Seit drei Jahren lebe ich in der "Casa meta", einer Senioren-WG in der Stiftung "Leo Amici" am LAGO di Montecolombo.
Bevor ich Tag für Tag mein Leben hier schildern werde, will ich kurz berichten, wieso ich, gebürtige Deutsche, hier gelandet bin.
Ein Jahr nach dem 2.Weltkrieg verließ ich Deutschland, um mich erst in Dänemark, dann in Schweden und später in der Schweiz niederzulassen. Familiäre Probleme waren der Grund, warum ich 1962 mit zwei noch kleineren Kindern in Italien landete, wo ich 1972 mich in zweiter Ehe mit einem Italiener verheiratete. 1982 wurde der gemeinnützige Verein "Dare" gegründet, in dem ich von Anfang an ehrenamtlich mitarbeitete. Der Verein, der heute die Stiftung "Leo Amici" unterstützt, bot mir vor drei Jahren an, mein Alter in einer betreuten Wohngemeinschaft zu verbringen. Da es mir zu der Zeit gesundheitlich nicht sehr gut ging, nahm ich dankend dieses Angebot an. Denn hier am 'See' zu wohnen, bedeutet in einer familiären, freundschaftlichen und friedvollen Atmosphäre zu leben.
Freitag 13.November 2009
Da ich nicht abergläubisch bin, will ich mein Tagebuch schon heute beginnen und erst einmal schildern, mit wem ich hier täglich zusammenlebe.
Unsere WG ist eigentlich nur der Vorläufer für ein Betreutes Wohnen, das in jeder Hinsicht seniorengerecht erbaut werden soll. Unsere jetzige WG erfüllt diese Kriterien nicht, denn sie ist in zwei großen Wohnungen untergebracht. Das bedeutet, dass unsere Zimmer relativ klein sind und wir nur das Nötigste unterbringen können. Ansonsten haben wir zwei große Wohnküchen, in denen wir uns tagsüber aufhalten. Jeder von uns hat ein eigenes Badezimmer.
Momentan besteht unsere Gemeinschaft aus drei alten Menschen und zwei etwas jüngeren Frauen, die uns mit allem unterstützen, wenn wir Hilfe brauchen. Außerdem besucht uns jeden Tag eine ehrenamtliche Helferin, die uns zum Einkaufen begleitet oder kleinere Arbeiten erledigt. Zweimal in der Woche wird die ganze Wohnung gründlich saubergemacht. Für unsere Wäsche hat jeder von uns eine eigene Waschmaschine im Badezimmer. Das Bügeln erledigen die Helferinnen.
Zu unserer Gemeinschaft gehören noch zwei alte Männer, die aber in eigenen kleinen Wohnungen leben und nur an den Mahlzeiten teilnehmen.
Morgen werde ich meine Mitbewohner näher vorstellen.
Samstag 14.November
Zuerst möchte ich Euch Gianni vorstellen. Er ist 80 Jahre alt und mit Livia, 75, verheiratet. Sie haben zwei Töchter, die ganz in der Nähe von unserem Zentrum wohnen.
Gianni kommt aus kleinbäuerlichen Verhältnissen, ging aber als junger Mensch ins Kaufmännische und leitete bis zu seiner Rente einen großen Supermarkt. Er litt Zeit seines Lebens unter schweren Magenproblemen, die er schulmedizinisch nicht in den Griff bekam. Da begann er, sich für Kräuter und Heilpflanzen zu interessieren. Heute ist er am 'See', wie ich im Weiteren unser kleines Dorf nennen werde, DER Kräuterexperte. Seit zwei Jahren pflegt er den kleinen Vorgarten, der zu unserer WG gehört, wo er alles anbaut, was nur Platz hat. D.h. Kräuter, Gemüse und viele Blumen.
Außerdem ist er seit vielen Jahren unser Museumsdirektor, kann sich aber nur noch stundenweise an besonderen Tagen um 'sein' Museum kümmern. Denn Gianni, dessen Frau Livia fast blind ist, hat vor 5 Jahren lernen müssen zu kochen. Vorher hatte er nie einen Kochlöffel in der Hand gehabt! Um sich und seine Frau bei guter Gesundheit zu erhalten, wendet er in der Küche alles an, was er durch seine Studien über gesunde Ernährung gelernt hat. Auf diese Weise hat er auch seine Magenbeschwerden heilen können.
In den Sommermonaten leitet er kleine Seminare in Kräuterkunde für Schulkinder.
Wenn er nicht mit irgendwas beschäftigt ist, zieht er sich ins Zimmer zurück, um zu lesen und sich mit Gymnastik fit zu halten.
Giannis Frau Livia ist seit 6 Jahren sehbehindert und seit letztem Jahr nach einem Sturz nun so gut wie blind. Auch sie kommt aus einer bäuerlichen Familie, aber hatte schon als junges Mädchen eine große Leidenschaft für Handarbeiten. So eröffnete sie als junge Frau ein Wäsche-und Handarbeitsgeschäft. Sie liebt und bewundert ihren Gianni sehr und ist ihm dankbar, dass er nun so gut für sie sorgt. Ansonsten hängt sie sehr an ihren Kindern und einer Enkelin und immer, wenn sie kann, verbringt sie Nachmittage bei ihnen. Ihre Enkelin ist eine unserer Profiballetttänzerinnen (der 'See' hat vier Theatergruppen, die in ganz Italien mit ihren Musicals auftreten), und die Großmutter ist unendlich stolz auf sie.
Vor drei Jahren, als ich an den 'See' zog, wohnte ich zusammen mit Gianni und Livia. Dann wechselte ich in die gegenüberliegende Wohnung, wo ich ein Zimmer mit Balkon bekam.
In dieser Wohnung lebe ich zusammen mit Tamara (57). Sie kommt ursprünglich aus Florenz, ist von Beruf Schneiderin und seit etwa 10 Jahren verwitwet. Über Tamara könnte man ein ganzes Kapitel schreiben, denn sie ist ein Phänomen an Hilfsbereitschaft, an Durchhaltevermögen, an Liebenswürdigkeit und an Begabung sei es in der Schneiderei sei es im Kulinarischen. Einfach überall da, wo Kreativität angesagt ist. Sie näht zusammen mit sechs weiteren Schneiderinnen sämtliche Kostüme für unsere vielen Tänzer und Tänzerinnen. Außerdem verfertigt sie alle Vorhänge sämtlicher Strukturen wie Hotel, Restaurants und Ferienwohnungen. Auch alle Polstermöbel bezieht sie neu, wenn Bedarf ist. Und das alles, ohne je auch nur einen Cent angenommen zu haben. Jede Arbeit, die sie verrichtet, macht sie aus ihrem tiefen Glauben heraus und für den 'See'. Sie ist für Jung und Alt ein Beispiel.
Bei Gianni und Livia wohnt nun Maria Pia (60), die auch verwitwet ist, ebenfalls Schneiderin und seit Jahren eng befreundet mit Tamara. Auch Maria Pia hat viele Aufgaben am 'See'. Vor allem kümmert sie sich um unsere beiden Singles, Toni, ihr Bruder und Giuseppe, der bereits an Altersdemenz leidet. Und dann hilft sie überall dort aus, wo Hilfe gebraucht wird. Z.B. muss sie bei allen Theaterproben dabei sein, falls es Probleme mit den Kostümen gibt. Wenn Tamara nicht da ist, sondern in Florenz bei ihrer kranken Mutter, kommt Pia mehrmals am Tage zu mir, um zu schauen, dass es mir gut geht. Falls es nachts Probleme geben sollte, kann ich sie mit dem Handy anrufen.
Naja, und unsere beiden Singles sind Eigenbrödler, die lieber alleine leben. Da auch sie in der Vergangenheit sich sehr für den 'See' eingesetzt hatten (Toni hatte die hauseigene Druckerei unter sich), gewährt man ihnen dieses Privileg.
Sonntag 15.November 2009
Eigentlich wollte ich noch mit der allgemeinen Beschreibung fortfahren, aber dazu komme ich wohl heute nicht.
Also will ich nur schnell erzählen, dass seit gestern Abend die U21-Nationalmannschaft bei uns eingetroffen ist. Mit 40 Mann sind sie hier spät abends eingetrudelt. Sie kamen direkt aus Irland und hatten soviel Gepäck, dass sie drei Extrazimmer gebucht haben! Und dann hatten sie Riesensäcke mit schmutziger Wäsche zum Waschen abgeliefert. Maria Pia und eine andere junge Frau haben bis zwei Uhr nachts in der Wäscherei gearbeitet und heute Morgen um halb acht gings gleich weiter. Um 12 Uhr hatten sie 80kg saubere, gebügelte Wäsche abgeliefert. Pia erzählte mir vorhin, dass sie noch nie so verdreckte Kleidung auf einmal gesehen hätten. Wahrscheilich hat es in Irland geregnet. Da die Spieler auch heute trainieren (San Marino), werden sie heute Abend wieder ihre Schmutzwäsche abliefern. Pia hofft, dass sie heute Abend etwas früher fertig werden.
Tja, so sieht das Leben hinter den Kulissen aus.
Nun werde ich doch noch zeigen, wo ich wohne.
Im folgenden Link erfährt man das Wichtigste, was man über diesen Ort wissen muss.
http://www.villaleri.it/deu/home_deu.htm
Montag 16.November 2009
Meine Tage sind leider immer viel zu kurz und ich schaffe nie alles, was ich mir vornehmen. Da ich, wie man vielleicht aus meinen anderen Schriften ersehen hat, auch heute noch ohne ärztliche Hilfe auskomme und auch keine Medikamente nehme, muss ich so allerlei selber tun, um mich fit zu halten. Und dazu brauche ich so meine Zeit. Das geht schon morgens früh gleich nach der Morgentoilette mit der Ölziehkur los, die 20 Minuten dauert. Währenddessen sitze ich am PC und erledige meine Post. Anschließend ist Bettenmachen und Zimmer und Bad aufräumen angesagt, denn vorher frühstücke ich nicht. Wenn Tamara da ist, erzählen wir uns, wie die Nacht war und wie es uns geht. Manchmal, wenn mir danach ist, braut sie mir einen Kaffee. Aber momentan mache ich auf nüchteren Magen eine Kur mit Heilerdewasser. Und Tamara ist ja in Florenz bei der kranken Mutter. Wenn ich gegessen habe, kommen auch schon die Helferinnen. Zweimal wöchentlich Lina zum Putzen. Ich kenne sie seit über 30 Jahren. Ich liebe nicht nur ihre Sauberkeit sondern ihren urigen Humor. Es kann ihr noch so schlecht gehen, aber irgendein Witz fällt ihr immer ein. Dann war heute Morgen Cristina da, und hat mir vor allem in der Küche geholfen und nachher sind wir noch zusammen einkaufen gegangen. Sie gehörte unserer allerersten Theatergruppe als Tänzerin an, jetzt springt sie nur noch manchmal ein,wenn jemand ausfällt. Beruflich ist sie heute Schwimmlehrerin für Kinder in San Marino. Vorhin erzählte sie mir, dass sie in der ganzen Weihnachtszeit an einer lebenden Krippe in Assisi teilnimmt.
Wer mir Fragen stellen möchte über das Leben hier, kann es ja in einem Kommentar tun. Ich werde dann hier im Tagebuch darauf eingehen.
Gestern Abend habe ich es endlich geschafft, eine Kohlsalbe herzustellen. Vor vielen Wochen hatte ich ein einfaches Rezept dafür gefunden und wochenlang Kohlblätter in Olivenöl in die Sonne gsstellt, aber als ich dann die Salbe herstellen wollte, fand ich kein Bienenwachs dafür. Nun hat eine meiner Helferinnen, Patrizia, endlich in einem alten Kräuterladen das Wachs gefunden und nun ist die Salbe fertig. Wie und ob sie wirkt, muss ich nun noch ausprobieren. Da ich immermal unter Ischias leide (das sei normal bei alten Menschen, sagte man mir), will ich mich damit einreiben.
Eine Leserin, sie heißt Elisabeth, hat mir heute ein Kommentar geschrieben. Meine Antwort will ich hier eintragen:
"Ich werde immer nur Schönes von hier berichten. Natürlich gibt es auch hier manchmal Unerfreuliches, aber nichts, was man bzw. wir nicht lösen könnten. Denn wenn man etwas Positives aufbauen will, dann muss jeder daran arbeiten. Und das tut jeder hier ganz bewusst."
Dass es keine Zufälle gibt, daran glaube ich schon lange. Und seit heute noch mehr. Denn außer Elisabeth hatte mich auch noch eine userin angeschrieben, dass sie sich Gedanken und Sorgen um ihr Alter macht, da sie Witwe ist und keine Familie mehr hat. Als ich mich nach den Hausarbeiten vor dem Fernseher ausruhte, dah ich 'zufällig' ein Programm über das Leben in einem deutschen Altenheim. Was dort gezeigt wurde, war erschütternd. Es wurde das Leben im Gemeinschaftsraum gezeigt, wo Demente mit den Gesünderen zusammen waren, und jeder unter der Präsenz des anderen litt. Eine Lieblosigkeit sondergleichen.
Vor lauter Entsetzen über das Gesehene ging ich sofort in die andere WG rüber, wo sie gerade beim Kochen waren. Die große Wohnküche strahlte soviel Harmonie aus, dass es geradezu rührend war. Selbst die blinde Livia konnte sich nützlich machen, denn sie knetet immer die Piada, ein typisches Fladenbrot aus dieser Gegend. Ja, zwischen diesen beiden Beispielen liegen Welten!
Mittwoch 18.November
Gestern machte ich mir noch viele Gedanken über die Einsamkeit der Menschen, die man in allen Altersklassen findet. Ich persönlich habe mich noch nie einsam gefühlt, obwohl ich bereits 25 Jahre allein gelebt hatte, bevor ich in unsere WG zog. Einerseits lag das wohl daran, dass ich sehr viele soziale Kontakte pflegte (Freunde, ehrenamtliche Tätigkeiten und Vereine), andererseits aber wohl auch an meinem Glauben, dem ich es verdanke, mich nie allein und verlassen zu fühlen.
Aber nun weiter zu meinem Leben am 'See'.
Wir haben hier zwei Kapellen, in denen zweimal am Tage eine gesungene Andacht stattfindet. In der größeren - sie fasst ungefähr 100 Leute - treffen sich alle Mitglieder, die in den benachbarten Dörfern wohnen. Für sie ist es auch eine Gelegenheit, Freunde und Bekannte zu treffen oder morgens, bevor sie zur Arbeitsstelle fahren, ihr Frühstück in der Bar neben der Kapelle einzunehmen. So zu frühstücken ist ja eine weitverbreitete Sitte in diesem Lande. Die kleinere Kapelle liegt direkt am Seeufer, wo eine Andacht für alle, die in den verschiedenen Strukturen der Stiftung arbeiten, abgehalten wird.
Im Sommer findet die Andacht im Freien unter einem großen Zelt statt. Ich nehme nur noch selten Teil, weil ich auf Grund meines Hüftschadens nicht mehr so beweglich bin.
Jedes Wochenende besuchen uns Gruppen von Pilgern aus allen Teilen Italiens, um den 'See' kennenzulernen. Ein reichhaltiges Programm wird ihnen geboten (Bibelstunden, Filme und Musicals und Führung durch alle Einrichtungen des Zentrums). Es sind vor allem junge Menschen, die an diesen Tagen zu uns kommen. Sie werden von unseren ehrenamtlichen jungen Helfern aufs beste betreut.
Heute Morgen war ich mit Cristina in Rimini in einem fantastischen Bio-Reformladen. Einen Bioladen mit einem derartig reichhaltigen Warenangebot habe ich noch nie gesehen. Es war einfach alles da: die verschiedensten Brotsorten, frisches Gemüse jeder Art und Früchte aus aller Welt. Jede Sorte Käse, die man sich wünschen kann, aber auch alle denkbaren Kräuter und Tees. Es war für uns beide ein tolles Erlebnis. Anschließend haben wir noch nebenan in einem Bio-Café einen Capuccino getrunken. Das Lokal war gemütlich, ökologisch eingerichtet und es gab auch eine Bücherecke zum Schmökern. Wir haben uns vorgenommen, öfter hinzufahren, weil uns auch die Atmosphäre so gut gefiel.
Samstag hat sich eine Internetbekannte von mir angesagt, um mich auch mal persönlich kennenzulernen. Wir haben ein gemeinsames Interesse, nämlich das Jin Shin Jyutsu, auch Japanisches Heilströmen genannt. Ich bin dabei, für sie eine Führung durch alle Einrichtungen des 'See'´s zu organisieren, denn ich werde nach einem gemeinsamen Mittagessen in einem unserer Restaurants ruhebedürftig sein und mich zurückziehen. Sie ist aber noch jung und möchte alles über diesen Ort wissen, den sie schon von den verschiedenen Webseiten her kennt.
Nun muss ich doch schnell noch von unserer jungen National-Elf berichten. Sie haben gestern das Spiel gegen San Marino mit 11:0 gewonnen. Hier am See haben sie den ganzen Abend gefeiert. Unsere Pia hat sich von der Köchin erzählen lassen, dass sie einen ganz jungen Koch hatten, der das Essen überwachen sollte. Als er sah, wie tüchtig unsere Leute sind, hat er sie machen lassen und nur gekostet. Er fand alles fantastisch. In der Küche hätten sie viel Spaß mit ihm gehabt und sie fanden ihn sehr wohlerzogen, höflich und liebenswert. Das hört mein deutsches Herz natürlich gern.
Freitag 20.November
In den letzten Tagen habe ich immer wieder Berichte über das Alter in der TV gesehen. Einer trauriger als der andere. Dann denke ich immer: eine Einrichtung wie den 'See' müsste es überall geben. Ein Ort, wo jeder Mensch und also auch die Alten ein wahres Zuhause haben, in dem sie zufrieden, betreut und ohne Ängste leben können. Und vor allem sich in der übrigen Gemeinschaft vollständig integriert wissen. Nicht nur in unserer WG leben wir wie Freunde zusammen, sondern auch, wenn wir das Haus verlassen, werden wir von jedem freundlich, herzlich gegrüßt und von allen geduzt. Wenn wir mal wackelig auf den Beinen sind, ist sofort jemand da, der einen begleitet.
Mittwoch 22.November
Mein Treffen mit meiner Internetbekannten verlief dann doch ganz anders als geplant. Sie kam um die Mittagszeit und nach einem Spaziergang um den See setzten wir uns gleich ins Restaurant am Seeufer, wo wir ein verzügliches Mittagessen einnahmen. Ja, und dann haben wir uns so festgeklönt, dass an anderes nicht mehr zu denken war. Denn meine neue Freundin, so darf ich sicher sagen, musste wieder zurück. Aber sie wird wiederkommen, denn auch ihr hat der Besuch sehr gefallen.
Gestern Abend fand in unserem Hotel ein Galaessen für 150 junge italienische Restaurantchefs statt. Sie waren zu einer zweitägigen Tagung in Rimini zusammen gekommen und wollten bei uns den letzten Abend mit einem Galadinner und anschließendem Tanz abschließen.
Heute konnte ich mal wieder bei herrlichstem Wetter im Park die Sonne genießen.
Mittwoch 25.November 2009
Seit Tagen haben wir eine dicke Nebelsuppe, aber es ist nicht kalt.
Ich bin froh, dass wir hier am 'See' von kommerziellen Weihnachtsvorbereitungen verschont werden. Aber auch hier sind sie eifrig daran, das Dorf auf dieses Fest vorzubereiten. Es wird eine Krippe im Freien geben mit großen Figuren, Am Eingang des Dorfes soll es einen großen, geschmückten Weihnachtsbaum geben und kleine Holzhäuschen für einen Weihnachtsmarkt habe ich auch schon gesehen. Da sie Weihnachten jedes Jahr anders gestalten, lasse ich mich überraschen, was ihnen dieses Mal eingefallen ist.
Seit gestern ist nun auch meine Mitbewohnerin Tamara wieder zurück, denn sie konnte ihre Mutter für einige Tage in Obhut ihrer Familie lassen. So hab ich mal wieder heute Morgen ein Käffchen mit ihr getrunken. Und natürlich geklönt, wozu wir sonst kaum kommen, denn sie hat viel zu viel Arbeit. Seit ich die fürchterlichen TV-Sendungen über Altersheime gesehen habe, genieße ich solche Momente noch viel intensiver, denn ich weiß, dass sie nicht zur Normalität im Alter gehören. Den ganzen Tag nur mit lieben Freunden umgeben zu sein - wer hat das schon!
Es wird ja soviel über die Schweinegrippe geredet, hierzulande wie überall. Auch bei uns hat sich einer nach den anderen angesteckt, aber sie kurieren sich alle, wie bei einer normalen Grippe. Keiner kommt auf die Idee, sich impfen zu lassen. Mein Besuch von neulich hat mir auch einen einfachen Tip gegeben, wie man der Grippe durch´s Heilströmen vorbeugen kann.
Mittwoch 27.November
So langsam hat es bei uns auch alle mit der Grippe erwischt. Nur wir Alten haben sie noch nicht bekommen. Dafür aber konnte ich heute in der herrlichsten Sonne im Park sitzen. Wenn ich Glück habe, wird es immer mal solche Tage auch im Winter geben.
Ansonsten war nicht viel los in den letzten Tagen, außer dass man eifrig sich auf das Weihnachtsfest vorbereitet. Heute Morgen herrschte Hochbetrieb, denn es waren 4 große Busse mit Schulkindern angekommen, um ein Musical zu sehen.
Was mich betrifft, so vervollständige ich täglich meine E-books und kümmere mich um mein Forum, wo es immer sehr lebendig und kreativ zugeht.
Sehr zufrieden bin ich mit meiner Kohlsalbe, die mir tatsächlich immer sofort hilft. Wenn ich denke, wieviele Sorten von Salben angeboten werden und nie hilft eine wirklich. Kosten tun sie außerdem auch immer eine Stange Geld. Was man von der Kohlsalbe ja nicht sagen kann.
Sonntag 29.November 2009
Die Italiener feiern die Advents- und Weihnachtszeit ganz anders, als wie wir es in Deutschland gewöhnt sind. Vor allem hat sie religiösen Charakter, ist sehr familienbezogen und in den letzten Jahrzehnten im Übermaß auch kommerziell benutzt worden.
Die typisch deutsche, besinnliche Art, vor einem Adventskranz mit lebenden Kerzen zu sitzen, Weihnachtsmusik zu hören und selbstgemachtes Weihnachtsgebäck zu knabbern, kennt man hier gar nicht. Zwar werden auch Krippen in den Häusern aufgestellt und die Räume geschmückt, aber alles wird nur elektrisch beleuchtet. Den Adventskranz hat man nur in der Kirche. Als Ausländer muss man sich daran gewöhnen, aber das gilt ja für viele andere Sitten auch.
Am LAGO sind die jungen Leute daran, alles für die kommende Zeit herzurichten. Auf unserem Dorfplatz, direkt vor unserem Haus, steht bereits ein großer Weihnachtsbaum und rundherum werden Holzbuden und Stände für den Weihnachtsmarkt aufgestellt. In den Weihnachtstagen gibt es dort geröstete Kastanien, Glühwein, gefüllte Piada romagnola (typisches Gericht aus dieser Gegend und sehr lecker), Gebäck und Süßigkeiten. Außerdem werden Geschenkkörbe mit Bio-Produkten von unserem Hof angeboten. Ein Geschenkeladen mit sehr geschmackvollen Gegenständen in jeder Größe und Preislage ist bereits eröffnet.
Eine Krippe mit lebensgroßen Figuren kann man auf einem 1500qm großen Areal besichtigen.
In den Weihnachtstagen kann man einen Film von dem Musical "Il presepe vivente" (Die lebende Krippe) anschauen. Der Eintritt ist frei. In den verschiedenen Lokalen werden musikalische Abende angeboten. Zum Jahresende findet im Hotel ein großes Galaessen statt mit Musik und anschließendem Tanz.
Der Vorstand und Leiter der Theatergruppen lädt zu persönlichen Gesprächen ein.
In Assisi findet ab nächster Woche eine große lebende Krippe statt, an der unsere Schauspieler und Tänzer teilnehmen.
Montag 30.November
Das war ein wirklich schöner Geburtstag! Gianni, der Bescheidene, hatte mit gar nichts gerechnet, denn seine Geburtstage wurden nie so recht gefeiert. Aber heute wurde er 80, und dieser Tag sollte doch gebührend gewürdigt werden. Gleich nach dem Frühstück gingen meine Putzfrau Lina, Cristina, die heutige Helferin und ich singend in die Wohnung von Gianni, der gar nicht wusste, wie ihm geschah. Über unsere Geschenke hat er sich riesig gefreut, sie seien grad das Richtige. Mittags haben wir dann alle zusammen ein köstliches Geburtstagsmahl genossen und eine Torte fehlte auch nicht. Ich habe Gianni noch nie so fröhlich gesehen.
Donnerstag 3.Dezember
Nun wird auch bei uns die Sonne jeden Tag ein wenig blasser. Aber immerhin noch warm genug, um ein Sonnenbad zu nehmen. Natürlich warm angezogen.
Von meinen Helferinnen lasse ich mich nun jeden Tag massieren. Ja, es sind keine professionellen Massagen, aber trotzdem unheimlich wohltuend. Ich denke, weil sie mit sehr viel Liebe gemacht werden. Da ich sehr viel am PC sitze, befreien sie meinen Kopf von Belastungen und lösen Verspannungen. Zahlen muss ich dafür nichts.
Ach ja, das liebe Geld. Irgendwie reicht mir meine kleine Rente nicht mehr, um so leben zu können, wie ich es bisher gewohnt war. Da hab ich mir was eingefallen, und zwar versuche ich mich mit Internetmarketing. Das machen so viele Menschen, die absolut seriös sind. Warum nicht auch ich. Aber erst einmal muss ich es erlernen und natürlich auch Ideen haben. Aber vor allem werde ich es Arbeitslosen aus meinem Bekanntenkreis empfehlen, damit sie endlich wieder eine Perspektive bekommen.
Montag 7.Dezember
Nun ist alles festlich geschmückt am See. Am Samstag haben wir alle zusammen die große Krippe im Park besucht. Eine kleine Bühne für kurze Auftritte ist auch aufgestellt worden. Einige unserer junger Tänzer haben etwas aufgeführt. Aber vorher waren wir alle im Theater und haben das Musical "Chiara di Dio" angeschaut. Es war so schön, dass viele geweint haben.
Abends, wenn ich mal keine Lust zum Kochen habe, brauche ich nur vor die Tür zu gehen und mir eine leckere, gefüllte Piada backen. Piada ist ein typisches Fladenbrot aus dieser Gegend. Ich mache es mir oft selbst und belege es dann mit einem guten Schmelzkäse und grünem Gemüse. Einfach köstlich.
Morgen werde ich ein paar Weihnachtseinkäufe machen. Eine meiner Helferinnen kommt mich abholen.
Dienstag 8.Dezember
Meine Einkaufstour zu dem größten Einkaufszentrum in dieser Gegend war ein glatter Reinfall. Es ist ein riesiger Komplex aber völlig unübersichtlich. Ich war in einem großen Buchladen, der aber nicht zum Kaufen einlud. Überall stapelten sich Bücher und es herrschte ein eiziges Chaos. Wenn man dann noch so schlecht sieht wie ich, findet man nichts. So bin ich wieder unverichteter Dinge nachhause gefahren. Auch meine junge Begleiterin war entsetzt.
Nun muss ich mir etwas anderes als Weihnachtsgeschenke einfallen lassen. Kommt Zeit kommt Rat. Schlimmstenfalls gehe ich in unseren hübschen Geschenkeladen nur wenige Schritte von unserem Haus entfernt und suche dort etwas Hübsches aus.
Donnerstag 10.Dezember
Gestern war Cristina meine Helferin. Sie erzählte mir, dass sie jetzt jedes Wochenende in Assisi bei einem Krippenspiel mitmacht. Es handelt sich um eine lebende Krippe als Musical, das in userem Theater in Assisi in der ganzen Weihnachtszeit aufgeführt wird. Es dauert eineinhalb Stunden und wird bis zu dreimal täglich gezeigt. Cristina sagte, es sei sehr anstrengend, aber wunderschön, mitmachen zu dürfen. Ihre Teilnahme ist ehrenamtlich und auch mit einigen Strapazen verbunden. Aber die nimmt sie gerne auf sich. Das Musical wird vorwiegend von ganz jungen Künstlern aufgeführt (sie gehört zu den Älteren), die sich auch um alles andere kümmern müssen. Das heißt sie sind für die Sauberhaltung des Theaters verantwortlich, sie müssen sich selber verpflegen und sich auch um die Besucher kümmern.
Montag 14.Dezember
Heute ist mein Geburtstag. Noch nie wurde ich an diesem Tag so gefeiert wie dieses Jahr. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Nachdem frühmorgens meine Kinder aus Deutschland angerufen hatten, kamen nach dem Frühstück alle Bewohner der WG und zwei Helferinnen und brachten mir ein Ständchen. Sie schenkten mir einen Riesenkorb voller Bio-Lebensmitteln und Süßigkeiten. Und meine Putzfrau schenkte mir einen Mini-mini-Besen um alle bösen Geister rauszufegen! Dann haben Maria Pia und Tamara je ein Lieblingsgericht für mich gekocht und nachher gab es noch eine köstliche Torte, die Tamara noch um zwei Uhr nachts gebacken hatte. Seit meinem 60. hatte ich nie wieder so einen schönen Geburtstag.
Gestern war ich bei jungen Freunden eingeladen, die mich schon im Voraus feierten und dann mit mir meine neue deutsche Freundin in Montefeltro besuchten. Meine Freundin hat zusammen mit ihrem Lebensgefährten von 8 Jahren ein altes, verlassenes Dorf gekauft, das sie mit großer Liebe restauriert haben, um ein Feriendorf draus zu machen. Es war eine ganz besondere Freude für uns, ihr tolles Werk kennenzulernen.
Freitag 18.Dezember
Nachdem es tagelang ungemütlich und kalt war, kam heute die Sonne wieder und so konnte ich wieder ein langes Sonnenbad nehmen.
Die letzten Tage waren etwas gemischt, d.h. ein Mix von Freud uns Leid. Zwei liebe Menschen sind sehr krank und ich kann ihnen nicht helfen. Was mich anbelangt, so befasse ich mich wieder intensiv mit der Autosuggestion nach Emile Coué. Im Grunde lebe ich ja schon lange auf diese Weise, aber man kann immer noch mehr tun. Gerade jetzt, wo ich erfahren habe, dass eine nahe Verwandte nach intensiver medikamentöser Behandlung ihre geistigen Kräfte verliert und sehr unglücklch darüber ist, will ich für meinen Teil so gut wie ich kann vorbeugen.
Ich wurde eingelanden, für eine Zeit deutsche Freunde zu besuchen, aber ich glaube, es ist besser, dass ich bleibe wo ich bin. Hier bin ich optimal aufgehoben und das weiß ich zu schätzen. Man liest und hört in letzter Zeit so viel über die trostlose Unterbringung in Seniorenheimen, dass ich keine Sehnsucht verspüre, in solch einer Struktur untergebracht zu sein.
Montag 21.Dezember
Ich bin froh, dass ich keinen Weihnachtsstress habe. Erstens, weil das Fest hier sowieso einfacher gestaltet wird, als in Deutschland und weil ich ja hier bleibe. Die letzten Jahre ging ich immer Freunde besuchen am 1.Weihnachtstag, aber das ist mir langsam zu anstrengend. Mit meinen Kindern werde ich skypen, das ist fast so, als würde ich sie besuchen.
Für alle meine Leute hier habe ich Geschenke gefunden, von denen ich weiß, dass sie sich drüber freuen werden.
Die letzten Tage war es auch hier tierisch kalt, aber meinen Spaziergang konnte ich trotzdem machen. Und nun regnet es.
Morgen werde ich Kürbismarmelade kochen. Die ist so lecker und ist die einzige Marmelade, die ich gerne zum Frühstück esse. Der Clou bei dieser Marmelade ist, dass Grapefruit hineinkommt. Und Zimt.
Donerstag 24.Dezember 2009
Gestern erhielt ich von meinen Kindern ein Riesen-Weihnachtspaket. So reichlich haben sie mich noch nie beschenkt. Das schönste Geschenk war eine Kamera zum Skypen. Mit der kann ich auch Fotos machen. Irgendwann werde ich mal eine hier reinstellen.
Heute Morgen haben meine verschiedenen Frauen und ich uns gegenseitig beschenkt und heute Abend sind noch die anderen Senioren dran.
Nach der großen Kälte ist nun wieder sehr mildes wetter. Aber in den nächsten Tagen soll es viel regnen.
Allen, die hier reinschauen, wünsche ich eine gesegnete Weinachten.
Freitag 25.Dezember 2009
Hier ist nun mein Skypebild.
Heute war ich zum Mittagessen bei Freunden in Cattolica eingeladen. Das Essen war ganz fantastisch. Nach den Essen habe ich ihnen ein Bokoma-Massagegerät geschenkt, das sie sofort ausprobiert haben. Nicht nur waren sie schwerbegeistert, sondern hatten so starke Reaktionen, dass wir zehn Minuten schallend gelacht haben. Wir konnten kaum wieder aufhören. Nun haben sie gleich noch mehrere Geräte bestellt, weil es die anscheinend in Italien nicht gibt.
Samstag 26.Dezember
Wenn man immer hier am 'See' lebt, ist die friedliche Atmosphäre zur Selbstverständlichkeit geworden. Ja, vielleicht weiß man sie gar nicht genügend zu schätzen. Gestern in Cattolica war ich doch entsetzt, welch unfreundliche und unzufriedene Stimmung auf den Straßen zu spüren war. Die vielen Menschen, die heute trotz Nieselregen einen Weihnachtsspaziergang am 'See' machten, mussten ja denken, im Paradies gelandet zu sein. Ob es nun die große Krippe im Freien war, der Weihnachtsmarkt oder das Theater, dessen Türen weit offen standen, damit jeder, der Lust hatte, sich Ausschnitte aus verschiedenen Musicals als Filme anzuschauen - es herrschte eine wahrhaft weihnachtliche Stimmung. Auf dem Theaterplatz war eine großer Bildschirm aufgestellt worden, auf dem Weihnachten vom Petersplatz in Rom gezeigt wurde. Auch unsere Künstler hatten dort einiges aufgeführt und Carlo Tedeschi, unser Vorstand und Leiter unserer Theatergruppen, erklärte in einem Interview, dass es Franz von Assisis Idee war, eine lebende Krippe darzustellen.
Nach dem auch ich einen Abendspaziergang gemacht hatte, genoss ich zuhause ein richtig deutsches Essen. Nämlich Sauerkraut mit Schweinsrippchen und Kastanien. Das musste auch mal sein!
Freitag 1.Januar 2010
Und nun haben wir auch das hinter uns. Ich meine das alte Jahr, über das ich mich nicht beklagen kann und die ewigen Feiertage, die ich meistens am PC verbracht habe. Nicht, weil ich nichts Besseres zu tun hatte, sondern weil es meine Lieblingsbeschäftigung ist. Solange ich noch kieken kann!
Den Sylvesterabend habe ich mit den anderen unserer WG verbracht, d.h. wir haben zusammen gegessen. Unser Onkel Doktor und seine Frau hatten uns besucht und schrecklich viel zu essen mitgebracht. Selbst wenn man nur von allem etwas kostete, war es zuviel. Es war ein fröhlicher Abend, aber ich zog mich früh zurück, weil es mich wieder an den PC zog. Bis Mitternacht hab ich vor ihm verbracht, dann hörte man noch etwas Knallerei, aber nach zehn Minuten war Ruhe. Das ist das Schöne hier, dass man auch an Sylvester nicht von der unsinnigen Knallerei belästigt wird.
Das einzige Sylvesterfeiern, das ich liebe und immer geliebt habe, findet am Hamburger Hafen statt. Da ging ich mit meinen Eltern schon als Kind hin. Nun genießen es meine Kinder, die ja in HH leben.
Natürlich habe ich auch mit ihnen geskypt und bin dankbar, dass es dieses Mittel gibt.Da können wir so richtig klönen und uns sogar dabei sehen.
Heute muss ich nicht kochen, denn das macht Pia für mich mit. Ich bin eigentlich auch zu faul dazu.
Seit gestern regnet es fast ohne Unterbrechung, aber das stört nur meine Knochen, die mögen diese Feuchtigkeit nicht so sehr.
Und nun lass ich mich überraschen, was mir das Neue Jahr bringt.
Mittwoch 6.Januar 2010
Und nun ist alles vorbei. Hier ist ja der 6.Januar ein Feiertag, an dem in früheren Jahren vor allem die Kinder beschenkt wurden. Nun ist man allgemein ein wenig von dieser Sitte abgekommen und macht es so wie in den anderen europäischen Ländern, dass man sich gegenseitig an Weihnachten beschenkt. Aber ab Morgen räumt man allen Weihachtsschmuck weg und dann beginnt wieder das normale Leben.
Gestern Nacht hatte ich die Talkshow von Sandra Maischberger gesehen, die mir sehr gut gefiel. Vor allem das, was Jürgen Fliege und die Engelsspezialistin zu sagen hatten. Da ich eine langjährige wunderbare Engelserfahrung hinter mir habe, interessierte mich diese Sendung natürlich ganz besonders. Heute Morgen haben einige Frauen und ich lange über unsere Schutzengel gesprochen. Alle hatten wir ganz erstaunliche Erlebnisse zu berichten. Das war ein schöner Abschluss der Feierlichkeiten.
Das Wetter ist unfreundlich und nass und heute sagten sie im Fernsehen, dass wir uns für drei Wochen auf ein nasskaltes Wetter einstellen müssten.
Im Übrigen habe ich das Twittern gelernt. Zuerst fand ich es bescheuert, aber nun amüsiere ich mich. Mal sehen, wie lange das anhält. Mehr als ein Spielzeug ist es nicht für mich.
Unsere Tamara ist immernoch in Florenz bei ihrer kranken Mutter. Sie fehlt uns allen, obwohl ich wunderbar auch alleine klarkomme. Ich habe ja jeden Tag außer sonntags eine Hilfe fürs Nötigste.
Allen, die hier vorbeischauen, wünsche ich einen guten Start ins neue Jahr. Über meinen eigenen bin ich sehr zufrieden.
Freitag 8.Januar 2010
Alles, was in Deutschland jetzt als Schnee runterkommt, bekommen wir als Regen. Das Wetter ist einfach scheußlich und da bleibt man lieber zuhause. Meine liebe Putzfrau ist krank und da hat man mir eine Vertretung geschickt. Auch sehr lieb. Sie und ihr Mann wurden vor vielen Jahren hier am "See" von ihrer Drogensucht geheilt. Dass sie mal süchtig waren, sieht man ihnen wirklich nicht an. Sie fühlte sich sehr wohl bei mir und möchte unbedingt wieder zum Putzen kommen. Die Frauen genießen es alle, interessante Gespräche zu führen. So hatten wir heute (wir waren vier) das Thema Selbstheilung am Wickel. Alle hatten sie damit schon ihre positiven Erfahrungen gemacht.
Dienstag 12.Januar 2010
Alle Mitglieder von 'See' sorgen sich um das Schicksal einer meiner Helferinnen. Es handelt sich um Lorella, Mutter von zwei kleineren Kindern, die ganz plötzlich ins KH musste, wo man ein Blutgerinnsel im Hirn feststellte. Seit zwei Tagen liegt sie im Koma. Wir sind alle entsetzt und erschüttert. Und natürlich beten wir alle für ihre Genesung. Unter den Mitgliedern ist eine Hilfeaktion gestartet, um den arbeitslosen Familienvater in dieser schweren Lage zu unterstützen. D.h. er bekommt jede Art von Hilfe, die er braucht.
Donnerstag 21.Januarr
Immernoch gibt es keine Neuigkeiten über den Zustand von Lorella. Aber er hätte sich auch nicht verschlechtert. Und da wir von Fällen gehört haben, die sich von solch einer Sache wieder gut erholt hatten, hoffen wir dasselbe natürlich auch für sie. Nur in unsere WG wird sie wohl kaum wieder zurückkommen können.
Morgen hat unsere fastblinde Livia Geburtstag, den wir Morgen früh gleich feiern werden. Ich musste wie immer ein kleines Gedicht schreiben und beschenkt wird sie natürlich auch. Tamara hat allerlei zum Essen vorbereitet und Livia macht Tagliatelle, darin ist sie Spezialistin. So brauche ich mal nichts für mich zu kochen und werde vormittags Shopping gehen.
Ansonsten quäle ich mich schon seit Tagen mit meinem kleinen Videovortrag rum. Leider kann ich es noch nicht hochladen aber irgendwann klappt es auch mal.
Freitag 22.Januar
Das war heute ein toller Vormittag. Das Shopping mit Cristina haben wir beide richtig genossen und es mit einem Cappuccinotrinken abgeschlossen. Dann gab es ein fantastisches, aber leichtes Geburtstagsessen, bei dem wir alle viel zu viel gefuttert haben. Aber wir waren in ausgelassener Stimmung und man sah, wie sehr auch Livia es genoss. Vor allem freute sie sich darüber, dass ihr ihre Dinkelnudeln so gut gelungen waren.
Wir meinten, dass man ihren Geburtstag viermal im Jahr feiern sollte, damit wir Grund zum Schlemmen haben!
Samstag 23.Januar
Auch wenn davon nichts zu spüren ist, gehen wir doch mit Riesenschritten auf den Frühling zu. Ich genieße es, dass es morgens früher hell ist und abends später dunkel. Auch wenn das Wetter weiterhin ziemlich scheußlich ist.
Gestern erzählte mir Cristina, dass jeder Italiener sich für seinen Fernseher einen Decoder kaufen muss, sonst kann er keine Programme mehr sehen. Empfohlen wird, sich gleich einen neuen Fernseher zu kaufen! An die vielen armen Leute in diesem Lande wird dabei nicht gedacht! Aber mit oder ohne Decoder - das italienische Fernsehen ist sowieso eine Katastrophe und ich bin nur froh, einen Satelliten zu haben, sodass ich mir fast alle deutschen Sender anschauen kann.
Sonntag 24.Januar 2010
Am 'See' bemüht man sich, so schnell wie möglich Waisenkinder aus Haiti aufzunehmen. So wie es damals beim Bosnienkrieg war und später nach dem Unglück in Tschernobyl. Viele von den Russenkinder sind hier groß geworden und haben zum Teil schon eigene Familen gegründet.
Dienstag 26.Januar
Auch bei uns ist die Landschaft ganz weiß. Das sieht zwar schön aus, aber ich kann leider bei Schnee nicht hinaus, da macht meine blockierte Hüfte nicht mit. Es soll noch kälter werden. Ich bin sehr froh, dass wir eine warme Wohnung haben. In Italien keine Selbstverständlichkeit.
Unserer Lorella geht es ein wenig besser. Man holt sie so langsam aus ihrem Koma zurück.
Donnerstag 28.Januar
Dieses Tagebuch wird nicht weitergeführt, weil es von nun an in einem Blog weitergeht mit der URL http://jakosblog.wordpress.com/
Jakobe Jakstein
Tag der Veröffentlichung: 13.11.2009
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