In ihren Armen
20.06.2007
Sie hört diesen Schrei. Sie weiß, es ist zu spät. Wie in Trance dreht sie sich um. Sein schlaffer Körper fällt zu Boden. Er schlägt auf.
Wie in Zeitlupe...
Sie sieht seine ängstlichen grünen Augen. Ein stummer Schrei kommt über ihre Lippen. Die Zeit steht. Doch sie kämpft.
Wirft sich neben ihm auf die Knie. Dreht ihn auf den Rücken und erblickt sein leeres Gesicht. Seine Augen sind schwach. Und leer.
Er zwingt sich zu einem Lächeln. „Hey...“ flüstert er gebrochen. Sie greift nach seiner Hand. Hält sie ganz fest. Sein Kopf ruht auf ihren Knien.
Noch immer lächelt er. „Nein...“ Es ist ein Flehen, das ihr entweicht. „Doch...Ich gehe...“ Diese Worte brennen sich in sie hinein. Wie weis glühendes Metall. „Nein...“ Sie wiederholt es. Sie muss es doch verhindern können. Er durfte nicht gehen. Durfte sie nicht verlassen. Sie nimmt nichts war. Bis auf ihn. Nur er zählt. „Danke... dass du da bist...“ schwach und gebrochen ist er. So klein und zerstört. In ihren Armen... „Du kannst doch nicht gehen...“ Blutige Tränen steigen in ihre Augen. Doch sie verliert kein Geräusch. Es gibt nichts, das sie tun könnte. Sie sieht in sein Gesicht. „Nicht weinen...“ Doch sie muss weinen. Wenigstens ein wenig der Schmerzen töten. Blut läuft über ihre Hände. Sein Blut. Noch immer lächelt er sie sanft an. Seine Lippen öffnen sich langsam. „Ich...“ Doch er kann es nicht mehr. Sie hebt seinen Kopf an. Haucht ihm einen liebevollen Kuss auf die Stirn. Erneut öffnen sich seine Lippen... „Ich... Ich liebe dich...“ Seine Worte gehen unter in ihr. In einem endlosen Meer aus Tränen und Qual. Sie versucht zu antworten. Versucht diese Worte zu sagen, die sie seit so langer Zeit dachte. Doch sie will sich nicht verabschieden. Ihn in dieser Welt halten... Bei ihr halten... Doch die Worte kommen über ihre Lippen... „Ich liebe dich auch...“ Jetzt rinnen die ersten Tränen an ihrem Gesicht herab... Tropfen nieder von ihrem Kinn... Tropfen auf sein Gesicht. Sein Körper wird schwerer. Ein letztes Lächeln, dass er ihr schenkt. Sie spürt seinen Herzschlag.. Wie er langsamer wird... Immer ruhiger... ...erlischt. Tot. Tot ist in ihr. Ein entsetzter Schrei. Der niemals geschrieen werden wird. Seine von ihr so geliebten grünen Augen sind jetzt leer. Werden dunkel. Sein leicht geöffneter Mund wird niemals mehr diese Stimme erklingen lassen. Sie ist verhallt... Verstorben... Zitternde Finger streichen über seine Wange. Ihre zitternden Finger. Es gibt nichts zu tun. Nichts zu sagen, um zu beschreiben was sie fühlt... Sie ist geblendet. Und doch glaubt sie es nicht. Sie schließt seine Augen. Küsst seine Stirn, und streicht ihm durchs Haar. Seine Haut wird langsam kühl. Ihr Kopf sinkt an seine Brust. Ihre Seele hat sie verlassen. Ihre Gefühle haben sie verlassen... Genau wie er diesen Ort verlassen hat... Die Welt verlassen hat.... Sie verlassen hat...
Tag der Veröffentlichung: 09.12.2008
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für J.K.