Vorwort :
Ich melde mich zurück :-)
Aufgrund der vielen Nachfragen zu meiner allerersten FF Töchter des Mondes, die ich ja leider herausnehmen musste, bei der Veröffentlichung der ersten Bücher, und einfach weil mir mein "Baby" selber so am Herzen liegt, habe ich beschlossen die Geschichte umzuschreiben und als mein 4 tes Buch zu veröffentlichen. Ich habe mich immer sehr gefreut das euch die FF so gut gefallen hat und habe mir gedacht, dass ich, wie bei den anderen Büchern, bis das Buch im Handel erhältlich ist, die ersten Kapitel poste, um die warte Zeit zu verkürzen. Hoffe ihr findet schon Geschmack daran, ich selber bin auch sehr aufgeregt diese Geschichte wieder zu beleben.
Ihr könnt euch auch gerne auf der Internetseite
www.jaliahj.de erkundigen
oder mich auf Facebook besuchen, würde mich freuen :-)
http://www.facebook.com/mobileprotection#!/profile.php?id=100001941976120&sk=info
Vielen Dank nochmal an Tasmina die dieses schöne Cover erstellt hat <3.
Als erstes stelle ich euch die einzelnen Gruppen vor, es sind aber natürlich noch kleine Änderungen möglich, so etwas ergibt sich meist beim Schreiben.
Erstmal viel Spaß mit den "Töchtern des Mondes"
Der Clan der Yasus- die Wölfe aus dem Buch Töchter des Mondes
Hier stelle ich die verschiedenen Gruppen vor, die es in dem Buch geben wird, natürlich kommen nach und nach noch einige Charaktere hinzu....das ergibt sich meist beim Schreiben aber die Hauptcharaktere stehen schon mal fest ;-)
Viele haben ja schon mitbekommen das dieses Buch in Rumänien, einer kleinen Stadt Barnar in den tief bewaldeten Berglandschaften der Karparten spielt. Das Bild übrigens hier zu der Notiz ist aus Barnar, so sieht es dort aus.
Hier jetzt erst einmal die Hauptcharaktere der Wölfe - Gestaltenwandler
Der alte Stamm der Yasus
Sie blicken auf eine lange Abstammung der Ureinwohner Rumäniens zurück. Schon seit Generationen verwandelt sich der erste Sohn der stärksten und ältesten Familien, jede Nacht in einen Wolf zum Schutz des Stammes.
(Weiter Infos...später :-) ) .........
Adina Yasus 50 Ovid Yasus 55
/ /
Cesar 22 Calin 24
(Anführer des Rudels)
/ / / / /
Luca 16 Vlad 17 Tolja 20 Radu 22 Davud 23
Fähigkeiten: Alle Mitglieder des Rudels werden von einem der Ältesten des Stammes mit Magie zu einem Gestaltenwandler verwandelt. Es steht nur den ältesten Sohn aus einer Familie zu. Sie erhalten eine unglaubliche Stärke und Schnelligkeit. Sie altern normal, sie erhalten die Eigenschaft, wenn sie in Wolfsgestalt sind, anhand des Geruches ihre Seelengefährtin zu finden, an die sie sich dann unwiderruflich binden......
Zu den einzelnen Charakteren:
Calin : dunkler Hauttyp, dunkelbraune Augen, schwarze kurze Haar.
Calin ist der Anführer des Rudels, sehr ernst und gewissenhaft, trägt quer über seinem rechten Auge eine Narbe.
Cesar: dunkler Hauttyp, dunkelbraune Augen, schwarze kinnlange Haare.
Ist Calins jüngerer Bruder, er gehört nicht zum Rudel, da nur der erstgeborene Sohn dem Rudel beitreten darf. Er ist deswegen sehr frustriert.
Luca : dunkler Hauttyp, braune Augen, braune Haare.
Jüngstes Mitglied des Rudels, schmächtiger als alle anderen, da sie erst mit der Zeit, mit den nächtlichen Verwandlungen zu einer großen Stärke und Muskelmasse kommen. ;-)
Vlad: dunkler Hauttyp, grüne Augen, schwarze Haare.
Radu: dunkler Hauttyp, dunkelbraune Augen, braune Haare.
Sehr viel Blödsinn im Kopf, am undiszipliniertesten.
Tolja: dunkler Hauttyp, dunkelblonde Haare, braune Augen.
Calins bester Freund.
Davud: dunkler Hauttyo, braune Augen, schwarze Haare.
Seine linke Gesichtshälfte bis hin zu der Brust ist verbrannt, aggressivstes Mitglied des Rudels.
weiter Personen:
Adina und Ovid: Eltern von Calin und Cesar
Sora: Vlads Zwillingsschwester, dunkler Hauttyp, grüne Augen, lange schwarze Haare
Liliana: Soras beste Freundin
Der Zirkel der Vampire
Hier kommt die zweite Gruppe aus Töchter des Mondes, neben den Wölfen gibt es einen Zirkel von Vampiren.
Eigenschaften der Vampire:
Sie können normale Nahrung zu sich nehmen, brauchen aber alle regelmäßig Menschenblut um bei Kräften zu bleiben, sie sind ungeheuer schnell, führen ihre Bewegungen so schnell aus, dass es für das menschliche Auge, kaum sichtbar ist. Wenn sie sich von Menschen nähren, verfallen diese in einen Art Rauschzustand. Sie können bei ihrem Biss auch die Menschen verwandeln, sind allerdings durch den Pakt mit den Wächtern (zu diesen später :-) ) gebunden, dies nicht zu tun.
Der Zirkel der Vampire aus Barnar
Vladan
ältester Vampir in diesem Zirkel
/
Catalina
Gefährtin von Vladan
/ / / /
Lucian Tristan Nicola Dorian
Bruder von Catalina
Zu den einzelnen Charakteren:
Vladan: Mit 879 Jahren der älteste Vampir in diesem Zirkel, seine Verwandlung hatte er im Alter von 28 Jahren, durch seine lange Erfahrung ist er einer der gefürchtetsten Vampire, braune Haare, heller Hauttyp.
Catalina: 613 Jahre, im Alter von 23 Jahren verwandelt, schwarze lange Haare, Gefährtin von Vladan, dunkler Hauttyp.
Lucian: 613 Jahre, im Alter von 18 Jahren verwandelt, Bruder von Catalina, dunkler Hauttyp, schwarze kurze Haare.
Nicola: 480 Jahre, im Alter von 26 Jahren verwandelt, ausgeglichenstes Mitglied im Zirkel, rote lange Locken.
Dorian: 300 Jahre, im Alter von 22 Jahren verwandelt, jüngster Vampir im Zirkel, sehr vergnügungsfreudig, blonde verwuschelte Haare.
Tristan: 502 Jahre, verwandelt im Alter von 35 Jahren, ungehaltenster Vampir im Zirkel, hat eine vooltättoowierte Glatze.
Die Töchter des Mondes
Familie Segura
Rosaria 65 Jahre
/
Anis 46 Jahre Esmeralda +
/ /
Saphira Luna
Ich will hier noch nicht allzu viel über die Töchter des Mondes verraten, wer die Ursprungsgeschichte kennt, weiß das erst nach und nach herauskommt was es wirklich mit den Töchtern des Mondes auf sich hat.
Saphira: 20 Jahre alt, lange blonde gelockte Haare, mandelförmige blaue Augen, ein kleiner Leberfleck auf der rechten Wange, sehr Temperamentvoll :-)
Luna: 16 Jahre, schulterlange glatte blonde Haare, blaue Augen.
Die Wächter:
Die Wächter sind die höchste Macht. Sie wachen über alle Legenden und darüber das sie unbemerkt neben den Menschen existieren können und auch das die Legenden untereinander gewisse Regeln einhalten. Sie werden von allen geschätzt und gefürchtet zugleich.
Gabriel
/
ältestes und mächtigstes Wesen in der Mythenwelt
lange weiße Haare, trägt immer eine Sonnenbrille denn er
kann mit seinem Blick ungeheure Seelenqualen auslösen
/
Felicia - Rafael
Geschwister
Felicia:
schwarze lange Locken,
dunkelbraune Hautfarbe
Kann Geschehnisse in der Zukunft sehen, berührt sie eine Person direkt, kann sie Stücke aus seiner Zukunft sehen
Rafael:
Glatze,dunkelbraune Hautfarbe,
Kann Gedanken lesen und ist in der Lage jemanden seinen Willen aufzuzwingen
Kapitel 1
Traurig und wütend zugleich blickt Saphira aufs Meer, welches heute ihren Gemütszustand widerzuspiegeln scheint. Es ist unruhig und peitscht wütend die Wellen gegen ihren Lieblingsfelsen. Sie atmet tief ein, inhaliert die klare, warme Meeresluft und sieht zur Sonne hoch. Sie liebt ihre Heimat Venezuela über alles, und morgen muss sie diese verlassen. Wehmütig denkt sie daran, wie sich ihre Mutter Esmeralda damals gefühlt haben muss, als sie sich vor über 20 Jahren in der gleichen Situation befand. Saphira weiß fast alles über ihre Mutter nur aus Erzählungen. Ihre Oma Rosaria, bei der sie und ihre jüngere Schwester hier leben, hat ihnen oft von ihrer Mutter erzählt und vor allem von Esmeraldas tiefer Liebe zu dieser kleinen Insel, die ihr Zuhause ist.
Ihre gesamte Familie lebt hier in Venezuela in der Region Pampatar, die auch als Salzregion bekannt ist und bis heute unzählige Salzminen aufweisen kann. Saphiras Blick geht wehmütig auf die gerade vom Festland ankommende Fähre, welche sie morgen auch dorthin bringen wird. Diese Fähren, die mehrmals am Tag hin und her fahren, sind die einzige Verbindung zwischen dem Festland und ihrer kleinen Insel Margarita, ihrer geliebten Heimat.
Auch wenn sie es hier nicht immer leicht hatte, vor allem in letzter Zeit nicht, auch wenn sie weiß, dass es immer so vorgesehen war, sie will dieses Stück Erde nicht verlassen. Saphira schließt die Augen und erinnert sich an ein Foto ihrer Mutter, was sie als kleines Kind hier am Strand spielend gezeigt hat. Esmeralda, wie auch alle anderen weiblichen Mitglieder ihrer Familie, hatte, genau wie nun ihre Töchter, für diese Region ungewöhnlich helle, blonde Haare. Sie alle sind heller als hier üblich, haben hellere Haut, blonde Haare, und die meisten weibliche Mitglieder ihrer großen Familie haben blaue Augen. Saphira schüttelt unwillkürlich ihren Kopf und nimmt eine Strähne ihrer langen blonden Haare in die Hand.
Eigentlich ist ihre Familie schon fast berühmt hier in der Umgebung für die schönen Töchter, die aus der Familie stammen. Eine alte Geschichte, die sie selber auch schon des öfteren gehört hat, besagt, dass eine ihrer Vorfahren, nach der ihre Mutter Esmeralda benannt wurde, vom Mond mit Schönheit gesegnet worden ist. Saphira hatte noch nie viel übrig für solche alten Märchen, aber da es um die Frau ging, nach der ihre Mutter benannt worden ist, hat sie ihr doch des öfteren gelauscht.
Es war vor vielen Hundert Jahren, die junge Esmeralda lebte mit ihrer Familie noch an einem anderen Ort. Welcher Ort, weiß niemand mehr genau, aber für die klar denkende Saphira nur ein Beweis dafür, dass ihre hellen Züge nicht auf irgendwelche Segnungen des Mondes, sondern einfach aus der Abstammung der Familie kommen. Esmeralda war immer ein hübsches Mädchen, doch als sie ihr Herz an den beliebtesten Jungen des Ortes verlor und er sie keines Blickes würdigte, begann sie an sich zu zweifeln. Jede Nacht soll sich Esmeralda an einen See geschlichen und geweint haben. Sie hat leise den Himmel angefleht, dass sie hübsch genug wäre, um diesen Jungen für sich zu gewinnen. So ging es Woche für Woche, Esmeralda wurde immer verzweifelter und ihre Bitten immer lauter. Eines Nachts dann soll der Mond klar und hell über dem See gestanden und sich Esmeraldas Flehen geduldig angehört haben. Nachdem sie so sehr geweint hatte, ging sie ein paar Schritte in den Fluss, um sich das Gesicht mit dem kühlen Wasser zu erfrischen. In diesem Moment soll ein Strahl des Mondes sie beleuchtet haben. Der Mond hatte Mitleid mit diesem armen, verzweifelten Mädchen und segnete sie mit einer so ungewöhnlichen Schönheit, dass sie jeder, der von dieser Geschichte gehört hat, von da an nur noch die Tochter des Mondes nannte.
Esmeralda wurde glücklich, sie bekam ihren Traummann, der genauso wenig wie alle anderen Männer ihrer Schönheit widerstehen konnte. Sie gebar drei Töchter, jede ebenso schön wie ihre Mutter, und alle drei hatten dasselbe halbmondförmige Muttermal auf dem rechten Schulterblatt. Esmeraldas Glück währte jedoch nicht lange, kurz nach den Geburten der Töchter fing ihr Mann, der sonst so glücklich mit seiner schönen Ehefrau war an, sie zu beschimpfen und zu hassen. Denn seine Töchter waren alle drei hell, hatten blonde Haare und blaue Augen, während er und Esmeralda beide eher dunkel waren. Am Ende verließ er Esmeralda, und sie zog ihre drei Engel alleine groß.
So ist es auch vielen anderen der kommenden Generationen weiblicher Mitglieder in ihrer Familie ergangen, mögen sie alle auch schön gewesen sein, wirkliches Glück hat keine von ihnen gefunden. Bis auf Saphiras und Lunas Mama. Das ist die Geschichte, bei der ihre Oma Rosaria immer wieder aufblüht und ihre blauen Mandelaugen anfangen zu leuchten.
Saphiras Mutter war genau wie alle anderen Mädchen aus der Familie sehr begehrt, und einige der wohlhabenden Familien hatten sie schon für ihre Söhne ins Auge gefasst, doch Esmeralda hatte an keinem von ihnen Interesse. Als sie eines Tages kurz nach ihrem 17. Geburtstag mit Rosaria aufs Festland ging, um dort einige Lebensmittel auf einem der großen Märkte einzukaufen, traf sie zufällig auf Anis, einen 20-jährigen Bauernsohn. Anis kannte die Geschichte um die schönen Töchter des Mondes, jedoch wusste er nicht, dass es sich bei Esmeralda um eine von ihnen handelt. Es war bei beiden Liebe auf den ersten Blick, sie unterhielten sich eine ganze Weile, während Rosaria beim Schneider war. Als sie sich verabschiedeten, war für Anis klar, dass dies seine zukünftige Frau sein sollte. So schlich er sich mehrmals die Woche auf die kleine Fähre, um zur Insel Margarita zu gelangen und dort am Strand ein paar Stunden mit Esmeralda zu verbringen. Beide konnten sich bald kaum mehr voneinander trennen, wenn seine Fähre zurück ging. Es dauerte nicht lange, und aus der geheimen Liebschaft wurde eine öffentliche Verlobung. Diese brachte zwar viele Probleme mit sich, da es niemand nachvollziehen konnte, wie sie einen einfachen Bauerssohn einem wohlhabenden Mann aus gutem Haus vorziehen konnte, aber Saphiras Mutter setzte sich durch.
Anis hatte das Glück, durch einen Bekannten einen gut bezahlten Job in Rumänien, in einer der vielen Berggegenden angeboten zu bekommen, um dort bei der Waldaufforstung zu helfen. Eigentlich gab es nicht viel zu überlegen, in Venezuela hatte er nicht die Möglichkeit so gutes Geld zu verdienen, doch er wusste, wie sehr seine Esmeralda an ihrer beider Heimat hing. Letztlich ging sie aber nach ihrer schönen kleinen Hochzeit mit ihm nach Rumänien, denn ihre Liebe zu ihm war stärker als die Liebe zu Venezuela. Trotz ihrer ständigen Sehnsucht nach ihrer Familie und ihrer Heimat war Esmeralda glücklich. So oft es ging besuchte sie ihre Familie, vor allem, nachdem erst Saphira und dann Luna geboren wurde. Zwar gewöhnte sie sich nie wirklich an das dunkle, nasse Rumänien, doch ihr Glück liegt in ihrer kleinen Familie. Zwei Jahre nach Lunas Geburt allerdings traf sie alle ein schwerer Schlag, als Esmeralda an einer Lungenentzündung verstarb. Luna und Saphira waren beide noch klein, aber sie spürten die tiefe Trauer ihres Vaters und mussten selbst ihren Schmerz verarbeiten, von da an ohne Mutter aufzuwachsen. Am Sterbebett versprach Anis seiner Frau, dass ihre beiden Töchter, sobald diese ins Schulalter gekommen waren, sie ihre Kindheit in Venezuela verbringen sollten. Esmeralda wollte ihnen eine ebenso schöne Kindheit bescheren, wie sie sie selbst genossen hat. Allerdings, und das war von Anfang an klar, sollten die beiden, wenn sie langsam volljährig und somit das Werben um sie anfangen würden, nach Rumänien zu ihrem Vater zurückkehren. Esmeralda schien schon zu ahnen, dass es nicht leicht werden würde und wollte den beiden das ganze ersparen, damit sie sich frei und ohne Druck einen Mann aus Liebe suchen konnten, so wie sie ihr Glück mit Anis hatte.
Als Saphira sechs wurde, brachte Anis schweren Herzens seine beiden Töchter zu seiner Schwiegermutter. Er wusste, dass es für sie das Beste ist, da er aufgrund seiner vielen Arbeit kaum Zeit für sie hatte. Er wusste, wie liebevoll sie in den Händen ihrer geliebten Oma aufwachsen würden, doch nun auch seine beiden Engel zu verlassen, brach ihm noch einmal das Herz.
Kapitel 2
Saphira lächelt schwach, als sie diese ganzen Erinnerungen einholen und wendet sich zu ihrer Schwester Luna um, die schon ungeduldig im Sand steht und sie mahnend anzieht. »Komm Saphira, wir müssen, in ein paar Stunden geht unser Flug.« Saphira runzelt die Stirn, am liebsten hätte sie ihre jüngere Schwester einfach ignoriert und weiter aufs Meer geschaut, doch sie weiß, dass sie diesmal nicht drum herum kommt in das Flugzeug zu steigen. Sie liebt ihren Vater über alles, so oft es ihm möglich war, ist er gekommen und hat seine beiden Töchter besucht. Aber sie will Venezuela nicht verlassen, hat keine Lust auf das fremde Land, in das sie jetzt fliegen. Zwar ist sie seit ein paar Monaten 19 Jahre alt und könnte rein theoretisch darauf bestehen hier zu bleiben, doch ihre Schwester, von der sie noch nie getrennt war, alleine gehen zu lassen, ist noch unmöglicher, als sich mit den Gedanken an ihre neue Heimat anzufreunden. Alleine der Sprachunterricht, den sie seit ihrem 12. Lebensjahr regelmäßig bekommen, damit ihnen die Umstellung später nicht so schwer fällt, hat sie schon immer genervt. Aber neben Venezuela will sie auch ihre Familie nicht verlassen, sie liebt diesen ungeheuren Zusammenhalt, den sie hier untereinander haben. Ihre Oma, ihre Tanten und Cousinen, alle sind sich so nah, man sieht sich ständig, Saphira kann sich nicht vorstellen einen Tag zu verbringen, ohne ihre Gesichter zu sehen. Sie weiß, es würde keinem von ihnen leicht fallen, sie beide gehen zu lassen. Vor allem ihrer Oma bricht es das Herz, manchmal hört sie Rosaria leise nachts weinen, doch auch sie ist der festen Überzeugung, es wird das Beste für die beiden Schwestern sein. So versuchen alle hier, eine gute Miene zum bösen Spiel zu machen und schwärmen, wie glücklich sie sich schätzen können nach Europa zu dürfen. Saphira kann darüber nur böse lachen, es ist ja nicht so, als ob sie in ein atemberaubendes Land wie Spanien oder Italien ziehen würden. Nein, sie ziehen nach Rumänien, in die hintersten Wälder. In ihrer Umgebung gibt es nicht viel außer Bäumen und einen See, von dem ihr Vater immer so schwärmt, weil er weiß, dass Saphira das Meer vermissen wird.
Auch Luna fällt der Abschied schwer, doch ist Saphiras jüngere Schwester schon immer die einsichtigere, nachgiebigere gewesen. Die Geschehnisse der letzten Monate haben Luna scheinbar so verschreckt, dass sie jetzt mittlerweile sogar ziemlich zufrieden darüber scheint, dass sie beide Venezuela verlassen. Saphira ist schon immer mehr die Temperamentvollere, die Ungestüme gewesen. Sie hätten schon vor zwei Jahren zu ihrem Vater ziehen sollen, aber Saphira konnte solange auf alle einreden, dass die Frist verlängert wurde. Eigentlich hätten sie noch ein halbes Jahr Zeit gehabt, doch die letzten Ereignisse waren so schwerwiegend, dass ihr Vater sofort die Flüge gebucht hat, und nun gibt es kein Zurück mehr, sie werden Venezuela verlassen.
Bevor sie vom Felsen springt und sich mit Luna durch die kleinen Gassen der Stadt, in ihr geliebtes Zuhause bei ihrer Oma aufmacht, wo ihre gesamte Familie sicherlich zum Abschied schon auf sie warten wird, wirft Saphira noch einen letzten Blick zurück aufs Meer und ihr Herz zieht sich schmerzhaft zusammen, als sie daran denkt, dass sie diesen Anblick lange nicht mehr haben wird.
Zur gleichen Zeit in Rumänien, in einem – ein paar Kilometer von Barnar entfernten – tief im Wald versteckten Schloss.
Calin sieht sich in dem riesigen altehrwürdigen Empfangssalon um. Wie oft war er eigentlich schon im Schloss der Wächter? An die 100 Mal bestimmt. Außer diesem beeindruckenden Raum, in dem der große gedeckte Tisch, einige rote Läufer von edlem Aussehen und ein überdimensionales Portrait von Gabriel fast verloren wirken, hat er nie ein anderes Zimmer gesehen. Mindestens 30 weitere Räume dürften sich in diesem Schloss aber noch befinden.
Er betrachtet das Portrait wie schon so oft, doch zum ersten Mal fragt er sich, ob Gabriel – das mächtigste und nach seinem Wissensstand älteste Wesen in der Mythenwelt – schon immer so aussah? Das Portrait ist sicherlich schon mehrere 100 Jahre alt, und heute sieht er noch genauso aus wie auf dem Bild, als wäre es gestern entstanden. Seine langen strohigen weißen Haare, der weiße Bart, die typische schwarze Sonnenbrille und seine lange weiße Robe. Noch nie hat Calin ihn anders gesehen, er muss doch auch mal anders ausgesehen haben? Eingefrorenes Fleisch, was nicht mehr altert, kennt er nur von den verdammten Parasiten, den Blutsaugern, aber zu denen gehört Gabriel auf keinen Fall, wie alt er wohl ungefähr sein mag?
»Tz Tz, so was fragt man nicht:« Calin wird aus seinen Überlegungen herausgerissen und wendet seinen Blick zu Rafael um, der gerade den Raum betritt. Im Gegensatz zu Gabriel, der trotz all seiner Macht äußerlich eher schmächtig wirkt, sieht man dem sicherlich fast zwei Meter großen und breit gebauten dunkelhäutigen Rafael seine Macht sofort an. »Danke«, sein so typisches Grinsen und seine weißen Zähne lenken Calin wieder ab und erinnern ihn an Rafaels nervigste Macht, die des Gedankenlesens der anderen. Rafael schlägt im vorbeigehen Davud freundschaftlich auf die Schulter, was dieser allerdings nur mit einem leichten Kopfnicken erwidert. Obwohl Davud der ungezähmteste, widerspenstigste in ihrem Rudel ist, scheint Rafael genau ihm sehr viel Sympathie entgegen zu bringen. »Vielleicht auch genau deshalb?«, lacht Rafael in die Runde und zeigt auf den gut gefüllten Tisch und die noch leeren Stühle. »Setzt euch, die anderen treffen in ein paar Minuten ein.« Calin sieht zu seinem Rudel. Cesar, Radu und Davud sind genauso wenig begeistert von diesem einberufenen Treffen wie er, aber setzen sich widerwillig. Sein bester Freund Tolja sieht das alles scheinbar nüchtern und gleichgültig wie fast alles. Nur die beiden jüngsten Mitglieder, Vlad und Luca sehen sich begeistert den gedeckten Tisch und die großen Braten an, die zugegebenermaßen köstlich nach frischen Kräutern duften. Da Vlad und vor allem Luca noch nicht so lange zum Rudel gehören, entwickeln sich ihre Körper noch. Es dauert noch, bis sie sich durch die nächtlichen Verwandlungen und die stundenlangen Streifzüge durch die Wälder die gleiche Muskelmasse aufgebaut haben wie alle anderen, und solange essen sie sicherlich das doppelte, auch wenn keiner von ihnen gerade wenig verdrückt.
»Bedient euch ruhig, bis alle anwesend sind, vergehen sicherlich noch ein paar Minuten«, schlägt Rafael vor und sieht dabei aus einem der vielen vergitterten Fenster, durch das man die gerade untergegangene Sonne erkennt. Calin kann sich ein Aufstöhnen nicht verkneifen, während sich alle um den Tisch versammeln und Vlad und Luca sich gleich Essen auf den Teller häufen. Allein das Wissen, dass gleich die Parasiten hier aufkreuzen, verdirbt ihm den Appetit. Auch die anderen lehnen sich angespannt zurück. Es dauert keine zwei Minuten, und die Tür zum großen Saal wird geöffnet. Calin braucht sich nicht mal umzudrehen, sobald Vampire in der Nähe eines der Mitglieder des Rudels auftauchen, schlägt ihr Körper Alarm.
Kapitel 3
Calin braucht sich nicht mal umzudrehen, sobald Vampire in der Nähe eines der Mitglieder des Rudels auftauchen, schlägt ihr Körper Alarm. Alles in ihnen bäumt sich auf und der Wolf will heraus. Zwar muss sich jeder von ihnen jede Nacht verwandeln, aber sie alle haben das soweit unter Kontrolle, dass sie selber entscheiden können, wann es soweit ist. Ein Knurren begleitet das Eintreten der Blutsauger. Calin wirft Davud einen warnenden Blick zu. »Wenn nicht, gibt es ja auch noch mich«, mischt sich Raphael mit seinem typischen Lachen ein und erinnert belustigt an seine Gabe, den Willen eines jeden beherrschen zu können. Er erhebt sich fast schwebend von seinem Stuhl und öffnet einladend die Arme, während Calin angewidert seinem Blick folgt.
»Vladan... willkommen.« Calin geht die ihm nur zu gut bekannte Gruppe einmal mit seinen Augen ab. Vladan, herrschend und überheblich wie immer, an seiner Seite die zugegebenermaßen schöne Catalina, aber das ist ja auch das, was ihnen bei ihrer Abartigkeit hilft. Sie alle sehen aus wie ...gemalt ...perfekt, ein gutes Lockmittel für alle Menschen. Die andere Frau, Nicola mit den roten Locken, wirkt ebenso perfekt neben dem immer sehr ausgelassenen Dorian, der, wäre er nicht ein verdammter Parasit mit seinen verwuschelten blonden Haaren, als Surfboy durchgehen würde. Das was sie verrät, was ihre Identität klar zeigt, sind ihre schwarzen Augen, die sie alle haben, schwarz, so wie ihr inneres.... seelenlos.
Rafaels lautes Seufzen und der warnende Blick zum gesamten Rudel zeigt deutlich, dass nicht nur Calin diese Gedanken hat. Sie alle hassen die Vampire, und umgekehrt sieht es nicht anders aus. Also wundert es auch keinen, dass in dem Moment, wo sich der Vampirzirkel auf die Stühle niederlässt, Gabriel und Felicia den Raum betreten, als wollen sie die bestehende Spannung so kurz wie möglich halten.
Solche Treffen sind immer heikel, in diesem Umkreis gibt es die Wächter, sie, den Clan der Yasus, und eben die Vampire. Es lässt sich manchmal nicht vermeiden, dass die Wächter, die sie alle genau beobachten, solche Treffen einberufen, auch wenn Calin nicht genau weiß, warum es diesmal der Fall ist. Es gab schon lange keinen Konflikt mehr zwischen dem Rudel und dem Zirkel, keiner seiner Männer ist aus der Reihe getanzt. Das Einzige, was er sich vorstellen kann, ist, dass einer der Blutsauger ihr Abkommen mit den Wächtern nicht eingehalten hat. Er hätte zwar seine Freude daran, wenn die Blutsauger bestraft würden, der Gedanke wiederum, dass sie sich nicht an den Pakt gehalten haben, einen gesunden Menschen verwandelt oder getötet haben, lässt in ihm ein Ekelgefühl hochkommen. »Nur Geduld die Herrschaften«, unterbricht Rafael die Stille, und offensichtlich ist Calin nicht der Einzige, der wissen möchte, was sie hier zu suchen haben. »Und natürlich die Ladies«, zwinkert Rafael in die Richtung der beiden Vampirinnen, doch nur die rothaarige Nicola lächelt leicht zurück. Die Vampire und die Wölfe beachten sich nicht weiter, neben Vlad und Luca nehmen sich auch der glatzköpfige Tristan und der blonder Surfer Dorian etwas zum Essen, während Gabriel sich mit einem allseits wohlbekannten Räuspern Verhör verschafft, obwohl niemand ein Wort sagt.
»Es freut mich, dass ihr es alle einrichten konntet, ich weiß, dass jeder von euch viel zu tun hat.« Tristan lacht kurz hart auf und auch Calin weiß, dass es nur Höflichkeitsgeplänkel ist, was Gabriel dort von sich gibt. Wenn er ruft, muss man antreten, von Einrichten kann da nicht die Rede sein. »Wie dem auch sei«, Gabriel fährt unbeirrt fort, er steht dabei auf und läuft im Saal auf und ab. Das tut er meist, wenn die Themen ernst sind und selbst ihn beunruhigen, und das will schon was heißen. Alle folgen mit ihren Augen gespannt seinen Schritten.
»Wie ihr alle wisst, besitzt unsere geschätzte Felicia die Fähigkeit, Geschehnisse in der Zukunft zu sehen.« Calin entgeht nicht Lucians etwas gereizter Blick zu der elfenhaften Schönheit, die sich jetzt ebenfalls etwas unruhig zeigt. Vor ein paar Monaten hat Felicias vorausgesehen, dass Lucian gegen den Pakt verstoßen wird und die Wächter haben rechtzeitig eingegriffen. Zwar kann Felicias nichts direktes sehen, wenn es um einen von ihnen geht, nur Bruchstücke oder wenn sie direkt die Hand auflegt. Doch sie hat das Geschehen aus der Sicht der menschlichen Frau gesehen und so konnte schlimmeres verhindert werden. Obwohl Lucian felsenfest behauptet hat, er wäre nicht schwach geworden und hätte sich unter Kontrolle, musste er die nächste Zeit immer in Begleitung raus, eine strikte Auflage von Gabriel, der außer sich war. Calin weiß gar nicht, ob er immer noch unter der Auflage liegt.
»Sie hat schon vor einiger Zeit immer wieder ein paar Bruchstücke gesehen, konnte es jedoch nicht zuordnen, aber in letzter Zeit sind die Visionen häufiger geworden. Das Merkwürdige ist, Felicia kann nicht richtiges erkennen, es passiert etwas, sie sieht immer wieder jemanden von euch und andere Personen.« Gabriel holt tief Luft und Calin beugt sich etwas in seinem Stuhl vor, er spürt, dass Gabriel angespannt ist, und das passt so gar nicht zu ihm, selten bringt ihn was aus der Ruhe. Er nickt Felicitas zu und sie fährt mit der Erklärung fort.
»Manchmal sind die Visionen eben mehr ein Gefühl, es wird was passieren, was uns alle betrifft… und ich meine alle, ich konnte erkennen, dass es um euren Zirkel genauso geht wie um euch.« Sie sieht einmal zu Calin und er schaut ihr in ihre großen braunen Augen. »Und es muss sich dabei auch um etwas handeln, was zu unseren Kreisen gehört, das ist die einzige Erklärung, warum ich es nicht richtig deuten kann. Wir wissen selber nicht, was es sein könnte, aber es betrifft scheinbar uns alle. Gibt es irgend etwas, was ihr wisst? Erwartet ihr Besuch?« Sie sieht zu Vladan. Der sonst immer so kühle, dem man nie eine Gefühlsregung ansieht, wirkt doch tatsächlich auch einmal verwundert. »Hmm ...nein, kein anderer Zirkel hat sich angekündigt, wir erwarten niemanden.« Felicias' Blick schweift sofort zu Calin um, der sich leicht am Kopf kratzt. Ganz so übersichtlich wie bei den Blutsaugern ist es bei ihnen nicht.
Ihr Clan lebt direkt in der Kleinstadt Barnar. Der größte Teil der Einwohner gehört zwar zu ihnen, aber ein paar andere leben dort auch. Meistens sind das Familien, deren Männer bei der Waldaufforstung arbeiten. Sie leben am Rande der Stadt, aber sie leben doch unter ihnen. »Nein, eigentlich nicht dass ich wüsste, wie ihr wisst, gibt es nur noch einen weiteren Clan, und der lebt in Kanada. Keiner von ihnen hat sich angekündigt, auch sonst gibt es nichts weiter neues. Die Männer sind gerade dabei, genug Kaminholz für die kommende Kältewelle zu schlagen, also ist viel zu tun.« Radu unterbricht Calin. Er ist auch der Einzige, der dies ab und zu wagt und nur, wenn es wirklich nötig ist. »Bekommt Anis nicht Besuch? Dein Vater hat ihm doch letzte Woche beim Einrichten und Streichen geholfen.« Calin erinnert sich, dass sein Vater ein paar Tage ständig bei seinem alten Freund Anis verbracht hat, weil dieser seine zwei Töchter aus Venezuela zu sich holt. »Ja, seine zwei Töchter, irgendwelche jungen Mädchen, sie alle sind Menschen. Also nicht von Bedeutung, mehr ist uns nicht bekannt«, gibt Calin weiter und lehnt sich zurück.
Er überlegt selber, was genau Felicia gesehen haben könnte, denn eins ist klar, das hat sich schon des öfteren gezeigt: Wenn sie was sieht, dann trifft es auch ein. Eine Weile ist gänzliche Stille, alle scheinen sich selbst ihre Gedanken zu machen, was da auf sie zukommen könnte, bis sich Gabriel erneut räuspert und mit den Händen auf den großen braunen Esstisch abstützt. Sein Blick schweift einmal durch die so unterschiedliche Gruppe.
»Irgendetwas kommt, wird passieren, und es wird uns alle betreffen.«
Kapitel 4
Saphira sieht aus dem Fenster des alten Jeeps ihres Vaters und lässt die Landschaft an sich vorbeiziehen. Nach diesem langen Flug hat es gut getan ihren Vater in die Arme zu nehmen, auch wenn es Saphira etwas erschreckt hat. Es ist erst ein paar Monate her, dass sie ihn gesehen hat, aber es kommt ihr so vor, als würde er immer schneller altern, man sieht ihm die harte Arbeit an. Trotzdem hat es ihr Herz berührt, als sie sein überglückliches Lächeln gesehen hat. Es bedeutet ihm viel, seine beiden Töchter wieder bei sich zu haben. Genau deswegen hat sie sich auch bisher alle Kommentare über ihr neues Zuhause verkniffen. Sie fahren aus der größeren Stadt heraus, in der es den Flughafen gibt und sie gelandet sind. Seitdem fahren sie auf einer Straße, die einfach nur von Bäumen umgeben ist. Sie sind bestimmt schon eine Stunde unterwegs, und man sieht nur Bäume, nichts anderes als tiefen Wald. Anis erzählt, dass er und sein Freund Ovid für sie beide Zimmer hergerichtet haben. Luna scheint mittlerweile schon fast begeistert und fragt neugierig nach der Schule, auf die sie nach dem Wochenende gehen wird. Saphira lehnt sich daraufhin zurück und lauscht dem Geplänkel der beiden. Sie friert, und obwohl sie an den hier gerade beginnenden Winter gedacht und einen Pullover angezogen hat, scheint ihre Kleidung für solch einen Winter gar nicht geeignet zu sein. Es dauert eine ganze Weile, bis sie in eine Seitenstraße einbiegen, wo sie gleich mit einem alten Holzschild, auf dem Barnar steht, begrüßt werden. Kurz hinter dem Schild kommen die ersten Häuser. Es sind einfache Holzhäuser. Saphira sieht sich jedes von ihnen genau an, froh darüber, endlich etwas Abwechslung zu bekommen. Bald tauchen auch kleine Geschäfte auf, eine Buchhandlung fällt ihr gleich ins Auge. Bücher sind ihre große Leidenschaft, es gibt nichts Schöneres, als sich in eine andere Welt verzaubern zu lassen.
Als sie an einer Ampel halten, stehen sie direkt vor einem kleinen Lokal. Es dämmert gerade, und draußen vor dem Lokal sitzen mehrere Männer und spielen Karten. Nachdem sie den Jeep entdeckt haben, heben alle ihre Hände zum Gruß und ein jüngerer Mann steht auf und kommt direkt auf den Wagen zu. Fast alle der Männer sind ziemlich dunkelhäutig und soweit Saphira es von hier erkennen kann, scheinen sie alle ziemlich gut gebaut zu sein. Der junge Mann, der gerade auf das Auto zukommt, ist ungefähr so alt wie Luna. Er hat kurze schwarze Haare und ein ziemlich freches Grinsen im Gesicht. Saphira ist so abgelenkt, dass sie erschreckt, als ihr Vater an ihr vorbei greift und ihr Fenster herunterkurbelt, in das sich der junge Mann gleich hineinbeugt und Saphira und Luna ausgiebig mustert.
»Hey Anis, das sind also deine Töchter, freut mich, dass ihr jetzt hier seid, willkommen in Barnar.« Saphira lächelt leicht und Luna bedankt sich höflich, während Anis stolz strahlt. »Ja, jetzt habe ich meine zwei Engel endlich hier... Luna, Saphira, das ist Luca. Er geht mit dir zusammen zur Schule, Luna«, erklärt er an seine Töchter gewandt. Luca zwinkert Luna zu und diese kichert leicht, was Saphira die Augen verdrehen lässt, das fängt ja gleich gut an. »Könnt ihr mich mitnehmen? Ich muss bei Calin vorbei.« Anis nickt, »spring auf, ich musste Ovid sowieso versprechen die beiden vorbeizubringen, er kennt sie nur noch als kleine Mädchen.« Luca klopft aufs Dach und ruft den anderen Männern ein 'bis gleich' zu, während er sich auf die Ladefläche des Jeeps begibt. Als sie weiterfahren, erzählt ihnen Anis, dass es hier ähnlich wie in Venezuela auch einen großen Zusammenhalt in der Stadt gibt und er überzeugt ist, dass sich die beiden hier schnell wohl fühlen werden. Saphira sieht weiter aus dem Fenster, eigentlich wollte sie schnell ins Haus sich einrichten, ausruhen, doch es dauert nicht lange und sie halten vor einem Haus, was ähnlich wie alle anderen aus Holz ist, auch wenn dieses hier mit den vielen Blumen und den Rattansesseln auf der Veranda ziemlich gemütlich wirkt.
Bevor sie alle aussteigen können und Luca von der Ladefläche springt, geht schon die Tür auf und eine ältere Frau mit einem langen zur Seite geflochtenen schwarzen Zopf tritt heraus. Sie lächelt herzlich über das ganze Gesicht, als sie Saphira und Luna erblickt und kommt auf sie zu. »Das ist Adina, die Frau von Ovid, sie hat euch schon als Babys im Arm gehabt, ...eure Mutter und sie waren gut befreundet.« Noch immer kann Anis seinen Schmerz nicht verbergen, wenn er von Esmeralda spricht, und jedes Mal schnürt es Saphira das Herz ab. Die hübsche Frau mit der dunklen Haut und den strahlenden braunen Augen umarmt sie beide herzlich und gibt ihnen einen Kuss auf die Wangen. »Meine Güte Anis, die beiden sind wunderschön, die Bilder die du von ihnen hast, werden dem gar nicht gerecht, seht euch an, wie groß ihr geworden seid. Kommt rein, ihr habt sicher Hunger, ich habe für euch gekocht.«
Kapitel 5
Ohne Anis weiter zu beachten, führt sie die beiden ins Haus, was dieser lachend zur Kenntnis nimmt. Luca schlendert ihnen auch nach und erhält, bevor sie ins Haus treten, einen mahnenden Blick von Adina. »Luca, wo warst du heute Mittag? Deine Mutter war hier und hat nach dir gesucht, wozu hast du ein Handy, wenn du es nicht benutzt?« Luca lacht und hält den drei Frauen die Tür auf »hab es in der Werkstatt bei Calin liegen lassen, ist er da?« Als sie eintreten, kommt sofort ein großer Mann mit leichtem grauen Haar auf sie zu, der, obwohl er sicherlich so alt wie Anis ist, immer noch sehr sportlich aussieht. Auch wenn er sie anlächelt, spürt Saphira sofort sein mächtig wirkendes Erscheinen, was sie etwas verunsichert. Als er sie umarmt, tritt Anis neben sie »Saphira, Luna, das ist Ovid, ein sehr guter Freund von mir.« Saphira bringt gerade mal ein leichtes Hallo heraus, sie ist momentan etwas überfordert mit so vielen neuen Eindrücken, während Luna fasziniert beobachtet, wie sich Luca mehrere Brotfladen nimmt, die ihm Adina hinhält und genüsslich zubeißt. »Schön, dass ihr endlich da seid, euer Vater konnte die letzten Tage nicht abwarten.« Saphira durchfährt ein leichter Stich, ihr war immer bewusst, dass Anis sie beide vermisst, aber offensichtlich hat sie doch etwas unterschätzt, wie sehr.
Während Adina die beiden Schwestern zu Tisch bittet, schlägt Ovid Luca freundschaftlich auf die Schulter. »Calin und Tolja sind schon los, er ist davon ausgegangen, dass ihr auch schon unterwegs seid, nach eurem gestrigen Treffen hat er angenommen, dass ihr euch jetzt verstärkt um diese Angelegenheit kümmert.« Saphira hat der erste Eindruck wohl nicht getäuscht, Ovid spricht zwar ruhig mit Luca, doch sein mahnender Blick unterstreicht das mächtige Erscheinungsbild dieses Mannes. »Oh Mann, die wieder, na gut, ich werde sie mal suchen«, er wendet sich zu Luna um. »Sollen wir dich am Montag mitnehmen zur Schule?« Luna sieht sich etwas unsicher zu Anis um, weder sie noch Saphira können wirklich einschätzen, wie Anis zu solchen Sachen steht, da sie ja nie bei ihm gelebt haben, doch der lächelt entspannt, scheinbar hat er Vertrauen in die Jungs und Luna freut sich offensichtlich. »Das wäre super, dann muss ich da am ersten Tag nicht alleine auftauchen.« Luca lacht und hebt zum Abschied die Hand »keine Sorge, wir passen schon gut auf dich auf.« Anis und Ovid lachen ebenfalls. »Das will ich auch hoffen, lasst meinen kleinen Engel nicht aus den Augen.« Luca zwinkert Saphira und Luna noch einmal zu, und dann ist er auch schon in die mittlerweile ziemlich dunkle Nacht verschwunden.
Erst zwei Stunden später halten Luna, Saphira und ihr Vater endlich vor ihrem Haus. Das Essen, was Adina für sie gekocht hat, war wirklich lecker. Beide Schwestern haben es auch genossen, den Geschichten der drei zu lauschen, wie sie als Kleinkinder hier ihre Zeit verbracht haben. Saphira kann sich an das alles nicht mehr genau erinnern, deswegen war es schön zu hören, dass sie sich damals scheinbar hier sehr wohl gefühlt haben. Ovid hat auch stolz von seinen Söhnen Calin und Cesar erzählt, die eine Autowerkstatt in der Stadt besitzen. Es war nicht zu übersehen oder zu überhören, dass ihre beiden Söhne deren ganzer Stolz sind. Nun betrachten Luna und Saphira ihr neues Zuhause das erste Mal.
Anis ist immer zu ihnen nach Venezuela gekommen, das heißt, sie haben das Haus nicht mehr gesehen, seitdem sie 6 und 3 Jahre alt waren. Trotzdem macht sich in Saphira ein leicht wohliges Gefühl breit, sie kennt das Haus, das spürt sie, auch wenn sie sich nicht mehr an Einzelheiten erinnern kann. Es ist von außen weiß gestrichen, so etwas hat Saphira hier in der Stadt noch nicht gesehen, und sie muss leicht lächeln, in Venezuela ist fast jedes Haus weiß, ihr Vater wollte sich wohl etwas Heimat hierher bringen. Auf der Veranda entdeckt Saphira, dass hier eine Hollywoodschaukel angebracht ist, allerdings wirkt sie ziemlich schlicht, nur aus reinem Holz, ohne Sitzpolster, sie wird scheinbar nicht genutzt. Als sie das Haus betreten, sehen sie gleich, dass es sehr gemütlich eingerichtet ist. Man kommt direkt ins Wohnzimmer, was mit einem großen Sofa, einer Schrankwand und einem riesigen Fernseher ausgestattet ist. Saphira entdeckt über der Couch ein großes Bild ihrer Mutter an ihrem Hochzeitstag, ihr treten die Tränen in die Augen, ihre Mutter war so wunderschön. Rund um ihr Portrait sind viele Bilder von Saphira und Luna angebracht, und auch Luna lächelt bei diesem Anblick. Genau neben dem Wohnzimmer ist eine kleine schlichte Küche, Anis führt die beiden leicht aufgeregt die Treppe hinauf zu den anderen Zimmern. Sie gehen an seinem Schlafzimmer vorbei, und Anis öffnet eine Tür zu einem weiteren Zimmer. Sie betreten einen kleinen hellen Raum. Es steht ein schönes Himmelbett darin, ein Schreibtisch, ein Kleiderschrank. Auch ein Balkon ist vorhanden. An einer kleinen Pinnwand sind zahlreiche Kinderfotos von Luna angebracht, also ist das Lunas Zimmer. Anis hat sich wirklich viel Mühe gegeben und bekommt als Belohnung eine so stürmische und liebevolle Umarmung seiner jüngsten Tochter, dass er leise anfängt zu lachen. Luna ist gar nicht mehr zu bremsen und zieht Saphira zu dem kleinen Balkon.
Sie sehen auf etwas Grünfläche, die noch zu ihren Grundstück gehört und ...Wald, Bäume. Saphira hat eigentlich immer die Natur geliebt, aber schon jetzt ist ihr das alles hier zu viel Wald. Sie gehen wieder zurück und Anis zeigt ihnen, wie sie durch eine Verbindungstür in ein kleines Bad kommen was wieder eine Verbindungstür zu Saphiras Zimmer hat. »Wir teilen uns ein Bad, wie genial«, schwärmt Luna, und langsam steckt sie auch Saphira mit ihrer Vorfreude an. Sie beobachtet, wie ihre Schwester freudig die Toilette inspiziert und gibt ihrem Vater einen Kuss auf seine weichen Wangen. »Ich bin froh euch wieder hier zu haben«, er legt den Arm um seine älteste Tochter und Saphira beschließt, ihre Traurigkeit über das Verlassen von Venezuela tief in ihr Herz zu schließen und sich den neuen Dingen zu öffnen.
Als sie dann ihr Zimmer begutachten, fällt es ihr auch nicht schwer sich genauso zu freuen wie Luna, es ist ebenso eingerichtet wie ihr Zimmer, nur dass an der Wand gegenüber von ihrem Bett ein großes Bild mit der Aussicht aufs Meer ihrer Heimat, von ihren Lieblingsfelsen aus gesehen, hängt. »Das habe ich bei meinem letzten Besuch gemacht, ich dachte mir, dass dir dieser Ausblick sicher sehr fehlen wird.« Saphira weiß nicht, ob sie ihren Vater schon mal so zerdrückt hat, wie in diesem Moment. Auch hier zieht Luna sie auf den Balkon, während Anis langsam hinunter ins Erdgeschoss geht, um die Koffer zu holen. Sie blicken auf den dunklen Wald und es ertönt so etwas wie ein Knurren aus der Richtung des Waldes. Saphira bekommt eine Gänsehaut und sieht erschrocken zu ihrer Schwester. »Hast du das gehört?«, doch Luna grinst nur, »wir müssen unbedingt den Wald erforschen.« Saphira dreht ihren Kopf in Richtung des Hauses. »Papa, was für Tiere gibt es hier?« Anis laute Stille dröhnt durch das ganze Haus »einige Bären, Wölfe... haltet euch lieber vom Wald fern.« Luna ist schon wieder in ihr Zimmer gelaufen und steht nun auf ihrem Balkon und winkt zu Saphira hinüber, wieder ein leises aber doch vernehmbares Geräusch aus der Richtung des Waldes. Erschrocken blickt Saphira zu ihrer Schwester, die nur laut zu lachen beginnt. »Wer hat Angst vorm bösen Wolf?«, veralbert sie ihre ältere Schwester und kehrt in ihr Zimmer zurück. Einen Augenblick holt Saphira noch einmal tief Luft, blickt genau in den Wald, der nun ein Teil ihres neuen Zuhauses ist, und kehrt dann ins Haus zurück.
»Verdammte Scheiße, Vlad«! Sauer knurrt der Anführer den jungen grauen Wolf an, als dieser sich kaum noch beherrschen kann und immer näher zum Haus von Anis will. Plötzlich will er losrennen, doch Calin reagiert schneller, stößt ihn heftig mit seiner Schnauze zur Seite, so dass er gegen einen Baum kracht und sich zurückverwandelt. Calin tut es ihm gleich, schon im gleichen Augenblick hat es ihm leid getan, so aggressiv gegen eines seiner jüngeren Rudelmitglieder vorgegangen zu sein, doch er musste das tun, um sie alle nicht zu verraten. Es war von Anfang an eine beschissene Idee herzukommen. Calin, Davud und Tolja waren schon eine Weile in Wolfsgestalt in den Wäldern rund um die Stadt unterwegs. Die Sache, die gestern bei den Wächtern besprochen worden ist, lässt Calin nicht mehr los, und so haben sie schon angefangen die Wälder durchzurennen, in der Hoffnung auf irgendetwas zu stoßen, was ihnen weiterhilft, bis Vlad und Luca zu ihnen gestoßen sind. Die anderen beiden, Radu und Cesar, hatten schon vorher den Auftrag bekommen die andere Seite der Stadt abzusuchen. Sie sind immer wachsam, aber diese Ungewissheit macht Calin rasend.
Als Vlad und Luca aufgetaucht sind und sich verwandelt haben, um ihnen etwas mitzuteilen, dachte er erst, sie hätten was entdeckt. Zwar können sie auch miteinander kommunizieren wenn sie alle in Wolfsgestalt sind, doch ist dies mehr über Gefühle, über Gesten. Wenn es was wirkliches zu besprechen gibt, müssen sie sich jedes Mal zurückverwandeln. Als Luca ihnen dann nur mitgeteilt hat, dass Anis mit seinen beiden Töchtern da ist und diese wie Top-Models aussehen, hat Calin Davud nur verständnisvoll zugenickt, als dieser ihm eine leichten Nackenschlag verpasst hat. Nachdem sie noch eine Weile den Wald abgesucht haben, aber nichts außergewöhnliches entdecken konnten, bemerkten sie in der Nähe von Anis Haus dessen Wagen auf der Straße, und die beiden jüngeren Rudelmitglieder machten sich schnurstracks auf den Weg, um sich einen guten Sichtplatz im Wald vor dessen Haus zu suchen. Das Knurren ihres Anführers ignorierten sie einfach, und zum Glück folgten die Älteren den beiden, denn gerade als sie am Haus ankamen, stiegen die drei aus dem Jeep aus.
Alle ihre Sinne sind in der Wolfsform um ein vielfaches stärker. Auch Calin nahm sofort einen sehr süßen, anziehenden Geruch wahr, doch konnte er dem nicht nachgehen, weil alle sofort bemerkten, wie Vlads Gefühle anfingen verrückt zu spielen. Jeder wusste sofort was los war, sie kennen das schon von Tolja und Radu, die beide genau so reagiert haben, als sie ihre Seelenverwandten gefunden haben. Es ist wie eine magische Anziehungskraft, der Duft von ihr treibt den Wolf in den Wahnsinn, er fühlt sich zu ihr hingezogen, und es ist schwer ihn davon abzubringen, vor allem in der ersten Zeit. Bei Radu hat es fast einen Monat gebraucht, bis er es im Griff hatte. Erst nachdem Alicia seinem Werben endlich nachgegeben hat und beide ein Paar wurden, entspannte sich die Lage etwas. Bei Tolja war das ganze etwas unkomplizierter, da er das Mädchen schon kannte. Snejana hat mit ihm zusammen die Schule besucht, sie, wie auch Alicia gehören zum direkten Stamm der Yasus und wissen über das Rudel Bescheid. Nachdem Tolja sich das erste Mal zum Wolf verwandelt hatte, führte ihn sein Herz sofort zu seiner Seelenverwandten.
»Verdammt, Calin!« Vlad rappelt sich in Menschengestalt langsam vom Boden auf und reibt sich über die Schulter. »Ich wollte nur kurz näher heran!« Davud, noch in Wolfsgestalt, knurrt sauer auf und Calin atmet etwas schwer auf, es durchfährt sie alle jedes Mal ein reißender Schmerz, wenn ihre Körper sich verwandeln. Man gewöhnt sich daran, trotzdem bleibt es ein Schmerz. »Wie hast du dir das vorgestellt, Idiot? Wolltest du ihr die Pfote reichen?« Vlad will sich an seinem Anführer vorbeidrängen, doch der hält ihn auf. »Stop! Warte, entspann dich, ich habe es gefühlt, ich weiß was los ist, aber versuch ruhig zu bleiben, sie kennt dich nicht mal.« Vlad schaut zu dem Haus, und auch alle anderen folgen seinem Blick. Genau in diesem Moment geht eine der Balkontüren im oberen Stockwerk auf, die beiden Mädchen treten heraus, und in dieser Millisekunde fängt Calins Herz an zu rasen.
Kapitel 6
Genau in diesem Moment geht eine der Balkontüren im oberen Stockwerk auf, die beiden Mädchen treten heraus, und in dieser Millisekunde fängt Calins Herz an zu rasen.
Neben einem jüngeren blonden Mädchen mit kurzen Haaren steht das schönste Geschöpf, was er jemals gesehen hat. Eine zierliche junge Frau, mit langen, gelockten blonden Harren sieht zum Wald hinab. Obwohl Calin nicht mehr in Wolfsgestalt ist, erkennt er ihre blauen mandelförmigen Augen, sie sieht etwas traurig zum Wald und eine kleine Falte bildet sich auf ihrer Stirn, doch ehe Calin diese Schönheit weiter ansehen kann, verschwinden die beiden wieder ins Zimmer. »Meine Güte, habt ihr gesehen, was für ein Engel sie ist? Ich muss mit ihr sprechen.« Calins Aufmerksamkeit wird wieder von Vlad beansprucht, »welche von beiden ist es, also zu wem...?« Plötzlich überkommt Calin ein klammes Gefühl, er weiß, wenn einer seine Seelengefährtin gefunden hat, ist dies unwiderruflich, er ist ihr sein Leben lang verfallen.
»Na ja den Engel, hast du sie nicht gesehen? Ihre blauen Augen, dieses süße Lächeln.« Etwas befreiter hakt Calin nochmal nach »du meinst die Kleine?« Er entlockt Vlad ein wissendes Grinsen »Ja Chef! Ganz ruhig, du bist ja auch ganz verzaubert...«, er will gerade weiter witzeln, da geht erneut ein Balkon auf, diesmal auf der Nebenseite. Wieder treten beide Schwestern zusammen auf den Balkon, und diesmal reißt Calin seinen Blick von der Schönheit und mustert Vlads Seelenverwandte, die ebenfalls wunderschön ist. Sie ist jünger, hat schulterlange blonde Haare, ist aber wie ihre ältere Schwester genauso schön. Er will gerade wieder seinen Blick zu der älteren der beiden wenden, um sich zu vergewissern, dass er sich das nicht eingebildet hat, als Davud knurrt und ihn warnt, weil sich Vlad wieder zu weit nach vorne wagt.
»Du Idiot!« Calin zieht ihn sauer zurück. Er will Vlad gerade zurechtweisen, da hören sie eine süße Stimme laut rufen. »Papa, was für Tiere gibt es hier?« sie hören Anis ahnungslose Antwort und Luca grunzt als Wolf laut, was eine Art Lachen darstellen soll. Anis hat keine Ahnung, dass fünf dieser Wölfe direkt vor seinem Haus stehen. Sie sehen wieder nach oben, wo mittlerweile die jüngere der beiden auf den anderen Balkon getreten ist, scheinbar haben sie Lucas wölfisches Lachen gehört, denn die Ältere sieht ängstlich zum Wald, was Calin sofort die Brust leicht zuschnürt. »Wer hat Angst vorm bösen Wolf?« Alle Köpfe gehen blitzschnell in die Richtung von Vlads Seelengefährtin, die scheinbar ihre Schwester aufziehen will. Keine Sekunde später verschwindet sie wieder im Haus, während die Ältere noch einmal in ihre Richtung blickt. Einen Moment scheint es fast so, als würde sie Calin direkt ansehen, und er kann ihre bezaubernde Erscheinung nicht begreifen, dann ist auch sie verschwunden und Luca prustet so sehr los, dass er sich noch beim Lachen verwandelt und als Mensch liegen bleibt. »Oh Mann, Vlad, dass wird was...«, lacht er weiter, und Calin fährt sich selber einmal verwirrt durch die Haare, was zur Hölle war das gerade?
Bevor sich Calin auf den Weg nach Hause macht, geht er noch einmal in die Wohnung über der Werkstatt, die er gerade renoviert. Die Räume sind groß und hell, er musste und muss noch immer sehr viel Zeit und Arbeit hineinstecken, aber schon jetzt erkennt man, dass es sich lohnen wird. Er schafft sich sein eigenes Reich, zudem helfen die Jungs immer alle gerne dabei. Cesar wird sich erst einmal sein altes Zimmer im Haus ihrer Eltern schnappen, aber Calin ist sich sicher, dass es nicht lange dauern wird, bis er ebenfalls in die Werkstatt zieht. Immer wieder kehren seine Gedanken zu der Tochter von Anis zurück. Noch nie hat er ein so hübsches Geschöpf gesehen, in seinen Augen ist sie perfekt. Ihre zierliche Figur, die langen Haare, diese großen blauen Augen, er würde am liebsten sofort wieder dahin, um sie sich anzugucken, und das bringt ihn gerade durcheinander. Was ist in diesen zwei Minuten, in denen er sie gesehen hat, geschehen? Ihm ist noch nichts Vergleichbares passiert.
Calin ist nicht unerfahren, als Anführer des Wolfsrudels ist er gleich doppelt so begehrt, als er es ohnehin schon immer war, hier und in der größeren Nachbarstadt, wo sie alle zur Schule gegangen sind. Er hat auch schon eine längere Beziehung hinter sich mit Amanda, eines der heißesten Mädchen in der Schule. Sie gingen zwei Schuljahre miteinander. Zwar war es irgendwann nicht mehr wirklich Liebe zwischen ihnen, sondern nur noch gute Freundschaft, aber sie hatten immer guten Kontakt. Bis zu der Nacht, die sich für immer tief in Calins Gedächtnis gebrannt hat, die paar Sekunden, die ihn nie wieder loslassen werden. Sobald die Erinnerungen anfangen ihn aufzufressen, kehrt er zu sich nach Hause zurück, wo seine Mutter und sein Vater gerade am Frühstückstisch sitzen. Calin hat überhaupt nicht auf die Zeit geachtet und mittlerweile ist es schon wieder früher Morgen. Seine Mutter sieht ihn besorgt an, offensichtlich sieht er so aus, wie er sich fühlt. Als sie ihn an den Esstisch bittet, winkt er ab und will gerade ins sein Zimmer verschwinden, als ihn sein Vater nochmal anspricht. »Anis war gestern mit seinen Töchtern...«, doch Calin fällt ihm ins Wort, was er sonst nicht wagen würde, aber er kann jetzt nicht noch einen Satz davon vertragen. »Ich weiß, ich weiß, ich hau mich hin.« Er geht nach oben in sein Zimmer, doch es wäre zu schön gewesen, hätte er sich wirklich für ein paar Stunden aufs Ohr hauen können. Ovid steht keine Minute später in seinem Zimmer. »Was ist passiert? Geht es um euer Treffen gestern? Habt ihr etwas entdeckt?« Calin schüttelt den Kopf und streift sich das Shirt vom Körper. »Nein, nichts entdeckt, obwohl, so kann man das nicht sagen. Vlad hat seine Seelengefährtin entdeckt.« Calin schmeißt das Shirt achtlos in die Ecke, zum Duschen ist er viel zu kaputt, er will nur noch schlafen.
Ovid guckt ihn erst verwundert an, dann lacht er. »Wirklich? Der Chaot? Wer ist denn die Glückliche?« Calin sieht seinen Vater einen Moment lang an, vor ihm war er der Anführer des Rudels, wie auch schon sein Großvater, seine Familie ist schon immer die Führung des Clans. Ovid weiß mehr als jeder andere, was das alles bedeutet, was es für Auswirkungen hat. »Es ist Anis' jüngste Tochter«, gibt er schließlich etwas leiser zu und sieht sofort in Ovids Gesicht die Reaktion. »Verdammt, musste das sein? Die Kleine weiß doch über gar nichts Bescheid, nicht mal Anis weiß etwas. Ich will seine Familie da nicht hineinziehen.« Calin lacht einmal hart auf »tja, wir konnten das leider nicht verhindern.« Er merkt selbst, wie genervt er sich anhört. »Was war noch? Irgendetwas stimmt nicht mit dir...« Calvin legt sich aufs Bett und seufzt schwer »nichts weiter, es war einfach eine harte Nacht, ich bin müde.« Ovid sieht zwar noch einmal besorgt zu seinem Sohn, doch dann schließt er die Tür hinter sich.
Das letzte, was Calin vor dem Einschlafen vor sich sieht, ist das Gesicht der schönen jungen Frau, die er heute zum ersten Mal gesehen hat. Als er seine Augen wieder öffnet und diesen wirren Traum von sich schüttelt, der ihn mehr gequält als erholt hat, ist es schon später Nachmittag. Er rappelt sich langsam auf und nachdem er etwas gegessen hat, macht er sich gleich auf den Weg in die Werkstatt. Es verwundert ihn nicht sonderlich, Cesar, Vlad und Tolja dort anzutreffen. Ob geschlossen ist oder nicht, die Werkstatt ist immer vom Rudel besucht. Sie sitzen in einem alten Bus, und das Lachen von ihnen schallt durch die gesamte Halle. »Na, sieht nichts so aus, als hättest du eine erholsame Nacht gehabt«, witzelt sein Bruder gleich los, doch Calin beachtet die Kommentare von Cesar gar nicht weiter. Er weiß, dass sein jüngerer Bruder schwer damit zu kämpfen hat, nicht zum Rudel zu gehören. Es ist immer nur der älteste Sohn einer Familie, der zu dem Rudel dazustoßen darf, und das auch nur von den ältesten dazu gehörenden, vom Clan abstammenden Familien. Cesar gibt es zwar nicht offen zu und tut gleichgültig, aber Calin kennt seinen zwei Jahre jüngeren Bruder zu genau um nicht zu bemerken, dass es ihm schwer fällt zurückzubleiben, wenn sie als Rudel losziehen, obwohl er sonst immer in alles mit einbezogen wird. Doch wenn sie nachts ihre Gestalten ändern, müssen sie ihn zurücklassen, und das quält ihn, auch wenn er es nicht zeigen will.
Calins Blick fällt zu Vlad, der einen Schluck Cola aus einer Dose trinkt. Auch er scheint kaum geschlafen zu haben. Er setzt sich neben Vlad und klopft ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Keine Sorge«, Luca unterdrückt ein Aufstoßen, »ich halte ihn schon in Schach bis morgen, da holen wir sie ja zur Schule ab, von da an werde ich nicht mehr ganz so viel Einfuß haben.« Luca kann sich ein freches Grinsen nicht verkneifen, und Calin lehnt sich erschöpft in die alten Sitze des Busses zurück. »Sei einfach, ich weiß ...also nicht persönlich, aber du weißt schon, es wird schwer, aber überfahre sie nicht gleich. Sie hat keinen Schimmer, sie kommt aus einem ganz anderen Land, lass ihr Zeit sich erst einmal an alles zu gewöhnen, bevor sie sich noch der Tatsache stellen muss, dass es hier ein paar Freaks gibt, die ab und zu Wölfe werden, und einer von ihnen nicht mehr ohne sie leben kann. Ganz abgesehen davon, dass ein paar Kilometer weiter ein Haus voller Vampire ist.« Calin meinte das eigentlich sehr ernst, doch an dem Schmunzeln der anderen merkt er, dass sie es nicht so verstanden haben. Aber er ist viel zu müde, und in seinen Gedanken herrscht ein zu großes Chaos, um noch mal auf den Ernst der Lage hinzuweisen. Er überblickt einmal die vollgestellte Werkstatt, eigentlich ist viel zu tun, aber im Moment hat er keinen Kopf dafür. »Was haltet ihr von einer Runde Fußball? Ich glaube das wird das Beste heute sein.«
»Auf jeden Fall, sind dabei, das hört sich doch genau richtig an, lass uns die anderen zusammentrommeln.« Luca und Cesar springen sofort auf, und nach einem mahnenden Blick von Luca erhebt sich auch Vlad. Calin muss Grinsen. Vlad, der sonst immer so eine große Klappe hat, scheint plötzlich wie lahmgelegt. Dabei braucht er sich eigentlich keine Sorgen zu machen, Calin hat schon mehr als einmal mitbekommen, dass die Mädchen verrückt nach ihm sind. Mit seinen kurzen stacheligen dunklen Haaren, der dunklen Haut und den herausstechenden grünen Augen kann ihm kaum ein Mädchen widerstehen. Zwar hat er noch nicht die Muskelmasse der anderen aufgebaut, die schon länger beim Rudel sind, trotzdem sticht er unter den anderen in seinem Alter hervor. Dazu dieses freche Grinsen, was zwar gerade kaum vorhanden ist, aber was sicher wieder kommen wird. Calin lacht und legt den Arm um einen seiner jüngeren Schützlinge. »Mach dir nicht so viele Gedanken, sie wird dir schon nicht widerstehen können. Wie sollte sie auch? Wir sind schließlich Yasus... da kann keine Frau nein sagen.« Sie verlassen gerade die Garage, als Calin den letzten Satz ausspricht und er beinahe in Anis und seine ältere Tochter hineingelaufen wäre, die wohl gerade in die Garage kommen wollten.
Kapitel 7
»Mach dir nicht so viele Gedanken, sie wird dir schon nicht widerstehen können. Wie sollte sie auch? Wir sind schließlich Yasus... da kann keine Frau nein sagen.« Sie verlassen gerade die Garage, als Calin den letzten Satz ausspricht und er beinahe in Anis und seine ältere Tochter hineingelaufen wäre, die wohl gerade in die Garage kommen wollten. Calins Herz schlägt gleich doppelt so schnell, als er nun genau vor der Schönheit steht. So nah sieht sie noch tausendmal schöner aus, als gestern Nacht. Auch wenn sie anscheinend über seine gerade getätigte Aussage die Augenbrauen nach oben zieht.
Schon seitdem sie aufgewacht sind, haben Luna und Saphira sich eingerichtet, ihre Sachen ausgepackt und sich ihre Zimmer individuell hergerichtet. Saphira hatte einen tiefen Schlaf, was ihr gut getan hat und wohl an dem langen Flug gelegen hat. Nun fühlt sie sich schon viel besser, sie essen zusammen mit Anis zu Mittag. Ihr Vater strahlt noch immer wie ein Honigkuchenpferd, auch wenn es für ihn sicher eine Umstellung ist, plötzlich zwei Frauen im Haus zu haben, die sich Sachen durchs Haus zurufen. Während des Mittagessens erklärte Anis, dass er mit Saphira noch zu einer Werkstatt in die Stadt fahren wollen. Saphira hat den Führerschein, und hier ist ein Auto unumgänglich. Zwar hat sie in Venezuela die Schule bereits abgeschlossen und muss sich hier erst einmal eine Arbeit suchen, doch trotzdem braucht sie schnell ein Auto, um sich hier überhaupt bewegen zu können. Anis ist fast den ganzen Tag mit dem Jeep unterwegs, so dass sie den nicht nutzen kann. Zudem kann sie dann auch Luna zur Schule bringen, wer weiß, wie zuverlässig das Angebot von diesem Luca ist.
Obwohl das nächste Autohaus in der Nachbarstadt ist, hat Ovid aber zu Anis gesagt, dass es bei seinen Söhnen ein paar gute Autos gibt, die zum Verkauf stehen. Auch wenn heute Sonntag und somit alles geschlossen ist, Anis ist sich sicher, dass sie jemanden antreffen werden. Erst wollen sie noch bei Ovid nachfragen, deswegen stellt sich Saphira nach dem Essen etwas überfordert vor den gerade eingeräumten Kleiderschrank. Draußen ist es so kalt, wie sie es noch nie erlebt hat, und der Winter hat hier noch nicht mal richtig begonnen. Sie hat nicht viele Möglichkeiten, also zieht sie eine hellblaue Jeans, ein längeres weißes Top und eine helle Stickjacke an, dazu weiße Ballerinas. Als sie zu Anis in den Jeep steigt und Luna, die im Haus noch weitermachen will, zuwinkt, guckt dieser mit seinen dicken warmen Boots mitleidig an seiner Tochter herunter. »Ihr müsst euch hier schnell neue Anziehsachen kaufen.« Saphira nickt nur und kuschelt sich in die Strickjacke, während sie wieder zu dem Haus von Ovid fahren.
Dieses Mal ist nur Adina dort, sie drückt Saphira wieder fest an sich, Saphira mag die liebevolle Frau jetzt schon sehr. Ovid sei wohl bei einem Nachbarn zum Kartenspielen, aber ihre Söhne müssten wohl beide in der Werkstatt sein und somit fahren sie wieder los. Die besagte Werkstatt ist genau gegenüber dem Buchladen, den Saphira sofort nach ihrer Ankunft entdeckt hat, am liebsten würde sie gleich hinüber gehen, auch wenn er geschlossen ist, um sich im Schaufenster ein Bild zu machen, wie umfassend ihr Sortiment ist. Doch sie folgt ihrem Vater zu dem größeren zweistöckigen Gebäude, welches schon von außen unschwer als Werkstatt zu erkennen ist. Es stehen mehrere Autos davor, die eher aussehen, als gehören sie auf den Schrottplatz. Als sie gerade eintreten wollen, öffnet sich die Tür und vier Männer kommen heraus, ohne sie beide zu bemerken. Alle sehen zu einem Mann in der Mitte, der gerade einen Satz beendet.
»Wie sollten sie auch? Wir sind schließlich Yasus... da kann keine Frau nein sagen.« Saphira zieht die Augenbrauen hoch, der Kerl scheint ja sehr von sich überzeugt. Als die Männer schließlich doch noch Anis und sie erblicken, sehen sie alle etwas zu verwundert zu ihnen, doch Anis begrüßt sie freundschaftlich. Saphira mustert die Männer genau, während Anis jedem die Hand gibt. Einer von ihnen ist dieser Luca, den sie schon gestern getroffen haben, neben ihm steht auch noch ein etwas jüngerer Mann, der irgendwie leicht nervös wirkt, er hat im Kontrast zu seinem sonst so dunklem Aussehen sehr herausstechende grüne Augen und ein niedliches Gesicht. Neben ihm stehen zwei weitere Männer, beide Anfang 20. Einer hat schulterlange Haare und lächelt sie freundlich an, im Gegensatz zu den jüngeren sind die beiden etwas älteren Männer wirklich breit gebaut, sie scheinen regelmäßig zu trainieren. Dazu sieht man in ihren Gesichtern, dass sie Brüder sind, was Saphira zu dem Schluss kommen lässt, dass es sich hier um die Söhne von Adina und Ovid handelt. Als ihr Blick dann zu dem Mann schweift, der gerade noch so einen selbstsicheren Spruch von sich gegeben hat, ist sie sich dessen ganz sicher. Genau wie sein Vater wirkt auch er sehr mächtig, Saphira kann gar nicht genau sagen, woran sie das festmacht, es ist einfach die ganze Erscheinung, die das ausdrückt.
Er scheint der Ältere zu sein, Saphira muss zugeben, auch wenn alle Männer gut aussehen, sticht er aus allen hervor. Er hat schön geschwungene Lippen, kurze Haare, und seine Augen scheinen sie an sich binden zu wollen, als sie in diese blickt. Sie sind dunkelbraun und unablässig forschend auf sie gerichtet, was sie leicht nervös werden lässt. Sie entdeckt eine feine Narbe, die sich einmal von seiner rechten Wange über sein Auge bis über die rechte Augenbraue zieht. Sie ist zwar hell und dünn, doch man erkennt sie.
»Calin, Vlad, Cesar, das ist meine Tochter Saphira, Luca, ihr habt euch ja schon gestern kennengelernt.« Jeder der Männer reicht ihr höflich die Hand, vor allem die von Calin, der offensichtliche Anführer dieser Truppe, scheint riesig im Gegensatz zu ihrer. Sein Blick fühlt sich merkwürdig auf ihr an, als würde er sie erforschen wollen. »Eure Mutter hat uns gesagt, dass wir euch hier finden werden. Wolltet ihr gerade gehen? Dann kommen wir morgen wieder.« Endlich reißt dieser Calin seinen Blick von Saphira und wendet sich ihrem Vater zu. »Nein, nein, kein Problem.« Er grinst und zwei Grübchen zeigen sich auf seinen Wangen, was sein Lächeln fast schon unwiderstehlich werden lässt. Saphira ärgert sich über sich selbst, dass sie diesem sowieso schon von sich eingenommenen Typen auch noch eine Bestätigung gibt, wenn auch nur in ihren Gedanken.
»Was braucht ihr? Womit kann ich euch helfen?« Anis will gerade ansetzen Calin in die Werkstatt zu folgen, als der junge Mann mit den grünen Augen, der ihr vorhin als Vlad vorgestellt wurde, sie nochmal zurückhält. »Anis, wo ist deine andere Tochter?« Anis sieht den jungen Mann etwas verwundert an. »Luna? Die ist zuhause geblieben, warum?« Doch bevor Vlad antworten kann, mischt sich Luca ein. »Ich habe Vlad erzählt, dass Luna auf unsere Schule kommt.« Anis nickt leicht, doch dieser Vlad scheint es auf einmal sehr eilig zu haben, und Luca sieht ihn besorgt an. »Okay, wir haben noch was zu erledigen. Schönen Tag noch, wir holen dann morgen Luna ab.« Bevor er den Satz richtig zu Ende sprechen konnte, sind er und dieser Vlad verschwunden.
Kurz blickt ihnen Saphira noch hinterher, doch dann folgt sie den anderen Männern in die Werkstatt. Genau wie draußen stehen auch hier einige Autos, doch sehen die schon einigermaßen fahrbarer aus. Anis erklärt Calin, worum es geht, dass sie dringend ein Auto für Saphira brauchen. Saphira weiß, dass ihr Vater in all den Jahren immer Geld zur Seite gelegt hat, und auch sie haben noch etwas Erspartes aus Venezuela mitgebracht. Immer wieder spürt sie Calins Blick auf sich. Sie blickt sich in der Werkstatt um, damit sie ihn nicht ansehen muss. Sie würde gerne noch einmal einen genaueren Blick auf diesen Calin werfen, doch sein Ego noch mehr zu stärken, kommt gar nicht in Frage. Deshalb ist sie seinem jüngeren Bruder auch sehr dankbar, als der ihr etwas Kaltes zum Trinken gibt und sie etwas zu tun hat, während sie den Fachsimpeleien der Männern lauscht.
Dann driften die Männer ab, und das Thema handelt von Motorrädern. Während Cesar mit Anis in die hintere Ecke der Werkstatt geht, um ihm ein paar davon zu zeigen, spricht Calin das erste Mal direkt mit ihr. »Komm mal mit, ich zeig dir schon mal die Autos, von denen wir gesprochen haben.« Saphira wirft noch einen Blick zurück zu ihrem Vater, der sich gerade begeistert eines der Motorräder ansieht, dann folgt sie Calin, der ihr eine Tür zu einem Hof aufhält. Auf diesem Innenhof stehen wieder Autos herum, diese sehen allerdings alle fahrtüchtig aus. Saphira sieht sich die drei dort stehenden Exemplare genau an. Es gibt einen etwas kleineren Jeep, als das Modell ihres Vaters, daneben steht ein Kombi und ein kleiner roter Golf. Saphiras Lieblingsfarbe ist Rot und auch sonst sagt ihr der kleine Wagen zu, deshalb steuert sie diesen direkt an. Calin lacht, »nicht der, wir hatten an diesen Wagen gedacht.« Er zeigt auf den Jeep, »mit ihm kommst du hier besser zurecht, der ist wie gemacht für die Gegend. Mit dem dort wirst du nur deine Probleme haben.« Er zeigt lieblos auf das kleine rote Auto, und Saphira schließt es augenblicklich noch mehr in ihr Herz. »Steht dieser Wagen denn auch zum Verkauf?« Das erste Mal sieht sie Calin aus dieser Nähe direkt in die Augen. Er hat wirklich schöne Augen und wenn er lächelt, blitzen sie leicht auf. »Doch klar, die drei stehen zum Verkauf, wir haben sie als Schrott bekommen und wieder hergerichtet, aber der Jeep ....« Saphira muss auch lächeln »dann will ich den haben.« Sie zeigt auf den Kleinwagen. Calin scheint einen Augenblick zu überlegen, wie er sie jetzt davon abbringen könnte, in diesem Moment kommen auch Anis und Cesar zu ihnen.
Auch Anis ist nicht begeistert von Saphiras Wahl, doch sie lässt sich auch von ihm nicht mehr umstimmen, schon gar nicht, nachdem sie in dem kleinen Prachtkerl gesessen hat. Calin beobachtet das ganze nur ziemlich amüsiert, und als Anis und Saphira irgendwann beim Diskutieren ins Spanische verfallen, lehnen er und Cesar sich sogar an ein Auto, um es sich dabei gemütlich zu machen. Als Saphira ihren Vater schließlich mühsam überzeugt hat, das kleine, günstigere Auto zu nehmen, und die Männer anfangen über den Preis und andere Sachen zu reden, entschuldigt sich Saphira und geht hinüber zum Schaufenster des Buchladens. Sie entdeckt, dass der Laden sich nach hinten wohl noch sehr weit erstreckt und er ein sehr umfangreiches Sortiment hat. Sie geht die Bücher im Schaufenster durch und beschließt, gleich nächste Woche herzukommen und sich genau umzusehen, da entdeckt sie ein Schild an der Eingangstür, dass für den Laden eine Verkäuferin gesucht wird.
Sofort schlägt Saphiras Herz schneller. Sie hat zwar noch nie in einen Buchladen gearbeitet, sie ist ja in Venezuela immer noch zur Schule gegangen, aber sie hat sicher genug Kenntnisse, um das zu schaffen, es würde ihr riesigen Spaß machen, in einem Buchladen tätig zu sein. Sie beschließt gleich morgen früh herzukommen, so wie sie es verstanden hat, können sie das Auto gleich mitnehmen, also dürfte das kein Problem sein. Als sie sich wieder umdreht, fährt Calin auch gerade den roten kleinen Schatz vor die Werkstatt, er wirkt wie ein Riese in diesem Auto, immerhin ist er sicherlich einen Kopf größer als Saphira, ganz zu schweigen von seinem breiten Körper. Als Saphira zu ihm hinüber geht, grinst er über beide Wangen und seine Grübchen sind wieder zu sehen, vielleicht ist er doch ein ganz netter Kerl, trotz seines komischen Spruches am Anfang. Er hält ihr die Autoschlüssel hin »bitte schön, ich habe zwar nicht verstanden, was du alles gesagt hast, aber scheinbar hat es gewirkt.« Saphira nimmt ihm den Schlüssel glücklich ab und setzt sich sofort in ihr neues Auto.
»Warte, du kennst den Weg doch noch gar nicht richtig.« Anis lacht und gibt den beiden Männern schnell die Hand, bevor er in seinen Jeep steigt. Saphira startet ihr Baby. Bevor sie losfährt, lächelt sie die beiden Brüder noch einmal an und winkt zum Abschied.
Calin sieht den beiden Wagen sogar noch hinterher als sie gar nicht mehr zu sehen sind. »Mann, die hat es dir ja angetan?«, reißt ihn Cesar aus den Gedanken, und Calin kann sich ein zustimmendes Grinsen nicht verkneifen. Sie ist einmalig, nicht nur wunderschön, wie sie erst mit ihnen und dann mit ihrem Vater diskutiert hat, ihr Lächeln, ihre funkelnden Augen, er könnte sie einfach stundenlang ansehen und würde nicht müde werden. »Sie ist schön, wirklich sehr hübsch.« Cesar zieht anerkennend die Augenbrauen hoch, »...ist sie, du weißt schon euer Seelenverwandten-Ding.« Calin lacht und geht mit seinen Bruder in die Werkstatt zurück. »Keine Ahnung, ich war... konnte es noch nicht merken, als ich sie verwandelt gesehen habe, musste ich mich wegen Vlad sofort zurückverwandeln.« Calin sieht zum Himmel, wo es langsam zu dämmern anfängt. So wie er auf Saphira reagiert, jetzt schon als Mensch, ist er sich absolut sicher, dass sie die Seine ist. Schon jetzt zieht ihn alles zu ihr, und sobald er sich diese Nacht verwandelt, wird er sich die letzte Bestätigung holen.
Kapitel 8
Sobald es am nächsten Tag dunkel ist, verwandelt sich Calin. Statt sich mit den anderen zu treffen, führt ihn sein Herz direkt zu dem Haus von Anis. Schon als er in die Nähe kommt, nimmt er sofort wieder einen süßen Duft wahr, so wie auch schon gestern Abend. Bevor er dem Verlangen, herauszufinden zu wem dieser Duft gehört, allerdings gestern nachgehen konnte, musste er sich wegen Vlad wieder zurückverwandeln. Als er jetzt diesen Geruch wieder aufnimmt, weiß er instinktiv, dass er zu Saphira gehört. Es zieht ihn an, doch ist das nicht so, wie es bei Vlad, Radu oder Tolja jedes mal ist, wenn sie in die Nähe ihrer Seelengefährtinnen kommen. Es ist nicht diese gewaltige Anziehungskraft, die er bei ihnen gespürt hat. Calin nähert sich dem Haus und sieht Saphira auf der Verander sitzen und lesen. Er kann ihren süßen, rosigen Duft genau riechen, er würde ihn jetzt schon unter tausenden wiedererkennen, doch es ist nicht dieses Gefühl, was er haben würde, wenn sie die seine, seine Seelengefährtin wäre.
Es trifft Calin, er kennt diese Frau gar nicht, kaum, doch es trifft ihn, dass sie es nicht ist. Er hat sich von Anfang an zu ihr hingezogen gefühlt, er war sich so sicher, dass sie die seine ist. Warum dann diese Gefühle? Auch jetzt kann er nicht den Blick von ihr wenden, vor allem jetzt in Wolfsgestalt fühlt es sich an, als würde er einen inneren Kampf austragen. Er bleibt noch lange dort sitzen, tief enttäuscht und dennoch nicht in der Lage aufzuhören, Saphira anzusehen. Er studiert ganz genau ihre Mimik beim Lesen. Wenn scheinbar etwas lustiges in ihrer Geschichte passiert, bildet sich ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen, manchmal bekommt sie eine kleine Denkfalte auf ihrer Stirn, hin und wieder spielt sie verträumt mit einer Locke aus ihren Haaren. Als sie nach einer Weile ins Haus zurückkehrt, bleibt Calin trotzdem noch vor dem Haus sitzen, er spürt seine Enttäuschung immer weiter wachsen. Niedergeschlagen kehrt er schließlich zurück und trifft auf den Rest des Rudels, er ist sich sicher, dass sie seine Gefühle spüren. Auch er spürt die Unruhe von Vlad, die Langeweile von Luca, das Rastlose von Davud und die vollkommene Zufriedenheit von Radu und Tolja. Er kann sich nicht mal erklären, woher der plötzliche Wunsch kommt, seine Seelengefährtin zu finden, bisher war er immer zufrieden, so wie es war. Hin und wieder eine Freundin, etwas Spaß haben, seit er sich das erste Mal verwandelt hat, ist er nichts mehr festes eingegangen, keiner von ihnen. Das wäre nicht richtig, jeder weiß ja, dass es irgendwo da draußen die Richtige, für sie gibt und man lieber die Finger von allem anderen lässt, sobald Gefühle ins Spiel kommen.
Noch mehr Frust baut sich auf, nicht mal das kann er, egal wie sehr ihm Saphira gefällt, er muss sie vergessen. Schon jetzt beherrscht sie seine Gedanken und da sie nicht seine Seelengefährtin ist, würde das nur zu einer Katastrophe führen. Er sollte ihr so gut es geht aus dem Weg gehen und sie sich aus dem Kopf schlagen.
Schon am Frühstückstisch spürt man die Anspannung von Luna und Saphira genau, einzig Anis sitzt entspannt da und beobachtet seine aufgeregten Töchter. Luna hat sich dreimal umgezogen, wobei Saphira wieder aufgefallen ist, dass sie unbedingt Klamotten kaufen müssen und sie beschlossen hat, ihre Schwester nach der Schule dazu abzuholen. Anis erklärt Saphira genau den Weg, wie sie zum Einkaufszentrum kommen, dort müssen sie sich auch gleich ein Handy besorgen. Sie selbst kann es kaum abwarten zur Buchhandlung zu fahren, sie würde alles dafür tun, damit sie dort anfangen könnte. Es wäre eine Arbeit, die ihr am Herzen liegen würde. Anis bricht als erstes auf, nachdem er seinen Töchtern noch einmal alles ganz genau erklärt hat. Luna geht noch einmal nach oben, um ihre Sachen zusammenzusuchen, da klopft es an der Tür. Als Saphira die Tür öffnet, stehen ein lächelnder Luca und ein immer noch nervös wirkender Vlad vor ihr. Anscheinend ist das immer so bei ihm, auch wenn sein sonstiges Auftreten nicht unbedingt auf einen schüchternen Jungen schließen lässt, so scheint der erste Eindruck zu täuschen. Saphira begrüßt die beiden und bittet sie herein, bis Luna fertig ist. Beide scheinen sich hier auszukennen und sind wahrscheinlich schon häufiger im Haus gewesen. Saphira erkundigt sich, wie lange der Unterricht dauert, da sie Luna zum Einkaufen abholen will.
Gerade als auch Luca noch einmal anfangen will, ihr den Weg zu beschreiben, den sie von Anis sicher 10 mal eingetrichtert bekommen hat, kommt Luna die Treppe herunter. »Sorry, dass ich so spät bin...«, sie stockt kurz, blickt Vlad an, und beginnt augenblicklich zu lächeln, eine zarte Röte bildet sich auf ihren Wangen. Saphira würde am liebsten die Augen verdrehen, sie kennt diesen Blick von Luna. »Kein Problem, aber wir müssen jetzt los«, unterbricht Luca die entstandene Stille und Luna tritt zu den Jungs. »Vlad, Luna«, stellt Luca knapp vor und ein Blick auf die Uhr verrät, dass sie wirklich ziemlich spät dran sind. Sie gehen schnell zu einem Jeep, der wohl Vlad gehört. Er ist so ähnlich wie der, den sie gestern Saphira andrehen wollten und nachdem sie ihnen noch kurz hinterher gewunken hat, schenkt Saphira ihrem kleinen roten Baby einen Luftkuss und kehrt fröhlich ins Haus zurück. Wenn das mit dem Job im Buchladen klappt, dieses neue Auto, hier bei ihrem Vater, vielleicht wird das ganze doch nicht so schlecht. Die Leute hier scheinen alle ziemlich nett zu sein. Unwillkürlich muss sie an Calin denken, sein Lächeln und seine dunklen Augen, ja vielleicht wird es doch gar nicht so schlecht hier in Barnar. Sie beschließt, nach dem Buchladen noch einmal in der Werkstatt vorbeizuschauen und ihm einen Besuch abzustatten.
Als Saphira eine Stunde später vor der Bücherei hält, ist sie ziemlich aufgeregt. Sobald sie allerdings das Geschäft betritt, die kleine Türglocke klingelt und sie den geliebten Geruch von Büchern wahrnimmt, verfliegt die Nervosität schnell. Eine für diese Gegend ungewöhnlich helle ältere Frau mit grauen Haaren und grünen Augen kommt auf sie zu. »Kann ich ihnen helfen?« Saphira lächelt die ältere Frau an und erklärt ihr, dass sie sehr interessiert an diesem Job ist. Die Frau stellt sich als Marion, die aus Deutschland stammende Besitzerin dieses Geschäftes, vor. Nachdem auch Saphira sich vorgestellt hat, erzählt Marion, dass sie auf einer Klassenreise damals ihren Mann kennengelernt hat und hierher zu ihm gezogen ist. Ihre Liebe zu Büchern hat sie zu diesem Laden gebracht, doch langsam schafft sie das alles nicht mehr allein und braucht Hilfe. Saphira und sie sind sich sofort sympathisch, sie unterhalten sich lange über verschiedene Bücher, gehen die Regal ab und Saphira merkt, wie groß doch das Sortiment hier ist. Sie bemerken gar nicht wie die Zeit vergeht, und am Ende hat Saphira den Job und arbeitet von nun an ein paar mal die Woche in dem Buchladen. Sie wollen sich abwechseln mit dem Dienst, damit Marion endlich etwas mehr Freizeit hat. Saphira erhält auch gleich eine kleine Einweisung und verlässt ein paar Stunden später überglücklich den Laden.
Gerade als sie in ihr Auto steigen will, fällt ihr Blick zu der genau gegenüber liegenden Garage. Sie sieht auf der Uhr, es ist noch etwas Zeit, also überquert sie die Straße und betritt wie Werkstatt. Aus den Boxen einer Anlage dröhnt laut 'put it down on me' von 50 Cent. Saphira und Luna haben dazu immer wie verrückt getanzt. Sie sieht sich in der Werkstatt um, gerade kommt Cesar vom Hof und lächelt, als er sie erblickt. »Hey Saphira, was tust du denn hier? Alles klar?« Saphira lächelt zurück. Ja, was tut sie eigentlich hier? So richtig hat sie sich das nicht überlegt. Doch bevor sie antworten kann, kommt plötzlich unter einem Auto Calin hervorgerollt und sieht sie erst verwundert an, dann ändert sich sein Blick in verärgert, was Saphira noch unsicherer werden lässt. »Hey«, er steht von dem fahrbaren Brett auf und wischt sich an einem Handtuch seine Hände ab. Saphira wendet ihren Blick ab. Calin trägt nur ein einfaches weißes Shirt, doch dieses zeichnet seine Muskeln sehr genau ab. Sie hat schon bemerkt, dass jeder dieser Männer gut gebaut ist, doch Calins durchtrainierte Brust, seine voluminösen Arme übertreffen das alles noch.
»Hey, ich war gerade in der Nähe«, sie zeigt hinter sich zum Ausgang, »ich arbeite jetzt drüben im Buchladen.« Sie blickt von Cesar zu Calin, und während Cesar sie freundlich ansieht, scheint Calins Miene mit jedem gesprochenen Wort finsterer zu werden, was Saphira stutzig macht. Gestern war er noch so aufmerksam, er konnte ja kaum seine Augen von ihr wenden. Sie sucht krampfhaft nach einer Ausrede, um aus dieser nun entstandenen, unangenehmen Situation zu kommen, was sie sich dabei denkt, einfach hier reinzukommen. »Ähm, ich wollte nur einmal Bescheid sagen oder fragen..., also das Auto, wenn es fährt, dann klackert es manchmal so merkwürdig.« Saphira hätte sich ohrfeigen können für diesen bescheidenen Einfall. »Es klackert?« Auch Cesar scheint das eher amüsant zu finden als es ernst zu nehmen, und Saphira würde am liebsten im Boden versinken. »Ja, also es macht so ein Geräusch, ich wollte nur mal fragen, ob das normal ist?« Sie wendet verlegen den Blick ab, denn nun ist Calins Blick wieder genau wie gestern stur auf sie gerichtet, aber diesmal alles andere als freundlich. Cesar zuckt die Schultern. »Mal sehen, vielleicht ist ein Teil am Motor locker, eigentlich war das Auto gerade erst überprüft, aber wir können gerne noch einmal gucken. Ich allerdings muss jetzt los, ein Kunde wartet, aber Calin guckt sich das gerne an.« Cesar lacht leise und schaut zu seinem Bruder, der noch immer finster zu Saphira sieht. »Es hat mich gefreut dich wiederzusehen, Saphira. Wenn du jetzt drüben arbeitest, sehen wir uns ja in Zukunft öfter, bis dann, grüß Anis.« Saphira nickt und murmelt ein leises »bis dann.«
Als Cesar verschwunden ist, wendet sie sich an Calin, der leise aufseufzt. »Tut mir leid, wenn ich ungelegen komme, ich kann auch...«, doch er unterbricht sie. »Wo steht das Auto?« Langsam versteht Saphira die Welt nicht mehr. Gestern war er doch noch so gut drauf, was ist seitdem passiert, dass er auf einmal so genervt scheint? »Draußen, aber wie gesagt, ich kann auch einfach ein anderes Mal vorbeikommen.« Calin schüttelt den Kopf, sein Gesichtsausdruck wird wieder etwas freundlicher, als er Saphira in die Augen blickt. »Nein, schon gut, ich sehe ihn mir mal an.« Sie verlassen gemeinsam die Garage. »Freut mich, dass du so schnell eine Arbeit gefunden hast. Marion ist sehr nett, es wird dir Spaß machen dort zu arbeiten. Saphira sieht ihn von der Seite an, sie nimmt den leichten Geruch nach einem gut riechenden Aftershave war. »Ja, das ist genau das richtige, ich liebe Bücher über alles, ich tauche dann immer in eine andere Welt ein.« Es bildet sich ein Lächeln auf Calins Gesicht. »Ich weiß.« Saphira bleibt stehen und sieht ihn verwundert an, »wie du weißt? Woher solltest du das wissen?« Auch Calin bleibt stehen und scheint einen Augenblick zu überlegen. »Na ich hab es mir gedacht, ..ich meine, mögt ihr Frauen so etwas nicht alle?« Saphira zieht die Augenbrauen zusammen, schon wieder so ein Spruch. »Nein, ich denke zufälligerweise nicht, dass alle Frauen gleich sind, aber interessant zu erfahren, dass du so denkst.« Calin hebt entschuldigend die Arme, »das habe ich nicht, also naja.. egal..« Er scheint nicht so recht zu wissen, was er sagen soll und sieht sie nur mit einen undefinierbaren Blick an, doch dann geht er weiter.
Sie überqueren die Straße und Calin setzt sich ins Auto, er lässt eine Weile den Motor laufen, öffnet die Motorhaube und sieht immer wieder zu Saphira. Sie würde in diesem Moment am liebsten im Erdboden versinken. »Also vorhin da hat es noch so..... getuckert«, gibt sie kleinlaut von sich und Calin grinst frech. »Na ja, jetzt zumindest läuft er einwandfrei.« Er schließt die Motorhaube und wendet sich wieder Saphira zu. »Also jetzt läuft er gut, wenn noch was ist ...du weißt ja, wo du uns findest. Hast es ja jetzt nicht mehr weit.« Calin nickt leicht zum Buchladen und Saphira lächelt. »Ja, entschuldige noch einmal wegen der Störung.« Calin winkt ab, doch in seinem Blick ist wieder diese Gleichgültigkeit. »Kein Problem, wie gesagt, wenn das Auto spinnt, komm einfach vorbei. Mach's gut.«
Den ganzen Weg zur Schule ärgert sich Saphira über ihr Verhalten, ihr ist es immer noch peinlich. Das Auto tuckert so? Saphira haut sich selbst leicht gegen die Stirn und fährt auf den Parkplatz.
Den ganzen Weg zur Schule ärgert sich Saphira über ihr Verhalten, ihr ist es immer noch peinlich. Das Auto tuckert so? Saphira haut sich selbst leicht gegen die Stirn und fährt auf den Parkplatz. Warum machen eigentlich alle so ein Theater wegen der Wege, bis jetzt ist sie sehr gut zurechtgekommen. Die Schule zu finden war auch kein Problem, einfach die geraden Landstraßen entlangfahren bis zur richtigen Ausschilderung. Saphira kommt gerade zum Klingeln an. Sie steigt aus und sieht den herauskommenden Schülern zu, bis sie Luna und Vlad entdeckt. Saphira zieht die Augenbrauen zusammen, die beiden gehen sehr eng aneinander, wirken schon richtig vertraut. Vlad lacht und Luna himmelt ihn an. Als Luna Saphira entdeckt, kommt sie strahlend auf sie zu. Auch Vlad kommt mit, und hinter ihnen taucht Luca auf. Luna begrüßt Saphira überschwänglich mit einem Küsschen, die beiden Jungs begrüßen sie ebenfalls höflich.
Vlad erklärt schnell, dass er Luna morgen früh wieder abholt und zur Schule mitnimmt. Saphira kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, was ist in diesen paar Schulstunden passiert? Als sich die beiden Jungs verabschieden und in Richtung von Vlads Jeep gehen, schaut ihnen Luna noch verträumt nach, bis Saphira sie ins Auto dirigiert. Sie müssen nur 10 Minuten fahren, da das Einkaufszentrum wie Lunas Schule in der gleichen Stadt liegen. Schon während der Fahrt kommt Luna nicht aus dem Schwärmen heraus, das zieht sich über den ganzen Einkauf hin.
Die Auswahl ist hier ziemlich groß, so dass sie sich mit einigen neuen Klamotten, vor allem neuen festen Schuhen und Jacken einkleiden und sich Accessoires wie Schals und Handschuhe besorgen. Auch zwei Handys finden sie schnell. Als sie sich danach noch in ein Restaurant setzen, erzählt Luna immer noch von ihrem ersten Schultag. Sie hat schon einige neue Leute kennengelernt, aber das Hauptthema ist Vlad. Luna ist schwer beeindruckt von dem 17-Jährigen. Er ist ihr heute nicht von der Seite gewichen. Sie hat keine Kurse mit ihm zusammen, da er eine Stufe über ihr ist, aber er hat sie zu jedem Kurs begleitet, und wenn sie den Raum wieder verlassen hat, war er auch da. Was sich für Saphira eher erdrückend anhört, bringt Luna zum Lächeln. Sie erzählt von seinem Humor, seinen schönen Augen, dass er sie nicht eine Minute von ihr genommen hat und dass alle anderen wohl einen ziemlich großen Respekt vor Luca und Vlad haben. Wenn Saphira an die deutlichen Unterschiede zwischen Vlad, Luca und anderen in ihrer Altersklasse denkt, nicht verwunderlich. Saphira erzählt Luna von ihrem Job in der Bücherei, das Treffen mit Calin erwähnt sie lieber nicht, noch immer könnte sie sich für ihre Dummheit ohrfeigen.
Als sie schließlich aufbrechen, ist es schon dunkel, was für diese nördlichen Breitengrade normal ist. Hier bricht zu dieser Jahreszeit schon nach 6 Uhr die Dämmerung herein. Sie fahren zurück, doch kaum gelangen sie auf die unbeleuchtete Fahrbahn außerhalb der Stadt, hat Saphira doch so ihre Probleme mit dem Weg hier. Sie versucht sich krampfhaft auf den Rückweg zu konzentrieren, doch durch die vielen Bäume, die schlechte Ausschilderung, die Dunkelheit, die alle Schilder zu verschlucken scheint, merkt sie bald, dass sie wohl zu weit gefahren sein muss. Saphira fährt in einen kleinen Seitenweg um zu wenden, da bemerkt auch Luna, dass sie sich verfahren haben. »Warte mal, ich gucke, ob wir mit den Handys was anfangen können, ich habe Papas Handy-Nummer dabei.« Sie steigt aus dem Wagen und geht zum Kofferraum, in dem alle Sachen verstaut sind, die sie sich heute neu angeschafft haben.
Ein leiser erschrockener Aufschrei lässt Saphira von der unbrauchbaren Karte, die sie aus dem Handschubfach genommen hat, aufblicken und schnell aus dem Auto steigen. Draußen steht Luna neben dem Auto und blickt an ihr vorbei vor das Auto. Saphira folgt ihrem Blick und erkennt, dass – durch die Scheinwerfer angeleuchtet – zwei Personen aus dem Wald auf sie zukommen. Luna tritt schnell neben sie. Saphira versucht ruhig zu bleiben. Nur weil sie hier in der Pampa in einem Waldweg stehen, sollten sie jetzt nicht in Panik verfallen, wenn es auch dunkel ist und sie nicht mal eine Ahnung haben, wo sie sind. Es kann auch eine ganz harmlose Erklärung geben, warum die Männer aus dem Wald kommen, es ist ja noch nicht so spät, vielleicht sind es einfach Waldarbeiter, Arbeitskollegen von Anis. Doch je näher sie kommen, desto mehr erkennt Saphira, dass dies unwahrscheinlich ist. Sie kann ihren Blick kaum abwenden. Die beiden Männer sind noch jünger, einer mit blonden Haaren ist vielleicht 16-17, der andere ist viel dunkler, aber sicher auch erst 18. Saphira blinzelt leicht, die beiden sehen einfach zu schön aus. Sie haben ganz feine Gesichter, ihre Haut wirkt samtweich, kein Makel in ihren Gesichtern, einfach nur unendlich schön. Sie bewegen sich erhaben, grazil, beide haben ein lässiges Lächeln im Gesicht und wirken total entspannt, als wäre es das normalste der Welt, sich hier in der Abgeschiedenheit im Dunkeln zu begegnen.
Luna flüstert ihr leise auf spanisch zu, ob sie auch gerade die beiden heißen Typen sieht, die da kommen, sie scheint zu glauben, sie träume. »Die Frage ist wohl eher, ob wir träumen, zwei so hübsche Frauen hier draußen zu treffen«, gibt plötzlich der Dunklere in perfektem Spanisch und mit einer samtweichen Stimme von sich. Die beiden Schwestern werfen sich einen verwunderten Blick zu, wie konnte er das hören? Doch bevor sie weiter darüber nachdenken können, zieht der Blonde auf einmal tief die Luft ein. »Lucian, riechst du das? Ich habe noch nie so einen süßen Duft gerochen.« Saphira ist nun komplett verwirrt, so gut die beiden auch aussehen, irgendetwas an ihnen strahlt Gefahr aus, und sie kommen immer näher.
»Ähmm, wir haben uns verfahren, wir müssen.....«, weiter kommt Saphira nicht, denn plötzlich ertönt das ohrenbetäubende Jaulen eines Wolfes aus dem Wald. Jetzt hat Saphira auch noch ihr letztes Vorhaben über Bord geworfen, nicht in Panik zu verfallen. Die Männer scheinen das alles gar nicht zu registrieren, sie nähern sich schneller und sind ganz auf Luna und Saphira fixiert. »Ich habe noch nie so etwas süßes ...« »Bleib weg von ihr!« Alle Köpfe schnellen herum, wo plötzlich aus dem Wald Calin und Vlad heraustreten.
»Ähmm, wir haben uns verfahren, wir müssen.....«, weiter kommt Saphira nicht, denn plötzlich ertönt das ohrenbetäubende Jaulen eines Wolfes aus dem Wald. Jetzt hat Saphira auch noch ihr letztes Vorhaben über Bord geworfen, nicht in Panik zu verfallen. Die Männer scheinen das alles gar nicht zu registrieren, sie nähern sich schneller und sind ganz auf Luna und Saphira fixiert. »Ich habe noch nie so etwas süßes ...« »Bleib weg von ihr!« Alle Köpfe schnellen herum, wo plötzlich aus dem Wald Calin und Vlad heraustreten. Hinter ihnen erscheint noch ein weiterer Mann, den Saphira und Luna bisher noch nie gesehen haben. »Was zur Hölle geht euch das an? Verschwindet!«, zischt der Blonde in Richtung der drei und fixiert die Schwestern wieder mit seinem Blick. Saphira fühlt sich zwar gleich viel besser, da nun Calin, Vlad und der andere Mann da ist, doch wo kommen sie plötzlich aus dem Wald her? »Dorian, ich sage Finger weg, ich meine das todernst.« Calins Stimme donnert durch die Luft, man hört in jeder Silbe, wie sauer er ist. Der dunklere von beiden seufzt leicht und wendet sich an die drei Männer, die sich sehr schnell auf sie zubewegen. Alle treffen gleichzeitig bei ihnen ein. Ohne etwas zu sagen schiebt Vlad Luna hinter sich, Calin und der andere Mann bauen sich vor Saphira auf. Zugegeben, Saphira hat selbst vorhin Panik bekommen, aber diese feindliche Haltung ist nun auch etwas übertrieben.
Doch auch die beiden anderen Männer scheinen sauer zu werden, anscheinend kennen die Herren sich untereinander. »Calin, ihr übersteigt euren Zuständigkeitsbereich, das geht euch nichts an.« Diesmal wendet sich Vlad zu Wort und auch er hört sich äußerst aggressiv an, »sie gehören zu uns! Also verschwindet und kommt nicht auf die Idee, noch einmal in ihre Nähe zu kommen.« Der blonde junge Mann, den Calin vorhin Dorian genannt hat, lacht spöttisch auf. »Wir kennen euren Clan, die beiden gehören nicht dazu, also verschwindet ihr und steckt eure Schnüffelnasen nicht überall rein.« Der Mann neben Calin bewegt sich vorwärts, doch Calin hält ihn am Arm zurück. »Lucian, Dorian, ich versichere euch, die beiden gehören zu uns. Wir werden das beim nächsten Treffen klären, ich denke nicht, dass Gabriel hierüber erfreut wäre. Das seht ihr sicher genauso, also lasst die Finger von ihnen.« Die drei scheinen böse Blicke auszutauschen, einen kurzen Augenblick ist es still. Saphira versucht, die Augenfarbe der beiden Männer gegenüber zu definieren, aber sie kann es nicht, es scheint fast so, als lägen Schatten über ihren Augen. So langsam wird ihr das alles zu viel, sie versteht gar nicht, was hier vor sich geht, doch gerade, als sie etwas sagen will, wenden sich dieser Dorian und Lucian ab.
»Darüber werden wir noch reden Calin, verlass dich darauf. Das Thema ist noch nicht erledigt.« Sie gehen wieder in die Richtung, aus der sie gekommen sind, und diesmal bewegen sie sich viel schneller, fast zu schnell. Saphira blinzelt einmal, doch schon dreht sich Calin zu ihr um. Einen Moment scheint er tief einzuatmen, er mustert ihr Gesicht fast liebevoll, als wolle er sicher gehen, dass ihr nichts passiert ist, doch dann – wie aus dem Nichts – werden seine Züge wieder härter, abweisend. »Was tut ihr hier? Es ist gefährlich hier alleine herumzufahren, ihr solltet euch vom Wald fernhalten!«, fährt er sie an und alle Angst, die Saphira die ganze Zeit gespürt hat, weicht der Empörung.
»Denkst du wir sind hier zum Vergnügen? Wir haben uns verfahren, wir stehen hier sicher nicht aus Spaß herum, weil wir nichts Besseres zu tun haben. Was können wir denn dafür, dass es hier in diesem Kaff nicht mal richtige Straßenlaternen gibt?« Calin sieht sie an, er blinzelt einmal, zweimal, als könne er nicht glauben, wie Saphira ihn gerade angefahren ist. Als müsse sie ihren Worten noch Nachdruck verleihen, verschränkt sie die Arme vor der Brust. Der Mann neben Calin fängt leise an zu lachen und Calin blickt sie wütend an. Jetzt fällt Saphira das erste Mal auf, dass der andere Mann Verbrennungen im Gesicht hat, wenn er lacht, werden diese besonders deutlich. Saphira wappnet sich innerlich schon gegen den nächsten Angriff von Calin, denn so wie es aussieht, platzt er gleich, doch stattdessen reißt er sich zusammen und ignoriert Saphiras Antwort. Er wendet sich an Vlad. »Bring die beiden nach Hause, Davud und ich sorgen dafür, dass ihr unbeschwert ankommt.« Wieder versteht Saphira nicht was seine Worte zu bedeuten haben, doch offensichtlich hat keiner vor, ihr etwas zu erklären. Vlad dirigiert sie und Luna ins Auto, während er sich ans Steuer setzt. Normalerweise hätte Saphira sich das nicht gefallen lassen, aber gerade fühlt sie sich von allem überrumpelt. Sie setzt sich auf die Rückbank und sieht zu, wie Calin und Davud in Richtung Wald zurückkehren. Was war das gerade? Den ganzen Weg bis zu ihrem Haus löchert Saphira Vlad mit Fragen.
Wer waren die Männer? Was haben sie alle im Wald gemacht, wieso haben sie so eine offensichtliche Abneigung gegeneinander. Doch sie erhält keine befriedigenden Antworten. Vlad umgeht die Fragen locker, die Männer seien Idioten, von denen sie sich genauso fernhalten sollen, wie vom Wald. Sie selbst haben im Wald nach Arbeitsmaterial von Calins Vater gesucht, was er dort vergessen hatte, als sie plötzlich ihr Auto bemerkt haben. Er scheint nicht ganz bei der Sache zu sein, er sieht immer wieder zu Luna, als könne er nicht glauben, dass sie dort wohlbehalten sitzt.
Als sie am Haus ankommen und Luna und Vlad sich noch vor dem Auto unterhalten, verabschiedet sich Saphira schon und geht hoch in ihr Zimmer. Dass sie erst heute morgen noch gedacht hat, es würde vielleicht doch nicht so schlimm werden, scheint plötzlich wieder Lichtjahre entfernt.
Schon als Lucian vom Hinterhof wieder die Bar betritt, sieht Dorian, dass sein kleines Vergnügen mit der hübschen Blonden, zu dem er vor einer halben Stunde aufgebrochen ist, nicht sehr befriedigend war. Im Gegenteil, er sieht noch wütender aus als vorher. Hinter ihm kommt die Blondine herein und richtet ihre Haare, im Gegensatz zu Lucian sieht sie sehr zufrieden aus. Sie lächelt Lucian noch einmal zu und drückt ihm etwas in die Hand, wahrscheinlich ihre Nummer, die er nie wählen wird, so ist es immer.
Der dunkelhaarige Vampir mit den kleinen Ziegenbart setzt sich zu Dorian an die Bar und klopft auf den Tresen, »einen doppelten... dringend.« Die Barfrau lächelt matt, sie kennt den Konsum von ihnen genau. Für sie müssten sie auch extra Ausweise anfertigen lassen, damit sie überhaupt Alkohol konsumieren dürfen, in Anbetracht ihres wahren Alters, lächerlich. Alkohol bewirkt bei ihnen nicht das gleiche wie bei Menschen, sie können nicht wirklich betrunken werden. Sie werden irgendwann etwas träger, aber sie können Alkohol genießen, ohne unter den Folgen zu leiden. »Was war los? Sie ist doch heiß.« Dorian sieht noch einmal zu der Blondine, seine ausgeprägte Sehstärke lässt ihn die kleine Wunde an ihrem Hals gut erkennen, er sieht, dass Lucian sie richtig verschlossen hat. Die Kleine erinnert sich nicht an den Biss, Menschen sind währenddessen in einen solchen Rauschzustand, dass sie das nicht bemerken. Sie werden lediglich eine kleine minimale Wunde erhalten, manche bemerken diese sicher nicht mal. »Wie sollte ich noch was genießen, nachdem ich diesen Geruch wahrgenommen habe. Du hast doch selber gerochen, welchen süßen Duft die beiden Mädchen ausgestrahlt haben.«
Dorian weiß, was er meint, er ist mittlerweile 502 Jahre alt und noch nie hat er solch einen süßen, verlockenden Geruch von Blut erlebt. Sobald er nur daran denkt, läuft ihm das Wasser im Mund zusammen. »Es ist, als würde man dir ein Steak vorsetzen, du darfst aber nur den Brokkoli vom Teller essen«, meckert Lucian und Dorian lacht. Er mag den älteren Vampir sehr gerne. Seit der Anweisung von den Wächtern vor ein paar Monaten, dass Lucian nicht mehr ohne Begleitung unterwegs sein darf, zieht er mit ihm fast jede Nacht um die Häuser.
Von ihnen allen fällt es Lucian am schwersten die Grenzen einzuhalten. Er selbst sieht das zwar nicht so eng, aber er hält sich an die Auflagen. Sie nehmen sich etwas Blut von den Menschen, je nach ihrer körperlichen Verfassung brauchen sie einmal die Woche menschliches Blut. Im Gegensatz zu den vom Volksmund erzählten Ammenmärchen gleicht dies keinem Akt der Barbarei, sondern ist für die Menschen ein einmaliges berauschendes Erlebnis, woran sie sich später nur noch wage oder gar nicht erinnern können. Sie erleiden keinen Schaden, die Vampire können kontrollieren, wen sie verwandeln. Eigentlich ist selbst das in Dorians Augen nichts Schlimmes, er selbst liebt sein Dasein als Vampir, doch wegen der Auflage der Wächter ist es ihnen nicht erlaubt jemanden zu verwandeln. Es sei denn, es ist der ausdrückliche Wunsch der Person, was eine Farce ist, da sie ihre wahre Identität niemals vor einem Menschen preisgeben dürfen. Niemand dieser Menschen wird also sagen können, dass er gerne dasselbe unendliche Leben genießen möchte, welches die Vampire führen. Noch eine Ausnahme ist es, wenn es sich um einen kranken oder schwer verletzten Menschen handelt, was auch äußerst selten passiert.
Das letzte Mal, als es eine derartige Zufallsbegegnung gab, war vor ungefähr 300 Jahren, wo Vladan und Catalina ihr jüngstes Mitglied Tristan schwer verletzt im Wald vorgefunden haben. Er war damals nur noch wenige Atemzüge von seinem Tod entfernt. Er wurde von einigen Räubern überfallen und schwer verletzt eine Böschung hinabgestoßen. Tristan hat sich nie wirklich damit abgefunden, nun einer von ihnen zu sein. Genauer gesagt hasst er es, Vladan behält ihn stets im Auge. Auch wenn sie unsterblich sind, gibt es sehr wohl Möglichkeiten sie zu töten. Feuer und Sonnenlicht setzen ihrer Unsterblichkeit ist ein Ende. Der ein oder andere Vampir hat diese Alternative schon genutzt. Tristan hatte Familie, eine Tochter und eine Ehefrau, die ihn nach seinem menschlichen Tod betrauert haben. Er hat sie nur noch aus der Entfernung beobachten können, und auch wenn die schon lange nicht mehr unter ihnen weilen, hat er sich mit dem ewigen Leben nicht abgefunden. Für Dorian ist dieses Abneigung gegen die Unsterblichkeit unverständlich, er genießt dieses Leben, seine Wirkung auf die menschlichen Frauen und den Spaß, den sie zusammen erleben. Seine besonderen Fähigkeiten verleihen ihm unmenschliche Schnelligkeit, er würde dieses Dasein nicht mehr eintauschen.
»Verflucht seinen diese Hunde, warum mussten sie auftauchen, ich muss mit Vladan reden.
»Verflucht seinen diese Hunde, warum mussten sie auftauchen, ich muss mit Vladan reden. Sie spielen sich immer mehr auf. Man muss denen langsam mal Einhalt gebieten.« Dorian nickt zustimmend, auch ihn nerven diese Köter. Jede Nacht schleichen sie im Wald herum, um ihre Frauen vor ihnen zu beschützen. Als würde es denen nicht mal gut tun, richtig Spaß zu haben. Eine vom Yasus-Stamm zu verwandeln, würde keinem von ihnen jemals einfallen. Aber alleine die Aussicht, wie Calin und seine Truppe ausrasten würde, reizt Dorian.
»Was mich mehr verwundert ist, ...hast du gesehen, wie die Ältere der beiden versucht hat, uns in die Augen zu sehen?« Kein Mensch bemerkt etwas, für das menschliche Auge ist die Augenfarbe von ihnen nur sehr dunkelbraun, dass sie schwarz sind, können nur andere Mythenwesen erkennen. Lucian nickt »ja, ist mir auch aufgefallen, ich werde mit Vladan reden, ist mir egal, was die Hunde sagen, diese Leckerbissen lasse ich mir nicht entgehen.«
Als sie einige Zeit später kurz vor der Morgenröte das kleine Schloss betreten, das sie mit ihrem gesamten Zirkel zu ihren eigenen gemacht haben, hören sie schon, dass alle anderen anwesend sind. Sie durchqueren den langen Eingangsbereich, der mit antiken Bildern vollgehängt und mit teuren Läufern aus Catalinas Jahrzehnte alter Sammlung ausgelegt ist. Sie sind Vampire, durch ihre lange Lebenszeit reicht ihr Wissen und ihr Verstand weit über die menschliche Vorstellungskraft hinaus. So sind ihre Vermögen und ihre Reichtümer unschätzbar, sie lieben Sachen und Dinge aus allen Epochen, was in dieser Burg sehr zur Geltung kommt. Sie kommen am ersten Raum vorbei, in dem eine riesige Kinoleinwand angebracht ist. Sie alle lieben Filme, zwar in unterschiedlichen Richtungen, aber sie einigen sich immer. In dem Raum stehen auch einige Spielautomaten und ein extra angefertigter Billardtisch, an dem gerade Tristan und Vladan ein Spiel machen. Auch wenn Tristan es mag und einem guten Spiel nie abgeneigt ist, sieht man ihm das nie an. Wenn er das fast Unmögliche mal schafft, Vladan zu besiegen, freut er sich nie darüber, oder man kann es zumindest seinem Gesichtsausdruck nicht entnehmen. Dorian überlegt, ob er Tristan je lachen gehört hat.
Lucian ist noch so aufgebracht, dass er sofort zu ihnen geht und Vladan in allen Details erklärt, was heute Abend passiert ist. Dorian geht zwischenzeitlich zur gut gefüllten Bar und gießt sich einen Whiskey ein. Als Lucian endet, schnellt Vladans prüfender Blick zu ihm hinüber und Dorian nickt, um Lucians Aussage zu bestätigen. »Ihr seit sicher, dass sie nicht zu den Yasus gehören? Wieso sollten sich die Hunde sonst für sie interessieren?« Tristan knallt wütend seinen Queue auf den Tisch. »Ist doch klar Vladan, wie lange willst du dir das noch mit ansehen? Ich sage schon die ganze Zeit, dass Calin immer großkotziger wird. Sein Vater hat sich zurückgehalten, doch seit dieser übermütige Idiot das Hunderudel führt, biegen sie sich die Regeln, wie sie wollen. Sie tanzen uns auf der Nase herum und Gabriel sieht zu. Ich sage dir nicht zum ersten Mal, dass wir und das nicht mehr bieten lassen sollen.« Vladan legt seinen Queue ebenfalls auf den Tisch. Er mag solche Zurechtweisungen überhaupt nicht, doch Dorian gibt zu, dass Tristan diesmal Recht hat. »Ich kenne deine Meinung dazu Tristan, euer aller Meinung, es ist ja nicht so, als würden mir diese Köter nicht auf die Nerven gehen, aber ihr wisst auch, was für Konsequenzen ein Vorgehen gegen sie hat. Gabriel würde das nicht dulden.« Vladan sieht jeden Einzelnen von ihnen an. »Gabriel, Gabriel, er sollte neutral sein, doch seine Sympathien liegen eindeutig bei den Kötern, das war schon immer so. Er hat diesen Ovid tief in sein altes Herz geschlossen und genauso hat nun sein Sohn diesen Platz eingenommen.«
Vladan nickt, jeder von ihnen geht diese ständige Überwachung vom Yasus-Clan und den Wächtern auf die Nerven. Andere Zirkel haben nicht solche Einschränkungen. Sie alle bleiben nur an diesem Ort, weil sie schon ewig hier angebunden sind. Jeder hat seine eigenen Erinnerungen in dieser Gegend und keiner von ihnen will gerne darauf verzichten, doch die Situation wird immer erdrückender. »Ihr seid sicher, dass sie nicht zu ihnen gehören?« Dorian nickt »sie sind neu in der Gegend, diesen Geruch würde jeder von uns nicht vergessen.« Dorian kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, »zudem haben sie einen Dialekt und nicht das typische Aussehen, wie jemand vom Yasus-Clan.« Catalina betritt das Spielzimmer. »Hier seid ihr alle, es gibt Essen, kommt in den Saal.« Sie gibt Vladan einen Kuss und verlässt den Raum wieder. Vladan sieht seiner Gefährtin hinterher. Es ist selten, dass ein Vampir sich an jemanden bindet, viel zu sehr genießen sie das fleischige Vergnügen, doch wenn sich einer bindet, gibt es nichts Stärkeres. Vladan ist verrückt nach Catalina. Man sieht es in jedem Blick, den er ihr schenkt.
Beiden Frauen in ihrem Zirkel ist es sehr wichtig, gewisse menschliche Züge beizubehalten. So bereiten sie jeden Tag vor Sonnenaufgang – dem Zeitpunkt, wo sich jeder von ihnen für ein paar Stunden Schlaf zurückzieht – ein Essen zu, was sie alle zusammen einnehmen. Sie bestehen darauf, keiner darf sich drücken, sie geben sich immer eine Menge Mühe beim Zubereiten der Mahlzeiten. Da sie alle sehr gerne Fleisch essen, riecht es auch heute nach einem köstlichen Braten. Vladan wendet sich ihnen wieder zu. »Ich werde noch einmal mit Gabriel reden, alleine. Er wird sicher einsehen, dass sich die Yasus langsam zu viel erlauben.« Tristan seufzt aufgebend auf »und wenn nicht? Was willst du dann tun?« Die Tür fällt ins Schloss, ein Zeichen dafür, dass die Sonne aufgegangen ist. Damit sie sich im Haus frei bewegen können, sind alle Fenster abgedichtet, es dringt kein Sonnenlicht ins Haus, die Tür öffnet sich erst bei Sonnenuntergang wieder. »Dann lassen wir uns etwas einfallen«, gibt Vladan von sich, man hört, dass es ihm selbst gegen den Strich geht.
Vladan ist der älteste und mächtigste Vampir, den es gibt. Dorian hat ihn ein paar mal beim Kämpfen gesehen, er ist absolut tödlich. Es widerstrebt allen, wofür Vladan steht. Er fügt sich niemandem, doch er tut es um des Zirkels willen, damit es nicht zu unnötigen Komplikationen und Veränderungen kommt. Doch es bringt ihn fast um, und Dorian ist sich absolut sicher, dass Vladan das nicht mehr lange mitmacht.
Seit drei Tagen arbeitet Saphira nun im Buchladen, heute ist sie das erste Mal alleine in der Spätschicht. Es macht ihr sehr viel Spaß, genauso hatte sie es sich vorgestellt. Auch wenn hier in der kleinen Stadt nicht ganz so eine große Nachfrage herrscht, so ist doch meistens jemand da, der herumstöbert. Schüler bestellen ihre Bücher, es gibt viel zu beraten. Saphira liebt es. Marion ist sehr lieb und eigentlich könnte alles perfekt sein, aber eben nur eigentlich. Sie sieht aus dem Verkaufsfenster, von der Theke hinter der sie sitzt, hat man einen direkten Blick zu der Werkstatt. Es regnet gerade draußen, die Sonne ist schon vor einer Stunde untergegangen, der Laden schließt erst um acht, und die letzte Stunde vor Ladenschluss ist fast gar nichts mehr los. Sie sieht zur Werkstatt, aus der gerade Calin tritt und abschließt. Sie beobachtet seinen breiten Rücken. Eigentlich schließen alle Geschäfte hier erst um acht, doch die Werkstatt schließt jeden Tag bereits kurz nachdem die Sonne untergegangen ist. Die paar Tage hat sie alle regelmäßig gesehen. Luca ist oft in der Garage, Saphira ist sich sicher, dass Vlad früher regelmäßig in der Garage zu Besuch war, doch momentan ist er auch nachmittags nicht mehr von Lunas Seite zu bekommen. Saphira bekommt das nur durch Lunas abendliche Schwärmereien mit, sie ist bereits jetzt bis über beide Ohren in Vlad verliebt. Ihren Erzählungen zufolge muss er ein absoluter Traummann sein.
Saphira hat auch diesen Mann mit den Verbrennungen im Gesicht noch einmal gesehen, zusammen mit Cesar, der gestern Unmengen von Pizzen in die Werkstatt gebracht hat. Er war so nett ihr und Marion ebenfalls zwei mitzubringen, und der Mann hat ihn begleitet. Er heißt Davud und ist im Gegensatz zu Tolja und Radu, die sie auch schon kennengelernt hat, eher ruhig. Während Saphira die anderen des öfteren vor der Garage herumalbern sieht, ist er meistens ernst und nachdenklich. Sie sieht ihnen gerne zu, wie sie lachen, sich gegenseitig auf die Schippe nehmen, Spaß haben, es sei denn, Calin ist dabei. Saphira weiß nicht was sie falsch gemacht hat, aber er scheint sie zu hassen. Er lacht ebenfalls viel, macht Spaß, doch sobald er sie erblickt, versteinert sein Gesicht. Er ist nett und höflich zu ihr, doch man spürt, dass er sie nicht gerne um sich hat. Das macht Saphira rasend vor Wut, da sie ihm gar nichts getan hat. Eigentlich sollte es ihr egal sein, sie kennt ihn nicht, aber es stört sie doch, von ihm so missbilligt zu werden, ohne etwas dafür zu können.
Calin dreht sich um und geht zu seinem Jeep. Mittlerweile kennt Saphira diesen riesigen schwarzen Geländewagen genau und kann es nicht verhindern, dass ihr Herz schneller schlägt, wenn er angefahren kommt oder sie ihn in der Stadt sieht. Sein Blick gleitet automatisch zu ihr in den Laden, bevor er ins Auto steigt, und Saphira wendet ihren Blick ab. Das tut er immer, er sieht jedes Mal nach ihr, nur warum? Um sie dann mit seinem gleichgültigen Blick zu beglücken? Kurz darauf hört sie den Motor und wie sein Wagen davonfährt, doch Saphira sieht stur auf die neuesten Bestellungen. Sie blickt erst wieder auf, als kurz danach die Türklingel läutet und Kunden ankündigt, was zu dieser Uhrzeit fast nie vorkommt. Verwundert sieht Saphira auf.
Sie blickt erst wieder auf, als kurz danach die Türklingel läutet und Kunden ankündigt, was zu dieser Uhrzeit fast nie vorkommt. Verwundert sieht Saphira auf.
Zwei Frauen betreten das Geschäft und Saphira schluckt schwer, sie sehen aus wie Top-Models. Beide sind groß und schlank, beide bewegen sich grazil, fast schwebend. Eine von ihnen hat lange schwarze Haare, die sie zur Seite gebunden hat, die andere hat feuerrote Locken. Ihre Erscheinungen sind fast unnatürlich schön, beide sind sehr blass, sie haben ganz feine Gesichtszüge, sie sind einfach perfekt. Als sie zu Saphira sehen, richtet sie sich auf, um etwas größer zu wirken, trotzdem überragen beide sie sicher um einen Kopf. »Hallo, sind sie neu hier? Wo ist denn Marion?« Nicht nur von der sanften Stimme der Rothaarigen ist Saphira abgelenkt, auch sind die Augen der Frauen merkwürdig. Sie kann die Augenfarbe nicht definieren. Sie wirken so dunkel, fast schwarz. Plötzlich stößt die Dunkelhaarige die andere Frau leicht an, und sie scheint tief Luft zu holen. »Ich hab dich hier in der Gegend noch nie gesehen, aber ich hab schon von euch gehört, du und deine Schwester seid neu hergezogen oder?« Die Schwarzhaarige scheint sich wieder zu fassen und lächelt Saphira nun zuckersüß an. Saphira versucht, sich von deren umwerfenden Erscheinungsbild nicht zu sehr beeindrucken zu lassen. »Ja, hallo, ich bin Saphira, meine Schwester Luna und ich sind hierher zu unserem Vater gezogen. Ich arbeite jetzt hier im Buchladen. Marion hat schon Feierabend, aber vielleicht kann ich euch helfen?« Die Schwarzhaarige nickt und lächelt. »Ich bin Catalina, das ist Nicola. Wir leben etwas außerhalb der Stadt, aber kommen regelmäßig her. Nicola liest für ihr Leben gerne, und es ist mal wieder Zeit unseren Bestand aufzufüllen.«
Saphira tritt hervor, »kein Problem, wir haben gerade gestern neue Bücher bekommen.« Sie deutet den beiden Frauen ihr zu folgen, doch Catalina schüttelt leicht den Kopf, und wo Saphira jetzt so nah bei ihr steht, scheint sie immer tiefer die Luft einzuatmen. »Du bist ungewöhnlich schön Saphira, weißt du das?« Catalina berührt eine von Saphiras Locken, die sich aus ihrem Zopf gelöst hat. Nicola räuspert sich und scheint Catalina einen mahnenden Blick zuzuwerfen. Saphira fragt sich ernsthaft, ob die beiden schon mal in den Spiegel gesehen haben, wenn sie sie als hübsch bezeichnen. Nicola reißt sie aus den Gedanken. »Nein danke, die Mühe brauchst du dir nicht zu machen, ich habe eine eigene Liste erstellt. Die Bücher werden immer für mich bestellt.« Sie reicht Saphira ein Blatt, auf dem sauber aufgelistet mindestens 20 Bücher stehen. Saphira geht die Liste durch, sie kennt fast alle der Bücher, Klassiker, zeitlose sehr gute Bücher, Romane, Legenden, sie zieht anerkennend die Augenbrauen hoch. »Sehr gute Auswahl.« Nicola lacht leise, »danke, du müsstest mal meine Sammlung sehen, ich bin sehr stolz auf sie. Ich liebe Bücher, sie sind Schiffe, welche die weiten Meere der Zeit durcheilen.« Saphira nickt zustimmend. »Ja, ich liebe sie auch, dieses hier zum Beispiel.« Sie zeigt auf einen in der Liste aufgeführten Roman, »habe ich drei mal gelesen, ich musste mich regelrecht zu einem anderen Buch zwingen.«
Nicola sieht sich im Laden um. »Ich würde dir nur zu gerne meine Sammlung zeigen, man trifft heutzutage zu selten jemanden, der ein gutes Buch zu schätzen weiß.« Saphira weiß, was sie meint, in ihrer Familie liest fast keiner. »Leider stimmt das. Es wird zu wenig gelesen, manche Bücher, die erscheinen, sind wirklich schon fast unverschämt, wenn man sich die kleinen Schätze von früher danebenstellt. Die besten Bücher sind nicht bekannt, eine Verschwendung von Talent.« Saphira geht wieder ganz auf bei diesem Thema, in der heutigen Zeit erhält man selten Zuspruch, wenn es um Bücher geht. »Ich könnte ihnen die Bestellung auch nach Hause bringen, dann könnte ich einen Blick auf ihre Sammlung werfen, ich würde mich freuen.«
Nicola scheint nicht sehr angetan, doch Catalina meldet sich zu Wort, nachdem sie davor nur schweigend der Unterhaltung zugehört hat. »Das ist doch eine gute Idee, du kannst ihr deine Sammlung zeigen, und ihr könnt euch stundenlang über Bücher austauschen, ich finde das eine großartige Idee.« Nicola sieht etwas verärgert zu der Dunkelhaarigen, und Saphira winkt ab, »das war nur ..sie können die Bestellung natürlich auch gerne hier abholen.« Nicola seufzt leicht, scheinbar über einen Blick von Catalina, für Saphira scheinen die Augen und ebenso die Blicke, die sie sich zuwerfen, undefinierbar.
»Doch, ich würde mich sehr freuen, dich bei uns begrüßen zu dürfen, das Problem ist, es geht leider erst abends. Wir arbeiten alle tagsüber, und unser Haus ist schwer zu finden.« Saphira geht an den Computer und gibt die Bestellungen ein. In der Zwischenzeit gehen die beiden Frauen durch den Laden und unterhalten sich leise. Als Saphira fertig ist, wendet sie sich wieder an Nicola. »Am Montag wären alle Bücher da. Ich arbeite bis acht, danach kann ich die Bestellung vorbeibringen.« Nicola und Catalina kommen wieder zu ihr an den Verkaufstresen. »Das ist perfekt, am besten, wir treffen dich auf halbem Weg, wie gesagt, der Weg ist schwer zu beschreiben, kennst du das Ausgangsschild der Stadt?« Saphira nickt, das war dort, wo sie vor ein paar Tagen die merkwürdige Begegnung mit den beiden Männern hatte. Jetzt, wo sie daran denkt, fallen ihr einige Ähnlichkeiten zwischen den zwei Männern und Catalina und Nicola auf. »Okay, wir warten dort nach der Arbeit auf dich. Dann können wir dir den Weg zeigen, das wird sicher nett«, freut sich Catalina und Saphira lächelt ihr zu.
Die beiden Frauen sind ihr sehr sympathisch, und etwas Anschluss hier kann sie gut gebrauchen. Luna ist nicht mehr von Vlad wegzubekommen, Anis arbeitet viel und Calin, bei dem sie doch etwas Hoffnung hatte, ihn näher kennenzulernen, scheint sie zu verabscheuen. »Bis Montag, Saphira.« Beide drehen sich noch einmal zu ihr um, »das wird sicherlich sehr interessant.«
Das Buch Hijas de la Luna- Die Legende der Töchter des Mondes ist erschienen. Einige kennen die Geschichte noch unter Töchter des Mondes hier aus dem Forum. Ich bin sehr stolz darauf und hoffe dem einen oder anderen gefällt es ebenfalls. :-) LG Jaliah
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Tag der Veröffentlichung: 19.06.2011
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