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Ein Gespräch mit Google.

Völlig kaputt an einem Freitagnachmittag aus dem Fenster starren ist keine besonders erfüllende Beschäftigung. Nun, so ist das, wenn man darauf wartet, dass die Zeit vergeht. Eine Straßenbahn fährt vorbei. Google Maps hätte mir jetzt nicht verraten, dass die vorbeifährt. Manchmal. Scheint wohl auch mal schlechte Laune zu haben. Ist ja nicht so, als wär mir das noch nicht passiert. Da steht man ganz unschuldig gestrandet in einer fremden Stadt und muss eben dringend wissen, wann und welche Tram man jetzt nehmen muss und denkt sich: Google Maps wird das schon wissen. Hat ja diese tolle Routenoption. Und gibt es da ganz vertrauensvoll ein. Was kommt? 5km Laufen. 42 Minuten. Da kommt doch die Frage auf: Wieso?

“Weil keine Tram in diese Richtung fährt.”, meint Google Maps.

“Aber da steht doch die richtige Richtung dran.”

“Nein.”

“Das ist dann was?”

“Die Straßenbahn hält da gar nicht mehr.”

“Wieso steht sie dann da noch so dran?”
“Wurde grad erst geändert.”

“Die fährt da aber grad ein. Und da steht das auch noch dran.”

“Ist falsch.”

“Wo hält sie dann denn?”

“Gar nicht mehr.”

“Weil?”

“Wurde abgeschafft. Die gesamte Linie.”

“Aber sie steht vor mir.”

“Das ist sie nicht.”

“Da steht aber die Nummer dran. Und da steigen Leute ein.”
“Mitarbeiter.”

“Dafür wären das aber ziemlich viele.”
“Sind Mitarbeiter.”

“Auch das 5-Jährige Kind da?”

“MITARBEITER.”

“Und wo wollen die hin?”

“Betriebsbahnhof.”

“Dann fahr ich da auch hin.”

“Nein!”

“Du hast verloren.”

Google Maps funktionierte danach nie wieder.

Die Gedanken der Anderen.

 

Beim Schreiben eines Abschnittes ist es für den Autoren immer interessant, wie die Leute jetzt eigentlich das Werk finden. Vor allem die Leute, die man kennt. Aber wenn man ihnen das in die Hand drückt, sind sie voreingenommen. Was nun? Ideal wäre ja eine Lösung bei der man anonyme Reviews von Bekannten bekommt. Dürfte sich nur etwas schwierig gestalten. Man müsste sie ja darauf aufmerksam machen und dann wär das ganze nicht anonym. Oder man müsste nach der Mailadresse fragen. Oder so etwas. Man könnte natürlich versuchen, über die Mailadresse, die bei facebook im Profil steht zu schreiben. Doch wenn man eine Mail von einer unbekannten Mailadresse bekommt, die man sich ja dann einrichten müsste, damit es anonym bleibt, denkt doch sofort jeder an Spammails.

“Halt! Bitte nicht…” - Klick. Gelöscht.

“Hallo Frau Klinkermeier, ich…” - Klick. Gelöscht.

“Bitte um eine ano…”- Klick. Mist, drauf gekommen. Gut, kann man ja mal lesen.
“Hallo! Ich hab hier mal was geschrieben und würd mich freuen, wenn Sie das lesen würden und mir sagen würden, wie sie das finden. Im Anhang das Dokument. Nein, keine Angst, das ist kein Spam und kein Virus! Ich weiß, wenn ich sowas verschicken würde, würde ich das vermutlich auch schreiben, aber das ist es wirklich nicht. Ich kenne sie doch, wieso sollte ich Ihnen so etwas antun wollen. Ich mein, wissen Sie noch? Neulich Samstagabend, hach, war das witzig bei Ihnen im Wohnzimmer mit den Anderen und dem Wein und…” - Klick. Gelöscht. Klick Klick Klick Klick Klick Klick Klick Klick. Mailadresse gelöscht. Browser gelöscht. Internet gelöscht. Computer runtergefahren. Computer mit einem Hammer zertrümmert. Computerwrack angezündet. Haus angezündet. Umgezogen. Nummer geändert. Namen geändert.

Und schon hat man wieder einen Freund weniger. Und weiß immer noch nicht, wie das Kapitel nun ist.

 

Die Universallösung(en) für alle Probleme der Welt.

 

Aber sowieso. An sich ist das mit dem Anzünden ja keine schlechte Idee. Das ist so richtig die Lösung. Für alles. Also, die Universallösung für alle Probleme. Komische Leute schreiben einem anonym Mails? Computer anzünden. Das alte Haus sieht doof aus? Anzünden. Jemandem ist kalt? Anzünden. Welthunger? Alle Hungrigen anzünden. Überbevölkerung? Zünden wir China an. Menschen verpesten die Welt? Zünden wir alle Menschen an.

Klingt an sich etwas radikal, ist aber durchaus eine effektive und nachhaltige Lösung.

Na gut, wem das etwas zu radikal ist, es gibt natürlich auch Alternativen. Eine Polognese zum Beispiel. Es herrscht Krieg? Beide Parteien bilden eine lange Polognese, können stolz sein, dafür den Weltrekord zu halten und wenn alle die Schultern des Vordermannes anfassen, kann ja niemand mehr eine Waffe abfeuern. Leute sind schlecht drauf und unmotiviert? Eine Polognese kann Abhilfe schaffen.
Eine weitere Alternative wäre das Überbacken mit Käse. Das funktioniert tatsächlich. Das Brot schmeckt nicht? Mit Käse überbacken! Der Mensch schmeckt nicht? Mit Käse überbacken! Dem Hund schmecken die Hausaufgaben nicht? Mit Käse überbacken!

Eine letzte Alternative wäre die Kombination der obenstehenden drei Varianten. Eine mit Käse überbackene, brennende Polognese. Wär das nicht mal was für Galileo?



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Tag der Veröffentlichung: 04.09.2015

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