Cover

1. Alte Ställe



Es glüht der Mond; dort wunderbar
Ein Wind singt, züngelnd in den Lüften
Des Waldes Wort, melodisch klar:
Und Erinnerung in roten Düften.

Dort weht der Mauer blaues Kleid
Mit dem Wind, der aus der Ferne pfeift,
Erscheint der Schatten einer Maid-
Als ob im Dunkeln Feuer reift.

Es schweift ein glutrot Tanz herein
Im Nebellicht, schimärisch stiller Nacht!
Von Früchten drei, im Schattenschein
Ein Hauch von Blau, aus Mauerhöhlen lacht.

Hier schweigen wehend Scheingespenster
An Ziegeln, hinter kahlen Bäumen
Schauen Äste lang, durch alte Fenster
Tief und hängend aus den Räumen.




2. Erinnerung an meinen Selbstmord



"Es ist alles da - und ich bin nichts."

(T. Tasso / Goethe)

Ich habe Selbstmord begangen und ich lebe - noch. Die Mediziner sagen: "Wahrscheinlich noch ein paar Wochen, Herr Dr. Ricard." Die sollen erfüllt sein. Sich entfalten. Schicht für Schicht. Aber von Anfang an:
Es war das Bleigieß-Set meiner Nichte, das sie heute Morgen mitbrachte. Was mich heute Morgen an sie erinnerte. Meine Brandnarbe, damals zugezogen: der Löffel fiel auf den Boden, die anderen schauten als ich schrie; sie hob ihn auf, lächelte: Laura.

In zwei Stunden wird es zehn Jahre her sein. Es beginnt ein neues Jahr, bei exakter Rechnung erst dann eine neue Dekade, ein neues Jahrtausend.
Ich zähle die Zeit sehr genau. Vom Sommertag '91 an bis in diese Silvesternacht. Und ich lebe noch. Damals dachte ich, ich sterbe, weil sie zurückgekehrt war. Nach Italien.
Heute weiß ich, dass ich sterben werde. Ich beging damals bei ihr Selbstmord. Auf Stefans Todparty im Ethanolrausch: Ich benutzte nämlich kein Kondom.
Ich weiß noch, dass ich an jenem Neujahrstag meiner Katze Mignon mein Leid klagte. Nach Laura sehnte ich mich, und durch sie nach Italien. Palermo. Weit weg für einen Jugendlichen. Obwohl ich mich doch schon so erwachsen fühlte - mitten drin in meiner Sturm- und Drangzeit: Sie trat ein, war plötzlich da. Schulterlang ihr lockiges, braunes Haar, durchwebt von blonden Strähnen. Stefan stellte mir Laura vor. Wir umarmten uns. Ihr Haar roch fruchtig, vom Hals stieg leichter Vanilleduft auf. Si, sie kannte Baudelaire, lies „Correspondances“ anklingen. Ihr sizilianisch angehauchtes Französisch war wie Musik. Mezzosoprantimbre. Melodisch diese Erinnerung.
Wenig später gossen wir beide Blei. Spielten Orakel, deuteten Formen: das Herz ich, sie die Quellschale. Das Feuerwerk - Prometheus Werk, wenn man so will - war der erste Höhepunkt: Das alte Jahr, dunkel mir und einsam, wurde verabschiedet mit Feuerregen und bunten Lichtblitzen - und dann dort oben immer wieder: Explosionen! Donnernd der Himmel, spürbar Knall um Knall! Raketenstiele fielen durch die Nacht. Wir uns in die Arme - ungesehen, abseits der anderen.

Es war mein erstes und blieb das einzige Mal. Dass ich mich angesteckt hatte, erfuhr ich beim Blutspenden im Sommer '91. Dass sie ein paar Monate zuvor bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen war, erfuhr ich zehn Minuten später.
Dass sie aus meinem Leben getreten war, hatte ich schon geahnt, als im Frühjahr unser Briefverkehr abriss. Viele hatte ich ihr geschrieben: Was dichtete ich nicht nächtelang für sie! Briefe der Sehnsucht schrieb und sandte ich nach Süden, während die Zeitungen über den Zweiten Golfkrieg schrieben, von Tarnkappenbombern, grellen Raketendetonationen und sterbenden Menschen. Dazu vierspaltige Titel-Fotos, tödliche Bogenlichter in der Nacht. Das Praktikum, ich erinnere mich. - - Kamelle flogen keine, Karneval fiel weiträumig aus. Kurz danach kamen keine Briefe mehr. Und bald darauf war auch der Bodentruppenkampf vorbei.
Von ihrer Infektion mit dem Retrovirus hatte sie nie etwas erzählt, vielleicht auch nichts gewusst. Das ist eine der Fragen, wie Sprengstoff, die unbeantwortet im Innern glimmen, untergründig, plötzlich virulent werden, das Weltbild in Fetzen reißen.
Von alledem am Sommertag im Jahre '91: nichts, kein Funke. Ich ging ins "Alex", ein Bistro , einen Milchkaffee trinken. Seltsam meine Ruhe, sicherlich keine Gefasstheit, vielleicht der Schock; alles um mich herum wie Watte: gedämpft, weich, Gedankenferne. Paragleiten, so erinnere ich mich, wollte ich noch machen. Vielleicht über Afrika, hineingleiten in die Wiege der Menschheit...
An diesem Tag beschloss ich, weiterhin Leben zu retten und setzte in mir vor jenes "eine Mal" den absoluten, den bestimmten Das-Artikel.

Meinen Doktor machte ich in Philosophie, hatte die Existenzphilosophen studiert und die Vorsokratiker.
Es heißt bei Heraklit in einem Fragment, man steige nie zweimal in denselben Fluss. Aber auch mir kam es so vor, oft sogar, in den Anfängen des Erinnerns, mit dem Aufsteigen vereinzelter Szenen, den Bilderfolgen bei mir; und durch das, was mit ihnen auftaucht aus dem Tiefenwasser: das Drumherum der Situationen, die Räume und Personen, Erlebnisse und Empfindungen, die wiederkommen, wenn man bereit ist, sie wieder zu holen, kommt man sich auf eine besinnliche Weise nah.
Damals, in genau 53 Minuten vor zehn Jahren, hätte ich so nicht schreiben können. Das Erleben wäre unmittelbarer gewesen, stürmischer und drängender die Expressionen des Fühlens und Empfindens.
Erst heute, da ich über damals schreibe, von damals erzähle, mich hineinschreibe in mein Damals, es wieder-hole ins Jetzt, kann ich erzählen, wie ich erzähle. Hole das Erleben ins Hier. Zu mir, zeitlich wie räumlich, ins Sterbebett. Mein geistiger Lehrer hat es noch geschafft, er war vorhin bei mir, wir haben meditiert. Ich fürchte mich nicht mehr. Erzähle stattdessen und weiß, dass ich in diesem Leben nicht mehr viele Morgende erleben werde. Aber du, meine liebste Nichte, vielleicht ein paar mehr, so der Wunsch eines schreibenden Aufklärers, wenn du dich einst erinnern wirst an mich und meinen Selbstmord.




3. Empfindsam



Im Schlosspark sitze ich an den weiten Koppeln,
öffne die Sinne,
sitze (wieder mal) auf einer Mauer,
und schaue das Dahinten und das Davor, nach Kontrasten,
nach Formen und nach Farben, nach Assoziationen, und: Bewegung.

Im Kontrast zum weichen Himmelsgrau
sind grüne Bogenformen in der Ferne: Reliefe.
Die dunklern, hellern der Nuancen
und ihr Ineinander zwischen Bäumen:
Wipfel-Hasen und zwei Igel und die seitlich sprintende Löwin, darunter weiße Tupfer kleiner Blätter,
beschwungen vom lauen Wind.

Unter den hintergründig heraufragenden Bäumen:
Helles Grün des Koppelrasens ausgebreitet.
Zwischen weit und breit und hier und da verteilten schwarzen Strüppelschlankgewächsen
Grast eine Pferdeherde. Das besprenkelte Silberfell
Rollt und reibt sich auf dem Boden vor dem Alpha-Braunen.
Schweifende Pferdeschwänze dort und da
und hier auch fellig-leises Klatschen, Schnauben.
Verschiedne Vogelstimmen, Rufen und Zwitschern.
Zikaden zirpen unterschiedlich rhythmisch, mal heller die-ie-ie einen und dunkler dann, in d-ie-ie-ie-ie-sem Hell, die andern;
Und angenehm Lautere zwischen den raschelnden Nesseln.
Schattennuancen zwischen den geriffelten Blätterformen. Gehauchter Nesselduft schleiert durch die Luft.
Kühl der raue Mauerstein, auf dem die Hand streicht,
Relief der eigefassten Kiesel fühlend. Indes kauen (auch) meine Zähne
Auf einem Grashalm. Da kommt der Braune
trabend hin zur steinernen Mauer, hin zu mir. Seine Nüstern
Zittern atmend, atmend wittert er, und große braune Augen blicken interessiert mich an.
So blicke ich zurück, nähere meine geöffnete Hand,
Begleitet von weicher Zutrauensstimme,
dem länglichen Nasenrücken, berühre warmes Fell
und beblicke Nüsternhärchen feine Regungen, die das Streicheln begleiten.
Das Silberfell kommt nun auch heran. Gewichtig stampft es,
voll kompakter Kraft wirkt es gedrungen. Dumpf vibriert’ s.
Hufe schlagen neben spitzballigen Klettensträuchern,
Fliegen schwirren
Um den breiten Bauch herum. Schweifhaare peitschen heran.
Für Sekundenfragmente springt in die Ferne der Blick, rast über langgezognes Streifengrün,
bremst ab beim umzäunten Rundkronenbaum; hinein in die Grünpalette.
Zu Kunst hiernach auf imaginierte Leinwand gebracht, im Andenken
An van Gogh geschwungen mit suggestiven Strichen. Ruhiger wird in folgenden Bewegungen
Das Schweifen - und beruhigt Blickes Schweben im Augenblick. Nähe so auch
zu den Kastanienaugen, die von silbernem Fell
In magischem Kontrast umstrichelt sind. Wie auch die Sprenkel intensiv von ihrem Körper impressiv einwirken. Auch du, Silberstrichelpünktler,
bist nun mit mir, blickst plastisch, mal großpinselig gemalt, mal so in bewegten Zeitdehnbildern galoppierend, von Bilderwänden meiner Koppelgalerie.




4. Universalpoesie



Myriaden Nanosekunden durchzucken einen Augenblick Unendlichkeit/
über ausgedehnte Strings hüpfen Blauwale/
das Spektrumgewitter einer Prismasekunde/
Kopfkissengefühl der Ewigkeit/
Stroboskopreflexionen auf dem gebogenen Fluss der Zeit/
der magnetische Sog eines wabernden Metalls/
der Blick durch das Innre eines weißen Lochs/
weißer Ton einer perfekten Existenz/
chaotischer Tanz von Neurotransmittern im Spalt der Dimensionen/
das Plasma des Lebens vibriert fraktal/
energetische Reaktionen im mythochondrischen Raum/
Vektoren hinter die Welten/
ein Lachen aus dem Quecksilberspiegel/
der Dreisprung auf einem Lichtstrahl/
die Teilchen einer perfekten Welle/
Der Tanz auf den Elementreaktoren des Universums/
ein stiller Moment der Vermählung zweier Wasserstoffatome/
das Leuchten der Photosphäre in einem unbeobachteten Moment/
der Heiligenschein der Korona als Licht um die Finsternis/
ein rostroter Vollmond am tiefblauen Abendhimmel/
das Rauschen des Meeres in vertrauten Armen genießen.




5. Spiegelsprache



Nur im Spiegel konnte der Junge sehen. Dort zeigten sich Welten, die dahinter führten. In andere Räume, andere Zeiten. Hier wurde das Grau zu Farben, die Töne melodisch, die Gedanken zum Sinn. Ein Gefühl wärmte innerlich und nährte die Vision von der Einheit des Seins.
Wenn er zu lange in den Spiegel schaute, hörte er Menschen sagen: „Warum schaust du nur immerzu in den Spiegel? Du siehst dort immerzu nur dich!“
Das klang wie eine Aufforderung, die Bilder aus dem Bewusstsein zu verbannen.
„Lebe in der realen Welt!“
„Komm auf den Boden der Tatsachen zurück!“
„Nimm dir nicht immer alles so zu Herzen!“
„Träume sind Schäume!“
„Müßiggang ist aller Laster Anfang!“
Mit jedem dieser Sätze sehnte er sich mehr nach dahin, was er „hinter dem Horizont“ nannte: Eine Welt, in der keine Grenzen trennten, in der sich alles Sein im Fluss befindet: Strände mit lagunenblauem Wasser, das wellend die nackten Füße umspült. Der orangefarbene Himmelsball küsst das Nass, eint sich, verschmilzt zum wir. Würziger Wind trägt melodisch kühles Wellenwasser in den Sinn.
Hier lebte er gerne. Hier war die Welt so, wie sie wirklich wunderschön war. Wohlig schüttelte er sich, kribbelnd durchfloss das Gefühl seinen Körper.
„Du lebst in einer Trauwelt!“
„Was willst du später einmal machen?“

Eines Tages begegnete er einem interessanten Mann.
War er ein Mann? Er war erwachsen, aber nicht wirklich.
Er hatte besondere Augen. Sie funkelten.
Er hatte eine klangvolle Stimme. Irgendwie kindlich.
Seine kleinen Finger flatterten in der Luft, wenn er sprach.
Und er lächelte viel. Nicht dieses gefrorene, starre, sondern natürlich.
Wir gingen nach draußen, in die Natur. Wanderten entlang der Pfade, die sich neben dem Fluss schlängelten. Dort spielte das Wasser im Bett, wie träumend.
„Schreibt doch mal eine Kontemplation des Frühlings!“, meinte der Mann.

Der Junge schrieb. Schrieb, was er wahrnahm, wie er es wahrnahm. Wie es wirklich für ihn war.
Er kannte keine Grenzen. Vielmehr war das, was gemeinhin als Grenze gilt, eine Schwelle für ihn. Und überall in der Welt waren diese Schwellen. Auch der Horizont war eine solche. Auch die Buchten und das Meer diese Verbindung.
Und der Spiegel.
Als er sich die Zeilen durchlas, sah er plötzlich diesen Spiegel auf dem Blatt. Die Worte waren Spiegel dessen, was er fühlte: Die Verbindung zwischen Außen und Innen, diese Schwelle der Wahrnehmung.
Sodann leuchtete eine Sonne in den Geist. Die Worte zerflossen auf dem Blatt, wurden zu Bildern, zu Sinnbildern, zu einer Sprache, die verbindet.
Wenn Bilder zu Worten, Worte zu Gefühlen, Gefühle zu Bewegung, Bewegung zu Meldien, Melodien zu Tönen, Töne zu Rhythmus, Rhytmus zu Tönen, Töne zu Melodien, Melodien zu Bewegung, Bewegung zu Gefühl, Gefühl zu Wort und Wort zu Bild wird, dann... - in einer solchen Schnelle flossen die Gedanken durch seinen Kopf, dass im schwindelig wurde.
Wo sind denn die Bojen im Meer dieser Welten?
Wo kann Halt gefunden werden?
Und es schauderte ihn!
War er verdammt dazu, auf diesem Meer ewig zu treiben?
Nimmer mehr das Land zu finden?
Hinter dem Horizont war auf einmal ein Ort, der fernab festen Landes lag.

Der Mann bemerkte dies.
Er sprach von Hölderlin: „In den Armen der Götter wurde ich groß.“
Von „geschäftigen Menschen“ und „einsamen Wanderern“.
Von in der Ferne liegenden Städten.
Er sagte dem Jungen: „Suche dir einen Baum. Deinen Baum. Deinen Lieblingsbaum.“
Und der Junge suchte und fand ihn. Und er fragte sich: „Was ist ein Baum?“
Diese Frage gab ihm Ruhe. Er fand viele Antworten, die unterschiedlich schienen, sich aber im Grunde vereinten: in diesem Baum.
Der Baum ist verwurzelt und zum Himmel hoch gerichtet. Wasser fließt durch seinen Körper; es ist überall zugleich.
Ein Lächeln legte sich auf das Gesicht des Jungen.
Er fragte andere Menschen, was sie in einem Baum sehen?
Viele Gesichter blieben fragend. Als wenn jemand behaupten würde, die Sonne sei nicht nur Sonne. So meinten sie, ein Baum ist Baum.
Da wurde der Junge traurig.
Er ging in den Wald und sah dort all die Bäume, die alle schön und einzigartig waren. Ein jeder Baum hatte einen eigenen Charakter. Und in ihrer Gesamtheit erinnerten sie den Jungen an seinen Baum, der für ihn der formenreichste aller Bäume war. In ihm, so sann er, waren alle Bäume dieser Welt vereint.
Und er schrieb ein Gedicht.
Und er las dieses Gedicht vor.
Und er schaute in die Gesichter derer, die zuhörten und jener, die regungslos blieben.
Und als er das letzte Wort gesprochen hatte, war dies zugleich ein Anfang.
Und der Junge entdeckte, dass Gedichte ein Spiegel sind.
Nicht nur die Worte spiegeln den Jungen, sondern die Reaktionen auf die Worte spiegeln die anderen.
Und er sah die Gesichter, die lächelten.
Und er atmete tief durch.
Und der Mann, der ihm geholfen hatte, schmunzelte.

Der Junge schrieb fortan viele Gedichte. Und mit jedem Wort, mit jeder Zeile, mit jeder Strophe und jedem Gedicht sammelte er die Bilder, die Melodien und Gefühle seines Spiegels.
Der Spiegel wurde nun auch für andere sichtbar: All die Welten und Zeiten zeigten sich nun auf den Blättern.
Der Junge war froh. Er liebte es zu schreiben.
Und mit der Zeit konnte er nicht mehr nur im Spiegel die Welt sehen, sondern die Welt als Spiegel.
Da war der Mann froh: und er lächelte und sagte: „Nun kennst du das Geheimnis der Sprache.“





6. Hymne an das Leben



Wir sind Farben und Formen in Bildern des Lebens,
Faden und Muster und Spinner des Webens,
Melodien und Klänge und Rhythmen der Lieder,
Gerüche im Sommer von Feldern und Flieder;
Berührende Hände, die vertrauensvoll schenken,
Erwachsen und auch mal kindlich im Denken,
Ein Lächeln, ein Zwinkern, ein funkelndes Auge,
Die Hoffnung, das Glück, der wirkliche Glaube:
Tröstende Worte in Zeiten der Trauer,
Stürmender Einsturz klischeehafter Mauer,
Jubelnde Chöre in Zeiten der Freude,
auf dass unsre Freude die Menschheit bestäube,
auf dass wir das Leben lebendig erleben
und all unsre Liebe den Mitmenschen geben.




7. Geschichten aus dem Himmel



„Nun zeig schon!“ Maria stand, die Arme in die Hüfte gestemmt, hinter ihrem Mann.
„Los! Oder hast du etwas zu verbergen?“
„Nein, mein Honigkuchenpferd; du weißt doch, ich bastle halt gerne hier und da, Modelllandschaften und so und…“
„Oh Gott, wieder diese Leier! Wann wirst du endlich erwachsen? Wann werden wir uns niederlassen? Und vor allem: Wann bekomme ich endlich mein Kind?“
„Das dauert noch ein wenig…“
„Ein wenig? Das dauert noch ein wenig? Seit 10 Milliarden Jahren hältst du mich schon hin – und warum? Weil du nichts als diese blöden Spielereien im Sinn hast!“
„Es waren 9 Milliarden, 624 Millionen…“
„Zum Teufel mit dir!“
„Der macht gerade die Hölle heiß und ist beschäftigt.“
„Oh du heiliger Himmel…“
„Fertig!“
„Was?“, fragte Maria.
„Schau es dir an, Schatz.“
„Ich sehe…nichts!“
„Oh, wie dumm von mir… Es werde Licht!“
Mehr als ein müdes „Na toll…“ bekam er nicht zu hören. „Wieder einmal so ne Wasserlandschaft: nichts als Wellen und nochmals blöde Wellen.“
„Du verkennst die Besonderheit, Mausi: endlich habe ich Gravitation, Masse und Anziehungskraft so modelliert, dass sich eine Atmosphäre auf dem Planeten bilden kann, der in optimaler Entfernung von der Sonne, dem hellsten Licht an diesem Firmament…“
„War ja wieder mal klar! Du Leuchte! Immer nur denkst du an dich! Eine Sonne, die dir zu Ehren scheint: wahrscheinlich wieder einmal das himmlischte Licht, Lebensspender, Energielieferant, Zentrum der…“
„Schon gut, schon gut!”, beschwichtigte Gott. ”So, bitte schön; hier hast du dein Licht. Soll es Mona heißen. Es gehört dir.“
„Nein! Ich will es Luna nennen.“
„Bitte, wie du willst…“
„Und Selene.“
„Auch gut.“
„Und Moon!“
„Okay.“
„Und Mond.“
„Zufrieden?“
„Und…“
„Ich muss weg!“

Und so beschloss Gott, bei seinem Freund, dem Teufel, auf ein Bier vorbeizuschauen, um Marias Kreativität freien Raum zu geben.
Er drückte auf die Taste im Fahrstuhl.
„Na, du Gehörnter“, begrüßte ihn der Teufel.
„Hallo alter ego!“
Teufel und Gott umarmten sich.
„Dann komm mal n’ein in die guate Stub’n. Hoabs schon moal a bissl ang’ heizt, wenn du verstahst, woas i mein!“
„Es ist wirklich ziemlich warm hier.“, meinte Gott.
„Hergotts Zeitn, du bringst mi mit deinem sprühn’dem Witz imma wieada zum Lach’ n“
Der Teufel klatschte in die Hände und schon leckten zwei feuerrote Flammen aus einer Bodenspalte empor. „Wie findst dua mei Kreation? Würds nicht schöain auf die Erd’ pass’n? I hoab mir übrlegt, a Pfundskerl wie mi sollt’ a Standard dort sain, meinst net?”
Gott schaute fragend drein.
„Woas?” Gfällst de net?”
„Sie gefallen mir, aber…“
„Abr?“
„Mir brennt das Wort auf der Zunge…“
„Pfeffr?“
„Nein…“
„Cayenne?“
„Blödsinn!“
„Chili?“
„Nein, Blödsinn!“
„Chili ist Blöadsinn?“
„Blödsinn ist das Wort, das ich gesucht habe.“
„Wieso des?“
Sie setzten sich auf die Ausguckplattform der Elysischen Gefilde. In der Ferne zeichnen sich die Gipfel des Kaukasus ab.
„Ich will es dir erklären. Die Erde besteht momentan aus tosendem Wasser. Genug für ewiges Bierbrauen, keine Frage. Aber es wäre ein Spiel mit dem Feuer, dein Ebenbild aus den Tiefen des Ozeans entstehen zu lassen. Da macht meine Elementar-Versicherung nicht mit.“
„Des lassn wa enfach unt’r der Hand lauf’n…die Sklavnoarbait im Kaukasus hab i auch g’nehmigt bekomma: hier a Fassl Bier, da a Feu’rwass’r. Des klappt scho…“
„Maria würde mir den Himmel heiß machen.“
„Na, pfunig: trautes Heim, Glück allein!“
„Heimlichkeiten bekommt sie immer raus… weiß der Teufel, woher die Frauen ihren sechsten Sinn bekommen haben.“
Die Flamme leckte abermals aus dem Boden: „Eure Bier, bitte schön!“, lächelte sie.
„Danke- autsch!“ Gott stellte das Glas schnell ab.
Des Teufels Augenbraue schnellte nach oben.
„An deiner Kreation verbrennt man sich die Finger!“
„I moag es, wenns heiß zugeht, verstoahst?”
Sie prosteten sich zu und tranken einen kräftigen Schluck.
„Ja mei!“, seufzte der Teufel zufrieden. „Schmackerle achz’g Grad! Des is a Biäh.”“
Gott rümpfte die Nase: „Ich werde nie verstehen, wie man warmes Bier mögen kann…“
„Teuflisch, gell?“
„Trinkt man zuviel davon, kommt man in Teufels Küche…“
„…trinkst halt noch a Biäh beim Frühshoppn.”
„…ein Teufelskreis, der da entsteht!“
„Woahrhft göttlich!“
Die beiden klönten noch eine Weile über Gott und die Welt und ließen sich von heißen Flammen bewirten, sodass Gott am Ende hackenstramm war.

Als er aus dem Fahrstuhl getorkelt kam, schlug Maria die Hände über dem Kopf zusammen: „Du bist ja sternhagelvoll!“, schimpfte sie.
„Sterne…hicks… Sterne und Ha…Hagel…Hegel…hicks…mach ich morgen…“
Gott musste in dieser Nacht auf einer Schleierwolke schlafen.

In den nächsten Tagen schuf Gott viele Sterne am Himmel. Er sagte, dies seien neue Projekte, Zukunftsvisionen, um die er sich in den nächsten Jahren kümmern werde. In der Tat waren dies Gottes geheimste Wünsche, seine Träume, die er sich zur rechten Zeit erfüllen wolle.

Maria indes war wütend: „Was ist mit der Erde? Bring endlich mal was zu Ende. Das kann sich ja keiner mit angucken! Wann werden wir endlich unser Feriendomizil haben?“
Und so trennte Gott das Land vom Wasser und übergab es Maria. „Von nun an soll dieses Land „Mittelerde“ heißen und...“, meinte Gott.
„Nein!“, unterbrach Maria. „Lieber: Mutter Erde!“
„Gut, wie du möchtest.“
„Und: blauer Planet. Blau ist meine Lieblingsfarbe…“
„Ich weiß, mein Blauwal.“
„Und…“
„Ich muss weg!“

Gott traf sich abermals mit dem Teufel.
„Wer soll nun die Erd’ bevölkrn?“, fragte er.
„Meinesgleichen!“, erwiderte Gott.
„Plappr koan Schmarn! Loass uns oa Spiel spieln: Wers gwinnt, doarf bevölkrn.”
„Ich wette nicht!“, meinte Gott.
„Giab dir a Ruck!”, drängte der Teufel.
„Geht nicht. Ich habe große Pläne: Einer meiner Göttersöhne soll einmal ein Buch über mich schreiben…“
„Schreibn? Des is a Taubnschlag!”
„Lästere nicht! Am Anfang stand das Wort!“
„Scho recht...”
„Pass auf: meine Faust beginnt zu jucken!“
„Dane krumm’n Grätchnfing’r könne mi net schreck’n...”
Gott riss sich zusammen. Er wusste ja, dass der Teufel am Ende verlieren würde. Also willigte er in dessen Wette ein, hoffend, dass nie jemand davon erfahren würde.
„Also pass auf: Wir lassen die Einzeller in der Ursuppe kämpfen. Ohne Maulkörbe, versteht sich. Der Fitteste unter ihnen gewinnt und darf an Land gehen, um die Erde zu bevölkern. Einverstanden?“
Der Teufel war es. Er setzte auf die Pantoffeltiere, während Gott die Amöben favorisierte.
Zelle um Zelle, Geißel um Geißel fiel dem Glücksspiel zum Opfer. Am Ende gewann ein Pantoffeltier.
„Sikst!“, rief der Teufel beglückt. „I hoab die Pantoffln an!“, jubilierte er und schickte den Gewinner auf das Land, damit der Siegeszug beginnen könne.
Gott aber war ein schlechter Verlierer. Schlimm genug schon, dass Maria immer das letzte Wort haben musste. Und jetzt auch noch sein Freund? Nein! Das durfte nicht sein.
Und so erhöhte er, als das Tier aus dem Wasser kam, die UV-Strahlung, woraufhin die Pantoffel erst zu Sandalen, dann zu schrumpeligen Stümpfen mutierte.
Da das Rote Kreuz noch nicht erfunden war, verreckte das Tier qualvoll.
Gott schaltete die Strahlung wieder runter, indem er die Ozonschicht erfand und rüstete seine Amöben mit Sunblocker aus, sodass nun sie die Erde bevölkerten.
Der Teufel indes erzürnte über diesen faulen Trick und entfachte das Fegefeuer, auf dass alle Lebewesen, die sich nicht gänzlich an Gottes Ideale hielten, dort auf Ewigkeit Partys feiern konnten.
Nach dieser kleinen Differenz setzten sie sich wieder in den Elysischen Biergarten.

„Das ist einfach nur öde!“, keifte Maria. „Paradies? Pah! Das ich nicht lache! Da sind Krampfadern ja die reinsten Quellflüsse gegen!“
Maria hatte sich das Feriendomizil ein wenig anders vorgestellt.
„Los! Tu was!“
Gott dachte nach, was Frauen wollen. Selbst jemand, der allwissend ist, weiß, dass nicht immer alles nach Plan verläuft, wenn es um Geschmack geht.
Er erinnerte sich an Marias Lieblingsfarbe: blau. Also schuf er eine blaue Blume. Und noch eine. Es stellte sich heraus, dass Gott einen Grünen Daumen besaß, und schon wenige Handblicke später war das Land von Gräsern und Bäumen, Blumen und Hanf bewachsen.
„Was ist das denn für eine komische Pflanze? Die riecht so eigenartig!“, fuhr Maria ihren Gemahl an.
„Das ist…Gras!“, versuchte Gott, sich aus der Affäre zu ziehen.
„Gras? Natürlich! Und wofür?“
„Zum…zum…“ Gott drohte, sich zu verhaspeln. „Zum chillen!“
„Chillen? Darauf reimt sich Grillen. Hört sich irgendwie heiß an.“, meinte Maria.
„Ja, so könnte man es nennen!“, grinste Gott.
„Teufelszeug! Ich wusste es sofort! Teufelszeug!“
„Aber Honigblume...”
„Was?!“, keifte sie.
Gott überlegte flink: „Cannabis denn Sünde sein?“
Marias Backpfeife saß.
Und so entschloss Gott, die Finger davon zu lassen. Sollten andere daran Gefallen finden.
Er widmete sich wieder seiner Schöpfung und ließ aus den Einzellern innerhalb eines Tages Dinosaurier wachsen. Bei der Erschaffung vom T-Rex dachte er an Maria, wie sie zähnefletschend vor ihm stand. Die Raptoren spiegelten die Gerissenheit wider, mit der Maria es verstand, IHN, den einzig Wahren, immer wieder an sich zweifeln zu lassen. Den Brontosaurus mit dem langen Schwanz kreierte er nach seinem Abbild (auch Gott übertreibt hier und da gerne). Bei dem Dino mit den drei Hörnern dachte er sofort an seinen Freund.
Als die Welt der Dinosaurier geschaffen ward, sah Gott, dass es gut war.

„Du Hornochse!“, schrie Maria. „Sieh! Die dummen Viecher fressen all meine Pflanzen auf. Erst schenkst du mir all das Grünzeug und nun fressen es deine Kreaturen zum Frühstück! Ich werde mich scheiden lassen, hörst du?“
„Beruhige dich, mein Regenbogen.“
„Beruhigen? I C H B I N R U H I G !!!”
Gott hatte zum Glück schon Ohropax erfunden. Mit das Genialste seiner Schöpung, wie er fand.
Doch das Problem blieb. Er hatte die Welt in seinem Sinne bevölkert. Jetzt konnte er nicht daherkommen und sagen: „Tut mir leid, meine Dinos. Ihr müsst aussterben!“
Das könnte arge Probleme mit der Dinorechtskommission geben.

Also trottete Gott zu seinem Freund.
„Hast du nicht einen teuflischen Plan?“
„Schweinshaxn im Schlaraffnländle!“
„Wie bitte?“
„Na, da müssn net all die liabn Rindsviecha und Ochsn dran gluab’n.”
„Essen - mmh. Gar nicht schlecht...”, überlegte Gott laut.
„Soag i do’!”
”...vielleicht sogar vertilgen...”
”Joa! Noch a poar Erdäpfln und Obaza drauf; a Schmankerln!”
”...Äpfel... - Anziehungskraft...”
”Sicha, des ist zünftig und pfundig!”
”...Pfundig...Schwerkraft...”
”Na, des is goanz leicht. Da holst nen Topferl und tuast die ganzn Brock’n da hinei und kochst a Supp’n und...”
”...Brocken...schocken...rocken...”
”Na, mir brauchn Volksmusik. Waischt: so mit Joadln und Trompet’n und...”
”...mit Pauken und Trompeten!”
”Paukn? Was willscht denn im Stadl mit Schloaginstrument’n? A Schloaginstrument’n brauchst für’s Supp’ngericht.”
”Gericht... das ist es! Das Jüngste Gericht!”
”Des könne ma so nenne.”
”Ich danke dir, mein Freund!”
”Ka Ursach’n. Könne ma jetzt anfang’n?”
”Bis bald - Du weißt ja: Gekocht wird zuhause.”
Als Gott wieder im Himmel war, ließ er einen Meteoriten auf die Erde schlagen, der die Saurier vertilgte.
Die folgende Schadensersatzklage schmetterte er ab, indem er sich auf höhere Gewalt berief.

Maria wurde tierisch wütend. Der aufgewirbelte Staub hatte die Erde verdunkelt. Sie musste mit ansehen, wie all ihre Gewächse die Köpfe hängen ließen und in die Asche sanken.
„Das ist alles deine Schuld!“, schimpfte die Furie.
„Ohne mein Silberlicht Selene stirbt auch die letzte blaue Blume! Ach hätte ich doch auf Hera gehört:
‚Die männliche Natur ist sensibel wie ein Schlag ins Gesicht!’, hat sie gesagt.
Nun sieh es dir an! Zu Boden gestreckt sind Blütenköpfe und ehemals grüne Wipfel. Braun sind die Früchte und modernd liegen sie in ihren Tränen… Sickert zurück in die Erde, meine Kinder, sammelt euch zum Schlafe im Schoß eurer Mutter. – Und du, mein werter Herr: Bedecke deinen Himmel! Hülle den Planeten in ein Tuch des Vergessens. Er soll in weißer Kälte trauern und irgendwann aus seiner Asche neu entstehen.“
Gott sah Maria nach, die langsam in einer Wolke verschwand. Wie lange schon hatte er sie nicht mehr so verletzt gesehen? Unter ihrer stacheligen Schale war sie mitfühlend wie ein tiefer See, der auf Wind mit Wellen antwortet. Das war die Maria, in die er sich einst verliebt hatte.
Und Gott wurde traurig. Schnee rieselte auf die Erde und Berge wurden zu Gletschern. Maria aber blieb fort. Gott sehnte sich, rief nach ihr – alles, was er je getan hatte, hatte er für sie getan. Die Erde als ein lebendiges Bildnis. Die Sonne als tanzender Stern, der sehnsüchtig dem Mond sein Licht schenkt, leidend ob der Distanz und doch auf ewig verbunden.
Die Flora und Fauna schließlich als Spiegel von Marias mannigfachen Charaktereigenschaften. Er wusste, dass er manchmal überreagierte. Das Jüngste Gericht war in Teufels Küche entstanden und einfach eine Nummer zu opulent gewesen. ‚Ich hätte auch die Berge Feuer spucken lassen können’, dachte er jetzt im Nachhinein. „Ich will Maria nach meiner Schlacht eine lukullische Freude machen.“
Und so brachte Gott einen Samen auf die Erde, aus dem alsbald aus der weißen Decke grüne Bäume mit weichen Nadeln wuchsen, auf dass sie Marias Schale erweichen sollten.

Da klopfte es an die Himmelspforte. Voller Freude rannte Gott zur Tür und öffnete sie.
„Herschaftszeiten einmoal! Es isch saukalt da drunten! Doa bekommst joa a Frostbäul’n! Und des bai mei Humplfussl! Is des dein Werk? - Lass mi nu `neine, flott, du Seppl!“
Der Teufel hinkte in die gute Stube. „Na, hier isches schöin g’mütlich. I hoat des hier ganz oanders in Erinnrung.“
„Es hat sich auch einiges geändert.“, sagte Gott mit schwermütiger Stimme. „Maria hat mich verlassen.“
„Scho recht. Urig, wohnlich hoast’ s hier. Sag i do!“
Der Teufel plumpste auf eine dunkle Cumuluswolke. „Mei, bringst uns moal a Schopp’n. Des Moaß is joa nun wirklich pfropft; is Zait, mal wied’r zu Fenstern, verstoaßt? I kenn da so an Freud’nhaus, des bringt di oaf andre Gedank’n. Mei, die hab’n schaine Maids doa und…“
Gott aber unterbrach: „Du musst mir helfen, Maria zurück zu gewinnen.“
„I dir helfoan? Sapperlot! Da schau her! Gewinnen sagst? I erinnre mi noch an unsre Wett’n – doa hoast mei liabes Gewinnrtierschn gebrutzlt und i soll dir nun helfoan, wiedr a Pantofflheld zu werd’n? Is des nit possierlich?“
„Ich hole uns erstmal was zu trinken.“, sagte Gott und dachte beim Bierholen nach, wie er seinen Freund zur Hilfe bewegen konnte. Denn er hatte ja recht. Das mit der Wette damals war wirklich nicht die feine Art.
Als er sich mit dem frisch gezapften Bier zum Teufel setzte, sagte Gott: „Du sollst einen Wunsch frei haben. Alles, was du willst, sei dir gewährt. Nur hilf mir bitte, dass Maria zurückkommt. Du kennst dich doch mit Frauen aus?“
„Oalles, was i will?“
„Alles, ja.“
„Da schau her! Des moach ma! Also, hörscht mir zua? Du musst a bissl lockr werd’n, a bissl - wie soll i sag’n? - a bissl feuriger. Des Eis brech’n, verstoaßt?“
„Wie meinst du das?“
„Na, soag mir mal so: Tauwett’r statt Sauwett’r!“
„Und das soll was bringen?“
„Joa, des läst hoalt de Pflanz’n spring’n. Also weg mit oall de grau’n Wolk’n…“
„…und stattdessen ein blaues Band flattern lassen durch die Lüfte?“
„Joa, genau! Des möagn de Blum’n. Des giabt süße, wohlbekannte Düfte…“
„…die dann streifen ahnungsvoll das Land!“
„So ist’s! Moach’s hoalt haimisch. Du soallst nach Hoarmonie streb’n; des is in deinem Foall nicht wucht’g. Lässt hoalt danen Grün’n Daum’n web’n.“
Gott spann diesen Gedanken weiter: „…und erschaffe einen Garten… - Eden!“
„Sickst! Des is fain! A Gart’n is ane Prachtidee!“
„Maria wird meine neue Schöpfung wundervoll finden und…“
„Na, mei Freund: Wer hat’s erfunden?“
„Du. Ja, du hast’ s erfunden.“
„Da schau her. So möcht’ i nun a kleins Wunsch’l aussprech’n.“
„So war es abgemacht. Alles, was du willst.“
„Des is ja quasi uns’r Gart’n…“
„Quasi ja.“
„Da hoab i nur anen Wunsch.“, sagte der Teufel. „Denk imm’r auch an mich, wenn du etwas in dies’m Gart’n kreierst.“
„Das ist nur fair.“, meinte Gott.
„Ach; b’vor i es vergess’: Schick Maria a’n Blum’nsträußle. Des mög’n Frau’n.“
„Das mache ich; und danke.“
„Kane Ursach’n.“
Der Teufel verabschiedete sich und fuhr wieder hinab zur ergrünten Erde.

Maria weinte vor Glück. „Das ist alles so wunderschön.“, schluchzte sie unter Freudentränen, umarmte ihren Gatten und flüsterte in sein Ohr: „Hast du schon einmal den Melodien des Windes gelauscht, dem Klang der Flüsse bei Nacht? Sie singen unsere Lieder des Lebens. Wie schön wäre es, wenn auch noch andere sie hören könnten. - Lass uns dem Garten Eden Leben geben...“
In dieser Nacht entstanden Adam und Eva aus der Frucht der Erde und himmlischen Melodien.
Gott war glücklich, dass im Himmel und auf Erden wieder Ordnung war. Und er hatte nicht vergessen, wer ihm dabei geholfen hatte.
Er überlegte, wie er den Garten so gestalten konnte, dass auch sein Freund daran Anteil hatte. Das einzige Problem war Marias Ablehnung. Der Teufel war ihr Spinne Feind: „Ein niederträchtiges, selbstsüchtiges Etwas, das hintenherum ein teuflisches Netz spannt“, wie sie einmal sagte.
Doch versprochen ist versprochen und darf nicht gebrochen werden.
Einen ganzen Tag über grübelte Gott und brütete schließlich in der Abendröte eine Lösung aus: eine Verbindung von Gott und Teufel im Gewand der Natur!
„Heureka!“, entfuhr es Gott. Er machte sich gleich auf und pflanzte einen besonderen Baum, in den er all sein Wissen speiste. Zugleich sollte dieser Baum die Heimat eines Tieres werden, das dem Teufel ähnlich sah: Bewohner der Erde und feurig im Temperament. Wie aber konnte Gott die Hörner vor Marias wachem Auge verbergen? Da kam ihn die Idee. Nicht fest sollen sie sein, sondern flexibel, wendig, biegsam - schlängelnd. Ja, das Tier sollte Schlange genannt werden. Und es sollte dem Teufel Leib und Auge sein, so dass er vom Baum aus beobachten konnte, was Adam und Eva im Edengarten so trieben.

„Das ist aber eine wunderbare Idee.“, strahlte Maria über ihr ganzes Gesicht.
„Du hast uns einen Baum gepflanzt, der schöne reife Früchte trägt. Du bist also immer noch mein lieber Romantiker.“
„Aber erzähl das nicht Adam und Eva.“, lächelte Gott.
„Ich finde“, begann Maria, „dieser Baum mit all seiner Schönheit soll nur uns gehören. Rede unseren Edenbewohnern das bitte ins Gewissen, ja?“
Gott stimmte voll und ganz zu.
Hier könnte die Geschichte enden, wenn, ja: wenn Gott ein gesetzter, alter Mann geworden wäre, der die Ruhe und die Ordnung im Leben liebt.

Gott aber wurde es langweilig.
Er traf sich mit dem Teufel und erzählte ihm von der Öde des Daseins.
„Mei!“, meinte dieser. „Des hoab i mi fast g’dacht. I finds oach loangwidrig.“
„Was können wir da machen?“
Sie überlegten, bis der Teufel eine Idee hatte:
„Füah se hoalt in Versuchung und erlöas se von d’r Langweil’.“

So kam es, dass Eva vom Baum sehr angetan war. Sehr sogar. Von Neugierde getrieben, näherte sie sich ihm.
Adam folgte ihr.
Als Eva begann, sich am Stamm niederzulassen und die Früchte in die Hand zu nehmen, wurde Adam eifersüchtig.
Gott und Teufel amüsierten sich. Die Menschen waren doch immer wieder für eine Überraschung gut. Vor allem der Herr der Schlange war Feuer und Flamme.
Dann passierte es: Der Teufel konnte sich nicht mehr zurückhalten.
„Schau Adam, was will denn diese Schlange dort im Baum?“
„Lass sie in Ruhe. Ich mag keine fremden Schlangen!“
„Aber sie sieht so, so schön aus.“
Adam wurde eifersüchtig.
„Koste mich!“, meinte die Schlange.
Eva kostete.
„Du bist mir vielleicht ein Früchtchen.“
„Früchte: ja!“, sagte Eva wie in Trance.
Der Teufel bemerkte, wie Eva drauf und dran war, fest zuzubeißen. Da er an seiner Muse, der Schlange, hing, zog er sie zurück und hielt stattdessen eine der verbotenen Früchte vor Evas volle Lippen.
Gott hielt sich an seine Vereinbarung, und so verbannte er die beiden aus dem Paradies.

Wie auch immer: die Menschen bevölkerten die Welt. Die beiden Freunde hatten sich darauf geeinigt, jeweils einen Teil nach göttlichem, den anderen nach teuflischem Abbild zu kreieren. Damit waren beide zufrieden.
Maria aber war wütend: Ihr schöner Garten, ihr Paradies, war dahin.
Weil Gott nicht nach Streit zumute war, verbrachte er viel Zeit auf der Erde: Mal als Stier, mal als Schwan.
Viele Legenden rankten sich um seine Person. Und es wurden viele Geschichten über ihn und seinen Freund, über die Schöpfung und das Leben geschrieben.

Weil Maria nicht aufhörte zu drängen, bekam sie endlich ihren Willen: ein Kind wurde geboren, das auserkoren wurde, die von Sünde verdorbene Welt zu retten.
Jesus hatte sozusagen die „Star-Search“ Wettbewerbe gewonnen, natürlich durch göttlichen Beistand.
Als einige Neider ihn dann kreuzigten, flehte Maria drei Tage lang, ihr noch einen Sohn zu schenken. Das war Gott dann wiederum zu stressig, und so entschloss er kurzerhand, ihn wieder zum Leben zu erwecken.
Ein Fankult entstand, den die Welt noch nicht erlebt hatte.
Gott wurde der ganze Rummel zuviel, und so holte er Jesus wieder in den Himmel, wo er Stubenarrest bekam.

„Wann bekomme ich endlich wieder ein neues Feriendomizil?“, fragte Maria ganz in alter Marnier. „Nach allem, was ich für dich getan habe. Es ist an der Zeit…“
Gott schaute zu den Sternen. Dann legte sich ein Lächeln auf sein Gesicht, und er sagte:
”Yes, it’s time to change...”




8. Hundeblick und Rehkitzaugen



Wenn nur dieses Gefühl nicht wäre. Kein Problem, dann täte ich es sofort. Aber es ist da. Und nicht mehr nur im Hintergrund, nicht mehr nur mehr im Dunkeln, nein: es ist an die Oberfläche, ans Tageslicht gerückt und lässt mich nicht mehr los.
„Was hast du, Schatz?“, höre ich meine Freundin fragen, und ihre großen Augen sehen mich so unschuldig an. Hundeblick und Rehkitzaugen. Diese Mischung sieht mich an, sieht in mich hinein. Ausflucht ist unmöglich, Widerspruch zwecklos. Dafür haben diese Augen eine zu große Magie. Es sind Zauberaugen, die mich verzaubern. Und dieser Augenaufschlag. Das Wimpernklimpern ist fast schon hörbar.
„Nichts, Schatz. Ich war nur gerade in mir versunken.“
Als hätte sie das nicht gemerkt. Doch anmerken lässt sie es sich selten. Nur, wenn man darauf achtet, bemerkt man, wie ihre Blicke dann und wann suchend, fast tastend, einen beobachten. Wie ein Jäger, der die Beute ins Visier nimmt. Der wartet, den richtigen Augenblick abwartet und dann mit Hundeblick und Rehkitzaugen treffsicher auftrumpft. In dieser Hinsicht ist sie meisterhaft. So sammelte sie schon viele Trophäen. Das Haus im Grünen, in Waldnähe. Natürlich fühlt sich ein Rehkitz dort am wohlsten. Diese Tiere sind scheu. Man braucht lange, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Viel Zeit und Herzblut. Und Hingabe, absolute Hingabe. Man darf nicht egoistisch sein, nein. Das merken diese sensiblen Tiere. Die haben einen Riecher dafür. Dann werden sie misstrauisch, fragen, ob man sie nicht mehr liebe. Und setzten ihren Blick ein. Also immer ihre Nähe suchen. Vertrautheit schaffen. Meinetwegen auch in einer Höhle im Grünen. Wer braucht schon das Geld? Kann ein Schein so schön lächeln?
„Schau Schatz. Da vorne. Gleich sind wir da.“
Sie hat Witterung aufgenommen. Der Wind steht günstig. In ihren Augen scheint sich das Schild zu spiegeln. „Welcome!“ steht dort in übergroßen Leuchtbuchstaben. Und darunter: „Treffen sie die Entscheidung ihres Lebens“. Man soll sich gleich wohl fühlen, denke ich. Und wichtig. Da ist wieder dieses Gefühl. Herrgott, ich verteufle es! Gäbe es nur diesen berühmten Schalter, den man nur umzulegen braucht und alles wird gut. Den gibt es leider nicht. Bei mir jedenfalls nicht. Mist!
Wir steigen aus dem Auto aus. Der Schritt des Rehkitzes hat sich in den eines Platzhirsches gewandelt. Selbstsicher. Siegesgewiss. Das Geweih hoch erhoben. Stolz. Gebieterisch. Dominant. Das ist der Schritt des nahenden Erfolges. Reviermarkierung durch Blicke links und rechts. Und in meine Augen. Da blitzt etwas auf in ihr. Ich kenne dieses Funkeln von Kleinkindern, die vor dem Weihnachtsbaum sitzen und warten. Schöne Bescherung, die uns hier erwartet. Auch bei ihr ist die Vorfreude deutlich zu sehen, fast schon greifbar.
„Komm Schatz, lass uns hinein gehen.“
Ich folge ihr im Bugwasser. Der große Dampfer und das Fischerboot. Immer gefährdet, von einer Welle überspült zu werden. Und in den ewigen Jagdgründen zu ersaufen. Zu verrecken. Ausgelöscht zu werden von ihrer Größe. Verdammtes Gefühl.
„Schatz, ich bin mir nicht sicher, ob…“
Alarm! Sie schnellt zurück. Feuer und Wasser in ihrem Gesicht. Der Supergau muss abgewendet werden. Kalter Stahl in ihren Augen. Frisch gewetzt. Messerscharf. Zum Kampf bereit. Chancenlos, wer kämpfen muss. Abwehrhaltung meinerseits.
„Das Thema hatten wir doch schon durch.“
Ja, gestern erst. Ich sehe mich noch dasitzen auf der Couch, als mir der Boden unter den Füßen weggerissen wurde. Urplötzlich. Unvorbereitet traf mich ihr Entschluss. „Ich will ein Baby!“, sagte sie butterweich, an meine Instinkte appellierend mit weiblichen Waffen. Skepsis lag in meinem Blick. Das war ein nonverbaler Angriff. Ihre Waffensysteme sprangen an. Erst Hundeblick aus Rehkitzaugen. Dann Kuschelstimmung. Ohrenknabbern. Feuchte Küsse. Die Hand an meinen Schritt. Der pure Jäger eben.
„Ein Baby?“, fragte ich. Alarmstufe eins im Oberstübchen. Kalkulation. Liebe. Vorausschau. Wärme. Das volle Programm.
„Ja, ein Baby.“
Babys müssen eine ganz spezielle Gabe haben, selbst in der Vorstellung all das auszulösen, was eine Mutter glücklich macht. Mutterinstinkt. Nestbau. All das eben. Kraftvolle, urgewaltige Gefühle!
„Heute Nacht machen wir also ein Baby?“
„Nein, du Dummerchen. Morgen, bei Futurechild.“ Wissendes Lächeln ihrerseits. Rückerinnerung an Werbespots auf dem Großbildschirm meinerseits.
„Kreieren sie sich ihre Zukunft!“ heißt es da. Oder: „Werden sie wunschlos glücklich!“
Egal, ob blond oder braun, ob Spitzensportler oder Musikgenie. Alles kann man haben. Von so was las ich in meiner Jugend schon. In Science- Fiction Romanen. Jetzt ist es Realität. Kinder beim Discounter. Legebatterien für die zukünftige Generation. Einer Elite genetisch optimierter Spitzenleute. Marx fällt mir ein. Klassenlose Gesellschaft. So hat er sie sich bestimmt nicht vorgestellt. Ich denke an uns; an mich und meine Freundin. Wo werden wir in 20 Jahren leben. Doch wohl nicht in einem Altersheim. Welches Genie würde sich für Pflegedienste die Finger schmutzig machen?
Wir betreten das Gebäude. Von außen ein majestätischer Anblick. Modern, schlank, kräftig und verspiegelt ragt es in den Himmel, als entblöße es vor Gott sein Genital!
Hier drinnen setzt sich der Eindruck fort. Überall ragen Säulen aus weißem Marmor in der Halle. Ein kleiner Mann nähert sich. Sofort denke ich an einen Terrier. Klein und bissig. Carve Canem- hüte dich vor dem Hund! Er lächelt uns an. Bleckt seine Zähne. Wittert Beute. Jagdinstinkt. Er reicht uns die Hand. Pfote, denke ich.
„Professor Nielig mein Name. Leiter der Abteilung für moderne Genetik. Herzlich willkommen!“
Meine Freundin lächelt ihn an, ich halte mich bewusst zurück. Er wendet sich ihr zu. Das Rehkitz und der Terrier. Na toll.
Wir gehen durch die Halle zu einem Korridor. Zweite Tür rechts. Sein Büro. Überall hängen strahlende Babybilder an der Wand. Große Kulleraugen. Fliehendes Kinn. Zahnlückenlächeln. Meine Freundin strahlt vor Freude. Der Professor vor Geldgier. Zwei Arten von Lächeln, dem ich meine Skepsis beimische. Soll er ruhig merken, dass ich nicht überzeugt bin. Soll er die Verachtung in meinem Gesicht ruhig offen lesen und sich hinter die Ohren schreiben. Ja, ich verachte dich! Dich und dein Vorhaben. Dich und deine Schar von schmierigen Halbgöttern. Teufel seid ihr. Verachtenswert!
„Herr Bischof?“, fragt mich die Fratze mit der Brille auf der Nase.
„Bitte, was?“
„Manfred, du träumst ja schon wieder.“ Höre ich meine Freundin vorwurfsvoll sagen.
„Entschuldigen Sie, was bitte?“
„Haben sie sich schon entschieden?“
Jetzt will er wissen, wie ich mir mein vollendetes Ebenbild vorstelle. Meine Perfektion. Genaues Gegenteil von ihnen liegt mir auf der Zunge. Einen moralischen, anständigen, gottesfürchtigen Sohn, ja: einen Sohn wie Jesus einer war. Der Wunder vollbringt und die Menschen heilt von ihren abtrünnigen Verhalten. Von ihrer Anmaßung, Gott zu spielen. Der Menschen wie ihnen die Leviten ließt! Ja, schaffe mir einen solchen Sohn.
Ich schaue nach rechts. Hundeblick und Rehkitzaugen warten wartend auf eine Antwort. Verflixt. Ich werde in die Enge getrieben. Vor mir der Terrier. Neben mir die Jägerin. Meine Prinzipien wieder mal Beute. Verdammt! Mir fällt nichts ein.
„Ähm, Schatz: was meinst du denn?“
„Das habe ich vor zwei Minuten schon gesagt, Manfred! Hörst du mir überhaupt nicht zu?“
Hatte sie gesprochen?
„Doch, schon… aber, aber gerade nicht.“
Feuer und Wasser!
In mir wieder dieses dunkle Gefühl.
„Herr Bischof: wir warten! Nur auf sie! Sie sind es, der uns warten lässt! Beeilen sie sich. Treffen sie ihre Entscheidung. Seien Sie ein Mann! Na los! Wird’s bald? Schneller, schneller! Es geht um ihre Zukunft!“ Des Professors Gesicht ist eine Palette roter Farbtöne.
„Schatz, was ist? Bist du ein Mann? Oder wie ein Kleinkind unentschlossen?“ spottet meine Freundin.
Alle Augen richten sich auf mich, die Wände: sie werden enger. Der Raum kleiner. Kindergesichter rasen auf mich zu… Aaaahhh!

„Hey, hey Schatz? Aufwachen, hörst du. Wach auf.“
„Wie wo was? Der Doktor.. aber, aber… das Kind und die Klinik…“
„Du hast schlecht geträumt. Du solltest abends auch nicht mehr so viel essen. Der Wildbraten muss dir schwer im Magen gelegen haben.“
„Ja... ja: der Wildbraten.“




9. Protect your child



Mrs. Dundee parkte ihren Jeep auf dem großen Parkplatz und stieg aus. Sie war extra früh gekommen, denn nur so war sicher, dass ihr Sohn Dennis auch wirklich am Seminar teilnehmen konnte.
„Komm, beeil dich!“, rief sie.
Die beiden gingen schnellen Schrittes auf das Portal des Hochhauses zu. Auf einem großen Schild stand: ‚Protect your child!’
Mrs. Dundee musste an der Anmeldung warten. Hier war schon eine Menge los. Überall standen Eltern mit ihren Kindern.
„Darf ich spielen gehen, Mami?“, fragte Dennis.
„Jetzt nicht! Und sei mal ein wenig disziplinierter.“
Endlich kam sie am Schalter an.
Eine junge Frau mit gebleichten Zähnen lächelte freundlich. „Was kann ich für Sie tun, Mrs…“
„Dundee!“
Die Frau trug den Namen in ein Formular ein. „Und wie heißt der Kleine?“
„Dennis Dundee!“
„Es freut mich, dass Sie sich für ‚Protect your child’ entschieden haben. Wir können heutzutage nicht früh genug damit beginnen, unsere Kinder zu schützen…“
„Absolut richtig!“, meinte Mrs. Dundee. „Ich habe ihren Spot im Fernsehen gesehen. Welch ein Glück, dass ich gerade das Fernsehen angeschaltet hatte. Sonst hätte ich wahrscheinlich nicht von ihnen gehört.“
„Wir bemühen uns, jedem eine Chance zu geben.“
Die Frau hinter dem Schalter blätterte weiter. „Für welches unserer Programme haben Sie sich denn entschieden?“
„Ich weiß nicht so recht. Können Sie mir etwas empfehlen?“
„Absolute Grundlage ist unsere Anti-Raucher-Kampagne! Hier werden den Kleinen Bilder von verteerten Lungen gezeigt sowie Raucherbeine. Sie wissen ja, diese schwarzen Stümpfe. Außerdem werden sie jeden zweiten Tag zwei Züge Zigarre auf Lunge rauchen; natürlich nur, wenn Sie Ihr Einverständnis geben und jegliches Risiko auf sich nehmen. Wenn die Kleinen dann kotzen, werden sie so schnell nichts Rauchbares mehr anfassen.“
„Sehr gut! Das nehme ich!“, freute sich Mrs. Dundee.
„Außerdem sollten Sie die ‚Stay clean’-Kampagne wählen. Hier werden die Gefahren des Drogenkonsums veranschaulicht. Junkies, die in ihren Exkrementen liegen und so was.“
„Auch mit Selbstversuchen?“
„Nein, hier setzen wir eher auf die Suggestionsmacht von eindringlichen Bildern und harter Musik!“
„Hört sich gut an!“
Die Frau kreuzte es auf dem Bogen an.
„Und last but not least sollten Sie sich für unseren Aufklärungskurs entscheiden. Hier sind Bibelstellen in getrennten Gruppen auswendig zu lernen, in denen der Frevel des Geschlechtsverkehrs und die zu preisende Sittlichkeit demonstrativ angesprochen werden.”
”Interessant!”
”Zudem müssen die Kinder spezielle Brillen tragen, mit denen ihre Blicke überwacht werden. Sollten sie unsittlich werden, so wird ihnen per mobiler Elektrode ein Stromschlag verpasst.”
”Wie innovativ! Aber gibt es hier nicht noch - wie soll ich sagen - tiefenwirksamere Methoden?”
Die Frau hinter der Anmeldung beugte sich leicht vor und sprach leise: ”Wenn sie es mit sich vereinbaren können, dann besteht die Möglichkeit einer weiterführenden Behandlung. Ihrem Kind wird in einem gläsernen Raum die Hose herunter gezogen und weggenommen. Anschließend stellen sich alle anderen Kinder vor die Glasscheibe und lachen ihn aus und zeigen mit den Fingern auf ihn; im Hintergrund läuft dabei Orgelmusik. Wenn ihr Kind dann doch Sex vor der Ehe haben sollte, erstatten wir Ihnen die Kosten zurück.“
„Wunderbar; das nehme ich auch!“
„Okay Mrs. Dundee: Bitte stecken Sie die Kreditkarte in den Schlitz.“
Sie tat es.
„Wann werde ich Dennis wieder abholen können?“
„Am 3. April.“
„Aber das ist ja schon übermorgen!“
„Am 3. April nächsten Jahres, Mrs. Dundee.“
„Ach so. Da bin ich erleichtert. Es soll ja auch dauerhaft wirken!“
„Das wird es. Auf Wiedersehen, Mrs. Dundee. Und vergessen Sie nicht, uns zu empfehlen.“

Mrs. Dundee ging zu ihrem Auto und zündete sich eine Fluppe an. Wie aufregend und weit entwickelt doch die Wissenschaft in Amerika war. Diesen wundervollen Tag musste Sie mit ihrem Lebensabschnittgefährten feucht und fröhlich feiern...




10. Im Namen des Vaters



„Papa, wer ist eigentlich Zeus?“, fragte Georg.
„Eine Lüge!“, sagte Herbert hart.
„Was ist eine Lüge, Vater?“
„Die Lüge ist eine Sünde! Merke dir das, mein Sohn. Wer die Wahrheit nicht sagt, wer nicht an das vollkommene Wort Gottes glaubt, der sündigt. Und wer sündigt, wird in der Hölle schmoren.“
„Was ist eigentlich die Hölle?“
Herbert packte seinen Sohn an den Schultern und drückte ihn auf das Sofa. „In der Hölle lodern Flammen; Böse Menschen brennen darin, haben Schmerzen! Verdientermaßen, denn sie haben gesündigt! Jeder, der nicht an Gott glaubt, wird dort brennen. Auch du wirst dort schreien, wenn du nicht genau das tust, was ich dir sage!“ Der Blick des Mannes war eindringlich, sein Gesicht steinhart.
Georg rutschte hin und her. „Ich will nicht in die Hölle, Papa. Wie kann ich an Gott glauben?“
„Indem du immer zuhörst, wenn ich dir aus der Bibel vorlese. Was dort steht, ist wahr. Und was wahr ist, das mag Gott. Und wenn Gott etwas mag, dann beschützt er uns vor dem Feuer, vor den Schmerzen!“
„Ist Gott lieb?“, fragte Georg.
„Zu dir wird er lieb sein, wenn du auf mich hörst.”
Herbert ging zum Regal und nahm ein Buch heraus. Dann setzte er sich wieder in seinen Sessel und begann zu lesen: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde…“

In der Nacht kam Georg ins Zimmer seines Vaters: „Papa; Papa, wach auf!“
Herbert drehte zur Seite und murrte: „Lass mich…“
„Papa!“, rief Georg. „Papa!“
„Was ist denn los?“
„Gott ist vom Himmel gefallen!“
Herbert war plötzlich hellwach. „Was hast du da gesagt?“
„Guck, da draußen!“ Georg rannte zum Fenster.
Sein Vater folgte ihm. „Unsinn! Gott kann nicht vom Himmel fallen.“
„Aber ich habe es gesehen.“
„Was hast du gesehen?“
„Ein Stern, ein Stern ist vom Himmel gefallen.“
„Hör mir zu, mein Sohn. Seit über 6000 Jahren sind die Sterne dort oben. Gott hat sie am vierten Tag dort oben geschaffen, und er hat sie für die Ewigkeit geschaffen. Nichts kann von dort oben runterfallen, erst recht nicht Gott!“
„Aber Papa…“
„Du wirst schlecht geträumt haben. Glaube, was ich dir sage, Georg. Denke an die Hölle, wenn du an mir zweifelst. Wie habe ich es dir beigebracht?“
Georg schaute zu Boden. Dann sagte er leise: „Ehre deinen Vater…“
„Lauter!“, rief Herbert harsch.
„EHRE DEINEN VATER, VATER!“
„Und nun betest du zwanzig „Vater unser“ und gehst wieder ins Bett!“
„Ja, Vater…“
Georg kniete sich vor sein Zimmerfenster. Er war müde, seine Augen schwer. Im Halbschlaf bewegte er seine Lippen. „Vater unser, der du bist im Himmel…“, flüsterte er.

Es war ein schöner Tag. Die Sonne schien, und im lauen Sommerwind wogten die Ähren des Korns.
Georg spielte mit seinen Freunden in den Feldern Fangen.
Außer Atem setzten sie sich auf den trockenen Boden.
„Ich habe letzte Nacht von diesem Feld geträumt.“, meinte Georg zu Toni und Donald.
„Ihr wisst noch, wo die drei Bäume stehen?“
„Klar!“, rief Donald. ”Dahinter haben wir uns doch vorhin versteckt.”
„Genau die!“, fuhr Georg fort.
„Und?“, fragte Toni ein wenig gelangweilt.
„Also, passt auf: wir saßen jeder auf einem dieser Bäume. Und dann haben sich die Bäume bewegt. Und eure Bäume sind zu meinem Baum gekommen und haben sich vor ihm auf den Boden geworfen. Und mein Baum stand da und sah am Horizont die Sonne aufgehen. Und der Himmel war so blau wie heute, aber nicht lange…“
„Du spinnst!“, lachte Toni.
„Ruhig! Erzähl weiter!“, ermunterte Donald seinen Freund.
„Und der Himmel wurde rot, richtig rot! Der ganze Himmel, rot wie Erdbeeren…“
„Oder rot wie Marmelade?“
„Oder blutrot!“
Donald und Toni lachten.
Georg erzählte unbeirrt weiter: „Und plötzlich war das Rot wie Wasser, und es regnete und es sickerte in die Erde und mein Baum, mein Baum wuchs hoch in den Himmel, und eure Bäume standen auf und wir schauten über alle Felder, die es gibt und sahen die ganze Welt.“
„Du spinnst!“ Toni schüttelte den Kopf.
„Komm, lass uns was spielen!“ Donald sprang auf und nahm einen Stock in die Hand. „Ich bin der Marine und ihr seid die Deutschen!“

„Es gibt böse Menschen, Georg.“ Herbert hob den Zeigefinger.
Immer, wenn sein Vater dies tat, spitzte Georg die Ohren. Dann nämlich hatte sein Vater Wichtiges zu sagen, meistens etwas über Gott.
„Glaubst du an mich, mein Sohn?“
„Gewiss, Vater.“
„Glauben deine Freunde an dich?“
„Wie meinst du das?“
„Erzählst du ihnen, was ich dir erzähle?“
„Manchmal, aber…“
„Tu es immer, wenn du kannst!“
„Wieso?“
„Stelle keine Fragen, sondern glaube!“
„Aber, wenn sie mir nicht glauben…?“
Herbert setzte sich neben das Bett seines Sohnes. „Dann werden sie in der Hölle schmoren!“
„Wie kann ich sie überzeugen, Vater?“
„Erzähle ihnen folgende Geschichte…“
Und Herbert erzählte die Wahrheit von Moses Aufenthalt in Ägypten, von Fröschen, Stechmücken, Ungeziefer, von Hagel und dem großen Sterben – von Gottes Rache an den Ungläubigen, an den Zweiflern.
In dieser Nacht schlief Georg schlecht.

„Was wisst ihr denn über Moses in Ägypten“, fragte Frau Paris ihre Schüler.
Die allgemeine Montagsmüdigkeit machte sich in der Klasse breit.
„Niemand weiß etwas? Dann erzähl ich euch davon…“ Sie begann vom Pharao zu erzählen, der das Volk Gottes in Ägypten festhielt. „…und der Pharao ließ sie ziehen, nachdem alle erstgeborenen Söhne an einer Krankheit starben.“
„Unsinn!“, sagte Georg gelangweilt.
„Wie bitte?“ Frau Paris rückte ihre Brille zurecht.
„Entschuldigung. Das war kein Unsinn, das war absoluter Blödsinn!“
Die Lehrerin schnappte nach Luft. „Was erlaubst du…“
„Was erlauben Sie sich? Wetterkatastrophen? Eine ansteckende Krankheit? Das ich nicht lache!“
„Mein junger Mann, ich…“
„Gott war es! Er hat die Ägypter bestraft, weil sie es nicht anders verdient haben. Es sind schlechte Leute gewesen, böse, hinterhältig! Sie schmoren in der Hölle, weil sie nicht an Gottes Allmacht geglaubt haben. Und Sie werden ebenfalls dort schmoren – das verspreche ich Ihnen!“
„Georg, es ist heute kein Geheimnis mehr, dass im Hochwasser des Nils Insekten brüten und zu Schwärmen anwachsen, dass sie Krankheiten übertragen, die zu Seuchen werden können und…“
„Halten Sie den Mund! All das hat Gott getan! Als gerechte Strafe für ungläubige, schlechte Menschen! Gott macht die Natur!“
Frau Paris wusste für einen Moment nicht, was Sie sagen sollte. Dann brachte Sie Georg zum Schuldirektor.

„Du hast richtig gehandelt, mein Sohn. Ich bin stolz auf dich!“ Herbert strich seinem Sohn über den Kopf, nachdem sie das Büro verlassen hatten.
„Mich machen die Lehrer krank, Vater!“
„Ich habe dir schon früh beigebracht, dass manche Menschen vom rechten Weg abgekommen sind. Jetzt, mein Sohn, beginnst du zu begreifen, was ich dir damit sagen wollte.“
„Diese Lügner! Wollte mir die Paris doch weismachen, der Regenbogen nach der Sintflut sei ein Zeichen Gottes, die Menschen zu verschonen. Warum macht er dann erst die Sintflut, fragte ich. - ER sei gnädig, meinte die Tussi. Das ist glatt fehl interpretiert, rief ich der Schrulle ins Gesicht. Genauso falsch wie all die Wissenschaften, die behaupten, es gäbe Evolution! Nein, wir Kreationisten wissen die Wahrheit!
Herbert schmunzelte: „Es wird immer Menschen geben, die so etwas behaupten. Da gibt es noch ganz andere: Sie werden dich davon überzeugen wollen, dass die Erde älter als 6000 Jahre ist, indem sie dir vorgaukeln, gefälschte Fossilien gefunden zu haben. Versteinerte Tiere und Pflanzen, weit älter als Gott und die Welt! Erst mit Gott kam Leben und erst mit der Sünde der Tod auf die Welt, das weißt du ja.“
„Sicher, Vater!“
„Diese Menschen arbeiten mit Tricks – sie fälschen die Fossilien und behaupten dann, sie gefunden zu haben. Das ist Sünde, mein Sohn. Sie werden in der Hölle schmoren!“
„Ich weiß!“
„Aller Bosheit wird das Maul gestopft werden! Woher kommt das?“
„Aus den Psalmen, Vater!“
„Wenn irgendwann noch jemand an der Glaubwürdigkeit der Bibel rütteln will, dann frag einfach, ob er dabei gewesen sei. All die Behauptungen, die Bibel sei nicht wahr, stellen Lügner auf, die nicht dabei gewesen sind.“
„Ich werde mir deine Worte merken, Vater!“
„Guter Junge!“
Sie fuhren die Straße hinunter, raus aufs Land.

Gerhard zog die Augenbraue hoch. „Du laberst Müll!“
Georg indes verschränkte die Arme vor der Brust. „Du bist ungläubig. Geh mir aus dem Weg.“
„Überleg doch mal: Wenn die Erde vor 6000 Jahren entstanden wäre, dann müsste am vierten Tag der Schöpfung das Licht aller Sterne mit unendlicher Geschwindigkeit durchs All geschossen sein! Und seit Einstein…“
„Du bist gottlos!“
„Oder der Himalaja: Er soll seid der Schöpfung jedes Jahr um mehr als einen Meter in die Höhe gewachsen sein? Kein Felsen würde das aushalten!“
„Gott erschuf ihn vollständig – am zweiten Tag der Schöpfung!
Georg wandte sich ab. Diese Ungläubigen auf seiner neuen Schule – schlimm! Aber sie werden die gerechte Strafe erhalten.

Georg war mittlerweile erwachsen geworden. Er hatte wieder Kontakt mit seinen alten Freunden, die sich mittlerweile zu Kollegen entwickelt hatten,

Jahre später ist Georgs Vater, Herbert, dann Präsident eines großen Landes geworden.




11. Der Koffer



Jim schloss den Koffer. Das war geschafft. Die Fracht war gesichert. Nun müsste er sie noch zum Schließfach bringen. Sicher ist sicher. Er schaute sich um und horchte. Noch war es ruhig. Sie hatten ihn noch nicht entdeckt. Aber sie suchten ihn- bestimmt!
Er nahm den Koffer in die Hand, und ging zur Tür seiner Zweizimmerwohnung, die im fünften Stock lag, und schaute angespannt durch den Spion. Niemand war zu sehen. Doch beruhigt war er dadurch nicht. Zu wichtig war sein Auftrag, als dass keiner seine Spur aufnehmen würde. Einer von ihnen würde ihn finden, über kurz oder lang. Das war klar.
Er zog seinen Mantel noch ein wenig enger um den Hals. Dann öffnete er schnell die Tür und schlich ins Treppenhaus. Alles ruhig.

Bevor er auf die Straße ging, beobachtete er, was dort passierte. Autos fuhren vorbei. Hatten sie ihn mittlerweile geortet? Er schaute auf den Koffer. Unter allen Umständen musste er seinen Auftrag erfüllen, koste es, was es wolle.
Als er das Haus verlies, drückte er sich eng an der Wand entlang. Nur nicht offen auf der Straße gehen, dann wäre es leicht, ihn zu finden. Er musste im Schatten bleiben, unauffällig und leise.
Da! Ein Mann mit seinem Hund kam dort um die Ecke. Verdammt! Jim drehte sich in eine kleine Seitengasse und versteckte sich hinter einem Müllcontainer. Die Schritte kamen näher, immer näher kamen sie. Er hörte sie deutlich in seinem Ohr hallen. Tap, tap, tap. Der Mann blieb stehen. Jim schaute vorsichtig an der Kante des Containers vorbei.
Der Hund schnüffelte.
Nahm er Witterung auf?
Hund und Mann gingen weiter.
Das war knapp. Sie waren unterwegs, überall waren sie. Das sollte schwierig werden.

Jim nahm allen Mut zusammen und verließ sein Versteck. Er ging schnellen Schrittes die Straße entlang, bis er auf eine größere kam. Hier war er schutzlos den Blicken ausgeliefert. Wahrscheinlich setzten sie schon Kameras ein, um ihn zu suchen. Menschen und Kameras.
Er musste sie verwirren, irgendwie musste er verhindern, dass sie ihn finden. Das wäre fatal!
Er winkte aufgeregt nach einer Taxe und stieg, als eine hielt, sich umblickend, schnell ein.
Er musterte den Taxifahrer.
Ein junger Mann, unrasiert - Er musste es trotzdem riskieren.
„Fahren sie mich zum Bahnhof!“, sagte er. „Schnell!“
„Nur die Ruhe, ich tue, was ich kann“, antwortete der Mann.
Hatte Jim da gerade einen seltsamen Unterton in der Stimme wahrgenommen? Warum sollte er ruhig sein? Sollte er sich beruhigen, damit er schneller überwältigt werden konnte?
Nervös saß er im Taxi.
Der Name des Fahrers stand auf seinem Ausweis, der auf den Armaturen klebte. Guiseppe Delias. Seine Initialen waren GD. „Geheimdienst!“, wisperte Jim.
Ihm lief der Schweiß über den Rücken, während das Taxi auf eine Ringstraße einbog. Sie hatten ihn! Oh nein, was sollte er tun? Jetzt würde er ihn in ihr Hauptquartier bringen, sie würden ihn und seinen Koffer in der Gewalt haben.
Das Taxi hielt an einer Ampel.
Jim schaute zum Fahrer und fühlte sich im Rückspiegel beobachtet.
„Geht es Ihnen gut, Sir?“, fragte der Mann.
Jim war angespannt, und seine Augen fixierten das Gesicht des Mannes, der ihn unentwegt anzustarren schien.
Er musste etwas tun, musste fliehen!
Die Ampel schaltete auf Grün, die Wagen vor dem Taxi setzten sich langsam in Bewegung.
Plötzlich sprang Jim auf die Straße und rannte so schnell er konnte.
Gerade noch mal gut gegangen, dachte er!
„Hey!“, rief der Taxifahrer, doch Jim war auf und davon.
Er lief und lief, bis er in einen Park kam. Dort versteckte er sich hinter einigen Bäumen. Das war knapp.
Sein Atem raste!
GD- das war eindeutig ein Code. Immer benutzten sie Codes, um sich zu verständigen. Zum Glück war er aufmerksam, hatte ihr Spiel durchschaut. Doch nun waren sie gewarnt, waren auf seiner Spur.
Jim blickte nervös hinter einem Baum hervor und lauschte. Vereinzelt gingen Leute über die Parkwege. Es war später Nachmittag. Bald sollte es dunkel werden. Bis dahin musste der Koffer am Bahnhof sein. Jetzt oder nie, sagte er sich, stand auf und rannte los.
Am besten Haken schlagen, dann verlieren sie meine Spur.
Jim kam zum Rand des Parks, an den sich ein Fußgängerweg anschloss. Frauen und Männer in Dienstkleidung passierten ihn. Hinter jedem von ihnen konnte sich ein Agent verbergen. Und auch das noch! Er schaute nach oben. Ein Flugzeug war am Himmel zu sehen. Jetzt setzen sie Ortungsflugzeuge ein! Sie würden ihn per GPS aufspüren!
Sein Atem raste!
”Schnell”, dachte er, ”durch die Fußgängerzone, an den Menschen vorbei.”
Da!
Ein vereinzelter Lieferwagen, Kennzeichen: K- DE 876.
K ist Köln, der Ort. Auf D folgt E im Alphabet, also direkte Folge der Ereignisse. 876- oh nein! Der Countdown läuft!
Jim spurtete!
Dort hinten war der Hauptbahnhof zu sehen, er musste nur noch die Domplatte überqueren. Er sah Männer mit langen Bärten: da waren sie- Talibanagenten. Sie hatten ihn gefunden. Jetzt wurde es knapp.
Er stürmte durch den Eingang des Bahnhofes, riss dabei zwei Männer um, die im Weg standen. Alles oder nichts, sonst ist es zu spät! Er kam japsend bei den Schließfächern an. Gerade wollte er den Koffer einschließen, da rief eine eindringliche Stimme hinter ihm: „Hände hoch, keine Bewegung! Drehen sie sich langsam um!“ Die Beamten vermuteten, dass sich eine Bombe oder etwas ähnlich Gefährliches in dem Koffer befände.
Jim indes erstarrte.
Was sollte er tun?
Jetzt hatten sie ihn, alles war verloren! Die Ware war in die falschen Hände gefallen. Er hob die Hände und drehte sich um. Die Männer, die er umgerannt hatte, waren Polizisten. Sie nahmen den Koffer und öffneten ihn.
„Nein! Nicht öffnen!“, schrie er.
Doch es war zu spät.
Der Polizist legte den Koffer, nachdem er hineingeschaut hatte, schnell und sehr behutsam auf den Boden, bevor er umso schneller zu seinem Funkgerät griff.
Sein Kollege, der inzwischen ebenfalls einen Blick in den Koffer gewagt hatte, wurde bleich.
„Ist es das, was ich denke, Piet?“
„Beten wir, dass nicht…“
„Wir müssen die Menschen vom Koffer fernhalten.“
Die Polizisten schafften Platz.
In der Aufregung konnte Jim entkommen.
„Wo ist er hin? Verdammt! Er ist entkommen!“
„Das ist jetzt Nebensache! Pass auf den Jungen da auf!“

Zehn Minuten später kamen Männer in Overalls in den Bahnhof. Sie hatten kleine Geräte in der Hand und bewegten sie über den Koffer.
Die Sache war schnell klar.
„Evakuieren! Schnell! Der Grenzwert ist bei weitem überschritten! Die Zylinder haben ein Leck!“

Am nächsten Tag stand das Unfassbare in den Zeitungen. PLUTONIUMSCHMUGGEL! BAHNHOF HERMETISCH ABGERIEGELT!
Jim faltete die Zeitung zusammen und strich sich durch die Haare.
Sie hatten ihn nicht gefangen.
Doch was nutzte das jetzt noch?
Er schaute auf seine Hand.
Zwischen den Fingern klebten dicke Haarbüschel.




12. Kaufhausmartix



Es wäre aufsehn-
Erregend den Bauchknurrenden mit Pfeil und Bogen
Durchs Einkaufsrevier pirschen zu sehn,
jagend in der gekühlten Fleischwarenabteilung
in Tierfellstiefeln.

Lammfromm hingegen die Einkaufsherde,
der unterm Designerlicht
synthetisierte Düfte ins Riechhirn schleichen
und verheißungsvoll die Produktverpackungen
bei vertrauten Melodien
farbenförmiger
sich ins Auge schmiegen.


13. Waldmetaphorik



Es endet einer dieser Tage
Mit wundervollem Dämmerlicht;
Im Walde ist es Vollmondlicht,
Das hier und da durch Äste bricht.

Man hört nur mehr den sanften Wind
da droben in den Ästen singen;
Und es erwacht in mir das Kind
Und träumt sich fort auf Vogelschwingen.

Dort unten bleiben die Gedanken
Und alles, was zu schwer zum Fliegen;
Hier oben spiel ich ohne Schranken
Mit jenen, die Gedichte schrieben.

Es liegt mir der melodisch Chor
Als sich die Nacht zum Schlafe neigt
Wie ein Zauberlied noch sanft im Ohr,
Da sich des Morgens Auge zeigt.




14. Das Mädchen und die Steine



Das Mädchen wanderte durch den dämmernden Wald. Auf Wegen und Pfaden, durch Gestrüpp und Dickicht kam sie zu einem Teich, der inmitten einer Lichtung im Mondschein lag.
Silbrig schimmerte das Wasser, und das Mädchen setzte sich ans Ufer.
Eigentlich mochte sie das Wasser nicht, denn es schimmerte nur an der Oberfläche. Darunter, so wusste sie, wurde es dunkler und dunkler, Schlingpflanzen wucherten dort, die Knöchel greifen und Körper in die Tiefe ziehen konnten.
Und Steine lagen dort am Grund.
Sie wusste nicht mehr, wie viele es waren, wie oft sie schon welche in den Teich geworfen hatte; Stein um Stein, immer mehr über all die Jahre. So, dachte sie, ist der Teich wenigstens nicht mehr einsam, nicht mehr leer.

Wie sie am Ufer so halb träumend saß, hörte sie eine Stimme aus der Ferne.
Sie war leise, kaum vernehmbar, doch irgendwo her kannte sie ihren Klang.
Das Mädchen schaute sich um und sah plötzlich neben sich einen Stein.
Sie erschrak und wollte flüchten, doch wie in einem Traum kam sie nicht von der Stelle.
Da öffnete der Stein die Augen und sprach: ”Warum willst du weg laufen? Bin ich denn so hässlich und abstoßend?“
„Lass mich!“, schrie das Mädchen, „Ich will dich nicht sehen!“
Der Stein aber sprach weiter: „Ich gehöre zu dir und liege nicht zufällig an diesem Ufer.“
„Ich werde dich in den Teich schmeißen!“, rief das Mädchen. „Du sollst hier nicht offensichtlich liegen bleiben. Das will ich nicht!“
Der Stein sagte: „Ich bin sehr alt. Früher einmal war ich größer. Doch mit der Zeit zerbrach ich in Stücke und liege seitdem verstreut an den Ufern und in den Wassern dieses Teiches.“
„Hier liegen wirklich sehr viele Steine.“, sagte das Mädchen nun etwas ruhiger.
„Das ist wahr.“, bestätigte der Stein. „Und du bist hier schon vielen von meiner Sorte begegnet.“
„Woher weißt du das?“, fragte das Mädchen.
„Nun, wir mögen zwar Steine sein, aber auch wir sprechen untereinander miteinander. Wir tun dies in Bildern und Melodien, mit Gefühlen und Gerüchen.“
Das Mädchen legte zwei Finger an die Stirn und den Daumen auf die Backe, blickte auf den Teich und erinnerte sich, auch schon die Sprache der Steine vernommen zu haben.

Plötzlich aber rief sie: „Ich will das nicht! Lasst mich! Mit euch will ich nichts mehr zu tun haben!“
Der Stein blieb ruhig liegen und sagte: „Wir gehören zu diesem Teich wie dieser Teich zu dir gehört. Wir gehören auch zu dir, wie du zu uns gehörst.“
„Ich werde dich in den Teich werfen!“, schrie sie aufgebracht und nahm ihn in ihre Hand.
An der Stelle, wo der Stein lag, spross nun Schilf mit scharfen Blättern in die Höhe, die das Mädchen schnitten.
Das Mädchen aber hielt den Stein fest in der Hand.
Immer mehr Schilf wuchs aus dem Boden.
Da sagte der Stein: „Das passiert immer, wenn einer von uns in den Teich geworfen werden soll, wenn wir vergessen werden sollen. Erinnerst du dich?“
„Ja!“, schluchzte das Mädchen. „Aber es ist besser so. So muss ich wenigstens nicht mit euch reden und kann euch vergessen.“
Da sagte der Stein: „Für den Moment magst du Recht haben. Doch der Lauf der Dinge ist folgender: Dieser Teich ist lebendig. Er wandert durch den Wald. Und irgendwann wird er soweit gewandert sein, dass der ehemals von Wasser bedeckte Grund zum Ufer wird. Und dann liegen wir wieder hier. Dann sprechen wir nicht mehr einzeln zu dir, sondern als Chor. Und es mag den Menschen schwer fallen, fast unmöglich sein, dann noch Ordnung in die unsrige Sprache der Bilder und Melodien, der Gefühle und Gerüche zu bringen.“
Das Mädchen ahnte, was der Stein ihr damit sagen wollte. Schon öfters hatte sie das Gefühl, die Kontrolle über sich zu verlieren. Das war eine schreckliche Vorstellung, die sie ängstigte. Doch woher wusste das der Stein?
„Wir Steine sprechen untereinander miteinander.“, sagte er ruhig. „Stetig und immer.“
„Worüber sprecht ihr?“, fragte das Mädchen und legte den Stein wieder ans Ufer. Das scharfblättrige Schilf sank darauf zu Boden.
„Wir sehnen uns, endlich wieder vereint zu sein.“, seufzte der Stein. „Wir wollen wieder zusammen gehören und nicht zersprengt und verstreut in der Gegend liegen.“

Das Mädchen schluckte schwer: „Das ist aber unmöglich. Ihr werdet nie wieder zu einem großen Stein werden.“
„Das stimmt wohl“, sagte der Stein. „Wir wurden zerrissen und Steine kann man nicht flicken.“
Auf einmal spürte das Mädchen eine tiefe Verbundenheit mit dem Stein. Wie er dalag und alles in einer so traurigen aber wirklichen Stimme sagte, wie viel er über das Leben wusste. Und sie wurde auch sehr traurig und schluchzte: „Das war alles so schrecklich.“
„Ich weiß“, sagte der Stein mitfühlend. „Es schmerzte sehr und schmerzt immer noch. Auch wir fühlen mit den Bildern und Melodien mit, wir sind die Mosaiksteine des großen Bildes, das zerstört wurde.“
„Habe ich daran Schuld? Habe ich euch zerstört?“
„Nein, das hast du nicht. Das waren andere. Sie haben all die Bruchstücke hier an das Ufer des Teiches gebracht. Und als du das erste Mal hierhin gekommen bist, hast du diesen großen Scherbenhaufen gesehen. Und es tat dir sehr weh. Du hast dann Stein um Stein in diesen Teich geworfen, weil du den Anblick nicht mehr ertragen konntest.“
„Was hat das große Bild gezeigt? Kannst du mir das sagen?“

Der Stein seufzte: „Leider nicht, nein. Wir liegen weit zerstreut und zu tief unter der Oberfläche des Teiches. Deshalb zerfließen unsere Ahnungen vom großen Bild, das einst hier abgeladen wurde. Wir wissen nur, dass wir viele sind. Jeder für sich ein Bruchstück des Mosaiks. Wir spüren zwar, dass wir zusammen gehören, sehen Teile davon. Doch sind sie ungeordnet; wie ein großes Puzzle, weißt du.“
„Das kenne ich sehr gut“, sagte das Mädchen. „Auch ich erinnere mich manchmal an einzelne Bilder oder Szenen und spüre, dass sie irgendwie zusammen gehören. Aber sobald ich sie ordnen will, wird es dämmrig und dunkel.“
„Ja, das sind die Momente, wo du durch den Wald wanderst und zu diesem Ufer kommst. Du sprichst mit uns Steinen und fragst, ob wir uns an das große Bild erinnern können. Leider müssen wir dir immer wieder diese Antwort geben. Und du wirfst uns dann in den Teich. Dann wächst wieder das Schilf aus dem Boden und du spürst den Schmerz. Wenigstens den spürst du dann, sagst du zu dir.“
„Wir haben viel gemeinsam, Stein“, sagte das Mädchen. „Was wünscht du dir?“
„Was ich mir wünsche? Dass du uns irgendwann einmal zusammen führst und uns zu einem Mosaikbild zusammenlegst.“
„Aber wie soll ich das schaffen? Ich weiß doch gar nicht, wo ihr alle seid!“
„Alles auf einmal wird nicht klappen. Das ist richtig. Doch habe ich dir gesagt, dass der Teich wandert. Mit der Zeit werden die Steine des Grundes zu Ufersteinen, zu solchen, wie ich es bin. Dann wirst du wieder die Wahl haben: Uns wieder in den Teich zu werfen oder uns hier zu sammeln, Stück für Stück und Schritt für Schritt, um uns wieder zu vereinen. Wir werden dann immer noch gebrochene Steine sein, aber nicht mehr verstreut. Dann wirst du unsere Stimmen hören und die Bilder verstehen, weil sie nicht mehr von allen Seiten und aus allen Tiefen durcheinander schallen, sondern als ein geordneter Chor dir viel zu erzählen haben.“
„Aber das schaffe ich nie! Ich würde ja gerne, aber wie soll ich das alleine hinbekommen? Manche von euch waren so schwer, dass ich nur mit geballter Kraft sie ins Wasser werden konnte. Danach war ich so schwach, dass ich fast gestorben wäre.“
Der Stein nickte: „Das habe ich geahnt. Je schwerer die Steine sind, desto mehr Schilf wächst aus dem Boden. Das Schilf ist scharf und mit jedem Tropfen Blut wird das Wasser des Teiches dunkler, bis du dann den Stein nicht mehr auf dem Grund des Teiches sehen kannst.“
Das Mädchen nickte: „Ja, so ist es. Es ist schwer, euch in den Teich zu werfen, und danach will ich einfach nur vergessen. Das Schilf hilft mir dabei, weißt du.“
„Ich glaube schon.“, sagte der Stein. „Denn immer dann, wenn das Schilf sprießt und Blut fließt, wird unsere Sprache klanglos und kalt, bis wir fast vergessen haben.“
„So ist das auch bei mir.“
„Aber auch wir Steine können niemals ganz vergessen. Es ist die Sehnsucht, wieder vereint zu sein.“
„Bei mir ist es die Angst, euch zu vereinen, die mich zögern lässt.“
„Das ist ganz natürlich.“, sagte der Stein. „Du brauchst dich nicht unter Druck zu setzen. Lass mir dir ein Geheimnis sagen: An diesen Teich kommen noch andere Menschen. Du hast sie wohl noch nicht gesehen, aber ich. Sie sind wundervolle Wesen, weil sie helfen, uns Steine wieder zusammen zu führen. Sie hören oft lange Zeit nur zu, worüber andere Menschen mit uns Steinen sprechen. Sie können das gut.“
„Was?! Hat man etwa auch mir schon zugehört?“
„Das kann schon sein. Diese Menschen hören auf vielerlei Weisen. Sie lauschen etwa den Bildern. Oder sie spüren die Melodien. Das ist wunderbar. Sie können aber auch in der Sprache der Menschen sprechen, mit Worten. Sie sind, wie würde man sagen? Ja, sie sind Dolmetscher der Natur.“
„Dolmetscher der Natur?“
„Ja, das klingt auf den ersten Blick seltsam. Und irgendwie ist es auch so. Auch wir Steine haben durch solche Menschen die wörtliche Sprache kennen gelernt. Und andersherum können sie dir auch die Sprache von uns Steinen beibringen. Das ist eine große Hilfe, wenn du vorhast, uns zu ordnen.“

„Aber was ist, wenn diese Menschen Böses im Sinn haben? Woher weiß ich denn, dass ich ihnen vertrauen kann?“
„Nun, dies ist eines der Geheimnisse unserer Sprache.“, sagte der Stein. „Man kann es nie genau wissen, doch intuitiv spürt man es. Verlasse dich da getrost auf deine innere Stimme und schaue mit dem inneren Auge. Dann wirst du es erfahren.“
„Das hört sich nicht schlecht an, was du sagst. Kannst du mir einen solchen Menschen vorstellen?“
„Ich kann mit dir sprechen, weil ich ein Teil von dir bin. Ich kann dir das Gefühl geben, es sei richtig und wichtig, mit solchen Menschen zu sprechen: über den Teich mit den Steinen, über das Ufer und Schilf, über dich und die Gefühle in dir, in uns. Das kann ich tun. Und du kannst zu solchen Menschen gehen und mit ihnen sprechen. Auch über mich. Sie verstehen das, wenn du sagst: ein Stein am Ufer eines Mondscheinteichs hat mir diesen Schritt ans Herz gelegt. Das ist das Wunderbare an solchen dolmetschenden Menschen.“
Das Mädchen lächelte sanft: „Ich glaube, ich spüre, was du mir sagen möchtest.“
„Was ich dir und was du dir sagen möchtest.“
Und der Stein schmunzelte.
„Ich werde wieder kommen, hier, an diese Stelle am Ufer. Ich kann dir zwar nicht versprechen, dass ich nicht doch hin und wieder nochmals Steine in den Teich werfe, aber du hast mir Mut gemacht. Ehrlich.“
„Das freut mich sehr, Nina.“
„Woher kennst du…?“
„Wir sind wir sind wir…“

Impressum

Texte: Titelbild: http://vernakale.pbworks.com/f/1176053247/gutenberg-1.jpg
Tag der Veröffentlichung: 08.05.2009

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /