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Ich setze mich zu dir aufs Bett.
Ganz leise, damit du nicht aufwachst.

Du liegst da und atmest ruhig.
Ich streiche dir eine Strähne aus dem Gesicht und beobachte wie du schläfst.
So friedlich.
Für einen Moment fühlt sich alles an wie früher.
Vielleicht war es nur ein böser Traum.
Aber ich habe nicht geschlafen.
Wenn man schläft, dann tut es nicht so weh.
Früher habe ich ungeduldig darauf gewartet, dass du die Augen öffnest.
Heute bin ich ganz leise, damit du nicht aufwachst.

Es ist kalt und durch das Fenster bricht der verregnete Herbst.
Ich weiß nicht, wann es passiert ist.
Was uns getrennt hat oder ob wir es selbst waren.
Ich weiß nur wenig über etwas, das mein ganzes Leben verändern wird.
Eigentlich weiß ich nichts.
Du drehst dich auf die andere Seite und ich fahre mit den Fingern langsam über deinen Rücken.
Ganz vorsichtig, damit du nicht aufwachst.

Als ich dich das erste Mal gesehen habe, warst du schön.
Du bist immer noch schön.
Aber wir sind hässlich.
Wir machen uns gegenseitig zur schlechtesten Version unserer selbst.
Kein Platz.
Keine Luft.

Ich weiß das alles.
Ich weine trotzdem.
Ganz leise, damit du nicht aufwachst.

Ich war nie perfekt, aber du warst es auch nicht.
Vorwürfe.

Ich will das nicht mehr.
Es bringt nichts und das wissen wir beide.

Wenigstens haben wir gestern Abend nochmal geredet.
Auch wenn es nur um das Essen bei deinen Eltern ging.
Wenigstens weiß ich jetzt wieder, wie deine Stimme klingt.
Sie wird mir fehlen.

Ein letzter Kuss auf die Stirn.
Ein Brief auf dem Kissen.

Dann schließe ich die Tür hinter mir.

Ganz leise, damit du nicht aufwachst.

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Tag der Veröffentlichung: 12.04.2009

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