Cover

Auf einer kleinen Wiese fand ich dich. So jung warst du mit Stolz erhobenem Haupt. Schwarz wie der Teufel selbst standest du da und beachtest mich nicht. Ein Mann kam und sah mich nicht, du scheintest ihn nicht zu mögen. Als du ihn erblicktest, zeigtest du ihm deine Kehrseite, doch es brachte nichts. Es zerriss mir das Herz, zu sehen wie deine Haut sich rot färbte. Meine Augen schloss ich, doch meine Ohren nicht. Die stumpfen Schläge konnte man hören, doch dich nicht. Diesen Sieg wolltest du ihm nicht geben, wie lang es dauerte weiß ich nicht, doch jede einzelne Sekunde war zu viel. Es wurde still um mich herum, aus meinem Versteck konnte ich nicht, zu groß war die Angst um dich.

Tausend Wunden sah ich auf deinem Körper, die Erinnerung holte mich ein. Zu groß war der Schmerz für mich, denn mein Herz hatte genau wie du auch tausend Wunden, so wie meine Seele. Mich konnte ich nicht retten, doch dir musste ich helfen. Egal wie schwer es werden würde, du würdest einst frei sein, das versprach ich dir im Stillen.

Mit jedem Schritt stahl sich eine Träne aus meinen Augen und bannte sich seinen Weg über mein Gesicht. Als ich am Zaun war, bemerktest du mich. Dein hängendes Haupt schoss in die Höhe auch mir zeigtest du deine Kehrseite. Sowie ich hattest auch du, das Vertrauen in die Menschen verloren. Dein Handeln zeigte mir sogar, dass du sie hasstest für das was sie dir einst taten. Verstehen konnte ich dich, doch hassen konnte ich nicht egal was die Menschen mir antaten. Zurück zu deinen Eltern wolltest du, vermutete ich, doch ich floh vor meinen.

Ich setzte mich an den Zaun, lies dich ihn ruhe. Vertrauen wollte ich aufbauen, denn brechen, sowie es der Mann versuchte, wollte ich dich nicht. Nach einiger Zeit drehtest du dich um und ich sah das ganze Ausmaß deiner Wunden. So viel Blut musste ich erkennen für mich war es längst zu viel, die Tränen versiegten nicht. Ganz sachte versuchtest du deine Wunden zu untersuchen, doch es ging wohl nicht, die Schmerzen waren zu groß. Langsam senktest du wieder dein Haupt und pflücktest etwas Gras. Der Tag verging und die Nacht kam, doch ich blieb. Am Morgen ging ich kurz zum Fluss und nahm den Eimer von dir mit, um Wasser zu holen. Als ich zurückkam, sah ich wieder den Mann auf dich zukommen. Zu schwach um dich selbst zu verteidigen standest du einfach da und wartetest du auf ihn. Der Eimer rutschte mir aus der Hand, denn der Mann erhob seinen Arm.

Noch einmal konnte ich das nicht mit ansehen, beschützen musste ich dich. Dein Körper bereitete sich auf den ersten Schlag vor, doch du hörtest nur den Schlag, hattest aber keinen Schmerz. Du verstandest es nicht und drehtest dich um. Der Mann rannte vor Entsetzen weg, denn dies war ihm noch nie passiert. Du sahst nichts vor dir und senktest den Kopf, denn den Kopf zu heben bereitete dir Schmerzen. Vor Schreck machtest du einen Satz nach hinten, denn auf dem Boden lag ich. Ich rührte mich nicht und du verstandest es nicht. Eine Unbekannte war ich für dich und jetzt lag ich vor dir auf deiner Wiese. Du wolltest schauen, warum ich mich nicht regte und senktest dein Haupt um es sofort wieder in die Höhe zu reißen. Zu bekannt war dir der Geruch, denn du so oft um dich hattest. Es stach ihn deiner Nase, denn du verbanntest ihn mit Schmerz.

Irgendwann in der Nacht kam ich wieder zu mir und sah dich in einer Ecke stehen, dir missfiel sehr, dass ich auf deinem Gebiet war. Schnell wurde mir dies klar und ich verließ es um dir nicht noch mehr Schmerzen zu bereiten. Wieder nahm ich den Eimer und ging zum Fluss. Als ich mich gewaschen hatte, brachte ich dir das Wasser. Gierig trankst du es, es schien mir, du hättest auf diesen Genuss lang verzichtet. Am nächsten Tag und an den weiteren nächsten Tagen kam der Mann nicht. Mittlerweile duldest du mich in deiner Nähe und deine Wunden verheilten gut.

Ich wollte einen nächsten Schritt wagen und streckte meine Hand nach dir aus. Sofort gingst du zurück, zu schmerzhaft waren deine Erinnerungen an eine Hand. Doch ich hielt sie einfach weiter hin, langsam ganz zaghaft kamst du wieder auf mich zu. Leicht berührtest du meine Finger, doch als ich sie bewegte, hast du mich gebissen. Der Schmerz war groß, doch es war meine eigene Schuld. Ich ging wieder zum Fluss um die Hand zu kühlen. Das Wasser war sehr frisch, wie oft ich das in den nächsten Tagen noch machen musste, weiß ich nicht mehr. Irgendwann hattest du mir vertraut und ich konnte einen Schritt weiter gehen. Langsam kletterte ich über den Zaun und kam auf dich zu. Du zeigtest mir nicht deine Kehrseite, doch warst du sehr misstrauisch. Ich streckte wieder meine Hand aus, doch du verstandest es falsch und gingst hoch. Mit deinen Hufen tratest du nach mir und leicht bekamst du mich zu fassen, sofort ging ich zu Boden. Ich blieb einfach liegen und du kamst auf mich zu, denn verletzen wolltest du mich nicht. Deine Angst war einfach zu groß, zu oft taten die Menschen dir weh. Mit deinen Nüstern berührtest du meine Wange, die Hand streckte ich nach dir aus. Kurz war dein Schreck, doch dann ließest du es zu. Um mein Herz wurde es warm. Ich hatte es geschafft du vertrautest mir. Ich konnte dich beschützen, ich konnte dir die Freiheit geben. Es war schwer, doch ich wünschte mir so sehr, dass jemand mir auch helfen würde, deshalb konnte ich dir diesen Wunsch nicht abschlagen, obwohl du mich nicht darum gebeten hattest.

Die nächste Zeit war sehr schön mit dir. Jeden Tag vertrautest du mir mehr, streicheln konnte ich dich, was meinem Herz sehr viel Freude bereitete. Du blütetest richtig auf und ich konnte wieder einige Zeit lächeln, doch eines Tages verlor ich es wieder, denn der Mann tauchte wieder auf, doch diesmal nicht allein. Ein zweiter Mann begleitete ihn, doch sie schienen sich nicht gut zu kennen. Ich blieb am Zaun sitzen und die beiden Männer bemerkten mich auch gar nicht. Sie waren mehr mit dir beschäftigt, denn du zeigtest ihnen deine Kehrseite. Sie unterhielten sich anscheinend über dich, doch der Mann erzählte lauter Lügen. Einen Teufel nannte er dich, unreitbar, unbezwingbar warst du für ihn. Der andere Mann wusste nicht was er tun sollte, sollte er nun dem Mann glauben oder dem Glauben, was er da sah. Er entschied sich das Tier zu kaufen, obwohl es anscheinend zu nichts zu gebrauchen war.

Mein Herz setzte einen Schlag aus, sollte ich dich jetzt wieder verlieren. Ob der Mann wohl nett zu dir sein würde, was würde mit dir geschehen, die Freiheit versprach ich dir doch. Der Mann holte einen Strick, doch du ließest dich nicht einfangen. Seine Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben, er ging und holte die Peitsche, mit der er dich eins schlag. Deine Wunden waren erst verheilt und ich musste dich beschützen. Wieder machtest du dich bereit, doch auch diesmal kam kein Schmerz. Sofort begriffst du was passiert war, deine Wut würde unendlich. Du gingst auf die beiden Männer los, die über den Zaun sprangen. Der Käufer schrie den Mann an, was ihm einfallen würde ein Pferd schlagen zu wollen und was das Mädchen hier machte. Er wollte mich von dir wegbringen, doch du ließest es nicht zu. Irgendwann gelang der Mann zu mir, ich weiß nicht wie, aber ließest es zu.

Einen Arm spürte ich unter meine Schultern, mein Kopf wurde leicht in die Höhe gehoben. Ich wusste nicht ob ich dich weiter beschützen konnte, deshalb bat ich den Mann, dich für mich zu beschützen. Zwar sagte er, ich sollte das selbst weitermachen, schließlich würde ich wieder gesund. Doch mein Herz hatte zu viele Narben, ich glaubte nicht dran weiterzuleben. Mich selbst hatte ich schon längst aufgeben. Ich glaubte nicht mehr, dass jemand mir helfen könnte, zu verschlossen, war mein Herz. Doch weder du, noch dieser fremde Mann wollten mich aufgeben, zu jung zum Sterben war ich euch.

Ich weiß nicht was passiert war, doch dir und dem mir nicht mehr fremden Mann verdanke ich mein Leben. Mein kleiner Teufel wurdest du und niemand konnte dich berühren außer mir und diesem Mann, dem du einst schenktest dein Vertrauen. Nun sitze ich hier auf dir und du trägst mich in den Sonnenuntergang. Der Mann wurde mein Freund und auch deiner, doch waren wir beide frei.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 28.02.2010

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /