. Drago erwartet Sie“, sagte der K-Kardinaler und verschwand. Sam trat nach vorne an die Tür um anzuklopfen. Bevor er jedoch dazu kam, hörte er eine Stimme sagen:“ Treten Sie ein.“ Emmett, der sich neben Sam gestellt hatte, zuckte die Schultern und ging vor. Danach trat Sam ein, gefolgt von Sascha und zum Schluss trat Tammy ein.
„Guten Tag, Mr. Drago. Wir möchten mit Ihnen reden. Es geht um…“, fing Sam an zu erklären. Doch Mr. Drago winkte ab:“Ja, ich weiss. Es geht um Alisas Entführung und um die Vampire. Ich habe eine Nachricht von ihnen bekommen, wo drinnen steht, dass sie beide Töchter von mir haben.“ „Haben sie auch eine Forderung formuliert?“, fragte Tammy ihn. Mr. Drago nickte schwach:“Leider ja. Sie wollen in zwei Tagen den Rat stürzen.“ Sam blickte erschrocken auf, auch Emmett bewegte sich nicht mehr. „Wenn das passiert, bricht alles zusammen. Die Vampire würden wieder an die Macht kommen und die Menschheit ausrotten wollen“, knurrte Emmett aufgebracht. Sam setzte sich auf die Couch gegenüber von Mr. Dragos Sessel:“Wir haben vielleicht eine Idee mit wem wir es zu tun haben.“ „Auch möchten wir wissen, ob Sie den Standort der Vampire kennen“, mischte sich Sascha ein. Mr. Drago hob gespannt den Kopf:“ Ich kann Ihnen sagen, wo sie sich aufhalten. Nur weiss ich nicht, ob sie dort noch sind.“ Sam gab Sascha ein Zeichen, das sie anfangen konnte. Während Sascha von ihrer Familie und den Vampiren erzählte, dachte Sam wieder an Katelyn und Alisa. Beide Frauen waren Teil seiner Familie. Katelyn war in den drei Tagen immer für ihn dagewesen. Als er mehr Tier als Mann war, hatte sie ihn zu Besinnung gebracht. Sie stand vor ihm und hat ihm eine Standpauke gehalten. „Wenn du dich weiterhin so aufführst, kommen wir auch nicht schneller an den Standort. Denk doch mal an Alisa! Wie wird sie sich freuen, dich wiederzusehen? Also reiß dich zusammen und denk wie ein Alphatier. Du weisst doch schon, wo sie sich aufhalten, nur durch dein bescheuertes Testosteron kannst du nicht klar denken. Jetzt gehst du erst mal schlafen und ich regele alles in der Zeit, okay?“, Katelyns Wangen waren rot vor Wut, ihre Arme hatte sie in die Hüfte gestemmt. Diesen Anblick würde Sam nie wieder vergessen. Wäre diese Situation nicht so angespannt und kritisch gewesen, hätte er sich auf dem Boden gekugelt vor Lachen. Sam hatte ihren Ratschlag berücksichtigt und sich nach einer viertelstündigen Jagd auf sein Bett fallen gelassen um zu schlafen. Jedoch war sein Schlaf nicht erholend, obwohl er sich dies gewünscht hätte, sondern war die Hölle auf Erden. Seine Träume drehten sich um einen Kampf zwischen Vampiren und Gestaltwandlern. Die Umgebung war ihm völlig fremd vorgekommen. Sam konnte sich aber an eines erinnern: Alisa blutverschmiert am Boden.
„Können Sie uns jetzt den Aufenthaltsort nennen?“, riss Emmetts Frage Sam aus seinen Gedanken. Der Ratsherr nickte erschöpft mit dem Kopf.

Diese entsetzlichen Kopfschmerzen hörten nicht auf. Ihr Kopf pochte bei jedem Atemzug und ihre Lungen brannten. Das Nasenbluten hatte jedoch nach einiger Zeit aufgehört. Ihr Gesicht sah sehr schlimm aus, als wurde sie stundenlang geschlagen, was nicht stimmte. Vampire hatten schreckliche Gaben, stellte Alisa fest. Mit Nikita lag sie auf der Matratze zusammengerollt. Seit ein paar Minuten war sie wieder bei Bewusstsein. Neben sich hörte Alisa ein leises Wimmern. „Niki?“, flüsterte Alisa leise, „Niki, was ist los?“ Ihre Schwester zuckte bei ihrem Namen zusammen:“Sie haben Sebastian mitgenommen. Sie haben ihn. … Ich … ich … .“ Tröstend nahm Alisa ihre kleine Schwester in den Arm:“Ihm wird nichts passieren. Er ist ein Wächter und diese Position bekommt man nicht um sonst.“ Zustimmend nickte Nikita:“Mein Mann ist einer der gefährlichsten SnowFighter- Wölfe, die es gibt. Dasselbe hatte auch Emmett zu mir gesagt, als wir die Bindung abgeschlossen hatten.“ „Erzähl mir etwas über euch, das Leben im Rudel und eure kleine Tatiana“, forderte Alisa mit rau erschöpfter Stimme. Nikita legte sich auf den Rücken, sah verträumt an die kahle Raumdecke:“ Er hat einen sehr starken Charakter. Anscheinend kommt das von seiner Position als Wächter, denn da darf man nicht schwach wirken. Sebastian ist sehr eigensinnig, schlau, streng, aber auf der anderen Seite wiederum liebenswürdig, guter Umgang mit Kindern, hilfsbereit und fürsorglich. Ich hätte keine bessere Wahl treffen können.“ „Sind Wölfe im Wesen her anderster als die Geparden?“, fragte Alisa. Nikita streckte sich. Beide Schwestern wurden müde. „Meinst du, wie sich Emmett von Sam unterscheidet?“, fragte Nikita neckend. Ertappt nickte Alisa mit geröteten Wangen:“ Ich bin vielleicht seine Freundin.“ Ihre kleine Schwester sah sprachlos zu ihr auf:“Das meinst du nicht im Ernst, oder? Emmett hat immer gedacht, Sam bleibt mit ihm ewiger Junggeselle. Die Zeiten ändern sich. Vielleicht bleibt Emmett auch nicht immer der einsame Wolf.“ Alisa hörte Trauer in Nikitas Stimme, traute sich jedoch nicht weiter zu fragen.
Egal ob sie in Gefangenschaft waren, die Zeit, die sie miteinander verbrachten, war friedlich. Obwohl den Gang entlang die reinste Folter betrieben wurde. Als die Tür aufgerissen wurde, waren mehrere Stunden vergangen. Ein schlaffer Körper landete kraftlos auf dem Boden, wirbelte ein wenig vom Staub auf. Sebastians Haare fielen ihm ins Gesicht, als er sich zu den Frauen begab. Alisa war geschockt. Sie mussten ihm schlimme Sachen angetan haben. „Was haben sie mit dir gemacht, Schatz?“, Nikita bedeckte sein Gesicht mit Küssen, wo sich blaue Flecken blickten liesen. Sebastian setzte sich auf die Matratze und streckte sich einmal. „Erst haben sie mir Fragen gestellt. Als ich sie nicht beantwortet habe, spürte ich in meinem Kopf einen stechenden Schmerz. Ein paar Knochen haben sie mir auch gebrochen. Die Brüche könnten schneller heilen, wenn ich mich verwandeln würde. Alisa, haben sie dich auch gefragt, wo Emmett und Sam sind?“, Sebastian fuhr sich verkrampft durch die Haare. Überrascht sah Alisa zu ihm:“Ich habe Sam nicht verraten. Sie wissen von mir nichts.“ „Das ist auch gut so.“ „Meinst du, sie werden kommen, Süßer?“, fragte Nikita mit schwacher Stimme. Schützend legte er seinen unverletzten Arm um ihre Schulter:“Sie werden uns finden. Ich wette mit euch, Sam spielt verrückt, weil sie Alisa entführt haben. … Und ich werde mir eine Strafpauke von Sam anhören müssen, weil ich nicht richtig auf dich aufgepasst habe.“ „Du konntest doch nichts dafür. Sie waren in der Überzahl!“, Alisa verschränkte trotzig die Arme. Sie gab den Gedanken nicht auf, dass Sam kommen würde. Genau wie ihre Schwester und Sebastian. Jetzt würden sie erst mal versuchen zu schlafen.
Mitten in der Nacht hörte Alisa leise die Tür aufgehen. So schnell das sie nicht begreifen konnte was passiert, wurde Alisa gepackt und mitgeschleift. Für den ersten Moment sah sie alles verschwommen, doch dann wurde ihre Sicht klar. „Wir haben es uns anderster überlegt. Wir foltern dich so lange, bis du uns sagst, wo sich die Alphatiere befinden“, zischte die männliche Stimme. Jetzt konnte Alisa nur hoffen, dass sie lange genug stark bleiben konnte.

Kapitel 15




Gespannt schauten alle zum Ratsherrn Drago und warteten auf seine Antwort. Sam fing sogar an zu zittern vor Aufregung. Wenn dies eine hilfreiche Spur war, konnten sie schneller Alisa befreien, dachte er. Emmett stand am Fenster, Tammy neben der Tür und Sascha saß mit Sam auf der Couch. Das Gesicht des Ratsherrn war ausdrucklos geworden, nahezu leichenblass. „Das letzte Mal riefen sie aus Washington an. Wahrscheinlich sind sie in der Hauptstadt“, flüsterte Mr. Drago erschöpft. Sam schaltete sofort, sprang auf und fischte sein Handy aus der Hosentasche. Gerade als Riley abnahm, sprach Sam:“ Hier ist Sam. Schaut sofort nach, wo in Washington alte Lagerhallen oder sonst was frei sind. Der Ratsherr meinte, sie wären vielleicht in der Nähe der Hauptstadt.“ „Okay, wird gemacht Boss.“ Dann hörte Sam, wie jemand auf eine Tastatur tippte, einen dumpfen Schlag und Riley meldete sich wieder:“Wir haben etwas, Boss. In Seattle steht eine abgelegene Lagerhalle frei. So um die zweihundert Quadratkilometer groß. Hast du einen PC in deiner Nähe?“ Sam schaute sich flink im Raum um. Emmett, der das Gespräch mitgehört hatte, wandte sich an Mr. Drago:“Haben Sie einen funktionstüchtigen Computer hier? Den bräuchten wir mal kurz.“ Mr. Drago stand schnell auf und ging in den Raum nebenan. Sam, der immer noch das Handy in der Hand hielt, folgte den beiden ins Nebenzimmer. Jetzt wussten sie, warum Mr. Drago so viel von Technologie verstand. Er hatte ein ganzes Zimmer voller Computer. „Ach du meine Scheiße“, hauchte Emmett, „für Jay und Riley wäre es ein Paradies.“ „Was wäre ein Paradies für uns?“, fragte Riley an Sam Ohr, der den Satz anscheinend gehört hatte. Sam musste lächeln:“Mr. Drago hat ein komplettes Zimmer voller Computer.“ „Allerbeste Technik!“, sagte Mr. Drago laut. Auf der anderen Seite der Leitung hörte Sam, wie Riley Jay alles berichtete, dieser rastete mit einem lauten Schrei aus. „Wir sind in fünf Minuten da“, dann wurde die Leitung unterbrochen. Schmunzelnd wandte sich Sam an Emmett:“Sie kommen, so schnell sie können. So etwas sollten wir ihnen nicht vorenthalten.“
Wie versprochen waren die beiden Wächter fünf Minuten später da. Sam wartete vor der Tür, um beide abzufangen. „Riley, denk bitte dran, dass du im Dienst bist. Raste also nicht aus, wenn du in den Raum gehst“, meinte Sam zu seinem Wächter und klopfte ihm auf die Schulter. Riley nickte, dann folgte er Sam ins Haus. Die zwei gingen gemeinsam zum Computerraum. Sam hatte Riley alles Geschehene grob erzählt, als sie über die Türschwelle traten. „Warum hat er uns nichts davon erzählt? Alisa wäre nicht entführt worden, wenn er es uns verraten hätte!“, regte Riley sich auf. Fluchend stützte er sich am Tisch ab. Emmett trat von hinten an sie heran. Als er über Sams Schulter schaute, fragte er:“Zeigt uns, was ihr herausgefunden habt.“ „Es ist ein altes Lager, welches außerhalb der Stadt Seattle liegt. Warte, ich hol mal ein paar Bilder näher heran“, erklärte Riley, während Jay auf den Tasten tippte. Auf allen Bildschirmen flackerten Bilder aus verschiedenen Sichtweisen auf von einem Lagerhaus mit einem kaputten Dach und ausgeblichener Hausfassade. „Das Lagerhaus liegt mitten in einem Wald. Soldaten beider Rudel sind schon drauf und dran den Wald zu durchsuchen“, berichtete Jay. Riley nickte zustimmend:“ Ich habe Katelyn mit ein paar unserer Soldaten losgeschickt. Sie müsste gleich anrufen.“ Sam streckte ihm seine Hand entgegen und Riley gab ihm sein Handy. Wie aufs Stichwort fing das Handy in Sams Hand zu klingen und vibrieren. Nach einem kurzen Blick aufs Display nahm Sam ab:“ Schieß los Schwester!“ „Sam?! Was machst … Ach egal! Wir haben eine kleine Gruppe von Gestaltwandler entdeckt.“ „Was habt ihr mit ihnen gemacht?“ „Das ist ihr Territorium. Natürlich haben wir um Erlaubnis gefragt, ob wir uns in ihrem Gebiet umsehen können.“ „Habt ihr die Erlaubnis?“, fragte Sam hektisch, „soll ich nach kommen?“ „Warte mal kurz Sam. … … Ich ruf gleich nochmal zurück.“ Und schon legte Katelyn auf. Nicht zu sacht klappte Sam das Handy zu und legte es auf den Tisch. Abwartend schaute Emmett ihn an auch Riley schaute in Sams Richtung. „Was hat sie gesagt?“, fragte Emmett, dabei setzte er sich neben Jay auf einen der Bürostühle. Sam zuckte mit den Schultern:“ Jay, schau mal nach einem Rudel, was in Seattle lebt. Finde alles über sie heraus. Katelyn wartet auf die Erlaubnis ihr Gebiet zu durchsuchen um Hinweise zu sammeln.“ „Was war zum Schluss los?“, erkundigte sich Riley. Besorgt blickte er auf sein Handy. Sam winkte jedoch einfach nur ab:“Sie wird sich in ein paar Stunden nochmal melden. … Aber jetzt zu Ihnen Mr. Drago. Ich möchte, dass Sie Kontakt zu den Vampiren aufnehmen und ihn solange halten bis wir sie geortet haben. Ist das klar?“ Beide Alphatiere gingen langsam auf ihn zu. Emmett baute sich rechts neben ihm auf und Sam links von ihm. Beide schauten ihn grimmig an, aber der Ratsherr erwiderte ihre Blicke. „Warum sollte ich das tun?“, fragte Mr. Drago ruhig. „Alisa ist ihre Tochter!“, brüllte Sam wütend. Er war auf 180 geladen! So etwas zu hören von dem Vater seiner Frau war wütend und frustrierend zugleich. Wie konnte ihm seine eigene Tochter nur so egal sein? „Sie müssen uns helfen, Mr. Drago! Wir sind die Alphatiere der zwei gefährlichsten Rudel. Wir haben sehr großen Einfluss, auch auf die Welt der Kardinale“, drohte Emmett, „wenn wir eines nämlich nicht mögen, dann ist es der Verrat an seiner eigenen Familie!“ „Sie beide haben den Mut mich zu bedrohen?“, fragte Mr. Drago leicht gereizt. Jetzt streckte auch der Ratsherr sich und war beinahe so groß wie Sam und Emmett. „Sie ist meine Tochter, das weiss ich, aber meine Position im Rat ist mir wichtiger. Ihr ist es anscheinend wichtiger mit einem Tier zusammen zu sein, als sich bei mir zu beteiligen. Sie hätte eine gute Chance gehabt als Ratssekretärin für Frau Dragomir zu arbeiten, aber dann lernte sie Sie kennen“, meckerte Mr. Drago Sam an. Sam trat einen Schritt zurück:“Was wollen Sie von mir, damit Sie den Anruf tätigen?“ „Würden Sie alles dafür tun?“ Sofort nickte er. Sam würde alles tun, damit sie Alisa retten konnten. Mr. Drago blickte ihn mit einem breiten Grinsen an:“Ich tätige den Anruf.“ Alle Gestaltwandler im Raum atmeten erleichtert auf. Sam fiel ein Stein vom Herzen. „Ich mache es … wenn Sie mit meiner Tochter Schluss machen!“ Neben Sam fing Emmett an zu knurren. Riley stand plötzlich hinter Sam, hielt ihn mit beiden Armen fest. „Sam, beruhig dich! Wenn du ihn anknurrst, hilft es Alisa auch nicht weiter“, flüsterte Riley Sam ins Ohr. Erst da merkte Sam, dass nicht nur Emmett knurrte, sondern auch er. „Wie können Sie das von ihm verlangen? Er liebt ihre Tochter!“, bemerkte Sascha verwundert. Mr. Drago blickte sie mit eiskalten Augen an:“ Ich möchte meine Tochter nicht mit einem Tier zusammen sehen! Das ist inakzeptabel! Sie sollte einen angemessenen Mann … Freund … oder was auch immer haben.“ Sam sollte die Frau, wo er sich so sicher war, dass sie die Richtige war, verlassen um sie zu retten. Er wusste nicht, was er tun sollte. Einerseits wollte Sam Alisa nicht aufgeben, einfach sofort nach Seattle fliegen und das Lagerhaus stürmen. Andererseits musste er auch daran denken, dass er seine Leute heil daraus bringen musste, sodass alle es überlebten. Denn eins wusste Sam, es würde auf jeden Fall zu einem Kampf kommen.
Erschöpft ließ er seine Schultern sinken:“ Ich werde mich von Ihrer Tochter fern halten. Aber erst nachdem wir sie daraus geholt haben.“ „Was? Sam, nein! Wir können sie auch anderster orten. Du musst das nicht machen“, sagte Sascha erschrocken. Ihre verwirrten Augen suchten seine, doch Sam wandte einfach seinen Kopf ab:“ Hier geht es um Alisas Leben. Riley, ihr beide macht alles bereit. Mr. Drago, kommen Sie bitte mit.“ Mit einem siegesreichen Lächeln ging Mr. Drago voraus ins Wohnzimmer, gefolgt von Emmett und Sam.
„Wie sieht euer Plan aus?“, fragte der Ratsherr, nachdem sie sich alle gesetzt hatten. Emmett erklärte ihm, dass Jay in dem Handy einen Chip eingebaut hatte, damit Riley und er den Anruf abhören und verfolgen könnten. Jedoch müsste der Anruf mindestens drei Minuten gehalten werden, da das Ergebnis sonst zu ungenau wäre.
„Naja, dann fangen wir mal an“, meinte Mr. Drago und griff zum Handy. Sam stand auf, ging hinüber zu den Jungs. „Er wählt jetzt die Nummer. Enttäuscht mich nicht!“ „Würden wir nie Boss“, grinste Riley. Jay reichte Sam einen Kopfhörer zum mithören. Nach einigen Sekunden hörte Sam ein rauschen am anderen Ende. „Wer ist da?“, zischte eine Frauenstimme. „Ist Domenic zu sprechen? Es geht um die Abmachung, Anastasia.“ „Ah, Sie sind es Mr. Drago. Bitte warten Sie!“ Sam hörte, wie jemand eine Tür aufmachte, dann folgten Gesprächsfetzen. „… Was will er?… Hast du ihn überprüft?... Gut. … Guten Tag Mr. Drago! Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte eine tiefe Männerstimme. „Guten Tag, Domenic. Ich habe gehört, dass du meine älteste Tochter entführt hast! Dies gehörte nicht zu unserer Vereinbarung!“, beschwerte Mr. Drago sich. „Ich habe meine Einstellung Ihnen gegenüber geändert. Meine kleine Armee kann sich jetzt selbstständig ernähren. Wir brauchen Ihre Opfer nicht mehr, denn wir stark genug“, sagte Domenic gelassen, „unser Deal ist geplatzt. Morgen gehen meine Armee und ich auf die Jagd. Jeder Mensch soll sehen, dass es uns noch gibt. Die Menschheit soll vor mir auf die Knie gehen und beten, dass ich sie verschone.“
Sam tippte Riley auf die Schulter:“ Bekommst du alles mit?“ Zustimmend nickte Riley und tippte auf den Tasten rum. „Ich hab ihn gleich, Boss.“ Auf dem Bildschirm schwirrten Codewörter und Zahlen umher. Zum Glück hatte Sam ein Team, auf das er sich verlassen konnte. In Sams Hosentasche fing es an zu vibrieren. Hastig nahm er den Kopfhörer ab, übergab ihn Jay und meldete sich. „Ja? Was habt ihr gefunden Katelyn?“ „Wir haben die Erlaubnis. Sollen wir uns schon mal das Lagerhaus ansehen?“, fragte sie ernst. Mit verzerrter Miene schaute Sam auf den Monitor, wo er das Lagerhaus sehen konnte. „Bleib immer am Hörer. Riley und Jay sind gerade dabei die Vampire zu orten. Ihr geht nur auf meinen Befehl dort hin und eher nicht. Hast du mich verstanden, Schwester?“, versicherte sich Sam. Am anderen Ende hörte er gerade nur noch ein leises Gemurmel von Zustimmung, als es drüben im Zimmer krachte. „Sam, das solltest du dir anhören“, murmelte Riley neben ihm. Verwundert nahm er den Kopfhörer entgegen. „Ich möchte mit ihm reden, Vater“, hörte Sam eine liebliche Frauenstimme reden. „Er will dich nicht mehr“, beschwichtigte Mr. Drago seine Tochter, „dein Möchtegern Freund hat es mir selber gesagt. Ich habe nur angerufen, um dir zu sagen, dass ich dich daraus holen werden, meine Tochter.“ Sam hörte ein leises Schluchzen und hasste sich sogleich dafür, dass er nicht auf Alisa aufgepasst hatte.
„Meinst du das im Ernst, Vater?“ „Ich schicke noch heute einen Trupp los, der dich versucht zu retten!“ Jetzt wurde Sam wütend. Wie konnte er Mr. Drago nur vertrauen? Diese hinterlistige Ratte, hat ihn nur ausgenutzt, damit seine Tochter zu ihm zurück kommt. Mit rasender Geschwindigkeit kam Sam ins Wohnzimmer gerannt, drückte den Ratsherrn an die Wand und schrie:“Sie mieses Arschloch! Wie können Sie nur Ihre eigene Tochter belügen!“ Mr. Drago bekam kaum noch Luft, da Sam ihm die Kehle zudrückte. Durch die schwindende Kraft, ließ Mr. Drago das Handy los, welches zu Boden fiel. Der Kontakt war abgebrochen. „Sam, reiß sich dich gefälligst zusammen“, fauchte Emmett und umklammerte Sam, sodass er nicht mehr an den Ratsherrn dran kam. Dieser zupfte seinen Anzug zurecht und klatschte in die Hände. „Danke, meine Herren. Ich werde Ihre Anwesenheit nicht mehr benötigen“, sagte Mr. Drago, dabei erschienen hinter Sam und Emmett zwei große Kardinale, die auf sie zukamen. „Eduardo, sperr sie ein“, meinte er noch beifällig, bevor er durch die Tür verschwand. Sam schaute rüber zu Emmett:“Was machen wir jetzt?“ Der Wolf stürmte einfach auf die beiden Kerle zu, wo ihn einer packte und ein Tuch vor den Mund hielt. Der andere kam schleichend auf Sam zu. Mit eigenen Augen musste er mit ansehen, wie sein Freund schlaftrunken zu Boden fiel. „Bruderherz, was ist da los?“, fragte Katelyn in seinem Ohr. „Mr. Drago hat uns eine Falle gestellt. Schnapp dir einen von den Soldaten und komm er. Ich brauche deine Hilfe“, fing Sam an zu erklären, doch er musste immer weiter zurück gehen, weil der Riese immer noch auf ihn zu kam, „ich weiss nicht, wo Riley und Jay sind.“ Weiter kam Sam nicht mehr, denn auch ihm wurde ein Tuch vor den Mund gehalten. Nach einigen Sekunden verschwamm alles und es wurde schwarz um ihn herum.
Sein Kopf pochte und mit jedem Atemzug brannte seine Lunge. Die ganzen Erinnerungen waren weg oder teilweise zerbrochene Fetzen. Die Augen wollte er nicht auf machen, wollte nicht sehen, wie er versagt hatte. Warum war es überhaupt so weit gekommen? Wäre Sam doch nicht in den Wald auf Patrouille gegangen, hätte er Alisa nie kennen gelernt. Dann wäre das ganze hier nie passiert.
Was redest du da für einen Schwachsinn? Jetzt gib doch nicht so schnell auf, wenn du sie schon einmal gefunden hast, musst du auch um sie kämpfen!
Jetzt wurde er auch noch verrückt, weil er fremde Stimmen in seinem Kopf hörte. Das fehlte ihm gerade noch.
Ich weiss, dass du mich hören kannst! Mach die Augen auf! Ich beiße auch nicht. Obwohl ich nichts versprechen kann, Kleiner.
Erst jetzt bemerkte Sam, die Stimme war gar nicht fremd. Er hatte sie nur sehr lange nicht mehr gehört. Seit ihrem Tod hatte er ihre Stimme nicht mehr gehört, hatte jedes Video in einem Schrank eingeschlossen. Da er nicht glauben konnte, was er da hörte, machte Sam seine Augen auf. Es musste ein Traum sein. Die Frau, die vor ihm stand, sah perfekt aus, wie ein Engel. Ungläubig schüttelte Sam den Kopf. Als das nicht half, zwickte er sich in den Arm.
Du kannst damit aufhören, mein Junge. Ich bin nur hier, um die zusagen, dass du dich beeilen musst. Natürlich nur, wenn du sie retten willst.
„Wenn will ich retten?“, fragte Sam die Gestalt vor ihm, die genau wie seine Mutter aussah.
Du liebst sie. Denkst du, ich lasse zu, dass du die Frau deiner Träume einfach sterben lässt. Glaub an dich, wie damals als wir von euch gegangen sind. Du hast für dich und deine kleine Schwester gesorgt und bist zum Alphatier geworden. Das wird man nicht einfach so.
Als Sam aufstand, streckte er seine Hand nach der Frau aus. Doch sie ging durch sie hindurch. „Ich bin nur Alphatier, weil ich in der Rangfolge der Nächste war.“
Nein! Sag das nicht. Dein Vater und ich sind stolz auf dich, Sam. Du hast dich sehr gut geschlagen. Das GoldGlitter- Geparden Rudel ist eines der gefährlichsten Rudel überhaupt. Du bist eines der gefährlichsten Alphatiere, die es gibt. So eine Leistung vollbringt nicht jeder, Sam.
„Danke, Mutter. Du hast mir sehr geholfen. Doch das ändert nicht meine Lage. Wie sollen wir rechtzeitig nach Seattle kommen?“, fragte Sam, doch leider bekam er keine Antwort mehr. Die Frau vor ihm war plötzlich verschwunden. Sam drehte sich um, schaute überall im Raum nach, jedoch fand er keine geisterhafte Gestalt, die aussah wie seine Mutter. „ich werde sie retten, das verspreche ich dir Mutter“, murmelte Sam leise eher zu sich, als zu jemand anderen. Als Sam drei Schritte nach vorne ging, stolperte er über etwas Schweres und großes. „Lass mich schlafen. Ich steh in fünf Minuten auf, Mutter“, hörte er männliche Stimme unter sich reden. Verwundert undbelustigt zugleich drehte Sam seinen Oberkörper so hin, dass er die Person, über die er gestolpert war, sehen konnte. Emmett sah aus, wie ein kleiner, friedlicher Junge, wenn er schlief, dachte Sam kichernd. Kräftig schlug Sam Emmett auf den Rücken:“Wach auf, Großer. Zeit für die Schule.“ Plötzlich fuhr Emmetts Oberkörper hoch und Sam fiel ganz von ihm runter. Nachdem Emmett klar geworden war, wo sie waren, blickte er den Geparden böse an:“Sag mal spinnst du?! Haust mich einfach auf den Rücken!“ „Keine Zeit zum Meckern. Wir müssen hier raus, damit wir Alisa befreien können“, wechselte Sam das Thema. Grinsend halfen die beiden Alphatiere sich gegenseitig auf. „Endlich bist du wieder der Alte. Ich hab eben eine Stimme gehört. Warst du das?“ Sam fasste sich Verlegen an den Kopf:“ Ich habe in einem Traum meine Mutter gesehen. … Aber da war ich nicht der einzige.“ Mit einem anzüglichen Grinsen wandte Sam sich ab, um den Raum zu untersuchen. Zum Glück hatten Gestaltwandler auch bessere Augen als Menschen. Beide blieben sie vor einer Tür stehen. „Sam, das ist eine normale Holztür“, lachte Emmett auf, „die wird uns wohl kaum aufhalten, oder?“ „Ich glaube nicht, dass es darum ging uns einzusperren, sonder darum uns aus dem Weg zu schaffen, damit sie einen Zeitvorsprung haben, Emmett“, zischte Sam wütend. Dann trat er einen Schritt zurück um die Tür einzutreten. Mit einem gewaltigen Knall wurde die Tür aus ihren Angeln gerissen und landete an der gegenüber liegenden Wand. Kurz darauf liefen beide los in den Computerraum, wo die beiden Wächter gerade daran waren sich mit Hilfe ihrer Krallen zu befreien. Emmett und Sam halfen ihnen dabei, indem sich jeweils einer an die andere Seite stellte. „Haben euch auch welche betäubt?“, fragte Jay nachdem Emmett ihm den Knebel aus dem Mund genommen hatte. Als Antwort knurrte Emmett nur, was auch verständlich war. Riley blickte Sam entschuldigend an:“Mr. Drago hat die Daten mitgenommen, die ich herausgefunden habe.“ Fluchend stampfte Sam mit dem Fuß auf:“ Aber du hast doch eine Kopie auf deinem Handy oder?“ Jetzt fing der Wächter an zu Lächeln:“Na klar, für wie blöd hälst du mich? Bin auf alles vorbereitet. Katelyn müsste gleich hier eintreffen mit dem Helikopter.“
Sie mussten nicht lange warten. Eine halbe Stunde später hörte man die Geräusche von der großen Maschine, kurz darauf trat auch eine erschöpfte Katelyn ins Zimmer. Glücklich wurde sie von Sam in den Arm genommen und fest an ihn gedrückt. Nachdem sie Katelyn auf den neusten Stand der Dinge gebracht hatten, holte Riley die Pläne auf einen der Bildschirme. „Hier links seht ihr den Eingang von dem großen Ding. Ich sage euch, das Lagerhaus hat es in sich. Überall Sackgassen und Falltüren haben diese Mistviecher eingebaut. Gleich nach dem Eingang müssen wir nach rechts. Dort geht es zu den früheren Geschäftsräumen. Ich dachte mir, dass wir als kleine Gruppe durch die Lüftungsschächte schleichen, während wie die Soldaten voraus schicken“, erklärte Riley und zeigte auf den dazu gehörigen Gang. Sam schlug ihn anerkennend auf die Schulter:“Genau das machen wir. Emmett, Alex, du und ich gehen durch die Lüftungsschächte, die anderen versuchen leise nach unten zu kommen. Ohne groß Aufmerksamkeit zu erregen.“ „Genau. Wenn wir dann bei den Geschäftsräumen angelangt sind, müssen wir in den Raum GZ3, denn dort befindet sich ein direkter Zugang in den Lüftungsschacht. In dem Ding drinnen müssen wir dann nur noch gerade aus bis Ende ist. Dann befinden wir uns über dem Raum, wo die Vampire sein müssten“, berichtete Riley schnell zu Ende. Sam sah sich den Plan ganz genau an. So lange bis er sagte:“Katelyn, du kommst auch mit. Ich habe es mir anderster überlegt. Von dort aus gehst du weiter zu dem Raum, wo Alisa und die anderen drinnen sind. Hol sie alle drei heil raus. Vermeide Wege, wo gekämpft wird und sorge dafür das Sebastian bei der Gruppe bleibt. Ihr beide seid die einzigen Gestaltwandler! Wenn ihr dann draußen seid, kommst du nicht wieder rein!“ Katelyn überlegte nicht lange, sondern nickte gleich zustimmend. Riley löschte alle Daten von dem Rechner, nahm dann sein Handy wieder mit. Sam wartete darauf, dass alle das Haus verließen, bis er die Tür schließen konnte. Genau ab jetzt hatten sie nicht mehr viel Zeit. Sie mussten wahrscheinlich die ganze Nacht durchfliegen, ohne Pause, um nach Seattle zu kommen. Sam beobachtete den aufsteigenden Mond und dachte daran, was er für ein Opfer bringen musste, wenn das alles hier zu Ende war. Der Gepard konnte das nicht akzeptieren, aber der Mann wusste, dass ein Alphatier seine Versprechungen halten musste. Mit der Stirn an der kalten Scheibe flüsterte Sam in die Nacht hinaus:“Alisa, ich liebe dich. Wir holen dich da raus.“

Kapitel 16




Die Nacht im Helikopter war der Horror gewesen. Immer wieder bekam er Albträume von Alisa, wie sie blutverschmiert auf den Boden lag. Alle Hilfe kam zu spät. Sam machte sich teilweise noch Vorwürfe, andererseits plante er mit den anderen Männern eine Möglichkeit zum Angriff. „Alex wartet mit einem Trupp schon vorm Lagerhaus; einer von meinen Trupps ist schon auf dem Weg“, berichtete Emmett nachdem er das Telefonat beendet hatte. „Alex hat sich sehr wütend angehört, als ich ihm berichtet habe, was Mr. Drago uns angetan hatte. Wir müssen uns mal mit dem Rat in Verbindung setzen.“ Sam nickte zustimmend:“Ich muss sowieso mit dem Rat reden. … Mr. Drago soll bestraft werden, wie ist mir egal!“ Riley knurrte:“ Es wird schlimm werden, Sam. Ich habe viele Vampire im Lagerhaus geortet. Wie teilen wir die Gruppen auf?“ Nachdenklich blickte Sam aus dem Fenster und strich sich den Schweiß von der Stirn. „Vielleicht sollten wir es erst dann besprechen, wenn alle Alphatiere anwesend sind“, murmelte Emmett erschöpft. Katelyn nickte. Als Sam in die Runde blickte, stellte er fest, dass alle wirklich sehr erschöpft aussahen. Emmett hatte Ränder unter den Augen, Katelyn gähnte im Akkord und Sam hatte bestimmt rote Augen, da seine Augen anfingen zu jucken.
„Hey Sam! Aufwachen!“, nuschelte eine Stimme an seinem Ohr. Sachte schlug er mit seiner Hand aus:“ Ich will noch nicht aufstehen. Lass mich schlafen, Kate.“ „Sam, wir müssen jetzt langsam mal anfangen. Der Helikopter ist gerade gelandet, Alex wartet schon und wir müssen uns noch ein Versteck suchen“, beschwichtigte seine Schwester. Beim Aufstehen schwankte Sam ein bisschen, aber sonst konnte man ihm nicht ansehen, dass er nur vier Stunden geschlafen hatte. Für den jetzt kommenden Kampf musste Sam einen klaren Kopf haben und kampfbereit sein. Als er endlich auf seinen Füßen stand, führte seine Schwester ihn zu einem Lagerfeuer. Dort waren alle versammelt, die eine hohe Position hatten. Nachdem Sam und Katelyn sich dazugesellt hatten - sie saßen zwischen Tammy und Riley – konnten die Gespräche anfangen. Emmett fing an:“ Wir sollten jeweils eine Truppe an jeden Ausgang stellen, sodass wir die Vampire von allen Seiten einschränken.“ „Ja, das ist eine gute Idee. Nur wo sollen wir hin?“, fragte Alex ihn. „Naja, Sam, du, Katelyn und ich schleichen durch die Lüftungsschächte zu der sogenannten Hauptzentrale. Die ist dort, wo Domenic und seine obersten Vampire sind.“ „Währenddessen leiten Riley und Tammy meine Truppe, Mike und Jay werden Emmett Truppe übernehmen“, sagte Sam und malte mit einem Stock die groben Umrisse des Lagerhauses in die Erde. „Meine Truppe wird durch den Haupteingang gehen. Danach werden sie sich nach unten in die Keller hervor arbeiten.“ Emmett nickte. „Jay, du leitest einen Teil meiner Gruppe. Ihr werdet durch den Hinterausgang eindringen und die möglichen Fluchtmöglichkeiten versperren. Mike und die anderen, ihr werden vom Dach aus euch in das Haus schleichen.“ Alex blickte seine drei Wächter an:“Jeder von euch schnappt sich eine paar von den Soldaten, sucht euch jeweils einen Eingang und versucht so leise wie möglich nach unten zu gelangen. Ihr sollt jeden Vampir ausschalten ohne einen Murks zu machen. Macht einfach kurzen Prozess und schneidet ihnen die Kehle auf und reißt ihnen das Herz raus.“ „Was machen wir solange?“, wollte Sascha wissen, „und wo sollen wir uns aufhalten?“ Jedes Alphatier hatte eine Heilerin dabei, falls einer verletzt wurde. Denn dann konnten sie sofort zur Tat schreiten. Emmett drehte sich leicht um, zeigte mit seinem Finger in nördliche Richtung:“Einige meiner Soldaten bauen Zelte auf. Sie sind nur zehn Meter weiter entfernt. Dort könnt ihr euch einrichten.“ Sam richtete sich auf:“Dann geht euch vorbereiten, es geht bald los.“
Sie warteten noch weitere zwanzig Minuten und machten sich dann auf den Weg. Die ersten Sonnenstrahlen drangen durch den dichten Wald. Sam spürte das Vibrieren des Waldbodens unter seinen Pfoten. Sie hatten alle einen Vorteil, da sie näher am Boden waren, konnten sie schneller reagieren und sich bewegen. Jetzt konnte Sam jede noch so kleine Einzelheit des Waldes erkennen, seine Sinne wurden noch stärker wie sie waren. Es war ein unglaubliches Gefühl, wenn man die Insekten bei ihrer Arbeit hören konnte, dieses kleine Rascheln der Blätter und Äste. Es war nicht weit bis zum Lagerhaus, aber sie bewegten sich extra etwas langsamer, achteten auf jede Kleinigkeit, die sie übersehen konnten. Denn obwohl Sam nicht glaubte, dass Mr. Drago seine Tochter retten würde, mussten sie auch das berücksichtigen. Dieses verdammte Arschloch, dachte Sam. Wenn er ihnen nicht im Weg gestanden hätte, konnte Alisa schon längst in seinen Armen liegen. Plötzlich spürte er einen Druck an seiner linken Flanke. Jedoch brauchte er keine Angst zu haben, denn es war nur seine Schwester Katelyn, die ihn besorgt an sah. Leise knurrte Sam seine Schwester an. Sie sollte sich lieber auf ihren Auftrag konzentrieren, dachte Sam wütend. Endlich waren sie am Lagerhaus angelangt. Alle drei Alphatiere knurrten leise und schon teilte sich die Masse in Kleingruppen auf. Sam ging voraus in den Eingang, Katelyn folgte, danach Emmett und Alex gab das Schlusslicht. Riley hatte gemeint, sie sollten gleich die Erste nach rechts gehen und dann solange in dem Gang bleiben, bis sie zu den alten Geschäftsräumen gelangten. Nach den ersten paar Minuten wurde die Sache schon schwieriger. Sam wusste nicht, wie es den anderen ging, aber für ihn wurde es langsam komisch. Alles in den Gängen sah gleich aus. Es war immer derselbe Fußboden, dieselben Türen. Sam dachte, sie würden im Kreis laufen, denn es gab keinen Ausweg mehr. Als sie an eine Kreuzung von Gängen kamen, hatten sie die Wahl. Wo sollten sie lang gehen? Jeder der Gänge konnte zu einer Sackgasse führen! Da sich keiner der Alphatiere bewegte, trat Katelyn einen Schritt nach vorne und hob die Schnauze an. Nach kurzem Zögern folgten die Alphatiere ihrem Beispiel und hoben die Nase an um vielleicht an eine Fährte zu kommen. Langsam tapste Alex in den rechten Gang. Den Oberkörper dabei leicht geduckt, ging Emmett auch in die Richtung.
Sam hatte schon einige Leute davon reden hören, dass sie dachten, Gestaltwandlerwölfe wären nicht so geschmeidig in ihren Bewegungen, wie die Gestaltwandlergeparde. Doch da irrten sie sich. Sam wusste, Emmett konnte sich mit seiner wuchtigen Gestalt als Wolf geschmeidiger Bewegen als irgend so eine daher gelaufene Raubkatze. Man wurde nicht einfach so Alphatier eines Rudels, wenn man keinen eisernen Willen hatte.
Beide Geparde vertrauten dem Gefühl des Pumas und folgten den anderen zwei in den rechten Gang. Alle vier Tiere verhielten sich sehr leise und handelten vorsichtig. Sie wiegten sich sogar langsam in Sicherheit, dass dies der richtige Weg sei.
„ Hey, meinst du, dass der Boss übertreibt?“, fragte eine männliche, tiefe Stimme, die aus der entgegengesetzten Richtung kam. Mit einem Mal blieben alle vier bewegungslos stehen. Keiner rührte sich einen Millimeter. „Wenn er zu uns sagt, wir sollen unauffällig reingehen und seine blöde Tochter holen… Dann müssen wir es auch tun. Was kann ich denn dafür, dass er nur uns zwei schickt?!“, erwiderte eine krächzende Stimme. Sam horchte auf. Sie redeten von Alisa! Ohne groß darüber nachzudenken, folgte Sam den Stimmen, ging an Alex und Emmett einfach vorbei. Nach ein paar Minuten hatte Sam die beiden Männer eingeholt. Einer von den beiden sah nicht gerade sehr sportlich aus, oder er hatte einfach keine Zeit dazu wegen der Fresssucht. Sam wusste es nicht und wollte es auch nicht wissen. Die beiden vor ihm gingen wirklich langsam. Anscheinend versuchten sie sich gar nicht zu beeilen, obwohl das ganze Lagerhaus voller Vampire war. Als einer der beiden Männer sich kurz zur Seite drehte, konnte Sam etwas Großes und Langes in der Hand des Mannes sehen. Es sah sehr gefährlich aus, weshalb Sam sich um einige Meter zurück fallen ließ, bis er wieder auf Katelyn und die anderen traf.
Bei der nächsten Kreuzung gingen die Männer weiter geradeaus, doch Sam wusste nicht was er tun sollte. Auf einen Schild zeigte ein Pfeil nach rechts in die Schräge, wo drauf stand: Geschäftsräume. Er wollte nichts lieber, als Alisa zu retten, jedoch durfte er die beiden Kardinale nicht aus den Augen lassen. Gerade wollte Sam den Männern weiter folgen, drängte Alex ihm den Weg ab. Mit seiner Schnauze gab er zu verstehen, dass Sam in die Schräge gehen sollte und die Männer einfach ihm überlassen. Alles was Sam tat, war nur kurz zu nicken. Bei dieser Mission durfte nichts schief gehen, das wusste Alex. Wenn es nötig wäre, würde er die beiden leise und schnell zur Strecke bringen und sie töten.
Erst wieder durch ein leises Knurren wurde Sams Aufmerksamkeit geweckt. Emmett und Katelyn starrten ihn abwarten an, wollten wissen ob er mitkäme oder nicht. Mit schnelleren Schritten begab sich Sam in den Gang. Auch die andern beiden legten einen Zahn zu. Damit das alles reibungslos vorbei geht, mussten sie sich beeilen. Sie wussten ja nicht einmal ob Alisa noch am Leben war. In dem einen Tag konnte sie auch schon umgebracht worden sein.
Heftig schüttelte Sam seinen Kopf. Nein! So etwas durfte er nicht denken. Die Türen flogen an ihm vorbei, wie auf eine Filmleinwand. Den Boden spürte er kaum unter seinen Pfoten, so schnell wurde Sam. Die Geschäftsräume hatten sie erreicht jetzt mussten sie nur noch den einen Geschäftsraum finden. Sam schaute überall nach den Initialen GZ3. Die ersten Türen waren nichts, deshalb kratzte Emmett einmal mit seinen Krallen drüber, damit sie wussten, dies wären die falschen Türen. Drei Türen weiter hörte Sam ein Miauen. Sofort schauten die beiden Alphatiere nach, was da vor sich ging. Katelyn saß vor einer Tür, die einen Spalt offen stand. Oben links in der Ecke der Tür standen die Initialen GZ3. Kurz drückte Sam seinen Kopf an Katelyns und trat in den Raum. Wie Riley schon gesagt hatte, befand sich gegenüber von der Tür ein Lüftungsschacht. Emmett haute mit seiner kräftigen Pranke dreimal dagegen, ehe sie herausfiel. Leider war der Lüftungsschacht nicht sonderlich groß; es passten nur Katelyn und Sam durch. Obwohl es bei Sam, wo seine Gestalt als Gepard schon ausgewachsen war, eng wurde. Bevor Sam in den Schacht ging, schaute er nochmal rüber zu Emmett. Ihm war klar, dass Emmett auch allein zurecht kam, er brauchte keinen Aufpasser. Dennoch waren beide Freunde und Partner seit ihrer Kindheit. Als Antwort knurrte Emmett und drehte sich um. Nachdem beide einige Meter in dem Schacht verschwunden waren, suchte Emmett sich schon einen Weg nach unten, dachte Sam. Also sprang Sam mit einem Satz in den Schacht und ging seiner Schwester voraus. Immer geradeaus, sagte sich Sam in Gedanken. Sie durften nicht die Orientierung verlieren.
Katelyn und Sam waren schon einige Meter durch den Schacht gegangen, als sie von unten Kampfgeräusche hörten. Man konnte das Fauchen, Kratzen und Schießen hören. Beide blieben vor einem Raster stehen, welches in den Boden eingelassen wurde. Man konnte sehen, wie Wölfe und Pumas gegen Vampire kämpften. Weiter vorne kämpften die Geparde. Sie waren also schon sehr nahe dran, erklärte es sich Sam die Kampfszene von unten. Ohne auf Katelyn zu achten, tapste Sam weiter. Sie mussten sich beeilen, um Alisa und die anderen zu retten. Nach ein paar Minuten sahen sie das Ende vom Schacht. Erleichtert atmete Sam auf, suchte den Boden gleichzeitig nach einer undichten Stelle ab, damit sie rauskamen.
„Die Tiere sind sehr stark, Domenic“, krächzte eine Stimme unter ihnen. Sofort spitzen beide die Ohren und versuchten herauszufinden, wo die Stimme herkam. Von unten ertönte ein kehliges Lachen:“Sie kommen trotzdem nicht an die Gefangenen. Die Tür ist hier im Raum und die Tür ist zweifach verschlossen, Anastasia. Hab ein bisschen Vertrauen in mich.“ „Was machen wir mit diesem Mr. Drago? Domenic, erklär mir das Mal. Der schleicht hier auch irgendwo rum, aber wir haben schon alle Vampire auf die Tiere angersetzt.“ Plötzlich knurrte jemand und man hörte, wie eine Person an eine Wand gedrückt wurde. „Ich kümmere mich schon um das Problem. … Wenn ich du wäre, würde ich meine Klappe halten, mich freuen, dass der Plan geklappt hat und mich in eine Ecke verziehen. Verstanden?“, knurrte die männlichere Stimme. Inzwischen hatte Katelyn eine kleine Öffnung gefunden. Sachte stupste sie Sam an; er sollte sich die mal ansehen. Als Sam vor der Öffnung stand, kam ihm ein süßlicher Geruch entgegen. Er kam ihm auf jeden Fall bekannt vor. Nur woher? Es roch nach frischen Erdbeeren, die vom Wald kamen. Instinktiv fing Sam an zu schnurren. Was für ein köstlicher Duft, dachte er. Mit seinen Krallen probierte er das Loch zu vergrößern, schaffte es aber nur minimal. Sein Kopf fuhr automatisch hoch, schaute seine Schwester bittend an. Katelyn verstand sofort und half ihm, oder versuchte es zumindest. Die Öffnung wurde immer nur um ein paar Millimeter größer. Sam wollte erst gar nicht versuchen, es mit seinen Zähnen zu probieren. Denn er würde sie sich nur ausbeißen. Es sah aussichtslos aus. Es gab keinen zweiten Weg rein und raus konnten sie auch nicht so schnell.
Plötzlich knirschte etwas unter Katelyns Pfoten. Langsam fuhr sie mit ihren Krallen über das dünnere Metall. Es entstand ein Riss. Katelyn bewegte sich ein Stückchen weiter weg. Noch ein Riss. Sam tat es ihr gleich. Immer wieder entstanden feine, aber kräftige Risse im Metall. Anscheinend konnte der Schacht ihr gesamtes Gewicht nicht tragen. Beide Bewegten sich zu schnell und dann passierte es.

Über ihnen fiel die Decke runter. Nikita war gerade friedlich eingeschlafen, während Sebastian und Alisa wach waren. Die ganze Zeit über hatten sie Geräusche über ihnen gehört. Sebastian konnte den Geruch leider nicht identifizieren, da seine Nase unter dem Gestank, der hier drinnen war, gelitten hatte. Sie waren gerade am planen, wie die drei hier rauskamen, als es über ihnen einen Knall gab. Zur Überraschung fielen zwei große Geparden herunter, die geschmeidig auf der Matratze landeten, die Sebastian ihnen hingeschoben hatte. „Dies sollte ihren Aufprall gemindert haben“, murmelte Sebastian und ging hinüber zu seiner Frau, um sie zu wecken. „Sebastian? Wer ist das?“, fragte Alisa unsicher, dabei ging sie zu den beiden Raubkatzen hinüber. Eine der beiden Katzen, die Größere, hatte sich schon wieder aufgerichtet und blickte durch den Raum. Dann fiel ihr Blick auf Alisa. Sie konnte es nicht glauben, wer da vor ihr stand. Diese Augen erkannte Alisa noch in tausend Jahren. Sam. Dieser eine Name füllte ihren Kopf komplett aus. Alisa dachte an nichts mehr, nur an diese Augen und welcher Mann in seiner Gestalt vor ihr stand. „Sam“, flüsterte Alisa erschrocken. Für kurze Zeit vergas Alisa das, was ihr Vater über ihn gesagt hatte und freute sich einfach ihn wieder zusehen. Gelähmt von der Überraschung ließ sich Alisa auf die Matratze fallen, schaute unverwandt in seine Augen. Mit sorgfältig bedachten Schritten kam der Gepard näher zu ihr rüber, bis er direkt vor ihr stand. Ohne es zu wollen, fuhr eine ihrer Hände durch Sams dichtes Fell. Es fühlte sich einfach traumhaft an. Immer wenn er in ihrer Nähe war, hatte sie ihren Körper nicht mehr unter Kontrolle. Ihr verräterischer Körper, ermahnte Alisa sich selbst. Doch viel Zeit blieb ihnen nicht, denn schon raschelte es vor der schweren Tür. Sam und der andere Gepard stellten sich schützend vor sie, auch Sebastian in Wolfsgestalt gesellte sich zu ihnen. Das Rascheln an der Tür wurde immer lauter. Erst jetzt erkannte Alisa, dass es sich um einen Schlüssel handeln musste. Mit quietschenden Geräuschen rückte die Tür immer einen Spalt weiter, bis sie ganz offen stand. Vor der Tür gaben sich zwei Gestalten zu erkennen. „Hab ich mich also doch nicht verhört“, zischte Domenic und kam langsam in den Raum hinein. „Was sagtest du von ‚Sie kommen hier nicht rein‘? Ich wusste doch, dass so etwas passieren würde“, meckerte Anastasia rum. Alisa sah, wie Sam sich duckte und die Muskeln anspannte. Die beiden anderen folgten seinem Beispiel. „Oh, glaubt ihr wirklich, ihr könntet uns vernichten?“, fragte Domenic höhnisch. Eine Hand schloss sich zitternd um Alisas Arm. Als sie sich umdrehte, stand neben ihr, Nikita, die mit bleichem Gesicht auf ihren Mann starrte. In den letzten Tagen hatte Sebastian sich einige Knochen gebrochen, die aber offensichtlich wieder geheilt waren, denn jetzt gab er keinen Mucks von sich.
Durch die Reihen ging ein allgemeines Knurren. Jeder, der dazu in der Lage war, schien die anderen übertrumpfen zu wollen. Sogar beide Vampire duckten sich jetzt, machten sich auf einen Kampf bereit. Alisa dachte, Domenic würde den ersten Schritt machen, doch es war Sam, der sich mit seinen Klauen auf ihn stürzte. Fauchend und knurrend fielen beide zu Boden. Auch Sebastian fiel den anderen Vampir an, der übrig geblieben war. Nur Katelyn blieb zurück, achtete darauf, dass keiner an die beiden Frauen rankam. Alisa drängte Nikita hinter sich, sie war die ältere Schwester. Also musste Alisa auch Nikita schützen. Plötzlich kam aus Sams Nähe ein lautes Brüllen. Als Alisa rüber sah, entdeckte sie eine Hand nicht weit von Sam entfernt. „Ist das Sams Hand?“, traute sich Nikita zu fragen. Alisa erkannte diesen Unterton in Nikitas Stimme. Den hatte sie immer, wenn ihr schlecht war. Tröstend legte Alisa einen Arm um ihre Taille:“Das ist nicht Sams Hand. Sam ist doch in Gepardengestalt, da kann er keine menschliche Hand verlieren.“ Sam flog auf einmal quer durch den Raum und kam unsanft gegen die Wand. Als er nicht vom Boden wieder aufstand, wollte Alisa zu ihm gehen und nachschauen ob ihm was fehlt. So weit kam sie allerdingst nicht, denn Domenic war schneller. Er hob den Gepard einfach hoch, so als würde er nichts wiegen. „So zäh bist du dann doch nicht, Schwachkopf“, lachte Domenic. Doch einige Sekunden vergingen und aus seinem Lachen wurde ein verzerrtes Gesicht. Vor Schmerz verzerrt, bemerkte Alisa. Sam fehlte also nichts, denn er hatte eine seiner Pfoten in den Magen des Vampirs gerammt, wodurch dieser zu Boden ging. Dort ging der Zweikampf weiter. Sam rollte sich auf ihn, versuchte ihn an der Kehle zupacken um ihn zu töten. Es gelang ihm jedoch nicht. Domenic war stärker als gedacht.
Bei Sebastian sah es auch nicht anders aus, obwohl Anastasia eine leichtere Gegnerin für ihn war. Nach einem kurzen Nahkampf umkreisten sie sich jetzt, suchten eine Lücke in der Taktik des anderen. Sebastian ging einen Schritt nach rechts. Anastasia auch. Sebastian schlich zurück nach links. Anastasia tat dasselbe. Wenn man genauer hinsah, konnte man von Sebastians Seite einen klitzekleinen Vorteil erkennen. Anscheinend machte er sie extra verwirrt, damit er leichter angreifen konnte. Diesmal machte nämlich Sebastian einen schnelleren Schritt nach vorne, worauf die Vampirin nicht vorbereitet war und versuchte einen Kehlenbiss. Sebastian traf genau die richtige Stelle zum Zupacken. Er drückte sie auf den Boden mit einer Pranke auf der Brust und wartete. „Oh, Sebastian“, hauchte Nikita erschrocken. Sie hatte ihn noch nie so gefährlich erlebt, so blutrünstig. Genauso ging es Alisa auch. Sie beobachtete immer noch den Kampf von Sam und Domenico. Er schien einfach aussichtslos. Beide Gegner waren sich ebenbürtig. Jeder gleichstark. Plötzlich spürte Alisa einen leichten Druck an ihrer Hand. Als sie hinabblickte, stand dort Katelyn, die der andere Gepard sein musste und wartete darauf, dass Alisa ihr folgen würde. Mit einem leichten Biss hatte sie ihre Hand umklammert, damit sie sie in Richtung Ausgang zerren konnte. Doch Alisa wollte nicht gehen, sie wollte lieber hier bleiben, bei Sam. „Du lenkst ihn nur ab, Schwester“, beschwichtigte Nikita sie. Ein letztes Mal schaute sie zu dem Gepard rüber, der sich in einem endlosen Kampf verwickelt hatte. Danach gab sie dem Druck nach und folgte den anderen aus der Tür.
In den Fluren sah es wiederum anders aus. Hier war alles im Stillen passiert. Man sah nur einige Leichen von Vampiren hier herumliegen. Einige Körperteile lagen verstreut auf dem Boden, meilenweit weg von ihren Körpern. Als die kleine Gruppe aus der einen Tür trat, gesellte sich Katelyn sofort an die Spitze und Sebastian fungierte als Schlusslicht. Neben Alisa seufzte ihre Schwester erleichtert auf. In den Tagen, wo sie zu dritt eingesperrt waren, hatte Sebastian schon zu viel durchgemacht. Man konnte es ihm schon ansehen, obwohl er so tat als würde es ihm gut gehen. Immer wieder hatte er gesagt:“ Ist nicht so schlimm. Ich bin ein Wächter. Dadurch muss jeder.“ Bei diesem Spruch hätte Alisa ihm am liebsten eine Ohrfeige gegeben. Jeder durfte Schwäche zeigen, auch die Wächter oder Alphatiere der Rudel. Alisa stockte kurz. In Sams Gegenwart hatte es sich angefühlt, als gehörte sie zu seinem Rudel. Bei jeder Zärtlichkeit oder freundlichen Geste fand sie sich geborgen und zu Hause. Doch Alisa konnte sich genau daran erinnern, was ihr Vater am Telefon gesagt hatte:“ Tochter, der Mann hat dich doch nur an der Nase herum geführt. Dachtest du wirklich, er liebt dich?! Wie naiv du bist! Er hat nur mit dir gespielt, die ganze Zeit. Vergess ihn so schnell es geht, Tochter! Vielleicht kann ich dich aus dem Gefängnis rausholen. Ich schau mal, was sich machen lässt.“ In diesem Moment brach eine Welt für sie zusammen. Hatte Sam ihr die ganze Zeit was vorgespielt? Alles was er gesagt hatte, war eine Lüge? Sie kam sich verloren und alleingelassen vor. Ihre alte Familie war zerbrochen, ihre neue Familie hatte gar keine Chance gehabt. Die Geborgenheit zersprang mit einem Male, sodass sie innerlich geweint hatte. Nach außen gab Alisa die Taffe, die in solchen Situationen einen kühlen Kopf bewahrt.
„Alisa, komm jetzt. Bitte, geh schneller! Sie verfolgen uns schon“, wimmerte Nikita leise an ihrem Ohr. Schnell blickte Alisa hinter sich. Es stimmte! Mindestens zehn Vampire waren aus der letzten Kreuzung zu ihnen gestoßen. Katelyn ließ sich zurückfallen um Sebastian zu helfen. Doch dieser knurrte, zeigte auf die beiden Frauen und schob Katelyn wieder in ihre Richtung. Katelyn schnaubte, lief etwas schneller an ihnen vorbei, damit Alisa und ihre Schwester noch hinterher kamen. Als sie im die nächste Ecke bogen, fielen viele Lichtstrahlen durch eine Tür in das Gebäuden innere. Freiheit, dachte Alisa. Endlich hatten sie es geschafft. Bis ihr Gehör Kampfgeräusche von draußen hörte. Laut fluchend rannte Alisa an beiden vorbei, um als Erste das Chaos zu sehen. Überall wurde gekämpft. Egal ob Wolf, Gepard oder Puma. Hier hörte man ein Knurren, Aufheulen und Zischen. Man konnte nicht genau sehen, welche Seite am gewinnen war; welche die bessere Chance hatte. Lange konnte Alisa jedoch sich diesem Gewimmel nicht mehr widmen, Katelyn war nämlich daran sie von diesem Fleck zu bewegen. Denn im nächsten Moment landete ein riesen schwerer Wolfskörper dort, wo Alisa gestanden hatte. Er heulte laut auf, konnte sich aber nach wenigen Versuchen wieder aufrappeln. „Komm weiter, Schwesterherz“, drängte Nikita, die schon mit Blut verschmiert war. Von ganzen Herzen wünschte Alisa sich, dass es nicht Nikitas war, sondern das eines anderen. Gerade wollte sie ihrer Schwester und Katelyn folgen, als sich ein schwerer, massiver Körper gegen sie warf.
„Du bleibst schön hier, Kleines“, zischte jemand über ihr. Vor lauter Adrenalin begann sie sich unter ihm zu winden und versuchte ihn zu kratzen oder treten. Derjenige lachte sie deswegen noch aus, sah spöttisch zu ihr herab. „Ich will dich haben. Lebend. Also zappel hier nicht so rum, sondern ergib dich einfach.“ „ Du kannst mich mal, Domenico“, bemerkte Alisa und spuckte ihm ins Gesicht. Mit einem Male wurde das Gesicht des Vampirs zu einer ernsten Miene verzogen, seine Augen bohrten sich in ihre. Hinter ihnen hörte Alisa jemanden knurren. Es war kein böses Knurren, sondern ein richtig gefährliches Knurren. So als ob jemand Tollwut hätte. Beide drehten sich um, um zu sehen wer dort stand. „Was willst du Gepard?“, fragte der Typ über ihr, „du hast doch eh keine Chance gegen mich. Oder willst du nochmal den Arsch versohlt bekommen?“ Domenic stand auf, packte Alisa an ihrem Oberteil. Seine blutroten Augen sahen sie noch einmal an, ehe er das Wort an den Gepard richtete. „ Wenn du sie willst musst du sie dir nur holen.“ Aus dem Augenwinkel sah Alisa gerade noch, wie der Gepard seine Muskeln anspannte. Dann warf Domenico sie mit einem Schwung einfach gegen einen Baum der hinter ihm war. Alisa spürte den Aufprall am ganzen Körper und hörte sogar, wie es in ihr zu knacksen begann. „Auuu!“, schrie Alisa ihren Schmerz heraus. Etwas hatte sie sich bestimmt gebrochen oder verstaucht. Hinter ihr hörte sie das Aufbrüllen des Gepards und danach das Aufprallen von Körper. Erst jetzt bemerkte Alisa, dass neben den beiden Kämpfenden keine Menschenseele mehr zu sehen war. Nur ein Feuer brannte lichterloh in ihrer Nähe. Es war jedoch so eingekreist, dass es hätte nicht ausbrechen können. So gut und schmerzlos wie sie konnte, drehte Alisa sich um, damit sie den Kampf mit ansah. Beide Gegner hatten schon ihre Verletzungen, doch Domenico machten sie weniger aus, da sie bei ihm schon von alleine sehr schnell heilten. Währenddessen Sams Wunden zwar auch schnell heilten, aber nicht in diesem Tempo, wie bei einem Vampir. Auch konnte man sehen, wie Sam eines seiner Hinterbeine humpelnd hinterzog.
Der Kampf ging immer weiter. Sie kamen beide gefährlich nahe an das Feuer heran. Das Fauchen und Zischen drang an ihre Ohren. Beide Gegner waren in ihrem Element. Alisa dachte sich schon, dass man nicht umsonst Alphatier wurde. Sam machte einen Satz nach vorne und der überrumpelte Domenic konnte gerade so verhindern, dass Sam seinen ganzen Arm abbiss. Er riss ihm nur die Hand ab. „Du verdammtes ARSCHLOCH!“, fauchte Domenico und schrie verzweifelt auf. Mit einem Ruck stieß er Sam von sich weg. Wegen der vielen Kraft flog Sam fast gegen die Wand. Aber er kam geschmeidig wie eine Katze auf seinen vier Pfoten auf, wo er eines der Hinterbeine schonte. Bei einem erneuten Angriff von Sams Seiten bohrten sich seine Krallen tief in Domenicos Brust. Sie wirkten fast wie Widerhacken, denn Domenico bekam ihn nicht so schnell von sich, wie gewünscht. Domenico erwischte Sam an eine seiner Flanken heftig mit seinen Pranken, sodass Sam zusammengekrümmt auf den Boden fiel. „Nein!“, entfloh es kreischend aus Alisas Mund. Der Schrei war noch nicht ganz verhallen, als Domenico meinte:“Und du dachtest, du könntest mich besiegen. Du jämmerliche, kleine Katze, die du doch bist. Dich besieg ich auch mit geschlossenen Augen in der Nacht.“ Sein spöttisches Lachen hallte im ganzen Wald wider. Mehrmals versuchte Sam sich aufzurichten, doch es klappte nicht. Domenico ging immer näher zu seinem Gegner um sich von seiner noch vorhandenen Kraft zu überzeugen. Und gerade als er sich über ihn bog, passierte es. Sams Vorder- und Hinterbeine stemmten sich gegen seinen Brustkorb und schmissen ihn in Richtung Feuer. Selbst die Reflexe eines Vampirs reichten nicht aus, um dem Feuer zu entkommen. Aus seinem Lachen wurden Leidensschreie. Alisa konnte richtig sehen, wie seine Haut verbrannte und die Muskeln und Sehnen freilegte. Aus lauter Übelkeit drehte Alisa ihren Kopf beiseite, blickte zu der Stelle an der der Gepard lag. Wo war er? Die Stelle war leer. Auch in der Nähe sah Alisa ihn nicht. Plötzlich merkte sie, wie jemand sie auf seine Arme nahm. Menschliche Arme fassten um Alisas schwachen Körper herum und hoben sie hoch. Neugierig blickte Alisa hoch in das Gesicht des Mannes, der ihr das Leben gerettet hat. Seine Haare standen in allen Richtungen ab, an seiner Wange klebte getrocknetes Blut und sein Gesicht blickte stur geradeaus. Doch als Alisa sich enger in die Umklammerung hinein schmiegte, sahen eisblaue Augen auf sie herab.
„Geht es dir gut?“, vernahm sie seine tiefe Stimme. Endlich hörte sie wieder den Klang seiner Stimme. Alisa dachte ihn dazu zu zwingen ihr jeden Abend etwas vorzulesen, nur damit sie seine tiefe, manchmal sanfte Stimme zu hören. Oder an seinem Körper herum zuspielen, damit sie hören konnte, wie er befriedigt aufstöhnte oder ihr knurrend drohte, sofort aufzuhören, sonst würde er sie einfach solange nehmen, bis sie nicht mehr wusste wo vorne und hinten war.
„Ich glaube, ich habe mir etwas gebrochen, als Domenico mich gegen den Baum geworfen hatte. Sonst fehlt mir nichts“, antwortete sie wahrheitsgemäß. Alisa erwähnte nur nicht, dass er ihr das Herz gebrochen hatte, mit dem was er zu ihrem Vater gesagt hatte. Darauf folgte Schweigen. Es war keine unangenehme Situation, aber Alisa war besorgt um sein Bein.
„Lass mich runter. Ich kann gut alleine gehen“, beschwerte sie sich bei ihm. Entschlossen schüttelte Sam den Kopf, drückte sie fester an sich. „Du bist verletzt, stehst unter Schock und weisst nicht, wie du das verarbeiten sollst. Du könntest in Ohnmacht fallen oder sonst was. Das riskiere ich nicht.“ „Aber dein Bein ist gebrochen. Und jetzt sag mir nicht, dass es dir nicht weh tut.“ Alles was Alisa als Antwort bekam, war nur ein Schulterzucken von ihm. Schon wieder verfielen beide in Schweigen. Alisa wollte unbedingt mit ihm reden, jedoch, befand sie, war dies nicht der richtige Zeitpunkt für eine Diskussion, ob sie eine Beziehung führten oder nicht. Als Sam aus dem letzten sichtbaren Schatten trat, hörte Alisa schon das laute Gerede. Doch sehen konnte sie nichts mehr. Vor ihren Augen verschwamm alles; noch nicht mal Konturen konnte Alisa erkennen. Alles was sie noch hörte war, wie eine Frauenstimme sagte:“Sam? Wie siehst du denn aus und wer ist das auf deinem Arm? Oh mein Gott, sie muss sofort behandelt werden. Steckt sie in den Helikopter und fliegt los! Los nun macht schon! … Und du, Mr. Alpha, kommst mit mir.“ Mit diesen Worten wurde Alisa an jemand anderes übergeben.
Was geschah nur mit ihr, fragte sie sich noch, ehe die Schwärze sie übermannte.

Kapitel 17



Sam merkte gar nicht, dass Riley ihm Alisa abnahm. Erst als ein Hubschraubergeräusch die Stille durchbrach und ihm die Haare verwuschelte. Sascha drängte Sam in eines der Zelte, wieso wusste er nicht. Seine Augen hefteten sich auf Alisas schlaffen Körper, der immer weiter weg von ihm getragen wurde. Sam bekam nur am Rande mit, dass die Leute um ihn herum anstarrten. Er wusste nur eins: Alisa musste leben! Als der Hubschrauber zu landen versuchte, versperrten ihm einige Leute den Blick. Wie von selbst stand Sam auf, zischte Befehle hin und her. Nur damit er sie sehen konnte. Plötzlich spürte Sam eine leichte Berührung am Arm. „Sam, setzt dich wieder hin. Ich muss dich untersuchen und das Morphium fängt gleich an zu wirken“, sagte eine weibliche Stimme. Doch Sam antwortete nicht, schaute nur dem Hubschrauber nach, der jetzt wieder in die Lüfte stieg. Erst als der Hubschrauber außer Sichtweite war, setzte Sam sich ergeben auf eine Liege.
„Scheiße verdammt, Sam! Was hast du denn gemacht?“, bemerkte eine ärgerliche Stimme neben ihm. Seufzend drehte Sam den Kopf und sah in dunkelbraune Augen. Die wirre rote Haarpracht, die Sascha diesmal zu einem Zopf gebunden hatte. Die Heilerin starrte unverschämt auf Sams nackten Oberkörper. „So viele Kratzer habe ich noch nie an dir gesehen… Uhh. Ich glaube, einige müssen genäht werden. Warte ich hole nur schnell Hilfe“, und schon verschwand Sascha aus seinem Blickfeld. Sam blickte nicht auf, als sich jemand zu ihm gesellte. Es war ihm sogar regelrecht egal, denn er wollte nicht mit ihm reden. „Der Helikopter ist zum nächstgelegenen Krankenhaus geflogen. Es gab keine Probleme. … Sam, du hast alles getan. Ich hätte dir ja liebend gerne den Rücken gestärkt, aber leider bin ich als Wolf ein bisschen zu groß gewesen.“ Das Alphatier der Wölfe setzte sich etwas umständlich auf das Ende der Liege. „Komm schon Kater! Lass den Kopf nicht hängen. Wir haben unsere Ziele erreicht. Du hast dein Weibchen wieder und ich mein vorzeige Pärchen“, man hörte die Erleichterung in Emmetts Stimme. In diesem Punkt widersprach Sam ihm nicht. Trotz den schwierigen Umständen waren sie mit nur wenigen Verletzungen davon gekommen. Und das wichtigste war, sie hatten Alisa dort rausgeholt und die Vampire verbrannten alle im Feuer vor dem Lagerhaus. „Na, wer hat sich denn da zu unserem Kater dazugesellt? Soll ich dich auch gleich mit verarzten, Emmett?“, fragte Sasha belustigt über das Bild, was beide Alphatiere abgaben. Sam, vor Erschöpfung ganz blass, schaute sich im Zelt um. So langsam ging es den anderen Wächtern und Soldaten wieder besser. Emmett hatte ihm berichtet, dass die meisten nur oberflächliche Verletzungen hatten. Anscheinend war nur Sam ernsthaft verletzt worden. Aber das war auch kein Wunder. Der Kampf mit Domenico war nichts für schwache Nerven gewesen. Sam hatte immer darauf geachtet immer einen Schritt voraus zu sein, immer einen Tick schneller zu denken. „Wie ging es denn mit dir weiter, nachdem du nicht in den Schacht gepasst hattest?“, wollte Sam wissen. Er musste sich so schnell wie möglich ablenken lassen, denn Sascha stand über ihn gebeugt mit einer Nadel in der Hand. Sie hatte ihn ja gewarnt, dass sie manche Wunden zunähen musste, damit es keine Narben gab. Emmett grinste leicht, wollte aber keinen Mucks von seiner Belustigung von sich geben:“ Ich bin zu meinen Leuten geschlichen, habe mich ein bisschen mit Vampiren angelegt. Hat bestimmt mehr Spaß gemacht, als sich Domenico vorzuknöpfen. Ich meine so wie du aussiehst, war es anscheinend nicht so einfach.“ „Eigentlich hätte Kate auf Alisa aufpassen müssen. Doch plötzlich stand Alisa alleine zwischen den Kämpfenden und kam nicht mehr weiter. Dann hatte Domenico sie und schleuderte sie gegen einen Baum. Ab da sah ich rot und griff ihn an.“ Sam spürte den Schmerz der kleinen Nadelstiche nicht so fest, wie er es sich vorgestellt hatte. Verwundert sah er auf Saschas Hände. Anscheinend hatte sie seinen Blick bemerkt, denn sie erwiderte:“ Das Morphium, welches ich dir vorher gespritzt hatte, fängt an zu wirken. Aber da du ein Gestaltwandler bist, konnte ich dir nur eine kleine Dosis verabreichen. In circa fünf Minuten wirst du schläfrig, geb dem Drang einfach nach. Ich glaube, die Ruhe wird dir gut tun nach diesem anstrengenden Tag.“ Exakt noch vierzehn weitere Stiche merkte Sam noch, ehe die Müdigkeit ihn übermannte und er in ein schwarzes Loch fiel.

Sam wachte erst wieder am Abend auf. Seine Wächter hatten ihn ins naheliegende Krankenhaus verlegt. Nun saß er mit Alex und Emmett auf dem Krankenzimmer, alle drei hatten einen Kaffee in der Hand und grübelten. „Weisst du, wie es Alisa geht?“, erkundigte Sam sich so unauffällig, wie möglich. Alex sah von der Zeitung auf, seine grünen Augen streiften durchs Zimmer. „Ich weiss nicht genau. Das letzte Mal ging es ihr besser, doch die Schwester sagte, sie bräuchte ein wenig Ruhe. Besuch könnte Alisa erst morgen empfangen. … Sorry Kater, du musst bis morgen warten.“ Der Gepard in Sam verlangte sofort danach seine Traumfrau zu sehen. Bestimmt wird sie ihn nicht sehen wollen, nach allem was er zu Mr. Drago gesagt hatte. Warum hatte er den Vorschlag angenommen? „… … Naja, wir lassen dich dann mal alleine. Kate kommt gleich auch vorbei“, grinsend folgte Emmett Alex, der schon auf dem Weg zur Tür war. Sam hatte so lange in Gedanken verbracht, dass er nicht einmal gemerkt hatte, wie die Zeit so schnell verging. Sam ging noch mit raus auf den Gang um seine besten Freunde zu verabschieden. Lachend nahmen sie sich in den Arm, sagten einander auf männliche Art „Bis Morgen“ und „Du packst das Kater“ und dann verschwanden sie aus der Tür.
Als Sam wieder das Zimmer betrat, saß eine schlanke Gestalt auf seinem Bett. „Was willst du denn schon hier? Kannst du mich nicht einmal ein paar Minuten verschnaufen lassen?“, meinte Sam und grinste ihr zu. „Sascha hat mir die Zimmernummer gegeben. Geht es deinem Bein schon wieder besser?“, fragte sie, nachdem er sich zu ihr aufs Bett gesetzt hatte. Stirnrunzelnd sah er an sich herunter auf sein Bein:“ Es geht mir blendend. Das Bein wird morgenfrüh noch schnell eingegipst und dann kann ich gehen.“ „Gehst du morgen zu ihr? Nikita hat mit mir eben geredet. Alisa vermisst dich, Sam. Sogar sehr. Aber, da du den Vorschlag von Mr. Drago angenommen hast, denkt sie du wolltest sie nur ins Bett kriegen“, sagte seine Schwester, als sie gedankenverloren in seinem Haar herum zwirbelte. „Ich weiss, dass ich ein Idiot bin, Kate. Du musst mir das nicht auch noch unter die Nase reiben“, gab Sam seufzend von sich. Niedergeschlagen legte er sich neben Katelyn ins Bett, nahm sie in seinen Arm. „Was hättest du denn sonst machen sollen? Ihr musstet das Lagerhaus erst orten! Wenn du morgen mit ihr redest, erzähl ihr von dem miesen Spiel, was ihr Vater mit ihr getrieben hat.“ Widerstrebend nickte er. Sie hatte ja doch recht. Alisa musste alles erfahren, was in der Zeit geschehen war und das sie ihren Vater am besten nie wieder sehen sollte. Mr. Drago will sie doch sowieso nur benutzen, damit er seine Position im Rat sichern kann. Vor lauter Hass konnte Sam ein leises Knurren nicht unterdrücken. Mit hochgezogener Augenbraue blickte seine Schwester zu ihm hinüber:“ Was ist dir denn grade über die Leber gelaufen… Bitte hör nur für die eine Nacht mal auf, über Alisa und ihren Vater nachzudenken. Versuch dich einfach auszuschlafen, denn wenn du die ganze Zeit an das Gespräch von morgen denkst, schläfst du ganz bestimmt nicht.“ Nun zierte ein sanftes Lächeln ihr Gesicht, ihre Handfläche streichelte seine Wange. Sam erlaubte es eigentlich niemanden ihn zu streicheln, außer Katelyn und Alisa. Geschmeidig wie eine Katze stand Katelyn vom Bett auf und schlenderte zur Tür. Noch einmal drehte sie sich um, damit sie ihrem Bruder zum Abschied winken konnte. Beide wünschten sich noch eine gute Nacht und kurz darauf fiel Sam in einen tiefen Schlaf.
Schon früh am Morgen wurde Sam wach. Dieses lästige Piepen vom Zimmer nebenan konnte er nicht mehr hören. Als er auf die Uhr schaute, bemerkte er, dass gleich eine Schwester reinkommen müsste und ihn wecken wollte. Denn in einer Stunde kam ein Arzt, der ihm den Gips machen sollte. Gestern hatte Sam den netten Arzt kennen gelernt. „Guten Tag, Mr. Banker. Mein Name ist Doktor Peter White. Ich werde Sie, in der Zeit wo Sie hier sind, betreuen.“ Sam mochte diesen Arzt. Er schien sehr nett zu sein, hatte Sam gedacht. Erst gestern Nacht hatte er von einer Schwester erfahren, dass Dr. White auch für Alisa zuständig war. Als Dr. White dann heute Morgen in Sams Krankenzimmer kam und der Arzt nicht so gut gelaunt war, dachte Sam an das Schlimmste. „Was ist denn mit Ihnen passiert, Doc?“, fragte Sam mit gerunzelter Stirn. Der Doktor winkte schmal lächelnd ab:“ Bei Ihrer Freundin sind gerade Verwandte eingetroffen. Es gibt ein paar Meinungsverschiedenheiten zwischen den Eltern. Einige von Ihren Leuten sind jetzt dort und passen auf.“ Sam nickte zustimmend. Wenn Alisas Vater dort war, konnte der was erleben, schwor sich Sam. Aber jetzt musste er erst mal still halten, damit der Doktor den Gips anbringen konnte. So beiläufig, wie es ging, fragte Sam:“Wie geht es ihr? Kann sie schon wieder laufen oder muss sie noch länger bleiben?“ „Ich glaube, wenn Sie mir versprechen, dass für sie gut gesorgt wird, könnte sie am Abend das Krankenhaus verlassen. Ihre Verletzungen, Mr. Banker, sind auch soweit geheilt. Ihre Ärztin, oder was sie in Ihren Kreisen ist, hat sehr gute Arbeit geleistet. Die Verletzungen nahe der Brust ist über Nacht sehr schön geheilt und auch die paar Kratzer sind weg.“ „Sascha ist eine unserer Heilerinnen im Rudel. Nicht jeder hat so eine Gabe wie sie. Heilerinnen sind sehr wichtig für ein Rudel. Bei einem Kampf müssen sie unsere Verwundeten verarzten“, erklärte Sam stolz. Der Arzt hielt in seiner Bewegung inne:“ Darf ich denn fragen, was Sie hier gemacht haben?“ „Sie dürfen fragen, aber ich werden Ihnen leider keine Antwort darauf geben können. Das sind Gestaltwandlergeheimnisse.“ Das es Vampire gab, durfte nicht ans Tageslicht geraten. Deshalb hatten sie diese Aktion heimlich aus der Welt geschafft. Ob alle Vampire verbrannt waren, konnte ihm leider keiner so richtig bestätigen. Darum schickte Sam Riley und Katelyn nochmal an den Tatort. Bis jetzt hatte sich keiner der beiden gemeldet. „Naja, man soll ja nicht immer so neugierig sein“, riss die Stimme des Doktors Sam aus den Gedanken, „meine Mutter hat mich immer davor gewarnt nicht so neugierig zu sein.“ Lachend schüttelte Dr. White den Kopf. Das Anbringen des Gipses dauert mindestens noch eine ganze Stunde. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass Sam sich so gut mit ihm verstand. Beide redeten zwischen durch, führten Diskussionen über Themen, die gerade aktuell waren.
Später war Sam auf den Weg zu Alisas Zimmer, als Tammy ihm gerade entgegenkam. „Gut das ich dich jetzt schon sehe“, platzte es aus der Wächterin heraus, „ du musst mir helfen, Sam. Mr. Drago und Ms. Grey streiten sich schon seit einer viertel Stunde. Ich habe mich vor fünf Minuten auf den Weg gemacht dein Zimmer zu finden, doch es war schwieriger als erwartet sich hier recht zu finden.“ „Warum streiten sie sich?“ Tammy zuckte die Schultern und meinte beiläufig:“ Es geht um das Sorgerecht, da sie sich haben scheiden lassen. Mr. Drago möchte Alisa mit in den Rat ziehen, aber Ms. Grey akzeptiert es nicht. Nikita und Sebastian sind auch da. Beide versuchen auf die Streithähne einzureden, doch ich glaube, ein Alphatier muss für Ruhe sorgen.“ „Entschuldigend blickte Tammy zu ihm auf. Sie war vielleicht nur fünf Zentimeter kleiner als Sam, weshalb er nicht den Kopf soweit senken musste. Ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht:“ Ich wollte so oder so gerade zu Alisa.“ Der Weg zu ihrem Krankenzimmer war sehr lang und währenddessen erzählte Tammy ihm wie der Streit verlief. „Du wirst sie nicht bekommen!“, schrie eine tiefe Männerstimme ihnen entgegen. Man hörte eine Frauenstimme schnauben:“Als könntest du mir jemals meine Tochter wegnehmen, du Schlappschwanz von Mann!“ Sam und Tammy kamen gerade rechtzeitig ins Zimmer, als Natalie, Alisas Mutter, Mr. Drago anfallen wollte. Beide standen sich bedrohlich nahe, jeder fixierte den anderen. Sofort humpelte Sam zwischen die beiden Streithähne. „Jetzt kommen mal alle runter, verstanden?! Wir beruhigen uns und stellen uns weit voneinander weg! Oder sollen Sebastian und Tammy euch beide so fest gegen die Wand drücken, dass ihr keinen Mucks mehr von euch geben könnt“, knurrte Sam so bedrohlich, dass Mr. Drago ängstlich einen Schritt zurück wich. Sam merkte schon, wie seine Augen ein helleres Blau annahmen. Seine Gepardenaugen. „Gut, dass Sie endlich hier sind, Sam“, bemerkte Natalie und entspannte sich. Sam drehte seinen Oberkörper in Richtung Mr. Drago. „Ich habe Sie gar nicht gesehen in dem Lagerhaus. Wollten Sie nicht Ihre über alles geliebte Tochter retten? Stattdessen haben Sie zwei Idioten geschickt, die sowieso schon von Anfang an geglaubt hatten, sie werden Alisa nicht finden. Sie sind ein richtiges Arschloch und jetzt verschwinden Sie aus diesem Zimmer. Ihre Tochter hat es nicht verdient einen Versager wie Sie zu Gesicht zu bekommen.“ Um seiner Forderung noch mehr Druck zu verliehen, knurrte Sam aus tiefster Brust. Erschrocken über die Worte, die Sam gesagt hatte, sagte Alisa zu all ihrer Überraschung:“Sam hat Recht. Du solltest gehen.“ Ihre leise und zarte Stimme durchbrach die Stille, wie schneidendes Eis. „Lasst ihr Sam und mich alleine, bitte.“ Alle gingen an Sam vorbei zur Tür hinaus auf den Flur. Tammy drückte kurz seine Hand, Sebastian nickte ihm zur Begrüßung zu und Nikita schenkte ihm ein scheues Lächeln.
Sam wartete eine Minute, bevor er den ersten Schritt wagte:“Es tut mir Leid, dass dein Vater dich angelogen hat.“ „Ach hat er das?“, konterte Alisa mit hochgezogener Augenbraue, „er sagte mir, du hättest nur mit mir gespielt.“ Sam nickte zögernd:“Das muss ich dir noch erklären. Wir waren in einer schwierigen Lage. Wir wussten nicht, wo die Vampire euch hingebracht haben. Deshalb habe ich zugestimmt mit dir Schluss zu machen, sonst hätte dein Vater uns die Nummer nicht gegeben und wir hätten keinen Anhaltspunkt gehabt.“ „Ihr hättet es auch anderster hinbekommen! Sam, warum tust du mir das an?“, ihre Stimme wurde brüchiger je mehr Alisa sagte. Ihre Augen bekamen einen glasigen Blick. Plötzlich spürte Sam, wie sich sein Herz vor Qualen zusammen zog und es ihm gleichzeitig kalt den Rücken runter lief. Er mochte es nicht, wenn Alisa leidet. Langsam und darauf bedacht sein Bein nicht zu schwer zu belasten, humpelte Sam zu ihrem Bett, um sich neben sie zusetzen. „Alisa, ich war total in Sorge um dich. In diesem Moment hätte ich alles getan um dich zu retten. Auch wenn es geheißen hätte ich müsste mich zehn Stunden quälen lassen.“ Alisa schüttelte heftig den Kopf:“Du verstehst mich nicht, Sam! Ich habe gedacht, mein Vater sagt mir die Wahrheit! Und weisst du was? Ich habe ihm sogar geglaubt. … Gedacht ich wäre nicht gut genug für dich. Nur ein Spielzeug, was man austauschen kann.“ Jetzt konnte es Alisa die Tränen nicht mehr zurück halten. Sie flossen alle über ihre Wange hinab zum Kinn, um von dort aus auf ihre zierliche Hand zu fallen.

Verdammt! Sie wollte doch nicht vor ihm weinen. Alisa war überrascht was für Emotionen dieser Mann in ihr weckte. Seit er dieses Zimmer betreten hatte, war Alisa die ganze Zeit ruhig und gefasst geblieben. Den Verrat ihres Vaters, damit kam sie klar. Nur nicht damit, dass sich ihre ganze Welt um diesen Mann drehte, der ihr eines Tages noch das Herz brechen würde. „Bitte, hör auf zu weinen, Alisa“, Sams Stimme brach mitten im Satz ab, bemerkte Alisa, „ich kann dir doch alles erklären. Nur bitte hör auf zu weinen.“ Alisa spürte, wie Sams Hand sanft ihre Wange streichelte. Das einzige, was Alisa darauf antwortete war:“Fang an.“ „Du bist für mich kein Spielzeug, was man nach einer gewissen Zeit austauscht, meine Schöne. Ich habe die Zeit mit dir so sehr genossen, dass ich mir ein Leben mit dir so verdammt nochmal klar vor mir sehe, dass es mir manchmal Angst macht.“
„Aber ich bin doch nur eine Kardinalin, Sam. Ich bin keine Gestaltwandlerin mit der du zusammen sein kannst“, brachte Alisa mühsam aus sich raus. Sie wusste, ihre Beziehung hatte ein Verfallsdatum. Irgendwann fand Sam eine wunderschöne Gestaltwandlerin mit der er den Rest seines Lebens verbringen konnte und Alisa würde ihn verlassen müssen. „Alisa, hör auf so etwas auch nur zu denken“, ermahnte Sam sie, „denkt nie wieder ich würde dich einer anderen vorziehen. Du bist alles für mich. Alles was ich brauche, Alisa. Und ich weiss, wie schnulzig sich das anhört, aber es stimmt.“ Zur Verstärkung seiner Worte drückte er ihr noch einen Kuss auf die Schläfe und hob ihren Kopf an, sodass sie ihn ansehen musste. Er hatte so schöne eisblaue Augen, dachte Alisa. „Wie kann man sich nur so schnell in jemanden verlieben, Sam? Erklär mir das mal“, Alisa wusste, Sam hatte ihr Herz erobert und wird es nicht so schnell wieder hergeben. „Gestaltwandler verlieben sich nur einmal, Alisa. Wenn sie ihren Gefährten gefunden haben, verbinden sie sich und leben glücklich zusammen. Es gibt nichts Wichtigeres für einen von uns. Man kann sich glücklich schätzen den Partner fürs Leben zu finden“, während Sam ihr dies sagte, schaute Alisa ihm in seine Augen und verliebte sich nochmal aufs Neue in ihn. „Bin ich denn deine Gefährtin?“, fragte sie ihn. Sam legte seine Stirn an ihre, atmete ihren köstlichen Duft ein. „Ich wusste es in dem Moment, als du dich nach unserem Liebesspiel an meine Brust gekuschelt hast. Es fühlte sich einfach richtig an, dass du neben mir liegst.“ Ihr Kopf drehte sich zu seinem um; ihre Lippen waren nur noch Millimeter voneinander entfernt. Sam sah sie an. Er sah ihr einfach nur in die Augen und schon flammte eine Leidenschaft in ihr auf, die sie noch nie zuvor bei ihr entdeckt hatte. Bei Sam hatte Alisa das Gefühl geborgen und sicher zu sein. Sie wusste, er würde sie beschützen, wenn es sein musste. Der Kampf mit Domenico hatte es ihr bewiesen. Sam würde ihr nie etwas antun, sie immer lieben und nie aufhören. Deswegen presste sie ihre Lippen einfach auf seine, denn sie wusste er würde sie nicht abweisen. Und so war es auch. Stöhnend griff Sam in Alisas Haar und zog sie noch dichter zu sich heran. Auch Alisa drängte sich mehr an Sam heran, saß beinahe auf seinem Schoß. Seine Lippen umschlossen ihre und als Alisa ihre öffnete, begann Sam ein heißes Spiel mit ihrer Zunge, dem sie nicht widerstehen konnte. Sein anderer Arm schlang sich um Alisas Taille, zog sie mit gespreizten Beinen auf seinen Schoß. Den Kuss unterbrach er jedoch keine einzige Sekunde. Ihre Hände fuhren von Sams Schultern herab über seine Brust und Bauch. Sam wusste, was er mit ihr machen musste, damit sie sich gehen lassen konnte. Doch bevor sie so weiter machen konnten, wollte Alisa noch etwas wissen. Widerstrebend löste sie sich von Sam:“Wie geht man eigentlich diese Bindung ein?“ „Ich weiss, es wird sich verdammt ekelig anhören, aber es ist bestimmt nicht so schlimm. … Man muss das Blut des jeweiligen Gefährten trinken. Dann entsteht eine Art Verbindung zwischen ihnen und man nimmt sich auf einer anderen Basis war“, Sam atmete schwer, aber seine Augen strahlten pure Leidenschaft aus. Alisa wusste mit ihm wollte sie es wagen. Es gab keinen anderen Mann für sie. Von Anfang an war da etwas zwischen ihnen, eine Anziehungskraft, die jetzt weit über das Körperliche hinausging. „Warum fragst du das, Süße?“, wollte Sam von ihr wissen. Lächelnd zuckte Alisa mit den Schultern:“Ich liebe dich, Sam. Nimmst du mich zu deiner Gefährtin?“ Sams Hände hielten in seiner spielerischen Bewegung inne. Seine Augen blickten konzentriert in ihre, suchten irgendetwas in ihnen. „Du weisst, es gibt kein Zurück mehr, wenn du ja sagst. Dann gehörst du für immer mir und ich beschütze all meine Leute“, flüsterte Sam ihr verrucht ins Ohr. Davon bekam Alisa eine Gänsehaut, die sich im ganzen Körper ausbreitete. In ihrem Bauch fing es an zu Kribbeln und Alisa nahm ihren Mut zusammen:“Sam Banker, ich werde nie dein Eigentum sein, aber ich würde sehr gerne deine Gefährtin sein!"

Kapitel 18



Alisa merkte, wie glücklich Sam jetzt war. Und wie glücklich sie selbst war. Seine Augen strahlten eine so strakte Leidenschaft aus, dass es Alisa beinahe von seinem Schoß gehauen hätte. „Du möchtest wirklich meine Gefährtin werden?“, fragte Sam sie noch einmal, suchte in ihrem Gesicht nach Anzeichen von Unsicherheit, „du weisst, es gibt kein Zurück mehr. Du musst mich so nehmen wie ich bin, Alisa. Mit all meinen fordernden Seiten, die ich habe. Und glaub mir, es sind viele.“ Mit einem breiten Lächeln bückte Alisa sich nach vorne, um den Mann ihres Lebens zu küssen. „Wenn du mich noch fünf weitere Male fragst, überleg ich es mir wirklich nochmal.“ Als Sam sie diesmal küsste, war der Kuss eher zärtlich anstatt so stürmisch wie davor. Es war ein Versprechen seinerseits. „Dann ziehst du zu mir, Alisa? Oder wie stellst du dir das vor?“, wollte Sam von ihr wissen. „In meinem Haus hält mich nichts. Katelyn und du, ihr seid für mich wie eine Familie. Ich freue mich schon darauf bei dir zu sein. Meine Sachen brauch ich allerdings nicht, die meisten Kleider sind schon bei dir, Sam.“
Ein leises Klopfen zerriss die traute Zweisamkeit, die zwischen Sam und Alisa knisterte. Sams Kopf fuhr sofort herum, doch er hatte nichts zu befürchten. Das Alphatier der Wölfe hatte ein schelmisches Grinsen aufgesetzt:“Na Kater, wieder alles in Ordnung bei euch?“ Er wartete gar nicht erst Alisas Antwort ab, sondern erzählte gleich weiter:“ Riley und Katelyn sind wieder hier. Sie haben das ganze Grundstück durchsucht und haben nur noch abgetrennte Körperteile gefunden. Anscheinend haben wir alle gute Arbeit geleistet. Die meisten Soldaten sind nicht so schwer verletzt worden, aber einige müssen hier noch länger bleiben. Bis zu drei Wochen, Sam.“ Sam nickte langsam:“Ja, damit habe ich schon gerechnet. Ich habe Dr. White gebeten sie zu betreuen, bis es ihnen wieder gut geht.“ Hinter Emmett trat Sebastian gefolgt von Nikita ein. Als Nikita Alisa sah, fing ihre Schwester breit an zu Strahlen. „Alles in Ordnung bei euch? Habt ihr euch endlich mal ausgesprochen?“ „Ja, alles ist wieder wie vorher…“, gab Alisa zu. Sam unterbrach sie schnell:“Nein, es ist sogar noch besser geworden, Kätzchen.“ „Unser Vater ist ein richtiges Arschloch, Niki“, meinte Alisa leise. Ihre Schwester, die sich neben das Pärchen aufs Bett gesetzt hatte, nickte stumm. „Wann könnt ihr beide hier wieder raus?“, erkundigte sich Sebastian, der anscheinend schnell das Thema wechseln wollte, da es seiner Gefährtin nicht so behagte. Alisa blickte zu Sam auf. Sie hoffte, dass Sam und sie dieselbe Verbindung haben werden. Wie als hätte Sam sie gehört, strichen seine Finger sanft über ihre Wange.
Alisa musste noch einige Tests über sich ergehen lassen, aber innerhalb zwei Stunden saß sie schon mit Sam und Nikita in einem Auto. „Sam erzählte mir, du ziehst bei ihm ein?“, meldete sich Nikita von hinten. Immer wenn Alisa daran dachte, dass sie zu Sam ziehen würde, bildete sich auf ihrem Gesicht ein Lächeln. „Ja, ich ziehe zu ihm. Was will ich denn noch in diesem Haus? Bei Sam bin ich besser aufgehoben.“ „Es wird dir gefallen, glaub mir. Die Wölfe haben mich sofort in ihrem Rudel aufgenommen…“, erzählte Nikita träumerisch vor sich hin. Sams Finger streiften ihre Hand:“Natürlich werden die GoldGlitter- Geparden dich genauso aufnehmen, mein Schatz. Als du bei einem der Tests warst, habe ich Katelyn angerufen und ihr alles berichtet, das du bei mir einziehen wirst und meine Gefährtin werden möchtest. Sie ist total aus dem Häuschen deswegen.“ Auf Sams Gesicht strahlte wieder dieses besondere Lächeln, welches sie bei ihm nicht oft zu sehen bekam. Seine Augen bekamen dann immer diesen Glanz und ließen ihn jünger aussehen, als er war.
„Warst du denn schon in seiner Wohnung?“, rissen sie Nikitas Worte aus ihren Gedanken. Doch bevor Alisa dies bejahen konnte, mischte sich Sam dazwischen:“Sie hat bei mir übernachtet, als wir die Nacht gemeinsam verbracht hatten. Wenn Alisa will, kann sie schnurren wie ein Kätzchen.“ Verlegen sah Alisa raus aus dem Fenster:“Ach sei doch still, Sam.“ Nie hatte sie einer so in Verlegenheit gebracht:“Das, was wir zu Hause tun, interessiert keinen, Mr. Banker.“ „Nun seien Sie nicht so verspannt, Ms. Grey“, neckte Sam sie, als er seine Hand auf ihren Oberschenkel legte. Alisa genoss diese Streicheleinheit von ihm, sie ließ sich liebend gerne von ihm streicheln. Überall. „Irgendwann in den nächsten Tagen werde ich euch mal besuchen kommen. Muss mich ja mal vergewissern, ob er dich auch gut behandeln wird“, scherzte Nikita und schlug leicht auf Alisas Sitz. Sam musste sich ein Lächeln verkneifen, ganz ernst sagte er:“Ich werde sie auf Händen tragen und ihr alle Wünsche von den Lippen ablesen.“ Seine Stimme hörte sich rauchig und tief an. Sie wandte ihm das Gesicht zu, sah in seine glühenden Augen. Alisa wusste, was Sam fühlte. Man konnte es in seinen Augen lesen: Pure Leidenschaft. Genau das, was Alisa in ihrem neuen Leben brauchte, einen leidenschaftlichen Partner, der sie so liebte, wie sie war. Wie als hätte Sam ihre Gedanken gelesen, beugte er sich kurz zu ihr hinüber, drückte seine Lippen zart auf ihre. Ein Versprechen, dachte Alisa schmunzelnd. „Ehm … Sam, kannst du wieder bitte auf die Straße schauen?“, stotterte Nikita von hinten, „ich glaube nämlich nicht, dass das Auto selbst lenken kann.“ Sams Lachen hallte durch das ganze Auto:“ Das Auto kann selber fahren, Nikita. Keine Sorge die wird schon nichts passieren.“ Ob Nikita ihm das glauben wird, konnte Alisa nicht genau sagen. Der Gesichtsausdruck ihrer Schwester blieb ihr aus irgendeinem Grund verschlossen, obwohl die beiden Geschwister sich in und auswendig kannten.
„So sieht dein Haus aus?“, fragte Nikita erstaunt, nachdem sie alle drei in das Wohnzimmer eingetreten waren. Alisas Herz machte einen Satz, als ihr wieder einfiel, dass es jetzt auch ihr zu Hause war. Wortlos, aber mit einem Lächeln im Gesicht, ging Alisa an Sam vorbei in die kleine Küche. „Wo ist denn nur der Kaffee?“, fragte sich Alisa leise. Rechts neben ihr machte sie eine Schublade auf. „Besteck? … Naja, ein Löffel brauche ich auch.“ „Alisa-Schätzchen? Was hast du vor?“, drang Sams laute Stimme zu ihr durch. Danach wandte Alisa sich einem anderen Schrank zu und fand endlich ihren heiß ersehnten Kaffee. Plötzlich wurde sie an einen wärmeren, männlicheren Körper gedrückt. „Ich habe keine Antwort von dir bekommen, Süße“, hauchte Sam ihr verführerisch ins Ohr, seine Hände streichelten ihren Bauch, seine Zähne knabberten an ihrem Ohrläppchen. Seufzend schmiegte Alisa sich tiefer in seine starken Arme. Als sie dann noch einen Kuss auf seinen Hals drückte, hörte sie ihn schnurren. Kichernd blickte sie in seine Augen:“Schnurrst du immer so?“ Mit leichtem Tadel im Blick meinte er:“ Nein, nur bei dir!“ „Diese Schleimen kannst du dir sparen, Mister“, sagte Alisa keck und löste sich aus seiner Umarmung. Sie spürte seinen verwirrten Blick im Rücken, als Alisa die Kaffeemaschine anstellte, damit der Kaffee durchlief. Auch wenn Sam jetzt nur so da stand und sie anschaute, war das Schweigen zwischen ihnen ihr nicht unangenehm.
Genau wie der Rest der Wohnung war die Küche auch sehr farbenfroh. Die Küchentheke war in einem leichten Rot gehalten, während der Herd und die anderen elektronischen Geräte Silber schimmerten. Die zwei Fenster in dem Raum waren groß und hell, so erleuchtete die Küche in dem strahlenden Tageslicht. „Du bist wunderschön, wenn die Sonne deine Kurven bestrahlt. Dann möchte ich dir liebend gern die Kleider vom Leib reißen und dich auf dem Tisch nehmen, solange bis die Sonne untergeht“, raunte Sam ihr zu. Sams Verlangen lag schwer in der Luft, drang in ihre Poren. Augenblicklich drehte sie sich zu ihm um. Verwundert schaute Alisa an ihm herunter. Seine Körperhaltung war von seinem Kopf bis zu seinen Füßen steif, seine Augen sahen sie glühend an. Selbstsicher streckte Sam seine Arme nach ihr aus und flüsterte:“ Komm her, Süße!“ Man konnte deutlich den Unterton eines selbstsicheren Alphatiers raus hören. Der Kuss war nicht zärtlich oder romantisch. Er war besitzergreifend und leidenschaftlich, besonders, als seine Zähne an ihrer Unterlippe knabberten und saugten. Seine Hände wanderten grob zu ihrer Hüfte, hoben sie hoch. Zitternd vor Verlangen schlang Alisa ihre Beine um seine schmale Taille. In dem Moment hätte Alisa alles mit Sam getan, wenn nicht Nikita in dem Türrahmen erschienen wäre. „Ach du meine Güte! Ich sollte vielleicht Sebastian anrufen, er solle mich jetzt abholen. … Ich glaube, ich lasse euch beide Turteltäubchen alleine“, murmelte Nikita in ihre Hand hinein. Alisa schlug Sam auf die Brust:“Lass mich runter.“ „Ich denke gar nicht daran“, gab Sam lächelnd zurück, setzte seine Liebste jedoch schnell auf die Füße. Mit roten Wangen trat Alisa neben ihre Schwester:“Ihr kommt uns doch morgen mal besuchen, oder? Ich möchte mal mein Patenkind sehen.“ „Wenn es deinem Freund nichts ausmacht, denke ich, dass wir kommen werden.“ Sam stemmte beide Hände seitlich in die Hüften:“Alisa- Schätzchen, du müsstest mich eigentlich besser kennen. Natürlich könnt ihr drei morgen kommen. Vielleicht will Kate ja auch runterkommen. Wir könnten zusammen Picknick oder so machen.“ Nikita sah Sam abschätzend an:“Für ein Alphatier benimmt er sich aber nicht so. Emmett ist viel schlimmer. Wenn er Befehle erteilt, müssen diese auch sofort befolgt werden.“ Lächelnd schüttelte Nikita den Kopf:“Aber ich denke, wenn er erst mal eine Freundin oder die Frau fürs Leben findet, wird er genauso wie Sebastian oder Sam.“ Seine vor Wut glitzernden Augen trafen sich mit Alisas:“Erwarte nicht von mir, dass ich zu einem Schmusekater werde. Ich bin nicht so, wie Sebastian.“
Ein paar Sticheleien später stand Alisa im Wohnzimmer, den Blick starr aufs Fenster gerichtet. Ihre kleine Schwester Nikita war vor einer viertel Stunde mit ihrem Mann nach Hause gefahren. Jetzt war sie mit Sam alleine, doch ihr starker Gepard war nicht in ihrer Nähe. Kurz nachdem Nikita weg war, klingelte Sams Handy. Alex hatte ihn angerufen. Er brauchte Sams Hilfe, seine Gefährtin war im neunten Monat schwanger und anscheinend traten die Wehen ein. Alisa wollte nicht mit Sam gehen, es schien ihr falsch bei einer Geburt dabei zu sein, wo sie die Leute nicht kannte. Flüchtig hatte Sam ihr einen Kuss gegeben und gemeint:“Ich bin so schnell es wieder geht zu Hause, mein Kätzchen. Dann müssen wir jedoch mal ein Wort miteinander reden.“ Normalerweise blieb Alisa ruhig, sie war schon vorher alleine in einem großen Haus gewesen. Nun fühlte sie sich alleine. Sehr alleine. Ihr starkes Alphatier hatte ihr gezeigt, warum es sich zu leben lohnt. Und er hatte ihr gezeigt, dass er auch dazu in der Lage war sie zu beschützen.
Gedankenverloren stolzierte Alisa durch Sams Haus. Erst einmal war sie hier gewesen und dann nackt in einem großen Bett aufgewacht. Als sie dem Alphatier das erste Mal begegnet war, hatte Sam sich unmöglich benommen; immer in Rätseln gesprochen. Jetzt erzählte er ihr alles, was sie wissen wollte. Sie wollte unbedingt alles über das Rudel wissen. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass schon drei Stunden vergangen waren. Langsam bekam Alisa auch Hunger, deshalb ging sie wieder zurück in die Küche und schaute in den Kühlschrank.
„Worüber denkst du nach, Schätzchen?“, flüsterte eine tiefe männliche Stimme, wissende Finger strichen an ihren Seiten empor. Alisa ließ sich nicht von der aufkommenden Leidenschaft überwältigen und behielt einen klaren Kopf:“Über was wolltest du mit mir reden?“ Von ganz alleine spürte sie, wie sich ihr Puls und ihre Atmung verschnellerten. Zärtliche Berührungen in ihrem Nacken stimmten sie wieder ruhig. „Warum bist du nur so aufgeregt? Ich wollte dir etwas über das Rudel erzählen, da du ja zugestimmt hast meine Gefährtin zu werden“, murmelte Sam an ihrem Schlüsselbein, „wollen wir ins Schlafzimmer gehen?“ Schnell schüttelte Alisa ihren Kopf, wenn sie mit Sam jetzt ins Schlafzimmer gehen würde, hätte Alisa sich nicht mehr unter Kontrolle. „Ich wollte mir gerade was zu essen machen. Möchtest du auch was?“ Sam schaute über ihre Schulter auf die Pfanne hinab:“Was machst du denn?“ „Mhm. Ich denke, Tortilla mit Paprika und Champignons“, überlegte Alisa und gab die Eier in die Pfanne, „hilfst du mir?“ Wortlos nahm Sam ein Brett und ein Schnitzerchen aus der Schublade links neben ihm, dann schnitt er die Paprika in kleine Würfel. Als das Schweigen ihr zu drückend wurde, brach Alisa die Stille. „Wie war die Geburt? Ich habe geglaubt, du bleibst die ganze Nacht im Krankenhaus.“ Sein Kichern vibrierte in ihrem ganzen Körper und schickte kleine elektrische Wellen zu ihrem Schoß. „Kurz nachdem ich angekommen war, wurde Susan in den OP geschoben. Ihre Zwillinge haben vor zehn Minuten das Licht der Welt erblickt. Es sind zwei Mädchen geworden. … Vorsichtig Kleines“, sagte Sam, schüttete die Paprikawürfel mit in die Pfanne.
Eine viertel Stunde später stellte Alisa schon zwei Teller und legte das dazu gehörige Besteck auf den Tisch. Während Sam die Tortilla mit einen Untersetzer auf den Tisch stellte. „Erzähl mir doch mal was über die Wächter. Welche Funktion haben sie?“, fragte Alisa frei heraus. „Die Wächter stehen in der Hierarchie unter dem Alphatier und können auch Befehle abgeben. Sie sind sozusagen meine Berater“, antwortete Sam gelassen. Alisa nahm einen Bissen in den Mund:“Willst du, dass Katelyn auch eine Wächterin wird?“ Als Sam ihr nicht antwortete, blickte sie auf in seine Augen. Sie waren wunderschön, doch schauten sie abwesend an ihr vorbei, wie als würde Sam in Erinnerungen schwelgen. Bis er schließlich den Kopf schüttelte und antwortete:“Eigentlich möchte ich sie nicht als eine meiner Wächter. Aber sie ist eine der besten Soldaten, die meine zwei Wächter ausgebildet haben und seitdem Vince aufgehört hat, brauchte ich einen neuen. Er hat Kate auch empfiehlt. … Ich will sie nicht nochmal verlieren, Alisa–Schätzchen. Einmal hat mir gereicht.“ Ihre Hand schloss sich sachte, aber bestimmend um Sams, die sich schmerzhaft verkrampfte. „Sam, sie ist alt genug, um auf sich selbst aufzupassen. Du kannst aber trotzdem noch ein Auge auf sie werfen. Ist ja nicht so, dass sie von heute auf morgen in eine andere Stadt zieht“, ermunterte Alisa ihren Geparden.
„Was meinst du, willst du hier viel verändern? Oder kann ich unser Haus so lassen?“, wechselte Sam geschickt das Thema, dabei schaute er sich in der Küche um. Anscheinend wollte er noch nicht über dieses Thema reden. Ok, sagte Alisa sich. Wenn Sam so weit war, würde Alisa mit ihm darüber reden. Jeder brauchte seine Zeit. So ging es weiter, bis alle beide das Essen aufgegessen hatten und der Abwasch getan war. Alisa beruhigte Sam, dass das Haus wundervoll aussehen würde und sie keine Änderungspläne hatte. Ihr gefiel das wilde Spiel mit den Farben überall. Und es huschte sogar mal der Gedanke in ihrem Kopf herum, dass sie liebend gerne hier ihre Kinder großziehen wollte. Als sie dann rüber zu Sam schaute, der sich gerade in Richtung Schlafzimmer bewegte, konnte sie ihr Verlangen nicht länger unter Kontrolle bringen. Gerade wollte Sam sich sein Hemd aufknöpfen, da rannte Alisa durch die Tür auf ihn zu und flog mit ihm zusammen aufs Bett. „Was ist denn mit dir los, Süße?“, fragte Sam mit einem Lächeln im Gesicht. Diesmal antwortete Alisa ihm nicht, sondern küsste ihn zärtlich auf den Mund. Sie wusste noch nicht, wie man genau seine Gefühle in Worte ausdrücken konnte, doch von Sam hatte sie gelernt, wie man sie mit Berührungen ausdrücken konnte. Denn Berührungen waren Gestaltwandlern sehr wichtig. Sie brauchten Berührungen. Ihre Hände strichen über seine Brust und sie merkte amüsiert, dass sie sich unter ihrer Berührung verspannten. „Was soll das werden, Süße?“, fragte Sam sie nochmal, diesmal war seine Stimme jedoch rauer und tiefer. Kaum zu verstehen, als hätte sie es sich nur eingebildet. Mit langsamen Bewegungen streiften ihre Hände sein Hemd von den Schultern, ließen es auf das Bett fallen. Erst dann verlagerte Alisa ihr Gewicht so, dass Sam unter ihr lag. Sofort setzte sie sich rittlings auf ihn, ihre Finger malten die Konturen seiner Muskeln nach.
„Du bist wunderschön“, ihre Stimme war ein reines Flüstern. Alisa war sich aber sicher, dass Sam es gehört hatte. Seine Augen suchten ihren Blick, hielten ihn fest. Immer weiter beugte Alisa sich hinunter zu seinem Gesicht, konnte dem Blick aus eisblauen Augen nicht widerstehen. Dieses Mal war der Kuss nicht zärtlich. Oh nein! Jetzt übernahm der Gepard in Sam die Führung und er entschied, dass dies ein wilder und harter Kuss werden sollte. Als seine Zunge an ihren Lippen um Einlass bat, öffnete sie freiwillig ihren Mund. Seine Hände legten sich besitzergreifend an ihre Hüften, drückten sie fester an ihn. Erst als seine Finger auf nackte Haut trafen, bemerkte sie, dass er ihr Shirt hochgeschoben hatte. Ohne groß darüber nachzudenken, zog Alisa ihr Shirt mit einer fließenden Bewegung über den Kopf. Und als sie ihren BH gleich mit auszog, hörte sie Sam zufrieden stöhnen. Rasch zog er sie zu sich runter, nur um an ihrer Brust zu saugen und mit ihren Nippeln zu spielen. Jetzt entrang auch ihr ein Stöhnen, was Sam nur noch mehr anfeuerte weiterzumachen.
„Wenn wir jetzt nicht aufhören, kann ich dir nichts versprechen“, murmelte Sam zwischen ihren Brüsten. Stöhnend gab Alisa zurück:“Ich will gar nicht aufhören, Sam.“ Als Sam dann auch noch in einen ihrer empfindlichen Nippel biss, kratzen ihre Finger über seinen Bauch. Aus seiner Brust kam ein Knurren, welches in ihren ganzen Knochen vibrierte. „Du weisst, worauf das hier hinausläuft?“, fragte Sam sie weiter. Alisa nickte:“Ich will es, Sam. Mach mich zu deiner Gefährtin.“ Alisa hatte den Satz noch nicht mal zu Ende ausgesprochen, da lag sie schon unter Sam, der beide Hände neben ihr abgestützt hatte. Seine kräftige Hand umfasste ihre Brust, während sein Mund sich an ihrem Hals zu schaffen machte. Alisa konnte es kaum erwarten, machte ihren Hals frei von ihren blonden Haaren. Seine Zähne schabten an ihrer Haut, ritzten sie jedoch nicht auf. Es machte Alisa ganz verrückt, dass er sie zappeln ließ. Sie wusste doch, er wollte es genauso sehr wie sie. Ihre Hände fuhren, zitternd vor Verlangen, an seinen Seiten entlang zum Rücken. Dort krallten sich ihre Finger in seine Muskeln, als sie seinen Hals mit Küssen bedeckte. Sam legte seufzend seine Stirn an ihre, schaute ihr in die jadegrünen Augen. Alisa suchte etwas in seinen Augen, doch sie fand nichts Verdächtiges. Zweifelte Sam an ihr? Wollte er sie doch nicht als seine Gefährtin? Plötzlich drückte er seinen Mund heiß auf ihren. Küsste ihr den restlichen Verstand aus dem Kopf.
Wieder blickten sie seine eisblauen Augen an. „Heirate mich, Alisa. Ich will, dass du Mein bist. Jeder soll sehen, du gehörst mir. Beweis es mir, nimm mich so wie ich bin zu deinem Mann“, seine raue Stimme glitt wie Sandpapier über ihre Haut. Erst einen Moment später realisierte sie, was Sam ihr gerade gesagt hatte.
Tränen bildeten sich in ihren Augen. Und mit brüchiger Stimme sagte Alisa:“Natürlich will ich dich heiraten! Jeder soll sehen, dass ich an deine Seite gehöre, Sam!“ Die Anspannung fiel sichtbar von ihm ab, während er sie so tierisch wild küsste. „Es könnte ein klein wenig weh tun, Süße“, murmelte Sam und richtete seinen Blick auf Alisas Handgelenk. Er richtete sich auf, nahm ihr Handgelenk in seine Hand und fuhr hauchzart mit seiner scharfen Kralle über ihre zarte Haut. Ein paar Tropfen Blut quollen aus dem feinen Schnitt. Schnell führte Sam Alisas Handgelenk an seine Lippen und leckte über den Schnitt. Nachdem er ihr Handgelenk losgelassen hatte, war nur noch eine rosa Linie zu sehen. Dann fuhr Sam mit seiner Kralle über sein Handgelenk, hielt es Alisa gleich an die Lippen. Sie spürte, wie etwas Warmes über ihre Lippen ran. Schließlich öffnete sie ihren Mund, leckte sich sein Blut von den Lippen und nochmal über die Wunde. Erst merkte Alisa keinen Unterschied zwischen ihnen, aber ein paar Sekunden später spürte sie, wie sie ein unsichtbares Band verbannt und ihre Gefühle einander spüren ließ. Bevor Alisa allerdings weiter nachdenken konnte, verschloss Sam ihre Lippen mit seinem Mund. Löschte jeden Gedanken aus ihrem Kopf. Es gab nur noch ihn und jetzt waren sie Gefährten. „Jetzt gehörst du mir“, schnurrte Sam an ihrer Halsschlagader, bevor er in sie eindrang.

Kapitel 19



Das Gefühl war berauschend. Sam hatte nicht geahnt, dass es so intensiv wurde, aber es machte ihm nichts aus. Seine Alisa so stark zu spüren, war für Sam ein reines Vergnügen. Genau in diesem Moment lag sie unter ihm, ihr Herz raste vor Verlangen. Ihre jadegrünen Augen, verschleiert vor Lust, suchten seinen Blick. „Spürst du das, Sam?“, fragte sie ihn atemlos. Der Worte nicht mächtig, nickte Sam nur. Er war so sprachlos von diesem Gefühl, dass er am liebsten für immer mit Alisa so liegen geblieben wäre. Schweratmend küsste Sam sich von Alisas Schlüsselbein zu ihrem Hals vor. Dort fing er an zu saugen, hinterließ bestimmt einen Knutschfleck, bevor er zubiss. Aus Alisas Mund drang ein Stöhnen, welches Sam nur noch mehr dazu antrieb sich endlich zu bewegen. Diesmal wollte er sie mit langsamen rhythmischen Bewegungen zum Höhepunkt bringen, zog sich quälend langsam aus ihr heraus und drang auch genauso langsam wieder in sie ein. Bei diesem Tempo wand Alisa sich unter seinen Händen, die forschend über ihren Körper glitten. Sie versuchte ihn immer wieder dazu zu überreden, endlich schneller zu werden. Doch vergebens. Wenn Sam eines war, dann geduldig. Jetzt waren seine Bewegungen noch langsamer. Sam wusste genau, dass es Alisa an den Rand der Verzweiflung trieb dem Höhepunkt immer näher gebracht zu werden, aber kurz davor widmete er sich wieder einem anderen Punkt an ihrem Körper.
„Alisa, mach die Augen auf“, bat Sam flüsternd an ihren Lippen. „Warum?“, wollte Alisa wissen, tat jedoch worum er sie gebeten hatte. Seine Lippen verzogen sich zu einem wunderschönen Lächeln:“ Weil es so um einiges schöner wird, Süße.“ Und dann wurden Sams Bewegungen schneller, trieb sie beide zum Höhepunkt, der sie beide übermannte.
Nachdem Alisa sich an Sam gekuschelt hatte, legte dieser beide Arme um seine Gefährtin, drückte sie enger an sich. „Alles meins“, schnurrte Sam zufrieden. Alisa setzte sich leicht auf:“Gleichfalls. Ich teile nämlich nicht gerne. Auch nicht mit meiner Schwester.“ Sam bekam das Lächeln gar nicht mehr aus dem Gesicht, als er Alisas Antwort hörte:“Ich teile auch nicht. Habe ich noch nie getan.“ Bestimmend, aber nicht mit viel druck, drücke er Alisa wieder zu sich nach unten. „Was willst du noch wissen, Süße?“ „Mhm… Wir waren bei den Wächtern. … Gibt es sonst noch etwas, was wichtig ist für die Hierarchie?“, wollte sie wissen. Sam brauchte gar nicht lange zu überlegen, da hatte er schon die passende Antwort gefunden:“ Jedes Rudel hat eine oder zwei Heilerinnen. Sie stehen außerhalb der Hierarchie. Trotzdem stehen sie unter dem Befehl des Alphatiers. Ich kann dir das nicht genau erklären. Es ist einfach so. Möchtest du morgenfrüh mit Kate und mir Frühstücken gehen? Ich habe es meiner Schwester schon so oft versprochen.“ „Ja klar, Sam. Ich freu mich darauf deiner Schwester zu erzählen, dass ihr großer Bruder bald heiraten wird“, schmunzelte Alisa erfreut, „welche Position nehme ich in dem Rudel ein, Sam?“ Nun setzte sich Sam auf, blickte auf Alisa herunter:“Du bist meine Gefährtin, Alisa. Ab jetzt bist du die Frau des Alphatiers. Manchmal, wenn ich nicht klar denken kann, darfst du an meiner Stelle Befehle erteilen, Süße.“ „Mhm… Das gefällt mir sehr gut. Komm, du musst deiner Schwester noch Bescheid sagen, dass wir morgen mit ihr frühstücken wollen“, murmelte Alisa verschlafen. Widerwillig stand Sam auf, legte sanft die Decke über den nackten Körper seiner Gefährtin und schlenderte zur Telefonstation. Seine Gefährtin. Mit einem arroganten Lächeln nahm er das Telefon in die Hand, drückte die Kurzwahlnummer eins. Dann wartete er. Erst nach dem vierten Klingeln nahm seine Schwester den Hörer ab.
„Man hier kann man ja sterben und du kommst nicht in die Pötte“, begrüßte Sam Katelyn. Mit einem Gähnen antwortete seine Schwester:“Weisst du wie viel Uhr wir haben, Sam? Es ist vier Uhr morgens! Normale Leute schlafen um diese Uhrzeit! Also sag mir, was du willst.“ „Alisa und ich wollten dich fragen, ob du mit uns morgen frühstücken willst. Wir würden dich dann um halb neun abholen und zum ‚Café Du Monde‘ fahren. Es gibt tolle Neuigkeiten“, Sam wollte gar nicht den aufflammenden Stolz in seiner Stimme verbergen. Er war so glücklich, dass Alisa wohlauf in seinem Bett lag, nur ihm allein gehörte. Seine kleine Schwester wurde neugierig:“Was denn, so früh? Du weisst doch, dass ich keine Frühaufsteherin bin! … Neuigkeiten? Na los sag schon!“
„Wenn du es wissen willst, gehst du morgen mit uns“, konterte Sam lachend. Er wusste, wie man seine Schwester am besten ködern konnte. Geheimnisse gab es vor ihr nicht, jedes einzelne deckte Katelyn innerhalb von wenigen Minuten auf, wenn man ihr wenige Hinweise gab. Wieder eine Qualifikation für den Wächterposten. Seufzend fuhr sich Sam einmal mit der Hand übers Gesicht. Morgen würde er es ihr auch sagen müssen. Ende des Jahres würde sie die Wächterprüfung ablegen. „Naja, dann muss ich wohl oder übel Morgen mit euch frühstücken gehen. Aber bitte lass die Finger von Alisa“, lachte Katelyn, „ sie soll sich ja am Gespräch beteiligen.“
Beide tauschten noch unwichtige Kleinigkeiten aus, doch dann sagten sie einander gute Nacht und legten auf.

Sanfte Berührungen auf seiner Haut ließen ihn langsam wach werden. Ein Kitzeln auf seiner Brust, er seufzte wohlig. So stellte Sam sich den Himmel vor. Jeden Morgen mit seiner Alisa aufwachen, ihren glücklichen Blick sehen. Genauso wie jetzt. „Morgen, Schätzchen“, flüsterte er und hauchte ihr einen Kuss auf die Nase, „hast du gut geschlafen?“ Alis stützte sich neben ihm auf:“ Eigentlich sogar sehr gut, wenn du dich nicht so breit machen würdest.“ Auf ihrem Gesicht bildete sich ein breites Lächeln, als sie seinen gespielt bösen Blick sah. Knurrend raunte Sam:“Ich mache mich also breit, ja? Mhm… Dann kann ich jetzt weitermachen. Los runter vom Bett, ich will schlafen.“ „Soll das eine Herausforderung sein, Sam?“ Alisa ließ ihre Hand extra langsam über seine Burst gleiten, hinab zu seinen harten Bauchmuskeln. Ihr Blick hielt seinen fest, während ihre Hand ihn verrückt machte. „Alisa, wir haben dafür keine Zeit mehr. Katelyn wartet bestimmt schon. Wir müssen schnell unter die Dusche und uns anziehen“, nuschelte Sam, als er aus dem Bett stieg. Ein leises Kichern drang an seine Ohren, Sam wandte sich um. Dort, auf seinem Bett, saß eine schon angezogene Alisa, die in sich hinein kicherte. „Nur du musst dich fertig machen. Ich bin früher aufgestanden, um rechtzeitig fertig zu sein, Freundchen. Woher sollte ich wissen, dass du dir mit dem Aufwachen so lange Zeit lässt?“ In ihrer Stimme schwang leichter Tadel mit, doch ihre Augen meinten was anderes. Schweigend ging Sam zu ihr hinüber, fuhr einmal mit seiner Hand über ihre schmeichelnden Kurven. Danach flitzte er möglichst schnell unter die Dusche, denn er hatte nur noch zehn Minuten bis Katelyn vor der Tür stehen würde. Die Dusche würde kurz und knapp ausfallen, damit er sich noch anziehen konnte. Gerade noch rechtzeitig stand Sam angezogen im Flur, als es an der Tür klingelte. „Alisa, gehst du und machst mal die Tür auf? Ich muss noch etwas holen und dann komme ich zu euch beiden raus!“, rief Sam und verschwand im Schlafzimmer. Zielstrebig ging er auf seinen Schrank zu, wo er in der untersten Schublade ein kleines blaues Kästchen in seine Hosentasche schob. Er würde Alisa dieses Geschenk beim Frühstücken überreichen, hoffen, dass sie es mit Freuden annimmt. Danach schlenderte er gemütlich aus dem Haus zu den beiden Frauen, die energisch über die neusten News sprachen. „Können wir los, meine Damen?“, fragte Sam, während er seiner Schwester einen Kuss auf den Scheitel gab. „Na logisch können wir los. Wir brauchen auch keinen Schönheitsschlaf, so wie du, Bruderherz. Oder Alisa?“, scherzte Katelyn und legte einen Arm um Sams Taille, „fahren wir mit deinem Auto?“ Ohne groß darüber nachzudenken, hielt Sam seiner Schwester eine der Hintertüren auf, damit sie einsteigen konnte. Dasselbe machte er mit der Beifahrertür für Alisa. „Weist du, ich versuche meinen Bruder schon seit geraumer Zeit dazu zu überreden mit mir Frühstücken zu gehen. Endlich hat er mal zugesagt“, grinste Katelyn vor sich hin, „was ist denn der besondere Anlass?“ Alisa blickte über ihre Schulter:“Das sollte dir dein Bruder sagen.“ „Ich sage es ihr erst, wenn wir dort sind. Solange schafft Kate es noch, still zu sein“, schmunzelte Sam und startete den Motor. Die Fahrt dauerte nicht lange. Katelyn erzählte die neusten Ereignisse, die Riley ihr mitgeteilt hatte und meinte, es gäbe nachher um drei Uhr noch eine Versammlung der Wächter, wo Sam anwesend sein musste. „Ihr besprecht dort nur die Wächterprüfungen und wer demnächst die Soldaten ausbildet. Tammy wird aber erst später kommen, weil sie sich an Alisas Vater dranhängt. Sie vermutet er heckt noch etwas Unbestimmtes aus. Ich hoffe, dass macht dir nichts aus Alisa, oder? Also, dass wir in beschatten lassen“, hackte Katelyn nach, ihr war es angeblich ein wenig unwohl. Alisa zuckte einfach nur mit ihren Schultern:“ Ich habe mit meinem Vater abgeschlossen. Mein zu Hause ist jetzt hier, bei euch.“

„Ich sage dir, dass hat Sam wirklich gemacht“, lachte Katelyn über ihren Kaffeetassenrand blickend in Sams Richtung, „der Junge hat danach kein Wort mehr mit mir geredet.“ „Was kann ich denn dafür, wenn er dich zu einem Date einlud und am Treffpunkt mit einer anderen rummacht? Natürlich brennt da bei mir eine Leitung durch“, Sam bedachte seine Schwester mit einem leichten Lächeln, dann schob er sich ein Stück von dem Marmeladencroissant in den Mund. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Alisa die Augen rollte. Das Frühstück, was vor ihnen auf dem Tisch stand, war herzhaft zubereitet und für mehr als nur drei Personen bestimmt. Überall auf dem Tisch verteilt, lagen Platten mit verschiedenen Wurst- und Käsesorten, Marmeladengläser und verschiedene Obstsorten. Die Kaffeekanne wurde in regelmäßigen Abständen aufgefüllt und Säfte gab es auch genügend.
„Wir hätten Tammy und Riley locker mitnehmen können“, meinte Alisa, als sie über den Tisch sah. Alle drei blickten auf den Berg voller Essen und fingen an zu lachen. Sam nickte zustimmend:“ Riley hätte locker die Hälfte von dem Berg hier weggeputzt. Sag mal, zwischen euch beiden läuft doch nichts. Oder Kate?“ Als er zu seiner Schwester schaute, färbten sich ihre Wangen leicht Rosa. Ihre Augen verfolgten irgendeine Bewegung im Hintergrund. Jetzt schaute er sie mit schräg gestelltem Gesicht an:“Komm schon! Du kannst mir alles erzählen, Kleines.“ „Warum willst du das wissen, Schatz? Wenn es ihr doch unangenehm ist, lass es doch einfach sein“, mischte sich Alisa ein, drückte seine Hand warnend. Doch das Entscheidende waren ihre stechenden jadegrünen Augen, die ihn böse anschauten. Schnell drückte er seiner Gefährtin einen Kuss auf beide Mundwinkel:“ Es ist wichtig für meine Entscheidung. Dann müsste ich nämlich einen anderen Wächter als ihren Kampftrainer einteilen, der sie auf die nächste Wächterprüfung vorbereitet. Meiner Meinung nach ist Riley der beste Trainer für angehende Wächter.“ Vor Schock ließ Katelyn die Kabel auf dem Teller fallen. „Was?“, fing sie an zu schreien, „ich bin dabei! Ich bin wirklich unter den besten Fünf?... Natürlich läuft zwischen Riley und mir nichts! Wir treffen uns ab und zu nur um zu trainieren oder zu laufen. Wir waren vielleicht einmal ausgegangen, aber danach lief nichts mehr. Ich schwöre es dir!“ „Okay. Dann würde ich ihm nachher Bescheid sagen, dass er ab Montag mit dir trainieren soll. Denn du weisst ja, ich wähle nur einen Wächter. Insgesamt werden fünf Wächter ihre ‚Schützlinge‘ zwei Monate lang ausbilden und sie mit zu einigen kleine Einsätzen nehmen. Enttäusch mich nicht, Schwesterherz. Nur weil du meine Schwester bist, heißt es noch lange nicht, dass ich dich automatisch weiter lasse“, meinte Sam und führte nebenbei Alisas Hand an seinen Mund, um einen Kuss auf ihre Handfläche zu hauchen.
Katelyn nickte ernst:“Ich werde jede Chance nutzen um es dir zu beweisen, dass ich es wert bin, Bruder. … So, was hast du mir noch zu sagen?“ Seufzend ließ Sam Alisas Hand los, legte aber dafür seinen Arm um ihre Schultern:“Du bekommst echt alles raus, hab ich Recht? So jung und doch schon so schlau. Früher hast du doch immer davon geträumt meine Trauzeugin zu sein, wenn ich mal heirate. Tja, jetzt wird dein Traum war, Süße. Alisa und ich werden heiraten.“ Sams Stimme war vor Stolz eine Oktave tiefer als normal und sein Lächeln sprach Bände. Natürlich griff Katelyn sofort nach Alisas Hand, nachdem sie den beiden Glücklichen gratuliert hatte. Doch an Alisas Finger fand sie keinen Ring, was dazu führte, dass sich ihre Stirn kräuselte. „Kein Ring? Sam machst du alles falsch? Oder tust du nur so! Bei einem Heiratsantrag gehört immer ein Ring dazu, Trottel. Jetzt geh los und kauf deiner Zukünftigen einen schönen Ring“, motzte Kate gespielt böse. Hastig griff Sam in seine Tasche. Er hatte sein Geschenk an Alis schon fast vergessen, so glücklich war er mit ihnen hier zu sitzen und über witzige Geschichten zu sprechen. „Da du mich gerade an etwas erinnert hast. Alisa, ich liebe dich über alles. Du bist mein Ein und Alles. Da wir jetzt verlobt sind, brauchst du noch einen großen Klunker am Finger“, sagte Sam, dabei öffnete er die kleine Schachtel. Ein silberner Ring mit drei roten Steinen funkelte Alisa an. Sofort bildeten sich in ihren Augen Tränen, die schnell die Wange runter rannen. Sams Daumen wischte gekonnt die kleine Tränen weg, küsste ihr Spur zu ihren Augen nach. „Bitte weine nicht, Alisa. Du weisst, ich kann nicht mit weinenden Frauen umgehen“, flehte Sam sie an. Plötzlich schlangen sich zwei zierliche Arme um seinen Hals, weiche und sündhafte Lippen drückten sich auf seine. Erst dann wurde ihm klar, Alisa weinte, weil sie sich über sein Geschenk freute. ihr Kuss war alles andere als zurückhaltend. Das hatte sie bei ihm schon gelernt. Zurückhaltung gibt’s nicht! Nachdem sie den Kuss beendet hatte, hielt Alisa ihm ihre zitternde Hand hin. Er verstand sofort und steckte ihr den Ring an. Die Rubine leuchteten feuerrot auf; in Alisas Augen blitze ein roter Schimmer auf. „Er ist wunderschön, Sam. Danke sehr! Wirklich! Ich hätte es auch ohne Ring ausgehalten“, flüsterte Alisa sprachlos von der Schönheit des Ringes.
„Das muss ich sofort den anderen sagen. Wir müssen heute noch Tammy und Nikita einsammeln und ein sehr schönes Kleid für sich aussuchen. Du solltest dir auch ein paar deiner Freunde krallen, damit du einen passenden Smoking hast“, bemerkte Katelyn nebenbei und zerrte Alisa schon vom Stuhl. Sam zerrte zärtlich an Kates Arm, um sie an seine Seite zu ziehen:“Immer schön mit der Ruhe. Wir fahren jetzt erst mal schön nach Hause. Dann kannst du mit meiner Verlobten machen was du willst, aber lass sie noch ganz, Kate. Ich könnt shoppen solange ihr wollt, aber ich will wissen, wenn etwas nicht stimmt. Alisa ist immer noch nicht außer Gefahr und ohne Tammy geht ihr nirgend wo hin. Am besten nehmt ihr noch Sebastian mit, der kann vielleicht auch noch mit aufpassen…“ Mitten im Satz wurde er von Alisa unterbrochen, die ihm einen kurzen Kuss gab. Danach meinte sie:“Bleib mal ruhig, Süßer. Wir schaffen das schon.“ Kopfschüttelnd wandte Sam sich dem Kellner zu, bezahlte die Rechnung und führte beide Damen zum Auto.

Kapitel 20


Gespannt stand Sam am Altar und blickte auf die verschlossene Tür, wo Alisa jeden Augenblick herauskommen würde. Immer wieder schweifte sein Blick zu seiner Trauzeugin, seiner Schwester. Katelyn musste ihn schon so oft beruhigen und ihm sagen, dass Alisa durch diese Tür kam, wenn sie soweit war. Diesmal drückte sie aufmunternd seine Hand. In fünf Minuten sollte es losgehen mit der Zeremonie. Da Sam von Natur aus ein Gestaltwandler war, war es auch keine Meschentrauung, sondern etwas ganz Spezielles. Die Zeremonie wurde von einem älteren Rudelmitglied ausgeführt. Es war Maxwell Péres, der älteste Zeremonienpriester den das Rudel hatte, nebenbei hatten er und Sam eine gute freundschaftliche Beziehung gepflegt.
Noch einmal glitt Sams Blick durch den Raum. Er sah wunderschön aus. Die Damen, Tamm, Kate, Alisa, Nikita, Mia und Sascha, hatten sich bereit erklärt sich um die Gestaltung des Saals zu kümmern, den Sam ausgesucht hatte. Es gab etliche Stuhlreihen, die blau-grün verziert worden waren. Dort, wo Priester Péres stand, hatten sie einen Bogen aus roten Rosen aufgebaut, Girlanden und verzierte Bänder hingen überall im Saal verteilt. Auch jedes Pärchen im Raum bekam am Empfang einen kleinen Blumenstrauß überreicht.
Hier in diesem Haus heirateten auch seine Eltern. Seine Mutter hatte diesen Ort gewählt, da sie dachte genau hier war alles im Einklang mit der Welt. Draußen ein paar Meter weiter weg vom Haus befand sich ein kleiner Wasserfall mit klarem, blauem Wasser. Alle Räume waren hell und sehr offen. Genau das liebte Sam an diesem Ort. Hier war es nicht beengend für einen Gestaltwandler, der gerne die Freiheit der Wildnis spürte.
Alle Stuhlreihen waren prall gefüllt und auch Alisas Mutter, Natalie, war der Einladung gefolgt. Sie saß vorne in der ersten Reihe neben dem Alphatier der SnowFighter-Wölfe, Emmett Raser. Ein paar seiner Leute hatte Sam auch eingeladen, genau wie Alisas Vater. Auch wenn Sam nur daran dachte, platzte ihm fast der Kopf. Stundenlang hatte er mit Alisa darüber diskutiert, dass er nicht kommen sollte, aber letzten Endes hatte Alisa doch gewonnen. Sie wollte ihn bei diesem lebenswichtigen Abschnitt anwesend wissen und nachher ein bisschen mit ihm reden. Gerade als Sam sich leise mit seiner Schwester unterhalten wollte, fing die Musik an zu spielen und die Flügeltür ging mit einem Ruck auf.
Sie sah wunderschön mit ihrem weißen bodenlangen Kleid aus. Sam hatte noch nie etwas Schöneres in seinem Leben gesehen. Das Kleid war trägerlos und bis zur Taille enganliegend, ab da ging es in leichten Wellen bis hinunter zum Boden. An manchen Stellen sah man glitzernde Steichen als Blumenmotiv. Ihre Haare waren zu einer komplizierten Hochsteckfrisur zusammengesteckt und ihr Schleier hing an ihrem Rücken hinab.
Mit eleganten und langsamen Schritten kam Alisa auf ihn zu. Sebastian, der Mann ihrer Schwester, führte sie zielsicher zum Altar. Denn, obwohl Alisa ihren Vater dabeihaben wollte, sollte jedoch ein anderer sie zum Altar führen. Sam war so gebannt von diesem Anblick, dass er erst in Alisas Augen sah, als sie direkt vor ihm stand. Traditionsgerecht überreichte Sebastian Sam ihre Hand und setzte sich schweigend in die erste Reihe. „Wenn ich das mal so sagen darf, meine Liebe. Du siehst wunderschön aus, Alisa- Schätzchen“, flüsterte Sam ihr zu, nachdem er ihre Hand geküsst hatte. Ein Räuspern vor ihnen richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Wichtige. „Meine Damen und Herren, wir haben uns heute hier versammelt, um unser geliebtes Alphatier, Sam Banker, mit seiner anwesenden Gefährtin, Alisa Grey, zu vereinen. …“

Die Zeremonie war traumhaft schön gewesen. Alles in Allem hatten sich die Vorbereitungen gelohnt. Und jetzt war sie hier mit Sam an ihrer Seite, wo sie sich sicher fühlte. „Woran denkst du?“, fragte Sam an ihrem Ohr. Lächelnd drehte sich Alisa zu ihrem Mann um:“An dich. Woran sonst?“ Mit seiner Gefährtin im Arm ging Sam hinüber zur Tanzfläche. Lächelnd hielt er ihr eine Hand hin:“Darf ich bitten, Mrs. Banker?“ „Aber natürlich, Mr. Banker.“ Es war ein langsames Lied, zu dem sie tanzten, doch Mitten in einer Drehung erschien ein Mann hinter Alisas Rücken. „Dürfte ich ablösen?“, fragte eine tiefere und ältere Stimme. Sam runzelte die Stirn:“Wenn sie mit Ihnen tanzen will, gerne.“ Verwundert über Sams Blick drehte sich nun auch Alisa um und blickte in die kalten Augen ihres Vaters. Seufzend entzog Alisa sam ihre Hand, legte die andere in die ihres Vaters, der sie mit sich zog. Über ihre Schulter hinweg, warf Alisa ihm ein aufmunterndes Lächeln zu, was ihn entspannen ließ.
„Du hast eine starke Frau an deiner Seite, Kater“, grinste Emmett ihn an. Beide Alphatiere stellten sich an die Seite der Tanzfläche um das Geschehen im Blick zu haben. Immer öfters schweifte Sams Blick hinüber zu seiner Gefährtin. Mister Drago redete auf sie ein, doch anscheinend hörte ihm Alisa nicht zu, sondern schaute in der Gegend herum. Ja, dachte Sam. Er hat eine starke Frau an seiner Seite, die er um nichts auf der Welt eintauschen würde. „Warte nur ab. Für dich finden wir auch noch ein nettes Wolfshausmütterchen, das du behüten und beschützen kannst“, meinte Sam und klopfte dem Wolf freundschaftlich auf die Schulter. Dieser schnaubte nur und zuckte die Schulter:“Mal sehen. Bis jetzt will ich keine Frau haben. Ich komme ganz gut alleine zurecht.“ „Hast du das schon von deiner Schwester gehört?“, meldete sich eine andere belustigende Stimme rechts neben ihm. Sam wandte nicht den Blick von Alisa ab und fragte:“Was soll denn mit ihr sein, Alex?“ Das Alphatier der Pumas zeigte mit einem katzenhaften Grinsen in eine Richtung:“Schau mal mit wem sie hier ist.“ Suchend schaute er über die Tanzfläche, wo alle Paare miteinander tanzten. Genau zwischen alten Freunden erblickte er seine Schwester. Zusammen mit dem Mann, der ihre Begleitung war. „Das kann doch nicht wahr sein! Warum hat sie mir nichts erzählt? Katelyn? Katelyn, Süße, kommst du mal her?“, rief er über die Musik hin weg. Seine Schwester kam mit schnellen Schritten zu ihm gelaufen, umarmte ihn breit lächelnd. „Ich bin so froh, dass ihr beiden geheiratet habt. Ihr seht so süß aus zusammen.“ „Du bist mit Riley hier.“ Das war eine Feststellung, keine Frage. Wie Katelyn halt so war, blickte sie zuckersüß in sein Gesicht auf:“Das geht dich einen feuchten Dreck an. Aber wie gesagt. Wir sind nicht zusammen.“ „Ja, aber warum bist du mit ihm hier?“, fragte Sam sie. Kate zuckte mit den Schultern:“Riley hat mich gefragt, ob ich mit ihm hier hingehen würde. Da mich kein anderer gefragt hat, habe ich ja gesagt.“ „Eines muss man ihm lassen“, bemerkte Alex, „er hat viel Mut, um die Schwester des Alphatiers zu daten.“ „Oh, Alex. Wechselst du jetzt die Seiten?“, meinte Emmett belustigt, da Sam Alex böse ansah. „Er datet meine Schwester nicht. Dazu ist er nicht in der Lage, weil er sie trainieren muss. Riley darf keine Gefühle für sie entwickeln“, sagte Sam mehr zu sich, als zu den anderen. „Er kann es nur nicht ertragen, dass seine Schwester mit Männern ausgeht“, scherzte Alex und nahm dabei Katelyn in den Arm, „geh wieder zurück zu Riley. Er wartet nicht gern.“ Nachdem Katelyn Ihrem Bruder einen Kuss auf die Wange gedrückt hatte, ging sie wieder zurück zu Riley, der sie mit einem Grinsen auf die Tanzfläche führte.
„Sei nicht so herrisch in Bezug auf deine Schwester“, grinste Emmett, „irgendwann lernt sie einen netten jungen Mann kennen und sie werden heiraten. Wie bei dir und Alisa. Also bleib ruhig, Kater.“ „Sie hat sich auch nicht aufgeregt“, bemerkte Alex. Sam ging langsam wieder zurück auf die Tanzfläche, als Emmett ihm nachrief:“Am Montag haben wir eine Besprechung mit unseren Wächtern, sei pünktlich.“ Das Lied hatte schon seit ein paar Minuten geendet. Sam fand, dass Alisa jetzt genug Zeit mit ihrem Vater verbracht hatte und ging zielsicher auf beide zu.
„… aber Alisa, was soll ich denn ohne dich machen? Wegen dir muss ich mir jetzt einen neuen Lehrling suchen. Weißt du, wie peinlich es für mich war vor dem Rat zuzugeben, dass du uns verlassen willst für ein Tier?“, herrschte Mr. Drago Alisa gerade an. Doch Alisa bliebt ruhig:“Das ist mir alles egal, Vater. Ich bin hier glücklich und werde bleiben.“ „Du weisst, dass ich das nicht zulassen kann“, murmelte ihr Vater, „dieses Tier hat dich ganz und gar versaut. Denk doch mal nach, Alisa. Denk an deine Zukunft.“ Sam stellte sich hinter Mr. Drago und drückte seine Hand auf dessen Schulter. Unter diesem Druck drehte sich Mr. Drago verwundert um, um in die Augen eines wütenden Gepards zu blicken.
„Ich denke, Alisa hat jetzt genug Zeit mit Ihnen verbracht“, meinte Sam, wandte sich dann kurz an Riley, der gerade vorbeikam, „begleite doch Mr. Drago von dem Gelände. Danach kannst du wiederkommen und mit meiner Schwester feiern.“ Mr. Drago schaute entsetzt zwischen Sam und Alisa hin und her. „Das können Sie nicht mit mir machen“, stotterte er, doch Riley packte ihn schon unsanft an der Schulter. „Kommen Sie mit.“ Sam zog Alisa in seine Arme, geleitete sie in Richtung Terrasse.
„Es ist wunderschön hier“, murmelte Alisa an seiner Brust. „Hier haben auch meine Eltern geheiratet. Damals sah es so traumhaft aus, dass ich hier auch heiraten wollte. Natürlich nur, wenn ich die Richtige gefunden hätte.“ Mit einem Grinsen schaute Alisa in sein Gesicht auf:“Hätte?“ „Oh Entschuldigung“, meinte Sam gespielt entsetzt, „habe ich gesagt, gefunden hätte? Ich meinte, gefunden habe. Immerhin bist du hier bei mir. Was will ich mehr?“ Wie immer ging Sam voraus, um sie an einen geheimen Ort zu führen, den ihm seine Mutter gezeigt hatte. Es war so schön hier draußen. Der Sternenhimmel war klar, keine einzige Wolke verdeckte den Vollmond. Dadurch wurde der Waldboden ein wenig erleuchtet und sie konnten beide gefahrenlos den großen Ästen, die auf dem Boden lagen, ausweichen. Die Musik von der Feier verblasste langsam im Hintergrund und Sam konnte nur noch die Geräusche der Nacht wahrnehmen, wie die kleinen Tiere, die nachts ihre Arbeit machten, Alisas gleichmäßigen Atem und das rascheln und knacken kleiner Äste auf ihrem Weg.
„Wo führst du mich hin?“, fragte Alisa leise. Schützend legte Sam sein Jackett um ihre Schultern, damit ihr nicht zu kalt wurde. Dankend nahm Alisa sein Jackett an, zog es fest zu. „Bist du immer so ungeduldig?“, neckte Sam sie mit einem Grinsen. Leicht tadelnd schlug Alisa ihm auf den Rücken:“Ich bin deine Frau! Benimm dich ein bisschen.“ Diese kleinen Spielchen, die sie mit ihm trieb, machten ihm mehr Spaß als sonst was. Denn er wusste, dass es ihr dann in diesem Moment gut geht und sie entspannt war. Manchmal gab es Situation, wo er verdammt stolz auf seine Frau war, da sie ihre Angst auch in heiklen Momenten sehr gut vor ihren Feinden verbarg. Das konnte nämlich nicht jeder. und er war verdammt stolz, so eine Frau an seiner Seite zu haben.
Der Weg dauerte nicht mehr lange. Bei der nächsten Gabelung ging Sam nach links, dann waren es nur noch fünf Minuten.
„Ich bin nicht ungeduldig. Ich finde nur, wir sollten nicht zu weit weg von unserer Feier weggehen. Immerhin sind wir die wichtigsten Leute da“, murmelte Alisa vor sich hin. Doch Sam hörte nicht auf sie. Er fand, sie musste diesen Ort heute gesehen haben. Es war eine Notwendigkeit von ihm. „Den Ort hat mir meine Mutter gezeigt“, sagte Sam mit fester Stimme. Leises Frauengelächter drang an sein Ohr. „Dann lohnt sich das lange Laufen, ja.“

Und wie es sich gelohnt hatte. Sam hatte sie an einen kleinen Teich geführt, wo an einem Steg ein kleines Boot befestigt war. „Sam, es ist wunderschön hier“, hauchte Alisa vor Staunen. Es war ein Geschenk an sie von ihm. Deshalb hatte er sie heute hierhin geführt. Mit Tränen in den Augen schmiegte Alisa sich in die Arme ihres Gepards. Ihre Hände legte sie an sein Gesicht um ihn zu einem Kuss herunter zuziehen. Alisa versuchte so viel Liebe wie möglich in diesen Kuss zu stecken, denn die Raubkatze musste einfach verstehen, wie viel ihr dieses Geschenk bedeutete. „Tagsüber sieht es auch wunderschön aus. Ich dachte, wenn wir Kinder haben, können wir mit ihnen hier Picknicken oder Zelten gehen“, äußerte Sam seine Gedanken. Alisa konnte einfach nur nicken. So stellte sie sich ihre Zukunft vor. Mit Sam an ihrer Seite und vielen kleinen Kindern um sie beide herum.

Epilog


Es herrschte Stille unter ihnen. Alle vier Ratsmitglieder saßen zusammen an einem großen Tisch in dem Hochsicherheitshaus von Ratsfrau Dragomir. Der Raum war schalldicht und fensterlos. Alles war kalt eingerichtet, nur das Nötigste befand sich im Raum. Doch auf dem großen ovalen Glastisch lag ein Kissen. Das war ihre neuste Idee den Gestaltwandlern eins heimzuzuzahlen. Nachdem Alisa Grey, die beste V-Kardinalin, mit Sam Banker, dem Alphatier der GoldGlitter- Geparden verheiratet war, drohte das System zu wackeln. Nach Alisas Geburt wurde keine neue V-Kardinalin geboren und die Restlichen hatten nur abgeschwächte Fähigkeiten. Unteranderem brauchte Ratsherr Drago einen neuen Lehrling. Alle anderen Ratsmitglieder hatten Lehrlinge in einem hohen Status. Nur Alisa konnte sie alle übertreffen mit ihrer Einzigartigkeit.
„Was hast du damit vor, Joe?“, zischte Ratsfrau Ming Lou vom Ende des Glastisches. Jeder der vier Personen schaute das kleine Baby an, welches seelenruhig im Kissen schlief. „Das, meine Liebe, ist ein Waisenkardinalbaby. Ihr Name ist Nancy McLaggen“, erzählte Mister Drago leise, „ sie hat eine ganz besondere Gabe, worunter ihre Eltern sehr gelitten haben. Nach einigen Tagen entwickelt sich ein Virus in Nancy, welchen sie auf ihre Mutterfigur überträgt.“ „Wie denn ein Virus?“, wollte Ratsfrau Dragomir wissen. Mister Drago lächelte hinterlistig:“ Bei diesem Virus handelt es sich nicht um etwas tödliches. Die Mutterfigur bekommt ein schmerzhaftes Pochen in ihrem Gehirn und es vergeht erst wieder, wenn sie die Menschen verletzt, die ihr nahe stehen.“ „Bei wem bringen wir das Mädchen unter?“, bemerkte Ratsherr Joaquin mürrisch. Ratsfrau Lou lehnte sich zufrieden in ihrem Stuhl zurück, drückte einen Knopf auf ihrem Armaturenbrett. Sofort verdunkelte sich der Raum komplett und ein Flachbildschirm kam aus der Wand gefahren.
„Dies, meine Damen und Herren, ist Jane Logrono. Sie ist die Heilerin der GracefulHill-Pumas“, berichtete Ratsfrau Lou kühl. Alle vier blickten auf den Bildschirm, wo ein Bild erschien von einer jungen Frau mit blondem Bopschnitt und einer roten Strähne. Ihre Augen hatten eine blau-violette Farbe mit einem Glitzern drinnen. Sie sah wunderschön aus, ein Lächeln auf dem Gesicht, das nicht oft zu verschwinden schien.
Ratsherr Drago setzte sich in seinem Stuhl auf, vor ihm lag eine Mappe, die er aufschlug:“ Hier sind ein paar Grundinformationen zu ihr. Die wichtigsten Charakterzüge für uns wären, dass sie vertrauenswürdig und ruhig ist. Die schenkt anderen viel zu schnell ihr Vertrauen und da ist ihre Schwachstelle! Sie wird denken, das Baby sei hilflos und zurückgelassen, aber in Wirklichkeit setzten wir
es direkt vor ihrer Haustür ab. Außerdem hat sie eine Gabe, die nicht alle Heilerinnen haben und diese könnte für uns gefährlich werden. Mit einigen Kardinalen wirkt diese Gabe auf uns sehr einflößend manchmal sogar komatös.“ „Mit welchen Kardinalen, Joe?“, fragte Ratsherr Joaquin misstrauisch, „auf wen spielst du an?“ Mit einem kalten Grinsen lehnte sich Ratsherr Drago in seinem Stuhl zurück. Sein Blick wandert einmal durch den Raum und wieder zurück zu Ratsfrau Dragomir. Bei ihr blieb er hängen, spielte mit dem Gedanken die Bombe platzen zu lassen und es einfach auszusprechen, jedoch war er sich nicht sicher, ob der Raum abhörsicher war. Auch schaute Ratsherr Drago die drei anwesenden Lehrlinge an. Da waren K-Kardinalin Alice Hudson, der Lehrling von Ratsherrn Kevin Joaquin, TK- Kardinale Paul June, der Lehrling von Ratsfrau Ming Lou und G-Kardinalin Shanee Diarin, der Lehrling von Ratsfrau Jolie Dragomir.
„Können wir ungestört reden?“, wollte Ratsherr Drago wissen. Empört schauten sich die drei Ratsmitglieder im Raum um. „Ich denke, Ratsfrau Dragomirs Sicherheitsvorkehrungen sind ausgezeichnet“, bemerkte Ming Lou trocken. Auch Jolie Dragomir selbst stellte sich vor den Ratsherrn:“Bemängelst du gerade meine Wachsamkeit, Joe? Das könnte dich nämlich einiges kosten, so ohne Lehrling an deiner Seite.“ Joe Drago zischte mit gesenkter Stimme:“Ich möchte nur die Lehrlinge rausschicken, denn das, was ich zu sagen habe, ist nicht für unerfahrene Ohren bestimmt!“ Sogar vor diesem Ton zuckte Jolie nicht zurück, das bewies wieder einmal ihre Stärke und den Willen ihre Gedanken durchzusetzen. Resigniert zuckte sie die Schultern:“Wenn es mehr nicht ist. Lehrlinge, geht raus vor die Tür in den Flur!“
Nachdem die drei Lehrlinge gegangen waren, fing Joe an zu reden:“ Wie gesagt, gibt es einige Kardinale mit denen Jane ihre Gabe freisetzen kann. Da wäre zum Beispiel dein ach so gelobter Lehrling Shanee Diarin, die Gedanken manipulieren kann.“ Mit einem Handwink tat Jolie die Sache vom Tisch:“Das wird sie nicht erfahren, Joe. Darum musst du dir keine Sorgen machen. Sie ist mein Lehrling, nicht deiner.“
„Mal eine andere Frage“, äußerte sich jetzt wieder Ming Lou, „wann setzen wie das Baby aus?“
„In drei Wochen!“

Impressum

Texte: *insp. bei N. Singh*
Tag der Veröffentlichung: 08.02.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch Elisa und Sarah, weil sie mich immer wieder dazu treiben weiter zu schreiben. Und natürlich bedanke ich micch auch bei Sarah für das schöne Cover. :* insp. von N. Singh

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