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Ich weiß noch ganz genau wie es damals war. Ein Tag ganz Weiß, ein Herz ganz rot, eine Nacht ganz schwarz. Du warst da, meine Familie, deine Familie, alle waren sie da, doch ich, wo war ich? Mein Körper stand neben dir, versprach ewige Liebe, ewige Treue, ewiges Vertrauen. Doch keine Sekunde war das die Wahrheit, keine Minute hielt ich es an. Doch mein ganzes Leben würde ich da sein, an deiner Seite, doch würde es wirklich anhalten? Stunden, Tage, Jahre, bis zum Ende, ich wusste es nicht, wollte es nicht wissen. Meine Seele war weg, ist weg, wird immer weg sein.

Du wolltest nur meine Schönheit, meinen Körper und jetzt hast du alles. Eine lebende, tote Schönheit nennst du dein Eigen. Ich werde von dem Tag an, vorgeführt als Statussymbol, als Machtzeichen als etwas das jeder haben will. Ich putze, koche und gebe mich hin, wenn du es von mir verlangst, wenn du es von mir erwartest. Ich lebe damit du alles hast. Doch dann kam der Tag, an dem sich vieles verändert hatte. Du verlorst deine Arbeit, fingst an mit trinken. Geld hatten wir keins, doch gingst du immer und immer wieder trinken, um mich dann für dein Leiden zu bestrafen.
Am Anfang wollte ich fliehen, wollte mich wehren, doch du wurdest immer schlimmer und ich immer machtloser. Mein Körper war nun endgültig ganz am Ende.

Meine Realität war, du trankst, ich fiel die Treppe runter. Meine Realität ist immer noch so, nur dass es jetzt zwei Änderungen gibt. Mein kleiner Schatz, mein dicker Bauch, mit noch so einem Schatz. Du hasst sie, denn es sind keine Namensträger, du willst sie töten mit deinen eigenen Händen. Ich kann mich nicht wehren nur meinen Bauch beschützen und meinen Rücken damit freigeben, doch das ist mir egal. Ich muss sie schützen, mit meinem Leben, denn sie sind mein einziges kleines Glück.

Es ist ein ganz normaler Tag für mich, du bist weg, trinken, ich bin hochschwanger, mein Schatz kann jeden Moment kommen und mein anderer Schatz kann endlich gehen. Der Abend vergeht viel zu schnell jetzt muss ich meinen Schatz ins Bett bringen. Ich hoffe, dass er dieses Mal schlafen kann ohne durch meine unterdrückten Schreie und seine Schreie zu erwachen. Du kommst durch die Tür, es stinkt, du hast dich volllaufen lassen. Deine Wut ist an diesem Abend unermesslich, so dass ich nicht mal meinen Bauch beschützen kann. Jetzt hast du es endlich geschafft, es ist vorbei. Du hast mein Kind aus mir heraus geprügelt. Durch das Blut auf dem Boden wirst du immer wütender. Deine Tochter hasst du, sie schreit und du holst aus. In letzter Sekunde kann ich mich über sie werfen. Eine, zwei, vielleicht auch mehr Rippen sind gebrochen. Ich bin am Ende, doch was soll ich machen? Wenn ich jetzt aufgebe, war mein ganzes Leben umsonst. Du schreist nur noch: „Jetzt reicht es! Du, verdammtes Miststück, bist für alles verantwortlich. Noch nicht mal Söhne konntest du mir gebären. Nein, scheiß Töchter, hast du auf die Welt gebracht. Ich hätte sie töten sollen und dich gleich mit!“ Mit diesen Worten nimmst du das Feuerzeug und zündest die Vorhänge an. Irgendwie schlage ich dich auf den Kopf und fessele dich an die Heizung. Meine Töchter schreien, schnell nehme ich die Beiden und will zur Tür gehen als ich höre: „ Du wirst mich nie verlassen können!“

Ich gehe zum Nachbarn, klingele und lege meine Töchter vor die Tür. Dein Haus brennt schon lichterloh, doch ich gehe, denn du hast recht, verlassen kann ich dich nicht. Nicht als ich dich heiraten musste, nicht als du anfingst zu trinken und mich zu verprügeln, nicht als du meine Kinder schlagen wolltest und jetzt auch nicht als du uns töten wolltest.

Ich gehe durch die Tür, die wenige Sekunden später zusammenbricht. Du lachst, sagst nur: „Ich wusste es!“

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Tag der Veröffentlichung: 05.07.2010

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