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„Auch ich habe gedacht, dass ich träume als ich Euch heute Abend im Ballsaal wieder gesehen habe, meine Schönheit. Mein Name ist Eric.“
Während er ihr tief in die Augen sah, begann es wieder in Isabelles Bauch zu flattern.
„Ihr seid meine Mondgöttin vom verwunschenen See.“
Er fasste ihre Hand und zog sie hoch.
„Lasst uns tanzen, meine Schönheit.“
Voller Enthusiasmus wirbelte er sie im Kreis, so dass beide laut lachen mussten. Der Rasen unter ihnen wurde zu einer Tanzfläche. Die Musik im Ballsaal klang leise zu ihnen hinüber. Als der Rhythmus langsamer wurde, schmiegte sich Isabelle fest an seinen Körper. Sie spürte seine harten Muskeln unter seiner Kleidung, welches sie seltsamerweise erregte. Laut klopfte ihr Herz bis an den Hals, als Eric langsam mit seiner Hand über ihr Gesicht streichelte.
„Ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe.“ Als er begann sie zu duzen, bekamen ihre Augen einen leuchtenden Schimmer. Es bestand von Anfang an eine gewisse Vertrautheit zwischen ihnen.
„Mir kommt es vor, als würde ich dich Ewig kennen. Und doch weiß ich nichts von dir. Nicht einmal deinen Namen.“
Er blickte sie fragend an, während seine Hände streichelnd weiter ihren Rücken hinunter wanderten. Sie konnte sich kaum noch konzentrieren. Ganz atemlos antwortete sie.
„Mein Name ist Isabelle. Mein Vater ist der Duke of Feenwick.“
Eric hielt im Tanz inne und starrte sie fassungslos an.
„Ihr seid das?“
Er konnte es kaum glauben. Gerüchte besagten, dass sie keine magischen Fähigkeiten besaß. Warum jedoch hatte sie den verzauberten See gefunden und warum konnte er ihre Magie spüren oder war er einfach nur verzaubert von ihr? Grübelnd stand er nun vor ihr.
Unruhig von seiner Reaktion geworden, zupfte sie ihn am Ärmel.
„Seid ihr nun enttäuscht von mir, Mylord?“, fragte sie zaghaft.
„Oh nein, Liebes. So etwas darfst du nicht denken. Ich werde euch immer anbeten, meine Schönheit. Doch ich sollte dir nun jemanden vorstellen.“
Es beruhigte sie, als er ihr Koseworte gab. Er lächelte sie an und führte sie tiefer in den Park hinein.
Ob es hier auch einen verwunschenen Ort gibt, fragte sich Isabelle insgeheim.
Um sie herum war es dunkel geworden, als sie leise nebeneinander her liefen.
„Aber wem möchtest du mich denn vorstellen?“
Eric zwinkerter ihr zu.
„Gemach, Liebes. Alles zu seiner Zeit.“
Sie stöhnte leise auf. Der Abend war wirklich eine große Herausforderung für sie geworden. So viele Dinge hatten sich mit einem Mal schlagartig geändert. Ihre aufkeimenden Gefühle für Eric verwirrten sie einerseits. Andererseits gab es ihr ein Gefühl von Leben und Kraft wie sie sie lange nicht mehr gespürt hatte. In ihr drinnen hatte sich etwas verändert. Sie spürte ein Band zwischen sich und Eric. Und sie spürte noch etwas anderes. Was dies jedoch war, konnte sie nicht benennen. In jeden Fall war es etwas Gutes, das fühlte sie, und es war etwas Großes.
In der Ferne konnte sie einen hellen Schein ausmachen. Je näher sie kamen, desto deutlicher wurden mehrere Fackeln. Sie gingen direkt auf einen beleuchteten Pavillon zu. Einige bewaffnete Wachen standen am Eingang und ließen das Paar ohne zögern durch.
„Eure Hoheit, dies hier ist Lady Isabelle.“
Scharf zog Belle Luft ein, als sie König Ludwig erkannte, welcher auf einer weich gepolsterten edlen Chaiselongue vor ihr lag. Neben ihm, auf einem samtbezogenen goldenen Stuhl saß ihr Vater und zwinkerte ihr höchst vergnügt zu.
„Ich bin erfreut Euch kennen zu lernen, Eure Hoheit.“
Sie verneigte sich tief vor dem Monarchen. Als sie sich wieder aufgerichtet hatte und den König ansah, bemerkte sie, dass er sie kritisch von oben bis unten musterte. Sie wurde im ganzen Gesicht tiefrot.
„Ich bin ebenfalls sehr erfreut, mein Kind. Dein Vater hat mir bereits viel von dir erzählt. Und wie ich sehe, hast du einen meiner besten Männer bereits kennengelernt. Eric befindet sich nun seit zehn Jahren in meinen Diensten. Ich muss mit dir sprechen. Lass uns ein wenig spazieren gehen.“
Isabelle begleitete ihn nach draußen. Es verwirrte sie, dass der Monarch mit ihr allein sein wollte. Sie gingen jedoch nur ein paar Schritte weiter, außer Hörweite und blieben unter einer großen alten Eiche stehen. Auch Eric blieb zurück, so dass sie sich dem König nun allein gegenüberstehend sah.
„Wie ich sehe, versteht Ihr beide euch bereits sehr gut?“
Es war nicht von der Hand zu weisen wen er meinte. Sie nickte.
„Das ist gut. Ich habe es an seinen Augen gesehen, dass er euch sehr mag. Sie leuchteten wie schon lange nicht mehr.“ Er machte eine kleine Pause.
„Ich möchte Euch nun um etwas bitten. Eure Mutter gab euch vor langer Zeit ein Medaillon. Habt ihr es noch in Eurem Besitz?“
Belle musste schlucken. Was wollte er nur mit ihrem Talisman. Als ihre Mutter krank wurde, hatte sie ihr ihn gegeben. Sie sollte ihn immer bei sich tragen. Das Medaillon hatte ein kleines Schloss. Jedoch hatte sie den Schlüssel nie in den Unterlagen ihrer Mutter finden können. So hatte sie bisher nie erfahren, was sich in dem Anhänger befand. König Ludwig sah sie aufmerksam an.
„Ich möchte Euch bitten, mir dieses Medaillon zu geben. Es ist sehr wichtig. Ich werde Euch zu gegebener Zeit sagen, warum dies so ist. Im Moment müsst ihr mir vertrauen.“
Sie sollte sich also von dem Anhänger trennen. Isabelle seufzte in sich hinein und zog die Kette unter ihrem Kleid hervor. Der goldene Talisman glänzte im Mondlicht.
„Wisst Ihr, Eure Hoheit, dieser Anhänger ist das Liebste was mir von meiner Mutter geblieben ist. Ich weiß nicht so recht, ob ich mich von ihm trennen kann?“
Während sie den Anhänger gedankenverloren in ihrer Hand drehte, bemerkte sie nicht, wie dieser anfing zu leuchten. Ein kleines pulsierendes Licht umgab diesen nun und der König sah wie erstarrt darauf.
Irgendetwas zischte in diesem Moment an Isabelles Ohr vorbei als der König gerade etwas näher an sie heran trat und sich zu ihrer Hand hinunter beugte. Mit einem Mal waren all ihre Sinne geschärft. Sie sah, wie die Wachen sich weiter abseits leise unterhielten und immer wieder in ihre Richtung blickten. Ihr Blick ging suchend umher und sie drehte ihren Oberkörper, als sie hinter sich im Baum einen Pfeil entdeckte. Ihre Augen starrten voller Schrecken auf den Pfeil.
Den Talisman hielt sie nun fest in Ihrer Hand. Das Leuchten hatte sie immer noch nicht bemerkt.
Als der König sich wieder aufgerichtet hatte, warf sie sich mit einem Mal auf ihn und drückte ihn auf den Boden. Er rang laut nach Atem, als sie beide auf der Erde lagen. Was sollte das nun werden, fragte er sich in Gedanken. „Was…?“, weiter kam er nicht.
„Ein Angriff!“ Belle schrie laut auf, um die Wachen zu warnen. Die Luft war plötzlich aufgefüllt mit einem Zischen und Schwirren. Nun hatten auch die Anderen die Bedrohung bemerkt und gingen in die Offensive über. Während Isabelle vom König hinunter auf dem Boden glitt, wies dieser in Richtung des Baumes. Langsam robbten beide nun auf dem feuchten Boden hinter den großen Stamm, um sich in Sicherheit zu bringen.
„Beeil dich, Mädchen“, flüsterte der König ihr leise zu. Immer noch war die dunkle Nacht erfüllt von einem Surren in der Luft.
Voller Panik versuchte Eric sich mit einem Schild in die Richtung der großen Eiche zu bewegen, kam jedoch nur mühsam vorwärts.
Immer mehr Wachen liefen nun in einem großen Tumult im Park umher, während Eric, welcher den König und Isabelle erreicht hatte, nun außer Reichweite ins Schloss zurück brachte.
In einem geheimen Gemach angelangt, rangen alle drei nach Atem.
„Ich muss sehen, wer Euch angegriffen hat.“ Eric wollte sich wieder ins Getümmel werfen, doch König Ludwig hielt ihn zurück.
„Es sind genügend Wachen da draußen. Bleibt hier. Nur gut, dass der Ball bereits vorbei ist und keiner der Gäste zu Schaden gekommen ist.“
Isabelle stand in dem Raum vor den Beiden und musste wieder einmal feststellen, dass ihr jegliches Zeitgefühl abhanden gekommen war. Es dämmerte bereits.
Ihr Vater betrat nach kurzer Zeit den Raum.
„Es tut mir leid, Ludwig. Wir konnten den Schuldigen nicht finden.“
Er nahm seine Tochter in den Arm.
„Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist, mein Kind.“ Der Duke of Feenwick wiegte seine Tochter, die ihn so sehr an seine verstorbene Frau erinnerte, hin und her.
„Ihr habt mir mein Leben gerettet, Isabelle. Ich weiß nicht wie ich das jemals wieder gut machen kann.“
Der Monarch reichte ihr ein Glas mit einer goldbraunen Flüssigkeit, welche sie eilig hinunter stürzte. Brennend rann ihr der Whiskey den Hals hinunter und füllte ihren Bauch mit einer wohligen Wärme, welche sich schnell in ihrem Körper ausbreitete. Das Zittern in ihr ließ allmählich nach.
„Es scheint fast so, als läge es in Eurer Familie, den König zu retten.“ Ludwig blickte von Vater zu Tochter und überlegte, ob er den Vorfall mit dem Talisman erwähnen sollte. Das Mädchen hatte nichts davon mitbekommen. Anscheinend wusste sie nichts von ihren Fähigkeiten. Er verwarf den Gedanken darüber zu sprechen. Alles hatte seinen Sinn. Der Talisman sollte in ihren Händen bleiben so lange es von Nöten sein sollte.
Einer der Wachen klopfte leise an der Tür.
„Wir konnten leider die Angreifer nicht finden. Es scheint fast so, als wären sie im Nichts verschwunden. Bis auf die Pfeile gibt es keinerlei Anzeichen darauf.“
Erschöpft setzte sich König Ludwig und blickte müde im Raum umher.
„Ihr könnt nun gehen. Die Suche geht morgen weiter. Vielleicht haben wir bei Licht mehr Glück und finden Hinweise darauf, wer die Attentäter waren.“ Mit diesen Worten entließ er den Mann.
„Ich werde noch mehr Wachen zu Eurer Sicherheit aufstellen lassen, Eure Majestät.“ Eric blickte wild entschlossen den König an.
Der Duke of Feenwick sah zwischen den Beiden hin und her.
„Oh mein Gott. Das ist nicht der erste Angriff!“, rief er aus.
Müde und um Jahre gealtert sah der König ihn an.
„Nein. Leider nicht.“ Er machte eine lange Pause.
„Beim ersten Mal hielten wir es für einen Zufall. Beim zweiten Mal hinterließ der Angreifer eine große Unsicherheit. Jetzt ist es jedoch Gewiss. Jemand möchte meinen Tod!“
„Dazu wird es nicht kommen. Ich werde Euch beschützen und den Täter finden.“ Eric war der Überzeugung, dass es sich hier nicht um einen normalen Menschen handeln konnte. Er hatte einen Hauch schwarzer Magie spüren können, als der Angriff stattfand.
Er sah Belle zärtlich an. Seine tapfere Isabelle hatte sich und den Monarchen retten können. Nur leider stand ihre Liebe unter keinen guten Stern. Während er sie liebevoll betrachtete, sah er wie blass sie geworden war. Sie suchte seinen Blick, als sie plötzlich mit einem schwachen Lächeln in seine Richtung schwankte. Schnell war er bei ihr und ergriff ihren schlanken Körper. Die ganze Aufregung war sicher zu viel für sie gewesen. Seine Hand berührte ihre Seite und fühlte sich ganz nass an.
„Du wurdest verletzt!“, rief er aus, als er seine blutige Hand nach oben hob.
Völlig verdutzt sah sie ihn an.
„Oh“, murmelte sie leise. Jetzt erst begann sie den heißen Schmerz an ihrer Hüfte zu spüren.
Ihr Vater war völlig außer sich. König Ludwig klingelte nach einem Diener.
„Schnell! Hol den Heiler. Beeil dich.“
An Eric gewandt, befahl er.
„Legt sie nebenan auf das Bett.“
„Aber nicht doch“, stammelte Isabelle. „Mir geht es doch gut.“
Doch Eric ließ sich nicht beirren und legte sie sanft auf das weiche Himmelbett. Als der Heiler einige Minuten später kam, wurden alle aus dem Raum verbannt.
„Mir geht es wirklich gut“, sprach sie den alten Mann müde an, als dieser begann ihr Kleid aufzuschneiden. Ein Teil des Blutes war mittlerweile schon angetrocknet, so dass ihm nichts anderes übrig blieb.
„Ihr seid sehr tapfer gewesen. Doch nun muss ich mich um Eure Wunde kümmern, Mylady. Trinkt bitte diese Flüssigkeit.“ Ehe Belle es mitbekam, hatte er ihr schon einen Löffel mit einer süßen Medizin in den Mund geschoben.
Er spricht fast so als wäre ich noch ein Kind, dachte sie stirnrunzelnd. Warum behandelt mich hier jeder als wäre ich schwer verletzt?
Weiter kam sie in ihren Gedanken nicht. Eine schwere Müdigkeit ließ sie ihre Augen schließen und innerhalb kurzer Zeit war sie tief eingeschlafen.
Der Heiler machte sich an sein Werk und begann die Wunde zu desinfizieren und zu nähen.
Welch tapferes kleines Ding, dachte er.
Anschließend trug er eine heilende Paste auf, damit sie später keine schlimme Narbe davon tragen würde.
Eric erschien die Wartezeit ewig lang. Als der Alte aus dem Schlafgemach trat, wollte er sofort zu Isabelle stürmen. Doch der Heiler hielt ihn davon ab.
„Lasst das Mädchen schlafen, mein Junge!“
Der Duke of Feenwick trat heran und fragte wie es ihr ging.
„Den Umständen entsprechend gut“, meinte der Alte.
„Sie hat viel Blut verloren und ich könnte schwören, dass die Wunde tiefer war, als sie jetzt erschien. Es ist ein Wunder, dass sie sich so lange auf den Beinen halten konnte.“
Er machte eine kurze Pause und warf einen Blick auf den König. Das kurze Nicken entging auch den anderen Männern nicht.
„Sie sollte sich in den nächsten Tagen schonen. Ich habe einen Auszug aus heilenden Kräutern dagelassen. Davon soll sie täglich etwas nehmen.“
Als die drei Männer wieder allein im Gemach waren, hing jeder von ihnen seine eigenen Gedanken nach.
Sie kamen überein, dass Isabelle erst am nächsten Tag wieder heim kehren sollte und sich bis dahin ausruhen musste.
Nachdem sie sich einig geworden waren, ging jeder zu Bett. Der König in das seinige. Eric und der Duke fuhren in ihre Häuser zurück.
An Schlaf ist heut Nacht nicht mehr zu denken, grübelte Eric. Daher machte er sich in der Dämmerung auf den Weg durch die Stadt. In Wolfsgestalt fiel es ihm leicht durch die Straßen zu laufen. Ich muss heraus finden, wer der Übeltäter ist und warum er auch hinter Isabelle her war. Er wusste, dass König Ludwig ein Geheimnis vor ihm bewahrte. Warum nur vertraute er sich ihm nicht an? Und was hatte das Ganze mit seiner geliebten Isabelle auf sich? Tausende Fragen kamen ihm in den Sinn. Aber er konnte keine Antworten finden. Er konnte einen Rest schwarzer Magie in der Stadt riechen, jedoch waren die Spuren bereits zu stark verwischt.

Als Isabelle am späten Mittag die Augen aufschlug, benötigte sie einen Augenblick um sich zu erinnern wo sie war. Der Raum befand sich im Halbdunkeln. Schwere lange Vorhänge waren vor den Fenstern und ließen nur wenige Sonnenstrahlen herein. Langsam stand sie auf und zog die Vorhänge zur Seite. Licht erfüllte den Raum. Sie befand sich mitten im Palast in einem der Gemächer des Königs. Die Einrichtung bestand aus hellen Möbeln mit zarten Verzierungen sowie einem großen weißen Himmelbett. Das Zimmer war eindeutig für eine Frau gedacht. An den Wänden befanden sich pastellfarbene Tapeten. Ein Frisiertisch mit einem weiß-silbernen Spiegel stand in einer Ecke. Ein frischer Strauss Blumen erfüllte die Luft mit einem süßen Duft.
Erinnerungen schlugen Isabelle entgegen. Gleichzeitig berührte sie ihre Hüfte. Man hatte ihr die Kleider und Schuhe ausgezogen und ein seidenes edles Nachtgewand angezogen. Langsam zog sie das Hemd höher um ihre Wunde zu betrachten. So schlimm, wird es schon nicht sein, versuchte sie sich zu beruhigen. Was sie dann sah, ließ sie augenblicklich erblassen. Eine feine sichelförmige, rosafarbene Narbe befand sich auf ihrer Haut, als wäre sie ihr nicht in der Nacht zuvor sondern vor Wochen zugefügt worden. Sacht strich sie darüber hinweg. Sie spürte keinerlei Schmerzen und konnte es kaum glauben. War der Heiler so gut, dass er eine derartige Wunde so schnell heilen konnte?
Irgendwie konnte nicht so recht daran glauben. Ein leises Klopfen entführte sie aus ihren Gedanken.
Eine Zofe betrat leise den Raum.
„Mylady!“, rief diese überrascht.
„Ihr solltet noch nicht aufstehen. Ihr seid noch zu sehr geschwächt!“
Sie griff ihre Arme und führte Isabelle zum Bett zurück. Mit einer überraschenden Stärke drückte sie sie in die Laken.
„Aber nein. Mir geht es wirklich wieder gut.“
Die Dienerin bestand darauf, dass Isabelle liegen bleiben sollte und holte den Heiler.
Belle seufzte. Ich glaub es ja selber nicht so richtig, dachte sie. Aber es ist wahr!
Es dauerte eine ganze Weile bis er erschien.
„Wie geht es Euch heute Morgen, Mylady?“
Er sah sich ihre Verletzung an und konnte nur noch staunen.
„Scheint ganz so als währt Ihr wieder bei bester Gesundheit. Ich denke, dass Ihr dann auch nach Hause fahren könnt. Eure Eltern machen sich große Sorgen. Ihr solltet sie beruhigen.“
Mit diesen Worten verließ er sie.
Komischer Kauz, dachte Belle. Hat doch tatsächlich kein einziges Wort über meine plötzliche Genesung gesagt. Was sie jedoch nicht wusste war, dass der Heiler geradewegs zum König marschierte, um diesen von ihrer schnellen Genesung zu berichten. Doch Ludwig schien davon nicht so sehr berührt zu sein. Er konnte langsam erahnen, was es mit den Fähigkeiten Isabelles auf sich hatte. Tiefe Besorgnis breitete sich in ihm aus. Er sollte ihr jemanden zum Schutz geben. Und wer wäre da nicht am Besten geeignet als Eric. Er ließ nach ihm rufen, um ihn diesen neuen Auftrag zu geben. Eric würde Fragen haben, die er jetzt noch nicht beantworten könnte. Alles zu seiner Zeit, dachte der Monarch. Alles zu seiner Zeit.

Es war später Nachmittag geworden als Isabelle das Stadthaus ihrer Eltern betrat. James, der Butler blickte sie besorgt an.
„Mach dir keine Sorgen“, beruhigte Belle ihn.
„Mir geht es ausgezeichnet.“
Doch sein gefühlvoller Blick blieb.
„Eure Eltern wollen mit Euch sicher sprechen, Mylady.“ Seine Stimme klang unsicher.
„Ihr solltet sie nicht warten lassen.“ Er führte sie in den goldenen Salon. Sie setzte sich auf einen weichen Stuhl und wartete eine Weile.
„Wie kannst du mir nur so etwas antun?“ Die Duchess stand mit funkelnden Augen und einem wütendem Gesichtsausdruck in der Tür.
„Wie konntest du nur?“
„Madam? Ich weiß nicht genau was Sie meinen?“, stammelte Isabelle. Schon wieder hatte sie den Ärger ihrer Stiefmutter Josephine herauf beschworen und wusste nicht genau, was sie jetzt wieder ausgefressen hatte.
„Du bändelst wie ein freimütiges kleines Flittchen mit einem Gestaltenwandler auf dem großen Ball umher und denkst dir nichts dabei?“ Voller Wut stand nun die Duchess vor ihr, während Belle nach und nach erblasste. Wo war nur ihr Vater? Er würde nie zulassen, dass diese so schlecht über Eric sprach.
„Wie stehen wir nun da, vor dem gesamten Adel? Du wirst diesen Mann nie wieder sehen. Verstehst du mich?“
„Niemals!“, schrie Belle nun ihrerseits die Duchess an. „Ich lasse mir von Euch nichts verbieten!“ Tränen traten in ihre Augen.
„Solange du in meinem Hause wohnst und lebst, hast du mir Gehorsam zu sein. Merke dir das. Ich werde es nicht zulassen, dass du dich mit einem Mann unter unserem Niveau einlässt!“
Belle hatte genug von Josephines Gerede. Trotzig schob sie ihr Kinn nach vorne und sagte ihr direkt ins Gesicht.
„Wie ich sehe, seid Ihr heute nicht in der Lage eine geeignete Konversation zu führen Madame. Wir werden ein anderes Mal miteinander sprechen.“
Sie drehte sich um und wollte den Raum verlassen.
„Wie bitte?“
Die Duchess ergriff ihren Oberarm und hielt Isabelle fest.
„Meine liebe Stieftochter. Ich habe noch ein Wörtchen mit dir zu sprechen.“
Sie drehte sie zu sich herum und sah sie wutentbrannt an. Belle hatte sich bisher immer als fügsam erwiesen. Ihre jetzige Haltung stichelte Josephine nur noch mehr an.
„Du wirst dich mit diesem Mann nicht mehr treffen. Haben wir uns verstanden?“
Belle schwieg. Sie widerstand dem Drang sich von der Duchess loszureißen, deren Finger sich immer mehr in ihr Fleisch bohrten und ihr Schmerzen bereiteten.
„Ich habe für dich gesorgt als wärst du meine leibliche Tochter. Ich war immer gut und lieb zu dir. Willst du mir auf dieser Art und Weise danken indem du unseren guten Ruf und Namen in den Schmutz ziehst?“ Josephines Stimme wurde eine Oktave höher. Doch je lauter sie wurde, desto schweigsamer wurde Belle. Sie weigerte sich auch nur ein weiteres Wort mit ihrer Stiefmutter zu wechseln. Statt dessen starrte sie diese nur trotzig an.
Von wegen liebevolle Stiefmutter, dachte Belle. Zu ihrer eigenen Tochter Cecile war sie immer lieb und gut gewesen. Isabelle jedoch behandelte sie mit einer kühlen Freundlichkeit. Ein Eisblock hatte mehr Wärme.
„Du undankbares kleines Ding!“, schrie die Duchess nun, als plötzlich die Tür mit einem Ruck geöffnet wurde.
„Was ist hier los?“ Der Duke stand nun an der Türschwelle und blickte die beiden Frauen irritiert an. Als er seine Tochter jedoch erkannte, lief er auf sie zu und nahm sie in den Arm. „Mein liebes Kind. Du bist wieder daheim. Hat dich der Heiler des Königs entlassen? Wie geht es dir? Du muss sehr erschöpft sein.“ Besorgt sah er ihr in die Augen.
„Es geht mir gut, Vater“, sagte sie nun müde. Die Duchess schaute nun verwirrt von Einem zu Anderen. Als sie die vorherige Situation erklären wollte, unterbrach ihr Ehemann sie jedoch.
„Wir reden später, Josephine!“ Sein Ton ließ keine Wiederrede zu. Die Duchess schnappte beleidigt nach Luft und rauschte aus dem Raum hinaus.
„Kind“, sprach er zu Isabelle. „Ihr sollt euch doch nicht streiten.“
„Es ging um Eric, Vater. Sie hasst ihn.“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Der Duke of Feenwick streichelte ihre Wange.
„Ich werde mit ihr reden“, versprach er ihr. „Doch nun ruh dich aus mein Kind. Du siehst sehr erschöpft aus.“ Er klingelte nach Netti, welche Belle nun nach oben in deren Zimmer brachte. Sie umsorgte sie im vollen Umfang.
Tatsächlich fühlte sich Belle nach dem Streit mit ihrer Stiefmutter völlig ausgebrannt. Ihre Lieblingskatze sprang auf ihren Schoss. Sie stupste Belle mit ihrer weichen Pfote an damit diese ihr Fell kraulte. Leise Schnurrlaute ertönten als sie nun gestreichelt wurde.
„Ach Mauzi. Warum ist nur alles so kompliziert?“ Sie seufzte als sie hörte wie ihr Vater und ihre Stiefmutter sich in deren Schlafzimmer stritten.
„Es geht um mich“, sprach Belle zu ihrer Katze. Die Mauzi sah ihr aufmerksam ins Gesicht. Fast so als würde sie sie verstehen.
„Sie streiten sich meinetwegen. Immer muss es Ärger wegen mir geben. Warum nur kann meine Stiefmutter Eric nicht akzeptieren? Sie kennt ihn doch gar nicht.“ Mauzi stupste Belle mit ihrer Nase an und wollte sie somit trösten. Dicke Tränen lösten sich aus Belles schönen dichten Wimpern. Der Streit ihrer Eltern wollte nicht aufhören. Als es dann endlich vorbei war, hörte sie wie ihr Vater nach unten ging und dem Kutscher Bescheid gab, er würde ausfahren wollen. Nachdem ihr Vater gegangen war, verließ auch die Duchess das Haus. Belle fühlte sich mit einem Mal mutterseelenallein. Müde kroch sie unter ihre Bettdecke. Mauzi kuschelte sich dicht an ihren Körper und gab ihr das Gefühl nicht ganz so allein zu sein. Obwohl es heller Tag war, fiel sie innerhalb kurzer Zeit in einen tiefen traumlosen Schlaf. Ein leises Geräusch weckte sie später. Draußen war es dunkel geworden. Irritiert zündete sie eine Kerze an. Tack, Tack machte es wieder. Etwas wurde gegen ihr Fenster geworfen. Sie stand auf und öffnete es. Eine dunkle Gestalt auf vier Pfoten stand unten. Große silbergraue Augen sahen zu ihr hoch.
„Eric“, flüsterte sie leise. Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Der riesige Wolf nahm Anlauf und mit einem gewaltigen Sprung landete er in ihrem Zimmer. Es ging alles so schnell, dass Belle es kaum glauben konnte. Er schnüffelte an ihren Sachen und Möbeln und drehte sich dann wieder zu ihr herum. Dann standen sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Ein leiser Schluchzer entkam aus Isabelles süßen Mund, dann hatte sie sich dem Tier auch schon um den Hals geworfen und bettete ihren Kopf in sein Fell.
„Ich hab dich so vermisst“, murmelte sie. Sie sah ihm in seine wunderschönen silbernen Augen während ihr eine Träne an der Wange herunter rollte. Der Wolf stupste sie sanft mit seiner Schnauze an.
„Hauptsache du bist hier“, hauchte sie ihm ins Ohr und kraulte ihn liebevoll. Er gab leise Knurrlaute von sich als sie ihm über sein weiches Fell strich. Eine ganze Weile saßen sie so zusammen auf dem Boden, unter ihnen ein großer und gemütlicher orientalischer Teppich. Dann verwandelte sich Eric wieder zurück. Seine Hand fuhr über ihre Wange.
„Was bedrückt dich mein kleiner Liebling?“ Aufmerksam sah er ihr in die Augen. Groß und verhangen blickten sie ihn an. Eine tiefe Traurigkeit steckte in ihrer Seele und er fragte sich, was mit ihr plötzlich los war.
„Ach, es ist…“ Belle musste schlucken. Wie sollte sie ihm ihre Bedenken äußern.
„Meine Stiefmutter…“, begann sie wieder. Langsam ahnte er was ihr Problem war.
„Sie akzeptiert mich nicht!“ Erics Worte waren leise gesprochen. Belle schüttelte ihren Kopf, so dass ihre langen schwarzen Haare hin und her schwangen. Eine einzelne Strähne blieb in ihrem schneeweißen Gesicht hängen.
„Sicherlich würde es auch nichts ändern, wenn sie wüsste, dass ich der Earl of Winsted bin.“ Er seufzte leise. Ihm waren die Vorbehalte Gestaltenwandler gegenüber mehr als bekannt.
„Du bist ein Earl?“, flüsterte Belle.
„Ja“, antwortete er ihr.
„Mein Vater war der Lord of Greenwich. Er war sehr bekannt und einflussreich in London. Jedoch zog er sich aufs Land zurück, nachdem er sich in meine Mutter verliebt hatte. Ich hatte gehofft, dass sich die ganzen Vorurteile im Laufe der Zeiten geändert hätten. Da liege ich wohl falsch.“
Isabelle sah ihn traurig an.
„Ich mag dich, so wie du bist.“ Ihre Worte klangen leise an sein Ohr.
„Und ich liebe deine Wolfsgestalt!“ Eric fasste ihr Kinn, damit sie ihn ansehen musste.
„Seit dem ich dich zum ersten Mal gesehen habe, weiß ich, dass du die Einzige bist, der ich mein Herz schenken möchte. Isabelle, ich liebe dich so sehr. Möchtest du denn wirklich mit einem Mann wie mir zusammen sein?“ Er musste hart schlucken. Sein Herz pochte laut in seiner Brust. Hoffentlich hörte sie seine Selbstzweifel nicht. Doch voller Glück strahlte Belle ihn an.
„Oh Eric. Ich gehe mit dir bis ans Ende der Welt. Solange wir nur zusammen sein können.“ Eine feine Röte schoss ihr in die Wangen und machte sie nur noch bezaubernder für ihn. Er schloss seine Arme fest um ihren schlanken Körper. Seine kleine tapfere Isabelle.
„Meine Stiefmutter ist mir egal“, murmelte sie auf seiner Brust. „Ich bin volljährig und kann tun und lassen was ich will.“
„Isabelle, bitte heirate mich.“ Erics Worte waren voller Inbrunst gesprochen. Er wollte sie für immer bei sich haben und keinen Augenblick mehr ohne sie sein. Für einige Sekunden sprachlos geworden, starrte Belle ihn an. Doch dann warf sie sich ihm wieder in die Arme.
„Ja. Ich will deine Frau werden.“ Eric nahm sie auf seine starken Arme und drehte sich mit ihr im Kreis. Ihr kleines Herz pochte ganz laut vor Aufregung. Als er sie wieder auf den Boden setzte, zog er sie ganz fest an sich heran. Immer noch schlugen ihre Herzen im gleichen, stürmischen Rhythmus.
„Du machst mich so glücklich“, murmelte er. Leicht strich er mit seiner Hand über ihre Wange, an den Hals hinunter. Belle befeuchtete mit ihrer Zunge ihre vollen roten Lippen. Eine tiefe Sehnsucht hatte sie erfasst. Sein Gesicht beugte sich zu ihr hinunter, um sie zu küssen. Weich spürte sie seine Lippen auf den Ihrigen. Sie stöhnte leise, als er mit seiner Zunge in ihren Mund eindrang. Er schmeckte so unglaublich gut. Sie hatte ihre Hände auf seine Brust gelegt und streichelte ihn nun. Fest spürte sie seine Muskeln unter ihrer Hand. Ein kleiner Schauer lief ihr über den Rücken, als er ihr Gesäß fester packte und sie an sich heran zog. Sie stöhnte, als sie etwas Hartes zwischen ihren Beinen spürte und drückte sich nur noch fester an ihn.
„Oh meine süße Belle“, hauchte Eric ihr ins Ohr.
„Wenn du so weiter machst, kann ich bald nicht mehr aufhören.“ Er hob seinen Kopf und wollte sie von sich schieben. Isabelle jedoch zog ihn wieder zu sich hinunter und gab ihm einen glühenden Kuss. Seine Sinne schwanden. Alles schien in Vergessenheit zu geraten. Für ihn zählte nur noch die junge und wunderschöne Frau vor ihm, welche sein Herz besaß. Ihre weichen Hände wanderten an seinen harten Bauchmuskeln hinunter und streichelten ihn zärtlich. Lange genug hatte sie ihre Unschuld aufgehoben und wollte keinen Mann in ihr Leben lassen. Doch Eric war der Richtige für sie. Sie wollte nicht länger warten. Ein brennendes Verlangen hatte sie erfasst. Leicht wie eine Feder strich sie über seine Hose hinweg und spürte sein hartes Geschlechtsteil sich ihr entgegen recken. Eric keuchte auf als er sie spürte. An ein Zurück war nicht mehr zu denken. Langsam löste Belle sich von ihm. Sie trat einen Schritt zurück und blickte ihn atemlos mit großen dunklen Augen an. Dann löste sie die Schnüre an ihrem Kleid und ließ es an ihr hinunter gleiten, so dass sie lediglich in einem dünnen Hemd gekleidet vor ihm stand. Zaghaft knöpfte sie sein Hemd auf und zog es ihm aus. Dann nahm sie seine Hand und führte ihn zu ihrem großen Himmelbett. Weiche Kissen und Decken befanden sich darauf. Isabelle zog ihn mit zu sich auf das Bett hinauf. Als er sie halb nackt vor sich liegen sah, konnte er nicht anders. Er bewunderte ihren schönen, zarten Körper. Andächtig strich er über ihre rosafarbene Haut. Wie ein Fächer hatten sich ihre seidigen, dunkler Haare auf das helle Laken ausgebreitet. Voller Hingabe erwartete sie ihn. Dann legte er sich auf ihren weichen Körper, stützte sich mit den Armen ab, damit sie nicht sein volles Gewicht zu spüren bekam und küsste sie leidenschaftlich. Er zog mit seiner Zunge eine Spur an ihren Hals herunter. Willig drückte Belle sich an ihn. Sanft streichelte er ihre festen Brüste. Leise Schauer durchronnen ihren Körper als er eine ihrer Brustwarzen in den Mund nahm. Die Hitze zwischen ihren Beinen nahm immer mehr zu. Sie wollte ihn in sich spüren. Doch Eric ließ sich Zeit. Über ihr Hemd hinweg streichelte er ihren Körper. Küsste zuerst die Eine und dann die Andere Brust. Langsam strich er mit seiner Hand über ihren Bauch. Doch er wollte ihre Haut spüren und konnte es kaum noch erwarten. Er zog ihr Hemd nach oben und küsste ihren Bauchnabel. Sein Mund wanderte nach unten und hinterließ eine glühende Spur. Belle stöhnte laut auf. Für ihn war sie die Sinnlichkeit in Person. Sie hatte ihre Hände in seinen Haaren vergraben und jeder Teil ihres Körpers begehrte nach mehr. Als Eric jedoch ihre Hüfte berührte, spürte er ihre kleine Unebenheit unter seinen Händen. Neugierig geworden blickte er sie sich genauer an. Erkenntnis schoss durch seine Gedanken. Er hatte vor lauter Verlangen und Begehren ihre Verletzung ganz vergessen. Dies war der Grund warum er nach ihr gesucht hatte, als er erfahren hatte, dass sie wieder daheim war. Irritiert warum er sie nicht weiter berührte, kam Isabelle mit ihrem Kopf hoch. Leicht strich Eric mit seinem Zeigefinger über das sichelförmige Zeichen.
„Es ist schon verheilt“, staunte Eric. „Wie kann das sein?“
„Ich weiß es auch nicht“, flüsterte sie. „Es ist ein Wunder.“

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Texte: Die Rechte sind nur mir vorbehalten!
Tag der Veröffentlichung: 01.03.2011

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