Cover


-1-

„Jetzt beeil dich doch mal, Kleine!“, rief Tyler mir zu. Tyler war mein bester Freund und das eigentlich schon seit dem ich mich erinnern kann. Wir gingen zusammen in den Kindergarten und auch danach zusammen zur Schule. Wir waren einfach immer unzertrennlich und machten so gut wie alles zusammen.
Ich grummelte vor mich hin und drehte mich der Wand zu. Auf einmal spürte ich ein Luftzug und lag nur noch in Unterwäsche in meinem Bett, meine Decke war von Tyler weggezogen worden. „Tyler! Gib mir meine Decke wieder, mir ist kalt.“, murmelte ich verschlafen. Ich schaute auf mein Wecker und stöhnt auf. „Es ist doch noch mitten in der Nacht!“, sagte ich. Okay vielleicht war es auch schon kurz vor sieben, aber trotzdem!
„Los steh auf, ich will nicht schon wieder zu spät kommen.“, grinste er und ging mit meiner Decke aus dem Zimmer. Fluchend setze ich mich erst mal und stand dann langsam auf. Gut, also stehen funktioniert schon mal. Habe ich erwähnt, dass ich absolut kein Morgenmensch war?! Ich hasste es einfach aus meinem warmen, weichen und kuscheligen Bett zu steigen, aber ohne Decke hatte es keinen Sinn mehr.
„Hailey! Ihr kommt zu spät!“, schrie nun auch noch meine Mutter. „Jaja.“, murmelte ich und ging ins Bad. Ich zog mich aus und stellte mich erstmal unter Dusche. Das warme Wasser machte mich zwar nur noch müder, aber ich genoss es trotzdem. Als ich fertig war stieg ich aus der Dusche und wickelte mich in ein Handtuch. Ich putze mir schnell die Zähne und schminkte mich. Immer noch im Handtuch bekleidet ging ich wieder in mein Zimmer was zum Glück gegenüber des Bades war. Ich stellte mich vor meinen Schrank und überlegte was ich anziehen wollte.
„Zieh dir doch einfach ein Kartoffelsack an, du siehst trotzdem toll darin aus!“, lachte Tyler. Ich drehte mein Kopf in seine Richtung uns sah ihn an. „Danke gleichfalls“, sagte ich und streckte ihm die Zunge raus. Er lachte nur noch mehr und ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf meinen Kleiderschrank. Tyler würde aber tatsächlich toll in einem Kartoffelsack aussehen. Er war ungefähr 1,90 groß und hatte braune Haare die er sich jeden Tag hochstylte. Sein Körper bestand eigentlich nur aus Muskeln, auch wenn es nicht übertrieben aussah, gerade richtig, wenn es nach mir ging. Er hatte auch ein hübsches Gesicht, kantiges Kinn, gerade Nase und schöne Lippen, aber das besondere Merkmal waren seine Augen. Seine Augen waren blau, ein strahlend helles Blau.
„Man, jetzt entscheide dich schon endlich für was.“, sagte er ungeduldig.
„Okay wie du willst.“, sagte ich und lief das Handtuch fallen. Ich stand nun nackt in meinem Zimmer und spürte sein Blick auf mir. Mir war es egal ob er mich nackt sah oder nicht, schließlich war er mein bester Freund. Ich zog mir Unterwäsche an und nahm mir ein Sommerkleid aus meinem Schrank. „Steht mir das?“, fragte ich und hielt es mir vor den Körper. Ich merkte wie er ganz nah an mich herantrat und mir leise ins Ohr flüstert: „ Es steht dir perfekt.“ Mir stockte der Atem. Was war denn nun los? Ich hatte plötzlich am ganzen Körper Gänsehaut und auch mein Herz schlug schneller. Tyler entfernte sich von mir und ging Richtung Tür. „Beeil dich, wir haben nur noch zehn Minuten dann müssen wir in der Schule sein.“, sagte er mit rauer Stimme. Rau? Seine Stimme klang sonst nie rau.
Ich schüttelte mich und ignorierte diese Tatsache. Schnell zog ich das Kleid an und band mir meine blonden Haare zu einem Zopf zusammen. Ich holte noch meine Schultasche und stieg dann die Treppen herunter. In der Küche sah ich meine Mutter sitzen. Sie unterhielt sich gerade mit Tyler als ich eintrat.
„Na endlich. Das wurde auch Zeit. Ihr kommt zu spät.“, sagte meine Mutter, aber sie lächelte leicht. Ich wusste dass sie früher genauso war wie ich. Auch heute sieht meine Mutter wie eine ältere Ausgabe von mir aus. Sie hatte genauso wie ich lange blonde Haare, wir hatten dasselbe Gesicht und dieselbe Nase. Nur die Augen hatte ich von meinem Vater. Ich hatte grüne Augen und meine Mutter hatte braune. Wir waren beide schlank auch wenn es bei ihr eher zerbrechlich wirkte.
Ich ging zu ihr und gab ihr ein Kuss auf die Wange. „Viel spaß euch.“, sagte sie noch als ich auch schon in meine Sandalen schlüpfte und zu Tylers Auto ging. Tyler kam hinter mir her uns stieg auf der Fahrerseite ein. Als ich in seinem Auto saß und er den Motor startete, dröhnt auch gleich laute Musik aus seinen Lautsprechern. Ich grinste und auch er schaute kurz zu mir rüber und lachte. Ich liebte es in einem Auto zu sitzen und mich von lauter Musik beschallen zu lassen, und Tyler wusste das.
„Na toll. Jetzt haben wir nur noch fünf Minuten um zur Schule zu fahren. Warum brauchst du auch immer so lange?“, maulte er. Ich verdrehte die Augen. „Dann fahr halt heute einfach mal schneller als sonst. Und vom quatschen alleine wird nichts, also gib Gas! Am Ende kommen wir wirklich noch zu spät.“, schimpfte ich.
Eigentlich war zu spät kommen ja nicht soo schlimm, aber an unserer Schule wurde es sehr ernst genommen. Wer zu spät kam musste die ganze Stunde im Sekretariat verbringen und sie nachmittags nachholen. Und darauf hatte ich heute wirklich keine Lust.
„Na gut, aber dann halt dich fest.“, sagte er mit einem schiefen Lächeln. Ohoh das heißt nie was Gutes. Ich krallte mich in den Sitz, als er auch schon das Gaspedal durchdrückte. Ich wurde in den Sitz gedrückt und schaute ängstlich nach draußen. Wir rasten, und das konnte man nur rasen nennen, durch die Stadt so das alles um uns herum verschwamm.
Ich schloss die Augen und hielt mich einfach nur fest. Ich hörte ein Lachen und spürte seinen Atem an meinem Ohr. Hallo Gänsehaut!, dachte ich.
„Schnell genug?“, sagte er leise. Ich riss meine Augen wieder auf und starrte ihn an. Was macht der da? Er sollte sich auf die Straße konzentrieren und nicht auf mich! Doch ehe ich etwas sagen konnte saß er schon wieder gerade da und grinste.
Ich machte gerade den Mund auf um ihm zu sagen, dass das nicht lustig war, doch dann hielt er auch schon an. Ich schaute verwundert aus dem Fenster und sah unsere Schule.
Schnell stieg ich aus und atmete erleichtert aus als ich festen Boden unter den Füße hatte. So eine Fahrt hatte ich noch nie erlebt und wollte es auch nie mehr.
„Ich fahr nie wieder bei dir mit!“, sagte ich und schaute böse zu ihm auf. Er war mittlerweile auch ausgestiegen und stand nun vor mir. Ich musste mein Kopf in den Nacken legen um zu ihm aufzusehen. Was ja auch kein Wunder war, da ich gerade mal 1,70 groß war.
„Du wolltest das ich schnell fahre, also mach kein Drama draus.“, meinte er nur und ging in Richtung des Schulgebäudes. Ich ging im schnell hinter her und lief nun neben ihm her. Ein schneller Blick auf die Uhr, der mich erstaunt zu ihm aufblicken lief. Wir waren tatsächlich noch pünktlich. Wir gingen also schnell in unsere Klassen, er war eine Klasse über mir, da er auch ein Jahr älter war als ich. Ich setze mich schnell auf meinen Platz, als auch schon der Lehrer hereinkam.
„Ich dachte schon du kommst wirklich zu spät.“, sagte meine beste Freundin Tess leise zu mir. Sie saß natürlich neben mir, wie sollte ich sonst diese langweiligen Schulstunden überstehen, wenn ich nicht mit ihr rumalbern und quatschen kann? Unmöglich!
„Du kennst mich doch. Ich bin eben ein Morgenmuffel. Wir haben es nur Tylers Fahrkünsten zu verdanken das wir noch rechtzeitig kamen. Auch wenn ich nie wieder bei ihm mitfahren will!“, lachte ich leise. Sie schaute mich erst streng an, aber ich sah es in ihrem Mundwinkel zucken.
„Miss Brown und Miss Baker, wollen sie vielleicht den Unterricht halten? Sie scheinen ja viel zu erzählen zu haben.“, sagte unser Lehrer Mister Smith ärgerlich.
„Nein sie machen das ganz toll Mister Smith, wirklich.“, antwortete ich leicht sarkastisch. In seinem Unterricht hört nie einer zu und lernen tun wir auch nichts so wirklich.
Smithy lief leicht rosa an und schaut mich wütend an. Ups, das war wahrscheinlich nicht gerade so überlegt gewesen.
„Soso, dann haben sie ja auch nichts dagegen wenn sie denn Unterricht heute Nachmittag nachholen oder? Nein? Sehr schön. Dann können sie jetzt mein Klassenzimmer verlassen.“, tobte er. Ich verdrehte die Augen, packte meine Sachen zusammen und stand auf.
„Wegen mir. Bis dann.“, sagte ich noch und verschwand eilends durch die Tür bevor er mir noch mehr Nachsitzen aufbrummte. Murrend lief ich in unser Sekretariat und begrüßte Marie unsere Sekretarien. Ich durfte sie schon beim Vornamen nennen da mich Mister Smith öfter aus dem Unterricht schmieß und wir uns dann immer hier melden mussten.
„Oh hallo Hailey. Lange nicht mehr gesehen, wieder Mister Smith?“, begrüßte mich Marie lächelnd. Ich fand sie schon immer sehr sympathisch.
„Jaah. Naja ist ja nichts weiter neues oder?“, antwortet ich. Sie schaute mich mitleidig an und stand auf. Sie ging vor und hielt mir die Tür zur Derektor auf. Ich war schon öfter in diesem Zimmer, immer wegen Mister Smith. Ihn fand ich schon immer unsympathisch.
Der Derektor blickte von seiner Arbeit auf als ich sein Zimmer betrat und seufzte leise.
„Danke Marie, sie können wieder gehen. Setz dich.“, fügte er an mich gewandt dazu. Ich setzte mich und hörte wie Marie die Tür leise schloss. Der Derektor unterschrieb noch irgendwas und legte das Blatt dann beiseite. Er schaute mich an und seufzte wieder leise. Warum tat er das immer wenn ich hier war? Ich fühlte mich dann immer wie ein kleines Kind, ich bin 17 verdammt noch mal!
„Hailey du kannst dich nicht immer mit Mister Smith anlegen! Er sitzt am längeren Hebel und …“, fing er an. Bla bla bla, dachte ich nur. Wir hatten diese Gespräch schon so oft. Ich konnte es glaube schon auswendig. Ich hörte ihm nicht zu, nickte nur an bestimmten Stellen und machte ein zustimmendes Geräusch.
„Schön das wir das geklärt haben, du kannst jetzt gehen.“, beendete er seien Vortrag. Ich stand auf und ging wieder in das Sekretariat wo ich warten musste bis die Stunde rum war. Als ich sah wer schon auf den Stühlen saß konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen. Bei dem Geräusch schaute er auf und musste auch lachen.
„Warum musste ich eigentlich die Fahrt zur Hölle durchstehen wenn wir jetzt beide hier sitzen?“, kicherte ich noch und ließ mich neben Tyler auf einen Stuhl fallen. Er lachte nur noch mehr.

-2-

Tyler und ich verbrachten also die Stunde im Sekretariat wo wir eindeutig mehr Spaß hatten als wenn wir beide im Unterricht gewesen wären. Ich erzählte ihm was zwischen mir und Smithy passiert ist und er sagte er habe sich mit einem aus seiner Klasse lautstark angelegt. Ich schaute ihn überrascht an. Tyler legt sich mit jemand an? Ich meine natürlich wird er schon mal aggressiv, er ist schließlich ein Kerl, aber das das in der Schule passiert habe ich noch nie erlebt.
„Warum hast du das gemacht?“, fragte ich ihn immer noch perplex. Er schaute mich nicht an und murmelte leise etwas vor sich hin. Ich verstand ihn nicht richtig und hatte das Gefühl als ob er sich schämte es mir zu erzählen. Ich stupste ihn in die Seite und sagte: „Erzähl schon!“
„Ist ja gut. Er hat dich beleidigt, okay? Und das kann ich nicht leiden. Also hab ich ihm gesagt wenn er noch mal was gegen dich sagt wird ich ihn mit dem Kopf in die Toilette stopfen und ein Foto machen was dann die ganze Schule geschickt bekommt. Das hat der Lehrer aber leider mitbekommen.“, erzählte er grummelnd. Ich blickte ihn lange an und gab ihm dann ein Kuss auf die Wange.
„Danke schön, für deine Ritterlichkeit.“, flüsterte ich ihm ins Ohr. Überrascht drehte er den Kopf in meine Richtung, so das wir nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren. Ich hätte mich nur leicht vorbeugen müssen um ihn zu küssen, was ich natürlich nie wollen würde, da er mein bester Freund war. Auch wenn seine Lippen einfach nur zum Küssen waren.
„Gern geschehen.“, antwortete er leicht abwesend. Er schaut mir nicht in die Augen sondern auf meine Lippen. Wollte er mich etwa küssen? Nein, bestimmt nicht. Wir waren nur Freunde, nichts weiter. Dennoch blieben wir in der Position, nah beieinander, abwartend was der andere tut.
Plötzlich riss uns ein Klingeln aus der Starre und wir fuhren auseinander. Die Stunde war vorbei. Ich sprang auf als auch schon Marie kam.
„Ihr könnt jetzt gehen. Hoffentlich kommt ihr beiden nicht so schnell wieder.“, sagte sie zwinkernd und ging wieder. Ich schaute nicht zu Tyler der immer noch auf seinem Stuhl saß, sondern stürmte aus dem Zimmer. Was war das gerade? Ich rannte zu dem Zimmer wo wir nun Unterricht hatten und entdeckte Tess schon auf ihrem Platz. Ich stürmte herein packte sie am Arm, ihren Aufschrei ignorierend und zerrte sie aus dem Zimmer und auf den Pausenhof, in unsere Ecke. Hier standen wir immer oder saßen oder lagen oder wie auch immer.
„Au! Verdammt Hailey was soll das?“, schimpfte sie und rieb ihren Arm wo ich sie einfach gepackt hatte.
„Jaja, jetzt hab dich nicht so. Ich muss mit dir reden!“, sagte ich leicht verzweifelt. Sie schaute mich, was so viel wie „Ach ne“ heißen sollte.
„Jetzt erzähl schon, während ich mein Arm wieder durchblute“, sagte sie gereizt. Also fing ich an ihr zu erzählen was passiert war. Ich erzählte ihr auch was heute Morgen passiert ist, bei mir zuhause. Als ich geendet hatte schaute sich mich an. Ich konnte ihren Blick nicht richtig deuten.
„Hm das ist schon komisch. Kann es sein das bei euch vielleicht doch mehr ist als nur Freundschaft? Schließlich hockt ihr ja nur auf einander da kann einem so was schon mal entgehen. Und das hört sich alles sehr danach an.“, sagte sie schließlich. Ich wollte gerade etwas sagen, als ich sah wie sie leicht mit dem Kopf schüttelte, unser Zeichen still zu sein. Dieses Zeichen hat uns schon oft gerettet. Ich schaute hinter mich und sah Tyler und Jason auf uns zu schreiten. Jason war ein sehr guter Freund von uns und wir verbrachten viel Zeit mit ihm. Und schlecht sah er schließlich auch nicht aus.
„Na ihr zwei.“, rief Tess fröhlich zu den beiden rüber. Sie lächelten beide als sie vor uns standen. Tyler schaute mich immer noch nicht an. War es ihm peinlich was passiert war? Ich hatte keine Ahnung. Jason setze sich neben Tess, so das Tyler sich neben mir nieder lassen musste ob er wollte oder nicht. Tess schaute mich kurz an, was wohl bedeuten sollte ich soll mich nicht so haben und normal werden. Erst da merkte ich, dass ich mich leicht verspannt hatte. Ich lockerte meine Muskeln soweit es ging und folgte dem Gespräch was sich bereits entwickelt hatte. Ich benahm mich ganz normal auch wenn ich nicht so mit Tyler herumalberte wie das sonst immer der Fall war. Als wir nur noch fünf Minuten Pause hatten machten wir uns langsam auf den Weg in unser Zimmer. Ich verabschiedete mich kurz von Jason und gab Tyler ein Kuss auf die Wange wie ich es immer tat. Er schaute uns hinterher, das spürte ich.
„Ihr wart ja gerade ganz schön verkrampft.“, teilte mir Tess mit. Ich nickte nur, ich hatte jetzt keine Lust über das Thema zu reden da ich selber noch nicht genau wusste was Fakt ist. Entwickelten sich da etwa stärkere Gefühl als nur Freundschaft? Und gefiel mir das?

-3-

Ich überstand den restlichen Tag ohne größere Zwischenfälle, auch wenn Natascha die Schulschlampe mich blöd vollpulverte mit ihren hirnlosen Kommentaren, gab es sonst nichts Aufregendes zu erzählen. Ich wollte gerade nach Hause gehen, als ich hinter mir ein Räuspern hörte. Ich drehte mich um und entdeckte Smithy. Ich starrte ihn erst einmal vollkommen verdattert an, als mir wieder einfiel das ich ja noch nach sitzen musste. Verdammt das hatte ich total vergessen!
„Haben wir nicht was vergessen Miss Brown? Wie ich mich erinnere haben wir noch eine Unterrichtsstunde zusammen.“, kicherte er mit einem fiesen Grinsen. Mich schüttelte es. Ich fand es ja gruselig wenn ältere Menschen kicherten.
„Ich wollte mich gerade auf den Weg zu ihnen machen.“, sagte ich selbstbewusst. Man hörte mir nicht an, das ich das eigentlich NICHT vorhatte, aber meine schauspielerischen Fähigkeiten halfen mir.
„Wirklich? Danach sah es aber nicht aus.“, meinte er zweifelnd. Anscheinend war doch nichts von einem Schauspieler vorhanden. Mist! Egal, ich sagte nicht sondern sah ihn einfach nur abwartend an.
„Nun gut, kommen sie mit. Da ich jetzt Unterricht habe werden sie sich einfach da mit hinein setzten und versuchen mitzukommen. Ich habe keine Zeit mich mit ihnen noch länger herumzuschlagen, als es notwendig ist.“, schwaffelte er los. Ich marschierte brav hinter ihm her. In welche Klasse ich jetzt wohl musste? Hoffentlich in eine der Unterstufe, da musst ich nicht so aufpassen da ich ja alles schon hatte. Allerdings kam es anders als erhofft.
Er ging auf eine Tür zu und öffnete diese.
„Ruhe alle miteinander! Wir haben heute einen Gast, der sich nicht benehmen konnte und daher nachsitzen muss. Seit jedoch nett zu ihr.“, sagte er zu der Klasse. Ich stand immer noch draußen und konnte alles trotzdem sehr schön hören, was er wusste. Ich verdrehte die Augen, sollte er doch sagen was er wollte, wenn es ihm dann besser ging, bitte.
„Kommen sie rein!“, rief er mir zu. Ich setzte mich in Bewegung und ging in den Klassenraum. Ich schaute mich um und erstarrte. Ich war in Tylers Klasse!
„Setzten sie sich einfach irgendwo hin und versuchen sie zu folgen.“, redete er auch schon weiter. Ich schaute mich um und entschied mich, neben Tyler Platz zu nehmen. Als ich saß hörte ich hinter mir ein kleines Lachen. Ich drehte mich um und sah Timithy Moor, oder auch nur Tim und Andrew Black. Sie schauten mich beide belustigt an.
„Na sieh mal einer an, wenn haben wir denn da? Ist das nicht die Kleine die Tyler immer so schön verteidigt? Aber ich muss schon sagen, er hat wirklich Glück mit dir. Ich meine schlecht siehst du ja nicht gerade aus.“, sagte Tim leise zu mir. Ich schaute kurz zu Tyler, ich wusste das er alles gehört hat, seine Hand war zur Faust geballt und sein Kiefer sah verkrampft aus. Ich schaute wieder zu Tim, der mich immer noch gehässig angrinste.
„ Erstens, nur eine Person darf mich Kleine nennen und das bist garantiert nicht du. Zweitens mich muss man nicht verteidigen, dass kann ich auch schon alleine und drittens interessiert es mich nicht ob du mich hässlich findest oder hübsch oder sonst was. Deine Meinung ist mir komplett egal.“, zischte ich ihm in giftigem Tonfall zu, so das nur er und Andrew es hörten. Was bildet sich dieser Idiot eigentlich ein? Sah ich vielleicht aus wie ein kleines Mädchen, was man schnell mal einschüchtern kann? So was ließ ich mir nicht gefallen.
Er schaute mich perplex an und ich streckte ihm die Zunge raus und versuchte mich auf den langweiligen Unterricht zu konzentrieren. Ich merkte wie Tyler mich anstarrte, doch ich wollte ihn jetzt nicht anschauen.
„Kleine du hast echt Feuer!“, lachte es schon wieder hinter mir. Ich verdrehte die Augen und ignorierte ihn. Doch das nützte mir nichts.
„Würdest du mal mit mir ausgehen? Komm sag ja, was hast du schon zu verlieren?“, säuselte es hinter mir weiter. Ausgehen? Mit dem? Niemals! Ich wollte ihm gerade meine Meinung sagen, als ich ein Knacken hörte. Ich schaute in die Richtung aus der das Geräusch kam und sah überrascht das Tyler seinen Stift zerbrochen hatte und ein wutverzerrtes Gesicht hatte. Ich legte ihm meine Hand auf seinen Arm. Er wandte sein Gesicht mir zu und schaute mich mit funkelten Augen an. Völlig perplex streichelte ich nur seinen Arm und beruhigte ihn damit langsam. Ich schielte kurz zu Smithy, doch der schien von dem Ganzen nichts mitbekommen zu haben.
„Oh Kleine wenn du mich nur mal so streicheln könntest.“, seufzte Tim hinter uns. Kann er es nicht mal sein lassen? Sieht er nicht das Tyler kurz vor dem Ausrasten ist? Ich schaute wieder zu ihm und sah erneut das sein Gesicht vor Wut leuchtete. Was war nur mit ihm los? Sonst ist er auch nie so ausgerastet, was war anders? Okay, er konnte es noch nie leiden wenn mich jemand angemacht hat, aber so schlimm war es noch nie.
„Lass sie in Ruhe Tim. Oder es wird dir leid tun!“, knurrte er nun nach hinten. Seine Stimme klang bedrohlich, sie jagte mir einen Schauer über den Rücken. Auch Tim schaute überrascht.
„Meine Herren, ich bitte um Ruhe, wir wollen hier schließlich etwas lernen.“, rief Mister Smith. Zum Glück beruhigten sich alle wieder etwas, auch Tyler auch wenn er immer noch total verkrampft auf seinem Stuhl saß.
Die restliche Stunde passierte nichts mehr, was ich nur gut fand. Als es klingelte sprang Tyler sofort auf und lief samt Tasche aus dem Raum. Ich wusste das er jetzt aus hatte, aber warum ließ er mich hier stehen?
„Scheinst ihm ja sehr wichtig zu sein wenn er dich hier einfach stehen lässt.“, meinte Tim hinter mir. Ich drehte mich nicht zu ihm um sondern packte meine Sachen zusammen, als ich Anstalten machte zu gehen kam er hinter mir her.
„Sag mal, soll ich dich vielleicht nach Hause fahren? Jetzt wo Tyler dich einfach stehen gelassen hat? Es würde mir wirklich nichts ausmachen.“, lächelte er. Sag mal, hatte der Typ eine gespaltene Persönlichkeit? Erst macht er mich machomäßig an und jetzt will er mich nach Hause fahren? Irgendetwas stimmt da nicht.
„Nein ich fahr lieber mit dem Bus, aber danke für das Angebot.“ antwortete ich. Ich schaute zu ihm und merkte das er wirklich traurig aussah. Was geht hier eigentlich ab? Wir waren jetzt am Parkplatz angekommen und ich sah das Tyler noch an seinem Auto stand und mich beobachtete. Seine Augen verengten sich, als er sah das Tim neben mir lief. Tyler kam langsam auf uns zu und hatte beide Hände zu Fäusten geballt. Ich sah die Gefahr schon kommen und verabschiedete mich schnell von Tim.
„Bis dann Tim.“, sagte ich und rannte auf Tyler zu. Als ich vor ihm stand blieb er stehen, aber schaute immer noch Tim an. Er zitterte vor unterdrückter Wut, was war nur mit ihm los?
Ich streichelte leicht sein Gesicht und redete auf ihn ein.
„Hey. Ganz ruhig. Komm wieder runter, Tyler.“, sagte ich leise zu ihm. Endlich schaute er mich an und seine Wut ebbte wieder ab. Wir gingen auf sein Auto zu und stiegen ein. Die Musik dröhnte laut und das war das erste Mal das es mich störte.

-4-

Wir fuhren schweigend zu mir nach Hause und die Musik war das einzige was man hörte. Er hielt vor meinem Haus an und blickte stur weiter gerade aus, er wartete bis ich ausstieg doch das wird nicht passieren. Nicht bevor wir nicht geredet hatten. Ich drehte die Musik leiser und er schaute überrascht zu mir herüber.
„Tyler wir müssen reden!“, seufzte ich. Ich schaute ihm ins Gesicht und sah wie es sich leicht versteinerte. Wenn man ihn nicht kennen würde, wäre es nicht aufgefallen, aber ich war seine beste Freundin und ich merkte so etwas.
„Was war das heute? Ich meine wieso rastest du so aus nur weil mich ein Kerl anspricht? Das ist weiß Gott nicht das erste Mal, aber nie bist du so aggressiv geworden und ich will wissen warum!?“, schrie ich ihn schon fast an.
Er schaute mich nicht an und sagte auch nichts. Er schaute nur wieder gerade aus. Als ich schon glaubte er würde nichts sagen wollen und aussteigen wollte, fing er an leise zu reden.
„Und was war mit dem Beinahe-Kuss? Warum warst du danach so verkrampft? Es ist nichts passiert und was die Sache mit Tim angeht, ich will nicht das du dich auf so ein einlässt, er ist einfach nur ein Arsch. Er nimmt jede und will sie nur für das eine und ich will nicht das du nur eine weitere seiner Nummern bist.“, endete er, nun wieder ziemlich sauer.
„Der Kuss war nur beinahe was bedeutet, er ist nicht der Rede wert und was Tim angeht bin ich dir dankbar aber das hättest du mir auch einfach sagen können.“, sagte ich milde lächelnd. Ich beugte mich zu ihm herüber und küsste ihn auf die Wange. Nun lächelte er wieder und gab mir einen kleinen Kuss auf die Stirn.
„Na los Kleine geh schon rein.“, sagte er zu mir mit einem Zwinkern. Ich stieg aus und rief ihm noch zu, dass wir heute Abend telefonieren. Ich schloss unsere Tür auf und ging ins Haus. Ich hörte wie Tyler losfuhr und verdrehte die Augen, er wartet immer bis ich im Haus bin, ehe er los fuhr.
„Mom ich bin wieder zu Hause!“, rief ich und schlenderte die Treppen hinauf in mein Zimmer. Da ich nie wirklich Hunger hatte wenn ich nach Hause kam setzte ich mich gleich an meine Hausaufgaben, auch wenn ich keine Lust dazu hatte, aber lieber das als noch einmal nachsitzen. Als ich mit allem durch war, wurde es schon langsam dunkel draußen. Ich zog mir schnell noch meine Sportsachen an und ging raus eine Runde joggen. Ich liebte es abends einfach eine Runde laufen zu gehen und mich richtig auspowern zu können. Als ich gerade eine kurze Pause machte und mich auf die Bank setze, hörte ich wie jemand hinter mir meinen Namen rief. Ich drehte mich herum und sah Tim grinsend auf mich zu kommen.
„Was machst du denn hier?“, stieß ich leicht überrascht hervor. Erst jetzt fiel mir auf wie gut er aussah. Er hatte blonde Haare, die verwuschelt aussahen und ihn einfach nur süß aussahen ließen. Seine Augen hatten die Farbe wie Schokolade und man konnte sich darin verlieren. Auch sein Körper war nicht von schlechten Eltern.
„Na genug gestarrt?“, grinste er mich an und mein Gesicht glühte. Er setze sich neben mich.
„Ich habe gar nicht gestarrt!“, sagte ich trotzig. Er lachte nur.
„Na alles wieder klar zwischen dir und Tyler? Er sah ja ganz schön sauer aus, so hab ich ihn noch nie gesehen.“, meinte er stirnrunzelnd. Ich erzählte ihm, dass alles wieder gut war und er sich nur ein bisschen aufgeregt habe.
„Nur ein bisschen? Na dann will ich ihn nicht erleben wenn er richtig wütend ist.“, sagte er mit einem schiefen Lächeln. Er sah wirklich gut aus so wie er da neben mir saß. Wie konnte ich am Anfang nur denken er wäre der totale Macho? Er war wirklich nett und das war nicht nur gespielt.
Wir unterhielten uns noch eine Weile bis ich dann bemerkte, dass es schon richtig finster war. Wir beide standen auf und ich umarmte ihn zum Abschied. Ich rannte nach Hause und entschuldigte mich bei meiner Mutter, dass ich erst so spät heimkomme. Ich stellte mich unter die Dusche und merkte wie meine Muskeln sich langsam entspannten. Als ich fertig war zog ich mir mein Schlafzeug an und legte mich in mein Bett. Als ich gerade dabei war einzuschlafen klingelte mein Telefon. Ich schaute auf das Display, Tyler! Ach wir wollten doch telefonieren, das hatte ich total vergessen. Schnell nahm ich ab und so redeten wir noch eine ganze Weile über Gott und die Welt. Ich erzählte ihm nichts davon das ich Tim getroffen hatte, er hätte sich nur unnötig aufgeregt.
Als ich in den Hörer gähnte, hörte ich ihn lachen.
„Kleine, geh jetzt besser ins Bett du bist doch total müde.“, lachte er immer noch.
„Jaah ich glaube das mach ich jetzt auch. Gute Nacht Tyty. Ich hab dich lieb.“, sagte ich und legte auf. Kaum lag ich richtig im Bett, schlief ich auch schon ein.

Die Woche verging und alles war wieder beim alten. Ich verstand mich mit Tim eigentlich ganz gut, auch wenn Tyler es nicht gerne sah. Als es Freitag wurde fragte mich Tess ob wir abends in einen Club gehen wollten.
„Jaah das hört sich super an!“, rief ich begeistert. Ich liebte es feiern zu gehen und einfach ausgelassen zu tanzen.
„Fragen wir Tyler und Jason ob sie mitkommen wollen?“, lachte Tess. Sie lachte immer wenn ich mich freute wie ein kleines Kind.
„Na klar. Wie sollen wir denn sonst zu dem Club kommen?“, fragte ich gespielt entrüstet. Wenn die beiden nicht mitkamen, würde es nie so spaßig werden. Ich lief zu ihnen hin, da sie heute mal bei ihren Klassenkameraden standen und nicht bei uns, und sprang Tyler auf den Rücken. Ich umklammerte ihn wie ein kleines Äffchen. Er wirkte zuerst überrascht aber lachte dann, als er merkte das ich es bin.
„Nicht so stürmisch, Kleine.“, sagte er vergnügt. Ich beugte mich etwas vor und gab ihm ein Kuss auf den Hals, da ich nicht an seine Wange kam. Die anderen die um uns herum standen sahen entweder perplex drein oder aber amüsiert. Sie waren solche Aktionen schon von mir gewöhnt.
Nun kam auch Tess angeschlendert und lachte als sie sah, dass ich auf Tylers Rücken hing. Ich streckte ihr die Zunge raus und kuschelte mich enger an ihn. Tess begrüßte alle in der Runde und drehte sich dann zu mir, beziehungsweise Tyler um.
„Hast du schon gefragt? Oder warst du zu sehr beschäftigt?“, fragte Tess mich. Tyler schaute nur fragend drein, so das Tess annahm das ich noch nicht gefragt hatte, was ich ja auch nicht hatte.
„Wir wollten euch fragen ob ihr heute Abend mit uns in einen Club gehen wollt?“, fragte Tess seufzend. Tyler drehte den Kopf und sah mich fragend an, doch dann wandte er sich wieder an Tess.
„Also ich komm gerne mit. Ich weiß ja nicht wie es bei dir aussieht Jason?“ „Klar komm ich mit, blöde Frage!“, sagte Jason nur und grinste. Wenn es um so was ging war er immer sofort Feuer und Flamme.
„Also gut. Dann holt ihr uns heute Abend so gegen halb neun ab, okay?“, sagte Tess. Tyler nickte nur zustimmend und wir machten uns auf den Weg Richtung Schule da die Pause fast vorbei war. Ich hing immer noch auch Tylers Rücken. Er brachte mich bis zum Klassenzimmer und dort gleitete ich langsam seinen Rücken herunter. Als ich vor ihm stand sah ich wie seine Augen geschlossen waren. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange, und sah wie sich seine Augen langsam öffneten. Er schaute mich mit einem Ausdruck aus Genuss und Schmerz an, doch ehe ich etwas sagen konnte drehte er sich um und verschwand. Was war das nun schon wieder? Kopfschüttelnd ging ich in meine Klasse und versuchte dem Unterricht zu folgen, doch meine Gedanken landeten immer wieder bei Tyler. Wieso? Ich konnte es mir nicht erklären.
Ich überstand den restlichen Schultag noch irgendwie, doch vom Stoff bekam ich nichts mit. Als die Schule vorbei war, verabschiedete ich mich von Tess und machte mit ihr aus das sie um sechs bei mir sein sollte. Wir mussten uns schließlich fertig machen für den Club.
Ich fuhr heute mit dem Bus da Tyler noch eine Stunde hatte und ich nicht warten wollte. Als ich endlich zu Hause war, machte ich mir schnell etwas zu Essen und setzte mich an die Hausaufgaben, schließlich wollte ich heute Abend feiern und mir keine Gedanken über noch anzustehende Hausaufgaben machen.
Ich bin gerade fertig als es an der Tür klingelte, ein kurzer Blick auf die Uhr sagte mir das es Tess war. Es war erst halb sechs, aber sie kam immer zu früh. Das genaue Gegenteil von mir. Ich kam immer zu spät, egal wohin. Ich rannte also schnell die Treppe herunter und machte die Tür auf.
Sie stand grinsend vor mir und ich verdrehte nur die Augen, umarmte sie aber trotzdem fest. Zusammen gingen wir hoch in mein Zimmer. Sie setze sich auf mein Bett und ich räumte noch schnell meine Schulsachen weg.
„Hab ich dich gestört?“, fragte sie schuldbewusst mit einem Blick auf meine Bücher. Ich schüttelte nur mit dem Kopf. „Nein ich bin gerade fertig geworden.“, sagte ich lächelnd. Nun lächelte sie auch wieder. Ich setze mich zu ihr auf das Bett und wir bequatschen alles. Was wir anziehen sollten, wie wir unsere Haare machen sollten, wie wir uns schminken sollten und so weiter. Als es halb sieben war gingen wir in die Küche und machten uns etwas zum Abendbrot. Als wir fertig waren ging ich schnell unter die Dusche. Ich genoss es wie immer, ich liebte duschen! Als ich fertig war, drehte ich seufzend das heiße Wasser ab und stieg aus der Dusche. Ich wickelte mich in ein Handtuch und ging in mein Zimmer wo Tess auch schon wartete. Ich zog mir noch schnell meine Unterwäsche an und stellte mich dann mit ihr vor meinen Schrank.
„Sooo, dann suchen wir dir mal etwas heißes zum anziehen.“, meinte sie mit einem schiefen lächeln. Wir durchsuchten meinen ganzen Schrank, aber fanden nichts Passendes. Ich setze mich auf mein Bett und schaute trotzig zu meinem Schrank. Ich hasse dich, blöder Schrank!
„Jetzt zieh nicht so ein Gesicht. Ich habe da eine Idee. Warte!“, sagte sie lächelnd und lief zu ihrer Tasche. Was kam denn jetzt? Sie zog ein Atemberaubendes schwarzes Kleid aus ihrer Tasche. Ich starrte das Kleid nur an, es war einfach perfekt. Wo hatte sie das her?
„Wooo-oo ha-st du da-s Kle-id her?”, stotterte ich. Sie grinste mich überlegen an und warf es mir zu. Das meinte sie doch nicht ernst?!
„Ich darf das anziehen?!“, fragte ich leise. Sie schaute mich nur weiter grinsend an und nickte dann. Ich rannte auf sie zu und umarte sie stürmisch.
„Ist ja gut, erdrück mich nicht.“, meinte sie schnaufend. Ich ließ sie los und zog mir schnell das Kleid an. Es stand mir perfekt. Es war kurz, sehr kurz. Es ging mir nur bis kurz unter den Arsch und hatte einen tiefen Ausschnitt. Hinten war es offen und man konnte sehr weit sehen. Ich drehte mich vor dem Spiegel hin und her und bestaunte das Kleid. Ich liebte es.
„Ich kann das nicht anziehen!“, sagte ich ernst und drehte mich zu Tess um. Sie schaute mich mit offenem Mund an und zeigte mir den Vogel.
„Du bist doch dämlich du ziehst das Kleid an und nichts anderes, es steht dir besser als mir und ich ziehe das rosa an was wir vorhin bei dir gefunden haben. Ich kann das anziehen ohne wie eine Barbie auszusehen, wie es bei dir der Fall gewesen wäre. Also basta und jetzt geh dich schminken, die Jungs kommen in einer halben Stunde. Los!“, rief sie mir hinterher. Sie hatte mich aus der Tür geschoben und die Tür zu gemacht. Ich schaute verwundert zu der Tür hinter der Tess jetzt war.
Ich ging ins Bad und schaute mich noch mal im Spiegel an. Der BH musste weg, dachte ich und zog in mir schnell aus. So sah es viel besser aus. Ich schminkte mich noch schnell und machte mir die Haare. Ich lockte sie mir etwas und schaute dann in den Spiegel. Also mir gefiel es.
Ich ging wieder in mein Zimmer und sah Tess an. Sie sah einfach verdammt heiß aus. Das pinke Kleid von mir stand ihr wirklich. Es war etwas länger als meins, aber hatte ein ähnlichen Ausschnitt. Ihre Haare hatte sie locker hoch gesteckt, und geschminkt hatte sie sich dezent. Sie schaute mich an und ich schaute sie an.
„Du siehst heiß aus!“, sagten wir beide gleichzeitig und mussten dann lachen. Wir zogen uns geraden unsere Schuhe an als es klingelte. Ich ging runter und schrieb meiner Mutter einen Zettel das ich ihm Club war. Sie verstand das schon. Tess hatte inzwischen die Tür geöffnet und ich hört wie sie Tyler und Jason begrüßte. Ich ging aus der Küche und ihn den Flur wo alle drei standen. Als so mich hörten blickte Tyler auf und erstarrte. Er blickte mich von oben bis unten an und schluckte dann. Ich lächelte ihn leicht an und ging auf ihn zu. Durch meine hohen Schuhe war ich ein Stück größer, kam aber immer noch nicht an seine Größe heran. Ich begrüßte ihn und Jason, der mich auch anstarrte. Ich lächelte nur leicht, ich wusste das ich gut aussah.

-5-

„Kann es losgehen Leute? Oder wollt ihr noch etwas länger starren? Ich merk schon du wirst mir heute Abend ganz schön die Show stehlen.“, meinte Tess leise lachend und ging voraus zu Tylers Wagen. Tess und ich stiegen hinten ein und die anderen beiden vorne. Als alle saßen fuhren wir los in Richtung Club. Wir fuhren ungefähr eine Stunde, da der Club etwas abseits lag. Wir konnten schon von weitem die Lichter sehen und auch die Musik, trotz des Lärmes im Auto. Der Club war total angesagt, deswegen wurde er auch nur Club genannt.
„Ladys, wir sind gleich da.“, rief Jason freudig aus. Als wir auf den Parkplatz fuhren sahen wir die Schlange die vor dem Club stand. Wir alle seufzten zeitgleich.
„Anscheinend hatten nicht nur wir die Idee heute feiern zu gehen.“, sagte ich und blickte die lange Schlange vor dem Club an. Da standen wir ja bis nach Mitternacht!
„Na los Leute, ab ans Ende der Schlange.“, meinte Tyler zerknirscht. Wir wollten uns gerade losbewegen, als der Türsteher uns zuwinkte. Wir blickten uns verwundert an und gingen zu ihm. Als wir an der Schlange vorbei gingen, sahen alle männlichen wie auch weiblichen Wesen zu uns. Die Männer schauten begierig und die Frauen schauten neidig oder biestig. Als wir beim Türsteher waren ließ er uns durch ohne ein Wort zu sagen, wir konnten unser Glück kaum fassen.
„So schnell waren wir noch nie in einem Club!“, meinte Jason lachend und beugte sich zu mir und küsste mich auf die Wange „Danke!“, sagte er zu mir. Danke? Aber ich hatte doch gar nichts gemacht! Er deutete nur auf mein Kleid und nun wusste ich auch warum wir so schnell rein gelassen wurden. Wir gingen zuerst an die Bar und bestellten uns was zu trinken. Die Jungs spielten erst eine Runde Schnick-Schnack-Schnuck um zu entscheiden wer nach Hause fahren musste. Jason verloren und fluchte laut. Tyler klopfte ihm auf die Schulter und bestellte sich ein Whiskey. Mir war es unschlüssig wie er so was trinken konnte, es schmeckte einfach ekelhaft.
Ich nahm mein Bacardi-Cola und Tess ihren Batida-Kirsch und so gingen wir und suchten uns erstmal eine Sitzecke, die überall im Club standen. Nachdem wir eine gefunden hatten, ließen wir uns nieder und quatschen erst noch eine Runde, da der Club noch nicht so überfüllt war. Für Getränkenachschub sorgten die Jungs immer, da wir Mädels zu faul waren immer an die Bar zu gehen und dort ewig lang anzustehen.
Als dann ein gutes Lied kam fragte ich Tess ob sie mit tanzen kommen wollte, aber sie verneinte. Enttäuscht wollte ich mich schon wieder setzen als Tyler auf einmal aufstand und mich angrinste. Ich grinste zurück und zusammen gingen wir auf die volle Tanzfläche. Ich fing an zu tanzen und er tanzte mich von hinten an. So tanzten wir immer wenn wir weg waren. Er schlang einen Arm um meine Taille und presste mich näher an sich heran. Das machte er sonst nie, aber es war auch kein unschönes Gefühl. Es fühlte sich sogar richtig gut an. Also tanzte ich eng an ihn gepresst und ließ mich einfach gehen.
Mir kam auf einmal eine Idee, die ich auch in die Tat umsetze. Ich wiegte meine Hüften hin und her und da ich mit dem Rücken zu ihm stand, rieb mein Arsch über seine Lendengegend. Ich hörte ihn leise an stöhnen, aber ich machte trotzdem weiter. Er zog mich noch enger an sich, so dass er es mir erschwerte damit weiter zu machen. Er knurrte mir ins Ohr doch ich hörte nicht auf. Er wirbelte mich plötzlich herum und konnte ihm so ins Gesicht sehen. Mich wundert es, dass ich seinen kleinen Freund noch nicht gespürt hatte, denn er schaute mich mehr als erregt an. Ich hatte nun mal mit dem Spiel angefangen und würde es auch beenden. Ich stellte mich knapp vor ihn hin, und als ob seine Hände nicht anders könnten, legten sie sich wieder auf meine Taille. Ich schlängelte mich langsam und qualvoll für ihn an seinem Körper herab und wieder herauf. Er schaute mir die ganze Zeit ins Gesicht. Als ich im wieder ins Gesicht sah, beugte er sich vor und flüsterte mir ins Ohr.
„Treib es nicht zu weit, ich kann auch spielen, Kleine“, flüsterte er leise und mit rauer Stimme. Ich lächelte ihn nur an und gab ihm einen Kuss auf den Hals und sah erstaunt wie sich eine Gänsehaut bei ihm ausbreitete. Das musste ich mir merken. Ich drehte ihm wieder den Rücken zu und begann mich wieder an ihm zu reiben.
„Ein kleines bisschen kann ich noch spielen.“, murmelte ich leise zu ihm und sah wie er sich kurz verspannte. Ich hatte die Musik und die Menschen um uns herum total vergessen und alles ausgeblendet, nur noch Tyler war in meiner Welt vorhanden. Ich weiß nicht was mich getrieben hatte weiter zu machen, vielleicht lag es am Alkohol den ich nun schon zur Genüge intus hatte oder auch es lag daran das zwischen uns wirklich mehr als Freundschaft war, aber ich machte weiter.
Wir tanzten immer enger zusammen und ich merkte wie er sich anspannte. „Klein wenn du nicht sofort aufhörst, kann ich mich nicht mehr beherrschen. Ich bin zwar dein bester Freund aber auch nur ein Mann.“, flüsterte er mir mit rauer Stimme ins Ohr. Ich merkte wie mir ein Schauer über den Rücken lief, bei seinen Worten. Was sollte ich tun? Soll ich aufhören oder weiter machen und vielleicht meinen besten Freund verlieren. Ich wusste es nicht. Vielleicht sollte ich mich auch einfach darauf einlassen und sehen was daraus wird, aber hatte ich überhaupt solche Gefühle für ihn? Und hatte er sie für mich? Ich wusste es nicht.
Während meines inneren Monologes tanzten wir weiter so eng zusammen und ich merkte, dass es Tyler gefiel. Nicht an seinen Worten sondern weil ich plötzlich seinen kleinen Freund spüren konnte. Ich fragte mich wie er wohl im Bett war…?
Wo kam denn jetzt dieser Gedanke her? Ich wollte es doch eigentlich gar nicht wissen. Oder doch? Ich weiß es nicht.
Plötzlich zog mich Tyler zur Wand und drückte mich mit seinem Körper dagegen. Ich hatte keine Chance mehr auszuweichen und zu entkommen. Er beugte sich zu mir runter, bis unser Gesicht nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt war.
„Hailey, du musst dich jetzt entscheiden, willst du weiter machen oder wir hören jetzt auf und vergessen die ganze Sache. Es liegt ganz bei dir.“, flüsterte Riley mir ins Ohr.
Was sollte ich denn jetzt tun? Sollte ich mich darauf einlassen oder nicht?

-6-

Ich starrte hoch in Tylers Gesicht und überlegte mir welche Entscheidung ich treffen sollte. Sollte ich es darauf ankommen lassen und ihn als Freund verlieren oder jetzt aufhören und nie erfahren was passiert wäre? Würde er es einfach so vergessen? Konnte ich es einfach so vergessen? Verdammt ich war noch nie so verwirrt gewesen. Warum überließ er auch mir die Entscheidung? Konnte er nicht einfach sagen was er wollte? Meine Gedanken waren wie vernebelt und da war der viele Alkohol den ich schon intus hatte nicht gerade hilfreich.
Während ich noch am überlegen war, was ich jetzt am besten tat kam Tess auf uns zu gerannt und zog mich von Tyler weg.
„Tess! Was soll das?“, verlangte ich lautstark zu wissen. Ich schaute mich nach Tyler um, der immer noch an der Wand stand und uns hinter her starrte. Ich wollte mich von Tess losreißen aber sie hielt mich im festen Griff und führte mich auf die Toiletten, wo sie mich auf eine der Bänke setzte und sich vor mir aufbaute. Hier drin war die Musik leiser, dass man sich ungestört unterhalten konnte.
„Was zum Teufel sollte das gerade?!“; fragten wir beide gleichzeitig. Wäre es eine andere Situation gewesen würden wir jetzt anfangen mit kichern und alles wäre gegessen, aber dazu war sie und ich zu sauer.
„Hailey, ist dir eigentlich klar, dass du grade Dirty Dancing mit deinem besten Freund hattest? Und damit meine ich nicht das mit den Hebefiguren im Wasser!“, sagte sie zornig und stemmte dabei ihre Hände in die Hüften. Ich schaute mit wütenden Augen zu ihr hoch.
„Na und wenn schon. Wir wussten beide das es nichts als Spaß war.“, meinte ich trotzig, auch wenn ich es besser wusste. Sie zog eine ihrer Augenbrauen hoch und schaute mich mit einem ihrer „Ach-tatsächlich?!“-Blicke an, welche ich so hasste.
„Danach sah es aber nicht aus. Es sah eher so aus, als wolltest du am liebsten über ihn herfallen und ihn dann in deine Höhle schleppen. Verdammt, er ist dein bester Freund! Wenn du wirklich tiefere Gefühle für ihn hast, schön, aber tu nichts Unüberlegtes weil du viel getrunken hast.“ sagte Tess aufbrausend. Warum mischt sie sich da überhaupt ein? Gut sie ist meine beste Freundin und ja sie weiß was gut für mich ist, aber trotzdem war es meine Entscheidung was ich mit Tyler treib und was nicht.
„Ich bin nicht betrunken.“, lallte ich vor mich her. War das wirklich meine Stimme? Warum zum Teufel hatte ich nur so viel getrunken? Mit einem Mal wurde mir bewusst, was ich fast getan hätte. Oh mein Gott! Ich hätte beinahe was mit meinem besten Freund angefangen! Was wäre gewesen wenn wirklich mehr passiert wäre? Hätte ich ihn dann verloren? Das hätte ich nie überstanden! Wenn ich nur daran dachte kamen mir schon die Tränen. Auf einmal fing ich an mit schluchzen und konnte nicht mehr aufhören. Tess setzte sich seufzend neben mich und nahm mich in den Arm.
„Sch-sch Süße, es ist ja nichts passiert. Du hast Tyler nicht verloren und die Sache wird auch nicht zwischen euch stehen, da bin ich mir sicher.“, versuchte sie mich zu beruhigen. Doch es wollte nicht klappen, ich weinte nur noch mehr. Ich musste mit ihm reden und zwar schnell. Ich versuchte aufzustehen, doch irgendwie wollte es mir nicht gelingen, verdammt sollst du sein Alkohol!
„Wo willst du denn hin?“, fragte mich Tess entgeistert und überrascht über meine plötzliche Sinneswandlung.
„Ich muss mit Tyler reden.“, versuchte ich zu sagen, aber alles was aus meinem Mund kam war: schraden Geiler.
„Du kannst jetzt nicht mit ihm reden, zumindest nicht in dem Zustand. Auch wenn ich dich vielleicht verstehe, er wird das nicht so leicht schaffen in seinem Zustand.“, meinte Tess. Deswegen war sie meine beste Freundin, sie verstand auch mein nichtssagendes betrunkenes Geschwaffel. „Tess, hab ich dir schon mal gesagt das du meine beste Freundin bist?“; meinte ich leise kichernd. Sie raffte sich mit mir zusammen auf und verdrehte die Augen.
„Jaja, ich weiß. Komm wir suchen jetzt die anderen beiden und dann geht’s nach Hause, du hattest genug heute.“
Mit diesen Worten schleppten wir uns aus der Toilette und gingen auf die Suche nach den Jungs. Gerade als wir wieder auf der Tanzfläche waren entdeckte ich Tim und machte mich von Tess los.
„Hailey, wo willst du hin?“, schrie sie mir hinterher aber ich war schon auf dem Weg zu Tim. Kaum war ich bei ihm umarmte ich auch schon den sichtlich überraschten Tim.
„Hey Süße, was für eine angenehme Überraschung.“, sagte er und erwiderte meine Umarmung, jetzt da er wusste wer ich war.
„ Finde ich auch.“, meinte ich in meinem vollen Zustand. Und schaute zu ihm auf. Er lächelte nur und zog eine Augenbraue nach oben.
„Ohje, da hat wohl jemand zu tief ins Glas geschaut was. Wo ist denn Tyler? Sollte er nicht auf dich aufpassen, wenn du schon in so einem Zustand bist?“, flüsterte er mir belustigt ins Ohr, da ich ihn ansonsten nicht verstanden hätte. Auf seine Frage hin kicherte ich nur und schmiegte mich an ihn. Er umarmte mich locker und hielt nach den anderen Ausschau.
„Süße, ich find es ja ganz klasse was du da machst, aber wenn Tyler uns so sieht nimmt das kein gutes Ende für mein Gesicht. Komm gib mir deine Hand und ich führ dich zu deinem Beschützer, in Ordnung?“, sagte Tim und fasste mich gleichzeitig bei der Hand.
„Oke.“, kicherte ich nur und ließ mich von Tim durch den Club führen. Als wir an der Bar ankamen sah ich schon Tess, die aufgeregt mit Jason redete und neben ihnen stand Tyler mit einer Fremden, die sich die ganze Zeit an ihn klammerte. Wer zum Teufel war das? Und warum meldete sich plötzlich ein stechender Schmerz in meinem Inneren? War ich etwa eifersüchtig auf diese Tusse, die sich an meinen besten Freund ranmachte? Und warum ließ er sich das gefallen? Aber was er kann, konnte ich schon lange. Ich ließ mich noch ein paar Meter mit ziehen, bis ich sicher sein konnte das Tyler uns sah und tippte Tim dann an. Er beugte sich zu mir herunter und ich flüsterte ihm ein „Danke“ ins Ohr. Er drehte den Kopf und dabei berührten sich unsere Lippen ganz leicht. Er schreckte zurück und schaute sofort zu Tyler, welche die Fäuste geballt hatte und langsam auf uns zu marschiert kam. Er hatte die Tusse ganz vergessen, die jetzt stirnrunzelnd hinter ihm her starrte.
„Sehr schlau Süße, aber bezieh mich nächstes Mal mit in den Plan ein, damit ich mir noch mal überlegen kann ob ich mich mit einem angetrunken, eifersüchtigen Tyler anlegen möchte.“, meinte Timm nur leise.

Impressum

Texte: Alle Rechte an dieser Geschichte liegen bei mir. Für Rechtschreib- und Formfehler entschuldige ich mich jetzt schon. :D
Tag der Veröffentlichung: 23.08.2011

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