Sei gegrüßt, Wanderer! Du hast mich gesucht. Du hast dich in die Welten getraut, die nicht für dich bestimmt waren, nur um mich zu finden. Warum? Um das zu erfahren, was du nicht erfahren durftest? Was nutzt dir deine Erkenntnis?
Du suchtest mich unter den Toten. Du warst auf den Friedhöfen und liefest die unendlichen Reihen entlang, immer wieder zurückkehrend, immer wieder hoffend, du würdest meinen Namen im Stein entdecken. Du standest auf den Grabhügeln deiner Vorfahren und schrieest nach mir. Ich hörte dich, Wanderer. Aber ich war nicht unter den Toten, also schwieg ich und ließ dich weiter suchen.
Du suchtest mich unter den Lebenden. Du warst auf den Märkten und suchtest die Gesichter der Menschen nach meinen Zügen ab. Weißt du, dass sie dich für einen Verrückten hielten? Wie du verwirrt und verwahrlost unter der Menge taumeltest, die Marktfrauen an den Ärmeln zogest und denen in die Augen blicktest? Wie ein verlorener Hund, der verbittert nach seinem Herrn schnüffelt, seine Spur aufnimmt, um sie kurze Zeit später mit seiner alten Nase wieder zu verlieren. Ich war nicht unter den Lebenden, also schwieg ich und ließ dich weiter suchen.
Du fandest mich nicht. Und doch war ich immer bei dir. In einem Vogelschwarm war ich, der sich aus dem Kornfeld erhob, als du auf dem Grabhügel standest und nach mir schrieest. In einem Reh war ich, das du schießen wolltest und das der Wind davon trug. In diesem Wind war ich auch. Ich war auf dem Markt und beobachtete dich aus den stumpfen Augen des Rindes. Ich war der Hahn, der der Marktfrau aus den Händen entglitt, als du dich wie ein Toller auf sie stürztest. Ich war der Regen, der an jenem Tag fiel und die Ernte zur Fäulnis brachte.
Ich war überall, und du sahest mich nicht. Du, Narr!
Nun aber ist die Zeit gekommen, dass ich mich dir offenbare. Du selbst sehntest meine Macht herbei und suchtest den Kampf. Ich nehme deine Herausforderung an. Dies ist der Anfang deiner Reise und dies ist dein Ende!
Tag der Veröffentlichung: 27.10.2008
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