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Draculas Braut

Eisige Kälte umfing ihren warmen Körper. Sie war wunderschön, doch im Augenblick empfand sie nur Angst. Sie trug ein dunkelblaues langes Abendkleid, welches am Oberkörper wie eine zweite Haut saß und nach unten weit auseinander fiel. Ihre pechschwarzen Haare waren lockig nach oben gesteckt. Ein silbernes Diadem rundete ihr perfektes Aussehen ab. Blutrot waren ihre vollen Lippen. Weiß stach ihre Haut im Mondlicht hervor. Sie rannte durch die düsternen Gassen. Dunkle Schatten umgaben die hohen Häuser. Und plötzlich tat sich eine Sackgasse vor ihr auf. Wie ein verängstigtes Reh irrte ihr Blick suchend nach links und rechts. Es gab keinen Ausweg mehr. Hart pochte ihr Herz gegen ihre Rippen. Ihr Puls raste. Sie bewegte sich rückwärts bis sie nur noch die Wand spürte. Angst kroch in ihr hoch. Mit einem Mal spürte sie jemanden auf sie zu kommen. Der Regen hatte aufgehört. Kein Wind wehte mehr und der helle Vollmond schien ihr gnadenlos ins Antlitz. Sie spürte die kalte Mauer in ihrem Rücken, konnte sich jedoch keinen Millimeter mehr bewegen.
Ich muss hier raus aus diesem Albtraum, dachte sie noch, als vor ihr ein riesiger Schatten erschien.
Ein eigenartiger Geruch wehte ihr entgegen. Ihr Blut rauschte durch ihre Adern, als plötzlich eine eiskalte Hand ihren Hals packte. Ein leiser Schrei entfuhr ihren vollen Lippen.

Schweißgebadet wurde sie wach. Eleanor tastete zum Schalter der kleinen Lampe auf ihrem Bettschränkchen. Sie stöhnte leise, stand dann jedoch auf und öffnete ihr Fenster. Kühle Abendluft brachte ihr Linderung. Noch schlief die Stadt, doch bald würde es hell werden.
An Schlaf brauche ich heute wohl nicht mehr denken, dachte sie. Seitdem sie denken konnte, hatte sie immer wieder diesen einen Traum. In den letzen Jahren beinahe jede Nacht. Früher hatte sie sich mit ihren Büchern in eine andere, schöne Welt geträumt.
Doch nun war sie eine erwachsene junge Frau. Sie arbeitete bei einem großen Verlag in LA und war gut in ihrem Job.
Doch nun hatte sie den Entschluss gefasst, alles hin zu werfen.
Sie musste nach einer Antwort suchen.
Sie musste ihre Bestimmung finden.
Falls dies überhaupt ihre Bestimmung war.
Viel zu surrealistisch erschien ihr tagsüber ihr abenteuerliches Unternehmen. Ihre Freunde versuchten sie tagtäglich umzustimmen.
Doch sie sah keinen Ausweg mehr.
Ihr Leben schien ihr total verkorkst zu sein.
Nichts machte mehr einen Sinn, seitdem sie dieses uralte Buch gefunden hatte.
Oder hatte es sie gefunden?
Tausende Schriftstücke hatte sie durchforscht.
Von vorne bis hinten. Aber es gab nur grobe Hinweise auf seine Existenz.
Er war und blieb ein Mythos.
Ein Mythos, dem sie mittlerweile jede Nacht begegnete und welcher sie an den Rand ihrer Nerven brachte.
Ich bin zweifelsohne total verrückt und geistesgestört.
Wie viele Psychiater hatte sie schon besucht?
Zu viele. Ihr Leben war soweit in Ordnung.
Aber etwas fehlte und eine innere Sehnsucht wuchs in ihr stetig, nachdem sie angefangen hatte ihre Reise zu planen.
Eine Auszeit würde sie sich nehmen. Der Job konnte warten und die Wohnung wurde bisweilen vermietet.
Im Großen und Ganzen ist das ja kein großes Ding, dachte sie während nach und nach die Stadt erwachte. Ich liebe diese Sonnenaufgänge. Dunkelrot stieg sie am Himmel empor.

In Rumänien würde es um diese Jahreszeit Herbst sein. Ein leiser Schauer lief ihr über den Rücken.
Eein Freund und Reporter hatte ihr von den nassen und stürmischen Herbsttagen und noch viel kälteren Wintern in seinem Heimatland erzählt. Er war es, der auch das Buch angeschleppt hatte.
Die Koffer waren gepackt.
Ein letzter Blick in ihre Wohnung. Sie nahm leise Abschied.
Es wird nicht für immer sein, grübelte Eleanor.
Als sie im Flieger saß, erschien ihr alles doch so unecht.
Was, wenn ich einfach nur einen Knacks im Kopf habe? Warum lasse ich mich nur auf so eine hirnrissige Sache ein?
Aber es gab kein Zurück mehr.
Ich muss da jetzt durch. Ganz einfach.
Lange hatte sie überlegt, wie sie reisen sollte. Die erste Strecke ging über das große Wasser mit dem Flugzeug. Sie war wider Erwarten nicht erschöpft nach dem langen Flug. Weiter musste sie nun mit dem Zug reisen. Tief hinein ins Landesinnere. Später wurde ein Auto gemietet.
Irgendwo im nirgendwo, in einem kleinen Örtchen in Transsylvanien buchte Eleanor in einer Gaststätte ein Zimmer.
Die Landessprache verstand sie nach einem Crashkurs ganz gut. Sie wartete noch eine ganze Weile nachdem sie gegessen hatte im Schankraum als ihre Verabredung kam. Ein alter Mann aus dem Dorf in Bauernkleidung und mit weißen Haaren.
„Sie verstehen meine Sprache?“, fragte er.
Eleanor nickte.
„Sie sind auf der Suche nach IHM, stimmt’s?“
Es war eher eine Feststellung als eine Frage. Wieder nickte sie.
„Nun, ich kann Ihnen eine Karte geben, die zu seinem Schloss führt. Aber niemand weiß, ob es das Schloss wirklich gibt.“
„Aber Sie sagten, jemand hätte es bereits gesehen?“ War ihre Reise nun umsonst gewesen oder sollte sie aufs gradewohl irgendeinem Hinweis folgen, der nicht einmal stimmte.
„Ja“, antwortete der alte Mann mit leiser Stimme. „Mein Urgroßvater hat sich einmal im tiefen Wald verlaufen. Er sagt, er hätte es gesehen. Mit eigenen Augen.“
Es nützte nichts. Sie musste es versuchen. Sie war nicht so weit gereist um wieder heim zu fahren. Eleanor fragte den Mann, ob jemand sie begleiten könne, aber er wehrte nur heftig ab.
Niemand der Dorfbewohner würde ihr hier weiter helfen wollen. Es gab zu viele alte Geschichten und Legenden, die den Menschen Angst machten.
Dann muss ich wohl oder übel allein fahren.
Morgen werde ich die Route fahren und dann werde ich weiter sehen.
In ihrem Zimmer lag auf dem Bett das schwere Buch. Auf dem dunkelbraunen Deckel befand sich das verblichene Bild eines schönen Mannes, jedoch konnte man es nicht genau erkennen. Alte Schriftzeichen befanden sich darunter. Bisher hatte es niemand identifizieren können. Sie schlug das Band auf und las:

Vor langer Zeit einmal, gab es ein großes altes Schloss mitten in Rumänien. Ein junger Graf war gerade eingezogen und die Dorfbewohner richteten ihm zu Ehren ein großes Fest aus. Drei Tage und vier Nächte wurde gefeiert. Jedoch erschien der Graf nur des Nachts. Es wurde gemunkelt, dass er an einer unheilbaren, jedoch nicht tödlichen Krankheit litt. Er war ein wunderschöner großer Mann mit dunklen langen Haaren. Seine Gesichtszüge waren ebenmäßig. Volle rote Lippen ließen den jungen Frauen aus dem Ort die Herzen höher schlagen. Jedoch war seine Haut schneeweiß, fast durchscheinend. Auch wenngleich er an den Feierlichkeiten teil nahm, so sprach er mit keinen Menschen. Er saß einfach nur da, aß nichts und sprach nicht. Traurig blickten seine Augen suchend umher, so dass sich die Bauern fragten, was ihn wohl bedrücken möge. Doch niemand traute sich den hohen Herrn anzusprechen. Als das Fest vorbei war, machte der Graf aus Dankbarkeit dem Dorf ein großes Geschenk. Die Dorfkassen und die Scheunen wurden gefüllt, die Häuser instand gesetzt und Vieh an jedem verteilt. Die Menschen waren sehr glücklich darüber und freuten sich von ganzen Herzen. Sie liebten ihren Herrn noch mehr. Eines Tages, als der Graf abends durch den Ort ritt, sprach ihn ein Bauer an, warum er so traurig wäre. Ihm fehle eine Gefährtin, antwortete dieser. Nimm meine Tochter. Sie ist jung, hübsch und gebildet. Sie hat noch keinen Mann. Ihr könnt doch jede junge Frau aus unseren Reihen haben. So sah sich der Graf die schöne Tochter des Bauern an, nickte und nahm sie mit. Das Mädchen war hoch erfreut und sehr glücklich. Doch wann immer der Bauer seine Tochter sehen wollte, so wurde er abgewiesen. Er sollte sie nie wieder sehen. Und so geschah es, dass immer wieder ein junges Mädchen aus dem Dorf verschwand und Trauer und Entsetzen sich breit machten…

Langsam schlossen sich Eleonores Augen. Sie wollte noch nicht einschlafen, doch es war schon zu spät.
Es war tiefschwarze Nacht.
Ihr Atem bildete kleine weiße Wölkchen.
Sie fror.
Ihr Rücken drückte sich gegen etwas Hartes.
Eine Mauer war hinter ihr.
Als plötzlich eine kalte Hand ihren Hals berührte. Sie sah den großen Schatten vor ihr.
Langsam wanderte seine Hand nach unten und fuhr über ihre Brust.
„Du bist schon so nahe meine Schönheit. Ich erwarte euch!“, flüsterte ihr eine dunkle Männerstimme ins Ohr.
In ihrem Bauch begann es Erwartungsvoll zu flattern. Er kam immer näher an ihren Hals heran.
Seine Nase stieß bereits dagegen.
Doch sie konnte sich nicht bewegen.
„Ahhhh“, schrie Eleanor.
Sie riss ihre Augen auf.
Wieder einmal lag sie in einem Bett. Nur ein Traum, beruhigte sie sich. Nur ein Traum?!
Am nächsten Morgen erschien ihr nächtliches Erlebnis als böse Vorahnung dessen was noch kommen sollte. Langsam fuhr sie mit ihrem Auto durch das Dorf. Durch den Rückspiegel sah sie gerade noch den alten Mann, welcher ihr den Weg gegeben hatte.
Er sah ihr stirnrunzelnd hinter her.
Und so fuhr sie durch das Gebirge immer weiter und immer höher. Anfangs war die Straße noch gut befahrbar, wurde jedoch dann immer kleiner. Nachdem sie mehrmals abgebogen war, wurde daraus nur noch ein holpriger Weg. Nach Stunden der Fahrt hatte es begonnen zu regnen. Außerdem musste Eleanor sich eingestehen, dass sie sich verfahren hatte. Und nicht nur das. Das Auto hatte kaum noch Benzin. Wenn sie nicht bald eine Siedlung erreichen würde, dann hätte sie ein echtes Problem. Ein Sturm war aufgezogen, als der Wagen stehen blieb und sich keinen Zentimeter mehr bewegte.
„Kann nur noch besser werden“, murmelte sie.
„Was soll ich nun tun?“
Es war noch hell. Wenn sie sich beeilte, würde sie den kleinen Ort finden, welcher sich hinter dem Berg befinden sollte.
Also machte sie sich auf dem Weg.
Durch Matsch und Regen stiefelte sie nun bereits seit einer Stunde durch den Wald. Sie war nass und fror. Die Dunkelheit hatte eingesetzt.
Ihr wurde Angst und Bange als sie in der Ferne Geräusche vernahm.
Wölfe!
Das hatte ihr auch noch gefehlt. Sie fing an zu laufen und rutschte mehrmals im Schlamm aus, als sie plötzlich hinter sich Geräusche eines nahenden Gefährtes vernahm.
Neben ihr blieb eine alte Kutsche stehen. Der Mann auf dem Sitz blickte sie finster an. Seine Mütze war tief ins Gesicht gezogen.
„Was machst du hier draußen bei diesem Wetter, Mädchen?“, fuhr er sie an.
„Du solltest nicht hier sein!“
Er zog sie zu sich hoch und führte seinen Weg fort. „Ich bin sehr froh, dass Sie hier vorbei gekommen sind. Ich danke Ihnen, dass sie mich mit nehmen. Ich heißte Eleanor.“
Sie streckte ihm ihre Hand entgegen, doch der Mann starrte sie nur finster an.
„Du solltest besser nicht froh sein, dass ich dich mitnehme!“
Danach verfiel er in Schweigen.
Sie bemerkte plötzlich einige Schatten, die ihnen folgten.
Im Augenwinkel erkannte sie, dass es dutzende von Wölfen waren. Mit einem Mal sprang eines der riesigen Tiere direkt über das Gefährt hinweg.
Der Kutscher trieb die Pferde zu einer halsbrecherischen Fahrt an.
Immer schneller fuhren sie durch die Nacht. Eleanor konnte sich kaum noch festhalten, so sehr wurde sie durchgeschüttelt. Mit einem Mal tat sich eine riesige Schlucht vor ihnen auf.
Lediglich ein schmaler Pfad führte hindurch.
Rechts und links den Abgrund erblickend, erbleichte die junge Frau Zusehens.
Jedoch erstarrte sie, als sie am Ende ein riesiges dunkles Schloss ausmachen konnte.
Drohend tat sich das Gebäude vor ihr auf.
Sie fuhren durch große Tore auf den gepflasterten Innenhof.
„Warte hier auf mich“, knurrte der Kutscher sie an. „Ich werde meinem Herrn eure Ankunft ankündigen!“
Er ließ sie stehen und während ein Stallbursche sich um die Pferde kümmerte.
Nach einer schieren Ewigkeit öffneten sich die großen Eingangstüren knarrend.
Doch niemand stand dahinter, um sie im Empfang zu nehmen.
So trat Eleanor allein ein.
Die wenigen Kerzen brachten kaum Licht in der großen Eingangshalle.
Dunkle Ecken und Schatten schufen eine bedrohliche Atmosphäre.
„Was habt ihr in meinem Haus zu suchen?“
Eine laute tiefe Stimme hallte durch den Saal.
Die junge Frau zweifelte mittlerweile an ihren geistigen Fähigkeiten und musste laut schlucken als sie ihn hörte, jedoch nicht sah.
„Ich hatte eine Autopanne und suche lediglich eine Unterkunft für die Nacht! Bitte entschuldigen Sie die Störung!“
Schlürfende Schritte kamen die lange Treppe herunter, verwandelten sich in laute Tritte.
Und dann erblickte sie ihn endlich.
Er war in ganz Schwarz gekleidet.
Enge Hosen umspannten seine muskulösen Beine.
Darüber trug er dunkle Lederstiefel.
Mit einem Mal, eben noch ganz weit weg und jetzt so sehr nah, stand er vor ihr.
Seine Augen blickten sie zornig an.
„Ihr solltet nicht hier sein!“
Schwarze Augen musterten sie von oben bis unten. Sein schönes männliches Gesicht sah wie gemalt aus, ebenmäßig mit einer geraden Nase, blickte er ihr ins Antlitz.
Pechschwarze Haare fielen ihm auf die Schultern.
Er sah unglaublich wütend aus.
Doch sie ertrug dies mit einer hoheitlichen Haltung. Innerlich jedoch betete sie, sie möge ihm nicht nachgeben.
„Wie gesagt, ich suche eine Unterkunft. Mein Wagen steht hier in der Nähe.“
Er kam bedrohlich nah an sie heran und ging um sie herum.
„Ist es nur das, was ihr sucht?“
Als er hinter ihr stand, hatte sie das Gefühl er würde an ihr riechen. Was er auch tat. Genüsslich sog er ihren Duft ein, bevor er wieder vor ihr trat.
„Ihr sollt ein Zimmer im zweiten Geschoss erhalten. Ein Diener wird sich darum kümmern. Euer Gefährt werde ich holen lassen. Wir sehen uns dann morgen zum Frühstück!“
Ein leiser Lufthauch kam auf.
Als sie sich umblickte, war sie wieder allein in der übergroßen Halle.
Wider Erwarten trat der Kutscher, nun in Dienerkleidung an sie heran.
„Komm mit, Mädchen! Ich führe dich auf dein Zimmer.“ Einen Kerzenhalter in der Hand ging er voran, an langen Treppen und dunklen Gängen vorbei. Überall hingen alte riesige Bilder und dunkelrote Wandteppiche. Ihr Zimmer war der reine Wahnsinn. Luxuriös mit einem großen Himmelbett war es altertümlich ausgestattet.
Eleanor kam sich vor wie in einem anderen Jahrhundert.
Schwere dunkle Eichenmöbel, purpurne Samtvorhänge und ein großer scheinbar uralter Spiegel rundeten die Einrichtung ab.
„Mein Name ist John. Wenn du etwas benötigst, dann zieh einfach an der Klingel.“
Er zündete den Kamin sowie die vielen Kerzen an, um Licht zu machen und verwand wieder. Nach und nach wurde es wärmer in dem Raum. Auf dem kleinen Tisch neben dem Bett stand eine Karaffe mit Wasser.
Obwohl Eleanor mulmig zumute war, so musste sie sich eingestehen, dass sie todmüde war.
Sie zog sich aus und schlüpfte unter die Decke. Nachdem sie sich wohlig gestreckt hatte, fiel sie in einem traumlosen Schlaf.
Es war bereits später Morgen als sie erwachte. Das Feuer war in der Nacht ausgegangen, so dass es sehr kalt im Raum war. Nach einer kurzen Wäsche, zog sie notgedrungen ihre alten Sachen wieder an und machte sich auf die Suche nach dem Esszimmer.
Außerhalb der Gemäuer wütete immer noch der Sturm. Schwere Windböen und Regen fegten über das Land.
Nach endlosen Suchen fand sie einen großen Raum in dem es genüsslich nach Tee roch.
Und siehe da, ein reichhaltiges Buffet war bereits aufgebaut.
Doch niemand außer ihr befand sich nun darin.
Also tat sie sich von den Köstlichkeiten auf und setzte sich an den langen Tisch.
Danach machte sie sich auf Erkundigungstour durch das Schloss auf.
Es erschien ihr in seinem Inneren noch größer und weiter zu sein.
Hinter den vielen Türen befanden sich weitere möblierte Zimmer oder Säle. Jedoch befand sich in keinem ein Spiegel. Lediglich in ihrem war einer zu finden. Sie traf weder auf einen Diener noch auf den Hausherrn, was sie befremdlich fand.
Es schien gerade so, als schliefe das Schloss noch. Nach endlosen Gängen und Räumen die sie durchforstet hatte, allesamt in mittelalterlichen Stil gehalten, fand sie endlich die große Bibliothek.
Unendliche Reihen von Büchern taten sich vor ihr auf. Der Kamin war in diesem Raum angezündet, so dass er ihr gemütlich schien. Sie ging durch den Raum, sah sich das ein oder andere Buch an.
Jedoch schien ihr als wäre das Richtige nicht dabei. Also wollte sie es sich in dem großen Sessel gemütlich machen, als sie sich fast darauf gesetzt hätte.
Ein schmales kleines Taschenbuch mit einem roten Samtumschlag befand sich auf dem Sitz.
So als hätte es die ganze Zeit auf sie gewartet. Eleanor nahm es und schlug die erste Seite auf.
Es war ein Tagebuch.
Eine schön geschwungene Handschrift in rumänischer Sprache berichtete von seinem Leben.
Unterschrieben war das Buch lediglich mit einem D.

Und so versuchte Eleanor mit ihrem kleinen rumänischen Wortschatz darin zu lesen ohne einen Zusammenhang zu ergründen. Ihre Augen begannen aufgrund der hohen Konzentration zu brennen und so schloss sie diese für einige Augenblicke und schlummerte ein. Ein eisiger Luftzug weckte sie später. Draußen war es längst dunkel geworden. Langsam öffnete Eleanor ihre Augen. Verwirrt blickte sie sich in dem großen, mittlerweile dunklen Raum um bis sie begriff, wo sie sich befand.
Sie erstarrte als sie am Kamin eine dunkle Gestalt ausmachen konnte, welche sich am Feuer zu schaffen machte. Nach und nach wurde die Glut entfacht und erhellte die gesamte Umgebung.
Vor ihr stand am Kamin der Hausherr und drehte sich lächelnd zu ihr um.
„Es tut mir leid, ich wollte euch nicht aus Euren Träumen reißen.“
Er näherte sich ihr langsam.
„Verzeiht mir meine unhöflichen Worte gestern. Wir haben hier nicht so oft Besuch.“
Seine Stimme klang weich und liebevoll. Eleanor begriff erst jetzt, dass er sich in ihrer Sprache ausdrückte.
Fast hätte sie ihn mit offenem Mund angestarrt, so sehr war sie von seiner Verwandlung verwirrt.

„Gestattet mir, dass ich mich Euch vorstelle. Mein Name ist Vlad Alexandar Dracul. Nennt mich doch bitte Alex.“

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Texte: Die Rechte sind nur mir vorbehalten.
Tag der Veröffentlichung: 10.02.2011

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