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Kapitel 1

Gedanken macht man sich über einfach alles. Es gibt gute Gedanken und es gibt schlechte Gedanken. Wie soll man das denn unterscheiden? Woher weiß man was gut und was schlecht ist? Kann man das jemals wissen? Ich glaube nicht. Jeder Mensch denkt anders über gut und schlecht. Man kann es nie genau wissen. Jetzt sitze ich hier und mache mir Gedanken über gut und schlecht. Das ist echt verrückt. Die Person, der immer nach gesagt wird, sie sei egoistisch, teuflisch, arrogant und eingebildet. Ja diese Person macht sich Gedanken über gut und schlecht. Wie beschreibt man seinen eigenen Charakter am besten, wenn dieser von anderen nur negativ umschrieben wird? Denkt man dann auch so? So viele Fragen! Ist man oder wird man so durch Einsamkeit? Durch Verluste? Durch Verletzungen? Dadurch das man schlecht behandelt wurde? Wodurch wird man zu dem, der man ist? Ist das durch die Familie veranlagt? Soll man Menschen, die in allem nur das gute sehen, bemitleiden oder sollte man eifersüchtig auf solche Menschen sein? Ist das eine positive oder negative Eigenschaft? Ist abhauen die beste Lösung um Gefühlsproblemen zu entgehen oder soll man sich seinen Gefühlen stellen und sie anerkennen? So viele Fragen gehen einem durch den Kopf. Was soll man da nur tun?  Das frage ich mich grade. Denn momentan geht alles drunter und drüber in meinem und der Grund für alles ist ER! Wegen ihm hat alles begonnen.

Es begann vor etwa 1 Monat. Ich war mit meiner besten Freundin in einem Club in der Stadt. Er hatte erst vor kurzem geöffnet und man muss ja mal eben abchecken was da so alles geht. Ich saß an der Bar als ich ihn sah. Groß, breite Schultern, markante Gesichtszüge, braune verwuschelte Haare und braune Augen. Wir sahen uns direkt in die Augen. Ich wendete meinen Blick aber schnell wieder ab. Er trug eine dunkle, tiefsitzende Jeans, ein weißes T-Shirt und eine dunkelbraune Lederjacke. Ich sah wie er und ein paar andere in den VIP Bereich gingen. Dann drehte ich mich wieder vollkommen zu meiner besten Freundin, Clary, um und trank mit ihr weiter. Wir tanzten und tranken die Nacht durch. Es war ein lustiger Abend. Clary verschwand dann mit einem Typen und da die Wohnung von mir und meinen Eltern nicht weit weg war, beschloss ich zu Fuß zu gehen. Ich zog meinen Mantel fest um mich und machte mich auf den Weg. Ich lief stur geradeaus, bis ich aus einer Gasse Stimmen hörte. Ich weiß, man bleibt eigentlich nicht stehen und lauscht, doch ich bin einfach zu neugierig. Leise und vorsichtig schlich ich zur Ecke der Gasse und lugte vorsichtig in die Gasse. Dort standen 10 Typen mit dem Gesicht zu mir, vor 5 Typen die den Rücken zu mir gedreht hatten. Sie stritten sich, ich bekam nichts Genaues mit. Doch dann ging alles ganz schnell, sie zogen alle ihre Waffen und schossen aufeinander. Von den 10 Typen standen hinterher noch 2 und von den 5 Typen standen noch alle. Ich hielt mir die Hand vor den Mund um nicht laut aufzuschreien. Ich stolperte einige Schritte zurück, dabei stieß ich eine Mülltonne um, die laut um krachte. Schneller als ich realisieren konnte, standen 3 Typen vor mir. Ich sah sie erschrocken an.

„Hast du was mitbekommen?“, fragt einer bedrohlich.

Ich schüttelte sofort meinen Kopf.

„Wieso siehst du dann so erschrocken aus?“, fragt ein anderer.

„I-i-ich h-habe S-s-Schüsse gehört“, stottere ich

„Du wirst keinem etwas sagen, denn ansonsten gerätst du in große Schwierigkeiten, haben wir uns da verstanden?“

Ich nicke nur, völlig unter Schock. Dann kommen zwei weitere Typen aus der Gasse. Einer davon ist der Typ aus dem Club.

„Hat sie was mitbekommen?“, fragt dieser eiskalt.

„Sie hat die Schüsse gehört, sagt aber nichts. Oder Süße?“, fragt mich ein Kerl von eben. Ich nicke nur benommen.

„Gut. Du kannst gehen“, sagt der Typ aus dem Club dann an mich gewandt. Es dauert bis die Worte bei mir durchkommen, dann stolpere ich aber mit wackeligen Beinen los. Ich wusste, dass diese Typen es verdammt ernst meinten. Jeder hatte eine Knarre am Hosenbund und das keine kleinen. Sie haben ohne zu zögern ihre Waffen gezogen und geschossen. Zuhause angekommen, schließe ich alles ab und lasse mich immer noch unter Schock ins Bett fallen. Ich kann schlecht einschlafen, da mir die Szene von eben immer noch im Kopf rum spuckt. Doch irgendwie schaffe ich es und gleite in einen traumlosen Schlaf. Die Woche darauf verlief ereignislos.

Am Wochenende war dann die Party von einer guten Freundin von mir. Clary und ich trafen uns am Freitagabend und machten uns zusammen fertig und gingen dann auf die Party.  Als wir ankamen, war die Party schon gut im Gange. Wir bahnten uns einen Weg durch das Haus in den Garten. Dort gingen wir zur Bar, holten Getränke und setzten uns dann zu ein paar anderen. Ich ließ meinen Blick durch den Garten gleiten und erblickte IHN. Die Bilder vom letzten Wochenende stiegen wieder in meinen Kopf und ich fing an zu zittern. Clary schaute mich besorgt an.

„Hey Liz? Alles in Ordnung?“, fragt sie besorgt. Ich nicke nur.

„Wer ist dieser Typ?“, frage ich in die Runde und deute auf den Typen.

„Das ist Nathaniel Benett. Er ist ziemlich gefährlich. Er ist der Anführer einer ziemlich kriminellen Gang. Von dem solltest du dich echt fernhalten“, meinte ein guter Freund zu mir. Ich nicke darauf nur.

Ich stand dann auf und ging zur Bar. Ich brauchte dringend etwas zu trinken. Als ich mich umdrehe, renne ich in einen gut gebauten Typen rein. Als ich hochsehe, bleibt mir der Atem weg. Nathaniel Benett.

„Du erinnerst dich. Sehr gut. Denk daran was wir dir gesagt haben“, haucht er mir bedrohlich zu. Ich schlucke schwer und nicke. 

Kapitel 2

Nathaniel POV:

Niedlich wie die kleine vor mir Angst bekommt. Doch genau so sollte es sein. Schlimm genug das sie was mitbekommen hat. Aber sie ist mir von Anfang an aufgefallen, auch im Club ist sie mir sofort aufgefallen. Diese blonden Haare und dazu dieses smaragdgrünen Augen. Sie war wirklich wunderschön und mit Abstand die schönste hier. Doch man merkte auch sofort, dass sie kein Mädchen für eine Nacht ist. Obwohl mir das sehr gefallen hätte, sie heute Nacht meinen Namen schreien zu hören. Sie wirkt eine unerklärliche Faszination bei mir aus. Aber ich durfte mich nicht ablenken lassen. Ich hatte noch eine offene Rechnung mit jemandem hier auf und darum würde ich mich jetzt kümmern. Ich ging einfach an dem Mädchen vorbei und suchte Paul O’Connor. Er schuldet mir noch eine Menge Geld und genau das wollte ich mir heute holen. Entweder er zahlt oder er zahlt mit seinem Leben.  Als ich ihn entdeckte und er mich, wurden seine Augen ziemlich groß und er wollte wegrennen, doch ich und meine Jungs hatten ihn eingekreist.

„Mitkommen“, befahl ich ihm als ich bei ihm war. Er hörte sofort und folgte mir raus auf die Straße und dann in eine Gasse.

„Wo ist mein Geld?“, bringe ich es sofort auf den Punkt.

„I-ich h-hab es noch nicht. Du bekommst es bald“, flehte er. Er kannte mich, jeder kannte mich und wenn ich eins nicht leiden konnte, dann dass wenn man mir mein Geld nicht pünktlich zurück zahlt.

„Du hattest schon eine Frist und die hast du nicht eingehalten. Also…“, ließ ich den Satz offen und seine Augen wurden immer größer. Einer meiner Jungs zog dann eine Knarre und erschoss ihn. Hinter mir hörte ich dann plötzlich einen kurzen Schrei. Ich drehte mich blitzschnell um und da stand SIE. Das Mädchen welches uns letztes Wochenende schon gehört hatte. So eine verdammte Scheiße. Mit großen Schritten war ich bei ihr.

„Verfolgst du uns?“, blaffte ich sie an. Sie schüttelte ängstlich den Kopf.

„Was machst du dann hier?“, frage ich kalt.

„N-nach H-hause“, stammelt sie.

„Was?“, frage ich nach.

„Ich bin auf dem Weg nach Hause“, sagte sie dann mit festerer Stimme.

„Ach und wie kommt es dann das du uns ständig störst?“

„Ich weiß nicht, Zufall?“, sagt sie dann etwas trotzig.

Ich schaue sie eindringlich an. Sie schaut schnell weg.

„Tut mir leid. Wird nicht mehr vorkommen und ich sage auch nichts“, murmelt sie dann schüchtern

„Das wäre auch besser für dich“, sage ich schlicht. Sie nickt und verschwindet schnell.

Meine Jungs sehen ihr nach.

„Ich hoffe sie hält wirklich ihren Mund“, meint mein bester Freund, Lucas.

„Wird sie“, sage ich nur. Wir beseitigen dann die Leiche und fahren zu unserm Haus. Wir wohnen alle zusammen, zumindest wir fünf. Es gehören mehr zu uns, doch sind wir der innerste Kreis und alle beste Freunde. 

Kapitel 3

Liz POV:

Das darf doch nicht wahr sein. Erst droht er mir und geht und dann bekomme ich erneut mit wie er jemanden oder eher seine Freunde jemanden erschießen. Das darf doch einfach nicht wahr sein. Wieso gehe ich genau in diesem Moment daran vorbei? Wieso eigentlich immer ich? Ist ja nicht so, dass ich schon genug Probleme habe. Nein das jetzt auch noch. Man und dieser Typ kann einem echt Angst machen. Ich habe eigentlich gar keine Angst vor jemanden, aber er. Wenn er mich ansieht, läuft es mir kalt den Rücken runter. Ich muss echt aufpassen. Zuhause angekommen, lege ich mich wieder sofort ins Bett. In der Nacht schrecke ich mehrere Male auf, ich träume immer wieder dasselbe, wie dieser Nathaniel diesen Mann tötet. Die Bilder wollen einfach nicht mehr aus meinem Kopf verschwinden. Grausam! Am nächsten Morgen stehe ich total müde auf und schleppe mich unter die Dusche. Das alles aber auch nur, weil ich meiner besten Freundin versprochen habe, heute mit ihr an den See zu fahren. Wieso habe ich das nochmal getan? Ach ja, weil sie sonst nie aufgehört hätte zu nerven. Um Punkt ein Uhr steht sie dann auch vor meiner Haustür.

„Hey Süße“, begrüßt sie mich und umarmt mich kurz.

„Morgen“, brumme ich und erwidere die Umarmung leicht.

„Was los?“, fragt sie verwirrt.

„Konnte nicht schlafen“, antworte ich knapp.

„Oh je, das kann ja was werden“, sagt sie dreht sich dann aber um und geht zu ihrem Auto. Ich folge ihr mit meiner Tasche und lasse mich neben sie fallen. Während der Fahrt erzählt sie mir, wie die Party noch so war, aber ich höre einfach nicht zu. Am See angekommen, legen wir uns nah ans Ufer und ziehen uns bis auf den Bikini aus. Ich lege mich mit Kopfhörern hin und Sonne mich. Durch ein rütteln an meinem Arm, öffne ich meine Augen und nehmen einen Kopfhörer raus.

„mhm?“, frage ich nur.

„Die Typen starren uns total an“, sagt sie und deutet unauffällig auf eine Gruppe Jungs. Ich folge der Geste unauffällig und mein Herz setzt für einen Moment wieder aus. Nicht die schon wieder? Bleibe ich denn niemals verschont? Die Jungs von Nathaniel starren zu uns herüber, dann sehe ich IHN wieder. Er geht grade auf die Gruppe zu und begrüßt alle kurz mit einem Handschlag. Das darf doch jetzt wirklich nicht wahr sein. Wieso ausgerechnet sind sie hier? Schlimm genug, dass ich wegen ihnen nicht mehr vernünftig schlafen kann. Jetzt laufen sie mir auch noch andauernd über den Weg. Die letzte Nacht will einfach nicht aus meinem Kopf verschwinden. Am liebsten würde ich zur Polizei gehen, doch dann wird mir wahrscheinlich dasselbe wie dem Typen gestern passieren. Mein Leben war mir dann doch zu wichtig.  Ich schaue schnell wieder weg und rede mit Clary. Wir beschließen dann auch mal ins Wasser zu gehen. Genau das brauchte ich jetzt auch, eine Abkühlung.

Kapitel 4

Nathaniel POV:

Ich komme zum See und checke sofort ab, wer alles hier ist. Einige geile Weiber sind ja schon dabei. Ich begrüße meine Jungs kurz, die die ganze Zeit irgendwo hinstarren.

„Was los?“, frage ich dann direkt.

Lucas deutet auf zwei Mädchen. Beim näheren hinsehen, erkenne ich wer das ist. Schon wieder dieses Mädchen. Schlimm genug das sie mir permanent im Kopf rumgeistert, jetzt ist sie auch noch hier. Das kann ja mal was werden. Ihr Bikini betont wirklich alle ihre Vorzüge, man konnte schon vorher erahnen was für eine Figur sie hat, doch der Bikini zeigt es noch deutlicher. Sie ist schlicht und ergreifend einfach heiß. Ich merke auch wie meine Jungs sie angucken.

„Hört auf sie so anzusehen“, sage ich zu ihnen. Sofort gucken sie nicht mehr. Ich weiß nicht wieso mich ihre Blicke so stören, aber eine Wut kriecht dabei langsam in mir auf.

Ich lege mich hin und beobachte sie unauffällig, als sie dann aufsteht, kann man das Tattoo auf ihrem Rücken betrachten. Sie hat zwei Engelsflügel auf ihrem Rücken. Zwischen den beiden Flügeln stehen drei Namen, aber nicht auf dieser Sprache, sondern auf Hebräisch.  Was das wohl zu bedeuten hat? Ich wusste von Anfang an, dass sie etwas zu verbergen hat. Sie hatte zwar tierische Angst, aber hatte hinterher eine feste Stimme. Das davor war mehr Show als Wahrheit. Hinter ihr steckt ein starkes Mädchen, welches schon viel erlebt hat. Was genau, dass werde ich noch heraus finden.

Kapitel 5

Liz POV

Clary und ich schwimmen einige Runden durch den See, bis sie dann wieder raus geht. Ich schwimme noch etwas und tauche auch durch den See und schwimme weiter weg. Ich brauche einfach mal einen klaren Kopf um alles zu verdauen. Ich tauche einfach unter und bleibe einige Zeit unter Wasser. Da ich früher immer tauchen war, kann ich die Luft ziemlich lange anhalten. Ich habe die Augen geschlossen und genieße die Ruhe. Plötzlich werde ich hochgezogen. Als ich meine Augen öffne, sehe ich Nathaniel vor mir. Ich sehe ihn verwirrt an.

„Was sollte das?“, frage ich angepisst.

„Ich dachte du ertrinkst gleich“, rechtfertigt er.

„Wäre ich aber nicht, was willst du schon wieder?“

„Wow…plötzlich so mutig“, stellt er schlicht fest. Ich sehe ihn mit großen Augen an und meine Worte werden mir grade erst bewusst.

„Ich weiß, dass du nur so ängstlich tust“, stellt er weiter fest.

„Ich tue nicht nur so“, antworte ich kleinlaut.

„Oh doch“, sagt er und kommt näher an mich ran. Ich will zurück weichen, doch er legt schnell seine Hand auf meinen Rücken und verhindert es somit.

„Mach mir nichts vor. Du machst nur auf kleines unschuldiges Mädchen.“

„Woher willst du das wissen?“, frage ich leise.

„In der Gasse hattest du erst eine ängstliche Stimme, doch man sah die Angst nicht in deinen Augen. Danach hattest du eine feste Stimme. Außerdem hätte ein braves Mädchen nicht solch ein Tattoo am Rücken wie du. Was hat es zu bedeuten?“

„Das geht dich nichts an“, zische ich leicht wütend. Was bildet der Typ sich denn bitte ein? Was weiß der schon über mein Leben? Ich drücke ihn weg und schwimme schnell weg. Als ich bei Clary ankomme, sieht sie mich besorgt an.

„Alles gut? Was wollte Benett von dir?“, fragt sie besorgt.

„Nichts, er dachte ich ertrinken, weil ich so lange unter Wasser war“, antworte ich.

„Wirklich? Liz du weißt du kannst mir alles erzählen.“

„Ja ich weiß, aber das war es wirklich“, sage ich und lächele sie an. Dann lasse ich mich neben sie fallen.

„Ok. Weißt du er macht nur nicht den Anschein, als würde er jemanden vor dem Ertrinken retten“, sagt sie immer noch besorgt. Sie kann echt süß sein und ich bin wirklich froh, sie als beste Freundin zu haben.

„Ich hab mich auch gewundert.“

„Hat man gesehen, aber was wollte er denn noch? Du sahst plötzlich so wütend aus?“, fragt sie weiter.

„Er wollte wissen was das Tattoo zu bedeuten hat“, sage ich kurz

„oh“, macht sie dann nur noch und sieht mich besorgt an.

„Ist aber alles gut jetzt“, beruhige ich sie sofort, worauf sie nickt.

Kapitel 6

 

Nathaniel POV

Sie hat doch was zu verbergen. So wie sie auf die Frage mit dem Tattoo reagiert hat, steckt da wohl mehr hinter. Ich sehe ihr hinterher wie sie wegschwimmt. Kurz darauf schwimme ich zurück zu den Jungs. Die chillen schon wieder mit irgendwelchen Weibern in knappen Bikinis. Ich setzte mich wortlos dazu, kurz darauf setzt sich eine neben mich und streckt mir ihre unechten Brüste entgegen. Ich beachte sie gar nicht. Meine Gedanken hängen bei ihr fest. Ich drehe mich kurz um und beobachte sie. Sie redet grade mit ihrer Freundin, die etwas besorgt aussieht.

„Ey Mädels, kennt ihr die beiden Mädchen da?“, frage ich die Weiber dann.

„Ja das sind Liz und Clary. Clary ist ganz in Ordnung, aber Liz ist einfach komisch“, antwortet mir eine. Ich nicke nur. Ich wusste sofort, dass sie Liz sein muss. Das andere Mädchen sieht schon aus wie eine Frohnatur. Doch Liz sieht aus, als wäre sie nicht so einfach. Wir chillen noch etwas an dem See und fahren dann zu unserem Treffpunkt. Eine alte Lagerhalle im Norden der Stadt. Wir haben sie so umgebaut, dass wir eine Werkstatt haben und oben sieht es aus wie in einem Club. Dort werden auch alle unsere Geschäfte abgehandelt oder unsere Ware gelagert. Die anderen sind schon da. Insgesamt sind wir eine Truppe von 20 Mann. Doch ich und meine Jungs waren die höchsten und hatten das sagen. Wir waren außerdem die Gefährlichsten.

Wir redeten über die Geschäfte und über die Leute, die uns noch Geld schulden. Jeder hat seine Frist. Diese Woche liefen drei Fristen ab, mal sehen ob sie zahlten oder umgelegt werden mussten.  Doch ganz bei der Sache war ich nicht. Immer wieder drifteten meine Gedanken zu Liz. Wieso muss ich bloß so oft an sie denken? Das ist doch unnormal. Doch sie löst etwas in mir aus, was ich seit Jahren nicht mehr hatte, dabei kannte ich sie kaum. Aber sie faszinierte mich einfach.  Ihre Art, ihr Aussehen, einfach alles.

Kapitel 7

 

Liz POV

Am Abend lag ich dann erschöpft in meinem Bett. Ich dachte über all das was in letzter Zeit passiert ist nach. Wieso musste Nathaniel mir nur so oft über den Weg laufen? Was er heute gesagt hat verunsichert mich. Niemand kennt meine Geschichte, außer Clary. Sie weiß alles, aber alle anderen wissen nichts und genau so soll es bleiben. Keiner soll von meiner Vergangenheit etwas wissen. Das durfte einfach nicht passieren. Ich lag in meinem Bett und Tränen schlichen sich langsam aus meinen Augen. Ich vermisse sie einfach so. Wieso musste er heute nur da sein? Wieso stellte er solche Fragen? Er interessiert sich doch gar nicht wirklich für mich. Er soll einfach seine Bitches ficken und mich in Ruhe lassen. Nach endlosen Stunden schlief ich dann auch endlich ein, doch der Wecker am nächsten Morgen klingelte einfach viel zu früh. Müde raffte ich mich auf und schleppte mich unter die Dusche. Danach zog ich mir eine einfache Leggins, Kaputzenpulli und Nikes an. In der Schule sah ich Clary schon von weitem. Als sie mich sah, kam sie sofort auf mich zu.

„Du siehst aber nicht gut aus“, sagt sie besorgt.

„Hab nicht geschlafen“, antworte ich nur.

Sie sieht mich mitleidig an, sagt aber nichts mehr. Sie kennt mich einfach zu gut. Wir gehen gemeinsam zum Unterricht. Ich hörte kein Stück zu und war froh, als es endlich vorbei war. Ich beschloss nach Hause zu laufen, frische Luft würde mir gut tun. Während ich nach Hause lief, hielt plötzlich ein Wagen neben mir. Ich schaute das Auto verwirrt an. Dann erkannte ich den Fahrer. Nathaniel. Er ließ das Fenster runter.

„Steig ein“, meint er kühl.

„Nein danke“, erwidere ich.

„Jetzt steig ein“, sagt er schon leicht wütend. Ich verdrehe genervt die Augen und steige ein. Er fuhr los und das nicht grade langsam. Doch er fuhr nicht zu mir, sondern in den Norden der Stadt.

„Du musst mir helfen“, sagt er dann irgendwann.

„Wieso?“, frage ich verwirrt. Wie sollte ich ihm denn bitte helfen?

„Die Leiche von dem einen Abend wurde gefunden. Angeblich gibt es Indizien dafür dass ich daran beteiligt bin. Du musst mir ein Alibi geben“, erklärt er kurz.

„Wieso sollte ich das tun?“, frage ich und sehe ihn an. Er erwidert den Blick kurz

 „Weil ich Nathaniel Benett bin und dein Leben zerstören könnte wenn ich wollen würde“, sagt er schlicht.

„Wieso ich?“

„Man hat uns zusammen auf der Party gesehen. Du hast die Party kurz nach mir verlassen. Wir werden sagen, wir haben die Nacht miteinander verbracht.“

„Hab ich denn eine Wahl?“

„Nicht wirklich“, meint er nur und hält vor einer Fabrikhalle.

Ich verdrehe die Augen und laufe ihm hinterher. Die Lagerhalle war echt riesig. Die ganze untere Ebene bestand aus eine Werkstatt. Nathaniel lief eine Treppe hoch und ich im Hinterher. Was ich da sah, war unglaublich. Es sah aus wie in einem riesigen Club. Die Jungs sahen mich alle total verwirrt an. Nathaniel lief bis nach hinten durch in eine Art Büro und ich folge ihm. Ich merke die Blicke der Jungs in meinem Rücken. Im Büro stehen die anderen vier Typen, die immer bei ihm sind. Ich sehe mich etwas unsicher um.

„Wie im Auto schon gesagt, musst du mir ein Alibi geben. Die Jungs und ich haben lange überlegt, wir werden sagen du seist meine Freundin. Wir haben die ganze Nacht zusammen verbracht und ich habe dich mittags erst nach Hause gebracht, verstanden?“, fragt Nathaniel kalt.

„Kriege ich dadurch nicht Schwierigkeiten?“, frage ich und sehe Nathaniel genau in die Augen und wende meinen Blick auch nicht ab.

„Für die Bullen bist du ein unschuldiges, süßes Mädchen“, antwortet er nur.

„Ich meine auch nicht die Bullen. Ich meine andere Gangs, Leute die dich hassen. Denkst du von unserer „Beziehung“ erfährt niemand? Das glaube ich kaum und du hast einige Feinde, die denken ich bedeute dir was und dann könnte es doch passieren, dass sie mir was tun“, erwidere ich. Diese Sichtweise hatten die Jungs wohl nicht betrachtet, ihren Gesichtern nach zu urteilen.

„Daran haben wir echt nicht gedacht“, bemerkt einer der Jungs.

„Keine Angst, ich beschütze dich dann schon“, meint Nathaniel und sieht mich an. In seinen Augen erkenne ich, dass er es sogar ernst meint. Deshalb nicke ich nur.

„Gut, wir fahren jetzt sofort los“; sagt Nathaniel und geht zur Tür. Ich folge ihm raus. Als er den Wagen startet, sehe ich ihn von der Seite an.

„Sollte ich mich noch umziehen?“, frage ich vorsichtig.

„Nein nicht nötig“, sagt er und dirigiert den Wagen sicher durch den Verkehr bis zur Polizeiwache. Nachdem wir ausgestiegen sind, nimmt er meine Hand. Ich sehe ihn erst verwirrt an, aber dann erinnere ich mich daran, dass man das als Paar ja macht. Drinnen werden unsere oder eher meine Personalien aufgenommen. Wir müssen dann noch einen kurzen Moment warten, während der ganzen Zeit lässt Nate meine Hand nicht los. Erst als er aufgerufen wird. Er steht auf, gibt mir aber noch einen Kuss auf die Stirn bevor er geht. Kurz darauf werde ich aufgerufen und in einen Verhörraum gebracht. Eine Polizistin setzt sich mir gegenüber.

„Miss Petrovic, stimmt es das sie mit Nathaniel Bennett zusammen sind?“, fragt sie als erstes.

„Ja“, antworte ich schlicht.

„Wie lange schon?“ Fuck das hatten wir nicht besprochen.

„Noch nicht sehr lange.“

„Ok und letzten Samstag war er die ganze Nacht bei Ihnen?“

„Wir waren erst auf einer Party, von da sind wir zusammen nach Hause. Also er ist etwa 3 Minuten vor mir gegangen, es soll nicht jeder wissen, dass wir zusammen sind. Er hat am Auto auf mich gewartet.“

„Na gut. Eine letzte Frage noch, wie lange war er den darauf folgenden Tag bei Ihnen?“

„Bis mittags ungefähr.“

„Alles klar. Danke dass Sie sich die Zeit genommen haben“, sagt die Beamte freundlich.

„Keine Ursache. Hat mich gefreut. Tschüss“, verabschiede ich mich und gehe raus. Nathaniel wartet draußen schon und nimmt mich in den Arm.

„Alles gut Süße?“, fragt er und klingt sogar besorgt.

„Ja alles gut“, antworte ich und lächle.

Wir verlassen dann die Wache und fahren wieder weg.

„Danke“, meint er dann plötzlich.

„Keine Ursache. Ich würde jetzt aber gerne nach Hause“, sage ich.

„Ja natürlich.“

„Ich hab da noch eine Frage“, meine ich dann vorsichtig.

„Die da wäre?“

„Darf ich Clary davon erzählen? Sie weiß alles über mich und sie wird auch nichts sagen“; frage ich dann vorsichtig.

„Na gut. Aber wenn sie was sagt, dann seid ihr beide dran, verstanden?“; fragt er und sieht mich intensiv an. Ich nicke nur. Nachdem ich Nate den Weg beschrieben habe, halten wir kurze Zeit später vor meiner Haustür.

„Sind deine Eltern nicht da?“, fragt er, da kein Auto in der Einfahrt steht und alles dunkel ist.

„Nein, sie sind…ehm..geschäftlich unterwegs“, antworte ich und steige schnell aus. Ich flüchte halb ins Haus und verschließe die Tür hinter mir. Danach sinke ich an der Haustür runter und sehe mich um. Warum muss alles bloß so schief gehen? Ich wollte nie etwas mit solchen Leuten zu tun haben und jetzt bin ich die angebliche „Freundin“ von einem der gefährlichsten Typen dieser gottverdammten Stadt. Reicht es denn noch nicht, was ich alles durchgemacht habe? Muss es jetzt wirklich noch schlimmer kommen? Anscheinend ja. Doch das aller schlimmste an dieser ganzen Situation ist, das Nathaniel dabei ist, mein Geheimnis aufzudecken. Ich konnte es so lange verdecken und nur durch ihn droht es aufzufliegen. Warum nur?

Nachdem ich mich wieder gesammelt habe, stehe ich auf und mache mir in der Küche etwas zu essen. Damit setze ich mich dann vor den Fernseher und sehe mir die Nachrichten an. Sie berichten über die gefundene Leiche. Die Bilder meiner Vergangenheit schießen mir in meinen Kopf, sodass ich ein würgen unterdrücken muss. Ich schalte den Fernseher schnell aus und gehe hoch in mein Zimmer und ziehe mir meine Sportsachen an. Danach gehe ich in unseren Keller oder eher Fitnessraum, wo ich anfange zu trainieren. Ich habe vor Jahren mit Kampfsport angefangen, ich gehe immer wieder die Grundlagen durch. Ich trainiere nur für mich und teilweise mit Clary. Einen Trainer können wir uns beide nicht leisten, weshalb wir es uns mehr oder weniger selbst beibringen. Ich unterbreche meine Trainingseinheit, als mein Handy klingelt und ich Clarys Namen im Display lese.

„Hey“, gehe ich ans Telefon.

„Ich glaube du hast mir was zu erklären“, sagt sie direkt und man hört wie angepisst sie ist.

„Ich weiß. Komm vorbei“, sage ich schlicht.

„Bis gleich“, sagt sie noch und legt dann auf.  Ich mache meine Übung noch zu Ende und gehe dann wieder hoch, in dem Moment klingelt es auch an der Tür. Ich öffne die Tür und eine wütende Clary steht vor mir.

„Komm rein“, sage ich nur und lasse sie durch. Sie geht direkt ins Wohnzimmer.

„Auf die Erklärung bin ich mal gespannt“, meint sie und sieht mich an. Dann fange ich an ihr alles was Nathaniel Bennett und mich betrifft zu erzählen. Clary sieht mich danach mit großen Augen an.

„Weiß er, dass du mir das erzählt hast?“, fragt sie vorsichtig.

„Ja und du musst still sein“, antworte ich.

„Weiß er was von deiner Vergangenheit?“

„Nein und das soll so bleiben.“

„Warum hast du denn nicht einfach nein gesagt? Also wegen dem Alibi.“

„Du weißt was damals mit Paul geschehen ist und ich will wissen wer es war. Also kann man sagen Nathaniel Bennett ist das Beste und Schlimmste was mir passieren konnte. Das einzige Problem ist, dass er glaube versucht was über mich rauszufinden.“

„Du weißt er wird nichts finden“, versucht Clary mich zu beruhigen.

„Ja aber er stellt immer so komische Fragen, er weiß zu 100% das ich was verberge und so wie ich ihn einschätze will er immer alles wissen um auf alles vorbereitet zu sein.“

„Meinst du wirklich?“

„Ja, da bin ich mir sicher. Ich würde es nicht anders machen“; sage ich und sehe aus dem Fenster in den Garten. Ich erkenne eine Person im Schatten der Bäume.

„Clary, da ist jemand“, flüstere ich.

„Wo?“, fragt sie sofort.

„Im Garten, aber sieh nicht hin. Geh in die Küche und hol die Waffe aus dem Schrank“, sage ich leise und gehe selbst in den Flur. Vom Flur gibt es eine Tür in den Schuppen und von dem Schuppen in den Garten. Ich schleiche mich dadurch und die Person die erst im Schatten gestanden hat, schleicht sich langsam ans Haus. Da es so dunkel ist, erkenne ich nichts. Ich nehme mir leise eine Schüppe. Die Gestalt kommt langsam in meine Richtung. Als er mit dem Rücken zu mir steht, haue ich ihm die schüppe in den Rücken und springe dann auf ihn. Ich halte seine Hände auf dem Rücken fest. Clary kommt dann mit der Waffe raus und richtet sie auf die Person.

„Du stehst jetzt langsam auf“, sage ich leise und bedrohlich zu ihm. Der Typ steht langsam auf. Als ich in sein Gesicht gucke, werden meine Augen groß. Es ist einer von Nathaniels Jungs.

„Was machst du hier?“, frage ich sauer.

„Nate, meinte ich soll dich unauffällig im Auge behalten“, antwortet er und reibt sich seinen Nacken.

„An der Unauffälligkeit müssen wir wohl noch arbeiten.“

„Etwas“, sagt der Kerl und dann klingelt sein Handy.

„Das ist Nate“, meint er und geht ran.

Clary und ich lassen ihn nicht aus den Augen.

„Ja es geht ihr gut, nur hat sie mich bemerkt.“

Kurze Stille.

„Ja tut mir leid. Ja is okay, bis so grade“, meint der Kerl und legt dann auf.

„Nate kommt jetzt“, sagt er Typ zu mir und Clary. Ich nehme Clary die Waffe aus der Hand und sichere sie. Dann gehe ich zurück ins Haus und verstecke sie wieder gut. Die beiden sitzen mittlerweile im Wohnzimmer. Als die Tür klingelt, gehe ich hin und öffne sie. Nate steht vor mir und kommt einfach rein. Er folgt den Stimmen ins Wohnzimmer.

„Sag mal, wie unfähig bist du?“, fährt Nate den Kerl an.

„Sie hätte mich eigentlich nicht bemerken dürfen, außerdem hat sie sich so leise an mich ran geschlichen, ich habe sie überhaupt nicht gehört“, meint der Typ, worauf Nate mich eindringlich ansieht. Ich sehe ihn nur unschuldig an. Doch ich erkenne in seinen Augen, dass er es mir null glaubt. Na super.

„Ich mache Kampfsport“, antworte ich schlicht auf die unausgesprochene Frage.

„Louis, geh zu den anderen.“, sagt er zu dem Kerl der dann auch sofort geht.

„Ich bin auch weg“, meint Clary und grinst. Will die mich verarschen? Nachdem die Tür ins Schloss gefallen ist, spüre ich Nates brennenden Blick auf mir.

„Was ist?“, frage ich leicht angepisst.

„Was ist dein Geheimnis?“, fragt er grade heraus.

„Wenn ich es verrate, ist es kein Geheimnis mehr“, antworte ich schlicht.

„Du verbirgst etwas und ich werde rausfinden was.“

Ich drehe mich zu ihm um und sehe ihm in die Augen „War das eine Drohung?“

„Nein, ein Versprechen.“

Er tritt an mich ran, sodass nur noch wenige Zentimeter zwischen uns sind. Sein Daumen streift über meine Wange.

„Ich wusste du bist nicht das kleine, unschuldige Mädchen. Bei dir steckt viel mehr hinter der Fassade“, meint er und sieht mich durchdringend an.

Kapitel 8

 

Nathaniel POV:

„Ach meinst du?“, fragt sie und sieht mich erneut unschuldig an, was mich zum Lächeln bringt.

„Ja meine ich“, hauche ich. Ich kann meinen Blick einfach nicht von ihren Augen lösen. Dieses Mädchen macht mich verrückt. Zu gerne würde ich ihr Geheimnis wissen. Was verbirgt diese Schönheit nur?

„Du solltest nun auch gehen. Es ist spät und ich bin müde“, sagt sie dann und tritt einige Schritte zurück.

„Ich bringe dich morgen früh zur Schule“, sage ich während ich rausgehe und verschwinde dann. Ich gehe schnell zu meinem Auto und fahre zu den Jungs.

Als ich rein komme, gucken mich alle sofort an.

„Wo warst du so lange?“, fragt mich mein bester Freund sofort.

„Egal. Wie sind die Geschäfte gelaufen?“, stelle ich die Gegenfrage. Sofort fangen sie an zu erzählen. Die wichtigsten Sachen merke ich mir, ansonsten driften meine Gedanken immer wieder zu Liz. Mir ist es noch nie passiert, dass ein Mädchen nicht aus meinen Gedanken verschwindet. Doch bei ihr ist es anders, bei ihr ist alles anders. Warum nur? Gute Frage. Die Jungs und ich besprechen alles für die nächsten Tage und dann fahren wir alle nach Hause. In meiner Wohnung angekommen, lässt mir Liz keine Ruhe. Irgendwas stimmt da nicht. Ich suche im Internet alles nach ihrem Namen ab. Von der Schule gibt es regelmäßig Berichte in denen sie die letzten zwei Jahre auftaucht. Doch von davor gibt es nichts über sie. Ich wähle die Nummer eines guten Freundes.

„Hey Nate“, begrüßt er mich.

„Hey Flo“, begrüße ich ihn.

„Lange nichts von dir gehört. Alles gut bei dir?“

„Alles bestens, bei dir auch?“

„Na klar. Was kann ich für dich tun?“

„Kannst du mir einen Gefallen tun und jemanden für mich überprüfen?“

„Was soll ich denn überprüfen?“

„Ihre gesamte Vergangenheit. Eltern, Geschwister, früherer Wohnort. Einfach alles was du finden kannst“, erkläre ich.

„Klar, kann ich tun. Schick mir bitte ein Bild und alles was du bisher weißt.“

„Alles kla, danke man. Ich schulde dir was.“

„Ich werde drauf zurückkommen, bis dann“

„Bis dann“, sage ich noch und lege auf.

Mal sehen was er über sie alles rausfindet. 

Kapitel 9

 

Liz POV

Nachdem Nathaniel weg war, ließ ich mich auf dem Sofa nieder. Warum geht alles nur so schief? Er darf nicht erfahren, wer ich wirklich bin. Das darf keiner! Nur Clary weiß Bescheid und das soll auch so bleiben. Sie ist die einzige der ich vollkommen vertraue. Ich entschließe mich später schließlich schlafen zu gehen. Morgen ist wieder Schule und ich möchte einigermaßen fit dafür sein, auch wenn ich glaube, nicht wirklich schlafen zu können. Natürlich ist dies auch der Fall. Ich wälze mich die halbe Nacht immer wieder von einer Seite auf die andere. Sobald ich auch nur leicht einschlafe, erscheinen die Bilder, welche ich immer verdrängen wollte.

Ich komme spät nach Hause. Ich schließe die Tür auf und auf den ersten Blick ist alles normal. Doch als ich das Wohnzimmer betrete, sehe ich Blut überall. An den Wänden, auf dem Boden. Ich schreie kurz auf und gehe dann langsam voran um mich umzusehen. Ich stolpere über meine eigenen Füße und falle in eine Blutlache. Als ich neben mich sehe, sehe ich meine Mutter blutüberströmt neben mir liegen. Tränen sammeln sich in meinen Augen. Ich krieche zu ihr und versuche einen Puls zu fühlen. Doch nichts. Sie ist tot. Ich fange an zu schluchzen. Nach einiger Zeit sammele ich mich wieder und stehe langsam auf. Meine Kleidung ist blutgetränkt. Ich gehe langsam in die Küche und sehe meinen Vater. Er liegt auf dem Küchenboden, um ihn herum ist noch mehr Blut als zuvor bei meiner Mutter. Ich knie mich neben ihn und taste auch bei ihm nach einem Puls, doch auch bei ihm ist nichts zu fühlen. Plötzlich ertönen oben Geräusche. Ich nehme mir ein Küchenmesser und stelle mich hinter die Tür. Schritte kommen die Treppe hinunter und bewegen sich auf die Küche zu. Eine Gestalt stellt sich in die Tür, ohne zu wissen was ich tue, ramme ich ihm das Messer in die Brust. Er sackt zusammen. Ich sehe geschockt auf den Körper. Ich ziehe das Messer raus und Blut fließt, unendlich viel. Ich stürme hoch in mein Zimmer, packe eine Tasche mit den wichtigsten Sachen, nehme mir Geld aus unserem Safe und renne. Ich renne hinaus in die Nacht.

Ich wache erschrocken auf und sehe mich um. Ich bin immer noch in meinem Zimmer. Ich sehe auf die Uhr und stelle fest, dass ich ohnehin in 20 Minuten aufstehen müsste. Also beschließe ich erst einmal eine lange kalte Dusche zu nehmen. Das kalte Wasser lässt mich klar werden und vertreibt die Erinnerungen. Nachdem ich mich fertig gemacht habe, gehe ich runter in die Küche und koche mir Kaffee. Ich setze mich an den Küchentisch und trinke meinen Kaffee. Um halb 8 ruft Nathaniel mich an.

„Hey“, gehe ich ran

„Hey, ich bin da“, erwidert er.

„Komme“, sage ich nur und lege auf. Ich packe meine Sachen zusammen und gehe raus und steige in seinen Wagen.

„Guten Morgen“, sagt er und lächelt mich schief an.

„Morgen“, brumme ich nur.

„Was ist los?“, fragt er stirnrunzelnd

„Was sollte sein?“; entgegne ich.

„Du siehst beschissen aus. So als hättest du nicht eine Minute geschlafen.“

„Oh danke. Da ist auch was dran.“

„Wieso konntest du nicht schlafen?“

„Geht dich nichts an“, gifte ich nur und gucke dann aus dem Fenster und beobachte die vorbeiziehende Landschaft. Nathaniel sieht mich nur mit einem komischen Seitenblick an, schweigt ansonsten aber. An der Schule angekommen, hält er den Wagen genau vor dem Schultor an.

„Ich werde dich nach Schulschuss abholen“, sagt er knapp.

„Tu was du nicht lassen kannst“, erwidere ich nur und steige aus. Clary kommt sofort zu mir gelaufen.

„Oh er meinte es ernst mit dem abholen“, sagt sie verwundert.

„Natürlich meinte er das ernst“, sage ich leicht pissig und schlendere neben Clary in die Schule.

„Habt ihr gestern noch lange geredet?“, fragt sie.

„Nein.“

„Schlecht geschlafen?“

„Ja.“

„Ok“, meint sie nur noch. Sie weiß, dass wenn ich schlecht geschlafen habe nichts mit mir anzufangen ist. Während des Unterrichts drifte ich immer wieder zu Nate mit meinem Gedanken. Warum geht der mir denn jetzt nicht mehr aus dem Kopf? Nach der Schule sehe ich schon von weitem Nate der an seinem Auto gelehnt steht. Alle Schüler machen einen riesen Bogen um ihn. Manche Mädchen schmachten ihn von weitem an.

„Bis dann. Ich melde mich“, sage ich zu Clary, umarme sie kurz und gehe dann zu Nate. Er lächelt mich an als ich näher komme. Ohne was zu sagen, steige ich in den Wagen ein. Nate steigt auch ein und fährt sofort los.

„Wie war die Schule?“, fragt er irgendwann.

„Ganz ok“, meine ich nur.

„Schlechte Laune?“

„Ja.“

„Wieso?“

„Das fragst du noch? Wegen dir! Du bist überall“, meckere ich.

„Ist das denn was schlechtes?“, fragt er grinsend.

„Ja ist es!“, erwidere ich zickig.

Nate lacht nur und fährt wieder zu dem Fabrikgelände.

„Was machen wir hier?“, frage ich verwirrt.

„Ich muss noch was klären, komm mit“, meint er und steigt aus. Ich steige auch aus und folge ihm durch das gesamte Fabrikgelände. Dieses Mal gehen wir nicht in die riesige Fabrikhalle. Wir gehen in ein kleines Nebengebäude. Er öffnet die Tür und wir stehen in einer Art Büro. In einer Ecke gibt es eine große Sitzecke und auf der anderen Seite stehen ein Schreibtisch und viele Aktenschränke, wahrscheinlich ist darin sein Kundenverzeichnis.

„Was musst du jetzt machen?“, frage ich genervt.

„Telefonieren. Du kannst dich setzten und Hausaufgaben machen“, sagt er und setzt sich an seinen Schreibtisch. Ich verdrehe nur die Augen und setzte mich auf die Couch. Ich stöpsle meine Kopfhörer ein und höre dann Musik. Ich merke wie meine Augen immer schwerer werden, bis sie schließlich zufallen.

Kapitel 10

 

Nathaniel POV

Ich tätige einige Anrufe und koordiniere die Übergabe und den Transport einiger Waren. Hin und wieder gleitet mein Blick zu der Sitzecke. Liz liegt auf dem Sofa und hat ihre Augen geschlossen. Sie schläft vermutlich. Nach einem Telefonat stehe ich auf, hole eine Decke aus dem Schrank und decke sie damit zu. Sie sieht wirklich friedlich aus wenn sie schläft. Als ich so neben ihr hocke, kann ich nicht wiederstehen und streiche sanft durch ihre Haare. Sie ist wirklich hübsch, vor allem wenn sie nicht so grimmig guckt. Ich begebe mich dann zurück zu meinem Schreibtisch und führe die restlichen Telefonate. Als es an der Tür klopft, sehe ich kurz zu Liz, die aber nicht aufwacht. Danach kommen Lukas und Paul rein.

„Jo Nate, was geht?“, meint Paul gut gelaunt.

„Seid leise“, sage ich und deute auf Liz. Sie sehen sie kurz an und nicken dann.

„Ich mache die Papiere und alles fertig“, antworte ich dann auf Pauls Frage.

„Wieso ist sie hier?“, fragt Lukas.

„Weil ich es so will“, erwidere ich nur.

„Sie weiß ziemlich viel. Zu viel. Man Nate du weißt wie gefährlich das ist.“

„Ja ich weiß es, ich werde sie beschützen ok?“, sage ich angepisst.

„Was ist mit ihr? Wieso ist sie dir so wichtig?“, fragt Paul verwirrt.

„Sie ist mir nicht wichtig. Ich habe sie darein gezogen“, antworte ich schlicht.

 

Kapitel 11

 

Liz POV

Als ich wieder langsam wach werde, höre ich Stimmen im Raum. Eine davon gehört Nate.

„Uns kannst du es doch sagen, ob du Liz magst“, meint eine weitere Stimme.

„Ach verdammt. Ja ich mag sie. Ich weiß nicht wieso, sie ist irgendwie anders“, höre ich dann Nate sagen.

„Sie ist wirklich anders“, meint dann die andere Stimme. Ich bewege mich etwas und mache dann die Augen auf und setzte mich auf und strecke mich kurz.

„Du bist wach“, höre ich Nate dann sagen.

Ich sehe zu ihm und nicke. Dann schlage ich die Decke zurück und stehe auf.

„Kannst du mich jetzt nach Hause fahren?“, frage ich ihn und sehe ihn an.

„Ja klar“, sagt er und steht auf. Dann laufen wir zurück zu seinem Auto und steigen ein. Er fährt sofort los.

„Darf ich dich was fragen?“, fange ich dann vorsichtig an.

„Klar schieß los“, meint er.

„Wieso ich?“, frage ich vorsichtig.

„Was wieso du?“

„Wieso musste ich dein Alibi sein? Wieso tauchst du die ganze Zeit ausgerechnet bei mir auf? Wieso bist du im See zu mir gekommen? Wieso beobachtest du mich?“

„Ich habe dich gewählt für das Alibi weil man uns zusammen gesehen hat. Ich tauche bei dir auf weil ich dich beschützen muss. Am See dachte ich du ertrinkst und ich beobachte dich um auf dich aufzupassen.“

„Du musst nicht auf mich aufpassen, dass kann ich auch alleine.“

„Das glaube ich eher weniger.“

„Ach ja und wieso?“

„Weil die Männer vor denen ich dich beschütze Gangster sind. Sie tragen Waffen bei sich. Sie haben Illegale Dinge am laufen. Man die Männer sind wie ich!“

„Damit komme ich schon klar.“

„Wie gesagt das glaube ich weniger.“

„Du kennst mich doch gar nicht“, sage ich wütend.

„Dann erzähl mir was von dir, dass mich überzeugt dass du selbst klar kommst“, meint er und sieht mich an. Mist. Das war ein Eigentor.

„Mein Vater war Polizist. Er hat mir beigebracht mit einer Waffe umzugehen und ich mache Kampfsport“, sage ich um mich etwas rauszureden.

„Deshalb denkst du, du könntest es mit anderen Gangstern aufnehmen.“

„Ach vergiss es einfach“, sage ich nur und sehe aus dem Fenster. Plötzlich macht Nate eine Vollbremsung.

„Spinnst du?“, frage ich entsetzt.

„Was ist los mit dir? Wieso bist du so verschlossen?“, schreit er und sieht mich böse an.

„Was sollte los sein?“

„Du verheimlichst mir etwas und ich will wissen was! Dein Gerede macht mich noch verrückt. Man erfährt etwas mehr und gleichzeitig werfen sich neue Frage auf.“

„Du musst dich ja nicht mit mir abgeben. Du kannst mich auch einfach in Ruhe lassen!“, schreie ich.

„Ich würde, wenn ich könnte!“, schreit er zurück.

„Was soll das denn jetzt heißen?“, frage ich verwirrt und sehe ihn an. Im nächsten Moment zieht er mich zu sich und seine Lippen liegen auf meinen. Ich bin erst ziemlich überrascht, erwidere den Kuss dann aber zögernd. Als wir uns voneinander lösen, sehe ich ihn atemlos an. Er erwidert meinen Blick.

„Deshalb kann ich dich nicht gehen lassen“, haucht er und küsst mich erneut. Was mache ich hier nur? Ich küsse Nathaniel Benett und es fühlt sich einfach großartig an. Nachdem wir uns erneut voneinander lösen, rutsche ich zurück auf den Beifahrersitz und lehne mich in den Sitz. Nate startet den Wagen und fährt zu mir nach Hause.

„Danke fürs Heim fahren“, sage ich nur und springe schon fast aus dem Auto. Ich gehe schnell ins Haus und schließe die Tür hinter mir. Ich sinke an der Tür langsam runter und bette meinen Kopf auf meinen angezogenen Knien. Nachdem ich meine Fassung wieder erlangt habe, richte ich mich auf und wähle die Nummer von Clary. Sie hebt recht schnell ab.

„Hey Liz“, begrüßt sie mich gut gelaunt.

„Nate hat mich geküsst und ich ihn“, lasse ich die Bombe sofort platzen.

„Was?!“, höre ich ihren schrillen Schrei.

„Nate und ich haben uns geküsst“, wiederhole ich langsamer.

„Ok. Wie kam es dazu? Ich will alles wissen!“

Kapitel 12

 

Nathaniel POV:

Dieses Mädchen macht mich noch wahnsinnig. Ich kann sie einfach nicht mehr vergessen. Ständig geistert sie in meinem Kopf herum. Doch was mich noch wahnsinniger macht, ist das sie mir was verheimlicht. Ich will verdammt noch mal wissen, was es ist. Ich kann sie nicht beschützen wenn sie mir was verheimlicht. Als mein Handy klingelt, seufze ich kurz und gehe dann ran.

„Benett“, melde ich mich.

„Hey, hier ist Flo. Ich hab was interessantes herausgefunden“, meint er.

„Ich bin in 10 Minuten da“, sage ich, lege auf und rase los.

Ich sprinte die Stufen zu Flos Apartment hoch und klingel einige Male.

„Das muss ja echt wichtig sein, wenn du so schnell da bist“, meint Flo und lässt mich rein.

„Was hast du?“, komme ich sofort zur Sache und setze mich in den Sessel.

„Einiges. Aber es war wirklich schwer etwas über diese Liz raus zu finden. Vor allem weil Liz oder Elisabeth gar nicht ihr richtiger Name ist. Sie heißt richtig Catherine.“

„Wieso hat sie ihren Namen geändert?“, frage ich mich mehr selbst als Flo, habe die Frage aber anscheinend laut gestellt.

„Das habe ich mich auch gefragt, also habe ich weiter gegraben. Vor 5 Jahren wurde ihre Familie ermordet. Danach ist Catherine wie vom Erdboden verschwunden und Liz ist aus dem nichts aufgetaucht.“

„Ihre Familie wurde ermordet...“

„Ja. Es wurde nie offiziell aufgedeckt wer es war, aber ich habe ihre Familie überprüft. Dabei kam raus, dass diese damals etwas mit deinem Vater zu tun hatten.“

„Heißt das?“

„Dein Vater hat höchstwahrscheinlich ihre Familie umbringen lassen.“

„Fuck“, murmele ich nur.

„Das war immer noch nicht alles. In der ersten Zeit nach dem Tod der Eltern hat sie hart an sich gearbeitet. Sie hat verschiedene Arten von Kampfsport gelernt, kann mit einer Waffe umgehen und war an einer Schauspielschule.“

Ich nicke nur, jetzt verstehe ich auch das ganze. Sie spielt die Unschuldige, dabei hat sie es Faustdick hinter den Ohren.

„Danke Flo. Wenn ich was für dich tun kann, melde dich“, sage ich und stehe auf.

„Mache ich“, meint er, wir schlagen kurz ein und dann verschwinde ich auch schnell.

Wie lange will Liz oder eher Catherine dieses Spiel noch spielen? Mal sehen ob man sie aus der Reserve locken kann. Aber sie kann einem wirklich Leid tun. Wenn sie vor 5 Jahren ihre Eltern verloren hat, war sie da grade mal 13. Das muss echt schwer gewesen sein, dann auch noch auf so eine Art und Weise. Kein Wunder das sie so krass drauf ist und so unterkühlt wirkt teilweise.

Als ich ins Hauptquartier komme, stürmen direkt einige der Jungs auf mich los und fragen mich irgendeine Scheiße. Doch wie immer kreist mir nur Liz durch den Kopf. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen.

Als einer der Jungs dann ihren Namen bei seinen Erzählungen erwähnt, werden ich hellhörig.

„Was ist mit ihr?“, frage ich direkt.

„Sie und ihre Freundin haben sich im Park mit einem älteren Mann getroffen, der sah mir ziemlich verdächtig aus. Also ganz so normal war der nicht“, meint er dann.

„Findet raus wer das war!“, weise ich alle an.

Kapitel 13

 

Liz/ Catherines Sicht:

Nachdem ich Clary alles bis ins kleinste Detail erzählt habe, bekomme ich einen Anruf. Einen Anruf den ich nie im Leben erwartet hätte. Mein Onkel Louis rief mich an, er bat mich, sich mit ihm im Park zu treffen. Er hätte wichtige Neuigkeiten. Ich stimme sofort zu und mache mich dann mit Clary zusammen auf den Weg. Es braucht nicht lange bis ich Onkel Louis sehe. Ich gehe nervös auf ihn zu.

„Cathy, du bist so schön geworden“, begrüßt mich mein Onkel.

„Hallo Onkel Louis“, erwidere ich distanziert. Er seufzt kurz.

„Wer ist das?“, fragt er und zeigt auf Clary.

„Meine beste Freundin, sie weiß alles“, kläre ich ihn kurz auf. Er nickt nur.

„Also was hast du für mich?“, frage ich dann.

„Ich habe gehört du suchst immer noch den Mörder deiner Eltern“, meint er, ich nicke nur.

„Du kannst aufhören, er ist seit 3 Jahren tot. Er wurde damals umgebracht.“

Ich sehe ihn geschockt an. Ich wollte den Mörder nicht nur finden und umbringen. Ich wollte Antworten haben, Antworten wieso sie umgebracht wurden.

„Wie wurde er umgebracht?“, frage ich.

„Er wurde erschossen.“

„Weißt du wieso er meine Familie umgebracht hat?“, frage ich dann, auch wenn ich glaube er kennt die Antwort nicht.

„Dein Vater hat sich damals in eine komplizierte Geschichte verwickelt. Er hat sich mit den falschen Leuten eingelassen. Was genau da war, kann ich dir nicht sagen. Du solltest deinen Freund Nathaniel Benett fragen, es war sein Vater.“

Nach dieser Aussage, entgleiten mir absolut alle Gesichtszüge. Wie nah ich an allem schon dran bin, hätte ich niemals gedacht.

„Er ist nicht mein Freund, aber danke für die Hilfe. Wir müssen jetzt gehen“, sage ich und nicke meinem Onkel zu, bevor Clary und ich mich umdrehen und gehen. Als wir bei mir angekommen sind, lassen wir uns direkt aufs Sofa fallen.

„Was hast du jetzt vor?“, fragt Clary mich.

„Ich werde unserem lieben Nathaniel ein wenig die Augen verdrehen und hoffen das ich so etwas herrausfinde“, sage ich grinsend.

„Pass bitte gut auf dich auf“, sagt Clary besorgt.

„Clary, ich kann verschiedene Kampfsportarten und kann mit einer Waffe umgehen“; erwidere ich verwirrt.

„Das meine ich nicht. Ich meine dein Herz.“

„Ich werde mich nicht in ihn verlieben.“

„Sei dir da mal nicht so sicher. Ich muss jetzt los, bis morgen“, meint sie lächelnd, umarmt mich und geht. Ich bleibe etwas verwirrt zurück. Wie kommt sie bitte auf so eine schwachsinnige Idee?

Kapitel 14

 

Nathaniel POV:

Die Ergebnisse meiner Jungs lassen lange auf sich warten, doch schlussendlich erhalte ich meine Antwort. Der Mann mit dem sich Liz getroffen hat, ist Louis Starling. Er und sein Bruder haben vor Jahren für meinen Vater gearbeitet. Er ist der Bruder von Liz verstorbenen Vater und somit ihr Onkel. Was hat er ihr wohl erzählt? Ich hoffe nichts von damals. Ich war zwar noch klein, habe aber ganz genau mitbekommen wie mein Vater die Geschäfte geführt hat. Alle die sich in den Weg stellten wurden umgebracht. Leider war Liz Vater einer, der sich gegen meinen Vater gestellt hat. Ich kann nur hoffen, sie weiß nichts. Es wird Zeit ihre Mauer zu durchbrechen. Ich setzte mich ins Auto und fahre auf direktem Weg zu Liz. Ich klingel.

Kapitel 15

 

Liz/ Catherine:

Als es an der Tür klingelt, kann ich mir denken wer da ist. Ich verdrehe schon die Augen und öffne die Tür.

„Was willst du hier?“, frage ich ohne große Umschweifen.

„Guckst du nie wer vor deiner Tür steht? Ich hätte genauso gut jemand sein können, der dir was tut“; erwidert er direkt.

„Ich wusste das du es bist“, gebe ich schlicht zurück.

„Ach? Hast du etwa auf mich gewartet und schon am Fenster geschaut?“; fragt er amüsiert.

„Wovon träumst du bitte Nachts?“

„Das möchtest du nicht wissen“, grinst er und kommt rein. Gut das ich ihn herein gebeten habe.

„Nathaniel was willst du? Ich bin hier sicher!“

„Ich dachte du könntest Gesellschaft vertragen.“

Ich verdrehe die Augen und gehe ins Wohnzimmer, setze mich aufs Sofa und sehe meinen Film weiter. Nathaniel setzt sich wie selbstverständlich neben mich. Leider auch etwas zu dicht neben mich und da ich mich schon am Ende des Sofas befinde, kann ich auch leider nicht von ihm weg rutschen.

Kapitel 16

 

Nathaniel POV:

Ich merke wie Liz neben mir nervös wird. Wenn das nur von meiner Nähe kommt, habe ich wirklich leichtes Spiel. Allerdings hat mein Plan einen verdammt großen Hacken. Dieses Mädchen macht mich einfach verrückt. Seit dem Kuss denke ich nur noch an sie. Sie ist einfach überall. Ich würde sie jetzt am liebsten in den Arm nehmen, sie halten und küssen. Verdammt was ist denn bloß los mit mir? Sollte sie das mit meinem Vater wirklich wissen, habe ich schlechte Karten sie für mich zu gewinnen. Sie wird es freuen, wenn ich ihr erzähle das er tot ist. Denn sie ist ein Mensch der die Rache liebt und für diese Rache musste sie sich nicht einmal die Hände dreckig machen. Immer wieder sehe ich sie von der Seite an. Sie ist wirklich wunderschön. Während ich sie betrachte sieht sie plötzlich auch zu mir. Unsere Augen treffen sich und ich fühle mich wie gefangen. Solche Eisblauen Augen habe ich zuvor noch nie gesehen, zumindest nicht so intensiv. Je länger ich in ihre Augen sehe, desto mehr sehe ich den Schmerz, die Trauer und den Hass, außerdem sehe ich Sehnsucht und Verlangen. Was das wohl zu bedeuten hat? Wie gerne ich sie an mich ziehen würde, einfach nur um sie festzuhalten und ihr Halt zu geben. Den Halt den sie wohl von keinem außer Clary bekommt.

Was ist denn bloß los mit mir? Ich hatte solche Gefühle noch nie. Bisher war mir jedes Mädchen egal. Ich habe mit ihnen geschlafen, jedoch nie bei mir immer bei ihnen, habe mich morgens bei ihnen raus geschlichen und ihre Gefühle waren mir vollkommen egal. Aber bei ihr... Ihre Gefühle sind mir nicht egal. Ich will nicht, dass sie mich für die Taten meines Vaters hasst. Ich habe damit ja eigentlich rein gar nichts zu tun. Verdammt! Nachdem wir ziemlich lange den Blicken des anderen standgehalten haben, schaue wir beide gleichzeitig weg.

Kapitel 17

 

Liz/ Catherine POV

Diese Augen! Sie sind wunderschön. Dieses hellbraun gibt einem das Gefühl geborgen zu sein. Allerdings konnte man noch ganz andere Dinge sehen. Entschlossenheit, Gnadenlosigkeit und Kälte. Allerdings auch Reue, Trauer,Unsicherheit und Verlangen. Was hat das wohl zu bedeuten? Ich habe zwar zu Clary gesagt, dass ich mich niemals verlieben könnte, allerdings gerate ich gerade stark ins Schwanken. Ich darf nicht vergessen, dass sein Vater meine Eltern umgebracht hat. Aber auf der anderen Seite kann er natürlich nichts dafür. Warum muss er mich nur so verunsichern und mich ins Schwanken bringen. Seitdem er in mein Leben getreten ist, gerät einfach alles aus dem Ruder. Wieso nur? Warum hat er so eine Wirkung auf mich? Auf der einen Seite tut er auf ganz Hart, aber auf der anderen Seite zeigt er auch Besorgnis. Ich weiß genau, wenn irgendwas sein sollte, dann ist er sofort zur Stelle. Egal was sonst noch alles passiert. Er wäre sofort da. Langsam entspanne ich mich neben ihm. Wir sehen beide den Film, doch ich werde immer ruhiger und ich muss sagen ich genieße die Situation. Keiner sagt auch nur ein Wort, aber wir sind da. Da für einander.

Als ich erneut zu ihm sehe, sieht er mich auch wieder an. Plötzlich zieht er mich zu sich und umarmt mich feste. Dabei streicht er behutsam durch meine Haare. Ich erwidere die Umarmung und streiche sanft über seinen Rücken. Wir genießen einfach nur den Moment, der grade viel zu perfekt. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich es gut oder schlecht finden soll, dass sein Handy genau in dem Moment anfängt zu schellen. Er murmelt eine kurze Entschuldigung, zieht sein Handy aus der Tasche und hebt ab. Ich möchte zurück gehen und etwas weg rutschen. Er lächelt jedoch und hält mich mit einem Arm in der Umarmung. Ich lächele auch einfach und lege meinen Kopf an seine Schulter. Ich streiche gedankenverloren über seine Brust. Von dem Gespräch bekomme ich gar nichts mit. Als er fertig ist, legt er sein Handy beiseite und hebt mein Kinn mit zwei Fingern vorsichtig an. Wir sehen uns wieder in die Augen. Seine Lippen bewegen sich langsam auf meine zu. Er sucht nach Anzeichen, das ich nicht möchte. Als er sich sicher ist, dass ich einverstanden bin, legt er seine Lippen auf meine. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Es ist kein leidenschaftlicher Kuss. Es ist ein sanfter und zärtlicher Kuss. Nachdem wir uns gelöst haben, sehen wir uns nochmal kurz in die Augen. Dann legt er sich auf dem Sofa zurück und zieht mich auf sich. Ich lasse es zu, lege meinen Kopf auf seine Brust und sehe mir weiter den Film an. Es dauert allerdings nicht lange bis ich einschlafe.

Kapitel 18

 

Nathaniel POV

Der Kuss war einfach nur schön. Keine Leidenschaft sondern einfach nur Gefühl. Ich streiche ihr sanft durch ihre Haare, während sie auf mir liegt. Als ihr Atem regelmäßig wird, weiß ich sie ist eingeschlafen. Jetzt ist die Frage was machen? Aufstehen und sie ins Bett bringen danach gehen oder aufstehen sie ins Bett bringen und dazu legen oder auch einfach hier schlafen, ich könnte sagen ich sei aus versehen eingeschlafen. Nach langem überlegen, entscheide ich mich für das letzte. Denn ich möchte den Augenblick genießen. Denn wer weiß, ob wir uns nicht bald hassen. Sie sieht aus wie ein Engel wenn sie schläft. Nur wenige würden erkennen, was für ein Teufel in ihr steckt. Irgendwann schlafe ich selbst ein.

Am nächsten Morgen bemerke ich wie sich jemand auf mir bewegt. Liz murmelt dann ein leises scheiße, was mich grinsen lässt.

„Nicht gut geschlafen?“, frage ich dann und öffne meine Augen. Sie hat sich neben mir abgestützt und wir sehen uns jetzt direkt in die Augen.

„Wieso?“, fragt sie als sei nichts gewesen.

„Weil du scheiße gemurmelt hast“, konfrontiere ich sie dann.

„Ich habe mich gestoßen“, meint sie dann und steht auf.

„Bestimmt“, grinse ich und richte mich auch auf.

„Du solltest jetzt besser gehen“, meint sie und sieht mich an. Ich stehe langsam auf, wobei sie einen Schritt zurück weicht. Ich gehe langsam auf sie zu und ehe sie reagieren kann, habe ich einen arm um ihre Taille gelegt.

„Meinst du es wäre besser?“, hauche ich an ihr Ohr und bemerke wie sie eine Gänsehaut bekommt. Ich muss etwas grinsen.

„Ja das meine ich“, erwidert sie und sieht mir in die Augen. Beim nähren betrachten, sehe ich, dass sie lügt.

„Ich meine das aber nicht“, erwidere ich und küsse sie sanft. Ich bewege meine Lippen sanft auf ihren. Nach kurzem Zögern erwidert sie den Kuss dann auch. Ich ziehe sie noch enger an mich. Ihre Hände legen sich in meinen Nacken und zieht mich leicht zu sich runter. Daran könnte ich mich wirklich gewöhnen. Plötzlich stoßt sie mich weg.

„Du gehst jetzt!“, meint sie nur, dreht sich um und geht nach oben.

Was war das denn jetzt? Dieses Mädchen macht mich verrückt. Warum muss sie so einen schönen Moment so zerstören? Ich verstehe es wirklich nicht. Ich habe doch gemerkt, dass sie das wollte. Versteh mal einer die Frauen. Ich sehe noch kurz die Treppe hoch und überlege auch hoch zu gehen. Vermutlich würde das nur eskalieren, also entscheide ich mich dagegen und fahre einfach. Ich muss sagen so gut habe ich schon sehr lange nicht mehr geschlafen. Als ich ins Büro komme, stehen Felix und Sven schon da und mustern mich.

„Wo warst du?“, fragt Felix mich dann, nach kurzem schweigen. Ich setze mich an den Schreibtisch.

„Ist das nicht egal?“, erwidere ich nur.

„Nein nicht wenn du uns versetzt. Ich wüsste gerne was wichtiger war“, meint er und sieht mich durch dringlich an. Ich seufze und fahre mir mit meinen Händen durch mein Gesicht.

„Du warst bei ihr“, meint Sven dann. Ich nicke einfach nur.

„Dieses Mädchen scheint es dir angetan zu haben“, stellt Felix fest.

„Ja hat sie. Ich habe noch nie so etwas für ein Mädchen empfunden. Warum muss sie denn nur sie sein? Warum muss mein Vater ihren umgebracht haben? Auch wenn ich es nicht war, würde sie mir das niemals verzeihen“, seufze ich.

„Sag es ihr“, meint Sven dann.

Ich sehe ihn nur fragend und verwirrt an.

„Sag ihr was du empfindest. Das du, für das was dein Vater getan hat, keine Schuld hast. Das es dir auch leid tut. Aber am allerwichtigsten sag ihr das du sie liebst. Auch wenn ich glaube, dass du dann verdammt oft pissig drauf bist, sag es ihr!“

„Wie kommst du denn da drauf ich würde oft pissig sein?“

„Ach komm, wir wissen beide, dass wenn sie die Hosen an hat und du verdammt klein wirst unter ihr. Meistens zwar weil du nachgibst, damit sie glücklich ist, aber sie würde dich sonst auch fertig machen“, meint Sven.

„Wie kommst du denn da drauf? Ich habe wenn die Hosen an.“

„Oh nein mein Lieber und das weißt du“, meint Felix und klopft mir auf die Schulter.

Ich verdrehe nur die Augen. Als ob ich nicht die Hosen an hätte. Ok zugegeben, Liz müsste nur zu mir kommen und mich um irgendwas bitten, ich würde direkt ja sagen, solange es machbar ist. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr wird mir klar das sie recht haben. Ich würde mich wirklich von ihr unter buttern lassen, aber ich würde es gerne tun. Ich wäre dann nicht pissig, sondern wäre weich. Ok beides scheiße. Was mache ich da denn bloß?

Naja ich sollte mir nicht all zu viele Gedanken darüber machen, denn noch sind wir nicht zusammen und das kann noch verdammt schwierig werden, sie dazu zu bekommen. Ich glaube ich habe noch nie einen so verschlossenen Menschen wie sie erlebt. Aber ich wäre nicht Nathaniel Bennett wenn ich das nicht auch schaffen würde. Also liebe Liz du kannst dich auf einiges gefasst machen.

Kapitel 19

 

Liz/Catherine:

Nachdem ich Nate einfach stehen gelassen habe, gehe ich ins Badezimmer und spritze mir erst einmal kaltes Wasser ins Gesicht. Meine Gedanken wirbeln wie ein Tornado durch meinen Kopf. Was hat das alles zu bedeuten? Warum muss es ausgerechnet er sein? Es gibt so viele liebe und ehrliche Jungs, aber nein genau ich muss an einen gefährlichen Mann geraten. Aber vielleicht liegt ja genau da der unterschied, Nate ist ein Mann kein Junge mehr. Natürlich reizt er mich auch ungemein, ich meine, wer spielt nicht gerne mit dem Feuer? Die Gefahr sich zu verbrennen, reizt einen. Vorallem wenn man sich noch nicht verbrannt hat. Die Frage die sich jetzt stellt ist, habe ich mich schon verbrannt und es nicht gemerkt? Ich glaube nicht. Bisher gab es nur schöne Momente, also zumindest zwischen uns. Man muss davon absehen, dass ich gesehen habe, wie er jemanden umgebracht hat. Doch das zähle ich nicht zum verbrennen. Nur die Tatsache das sein Vater meine Familie umgebracht hat, ist etwas vorüber ich nicht hinwegsehen kann. Er ist zwar nicht Schuld, aber trotzdem erinnert er mich jedes mal wenn ich ihn sehe daran, wie sehr ich seine Familie hasse. Die Tatsache das sein Vater tot ist, macht es auch nicht besser, vor allem weil ich jetzt niemals auf die Frage wieso bekomme. Das lässt mich unglaublich wütend und traurig werden. Das ist wirklich eine verzwickte Situation. Clary hatte Recht, ich muss wirklich auf mein Herz aufpassen. Das beste wird sein, Nate erst einmal für eine Zeit nicht zu sehen. Da er aber denkt, er müsste mich beschützen, könnte das schwierig werden. Ich betrachte mich für eine Weile im Spiegel, dann beschließe ich eine Runde zu joggen um den Kopf frei zu bekommen. Ich hoffe wirklich, dass das hilft.

Die Luft draußen ist herrlich klar und ich genieße den frischen Wind. Der Park ist recht leer. Hier und da sind ein paar Gruppen Jugendlicher, die zusammen auf der Wiese sitzen und trinken oder rauchen. Da es langsam dunkel wird, beschleunige ich mein Tempo und laufe zurück zu meinem Haus. Während ich die mittlerweile komplett verlassene Straße zu meinem Haus laufe, merke ich, wie mich jemand verfolgt. Ich drehe mich nicht um und renne schneller. Schnell wird aus meinem laufen ein rennen. Die Schritte hinter mir werden lauter und schneller. Meine Lunge ziehen sich mittlerweile schmerzhaft zusammen. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Langsam macht sich Panik in mir breit. Als ich dann doch einen Blick hinter mich werfe, sehe ich, dass ich von zwei Leute verfolgt werde. Natürlich kommt es wie es kommen muss, ich stolpere und falle hin. Ich schreie kurz auf und ein stechender Schmerz fährt durch mein Knie. Ich sehe kurz auf mein Knie, welches offen geschürft wurde. Als ich im nächsten Moment nach oben schaue, stehe zwei groß gewachsene Männer vor mir.

„Du bist wirklich schnell, Kleine“, meint einer der Typen mit dunkler Stimme. Da es mittlerweile dunkel geworden ist und die beiden Typen Kapuzen tragen und das Licht der Laternen nicht hell genug ist, erkenne ich die Gesichter nicht.

„Bist du die Freundin von Nathaniel Benett?“, fragt nun ein eine etwas hellere Stimme, dennoch ein Mann. Ich schlucke kurz.

„Von wem?“, frage ich und lasse meine Stimme dabei ängstlich klingen.

„Nathaniel Benett“, meint jetzt wieder der andere.

„Ich kenne keinen mit diesem Namen“, erwidere ich zitternd.

„Bist du dir sicher?“, fragt wieder der mit der dunklen Stimme.

Ich nicke nur und sehe beide ängstlich an. Zum Glück nehmen die mir das ab.

„Ey das ist Sie nicht, schau mal wie ängstlich sie uns anguckt. Die ist nie im Leben mit Nate zusammen, außerdem ist sie noch ein Kind“; meint der mit der hellen Stimme. Der andere betrachtet mich eindringlich.

„Wieso bist du immer schneller gerannt?“

„Ich habe Schritte hinter mir gehört und hab Panik bekomme“, antworte ich mit zittriger Stimme.

Er nickt nur.

„Sie ist es wirklich nicht“, meint der Typ dann nach kurzem Schweigen.

„Vergiss uns am besten, Kleine“, meint dann der andere und die beiden drehen sich um und verschwinden. Ich warte bis sie etwa 15 Meter von mir entfernt sind und atme dann erleichtert aus. Zum Glück haben sie mir das abgekauft. Das meinte Nate dann wohl. Ich stehe vorsichtig auf und humple nach Hause. Mein Knie fängt langsam an zu pochen. Zuhause wasche ich die Wunde dann erst einmal aus, wobei ich einen Schrei stark unterdrücken muss. Das tut wirklich höllisch weh. Die Frage die sich mir die ganze Zeit stellt ist, ob ich Nate davon erzählen soll. Ich wollte ihn ja eigentlich nicht mehr sehen für eine Zeit. Aber auf der anderen Seite sollte er davon wissen. Ich nehme mein Handy, welches ich beim joggen natürlich zuhause gelassen habe, und sehe das Nate mich 10 Mal angerufen hat und mir 5 Nachrichten geschrieben hat, wo er mich auffordert mich zu melden. Ich seufze kurz und rufe ihn dann zurück.

„Na endlich, wo warst du?“, geht er dann direkt ran.

„Ich war joggen und hab mein Handy vergessen“; erwidere ich.

„Nimm nächstes Mal gefälligst dein Handy mit und sag vorher Bescheid das du joggen bist!“

„Das ist wohl meine Sache was ich mache, du bist nicht mein Vater!“

„Nein aber ich habe mir Sorgen gemacht, was wenn dir was passiert wäre? Ich muss dich beschützen!“

„Ja wo wir gerade dabei sind, ich wurde eben verfolgt“, meine ich lässig, bin aber ziemlich angespannt.

„Was?! Alles gut? Bist du entkommen?“

„Nicht so richtig...ich bin beim wegrennen hingefallen...“

Nate zieht am Ende scharf die Luft ein.

„Aber ich konnte sie überzeugen, dass ich nicht deine Freundin bin.“

„Ich bin so grade bei dir!“, meint er schlicht und legt auf.

Na super, so viel zum Thema nicht mehr sehen. Kurze Zeit später steht Nate vor meiner Tür. Er mustert mich kurz und da ich Shorts trage, kann er mein Knie genau sehen.

„Tut's sehr weh?“, fragt er und sieht mich besorgt an.

„Geht schon“, erwidere ich nur leise. Ehe ich mich dann versehe, hat er mich in eine Umarmung gezogen. Ich erwidere sie zögerlich.

„Was machst du nur?“, murmelt er in mein Haar. Ich zucke nur mit den Schultern. Dann seufzt er und löst sich von mir. Wir gehen ins Wohnzimmer und setzten uns aufs Sofa.

„Also was ist passiert?“, fragt er dann. Ich erzähle ihm genau was passiert ist. Nach meinem Bericht fährt er sich mit der Hand übers Gesicht.

„Tut mir wirklich Leid. Ich hätte besser aufpassen müssen.“

„Schon ok“, erwidere ich nur.

„Du wirst ab sofort nirgends mehr alleine hingehen. Entweder ich oder einer der Jungs kommen mit dir mit.“

Ich würde gerne was dagegen sagen, bin aber einfach zu müde für eine Diskussion. Diese ängstliche Stimme war zwar nicht echt, aber ein bisschen Angst hatte ich schon. Man sollte solche Typen schließlich niemals unterschätzen.

„Keine Wiederworte?“, fragt Nate dann und grinst mich an.

„Zu Müde“, murmele ich dann nur.

Nate zieht mich darauf zu sich und streicht mir behutsam durchs Haar. Diese Geste bringt mich schnell zum einschlafen.

Kapitel 20

 

Nathaniel POV:

Wenn ich die Typen in die Finger bekomme, die sie verfolgt haben, mache ich Hackfleisch aus ihnen. Ich mache jeden Typen kalt, der es wagt sie anzufassen. Zugestehen möchte ich es mir eigentlich nicht, aber dieses Mädchen hat es mir so angetan. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen, wenn es um sie geht. Das regt mich selbst wahrscheinlich mehr auf als jeden anderen in meinem Umfeld. Die Jungs haben auch recht, dass ich in letzter zeit immer schlecht gelaunt und pissig bin. Das ist alles, weil ich mir permanent Sorgen und Gedanken um Liz machen. Wieso nur musste es so ein stures, verschlossenes Mädchen sein? Wie sie wohl reagiert, wenn ich ihr sage das ich alles weiß?

Impressum

Texte: Die Rechte an dem Text liegen einzig und alleine bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 01.06.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch allen Lesern :)

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