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Ein Korrektor der Spocht-Bild steht vor dem Schwurgericht, weil er seinen Chef mit einem Bildschirm erschlagen hat.

Richter: “Das war eine sehr brutale Tat. Wenn Sie mit etwas Milde rechnen wollen, müssen Sie uns schon eine Motivation dafür liefern!”

Der Korrektor: “Den musste ich einfach erschlagen, ich konnte nicht anders!”

Richter: “Das ist geradezu furchtbar, was Sie da sagen. Wenn Sie nicht wollen, dass die Geschworenen Sie lebenslang verknacken, dann berichten Sie uns jetzt die volle Wahrheit!”

Darauf der Korrektor: “Das war folgendermaßen. Im Verlag gab es einen Hausmeister, der hatte drei Kinder. Die waren alle entsetzlich klein geblieben. Die Zwölfjährige war 70 cm groß, der 19-Jährige 130 cm, der Kleinste mit 12 maß 40 Zentimeter. Ich kam bei einem Korrekturtermin ins Chefzimmer und sage beiläufig: ‚Das ist schon grausig mit den Kindern des Hausmeisters!‘”

“Da haben Sie schon recht”, sagt mein Chefredakteur, “das ist ein richtiges Pyrenäengeschlecht.”

Ich sage: “Entschuldigung, was Sie meinen, sind Pygmäen.”

“Nein”, sagt mein Chefredakteur, “Pygmäen, das ist das, was der Mensch unter der Haut hat, davon kriegt er Sommersprossen.”

Ich sage: “Das sind Pigmente.”

“Nein”, sagt mein Chefredakteur, “Pigment, darauf haben die alten Ägypter geschrieben.”

Ich sage: “Das war Pergament!”

“Nein”, sagt mein Chefredakteur, “Pergament ist, wenn ein Dichter etwas anfängt und nicht zu Ende bringt ...”


Herr Richter, Sie können sich vorstellen, ich verschlucke das Fragment, das mir auf der Zunge lag, und gehe zurück zum Korrekturlesen. Plötzlich kommt mein Chefredakteur mit einem Satz durch die Tür, ich denke, jetzt ist er reif für die Anstalt: ‚Herr Korrektor, schaun Sie mal, was hier steht! Sie können doch auch Französisch ...‘”

Er macht ein Buch auf, zeigt auf eine Textstelle und sagt stolz: “Das Sonnendach des Handtäschchens war die Lehrerin des Zuhälters 15.”

Ich darf das Buch vor mich ziehen und sage, aber verehrter Herr Chefredakteur, das ist schon Französisch, doch da steht:

“La Marquise de Pompadour est la Maitresse de Louis XV. Das heißt: Die Marquise von Pompadour war die Mätresse von Ludwig dem Fünfzehnten.”

“Nein”, sagt mein Chefredakteur, “das brauchen Sie nur wörtlich zu übersetzen:

la Marquise – das Sonnendach
Pompadour – das Handtäschchen
la Maitresse – die Lehrerin
Louis XV – der Zuhälter 15

Ich muss das schließlich genau wissen, hab ich nicht für meinen Französischunterricht extra einen Legionär angestellt?”

Ich sage: “Sie meinten einen Lektor.”

“Nein”, sagt mein Chefredakteur, “Lektor war doch der griechische Held des Altertums.”

Ich sage: “Das war Hektor, er war allerdings ein Trojaner.”

“Nein”, sagt mein Chefredakteur, “Hektor ist nur ein Flächenmaß.”

Ich sage: “Das ist ein Hektar.”

“Nein”, sagt mein Chefredakteur, “Hektar ist der Göttertrank.”

Ich widerspreche: “Sie meinen den Nektar.”

“Wirklich nein”, sagt mein Chefredakteur, “der Nektar ist ein Fluss in Süddeutschland.”

Ich sage trocken: “Das ist der Neckar.”

Mein Chefredakteur darauf: “Sie meinen wohl das schöne alte Volkslied: Bald gras ich am Nektar, bald gras ich am Rhein! Das habe ich neulich mit meiner Gattin im Duo gesungen.”

Ich sage: “Das war offensichtlich ein Duett.”

“Nein”, sagt mein Chefredakteur, “Duett ist, wenn zwei Männer mit einem Säbel aufeinander losgehen.”

Ich sage: “So was ist ein Duell!”

“Nein”, sagt mein Chefredakteur, “Duell ist, wenn eine Eisenbahn aus einem dunklen finsteren Bergloch herauskommt.”

Da schreie ich “Tunell, Tunell, Tunell” – und was antwortet mein Chefredakteur?

„Da liegen Sie völlig daneben, mein Lieber, jetzt hab ich Sie endlich am Haken! Erstens spircht man das Tannel, Tannel, Tannel aus. Zweitens singt man das. Drittens ist es ein Song von Pappa, der schwedischen Band, haha!”

Als er dann noch anfing zu singen „Tannel, Tannel, Tannel – it's a rich pan's world ...“

Herr Richter – es war leider keine Eisenpfanne greifbar und da habe ich den Bildschirm vom nächsten Schreibtisch gegriffen und den Mann erschlagen …"

Dort leste ich und kann nicht anders.


Ergriffenes Schweigen im Saal, dann meldet sich der Staatsanwalt zu Wort:

„Nach neuer Erkenntnislüge dieser Verhundlung ändere ich meinen Strafantrag auf Sachbeschädigung, diesen Chefrefakteur hätte ich selber schon beim Hektor umbrochen!“


Impressum

Texte: Danke dem ursprünglichen, unbekannten Witzeautor
Tag der Veröffentlichung: 06.08.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Meinem lieben jungen Kollegen Christian Rh. beim Kicker-Sportmagazin gewidmet

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