Eigentlich braucht frau sie überhaupt nicht. Alles, was sie haben und wir nicht, ist ganz leicht zu ersetzen oder von vorne herein überflüssig.
Ich fange mal oben an. Also, da wäre als erstes mal die Glatze. Wozu um alles in der Welt braucht frau eine Glatze? Sie muss nur poliert werden, ansonsten ist sie vollkommen unnütz.
Angeblich haben ja Männer ein größeres Gehirn, also mehr Masse. Um was für eine Masse es sich da handelt, weiß wohl jede Frau. Eine Masse unanständiger Gedanken, eine Masse wilder Fantasien, eine Masse zügelloser Schweinereien.
Muss frau das haben?
Gehen wir noch etwas weiter abwärts. Da kommt wieder ein Unterschied. Ein Bart. Wer keinen haben will, muss sich dauernd rasieren und hinterlässt die Barthaare im weißen Porzellanbecken und wer einen trägt, kratzt mit den Borsten im zarten Gesicht einer Frau herum oder wo auch immer. Wer braucht so etwas? Eine kleine Schuhbürste erfüllt den gleichen Zweck. Ganz leicht zu ersetzen also.
Gehen wir weiter. Das nächste wäre dann ein relativ dicker Hals. Ich bitte euch, Leute, wozu braucht frau einen dicken Hals? Er bringt nur den Kragen zum Platzen. Also, weg damit. Unnötig!
Jetzt kommen breite, muskulöse Schultern. Hm. Was fällt uns dazu ein...? Frau könnte da ihren Kopf mal anlehnen, wenn sie sich schwach fühlt. Aber kann sie das nicht auch bei ihrer besten Freundin? Oder einfach an der Wand oder am Türrahmen...? Noch ein Schuss in den Ofen also.
Unterhalb der Schultern erblickt frau nun, mit etwas Glück, eine richtige, starke Männerbrust. Manchmal ist sie noch zusätzlich behaart, was manche Frauen dazu veranlassen könnte, mit den Fingern darin herum zu spielen. Das muss nun wirklich nicht sein. Wer das nicht glaubt, kraule das Fell eines drahthaarigen Hundes, es ergibt sich der gleiche Effekt. Also, auch das ist überflüssig.
Noch weiter abwärts befindet sich der Bauch des Mannes. Selten handelt es sich hierbei um einen Waschbrettbauch, der, wie das Wort schon sagt, einen transportablen Ersatz hat. Aber was um alles in der Welt ist daran besonderes? Wer fährt schon freiwillig über einen brettharten Bauch und ruiniert sich die Fingernägel, wenn es Waschmaschinen gibt...?
Dann gibt es ja noch beleibte Männer, die ihren Bierbauch stolz vor sich her tragen. Müssen wir das haben? Nein, ich glaube nicht. Speck haben wir selbst genug.
So, jetzt wird es interessant, nicht wahr?
Dieses Teil, unterhalb des Bauches, steht ja in dem Ruf, den gewissen Unterschied zwischen Mann und Frau auszumachen. Frau kann es aber sehr leicht ersetzen. Es gibt Hunderte von Varianten, bestens ausgestattet, mit Duft, mit Noppen, vibrierend, feststehend, hart, weich, aus den verschiedensten Materialien. Auch die Natur bietet sich hier an für Leute, die knapp bei Kasse sind.
Der Ersatz bringt sogar den Vorteil, dass man ihn nicht zur Unzeit zu spüren bekommt. Er lässt sich zur Seite legen, ist nie schlaff, nie durch Alkohol geschwächt und führt kein nicht vorhersehbares Eigenleben. Ganz nebenbei wird er immer nur dort aktiv, wo er hingehört.
Ebenfalls braucht frau sich nach dem Gebrauch desselbigen keine Sägegeräusche ins Ohr zwingen zu lassen...
Also, wo ist der nächste Unterschied? Ach ja, die Füße. Meistens sind sie bei Männern groß und hinterlassen, ist der Fuß noch beschuht, entsprechende Abdrücke auf den geputzten Fliesen. Muss das sein? Nein, ich denke nicht.
Noch schlimmer wird es, wenn der Mann die Schuhe und sogar die Strümpfe auszieht! Eine Ohnmacht könnte die Folge sein!
Blickt frau die Gestalt eines Mannes nun von hinten an, sieht sie einen mehr oder weniger breiten Rücken. Wozu sollte er gut sein? Er ist höchstens hinderlich, wenn der Mann vor der Frau steht, da er sie in der Sicht behindert.
Außerdem nimmt er im Bett breiten Raum ein und hindert sie daran, sich ungehindert drehen zu können.
Zu guter Letzt wäre noch der männliche Po zu nennen, manchmal ein durchaus attraktiver Anblick, der die weiblichen Blicke auf sich zieht. Aber was zum Teufel kann frau damit anfangen? Sie hat doch selbst einen, der zumeist mehr Fläche beinhaltet.
Warum also sollten wir Frauen Männer brauchen?
Vielleicht, weil es immer wieder welche gibt, die unter ihrer rauen Schale ein liebevolles Herz verbergen? Und vielleicht, weil sie, trotz oder gerade wegen der Unterschiede und Eigenheiten, das Leben der Frauen interessant und aufregend machen?
Vielleicht aber auch nur, weil es die natürlichste Sache der Welt ist?
„Willst du nicht wieder heiraten?“ ist eine Frage, die häufig gestellt wird.
Ich weiß zwar nicht, was an dieser immer wiederkehrenden Frage so faszinierend ist.
Ich weiß aber, dass die Umkehrung dieser Frage bei den meisten Leuten Aggressionen hervorruft.
„ Willst du ihn/sie wirklich heiraten?“ ist eine der unbeliebtesten Fragen, die es gibt.
Auch „Warum willst du sie/ihn heiraten?“ ist um keinen Deut beliebter.
Seltsamerweise ist es so, dass mir auf die Frage, warum man nicht wieder oder überhaupt heiraten sollte, mindestens 10 schlagkräftige Argumente einfallen.
Zur Gegenfrage, warum und ob jemand heiraten will, kommt meistens die gleiche Antwort: „Wir lieben uns, ich liebe ihn/sie.“
Genau. Das ist es. Das dachte ich auch. Das denken alle. Wenigstens für ein paar Wochen, einige Monate oder sogar ein paar Jahre.
Und es gibt tatsächlich die, denen es gelungen ist, 20, 30 oder mehr Jahre zusammenzubleiben und ihre Liebe zu bewahren.
Wobei ich erwähnen muss, dass mir persönlich ein solches Paar nicht bekannt ist.
Dafür kenne ich andere, zum Beispiel Hans und Christa. Beide sind ungefähr gleich alt , haben einen erwachsenen Sohn und sind seit 25 Jahren verheiratet.
Seine erste Affäre hatte Hans schon vor der Hochzeit. Seither hatte er eine nach der anderen. Hans wird immer älter, seine Freundinnen hingegen immer jünger.
Für Christa ist das aber beileibe kein Grund, sich von Hans zu trennen. Wozu auch. Er ist Prokurist in einer riesigen Druckerei und verdient entsprechend.
Christa kompensiert ihren Frust auf andere Weise. Sie hat ihre eigenen Liebschaften, die sie so gut es eben geht, vertuscht. Selbstverständlich weiß die ganze Stadt davon, was Christa wiederum nicht weiß.
Deshalb geht sie jeden Sonntag mit ihrem Hans zur Messe. Schließlich ist der Sonntag der Familientag. In einer ordentlichen Familie unternimmt man an diesem Tag gemeinsame Dinge, um den Zusammenhalt zu vertiefen.
Des weiteren sind da Lucy und Johannes. Jo, der ein Macho schlechthin ist, teilt die Frauen in 2 Kategorien ein. Die einen sind gut und ordentlich, was Haushalt, Kinder und Ehemann betrifft, die anderen sind Schlampen.
Lucy, die noch unschuldig war, als Jo sie kennen lernte, ist die perfekte Hausfrau und Mutter.
Da sie nicht berufstätig ist, weil selbstverständlich Jos Frau dies nicht braucht, verpufft ihre Energie zwischen Töpfen und Tiegeln.
Wenn Jo abends nachhause kommt, ist sie müde und erschöpft. Dies stört Jo nicht weiter, denn er würde seiner kleinen, süßen Frau seine sexuellen Vorlieben niemals zumuten. Wozu sind Schlampen da?
Selbstverständlich hat er 2-3 mal im Monat Sex mit Lucy. Er kennt sie ganz genau und weiß, dass sie nie eine andere Stellung als die Missionarsstellung bevorzugen würde. Und er ist sicher, dass Lucy bei ihm alles hat, was er braucht.
Schließlich ist sie eine hochanständige Frau, und hochanständige Frauen sind eben nicht so sexbesessen.
Da wäre noch Robert zu erwähnen. Er ist seit 15 Jahren mit Katharina verheiratet, die ihn bestens versorgt. Sie wäscht für ihn, kocht seine Lieblingsspeisen und bügelt seine Hemden.
Das gemeinsame Eheleben läuft nach einem strengen Schema ab, das selbst durch ein drohendes Erdbeben nicht in Frage gestellt werden darf.
Das Frühstück wird schweigend und mit missmutigem Gesicht eingenommen.
Wenn Robert abends von der Arbeit nachhause kommt, erwartet ihn der gedeckte Tisch.
Da es schon seit Jahren keine gemeinsamen Interessen zwischen beiden gibt, wird das Nachtessen ebenfalls schweigend verzehrt.
Höhepunkt des Tages ist das gemeinsame Ansehen des Fernsehprogramms, womit Kathi aber ihre Probleme hat, da Robert bei jeder Werbeunterbrechung in ein anderes Programm zappt.
Immerhin bekommt sie Ausschnitte der verschiedensten Fernsehsendungen mit und kann sich so ein ungefähres Bild verschaffen.
Robert und Kathi streiten nie. Im Gegenteil, sie führen ein äußerst friedliches Eheleben, das leider endet, als Katharina vor Langeweile stirbt.
Ganz anders läuft das bei Britta und Marc ab. Bei diesen beiden ist immer was los. Manchmal sogar die Hölle. Marc, der tierisch eifersüchtig ist, beobachtet argwöhnisch jeden eigenständigen Schritt seiner jungen Frau. Er kennt die Regeln genau. Britta braucht eine feste Hand, was bedeutet, dass sie ab und zu eine Tracht Prügel bekommt.
Dennoch ist Britta fest davon überzeugt, dass Marc sie liebt. Schließlich sorgt er stets gut für sie und ist immer da, wenn er sie braucht. Britta hält unverbrüchlich zu ihrem Marc, bis er sie eines Tages so zusammenschlägt, dass sie in die Klinik eingeliefert werden muss.
Und last but not least wären da noch Gert und Elly, seit 10 Jahren verheiratet.
Ihr Geschrei kann man täglich mehrmals und anhaltend bis auf die Straße hören. Die am besten ausgeübte Beschäftigung sind verbale Verletzungen. Sie betreiben dieses Hobby nahezu virtuos. Sie werden zusammenbleiben bis zum Lebensende, denn der tägliche Streit und die ewigen Querelen haben sie unlösbar miteinander verbunden.
Ob ich deswegen nicht wieder heirate, wollen Sie wissen?
Tja, erst müsste ich mich einmal scheiden lassen, denn ich bin seit 12 Jahren verheiratet.
Mein Mann heisst Willi und wir verstehen uns ausgezeichnet.
Willi ist Alkoholiker und er braucht mich, um zu überleben.
Wenn er morgens nicht aus dem Bett hochkommt, weil er wieder mal volltrunken war, sorge ich dafür, dass er auf der Arbeit entschuldigt wird.
Und überhaupt, am liebsten trinken wir zusammen. Wir sind ein Herz und eine Seele!
Bis dass der Tod uns scheidet.
Texte: Janna Ney
Bildmaterialien: Janna Ney
Tag der Veröffentlichung: 17.07.2012
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