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Dahinten versteckt hinter den Bäumen liegt ein kleiner See, wo man jeden Morgen um die gleiche Zeit eine liebliche Melodie vernehmen kann. Eine Frauenstimme betörender als alles andere, begleitet die Vögel beim Morgenlied. Erhascht man mal einen Blick auf das wunderschöne Geschöpf sollte man aufpassen, dass einem der Verstand nicht verloren geht. Ihre sanften Hände gleiten über ihren Körper, waschen ihn mit dem klaren Wasser. Um den Hals trägt sie eine Kette mit einem herzförmigen orangenen Stein, er leuchtet wie die Sonne am Himmel.

Ein Knall zerstört den Moment, des vollkommenen Friedens und ein Quietschen. Mit panischen Augen schaut sie sich um und sie zieht schnell ihre beiden Tücher wieder über. Mit nackten Füßen läuft sie in den dichten Wald, schnell, aber lautlos erreicht sie die Stelle, wo der Knall herkam. Doch es ist zu spät, die Menschen hatten wieder Mal gewütet aus Spaß. Sie kniet sich vor das verletzte Reh und eine einzelne Träne stielt sich aus ihren Augen und ihr Stein ist auch tiefenblau. Ein kaum hörbares Pfeifen lässt den Donner heraneilen und nach kurzer Zeit steht ein prachtvoller Schimmel vor ihr. Sie hebt das verletzte Tier auf und legt es auf seinen Rücken. Ganz behutsam gehen die Drei zu einer kleinen Hütte, wo ihnen eine alte Frau entgegen kommt.

Die ältere Frau schaut auf das Reh, schüttelt mit dem Kopf und geht wieder ins Haus. Es ist nicht das erste Mal, dass sie ein verletztes Tier von dem Mädchen gebracht bekommt. Ein Bett ist schnell hergerichtet und die benötigten Kräuter werden zu einer Salbe gemahlen. Das Tier lässt alles ruhig über sich ergehen und legt sich schlafen. Das Mädchen ist zufrieden und ihr Stein leuchtet wieder in Orange, mit ihren Augen sucht sie ihre beiden anderen Freunde und findet sie auch schnell. Auf ihrer Schulter sitzt geschwind ein kleiner Hamster und aus dem Wald kommt ein kleines Kaninchen gehobelt.

Das Kaninchen hatte sie erst vor kurzer Zeit gesund gepflegt, es war ganz zerbissen gewesen und den Hamster hat sie vor einem Jahr bei einem Rennen entdeckt. Sie liebte es mit dem Schimmel um die Wette zu rennen, doch damals fiel sie über eine Wurzel und rutschte ein gutes Stück bis sie vor einem Hamster liegen blieb. Der Kleine war etwas verschreckt, doch schlüpfte er schnell in ihr Haar und wollte da nicht mehr raus.

Nach zwei Jahren kann man eines Morgens kein Gesang hören, der ganze Wald ist Totenstill, nicht mal ein Tier ist zu erblicken, das Morgenlied bleibt stumm. Das Mädchen sitzt am Bett der alten Frau und hört ihren letzten Worten zu, bevor ihr Leben ausgehaucht wird.

„Mein Kind, ich habe dich hierher gebracht und dir alles gezeigt, was ich weiß, doch jetzt ist es an der Zeit dir deine Vergangenheit zu erzählen. Ich habe dich nicht als kleines Kind im Wald gefunden, außerdem leben deine Eltern noch. Du hast sogar eine Schwester, eine Zwillingsschwester, Prinzessin Ramona. Dein Vater ist der König und du bist eine Prinzessin, Prinzessin Rose. Mittlerweile bist du 18, vor 12 Jahren habe ich dich mitgenommen, genaugenommen habe ich dich aus dem Palast entführt. Ich war deine Amme und habe dich von der ersten Minute an versorgt. Du warst so klein und mit deinen winzigen Händen hast du immer an meinen Haaren gezogen und an dem Bart deines Vaters. Du bist die Erstgeborene und du hast das Recht auf den Thron. Deine Schwester stand immer hinter dir. Sie trug schöne Kleider, du trugst schönere, teurere und mit vier hat euer Vater euch die Halsketten geschenkt. Beide waren sie mit einem roten Herzstein verstehen, doch deiner wurde direkt nach dem Anlegen pechschwarz. Egal wie oft der Stein gewechselt wurde, alle wurden sie schwarz nur der deiner Schwester nicht.

In der Nacht als ich dich mitgenommen habe in diese kleine Hütte, wurde das Schloss angegriffen. Alles war ein Durcheinander und du saßest schreiend in einer Ecke, weil überall geschossen wurde. Deine Schwester spielte einfach weiter als wenn nichts wäre. Ich wusste, dass das einfach nicht deine Welt war, deshalb habe ich dich mitgenommen, komischer Weise färbte dein Stein sich direkt orange. Du hast dich direkt wohl gefühlt und ich konnte dich guten Gewissens hier leben lassen. Ich werde dich gleich verlassen und du musst entscheiden, ob du hier bleibst oder ob du zurück gehst.“

Noch in der gleichen Nacht stirbt die Frau und das Mädchen ist auf sich allein gestellt. Nach kurzer Zeit entschließt sie sich zum Schloss zurück zukehren, ihre Familie kennen zu lernen. Ihr Weg ist lang und beschwerlich, doch ihre Freunde begleiten sie und unterstützen sie.

Als sie ans Tor zum Schloss kommt, sagt ihr der Wächter, dass die Tiere hier nicht rein dürfen. Sie weiß nicht richtig, was sie machen soll, war sie doch nie ohne ihre Tiere unterwegs. Sie überlegt kurz, doch dann verabschiedet sie sich von ihnen und die Tiere verschwinden wieder in den Wald. Schüchtern tritt sie hinter die mächtigen Mauern. Was sie dort sieht, kann sie einfach nicht verstehen. Die Männer tragen Anzüge, die Frauen tragen große Kleider mit denen man überhaupt nicht rennen und reiten kann. Alle Menschen schauen sie an, weil sie anders ist, weil sie kein Kleid trägt, sondern nur zwei Tücher. Die Blicke schüchtern sie ein, sie läuft so schnell sie kann, doch dann rennt sie in einem Mann und fällt.

Der Mann schaut auf sie herab und erblickt die Kette. Seinen Augen traut er fast nicht, dann packt er ihre Hand und zerrt sie mit sich mit. Sie versucht sich zu wehren, doch gegen ihn hat sie keine Chance. Er bringt sie ins Schoss, direkt zu dem König. Er glaubt es einfach nicht vor ihm steht das Ebenbild von seiner Tochter Ramona. Auch er will seinen Augen nicht glauben und lässt seine Tochter kommen. Doch dann stehen die beiden neben einander und niemand wagt mehr ein Wort zu sagen.

Der König nimmt den Mann beiseite, der im sogleich erzählen muss wie er sie gefunden hat. Sie steht einfach im Raum herum und schaut sich um. Die Wände sind hoch und geschmückt, werden gehalten von mächtigen Säulen und dann ist da, das Mädchen, was ihr Gesicht hat, aber doch ganz anders ist. Ihre Kette ist genau gleich, doch die Farben unterscheiden sich. Prinzessin Ramonas Anhänger ist rot und ihrer giftgrün mit einem gelben Schimmer. Der Boden unter ihren Füßen ist hart, glatt und kalt, doch was hat die Prinzessin da an, komische Schuhe.

Der König entlohnt den Mann, weil er ihm die erstgeborene Tochter wieder gebracht hat. Er legt seinen Arm und ihre Schulter und führt sie in einen großen Schlafraum. In der Mitte des Raumes steht ein großes Himmelbett und überall liegt Spielzeug herum. Sie kann sich noch gut erinnern, wie sie immer in einer Ecke saß und nicht spielen wollte, sondern nur schrie. Der König redet zwar die ganze Zeit mit ihr, doch sie hört ihm nicht zu, zu beeindruckend sind die Ereignisse.

Da es mittlerweile Nacht ist, lässt er ihr eine Bedienstete schicken, die sich um alles weitere kümmern soll. Sie solle sich ein Nachthemd aus dem Schrank anziehen und dann ins Bett schlafen gehen. Das Nachtgewand zieht sie noch an, doch im Bett bekommt sie kein Auge zu, alles ist so weich, sie versinkt richtig. Auf dem harten, gemütlichen Boden findet die Dienerin sie am nächsten Morgen und schüttelt nur mit dem Kopf. Sie solle sich waschen, doch wo ist der Bach, sie kann keinen finden. Von ihr wird verlangt, dass sie in eine Wanne steigt, doch das Wasser darin ist so warm, dass sie glaubt zu verbrennen.

Irgendwie schafft die Dienerin es doch sie zu waschen, doch ein Kleid zieht sie auf keinen Fall an. Ein Zischen durchfährt die Luft, es hält einfach nicht auf. Sie hat Angst kennt sie doch sowas nicht und ihr Stein ist gelb. Sie läuft dem Geräusch nach, rutscht aber einige Male wegen dem glatten Boden. Nach einiger Zeit, kommt sie an einer Art Arena an, überall sitzen Menschen und schreien und auf einen Podest sitzt der König mit seiner Tochter. Das Zischen kommt von einer Peitsche und da sieht sie das Unglück. Ihr geliebter Donner steht mitten in der Halle mit mehreren Männer, die in mit Seilen festhalten. Sie kann ihren Augen nicht fassen und will direkt über die Mauern klettern, doch zwei Wachmännern schnappen sie und bringen sie zu ihrem Vater.

Sie schaut voller Panik in seine Augen und er sagt ihr: „dieses Wildpferd wurde heut Morgen gefangen und der Mann, der auf ihm reiten kann, darf es behalten und hat zudem ein Recht darauf mit mir auf die Jagd zu gehen. Es wird den Männern schon nichts passieren, schau das Pferd ist schon festgebunden.“

Ihre Augen wurden immer größer und sie kann es einfach nicht fassen, Donner darf man doch nicht besitzen, er ist doch frei, er ist doch ihr Freund. Der nächste Peitschenhieb zerbricht ihr richtig das Herz, ihr Anhänger bekommt einen großen Riss. Einen Moment wird nicht auf sie aufgepasst und sie springt einfach von der Tribüne herunter und landet in der Manege. Donner und die Männer stehen in einer Ecke und da ist es passiert, die Seile reißen.

Donner schlägt mit aller Gewalt zurück bis er meinen leisen Pfiff hört und mich direkt mit den Augen sucht, findet. Ich renne los und er auch, so wie wir es immer auf den Wiesen gemacht haben. Schnell hat er mich eingeholt und läuft neben mir, damit ich aufspringen kann. In der ganzen Zeit wagt keiner zu Atmen, nur mein Vater schreit, man sollt das Tier erschießen, bevor es sie tötet. Mit einem Sprung ist es vollbracht Donner ist frei und will sie wieder mit nehmen, doch sie kann noch nicht weg, hier ist doch ihr Zuhause oder nicht?

Mit einem Satz springt sie ab und geht zurück, wo ihr schon ein Mann entgegen kommt, der sie verfolgen soll. Sie bleibt im Schoss, wird sogar die ganze Zeit bewacht, damit sie nicht abhauen kann. Nach einer Woche ist es soweit, ein Ball wird für Prinzessin Rose veranstaltet. Sie trägt ein wunderschönes weißes Seidenkleid, das bis zum Boden reicht und ihr blondes Lockenhaar ist hochgesteckt, darin ist eine Krone befestigt. Prinzessin Ramona sieht fast gleich aus, nur alles etwas schlichter und ihr Kleid ist hellblau.

Im Raum befinden sich lauter junge Prinzen und Prinzessinnen, alle schauen sie zu ihr und verbeugen sich. Sie setzt sich an die Seite des Königs und schaut nur umher, mittlerweile passt ihre Kette zu nichts mehr, der Sprung ist zwar raus, doch die Farbe ist ein grau, was immer dunkler wird. Mit jeden Prinzen muss sie tanzen, obwohl die Schuhe an ihren Füßen schmerzen und sie überhaupt keine Lust hat.

Um Mitternacht ergreift der König das Wort und verkündet den Gästen, dass dieser Mann, der neben ihm steht, Prinzessin Rose heiraten wird. Prinzessin Ramona bekommt einen Hass auf ihre Schwester, liebt sie doch diesen Mann. Das Mädchen weiß, was das bedeutet, doch sie will das nicht. Sie mag diesen Mann nicht, kennt sie ihn doch zu gut. Einmal in der Woche kommt er in den Wald und schießt zu seinem Spaß, um dann die verletzten Tiere qualvoll sterben zu lassen. Mit diesem Mann soll sie leben, das kann sie nicht, ihre Kette ist wieder schwarz wie damals und sie hat verstanden, dass das nicht ihre Welt ist und es auch nie werden wird.

Wie damals als ihre Amme sie mitgenommen hat, wird auch in dieser Nacht das Schloss angegriffen und sie läuft davon, in ihre Welt, in der die Tiere Freunde sind, in der Liebe die Landschaft malt. Nur mit zwei Tüchern bekleidet läuft sie in den Wald, es dauert zwei Tage bis sie wieder zu Hause ist, doch ihre Füße tragen sie an den Ort zurück, an dem ihr Herz lebt, liebt und ihre Kette orange leuchtet.

Jetzt kann man wieder jeden Morgen der jungen Frau am Bach zuhören, dem Morgenlied lauschen. Doch nicht nur die Tiere hören ihr zu, sondern auch ein junger Mann. Sie hat ihn vor einigen Tagen auf einer Lichtung gefunden und direkt hat sie ihn erkannt. Dieser Mann hat sie damals zum König gebracht und bedauert es aus tiefsten Herzen. Er hat sich verliebt in dieses Mädchen und nicht in Prinzessin Rose. Die Liebe wohnt in ihren Herzen und macht jeden Tag zu einem wunderschönen Tag. Sie leben hier im Wald mit den Tieren zusammen und versuchen den Tieren zu helfen, die von den Menschen verletzt werden. Mittlerweile hat sich auch die Farbe des herzförmigen Anhängers in ein fantastisches Rot verwandelt, das Rot der Liebe.

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Tag der Veröffentlichung: 18.08.2010

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