Ich saß dort allein zwischen einer Menge Menschen, die ich noch gesehen hatte. Doch ich war trotzdem hier. Ich war extra noch vor 2 Tagen los und hatte mir ein unglaublich teures Abendkleid gekauft. Als ich die Einladung bekam, womit ich sowieso nicht gerechnet hatte, nahm ich mir vor nicht zu erscheinen. Aber natürlich trieb es mich trotzem hierher, ich wusste nicht warum vielleicht war es Hoffnung oder ich wollte einfach das er mich nocheinmal sah. Ich hielt mich die ganze Zeit über fern von ihm und Sarah. Er sollte mich sehen wenns am meisten wehtat, vorne vorm Altar. Darum hielt ich mich die ganze Zeit zurück und beobachtete das Geschehen. Natürlich beobachtete ich auch den überglücklichen Bräutigam der nervös die ganzen Gäste begrüßte und erzählt wie glücklich er sei mit seiner Braut, die er sehnsüchtig erwartete.
Das hier war eigentlich nur die Krönung von dem was ich schon ertragen musste. Ich verstand mich selbst nicht warum ich mir das antat. Ich würde wieder Wochen leiden und jeden und alles verstoßen. Außerdem würde meine Chefin das nicht nochmal dulden.
Seufzend drehte ich mich zum gehen um. Nein das konnte ich nicht. Ich dachte ich wäre stark genug um ihn einmal genauso zu verletzten wir er mich aber das war ich nicht.
„Julia.“
Ich schaute geschockt nach vorne. Da stand er und schaute mich an. Mit seinen unglaublich teuren Anzug. Er sah natürlich unverschähmt gut aus.
„Nick.“ flüsterte ich.
Er kam auf mich zu. Ich hätte nie kommen dürfen!
Nick nahm mich zur Begrüßung in den Arm. Es schmerzte so sehr das er mich behandelte wie eine normale Bekannte, dabei waren unsere Nächte immer so schön gewesen. Doch all der Zauber war heute nicht da, denn sein Herz gehörte Sarah und Sarah hatte ihm seins geschenkt. Obwohl er Sarah kein reines schenkte.
„Wie geht es dir?“ fragte er mich und lächelte mich dabei unverschähmt charmant an.
„Es passt schon.“ sagte ich zu ihm. Doch im nächsten Moment hasste ich mich dafür selber. Er sollte nicht wissen, dass es mir schlecht ging!
„Julia ich..“
Ich unterbrach indem ich meine Hand hob.
„Lass uns nicht jetzt darüber reden. Heute ist dein Tag, den du genießen solltest.“ sprach ich.
Er nickte und ging zu den anderen Gästen.
Daraufhin gingen wir alle in die Kirche und warteten eine viertel Stunde lang auf die Braut. Nick stand vorne am Altar und tapste von einem Fuß zum anderen. Er rieb sich immer wieder die Hände und lächelte nervös in die Menschenmenge.
Das Klavier begann an zu spielen Nick schaute erschrocken den Kirchengang entlang. Wir standen alle auf, um die Braut zu empfangen, die jetzt den Gang entlang geschritten kam. Es schmückte sie ein wundervolles Kleid. Sie sah aus wie ein kleiner Engel mit ihren blonden fast hüftlangen Korkenzieherlocken. Als sie an meiner Reihe vorbeiging sah ich in ihrem Gesicht das sie glücklich war. Ihre Augen funkelten nur so vor Freude, als sie ihren Zukünftigen vorne am Altar erblickte.
Als sie vorne angekommen war setzten sich alle wieder. Sie wurde tradiotionsgemäß von ihrem Vater an Nick übergegeben. Ein paar Lieder wurden gesungen und dann kam es zum eigentlichen Teil, auf den ich die ganze Zeit wartete. Das Versprechen. Bei Sarah hörte ich gar nicht zu, doch als Nick seinen Zettel herausholte wurde mir ganz heiß und ich fing an zu zittern.
„Heute ist unsere großer Tag mein Herz. Wir werden die erste Nacht als Mann und Frau einschlafen. Ich werde dich jeden Tag so lieben wie du es verdienst. Ich werde solange an deiner Seite sein wie ich kann. Ich werde dich beschützen und immer für Dich da sein! Du wirst nie alleine sein, denn ich werde dich stets begleiten und dir in jeder Lage zur Seite stehen. Du bist meine Liebe, für die ich alles tun werde, damit sie niemals vergeht! Ich werde dir ein Mann sein, so wie du es verdienst! Ich liebe Dich Sarah.“
Mir trieb es die Tränen in die Augen. Was ein Heuchler er ist! Der Schmerz in meiner Brust, den ich schon gar nicht mehr wahrnahm nach so langer Zeit, pochte wieder auf. Das Ja-Wort schockte mich gar nicht mehr, selbst als er ihr den Ring ansteckte und sie küsste. Das Eheverprechen was er ihr gab, zeriss mir entgültig das Herz.
Nach der Trauung sollte nun die Feier kommen. Das wollte ich mir wirklich nicht antun und verließ schnell die Kirche. Nick sollte es erst spät merken, da er sich jetzt mit vielen Glückwünschen und Umarmungen rumschlagen musste.
Erst als ich meinen Auto saß brach ich in Tränen aus. Ich krümmte mich vor dem Schmerz in meiner Brust. Es tat mehr weh als jeder andere Schmerz den ich je erlebt hatte.
Dann als ich nach quälend langer Zeit endlich Zuhause war kramte ich das Kleid von mir und verkroch mich weinend in mein Bett.
Der Schmerz ließ nicht nach. Selbst nicht als ich schlief.
Ich wachte nach 5 Stunden Schlaf auf und bemerket es war erst 3 Uhr Morgens. Meine Augen taten weh vom ganzen weinen, sie fühlten sich geschwollen und verklebt an. Ich ging ins Badezimmer und sah das ich schrecklich aussah. Ich wusch mir das Gesicht, doch das macht es auch nicht besser.
>BUM BUM<
Ich erschrack. Wer kam Nachst um 3 zu mir? - Schnell zog ich mir einen Bademantel über und öffnete die Tür. Mir stockte der Atem und gleichzeitig wurde mir schlecht.
Ich rang um Worte, doch mir viel nichts ein.
„Ich musste zu dir.“ flüsterte Nick.
„Aber...aber deine Feier?“
Ich bemerkte das ich schon weinte.
„Ich hab mich weggeschlichen!“
Für mich. Doch bevor ich was antworten konnte oder überhaupt drauf reagieren was hier passierte küsste er mich. So heftig wie noch nie. Wir verschmolzen ineinader und stolperten in meine Wohnung. Er schloss die Tür mit seinem Fuß und drängte mich zu meinem Bett.
Er zerrte mir den Bademantel vom Körper und küsste mich an jeder Körperstelle die man küssen konnte.
Es kam mir vor als wäre dies alles hier ein Traum. Er hatte doch jetzt eine Frau? Er betrog sie! - Naja.. das tat er schon länger mit mir doch jetzt ist er verheiratet.
Trotzdem schlief ich mit ihm. Es war so schön wie noch nie. Für einen Moment fühlte es sich sogar so an als wäre mein Herz nicht qualvoll zerissen. Denn nur mit ihm war es ganz.
Wir lagen noch eine ganze Weile zusammen im Bett, natürlich ohne ein Wort zu verlieren. Bis er dann sagte :
„Ich muss gehen.“
In dem Moment kehrte der unerträgliche Schmerz zurück.
„Das hättest du nicht tun dürfen.“ flüsterte ich.
„Ich komm sowieso in die Hölle Julia.“
Das wusste ich, nach dem ersten Mal als er mich küsste.
„Wieso bleibst du denn nicht einfach bei mir?“ fragte ich bereits schluchzend.
Meine Hände fingen an zu zittern.
Er schaute mich gequält an.
„Ich hab dir das alles schon so oft erklärt...Julia du weißt das ich.. das ich dich liebe.“ sagte er und setzte sich angezogen zu mir aufs Bett.
Ich fühlte wie es vor Freude in meiner Brust pochte.
„Aber das alles heute, Nick! Du hast sie geheiratet! Das ist die Frau mit der du alt werden willst!!“
Er seufzte.
„Wenn ich Sarah verlasse verliere ich alles Julia! Meine Arbeit, meine Eltern werden mich verstoßen alles!“ versuchte er mir einzubläuen.
„Wenn ihr Arsch von Vater dich feuert dann suchst du dir was neues!“ schrie ich.
Er fuhr sich durch sein braunes zerzaustes Haar.
„Es ist alles nicht so einfach.“
„Wir hatten eine Chance Nick! Du hättest sie verlassen können, als ihr noch nicht verheiratet wart! Doch jetzt? Jetzt ist alles zuspät.“
Ich fing fürchterlich an zu weinen.
Er nahm mich in den Arm.
„Ich muss gehen. Ich werde mich bei dir melden Julia, versprochen.“
Er küsste mich zum Abschied auf die Stirn und verließ dann meine Wohnung.
Ich sank weinend in mein Bett, natülich kehrte der Schmerz zurück, heftiger als je zuvor. Ich hätte schreien können. Doch wer würde mich hören?
Ich wusste Nick würde mir nie gehören und ich werde ihn immer lieben und wissen das er Abends mit einer anderen Frau zusammen einschlafen würde. Wahrscheinlich werde ich irgendwann auch seine Kinder sehen und das wird mich umbringen. Er hatte nicht die Kraft dazu sie zu verlassen und zu mir zu kommen. Wer war ich auch schon? Eine kleine 22 jährige Kindergärtnerin die in einer kleinen liebevoll eingerichteten Wohnung lebte. Sarah die gelernte Immobilienmaklerin mit ihrem reichen Papi, der Nick förmlich vergötterte.
Meine Tränen hörten nicht auf an meinen Wangen hinunter zu laufen und der Schmerz in meiner Brust auch nicht. Ich fühlte mich kaputt. Aber ist das nicht normal wenn das Herz in tausend Stücke zerissen war?
Ich werde Nick niemals aufhören können zu lieben...und das ist falsch. Denn Liebe ist falsch, es ist eine Qual zu lieben. Denn irgendwann wird jedem das Herz gebrochen egal wie wunderschön doch alles scheint..
Tag der Veröffentlichung: 24.11.2011
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