Ich lief in den Wald so schnell ich konnte, wo ich war, wusste ich nicht, wo ich hin lief, wusste ich auch nicht. Ich folgte einfach meinem Herzen, es würde mich zu ihr führen zu meinem Schatz… meinem größten Schatz auf der Welt. Als ich auf einer Lichtung ankam, sah ich sie, sie lag einfach auf dem Boden. Die Sonnenstrahlen schimmerten auf ihrem Gesicht.
Alles war so ruhig nur mein Herzschlag konnte man hören. Ich konnte nicht zu ihr gehen, meine Füße wollten sich nicht weiter bewegen.
Sie schaute weg von mir, ich wusste, sie wollte nicht, dass ich sie so sehe. Meine Füße fühlten sich schwer an, ich zwang mich zu ihr zu gehen. Ich rannte nicht, ich schlich eher… es dauert fast eine Ewigkeit bis ich bei ihr war. Als ich dann neben ihr stand, sank ich nur noch zu Boden. Ich nahm sie in den Arm, ihr eins weißes T-Shirt war jetzt rot, durchtränkt mit ihrem Blut. Ich drückte meine Hand an ihr Herz. Es pochte nur noch ganz leise, man konnte es nicht mehr hören und der Schlag wurde immer langsamer. Sie schaute mich mit ihren Augen an. Sie waren so wunderschön… ihre braunen Augen hatten eine Tiefe, die kein anderer Mensch hatte. Ihre Lippen formten sich zu einem Lächeln. Sie öffnete ganz leicht den Mund um zu sprechen. Ich konnte sie nur anschauen, mein Blick blieb auf ihren Augen liegen. Ich verlor mich in ihnen und schaute direkt in ihre Seele. Ganz langsam erhob sie ihre Hand, doch sie hatte nicht mehr die Kraft sie auf meine Wange zu legen und mir meine Tränen wegzuwischen. Doch das war nicht das einzigste was sie mir mitteilen wollte, deshalb legte ich mein Ohr an ihre Lippen und hörte ihrer leisen Samtstimme zu.
„Mein Schatz, sei nicht traurig. Alles wird gut, das verspreche ich dir. Ich liebe dich und ich werde dich immer lieben. Ich werde auf dich warten. Doch ich möchte, dass du glücklich bist, egal was passiert, du musst weiter leben. Und wenn du einen anderen Menschen findest, den du liebst, dann werde mit ihm glücklich. Ich werde dir nicht böse sein. Hast du gehört?!“
Ich konnte nicht antworten. Ich hob meinen Kopf wieder und schaute sie an. Eine meiner Tränen lief mir die Wange runter und fiel auf ihre Lippen. Mit letzter Kraft hob sie den Finger und verwischte die Träne auf ihren Lippen. Diese formten sich wieder zu einem Lächeln und jetzt stahl sich eine einzelne Träne aus ihrem Auge. Ich küsste sie ganz sanft weg und verwischte ihre Träne auf meinen Lippen. Sie ließ ihre Augenlider ganz langsam sinken und als sie ganz zu waren, legte ich noch mal ganz langsam und sanft meinen Lippen auf ihren. Ein letzter Kuss, denn nun hielt auch das leise Pochen in ihren Brust auf. Ihr Herz blieb stehen und ihr Blut floss nicht mehr aus ihrer Wunde. Ihr Körper wurde schwerer in meinen Armen. Ich nahm sie fester in meine Arme und wollte sie nicht gehen lassen. Meinen Kopf legte ich an ihre Schulter. Ohne sie wollte ich nicht weiterleben. Ich würde nie mehr glücklich werden. Mein Leben war mit ihr gestorben, nur noch die leere Hülle von mir blieb auf dieser Welt zurück. Um mich herum war alles still, nur mein Herz pochte noch in meiner Brust, doch es wurde immer langsamer, bis ich nichts mehr hören konnte.
Plötzlich spürte ich eine Hand an meiner Schulter, ganz langsam hob ich meinen Kopf und sah dass auch vor mir jemand stand. Die beiden Männer schauten mich an und auch meinen verlorenen Schatz in meinen Armen. Ich drückte ihr Gesicht an meine Brust, denn niemand sollte sie so sehen. Sie tauchten einen kurzen Blick miteinander und erst jetzt merkte ich, dass der eine mit mir redete.
„Junge, geht es dir gut? Was ist passiert? Kannst du mich hören? Du musst keine Angst mehr haben, wir sind von der Polizei. Alles wird gut. Wie heißt du und wie heißt deine Freundin?“
Ich schaute den Mann vor mir an, doch antworten konnte ich ihm nicht. Meine Tränen liefen immer noch aus meinen Augen.
Mittlerweile brannten meine Augen schon wie Feuer. Ich musste furchtbar ausgesehen haben, denn die Männer schauten sich nur kurz in die Augen, dann packte mich der eine von hinten und der andere umfasste meinen Schatz. Ich versuchte sie so fest wie möglich an mich zudrücken. Doch der Mann hinter mir war stärker und zog mich von ihr weg. Sein Partner hielt sie in seinen Armen, ihre Beine und Armen hingen schlaff hinunter, sowie ihr Kopf. Ich stand wieder auf meinen Füßen und versuchte mit aller Kraft mich zu lösen und zu ihr zu kommen. „ Sie tun ihr weh“, schrie ich. Mein verzweifelter Schrei schallte im Wald und ich musste den Polizist so erschreckt haben, weil er sich ganz kurz versteifte, wodurch ich mich losreißen konnte. Ich lief zu ihr. Sie hing noch immer so komisch in den Armen des Polizisten, der sich jetzt von mir weg drehte.
Ich stellte mich vor sie und würdigte ihn keinen Blick mehr, ganz langsam nahm ich ihren Kopf in meine Hände. Ich wollte nicht, dass sie Schmerzen hat. Ich wusste, dass das Quatsch war, doch ich wollte sie so nicht sehen. Wieder packte ein Mann mich an meinen Schultern, doch der andere Polizist schüttelte kurz den Kopf und ich spürte wie die Hände von meinen Schultern glitten. Ich hob meinen Kopf an und sah, dass er sich zu einem kleinen Lächeln zwang. Ich wusste jetzt war es an der Zeit Abschied zu nehmen, mit einer Hand hielt ich ihren Kopf fest und mit der anderen schob ich den Arm des Manns unter ihren Kopf. Jetzt hing er nicht mehr so schlaff herunter, noch immer war ihr Lächeln zu sehen. Ihr Gesicht sah so schön aus, so friedlich. Ich trat einen Schritt zur Seite und ließ den Mann vorbei. Ich schaute ihnen hinterher. Er legte sie auf eine Trage und bedeckte sie mit einem Tuch.
Ich konnte nicht mehr meine Beine gaben unter mir nach und ich fiel auf den Boden. Meine Augen hörten auf zu Tränen, denn ich hörte ihre Worte in meinem Ohr. …sei nicht traurig… ich möchte, dass du glücklich wirst… Ja, ich musste glücklich sein, denn sie wollte es. Ich wisch mir meine restlichen Tränen von der Wange und schaute nur noch zu Boden. Ein Polizist griff unter meine Arme und zog mich hoch. Ich hatte keine Kraft mehr auf meinen Beinen zu stehen, deshalb kamen ein weiter Polizist und ein Arzt um mich zum Krankenwagen zu tragen. Sie redeten alle mit mir, doch ich konnte sie nicht verstehen, alles klang so gleich. Sie legten mich auf eine Trage und der Arzt versuchte mein T-Shirt zu entfernen, denn es war voller Blut… es war nicht mein Blut, es war ihrs. Es war das letzte was ich von ihr hatte. Ich wollte es nicht verlieren. Die Erinnerung sollte immer in meinem Kopf bleiben. Ich setzte mich ruckartig auf und stieß den Arzt von mir weg, sofort wollte der Polizist eingreifen um dem Arzt zu helfen, doch ich zog nur schnell mein T-Shirt aus und legte mich auf es, so dass sie es nicht nehmen konnten. Der Polizist schaute den Arzt komisch an und dieser schaute mich komisch an. Beide wussten nicht was sie machen sollten. Sie brachten mich ins Krankenhaus.
Das war nun schon ein Jahr her und nun stand ich wieder auf dieser Lichtung, was ich damals nicht gesehen hatte, war, dass diese Lichtung sich am Meer befand. Es war also eine Klippe.
Doch an diesem Tag war ich wieder nicht allein. Ein Mann lag einige Meter vor mir auf dem Boden. Er schaute mich mit seinen großen Augen an. Einige Meter hinter ihm am Waldrand standen die zwei Polizisten von damals und auch der Arzt von damals. Diesmal nahm ich die Stimmen war, blankes Entsetzen spiegelte sich in ihnen wieder. Der Mann vor mir rührte sich nicht, er blieb einfach ruhig auf seinen Knien sitzen und schaute mich flehend an.
Nun trat der eine Polizist vor, der meinen Schatz davon getragen hat, mittlerweile wusste ich, dass er Andreas hieß und sein Partner Max.
„Jake, bitte nimm die Waffe runter. Es ist niemandem geholfen, wenn du ihn jetzt tötest. Deine Freundin kommt nicht zurück, sie hätte sicher nicht gewollt, dass du dich ins Unglück stürzt. Er wird seine gerechte Strafe bekommen. Aber nimm jetzt die Waffe runter.“
Ich umklammerte die Pistole in meiner Hand noch mehr, ließ sie aber auf den Mann vor mir gerichtet, so dass ich ihn jeder zeit erschießen konnte.
„Er… er hat sie getötet. Er hat sie mir genommen. WARUM???? Sie war doch noch so jung, warum hast du mich nicht auch getötet?“
„Es… es tut mir Leid! Ich wollte sie nicht…“
„Halt deinen Mund, halt deinen dreckigen Mund… sprich nicht über sie.“ Ich legte meinen Finger fester um den Abzug. Max machte einige schnelle Schritte auf mich zu. Ich drehte meinen Kopf leicht zu ihm und funkelte ihn böse an. Jetzt richtete ich die Waffe auf ihn.
„Bleib stehen, oder ich schieße!“
Er blieb direkt stehen, doch ging keinen Schritt zurück. Jetzt mischte Andreas sich wieder ein, er ging bis zu Max, die beiden waren dem Mann irgendwie zu nahe.
„Jake, nimm doch die Waffe runter. Wir können das zusammen lösen, es gibt eine andere Lösung.“
Ich erinnerte mich an die Tage an denen ich auf der Polizeiwache war und mich geweigert hatte mit ihm zureden. …reden tut gut… danach wird es dir besser gehen… willst du mir nicht erzählen was passiert ist…
„Andreas gehen sie bitte mit ihrem Partner zurück, ich möchte ihnen nicht weh tun. Bitte.“
„Ok, wir gehen etwas zurück, aber bitte nimm die Waffe runter.“ Sie gingen einige Schritte zurück. „Jake, dein Vater ist hier, er möchte mit dir reden, doch ich kann ihn nur zu dir lassen, wenn du die Waffe runter nimmst.“
Ich senkte die Waffe und mein Vater trat hinter dem Auto hervor. In seinem Gesicht spiegelte sich eine schreckliche Qual wieder, doch in seinen Augen lag pure Angst, Angst um mich. Ich zwang mich zu einen Lächeln.
„Jake, mein Sohn, bitte lass die Waffe fallen und komm zu mir. Es wird alles gut, komm doch einfach zu mir. Es wird dir nichts passieren, alles wird gut.“ … alles wird gut… diese Worte hatte sie damals auch gesagt, doch was geschah, sie starb.
„Vater, ich liebe dich, doch ich kann nicht. Ich liebe sie zu sehr, ich vermisse sie. Es wird zeit ihr zu folgen, das ist das richtige.“ …du sollt glücklich werden… du sollst weiter leben…
„Mein Schatz, ich kann nicht mehr, hiermit bin ich glücklich, ich will es so. Wir werden uns bald wieder sehen. DU, hast du das Messer dabei, mit dem du sie erstochen hast? Los rede!“
„Ja ich habe es dabei!“
„Sehr gut, nimm es raus, wenn du machst was ich sage, wirst du überleben.“
Mit einer Hand zog ich mein T-Shirt aus ohne die Waffe von ihm weg zurichten. Danach zog ich das T-Shirt an das ich damals trug. Alle schauten mich an und niemand verstand, was ich vorhatte. Doch es wurde zeit, gleich würde ich mit ihr wieder vereint sein.
„Komm her, komm… näher.“ Er zögerte, er wusste nicht was er machen sollte. Einen halben Meter vor mir blieb er stehen mit dem Messer in der Hand. Ich fing an mit Lächeln.
Andreas fing an mit schreien: „Nein, tu es nicht.“
„Ich habe mich entschieden. Stich zu… DU SOLLST ZUSTECHEN,…“
Ich erhob die Waffe und legte meinen Finger fester um den Abzug und er rammte mir das Messer in den Bauch, genauso wie damals meinem Schatz. Mit der freien Hand drückte ich auf die Wunde, doch die Waffe richtete ich immer noch auf ihn. Aus meiner Wunde floss Blut,… mein Blut… . Es vermischte sich mit ihrem Blut. Ich fing an breit zu Lächeln.
„Danke… und nun geh, geh zu den Polizisten. Du wirst deine gerechte Strafe bekommen.“ Er rannte so schnell wie möglich zu den Polizisten. Andreas fing an zu mir zu laufen.
„Sie sind ein hervorragender Polizist. Ich verlass mich auf sie, er soll seine gerechte Strafe bekommen.“
„Nein, Jake…“
Doch ich ließ schon die Waffe zu Boden fallen und breitete die Arme aus. Mit einem Satz sprang ich von der Klippe um mich in den Tod zu stürzen. … bist du jetzt glücklich…
„Ja mein Schatz, jetzt bin ich glücklich, denn gleich bin ich bei dir. Ich liebe dich.“
Ich fiel und fiel, bis ich in das Wasser eintauchte. Ich wusste ich hatte meinen Vater verletzt, doch so war es das Beste. Ich sang immer tiefer und die Dunkelheit holte mich ein, doch es war nicht ganz dunkel, denn ich sah ihre tiefen, braunen Augen. MEIN SCHATZ.
Tag der Veröffentlichung: 31.12.2009
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