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Alle Charakter sind frei erfunden, sowie alle Geschehnisse


Das kleine Mädchen

Ich sehe ein kleines Mädchen
im Wald spielen.

Jeder sieht sie
und denkt
wie glücklich sie doch sei,
doch niemand weiß,
dass dieses Glück nicht mehr lange
ihr Glück sein wird.

Jeder sieht ihre kleine Hände,
doch niemand weiß,
dass sie später viel bluten werden.

Jeder sieht ihre funkelnden Augen,
doch niemand weiß,
dass die später rot werden.

Jeder sieht sie
durch den Wald rennen,
doch niemand weiß,
dass sie später immer eingesperrt sein wird.

Ich sehe ein kleines Mädchen
im Wald spielen.


Das Gesicht im Spiegel

Ich sehe in den Spiegel
und sehe nichts,
nur ein Mädchen mit meinem Gesicht.

Jeder sieht sie,
doch niemand kennt sie.

Jeder sieht ihr Gesicht,
doch ihre Gefühle nicht.

Jeder sieht ihre schönen Augen,
doch niemand sieht,
die Tränen in diesen.

Jeder hört ihr Lachen,
doch niemand hört ihr Weinen.

Jeder fühlt wie ihr Herz schlägt,
doch niemand fühlt wieviele Tausend Mal,
es zerbrochen wurde.


Das Gesicht sieht glücklich aus,
doch niemand weiß,
dass das Herz vor Trauer weint.

Jeder sieht ihre Haut,
doch niemand sieht die Tausend Wunden darauf.

Jeder sieht ihre Hände,
doch niemand wie sehr sie bluten.

Ich sehe in den Spiegel
und sehe nichts,
nur ein Mädchen mit meinem Gesicht.


Die Fremde

Ich sehe ein Mädchen
in meinem Zimmer.

Jeder sieht ihre Augen,
doch niemand die Wut in ihnen.

Jeder sieht,
dass sie mit der Faust gegen die Holzwand schlägt
und denkt sie sei verrückt,
doch niemand weiß,
dass sie die anderen Menschen nicht verletzen will.

Jeder sieht,
wie sie zu Boden sinkt
und jeder schaut auf ihre blutende Hände,
doch niemand sieht,
dass sie weint.


Jeder denkt,
sie hätte Schmerzen,
doch niemand weiß,
dass das ihr nicht weh tut.

Jeder sieht sie am Boden liegen,
doch niemand versteht was geschehen ist.

Ich sehe ein Mädchen
in meinem Zimmer.


Die Tänzerin

Ich sehe eine Tänzerin,
die durch mein Zimmer tanzt.

Jeder sieht sie
und denkt was für eine schöne Frau,
doch niemand sieht;
dass es ein kleines Mädchen ist.

Jeder sieht,
wie sie ihre Füße im Takt der Musik bewegt,
doch niemand sieht,
dass sie bluten, weil sie so viel getanzt hat,
der Boden ist schon ganz rot.

Jeder sieht,
wie sie mit ihren Händen ihren Hals berührt,
doch niemand sieht,
dass sie sich Wunden zufügt.


Jeder sieht,
wie sie umfällt,
doch niemand weiß,
dass sie schon seit Stunden tanzt.

Jeder sieht,
wie sie wieder aufsteht,
doch niemand sieht ihr schmerzverzogenes Gesicht.

Ich sehe eine Tänzerin,
die durch mein Zimmer tanzt.


Die Wunden

Ich sehe ein Mädchen
mit einem Messer.

Jeder sieht sie,
doch niemand weiß,
was sie mit dem Messer machen will.

Jeder sieht,
wie sie sich schneidet
und die blutenden Wunden,
doch niemand weiß,
den Grund für ihr tun.

Jeder sieht wie sie es getan hat,
doch niemand konnte es verhindern.

Jeder denkt es würde wehtun,
doch sie spürt nur ein leichtes Brennen.


Jeder denkt,
sie hätte Liebeskummer,
doch niemand weiß,
dass sie nur sehen wollte,
ob sie noch lebt.

Ich sehe ein Mädchen
mit einem Messer.


Ein Schal

Ich sehe ein Mädchen
mit einem Schal.

Jeder sieht sie,
und denkt was will sie mit ihm,
es ist doch warm draußen.

Jeder sieht wie sie den Schal immer fester zuzieht
und denkt,
warum sie das tue,
doch niemand weiß,
dass sie dieser Welt endfliehen will.

Jeder sieht,
wie ihr Kopf zittert
und denkt
warum sie nicht loslasse.

Als sie dann zu Boden fiel
und den Schal losließ,
sieht jeder die roten Streifen.

Doch sie band den Schal wieder um ihren Hals
und ging
durch die Tür meines Zimmers.

Ich sehe ein Mädchen
mit einem Schal.


Die Frau in der Ferne

Ich sehe in die Ferne
und sehe eine erwachsene Frau,
die so schön ist wie ein Pfau.

Jeder sieht sie,
doch in Wirklichkeit ist sie,
ein kleines Mädchen.

Jeder sieht ihre Augen,
doch nicht die Reinheit in ihnen.

Jeder sieht sie wie sie aus der Ferne
auf einen zukommt,
doch niemand sieht, dass sei springt
und nicht geht.

Als sie eine pflückt,
hört jeder, dass sie die Blume schön findet,
doch niemand sieht ihre funkelnden Augen.


Die kommt immer näher,
doch niemand bemerkt,
dass sie ein kleines Mädchen ist.

Ich sehe in die Ferne
und sehe eine erwachsene Frau,
die so schön ist wie ein Pfau.


Das Mädchen am Fenster

Ich sehe jeden Abend,
ein Mädchen am Fenster stehen.

Jeder sieht das Mädchen,
doch niemand sieht,
dass sie einen Schleier trägt.

Jeder sieht wie sie in den Himmel schaut,
doch niemand sieht wie sie ihre Hände zum Gebet faltet.

Jeder sieht wie der Mond in ihren Augen funkelt,
doch niemand sieht ihre Tränen in ihnen.

Jeder sieht wie sie den Mond anschaut,
doch niemand weiß,
welche Sehnsucht sie nach Freiheit hat.

Jeder sieht wie sie ihre Hand erhebt,
doch niemand sieht,
dass sie den Mond ergreifen will.

Ich sehe jeden Abend,
ein Mädchen am Fenster stehen.


Die Maske

Ich sehe ein Mädchen
mit einer Maske,
doch jeder denkt es wäre ihr Gesicht.

Jeder sieht ihr blondes Haar,
doch niemand weiß,
dass sie es mit einem Schleier verbergen will.

Jeder sieht ihre Arme,
doch sie möchte sie bedecken.

Jeder sieht sie mit langen Hosen im Sommer
und denkt sie sei wahnsinnig,
doch keiner weiß,
dass sie ihrer Tradition folgt.

Jeder sieht ein modernes Mädchen,
doch niemand sieht,
dass sie ihre Tradition und Religion am Leben erhält.


Ich sehe ein Mädchen
mit einer Maske,
doch jeder denkt es wäre ihr Gesicht.


Der Preis

Ich sehe ein Mädchen
mit guten Noten.
Ich frage, wie sie so gute Noten bekomme.

Sie erwiderte, dass willst du nicht wissen,
denn der Preis, den man bezahlen muss,
ist zu hoch.

Doch wenn du unbedingt willst,
erzähl ich dir meine Geschichte:
Ich wollte gute Noten
und jeder Preis war für mich bezahlbar.

Ich bekam gute Noten
und bezahlte den Preis.

Nach einer Zeit wurde der Preis zu hoch
und ich bezahlte ihn nicht mehr
und verlor meine guten Noten.


Der Preis war
mein Glück und später mein Leben.

Bezahl den Preis nie,
denn du wirst daran zerbrechen.

Ich sehe ein Mädchen
mit guten Noten.


Ein intelligentes Mädchen

Ich sehe im Wald
ein intelligentes Mädchen.

Jeder weiß,
wie Intelligenz sie ist,
doch niemand sieht,
wie sie unter dieser Intelligenz leidet.

Jeder verlangt gute Noten von ihr,
doch niemand sieht ihre Schmerzen,
die sie hat.

Jeder sieht die rote Farbe,
mit der sie den Titel geschrieben hat,
doch niemand weiß,
dass das ihr Blut ist.

Jeder denkt das ist leicht,
denn sie ist ja intelligent,
doch sie muss eine schwere Last tragen.


Jeder sieht es als normal an,
dass das Mädchen gute Noten hat,
doch niemand weiß,
wie hart die Arbeit dafür ist.

Ich sehe im Wald
ein intelligentes Mädchen.


Meine Schwester

Ich sehe meine Schwester
auf einer Wiese in Freiheit.

Jeder hört ihre wunderschöne Stimme,
doch niemand hört die Trauer in ihr,
wenn sie versucht ihrem Vater zu endfliehen.

Jeder sieht ihre schönen Augen,
doch niemand sieht die Wut in ihnen.

Jeder weiß,
sie liebt Musik,
doch niemand weiß,
dass sie dieser Welt endfliehen will.

Jeder sieht ihr großes Haus,
doch niemand sieht,
dass es ein Gefängnis ist.

Jeder sieht eine junge Frau,
doch niemand sieht wie sie als Sklavin behandelt wird.


Ich sehe meine Schwester
auf einer Wiese in Freiheit.


Die Lichtung

Ich sehe eine Lichtung,
wo ein Mädchen steht.

Jeder sieht durch die Bäume,
wo ein Mädchen auf einer Lichtung steht,
doch niemand weiß,
dass sie sich hinter ihnen verstecken will.

Jeder sieht wie das Mädchen zu Boden sinkt,
doch niemand sieht,
die große, blutende Wunde in ihrem Herz.

Jeder sieht ihre roten Augen
und weiß,
dass ihre Augen gebrannt haben,
wie Feuer.

Jeder sieht wie sie bald stirbt,
doch niemand sieht ihr Lachen.


Das Mädchen sagt, ich bin frei, lasst mich sterben,
doch jeder hört,
ich habe Angst, rettet mich,
was sie dann auch taten.

Ich sehe eine Lichtung,
wo ein Mädchen steht.


Ein Mädchen

Ich sehe ein Mädchen
auf einem Berg stehen.

Jeder sieht dieses Mädchen,
doch niemand weiß,
dass es das letzte Mal sein wird,
dass man sie sieht.

Jeder sieht wie sie die Arme habt,
doch niemand weiß,
dass sie sich verabschieden will.

Jeder sieht,
wie sie vom Berg fällt,
doch niemand sieht,
dass sie gesprungen ist.

Jeder sieht wie sie am Fuß des Berges liegt,
doch niemand sieht,
dass sie einen Schleier trägt,
nur einer.

Dieser sagt,
sogar wenn sie tot ist,
muss sie ihr Gesicht mit einem Schleier bedecken.

Ich sehe ein Mädchen
auf einem Berg stehen.


Ein weißes Kleid

Ich sehe meine Schwester
in einem weißen Kleid.

Jeder sieht meine Schwester in weiß,
zu meiner Beerdigung kommen,
doch niemand sieht ihre weinenden Augen.

Jeder denkt sie würde mich beleidigen damit,
doch niemand weiß,
dass es mein Wunsch war,
dass sie in weiß kommt.

Jeder sieht wie sie am Sarg steht,
doch niemand sieht,
wie sie lacht,
nur ein Mann.

Dieser fragt,
warum sie lache.

Sie sagte, ich weiß,
dass sie jetzt glücklich ist und frei.

Der Mann befahl ihr zu gehen.
Sie sagte zu mir,
bis bald, ich werde bald wieder bei dir sein
und auch frei sein.

Jeder sieht wie sie zur Tür geht,
doch niemand sieht wie ihre Augen funkeln.

Ich sehe meine Schwester
in einem weißen Kleid.


Meine Schwester

Ich sehe meine Schwester
in ihrem Zimmer.

Jeder sieht sie,
doch niemand weiß,
dass es zum letzten Mal sein wird.

Jeder sieht ihren blutenden Hals,
doch niemand sieht ihr lachen.

Jeder sieht ihre weinende Mutter,
doch niemand sieht ihren Vater.

Jeder sieht mein Schwester im Sarg liegen,
doch niemand sieht ihre funkelnden Augen.

Jeder sieht den Mann kommen,
der sie letztes Mal von mir weggeschickt hat.

Er sagt zu ihr,
es tue ihm Leid
und dass ihre Freundschaft so groß sei,
wie keine andere.

Jeder sieht wie er lacht
und jeder hört wie er sagt,
du, nein, ihr seid jetzt frei.

Jeder sagt,
er solle gehen,
doch an der Tür blieb er stehen
und sah meine Schwester in meinem Arm liegen,
sie sang vor Freude.

Ich sehe meine Schwester
in ihrem Zimmer.


Die Mädchen

Der Mann sieht auf der Wiese
zwei Mädchen.

Jeder sieht sie,
doch niemand weiß,
dass die eine die Tochter meiner Schwester ist
und die andere meine Tochter.

Jeder sieht sie spielen,
doch niemand weiß,
dass sie genau das Gleiche,
wie ihre Mütter erleben werden
und zwar eine große Freundschaft zueinander.

Jeder denkt,
dass sie nicht immer befreundet sein werden,
doch niemand weiß,
dass sie immer zusammen sein werden,
sogar nach dem Tod.


Der Mann sieht auf der Wiese
zwei Mädchen.


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 22.12.2009

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