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Eine einzelne Schneeflocke segelte zu Boden.
Eine kalte Windböe ließ sie durch die Luft tanzen, bevor sie sachte auf dem kalten Asphalt landete und zerschmolz.
Alles ist vergänglich, dachte ich betrübt.
Die Kinder, die um mich herum im Schnee spielten, nahmen keine Notiz von mir, obwohl ich über ihre Spielwiese ging. Ich steuerte auf die Bäume zu, die am Rande der Lichtung standen. Wenn man den kleinen Trampelpfad, der geradewegs durch das Gebüsch lief, folgte, erreichte man den schönsten Platz im Park. Kaum einer kannte ihn, weil der Pfad so gut verborgen war, und es keinen anderen Zugang gab, außer man wollte sich durch die Büsche schlagen.
Der Schnee war nicht weggeräumt, aber das behinderte mich nicht. Ich kannte den Weg in- und auswendig, seit schon fast acht Jahren. Hier hatte ich schließlich ihn kennengelernt.
John, John, John...
Der Name schwirrte in meinen Gedanken herum. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Die kalte Winterluft strömte in meine Lungen, befreite mich von den Gedanken und Schuldgefühlen. Ich brauchte jetzt unseren Platz. Die alte Holzbank am See, der jetzt bestimmt schon zugefroren war. Ich hatte das dringende Bedüfnis, mich darauf fallen zu lassen, wie in alten Zeiten, den Schnee sanft von dem Platz zu streichen, wo sich die Buchstaben befanden, die mein Leben verändert hatten. M & J. Michelle und John. Für immer und ewig.
„Alles ist vergänglich.“, flüsterte ich.
Die Bäume rauschten. Der Himmel war mit grauen Wolken verhangen. Es hatte angefangen zu schneien. Beihnahe etwas unheimlich.
Es wurde mit jedem Schritt heller, ich sah die alte Eiche. Sie war hunderte von Jahren alt. Oft hatte ich hier auf ihn gewartet. Es war viel schöner, zusammen, Hand in Hand, zum See zu gehen, als alleine. Im Sommer zwitscherten die Vögel, im Winter war es angenehm still, so still, dass man sich ganz fest an den anderen kuschelte, um die unheimliche Athmosphäre zu ertragen. Heute war es anders. Der Wind pfiff laut. Die Romantik war nicht mehr zu spüren.
Ich bleib an der Eiche stehen. Da war die Bank. Unsere Bank. Aber nun gehörte sie uns nicht mehr. Auf der Bank saß ein junges Pärchen.
Zwei Hände legten sich um meine Hüften. Ich zuckte zusammen, wollte schreien, aber über meine Lippen kam kein Ton.
„Ich liebe dich.", flüsterte er mir ins Ohr. „Immer noch."
Ich kippte fast um, vor Erleichterung.
Ein paar Sekunden lang standen wir nur da, dann drehte ich mich um und küsste ihn.
John. Endlich hatte ich ihn wieder.


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Tag der Veröffentlichung: 09.07.2011

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