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Es regnet. Ich schaue aus dem Fenster. Meine Mutter und mein Vater streiten unten schon wieder. Wann hört das endlich auf? Plötzlich höre ich ein schluchzten hinter mir. Ich drehe mich um und sehe meinen Bruder auf meinem Bett sitzen und weinen. „Hey kleiner was ist los?“, frage ich.
„Mama…Papa…werden sie sich trennen?“
„Nein. Hoffe ich zumindest. Du musst verstehen es sind schwere Zeiten für uns.“ Höchstwahrscheinlich müssen wir wieder umziehen, weil Papa schon wieder seine Arbeit verloren hat. Ich will hier nicht weg, genau so wenig wie mein Bruder. Er ist jünger als ich und versteht das ganze hier noch nicht so genau. Plötzlich kommt Mama ins Zimmer. Sie hat tränen in den Augen. „Packt eure Sachen, wir fahren!“ Mein kleiner Bruder rennt sofort in sein Zimmer und packt seine Sachen und auch ich fange an meine Sachen zu packen. Wir beide kennen das schon. Ich sehe Mama fragend an. Sie tut so als ob sie es nicht sehen würde und geht aus meinem Zimmer. Na toll wir ziehen also wirklich schon wieder um! Jetzt wo ich mich hier gerade eingelebt habe und neue Freunde gefunden habe. Ich höre wie Papa den Wagen vorfährt und Mama die Koffer einlädt. Also haben sie es schon länger geplant! Mein Bruder rennt mit dem Koffer runter. Auch ich bin fertig mit packen und gehe ihm nach.
Als alle Koffer im Wagen sind und wir los fahren sehe ich unserem Haus traurig nach. Ich hatte noch nicht einmal Zeit mich zu verabschieden. Es ist wie wenn wir auf der Flucht wären. Von einem Ort zum anderen. Ich lasse meiner Fantasy freien Lauf und stelle mir vor das mein Vater von einer Maffia verfolgt wird.
5 Stunden später höre ich meinen Bruder neben mir schnarchen. Ich schaue aus dem Autofenster in die Sterne. Papa und Mama flüstern vorne leise. Ich glaube sie streiten schon wieder. Plötzlich sehe ich ein grelles Licht von vorne kommen. Alles scheint auf einmal in Zeitlupe zu sein. Ich höre meine Mutter schreien und sehe Papa das Lenkrad herumreisen. Ich sehe wie mein Bruder aufwacht und schreit, ich schreie glaube ich selber. Und dann höre ich ein lautes knallen. Ich werde in meinem Gurt nach vorne geschleudert. Alles um mich herum wird dunkel.

Alles ist schwarz, ich sehe nichts, nur diese Dunkelheit um mich herum. Ich höre ein piepen. Es hört sich an wie mein Herzschlag nur maschinell. Was passiert hier? Vor allem was ist passiert? Da sind stimmen, aber ich verstehe nicht was sie sagen. Wo sind meine Eltern? Wo ist mein kleiner Bruder? Und wo bin ich? Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit bis ich es endlich schaffe meine Augen zu öffnen. Eine Frau lächelt mich freundlich an. „Du musst Juliane sein. Wie geht es dir?“ Ich hasse es Juliane genannt zu werden, eigentlich nennen mich alle Jule. Ich versuche zu sprechen aber es klappt nicht. Nach ein paar Anläufen schaffe ich es dann endlich. „Mir geht es gut. Wo ist meine Familie und wo bin ich?“
„Du bist im Krankenhaus.“ Warum sagt sie mir nicht wo meine Eltern sind? Doch ich frage was ganz anderes. „Wie lange denn schon?“ „Seit vier Wochen. Du lagst bis eben im Koma. Du solltest dich jetzt ausruhen.“ Ich sehe an mir runter. Ich bin an ziemlich vielen Geräten angeschlossen. Oh Gott was ist denn nur passiert? Plötzlich wird es wieder dunkel.
Ich spüre eine Hand an meiner Schulter die mich leicht rüttelt. Langsam öffne ich meine Augen. Da ist wieder die Frau. Und neben ihr steht ein Mann. Höchstwahrscheinlich der Arzt. Der Mann sagt lächelnd: „Schön das du wieder wach bist.“. „Wo ist meine Familie und was ist passiert?“ Ich will es jetzt endlich wissen! Er antwortet: „Deine Eltern liegen noch im Koma. Dein Bruder ist seit einer Woche wach aber sein Zustand ist ein bisschen schlimmer als deiner. Was genau passiert ist kann ich dir leider nicht sagen. Fest steht das es ein Autounfall war. Wer der Schuldige war wissen wir nicht. Der Fahrer aus dem anderen Auto hat Fahrerflucht begonnen. Er wird gesucht, aber er kann eigentlich nicht so weit gekommen sein. Er muss große Verletzungen haben.“. Ich bin erst mal geschockt und weiß nicht was ich sagen soll, doch er fährt schon weiter fort. „Wahrscheinlich wirst du und dein Bruder erst mal in eine andere Familie gesteckt sobald es euch besser geht und ihr aus dem Krankenhaus rauskommt. Denn der Zustand deiner Eltern ist schlecht.“ Ich bekomme Tränen in den Augen. Hoffentlich sterben Mama und Papa nicht. „Ich weiß, dass das jetzt erst mal sehr viel auf einmal für dich ist. Du solltest dich jetzt weiter ausruhen. Soll ich dir irgendetwas bringen?“ Ich schüttele nur den Kopf. Ich will jetzt alleine sein. Er hat recht, es ist zu viel für mich. Gott sei Dank gehen die beiden raus. Ich glaube sie wissen dass ich alleine sein will.
Nach einer Ewigkeit klopft es an meiner Tür. Die Ärztin schaut rein und sagt, dass hier Besuch für mich sei. Wer könnte das sein? Ich kenne hier doch niemanden. Bestimmt die Polizei. Doch es kommt wer ganz anderes rein. Ein Mann den ich noch nie gesehen habe aber der mich doch bekannt vorkommt. „Hallo Juliane. Ich bin Frank, der Bruder deines Vaters. Deine Eltern wollten für eine Weile zu mir ziehen, weil ich von euren Geldproblemen weiß. Sobald du aus dem Krankenhaus rauskommst kannst du bei mir wohnen und dein Bruder natürlich auch.“ Ich sehe ihn total verdattert an. Okay das muss ich jetzt erst mal verdauen. Er fragt die Ärztin wie mein Zustand ist. Sie antwortet ihm dass ich meinen Arm und mein Bein gebrochen habe, aber es würde gut verheilen, außerdem hätte ich eine Gehirnerschütterung. Ich bin anscheint gut davon gekommen, außer dass ich 4 Wochen im Koma lag. Frank dreht sich wieder zu mir um. „Ich werde alles tun um den Täter zu finden. Es hat sich nämlich rausgestellt das der Fahrer mit Absicht in euer Auto gerast ist.“
„A-aber warum sollte jemand so etwas tun?“
„Ich weiß es nicht, aber wir werden ihn finden.“
Vielleicht sind meine Gedanken doch richtig gewesen. Vielleicht wird Papa wirklich von einer Mafia verfolgt. „Ich hoffe du bist damit einverstanden dass du nach den Sommerferien zur Schule gehst.“
„Kann ich denn bevor die Sommerferien zu Ende sind überhaupt aus dem Krankenhaus?“
„Ja, aber höchstwahrscheinlich im Rollstuhl wegen deinem gebrochenen Arm und deinem gebrochenen Bein.“
„Okay.“ Ich möchte nicht im Rollstuhl zur Schule das ist doch peinlich! „Ich muss jetzt leider wieder gehen. Ich komme morgen wieder.“Ich verabschiede mich von ihm und er geht lächelnd raus. Endlich bin ich wieder alleine. Eigentlich hasse ich es alleine zu sein, aber im Moment will ich es lieber sein. So kann ich in Ruhe nachdenken. Lange bin ich aber nicht alleine. Der Arzt kommt rein und schaut sich meine Wunden an. Ich muss schrecklich aussehen. Ich kann von meinem Bett aus in einen Spiegel sehen und sehe das ich überall Kratzer und eine Platzwunde am Kopf die der Arzt gerade behandelt. „Es sieht schon besser aus ich denke in 8 Wochen kannst du raus. Passend zum Anfang der Sommerferien. Ich denke deine Knochenbrüche sollten bis dahin verheilt sein.“ „Also muss ich nicht im Rollstuhl zur Schule?“ „Nein.“ „Und wie geht es dem Rest meiner Familie?“ „Deinem Bruder geht es gut. Er will die ganze Zeit zu dir, aber noch darf er nicht laufen. Auch er hat sich seinen Arm gebrochen. Und der Zustand deiner Eltern hat sich nicht verändert.“ Mir rennen wieder Tränen übers Gesicht. „Wenn du Hunger, Durst oder Schmerzen hast drück auf den roten Knopf da, dann kommt eine Krankenschwester.“ Er geht ohne noch etwas zu sagen aus dem Zimmer. Endlich kann ich meinen Tränen freien Lauf lassen. Ich würde am liebsten zu meinen Eltern, aber wenn er meinen Bruder nicht mal zu mir lässt werde ich bestimmt nicht zu meinen Eltern gelassen. Nach einiger Zeit schlafe ich dann endlich ein.

8 Wochen später darf ich endlich aus dem Krankenhaus. Und ich sitze Gott sei Dank nicht im Rollstuhl, sondern laufe mit einer Krücke durch die Gegend. Mein Bruder läuft neben mir. Ich sehe das Auto von Frank. Er ruft uns: „Juliane! Max! Ich bin hier!“. Als ob ich das nicht gesehen hätte. Als ich vor ihm stehe sage ich: „Bitte nenn mich nicht Juliane sondern Jule.“. „Okay mach ich Jule.“ Wir steigen ins Auto und fahren zu ihm nach Hause. Ich staune nicht schlecht als ich das riesige Haus meines Onkels sehe. Frank zeigt uns unsere Zimmer. Mein Zimmer ist riesig. Ich hab ein großes Bett und einen riesigen Kleiderschrank und sogar ein eigenes Bad. Mein Bruder kommt ins Zimmer gerannt. „Juli, Juli! Wir sind reich. Mein Zimmer ist genau so groß wie deins und hast du schon das Bad gesehen? Da ist ein Whirlpool!“ „Ja kleiner, das hab ich gesehen.“ Ich lächele ihn an. Wir freuen uns beide auf unsere neue Schule. Hoffentlich bleiben wir hier für immer wohnen und hoffentlich werden Mama und Papa wieder gesund.
Die Sommerferien sind vorbei und ich muss nicht mehr auf Krücken gehen. Hoffentlich finde ich hier auch Freunde, ich bin es ja gewohnt immer wieder neue Freunde zu suchen. Vielleicht bleiben wir hier ja wohnen, wenn Mama und Papa wieder aufwachen. Ihr Zustand hat sich immer noch nicht verändert. Sie haben den Täter immer noch nicht gefunden. So schwer muss das doch nicht sein. Er muss doch genauso schwer verletzt sein wie wir und mit den Verletzungen kann er nicht weit gekommen sein. Die Polizei soll sich mal ein bisschen anstrengen. „Schwesterherz bist du endlich fertig?“, höre ich meinen Bruder rufen. „Ich komme gleich Max.“ Ich werfe noch schnell einen letzten Blick in den Spiegel. Okay Frisur und Make up sitzt, es kann los gehen. „Du siehst gut aus Jule. Genau so hübsch wie deine Mutter.“, lächelt Frank. „Danke, auch für die neuen Klamotten.“ Ich glaube so viele coole Anziehsachen hatte ich noch nie. Max sitzt schon im Auto. Ich schnappe mir schnell meine Tasche und renne zum Auto. 10 Minuten später sind wir in der Schule und die ist total riesig. Wie soll ich mich hier nur zu Recht finden? Ich hab keine Ahnung wo ich hier gerade bin und wo ich hin muss. Plötzlich laufe ich volle Kanne in einen Typen rein. „Autsch…oh…tschuldigung.“, stammel ich. Ich bin auf den Hintern gefallen. „Macht nichts.“ Er hält mir lächelnd die Hand hin. Ich nehme sie und stehe auf. „Du bist neu hier, oder?“ „Ja, kannst du mir sagen wo der Chemieraum ist?“ Er sieht echt verdammt gut aus. „Klar, du stehst genau davor.“ Er lacht und ich lache auch. „Danke.“ „Kein Problem. Wie heißt du denn?“. „Juliane. Aber ich wird von allen Jule genannt und wie heißt du?“ „Jace…“ Der Rest des Satzes geht im Klingeln unter. Er lächelt mich an und geht mit mir in den Chemieraum. „Hast du auch Chemie?“ „Ja und neben mir ist sogar noch ein Platz frei. Wenn du willst kannst du dich neben mich setzten.“ „Klar will ich. Dann kenn ich wenigstens schon mal einen.“ Er lacht und ich setzte mich auf den Platz neben ihm. Nach und nach kommen immer mehr Schüler rein. Die meisten Mädchen schauen mich eifersüchtig an. Ich frage Jace leise: „Warum starren die mich so eifersüchtig an?“ „Weil du neben mir sitzt. Du musst wissen ich bin heiß begehrt unter den Mädchen.“ Er grinst mich an. „Hast du denn eine Freundin?“ „Nein, und zurzeit will ich auch keine. Meine Ex hat vor ein paar Wochen Schluss gemacht.“ „Oh. Das tut mir leid.“ Der Lehrer kommt rein. Und dann beginnt der Unterricht. Wie jedes Mal muss ich mich vor der ganzen Klasse vorstellen, aber so langsam macht mir das nichts mehr aus. Nachdem ich acht Schulstunden überlebt habe, gehe ich raus und warte auf meinen Onkel. „Hey. Du bist die neue oder?“, fragt mich ein Mädchen. „Ähm…ja. Und wer bist du?“ „Ich bin Kate. Und wie heißt du?“ „Juliane, aber alle nennen mich Jule.“ Wie oft musste ich diesen Satz in meinem Leben eigentlich schon sagen? „Hast du Lust heute was mit mir zu machen? Wir könnten ins Freibad gehen oder shoppen.“ „Klar hab ich Lust. Treffen wir uns hier? Oder holst du mich ab?“ „Ich hol dich ab. Wo wohnst du denn?“ Ich sage ihr die Hausnummer und die Straße. Wir verabschieden uns und ich gehe nach Hause, anscheint hat mich mein Onkel vergessen abzuholen.
Am Nachmittag, nachdem ich meine Hausaufgaben erledigt hatte holte mich Kate ab. Frank gab mir Geld und Kate und ich gingen shoppen. Nach einiger Zeit fragte Kate mich ganz beiläufig: „Kann es sein das du dich wie fast alle Mädchen in Jace verliebt hast?“. „In Jace?“ „Der Junge neben dem du in Chemie saßt.“ Sie verdreht die Augen. „Sag mir nicht du wusstest nicht wie er heißt.“ „Doch schon, aber nein nach einem Tag verliebt? Er sieht zwar echt verdammt gut aus und ist total nett, aber ich kenn ihn doch nicht mal richtig. Außerdem stehen tausend andere Mädchen auf ihn. Ich hätte überhaupt keine Chance bei ihm.“ „Er hat beim Essen die ganze Zeit über dich geredet.“ Sie grinst. Ich schau sie vollkommen verwirrt an und dann sehe ich die Ähnlichkeit. Sie hat die gleichen Gesichtszüge wie er, wie man jetzt deutlich an ihrem grinsen sehen kann. Außerdem die gleiche Haar- und Augenfarbe. „Kate? Bist du seine Schwester?“ „Ja.“ Sie grinst weiter. „Um genau zu sein seine Zwillingsschwester.“ Ich laufe rot an. Verdammt warum hab ich eben bloß gesagt, dass er verdammt gut aussieht?! Okay ist jetzt auch nicht mehr zu ändern und sooo schlimm ist das jetzt auch nicht. Am Abend bringt sie mich nach Hause und wir tauschen noch schnell unsere Handy- und Festnetznummern aus.
Am nächsten Morgen weckt mich mein Wecker. Ich steh auf und guck in den Spiegel. Oh Gott wie sehe ich denn aus. Mein sonst langes welliges braunes Haar steht zu allen Seiten ab und ich hab irgendein klebriges Zeug in den Haaren. Das kann nur mein kleiner Bruder gewesen sein. Wütend schrei ich: „MAX WAS HAST DU GETAN?!“. Max sieht mich panisch und verängstigt an. „Ähm…ähm…ich…ich hab mein neues Haargel in deinen Haaren ausprobiert…“ Ich lass ihn gar nicht erst zu Ende aussprechen und geh wütend ins Badezimmer. Schnell Dusche und Schminke ich mich. Okay so müsste es gehen. Ich guck noch mal schnell in den Spiegel und renne dann in mein Zimmer. Unten höre ich schon die Auto Hupe. Als ich dann in der Schule ankomme muss ich mich erst mal wieder zu Recht finden, aber zum Glück treffe ich auf Kate die mir hilft. Wir vergleichen unsere Stundenpläne und freuen uns, dass wir die meisten Stunden gemeinsam haben. „Du Jule hast du Lust heute vorbei zu kommen?“ Ich grinse und antworte: „Natürlich komme ich vorbei.“ Wir kennen uns zwar erst einen Tag, aber haben das Gefühl uns schon ewig zu kennen. Ich ruf bei Frank an und kläre mit ihm ab das ich heute zu einer Freundin nach der Schule gehe.
Als ich dann nach der Schule mit Kate bei ihr Zuhause ankomme werd ich gleich Herzlich von ihren Eltern begrüßt. Leise flüster ich Kate ins Ohr: „Deine Familie ist total nett.“. Kates Mutter fragt uns: „Ist es okay für euch noch eine Stunde zu warten bis Jace da ist? Dann können wir gemeinsam essen.“ „Klar Mama.“, sagt Kate schnell bevor ich irgendetwas sagen kann. Oben in ihrem Zimmer fragt Kate mich ob ich heute mit ihr und Jace ins Schwimmbad möchte. Ich nicke. Will sie mich etwa mit ihm zusammen bringen? Hoffentlich nicht, ich kenn ihn doch gar nicht wirklich. Wir machen unsere Hausaufgaben und gehen dann runter zum essen. Er sitzt schon am Tisch und lächelt uns an. Kann es sein das er mich etwas länger angesehen hat? Bestimmt nicht das bilde ich mir nur ein, Kate macht mich ganz verrückt. Aber irgendwie hab ich total das Bauchkribbeln wenn ich ihn sehe. Okay Jule ganz ruhig du
verliebst dich einfach nicht in ihn, ich werde hier eh nicht ewig bleiben also bringt es das gar nicht. Während des Essens muss ich immer wieder zu ihm sehen. Verdammt Jule reiß dich zusammen! Kate flüstert mir leise ins Ohr: „Ey, Jace beobachtet dich.“ Ich laufe knallrot und will hier nur noch weg. Nach dem Essen verdrück ich mich so schnell wie Kate es nur zu lässt in ihr Zimmer. „Kate bitte hör auf.“ „Womit?“ „Zu versuchen mich mit Jace zu verkuppeln.“ Ich lass mich auf ihr Sofa fallen und flüster kaum hör bar: „Es bringt sowieso nichts…“. Kate hat es trotzdem gehört und setzt sich neben mich. „Wieso? Wegen der Sache das ihr immer Umzieht oder wegen der Sache das du ihn nicht richtig kennst? Ich werde schon dafür sorgen, dass ihr euch richtig kennen lernt. Aber wenn es jetzt schon bei euch funkt…“ Sie beendet den Satz nicht und grinst wieder. Ich sehe Kate an. „Wahrscheinlich hast du Recht, aber es ist trotzdem doof, wegen dem Umziehen. Ich könnte ihn dann doch gar nicht mehr wieder sehen.“ „Wir finden eine Lösung. Versprochen. Wie geht es eigentlich deinen Eltern?“ Sie nimmt mich in den Arm, als sie meinen traurigen Gesichtsausdruck sieht. „Sie sind noch nicht aufgewacht…“, antworte ich ihr.
„Okay dieses Freibad ist riesig, wie soll ich sie da nur wieder finden?!“ Jace lacht und sagt: „Am besten gar nicht.“. Wir stehen vorm Beckenrand und ich suche nach Kate die eben angeblich ihren Schwarm gesehen hat und nun auf dem Weg zu ihm ist. Ich glaub ihr kein Wort, bestimmt ist das nur wieder einer ihrer Strategien mich mit Jace zusammen zu bringen. Plötzlich werde ich von ihm ins Wasser geschupst. Als ich wieder auftauche sehe ich, dass er lacht. „Pass bloß auf!“, sage ich grinsend. „Ach und worauf?“ „Darauf!“, sage ich und spritze ihn nass. Er springt ins Wasser und drückt mich runter, doch ich ziehe ihn einfach mit. Irgendwann sind wir beide so kaputt das wir zu unseren Handtüchern gehen und uns in die Sonne legen. Ich schließe die Augen und ruhe mich aus bis ich Stimmen höre die mit Jace reden. Langsam öffne ich ein Auge und sehe zwei Mädchen und drei Jungs. Ich erkenne sie wieder, denn sie gehen auf meine Stufe. Was wollen die denn? Eins der Mädchen sagt gerade: „Na Jace schon wieder eine Neue? Hast ja jetzt echt einen schlechten Geschmack bekommen. Ich mein nur sieh sie dir mal an wie hässlich sie ist.“. Ich setzt mich hin und guck das Mädchen an. „Ich weiß zwar nicht was ich dir getan habe, aber kann man sich nicht mal mit einem Jungen im Freibad treffen? Oder hast du was dagegen?“ Sie sieht mich wütend an. „Halt dich raus okay? Und ja ich hab was dagegen, denn Jace gehört mir verstanden?“ Ich sehe zu Jace, doch der sagt gar nichts. Plötzlich schreit das Mädchen los: „Sprech ich Spanisch oder was? Verschwinde endlich!“. „Ich kann ja wohl sitzen wo ich will oder etwa nicht?“ Jetzt tickt sie völlig aus. Mein Gott was ist das denn für eine Zicke?! „Nein kannst du nicht! Er gehört mir! Mir und nicht dir verstehst du das nicht? Hau endlich ab!“ Einer der Jungen baut sich bedrohlich vor mir auf. Es reicht mir wirklich. Jace macht rein gar nichts und lässt alles zu. Wahrscheinlich wäre es ihm auch egal wenn ich von dem Typen verkloppt werden würde. Ich packe meine Sachen und gehe nach Hause. Am Abend ruft Kate mich an und fragt was denn los sei. Ich erzähle ihr alles. Am nächsten Morgen in der Schule versuche ich Jace so gut wie es geht aus dem Weg zu gehen, was sich ziemlich Schwierig gestaltet, weil er meinen Stundenplan kennt. Dennoch schaffe ich es bis zur letzten Stunde wo ich Chemie mit ihm habe und leider neben ihm sitzen muss. Doch das Mädchen von gestern aus dem Freibad sitzt neben ihm. Vorher saß sie neben Kate wo ich mich jetzt hinsetze. Kate fragt mich: „Ist sie das? Also die von gestern?“. „Ja.“ „Das ist Jaces Exfreundin. Sie heißt Nora.“ „So genau wollte ich es nicht wissen Kate.“ Aber eigentlich schon, was sie weiß. Nach dem Unterricht gehe ich so schnell es geht aus der Schule und renne schon fast zum Auto meines Onkels.
4 Wochen später habe ich immer noch kein Wort mit Jace geredet, was nicht schwer war weil er mich sowieso ignoriert und ich ihn. Kate hat mir erzählt, dass er jetzt wieder mit Nora zusammen ist. Schön für ihn. Ich sitze gerade in Kates Zimmer und denke mal wieder nur an ihn. Verdammt er soll mir endlich aus dem Kopf gehen. Als es klopft zucke ich zusammen. Kate macht auf und Jace steht in der Tür. Toll, am liebsten würde ich jetzt im Erdboden versinken oder mich weg beamen können. „Jule kann ich bitte mal mit dir reden?“ Ich sehe Kate an. War sie das schon wieder? Aber Kate schüttelt nur leicht den Kopf zur Antwort. „Ich wollte gerade gehen tut mir leid Jace.“ Ich stehe auf und will mich an ihm vorbei drücken. Doch er hält mich fest. Ich bin zwischen ihm und den Türrahmen festgeklemmt. „Jace lass mich bitte vorbei!“ Ich sehe starr geradeaus gegen seine Brust, wenn ich hoch in sein Gesicht gucken würde, würde er meinen traurigen Gesichtsausdruck sehen und das will ich nicht. Doch er hebt meinen Kopf so dass ich ihm in die Augen sehen kann. Und dann…dann küsst er mich. Verdammt was tut er da? Er hat eine Freundin! Ich versuche ihn wegzudrücken, aber er ist viel stärker als ich. Irgendwann hört er auf und ich sehe ihn wütend an. „Was sollte das?“ „Ich liebe dich.“ Ich starre ihn vollkommen erstaunt an, was er nutzt um mich wieder zu küssen. Diesmal schaffe ich es ihn wegzudrücken und renne weg. Ich höre Kate Jace an schreien was das denn soll, aber ich ignoriere es und renne den ganzen Weg nach Hause. Jace und Kate versuchen mich mehrmals auf meinem Handy anzurufen, aber ich drücke beide immer wieder weg. Als das Haustelefon klingelt und Frank dran gehen will schreie ich. „Wenn es für mich ist, ich bin nicht da!“ Frank will zwar mit mir reden, aber ich lasse ihn nicht rein. Nach drei Tagen komme ich aus meinem Zimmer raus, weil ich meine Vorräte an Essen aufgegessen habe. Ich versuche unbemerkt in die Küche zu kommen, doch das klappt nicht, denn Frank sitzt in der Küche. Danach kann ich mir erst mal eine Standpauke anhören die damit endet das er mich in den Arm nimmt. Unter schluchzten erzähle ich ihm was passiert ist und er erzählt mir das Jace und Kate jeden Tag nach der Schule herkommen würden um mit mir zu reden. Wie als Beweis klingelt es gerade und ich will nach oben rennen doch Frank hält mich fest. Max macht die Tür auf und ich erkenne die Stimme sofort. Es ist Jace! „Frank bitte…bitte lass mich los.“, flüster ich leise und flehend. Doch er lässt mich nicht los und dann steht Jace in der Küche. Das einzige was er sagt ist: „Kate ist krank. Sie konnte heute nicht kommen.“. Und dann geht er rauf in mein Zimmer. Super und jetzt? „Los geh schon nach oben.“ Wiederwillig tu ich was Frank von mir verlangt. Als ich in mein Zimmer komme sitzt Jace auf meinem Bett. „Gehst du freiwillig oder…“ Er lässt mich gar nicht erst zu Ende ausreden. „Ich gehe erst wenn du mir zugehört hast und es dann immer noch willst.“ Langsam lass ich mich neben ihm aufs Bett sinken. „Okay ich höre dir zu, was bleibt mir anderes übrig.“ Er lächelt mich traurig an. „Als erstes…es tut mir leid was im Freibad passiert ist. Ich hätte wirklich was sagen müssen, aber ich konnte nicht.“ „Ach und wieso?“ „Weil ich ein Arsch bin.“ Tolle Antwort! „Und ich bin nicht mit Nora zusammen. Ich hab ihr nur das gegeben was sie wollte damit sie dich zufriedenlässt. Ich weiß das das nicht richtig war, aber ach ich weiß auch nicht es tut mir einfach leid Jule. Wirklich.“ Er sieht wirklich so aus als ob es ihm leid tut. „Schon okay. Wir…wir können ja versuchen mit einander aus zu kommen.“
„Jule ich will nicht nur mit dir aus kommen…“
„Dann versuchen wir halt Freunde zu sein.“ „Verstehst du nicht? Ich liebe dich Jule.“
„Du kennst mich doch gar nicht richtig.“
„Gut genug um zu wissen das ich dich liebe.“ Ich schweige. „Jule bitte…“ Seine Hand liegt in meinem Gesicht und streicht mir vorsichtig Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Wirst du dich dann immer noch wie ein Arsch benehmen?“ Er lacht. „Nein, ich verspreche es dir, ich werde alles tun damit du glücklich bist.“ „Dann küss mich.“ Seine Lippen nähern sich langsam meinen und dann küssen wir uns. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit und doch so kurz als sein Handy anfängt zu klingeln. Ich grinse. „Hat da jemand vergessen das Handy abzuschalten?“ Jace grinst auch und drückt den Anrufer weg. Wieder klingelt es aber diesmal ist es meins. „Mhh…hat da noch jemand vergessen das Handy abzuschalten?“ Er schaltet sein Handy ab und ich tu es auch. Und schon küsst er mich wieder.
Irgendwann hämmert es gegen die Tür. „Jule verdammt noch mal mach endlich auf!“, höre ich Franks Stimme. Wiederwillig löse ich mich von Jace und mache die Tür auf. „Was ist denn?“, frage ich ihn genervt. „Das Krankenhaus hat angerufen…der Zustand deiner Eltern hat sich verschlechtert…“ Ich starre ihn geschockt an. Nein…nein das kann nicht sein…bitte nicht…sie dürfen nicht sterben…bitte...
Jace umarmt mich von hinten und flüstert mir tröstende Worte ins Ohr. Am Rande bekomme ich mit wie Frank sagt das absolutes Besucherverbot ist. Und dann breche ich zusammen. Ein paar Stunden später liege ich im Bett. Draußen vor meiner Zimmertür unterhalten sich Frank und Jace leise. Ich verstehe ein paar Worte und weiß sofort das Frank Jace erzählt warum meine Eltern im Krankenhaus liegen. Ein paar Minuten später kommt Jace rein und setzt sich auf mein Bett zu mir. Er streichelt mir sanft durchs Haar, aber irgendetwas an ihm ist komisch. Als ob er irgendetwas verbirgt. „Jace was ist los?“ „Nichts…ich…ich bin nur ein bisschen geschockt von dem was passiert ist…“ Er lügt. Er lügt eindeutig. Ich sehe es ihm an, aber ich hake nicht weiter nach. Er wird schon einen Grund haben. Wahrscheinlich will er mich nicht noch mehr unter Stress setzten.
Am Abend verabschiedet sich Jace von mir und sagt mir, dass er mich morgen vor der Schule abholen würde. Ich will jetzt zwar nicht alleine sein, aber ich möchte ihn nicht darum bitten, dass er hier bleibt, also lasse ich ihn gehen und versuche irgendwie zu schlafen.
Als mein Wecker am nächsten Morgen klingelt, kommt es mir so vor als ob ich erst eine Minute geschlafen hätte. Dem entsprechend sehe ich auch aus und meine Haare wollen sich einfach nicht bändigen lassen. Nach kurzer Zeit gebe ich es auf und mache mir einfach einen Zopf. Als ich runter gehe zum Frühstücken sitzt Jace am Küchentisch. Was macht er denn hier? „Hey. Ich hab dein Frühstück schon eingepackt. Wir müssen uns beeilen sonst kommen wir zu spät.“ Er steht auf. Oh Gott wie kann man bloß so früh am Morgen so wach sein und zudem auch noch so gut aussehen? „Übrigens Jule du siehst heute echt gut aus.“ Er lächelt. „Ich und gut? Ich sehe aus als ob ich seit Tagen nicht geschlafen hätte.“ Was ja auch irgendwie stimmt. Er lacht. „Komm, wir haben jetzt keine Zeit zu diskutieren“ Und schon geht er los. An der Schule angekommen starrt mich Kate sprachlos an. „Was ist denn jetzt los?“ „Das könnt ich dich auch fragen, Jace hat mir erzählt, dass du krank wärst.“ „Ich und krank? Ich konnte dich gestern nur nicht besuchen, weil ich dank meinem lieben Zwillingsbruder zum Nachsitzen verdonnert wurde.“ Wütend funkelt sie Jace an, der sie unschuldig an sieht. „Tut mir leid Schwesterherz aber irgendwie musste ich ja mal alleine an Jule rankommen.“ Ich sehe ihn jetzt auch wütend an. „Warum lügst du mich an?“ „Tut mir leid, aber ich konnte dir ja wohl nicht sagen das ich Kate ins Lehrerzimmer geschupst habe und sie dann ausversehen ihre Cola quer über den Lehrertisch geschüttet hat. Was übrigens sehr cool aussah.“ Er grinst. Das hätte er mir doch sagen können, dann hätte ich was zum Lachen gehabt. „Sei froh, dass die Lehrer mir nicht geglaubt haben, dass ich geschupst wurde, weil du ja rechtzeitig weggerannt bist.“ Erschrocken drehe ich mich um, als ich ein räuspern hinter mir höre. Unser Schuldirektor steht vor uns und hat anscheint alles mitbekommen. „Jace in mein Büro und zwar sofort.“ Man hört seinen wütenden Unterton sofort her raus. Das gibt ärger. Panisch sehe ich zu Jace, doch der sieht ganz gelassen aus und folgt dem Schuldirektor ohne sich nochmal zu uns umzudrehen. Kate sieht mich an und sagt: „Das ist nur gerecht, ich hoffe er bekommt richtig viel Ärger. Und jetzt erzähl mal was ist zwischen dir und Jace?“ Ich drehe mich langsam zu ihr um. „Wir sind zusammen.“ Mehr kriege ich nicht raus. Mein Hals ist wie zugeschnürt. Jetzt bekommt Jace auch noch Ärger wegen mir. Das fängt ja echt toll an. Was Kate alles zu mir sagt verstehe ich gar nicht, ich höre es auch nicht als die Schulklingel klingelt. Kate zieht mich einfach mit in den Unterricht. „Jule du brauchst dir keine Sorgen zu machen, er ist fast jede Woche im Büro des Rektors. Er baut immer Mist.“ „Und was ist wenn er fliegt?“ „Tut er nicht. Frag mich nicht wieso aber er schafft es immer den Rektor irgendwie rumzukriegen.“ „Was war eigentlich mit Nora und Jace?“ „Nora hat Jace irgendwie erpresst. Dann war er ein paar Tage mit ihr zusammen und hat alles getan um sie so zu nerven das sie Schluss macht. Was ihm ja auch gelungen ist.“ „Und was ist wenn sie doch wieder mit ihm zusammen sein will?“ „Ihr seid zusammen und damit muss sie klar kommen.“, kurz sieht Kate sich um, ob der Lehrer schon da ist und wendet sich dann wieder mir zu, „wenn man vom Teufel spricht“. Sie deutet auf Nora die an den Lippen irgendeines anderen Typen hängt. Die bekommt auch wirklich immer was sie will. Nach dem Unterricht sitze ich mit Kate in der Cafeteria. Kate mustert mich besorgt. „Jule du musst was essen! Du verhungerst mir sonst noch!“ „Ich verhunger schon nicht.“ Mein Blick wandert immer wieder zur Tür. Wo bleibt Jace denn bloß? „Jule er kommt schon wieder. Oder er sitzt gerade zu Hause und hört sich eine Standpredigt meiner Eltern an.“ Ich sehe sie an. „Kann ich nach der Schule mit zu dir?“ „Klar.“, antwortet sie grinsend. Anscheint weiß sie das ich eher zu Jace will. Nach der Schule halte ich es kaum aus am Tisch zu sitzten und mit ihrer Familie zu essen. Ich will endlich hoch zu Jace! Heimlich tu ich etwas von dem Essen in meine Butterbrotdose. Er hat Hausarrest bekommen und bekommt heute kein Mittagessen. Seine Familie ist richtig streng. Nach dem Mittagessen laufe ich hoch zu Jace. Ich hoffe es sieht nicht so aus als ob ich es wirklich eilig habe. Schon von weitem kann ich hören das er ziemlich wütend ist, denn aus seinem Zimmer hört man die Musik schon von weitem. Erst überlege ich noch ob ich anklopfen soll, aber das würde er eh nicht hören, also gehe ich einfach rein, obwohl an der Tür ein Schild aufgehängt wurde „BETRETEN AUF EIGENE GEFAHR“. Jace liegt auf seinem Bett und hat die Augen geschlossen. Ich drehe die Musik auf normale Lautstärke runter, was sich als Fehler erweist, denn Jace brüllt sofort los und bewirft mich mit Kissen. „Jace hör auf!“, ich lache, „Kissen sind nicht wirklich effektiv.“. „Ups.“, er hört sofort auf mit Kissen zu werfen, „du bist es ja nur.“. „Nur?! Du bist ja nett.“ Sofort springt er auf und nimmt mich in den Arm. „Tut mir leid Süße, ich hab nicht gerade gute Laune.“ „Man merkt es! Soll ich später wieder kommen?“ „Bloß nicht!“, erschrocken sieht er mich an, „bitte geh nicht, bitte.“. „Keine Panik ich geh schon nicht“, sage ich lächelnd und gebe ihm einen Kuss. Er zögert erst doch dann erwiderte er. Schon nach kurzer Zeit löse ich den Kuss aber wieder und sehe hoch zu ihm. „Kann ich irgendwas tun um deine Laune zu verbessern oder willst du mir sagen was dir so schlechte Laune macht?“, frage ich ihn. Er sieht mich einen kurzen Moment schweigend an und dann lässt er mich los und setzt sich aufs Bett. „Ich hab Hausarrest und dürfte eigentlich keinen Besuch empfangen. Vielleicht solltest du doch besser gehen sonst ticken meine Eltern total aus. Wie bist du eigentlich hoch gekommen?“ „Ähm…zu Fuß.“, ich grinse. Plötzlich platzt Kate ins Zimmer und ich hätte vor Schreck fast aufgeschrien. „Du siehst aus als ob du ein Gespenst gesehen hättest Jule. Ach ja und Brüderchen ich muss jetzt leider deine Freundin entführen. Jule ich hab Mum und Dad gesagt, dass es dir schlecht ginge und du deshalb nach oben gegangen bist. Los komm schon wir müssen auf mein Zimmer. Und Jace lass die Musik auf normale Lautstärke sonst werde ich alles tun das du Jule erst in ein paar Wochen wieder sieht.“. Schnell verabschiede ich mich von Jace und gehe dann Kate hinter her. Doch in meinen Gedanken bin ich die ganze Zeit bei ihm. Ich zucke total zusammen als mein Handy klingelt, doch als ich ran gehe wünsche ich mir das ich es nicht getan hätte. Ein paar Minuten später liege ich in Kates Armen und weine.
„Jule mach endlich auf du musst was essen.“. Das ist eindeutig Franks Stimme. „Lass mich raten du liegst seit 2 Tagen in deinem Bett und starrst gegen die Decke stimmts Schwesterchen?“, höre ich die Stimme von Max. Okay er hat recht, ich liege in meinem Bett und starre gegen die Decke. Was soll man den sonst tun wenn man erfährt, dass die Eltern vielleicht nie wieder aus dem Koma erwachen? „Jule zwing mich nicht Jaces Eltern anzurufen, damit sie den Rest des Hausarrestes aufheben.“, höre ich Frank wieder. Das würd er sowieso nicht tun. Doch da kenne ich Frank wohl nicht richtig. Zwei Stunden später steht Jace vor meiner Tür. „Jule mach die Tür auf oder ich trete sie ein.“ „Ähm…ich würde sie nicht eintreten sonst tickt Frank aus…außerdem besorgt er gerade einen Ersatzschlüssel für Jules Zimmer…“ „Max mir ist es scheiß egal ob ich stress mit Frank bekomme oder nicht ich will jetzt zu Jule!“, und mit diesen Worten tritt er wirklich die Tür ein. Max sieht ihn ziemlich ängstlich an und schon kommt Frank wütend die Treppe hoch und brüllt Jace an. Max redet die ganze Zeit dazwischen das er es ausnahmsweise mal nicht gewesen ist und Jace steht nur da und sieht mich an. Nach einiger Zeit beruhigt sich Frank und lässt uns alleine, um mir was zu essen zu machen. Soweit ich mitbekommen habe muss Jace die neue Tür von seinem Taschengeld bezahlen, doch das ist ihm anscheint egal. Irgendwie fängt er an mir angst zu machen. Er steht einfach nur die ganze Zeit im Türrahmen und sieht mich an und ich starre wahrscheinlich ziemlich bescheuert zurück. „Ich hab versucht dich anzurufen Jule, aber du bist nie dran gegangen. Weißt du eigentlich wie viel Sorgen ich mir um dich gemacht habe? Meine Eltern mussten mich in meinem Zimmer einschließen damit ich nicht abhaue. Jule verdammt nochmal ich bin fast verrückt geworden vor Sorge, du hättest ja wenigstens mal ans Handy rangehen können oder auf eine SMS antworten können.“ Er sieht ziemlich wütend aus und ich doofe kann die Tränen nicht zurück halten. Sein Blick wird sofort besorgt und er kommt zu mir und nimmt mich in den Arm. Leise flüstert er in mein Haar: „Jule es tut mir Leid ich wollte dir nichts vorwerfen. Ich hab mir bloß solche Sorgen gemacht. Bitte hör auf zu weinen, bitte.“. Ich drücke mich fest an ihn und vergrabe meinen Kopf an seiner Brust. Leise schluchze ich in sein T-Shirt: „Nein mir tut es leid, ich hätte ans Handy gehen müssen bitte verzeih mir.“. „Pscht….Jule es ist in Ordnung, du warst doch nur so fertig wegen deinen Eltern und das ist verständlich. Es tut mir leid wirklich es tut mir wirklich total leid.“ Ich schüttele den Kopf. „Muss es nicht.“ Er murmelt noch irgendwas in mein Haar aber ich kann es nicht verstehen.
Am nächsten Morgen wache ich in Jaces Armen auf, weil er mich wach küsst. „Guten Morgen Süße. Wenn wir die erste Stunde nicht schwänzen wollen solltest du jetzt aufstehen.“ Ich gucke auf meinen Wecker und erstarre. Noch 15 Minuten bis zur ersten Stunde wie soll ich das denn bitte schaffen? Schnell springe ich auf dusche mich und mache mich fertig. Jace wartet schon ungeduldig in seinem Auto. „Du darfst Auto fahren?“ „Nein eigentlich nicht ohne Begleitung aber das ist jetzt egal.“ Und schon fährt er los.
Mit zwei Minuten Verspätung kommen wir an der Schule an und rennen dann in unseren Unterricht. Ich habe Glück, mein Lehrer ist noch nicht da. Ob Jace auch so ein Glück hatte? Nach der ersten Stunde erfahre ich das Jace geblitzt worden ist und jetzt wieder Hausarrest hat. „Kate? Bekommt dein Bruder irgendwie immer Hausarrest?“ „Ähm ja er ist so.“, antwortet sie mir grinsend. Super dann werde ich ihn ja nicht sehr oft sehen. Wir gehen in den Bioraum. Schnell gucke ich noch einmal auf meine Lernzettel, denn wir schreiben jetzt eine Arbeit. Doch ich kann mich nicht konzentrieren und meine Gedanken wandern immer wieder zu Jace und ins Krankenhaus zu meinen Eltern. Kate sitzt neben mir und bekommt es mit. Sie lässt mich abschreiben und wir schaffen es gerade so bevor es klingelt zusammen die Aufgaben zu beenden. Die restlichen Stunden gehen genauso quälend langsam vorbei und gleichzeitig muss ich noch die Stichellein von Nora und ihren Freunden ertragen. Nach der Schule gehe ich wie so oft mit zu Kate. Ich habe Glück ihre Eltern sind nicht da. Schnell mache ich mit ihr aus das sie mir Bescheid sagt wenn ihre Eltern wiederkommen und gehe hoch zu Jace. Der liegt mal wieder auf seinem Bett und hört lautstark Musik. Ich lege mich neben ihn und küsse ihn sanft. Nochmal begehe ich den Fehler nicht und drehe die Musik runter. Er sieht mich verschlafen an und murmelt leise: „Jule?“ Zur Antwort küsse ich ihn wieder. Ich muss ihm nicht erklären was ich mit Kate ausgemacht habe, anscheint weiß er es auch so. Er rollt sich auf mich und wir küssen uns. Nach ein paar Stunden kommt Kate herein. „Jule schnell meine Eltern sind wieder da.“ Ich schiebe Jace sanft von mir runter, löse mich aus seiner Umarmung, gebe ihm noch einen Kuss und gehe dann mit Kate in ihr Zimmer. „Jule du strahlst ja richtig“ Und wie so oft grinst sie. „Tja ich hab ja auch den besten Freund auf der Welt“, antworte ich ihr grinsend. „Das solltest du mal Jace sagen.“ „Solltest du wirklich.“, höre ich Jaces stimme plötzlich hinter mir. Und schon werde ich von hinten umarmt. Er flüstert leise in mein Ohr: „Gehen wir ins Freibad?“. Ich drehe meinen Kopf zu ihm und antworte: „Klar wenn du dich dabei nicht erwischen lässt.“ An seinem grinsen sehe ich, dass er nicht vorhat sich erwischen zu lassen. Ich verabschiede mich und renne schnell nach Hause um meine Sachen zu holen. Als ich wieder aus dem Haus raus komme, stehen Jace und Kate schon vor meiner Haustür.
15 Minuten später sind wir endlich im Freibad angekommen und haben einen Sonnen- und Schattenplatz ergattert. Kate hat uns grinsend alleine gelassen und ist schwimmen gegangen. Nun liege ich mit Jace auf den Handtüchern und Sonne mich. „Jule?“ „Mh?“ Er dreht sich halb auf mich und blickt zu mir herab. Ich sehe in seine Augen. Sie sind so wunderschön und unergründlich. Wie glitzernde Sterne. Wenn er wütend ist werden sie dunkler, aber jetzt strahlen sie so wunderschön, dass ich meinen Blick nicht losreisen kann. Er streicht vorsichtig Haarsträhnen hinter mein Ohr und dann küsst er mich. Viel zu schnell kommt der Bademeister und ermahnt uns. Es sei ein Schwimmbad und kein Puff. Wenn wir knutschen wollen sollten wir das gefälligst wo anders machen. Als er weg ist lachen Jace und ich uns kaputt und gehen dann schwimmen. Plötzlich höre ich hinter mir Noras Stimme: „Jace wie schön dich zu sehen du bist ja auch hier. Wollen wir was zusammen machen? Ich fühle mich seit wir nicht mehr zusammen sind so schlecht. Kannst du es dir nicht noch anders überlegen? Bitte!“. Langsam drehe ich mich um und sehe wie sie von hinten an seinem Hals hängt. Hallo? Kapiert sie es nicht es ist mein Freund. Sie hatte ihre Chance und jetzt auf einmal will sie ihn zurück! Ich hasse sie! Schon wenn ich sie sehe könnte ich kotzen. Und was macht Jace? Nichts! Mal wieder! Er interessiert sich gar nicht dafür, dass ich ihn wütend ansehe. Nein! Er geht auch noch mit ihr mit. Ich tu mir das ganz sicher nicht an und gucke zu wie er mit ihr flirtet. Mistkerl! Wütend gehe ich aus dem Schwimmbad und werde sofort von Kate abgefangen. „Komm wir gehen zu mir. Ich erzähl meinen Eltern das er von zu Hause abgehauen ist!“ „Nein Kate, tu das nicht. Ich will nicht als petzte da gestellt werden.“ Sie sieht mich schweigend an und geht dann mit mir zu sich nach Hause.
Ein paar Stunden später höre ich wie Jace wieder kommt. Nora scheint nicht dabei zu sein. Hoffentlich kommt Kate endlich mal von Klo runter. Ich will nicht alleine mit ihm sein! Aber vielleicht kommt er auch gar nicht. Doch da habe ich mir zu viel Hoffnung gemacht. 10 Sekunden später steht er vor mir und fragt mich allen Ernstes warum ich gegangen bin. Hallo?! Wo bin ich hier gelandet? „Ist es denn nicht offensichtlich warum ich gegangen bin? Denk doch mal nach! Wer lässt denn bitte seine Freundin für seine Ex stehen?“ Er sieht mich wütend an. „Jule du bist so verdammt eifersüchtig, dass geht echt gar nicht.“ „Ach und was bist du Brüderchen? Was sollte das im Freibad? Jule da einfach so stehen zu lassen und dann mit Nora flirten ich hab es genau gesehen. Vor allem was sind das für SMSen in deinem Handy?“ So wütend habe ich Kate noch nie gesehen. Und was für SMSen? Doch Jace kommt mir zuvor. Wütend brüllt er Kate an: „Wer hat dir erlaubt in meinem Handy rumzuschnüffeln?“ „Und wer hat dir erlaubt so scheiße zu Jule zu sein?“ Ich halt es nicht mehr länger aus und renne weg. Immer und immer weiter und ich hab keine Ahnung wo hin. Ich will einfach weg. Weg von allem und vor allem weg von Jace. Bin ich wirklich so eifersüchtig? Aber wenn er wirklich mit Nora geflirtet hat? Hat er mich am Ende nur ausgenutzt um Nora wieder zurück zu bekommen? Wenn ja ist er ein verdammt guter Schauspieler. Irgendwann bemerke ich, dass es stockdunkel geworden ist und ich auf dem weichen Waldboden liege. Wie tief bin ich wohl in den Wald gelaufen? Plötzlich höre ich neben mir ein knacken und in der Nähe Stimmen. Ich muss hier schnell weg. Doch ich kann mich vor Angst nicht bewegen. Das Taschenlampenlicht leuchtet direkt in mein verheultes Gesicht. „Ich hab sie! Sie ist hier!“, höre ich eine tiefe männliche Stimme. Dann höre ich Kates Stimme: „Nimm doch mal die Taschenlampe runter du blendest sie total!“.

Ich sitze in meinem Bett neben Kate. Sie zeigt mir die SMSen, obwohl sie es eigentlich nicht wollte. Doch ich habe sie förmlich dazu gezwungen. Sie sind alle von letzter Woche bis heute und von Nora. „Hey Süßer! Es tut mir so leid das ich dich verlassen habe...kannst du mir vielleicht noch eine Chance geben?“ „Hey Loverboy ich weiß das du mit Jule zusammen bist aber…ach bitte du liebst mich doch bestimmt noch oder?“ „Jace antworte doch bitte ich liebe dich doch“ „Jace ich ruf dich gleich an bitte geh ran…du musst mir zuhören bitte!!!“Und die letzte von heute, kurz bevor er mich gefragt hat ob wir ins Schwimmbad gehen sollen. „Schatz? Ich gehe heute ins Freibad…ich weiß du hast Hausarrest…und ich weiß Jule klebt voll an dir…aber vielleicht nimmst du sie einfach mit falls du kommst? Bitte…“ Dadurch hat sich mein Verdacht bestätigt. Jace hat mich nur ausgenutzt! Dieser Mistkerl! Wie konnte er nur? Was Kate sagt kann ich nicht verstehen. Ich will einfach nur noch alleine sein.

Ich bin seit 2 Wochen nicht mehr aus dem Haus rausgegangen. Frank hat mich von der Schule befreit mit einer Entschuldigung. Irgendwas mit das es meinen Eltern schlechter geht und ich total fertig deswegen bin. Damit ich keinen Schulstoff verpasse bringt mir Kate immer die Hausaufgaben. Doch heute ist sie noch nicht gekommen. Vielleicht verspätet sie sich einfach. Doch nachdem sie um halb 4 immer noch nicht da ist, rufe ich sie an. „Jule? Tut mir leid das ich nicht vorbei gekommen bin, aber ich musste meinen Bruder ins Krankenhaus bringen.“ „Du musstest was?“, frage ich sie hysterisch. Oh Gott was ist bloß passiert? „Er…ach komm vorbei dann gehen wir ins Krankenhaus und er kann es dir selber erklären.“ Und mit diesen Worten legt sie auf. Schnell renne ich unter die Dusche und mache mich fertig. 10 Minuten später rufe ich über meine Schulter, dass ich zu Kate gehe und renne aus dem Haus. Was mach ich hier eigentlich? Jace sollte mir egal sein! Ist er aber leider nicht. Kate wartet schon nervös auf mich. Hat sie mich angelogen? Doch ohne ein Wort zieht sie mich mit ins Krankenhaus. „Kate was ist los? Warum redest du verdammt noch mal nicht mit mir? Ich kann ja verstehen, dass du Angst um deinen Bruder hast…aber du kannst doch wenigstens mit mir reden oder nicht?“ „Jace hat sich mit welchen von Noras Kumpels gekloppt.“ „Aber…aber wieso sollte er das tun?“ Sie dreht sich langsam mit Tränen in den Augen zu mir um. „Warum wohl Jule? Denk doch mal nach. Wer versucht dich den immer fertig zu machen? Wer hat euch auseinander gebracht?“ „Er…er hat es wegen mir getan?“, ich zittere total in der Stimme. „Aber…ich dachte er liebt mich nicht….“ „Das soll er dir mal erklären…“ Und mit den Worten schubst sie mich leicht ins Krankenzimmer von Jace. Sie geht nicht mit rein. Langsam gehe ich zu ihm. Er schläft und er sieht wirklich schlimm aus. Überall Blutergüsse. Ich sehe mich nach einem Stuhl um, doch ich sehe keinen. Vorsichtig setz ich mich auf sein Bett um ihn nicht aufzuwecken. Doch er wacht trotzdem auf, als ob er mich gespürt hätte. „Jule?“, murmelt er leise. „Jace…“ Ich kann nicht mehr und nehme ihn in den Arm und weine. Jace streichelt mir durchs Haar und murmelt immer wieder leise, dass ich mich beruhigen soll und dass alles gut ist. Doch ich kann nicht aufhören zu weinen. Irgendwann hält er es nicht mehr aus und küsst mich. Zwischen den küssen sagt er immer wieder wie leid es ihm tut und das er mich nicht verlieren will. Stunden später liege ich neben ihm in seinen Arm wie ein kleines Kind. Er hat mir erzählt, dass es ihm schwer gefallen ist nicht sofort anzurufen und zu sagen das es ihm leid tut. Als ich ihn auf die SMSen anspreche verfinstert sich sein Blick sofort. „Jule..ich dachte, dass ich damals immer noch Gefühle für Nora habe. Ich wusste zwar das ich dich mehr liebe, aber ich wollte es einfach ein für allemal mit Nora klären. Und es tut mir wirklich verdammt leid das ich mich auf ihr dummes Spiel eingelassen habe.“ „Schon okay Jace…“ „Nein…nicht okay. Du solltest jetzt besser gehen.“ „Bitte was?“ Ich sehe ihn geschockt an. Will er etwa Schluss machen? Erst sagen es tut mir leid und so und jetzt das? „Jule…ich bin nicht gut für dich akzeptiere das bitte okay? Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass du nicht mit mir zusammen sein willst. Du kennst mich nicht. Du weißt nicht wie ich wirklich bin…also bitte geh…“ Sein Blick ist Eiskalt. „Jace drehst du jetzt völlig durch? Es ist mir scheiß egal ob du gut für mich bist oder nicht und ich will mit dir zusammen sein egal ob du irgendein Schwerverbrecher bist oder nicht. Ich liebe dich verdammt noch mal geht das in deinen Dickschädel rein?“ „Jule…geh einfach okay? Mach es mir nicht noch schwerer….“ Er scheint es wirklich Tod ernst zu meinen. „Wenn du meinst…aber dann verstehe ich nicht warum du dich eben noch entschuldigt hast und mich geküsst hast…“ „Weil ich da schwach war…und jetzt geh…bitte…“ „Jace…dann bleib doch einfach schwach…“ „Jule geh endlich.“ Man hört seine Wut aus der Stimme. Und dann gehe ich wirklich. Ich weiß nicht was das hier sollte. Weiß nicht ob es ein schlechter Traum war. Aber eins ist mir klar geworden. Jace will nicht mit mir zusammen sein. Warum weiß ich nicht. Ob er mich wirklich liebt? Es hörte sich zwar so an, aber es würde nicht mit dem zusammen passen, was eben passiert ist. Schweigend gehe ich nach Hause. Dort halte ich es auch nicht mehr aus. Nur in meinem Zimmer zu sitzen und Trübsal zu blasen ist nicht gut, also gehe ich wieder zur Schule. Mich macht das Mobbing von Nora und co. zwar fertig, aber ich würde es ihnen niemals zeigen. Diesen Spaß gönne ich ihnen nicht. Nach 2 Wochen kommt Jace auch wieder zur Schule. Leider muss ich in Chemie wieder neben ihm sitzen, weil Nora sich doch wieder umgesetzt hat. Die ganze Stunde konzentriere ich mich so gut wie es geht auf den Unterricht und schaffe es wirklich ihn kein einziges Mal anzusehen. Nach der Schule packt mich Kate am Arm und zieht mich mit zu einem Plakat. „Guck mal. Am Wochenende steigt eine Party im Club. Gehen wir dahin?“ „Ähm…ich weiß nicht wie das mit Frank ist…aber ich würd gerne mit feiern kommen.“ „Ach das klappt schon mit Frank.“
Ich schaffe es wirklich Frank zu überreden und gehe mit Kate am Samstagabend feiern. Spät in der Nacht, als alle noch am feiern sind, muss ich an die frische Luft. Viel getrunken habe ich zwar nicht aber ich fühle mich trotzdem so als ob ich mich jeden Moment übergeben müsste. Und dann steht er plötzlich vor mir. Er spricht mit mir als sei ich ein kleines Kind. „Komm Jule ich bring dich nach Hause du bist bestimmt am erfrieren. Außerdem kannst du hier nicht so alleine in der Kälte rumstehen, du weißt doch was hier für Typen rumlaufen.“ Erst jetzt merke ich, dass ich friere. Er legt mir vorsichtig seine Jacke um die Schulter und ich kuschele mich sofort rein. Doch als ich dann hoch in sein Gesicht sehe kann ich nicht anders. Sein liebevoller und zugleich besorgter Blick gibt mir den Rest. Ich küsse ihn einfach. Ganz egal ob er den Kuss erwidert oder nicht. Ich liebe ihn egal was passiert ist. Auch wenn er mich nicht bei sich haben will. Ich habe zwar versucht ihn zu vergessen aber es geht nicht. Doch seine Reaktion ist ganz anders als ich erwartet habe. Er nimmt mein Gesicht in die Hand und küsst mich auch. Schon habe ich meine Arme in seinen Nacken geschlungen. Viel zu schnell schiebt er mich von sich und atmet ziemlich schnell. Auch ich atme ziemlich schnell. Anscheint haben wir beide vergessen zu atmen. „Jule verdammt noch mal was sollte das? Du bist ja total besoffen, komm ich bring dich nach Hause.“ „Ich bin nicht besoffen und ich will nicht nach Hause!“ Wütend drehe ich mich um und will gehen. Doch er hält mich am Handgelenk fest. „Jule du musst wirklich nach Hause.“ Ich reiße mich los und schreie ihn an: „DU BIST NICHT MEIN VATER! AUßERDEM WAS INTERESSIERT ES DICH EIGENTLICH?“, meine Stimme wird immer leiser, „Du willst mich doch eh nur los werden. Sonst hättest du mich nicht weggeschickt und würdest dich nicht wie ein Arsch aufführen.“. Ich gehe und diesmal werde ich nicht aufgehalten. Immer mehr Tränen fließen mir übers Gesicht.

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Ich sehe ihr nach. Wieso lasse ich sie gehen? Noch kann ich ihr nach rennen. Noch! Aber würde sie mich zurück nehmen? Würde sie auch wenn sie mein Geheimnis kennt? Den eigentlichen Grund warum ich mich so ihr gegenüber verhalte. Sie hat das Recht es zu erfahren, aber sie würde mich hassen und ich hätte nur noch mehr Stress. Aber sie muss es erfahren. Irgendwann. Nicht jetzt. Nicht gleich. Später. Wenn der passende Zeitpunkt gekommen ist. Auch wenn ich das Risiko eingehen muss, dass sie mich verlässt. Falls ich ihr jetzt nach laufe und sie mir verzeihen würde. Aber es ist besser für sie wenn ich sie gehen lasse. Oder? Plötzlich bemerke ich wie mich meine Beine von selber tragen. Ich renne immer schneller auf sie zu. Ich bin wirklich selbstsüchtig! Nur noch ein paar Meter, dann hab ich sie eingeholt. Sie dreht sich ängstlich um und rennt dann auch los. Hat sie mich nicht erkannt? Okay, es ist dunkel und sie ist bestimmt total verängstigt. Ich beschleunige mein Tempo nochmal und dann hab ich sie eingeholt.

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Der Typ kommt immer näher. Verdammt warum bin ich so langsam? Plötzlich schlingen sich zwei Arme um mich. Ich will aufschreien. Doch dann höre ich eine vertraute Stimme nah an meinem Ohr flüstern: „Jule ganz ruhig ich bin es nur. Keine Angst. Ich tu dir nicht weh.“. Ich drehe mich in seiner Umarmung um, sodass ich ihn ansehen kann. Mit einem warnenden Unterton zische ich ihn an: „Lass mich sofort los. Sofort Jace oder ich schreie.“. „Ich kann nicht Jule. Ich liebe dich doch“, sein Blick ist traurig und gleichzeitig verzweifelt. Was ich dann tue kann ich selbst nicht glauben. Ich schlage auf seine Brust ein und schreie immer und immer wieder, dass ich ihn hasse. Ich bin nicht sehr stark, also können die Schläge nicht weh tun, auch wenn ich mir das Gegenteil wünsche. Immer mehr Tränen fließen über mein Gesicht. Ich kann sie nicht zurück halten. Irgendwann breche ich in seinen Armen zusammen. Ich lass den ganzen Schmerz der vergangen Monate aus mir raus. Zwar bemerke ich wie er mich hochhebt als sei ich ein Kleinkind und zu sich nach Hause trägt, aber was er mir immer wieder sagt kann ich nicht verstehen.

***
Ich bringe sie in meine eigene kleine Hütte. Hier kommt nie jemand hin. Vorsichtig lege ich sie auf das Bett und decke sie zu. Wie süß sie aussieht wenn sie schläft. Ich streiche ihr die Tränen aus dem Gesicht und merke, dass mir selbst Tränen übers Gesicht laufen. Was hab ich ihr nur angetan? Wie konnte ich nur? Sie hat allen Grund dazu mich zu hassen. Vielleicht ist es besser wenn sie mich hasst. So kann ich sie nicht noch mehr verletzten. Plötzlich höre ich wie sie leise meinen Namen flüstert. Mir wird ganz warm ums Herz. Ich kann sie nicht mehr los lassen. Egal wie sehr ich es mir wünsche, es geht nicht mehr.

***
Als ich aufwache merke ich, dass jemand hinter mir liegt und mich im Arm hält. Ich weiß sofort wer es ist. Vorsichtig um ihn nicht aufzuwecken versuche ich mich aus seiner Umarmung zu lösen, doch es klappt nicht. Er wacht auf und sieht mich verschlafen an. „Jule?“ „Ne, der Heilige Geist. Natürlich bin ich Jule schließlich hast du mich hier her gebracht.“, antworte ich ihm genervt. Geschockt sieht er mich an. „Ich…Jule….ich hab dich nicht entführt…du…du warst so fertig.“ Sind das etwa Tränen in seinen Augen? „Jace…ich weiß das du mich nicht entführt hast. Danke das du mich hier her gebracht hast, aber jetzt muss ich wirklich nach Hause.“ Ich stehe auf und gehe. Als ich fast zu Hause bin höre ich ihn plötzlich hinter mir meinen Namen rufen. Langsam drehe ich mich in seine Richtung und sehe ihn auf mich zu kommen.

***
Endlich bleibt sie stehen. Jetzt habe ich sie fast eingeholt. Wie soll ich ihr alles erklären? Völlig aus der Puste bleibe ich vor ihr stehen. Sie hat einen fragenden Blick. Langsam streiche ich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und flüstere in ihr Ohr: „Jule…es tut mir leid…ich werde dir alles erklären…alles…aber bitte versprich mir das du mich nicht hasst…das würde ich niemals aushalten, auch wenn ich es verdient hätte…“. Zu weiteren Erklärungen fehlen mir die Worte, denn schon fließen ihr wieder die ersten Tränen übers Gesicht. Ich ziehe sie fest in meine Arme. So stehen wir da, bis ihr Handy klingelt. Sie löst sich aus meiner Umarmung und geht ran. Sie wirkt wie erstarrt, legt auf, entschuldigt sich kurz und rennt los. Ich würde nur zu gerne wissen was passiert ist doch ich lasse sie gehen.

***
Ich laufe so schnell es geht zum Krankenhaus. Bitte Gott lass meine Eltern nicht sterben. Bitte. Frank kommt mir schon entgegen. „Bei deinem Vater ist das Herz stehen geblieben. Die Ärzte versuchen alles um ihn zu retten, aber es sieht nicht gut aus.“ Bitte lass ihn nicht sterben. Bitte Gott. Zitternd frage ich Frank: „Und…und wie geht es Mama?“ „Sie ist aufgewacht, aber noch nicht wieder in der Verfassung Besuch zu empfangen. Ich bringe dich und Max jetzt wieder nach Hause. Dort koch ich uns dreien etwas Schönes.“ Er bringt mich zu seinem Auto. Max sitzt schon drinnen. Als wir an Franks Haus ankommen sind, sehe ich eine Gestalt auf der Treppe sitzen. Das kann nicht sein. Er ist die ganze Zeit hier geblieben?! Zögernd gehe ich auf Jace zu.

***
Sie sieht ziemlich verstört aus. Ob es wirklich eine gute Idee war hier zu bleiben? Jetzt ist es eh zu spät. Schnell stehe ich auf und gehe zu ihr. „Was ist passiert?“ Ihr Gesichtsausdruck wird plötzlich emotionslos. Sie geht an mir vorbei ins Haus ohne mich nochmal anzusehen. Frank sieht mich entschuldigend an. „Tut mir leid Jace. Sie ist ziemlich fertig. Ich denke sie wird dir alles erzählen sobald sie den Schock überwunden hat. Ich ruf dich später an.“ Dann geht auch er ins Haus. Langsam gehe ich wieder nach Hause. Wie soll ich ihr das alles erklären?! Sie würde es nicht verkraften. Ohne meine Schwester oder meine Eltern zu beachten gehe ich in mein Zimmer und schließe mich ein. Ich muss jetzt für mich alleine sein. Sie wird mich hassen. Ganz sicher. Ich lasse mich auf mein Bett fallen und starre die Decke an. In einer Hand halte ich das Telefon und warte auf Franks Anruf. Die Stunden vergehen und ich kann an nichts anderes denken als an Jule. Verdammt! Warum bin ich nur so ein Idiot?!

***
Ich starre auf mein Handy und frage mich wieso ich ihn einfach so stehengelassen habe. Was wollte er mir erklären? Wieso verhält er sich mir gegenüberso komisch? Ist es wegen Nora? Zögernd tippe ich seine Nummer ein. Soll ich ihnwirklich anrufen? Ich sehne mich nach ihm. Trotz allem was passiert ist. Nakomm schon Jule du musst nur noch den grünen Hörer drücken. Es gibt für alleseine logische Erklärung. Plötzlich höre ich seine Stimme am anderen Ende desHandys. Ich hab ihn angerufen ohne dass ich es bemerkt habe. „Jule? Juleantworte mir. Bitte.“ „Ich…können wir uns treffen?“ „Ja..ich bin in 10 Minutenbei dir.“ Er legt auf. Langsam verstehe ich was er gesagt hat. Er ist in 10Minuten bei mir. Verdammt! Schnell räume ich mein Zimmer auf, kämme mir dieHaare und wasche mir das Gesicht damit ich nicht mehr so verheult aussehe.Schon höre ich die Klingel. Wenige Sekunden später steht er vor mir. Ich seheihn an und lächle schwach. „Du wolltest mir was erklären…“ Zögernd setzt ersich auf mein Bett und vergräbt seinen Kopf in seinen Händen. „Ich bin Schuldan all dem was passiert ist. In der Nacht als ich dich zum ersten Mal gesehenhabe..habe ich dich aus dem Auto gezerrt. Du warst bewusstlos. Genauso wie derRest deiner Familie. Dich und deinen Bruder aus dem Auto zu holen war leicht,aber deine Eltern waren komplizierter. Ich konnte deinen Vater nicht rausholen.Er war eingeklemmt. Der Autofahrer, der in euch reingefahren ist, war ich. Undich war es auch der anonym den Notarzt gerufen hat und Fahrerflucht begangen hat.Wegen mir werden deine Eltern sterben. Es war der Tag an dem Nora und ich unsgetrennt haben. Ich habe das Auto eines Freundes genommen und bin betrunkendurch die Gegend gefahren. Als ich bemerkte, dass ich auf der falschen Spurfuhr war es schon zu spät. Weder ich noch dein Vater konnten ausweichen. Dasist der Grund warum ich wollte, dass du mich hasst. Aber der Gedanke daran hatmir das Herz gebrochen. Ich konnte mich nicht von dir fernhalten. Ich liebedich Jule. Ich werde heute noch zur Polizei gehen und mich stellen.“ Mit denWorten steht er auf und geht an mir vorbei. „Jule…es tut mir Leid..“ Dann ister weg. Ich habe das Gefühl das meine Welt heute zum zweiten Mal zusammenbricht.   Die Wochen vergehen. Nur am Rande bekomme ich mit das Jace sich gestellt hat,das Kate mich jeden Tag versucht anzurufen und das meine Mutter Besuchempfangen kann. Auch das mein Vater aus dem Koma erwacht ist bekomm ich nur amRande mit. Weitere Wochen vergehen. Das Leben hat keinen Sinn mehr in meinen Augen.Den Jungen, den ich so sehr geliebt habe, hätte beinah mich und meine Familiegetötet.

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Tag der Veröffentlichung: 24.01.2011

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