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1. Schneeflocke schwarz ist die Nacht



Schneeflocke schwarz ist die Nacht,
So fielst du nie durch meine Stille,
So schmilzt du unter meinem Auge
Für die andern, nie Geweinten.


2. Gewitterfront



In Nächten, die in Aufruhr liegen,
wenn kalter Wind in Chören schreit;
und Schneekristalle wirbelnd fliegen
Wirkt der Bilder Kraft gar weit.

Denn wenn sich die Natur entrüstet
In einer großen Symphonie
Und Sturm sich mit Gewitter brüstet
tobt die große Melodie!

Es kreischt der Geige berstend Schrei
Gleich Winden, die entfesselt wüten;
Und der Kontrabässe zwei
Scheinen Dämonen auszubrüten.

Es rennt ein Blitz, die Nacht wird hell -
Schatten scheinen wild zu zucken
Und Donner folgt im Sturm schallschnell
Als diese sich ins Dunkel ducken.


3. Schwarze Schwäne



Im Garten, wo die Schatten leben
und Mondlicht silbrig-neblig scheint,
Sich alte Stimmungen erheben:
Ein Auge lacht, das andre weint.

Schwarze Schwäne auf den Schwellen
In Einigkeit und sanfter Ruh -
Nur ferne Lichter träumend hellen
Ihre Anmut: nah bist du.

Vom andern Ufer Menschenstimmen
Höre ich schon lang nicht mehr...
Dafür seh ich uns dort schwimmen
Voller Liebe, lang ist’ s her.

Ein lang vergessen Sehnen trägt mich
In weitend Kreisen von hier fort:
Kleiner wird die Welt nun um dich
In fernen Bildern schweigt das Wort.


4. Schnuppennacht



Weichen Bewusstseins möchten Worte schleichen
In Sänfte, ohne Kraft und Forderung, schnurrend nur ihr Nächstes.
Vielleicht mit der Welle, den Schwänen oder den Schnuppen,
immer mit dir auf den Sommer aufsteigen, in die Nacht
sprechen wie Kinder spielen, im Nu und ursprünglicher Ruh
an die Hand ein Bild, mit dem Ohr einem Ton nachlauschen,
hineinschnuppern in eine sanft strömende Brise Blüte
und Berührungen wie das Schnurren schmiegender Katzen:
so lagen wir beieinander, eine halbe Endlosigkeit zusammen
am schimmernden Mondscheinteich, schenkten uns Zuhören
und Sprachmelodie und schwingendes Lachen, einen Quellfluss
fürs Erinnern, einen Schluck Natürlichkeit vorm kommenden Einträumen.


5. Alte Ställe



Es glüht der Mond; dort wunderbar
Ein Wind singt, züngelnd in den Lüften
Des Waldes Wort, melodisch klar:
Und Erinnerung in roten Düften.

Dort weht der Mauer blaues Kleid
Mit dem Wind, der aus der Ferne pfeift,
Erscheint der Schatten einer Maid-
Als ob im Dunkeln Feuer reift.

Es schweift ein glutrot Tanz herein
Im Nebellicht, schimärisch stiller Nacht!
Von Früchten drei, im Schattenschein
Ein Hauch von Blau, aus Mauerhöhlen lacht.

Hier schweigen wehend Scheingespenster
An Ziegeln, hinter kahlen Bäumen,
Schauen Äste lang, durch alte Fenster
Tief und hängend aus den Räumen.


6. Zauberlied



Es endet eine dieser Nächte
Mit wundervollem Dämmerlicht;
Im Walde letztes Vollmondlicht,
das hier und da durch Äste bricht.

Man hört nur mehr den sanften Wind
da droben in den Ästen singen;
Und es erwacht in mir das Kind
Und träumt sich fort auf Vogelschwingen.

Dort unten bleiben die Gedanken
Und alles, was zu schwer zum Fliegen;
Hier oben spiel ich ohne Schranken
Mit jenen, die Gedichte schrieben.

Es liegt mir der melodisch Chor
Als sich die Nacht zum Schlafe neigt
Wie ein Zauberlied noch sanft im Ohr,
Da sich des Morgens Auge zeigt.

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Tag der Veröffentlichung: 04.05.2009

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