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Leseprobe


...Wie Naturgewalten fuhren sie unter die Angreifer und schlugen zu. Ihre Waffen drangen durch die schweren Rüstungen der Cruentiner wie durch Butter. Diese wussten gar nicht, wie ihnen geschah. Mit solch effektivem Widerstand hatten sie nicht gerechnet. Zum ersten Mal mischten sich menschliche Gefühle in die Krieger. Sie bekamen Angst, als sie ihre Kameraden sterben sahen, obwohl sie keinerlei persönliche Beziehungen untereinander pflegten. Aber ihnen wurde bewusst, dass auch sie dieses Schicksal treffen könnte. Einige flohen, andere kämpften verbissen weiter. Nichtsdestotrotz machte sich Verwirrung breit.
Die sieben Streiter drängten die Invasoren zurück bis vor die Tore der Stadt. Mit einem Streich streckten sie ganze Heerscharen nieder. Doch immer wieder drangen neue Krieger nach, um den Kampf aufzunehmen. Auch wenn sie nicht die geringste Chance hatten, ihre Zahl war unendlich. Die Leichen der Gefallenen bedeckten den Boden, und dennoch nahmen sie kein Ende.
Auf den weiten Feldern außerhalb der Ortschaft zeigten die Magier ihre ganze Macht. Zwar stürmten zahllosen Angreifer von allen Seiten auf sie ein, doch jeder konnte duzende von diesen allein auf einem Schlag vernichten. Niemand kam ihnen auch nur nahe genug, um ihnen ein Leid zufügen zu können. Und sie wurden des Kampfes nicht müde.
Die Aussichten standen nicht schlecht. Besonders Ratscharu stritt unerbittlich und gnadenlos. Allmählich lichtete sich die Zahl der Gegner, zumal viele die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage erkannten und unverrichteter Dinge flohen. Für einen kurzen Moment erhaschte Farian einen Blick in Ratscharus Augen und las darin neben unstillbarem Blutdurst auch eine unverhohlene Siegesgewissheit. Unwillkürlich schauderte er. Er selbst war sich des Sieges nicht so sicher. Das wäre für seinen Geschmack zu einfach gewesen.
Der Krieger hingegen kannte keine Zweifel. Er entfernte sich von seinen Mitstreitern, ohne auf die Warnrufe Adamons zu hören, und ritt weit in das tote Feindesland hinein, bis er nicht mehr zu sehen war. Lyna, die ihm besorgt folgen wollte, wurde unversehens von ihrem Vater zurückgehalten.
Von den Erfolgen angespornt, kämpften sie weiter, bis plötzlich etwas Unerwartetes geschah: Ein unnatürlich, gleißend heller Blitz fuhr über den Horizont und blendete sie. Gleich darauf brach ein unglaublicher Sturm los, der derart heiß war, dass überall Brände aufflackerten. Die Magier konnten sich kaum noch in den Sätteln halten. An einen Kampf war nicht mehr zu denken. Ihre Haut glühte. Das Fell der Pferde glomm, und es stank nach verbranntem Eiweiß der Wind nahm Asche und Glut auf, trug sie über die Landschaft und verschleierte so sämtliche Sicht. Wie tausende Nadelstiche drangen sie durch die Kleidung und verletzten jeden stetig.
Angeschlagen wichen sie zurück bis an die Stadttore, als der Feuersturm plötzlich wieder aufhörte. Mit tränendurchweichten Augen erblickten sie eine schwarze Gestalt in einiger Entfernung auf einem Hügel. Ein markerschütterndes, gehässiges Lachen ertönte. Der menschliche Schemen hob die Hände. Ein Wirbelsturm entstand und raste auf sie zu.
Kurz bevor dieser den Ort erreicht hatte, ließ er nach. Ein Schrei erscholl, und etwas fiel ihnen direkt vor die Füße wie ein Stein. Überrascht sahen sie hin. Und aus Verblüffung und Schrecken wurde pures Entsetzen: Vor ihnen lagen die verstümmelten Überreste von Ratscharus Körper. Sämtliche Gliedmaßen waren abgetrennt. Der Torso blutete aus unzähligen Wunden. Das Gesicht war regelrecht zerfetzt, und in den starren Augen konnte man noch die unendlichen Qualen seines Todes lesen. Er war gerade noch als Mensch zu erkennen.
Erneut erklang dieses boshafte Lachen und eine Stimme: „Das geschieht mit jedem, der es wagt, sich mir, Tauronus, in den Weg zu stellen. Ihr werdet sterben wie euer Knecht!“. Nach den letzten Worten setzte wieder der Sturm ein – noch stärker als beim ersten Mal...

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Tag der Veröffentlichung: 30.03.2011

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