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Es war der letzte Tag der Woche, Sonntag, als Jahnna abermals den Wald am Tegelersee in Berlin betrat. Während sie nach Osten lief, überlegte Sie wie Sie es wohl machen würde. Schnell, langsam, brutal oder vielleicht harmlos?
Ihre zitternden Finger, die nur noch wie rostige Schrauben an Ihren Händen befestigt waren, verrieten ihr, dass Ihr Körper die schlimmste von allen benötigte. Ihre spezielle Foltermethode.
Ein breites lächeln formte sich auf Jahnnas Lippen als sie das Feuerzeug und das lange Messer in ihrer Hosentasche ertastete.
Alles war perfekt vorbereitet. Das Spielchen konnte beginnen.
Jahnna zog ein Handy aus Ihrer Tasche und wählte die Nummer Ihres Opfers.
„Hallo, wer ist da? Sind Sie das?“, keuchte eine matte Herrenstimme in den Apparat.
„Gehen sie jetzt in den Tegelerwald und laufen Sie gen Osten. Nur geradeaus, keine Umwege und keine Polizei sonst stirbt ihr süßes Töchterchen“, Jahnna musste kichern. Nicht über die plötzlichen Atembeschwerden des Mannes sondern über die Frage wen er wohl erwarten würde.
Durch die verstellte Stimme und den Krankenhausmundschutz vor Ihrem Mund tippte sie auf eine ende dreißig Jährige Frau die Medizin studierte anstatt auf eine vierzehn Jährige Schülerin die Rock Musik hörte und sich für Literatur interessierte.
„Aber, bitten tun Sie mein-“
Jahnna legte auf. Sie wollte das verweinte Gekrächze seiner eher unspektakulären Stimme nicht weiter ertragen müssen.
Das sie Detlev Aart in weniger als 5 Minuten wiedersehen würde ekelte sie schon genug an.
„Keine Polizei!“, hatte sie gesagt obwohl sie genau wusste das ihr arroganter Detlev der Polizei bereits bescheid gesagt hatte und diese den Wald stürmen würden sobald er per Anruf bescheid sagen würde.
Doch dazu würde Jahnna es niemals kommen lassen. Zumindest nicht aus seiner Hand, denn in wenigen Momenten würde sie den Mann ermorden der sie vor sieben Jahre vergewaltig hatten und daran Schuld war das ihr Vater verurteilt wurde.

Detlev verließ den Gerichtssaal als freier Mann, da ihm seine Freunde ein falsches Alibi verschafften und er somit Jahnna hätte niemals vergewaltigen können.
Von da an lebte Jahnna in einem miserablen Heim. Ihre Mutter war nur wenige Monate vorher verstorben und ihre Eltern hielten noch nie gerne Kontakt zu irgendwelchen Verwandten. Sie wurden dort generell nie gern gesehen.
Tagtäglich wurde sie von grausamen Bildern ihrer Vergangenheit verfolgt.
Plötzlich wurde Jahnna hellhörig.
Das knacken eines Astes riss sie aus ihrer Gedankenwelt zurück in die Realität.
Alles wird bald eine große Wendung nehmen.


Sie versteckte sich hinter einem Baum als sie nur einige Meter vor ihr einen Männerrücken sah. Er atmete als hätte er gerade einen Marathonlauf hinter sich gehabt.
Jahnna sah wie Detlev verzweifelt versuche nicht zu hyperventilieren. Vergeblich. Jahnna erhaschte einen Blick auf Detlevs Gesicht als er sich halb umdrehte. Die Schweißperlen flossen ihm nur so die Konturen seines Gesichtes entlang. Seine Augen waren weit aufgerissen, in der Hoffnung den Entführer seiner kleinen Tochter zu sichten und ihn mit seinen eigenen Händen zu erwürgen.
Noch drei Schritte.


Sie machte sich bereit und zog sich die Latexhandschuhe über die Hände.
Zwei Schritte.


Jahnna umklammerte das Messer in ihrer Hand fester und presste es an ihre Brust.
Der letzte Schritt.


Es ist soweit, Jahnna lächelte fies und trat langsam einen Schritt hinter den Baum hervor.
Mal sehen wer hier wen umbringt

, dachte sie bevor sie leise anfing wie ein kleines Kind zu kichern.

Ihr Gekicher hallte durch den Wald und wurde von Baum und Borke zu Detlev geworfen. Er drehte sich panisch um.
„Hallo Detlev“, sagte sie sanft bevor sie anfing herzhaft zu lachen.
Detlev starrte perplex drein. Seine Hände zitterten und mit ihm jedes seiner einzelnen Haare.
„Na, kennst du mich noch? Überrascht mich wieder zusehen, nicht?“, Jahnna trat nun ganz vor dem Baum hervor während sich mit dem Messer in ihrer Hand herumfuchtelte.
Instinkttief wich Detlev zurück und machte schützend einen weiteren Schritt nach hinten ohne zu wissen das dies sein Todesurteil bedeuten wird.
Als er über einen großen Baumstamm stolperte, der durch Moos und Blätter versteckt war, griff Jahnna ruckartig in ein Gebüsch und zückte einen Hammer und zwei verlängerte Hufeisen hervor.
Anstatt auf den groben Waldboden zu landen durchbohrten Eindutzend Nägel und Schrauben seinen Rücken und raubten ihm die Luft zu atmen die durch den harten Aufprall und den stechenden Schmerz wie durch einen Schlag in die Magenregion aus seinen trockenen Lungen gepresst wurden.
Schnell hockte Jahnna sich neben Detlev und befestigte seine Hände mit Hilfe der verlängerten Hufeisen an den Boden fest.
Ein Schwall Blut floss aus seiner Nase während der Waldboden unter ihm immer mehr mit Blut befleckt wurde.
Trotz Schmerzen und Atemnot schaffte es Detlev immer wieder „Hilfe!“ zusagen und sich auf dem Brett zu bewegen.
Jahnna fackelte nicht lange. Sie zog ihr Handy aus der Tasche und nahm unbeeindruckt seine Schreie und Hilferufe auf. Kurz bevor sie die Aufnahme beendete schrie sie Laut in die Aufnahme und in den Tag hinein. Ein Schrei der sie retten würde.
Jahnna nahm Detlev sein Handy aus der Jackentasche und wählte damit die Polizei die am Eingang des Waldes lauerte und nur darauf wartete sie festzunehmen.
Als der Beamte abnahm spielte Jahnna die Aufnahme auf ihrem Handy ab. Ohne ein Wort wurde das Telefonat unterbrochen. Sie lächelte zufrieden, alles klappte nach Plan.
„Vier Minuten dann werden sie hier sein Detlev. Sie werde deinen Leichnam und ein armes vierzehn Jähriges Mädchen finden welches Opfer des Angriffes auf dich wurde. Und du, du wirst im Namen der Polizei ehrenhaft für mich gestorben sein“, Jahnna lachte leise. „Auf wiedersehen Detlev. Möge der Teufel dich weiter in der Hölle schmoren lassen.“
Jahnna zog ihrem letzten Trumpf aus der Tasche. Detlevs Schreie wurden von Sekunde zu Sekunde leiser.
Sie zündete das Feuerzeug an und legte es behutsam auf sein erschlafftes Handgelenk. Seine schreie begannen von neu als Jahnna lächelnd zusah wie sich die Flammen durch seine Haut hinein zu seiner Ader fraßen.
Noch zwei Minuten, es wird Zeit dafür zu sorgen mich vollkommen von der Schuld freizusprechen

, und somit schloss Jahnna das Kapitel „Vergangenheit“ für ihre Innere Welt voll von explodierenden Bomben ab.
Zeitgleich begann Jahnna mit Detlev zusammen zu schreien. Sie umklammerte das Messer in ihrer Hand erneut fester, schloss die Augen und rammte es sich in den linken Oberschenkel.
Sofort trat Blut aus der Wunde als sie sich auf den Waldboden fallen ließ. Mit zitternden Händen und unscharfen Blick, durch die Tränen die ihr in die Augen geschossenen kamen, zog sie ihre Latexhandschuhe aus und verstaute diese in Detlevs Jackett.
Nun konnte sie endlich ihren Emotionen freien lauf lassen. Sie fing an zu schluchzen, zu weinen, zu zittern und zu keuchen. Alles gleichzeitig. Eine Welle von Emotionen die sie jahrelang nicht preisgeben konnte überkam Sie. Und sie ließ sich von diesem Wellen tragen und versank innerlich in ihnen.


Unter ihren betäubten Sinnen nahm Jahnna wahr wie sie gerüttelt und angesprochen wurde.
Innerlich musste sie Lächeln, nach außen hin gab sie den Beamten um sich herum den Anschein, nicht ansprechbar zu sein.
„Wir brauchen sofort einen Notarzt!“, sagte jemand bevor sie hoch gehoben wurde. „Ich bringe das Mädchen hier raus. Kümmern sie sich um den toten Mann neben ihr.“
Innerlich jubelte Jahnna.
Ein letztes Mal dachte Sie an Detlevs süße Tochter. Die kleine Emma die bereits tot, in einer Plastiktüte verpackt, in irgendeiner Mülltonne in Neukölln lag. Und natürlich über Detlev. Möge der Teufel dich weiter in der Hölle schmoren lassen

, waren Ihre letzten Worte an Ihn. Für ein paar Sekunden breitete sich ein weiteres heimtückisches Lächeln auf Jahnnas Lippen aus.
Sie hatte ihren Willen bekommen und gewonnen... wie immer.

Impressum

Texte: Text: Copyright by Christina Huhn
Tag der Veröffentlichung: 21.08.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dies ist eine Geschichte des Killerclubs. "Teufelstrompeten - Folterliebe" landete auf Platz 10 der besten "perfekten Morde" des von Droemer Knaur veranstalteten Schreibwettbewerbes. Die Geschichte des Killerclubs ist Folgende: Roderick van Larven, ein alternder, mordlustiger Multimillionär, möchte das perfekte Verbrechen, den perfekten Mord zelebrieren.

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