Cover

Jaggy1412


… solange wir beide leben


Eine Fanfiction - Story zur Twilight - Saga


Die Rechte über die im Buch auftretenden Charaktere obliegen allein bei Stepanie Meyer. Die Handlung ist frei erfunden und entsprang meiner puren Phantasie


Ich widme mein erstes Buch meiner treusten Leserin "Nerobranka", die mein Werk von der Entstehung, bis zur Vollendung mit ehrlichen Kommentaren und konstruktiver Kritik begleitet hat.Ich danke dir vielmals.


Blick in die Vergangenheit

Neun Monate ist es nun her, seit ich mein menschliches Leben gegen das eines Vampirs eingetauscht habe. Sofern man diese Existenz als Leben bezeichnen kann.
Auf unerklärliche Weise blieb mir die schwere Phase innerhalb des ersten Jahres als Neugeborene erspart.
Sicher, es war nicht immer einfach, aber im Grunde liebte ich mein neues Ich. Nur die Angst vor dem letzten Winter begleitet mich auf Schritt und Tritt. Als ich beinah alles verloren hab, für das ich so gekämpft hatte.
Ich erinner mich nicht gern zurück an diese Zeit voll Angst und Abschied.
Doch leider ermöglicht mein neues Gehirn es mir,sich an alles zu erinnern. Ob es nun gerade eben geschehen ist oder schon Jahre zurückliegt. Sogar so gut, dass ich bei dem Gedanken an Jane, immer noch diesen betäubenden Geschmack im Mund verspür.
Ich vermied es immer noch “Ihren” Namen zu sagen oder gar zu denken. Mich schauderte es , mir diese Szene auf der Lichtung vorzustellen. Und doch läuft sie vor meinen Augen immer und immer wieder ab. Als sie mit ihren schwarzen Kutten aus der Dunkelheit des Waldes hervortraten, mit der Absicht, meine Tochter zu töten.
Ich war auf alles vorbereitet gewesen, sogar auf den Tod. Solange ich diesen im Kampf fand.
Im Kampf für meine Familie, die mich bedingungslos akzeptierten, schon vor diesem neuen Leben als Vampir. Und für die Jenigen, die ihr Leben auf´s Spiel setzten um uns zu unterstützen, obwohl ich eine Fremde für sie war.
Mir war nie klar gewesen, wie stark sich eine Freundschaft zwischen Vampiren entwickeln kann, um sich so verbunden zu fühlen. Und ich empfinde heute noch große Dankbarkeit ihnen gegenüber.
Auch den Wölfen und meinem geliebten Jakob, ohne die es mir wahrscheinlich nie gelungen wäre “Sie” zu stoppen. Trotz der vielen Zeugen in unseren Reihen, war die Geschichte knapp ausgegangen. Die Anderen messen mir und meiner Gabe einen großen Anteil daran zu. Doch im Falle eines körperlichen Angriffs ihrerseits wäre ich so gut wie machtlos gewesen. Unsere Verluste hätten beträchtliche Ausmaße angenommen.
Wäre Alice nicht im letzten Moment mit diesem Halbvampir Nahuel gekommen…. Ich mag mir nicht ausmalen wie es geendet hätte. Ihretwegen leben wir noch und mich plagt das schlechte Gewissen, dass ich ihr zugetraut hab, uns im Stich gelassen zu haben. Dabei hätte ich mir denken können, dass Alice nie so egoistisch handeln könnte und hinter ihrem Tun und Handeln ein gewisser Plan steckt.
Trotz des glücklichen Ausgangs dieser Schlacht, erfüllt mich eine grausame Angst. Denn vorbei ist dieser Alptraum auf keinen Fall.
Ich sah es in Aro´s Augen. Die voller Enttäuschung darüber waren, dass er Edward und Alice nicht haben konnte. Ebenso in Caius´, der die Demütigung durch uns nicht hinnehmen wird.
Selbst in Jane ihrer Haltung war erkennbar, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen war.
Ihr Blick war so voller Hass. Darüber, dass ich ihrer Gabe strotzte und sie somit für die Volturi nutzlos wurde. Meine Reaktion auf ihren nicht geglückten Angriff ließ sie lächerlich dastehen. Nein. Es war auf keinen Fall vorbei.
Doch unser Trumpf hieß Alice. Sie wird uns warnen falls Gefahr droht.


Sorgen

Hier steh ich nun im Garten vor dem großen Haus der Cullen- Familie, zu der ich seit meiner Hochzeit mit Edward offiziell gehöre.
Es ist bereits Sommer und man mag es kaum glauben, auch in Forks kann die Sonne scheinen. Wie auch heute.
Ich beobachtete jedes Mal mit Staunen, wie sich die Sonnenstrahlen auf meiner Haut in tausenden Diamanten brachen.
Wie gut mir dieses Wetter tat, obwohl ich die dazugehörige Wärme nicht mehr spüren konnte. Vielleicht liebe ich die Sonne, weil sie hier so selten scheint, vielleicht, und diese Möglichkeit scheint mir plausibler, weil ich Phoenix so sehr vermisste. Und somit auch meine Mom.
Ich hab Reneé seit meiner Hochzeit nicht mehr gesehen.
Nicht das die Ereignisse es zugelassen hätten.
Nun war alles überstanden und es gab keinen Grund mehr, ihre Besuche zu verweigern. Charlie kam ja auch regelmäßig vorbei. Wenn auch ungern. Ich glaub er tat es nur mir zu liebe und um Nessies Willen,
Ich schlenderte entlang des Gartenweges, vorbei an Esmes liebevoll gestaltetem Gemüsegarten. Wozu Essbares? Nun ja. Sie versuchte immer noch Nessie dazu zu bewegen, vorwiegend auf Menschenkost umzusteigen. Bisher ist es jedoch bei einem Versuch geblieben.
Mein Ziel war Nessie´s kleiner Spielplatz, den die Herren des Hauses zu Nessie´s Vergnügen errichtet hatten.
Bestehend aus einer weißen Holzwippe, einem kleinen Sandkasten, einem Gartenhäuschen, für das Esme sogar Gardienen genäht hat und einer knallroten Kinderrutsche, die nach mehreren Kurven in weißen Sand endet. Jakob hat ihn extra für seine Nessie vom Strand in LaPush hierher geschleppt.
Mein Weg führte mich zu den Obstbäumen in den hinteren Teil des Gartens. An einem großen starken Ast hatte Charlie vor ein paar Wochen eine Schaukel angebracht. Um Nessie ein bisschen Vergnügen zu bereiten. Ihr Spielplatz ist erst kurz danach entstanden.
Charlie war etwas zerknirscht über die Tatsache, dass die Cullens immer so übertrieben. Aber Geld spielte keine Rolle wenn man genug davon hatte. Und Edward und Jake lasen Nessie jeden Wunsch von den Augen ab.
Neulich wollte sie genau so ein weißes Pony, wie in ihrem Lieblingsbilderbuch. Gott sei Dank ein Wunsch, der ausnahmsweise unerfüllt blieb. Da jegliche Tiere instinktiv vor uns reiß aus nahmen. Vielleicht hatte Edward auch nur Angst, das sich unser Speiseplan um ein Pony erweiterte.
Wenn es nach Rosalie ginge, hätten wir bereits ein “Haustier”. Der beste Beweis dafür war die eigens von ihr errichtete Hundehütte vor dem Haus. Die Aufschrift “Wachhund” ließ mich jedes Mal schmunzeln wenn ich die Einfahrt entlang kam. Die Schaukel ist einer meiner Lieblingsplätze geworden, wenn ich alleine war.
Mein Ort zum Nachdenken und Zerstreuen.
Danke Dad.
Der Sommer hatte gerade erst begonnen, doch bereits jetzt lagen einige der Äpfel im Gras und faulten vor sich hin. Ich sog den süßlichen Geruch ein und versuchte mich daran zu erinnern wie Äpfel schmeckten.
Der Duft des frisch gemähten Rasens kitzelte mich in der Nase. Emmett fühlte sich geradezu berufen dazu, ständig mit dem Rasentraktor über die Wiesen zu brettern. Natürlich nachdem Rosalie ihn getunt hat, um noch “mehr aus der Kiste rauszuholen”,wie sie sagt. Ich glaub wir haben den einzigen Rasenmäher, der locker mit einem Sportwagen mithalten könnte.
Ich begann mich vom Boden abzustoßen, um langsam hin und her zu schaukeln. Der Wind war herrlich. Obwohl es eher eine Brise war, die mir entgegen wehte.
Sie brachte 1000 neue Gerüche mit sich. Den Staub der Hauptstraße, den Geruch von Burgern aus dem Diner, Löwenzahn, ein süßlich- aufdringliches Prafüm,wohl das einer älteren Dame und der Duft einer Wapitiherde, die nahe am Flußufer graste.
Augenblicklich stand meine Kehle in Flammen und das Gift sammelte sich in meinem Mund.Aber der Durst war jetzt mein geringeres Problem. Mein Jahr als neugeborener Vampir neigt sich dem Ende und meine anfängliche Überlegenheit ließ langsam nach.
Mir fiel es jetzt schwerer über den Fluß zu springen oder Emmett im Armdrücken zu besiegen. Ja, er bestand immer noch darauf. Jede Woche. Die Bilanz betrug 35:0 für mich.
Aber selbst er merkte, dass ich mittlerweile zu kämpfen hatte und selbst die Felsen unter unserer Kraft nicht mehr zerbrachen. Ich glaub er witterte seine Chance und blieb deshalb so hartnäckig.
Sein Wort, mich nicht mehr wegen meines Sexlebens bloß zu stellen hielt er nur teilweise. Denn jetzt mußte Edward daran glauben.
Zur Entschuldigung beteuerte Emmett,dass das Versprechen nur mir gegolten hatte. Typisch Emmett.
Nun war es nur eine Frage der Zeit, bis ich “normal” wäre. Also auch nicht anders als Esme oder Rosalie. Ob dieser Kräfterückgang auch Auswirkungen auf meine Gabe hatte? Mein tägliches Training mit Edward und Jakob ließ nicht darauf schließen, aber war es möglich?
Der Gedanke daran, ich könnte meine Familie nicht mehr beschützen wurmte mich und wurde unerträglich.

Die Stimmung veränderte sich schlagartig. Neue Gerüche durchströmten mich.
Flieder, Honig und Sonne. Ein Geruch der mir nur all zu vertraut war.
Er versuchte sich lautlos zu bewegen, in der Hoffnung, er könne mich überraschen. Meine Gedanken machten ihm aber einen Strich durch die Rechnung.
>>Edward gib auf. Ich weiß das du da bist.<<
"Ach Bella. Verdirb mir nicht den Spaß.” enttäuscht gab er seine geduckte Haltung auf und schlenderte auf mich zu.
"Du hast gut trainiert. Ich hab dich laut und deutlich verstanden.”
Er stellte sich hinter mich und küsste mein Haar.Seine Hände umfassten die Seile der Schaukel und begannen mich nach hinten zu ziehen. Vorsichtig ließ er mich los und ich fühlte mich wie damals als ich noch Kind war. Wie in den Sommerferien, von denen ich 2 Wochen hier in Forks bei Charlie verbrachte. Frei und sorglos.
Meine Gabe hatte ich nun so gut im Griff, dass ich Edward meine Gedanken mitteilen konnte, ohne ihn zu berühren. Wir schienen also doch noch eine Frequenz gefunden zu haben, auf der wir kommunizieren konnten. Naja. Zumindest in eine Richtung.
Denn Edwards Gedanken blieben mir verborgen. Nun kann ich nachvollziehen wie er sich gefühlt haben mußte.

"Worüber grübelst du wieder meine schöne Bella? Das Sorgegesicht steht dir überhaupt nicht. Nicht das du Falten bekommen könntest…”
"Ach Edward. Ich weiß, dass ich keine Angst haben brauch. Aber ich trau der Ruhe und dem Frieden nicht sonderlich. Es beschleicht mich das Gefühl, dass hier irgendetwas vor sich geht.”
Er stoppte die Schaukel und baute sich vor mir auf. Seine großen Hände umfassten beschützend mein Gesicht. Ich spürte seinen Blick auf meiner Haut, weigerte mich jedoch ihn anzusehen. Denn mehr als einmal versank ich bereits in der goldenen Farbe seiner Augen und vergaß alles um mich herum. Das lag wohl in Edwards Absicht.
"Du machst dir zu viele Gedanken Liebes. Die Volturi planen nicht zu kommen. Das hätte Alice gesehen. Es ist so friedlich wie lang nicht mehr. Kannst du das nicht einfach genießen? Wir sind zusammen. Unsere Tochter wächst und gedeiht und wir haben die ganze Ewigkeit noch vor uns. War es nicht das was du wolltest?”
Da war es. Dieses Wort an das ich mir verboten hatte zu denken. VOLTURI!!!
Augenblicklich überlief mich ein Schauder.
"Du hast wahrscheinlich recht und ich mache mir Sorgen über Dinge die nicht da sind. Meine Kräfte schwinden von Tag zu Tag und das beunruhigt mich” gab ich zu.
"Das war doch abzusehen. Obwohl wir dich darauf vorbereitet haben, bist du so fassungslos?” er klang besorgt. Nahm meine Hände in seine und versuchte mich zu beruhigen.
"Es wird auch nicht anders sein als jetzt. Du mußt dich eben nur mehr anstrengen um mit mir mit zu halten.” er lächelte verschmitzt.
Das half ein wenig.
Es war wie eine Herausforderung.
Und die nahm ich gerne an.


Willkommen zu Hause

"Ihr seid früh zurück?! Keinen Durst gehabt oder hat sich eure Beute so gut versteckt, dass ihr es aufgegeben habt?” Ich mochte es, ihn gelegentlich aufzuziehen, denn seine Bestrafung dafür nahm ich nur zu gern hin.
"Vielleicht hatte ich auch nur solche Sehnsucht nach Ihnen Mrs. Cullen.” Er küsste mich zärtlich und aller Ärger war vergessen. Ein Räuspern unterbrach unsere Zweisamkeit.
"Sucht euch ein Zimmer. Ein bisl mehr Rücksicht auf eure Mitmenschen”
"Hallo Emmett” sagte ich ohne mich umzudrehen.
"Was können wir dafür das dich Rose so kurz hält? Bei euch ist ja mehr als deutlich zu sehen, wer die Hosen anhat.” ich konnte mir sein Gesicht nur zu gut vorstellen.
Das hatte gesessen.
"Pah” beleidigt stapfte er davon und ließ seine Wut an einer jungen Birke aus, die nahe am Haus wuchs. Die wird er wohl ersetzen müssen.
"Sind die Mädels schon wieder da?” fragte Edward ohne mich loszulassen.
"Nein du kennst doch Alice. Wenn sie einmal shoppen geht, kleidet sie uns alle mit ein. Sie hält unseren Modegeschmack wohl für eine schlechte Gabe. Und Rose hilft ihr nur zu gern. Ich glaub es ist ihr peinlich wie ich rumlaufe. Sie fühlt sich für mich verantwortlich, weil ich jetzt zu ihrer Familie gehör.”
"Ach komm schon. Das glaubst du doch nicht wirklich? Du siehst in allem umwerfend aus. Von mir aus könntest du auch nackt sein, wenn ich dann nicht befürchten müßte, die sabbernden Männer von dir fernhalten zu müssen.”
"Das hättest du wohl gern” ich stahl ihm noch einen Kuss und machte mich auf den Rückweg zum Haus der Cullens.
Auf der Veranda holte Edward mich ein.
"Was hast du vor? Ist Nessie mit Jakob drinnen? Ich dachte wir könnten uns noch eine kleine Auszeit gönnen in unserem Häuschen.” jetzt klang er enttäuscht.
"Nessie ist bei Charlie. Jake hat sie abgeholt und hingefahren. Sie sollte ihrem Opa bei irgendwas helfen. Charlie wollte nicht rausrücken um was es geht. Aber wenn es um eine Idee von Charlie geht, kann es nix gutes sein. Ich hole sie in einer Stunde ab.” Er sah mich immer noch mit diesem Hundeblick an. Oh man. Wann hat er den denn gelernt?
"Ich muß die Ankunft von Esme und Carlisle vorbereiten. Dafür bleibt uns noch die ganze Nacht.” Es tat mir leid ihn zurückweisen zu müssen. Ich würde nichts lieber tun als mich mit ihm in unser Häuschen zurückzuziehen.
Dadurch das Jakob Nessie auf Schritt und Tritt begleitete, blieb uns nicht viel Zeit für Zweisamkeit.
"Kann das nicht Jasper machen? Insofern sich Emmett endlich bei ihm ausgeheult hat.” Edward ließ nicht locker. Was es mir nicht einfacher machte.
"Ich sag nur: Tütenträger.” entgegnete ich ihm.
"Armer Jasper. Warum tut er sich so etwas nur freiwillig an?” ungläubig schüttelte er den Kopf als ekelte er sich vor irgendetwas.
"Du weißt das er Alice keinen Wunsch abschlagen kann. Außerdem hat sie ihm für ein Wochenende ihren Porsche versprochen.”
"Na das erklärt alles. Ich glaub wir müssen Jasper einen fahrbaren Untersatz besorgen, damit er sich nicht immer bestechen lassen kann.” schmiedete er einen Plan.
"Alice findet neue Wege. Sei mir nicht böse. Ich muß schnell klarschiff machen bevor Esme einen Anfall bekommt. Emmett und Rose haben sicher kaum eine Ecke ungenutzt gelassen um ihr Vergnügen auszuleben. Außerdem waren die Wölfe in letzter Zeit sehr oft da. Wir mögen gegen ihren Geruch langsam desensibilisiert sein, aber Esme und Carlisle waren lange fort. Für sie wirkt dieser Gestank sicherlich wie ein Schlag ins Gesicht.” versuchte ich ihm zu erklären.
"Ich geb mich geschlagen. Wie viel Zeit bleibt uns?”
"Emmett holt sie in einer halben Stunde vom Flughafen ab. Also Eilgang einlegen. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass sie Esmes schöne Insel verkaufen wollen. Selbst ich hege so schöne Erinnerungen daran.” ich konnte ein wehmütiges seufzen nicht unterdrücken.
Edward schien genauso betroffen zu sein.
"Es gab keine andere Möglichkeit. Nach dem Auftritt von Gustavo und Kaure in unseren Flitterwochen, drohte unser Geheimnis aufzufliegen. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sie uns dort auflauern würden.”
Edwards Antwort klang plausibel. Aber Esme tat mir so leid und es war alles unsere Schuld.
"Hätte es nicht ausgereicht, das Putzpersonal zu wechseln? Immerhin sind nicht alle Einheimischen so abergläubisch wie Kaure.”
Ich ließ nicht locker. Es mußte doch eine Möglichkeit geben damit Esme ihre Insel behalten konnte.
"Lieber kein Risiko eingehen. Nur so können wir unsere Existenz sichern. Es wird nicht das letzte mal sein, dass wir Dinge aufgeben müssen, die uns lieb und teuer sind. Carlisle findet schon etwas anderes um Esme eine Freude zu machen. Du weißt doch was ich dir gesagt hab: unsereins findet leicht Zerstreuung.”
Mit dieser Atwort versuchte ich meine Schuldgefühle beiseite zu schieben. Er hatte ja recht. Schon damals war Kaure nah dran gewesen Edwards Geheimnis zu lüften. Und warum eine Gefahr eingehen, die man von vornherein vermeiden konnte?
"mmh hm” gab ich ihm zur Antwort und setzte meinen Gang durchs Haus fort.
Für einen Sterblichen sah dieses Haus vermutlich makellos sauber aus. Aber wir wussten es besser. Millionen von Staubkörnchen tanzten durch den Raum um sich auf den edlen Möbeln niederzulassen. Die Sonnenstrahlen tauchten diesen “Tanz der Partikel” in ein helles Licht, bei dem ich unweigerlich die Augen zusammenkniff.
Ich drückte Edward einen Staublappen in die Hand, mit der Anweisung sich nützlich zu machen. Währenddessen machte ich mich daran die weißen Sofakissen aufzuschütteln. Um auch das letzte Hunde… äh… Wolfshaar zu entfernen. Quil, Embry und Seth schauten öfter vorbei um sich mit Jakob zu treffen. Das Cullen-Haus war mittlerweile schon zur Wolfszentrale geworden. Quil und Embry gehörten immer noch Sam´s Rudel an, ließen sich die Freundschaft zu Jake jedoch nicht nehmen.
Mit ein paar Handgriffen standen die benutzten Bücher wieder im Regal, Nessie´s Mittagsgeschirr im Spüler und Rosalies Dessous im Wäschekorb. Edward kicherte verlegen, als er einen blutroten BH aus dem Konzertflügel zog.
"Ich glaub ich verzichte darauf in nächster Zeit zu spielen”
"Das fände ich aber sehr schade. Du weißt das ich es liebe dich spielen zu hören. Und wer weiß wie wir in 100 Jahren mit unserer Liebe und Lust umgehen?”warf ich ihm belustigt entgegen.
"Meinst du das in positivem oder negativem Sinne? Ich hoffe doch, dass wir den Anstand wahren können und unsere Leidenschaft nicht so offen zur Schau stellen müssen.” Er putzte den letzten Schrank ab und drehte sich zu mir, um auf meine Antwort zu warten.
"Was meintest du mit: zur Schau stellen?” fragte ich zurück.
"Rose und Emmett sind sehr temperamentvoll. In leidenschaftlichen Dingen wie auch im Alltag. Es wird dir nicht entgangen sein, dass es ein leichtes ist, beide auf 180 zu bekommen. Ich glaube sie streiten sich manchmal absichtlich, um ihre Versöhnung ausgiebig zu feiern.
Was mich auf eine reizvolle Idee bringt. Du siehst also, dass ihre Pläne für alle offensichtlich sind.”
"Was ist offensichtlich Bruderherz?” Emmett sauste die Treppe hinunter und blieb auf der letzten Stufe stehen
"Na ihr Putzperlen! Ihr solltet euch mal sehen. Ich glaub ihr seid die ersten Vampire mit einem Hang zur Ordnung.” machte er sich über uns lustig.
"Du vergisst Esme. Sie wäre gekränkt, wenn sie ihr geliebtes Zuhause in so einem Zustand vorfinden würde. Sie würde es sich 2x überlegen noch einmal zu verreisen. Ganz zu schweigen von euren Hinterlassenschaften in der Sofaritze.” Ich funkelte ihn an.
"Oder im Flügel” ergänzte Edward.
"Oder in eurem alten Zimmer.” schoss Emmett mit breitem grinsen hervor.
"Das habt ihr nicht gewagt?!” Edward setzte zum Sprung an, doch Emmett war mit einem Satz auf dem Weg zur Garage. Das Einzige was ich hörte war Edwards "Dir ist auch nichts heilig…." und Emmetts dröhnendes Lachen bevor er den Motor seines Jeeps startete und quietschend davonfuhr.
Das gibt Rache. Irgendwann. Denn wenn wir eins hatten, dann Zeit.

Es dauerte nicht lange und ich hörte Emmetts Jeep die Auffahrt entlang kommen.
Die Mädels und Jasper waren bereits 5 Minuten zuvor eingetrudelt.
Unser Empfangskomitee war bereit.
Carlisle stieg als erster aus um Esme die Autotür aufzuhalten. Sie sah mitgenommen aus und es fiel ihr sichtlich schwer zu lächeln.
"Willkommen zu Hause Mom und Dad” sang Alice und tanzte auf die Beiden zu. Emmett belud sich währenddessen mit den zahlreichen Koffern und verschwand im Haus.
"Schön das ihr wieder da seid. Ohne euch fehlt hier etwas.”sagte ich und drückte Esme ganz fest.
"Obwohl man nicht gerade behaupten kann, dass das Haus leer war.” sagte Rosalie mit einem finsteren Blick, der eindeutig auf mich gerichtet war. Als ob es meine Schuld wäre, das die Wölfe hier ein zweites Zuhause gefunden hatten. Esme verstand die spitze Bemerkung und rügte Rosalie leicht.
"Du weißt das sie hier jederzeit willkommen sind. Jeder einzelne von ihnen. Sie haben alles für uns aufgegeben. Ein Zuhause ist das Mindeste, was wir ihnen anbieten können.”
Rosalie zog den Kopf ein und schlich hinter Emmett her.
"Edward, wo ist unsere Enkeltochter? Sie hab ich von allen am meisten vermisst.” Carlisle schaute sich suchend um.
"Nessie ist bei Charlie. Die Beiden hecken schon wieder etwas aus. Bella und ich holen sie gleich ab. Sie hat euch beide genauso vermisst.” entgegnete Edward und legte seinen Arm um meine Taille.
"Carlisle, ich glaub dir hat nur jemand gefehlt, den du vermessen und begutachten kannst. Dir muß ja schrecklich langweilig gewesen sein.”
Typisch Alice. Sofort brachen alle in schallendes Gelächter aus. Die Stimmung hob sich augenblicklich. Mir war nur nicht klar, ob es an Alice lag oder doch eher an Jasper.
Carlisle schob Esme durch die Tür und geleitete sie zur Couch.
"Esme, wie geht es dir? Du weißt gar nicht wie leid mir das alles tut…”
"Ach Bella. Dich trifft doch keine Schuld. Das hätte jedem von uns passieren können. Nur auf eine andere Weise. Sicher, es war schwer fortzufahren und zu wissen, dass ich meine Insel nie wieder sehen würde. Weißt du, auch meine Flitterwochen habe ich dort verbracht.
Jede Menge Erinnerungen, die ich nicht missen möchte hängen daran. Aber es war das Beste. Nur so kann es weiter gehen.” Esme klang so unendlich traurig.
"Macht euch keine Sorgen Kinder. Auf dem Rückflug hat sie schon sämtliche Karten studiert und nach neuen Paradiesen gesucht. Jetzt hat sie wenigstens einen Grund sich wieder für Monate in ihrem Arbeitszimmer zu verschanzen und über ihren Entwürfen zu brüten.”
Jetzt hatte Carlisle die Lacher auf seiner Seite.
"Aber Schluß mit Trübsal. Was haltet ihr von einer Familienjagd?” Carlisle schaute in die Runde.
"Sorry. Ich muß Nessie abholen bevor sie wieder bei Charlie einschläft. Edward kann euch gern begleiten. Charlie wollte sowieso etwas mit mir besprechen.” ich schaute zu Edward, der zustimmend nickte.
"Rose und ich müssen unbedingt noch mal unsere heißen Teile anprobieren. Ich hab mindestens 6 Outfits mit denen ich sie kombinieren kann. Das kann dauern.” Alice´ Augen begannen zu leuchten bei dem Gedanken an die vielen Tüten und Kartons im Auto.
"Oh ja, wir wissen das nur zu gut. Also ich bin dabei” sagte Jasper erleichtert bei der Aussicht auf eine Fluchtmöglichkeit vor Alice.
"Das hast du dir so gedacht mein Lieber. Glaubst du die Tüten tragen sich von allein ins Haus?” Alice gab Jasper einen kleinen Klaps auf den Hinterkopf.
"War ja nen Versuch wert.” seufzte Jasper resigniert.
Wir verkniffen uns ein weiteres Lachen und begannen unsere Jacken zu holen. Nicht das wir sie gebraucht hätten.
"Wie war das mit Rose und Emmett? Ich glaub in der Cullen-Familie haben eindeutig die Frauen die Hosen an.” ich schielte zu Edward um seine Reaktion abzuwarten.
"Das können wir heut Abend ausdiskutieren.”
"Jawohl. Auf zur Jagd. Ich komm um vor Hunger.” Carlisle wurde ungeduldig.
Emmett war als Erster an der Tür.
"Man könnte ja meinen, ihr habt nichts Essbares gefunden?! In anderen Kulturen gelten Schildkröten und Delfine als Delikatesse.” ein breites grinsen erschien auf seinem Gesicht.
"Da bleib ich lieber bei unserem heimischen Speiseplan.”
Sogar Esme taute nun auf und wir machten uns auf den Weg.
Carlisle, Edward, Emmett und Esme jagen. Der arme Jasper von Rosalie und Alice zum Modeberater versklawt und ich auf zu meinem Dad.
Ich nahm den Schlüssel von Edwards Volvo aus der Schale im Flur. Mein Danach-Auto war mir immer noch zuwider. Zu protzig und auffällig. Er passte nicht zu mir. Hätte Edward ihn mir nicht geschenkt, dann wär ich vermutlich damit schon vor einen Baum gefahren. So ganz ausversehen versteht sich. Damit wär ich der einzige Vampir mit Koordinations- und Konzentrationsproblemen. Wobei ich diese Eigenheiten ja auch aus meinem menschlichen Leben übernommen haben konnte und somit das perfekte Alibi hatte.
Ich versuchte ihn zu überzeugen, mir ein kleineres Auto zu kaufen. Einen Mini Cooper oder vielleicht einen Beattle. Leider verdreht er immer die Augen und ließ sich auf keinen Kompromiss ein. Welcher normale Mensch tauscht schon einen Ferrari gegen einen Mini?
Obwohl das Wort Mensch auf mich wohl kaum zutreffend war.
Ich verstaute meine Tasche auf dem Beifahrersitz und stellte unnötigerweise die Klimaanlage an. Das wirkte so menschlich.
Das Garagentor war bereits geöffnet und ich beobachtete Jasper, wie er unter den wachsamen Augen von Rose und Alice, Tüte um Tüte ins Haus trug.
Ich warf ihm noch einen bemitleidenden Blick zu und lenkte den Volvo Richtung Forks.
Was die Beiden wohl wieder ausgeheckt hatten? Und wozu brauchte Charlie Nessie? Mir gefielen Charlies Pläne nie besonders.
Wie sehr ich damit recht behalten sollte würd sich zeigen.


Hochzeitspläne

Ich lenkte den Volvo in die Parklücke zwischen Charlies Streifenwagen und meinem alten Chevy. Obwohl mein roter Transporter den Geist schon vor langer Zeit aufgegeben hat, brachte Charlie es nicht übers Herz ihn wegzugeben. Für ihn ist es ein Erinnerungsstück an unsere gemeinsame Zeit. Die leider viel zu kurz war.
Ich war froh, dass ich mit seiner Nähe so gut klar kam, was es mir leichter machte hier zu bleiben. Es würde ihm das Herz brechen wenn ich mit Nessie wegziehen müßte. Auch wenn dies nur zu seinem Schutz wäre.
Der Motor erstarb und ich quetschte mich behände zwischen den Autos hindurch. Früher wäre dies eine Parklücke gewesen, die ich im hohen Bogen gemieden hätte. Heute war das eine meiner leichtesten Übungen.
Schon vor der Haustür konnte man die Beiden lachen hören. Charlie war wirklich mit Leib und Seele Opa. Ihn störte es nicht, dass Nessie “anders” war. Natürlich bemerkte er, dass sie jedes Mal ein Stück gewachsen ist wenn er sie an den Wochenenden besuchte. Aber er stellte keine Fragen. Er wollte von den ganzen übernatürlichen Dingen nichts wissen, wenn es nicht unbedingt erforderlich war. Was ich für das Beste hielt.
Er wusste auch das ich nicht mehr die gleiche Bella war wie vor 9 Monaten. Aber auch das war ihm egal, solange er wusste, dass ich glücklich bin. Und das war ich, mit kleinen Ausnahmen.
Höflichkeitshalber klopfte ich kurz an die Tür bevor ich den kleinen Flur betrat.
“Bella? Wir sind im Wohnzimmer.” sagte Charlie ziemlich außer Atem.
Beim näher treten sah ich auch den Grund dafür. Charlie kroch auf allen Vieren quer durchs Zimmer, Nessie quiekte auf seinem Rücken vor Vergnügen und hielt sich wohl ziemlich unsanft in seinen Haaren fest.
“Dad. Bist du für solche Spielchen nicht schon zu alt?” ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
“Meine Enkeltochter erklärte mir, sie dürfe kein Pony haben. Da hat sich der Opa eben als Alternative angeboten.” er zwinkerte Nessie verschwörerisch zu. Diese war nun abgestiegen und nestelte an ihrem Kleidchen herum.
“Na meine Kleine. Hast du Opa auch nicht zu doll geärgert?” beleidigt und mit vor der Brust verschränkten Armen motzte sie zurück:
“Ich würde Opa nie ärgern. Dafür hab ich ihn viel zu doll lieb. Außerdem hab ich ihm den ganzen Tag geholfen, die….”
“Pst.Nessie” unterbrach sie Charlie. “Das ist doch noch ein Geheimnis.”
“Aber warum denn? Mama versteht das schon. Sie will doch auch nur das Beste für dich.” Jetzt war sie den Tränen nahe. Charlie war sauer auf sich selbst, dass er sie zum weinen gebracht hat.
“Was verstehe ich?” fragte ich zu Charlie gerichtet.
“Im Moment versteh ich nämlich gar nichts.”
Dad zuckte mit den Schultern und wandte sich Richtung Küche.
“Setz dich. Vielleicht hau ich dich ja vom Hocker.” das sollte wohl witzig sein. Aber Humor war noch nie eine von Charlies Stärken gewesen.
Nicht das es für mich einen Unterschied gemacht hätte, ob ich stand oder mich setzte, befolgte ich seine Anweisung. Nessie kam hinter uns hergehüpft und kletterte gekonnt auf meinen Schoß. Sie lächelte. Also konnte es nicht so schlimm werden.
“Also. Dad. Schieß los. Was ist so furchtbar, dass du es mir nicht sagen willst?”
“Naja. Sagen will ich es dir schon. Ich dachte nur, ich warte noch ein bißchen.” er starrte vor sich auf die Tischplatte und begann nervös an einer Serviette rumzuzupfen.
Nun sag schon. Ich beiß nicht.” Ich schmunzelte leicht über meinen kleinen Wortwitz den nur ich verstand.
“Also…ähm….die Sache ist so….”
“Heute noch Dad.”
“Du weißt doch,dass Reneé und ich schon sehr lang getrennt leben. Ähm … und du bist ja nun auch nicht mehr da. Ich meine, ich freu mich, dass ihr mich so oft besuchen kommt, aber das ist nicht das gleiche. Im Grunde bin ich hier sehr einsam. Und wie du siehst, bleibt hier so einiges stehen und liegen. Ich schaff das alles nicht allein neben dem Job im Police Departement.” erklärte sich Charlie.
“Dad, komm zur Sache. Worauf willst du hinaus?” jetzt wurde ich ungeduldig.
“Ich habe Sue gestern einen Heiratsantrag gemacht und sie hat eingewilligt.So. Jetzt ist es raus.” erleichtert ließ er sich gegen seine Stuhllehne sinken. Den Blick immer noch auf den Tisch gerichtet.
Er wartete auf meine Antwort.
“Sue Clearwater? Seth´s und Leah´s Mom?”
Mein Vater umringt von Vampiren und Werwölfen. Das war nicht meine Absicht gewesen, als ich meinte wir müssen Charlie aus der für uns wahr gewordenen Legendenwelt raushalten.
“Ich wusste zwar, das sie dich häufiger besucht und dir im Haushalt unter die Arme greift. Auch das ihr ein bischen mehr als Freundschaft hegt. Aber das es so ernst zwischen euch ist, war mir nicht bewusst.”
Puh. Ich mußte meine Gefühle im Zaum halten. Gerade hier bei Charlie. Vor allem vor Nessie.
“Aber Mama. Freust du dich denn gar nicht für Opa? Jetzt ist er nicht mehr allein und ich bekomm noch eine Oma dazu.” Nessie klatschte bei dem Gedanken freudig in die Hände.
“Doch natürlich freu ich mich für Opa. Ich war nur…..überrascht. Wann soll die Party denn steigen?” sagte ich sarkastisch.
“Das haben wir noch nicht besprochen. Ich wollte das erst mit dir besprechen. Sozusagen. Deinen Segen einholen. Also was sagst du?” Charlies Augen waren jetzt auf mich gerichtet.
“Wo wollt ihr leben? Weiß Mom schon davon? Was sagen Seth und Leah?”
“Seth hat sich für uns sehr gefreut. Reneé rufe ich heut abend an. Sie kommt mit Phil gerade aus Arizona. Wichtiges Probespiel. Leah dürfte in etwa die gleiche Reaktion gezeigt haben wie du jetzt. Für sie ist es sehr schwer. Erst stirbt ihr Vater und dann komm ich und nehm ihr noch die Mutter. Ich seh das aber auch als einen Gefallen an Harry. Sie braucht jemanden der auf sie aufpasst und für sie da ist.”
Konterte Charlie.
Wenn er wüßte wie gut behütet Sue doch in La Push war. Besser, als er es je könnte.
“Du hast mir immer noch nicht gesagt wo ihr leben werdet. Ich glaube nicht das Seth oder Leah scharf darauf sind nach Forks zu ziehen?!”
Der Gedanke, das Leah in meinem Zimmer wohnen würde, förderte ein leichtes Knurren zu tage.
Charlie sah mich entsetzt an und ich tat so, als hätte ich mich verschluckt.
“Also ziehst du nach La Push?!” es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
“Ja, aber ich komm euch so oft es geht besuchen und ihr seid natürlich auch jederzeit willkommen.” Charlie klang euphorisch, als wollte er mir die Sache schmackhaft machen.
Wir ihn besuchen? In La Push? Wenn das so einfach wäre. Aber das konnte Charlie ja nicht wissen. Ich bezweifelte, dass die Quileute die Grenze Charlie zuliebe aufgaben. Selbst für Carlisle war es eine Ausnahme.
Nessie schaute mich an und berührte meine Wange. Für Charlie sah es wahrscheinlich so aus, als wolle sie mich streicheln. Doch in Wahrheit tanzten bunte Bilder vor meinen Augen. Sie zeigten Charlie und Nessie beim spielen - ausgelassen und glücklich. Charlie und Sue beim Abendessen - Vertraut und liebevoll. Er betete sie an. Charlie ganz verschwommen und undeutlich. Ich vermute aus meiner Vorvampirzeit. Die peinliche Aufklärungsszene im Wohnzimmer als er bemerkte,das es mit Edward doch etwas ernstes wurde und wir in schallendes Gelächter ausbrachen als ich ihm erklärte das Mom ein paar Jahre schneller gewesen war. Die folgenden Bilder zeigten einen ganz anderen Charlie. Traurig und einsam wenn wir sein Haus verließen. Allein vor dem Fernseher. Abend für abend. Sein Tag, der nur aus Arbeit bestand, weil er Angst hatte in ein leeres Haus zurück zu kommen.
Das alles dauerte nur wenige Sekunden, aber es zeigte mir so viel.
Ich nahm Nessies Hand und schaute Charlie an. Der wartete immer noch auf eine Antwort von mir.
“Wenn es das ist was du willst und was dich glücklich macht, wie könnte ich es dir verwehren? Zumindest bräuchte ich mir dann keine Sorgen mehr darüber zu machen, das du verhungern könntest.” ich schenkte ihm ein Lächeln um die Stimmung etwas zu entschärfen.
“Ist das dein Ernst? Mehr hast du dazu nicht zu sagen? Ich hätte jetzt mit einer riesen Szene gerechnet. Keine Bedingungen oder Wutanfälle oder dergleichen?”
“Ich bin doch nicht deine Mom. Aber jetzt wo du es sagst! Eine Bedingung hab ich doch: komm nicht auf die Idee mich als Brautjungfer zu engagieren.” sagte ich mit erhobenen Zeigefinger.
“Und davor hatte ich solche Angst? Man bin ich erleichtert. Das wird Sue freuen. Dann kann die Planung ja beginnen.”
“Siehst du Opa. So schlimm war´s doch gar nicht. Und da haben wir den ganzen Tag geübt was du sagen sollst und du stammelst hier so rum.” Nessie hüpfte von meinem Schoß und hakte sich bei Charlie unter.
Ich stand auf und schob dabei den Stuhl ein Stück über den Boden.
“Dann wünsch ich euch beiden alles Gute. Mit meinem Segen kannst du rechnen.”
Nun entstand ein breites grinsen auf seinem Gesicht. Er erhob sich, immer noch mit Nessie am Arm und kam auf mich zu.
“Du weißt gar nicht wie viel mir das bedeutet.” er umarmte mich stürmisch, noch bevor ich ausweichen konnte. Die Quittung dafür folgte auf dem Fuße.
Die Flammen kämpften sich unaufhaltsam meinen Rachen empor und drohten mich von innen zu verkohlen. Wie ein Bügeleisen, dass auf voller Stufe heizte. Sein Hals war so nahe an meinem Gesicht, dass ich das Blut in seinen Adern pulsieren sah. Unweigerlich lief mir das Gift im Mund zusammen. Oh Oh. Das war zu nah. Viel zu nah.
Charlie drückte mich noch einmal fest.
“Ich liebe dich meine Bella. Du wirst immer meine Tochter sein. Egal was passiert.”
“Ich liebe dich auch Dad.” ihm tat diese Nähe so gut. Nur all zu lang hat er darauf verzichten müssen. Aber das würde bald ein Ende haben und das freute mich.
Noch immer hielt er mich umschlungen und wiegte mich hin und her. Mein Hals brannte. Aber ich wollte diesen Augenblick um Charlies Willen nicht zerstören.
“Ähm. Dad?”
“Ja Kleines”
“Du kannst mich jetzt loslassen.” ich schob ihn ein Stück fort von mir um in sein Gesicht zu sehen.
“Och Dad. Nicht weinen. Das ist doch ein Anlass zur Freude.” ich wischte ihm die Träne von der Wange, die er versucht hatte zu verbergen.
“Wir müssen dann langsam los. Carlisle und Esme sind aus dem Urlaub zurück. Sie brennen darauf uns mit ihren Fotos zu Tode zu langweilen.”
Ups. Wieder ein Wortwitz.
“Nessie zog eine Schnute und versteckte sich hinter Charlie.
“Ich will aber noch warten bis Sue kommt. Darf ich nicht bei Opa schlafen? Ausnahmsweise.” Da war er wieder.Dieser Hundeblick.
Genau wie Edward heute Nachmittag im Garten. Wie der Vater, so die Tochter.
“Das kannst du deinem Opa doch nicht antun. Sicher will er mit Sue ein wenig feiern.”
Langsam setzte ich mich in Bewegung Richtung Haustür.
“Och Mom. Bitte bitte bitte.” Nessie ließ nicht locker.
“Renesmee-Carlie Cullen. Ich sagte nein. Dein Vater wartet auf dich. Genauso wie Oma und Opa. Sie haben dich lang nicht gesehen.” mein Tonfall wurde härter. Charlie hatte Renesmee so verwöhnt, dass ich sie hier kaum wegbekam.
“Ich kann mir schon vorstellen warum Opa mich sehen will.” Hastig zog sie sich ihre roten Ballerinas an.
“Sue kommt erst spät meine Süße” er tätschelte ihren Lockenkopf und sagte dann an mich gewandt “es gibt wohl Probleme mit Leah.”
Das war nichts neues.
“Nächstes Wochenende holt dich Opa ab und dann unternehmen wir etwas schönes.”
“Versprochen?” Ihre schlechte Laune änderte sich schlagartig.
“Versprochen”
Ich verdrehte die Augen und lief schon zum Wagen. Nessie gab ihrem Opa noch einen Kuss auf die Nasenspitze bevor sie hinter mir her rannte.
“ach, und Dad?”
“Ja?”
“Es wäre ratsam noch einen Blick in den Spiegel zu werfen bevor Sue kommt. Deine Enkelin hat nicht mehr viele Haare übrig gelassen, was?” Belustigt schnallte ich Nessie auf dem Kindersitz fest.
“Machs gut Dad.Wir telefonieren.”
Ich setzte den Wagen rückwärts auf die Straße und trat die Heimfahrt an. Im Rückspiegel sah ich Charlie, der immer noch am Straßenrand stand und uns hinterher winkte. Diesmal schien er zu lächeln.
Ja, ich gönnte ihm sein Glück. Auch wenn dies bedeutet, dass meine Familie um eine Stiefmutter und 2 Geschwister reicher wurde. Oder sollte ich sagen um 2 Wölfe?


Wo ist Leah?

“Nessie, du bist ja wieder ein Stück größer geworden. Wo willst du denn hinwachsen?” Esme freute sich Nessie wieder zu sehen. Schnell zeigte Renesmee ihrer Oma was sie alles verpasst hatten.
“Unglaublich” Carlisle begutachtete Nessie neugierig. Er brauchte kein Maßband um zu erkennen, dass sie bereits 10cm größer war als bei ihrer Abreise.
“Hattet ihr eine schöne Jagd?” meine Frage war eigentlich an Carlisle und Esme gerichtet, aber Edward antwortete:
“Oh ja.” er warf einen Seitenblick auf Emmett, der so tat als hätte er nichts gehört.
Also haben sie ihren Streit in freier Wildbahn ausgetragen. Hoffentlich hielt sich der Schaden in Grenzen.
Emmetts Gesicht zu folge war er als Verlierer hervorgegangen.
“Wie war es bei Charlie?” Edward musterte mich besorgt, als ich bei Charlies Namen erschrak.
“Es scheint wohl, als ob wir Charlie von nun an nicht mehr oft zu Gesicht bekommen. Er und Sue wollen heiraten.” ich machte eine Pause.
“Hat hier jemand etwas von Hochzeit gesagt?” Alice flitzte die Treppe hinunter. Ihre Augen glänzten erwartungsvoll.
“Oh nein Alice. Mach das mit Charlie aus.” abwehrend erhob ich beide Hände.
“Das dürfte kein Problem sein. Charlie mag mich. Er wird mir meine Bitte nicht abschlagen können.”
“Wer könnte das?” Jasper stand in der hintersten Ecke des Raumes. Versteckte er sich vor irgendwas?
“Dir ist aber klar, das Sue auch noch ein Wörtchen mitzureden hat?”
“Ach, papperlapapp.” Sie ließ sich nicht abbringen. Armer Charlie.
Edward nahm mich in den Arm “Das bekommen wir schon irgendwie hin. Sue ist doch ganz in Ordnung. Und Seth auch. Dann fahren wir eben nach Forks wenn Leah nicht da ist. Falls sie überhaupt wieder kommt?!”
Der letzte Satz war nur genuschelt.
“Da hast du mich falsch verstanden. Das Problem liegt darin, das sie in La Push leben werden.”
“Oh” seine Augen weiteten sich “das dürfte allerdings ein Problem werden. Aber dann kommt er uns eben öfter besuchen. Wir finden eine Möglichkeit." Edward war zuversichtlich.
“Eine Sache bereitet mir Kopfzerbrechen. Was hat das für Auswirkungen zwischen den Wölfen und uns Vampiren? Wir sind ja dann quasi verwand. Wenn auch entfernt. Jakob wird früher oder später auch offiziell ein Teil dieser Familie” ich schaute Carlisle an.
Edward zuckte bei der Bemerkung mit Jakob merklich zusammen. Er hasste dieses Thema mit der Prägung und die Vorstellung, das seine Renesmee einen Werwolf heiraten sollte. Seiner Meinung nach, sollte das lieber später sein als früher.
“Ich denke das wird die Zeit zeigen. Wir betreten das Quileute- Land sowieso nicht. Und da sich Jakob von seinem alten Rudel losgesagt hat, kann auch er La Push nicht mehr betreten. Was Nessie angeht bin ich ratlos. Gelten für sie die Bestimmungen als Mensch und sie hat ungehindert Zutritt oder die der Vampire, die es ihr untersagen?
Hm. Charlie kann natürlich jederzeit vorbei kommen. Andersrum sollte sich ein Besuch als schwierig erweisen?” Carlisle zog sich in sein Arbeitszimmer zurück. Wahrscheinlich um über seinen Aufzeichnungen zu brüten.
“Wo ist eigentlich Jakob?” erst jetzt fiel mir auf,dass ich ihn weder hier noch bei Charlie gesehen hatte. Es war nicht seine Art, Nessie so lang allein zu lassen.
“Seth hat ihn geholt, kurz nachdem wir zurück waren. Es gibt wohl wieder Probleme mit Leah. Sie hat sich wegen irgendwas tierisch aufgeregt und ist abgehauen.” antwortete Edward.
“Tierisch aufgeregt? Der war gut Bruderherz.” wiedermal ein vollkommen unnötiger Kommentar von Emmett. Er hielt Rose die Hand entgegen und sie schlug ein.
Als hätte er seinen Einsatz gehört, stapften 4 schwere Pfoten die Stufen zur Veranda empor. Wahrscheinlich hatte er dort seine Sachen deponiert. Keine Minute später ging die Tür auf und Jake trat ein.
“Esme. Nessie.”er nickte den beiden kurz zu und wandte sich dann an uns.
“Ich brauch eure Hilfe. Leah ist verschwunden. Da ich mich mit ihr nicht in Verbindung setzen kann,vermute ich, das sie in Menschengestalt ist. Ihre Spur führt durch die Wälder und endet am Ozean. Vielleicht seht ihr etwas das mir entgangen ist.” schloß er immer noch außer Atem. Rosalie saß gelangweilt auf dem Sofa und wickelte sich eine von Nessies Locken um den Finger.
“Was du hier für ein Trara machst. Laß sie doch. Die beruhigt sich schon wieder. Du wirst sehen, es dauert nicht lange und sie kommt naß wie ein begossener Pudel wieder nach Hause.” Jetzt bot sie Emmett die Hand zum High Five hin.
“Das ist nicht lustig Barbie. Ich bin für mein Rudel verantwortlich. Sie muß eine enorme Selbstbeherrschung haben. Wenn es ihr trotz ihrer Wut gelingt, Menschengestalt anzunehmen.”
“Oder sie will nicht gefunden werden. Was auch das Verschwinden ihrer Spur erklärt.” eine leise Ahnung beschlich mich. Hatte Charlie nicht erwähnt, sie wäre ähnlich außer sich gewesen als sie von der Verlobung erfuhr?
Ich mußte mit ihr reden. Ihr sagen, das sich nichts ändern würde. Das ihre Mom La Push nicht aufgab. Und sie sich auch nicht zwangsläufig mit mir abgeben müßte. Sich dessen nicht verpflichtet fühlen müßte.Ich behielt meine Vermutung für mich.
“Worauf warten wir noch? Ich denke wir sollten uns aufteilen. Rose, dich würde ich bitten bei Nessie zu bleiben. Sie muß dringend ins Bett.” ich gab meiner Tochter einen kleinen Kuss auf die Stirn und packte Edward am Arm, um ihn mit nach draußen zu ziehen.
“Aua Schatz. Du bist immer noch stärker als ich. Vergiß das bitte nicht.” Edward rieb sich das Handgelenk.
“Tut mir leid. Ich denke nur, wir sollten uns beeilen bevor es ganz dunkel wird oder die Spuren verwehen.”
Die Sonne stand bereits tief und färbte den Himmel in ein sattes orange-rot. Wehmütig schaute ich Edward an.
>>Den Ausgang dieses Tages hatte ich mir eigentlich etwas anders vorgestellt<<
Er lächelte und nickte leicht als Zeichen, dass er mich verstanden hatte. Ein Großteil meiner Botschaften übermittelte ich Edward über meine neu erworbene Gabe. Zum einen, um Emmett nicht noch mehr Stoff zum stänkern zu geben und zum anderen, weil vieles nicht für Nessies Ohren bestimmt war.
Edward, Jake und ich jagten Leahs Spur Richtung Ozean nach. Vielleicht gab es ja einen Hinweis darauf, wie sie weiter gekommen war.
Emmett und Carlisle suchten nach Zweigstellen, auf denen sie ihren weg verlassen haben könnte. Alice blieb mit Jasper zu Hause. Hier war Alice´ Gabe überflüssig, da sie Wölfe nicht sehen konnte. Und Leah gehörte zweifellos dazu.
“Vielleicht hat sie ein Boot genommen? Oder ist geschwommen?” ich gab zu, meine Ideen waren ziemlich weit her geholt.
“Die Klippen sind an dieser Stelle mehrere 100 Meter tief. Selbst wenn sie hier runter gesprungen wäre, wohin sollte sie schwimmen?” Jake sah hinunter zur Brandung.
Augenblicklich fühlte ich mich an meinen Klippensprung erinnert.
“Gehen wir runter. Vielleicht ist sie wieder an Land geschwommen?!” Edward suchte nach einem Pfad, der zum Strand führte.

Wie nicht anders zu erwarten, fanden weder wir noch Carlisle und Emmett einen Hinweis auf Leahs Verbleib. Was war ihr Ziel? Wo wollte sie hin? Vor allem als Mensch?
Nach einem kurzen Telefonat mit Charlie erfuhr ich, dass auch Sue und Seth sich ihr Verschwinden nicht erklären konnten. Charlie bildete einen Suchtrupp, der die Gegend rund um La Push durchkämmte. Ich konnte ihm ja schlecht sagen, das sie gerade den Ozean überquerte. Schwimmend.
Ich entschied mich Renesmee im Cullen-Haus übernachten zu lassen. Wieder eine Nacht, in der wir Emmett den Spaß raubten. Denn wo Nessie und Rose zusammen waren, gab es keinen Platz für Emmett.
Edward und ich verabschiedeten uns von unserer Familie und traten den Weg zu unserem Häuschen an.
Plötzlich hatten wir es furchtbar eilig. Nicht schnell genug konnten wir allein sein. Schon an der Haustür begann mich Edward heiß und innig zu küssen. Viel zu lange waren wir vernünftig gewesen. Jede Vorsicht war vergessen. Unsere Kleider beschrieben den Weg vom Eingang , Über die Treppe, bis zum Schlafzimmer. Bis zum Bett schafften wir es nicht mehr.
Seine Hände waren überall auf meinem Körper, wie die meinen auf seinem. Er küsste mich wieder und wieder. Sein Atem ging schnell. Stöhnend drang er in mich ein und packte mich noch fester. Er bewegte sich erst langsam in mir, bevor er fordernder wurde. Sein rechter Arm packte meinen Oberschenkel und schlang ihn um seine Hüfte. Näher konnte er mir nicht kommen. Ich strich mit der Hand über seine Brust und zeichnete mit den Fingern seine Bauchmuskeln nach. Lustvoll streckte ich ihm mein Becken entgegen und er nahm die Einladung gerne an.
Nun saß ich vielmehr auf seinem Schoß. Langsam und rhythmisch bewegten wir uns weiter, wärend er mich mit seinen Armen nah an seinem Körper hielt. Keiner von uns sagte etwas. Hier waren keine Worte erforderlich. Wir verstanden uns und harmonierten miteinander im Einklang.
Ich schloss die Augen und küsste seine Schulter entlang, den Hals hinauf bis ich seine Lippen fand. Keuchend öffnete ich mit meiner Zunge seine Lippen, um die seine zu umspielen. Es dauerte nicht lange und wir trieben uns gegenseitig zum Höhepunkt.
Eine Weile lagen wir noch so beieinander. Ohne uns zu bewegen.
Edward durchbrach die Stille indem er sich zu mir drehte, den Kopf in die Handfläche gestützt. Mit der anderen strich er mir meine Haare aus dem Gesicht.
“Mrs. Cullen? Soetwas sollte verboten werden. Nur gut das Nessie heut nicht hier schläft.” Edward sah mich belustigt an.
“wahrscheinlich hätte sie gedacht wir haben Schmerzen oder so was?! Aber wenn du dich beschweren willst, ich bin ganz Ohr: “ abwartend sah ich ihn an.
“nein. Nein. Das war so… ähm… so…. unbeschreiblich.”
“Und davon kannst du so viel haben wie du willst. Auf uns wartet die ganze Ewigkeit.” Ich drehte mich zu ihm um und unsere Körper trafen wieder aufeinander. Wie elektrisiert durchzuckte es mich und wir machten da weiter, wo wir gerade erst aufgehört hatten.
Mittlerweile war es dunkel geworden. Von fern erklang ein lautes Heulen.
Für die Anwohner wahrscheinlich irgendein Hund der sich verlaufen hatte. Für uns, ein großer rostbrauner Wolf, der in den Wäldern nach seiner Gefährtin rief.


Besuch

3 Wochen sind vergangen seit Leah´s Verschwinden. Und noch immer keine Neuigkeiten auf ihren Verbleib. Jakob läuft weiterhin Tag für Tag seine Grenze ab, aber er hatte es aufgegeben irgendwelchen Spuren hinterher zu jagen. Seth und Sue nahmen die Sache ziemlich locker. Sie waren der gleichen Meinung wie Rose. Das sie sich beruhigen würde und dann wieder nach Hause kam.
3 wesentliche Dinge haben sich seither ereignet:
Die Hochzeit von Charlie und Sue war auf den 20. September datiert, Reneé würde kommen und zu guter letzt hatte sich Tanya vom Denalhi- Clan zu einem spontanen Besuch angekündigt.
Seit letzten Winter haben wir nichts mehr von ihr gehört. Carlisle meinte, sie müsse den Verlust ihrer Schwester Irina verarbeiten und das bräuchte Zeit. Natürlich.
Meine Sorge war Reneé. Sie kannte nur die alte Bella. Und die war vor neun Monaten, kurz vor ihrem 19. Geburtstag gestorben. Selbst Charlie war es nicht entgangen, dass ich nicht mehr die selbe war. Und Reneé, ja, sie war um einiges aufmerksamer. Wieviel unseres Geheimnisses würde sie lüften, in den paar Tagen in denen sie hier war? Und was bedeutete es für ihre Sicherheit wenn sie es herausbekam?
Das Klingeln des Telefons holte mich aus meinen Gedanken.
“Bella Cullen”
“Bella? Hier ist Charlie. Wie geht es dir? “
“Gut. Danke. Gibt’s was Neues? Oder ist etwas passiert?” nervös wartete ich auf seine Antwort. Denn es war untypisch das Charlie hier anrief. Er mochte den Gedanken nicht Edward am anderen Ende der Leitung zu erwischen. Charlie akzeptierte Edward, das war aber noch lange kein Grund ihn zu mögen.
“Nein nein. Alles prima. Du hast nur Post bekommen. Ich glaub von dieser Angela Weber. Du weißt doch, ihr wart zusammen auf der Highschool!?”
Wo sollte ich denn hier sonst jemanden kennen lernen in Forks?
“Ja klar kenn ich sie noch. Das ist aber schön. Ich hol den Brief nachher ab. Wollte sowieso noch Tanken.” erklärte ich ihm.
“Das ist nicht nötig. Jake ist gerade hier. Ich geb ihn ihm nachher einfach mit. Vorausgesetzt er wird heut noch fertig damit, meinen Kühlschrank zu plündern.” Charlie seufzte, wärend irgendwo etwas scheppernd zu Boden fiel.
“Sorry Charlie. Ich …mpf… mach das gleich wieder weg.” ein schmatzender Jakob im Hintergrund.
“Na Dad. Dann begutachte mal die Ausmaße der Sauerei. Denk an den Brief. Gib ihn Jake mit” erinnerte ich ihn.
“Sofern er den nicht auch noch aufisst.” Wir lachten kurz und ich legte auf.
Wie es Angela jetzt wohl ging? Ob sie immer noch mit Ben zusammen war? Ich freute mich, dass sie an mich gedacht hat und nahm mir vor, ihr auch ein paar Zeilen zu schreiben. Somit hatte sie dann gleich meine neue Adresse. Eigentlich sollte sie die kennen. Schließlich war sie auf unserer Hochzeit. Sie konnte sich doch denken, das ich nicht mit Edward mein kleines Zimmer in Forks bewohnte.
Alice kam mit Jasper im Schlepptau die Treppe hinunter. Vor mir blieben beide stehen und grinsten breit. Was hatte Alice wieder gesehen, das ich noch nicht wusste?
“Wir bekommen Besuch!” trällerte sie mit ihrer Engelsstimme.
“Ja ich weiß. Tanya kommt morgen.” Das war kein Geheimnis. Vielleicht freute sie sich auch nur Tanya wieder zu sehen. Das letzte mal blieb ihr ja wenig Zeit für Konversation.
“Nein. Das meine ich nicht. Abgesehen davon, kommt Tanya bereits heute. Edward und Emmett holen sie gerade an unserer Grenze ab um sie das letzte Stück zu begleiten.”
Dahin war Edward verschwunden. Als ich die Dusche verließ, lag nur ein kleiner Zettel auf dem Bett mit den Worten, er sei gleich wieder da. Der mußte es ja eilig gehabt haben, wenn er nicht mal auf mich warten konnte.
Ich mochte Tanya nicht sonderlich gern. Klar war ich ihr dankbar, das sie uns als Zeugin gegen die V… Feinde beigestanden hatte. Und es tat mir auch furchtbar leid das sie dabei ihre Schwester verloren hat.
Aber auch Eifersucht machte sich in mir breit.
Darauf, das sie an Edward interessiert war und daraus keinen Hehl machte. Edward beteuerte mir zwar, es würde auf Einseitigkeit beruhen und er ja nur mich lieben würde, doch ich konnte eine gewisse Antipathie gegen Tanya nicht unterdrücken. Und ich werde sie im Auge behalten.
Nach 10 Minuten trafen dann auch unser “Gast” und ihre Eskorte ein.
Ich grüßte Tanya kühl und schenkte Edward einen bösen Blick.
“Bella. Schön dich wieder zu sehen. Wie geht es dir? Wo ist deine kleine Renesmee? Ihr habt mir so gefehlt.” sagte sie übertrieben fröhlich. Es klang falsch.
“Danke Tanya. Mir geht es gut. Nessie ist mit Esme im Garten. Sie wollten Erdbeeren pflücken. Hattest du eine gute Reise?” schauspielerte ich freundlich zurück.
“Staubig und trocken. Der Sommer hält Einzug. Wobei ihr es hier noch gut getroffen habt. Die Luftfeuchte schwächt die Hitze etwas ab." Sie wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. Als ob wir schwitzen würden. Die Hitze machte sich nur über unseren Durst bemerkbar.
“Wenn du willst gehen wir gleich jagen. Hier gibt es ein paar hervorragende Stellen an denen das Wild in ganzen Herden grast.” Edward spielte in Carlisle´s Abwesenheit den Gastgeber. Mußte er so freundlich zu ihr sein?
“Lass sie doch erst mal ankommen und auspacken. Sicher will Tanya kurz verschnaufen.” sagte ich an Edward gerichtet.
“Das ist nicht nötig. Ich begrüße nur schnell Nessie und Esme, dann können wir los. Wärst du so lieb und bringst meinen Koffer schon auf´s Zimmer Eddilein?”
Eddilein? So nannte ich ihn noch nicht mal. Er hasste diesen Spitznamen. Warum warf er ihr nicht irgendwas an den Kopf? Wenn er es nicht tat, ich hätte kein Problem damit. Vielleicht den Stuhl? Oder den Tisch? Oder doch gleich das ganze Klavier?
Edward tat wie ihm befohlen wurde. Emmett zuckte nur mit den Schultern und Jasper sah mich belustigt an.
“Eifersüchtig Bella?” er und Alice kicherten in sich hinein.
“Was war es diesmal? Laß mich raten: Der Flügel?” Alice prustete los, Emmett verstand gar nichts.
Wütend knirschte ich mit den Zähnen. Mußten sie sich auch noch über mich lustig machen? Edward stand inzwischen neben mir und legte seinen Arm um meine Taille. Er hatte ein anderes Hemd an und die Haare standen auch nicht mehr in alle Himmelsrichtungen ab. Hatte er sich auch noch hübsch gemacht für sie? Nicht, das er nicht immer wunderschön aussah.
>> Denkst du nicht, es würde ihr besser gefallen, wenn du das Hemd ganz weggelassen hättest?<< übermittelte ich ihm ohne es laut zu sagen.
Er umfasste mich fester und flüsterte leise in mein Ohr:
“Für mich gibt es nur dich. Dich liebe ich und dich hab ich geheiratet. Du bist mein Leben… weißt du noch? Und wenn ich dir sag ich hab mich für dich schön gemacht? Was meinst du? Ob Nessie heut mal bei Charlie schlafen will?” er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und ich verstand sofort.
Ich legte ihm auch meinen Arm um die Mitte und stützte meinen Kopf an seine Brust.
>>Tschuldigung<<
“Man ist eure Tochter gewachsen. Sie könnte glatt als 7 jährige durchgehen.” Tanya war aus dem Garten zurückgekehrt und funkelte mich nun böse an, als sie mich so nah bei Edward sah. Besitz ergreifend drückte ich mich nur noch fester an ihn.
“Können wir?” lenkte sie ab.
“Mit Vergnügen” Zischte ich zurück.

Ich war längst nicht mehr so ungeschickt beim Jagen wie zu Beginn. Meine Kleidung blieb sauber und heil. Sehr zu Edwards missfallen. So oft hatten wir uns gleich hier im Wald geliebt, weil ihn meine nackte Haut so reizte. Heute, mit unserem Publikum war das nicht angebracht.
Schnell und katzenhaft schoß ich durchs Dickicht und auf einen Puma zu, der sich nichts ahnend faul in der Sonne putzte.
Mit einem Satz saß ich auf ihm und jagte meine spitzen Zähne in seinen Hals. Gurgelnd und ohne zu wissen wie ihm geschah, sank die große Katze blutleer auf den Waldboden. Nein, ich stand Edward in nichts nach.
“Mietz mietz” brüllte Emmett.
“So wirst du wenig Glück haben. Halt dich lieber an die kleinen Tierchen. Die können dir auch nicht so weh tun” neckend klopfte ich ihm auf die Schulter und sah mich nach Edward um. Er stand einige 100 Meter von uns entfernt. Tanya zu seiner Rechten, den Arm um seine Taille gelegt. Sie verfolgte mit ihren Augen die Richtung, in die Edward wies.
Jetzt kochte ich. Hatte diese rothaarige Hexe denn gar kein Benehmen? In diesem Moment drehte sie den Kopf in meine Richtung und grinste mich höhnisch an. Verspottete sie mich auch noch? Und warum nahm Edward davon keine Notiz? Ignorierte er das alles?
Ich witterte einen weiteren Puma.
Der würde jetzt dran glauben müssen. Mir war es egal, dass Emmett gerade versuchte sich an die Katze heranzupirschen. Es war mir egal ob ich dreckig wurde oder meine Kleider zerrissen. Es war mir egal was die Beiden da drüben trieben. Mir war alles egal. Ich stand wenige Meter von dem Baum entfernt, auf dem Emmett und der Puma saßen.
Ich riss meinen Ärmel von der Bluse und kratzte mir ruckartig den Unterarm auf. Den Schmerz spürte ich nicht und die Wunden würden in etwa 10 Minuten verheilt sein.
Es klappte. Der Puma witterte das Blut und somit seine potentielle Beute. Mich. Ich wollte das er angriff. Brüllend und fauchend sprang er auf mich zu. Die Zähne gefletscht, genau wie ich. Er ging falsch in der Annahme er wär Jäger und ich Beute. Denn im Augenblick stand ich ganz oben an der Nahrungskette.
“Ey Bella. Monstermäßig. Das glaubt mir keiner” Emmett war erstaunlicherweise nicht sauer. Obwohl ich in sein Jagdgebiet eingedrungen war. Angelockt vom Kampftumult kamen nun auch Edward und Tanya näher.
“Was ist passiert?” Edward blickte auf meinen Arm und die Kratzer, die schon begannen zu verblassen. In wenigen Minuten würden sie ganz verschwunden sein.
“Bella hat sich verstümmelt um mir meine Mietzekatze wegzunehmen. Das hättest du sehen sollen.”
Meine Wut war noch nicht verflogen. “Dann fang dir doch nen Eichhörnchen” ich stapfte durch das Unterholz und erschrak, als mich jemand am Arm packte. Edward hielt mein Handgelenk umklammert und sah mich fragend an. Tanya hinter ihm sah belustigt aus. Triumphierend. Nun gut. Heute hatte sie gewonnen.
“Wenn du deine Hand behalten willst, rate ich dir mich loszulassen.” eine Horde wütender Stiere war nichts gegen mich.
Emmett wies ihn darauf hin, dass ich immer noch eine Neugeborene sei und zu impulsiven Handlungen neigte.
Edward gehorchte.”Wir reden später” rief er mir noch nach. Ich tat so, als hätte ich ihn nicht gehört.

Ich hatte keine Lust auf das Cullen-Haus. Zu sicher war die Tatsache das ich “ihr” dort wieder begegnen würde. Wie lang sich wohl eine Woche anfühlte, in der man nichts als Ärger hat? Konnte sie nicht einfach wieder verschwinden?
Es klopfte. Mein erster Gedanke war Edward, der mir gleich eine riesen Szene wegen der Sache im Wald machen würde.Aber mein Geruchssinn verriet mir, dass es sich um einen anderen Besucher handelte.
“Ist offen” brüllte ich.
Der Klang von 4 Füßen drang an mein Ohr. Ein bronzefarbener Lockenkopf lugte durch den Türspalt. Gefolgt von Jakob.
“Ich bring dir deine Tochter wohlbehalten wieder. Esme meint, sie habe Bauchschmerzen von den vielen Erdbeeren. Es gibt wohl etwas in ihrem Garten, dem Nessie nicht ganz abgeneigt ist.”
Jakob zeigte auf Nessie, die sich den Bauch hielt. Ihr Mund war mit rotem Erdbeersaft beschmiert und das Kleidchen hatte auch einiges abbekommen.
“Oh Schätzchen. Komm her. Leg dich doch ein wenig ins Bett und ruh dich aus. Ich mach dir gleich eine Wärmflasche. Zieh dich vorher um, ja? Schaffst du das?” besorgt tätschelte ich ihren Bauch. Sie nickte und gab mir noch einen klebrigen Kuss, bevor sie durch die Tür verschwand.
“Hier. Charlie meint ich soll dir das mitbringen” er eichte mir den Brief von Angela. Ein paar Fettflecken zierten den Umschlag. Ohne Zweifel Überbleibsel seiner Fressorgie.
Ich öffnete ihn mit einem Ruck und nahm das rosa Papier in die Hand um es auseinander zu falten. In zierlicher Mädchenschrift war ein kurzer Text zu lesen:

“Liebste Bella,
So lange ist es nun her, seid wir uns das letzte mal gesehen haben. Ich hoffe es ist dir gut ergangen?!
Ich besuche mittlerweile die Uni von Seattle und liebe es. Du kannst dir nicht vorstellen wie aufregend Seattle ist. Nicht so wie Forks. Hier lebt die Stadt erst auf wenn es dunkel wird. Naja, lassen wir das. Du mußt mich unbedingt mal hier besuchen. Ich halt dir auch ein Bett frei.
Mit Ben ist es leider wieder vorbei. Das viele lernen hat etliche Zeit geraubt und wir haben gemerkt, das wir doch zu verschieden sind. Aber wir bleiben Freunde.
Ich lass den Kopf nicht hängen. Ich sag dir, Typen gibt’s hier. Dein Edward würde gar nicht auffallen. Jessica hat neulich einen ins Mädchenwohnheim geschleppt und eine Abmahnung einkassiert.
Ach so. Davon hatte ich dir noch gar nicht erzählt. Jessica hat letztes Semester auf unsere Uni gewechselt, weil ihr Jahrgang wegen mangelnder Teilnehmerzahl oder so aufgelöst wurde.
Und da nur du zu unserem Glück fehlst, haben wir beschlossen dich besuchen zu kommen. Ab dem 30. Juni sind Semesterferien und dann würde sich das prima anbieten……”

Den Rest des Briefes überflog ich nur noch. Mich besuchen kommen. Die Worte hallten in meinem Kopf. Warum mußten ausgerechnet jetzt alle auf die Idee kommen und mir einen Besuch abstatten?
Erst Mom. Dann Tanya und nun auch noch Angela und Jessica. Hilfe.
Hatte sich denn die ganze Welt gegen mich verschworen?
Wie sollte ich es anstellen, mich so zu geben wie ich früher war?
Selbst wenn ich noch ein paar Klamotten rauskramte, die Alice nicht verbrannt hatte. Wie sollte ich mein Aussehen erklären? Ganz zu schweigen von meiner Stimme. Nach einigen Grübeleien nahm ich es positiv. Ich beschloss, es als Generalprobe für Reneé anzusehen. Im schlimmsten Fall würde ich Angela und Jessica nicht mehr wieder sehen. Sie würden zurück auf ihre Uni´s gehen und ihr normales Leben weiter leben.
Aber Mom? Ich beschloss, mir darüber noch keinen Kopf zu machen. Immerhin war der 30. Juni….Moment! Der war ja übermorgen.
“Mein Gott Charlie. Wie lang hattest du den Brief denn schon?” wütend schaute ich auf den Poststempel, der meine Annahme bestätigte.
Jake verstand gar nichts, aber meine Laune verriet ihm, dass es nicht sinnvoll war mich anzusprechen.
“Ich geh dann mal meine Runde machen”
Ich ignorierte ihn und erinnerte mich daran, das ich Nessie noch eine Wärmflasche schuldig war.


Die Probe

Edward war immer noch nicht wieder zurück. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was die Beiden trieben. Konnte er sich nicht vorstellen wie ich mich fühlte? Was mir jetzt durch den Kopf ging? 1000 Dinge auf einmal, die alle auf eins hinaus liefen: ICH SCHAFF DAS NICHT ALLEINE!!!
Doch ich war allein. Die ganze Nacht. Edward kam nicht wieder. Ein paar mal geriet ich in Versuchung in Carlisle´s Haus zu stürmen und ihn an den Haaren nach Hause zu ziehen. Verwarf den Gedanken aber gleich wieder.
Ich schlich in Renesmee´s Zimmer und rollte mich neben ihr auf dem Bett zusammen. Sie war bereits eingeschlafen und sah aus wie ein Engel. Wie ihr Vater. Was war bloß los mit ihm? Was lief hier schief?
War es das was er mit Zerstreuung meinte? Ein hübscher Vampir mit Oberweite und nettem Hintern und Frau und Kind sind vergessen? Das war nicht seine Art. Er empfand doch nichts als Freundschaft für sie. Oder etwa nicht?
Ein kleines flatterndes Pochen drang an mein Ohr. Nessie´s Herzschlag. Ich konzentrierte mich auf die einzelnen Schläge und versuchte sie zu zählen. Es beruhigte mich.Es wurde hell.Die aufgehende Sonne tauchte das Kinderzimmer in ein zartes rosa. Die kleinen Schmetterlinge an der Wand funkelten in ihren Regenbogenfarben, sobald das Sonnenlicht sie traf. Wenn man blinzelte, hatte man den Eindruck sie würden fliegen. Ich wünschte mir, sie würden mich mitnehmen. Irgendwo hin. Nur fort von hier.
Die Sonnenstrahlen trafen auf meine Haut und Nessie zwinkerte geblendet. Es würde heut wieder heiß werden. Das hatte gestern der Wetterfrosch in den Nachrichten gesagt. Untypisch für Forks. Aber das läge daran, das in diesem Jahr die Sonne unwahrscheinlich nah an der Erde kreiste.
Ich hatte wieder Durst. Wie immer wenn es zu warm wurde. Eine Flamme züngelte in meiner Kehle und ich erhob mich um Nessie´s Duft nicht mehr einatmen zu müssen. Ich mußte es mir ja nicht unnötig schwer machen. Nur kein Risiko eingehen.
Nachdem Nessie erwacht war, trug ich sie ins Bad. Noch immer schlaftrunken versuchte sie mit einer Bürste ihre Haare zu bändigen. Die Probleme mit ihrer Frisur hatte sie wohl eindeutig von ihrem Vater geerbt. Sie hatte ohnehin so viel von ihm. Ihr goldenes Halskettchen baumelte mit dem Anhänger an ihrer Brust. Nur selten nahm sie es ab. Es erinnerte sie an uns und mich an die schrecklichste Zeit meines neuen Daseins. Ich zog ihr einen hübschen gelben Zweiteiler an. Etwas worin sie sich gut bewegen und spielen konnte. Beim überstreifen des Oberteils blieb Nessie in ihrer Kette hängen und zeriss somit die feinen Glieder.
“Oh nein Momma. Das wollte ich nicht. “ Tränen schimmerten in ihren Augen. Sie war untröstlich.
“Das ist doch kein Problem. Ich nehme sie nachher mit in die Stadt und lasse sie reparieren. Wenn ich dich dann von Opa abhole, baumelt sie wieder hübsch an deinem Hals. Ist das Ok?”
Sie nickte, starrte aber immer noch auf das kaputte Amulett in ihrer Hand.
Nach unserer Morgentoilette machten wir uns auf zu Carlisle und Esme.
“Ist Daddy auch bei Opa? Ich hab ihn gestern gar nicht mehr gesehen. Sonst kommt er immer noch mal zu mir um mir gute Nacht zu sagen”
Renesmee hatte sein Fortbleiben also auch bemerkt.
“Er ist ganz bestimmt bei Opa. Wir haben doch Besuch. Daddy kümmert sich bestimmt um Tante Tanya.”
Und wie er sich kümmerte. Ihr Name kam nur mit Abscheu über meine Lippen.
“Die ist nett. Sie will mich auch mal mit zum Jagen nehmen. Mir zeigen wie man sich anschleicht.” Nessie klang begeistert.
“Geh bitte nur mit, wenn einer von uns dabei ist. Nur zur Sicherheit.” bat ich sie.
Mir passte es nicht, dass sie sich jetzt auch noch Nessie krallte. Wie nicht anders zu erwarten, saßen alle im großen Zimmer und unterhielten sich angeregt. Rose nahm mir Renesmee ab und ging mit ihr hinten raus in den Garten.
“Entschuldige, das ich dich erst so spät begrüßen kann. Ein Notfall in der Klinik.” Carlisle war also die ganze Nacht arbeiten. Dann hat Edward den Gastgeber gespielt? Nein. Nur keine Gewissensbisse haben. Er hätte mir auch bescheid sagen können.
“Das macht doch nichts. Deine kleine Familie hat mich köstlich unterhalten.” sie schenkte mir ein höhnisches Grinsen. Sie meinte wohl die Sache im Wald, als ich wutentbrannt abgestapft bin.
“Was führt dich zu uns? Was macht Kate?” interessiert setzte Carlisle sich neben Tanya an den Tisch. Jasper lehnte hinter mir an der Wand. Traute er mir immer noch nicht? Vielleicht auch besser so. Seit Tanya hier war, war ich unberechenbar.
“Kate und Garrett besuchen Zafrina im Regenwald. Du kennst doch Garrett. Der geborene Abenteurer. Und da die Beiden sich gesucht und gefunden haben ,folgt Kate ihm überall hin. Tja und ich? Ich wollte nicht allein zu Hause bleiben. Dort erinnert mich doch alles an Irina!” schloss sie ihre Erklärung.
“Verständlich. Du kannst natürlich so lange bleiben wie du möchtest.” Esme war so mitfühlend. Mir wäre es lieber wenn sie nicht länger als nötig bei uns bliebe. Um des Friedens Willen.
“Das ist lieb. Ich werde es in Erwägung ziehen.” sie wollte mich wohl damit ärgern. Edward sagte nichts. Er musterte mich nur eingehend.
Mit einem Nicken Richtung Tür symbolisierte er mir, ihn nach draußen zu begleiten.
>>Wenn du dein Liebchen allein lassen kannst?<< Das war gemein aber ich bereute es auf keinen Fall.
“Was ist verdammt noch mal los mit dir?” draußen angekommen packte er mich unsanft am Arm. Nicht das es weh getan hätte, aber ich spürte den Druck.
“DU fragst was mit MIR los ist? Du hast nur noch Augen für diese Tanya. Läßt dich berühren und betören, um den Finger wickeln. Läßt mich und deine Tochter allein zu Hause warten ohne das wir wissen wann und ob du überhaupt kommst. Du erfüllst ihr jeden Wunsch und läßt sie nie allein. Und da fragst noch was mit mir los ist?” ich war außer mir.
“Ich habe nicht in Betracht gezogen, dass dich das so verletzt. Aber ich hätte es mir denken können. Tut mir leid.” er kam auf mich zu, in der Absicht mich zu küssen. Nein. So leicht würde ich es ihm nicht machen.
Wir wurden von Jake unterbrochen, der mit seinem Golf die Einfahrt hochtuckerte. Seit wann kam Jakob mit dem Auto?
“Na ihr zwei. Es gibt Neuigkeiten. Seth hat Leah gestern Nacht im Wald gesehen. Kurz hinter der Grenze” er klang erleichtert.
“Das ist doch toll. Da war Sue sicherlich erleichtert”
“Aber als sie Seth bemerkt hat, ist sie davongelaufen. Er sagt es wäre komisch gewesen. Er lief ihr hinterher und wollte eine Erklärung. Sie hörte aber gar nicht zu. Sagte kein Wort. Nicht mal an etwas gedacht hat sie.” Jake kratzte sich am Kopf.
“Das hat doch nichts zu sagen. Vielleicht braucht sie noch etwas Zeit?!” ich verteidigte Leah. Das war ja mal was ganz neues.
“Ich schlage vor, wir durchlaufen noch mal die Umgebung. Vielleicht hat sie hier in der Nähe ihr Lager” schlug Edward vor und rannte ins Haus um die anderen auf den neuesten Stand zu bringen.
Fünf Minuten später rückten die Herren des Hauses begleitet von Jake und Seth aus. Ich blieb wieder einmal zurück.

Die Spur war wieder im Sande verlaufen. Scheinbar hatte Leah sich in Nichts aufgelöst. Die nächsten beiden Tage beschäftigte ich mich ausschließlich damit, wie ich Angela und Jessica entgegentreten würde. Edward ließ sich jetzt zwar häufiger blicken, aber die Stimmung zwischen uns war kühl. Zum Grübeln hatte ich also genug Zeit.
Es war soweit. In einer Stunde würde ich auf meine alten Klassenkameraden treffen. Zu allem übel war auch Mike Newton mit von der Partie. Charlie hatte im Laden seiner Mutter neues Angelzubehör gekauft und ihr dabei gleich auf die Nase gebunden, das wir eine Art Klassenzusammenführung planen. Danke Dad. Aber was solls? Was machte es schon ob ich 2 oder 3 Freunde vergraulte? Und ich vermisste sie wirklich.
Vor dem Spiegel betrachtete ich mein Outfit ein letztes mal. Ich hatte wirklich noch ein paar alte Jeans und ein grünes Button-Down Shirt gefunden. Es erinnerte mich an alte Zeiten. Meinen Pony scheitelte ich leicht und steckte ihn links und rechts mit Haarnadeln fest. Auf Make- up verzichtete ich ganz.
Alice ihrem Gesicht zufolge war ich erfolgreich.
“Du siehst sogar als Unsterbliche in diesen Klamotten furchtbar aus. Das soll schon was heißen.”
“Das war meine Absicht.” gab ich zurück.
Ich packte Nessie noch ein paar Spielsachen zusammen. Sie würde ich unterwechs bei Charlie absetzten. Mir war nicht wohl dabei sie hier zu lassen. Edward war weiterhin mehr mit anderen Sachen beschäftigt und ohne meine Anwesenheit würde ich Nessie nicht hier lassen. Die Kette steckte ich mir in die Hosentasche. Es dürfte nicht lange dauern sie reparieren zu lassen. Edward war nicht in Sichtweite und ich bat Alice, ihn über unseren Ausflug zu informieren.

Punkt 4 wollten wir uns im Diner treffen. Ich hatte also noch 5 Minuten. Ich ging in Gedanken noch einmal kurz meinen Text durch, bevor ich die Tür öffnete und den Wagen abschloss.
Sie warteten bereits an einem der Vierertische. Wie wirkte ich wohl auf sie? Keiner von ihnen hatte sich groß verändert. Ich dagegen umso mehr. Angela winkte hektisch als sie mich bemerkte. Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen. Und so auf meine Perfektion bedacht, stolperte ich prompt über meine eigenen Füße. Na. Das wirkte doch schon mal sehr menschlich.
“Ganz die alte Bella.” Mike schoß in meine Richtung um mich aufzufangen. Als sein Duft mich traf, verkrampfte ich innerlich. Was gäbe ich jetzt dafür Edward an meiner Seite zu haben. Für alle Fälle.
Ich beschloss einfach die Luft anzuhalten. Nur die Schultern heben und senken. So tun als ob.
“Es hat sich doch einiges geändert. Bella du siehst blendend aus. Die Ehe scheint dir gut zu bekommen.”Angela musterte mich ausgiebig.
“Danke. Ihr seht auch fabelhaft aus.” ich umarmte alle kurz zur Begrüßung und rückte meinen Stuhl etwas näher ans Fenster. Zuversichtlich, das mich eine verirrte Briese traf und mir das Atmen erleichterte.
Heute war es mit Abstand der heißeste Tag. Soweit ich das beurteilen konnte. Mike trug nur Shorts und ein Unterhemd. Die Mädels kurze Strandkleider. Alle Gäste im Diner waren ähnlich spärlich bekleidet. Ihr Geruch brachte mich um. Es wehte weder ein Lüftchen , noch funktionierte die Klimaanlage. Ich mußte raus hier.
“Was haltet ihr davon, einen Spaziergang zu machen? Hier geh ich kaputt.” spielte ich gekonnt.
“Kein Wunder bei den langen Klamotten die du trägst.” Jessica klang genervt. Wahrscheinlich hatte Angela sie einfach mitgeschliffen. Unser
Verhältnis war am Ende nicht das Beste gewesen.
“Ich dachte vielleicht kommt nachher noch was runter” der Himmel hatte sich zugezogen, aber es war unerträglich schwül. Allein die Tatsache das heut die Sonne nicht scheinen würde, ließ mich dem Treffen zustimmen.
“Na dann. Von mir aus. Aber ich nehm noch eine Cola für später.” Mike ging an den Tresen und kam kurze Zeit später mit Vier Büchsen zurück. Ich würde meine irgendwo unterwechs unbemerkt wegkippen.
Ich bedankte mich und hakte mich bei Angela unter.
“Ich dachte nur wir Kerle kommen in den Stimmbruch?! Bella, du hörst dich an wie eine Sirene.Du weißt schon. Die die auf den Klippen sitzen und die Schiffe in den Tod schicken.” Mike hatte es also bemerkt. Ich schwindelte: “Ach echt? Ich war erst krank. Kehlkopfentzündung. Ist wohl immer noch nicht richtig kuriert. Aber wenn meine Stimme so um einiges besser klingt, sollte ich wohl öfter krank werden.”
Alle lachten. Keiner benahm sich anders. Oder aber sie ließen sich nichts anmerken. Unser Ziel war das kleine Wäldchen die Straße runter. Ideal, falls sich die Sonne doch noch entschloss uns mit ihrere Anwesenheit zu beehren. Ich wüßte nicht wie ich meine diamantene Haut erklären könnte.
Das ist eine neue Lotion, die auf UV- Strahlung reagiert! Vielleicht Bodypainting?
“Na Bella. Wie waren eure Flitterwochen? Du hast dich ja nicht noch mal gemeldet. Hat´s gefunkt?” bemerkte Angela mit einem prüfenden Blick auf meinen Bauchumfang. Was sollte ich sagen?
-Entschuldige bitte, ich hab ein Vampirkind geboren und bin dabei gestorben. Danach hat mich mein Ehemann ebenfalls in einen Blutsauger verwandelt, aber ich hätte dich wirklich zwischendurch mal anrufen sollen? Ich beschloss, meine Tochter für mich zu behalten. Wenn schon lügen, dann richtig.
“Nein wir warten noch ein bischen. Genießen die Zweisamkeit.” Ja- Zweisamkeit war das richtige Wort. Wir Zwei- ich und Nessie.
“Find ich gut. Man weiß ja nicht ob es klappt. Eine Ehe ist ja keine Garantie” machte sich Mike denn immer noch Hoffnungen? Er war unverbesserlich.
Jessica war erstaunlich ruhig. Nur ein Mitläufer. Wahrscheinlich wünschte sie sich, der Nachmittag würde sich bald dem Ende zuneigen, damit sie wieder fahren könnte. Sollte mir recht sein.
“Und die Uni? Wie läufts?” fragte ich interessiert. Denn das war eine Option, die ich in naher Zukunft in Erwägung zog.
“Ach du weißt doch: Lernen, Lehrer, Klausuren. Ätzend. Einzig die Typen entschädigen dafür.” Angela seufzte leicht.
Wir bombardierten uns den ganzen Nachmittag mit Fragen über die Zukunft, Freunde, Familie. Redeten über die neuesten Modetrends und lästerten über alte Mitschüler, die unseren Weg kreuzten.
Ich hätte es mir 1000mal schlimmer vorgestellt und war sichtlich stolz auf mich. Doch würde es bei Reneé genauso laufen?
Ein roter Ferrari lenkte meine Aufmerksamkeit auf die Straße.
“Wow, was für ne´ Protzkarre.” begeisterte sich Mike.
Das Nummernschild verriet mir, das es mein Auto war. Es war sowieso undenkbar das es in Forks noch jemanden gab, der zufällig einen Ferrari in der Garage stehen hatte.
Selbst bei dem Tempo, in dem der Wagen an uns vorbeischoss, konnte ich die Insassen erkennen. Edward am Steuer und wie sollte es anders sein? Tanya daneben. Hatte er mich denn nicht bemerkt? Sah ich so anders aus?
Meine Lust auf Wiedervereinigung war mir gründlich vergangen.
Ich entschuldigte mich, das mir die Hitze zu schaffen machte und versprach Angela bald anzurufen. Den Weg zum Auto nahm ich etwas zu schnell. Ich mußte meine Haltung bewahren und mich zwingen einen Schritt langsamer zu gehen.
Renesmee würde noch eine Weile bei Charlie bleiben müssen. Zur Not auch dort übernachten. Sie mußte nicht Zeugin der Szene werden, die ich gleich ihrem Daddy machen würde


Aufgeben? - Niemals

Der Highway war fast leer. Nur ab und zu begegnete mir Leah´s Gesicht auf den Suchplakaten, die Charlie aufhängen ließ.
Genau wie bei Jakob damals.
Ich fuhr viel zu schnell, aber das war mir nur recht. Wer sollte mich hier aufhalten können? Soweit ich mich erinnerte, hatte ich in Forks und Umgebung noch nie Radarkontrollen gesehen. Selbst die wären mir jetzt egal gewesen. In meinem Zustand hätte ich womöglich noch nett reingelächelt oder den Mittelfinger erhoben.
Vor meinen Augen zuckten Blitze.
Vor Wut. Vor Eifersucht. Vor Enttäuschung.
Das Wesen, dass mir als erstes vor die Linse kam, tat mir jetzt schon leid. Bin mal gespannt wie sich “Eddilein” diesmal rausreden will.
Wie würde er sich denn vorkommen wenn ich ihm das antäte?
Ich geriet kurz in Versuchung es ihm gleich zu tun und ebenfalls auf Männerfang zu gehen. Ihn eifersüchtig zu machen. Rasend eifersüchtig. Denn das war ich gerade. Aber mit wem?
Der Altersdurchschnitt in Forks betrug 45,3 Jahre. Die, die nicht zu alt für mich waren, lagen noch in den Windeln. Der Teil dazwischen war so schlau gewesen sich von hier zu verpissen.
Das brachte mich auf eine andere Idee. Wenn ich einfach fortginge?
Mir Nessie krallte, ein paar Bündel hübscher Scheine und ab die Post?
Würde es ihm überhaupt auffallen?
Nur wohin?
Ein beklemmendes Gefühl machte sich in mir breit.
Ihn verlassen?
Ohne ihn sein?
Schon wieder?
Nein!
Vielleicht hatte alles einen plausiblen Grund.
Vielleicht regte ich mich zu unrecht so auf.
Vielleicht spielten meine Augen und meine Gefühle mir einen Streich.
Vielleicht, und nur vielleicht liebte er mich ja wirklich.
Halt. Bella, was redest du denn da? Er war egoistisch. Schon immer. Hatte er sich sogar selbst eingestanden. Na schön. Ich aber auch.
Ich wollte meinen Edward wieder haben. Meinen alten Edward. Für mich allein. Jetzt gleich.
Bei dem Gedanken das Tanya in diesem Moment bei ihm war, ließ mich blutrot sehen. Ich umklammerte das Lenkrad, bis meine Fingerknöchel blasser wurden ,als sie ohnehin schon waren und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch.

Keine 5 Minuten brauchte ich vom Diner bis zu den Cullens. In mein zweites zu Hause. Auch wenn es sich danach nicht mehr anfühlte. Nicht mehr, seit Tanya aufgetaucht war.
Mein Ferrari stand weder vor dem Haus, noch in der Garage.
Kein Problem. Ich würde warten. Wenn es sein mußte auch die ganze Nacht.
Ich parkte gekonnt und mit einem Anlauf rückwärts zwischen Carlisle´s schwarzem Mercedes und Jasper´s Motorrad ein.
Noch so eine Erinnerung an früher.
Motorrad fahren.
Ich hatte es seit meiner Verwandlung nicht wieder versucht. Ob es mir nun besser gelang? Ich bekam große Lust Jakob einmal zu einer Spritztour zu begleiten. Edward hatte sich dieses teure Ding gekauft, um mit mir zusammen Motorrad zu fahren. Er war enttäuscht gewesen, als ich ihm erklärte, das dies eine Sache zwischen mir und Jakob war. Seither freute sich Jasper darüber, Alice damit wenigstens für ein paar Stunden zu entkommen. Sie hasste diese tweirädrigen Fahrzeuge. Warum 2 Räder wenn sie mit 4 ren schneller war?
Meine Tasche war bei meinem Tempo vom Beifahrersitz in den Fußraum gerutscht. Mühselig reckte ich mich, kam jedoch nicht ran. Resigniert bemerkte ich, das der Anschnallgurt immer noch um Brust und Bauch spannte.
Warum anschnallen? Alte Gewohnheit.
Mit einem Klicken war der Gurt offen und ich neigte mich wieder Richtung Tasche. Als meine Fingerspitzen schon den Trageriemen berührten, hielt ich in meiner Bewegung inne, unterbrochen von lautem Gekicher.
Kurz überlegte ich einfach auszusteigen und zu fragen, was denn so lustig sei?! Entschied mich aber in meinem Versteck zu bleiben und abzuwarten. Vorsichtig linste ich durch das Seitenfenster. Vorbei an Jasper´s “ Todesmaschiene ” auf Edward und Tanya. Sie schienen es nicht eilig zu haben. Sie gingen nebeneinander her, ihr Arm umfaßte von hinten seinen Rücken. Er erklärte ihr irgendwas, das konnte ich erkennen. Aber hören konnte ich nichts. Scheiß Schallschutzfenster. Nicht nur blick- sondern auch schalldicht. Wozu brauchte ich dann mein Supergehör?
Er drehte sich in meine Richtung. Unwillkürlich duckte ich mich und stieß prompt mit dem Kopf aufs Armaturenbrett. Mist. Hoffentlich hatte er das nicht gehört. Mein Kopf fuhr wieder eine Etage höher und suchte die Beiden erneut. Diesmal stützte ich mich an der Tür ab und traf natürlich unwillkürlich auf den Knopf, der die Scheibe runterließ. Ich könnte mich in den Arsch treten, das ich immer vergaß die Zündung auszuschalten.
Ein leises Surren erklang und schon war die Seitenscheibe einen Spaltbreit offen. Noch immer lachten sie. Puh. Ich dachte meine Ungeschicktheit hätte ich mit meinem alten Leben buchstäblich begraben. Anscheinend ging es nun weiter. Von einem Fettnapf in den nächsten. Oder vielleicht nahm meine Tollpatschigkeit auch zu, je näher ich an die 1-Jahres-Grenze rückte. Den Juli und den August hatte ich als Neugeborene noch vor mir.
Wieder riskierte ich einen Blick durch´s Seitenfenster. Sie waren weg. Verdammt.
Gerade wollte ich aussteigen und den beiden Turteltauben hinterher.
Scheiß auf meine Tasche. Die Hand bereits am Türgriff ,visualisierte ich ein mir nur allzu bekanntes Hinterteil, direkt vor dem Fenster.
Sie standen zu Carlisle´s Wagen gerichtet und Edward erklärte ihr irgendetwas von dem Autoquatsch, über den er sich normalerweise sonst nur mit Rosalie unterhielt. Ich verstand nur “Kompressor” , “obenliegende Nockenwelle” und “Doppelquerlenker”. Was immer das auch heißen sollte. Bei jedem Wort nickte sie. Heuchlerin. Als ob sie auch nur ein Wort von dem verstand, was er sagte.
Zu allem Übel verließ ihre Hand nun seine Taille und wanderte den Rücken hinunter, direkt in seine linke Arschtasche. Na toll. Wie lange hatte es gedauert bis ich ihn so berühren durfte? Seinen allzu perfekten Körper mit seinem allzu perfekten Hintern. Das reichte.
Ruckartig öffnete ich die Fahrertür und hätte Tanya damit fast eine verpaßt, wenn Edward sie nicht zur Seite gestoßen hätte.
Verräter.
Genauso schwungvoll knallte ich sie hinter mir wieder zu.
Angelockt von dem dröhnenden Geräusch in der mehr als großen Garage, steckte Jasper den Kopf durch die Tür.
“Jasper?. Herkommen. Sonst kann ich für nichts garantieren.” ich streckte den Arm nach ihm aus und winkte ihn heran. Er gehorchte.
Jake folgte. Wahrscheinlich witterte er, das hier gleich die Party des Jahrhunderts steigen sollte.
“Du auch Jakob. Zwei sind besser als einer” auch er gehorchte. Braves Hündchen.
“Bella. Schatz. Was ist in dich gefahren? Warum bist du eigentlich schon wieder da? War es nicht schön?” er sah mich fragend an, dann bedrückter “oder ist etwas schief gelaufen?”
“Hier läuft allerdings so einiges schief. Falls du damit aber meinst, ob ich meine Freunde abgeschlachtet hab, so muß ich dich leider enttäuschen” ich funkelte beide an. Tanya schnallte immer noch nicht was los war. Sie war damit beschäftigt, einen Ölfleck von ihrem Mini- Mini- Rock zu wischen. Oder sollte ich besser Gürtel sagen? Sie ließ eben nichts unversucht. Sie war bei Edwards “Rettungsversuch” gegen die Werkbank geflogen, auf der Teile von Rosalie´s Motorblock lagen.
Wenn ich mit ihr fertig war, konnte nichts und niemand sie mehr retten.
“So meinte ich das nicht…” begann er sich zu verteidigen, aber ich schnitt ihm das Wort ab indem ich ihm meinen Zeigefinger unter die Nase hielt. Ich war noch nicht fertig.
“Und es tut mir wahnsinnig, wahnsinnig leid, dass ich so früh zu Hause bin Schatz. Und dein Tät-a-tät unterbrechen mußte. Oder willst du leugnen, dass ihre Hand gerade an deinem Arsch geklebt hat?” Ich hyperventilierte förmlich. Ich glaube solche Ausdrücke hatte ich in seiner Gegenwart noch nie benutzt. Nicht mal gedacht.
“Bella. Bella. Bella.” Emmett der mich anfeuerte. Wo kam der denn jetzt her. Egal. Je mehr, desto besser. Ich schenkte Emmett einen tödlichen Blick und sein Lächeln verschwand.
“Bella, beruhige dich. So kenn ich dich ja gar nicht.” stammelte er.
“Du wirst mich gleich noch ganz anders kennen lernen. Bis jetzt hatte ich noch nie Grund dafür gehabt, mich so zu benehmen. Also, ich höre:” wartend verschränkte ich meine Arme vor der Brust.
“Das war ganz anders. Du verstehst da was falsch.” Tanya.
Tanya? Was war mit ihr los? Wollte sie sterben? Sie würde es, wenn sie nur noch einen Schritt weiter auf mich zu kam oder eine Silbe ihren scheiß Mund verließe.
“HALT.DIE.KLAPPE. Du bist später dran. Versprochen.”
Mein Publikum war sichtlich amüsiert über unser kleines Schauspiel, hielt sich aber ruhig im Hintergrund.
“Ich warte immer noch.”
Edwards Blick wurde düster.”Du bist doch nicht mehr ganz richtig. Tut mir leid ,das ich das so sagen muß. Ich werde mich hier für gar nichts entschuldigen, solange ich mir keiner Schuld bewusst bin. Tanya ist unser Gast. Ihr gebührt Respekt und unsere Gastfreundschaft. Solltest du dich entschließen, wieder normal zu werden, laß es mich wissen.”
Er schnappte sich Tanya´s Handgelenk und ließ mich einfach stehen.
Ich war verletzt. Fühlte mich gedemütigt.
Vor Tanya. Vor Jasper. Vor Emmett. Vor Jakob. Vor der ganzen Welt.
Ich rief ihm in Gedanken >>Ich hasse dich>> nach. Obwohl er bereits durch die Tür verschwunden war, war ich mir sicher, das er es verstanden hatte.
“Mensch Bella. Was war das denn? Er ist doch nur nett zu ihr.” Emmett sah immer alles so positiv.
“Ja und wie nett er zu ihr ist. Er hat aber auch eine Familie die ihn braucht. Selbst Nessie ist traurig, weil er es nicht mal für nötig hält ihr gute Nacht zu sagen.” Wenn ER weg war, mußten halt die Anderen Rede und Antwort stehen.
“Nessie ist traurig?” Jakob sah gequält aus. Natürlich. Er liebte sie auf seine spezielle Weise und hasste alles und jeden der sie unglücklich machte. Ein Knurren stieg ihm auf.
“Wo ist sie? Bei Charlie?” er wollte grad zur Tür stürmen.
“Ach Jake?” er sah mich wartend an
“Sorg bitte dafür, das sie die nächsten 2-3 Tage bei Charlie bleiben kann. Nur bis sich hier alles beruhigt hat. Er dürfte sich freuen.” mir war nicht wohl dabei, solange von meiner Tochter getrennt zu sein.
Er nickte und verschwand. Ich ging durch das Garagentor und ließ die Anderen einfach zurück.
Ich hatte es nicht eilig. Unser Haus war leer und keiner wartete auf mich. Mit einem Satz war ich über dem Sol Duc River und auf dem Waldweg zu meinem kleinen Häuschen.
Die Sonne ließ sich nun doch noch blicken, aber nur vereinzelte Strahlen schafften es durch das dicke Blattwerk.

Zu Hause angekommen nahm ich mir vor, erstmal ausgiebig zu duschen. Den Dreck und Staub des Tages abzuwaschen. Vielleicht ließen sich ja meine Sorgen genauso leicht wegspülen.
Aber das war Wunschdenken.
Handtuch? Handtuch? Wo zum Teufel war mein Handtuch?
ÄÄÄÄÄh. Natürlich fein säuberlich zusammengelegt auf unserem Bett. Da wo ich es liegengelassen hatte. Na toll. Jetzt war ich nicht nur tollpatschig sondern auch noch vergesslich.
Was solls? Ich war allein. Wie so oft in den letzten Tagen.
“Mensch Alice.” ich faßte mich an die Stelle, an der einmal mein Herz geschlagen hatte.
“Bella.” sie drehte sich abrupt um als sie mich im Evakostüm sah.
“Wer rechnet schon damit, das du hier nackt rumhüpfst? Darf ich wieder gucken?” Alice warf einen prüfenden Blick über die Schulter. Mein Handtuch war längst über Brust und Taille geschlungen. Die Haare hingen naß nach unten und tropften den Boden voll.
“Willst du mir jetzt auch noch ins Gewissen reden? Das wird nicht funktionieren. Ich weiß, was ich gesehen hab” kläffte ich sie an.
“Jasper meinte, dir geht es nicht sonderlich gut”
“Ist es nicht nervig, dass Jasper ständig weiß wie man sich fühlt? Find ich schon. Ich komm schon klar.” ich stellte mich ans Fenster um die letzten Sonnenstrahlen aufzusaugen, bevor sie sich vollends verabschiedeten.
“Bella.” Alice saß auf dem Bett und klopfte rechts neben sich auf die Decke.
“Du tust ihm Unrecht. Er liebt dich und bereut selbst, das er sich nicht die Zeit für euch nehmen kann, die er gern hätte.”
“Davon merk ich nichts.” warf ich ihr trotzig entgegen.
Sie stand auf und öffnete die Tür zum begehbaren Kleiderschrank.
“Er ist stur.Solange du dich nicht zusammenreißt, wird er nicht nachgeben.” sie zog eine der Kleiderhüllen heraus und legte sie neben mich aufs Bett.
“Aber Alice. Er läßt sich von ihr berühren, an intimen Stellen, die eigentlich nur mir gehören sollten. Läßt sich Kosenamen geben, die er nie ausstehen konnte. Fährt mit ihr durch die Gegend - in meinem Auto. Alice. Das tut weh.”
“So viel ich weiß, wollte sie sich die Autos anschauen. Aber dass sie gleich eine Spritztour machen, hatte ich nicht gewußt.
Tanya hat weder einen Führerschein, noch besitzen sie einen fahrbaren Untersatz. Sie war einfach beeindruckt von unserem Leben. Von dem Luxus den wir uns geschaffen haben.” erklärte Alice, die immer noch beschäftigt war, mir ein Outfit zusammen zu stellen.
“Nein. Sie ist nicht beeindruckt. Sie ist neidisch. Weil sich Edward für mich entschieden hat, eine Sterbliche - damals. Weil er sie abgewiesen hat, mehr als einmal. Weil ich Familie hab und sie ihre verloren hat. Und wütend ist, weil es meine Schuld war. Sie hasst mich und verbirgt es nicht einmal. Seht ihr das nicht?” sagte ich, während Alice um mich rumtanzte um mir Make-up aufzulegen.
“Dann reagier doch einfach nicht. Das würde sie doch am meisten ärgern” ein letzter Pinselstrich und schon war ich “bemalt”.
Wie soll ich nicht darauf reagieren?
Wie soll ich es ignorieren, dass sie mir meinen Mann wegnimmt?
Ich will Edward zurück. Ihn hier haben. Bei mir. Mit ihm Sachen anstellen, die außerhalb jeglicher Vorstellungskraft liegen…”
“Bella.” unterbrach sie mich verlegen.
“Tschuldige. Warum läßt er das mit sich machen? Er weiß wie ich dabei empfinde.”
Sie öffnete den Plastiksack und sog ein kurzes Kleid heraus. Royalblau.
“Ich hatte nicht vor, irgendwohin zu gehen. Nicht solange SIE da ist.” bedeutete ich ihr mit einem Fingerzeig auf das Kleid, das mehr Haut als Stoff zeigen würde. Sie reagierte nicht und stülpte es mir über den Kopf.
“Du wirst wohin gehen. Und du wirst das tragen. Kämpfe Bella. Um Edward. Um eure Liebe” sie sah an mir runter.
Die Seide fiel lässig an meinem Körper herunter und endete viel zu knapp über den Knien. Der Ausschnitt ging mir bis zum Bauchnabel und war eine einzige Peinlichkeit. Er entblößte die inneren Ansätze meiner nackten Brüste. Ich brauchte keinen BH. Sie waren prall und wohlgeformt. Und trotzdem hatte ich Angst, sie könnten jeden Moment rauspurzeln.
“Alice. Das geht gar nicht.” ich ließ die Schultern hängen.
“Oh doch. Ich kenn meinen Bruder. Er wird dich lieben. Aber das tut er ja sowieso schon. Naja. Dann wird er mich eben dafür lieben.” sie ließ keinen Protest zu und machte sich daran, meine Haare hochzustecken. Vorn ließ sie wenige Strähnen rausfallen. Die Krönung war jedoch ein Haarband in der gleichen Farbe wie das Kleid.
Ein großer Strassstein zierte es an der linken Seite und harmonierte somit wunderbar mit meinem Kleid und dem Haar.
Sie legte mir etwas kaltes, ungewohntes um den Hals. Ich ertastete eine Kette. Ebenfalls aus Strass. Y-förmig, zwischen meinen Brüsten endend.
“So. Fertig. Oh, Bella. Du solltest dich mal sehen. Du kannst echt mal von deinem Ewige - Jungfrauen - Outfit abkommen. Da kann Tanya sicher nicht mithalten.”
Ich zuckte kurz zusammen bei ihrem Namen.
“Hast du nicht etwas grundlegendes vergessen?” fragte ich sie und schaute zu meinen Füßen hinab.
“Oh. OOOOOOOH. Wie konnte ich nur. Das Wichtigste” schnell schoß sie wieder in den Schrank und kam kurze Zeit später mit einem Paar blauen High Heels wieder. Ich würde mir den Hals brechen, dessen war ich mir sicher. Bei meinem Talent.
Alice führte mich zu dem goldenen Standspiegel, der in einer Zimmerecke auf mich wartete. Wer war dieses Wesen? Ich etwa? Ich hatte ganz vergessen, wie verführend ich aussehen konnte.
Langsam wanderte mein Blick von oben nach unten und wieder hinauf. Wahnsinn. Wer konnte mir noch widerstehen? Da könnte Tanya wirklich nicht mithalten. Nicht mal, wenn sie sich Mühe gab. Ja. Ich würde kämpfen. Und wie ich kämpfen würde. So leicht gab ich mich nicht geschlagen. Und die Beste Waffe, die ich ihm auf die Brust setzen konnte, war - ich. Wer hat gesagt das ich fair kämpfen würde?
“Komm Alice. Ich hol mir jetzt meinen Mann zurück.

Die Waffen einer Frau

Das Cullen Haus war hell erleuchtet. Leise nahm ich Musik wahr, die lauter wurde, je näher wir kamen. Ich achtete nicht auf Alice, die immer weiter zurück fiel. Ich hatte es eilig. Mußte meine Schlacht gewinnen, bei der es nur einen Verlierer gab. Und der würde ich mit Sicherheit nicht sein.
Nur noch wenige Schritte und ich erreichte die Veranda. Das Musikstück ging in mein Schlaflied über. Edward spielte. Er hatte mich also bemerkt. Wow. Fast eine Woche in der ich praktisch Luft für ihn war, war vergangen und jetzt nahm er mich wahr?
Ich verscheuchte den Gedanken gleich wieder aus meinem Kopf. Schließlich war ich hier um Frieden zu schließen. Jedenfalls mit ihm.
Alice hatte bereits aufgeholt und ließ es sich nicht nehmen mir die Tür zu öffnen um noch eine bessere Show zu liefern.
Langsam schritt ich an Alice vorbei und betrat das Wohnzimmer, oder eher die Empfangshalle. Edward schaute geschockt auf und unterbrach sein Spiel. Auch die Aufmerksamkeit der Anderen war mir gewiss.
Ich fühlte mich unwohl in meiner Haut. In diesem Kleid. In diesen Schuhen. In diesem Moment. Am liebsten hätte ich kehrt gemacht und schnurstracks nach Hause gelaufen. Aber ich besann mich auf den Grund meines Hier seins und meiner Aufmachung. Nickte den Anderen freundlich zu und schenkte meinem Edward das schönste Lächeln das ich in dieser Situation zu Stande brachte.
Er gaffte, ja so könnte man es nennen, er gaffte mich immer noch an ohne sich auch nur einen Millimeter bewegt zu haben. Langsam erwachte er aus seiner Starre und stand auf.
Ich machte es ihm leichter und ging ihm entgegen. Vielleicht auch als Geste der Versöhnung.
Meine restliche Familie hatte sich bereits wieder ihren Gesprächen und ihrem täglichen Zeitvertreib gewidmet. Aus dem Augenwinkel registrierte ich, das rotblonde Etwas, das uns unentwegt beobachtete. Nur oberflächlich antwortete sie auf Fragen von Esme und Carlisle. Viel zu beschäftigt damit, mich mit ihren Blicken zu töten. Sie war wütend. Verständlich.
Edward nahm meine Hände in seine und beäugte mich bewundernd.
“Bella. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll…” nun umfasste er nur noch eine meiner Hände und begann, mich einmal rundherum zu drehen. Es war ersichtlich, das ihm gefiel was er sah. Natürlich. Männer.
“Du siehst so wunderschön aus. Das tust du immer. Aber DAS! WOW!” seine Augenbrauen streckte er gen Himmel.
“Bedank dich bei deiner Schwester. Ohne die ich sicherlich nicht den Mut gefunden hätte hier her zu kommen.” ich deutete auf Alice. Er blickte kurz zu ihr und formte leise das Wort “Danke” mit den Lippen. Nun lag ich in seinen Armen und war einfach nur froh über diesen Moment. Auch froh, das er mich nicht gleich mit Erklärungen bombardierte.
“Ey Bella. Was hast du denn heut noch vor? Soviel ich weiß, hat Heidi Klumm ihre Top Models schon zusammen?!” über Edward Schulter hinweg strafte ich Emmett mit einem bösen Blick. Schickte aber gleich ein Lächeln hinterher, da dies wohl als Kompliment gemeint war. Auf Emmetts sehr eigenwillige spezielle Art und Weise.
Ich mochte Emmett. Von Anfang an schon. In ihm sah ich den großen Bruder , den ich nie hatte. Genauso wie ich in Alice eine Schwester gefunden hatte. Rosalie? Die war irgendwo zwischen ungeliebte Verwandtschaft und notwendiges Übel. Obwohl sie auch anders sein konnte. Aber sie war viel zu gern so wie sie war und ich hütete mich auch, dies ändern zu wollen. Rosalie war eben Rosalie.
Edward störte sich nicht an Emmetts Kommentar und drückte mich nur fester an sich.
“Ich bin so froh, dich endlich wieder zu haben.” flüsterte er mir ins Ohr. Ich bekam Gänsehaut. Denn wenn Edward flüsterte, klang seine Stimme noch viel berauschender.
“Du hast mir gefehlt. Und es tut mir so leid, dass ich nicht mehr Rücksicht auf dich genommen habe” er versuchte sich zu entschuldigen.
Einen Moment ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen und registrierte das alle uns ansahen. Ohne Ausnahme
Ich denke, wir sollten das woanders bereden. Zu viele Zuschauer.”
Er hob den Kopf und verstand.
“Komm” schnell nahm er meine Hand und zog mich hinaus. Ich konnte mit diesen tödlichen Dingern an den Füßen nicht wirklich Schritt halten. Wir hasteten durch den garten, vorbei an Nessie´s Spielplatz und auf meine Schaukel zu.
Ich erschrak, als er abrupt stoppte und wäre vermutlich unsanft mit ihm zusammen geprallt, hätte er meinen Schwung nicht mit seinen Armen abgefangen. Wieder lag mein Kopf an seine Brust gedrückt und wieder war ich dankbar für jede Sekunde mit ihm allein.
Edward durchbrach die Stille, indem er sich räusperte. Vermutlich um unser Gespräch von drinnen fortzusetzen. Noch bevor eine Silbe seinen Mund verlassen konnte, lagen meine Lippen schon auf seinen.
Ich wollte keine Entschuldigungen hören, geschweige denn Erklärungen. Er wusste, dass er mich verletzt hatte, genauso wie ich ihn. Ich wollte unsere kostbare Zweisamkeit nicht damit vergeuden wieder zu streiten.
Musik erklang. Jemand spielte “Kiss the Rain”. Eines meiner Lieblingsstücke von Yiruma.
“Danke Rosalie” murmelte er an meinen Lippen. Eine böse Vorahnung beschlich mich. Ohhhhhhh.
Meine Hand lag nun in seiner. Die andere umfasste meine Taille. Langsam bewegte er mich zum Takt der Musik über den kurz geschorenen Rasen. Vielen Dank Emmett. Meine Tanzversuche sähen sicher nicht so elegant aus, würden sich meine Monsterabsätze in meterhohem Unkraut verheddern.
Hilflos sah ich in Edwards Gesicht.
“Keine Widerrede” grinsend zog er mich weiter durch die Dunkelheit. Immer wieder ertappte ich mich dabei, einen Blick auf meine Oberweite zu werfen. Zu groß war die Angst, das nix an Ort und Stelle blieb. Ich staunte, wie leicht ich doch den Rhythmus beibehielt.
Weder trat ich ihm auf die Füße, noch kam ich aus dem Takt. Meine Beine bewegten sich von ganz alleine. Ohne das ich groß darüber nachdachte. Ich konnte Tanzen. Wohl noch so ein unentdecktes Talent meines neuen Daseins.
Die Musik wurde leiser und brach dann völlig ab. Noch immer wippten wir hin und her. So, als liefe eine Melodie, die nur wir hören konnten.
“Edward, ich … ähm … es tut mir so leid. Ich hab mich total blöd verhalten und ich schäme mich dafür. Es sah nur so…”
“ eindeutig aus?” vervollständigte er meinen Satz.
“Ich hätte es nicht so weit kommen lassen dürfen. Tanya hat die Situation viel zu sehr ausgenutzt. Hätte Carlisle nicht so viel gearbeitet, hätte ich nie so viel Zeit mit ihr verbracht. Obwohl das auch keine Ausrede ist.” er strich mir zärtlich den Oberarm hinauf, krabbelte über mein Schlüsselbein und glitt dann am Dekolletee hinab bis zum Bauchnabel.
“Hmmm” brummte er in mein Ohr. “Das hat mir gefehlt. Glaubst du wirklich, ich wolle diesen Anblick gegen den einer Frau eintauschen, die ich nur 3 mal im Jahr sehe? Ausserdem schaffst nur du es mich so aus der Fassung zu bringen.” er riskierte einen Blick auf meine Brüste. Noch immer waren sie da, wo sie sein sollten. Puh.
“So schlimm?” ich verzog das Gesicht.
“So schlimm, das mir nicht mal mehr die Noten zu deinem Lied eingefallen sind. Reicht dir das zur Erklärung?”
“Hm” ich vergrub das Gesicht an seinem Hals und inhalierte meinen Lieblingsduft.
“Dann hatte ich ja Erfolg. Alice hat was gut bei mir”
“Bei uns.” korrigierte Edward mich.
“Von nun an gönnen wir uns etwas mehr Zeit für uns. Dann müssen die Anderen mal in den sauren Apfel beißen und den Entertainer spielen. Immerhin bewohnt Tanya ihr Haus und nicht unseres.” versprach er mir und streichelte meinen Rücken. Meine Hände wanderten hinab zu seinem Po und umfassten ihn fest. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er mich fragend an.
“Und der hier” dabei verstärkte sich mein Griff an seinem Hinterteil “der gehört von nun an mir. Nur mir” verführerisch grinsend rückte ich noch ein Stück näher an ihn. Sofern das möglich war.
“Ich wollte nur nicht unhöflich erscheinen, indem ich sie zurückweise. Aber ich hätte Tanya Grenzen setzen müssen…”
“Pssst” mein Zeigefinger auf seinem Mund hinderte ihn am weiter sprechen.
“Ich will von der ganzen Sache nichts mehr hören. Genauso wenig werde ich darüber ein Wort verlieren. Ab jetzt zählen nur noch du, ich und Nessie.” ich küsste ihn gierig. Wie sehr hatte ich das vermisst?!
Sein warmer Atem wehte mir entgegen und kurz schwindelte es mich. Wie konnte ich nur so lange darauf verzichten? Auf ihn verzichten? Aber auch er sehnte sich nach mir. Nach meinem Körper. Das zeigten seine Hände nur zu deutlich, die plötzlich überall waren und mir trotzdem nicht ausreichten.
Auch seine Hände lagen nun um meinen Po, doch ruckartig erstarben seine Berührungen. Hatte ich etwas falsch gemacht? War ich zu schnell? Zu grob? Nein. Er sah belustigt aus.
“Also dein Kleid läßt ja schon nicht viel Raum für Phantasie, aber das macht mich fertig.” wie zur Erklärung strich er erneut über meinen Po. Was meinte er? Nur langsam begriff ich worauf er hinaus wollte.
Ich brauchte für dieses Kleid keinen BH. Aber vor lauter Eile und Hektik hatte ich die Unterwäsche komplett vergessen. Peinlich. Ich ließ es mir nicht anmerken und beschloss es als beabsichtigt abzutun.
“Das war der Plan. Fallen dir nun doch ein paar Phantasien ein?” ich nahm seine Hand und schob sie unter den Stoff meines Kleides.
Ein Stöhnen entwich ihm und an seiner ausgebeulten Hose erkannte ich, das er nun durchaus welche hatte.
“Meinst du die anderen wären sehr böse, wenn wir uns verkrümeln würden?” fragte er nun sichtlich erregt. Natürlich wollte ich nichts lieber als das, aber das war nicht Ziel meines Planes. Naja. Jedenfalls nur zum Teil. Der andere Teil stand vermutlich bockig im Haus der Cullens und zermarterte sich das Hirn darüber, wo wir abgeblieben sein könnten. Nein. Ich wollte ihr Gesicht sehen, wenn sie begriff, dass sie verloren hatte.
“Ich denke das wäre sehr unhöflich. Aber würde es dich beruhigen, wenn ich dir sage, das ich Nessie erst morgen abhole und unser Häuschen heute Nacht nur uns gehört?!” ich schenkte ihm ein verführerischen Augenaufschlag, der ihm bedeuten sollte, dass ich mir für heute Nacht noch mehr ausgedacht hatte.
“Das ist Folter. Vor allem wenn wir zurück gehen und ich weiß, das dich nur dieses winzige Kleid umhüllt. Ist dir klar, was ich durchzustehen hätte?” noch immer hielt er meinen Po umfasst.
“Gib dir Mühe”
Er dachte nicht daran mich nur einen Zentimeter abrücken zu lassen. Ich merkte erst das wir uns bewegten, als mich der Stamm eines Baumes hart am Hinterkopf traf. Edward drückte mich mit seinem ganzen Körper gegen die Rinde. Während er mit einer Hand meine Handgelenke umklammerte und über meinen Kopf hielt, begann die andere auf Entdeckungstour zu gehen.
Mit seinem Knie spreizte er meine Beine auseinander, während seine Hand den Saum meines Kleides nach oben schob.
“Was soll das werden Mr. Cullen?” ganz außer Atem schaute ich ihn an.
“Wonach fühlt es sich denn an? Du kannst nicht von mir erwarten, das du in diesem unanständigen Outfit vor mir stehen kannst und dann mir nichts, dir nichts zur Tagesordnung übergehst. Ich bin auch nur ein Mann.” Wieder verstärkte er seinen Griff an meinem Handgelenk und unterstrich seine Ausführungen mit wilden Küssen meinen Hals hinab. Er ließ nun auch die andere Hand meinen Arm hinunter gleiten, während ich es nicht wagte mich zu rühren.
Weiterhin an den Baum gepresst, umklammerte ich diesen wie eine Ertrinkende den Rettungsring.
Edward kniete bereits vor mir und schob das Kleid nun höher. Nun reichte es mir bis unter die Brust und mein Unterkörper lag entblößt vor ihm. Mir wären die Knie weggesackt, hätte er mich mit seinen Armen nicht gestützt. Zärtlich hauchte er gefühlte 1000 Küsse auf meinen Bauch. Obwohl ich mir als ausgelieferte ziemlich gut gefiel, entschloss ich mich auch ein wenig Initiative zu ergreifen.
Ich riss ihn nach oben um sein Spiel fortzusetzen. Schlüpfte unter sein Shirt um es ihm über den Kopf zu ziehen. Ich ermahnte mich dabei vorsichtig zu sein, denn es wäre schwer zu erklären gewesen, warum Edward auf einmal oben ohne ist.
Im Mondlicht sah er noch viel blasser aus, aber phänomenal schön. Ich strich ihm über Brust und Bauch, um dann an seinem besten Stück zu verweilen. Wieder stöhnte er auf.
“Du quälst mich. Das macht dir Spaß, stimmts? Aber du solltest es nicht überstrapazieren, ich kann sehr fordernd werden.”
“So ungeduldig mein Schatz?” meine Hände öffneten Knopf und Reißverschluß seiner Hose und ließen sie auf den Boden gleiten.
“Ich hab schließlich eheliche Pflichten zu erfüllen.” war seine Antwort.
“Dann erfüll sie.”
Das brauchte ich nicht 2x zu sagen. Schon hob er mich auf seine Hüften. So unbequem es vielleicht aussah, war es gar nicht. Edward hätte mich sicher Stunden so halten können. Da wir aber sehnlichst zurück erwartet wurden, blieb es bei einem kurzen Schäferstündchen.
Nachdem Edward sich wieder angezogen und ich mein Kleid zurechtgezupft hatte, schritten wir den gleichen Weg entlang, den wir gekommen waren.
“Warte noch einen Moment.” bat Edward mich und zeigte auf meinen Rücken. Nach einem kurzen Blick über die Schulter brachte ich nur ein “oh” zustande und verharrte auf Nessie´s Wippe. Die Baumrinde hatte ihre Spuren hinterlassen. Lange rote Striemen zierten meinen Rücken. Vereinzelt mit Schmutz verklebt. In ein paar Minuten würden sie verschwunden sein.
“Ich möchte das nicht erklären müssen” er grinste in sich hinein.
“Es tut mir leid, ich wollte dir nicht weh tun.”
“Du hast mich schon schlimmer verletzt” sagte ich und bereute sogleich, das ich überhaupt den Mund aufgemacht hatte. Seine Aussage was eindeutig auf meinen Rücken bezogen und ich machte ihm gleich wieder Vorwürfe über Dinge, die ich versprochen hatte nicht mehr zu erwähnen.
Er erwiderte nichts, doch ich sah ihm an, das er verstanden hatte worauf ich hinaus wollte. Konnte ich nicht einmal die Klappe halten?
“Tut mir leid. War nicht so gemeint.” versuchte ich zu retten, was noch zu retten war. Er verzog keine Miene.
“Ich liebe dich Edward” das half ein wenig. “und wenn du jetzt nicht wieder lieb lächelst, dann mach ich dir da drin das Leben zur Hölle” zur Untermalung hob ich mein Kleid ein wenig in die Höhe. Das saß. Er rang nach Luft und schaute verlegen weg. Wahrscheinlich um nicht noch einmal in Versuchung zu gelangen.
“Das wagst du nicht. Nicht vor den Anderen.” er klang geschockt und entrüstet.
“Das werden wir sehen” ich zog ihn einfach den Weg entlang, die Veranda hoch. Dann erstarrte ich. Tanya stand an einem der großen Fenster und schaute in die Dunkelheit. Hatte sie uns beobachtet? Wieviel hatte sie gesehen. Selbst wenn ihre Augen nur halb so gut waren wie meine, dürfte sie unsere “Versöhnung” mitbekommen haben. Ein Schamgefühl überkam mich. Wich aber nach kurzer Überlegung der Genugtuung. Sollte sie doch. Dann sah sie mal was Liebe bedeutete. Vertrauen. Innigkeit. Geborgenheit und in unserem Falle , die Bereitschaft zu vergeben.
Edward strich mir die letzten verräterischen Moosfetzen vom Rücken und hielt dann meine Hand fest umklammert. Gerade wollte ich die Glastür beiseite schieben, als er mich noch einmal an sich zog.
“Ach Bella?”
“Ja”
“Ich liebe dich auch” mein geliebtes Lächeln erschien und ich wusste, das ich ihn wieder hatte. Meinen Edward. Ich hatte gewonnen. Ich hatte gekämpft. Und gewonnen.
Über Edward Schulter hinweg sah ich Tanya an. Diesmal ganz bewusst.
Ich wollte meinen Triumph zeigen, Meine Trophäe. MEINEN Edward.
Ihre Augen weiteten sich. Eine Reihe weißer Zähne strahlte mir entgegen. Knurrte sie mich etwa an? Eine erneute Kampfansage? Konnte sie haben. Das war MEIN Revier und ich würde es verteidigen.
Zur Bestätigung bleckte ich auch meine Zähne und schickte ihr ein groteskes Lächeln. Das eher Verspottung verhieß als Freundlichkeit.

Versteckspiel

Edward öffnete die Tür und machte vor mir einen Diener. Es sollte mir zeigen voran zu gehen. Ein ewiger Gentleman.
Ich verschwendete nicht einen Blick an Tanya. Mich zog es zu meiner Familie, bei der ich mich in letzter Zeit ziemlich rar gemacht hatte.
Edward nickte Rosalie zu. Wahrscheinlich ein kleiner Dank für die Musikeinlage.
Emmett´s Mundwinkel reichten von einem Ohr zum anderen. Fast so, als hätte er ein Toastbrot quer drin. Wahrscheinlich würde jetzt gleich wieder ein blöder Kommentar auf unsrer Kosten folgen.
“Habt wohl Versöhnung gefeiert, hä? War nicht zu überhören”
Da war er. Der Kommentar. Moment. Hatte er gesagt, er hätte uns gehört? Mir entglitten sämtliche Gesichtsmuskeln. Waren wir laut? Nein. Ich hatte mir Mühe gegeben. Außerdem hatte mir Edward in der heiklen Phase unseres Spielchens, die Hand auf den Mund gepresst.
Er konnte nichts gehört haben. Nichts. Es sei denn er hätte genau daneben gestanden. Doch das hätte ich gehört. Außerdem wäre das für ihn das gefundene Fressen um uns wieder eins rein zu würgen. Er würde nicht einfach so zusehen ohne eine hirnlose Bemerkung zu machen. Er machte nur Spass. Er bluffte. Oder nicht? Edward schien völlig ruhig. Also gab es in Emmetts krankem Hirn kein Anhaltspunkt auf Voyorismus. Ha, beinahe hätte er mich gehabt. Ich fasste mich.
“Neidisch? Hättest doch sagen können, dass du mitspielen willst. Genug Astlöcher waren da.” WOW. Seit wann war ich so schlagfertig?
Emmett, erst amüsiert über mein Gesichtskino, dann sprachlos. Damit hatte er nicht gerechnet.
Edward prustete los. Alice gluckste vergnügt. Carlisle und Esme schüttelten die Köpfe. Rose schämte sich für Emmett und Tanya, ja Tanya stand einfach nur da und zeigte keinerlei Gefühlsregung.
Wieder einmal der Beweis, das sie gar keine Gefühle besaß.
“Schön das ihr euch mal wieder ausgesprochen habt. Das war lange überfällig.” Carlisle klopfte Edward leicht auf die Schulter, dieser nickte.
“Ja klar. AUSGESPROCHEN.” Emmett.
“Emmett? Soll ich dich daran erinnern, was wir heute für einen Wochentag haben?” ich zog meine nichtvorhandenen Ärmel hoch und spannte die Oberarmmuskulatur an. Seine letzte Niederlage im Armdrücken hatte er noch nicht ganz verwunden.
Er zog mit Daumen und Zeigefinger über seine Lippen und schmiß den imaginären Schlüssel nach hinten über die Schulter. Er hatte verstanden.
Edward nahm auf dem weißen Sessel platz. Ich auf seinem Schoß.
Als ob hier Platzmangel herrschen würde?!
Um ihn etwas zu ärgern drückte ich mein Becken dichter an seins und bewegte meine Hüften leicht im Takt der Musik. Zum Protest umklammerte Edward meine Taille und machte mich so bewegungsunfähig.
“Du solltest das lassen, ansonsten bin ich gezwungen dich zu entführen, um schlimme Sachen mit dir anzustellen.” flüsterte er in mein Ohr. Als ob ich das so furchtbar fände?!
Rose begann ein neues Stück zu spielen. Diesmal eines, das mir gänzlich unbekannt war. Emmett dagegen klatschte in die Hände und bewegte sich auf mich zu.
“Ja Baby. Unser Lied”
Der will doch nicht etwa mit mir tanzen? Kurz vor uns blieb er stehen und sah Edward fragend an.
“Darf ich meine Schwägerin auf ein Tänzchen entführen?”
Flehend sah ich zu Edward. Zwecklos. Er gab meine Taille frei und bedeutete Emmett, er habe nichts dagegen. Verräter.
“Habt ihr mal daran gedacht mich zu fragen?” protestierte ich lautstark.
“Du bist überstimmt Liebes.”
>>du weißt hoffentlich was dir blüht wenn ich wiederkomme?<< schickte ich stumm zu ihm rüber, während Emmett mich einfach zur Raummitte zog. Meine Sorge war nun weniger das Tanzen. Vielmehr das ich unten ohne war beunruhigte mich. Ich bezweifelte, das Emmett seine Finger unter Kontrolle halten konnte. Sei es auch nur für wenige Minuten. Zu allem Übel wirbelte er mich wild umher. Somit war ich den ganzen Tanz über damit beschäftigt, meinen Körper an den richtigen Stellen zu bedecken. Was für ein Kampf. Ganz zu schweigen von dem Bild, das sich den Anderen zeigte als ich ständig nur am rumzupfen und zerren war. Ich mag mir das gar nicht erst ausmalen.
“Lass locker kleine Fee.” er hatte gut reden. Bei ihm bestand nicht die Gefahr jeden Moment peinliche Details zu enthüllen. Umso erleichterter wurde ich, als Rosalie das Stück ausklingen ließ und ich mich aus Emmetts Umklammerung befreien konnte. Er verbeugte sich noch kurz und folgte Rose nach nebenan.
“Hatten Sie Ihren Spaß Mr. Cullen?” bockig setzte ich mich auf die Couch und schmollte. Warum bereitete es allen nur so wahnsinnig viel Vergnügen mich zu ärgern und bloßzustellen?
Edward schien sich an meiner derzeitigen Laune nicht zu stören. Galant steuerte nun er den Flügel an und begann die ersten Noten zu einer Melodie aneinander zu reihen. Wunderschön. Wie immer wenn Edward spielte, vergaß ich alles um mich herum. Ich richtete meine Sitzposition so aus, das ich ihn ansehen konnte. Jede Sekunde in der ich sein makelloses Gesicht nicht betrachten konnte war verlorene Zeit. Sein Ziel war es wohl, mich zu besänftigen. Aber nicht mit mir. So leicht wollte ich es ihm nicht machen.
Ein kurzer Blick durch den Raum besagte mir, das alle anderen in ihre Gespräche vertieft waren oder irgendwelchen Beschäftigungen nachgingen. Ich suchte Edwards Aufmerksamkeit um mein Vorhaben erfolgreich durchzuführen. Langsam bewegte ich meine Beine auseinander und gewährte ihm einen kurzen Blick zwischen meinen Schritt, bevor ich das eine Bein über das andere legte. Er schluckte schwer, blieb aber im Takt. Seine zusammengebissenen Zähne verrieten mir das er sich konzentrieren mußte. Das Knirschen konnte ich bis zu mir hören. Auf zu Taktik Nummer 2. In Gedanken ging ich unsere Zweisamkeit im Garten noch einmal durch. Stück für Stück. Jeden Kuss. Jede Berührung. Jede Bewegung. Bis ins Detail. Nun fiel es ihm sichtlich schwerer unauffällig weiter zu spielen. Mein weiteres Handeln wurde jedoch durch Jasper gestört. An den ich bei der ganzen Sache überhaupt nicht gedacht hatte.
“Bella.” erschrocken sah ich Jasper an. Genauso erschrocken starrte ich zurück.
“Entschuldige” nuschelte ich kurz. Ich war so doof. Doof doof doof. Natürlich merkte er die knisternde, erotische Stimmung im Raum. Und sie konnte nur von einem Pärchen kommen - uns. Ich wär am liebsten im Boden versunken.
Mir reichte es für heute. Nachdem Edward sein Spiel beendet hatte, signalisierte ich ihm nach Hause zu wollen.
Wir verabschiedeten uns bei allen. Tanya schenkte ich nur ein kurzes Nicken. Weiter war ich nicht bereit auf sie zuzugehen. Doch um Carlisle´s und Esme´s Willen wollte ich nicht unhöflich erscheinen. “Ich glaub du hast Jasper ganz schön in Verlegenheit gebracht. Er und Alice gehen mit solchen Dingen eher verhalten um. Sie legen wenig Wert auf das Körperliche. Sie sind eher auf geistiger Ebene miteinander verbunden.” Edward trug mich über den Sol Duc River um zu verhindern, dass ich mit meinen Schuhen am schlammigen Ufer versank. “Du meinst sie haben nie Sex?” schrie ich schon fast hysterisch. “Das könnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.” “Es kann ja nicht jeder so unersättlich sein wie du. Aber was die Beiden angeht, denke ich schon, das sie ES tun. Nur schweigen sie darüber und hängen sie nicht an die große Glocke. Abgesehen davon, habe ich wenig Lust in die abgedrehte Psyche meiner Schwester abzutauchen und Antworten diesbezüglich zu sammeln. Ich denke Jaspers Reaktion ist eine Art Fremdschämen. Ihm ist es peinlich Zeuge solcher Aktionen zu sein.” “Verständlich” ich nickte.
Am Häuschen angekommen bemerkte ich, dass ich mich immer noch auf seinen Armen befand.
“Ähm. Ich denke, du kannst mich jetzt runter lassen.” trotzig strampelte ich mit den Beinen.
“Du dürftest bereits mitbekommen haben, das ich dich auf Händen trage. Wenns sein muß, bis zum Ende der Welt.” er öffnete die Klinke mit dem Ellbogen und stieß die Tür mit dem Fuß auf. Wohl etwas zu fest, denn sie schlug mit einem lauten Knall gegen die Wand.
“Ups” war alles was er dazu zu sagen hatte. Um meiner Bitte nachzukommen stellte er mich ab und drehte mir den Rücken zu. Ich erfasste die Tür und donnerte sie ebenso laut zu wie zuvor Edward. Erschrocken drehte er sich um und noch bevor er etwas sagen konnte, lag mein Kleid schon auf dem Boden.
“Was hast du vor?” skeptisch beäugte er meine nackte Haut. Es fiel ihm schwer, einfach nur da zu stehen. Ich ergriff seine Hand und zog ihn die Stufen hinauf.
“Mein Versprechen einlösen”

Die Sonnenstrahlen kitzelten mir in der Nase und ließen unsere nackten Körper erstrahlen. Unsere Haut warf glitzernde Prismen an die Wand und verschönerte die Atmosphäre ungemein. Ich beobachtete das Farbspiel und drehte meinen Arm, um neue Muster zu erschaffen.
“Ich werde dich nie daran gewöhnen. Es ist so wunderschön.” flüsterte ich um die Stimmung nicht zu verderben.
“Aber es ist auch ein Fluch. Ein unaufmerksamer Moment in dem dich jemand sieht und wir müßten von hier fort.” er zeichnete meine Wirbelsäule nach.
“Ist das schon mal vorgekommen?”
“Carlisle hatte einmal dieses Pech.” ich erschrak. War doch Carlisle immer derjenige der mit allem spielend fertig wurde. So schien es jedenfalls. Er war immer der diszipliniertest und vorsichtigste. Aber umso besser war es zu wissen, das auch Carlisle nicht unfehlbar war.
“Erzähl mir davon. Bitte”
“Es war in Phoenix. Er war jagen und hat in seinem Rausch nicht bemerkt, das Wanderer unterwegs waren…”
“Hat er sie…?” ich mußte ihn unterbrechen.
“Nein er hat sie nicht getötet. Wie du weißt kann er sich diesbezüglich am besten kontrollieren. Dummerweise befand er sich auf einer Lichtung. Und wie das Wetter in Phoenix ist, muß ich dir ja nicht erklären.”
Ich wandte mich zu ihm. Erst als er es das Zweite mal erwähnte begriff ich was er gesagt hatte.
“Ihr wart in Phoenix?” ungläubig zog ich die Stirn hoch.
“Ja für kurze Zeit. Du weißt wie wir zu Sonnenstaaten stehen” er strich mir eine Locke aus dem Gesicht.
“Ich dachte wir halten uns nur in verregneten Regionen auf. Dort, wo man mehr Wolken und Mond sieht als das Tageslicht?”
“Bella. Irgendwann hat man alle geeigneten Plätze abgegrast.”
“Dann fangen wir eben wieder von vorn an. Ich möchte mich nicht immer verstecken müssen, nur weil die Sonne scheint.”
Er lachte “Von vorn anfangen. Du siehst immer alles so herrlich unkompliziert. Naja. Meistens jedenfalls.” er küsste mich zärtlich auf Mund und Kinn.
Phoenix. Moment. Phoenix???????? Jetzt war ich erschrocken.
“Phoenix?” schrie ich lauter als beabsichtigt.
“Was ist los? Hab ich was falsches gesagt?” er war sichtlich nervös.
“Ich hab mein ganzes Leben in Phoenix verbracht. Mit Ausnahme Zweier Wochen im Jahr die ich notgedrungen in Forks absitzen mußte. Ist dir bewusst, das wir uns so nah waren, ohne voneinander zu wissen oder uns begegnet zu sein?”
Nachdenklich musterte er mich.
“Du hast recht. So hab ich das noch nie gesehen. Aber davon abgesehen lebten wir vor 15 Jahren in Phoenix. Ich bezweifel, das du mir in Windeln besonders attraktiv vorgekommen wärst.”
Das stellte ich mir bildlich vor. “Ne, wahrscheinlich nicht.”
“Siehst du. Hauptsache wir haben uns überhaupt gefunden. Und wenn ich noch mal ein Jahrhundert hätte auf dich warten müssen” wieder küsste er mich und begann sich über mich zu rollen.
“Nessie wartet. Sie hat dich so vermißt” ich sah ihn eindringlich an.
“Stimmt. Daddy hat einiges wieder gut zu machen.”

Bereits am Vormittag knallte die Sonne unbarmherzig von Himmel. Die dritte Woche in folge. Die sonst so satten grünen Wälder und Wiesen waren vertrocknet braun. Selbst die Tiere zogen sich in nährreichere Gegenden zurück und machten uns das Jagen nicht gerade einfach. Nie hätte ich gedacht, das mir die einst grüne Hölle Forks´so fehlen könnte. Mittlerweile haßte ich den Sonnenschein. Ich hatte es satt mich im Haus zu verkriechen und zu warten das es dunkel wurde. Ein Fluch. Ja. Unsere Haut war ein Fluch.
Die schwarz getönten Scheiben des Volvos trugen nicht gerade zur Klimaverbesserung bei. Selbst die Klimaanlage schaffte es nicht, die Temperatur im Innenraum zu senken.
Nessie quengelte die ganze Fahrt von Charlie zurück nach Hause.
“Momma? Können wir nicht mal baden gehen? Daddy wollte mir mal zeigen wie man schwimmt. Vielleicht können wir an den Strand ?”
“Nessie du weißt doch das wir vorsichtig sein müssen, damit wir unentdeckt bleiben. Der Strand ist viel zu überfüllt. Vom Schwimmbad will ich gar nicht erst reden. Aber ich bin mir ziemlich sicher, das Jake dich liebend gern mit an den Fluß nimmt.” bot ich ihr an.
“Das ist nicht das gleiche. Da kann man nicht schwimmen. Außerdem hat Jake heut zu tun. Tante Leah ist wieder da. Also, vielmehr läuft sie hier im Wald rum. Jake meint er versucht mit ihr zu reden.”
Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Vor lauter Rivalitätskämpfchen hatte ich das ganz außer Acht gelassen. Aber warum trieb sie sich hier rum ohne vorbei zu schauen. Sicher. Wir waren nie gute Freunde gewesen, aber sie mußte sich doch denken können, das wir uns sorgten. Wenigstens ein Zeichen, das es ihr gut ging. Aber nichts. Mir tat Sue so leid. Nicht zu wissen wo ihr Kind ist und ob es überhaupt wiederkommt.
“Ich denke morgen können wir einen Ausflug wagen. Es gibt keinen Grund nicht auch ein wenig Spaß zu haben. Ich finde Lake Pleasent wär keine schlechte Idee. Dort gibt es sehr abgelegene Plätzchen. Wie wär das Schätzchen?” Edward drehte sich Richtung Rücksitz zu Nessie.
Er konnte sich nicht vorstellen, was für eine riesen Freude er Nessie damit machte. Und auch ich war froh, endlich mal wieder raus zu kommen. Ein Familienausflug war genau das was wir brauchten um unsere angeknaxte Beziehung zu festigen. Wieder näher zusammen zu rücken.
Nessie´s “Jaaaaaaaa” verhieß wohl Zustimmung.
“Ich bin ja so froh, das ihr euch wieder vertragen habt. Ich mag ja Opa sehr, aber immer nur Angeln ist auch langweilig. Und das Essen sag ich euch. Iiiiiiiiiiiihhhhh. Ihr könnt euch nicht vorstellen was ich essen mußt. Manchmal wusste ich nicht mal was ich auf dem Teller hatte.” Sie tat so, als spucke sie in den Fußraum. Sie hatte ja keine Ahnung wie gut ich Charlies Kochkünste kannte. Umso erleichterter war ich, das ich diese nicht mehr ertragen mußte. Nie mehr. Und zukünftig hatte er auch Sue dafür. Was mir neuen Stoff zum Nachdenken gab.
“Hat Opa etwas über die Hochzeit gesagt? Brauch er Hilfe?”
“Er und Sue lassen Alice freie Hand. Sue ist viel zu sehr mit Leah beschäftigt und Opa, naja, du weißt doch wie er ist. Könnte nur in einer Katastrophe enden.” sie verkniff sich ein kichern.
Also hatte es Alice doch tatsächlich geschafft. Bei ihrem Hang zur Perfektion bezweifelte ich aber, dass zweieinhalb Monate ausreichen würden für die Planung. Da es sich ja um Chief Swan handelt, dürfte sie die ganze Stadt eingeladen haben. Oh Gott.
Aber was war schon die ganze Stadt gegen Reneé? In einer E- mail hatte sie sich bereits für den 3. September angekündigt. Rund zwei Wochen vor der eigentlichen Hochzeit. Noch weniger Zeit für mich, mich vorzubereiten.
Edward schien zu spüren, das mein Köpfchen auf Hochtouren arbeitete. Er legte eine Hand auf meinen Oberschenkel und setze sein bestes Edward- Lächeln auf. Ich schob meine Gedanken beiseite und ersetzte sie durch neue. Der Ausflug. Eine Gelegenheit um abzuschalten. Alles zu vergessen. Wenn auch nur für kurze Zeit.


Der Ausflug

Der nächste Morgen begann genauso wie die Tage zuvor: sonnig und heiß. War diese Dürreperiode denn nicht bald zu ende? Ich hätte nie gedacht, das mir Regen und Nässe einmal fehlen würden. Mein Durst nahm von Tag zu Tag zu. Schon längst mußten wir uns mit dem Getier begnügen, das der Sonne strotzte und sich noch in der Nähe aufhielt. Das Wetter machte sie träge und lahm und ich verlor langsam die Lust daran, sie beim schlafen zu überraschen oder ihnen nur wenige Meter zu folgen um sie zur Strecke zu bringen. Außerdem war ihr Blut lange kein Hochgenuß mehr. Durch die Wärme erhöhte sich die Körpertemperatur der Tiere und somit auch die ihres Blutes. Abscheulich. Ich machte mich auf den Weg zu Esme, die mir beim Packen für unseren Ausflug behilflich sein wollte. Sie gönnte uns ein wenig Ruhe und Zeit. Nessie schlief noch und Edward versprach, mit ihr nachzukommen sobald sie munter war. Esme stand bereits im Wohnzimmer und faltete akribisch mehrere Handtücher zusammen um sie dann in der roten Strandtasche zu verstauen. Von der Tür aus konnte ich zwei nackte Füße ausmachen, die über die Sofalehne ragten. Anhand der Größe ordnete ich sie Emmett zu. Ein brüllendes “ Jeah, HOMERUN” bestätigte mich in meiner Annahme. “Guten Morgen ihr Zwei. Esme, du hättest doch auf mich warten können. Schließlich ist es unser Ausflug. Mach dir nicht immer solche Umstände.” schuldbewusst sah ich sie an und ärgerte mich, das ich nicht früher gekommen bin. Denn unsere Tasche stand bereits fast vollständig gepackt im Eingangsbereich. Sogar an Schwimmflügel und Sonnenschutzcreme für Nessie hatte sie gedacht. “Kein Problem Schätzchen. Ich mach das gerne. Ich freu mich, das ich noch zu was zu gebrauchen bin. Meine Kinder sind alle so wahnsinnig selbständig…” “Der war out. Hast du dein Gehirn heut zu Hause gelassen? Der Pitscher sollte mir mal im Dunkeln begegnen” Erschrocken durch Emmett´s Unterbrechung wandte sie sich mir wieder zu. “Naja. Sagen wir fast alle.” Das war wohl gegen Emmett gerichtet. Dieser starrte angestrengt auf den Plasmafernseher und malte sich wahrscheinlich gerade die einseitig-erfreuliche Begegnung mit dem Pitcher der Mariners aus, bevor er sich seufzend aus seiner Liegeposition erhob und nur mit Badeshorts bekleidet an uns vorbei in die Küche schlurfte. Ich sah Esme fragend an, doch sie hob nur die Schultern und machte eine abwinkende Handbewegung. Sein Anblick war so grotesk.
Der Oberkörper war nackt und eingeölt. Die Haare hatte er korrekt nach oben gegelt. Kein Haar tanzte aus der Reihe. Eine schwarze Designersonnenbrille zierte sein Gesicht. Es fehlte nur noch die Bräune und sein Mallorca - Touri - Outfit wäre perfekt gewesen. Aber auf die konnte er lange warten. Selbst wenn er eine Woche Urlaub in der Sahara verbrächte, seine Haut würde um keine Nuance dunkler werden.
Als er die Küche verließ, konnte ich nicht mehr. Ich prustete los und erschreckte Esme fürchterlich. Kaum sah sie die Ursache meines Anfalls, stimmte auch sie mit ein.
“Was?” Emmett schien sich keiner Schuld bewusst.
In der Hand hielt er ein großes Glas mit roter Flüssigkeit. Der metallische Geruch verriet mir auch wobei es sich hier handelte. Aber das war nicht der Grund unserer Lachtirade. Im Glas selber klirrten Eiswürfel aneinander, ein gelber Strohhalm ragte hinaus und das grüne Schirmchen setzte dem Ganzen die Krone auf.
“Was?” fragte er erneut, als wir uns immer noch schüttelten.
“Da bekommt der Begriff - Bloody Mary - doch ne ganz andere Bedeutung” quetschte ich zwischen einem Lachanfall heraus.
“Ihr Hühner” er zog hörbar am Strohhalm und stolzierte an uns vorbei auf die Veranda.
“Bellaaaaaaa” Alice´ Schrei ließ mich aufschrecken. Was war denn jetzt schon wieder? Wußte sie nicht was sie anziehen sollte? Das konnte ich mir bei Alice beim besten Willen nicht vorstellen.
Ich schenkte Esme noch ein kleines Lächeln und stieg die Treppe hinauf.
Alice´ Zimmertür stand sperrangelweit offen und ich konnte sie von weitem Fluchen hören. Gott sei Dank schlief Nessie noch. Ein paar ihrer Äußerungen waren garantiert nicht für Kinderohren bestimmt.
Bereits im Flur lagen einige Döschen und Schachteln kreuz und quer verteilt. Doch das war nichts gegen das Chaos, das im Inneren des Zimmers auf mich wartete. Ich linste um den Türrahmen und wäre beinah von einem schwarzen Stiefel getroffen worden, den Alice achtlos über die Schulter geworfen hatte.
“Mensch Alice. Du bist ja gemeingefährlich. Kann ich dir bei irgendwas helfen? Suchst du was?” dumme Frage, das war ja wohl offensichtlich. Ich bahnte mir einen Weg durch diverse Kleidungsstücke zu ihrem Bett. Mir fiel auf, das ich noch nie in ihrem Zimmer war. Es sah aus, wie das eines verrückten Teenagers. Eben ganz typisch Alice. Alles war in rosa und lila gehalten. Kitschige Poster von halbnackten Männern plakatierten eine der Wände. Wie das wohl Jasper gefiel? Der schlief schließlich auch hier. Doch ich fand nichts maskulines. Nicht eine Spur. Auf dem Bett saßen zwei kleine Plüschtiere im Schoß eines großen weißen Stoffhäschens. Die lila Vorhänge waren mit einer weißen Schleife zurückgebunden. Ein großer Schminktisch mit halbrundem Spiegel stand in einer Ecke nahe dem Fenster. Darauf verstreuten sich zig Tuben, Cremes und Döschen unterschiedlicher Form und Farbe. Wozu man die alle brauchte wollte ich lieber nicht wissen.
Der Boden war mit einem weißen hochflorigen Teppich bedeckt, dessen flauschige Fasern ich sogar durch die Schuhe spürte. Ich konnte dem Drang nicht widerstehen , meine Ballerinas abzustreifen und barfuss darüber zu fahren. Herrlich. Wozu ein Bett, wenn man so einen schönen Teppich besaß? Ich räusperte mich und verdrängte den Gedanken gleich wieder. Würde ihn aber in naher Zukunft beim Ausbau unseres Häuschens in Betracht ziehen.
Währenddessen schenkte ich dem Monster von Kleiderschrank meine volle Beachtung.
Alice war bereits komplett hineingekrochen. Nur ihr Hinterteil ragte ins Zimmer. Von ihrem Gemurmel war nicht viel zu verstehen, aber ich war mir sicher, das es nicht jugendfrei ist.
“Hab ich dich doch gefunden. Du hast doch nicht wirklich geglaubt, du könntest dich vor mir verstecken?” mit bösem Blick strafte sie das rote Etwas in ihrer rechten Hand. Dann besann sie sich auf meine Anwesenheit und strahlte mich an. Oh nein.
Ich kannte dieses Grinsen.
Ich kannte diesen Ausdruck in ihren Augen.
Und ich kannte Alice.
Was jetzt auch immer kommen möge, es würde mir nicht gefallen.
“Ausziehen, alles.” befahl sie mir.
“Erst wenn du sagst, was du vor hast “
“Dir ein passendes Badeoutfit für euren Ausflug suchen natürlich. Naja. Gesucht hab ich ja schon. Und gefunden.” Sie wies wieder auf das rote Ding. Da war so wenig Stoff in ihrer Hand, das ich mir kaum vorstellen konnte, das es sich um etwas zum Anziehen handelte.
“Oh nein. Nicht mit mir.” fluchtartig wollte ich aus dem Zimmer stürmen, aber Alice war schneller. Mit einem Satz war sie an der Tür und schlug sie zu. Das sie dabei etliche Kleidungsstücke zwischen Tür und Rahmen einquetschte, schien ihr völlig egal zu sein.
“Oh doch. Bella du weißt, das du am Ende sowieso das tust, was ich will. Ich bekomm immer meinen Willen. Und ich bezweifel außerdem, das du irgendwelche Bademode besitzt.” noch immer streckte sie die Arme ab, um mir den Weg zu versperren.
Da hatte sie allerdings recht. Mein einziger Badeanzug befand sich in der hintersten Schublade meiner Kommode in Charlies Haus. Auf meiner Hochzeitsreise waren derartige Kleidungsstücke unnötig gewesen. Aber an einem sonst gut bevölkerten Badestrand konnte ich mich wohl kaum nackt zeigen.
Seufzend ergab ich mich meinem Schicksal und streckte die Arme über den Kopf. Wenn sie mich schon quälen mußte, dann wollte ich es ihr auch nicht so leicht machen.
“Sag mal, wo sind eigentlich die Anderen?” mir war aufgefallen, das unsere Familie heute morgen gar nicht komplett war.
“Carlisle, Tanya und Jasper suchen nach neuen Jagdgebieten, da diese hier in der Umgebung ziemlich erschöpft sind. Wir gefährden die Population, würden wir auch nur ein Tier hier Töten.” sie erklärte es mir mit erhobenen Zeigefinger. Wahrscheinlich um ihrer Aussage mehr Gewicht zu verleihen.
Das Tanya weg war, war mir recht. Ich wollte mir meine gute Laune nicht durch ihren Anblick verderben lassen.
“Und Rose?” fragte ich, als mir bewusst wurde, das sie in ihrer Aufzählung nicht vor kam.
“Sie wollte in die Stadt. Irgendwas für Jakob abholen”
Rose sollte was für Jake abholen? Und sie tat es? Freiwillig? Das sah ihr so gar nicht ähnlich. Vielleicht war es ein Geschenk für Nessie?! Sie war die Einzige, bei der sich die Beiden ausnahmsweise mal einig waren.
“Achso” antwortete ich kurz.
Ich stand bereits nackt in diesem rosa Barbiezimmer und hoffte inständig, das niemand zur Tür rein kam. Behände verknotete Alice die vielen Schnüre um meinen Körper.
“Voila. Trés chic.” sie präsentierte mir ihr Werk im Spiegel.
Ich war sprachlos. Nicht vor Entzückung. Sondern vor Entsetzen.
Ich hätte es wissen müssen nach dem Kleid von neulich. Das Oberteil ging ja noch, aber das Höschen?! Knapp war gar kein Ausdruck. Meine Pobacken waren zur Hälft sichtbar und an den Seiten verhinderten nur zwei dünne Schnüre ein Herabrutschen. Das Oberteil war im Nacken und Rücken von den gleichen Schnüren gebunden. Die perfekt sitzenden Körbchen formten meinen Busen und ließen diesen zum Blickfang werden. In der Mitte prangte ein Herz aus Strass.
Nach längerer Betrachtung fand ich gefallen daran. Ich würde etwas überziehen um die Ausmaße der Katastrophe möglichst gering zu halten.
“Mission erfolgreich” salutierte ich vor Alice. Diese guckte etwas schief, da ich ihr kein abfälliges Kommentar entgegen warf und bedingungslos akzeptierte in was sie mich reingepfercht hatte.
“Dir gefällts? Edward wird es auch gefallen, glaub mir.” sie tippte sich an die Schläfe und signalisierte mir so, das sie seine Rektion auf mich bereits vorausgesehen hatte.
“Kann ich mir vorstellen. Bin ich jetzt entlassen?”
“Da ihr ins Wasser geht, bleibst du ausnahmsweise von meinen Schminkkünsten verschont.”
Puh. Glück gehabt. Ich bedankte mich kurz beim vorbeilaufen und ließ Alice in ihrem “Wunderland” zurück. Die nächsten Stunden dürfte sie mit aufräumen beschäftigt sein.
Schnurstracks lief ich die Treppe hinunter und wäre beinahe mit Emmett zusammengestoßen.
“Nicht so stürmisch Mrs. Cullen. Alle Frauen fliegen auf mich, aber mußt du das so auffällig machen? “ selbstverliebt spannte er den Oberarmmuskel an und küsste seinen Bizeps. In der anderen Hand hielt er ein neugefülltes Glas seiner Erfrischung.
Ich ignorierte seine Bemerkung und seine arrogante Art, stattdessen schnüffelte ich an seinem Drink.
“Puma?” fragte ich skeptisch.
Er schüttelte den Kopf “Grizzly”
“Hast du einen unterm Bett versteckt, den du gelegentlich anzapfst? Das würde auch den Gestank in deinem Zimmer erklären”
“Sammle in der Zeit, so hast du in der Not” er nahm noch einen kräftigen Zug und verfatzte sich wieder auf die Terrasse.
“Ich bin mir sicher, das das Sprichwort anders ging.”
Ich gab Esme einen Kuss auf die Wange. Es sollte ein Dankeschön für ihre Mühe sein. Sie war ein Engel. Opferte sich für uns auf. Tag für Tag. Ist für uns da und erfüllt jeden Wunsch ohne sich zu beschweren. Und sie war glücklich dabei. Und stolz. Ich glaub ich bin der einzige Vampir der behaupten kann, zwei Mütter zu haben.
“Wo ist die Tasche?” fragte ich erstaunt als ich sie nirgends entdecken konnte. Schließlich mußte ich meine Unterwäsche noch verstauen. Mein neuer Bikini lag wie eine zweite Haut unter meinem Shirtkleid.
“Edward hat sie schon verstaut. Er und Nessie warten im Wagen auf dich.”
“Oh, dann Tschüß. Bis später.” rief ich ihr im weggehen noch zu.
“Pass auf das du keinen Sonnenbrand bekommst, Emmett.”
Und dann war ich aus der Tür.

Der Volvo glänzte in der Mittagssonne und ich war mir sicher, das Nessie bei den Temperaturen im Auto wieder nur rummosern würde.
Schnell huschte ich neben Edward auf den Beifahrersitz und verstaute meine Unterwäsche im Seitenfach der Tür. Ich winkte genervt ab, als er mich fragend ansah.
“Na mein Schatz. Bist du bereit für ein bißchen Spaß?” ich beobachtete Nessie´s Reaktion im Rückspiegel.
“Jaaaaaaaaaaaa”
“Wir müssen aber ein ganzes Stück fahren. Also beschwer dich nicht wieder” ermahnte ich sie. Edward zeigt auf eine große Flasche Saft in der Mittelkonsole. Blutorange. Wohl nicht annähernd so lecker wie der Name versprach. Aber Nessie mochte ihn und er würde wenigstens ihren Durst stillen.
Ich nickte ihm verstehend zu und streckte meine Beine auf dem Armaturenbrett aus. Erst jetzt registrierte ich, das meine Füße immer noch schuhlos waren. Mist. Edward befuhr bereits die 101 in Richtung Beaver. Zum Umkehren war es jetzt auch zu spät.
Die Sonne durchbrach an manchen Stellen das Geäst der Bäume und schnell zog ich meine nackten Beine wieder in den Fußraum um Edward durch die Reflektionen nicht zu blenden. Nessie stimmte ein Lied an, in das erst Edward und dann ich mit einfielen. Die Stimmung war auf dem Höhepunkt, unser Ausflug konnte beginnen.

Nach langem Marsch durch unwegsames Gestrüpp, überwucherten Pfaden und steinigem Untergrund, lotste Edward uns an einen Teil des Strandes, der fernab dem war, den die Touristen benutzten.
Er lag etwas abgegrenzt und verbarg sich hinter einer Landzunge im südlichen Teil des See´s. Anhand des makellos sauberen Umfeldes und des unberührten Sandes schien es, als verliefe sich hierher wirklich keine Menschenseele.
Die Vegetation fiel in diesem Abschnitt eher spärlich aus. Vereinzeltes Buschwerk zierte die nähere Umgebung, das jedoch von den Temperaturen der letzten Wochen in arge Mitleidenschaft gezogen wurde. Ich entsann mich auf die Reaktion unserer Haut auf das Sonnenlicht und bekam leicht Angst in Bezug der nichtvorhandenen Versteckmöglichkeiten im Falle verirrter Wanderer oder gekenterter Bootsfahrer.
Edward spürte mein Unbehagen und ergriff meine Hand. Sein Haar war ganz zerzaust durch Nessie´s Versuche sich an ihm festzukrallen.
“Hab ich zu viel versprochen?” fragte er mit ausladender Geste über das kristallklare Wasser.
“Woher wusstest du davon?”
Er stieg den letzten Hügel hinab und setzte Nessie in den Sand. Diese begann sogleich munter die Körnchen in alle Himmelsrichtungen zu verteilen.
“Carlisle war hier jagen. Um niemanden zu gefährden tat er dies fernab der Zivilisation und ist auf dieses kleine Paradies gestoßen.” er klang stolz.
“Traumhaft” war alles was ich dazu sagen konnte. Etwas weiter ab von Ufer breitete ich die große blaue Decke aus und begann, Nessie aus ihrem Sommerkleidchen zu pellen. Edward stand bereits, mit Badeshorts bekleidet, bis zu den Knien im Wasser. Noch immer schien es mir Irreal, in seinem Leben die Hauptrolle zu spielen. Dieser Traum von Mann gehörte mir, vom Scheitel bis zur Sohle. Und ich war dankbar, das er mich auserwählt hatte, sein Leben auf den Kopf zu stellen.
“Komm schon Momma. Das Wasser ist auch gar nicht kalt.” rief Nessie und war schwer damit beschäftigt, Edward komplett nass zuspritzen. Dieser ließ ihren “Angriff” mit einem Lächeln über sich ergehen. Ich hatte wenig Lust mich zu entblößen und die Peinlichkeit meines Darunters preiszugeben. Auch nicht wenn wir unter uns waren. Schließlich wollte ich Edward ausnahmsweise mal nicht auf dumme Gedanken bringen. Nicht vor Nessie. Zudem konnte ich mit Wasser nicht viel anfangen. Es war einfach nicht mein Element.
“Vielleicht später Schatz. Daddy wollte doch mit dir schwimmen üben” gab ich zurück.
“Aber du sollst auch mit mir üben.” sie ließ nicht locker.
“Daddy kann das viel besser. Wenn du es hinbekommst, dann geselle ich mich zu euch” ich war noch nicht bereit meinen Standpunkt aufzugeben.
“Versprochen?” sie konnte aber auch hartnäckig sein.
“Versprochen”
Ich streckte alle Viere von mir und lauschte. Da war das leise Rauschen der Wellen, die sich ihren Weg an den Strand bahnten. In ihnen vernahm ich das Tippeln jedes einzelnen Wassertropfens, die sich gegenseitig verdrängten und sich nicht entscheiden konnten, wer als erster den Sand berühren durfte.
Im Wasser natürlich das geduldige Gemurmel meines Ehemannes, sowie ein murren meiner kleinen Tochter wenn sie wieder einmal zu langsam strampelte und dann sträflicherweise eine Kostprobe des Seewassers nehmen durfte.
Mir lief ein Lächeln über´s Gesicht. Ich zwang mich wieder zur Ruhe und konzentrierte mich wieder auf meine Umwelt. Ein leises Brummen von oben. Vielleicht ein Hubschrauber. Meine Augen suchten den Himmel nach irgendwelchen Flugobjekten ab. Vergebens. Wahrscheinlich war es noch weit entfernt, außerhalb menschlicher Hör- und Sichtweite.
Gejohle und Quitschen der anderen Badegäste, die sich im Nördlichen Teil des Lake Pleasent tummelten. Rauschen von Blättern, dem Duft nach zu urteilen Flieder. Wuchs der hier? Oder in einem der Gärten, die sich am See anschlossen?
Eine Straße. Stark befahren. Wahrscheinlich die 101er , die wir hergefahren waren.
Die Luft begann sich abzukühlen und eine leichte Briese umwehte mich. Sie brachte Gerüche mit sich, die in mir Erinnerungen weckten. Burger und Pommes. Ich nahm an, aus einer Fastfood- Kette am Besucherstrand. Ich dachte an die Zeit zurück, in der ich jeden Abend mit Charlie im Diner verbrachte. Steak und Auflauf. Damals haßte ich es, mich in einer Ecke zu verkrümeln und stillschweigend meine Portion zu verschlingen, um ja schnell wieder in meinem Zimmer zu verbarrikadieren. Nun wünschte ich mir nichts sehnlichster als diese Zeit zurück. Mich mit Charlie unterhalten. Ihn umarmen und nah zu sein ohne Angst haben zu müssen ihm weh zu tun oder ihn töten zu wollen.
Ein anderer Geruch weckte meine Aufmerksamkeit. Ein seltsam bekannter dazu. Gerade wollte ich diesem auf den Grund gehen, als der Wind drehte und ich nichts weiter roch als das süße Wasser des Sees.
Edward riß mich aus meinen Träumereien indem er sich breitbeinig über mir aufbaute und seine nassen Haare in alle Richtungen schüttelte. Die Wassertropfen gehorchten der Schwerkraft und durchweichten mein Shirtkleid. Das Wasser aus seinen Shorts rann unaufhaltsam an den Schenkeln hinab bis auf meine kuschelige Decke und bildete an seinen Füßen bereits eine ansehnliche Pfütze.
“Iiiiiiiiiiiiih. Hast du überhaupt noch Wasser im See gelassen?” abwehrend schlug ich beide Hände vor´s Gesicht.
“So Momma. Jetzt bist du nass, da kannst du auch gleich mit rein kommen” bettelte Nessie wieder.
“ Jetzt mach doch erst mal eine Pause. Du hast schon ganz blaue Lippen.” bat ich und schlang gleichzeitig eines der Handtücher um sie.
“Na gut.” erklang es genervt unter meinen Trocken-Rubbel-Versuchen.
Edward breitete sich neben mir in voller Größe aus und ließ die restlichen Wassertropfen von der Sonne verdunsten.
Nessie versuchte indessen ihr Glück im Sandburgen bauen, die aber durch die aufkommenden Wellen zunichte gemacht wurden. Nach 2 weiteren Versuchen wurde ihr klar, ihr Vorhaben abgelegener vom Wasser erneut zu starten.
Ich wälzte mich ebenfalls auf den Bauch und grub meine nackten Füße in den Sand. Durch meine Haare hindurch, die mir bei jeder Briese ins Gesicht wehten, beobachtete ich Edward. Er hielt die Augen geschlossen und genoss, wie ich, den Moment. Der Wind spielte mit seinen Haaren und mit dem Stoff seiner Hose. Seine Atmung ging regelmäßig und man könnte meinen er sei eingeschlafen. Aber diese Tatsache konnte ich zu 100% verneinen.
Ich strich ihm vom Hals abwärts über die Wirbelsäule und wiederholte es andersherum. Ein leises Brummen seinerseits verriet wohl, das es ihm gefiel. Noch einmal kletterten meine Finger über seine Wirbelkörper, um dann unter seiner Badeshort zu verschwinden. Noch immer steckte er in seinem Schein- Schlaf.
Zärtlich streifte ich seine Pobacken und bewunderte sein makelloses Antlitz. Ich richtete mich auf um seine Schulter zu küssen, als mich wieder dieser Geruch traf. Was war das? Muffig? Erdig? Eine Spur Parfüm. Süß. Wiederlich.
Waren Wanderer unterwegs? Hatte sich doch jemand hierher verirrt? Edward lag immer noch reglos neben mir. Mein Blick suchte Nessie, die damit beschäftigt war, einen Wassergraben um ihre Burg zu ziehen. Hatten sie es nicht bemerkt? Was tun? Alarm schlagen oder so tun als ob nix wär? Das gefiel mir nicht. Ganz und gar nicht.
Ein Knurren ließ nun auch Edward aus seiner Starre erwachen.
Sofort hastete ich zu Nessie und trug sie auf meinem Rücken zurück zu Edward. Dieser lauerte vor uns.
Bereit, zum Sprung.
Bereit, zum Angriff.
Bereit, seine Familie zu beschützen.


Ungebetene Besucher

Noch immer war nichts zu sehen. Ein weiteres Knurren, diesmal bedrohlicher und näher.
Der Wind stand denkbar schlecht, denn ich konnte nichts weiter riechen als fettige Pommes und eine stinkende Behelfstoilette.
Automatisch schloß ich mein Schild um uns. Wir standen nun Rücken an Rücken, um den vollen Radius zu überblicken.
Nichts. Kein Geräusch. Nichts zu sehen.
“Momma, was ist denn?” Nessie klang beunruhigt. Sie legte mir ihre Hand an die Wange, aber ich konnte ihr nichts zeigen. Hatte ich doch nichts gesehen.
“Pscht. Keine Sorge. Es ist bestimmt nichts.” erklärte ich um sie und gleichzeitig auch mich zu beruhigen.
“Greif dir meine Sachen. Der Autoschlüssel steckt in der linken Hosentasche. Ihr geht auf direktem Weg zum Auto und fahrt los. Ich folge euch zu Fuß” Edward lauerte immer noch mit gefletschten Zähnen und studierte jede Veränderung des Umfeldes.
“Nein Daddy. Ich will nicht weg. Wir sind doch gerade erst gekommen.”
“Renessmee. Keine Widerrede” sein Ton war streng und bestimmend. Nessie vergrub ihr Gesicht in meinem Haar und begann zu weinen. Sie tat mir leid.
Gerade berührten meine Finger die beigefarbene Stoffhose, die ich an IHM so liebte, brach Edward auch schon in schallendes Gelächter aus. Jetzt verstand ich gar nichts mehr.
“Entwarnung. Komm her Schatz” er winkte mich zu sich. Noch immer hockte ich bei unseren Sachen, unfähig mich zu bewegen. In der Ferne machte ich zwei Gestalten aus, die sich uns näherten.
“Es ist Jakob” sagte er knapp.
Ich zeigte ihm ein Peace- Zeichen, um ihm klar zu machen, das es zwei Personen waren.
Er verdrehte die Augen “Tanya”.
Meine Gefühle, die bis eben noch von Angst und Vorsicht beherrscht wurden wichen dem der Wut. Unsagbare Wut.
“Was wollen die hier?” ich stand nun wieder neben Edward und schaute unseren “Gästen” entgegen.
Edward zuckte mit den Schultern und verfrachtete sich in alter Position auf die Stranddecke.
“Jake, Jake” Nessie kletterte von meinem Rücken und rannte ihm mit ausgebreiteten Armen entgegen. Sie war wohl die einzige, die sich über unseren Besuch freute.
Resigniert stempelte ich unseren Ausflug als GELAUFEN ab und ließ mich neben Edward in den Sand fallen. Familienausflug hätte ich liebend gern heute anders definiert.
“Hallo ihr Drei. Entschuldigt. Wir wollten euch nur ein wenig erschrecken” Jake trug Nessie auf der Hüfte, über der Schulter hing ein schwarzes Handtuch. Sie hatten also vor zu bleiben.
“Das ist euch gelungen. Ihr wißt wie man sich anschleicht, aber dein Gestank und deine verkorksten Gedanken haben dir einen Strich durch die Rechnung gemacht.” hielt Edward mit Jakob Konversation. Ich befand mich immer noch in meiner Wutwolke und sah mit meinen verschränkten Armen und dem Todesblick wahrscheinlich aus wie ein trotziges Kleinkind. Wie hatten sie uns hier gefunden? War doch dieser Strandabschnitt ein absoluter Insider der Cullens.
“Der Wind stand gut. Mann, ihr habt ja den ganzen Strand für euch.”
“Jake, Daddy hat mir gezeigt wie man schwimmt. Willste ma sehn?” schon waren die rosa Schwimmflügel übergestreift und Nessie sprintete gen kühles Nass.
“Na klar Süße. Ich muß doch wieder gut machen, das ich dich so erschreckt habe. Wetten ich kann länger die Luft anhalten als du?!” sein Shirt flog in den Sand und er hechtete Nessie hinterher. Tanya stand immer noch neben unserer Decke und beäugte die Umgebung. Wahrscheinlich versicherte auch sie sich, das wir auch wirklich allein waren, bevor sie ablegte.
Ohne ein weiteres Wort knöpfte sie die Leiste ihrer Bluse auf und ließ den flatternden Rock zu Boden.
Hmpf. Der schwarze Bikini ließ ihre Figur noch fraulicher wirken. Vom Po waren schätzungsweise 90 % sichtbar, ihr wohlgeformter Busen war mit dem kleinen Stofffetzen, das wohl das Oberteil darstellen sollte, nur spärlich bedeckt. Unwillkürlich verglich ich ihn mit meinem. Keine Chance. Da lagen wohl zwei Körpchengrößen dazwischen. Obwohl ich meinen nicht als klein bezeichnen würde.
Die rotblonden Haare trug sie kunstvoll hochgesteckt. Wahrscheinlich um zu verhindern das sie naß wurden.
So als ob es das normalste von der Welt wäre, legte sie sich neben Edward. Auf meinen Platz.
“Du hast doch nichts dagegen?”
Das fragte sie nicht wirklich? Sie wusste ganz genau wie sie mich reizen konnte.
“Ich hab leider kein Handtuch mit oder dergleichen. Der Sand kriecht einem sonst wohin.”
Wie wärs denn mit mehr Bekleidung? Ich antwortete nicht und begann Edward wieder zu streicheln. Wenigstens das ließ ich mir nicht nehmen. Mein Blick war auf die beiden Gestalten im Wasser gerichtet. Jedenfalls hatte Nessie ihren Spaß. Und wenn Jake sich um sie kümmerte, konnte ich mich ganz Edward widmen.
Von Jakob waren meist nur die Füße zu erkennen. Er versuchte Nessie einen Handstand beizubringen. Der ihr aber nicht glückte, weil ihre Schwimmflügel sie daran hinderten abzutauchen.
Manchmal schien alles so…. normal. Nessie und Jake sahen aus wie jeder andere Badegast. Sie unterschieden sich nur durch ihr Aussehen von den anderen. Jake: stark, groß, braungebrannt und gut trainiert. Renessmee: wunderschön, lieblich, anmutig, engelsgleich.
Wir dagegen? Schillernde Leuchtkörper, die vermutlich die Hauptattraktion in jedem Schwimmbad wären. Nein. Wir würden niemals NORMAL sein. Wenn Nessie eine Chance auf ein richtiges Leben haben soll, dann war dies nur mit Jakob möglich. Wie schwer es doch war, dies einzugestehen. Ich mußte sie gehen lassen. Irgendwann. Und wer könnte sie besser beschützen als ein großer starker Wolf, der sie anbetete wie seine ganz persönliche Göttin?
“Mann, Eddie. Hast du trainiert? Beachtlich” Tanya´s Eddie riß mich aus meinen Gedanken. Ihre Finger berührten jetzt nicht echt seinen Oberarm?! Gaaaanz ruhig Bella. Ein und ausatmen. Ihr dürfte es nicht entgangen sein, das Vampire sich nicht veränderten. Sie war ja schließlich selbst einer. Woher sollte dann mein Ehemann plötzlich mehr Bizeps haben?
“Nein hab ich nicht” gab er kurz zurück und entzog ihr den Arm indem er sich aufsetzte.
“Gehen wir ein Stück?”
Ich nickte ihm zu und ließ mich hochziehen. Er schlang sogleich seinen Arm um mich und hielt meine Taille. Um ihr ein entgleistes Gesicht zu bescheren, rutschte meine Hand wieder unter seine Shorts und verweilte auf dem nackten Po. Ihn schien es nicht zu stören.
Um dieses Gesicht nicht zu verpassen, schielte ich über meine Schulter Richtung Opfer.
Sie kochte. Und wie sie kochte. Langsam stolzierte sie ins Wasser ohne einen weiteren Blick auf uns zu werfen.
Ja, schön abkühlen du Buschbarbie.

“Warum mußte sie hier aufkreuzen? Es war alles so schön” ich schmollte.
“Jake wollte Nessie besuchen und Esme hat ihm verraten wo wir sind. Er bekam natürlich gleich Lust und ist uns nachgefahren.” das beantwortete meine Frage nicht.
“Tanya hat sich angeschlossen um etwas von der Umgebung zu sehen.” erklärte er weiter. Sightseeing? Lächerlich.
Wir stolzierten einige Meter am Strand entlang, bis wir dem Besucherstrand gefährlich nahe kamen.
Edward zog mich an seine Brust und umfasste wieder meine Taille.
“Du hast doch nicht geglaubt, ich hätte sie hierher eingeladen?” durchdringend sah er mich an. Nein, da hatte ich wirklich nicht. Ich gab ihm keine Schuld. Ich war auch nicht auf ihn böse.
“Mir war schon klar, das sie nicht locker lassen würde. Aber ich dachte schon, das sie uns ein wenig Privatsphäre läßt. Immerhin war das unser Ausflug.” versuchte ich zu erklären.
“Ich weiß Liebes. Und wir holen ihn nach. Ich denk mir was aus.” versprach er.
“Das wär schön” aber so richtig glaubte ich nicht daran. Tanya würde wieder eine Möglichkeit finden mir mein Leben schwer zu machen.
Um auch den letzten Zweifel wegzuschießen, beugte er sich zu mir hinab und legte seine Lippen zärtlich auf meine. Mit der linken Hand umfasste er meine rechte Wange und streichelte sie mit dem Daumen. Ich schloß die Augen um seine Berührungen noch intensiver wahrzunehmen. Dort wo er meine Haut berührte verspürte ich ein warmes Kribbeln. Langsam strich er mir über die Lippen und wieder zurück zur Wange. Ich stoppte seine Bewegung und hauchte ihm einen Kuss in die Handfläche.
Es verging einige Zeit, in der wir einfach nur da standen. Stirn an Stirn. Mit seiner Nasenspitze, die meine berührte. Ohne ein Wort zu sagen und doch sicher zu sein, was das Gegenüber dachte.
“Was hälst du von einem Wettrennen zurück?” durchbrach er die Stille.
“Einsatz?”
“Wenn ich gewinne gehörst du mir, wenn du gewinnst, bin ich dein heutiger Sklawe”
“Da kann ich mich ja gar nicht entscheiden ob ich gewinnen oder verlieren will!” gab ich zurück.
“3”
“2”
Ffft. Weg war ich.
“Ey, das war unfair.”
“Dann bestraf mich doch.” der Weg zurück war nicht weit und mein kleiner Vorsprung reichte aus, um als erste die blaue Decke einzunehmen.
“Gewonnen.” sagte ich triumphierend.
“Das gilt nicht. Du hast geschummelt.”
“Willst du dich etwa um deinen Einsatz drücken?” stichelte ich weiter.
“Pah. Wettschulden sind Ehrenschulden. Womit darf ich meiner Herrin dienen?” er machte eine kurze Verbeugung.
“Daran könnte ich mich gewöhnen” lachend zog ich ihn zu mir hinunter. Obwohl er mit seinem vollen Gewicht auf mir lag, spürte ich nicht ein Gramm seines Körpers. Vielleicht stützte er sich auch irgendwo ab?! Ich war einfach zu beschäftigt um nachzusehen.
Meine Aufmerksamkeit galt Edwards Blick, der bedauerte, nicht allein mit mir zu sein.
Ein Wasserball landete nur Zentimeter neben unseren Köpfen im Sand und unterbrach unsere Zweisamkeit. Eine klatschnasse Tanya folgte entschuldigend und verschwand danach wieder mit Ball im See.
Toll. War ja nicht anders zu erwarten. Sie schaffte es immer wieder. Edward lenkte mich ab, indem er begann mich zu küssen. Erst auf die Stirn, dann die Nasenspitze, meinen Mund etwas fordernder, meinen Hals hinab bis zum Saum meines T-Shirts. Ein verlangender Laut entwich meiner Kehle während er mit der linken Hand an meinem Knie entlang Richtung Oberschenkel fuhr. Sofort umklammerten meine Beine seine Hüfte und zogen ihn so noch näher heran. Wieder küsste er meinen Hals hinab bis zum Shirt. Mit 2 Fingern hob er den Saum des Kragens an, um darunter zu blicken.
“Es ist eine Schande diesen Körper unter Kleidung zu verstecken.” bemerkte er mit breitem Grinsen. Seine Hand huschte unter meine Shirtkleid und wollte soeben mein Bikinioberteil öffnen. Ich beschloss ihn ein wenig zu ärgern und schubste Edward beiseite.
“ Ich glaub, ich brauch eine Abkühlung” schlagartig riß ich mich los und stürmte ins Wasser.
Enttäuscht sah er mir nach. Ich schämte mich ein wenig für meine Schwäche bezüglich Edward. Ich hatte ganz vergessen, wo wir uns befanden und das wir keinesfalls allein waren. Nur gut, das mir die Röte nicht mehr ins Gesicht steigen kann. Dies wäre jetzt die beste Gelegenheit dazu. Ich begann mich um zu sehen, ob jemand unsere kleine Romanze bemerkt hatte.
Fehlanzeige. Jake spielte immer noch geduldig mit Nessie und ließ sich von ihr unaufhörlich unter Wasser tauchen. Mühselig schwamm ich etwas weiter raus. Wenn ich mich schon ins Wasser traute, wollte ich auch sicher gehen, dass mir keine Bälle an den Kopf flogen oder ich von Wasserspritzattaken heimgesucht wurde. Mir fiel es unglaublich schwer mich zu bewegen. Die Wassermassen schienen mich zu erdrücken und ich kam nur langsam voran. Meine Kräfte ließen schneller nach als ich dachte. Der Juni war fast vorüber und mir blieben noch 2-3 Monate. Wie sehr würde ich mich verändern? Nur mein Kräfteverhältnis oder auch mein Aussehen? Ich legte mich auf dem Rücken und ließ mich von den Wellen tragen. Versuchte einfach mal alles auszuklinken und an nichts zu denken.

Edward

Abrupt riss sie sich von mir los. Hatte ich was falsch gemacht?
Sie ließ ihr Shirt bei mir zurück und verschwand im Wasser. War es ihr peinlich in der Öffentlichkeit von mir berührt zu werden? Sah ihr gar nicht ähnlich. Schließlich forderte sie meine Beherrschung diesbezüglich oft genug heraus.
Wie anmutig sie sich bewegte, selbst im Wasser. Obwohl sie sehr weit hinausgeschwommen war, sah ich die Kontur ihres Körpers überdeutlich. Sie lag auf dem Rücken. Die langen braunen Haare wogen mit jeder Welle mit und trugen sie etwas abseits. Ich beobachtete das Schauspiel zwischen Sonne, Wasser und ihrer funkelnden Haut. Wunderschön. Sie war so wunderschön. Niemals würde ich sie wieder gehen lassen.
Mein Blick fiel auf einen kleinen Punkt in der Mitte des See´s. Etwas rotes näherte sich unserem Strandabschnitt. Ich blendete alles um mich herum aus und konzentrierte mich nur auf diesen einen Punkt. Zwei gelbe Schwimmwesten stachen hervor. Ein Boot! Oh mein Gott. Ich mußte die Anderen warnen. Ich versuchte Bellas Gedanken zu erreichen, aber ich wusste das es zwecklos war. Und ohne Sichtkontakt konnte auch sie keine Verbindung zu mir herstellen. Jake hatte die Gefahr erkannt und klemmte sich Nessie unter den Arm. Tanya schien nichts bemerkt zu haben, denn sie lief gedankenverloren den Strand entlang. Sie war für mich jetzt nebensächlich.
“Jake, bring Nessie hier weg. Ich weiß nicht, ob sie uns schon gesehen haben. Gabel Tanya unterwegs auf und beeilt euch” ich zeigte in die Richtung in die Tanya verschwunden war.
“Wie viele sind es?” Jakob zog Nessie eilig das Kleidchen über und hob sie beschützend auf den Arm.
“Nur Zwei. Ich muß Bella warnen, bevor sie sie sehen.” ohne weiter auf die Beiden zu achten, hechtete ins Wasser.
“BELLAAAAAAA”
Nichts.
“Bella, hinter dir”
Bei jedem Versuch sie zu warnen schluckte ich Unmengen Seewasser. Doch da mußte ich jetzt durch. Das bischen Wasser, war nichts im Vergleich dazu, was diese Männer mit Bella machten, bekämen sie sie in die Finger. Zu groß war die Angst, sie noch einmal zu verlieren.
Bella reagierte auf keinen meiner Rufe. Was war los mit ihr?
Ich hatte keine Probleme beim schwimmen. War fast so schnell wie an Land,aber der Weg zu ihr schien nicht enden zu wollen. Das Boot war ihr bereits gefährlich nahe und mir blieb nur wenig Zeit.
Ich zwang meine Arme schneller zu Paddeln und meinen Beinen noch schneller zu strampeln. In einer für mich unendlich langen Zeit erreichte ich Bella. Sie erschrak, als ich in der Schwimmbewegung ihr Bein streifte. Perplex sah sie mich an, begann dann aber zu lächeln. Das Unheil saß ihr im Nacken und sie lachte. Unbegreiflich.
Mit einem Fingerzeig deutete ich auf die Männer im Boot und da begriff auch sie den Grund meiner Anwesenheit.
Ich packte ihren Oberarm und umschloss ihn wie ein Schraubstock. Der harte Griff tat mir leid, aber ich wollte sie auf keinen Fall loslassen. Was war nur mit ihr los? Hatte sie mich nicht gehört? Sie waren schon so nah. Das hätte verdammt schief gehen können.


Bella

Wie ein Pfeil zog er mich durchs Wasser, viel schneller als ich zuvor. Warum hatte mich das Schwimmen so viel Mühe gekostet? Ihm schien es ein leichtes zu sein.
Innerhalb von 2 Minuten erreichten wir das rettende Ufer. Ich stolperte zu unseren Sachen und begann, alles auf meinen Arm zu raffen.
“Laß. Dafür bleibt keine Zeit mehr. Wo sind die anderen?” böse schlug er mir alles aus der Hand.
“Schon fort. Ich wollte Renessmee in Sicherheit wissen.” er nickte, nahm seine Hose auf und zerrte mich unsanft den steinigen Pfad zurück zum Auto. Immer wieder brummelte er etwas unverständliches und bemühte sich während des Laufens den Autoschlüssel aus der Hose zu fischen.
Wortlos wies er mich an, einzusteigen. Sein Gesicht war eine einzige Maske. Ob aus Wut, Angst oder Vorwurf konnte ich nicht sagen. Wahrscheinlich eine Mischung aus allen dreien.
Da es keine Möglichkeit zum Wenden gab, legte Edward den schmalen Weg rückwärts zurück. Am Highway angekommen, wechselte er den Gang und trat aufs Gas. Wohl etwas zu heftig, denn die Reifen drehten durch und hinterließen eine schwarze Spur auf dem Asphalt. Nessie´s Saft kippte aus der Halterung in der Mittelkonsole und ergoß sich über meinen Beinen in den Fußraum. Er nahm keine Notiz davon.
Die ganze Fahrt über umklammerte er krampfhaft das Lenkrad, seine Augen stur auf die Straße gerichtet. Er mußte wirklich sehr wütend sein. In dem Zustand traute ich mich nicht ihn anzusprechen, also starrte ich eine geschlagene Stunde aus dem Seitenfenster. Der Heimweg dauerte nicht annähernd so lange, was wohl daran lag, das Edward sich aufgrund seiner Verfassung, weder an Geschwindigkeitsbegrenzungen hielt, noch an die gültigen Verkehrsregeln. Und ich hütete mich ihn deswegen zu tadeln. Ich konnte mir seine Standpauke daheim bildlich vorstellen. Aber Vorwürfe machte ich mir selber schon genug. Warum hatte ich nicht mitbekommen? Ich beschloss ihn sich erst mal beruhigen zu lassen, bevor ich mit ihm sprach. Edward parkte das Auto vor der Garage und ließ mich wortlos zurück. Ich wusste nicht wohin er verschwunden war. Vielleicht brauchte er nur ein wenig Zeit
Ein Golf stand weiter oben in der Einfahrt. Von der roten Farbe war nicht mehr viel zu erkennen. Er war über und über mit Staubpartikeln bedeckt, die sich bei diesen Temperaturen förmlich den den Lack brannten. Die Frontscheibe bestand aus einem einzigen Insektenteppich, die bei Jakes Fahrstil ihr Leben lassen mußten. Wahrscheinlich wollte auch er so schnell wie möglich zu Hause sein.
Die Aufmerksamkeit aller hatte ich gewiss, als ich das Wohnzimmer betrat. Kein Wunder. Die Haare erst nass vom Wasser, dann vom Laufen durchgewirbelt. An den Armen und am Bauch einige Kratzer, die noch nicht ganz verblasst waren. Die hatte ich wohl den Sträuchern auf dem Weg zum Auto zu verdanken. An meinen Beinen klebte immer noch Nessie´s Blutorangensaft, der Dank meiner nackten Füße, eine rote Spur auf den weißen Fließen hinterlassen hatte. Zu aller Peinlichkeit hinzu, trug ich nichts weiter außer diesen knappen roten Bikini. Danke Alice. Grrrr.
Die Mienen meiner Familie wechselte von anfänglichem Entsetzen, zu unwahrscheinlicher Belustigung. Nur mir war nicht zum Lachen zumute.

“Hast du dich mit Jakob angelegt? Der kam nämlich auch angerast wie ein Bekloppter.” war ja klar, das sich Emmett nicht mal zurück halten konnte.
“Ey. Ich könnte keiner Fliege etwas zu leide tun” verteidigte sich Jake.
Ich glaub die Krabbeltiere auf seiner Windschutzscheibe konnten da ne andere Geschichte erzählen.
“Ausser jemand kommt meiner Nessie zu nahe “ ergänzte er und zum Zeichen, das es ihm ernst war knurrte er kräftig.
“Hunde die bellen beißen nicht” Rosalie.
“Die Schnauze eines Hundes ist erfreulich warm gegen die Kaltschnäuzigkeit mancher Mitmenschen. Ach ups. Du bist ja gar kein Mensch. Nur nen dummer, blonder Blutsauger. Wobei dumm und blond ja eins sind” sagte Jake an Rose gewandt.
Diese kramte ein Päckchen aus ihrer Handtasche und hielt es Jake hin.
“Hab ich schon Geburtstag?” verblüfft nahm er das Geschenk an sich.
“Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft”
“Pah. Freundschaft. Mit dir?” er tat, als müßte er würgen. Zog dann die gelbe Schleife ab und löste das Papier.
“ein Maulkorb? Das ist nicht dein ernst?”
“Vielleicht muß ich mit dir ja mal zum Tierarzt. Tollwutimpfung oder so” stichelte Rose weiter.
“Paß auf was du sagst, sonst bind ich dir das Ding um, wenn du das nächste mal mit deiner Kräuter-Paste im Gesicht irgendwo abchillst.” drohend hielt Jake ihr den Maulkorb unter die Nase.
“Das ist Aloe-Vera. Keine Kräuter-Paste. Wenn du mal ein wenig Wert auf dein Äußeres legen würdest, wüßtest du das.” konterte sie.
“Hast du was an meinem Äußeren auszusetzen Barbie?”
Du stinkst und schwitzt und klebst.” beschwerte sie sich.
Mit schnellen Schritten ergriff Jake Rosalie und nahm sie in den Schwitzkasten. Ich erschrak. Wollte er sie angreifen? Keiner griff ein. Jasper lehnte an der Wand und verhielt sich ruhig. Also war alles noch Spaß.
“Iiiiiiiigitt. Du dämlicher Köter. Die Sachen wirst du mir ersetzen. Jetzte darf ich wieder duschen.” moserte sie umher.
“Warte ich helf dir” Jake zog quer mit seiner Zunge über Rosalies rechte Wange.
“Widerlich. Kann mal einer diese Terrortöle aus dem Haus schmeißen?” sie war damit beschäftigt, sich mit Emmetts Shirt das Gesicht zu Trocknen und gleichzeitig darauf zu achten Jake auf Abstand zu halten.
“Versuchs doch mal. Wetten du schaffst es keinen Zentimeter!?” stichelte Jake wieder.
“Um was wetten wir?”
“Der Verlierer wäscht das Auto des anderen.” ob Rose wohl wusste worauf sie sich da einließ?
“Einverstanden.” beide schlugen sich ein, bevor Rose krampfhaft versuchte Jake nach draußen zu befördern.
Ein Schauspiel war das. Hier würde sich sicher nie etwas verändern.
“Bella?” Alice trat neben mich. Ich stand immer noch am Eingang und hatte mich keinen Schritt bewegt.
“Ich glaub wir suchen die besser mal was zum Anziehen”
“Nicht das du dir noch den Tod holst” Emmett schien sich über meinen Aufzug köstlich zu amüsieren. War wohl die Rache für meine Äußerungen heute früh. Ich folgte Alice nach oben und verschwand erst mal im Badezimmer. Nach einer Dusche und frischer Kleidung am Körper ging es mir deutlich besser.
Ein Teil von mir wollte hier bleiben, bis Edward bereit war mit mir zu reden. Der andere teil, und der war deutlich stärker, wollte ihn suchen und sich der Strafe stellen. Ich gab ihm nach und verschwand durch Edwards altes Zimmer nach draußen. Ab nach Hause. In die Höhle des Löwen.


Verletzt

Alice hatte mir dieses mal einen Gefallen getan und ist ausnahmsweise auf meinen Kleidergeschmack eingegangen. Obwohl sie ja immer behauptete, so etwas wie Stil, Mode betreffend, hätte ich nicht. Gut. Da konnte ich ihr voll und ganz zustimmen. Ich war eben mehr der praktische Typ.
So erfreute ich mich an der schwarzen Röhrenjeans und dem gelben Top. Sie passten sich meinem Körper so perfekt an, dass es auch nicht bequemer gewesen wär, nackt herum zu laufen.
Zum glück hatte Alice meiner Ballerinas in ihrem Zimmer nicht bemerkt. Mit Sicherheit wären sie jetzt sonst aufgepimpt oder auf mysteriöse Weise verschwunden. Zumindest waren sie meine Rettung als Alice mir gelbe Stillettos hinhielt.

Langsam trat ich an das große Fenster in Edwards Zimmer. Zu lange schon hatte es niemand mehr geöffnet. Die Hitze in den letzten Wochen und Monaten verwandelten den Raum in eine Sauna. Staub wirbelte durch die Luft und tanzte im Sonnenlicht. Schon als Mensch hatte ich solche Teilchenbewegungen sehen können. Doch jetzt sah ich so vieles mehr. Waren es damals nur Staubkörnchen, so kamen sie mir jetzt wie Tennisbälle vor.Unübersehbar.
Meine Hand umklammerte den Fensterriegel und öffnete es. Kein Lüftchen ging. Kein Grashalm wehte oder Blatt bewegte sich. Völlig windstill. Der Rasen nahm bereits eine gelbliche Färbung an und die Bäume erinnerten an den Spätherbst. Wir hatten Juli. Hallo? Juli.
Es war wärmer geworden. Ich brauchte kein Thermometer um meine These zu beweisen. Ich wusste es. Meine Kehle brannte. Kein gutes Zeichen. Wann war ich das letzte mal Jagen? Vor einer Woche? Anderthalb? Mit Nessie und Jakob zuletzt. Die weiten Strecken zu den neuen Jagdgebieten bereiteten mir große Mühe, war jedoch zu stolz um es zuzugeben. So blieb ich meist zu Hause wenn die anderen ausrückten und versprach später zu trinken. Was ich leider zeitlich nie schaffte. Komisch. Man hat die ganze Ewigkeit gepachtet und findet nicht mal genug Zeit sich zu ernähren. Außerdem wollte ich nicht, das die anderen sich Sorgen machten, denn die machte ich mir für alle weißgott gleich mit.
Es waren nur 5 Meter bis nach unten. Normalerweise kein Problem für jemanden wie uns. Ich setzte zum Sprung an und schoß sogleich durch die Luft. Die Landung sollte sich als schwieriger gestalten als angenommen. In meinem Kopf drehte sich alles und mein Sichtfeld war stark eingeschränkt. Ich fühlte mich wie in einer dicken Wolke. Eingehüllt in einen Schleier aus Nebel. Ich sah den Boden undeutlich auf mich zukommen, nur war er schneller da, als angenommen.
Mein rechter Fuß landete im Gras und knickte sogleich um. Es tat nur kurz weh, aber das Geräusch, das mein Knöchel von sich gab ließ böses erahnen. Carlisle würde sich das später ansehen müssen. Jetzt hatte ich wichtigeres zu tun.
Vorsichtig humpelte ich nach Hause. Mein Fuß hinderte mich daran schneller voran zu kommen. Was war bloß los? Ich konnte damit leben, für manche Sachen mehr Kraft aufbringen zu müssen, aber es wurde eindeutig schlimmer.

Die Haustür war nur angelehnt. Wenn Edward nicht zu Hause war, konnte er wenigstens nicht weit gegangen sein.
Seufzend ließ ich mich in einen Sessel am Kamin fallen. Weiter würde ich es sicherlich nicht schaffen mit dem Klumpen von Fuß. An der Außenseite wurde er bereits dick und verfärbte sich blau. Komisch das wir ganz natürliche Reaktionen auf Verletzungen zeigen konnten. Ich überlegte kurz, ob ich das bei einem der anderen schon einmal gesehen habe. Aber mir fiel nichts ein. Hab darauf nie besonders viel acht gegeben. In einer Stunde dürfte ich wieder zu 100% hergestellt sein. Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen und blieb bei einem Foto auf dem Kaminsims hängen. Es zeigte uns. Unsere kleine Familie. Ich konnte mich gut an den Tag erinnern, an dem es Charlie geschossen hatte. Es war ein halbes Jahr her. Im Frühjahr. Das Tauwetter hatte bereits eingesetzt , doch überall lagen noch vereinzelte Schneeberge. Eiszapfen hingen vom Vordach an Charlies Haus. Nessie liebte es, sie abzubrechen und damit mit Edward Schwertkampf zu betreiben. Edward trug Renesmee auf den Schultern, die frech die Zunge in die Kamera streckte. Mich umklammerte er von hinten und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. Der Nachmittag bei Charlie war so ausgelassen und fröhlich gewesen. Gerne hätte ich ihn noch einmal erlebt.
Ein Geräusch riß mich aus meinen Erinnerungen. Edward stand hinter mir und starrte mich an. Wieder hatte ich ihn nicht kommen gehört.
“Wie lange stehst du schon da?” fragte ich vorsichtig.
“Eine Weile” antwortete er gereizt.
Sein Gesicht ließ keine Gefühlsregung erkennen. Er wandte mir den Rücken zu und stützte sich mit der Hand an der gegenüberliegenden Wand ab. Ich überlegte, ob ich ihn ansprach, oder wartete bis er es tat. Er schwieg. Langsam wurde ich wütend. Was war so schlimmes passiert? Ein paar Männer wollten angeln. Unglücklicherweise gerade dort, wo wir schwimmen waren. Hätte er mir auch die Schuld gegeben wenn Wanderer aufgetaucht wären oder ein Flugzeug abgestürzt? Wohl kaum.
“Ist dir eigentlich klar, dass das heute verdammt knapp war?” fing er schließlich an.
“Ich…”
Er deutete mir still zu sein. Er war wohl noch nicht fertig.
“Du hast uns alle in Gefahr gebracht. Hast du eine Ahnung, was sie mit uns gemacht hätten? Mit Nessie?”
Ich zuckte zusammen bei dem Gedanken, das jemand meiner Tochter weh tun könnte. Er klang vorwurfsvoll. Aber wieso? Hätten sie nicht genauso auf die Gefahr reagieren können? Ich war nicht alleine am Strand.
“So oft taucht dieses bild in meinem Kopf auf. Das Boot. Und du so nah bei ihnen. Bella, das macht mich wahnsinnig. Ich könnte es nicht ertragen, dich noch einmal zu verlieren. Dich nicht und Nessie auch nicht.” er machte eine Pause. Noch immer starrte ich auf seinen Rücken. Er bebte. Vor Schmerz? Vor Wut? Vor Angst? Er tat mir leid. Alles tat mir leid.
“Es war meine Schuld. Ich hätte besser aufpassen müssen. Ich hab mich gehen lassen und auf nichts mehr geachtet. Das war unvorsichtig und dumm. Entschuldige.” ich hasste mich dafür, dass ich so leichtsinnig war.
“du hast recht. Du hättest besser aufpassen müssen. Ich hab mir die Seele aus dem Leib geschrieen.” er war eindeutig wütend. Auf mich. Erst schmunzelte ich über seinen kleinen Wortwitz. Da er immer der Ansicht war, er hätte keine Seele. Doch dann wurde mir bewusst, was er da gerade gesagt hatte.
“Du hast mich gerufen?”
“Und wie”
“Ich habe dich nicht gehört. Ich hab gar nichts gehört” sagte ich verwirrt.
“Das wundert mich. Selbst die Badegäste auf der anderen Seite dürften mich gehört haben.”
“Ups. Da war ich aber ganz schön weggetreten.” entwich es mir.
“Ups?” er donnerte mit der Faust gegen die Wand und der gebröckelte Putz fiel zu Boden.
“Wir sind beinahe aufgeflogen und alles was du dazu sagen kannst ist-ups?” er drehte sich langsam zu mir um, den Kiefer fest zusammengepresst. Mich wunderte es, das er so noch sprechen konnte.
“Es tut mir leid. Mir ist bewusst, das es knapp war. Ich hab mich auch gewaltig erschrocken und mache mir nicht minder Vorwürfe.” ich drehte mich etwas nach links, da er seinen Standpunkt Richtung Haustür verändert hatte.
“Aber es ist alles noch mal gut gegangen. Können wir es nicht einfach dabei belassen? Ich will mich nicht länger mit dir streiten.” jetzt wurde ich verzweifelt.
“So einfach ist das nicht Bella.” er kam auf mich zu und baute sich neben dem Kamin auf. Den Blick auf mich gerichtet.
“Wir hatten Tanya dabei”
Ich zuckte zusammen “Was hat sie jetzt damit zu tun?”
“Solange sie hier bei uns ist, sind wir für sie verantwortlich. Stell dir vor was passieren täte, wenn Tanya gefangen oder gar getötet worden wär? Dem Denalhi-Clan würde es sicher nicht gefallen noch ein Familienmitglied zu verlieren.”
“Ich bin mir sicher, das die Hexe auf sich selbst aufpassen kann” warum fing er jetzt von der an? Ich dachte, das hätten wir hinter uns?!
“Bella, verdammt” er schlug unser Foto vom Kaminsims, das augenblicklich in tausend Stücke zerbrach.
“Was ist los mit dir? Du bist so… naiv. Wird erwachsen. Die ganze Eifersuchtssache steht mir bis oben.” er hatte sich immer noch nicht unter Kontrolle.
Ich ließ mich vom Sessel gleiten und sammelte wortlos die Scherben auf.
“Im Gegensatz zu dir, ist Tanya um einiges reifer als du. Gib mir keinen Grund, das zu bereuen” er tippte sich auf den Ehering um seine Worte zu verdeutlichen.
Meine Hand verkrampfte sich bei seinen letzten Worten und die Scherben, die ich in ihr festhielt, schnitten mir ins Fleisch. In Kürze bildete sich eine rote Lache auf dem Holzboden. Das hatte gesessen.
“Bella. Es tut mir leid.” er wollte nach meinem Arm greifen, aber ich wich ihm aus. Dabei stand ich wohl zu schnell auf. Mein verletzter Knöchel machte sich bemerkbar und ließ mich zusammensacken.
“Was hast du? Bella, bist du verletzt?” jetzt klang er besorgt, aber das war mir egal. Klar war ich verletzt. Und damit meinte ich weder meine Hand, noch meinen Fuß. Ich zwang mich aufzustehen und schleppte mich humpelnd die Treppe hoch.
Edward folgte mir, aber ich schlug ihm die Tür vor der Nase zu. Ich wollte allein sein. Wollte nachdenken. Über heute, über mich, über uns , über die Zukunft.

KLOPF KLOPF KLOPF
:
:
“Bella?”
:
:
“Bella, bitte”
:
:
“Lass mich rein.”
:
:
KLOPF KLOPF KLOPF
:
:
“Es tut mir leid”
:
:
“Bitte mach auf”

Ich steuerte das Bett an und rollte mich darauf zusammen. Wieder schlang ich die Arme um den Oberkörper um den Schmerz zu betäuben. Obwohl mein Herz aufgehört hatte zu schlagen, drohte meine Brust zu zerspringen. Wie konnte etwas so weh tun, das nicht existierte.

KLOPF KLOPF KLOPF

Ich zog mir die Decke über den Kopf und hoffte, Edward würde bald verschwinden. Für ihn wäre es ein leichtes die Tür aus den Angeln zu heben und hineinzuschneien. Aber er tat es nicht. Er war der Letzte den ich jetzt sehen wollte. Nicht nachdem, was er zu mir gesagt hatte.
Nach einer Weile verebbte das Geklopfe und es wurde ruhig auf dem Flur. War er wirklich gegangen?
Hab ich das richtig verstanden? Er bereute mich geheiratet zu haben? Wegen ihm hab ich mein Leben aufgegeben. Meine Freunde und Familie verlassen. Wegen ihm wählte ich das, was ich jetzt bin und auf ewig sein werde.
Ich entschied mich für ihn und unsere Familie. Und er bereute alles? Das passte alles gar nicht zu ihm. Was ist nur aus uns geworden? Wir waren glücklich.
Glücklich… bis diese Tanya aufgetaucht ist. Sie hat alles kaputt gemacht. Wie war das? Eine Woche und sie wäre wieder weg? Das war bereits vor 4 Wochen und es sah nicht danach aus, als plane sie ihre Heimreise. Wie viel Tanya hielt unsere Ehe noch aus?
So konnte es nicht weiter gehen. So wollte ich auch nicht weiter machen.
Edward bereute es, sich auf mich eingelassen zu haben. Ich hatte es damals bereits gewußt. Doch jetzt hatte ich die Gewissheit. Wie oft zermarterte ich mir das Hirn darüber, warum jemand so attraktives wie Edward, Gefallen an mir finden konnte?! Ich war ein Nichts. Ein Niemand. Und genauso fühlte ich mich auch. Leer. Eine Leere Hülle. Benutzt und zurück gelassen. Dann war ich auch bereit alles zurückzulassen.
Meine Kräfte versagten immer mehr und ich konnte und wollte mir nicht ausmalen, wohin das noch führen sollte. Ich war eine Gefahr für meine Familie. Ich konnte sie weder verteidigen noch beschützen. Das wusste sicher auch Edward. Also wozu dann bleiben und ansehen wie meine Familie zerfällt?
Ich erschrak, als ich erkannte, was ich im Begriff war zu tun. Aber ich sah keine andere Möglichkeit. Edward hatte mich verletzt. Schwer verletzt. Um es genau zu sagen, war es der Todesstoß.
Ich richtete mich auf und puzzelte mich aus meiner Hülle von decken. Ich wollte nicht gehen ohne mich zu verabschieden oder alles zu erklären. Aber ich würde es nicht schaffen ihnen in die Augen zu sehen.
Bella, du bist so ein Feigling.
Ein Brief.
Das sollte genügen. Das mußte genügen. Schwerfällig erhob ich mich vom Bett. Dabei hinterließ meine blutende Hand einen Abdruck auf dem schneeweißen Laken. Auch meine Kleidung hatte einiges abbekommen.
Sorry Alice.
Mein Ziel war der alte Sekretär am Eingangsbereich des Zimmers. Die oberste Schublade beinhaltete alles was ich brauchte. Ich ordnete meine Gedanken und versuchte sie irgendwie auf´s Papier zu bringen.
Gar nicht so einfach wenn einem davon tausende durch den Kopf schleichen und man nicht weiß, mit welchem man anfangen sollte.
Ich liebte Edward. Über alles. Genauso wie meine kleine Renesmee. Es zerbrach mich innerlich, das ich sie nicht aufwachsen sehen würde. Nie mitbekommen würde, wenn sie auf´s College ging oder Jungsprobleme hatte. Ich würde ihre Hochzeit verpassen und meine Enkelkinder. Doch vergessen würde ich sie nie. Wie könnte ich auch? Sie war das Produkt vollkommener Liebe und Aufopferung.
Edward liebte mich auch. Da war ich mir sicher. Aber mit seinen Äußerungen, Gedanken und Selbstzweifeln hat er meine kleine heile Welt zum Einsturz gebracht. Und mit einem “es tut mir leid” war sie nicht mal eben schnell wieder aufgebaut. So saß ich in meinen Trümmern und zog meine Konsequenzen. Es mußte sein.
Ich umfaßte den Stift etwas fester, in der Hoffnung das er nicht zerbrach und begann zu schreiben:

“Lieber Edward,

Als erstes möchte ich nicht, das du dir irgendwelche Vorwürfe machst. Für nichts. Denn die mache ich mir selbst zur genüge.
Ich habe eingesehen, das ich nicht das bin, wofür du mich gehalten hast. Es tut mir leid, deinen Vorstellungen nicht entsprochen zu haben.
Meine Zeit als Neugeborene neigt sich dem Ende zu. Genau wie meine Kräfte und die Gabe. Du hast recht, ich verändere mich und das macht mir Angst.
Ich will kein Risiko eingehen in dem ich in eurer nähe bin.
Mein Gehör und Geruchssinn setzten aus, die Sehkraft beginnt nachzulassen. Die Gefahr das euch etwas zustößt durch meine Unachtsamkeit, will ich nicht eingehen. Denn das würde ich mir nie verzeihen.
Renesmee lasse ich deshalb schweren Herzens bei dir. Sag ihr, das ich sie liebe und sie immer bei mir ist. Immer und überall. Sie soll artig sein und auf euch hören.
Vertrau Jake ein wenig. Er ist die beste Wahl für sie. Wenn nicht er, dann keiner. Er hat eine Chance verdient. Richte ihm aus, er soll gut auf sie acht geben und nicht so viel mit Rosalie streiten. Sie ist im Grunde ein guter Mensch. Auch wenn sie das nie zugeben würde.
Sag Alice danke. Für alles. Sie war die beste Schwester die man sich wünschen konnte. Es tut mir leid ihre Designerstücke zurück zu lassen, aber sie findet sicher Verwendung dafür.
Sag Jasper, er soll mehr Spaß an seinem Dasein haben. Er sieht alles immer so ernst.
Carlisle und Esme richte ebenfalls meinen Dank aus. Dafür, das sie mich so herzlich bei sich aufgenommen und akzeptiert haben. Esme soll nicht traurig sein. Sie sieht mich jeden Tag in Nessie.
Emmett soll so bleiben wie er ist. Denn etwas anderes passt nicht zu ihm. Mir werden seine Witze und Sticheleien fehlen, aber in meinem Kopf habe ich ja bereits eine erstaunliche Sammlung davon. Das dürfte mich die nächsten Monate über Wasser halten.
Und Charlie…sag ihm ich liebe ihn und es tut mir leid ihn zurückzulassen. Sag ihm, er hat alles richtig gemacht und das er mir fehlen wird. Sue wird auf ihn aufpassen und ihn glücklich machen.
Edward. Es fällt mir schwer, dich zu verlassen. Sicher denkst du, es wäre jetzt ausgleichende Gerechtigkeit, aber ich habe dir nie zum Vorwurf gemacht, gegangen zu sein. Denn jetzt verstehe ich was es heißt, jemanden schützen zu müssen indem ich ihn verlasse. Ich danke dir für Renesmee. Sie ist das größte Geschenk das du mir machen konntest. Ich danke dir für jeden Tag den ich mit dir verbringen durfte und jede Sekunde in der du mir deine Liebe schenktest.
Du hast mich verletzt, das gebe ich zu, aber auch mein Weggang wird eine Wunde hinterlassen. Und das tut mir leid. Ich liebe dich. Das hab ich immer getan und das wird sich auch nie ändern. Daran darfst du nicht zweifeln.
Ich schicke euch all meine Liebe und werde euch schmerzlich vermissen.
Bitte sucht nicht nach mir. Denn ich werde meine spuren zu verwischen wissen. Und baut nicht auf Alice. Ich werde es ihr nicht leicht machen mich zu finden.

Behaltet mich im Herzen wie in eurer Erinnerung. Bei mir soll es nicht anders sein.

In ewiger Liebe und Dankbarkeit

Bella”


Ich faltete das Papier und schob es in den Umschlag. Mein Trauring glitzerte am Finger und weckte Erinnerungen. Als diese zu sehr schmerzten striff ich ihn ab. Einige male drehte ich ihn noch hin und her. Ein letzter Kuss darauf und ich ließ ihn mit in den Umschlag gleiten bevor ich diesen verschloss.
Ich würde den Brief einfach aufs Bett legen, wo Edward ihn leicht fand.
Ein flüchtiger Blick in den Spiegel ließ mich zusammenfahren. Mein Shirt war zerknittert und blutverschmiert. Die Jeans sah nicht besser aus. Ein großer Staubfleck prankte auf der Höhe des Knies. Da wo ich meinen Fenstersturz abgefangen hatte.
Mein Knöchel war wieder okay. Außer ein paar bunter Flecken auf meiner blassen Haut war nichts mehr zu sehen.
Behutsam kletterte ich aus meinen Sachen. Ich würde mich tarnen müssen, damit sie mich nicht fanden. Diese Kleidung roch zu sehr nach Alice, die anderen zu eindeutig nach mir. Was sollte ich tun?
Ich erinnerte mich an mein altes Bella-Outfit, das ich bei meinem treffen mit Angela, Jessica und Mike getragen hatte. Klar, es roch auch nach mir. Aber mehr noch nach Mensch. Nach der alten Bella. Und Edward war zu sehr an meinen neuen Geruch gewohnt. Er würde nicht gleich darauf kommen. So hoffte ich zumindest.
Schnell schlüpfte ich in Jeans und Bluse. Band die Turnschuhe zu und steckte die Haare zusammen. Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel verriet mir, dass alles saß. Meine Augen schmerzten. Sie waren trüb und schimmerten verdächtig. Voll von ungeweinten Tränen, die niemals fließen würden.

Nach kurzer Verweildauer vor der Tür, stieg ich die Treppe hinunter. Zu meinem Glück war das Haus leer. An der Haustür hielt ich noch einmal inne und verabschiedete mich im stillen von meinem Häuschen. Wie gern hatte ich hier meine Zeit verbracht. Ed war mein zu Hause, mein Zufluchtsort. Seufzend machte ich kehrt und zog die Tür ins Schloss.


Auf und davon

Ich würde lange nicht stehen bleiben, das war klar. Mir war noch nicht einmal bewusst, wohin ich eigentlich gehen sollte. Die einzige Person die mir auf Anhieb einfiel, war meine Mom. Aber Phoenix war definitiv zu sonnig für mich. Außerdem zu offensichtlich, das ich mich ausgerechnet dort aufhalten würde. Es wäre unter Garantie die erste Anlaufstelle für Edward mich dort zu suchen.
Ziellos durchstreifte ich Wälder und Felder, überquerte Hügel, Flüsse und Städte. Hielt mich gen Norden, Osten oder Westen. Jeder Weg war mir recht. Nur nicht der zurück. Ich konnte nicht zurück. Nicht nach dem was geschehen war und was noch geschehen würde wenn ich bliebe.
Die Landschaft flog an mir vorbei und kam mir lange schon nicht mehr bekannt vor. Die Sonne verabschiedete bereits den Tag und die Dämmerung setzte ein. Als ich mir sicher war, außer Reichweite zu sein, verlangsamte ich meinen Schritt.
Am nächsten Baum hielt ich Rast. Nicht weil ich erschöpft war, keineswegs, sondern weil mir der Schmerz in meiner Brust es unmöglich machte weiter zu laufen. Je weiter ich mich entfernte, umso schmerzhafter wurde es. Schritt um Schritt.
Langsam ließ ich mich am Stamm hinab gleiten, bis auf den staubigen
Boden. Mit diesem Schmerz mußte ich nun lernen zu leben. Ihn aushalten oder ignorieren. Vielleicht war es auch die Strafe dafür, das ich meine Familie im Stich gelassen hatte. Wäre ja nur gerecht.
Ich winkelte die Beine an und vergrub meinen Kopf darin. Was hatte ich getan? Ich bin so dumm.
Dumm. Dumm. Dumm.
Warum mußte ich vor allem davon laufen? Ich war so ein Feigling. Meine Familie brauchte mich. Genauso wie ich sie. Und trotzdem kehre ich ihnen den Rücken zu und verschwinde. Wie erbärmlich. Gab es hier nicht irgendwo ein Loch, in das ich mich verkriechen konnte? Ein kleines würde mir schon reichen.
Wo war ich überhaupt?
Zögernd hob ich den Kopf ein Stück und schielte durch meine Haare. Die Dunkelheit legte sich um meine Umgebung und hätte es jedem menschlichen Individuum schwer gemacht etwas zu erkennen. Mich störte es nicht im geringsten. Ich konnte bei Nacht genauso gut sehen wie am Tage. Einer dieser Vorteile des Vampirdaseins.
Verdörrte Sträucher, heruntergefallenes Laub. Bäume. Bäume. Bäume. Überall Bäume. Ein Wald.
Super kombiniert Bella. Das lag ja wohl auf der Hand. Zu meinem Bedauern mußte ich feststellen, das die Vegetation hier genauso karg war, wie überall im Land. Alles sah gleich aus. War ich überhaupt noch in Washington? Ich bin den ganzen Tag durchgerannt, also wohl eher nicht. Ich und mein Orientierungssinn.
Mein Mund war staubtrocken und gierte nach Flüssigkeit. Doch meine feine Nase verriet mir, das sich keine potentielle Beute in der Nähe befand. Nicht einmal ein Häschen. Komisch. Das mußte also warten. Hoffentlich kamen mir keine Wanderer entgegen. In dem Zustand dürfte es schwer werden, die Kontrolle zu behalten. Immerhin war Edward nicht da um mich im Notfall zurück zu halten. Edward. Da war es wieder. Das leise Pulsieren in meinem Brustkorb, das stetig anwuchs und bald unerträglich wurde.
Ich kippte zur Seite und rollte mich auf dem Waldboden zusammen. Das Gefühl kam mir so bekannt vor. Die ganze Situation. Ein Dejavú, auf das ich gern verzichtet hätte. Damals war es Edward, der gegangen ist. Heute bin ich die Jenige die ihn verließ. Ich weiß nicht, wie lange ich so dort lag. Erst als ich mir sicher war, das der Schmerz verebbte, gestattete ich mir, mich zu bewegen. Langsam kam ich wieder auf die Beine. Es war bereits stockdunkel geworden und kein Geräusch drang an mein Ohr. Nur das Rascheln der trockenen Blätter unter meinen Füßen nahm ich wahr. Dieser Wald konnte doch nicht ausgestorben sein?! Oder machte ICH den Tieren so viel Angst? Immerhin war ich eine Bedrohung für sie. Mit Abstand das stärkste Raubtier weit und breit.
Ein ausgehöhlter Stamm kreuzte meinen Weg. Sicherlich bot er Zuflucht für mancherlei Getier. Heute würde er mein “Schlafdomizil” sein.
“Willkommen zu Hause” sagte ich ironischerweise zu mir selbst.
Plötzlich fand ich das ganze irgendwie komisch. Konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen und ließ es auf einen ultimativen Lachanfall anwachsen. Das war so absurd. Wie sehr hatte ich es gehasst zu campen?! In der freien Natur zu übernachten?! Ich war froh, als ich volljährig wurde und mich mit anderen Tätigkeiten herausreden konnte, wenn Charlie mal wieder einen von seinen Survival-Trips plante. Die meistens an einem stinklangweiligen See, in einem stinklangweiligem Boot, mit stinklangweiligen Fischen endeten.
Und nun? Tat ich es mehr oder weniger freiwillig.
Das war doch krank.
Aber ins nächste Motel spazieren konnte ich auch nicht. Schon gar nicht mitten in der Nacht. Wie spät war es überhaupt? Ich hatte jegliches Gefühl für die Zeit verloren. Was machte das schon? Davon hatte ich mehr als genug. Mehr als mir im Moment lieb war. Die Ewigkeit war etwas schönes. Solange man sie mit denjenigen teilen konnte, die man liebte. Aber ich war allein. Ganz allein. Und das für immer.
Morgen würde ich weiter ziehen. Vielleicht in den Norden. Alaska soll um diese Jahreszeit sehr schön sein. Jedenfalls war ich dann diese Hitze los. Und wer weiß? Vielleicht schmeckten Eisbär und Polarfuchs ja gar nicht so übel.
Mensch Bella. Du läßt gerade dein ganzes Leben hinter dir, und das Einzige an das du denken kannst, ist deine nächste Mahlzeit?! Wie triebgesteuert kann man denn sein? Ich hockte mich in den Baumstamm hinein und ließ mich von ihm beschützen. Die Stille war mir unheimlich. Nicht typisch für ein Millieu, das vor Leben eigentlich wimmeln müßte.
Eine Windböe fegte über den Waldboden und wirbelte den angesammelten Staub in mein Versteck. Schützend legte ich meine Hände vor´s Gesicht. Die nächste Nacht würde ich definitiv in einem Zimmer verbringen.
Vorher mußte ich unbedingt jagen. Meine Augen waren sicher bereits pechschwarz. Sie brannten. Genauso wie meine Kehle. Die brannte nicht nur, nein, sie verbrannte hoch zehn.
Edward…….Renesmee…… wie Pistolengeschosse trafen ihre Namen meine Brust und ließen mir keine Luft zum atmen. Ich brauchte keine Luft, aber ich brauchte meine Familie so sehr.
Ob er meinen Brief schon gefunden hatte?
Ob sie bemerkt hatten, das ich nicht mehr da war?
Machte es ihnen überhaupt etwas aus?
Vielleicht suchten sie nicht einmal nach mir.
Warum machte ich mir eigentlich Gedanken darüber?
Hatte ich nicht selbst gesagt, sie sollten nicht nach mir suchen?
Mein Kopf schien zu platzen. Er war überfüllt mit Gedanken und Erinnerungen, die schmerzten und mich zu erdrücken schienen.
Leise summte ich das Schlaflied, das Edward für mich komponiert hatte. Doch weiter als bis zur ersten Strophe kam ich nicht.
“Na toll Bella. Als ob das helfen würde.”
Nein das tat es nicht. Ganz und gar nicht. Es machte alles nur noch viel schlimmer. Nie wieder würde ich Edward spielen hören. Nie wieder sehen, wie er mit einer Leichtigkeit über die Tasten glitt und dem Flügel die schönsten Melodien entlockte. Nein. Er würde nur noch in meinen Erinnerungen für mich spielen.

Der Morgen brach an und erhellte die Welt vor meinen Baumstamm. Ich mußte weiter. Viel ist mir diese Nacht durch den Kopf gegangen.
Unter anderem Alice.
Hier würde sie mich nicht so leicht finden. Der Wald sah aus, wie jeder andere. Ich wusste ja selbst nicht einmal, wo ich mich befand.
Ich durfte nicht so viel darüber nachdenken wohin ich ging oder was ich tat. Zu viele Hinweise auf meinen Auffenthaltsort.
Also konnte ich Alaska schon canceln. das hatte sie sicher schon gesehen. Ich mußte vorsichtiger sein.
Langsam kroch ich aus meiner Bleibe und streckte mich ausgiebig. Meine Haare waren zerzaust und beheimateten wahrscheinlich sämtliche Krabbelbewohner des Baumstammes. Ich klopfte mir den Staub von der Kleidung und schulterte den kleinen Rucksack. Viel hatte ich nicht mitgenommen.
Etwas Geld. Eine Zahnbürste. Fotos. Nur um die erste zeit über die Runden zu kommen.
Ich setzte meine Reise fort. Der Morgen verstrich und ging in den Mittag über. Die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel und verwandelte die Landschaft in eine karge Wildnis.
Noch immer begegnete ich keinem Tier. Irgendwo mußten die doch leben. Ich suchte den Himmel ab. Nichts. Nicht einmal Vögel. Nicht das ich einen fangen könnte.
Die nächste Ortschaft erschien am Horizont. Der Größe nach zu urteilen wohl eher ein Dorf. Ich drosselte mein Tempo. Immerhin erreichte ich bald die Zivilisation. Und ich wollte niemanden durch meine Erscheinung erschrecken.
Ich strich mit den Fingern durch die Haare und befreite sie von den letzten Zweigen und Blättern. Du Bluse war noch gut in Schuß. Nur die Hose und Schuhe hatten etwas gelitten.
Ich brauchte dringend eine Dusche. Und vielleicht ließe sich dort ja was “Essbares” auftreiben. Im vegetarischen Sinne. Sollte ich es wagen? Es bestand ein gewisses Risiko,das gebe ich zu.
Aber ich würde nur schnell ein Zimmer nehmen.
Duschen.
Und dann wieder verschwinden.
Das redete ich mir zumindest ein.
Noch wenige Meter und ich erreichte das Ortsschild. Mit dem Blick starr nach unten gerichtet schritt ich daran vorbei. Nur nicht darauf achten. Konnte mir doch eigentlich egal sein, wo ich mich befand. Ich würde sowieso nicht lange bleiben.
Kaum hatte ich die ersten Häuser hinter mir gelassen, wurde ich von allen angestarrt. Ich mußte so etwas wie die Hauptattraktion des Jahrhunderts sein. Jeder Mann drehte sich nach mir um. Die Frauen sahen peinlich berührt zu Boden. Die Kinder auf den Straßen unterbrachen ihr Spiel um mir zu folgen. Ich mußte schlimmer aussehen, als ich gedacht hatte.
Hier durfte ich wirklich nicht lange bleiben. In so einer Kleinstadt kannte jeder jeden. Ich bezweifelte, das sich Touristen hierher verirrten und ich fiel sprichwörtlich auf wie ein bunter Hund.
Auf der anderen Straßenseite prangte ein Schild an der Hauswand, das mir verriet, hier das gefunden zu haben, wonach ich suchte.
“Zimmer frei” wiederholte ich leise.
Ich widerstand dem Impuls mir den Namen der Pension anzusehen und hoffte auch, das ich im Inneren nicht damit konfrontiert wurde. So leicht würde ich es Alice nicht machen. Das hatte ich ihr und mir versprochen.
Die zwei Stufen bis zum Eingang waren schnell überwunden. Eine Glocke schellte, als ich die Tür öffnete und hinter mir wieder schloss.
Die ältere Dame hinter dem Tresen schielte über ihre dicke Brille hinweg und musterte mich eingehend. Dann begann sie zu lächeln.
“Kindchen, was ist Ihnen denn widerfahren? Entschuldigen Sie meine direkte Art, aber Sie sehen furchtbar aus.” sie klang besorgt und kam auf mich zu.
“Guten Tag. Ähm….” was sollte ich ihr denn nur sagen? Wie ein Touri sah ich nicht gerade aus. Bei meiner stimme zuckte sie leicht zusammen, faßte sich aber schnell wieder.
“Haben Sie sich verlaufen? Kann ich was für Sie tun?” sie nahm meine Hände in die ihrigen . Erschrak aber, als hätte ich ihr einen Stromschlag verpasst.
“Ja ähm. Ich war spazieren. Im Wald. Die Dunkelheit hat mich überrascht. Nun, da hab ich den Weg zurück nicht mehr gefunden.” das stimmte zumindest zum Teil. Ich hasste es zu lügen. Für unsere Existenz wohl ein notwendiges Übel.
“Brauchen Sie Hilfe? Soll ich jemanden für Sie anrufen?”
Edward, schoss es mir durch den Kopf. Aber ich verbot mir den Gedanken gleich wieder. Nur zu gern hätte ich ihm gesagt, er solle sich keine sorgen machen und das es mir gut ginge. Aber sicher war er so schlau, den Anruf zurück zu verfolgen.
Die Dame räusperte sich. Ich war ihr noch eine Antwort schuldig.
“Nein danke Mrs….”
“Hudson. Paula Hudson.”
“Danke Mrs. Hudson. Das ist nicht nötig. Aber wenn sie mir ein Zimmer anbieten könnten, wär mir schon geholfen. Eine Dusche und dann bin ich wieder wie neu.” erklärte ich ihr unter einem Lächeln.
“Dann laß mich mal schauen Kindchen” sie stiefelte wieder um den Empfangstresen und blätterte in einem Buch. Sie schaute abwechselnd zu mir und auf die Seiten die sie hin und her schob.
Ich war mir sicher, das ich der einzige Gast war. Wer verirrte sich schon hierher? Außerdem besagte das Schild draußen, das durchaus ein Zimmer frei war.
“Nur für heute Nacht?” fragte sie, immer noch in ihr Buch vertieft. Wahrscheinlich wollte sie den Anschein erwecken, sehr gefragt zu sein.
“Eigentlich nur für ein paar Stunden. Ich muß wieder weiter, bevor man mich vermisst.”
“Das kann ich leider nicht gestatten. Wir vermieten nur tageweise. Zu bezahlen ist im Vorraus.” ihre besorgte Ader ließ nach und wich der unfreundlichen, habgierigen. Mann, war die wandelbar. Wie viele Masken sie wohl noch besaß?
“Kein Problem ich nehme es für einen Tag. Werde Sie aber heute noch verlassen.” gab ich ihr zu verstehen.
“Soll mir recht sein. Auf welchen Namen darf ich buchen?”
“Isabella Cu…. Carter. Isabella Carter” nie dürfte ich meinen wahren Namen tragen. Das letzte, was mich als zu IHM gehörig kennzeichnete, mußte ich ablegen um zu fliehen und zu leben. Zu existieren vielmehr. Ein Leben ohne Edward war kein Leben.
“Dann bräuchte ich hier noch ihr Unterschrift” sie hielt mir das Formular hin und ich bemühte mich, meinen neuen Namen korrekt und flüssig zu schreiben. So, als hätte ich nie einen anderen getragen.
“Macht dann 160$” wer machte bei ihr denn die Preise? Das wird aber eine teure Dusche.
Wortlos kramte ich in meinem Rucksack und reichte ihr ein paar Scheine. Sofort zog ich den Reißverschluß wieder zu und schulterte meine wenigen Habseligkeiten.
“Wenn Sie mir dann bitte folgen würden?!” sie schlängelte sich den schmalen Gang entlang und stakste die Treppe am Ende hinauf.
Das Haus war schon sehr alt. Das sah man in jedem Detail. Der Boden hatte seine besten Zeiten bereits hinter sich gelassen, und auch die Wände könnten mal wieder einen frischen Anstrich vertragen. Kleine Lampen hingen an einer Wandseite und beleuchteten den Flur, in dem es kein Fenster gab. Vor einer der Holztüren blieb sie stehen.
“Da wären wir. Abendessen gibt es um 7. Frühstück ab 9. Das WC finden sie am Ende des Flurs. Morgen bis 11 müssen sie draußen sein. Ich wünsche einen angenehmen Auffenthalt.”
Ich schaute auf den rostigen Schlüssel, den sie mir hinhielt. Eine 12 kennzeichnete seinen Anhänger und stimmte mit der Nummer an der Tür überein. Ich bezweifelte, das es 12 Zimmer gab. Nicht einmal annähernd.
“Danke sehr”
Sie drehte sich schweigend um und schlurfte davon. Ich steckte den Schlüssel ins Schloß und betrat mein Reich.
Der “antike” Baustil setzte sich im Zimmer fort. Oder sollte ich besser Schuhkarton sagen? Ich war nie wählerisch oder anspruchsvoll gewesen. Aber seit ich bei Edward wohnte, war ich doch einen gewissen Luxus gewohnt. Nicht gegen normale Standards, aber DAS war eher eine Absteige. Ein kleines Fenster spendete spärlich Tageslicht. Darunter stand ein Bett, indem sicher die ganze Stadt bereits 2x geschlafen hatte. Daneben faulte ein Kleiderschrank vor sich hin, der nur eine Tür besaß. Der Boden wurde von einem Teppich bedeckt, der wohl mal beige gewesen war. Darunter, morsches Holz. Man sah es nicht, doch ich konnte es riechen.
Faulig, nass, uralt und wahrscheinlich kreuzgefährlich. Höchstwahrscheinlich fanden hier nachts ganze Käferwanderungen statt.
In der linken Ecke befand sich die so genannte Nasszelle, die ausschließlich aus einer Duschstange und einem kleinen Waschbecken bestand. Nicht sehr einladend, aber zweckerfüllend.
Den Rucksack stellte ich am Waschbecken ab und fischte meine Zahnbürste raus. Der Spiegel war eingetrübt und ließ nur wenig von meinem Gesicht erkennen. Nach dem Zähne putzen ließ ich die Hüllen fallen und steuerte die Dusche an. Über die fehlende Hygiene versuchte ich mir gar nicht erst den Kopf zu zerbrechen.
Das Wasser kam nur aus wenigen Öffnungen der Brause und es dauerte eine Weile bis ich vollends nass war. Die Temperatur nahm ich kaum wahr. Sicherlich war sie genauso kalt wie das ganze Ambiente hier.
Nach einer gefühlten Ewigkeit schlüpfte ich wieder in meine Sachen. Die, die ich am Leib trug, waren die Einzigen, die ich mitgenommen hatte. Alles andere roch zu stark nach Vampir. Ich würde mir neue kaufen, sobald ich angekommen war. Wo immer das auch sein mochte.
Die Haare waren nass, aber das störte mich nicht. Die Sonne würde sie schnell trocknen. Keine Minute länger als nötig wollte ich hier verbringen. Das pensionseigene Handtuch legte ich zum Trocknen auf das Bett. Meine Schuhe würden nicht mehr lange durchhalten. Ich mußte dringend Ersatz auftreiben. Vielleicht besaß dieses Örtchen ja so etwas wie einen Schuhladen?! Ich bezweifelte es aber.
Mrs. Hudson unterhielt sich angeregt mit einem älteren Herren und bemerkte mein Erscheinen gar nicht.
“Ich wär dann soweit. Vielen Dank für ihre Mühe.” sagte ich um nicht unhöflich zu erscheinen und überreichte ihr den Schlüssel.
“keine Ursache. Wenn sie telefonieren möchten?” sie zeigte in Richtung Empfangstresen, auf dem ein schwarzer Apparat stand.
“Nicht nötig. Ich hab mir per Handy ein Taxi bestellt” log ich.
“Aber könnten sie mir sagen, ob es hier ein Schuhgeschäft gibt”
Sie stutzte. Sah hinab zu meinen Füßen und verstand.
Wider meines Erwartens beschrieb sie mir den Weg zur nächsten Shoppingmeile. Das fiel also aus. Eindeutig zu viele Leute. Und in meinem Zustand unverantwortlich. Dann mußten meine Turnschuhe wohl noch eine Weile durchhalten.
Nach kurzer Verabschiedung verließ ich “das Loch”, wie ich es im stillen taufte, und eilte die Straße hinunter. Schon nach wenigen Häusern erreichte ich die Stadtgrenze und gelangte auf ein offenes Feld. Das Getreide stand hoch, also konnte ich getrost auf meine Vampirgeschwindigkeit umsteigen.
In den nächsten Stunden wechselte ich mehrmals die Richtung. Meine Spuren sollten gut verwischt werden. Es erschien mir zwar schwierig, mich hier zu finden, aber Edward war um einiges älter und erfahrener in Bezug auf´s Spuren lesen. Ich hoffte es würde reichen um ihn zu täuschen.
Die Sonne stand tief und blendete mich durch das spärliche Blattwerk der Bäume. Es mußte bereits Nachmittag sein. Wieder durchstreifte ich einen Wald. Mann, davon gab es hier wohl mehr als genug. Aber auf eine weitere Nacht in verfaulten Baumstämmen oder auf dem Waldboden, konnte ich gut verzichten.
Ich hielt mich weit ab der Wanderwege und steuerte auf das nächste Feld zu, als ein süßlicher Geruch mein Interesse weckte. Wurde aber auch Zeit. Ich kam mir schon vor wie eine Trockenpflaume. Geduckt und bereit zum Angriff kauerte ich hinter einer Anhöhe. Wapiti?
Meine Fänge drückten von innen gegen meine Oberlippe und Gift sammelte sich in meiner Mundhöhle. Aber da war noch etwas.
Vertraut und doch unbekannt.
Anders.
Ich ignorierte meine Nahrungsquelle und konzentrierte mich ausschließlich auf diesen, mir unerklärlichen Geruch.
Woher kannte ich ihn?
Hatten sie mich gefunden?
War ich nicht vorsichtig genug?
Vielleicht hatten sie mich noch gar nicht gesehen.
Noch immer spähte ich über den Hügel.
Schritte.
Kaum hörbar.
Nicht menschlich, das stand fest.
Ein Knurren ertönte hinter mir. Erschrocken wirbelte ich herum, um mich gegebenenfalls zu verteidigen.
“Leah” ihr Name kam nur flüsternd über meine Lippen. Erleichtert und überrascht starrte ich sie an.
“Was machst du hier? Die anderen machen sich Sorgen um dich.” ich stockte kurz, als ich bemerkte, das das Gleiche auch auf mich zutraf.
Leah rührte sich nicht. Mir war bewusst, das sie nicht antworten konnte, aber ein kleines Zeichen wäre doch drin gewesen.?!
Sie sah so anders aus. Ihr einst so schönes Fell war länger und verfilzt. Blätter, Dreck und kleine Äste hatten sich in ihm verknotet. Am schlimmsten war der Ausdruck in ihren Augen. Sie sprühten gerade zu vor Hass und Verachtung. Womit hatte ich das verdient?
Dann tat sie etwas beängstigendes. Mit ausgefahrenen Krallen und gefletschten Zähnen schritt sie auf mich zu. Angst keimte in mir auf. Sie wollte doch nicht etwas…?
“Leah, was tust du?” rückwärts stolperte ich den Hang hinauf. Ich war von diesem Geruch so abgelenkt gewesen, das ich nicht darauf geachtet hatte,was hinter mir geschah. Das sollte wohl mein Verhängnis werden.
Wir konnten uns nie gut leiden. Waren selten einer Meinung, aber das ging eindeutig zu weit. Wie konnte sie mich so hassen, dass sie bereit wäre ,mich zu töten?
Wie zur Bestätigung setzte sie zum Sprung an und steuerte auf mich zu. Gekonnt duckte ich mich unter ihrem großen Leib ab, so dass sie mich um haaresbreite verpasste und einige Schritte hinter mir landete. Wie eine Katze zog sie ihre Kreise und zwang mich den Hügel hinab zu gehen. Wieder kauerte sie sprungbereit vor mir.
“Leah, was soll das? Ich will nicht mit dir kämpfen. Verwandel dich, damit wir reden können” ich wollte ihr nicht weh tun. Sie nicht angreifen. Immerhin gehörte sie zu Jakes Rudel. War praktisch seine Familie. Und bald wohl auch meine. Meine Stiefschwester.
Dieses mal gelang mir das Ausweichen weniger geschickt. Ich fiel den Rest des Hügels hinunter und landete im Dreck. Mein Knöchel schmerzte. Wenn er neulich nicht gebrochen war, dann war er es jetzt unter Garantie. Noch bevor ich mich aufrichten konnte, drückte eine Pranke mich wieder zu Boden.
Mit jedem Atemzug wirbelte ich den trockenen Waldboden auf und inhalierte den Staub.
Nicht atmen, Bella. Nicht atmen.
Der Druck auf meinem Rücken und das schmerzhafte Pochen im Fuß hinderten mich an meinem Vorsatz. Mit unaufhörlichen Hustenanfällen versuchte ich den Dreck wieder aus meinen Lungen zu befördern. Vergeblich.
Ihre Krallen gruben sich durch meine Bluse und schnitten mir ins Fleisch. Leah beugte sich zu mir hinab und ich konnte ihren Atem in meinem Genick spüren. Ein kurzer Biss und alles wäre vorbei.
Hoffentlich würde es schnell gehen.
Aber sie tat nichts dergleichen. Das Knurren verebbte und sie konzentrierte sich auf die Baumgruppe, die vor uns lag.
Dieser Geruch.
Da war er wieder.
Deutlicher als je zuvor.
Unter dem schräg einfallendem Sonnenlicht gelang es mir nicht, etwas zu sehen. Meine Augen waren überreizt und wollten sich an die Lichtfülle einfach nicht gewöhnen. Unter ständigem Geblinzel versuchte ich etwas zu erkennen.
Meine Augen weiteten sich und das blut schien mir in den Adern zu gefrieren.
Das war doch nicht möglich.
Eine in schwarz gehüllte Person schritt auf uns zu. Scheinbar schwerelos glitt sie über Farne, Moos und Astwerk.
Das Gesicht durch eine Kapuze verhüllt, um vor der Sonne geschützt zu sein. Denn das war notwendig um im Geheimen zu bleiben. Wir beide teilten dieses Geheimnis. Diese Person trug es schon länger, ich erst seit kurzem.
Auch ohne ihr Gesicht zu sehen, wusste ich, wen ich vor mir hatte.
“Jane”


Verlassen

Edward:

“Bitte mach auf”
Noch einmal klopfte ich an die Schlafzimmertür. Nichts.
Obwohl ich keinerlei Schluchzen vernahm, wusste ich, das ich sie sehr verletzt hatte.
Es tat mir leid. So unendlich leid. Wie konnte mir so etwas nur rausrutschen? Wie konnte ich sagen, dass ich es bereute sie geheiratet zu haben?
Es hätte mir in meinen 109 Jahren nichts besseres widerfahren können als Bella. Abgesehen von Renessmee.
Sie war still. Und doch wusste ich, das sie da war. Gleich hinter dieser Tür. So nah und doch so fern. Sie würde mich nicht hinein lassen und das hatte ich mehr als verdient. Es gab nichts, mit dem ich es hätte wieder gut machen können. Aber ich würde es versuchen.
Sie brauchte Zeit. Mußte sich beruhigen.
Vielleicht konnten wir dann über alles reden?!
Bedächtig schritt ich die Stufen hinunter ins Wohnzimmer.
Schmerzlich trafen mich die Auswirkungen meines Anfalls.
Scherben. Überall. In jedem Winkel um den Kamin.
Blut. Ihr Blut.
Unser Foto, das ich genauso geliebt hatte, wie sie es tat. Es lag auf dem Boden und sog die rote Flüssigkeit auf wie ein Schwamm das Wasser.
Ein Foto war zu ersetzen. Meine Bella jedoch nicht.
Ich hatte ihr weh getan. Körperlich, wie auch seelisch..
Dabei hatte ich geschworen, sie immer zu beschützen und darauf zu achten, das ihr kein Leid angetan wurde. Und jetzt war ich der Jenige, der welches verursachte
Ihr Fuß! War sie vorher bereits verletzt? Oder hatte ich das auch zu verschulden? Warum humpelte sie? Sollte so etwas nicht schmerzlos verheilen? Und Schmerzen hatte sie definitiv gehabt.
Sie wollte allein sein und ließ ihr ihren Willen.
Wie immer.
Ich würde ihr jeden Wunsch erfüllen, sei er auch noch so außergewöhnlich.
Das Chaos würde ich später beseitigen.

Die Waldwege waren staubtrocken aufgrund der nun schon wochenlang anhaltenden Dürre. Bäume und Sträucher standen kahl in der Landschaft und erinnerten eher so Herbst, statt an Frühsommer.
Vereinzelte Blätter huschten nach aufkeimen einer leichten Briese vor mir her, als wollten sie mir den Weg weisen.
Ich hätte es weder eilig, noch wusste ich, wo ich hin wollte.
Einfach weg.
Nachdenken.
Den Kopf freibekommen.
Denn das letzte was ich wollte, war nach Hause zu den anderen gehen. So wie ich Alice kannte, war sie dank ihrer Gabe bereits im Bilde.
Jasper würde spüren wie ich mich fühlte und versuchen mich zu beruhigen. Das wollte ich nicht. Ich mußte selbst damit fertig werden, ohne mich beeinflussen zu lassen.
Tja, und Emmett?
Auf den hatte ich in diesem Moment wahrlich keine Lust. Ich war am Ende. Heute würde ich für ihn ein leichtes Opfer sein. Damit hätte er mich bis in alle Ewigkeit aufgezogen. Und die konnte lang sein.
Außerdem war mir nach Späßen weiß gott nicht zumute.
Am aller wenigsten nach Emmett.
Ein Reh kreuzte den Weg und blieb wie erstarrt stehen, als es mich erblickte. Wahrscheinlich war es sich der Gefahr durchaus bewusst, aber unfähig wegzulaufen.
Ich verspürte weder Durst, noch den Drang es zu jagen.
Heute würde ich gnädig sein.
Ein scharfes Knurren meinerseits und das Reh verschwand im Unterholz. Wie es mich angeblickt hat. Mit schreckensgeweiteten Augen. Braunen Augen.
Bellas Augen waren braun als.. Als sie noch ein Mensch war.
Ja, ich war ein Monster. Ein Raubtier.
Sie, so kostbar und fein. Vergleichbar mit diesem Reh.
Aber anstatt ihr das Leben zu schenken, hatte ich es ihr genommen. Mehr als einmal.
Schon als ich auf sie aufmerksam wurde, war ihr Schicksal besiegelt. James, der sie biss. Auch da, hätte sie durch mich sterben können. Mein feiges Fortlaufen. Wenn ich daran denke, was für seelische Wunden ich ihr damit zugefügt hatte. Selbst heute waren sie nicht verheilt. Nein. Es hatte tiefe Narben hinterlassen.
Wie oft hatte sie sich in Gefahr begeben, nur um meine Stimme zu hören? Hätte ich mir nicht denken können, was mein Fortgehen bei ihr auslöste?
Victoria, die Bella jagte, weil ICH ihren Gefährten tötete. Bella war bereit sich zu opfern, um mich zu retten. Zum zweiten mal wohlgemerkt.
Die Geburt Renessmee´s. es war so knapp gewesen. Fast hätte ich sie verloren. Für immer. Der Kampf auf der Lichtung, gegen die Volturi.
Ja, ich war eine Gefahr. So oft ruinierte ich ihr Leben. Das letzte mal erst vor wenigen Minuten.
Warum tat ich das, wenn ich sie doch so liebte? Mehr als das. Sie war alles für mich. Der Grund, überhaupt zu existieren. Wir waren so grundverschieden und doch konnte der eine nicht ohne den anderen sein.
Ich wollte sie nicht verlieren, nie wieder verletzen. Irgendwie mußte ich das alles wieder hin biegen. Und ich wusste auch schon wie.
Aber konnte ich Bella jetzt allein lassen? Vermutlich würde sie heute überhaupt nicht mehr aus dem Zimmer kommen.
Also, warum nicht?

Sofort trat ich den Rückweg an. Plötzlich hatte ich es eilig. Wollte meine Bella so schnell wie möglich wieder in die Arme schließen, auch wenn ich wusste, das sie es mir nicht so leicht machen wird.
Eine frische Spur am Wegesrand erweckte meine Aufmerksamkeit. Pfotenabdrücke. Sogleich drosselte ich mein Tempo und lauschte in den Wald hinein.
Nichts.
Aber dieser Geruch. Es waren Wolfsspuren , da war ich mir sicher.
Jake war bei Nessie, ich konnte sein lachhaftes Gegrunze hören.
Soviel ich wusste, wollte Seth zu Charlie und Sue.
Leah?
Trieb sie sich hier wieder rum? So nah an unserem Haus?
Wahrscheinlich hatte sie die Nase voll von der Wildnis und wollte einfach wieder nach Hause. Wäre eine Möglichkeit.
Denn Sam und sein Rudel würden nie ohne Erlaubnis unser Territorium betreten. Sie waren an die grenze gebunden und hielten sich an ihre Gesetze diesbezüglich.
Mit kleinen Ausnahmen in der Vergangenheit.
Aber da war noch irgendwas. Eine feine Note Birke, Nelke und ……Vanille. Ich kannte ihn. Nur woher? Ganz klar vampirischen Ursprungs. Sollten wieder Nomaden unterwegs sein? Kannten wir diesen “Eindringling”?
Mein geplantes Vorhaben mußte also warten. Carlisle sollte bescheid wissen. Nur für den Fall, das dieser Vampir feindlich gesinnt war.

Den Rest des Weges flog ich förmlich dahin und erreichte das große Haus nur wenige Sekunden später.
Alle hatten sich um den Esstisch im Wohnzimmet versammelt und warteten bereits auf mein Erscheinen. Den Gesichtern nach zu urteilen, hatte Alice sie schon grob informiert und es fehlte nur die Bestätigung meinerseits.
“Also ist es wahr? Sie ist fort?!” Carlisle richtete das Wort an mich.
1000 Gedanken stürmten auf mich ein, aber keinen konnte ich klar erfassen.
“Leute, wenn ihr mir alle eure Gedanken entgegen schreit, dann platzt mir mit Sicherheit der Schädel.”
Alle sahen beschämt zu Boden, unfähig Blickkontakt mit mir zu halten.
“Carlisle, was meintest du mit SIE? Ist dir unser ´Besucher´ bekannt?
Können wir davon ausgehen, das er oder sie in friedlicher Absicht unser Gebiet durchqueren?” ich setzte mich auf meinen angestammten Platz zwischen Alice und Bella. Nur das der Platz zu meiner Rechten leer blieb. Ich würde Bella später über meine Entdeckung informieren.
“Edward, von was redest du?” Alice sah mitgenommen aus. Das kannte ich gar nicht von unserem Sonnenschein. Also mußte es schlimmer sein, als ich angenommen hatte.
“Na von den Spuren im Wald. Ich dachte, deswegen seid ihr alle hier?!” jetzt war ich verwirrt.
“Du weißt es noch nicht oder? Oh, Edward. Es tut mir so leid” Alice stand auf, um daraufhin fluchtartig den Raum zu verlassen.
“Was ist hier los? Was hat sie?”
“Bella ist fort” Carlisle sah mich an, als habe er mir gerade erklärt, halb Forks abgeschlachtet zu haben. Bella war fort. Na und? Sie fuhr ständig zu Charlie oder ging mit Nessie nach Seattle zum bummeln.
Wenn es ihr half den Kopf frei zu bekommen, dann wollte ich sie hier nicht festhalten.
“Ich verstehe nicht…”
“Sie kommt nicht wieder Edward. Sie hat sich entschieden. Alice…”
Den Rest seiner Erklärung erreichte mich nur noch gedämpft. Alice stürmte wimmernd aus dem Zimmer, die Treppe hinauf. Bella war weg.
Das rückte diese Versammlung doch in ein ganz anderes Licht. Sie hatten es gewußt. Alle. Und ich war der Letzte, der es erfuhr.
Ruckartig stand ich auf und stieß dabei den Stuhl um, auf dem ich gerade noch saß.
Ich mußte mich selbst davon überzeugen. Das konnte nicht sein. Hatte ich sie doch schlimmer gekränkt als angenommen?
Die Terrassentür stand offen und ich entschied mich für den kürzesten Weg durch den Garten.
Emmett folgte mir wenige Schritte, bevor ihn Carlisle jedoch zurückhielt. Was sie mir hinterher riefen verstand ich nicht. Zum ersten mal war ich taub und blind, für das was um mich herum geschah. Ich verstand gar nichts mehr und hoffte, all meine Befürchtungen und Ängste würden sich nicht bewahrheiten.
Die kleine Holztür war verschlossen jedoch nicht abgesperrt.
Ein Blick durch das Wohnzimmer verriet mir, das alles so belassen war, wie vor meinem Spaziergang.
Sie mußte also oben sein.
Bitte, bitte, lass sie oben sein.
Ich nahm gleich zwei Stufen auf einmal und stürmte ins Schlafzimmer. Nur um festzustellen, das ich hier allein stand.
War sie wirklich gegangen? Für immer?
All ihre Sachen schienen hier zu sein. Ihr Auto stand in der Garage, daran war ich vorhin erst vorbei gelaufen. Nessie war jetzt mit Jakob unterwegs. Sie würde nicht gehen ohne ihre Tochter.
Mich konnte sie verlassen, aber nicht Renessmee.
Nicht Renessmee.
Alice erschien im Türrahmen, traute sich aber nicht näher zu kommen.
“Es tut mir leid. Als ich gesehen habe, was sie plant, war es bereits zu spät. Bella war bereits fort” sie schluckte schwer, blieb aber wo sie war.
“Was hast du gesehen?” teilnahmslos striff ich durchs Zimmer, in der Hoffnung irgendeinen Hinweis auf ihren Verbleib zu finden. Aussichtslos.
Bella ist nicht dumm. Wenn sie ungesehen verschwinden wollte, dann schaffte sie das auch. Sie war sich der Funktion von Alice´ Gabe durchaus bewusst.
“Ich habe gesehen wie sie dir…uns einen Brief geschrieben hat. Es klang nach Abschiedsbrief und war sehr eindeutig.”
Ein Brief? Aber hier war kein Brief. Noch einmal lief ich jeden Zentimeter ab , sogar das Badezimmer ließ ich nicht aus. Nichts.
“Aber hier ist nichts. Vielleicht hatte sie es vor und hat sich dann umentschieden. Du weißt doch wie das ist mit deinen Visionen. Vielleicht ist sie nur spazieren.
Ja, du wirst sehen. Bis heute Abend ist Bella wieder da. Sie braucht nur etwas Zeit.” irgendwie glaubte ich meinen eigenen Worten nicht, aber es ließ mir ein Schlupfloch. Einen Hoffnungsschimmer.
Gequält schaute ich Alice an und zerbrach innerlich als ich ihr Kopfschütteln sah.
“Nein” sie nute hier noch irgendwo sein. Ganz in der Nähe. Ich würde nach ihr suchen, denn so weit konnte sie nicht gekommen sein. Und ich war schnell. Schneller als die anderen.
Noch einmal schlug ich den Weg in den Wald ein und ließ Alice einfach stehen
Bella. Bella, wo bist du nur.
Keine Spur, kein Hinweis. Nicht einmal ihren Geruch konnte ich ausmachen. Wie war das möglich?
Suchte ich in der falschen Richtung?
Ja, so mußte es sein.

Es war bereits finstere Nacht und noch immer durchstreifte ich die Umgebung. Außer ein paar verschreckten Waldbewohnern begegnete ich niemandem.
Die besorgten Rufe meiner Familie drangen an mein Ohr und ließen mich flüchten. Ich wollte allein sein. Denn ohne Bella fühlte ich mich nicht komplett.
In großem Bogen und Querfeldein rannte ich zurück nach Hause. Das ohne Bella kein richtiges zu Hause mehr war. Die Tür verschloss ich vorsichtshalber, falls doch jemand so mutig war, mich stören zu wollen. Dabei hatte ich vor allem Alice im Kopf.
Hätte sie nur früher reagiert, dann wäre Bella noch da. Dann hätte ich sie aufhalten können.
Nein, so durfte ich nicht von Alice denken. Denn ich war Schuld an der ganzen Sache. Ich allein.
Kraftlos ließ ich mich am Bettpfosten auf den Boden sinken. Ich fühlte mich schwach und unendlich leer. Wenn nicht einmal ich sie fand. Wer dann?
Mir blieb nur zu hoffen, das sie von allein zurück kam. Irgendwann.
Ich würde warten. Auf sie würde ich warten, denn nur sie war es wert.
Mein Leben. Mein Alles. Mein ganzes Sein.
Mir schien es ,als tat sich die Erde auf und verschluckte mich einfach.
Ich fiel.
Fiel und fiel in ein schwarzes Loch und erreichte doch nie den Boden.
Wie lange konnte ich mich hier aufhalten ohne Nahrung? Tage? Wochen? Monate? War ja auch egal. Ich würde mich hier nicht fortbewegen. Zu meiner Familie konnte ich nicht. Die beste Gesellschaft war ich sowieso nicht und würde sie auch nie wieder sein.
Vielleicht kam Bella zurück. Und was wäre, wenn ich dann nicht da bin? Wenn ich sie verpasste?
Ihre Jeans lag auf dem Boden vor dem Spiegel. Wahrscheinlich hatte sie sich umgezogen bevor…!
Ich streckte meine Hand nach ihr aus und zog sie an mich heran. Sie roch nach Alice, aber auch nach ihr. Wahrscheinlich eine Leihgabe. Überhaupt war ihr Duft überall. In ihren Sachen, im Bettzeug, in der Luft. Der Schmerz holte mich schlagartig ein und ich versuchte erst gar nicht ihn zu unterdrücken. Ein lauter Schrei verließ meine Kehle und erfüllte den Raum. Mir war es egal, ob mich jemand hörte. So, wie mir alles egal war. Alles, außer meiner Bella.
Ihre Hose lag nun in meinen Armen, dicht ans Gesicht gepresst. Schnell erhob ich mich und stopfte sie in die nächste Schublade. Ich würde sie wegschließen. Ihren Duft bewahren. Um immer dann davon zu leben, wenn alles unerträglich wurde.
Große Zweifel taten sich auf. Würde es je besser werden?
Was sollte ich Nessie sagen? Wie ihr erklären, das ihre Mom nie wieder kam? Und das alles meine schuld war. Sie würde mich hassen. Ich hasste mich ja selbst abgrundtief.
Geschah mir recht. Nie hätte ich mich so hinreißen lassen dürfen. Egal aus welchem Grund. Die letzten Wochen waren eine einzige Zerreißprobe. Wie oft hatte sie mich gewarnt? Mir mitgeteilt, wie unerträglich alles für sie war in Bezug auf Tanya. Ich hab das alles zu leicht gesehen und als eine Überreaktion ihrerseits gewertet. Nun weiß ich es besser. Jetzt, wo es dafür deutlich zu spät ist.
Ich weiß nicht, wie lange ich mich im Zimmer verbarrikadiert hatte. Es mußten mehrer Tage gewesen sein.
Das Brennen in der Kehle wurde immer noch von dem Brennen in meinem Brustkorb überlagert.
So sollte also meine Last aussehen, die ich bis in alle Ewigkeit zu tragen hatte. So soll es sein. Ich nahm es als meine Strafe an. Auch wenn diese mir zu milde erschien.
Es klopfte ans Fenster.
Schon am Tag als Bella uns verlassen hatte, verdeckte ich diese mit den dunklem Vorhängen. Ich hatte jegliches Gefühl für die Zeit verloren. Wusste weder ob Tag oder Nacht war, noch bekam ich etwas anderes mit, das außerhalb meiner selbsternannten Festung geschah.
War ich schon bereit für Gesellschaft?
Immerhin konnte ich mich nicht ewig verkriechen. Ich trug Verantwortung gegenüber Renessmee. Meine Tochter brauchte mich schließlich. Jetzt mehr denn je.
Nicht ganz so elegant wie sonst für mich üblich, erhob ich mich vom Boden. Nur einmal hab ich meinen Platz in den letzten Tagen verlassen. Mich aufs Bett geschmissen um mich in ihrer Decke zu verstecken. Die Außenwelt noch weiter auszuschließen und einfach ihren Duft inhalieren.
Zwei Minuten hatte ich durchgehalten und dann aufgegeben, weil es einfach zu schmerzhaft wurden.
Der Riegel ließ sich leicht öffnen und das Fenster schwang auf. Alice huschte hindurch und landete behände auf dem hellen Teppich.
Sie sagte nichts. Stattdessen schlang sie ihre Arme um mich und spendete einfach Trost.
Als ob mich etwas trösten könnte.
Auch die körperliche Nähe war mir auf einmal unangenehm. Nie wieder würde ich jemandem so nahe sein können.
Bestimmt drückte ich sie eine Armlänge von mir weg.
“ Was willst du?” fragte ich sie knapp.
“Nach die sehen. Du machst mir langsam Angst.”
“Was soll mir schon groß passieren? Umbringen kann ich mich ja wohl kaum.”
Für diese Aussage erntete ich einen bösen blick von meiner Schwester.
“Schon gut. Also?”
“Ich denke du solltest wieder bei uns einziehen. Dein Zimmer steht immer noch leer und…”
“Nein” unterbrach ich sie konsequent und sie zuckte zusammen unter meiner erhobenen Stimme. Ich wollte hier nicht weg. Nur hier konnte ich Bellas Gegenwart spüren. Die Erinnerungen wach rufen. Auch wenn es weh tat.
“Bella wird nicht zurück kommen. Du Quälst dich selbst.”
Ich glaubte auch nicht mehr daran, Bella wieder zu sehen, aber es von jemand anderem zu hören versetzte mir einen Stich in Herzgegend.
Ein tiefer Seufzer entrann mir. Sie hatte ja recht.
“Denk an Nessie. Sie vermißt dich und weiß überhaupt nicht was los ist.”
“Was soll ich ihr erzählen, hm? Das Mama auf Weltreise ist und auf sie keine Lust mehr hatte?”
Darauf konnte Alice nichts mehr sagen. Ich fragte mich, wie sie Nessie mein Verhalten und Bellas Verschwinden erklärt hatten.
“Wo ist sie überhaupt?”
“Die letzten Tage bei Charlie. Rosalie kümmert sich jetzt um sie bis… bis du das wieder übernehmen kannst.”
Ich nickte stumm, machte kehrt und verließ den Raum.
“Wo willst du hin?” sie folgte mir in die untere Etage und stockte zugleich, als sie den Zustand des Zimmers sah. Jedoch traute sie sich nicht, mich darauf anzusprechen.
“Zu meiner Tochter”

Schon von draußen hörte ich Rosalies verzweifelte Versuche, Nessie zu bespaßen. Doch außer das regelmäßige aus- und einatmen und den flatterhaften Herzschlag, hörte man von Renessmee nichts.
Ich fühlte mich schäbig, das ich sie solange allein gelassen hatte.
Kaum schritt ich durch die Tür, hellte sich ihr Gesichtchen auf und sie stürzte mir in die Arme.
“Dadd, Daddy”
Es tat mir weh, sie anzusehen. Zu viel fand sich von Bella in ihr. Und das würde schlimmer werden, je schneller sie wuchs. Bereits jetzt, innerhalb der wenigen Tage in denen ich sie nicht sah, hatte sie sich so verändert.
Die Haare waren länger. Sie reichten bis kurz über den Po und lockten sich an den Spitzen. Sie selbst war gute 6 cm gewachsen. Ihre Haut war blass. Dunkler als unsere, aber immer noch blaß. Die Wangen rosig und zart. Am faszinierendsten waren jedoch ihre Augen. Schokoladenbraun und kullerrund blickten sie mich fragend an. Sie erinnerte mich an eine Porzellanpuppe. An einen zerbrechlichen Engel. Unseren….meinen Engel.
“Hallo meine Süße. Wie geht es dir?” meine Frage war überflüssig, denn man konnte sehen, das sie geweint hatte und das ihr auch jetzt die Tränen wieder in die Augen standen.
“Wo ist Mami? Wann sehe ich sie wieder?” da war die Frage, vor der ich mich gefürchtet hatte und gerne selbst eine Antwort gehabt hätte.
“Mama braucht mal eine Pause meine Kleine. Sie muß etwas nachdenken und das kann sie hier nicht so gut. Deswegen ist sie fort gegangen ich bin mir sicher, das sie wieder kommt, wenn sie breit dafür ist.”
Hoffe ich - fügte ich in Gedanken hinzu.
“War ich böse?”
“Nein , meine Süße. Nein. So was darfst du gar nicht denken. Dich trifft überhaupt keine Schuld. Hörst du? Ich hab einen Fehler gemacht und jetzt ist Mami böse auf mich. Aber mit dir hat das nichts zu tun” verzweifelt versuchte ich ihr die Situation irgendwie zu erklären. Sie tat mir so unendlich leid. Zu allem übel begann sie auch noch zu weinen.
“Momma hat mir nicht mal auf Wiedersehen gesagt”
Ich hätte sie so gern fester an mich gedrückt um sie zu trösten, aber meine Angst, ihr dabei weh zu tun war größer. Also teilte ich im stillen ihren Kummer.
“Wo sind die Anderen?” fragte ich Rosalie, die immer noch auf dem Boden kotzte.
“Esme und Jasper sind jagen. Carlisle wollte mit Emmett den Spuren im Wald nachgehen und Jakob ist zu Charlie.”
“Was will er Charlie erzählen?”
Sie antwortete mir in Gedanken ungefähr das, was ich Nessie gerade gesagt hatte. Renessmee mußte nicht die volle Wahrheit erfahren.
“Tanya?” mir war aufgefallen, das ich sie seit dem Vorfall am See nicht mehr gesehen hatte. War sie überhaupt heil nach Hause gekommen?
“Sie wollte nach Seattle. Ich hab ihr gestattet Bellas Auto zu nehmen. Hoffe, du hattest nichts dagegen?”
Ich wusste, wie sehr Bellas dieses Auto haßte, also was sollte ich schon einzuwenden haben?
“Nein. Schon in Ordnung. Wie lange ist sie fort?”
“Schon eine Weile. Warum? Sie ist in letzter Zeit oft unterwegs und kommt erst spät in der Nacht zurück.”
Ich übergab Nessie an Rosalie, da sie an meiner Schulter bereits eingeschlafen war.
“Könnte ich sie heute bei dir lassen Rose?”
“Natürlich”
Ich schlug den Weg zur Garage ein.
“Alice? Was dagegen, wenn ich mir deinen Porsche ausleihe?” den Schlüssel hielt ich bereits in der Hand, wartete jedoch auf ihre Antwort.
“Ja klar. Ähm. Wenn du ihn mir heil wieder bringst?!” Alice schien besorgt um ihren gelben Kanarienvogel. Als hätte ich jemals einen Unfall gehabt.
“Ach, und Edward?” Rose
Langsam drehte ich mich zu ihr um. Meine Hand verharrte allerdings bereits auf der Klinke.
“ willkommen zurück”
Ein kurzes Nicken und ich schloss dir Tür hinter mir.
Mein Volvo war mir heut zu langsam. Ich brauchte etwas mit mehr Schub. Den Rausch der Geschwindigkeit hatte ich schon immer geliebt. Jetzt würden mir diese 500 PS dazu verhelfen.
Der hintere Teil der Garage stand leer. Dort, wo Bellas Ferrari sonst steht. Morgen würde ich ihn ausführen. Auf die 10 PS weniger kam es mir nicht an. Schließlich war es etwas von ihr.
Behutsam drehte ich den Zündschlüssel und schon brüllte der Motor wie ein kampfbereiter Tiger. Ein KLICK und das Garagentor fuhr hoch.
Wohin ich fuhr, war mir egal. Einfach fort. Hauptsache der Realität entfliehen.
Für kurze Zeit.


Verraten

Bella

Noch immer unter Schock starrte ich gebannt auf die zierliche Person, die nun vor mir zum Stehen gekommen war.
Kurz schweifte mein Blick ab und wartete darauf, weitere Gestalten zu erfassen, die aus dem Dickicht traten. Aber nichts.
War sie allein geschickt worden?
Dachten die Volturi, Jane würde ausreichen um mich zu vernichten?
Aber stimmt, Jane war nicht allein.
Wie hatte sie Leah dazu gebracht, die Seite zu wechseln?
Was hatte sie ihr geboten?
Leah war nicht dumm. Sie würde sich nicht so leicht hintergehen lassen. Also mußte sie hieraus einen Nutzen ziehen.
Aber welchen?
“Sei gegrüßt, werte Bella.”
Sie sprach meinen Namen aus, als wäre er ein Schimpfwort.
“Was… willst du…von mir?” keuchte ich unter der Last der großen Wolfspranken.
“Oh, ich will so vieles von dir. Aber zunächst einmal ein kleines Pläuschchen halten. Aber sag, was führt dich in diese Abgeschiedenheit? So weit fort von zu Hause”
“Das selbe….könnte ich dich…fragen”
“Leah” mit einem Zeichen forderte Jane Leah auf, mir ein wenig Freiraum zu lassen.
Diese gehorchte nur widerwillig und gab ihren Unmut mit einem leisen Knurren kund.
Irgendwie schaffte ich es, mich aufzusetzen und begann mich am Stamm eines Baumes auf die Beine zu ziehen. Ein scharfer Schmerz durchflutete meinen Knöchel und zog sich bis zum Knie.
Weglaufen war also nicht drin.
“Leah, hatte ich dir nicht gesagt, du sollst ihr kein Haar krümmen?! Was soll ich mit beschädigter Ware?” wütend schüttelte Jane den Kopf, sah mich dann aber gleich wieder an.
“Also? Du schuldest mir noch eine Antwort.”
“Ich schulde dir gar nichts. Solange du mir meine Fragen nicht beantwortest, hörst du von mir kein Wort.”
Das Pochen strömte nun durch mein gesamtes Bein und ich krallte mich an der Rinde fest um nicht umzufallen.
“Ha, ha, ha, ha “
Lachte sie mich jetzt wirklich aus? Was war an dieser Situation bitte komisch. Als hätte ich hier irgendwas zu lachen.
“Als ob es möglich wär, dich zum Schweigen zu bringen. Aber Moment, es ist möglich.”
Was meinte sie damit? Hatte sie vergessen, das mir meine Gabe erlaubte, ihre Attacken abzuwehren? War ihr nicht bewusst, das ich ebenfalls ein Vampir war und sie außer stande war, mich zu töten? Ein Schrecken durchfuhr mich. Sie würde es nicht schaffen mich umzubringen.
Leah schon.
War das ihr Plan? Sollte das Leahs Aufgabe sein?
An ihrem Gesicht erkannte ich Verstehen. Darüber, das bei mir wohl der Groschen gefallen war.
“Warum?” ich brachte nicht mehr als ein Flüstern zu Stande.
“Da fragst du noch? DU bist der Grund, das ich von Aro verstoßen wurde. Wegen DIR taufte er mich nutzlos und minderwertig. Warum MICH behalten, wenn er DICH doch als viel wertvoller einstuft?
Ich bin bereits seit Jahrhunderten Mitglied der Volturi und habe es durch meine Taten zu hohem Ansehen gebracht. Bist DU kamst.
Jetzt zähle weder ich etwas, noch meine Gabe.
Aro´s Augenmerk liegt jetzt ganz allein auf dir.
Du hast mir meine Familie genommen und mich dazu verdammt in dreckigen Wäldern zu hausen. Und da fragst du allen ernstes warum?”
Ihr Gesicht spiegelte sowohl Wut, als auch Trauer wieder. Ein bißchen empfand ich sogar Mitleid mit ihr.
“Sie haben dich verstoßen?” mehr brachte ich nicht heraus.
“Verbannt. Um es in Aro´s Worte zu fassen. Setze ich auch nur einen Fuß nach Volterra, bin ich des Todes.” schnell hatte Jane ihre Fassung wiedererlangt und kam auf mich zu.
“Ich verstehe nicht. Du warst alles für ihn. Er hat dich vergöttert. Du warst sein Mündel, sein Liebling.”
“Tja. Nun hat er aber einen neuen Liebling” sie stach mir ihren Zeigefinger in die Brust, um zu verdeutlichen, wen sie damit meinte.
“Ich würde mich den Volturi nie anschließen. Ich teile weder euren Glauben, noch euren Sinn für Gerechtigkeit. Lieber würde ich mich eine Ewigkeit verstecken, als eine von euch zu werden.” langsam wich ich vor ihr zurück und schluckte den Schmerz beim Gehen runter.
Dieser Schmerz war nichts im Vergleich dazu, was Leah mit mir machen würde.
“Was hat sie damit zu tun?” und deutete auf den zotteligen Wolf neben mir, der die ganze Zeit die Zähne gefletscht hielt.
“Oh, das soll sie dir selber sagen.” Jane strich sich den Umhang von den Schultern und warf ihn vor Leahs Schnauze. Widerwillig und angeekelt nahm sie ihn auf und verschwand hinter einem Gebüsch. Ich konnte mir gut vorstellen, das dieser Geruch von Vampir in ihr einen gewissen Brechreiz verursachte. Und hier hatte sie es gleich mit zweien zu tun.
Keine Minute war vergangen, als eine in schwarz gehüllte Leah hinter Jane auftauchte. Ihre Haare waren genauso zottelig und verklebt wie zuvor ihr Fell. So wie es aussah, hatte sie lange kein Wasser gesehen. Unter dem schweren Saum des Umhangs war sie barfuss. Tiefe Kratzer und Wunden zerfurchten ihre Füße und Gelenke. Wahrscheinlich war sie tagelang unterwegs gewesen. Oder Monate sogar.
“Du brauchst mich nicht so zu mustern. Ja, ich sehe aus wie ein wildes Tier. Denn das bin ich. Du zwingst mich dazu, wie ein Tier zu leben. Also, warum sollte ich mich dann in meinem Aussehen davon unterscheiden??” sie sprach immer noch gepresst durch ihre Zähne, als habe sie das aus ihrer Wolfsgestalt übernommen.
Ich ließ meine Augen über den Boden wandern um sie nicht noch mehr in Rage zu versetzen.
“Leah, was soll das? Was hast du mit der ganzen Sache zu tun?” verzweifelt sah ich zwischen ihr und Jane hin und her.
“Rate mal Schwesterlein.” ein fieses Grinsen zog sich von einem Ohr zum anderen.
“die Hochzeit” platzte es aus mir heraus.
“Bingo. Du bist das schlimmste was mir in meinem Leben begegnen konnte und jetzt soll ich noch Teil deiner Familie werden? Nicht mit mir. Hat sich irgend jemand mal die Mühe gemacht, zu fragen, was ich überhaupt will? Lang genug hab ich geschwiegen und einen auf Gehorsam gemacht. Aber das ist nicht der einzige Grund.
Sagen wir es war der ausschlaggebende Punkt. Das Sahnehäubchen” spottete sie. Jane hielt sich ruhig im Hintergrund und beobachtete das Schauspiel das wir ihr boten.
Ob sie wohl einschritt, wenn ich auf Leah losging?
Aber was hätte das für einen Sinn?
Wie weit würde ich kommen mit einem Gebrochenen Fuß und mit Vampir und Werwolf als Verfolger im Nacken?
Wohin sollte ich überhaupt fliehen?
Wenn ich zurück ginge zu Edward, wäre alles umsonst. Gar nicht auszudenken, was mit meiner Familie geschehen wär, hätte mich Jane zu Hause bei den Cullens gefunden. Also war mein Plan abzuhauen die richtige Entscheidung.
Und plötzlich war ich dankbar dafür, das sie mich hier aufspürten und ich meine Lieben in Sicherheit wusste. Sie waren doch in Sicherheit, oder?
Aber wo sollte Jane zuerst nach mir suchen, wenn nicht in Forks?
“Was willst du von mir Leah? Was hat sie dir versprochen?”
“Gar nichts. Dich beseitigt zu wissen, ist für mich der größte Lohn. Du bringst nichts als Ärger und Kummer. Wärest du nicht gewesen, würden wir alle noch EINEM Rudel angehören. Du bist Schuld, das wir uns gespalten haben und nun um einen angesehenen Rang kämpfen müssen. Aber das reicht dir ja noch lange nicht.
Du nimmst mir das einzige, was mir wichtig ist und entreißt es mir völlig durch die Geburt deines Balges.”
“Jake” entschlüpfte es mir. Na klar. Sie meinte Jake. Sie wollte immer nur ihn. Jetzt verstand ich ihre Feindseligkeit wenn es um ihn ging. Durch die Prägung an Renessmee hatte sie ihn nun völlig verloren.
“Du hast dir nichts aus ihm gemacht. Er hat dich geliebt und das einzige, was du machen konntest ist, seine Liebe mit Füßen zu treten. Immer und immer wieder. Ziehst deinen Blutsauger ihm vor und läßt Jake daran zu Grunde gehen. Hat es dich auch nur einmal gekümmert, was er denkt? Wie er fühlt?
Glaub mir, ich weiß es. Manchmal wird es unerträglich jeden Gedanken teilen zu müssen in einem Rudel. Nie hätte er Ephraim´s Erbe angenommen um seinen Anspruch als Alphatier geltend zu machen. Jakob würde sich lieber unterordnen, als selbst Befehle zu erteilen. Deinetwegen hat er alles aufgegeben. Seine Familie, seine Heimat, seinen freien Willen” Leah machte eine kurze Pause um sich zu sammeln. Wahrscheinlich suchte sie nach neuen Argumenten, die sie mir an den Kopf werfen konnte. Ihre Augen schimmerten verdächtig, als sie sich mir wieder zu wandte.
“Jake hat immer aus freien Stücken gehandelt. Ich habe ihn nie zu irgendetwas gezwungen. Ich habe ihn genauso geliebt wie er mich. Und das tue ich immer noch. Auf meine Weise.” ich schrie ihr die Worte regelrecht entgegen.
“Liebe? Pah. Das ich nicht lache. Als ob etwas wie ihr überhaupt Liebe empfinden könnt. Ihr vergesst, das euch das Wichtigste dazu fehlt” sie griff dich an die linke Brust und imitierte mit der flachen Hand das Schlagen eines Herzens.
“Nur weil wir kein Herz besitzen, heißt es nicht, das wir vergessen haben was Liebe ist. Geschweige denn keine empfinden. Ich empfinde Liebe, aus tiefster Seele.”
“Ha, 2:0 für Leah. Seele. Noch etwas, das wir nicht besitzen.” Jane schien jetzt doch an unserem Gespräch teil zu nehmen.
“Wie ihr euch doch irrt. Das Jemand wie Jane, weder Herz noch Seele besitzt, wundert mich nicht. Das zeigt ihre Tat hier ja nur all zu deutlich.” ich konzentrierte mich auf Leah, aber Jane fiel mir dazwischen.
“Danke” sagte sie freudestrahlend.
“Für was?”
“Dafür, das du JEMAND gesagt hast, nicht ETWAS.”
Sollte das komisch sein? War ich ihr Spielball? Und Leah ihr Hündchen?
“Leah, siehst du nicht was sie hier macht? Sie wiegelt die Wölfe gegen Vampire auf, um freie Bahn zu haben.”
“Falsch.” garstig und wutentbrannt stürmte Jane nach vorn und schubste Leah hinter sich.
“Die anderen interessieren mich nicht. Ich will dich. Nur dich.”
“Leah bitte.” flehend schaute ich sie an, doch ihr Gesicht blieb reglos. Jegliches Gefühl war daraus gewichen.
“Nein. Du hast mir Jakob genommen. Jetzt nimmst du mir auch noch meine Mom. Du wirst nie zu meiner Familie gehören, geschweige denn meine Schwester werden. Seht magst du vielleicht blenden können, für mich bleibst du das selbstsüchtigste Geschöpf auf Erden.” sie drehte mir ihren Rücken zu und verschwand wieder im Wald. Das letzte was ich von der menschlichen Leah sah, war ihre nackte Schulter als sie die Kutte zu Boden ließ.
“Was hast du vor Jane? Mich töten? Warum noch lange reden?” ich gab den Schutz des Baumes auf und stellte mich ihr mit ausgebreiteten Armen entgegen.
“Bringen wir es hinter uns”
Ich wusste, das ich gegen einen direkten Angriff durch sie oder Leah nichts ausrichten könnte, dennoch spannte ich meinen Schild wie eine Luftblase um mich. Kampflos würde ich mich nicht geschlagen geben.
“So leicht mach ich es dir nicht, Bella. Eigentlich wollte ich dich zu Aro bringen. So als Versöhnungsgeschenk. Aber ich habe keine Lust die zweite Geige zu spielen. Zumal es nicht fest steht, ob er mich am Leben ließe, nachdem er das bekommen hatte, wonach es ihm trachtete.”
Leah stieß jetzt wieder in zotteliger Wolfsgestalt zu uns. Entschied sich aber weder für meine Seite, noch für Janes.
“Das kannst du nicht machen. Nicht gegen meinen Willen. Ich würde mich weigern ihre Befehle zu befolgen. Welchen Nutzen hätte ich dann für die Volturi?”
Sollte so mein weiteres Leben aussehen? Allein? Bei Geschöpfen die ich verabscheute und abgrundtief hasste? Wie kam ich hier wieder raus?
“ Keine Sorge. Ich sagte ja auch, das ich dies eigentlich geplant hatte. Aber das wäre zu einfach. ich will dich leiden sehen. So, wie ich gelitten habe als ich fliehen mußte. Aus Angst, von den eigenen Leuten getötet zu werden. Durch stinkende Kanalisationsrohre zu kriechen, weil oben die blanke Sonne von Himmel platzte, nur um ungesehen aus der Stadt zu gelangen. Du hast keine Ahnung wie man sich fühlt, von allen verraten und verlassen zu werden, die man liebt.” sie wandte sich zu Leah, die auf ihren Befehl hin, an meine Seite rückte und Lauerstellung einnahm.
Und ob ich ihre Gefühle nachvollziehen konnte. Hatte nicht auch ich meine Familie verlassen und war allein?! Meine Familie, die ich über alles liebte. Verraten und betrogen von meiner Stiefschwester.
“ Leah. Geh zurück. Noch ist es nicht zu spät. Seth sucht dich bereits seit Wochen. Warum sprichst du nicht mal mit ihm? Sie alle machen sich solche Sorgen.”
“Leah hat sich vor geraumer Zeit schon von ihrem Rudel losgesagt. Sie kann sich nicht mit den anderen in Verbindung setzen. Genauso wenig, wie sie mit ihr in Kontakt treten können” Jane übernahm das Antworten.
Sie hatte sich von ihrem Rudel getrennt? Das erklärte auch, warum sie weder auf Seth, noch auf Jakob reagierte, als diese sie riefen.
Sie hat ihre Rufe und Bitten nicht ignoriert. Nein. Sie konnte sie gar nicht hören, weil die Verbindung zwischen ihnen gekappt war. Genauso wie zwischen Jakobs und Sam´s Rudel, als Jake entschied, sich gegen Sam zu wenden um mich zu beschützen.
Ob sie das freiwillig getan hatte? Oder auch auf Janes Anraten?
“Sie hat nichts zu verlieren. Genauso wenig wie ich” sie wirkte entschlossen.
“War das ihre Aufgabe? mich auskundschaften und verfolgen?”
“Sagen wir, eine davon. Sie trägt noch eine andere Funktion. Eine viel wichtigere.”
“Alice” mir fiel es wie Schuppen von den Augen.
Ich konnte keine Hilfe rufen. Mich nicht bemerkbar machen. Dank Leah, war ich in Alice´ Visionen ein blinder Fleck. Ein Nichts.
Jane applaudierte gespielt, als Zeichen, das ich ins Schwarze getroffen hatte.
“Sie werden mich finden. Du wirst sehen. So weit sind wir nicht fort. Edward wird es ein für alle mal beenden.”
“Denkst du wirklich wir sind so dumm und töten dich gleich hier im Wald? Außerdem will hier jeder von uns seinen Spaß und seinen Anteil Rache.” sie stolzierte zu einer umgefallenen Birke und nahm darauf Platz. Ihr blutrotes Seidenkleid lag wie ein Fächer um ihre Beine und entblößte ein Stück ihres schwarzen Unterrocks.
Sie wirkte elegant und damenhaft. Ein absurder Kontrast zu ihrem abscheulichen Charakter.
“Wohin bringt ihr mich? Soll ich auf Leah reiten, oder willst du mich tragen? Denn ich komme keinen Meter weit” ich deutete auf meinen dick geschwollenen Knöchel, der sich bereits blau verfärbte. Es war das gleiche Bein, das mir James damals im Ballettstudio brach.
Leah knurrte bei der Bemerkung, sie als Reitpferd zu gebrauchen, wurde von Jane aber mit einem bösen Blick zum Schweigen gebracht.
“Ich ziehe keinen deiner Vorschläge in Betracht.” sagte sie zu mir und wandte sich dann an Leah.
“Geh nachschauen wo unser Überraschungsgast bleibt. Ich will hier nicht übernachten.”
Das ließ sie sich nicht zweimal sagen und preschte davon.
Auf wen warteten sie noch?
War Jane doch nicht alleine von den Volturi gekommen?
Vielleicht Alec? Sie waren ja bekanntlich unzertrennlich. Die Hexenzwillinge hat man sie getauft.
Oder Felix? Beim Gedanken an den breitschultrigen Hünen wurde mir ganz anders. Sogleich kam mir der Kampf zwischen ihm und Edward in den Sinn. Wie leicht er seine Angriffe abgewehrt hatte und ihn durch die Luft wirbeln ließ. Als wäre es nur eine Aufwärmübung vor einem Boxkampf.
Wenn Edward gegen ihn schon nichts ausrichten konnte, was würde er dann mit mir machen?
Oh, bitte lass es nicht Felix sein.
Vielleicht hatte sie mich auch belogen, was ihre Verbannung betraf und die gesamte Volturigarde stand hinter dem nächsten Hügel. Aber aus welchem Grund? Sollten sie vor haben mich zu töten, verstieße das gegen ihre Gesetze, ihren Kodex.
Ich war weder eine unberechenbare Gefahr für Menschen, noch hatte ich jemandem mein wahres ICH offenbart und somit unser Geheimnis.
Charlie zählte nicht. Er wusste so gut wie gar nichts und tappt bis heute im Halbdunkel. Er weiß, das wir anders sind, aber wie anders, davon hat er keine Ahnung. Wollten sie tatsächlich die gesamte Wache ausrücken lassen, um mich einzufangen? Mich verpflichten als Gabenträger den Volturi´s beizutreten?
Nein.
Niemals.
Eher sterbe ich. Ich hatte mich für ein einsames Leben entschieden, als ich meine Familie verließ. Ob ein Leben lang allein oder tot. Was machte das für einen Unterschied? Edward und Renessmee würde ich sowieso nicht wieder sehen. Also konnte ich genauso gut tot sein.
“Zerbrech dir mal nicht dein hübsches Köpfchen. Du wirst gleich erfahren wer zu uns stoßen wird. Geduld. Ich kann es bereits riechen” Jane saß immer noch auf der Birke und blickte mich an. Dann legte sie den kopf in den Nacken und nahm einen kräftigen Atemzug.
Ich tat es ihr gleich, wollte ich doch zu gern wissen, wessen Unmut ich noch auf mich gezogen hatte.
Doch außer dem natürlichen Duft des Waldes konnte ich nicht unauffälliges ausmachen.
Die Sonne stand nun tiefer. Es mußte also Nachmittag sein. Befand ich mich schon so lange hier? Mit Jane?
Meine Sinne täuschten mich erneut, als nicht weit von uns Leah erschien. Im Schlepptau eine weitere Gestalt, die ich auf die Entfernung nicht ausmachen konnte. Schnell kamen sie näher und mir offenbarte sich fürchterliches. Warum war ich darauf nicht schon eher gekommen? Wer sonst wollte noch Rache an mir nehmen, wenn nicht sie?
“Ich brauch euch wohl nicht vorstellen?” Jane hatte sich erhoben und baute sich nun neben meinem neusten Peiniger auf.
“Tanya” ich nickte ihr kurz zu. Sie passte in diese Runde wie die Faust aufs Auge.
“Ich würde ja behaupten mich zu freuen, dich wieder zu sehen. Aber das wäre glatt gelogen.” sie lachte in so schrillen Tönen, das mir die Ohren schmerzten.
“Wars das jetzt, oder darf ich auf noch mehr Meuchelmörder hoffen?”
So abwegig fand ich meine Frage nicht. Wurde ich doch bereits von zwei so genannten Freunden verraten. Na gut. Freunde waren wir nie gewesen, aber uns akzeptiert.
“Das ist nicht nötig. Wir drei dürften genügen um dich in Schach zu halten.” Jane schien sichtlich erfreut über ihre Überlegenheit.
“Tanya? Steht der Wagen bereit?”
Sie nickte und zeigte auf eine Stelle hinter den Bäumen.
“Ich werde niemals mit euch gehen.Tötet mich hier oder gar nicht.” in mir erwachte der Kampfeswille und ich stellte mich entschlossen auf.
“Wir brauchen dein Einverständnis nicht. Dazu haben wir ja Tanya.”
Diese grinste in sich hinein, als sie mein unwissendes Gesicht sah.
“Ich zeig es dir kleine Bella. Tanya, würdest du bitte…”
Jane machte eine Handbewegung in meine Richtung und Tanya bezog vor mir Stellung.
“Also bereit Bella?”
“Für was soll…” weiter kam ich nicht. Ein so unbändiger Schmerz durchzuckte mich, das ich mich nicht mehr länger auf den Beinen halten konnte. Blitze zuckten in meinem Kopf und ich presste die Augen zusammen, nur um sie bei der nächsten Schmerzwelle so weit wie möglich aufzureißen. Mein Rücken bog sich durch und ich vernahm ein lautes knacken. Der Kopf schien mir zu platzen. Ein Schrei löste sich aus meinem tiefsten Inneren und hallte durch den Wald. Doch so plötzlich dieser Schmerz einsetzte, verebbte er auch wieder.
Mühsam und kraftlos versuchte ich mich aufzurichten, was mir nicht so richtig gelingen wollte. Das Dröhnen in meinem Kopf hatte nachgelassen, aber ein stechendes Pochen in der linken Seite bestand fort. Durch meine schmerzbedingten Zuckungen mußte ich mich verletzt haben. Schon wieder.
“Na, geht’s wieder? Jetzt bist du doch noch in den Genuß meiner außergewöhnlichen Gabe gekommen” Jane schien sichtlich amüsiert.
“Wie…ist das…möglich” keuchte ich und hielt mir die Flanke.
“Du denkst wohl, du bist die Einzige, die spezielle Fähigkeiten besitzt? Da irrst du dich aber gewaltig. Hast du auch nur einmal gefragt, ob ich welche besitze?” Tanya verkürzte den Abstand zwischen uns und stieß mich wieder in den Dreck. Ich mußte die Zähne zusammenbeißen um nicht aufzuschreien.
“Tanya hat ein ähnliches Talent wie du. Nur das sie Angriffe abwehren kann, ohne solch ein Schild aufzubauen. Aber nicht nur Angriffe oder Verteidigungshaltungen, sondern auch die Fähigkeiten eines Vampirs. Mit ihrer Gabe ist es möglich, deine neugewonnenen Kräfte auf ein Minimum runter zu fahren. Toll nicht? Zack, und du bist wieder so zerbrechlich wie ein Menschlein.”
Das erklärte so einiges. Edwards Rufe am See, die ich nicht hörte. Meinen mißglückten Landungsversuch aus dem Fenster. Die Beeinträchtigung meines Geruchssinns. Die Anstrengung, die ich aufbringen mußte um mit den anderen beim Jagen mithalten zu können. Überall war Tanya anwesend oder in Reichweite.
“Oh. Und nicht nur das. Sie hat das außergewöhnliche Glück 2 Gaben zu besitzen. Diese ist auf sie über gegangen, als ihre Schwester starb. Toll nicht?” Jane war ganz aus dem Häuschen. Ich konnte mir schwer vorstellen das Tanya froh war, die Gabe unter diesen Umständen zu erhalten.
“Wie ist das möglich?” das klang für mich so unfassbar und ich fragte mich, ob Carlisle davon wusste.
“So richtig ist uns das auch nicht klar. Aber zu vermuten wär,das es nur klappt wenn beide Gabenträger in engem Verwandschaftsverhältnis stehen. Schade eigentlich. Wäre es nicht großartig wenn dies bei jedem Vampir möglich ist, den man tötet?” spann sie ihre Hirngespinste.
Na klar. Tolle Idee. Wenn das bekannt würde, gäbe es auf der Welt nur noch Mord und Totschlag. Da hätten die Volturi ja alle Hände voll zu tun. Mich würde es aber auch nicht wundern, wenn sie selbst mitmischten. Ich war auf alles gefasst. Nichts konnte mich mehr schocken.
“Was ist es?”
“Was meinst du Liebes?” sie schien mich doch echt verarschen zu wollen.
“Ihre zweite Gabe? Wie ich euch kenne, dürfte ich doch gleich Bekanntschaft damit machen” innerlich stellte ich mich bereits auf die nächste Schmerzattacke ein. Mein Schild zu spannen erübrigte sich wohl. Aber es geschah nichts. Der Schmerz blieb aus.
“Du Dummerchen. Das hast du bereits. Nur, sagen wir unbewußt. Wie heißt der Kleine noch, der mit dieser Hellseherin liiert ist?”
“Jasper” half ich Jane auf die Sprünge.
“Ja genau. Nun. Es funktioniert annähernd genauso.erklär es ihr Tanya.”
“Meine Fähigkeit beschränkt sich jedoch nicht nur auf Stimmungen. Sondern auch auf Gefühle. Zu meinem Leidwesen brauche ich dazu einen kleinen Anreiz. Das Gefühl der Eifersucht und des Zweifelns hast du ja bereits kennen gelernt. Ich brauche Edward nur in deiner Gegenwart zu berühren um aus einem Funken deiner Eifersucht, ein loderndes Feuer zu machen.” schloss sie vorerst ihre Erklärungen.
“Du Biest. Du bist an allem Schuld. Wegen dir hab ich alles hinter mir gelassen. Habe an mir und meinen Fähigkeiten gezweifelt. Geh dahin zurück wo du her kommst du Miststück.”
“Tanya, hör auf sie anzustacheln.”
“Das bin ich nicht. Sie ist wirklich außer sich.” verteidigte sich die gelockte Schlange.
“Siehst du meine Gute. Das war der Plan.Wie sonst hätten wir dich weglocken können? Du bist uns allen ein Dorn im Auge und gehörst ein für alle mal aus der Welt geschafft.” ihre Fänge wurden sichtbar und dunkle Schatten verliefen unter Janes Augen. Konnten Vampire Vampire aussaugen?
Tanya legte ihr beschwichtigend eine Hand auf die Schulter. Daraufhin verschwanden die spitzen Eckzähne und sie nahm wieder die Gestalt des liebreizenden Mädchens an, das sie so gern spielte.
“Unsere Chance wird kommen. Sehr bald.”
“Wie lange plant ihr das schon? Wie kommt ihr das ihr alle zusammenarbeitet? Sagt mir nicht, ihr seid alte Bekannte und trefft euch öfter mal zu einer Teeparty?!” versuchte ich es irgendwie ins lächerliche zu ziehen.
Woher kannten sie sich persönlich? Vor allem Leah. Seit wann korrespondierte sie freiwillig mit Vampiren? Sie schaffte es noch nicht mal, sich in ihrem eigenen Rudel unterzuordnen. Und nun nahm sie Befehle von Jane entgegen.
Einem Vampir. Die sie so hasste.
“Das erfährst du noch früh genug. Schließlich werden wir noch einige Zeit miteinander verbringen.” das rote Kleid wippte hin und her bei jedem Schritt den sie tat. Der Saum weiß einige Risse auf und war stark verdreckt. Dem Geruch nach zu urteilen gab es keinen Zweifel daran, das sie durch die Kanalisation gekrochen war.
“wir sollten aufbrechen. Ich kann das Auto nicht ewig in Beschlag nehmen. Das wäre zu auffällig.” Tanya drängte zur Eile. Wo sie mich wohl hin bringen wollten?
“Leah, du läufst mit mir voraus. Tanya, du fährst” verteilte Jane ihre Anweisungen und verschwand sogleich.
“Denk nicht mal daran zu fliehen, oder Hilfe zu rufen. Ich weiß deine Fähigkeiten zu blocken. Du würdest nicht weit kommen. Geh lieber freiwillig. Oder willst du das wir deine kleine süße Tochter als Druckmittel gebrauchen müssen? Mit mir wäre sie in null komma nix hier?”
Nein. Nicht Renessmee. Ich wollte sie auf keinen Fall hier mit rein ziehen. Sie sollte eine unbeschwerte Kindheit haben. Und nicht mit ansehen müssen, wie ihre Mutter starb.
Ein Nicken tat mein Einverständnis kund.
Sie zog mich hoch und wollte mich gerade auf ihren Rücken verfrachten.
“Nein” machte ich mich los.
“Ich kann Gehen”
Unsicher stapfte ich neben ihr her. Schluckte den Schmerz hinunter, den jeder Schritt in Fuß und Flanke verursachte.
Wenn ich auch nichts mehr hatte, meinen Stolz würde ich bis zuletzt bewahren.


Erste Spuren

Edward

Die Bäume rauschten wie in Lichtgeschwindigkeit an mir vorbei und doch hätte ich jeden einzelnen von ihnen zählen können. Der Druck der Beschleunigung presste mich in die eigens dafür vorgesehenen Schalensitze und vor mir lag nichts weiter als die Straße, die sich einer schwarzen Schlange gleich, durch die menschenleere Gegend zog. Sie schien durch die Hitze mit der Umgebung zu verschmelzen, hinweg zu fließen.
Ein kurzes Summen und mein Fenster brachte etwas Fahrtwind in den Innenraum des gelben Porsches. Wobei man von Abkühlung aber nicht reden konnte. Wie eine Dampfwalze schlug die angestaute schwüle Luft mir entgegen und vermischte sich mit der in der Fahrerkabine. Schnell schloss ich das Fenster wieder und begann mir einen Radiosender zu suchen, der mir zusagte.
Meile um Meile legte ich zurück und ärgerte mich, dass das Fahren mich nicht genug ablenkte um jegliche Grübeleien zu vermeiden.
“Verdammt”
Ich riss das Steuer rum und kam am Seitenstreifen zum Stehen.
“Verdammt. Verdammt. Verdammt.”
Das Lenkrad erbebte unter meinen Schlägen und ich ermahnte mich, etwas vorsichtiger zu sein, wollte ich Alice doch nicht gleich Ersatz schulden.
Um dieser, doch sehr wahrscheinlichen, Gefahr aus dem Wege zu gehen, verließ ich den Wagen und stolzierte ein Stück des Waldweges entlang.
“Hm. Hier sieht es auch nicht besser aus als in Forks.”
Die Bäume standen kahl, Astwerk und Blätter lagen vertrocknet auf dem Waldboden. Die gesamten Felder , die ich auf meinem Weg passierte, lagen brach und boten weder Nahrung für Mensch, noch für Tier. Gar nicht auszudenken, was auf uns zukäme, wenn es nicht bald regnete.
“Hoffentlich bist du weit genug fort um Nahrung zu finden, Bella”
Murmelte ich beiläufig vor mich hin und hoffte doch inständig, das sie es nicht war. Und ich sie bald finden würde und mit nach Hause nahm.
Wo konnte sie nur sein?
Alice bekam immer nur Bruchstücke zu sehen. Erst sehr deutlich, dann immer verschwommener und seit geraumer Zeit gar nichts mehr.
Ich zwang mich nicht daran zu glauben, was dies bedeuten könnte.
Nein. Bella war nicht tot. Das hätte ich doch gespürt. Wir stehen uns so nah. Sollte ich da nicht merken, wenn ihr etwas zugestoßen ist?
Andererseits, hab ich in den letzten Wochen, in denen wir zusammen waren relativ wenig mitbekommen, was sie betraf.
Und trotzdem wusste ich in meinem Inneren, das sie noch am Leben war.
Wer sollte sie auch töten können? Mein Gott, sie war ein Vampir.
Ich bezweifelte, das es hier in der Gegend andere Wölfe gab. Jedenfalls nicht die, die uns gefährlich werden könnten.
Und den Volturi würde sie fern bleiben. Schon um Renessmees Sicherheit zu gewährleisten.
Eine von ihnen werden? Auch das schien mir abwegig. Bella verabscheute die Voturi und ihre Art, für Gerechtigkeit und Ordnung zu sorgen. Nie würde sie selbst zu so einem Monster werden. Jedenfalls nicht freiwillig.
In meinem Kopf herrschte Chaos und mein Innerstes zerbrach am Verlust meiner geliebten Frau.
“Wieso bist du gegangen? Nicht ein Wort der Erklärung hast du da gelassen. Wie soll ich es akzeptieren oder je deine Wahl verstehen?”
Die Trauer wandelte sich allmählich in Wut.
Auf mich selbst und vor allem auf Bella.
Hatten wir uns nicht ewige Treue geschworen?
In guten, wie in schlechten Zeiten?
So lange wir beide leben?
Jetzt ist sie fort. Hat alles zurückgelassen. Fühlt es sich so grausam an, verlassen zu werden?
War das deine Rache an mich?
“Du hattest eine Tochter” schrie ich in den Wald hinein.
Ja, du hattest eine Tochter. Wie soll ich das alles schaffen ohne dich? Hast du daran mal gedacht? Alice und die anderen sind kein Ersatz für ihre Mutter.
“Von mir aus ignorier mich, verlass mich. Aber verlass nicht Renessmee.” der druck in meinem Brustkorb wurde größer und versagte mir die Luft um lauter zu schreien.
“Du machst es dir so einfach. Abhauen und alles wird wieder gut? Hast du das wirklich geglaubt Bella?”
Wie kann alles wieder gut werden, wenn es doch so weh tut? Von Tag zu Tag unerträglicher wird. Nein, wir konnten nicht so leicht sterben, aber das, das brachte mich um.
“Schau, was du aus mir gemacht hast?! Einen wahnsinnigen, der im Wald steht und Selbstgespräche führt”
Ich war am Ende meiner Kräfte. Psychisch, wie physisch. Sollte so der Rest meines Leben aussehen? Das war nicht fair.
“Hörst du Bella? Das ist nicht fair.”
Ich brüllte die Worte regelrecht, und war mir doch sicher, das ich keine Antwort bekommen würde.

Resigniert schlurfte ich zurück zu Alice´ Wagen. Meine Füße schienen so schwer zu sein und ich hatte Mühe, einen Schritt vor den anderen zu setzen. Ja, Vampire konnten sich geräuschvoll fortbewegen. Ich war gerade der beste Beweis.
Noch ein kleines Stück, dann würde ich umkehren und mich zu Hause wieder dem Kummer hingeben. Zu Hause, wo mich doch alles an sie erinnerte.
Aus meinem Vorsatz, nur noch ein wenig weiter zu fahren, sind nun doch ein paar Meilen mehr geworden. Als ob mich etwas magisch anzog, ließ ich Baum für Baum hinter mir, bis ich am Wegesrand etwas schimmern sah. Rot, im Glanze der Sonne. Ich bog rechts ab und lenkte das gelbe Geschoss so behutsam wie möglich in Richtung des roten Etwas.
Wie unvorteilhaft doch Sportwägen in solchen Situationen sein können. Jede Erhebung ließ mich durchschütteln und schliff am Unterboden entlang. Um das Risiko eines schweren Schadens zu vermeiden, stoppte ich schließlich und lief den Rest des Weges zu Fuß. Beim näher treten offenbarte mir mein geschultes Auge, das es sich um ein Auto handelte.
Teuer.
Gehobene Ausstattung.
Luxusmodell.
Eine Ahnung beschlich mich und bestätigte sich mit einem Blick auf das Nummernschild.
Bella´s Ferrari.
War Tanya so weit gefahren? Für was? Sicher war sie Jagen. Aber ich denke, da dürfte sie hier nicht mehr Glück haben als in Forks.
Es ist besser ich käme ihr während des Jagdtriebes nicht in die Quere. Sicher war sicher.
Da fiel mir etwas entscheidendes ein. Ich schlug mir mit der flachen Hand vor die Stirn, um meine Vergesslichkeit zu strafen.
Tanya konnte kein Auto fahren.
Hatte sie zumindest behauptet. Wie war sie dann hierher gekommen? Warum hatte Alice ihr den Wagen erst gegeben?
Ich erinnerte mich an den Tag, als Tanya mich bat, ihr die Umgebung zu zeigen, da sie keinen Führerschein besaß. Bella war ausgetickt, weil sie uns zusammen gesehen hatte.
Konnte sie es doch? Vielleicht war das wieder nur einer ihrer Tricks.
“Tanya?”
Vielleicht war sie hier ganz in der Nähe.
“Tanya?”
“Edward? Was tust du hier?” erschrocken fuhr ich herum und musterte Tanya, die sich lautlos an mich herangeschlichen haben mußte. Was mir seltsam vorkam. Zumindest riechen hätte ich sie müssen. Zum Test nahm ich eine Nase voll Waldluft. Aber alle Gerüche der näheren Umgebung strömten auf mich ein und überdeckten den Duft von Moos, Gras, Erde und Rinde. Nein. Mein Geruchssinn funktionierte. Tadellos.
“Tanya, das gleiche könnte ich dich fragen”
“Ich…ich…” begann sie.
“Warst du Jagen?”
“Ja genau. Jagen. Ich hatte ein Reh verfolgt, aber dann hab ich dich rufen gehört.”
“Oh, tut mir leid, das ich dir die Jagd verdorben hab. Das war nicht meine Absicht. Ich weiß wie spärlich unsere Gebiete mit Wild bestückt sind.”
“Schon gut. So durstig war ich nicht.” nervös nestelte sie an ihren Locken herum und schielte immer wieder zu einer Stelle im Wald.
“Ist etwas wichtiges? Ansonsten schau ich, ob ich es noch einkriege”
“Ja. Ähm. Sagtest du nicht, du könntest kein Auto fahren?” ich deutete auf Bellas Ferrari.
“Oh, naja. Eigentlich hab ich dir gesagt, das ich keinen Führerschein besitze, nicht, das ich nicht Fahren könnte.” versuchte sie sich zu rechtfertigen.
“Aber selbst ohne gültige Ausweise, darfst du dich nicht einfach hinters Steuer setzen.”
“Ich weiß. Tut mir leid. Ich dachte nur, so fern ab jeglicher Zivilisation würde es niemanden stören. Natürlich hätte ich dich fragen müssen”
Dazu konnte ich nur mit dem Kopf schütteln. Ob sie alles im Norden so locker sahen?
“OK. Aber sei vorsichtig und lass dich nicht erwischen. Wir wollen doch nicht unnötigen Ärger heraufbeschwören.”
“Nein. Natürlich nicht.” sie öffnete die Fahrertür, zog die Jacke aus und warf sie auf den Sitz daneben. Eine Windböe trug den Waldgeruch in meine Richtung und ich erschrak, als Bellas Duft mich umwehte.
War sie hier?
Hatte ich sie wirklich gefunden?
“Edward?”
Was, wenn sie nicht mit zurück kam? Aber sie würde nicht umhin kommen, mir einiges zu erklären.
“Edward?”
Dann war es weg. So schnell wie es gekommen war, verschwand mein liebster Geruch auch wieder.
Erst jetzt registrierte ich Tanya, die mich behutsam an der Schulter rüttelte.
“ Was ist los? Hast du etwas gesehen?”
“Ich…bin mir… nicht sicher. Aber ich hatte für einen Moment den Eindruck, Bella wäre hier. Ganz in der Nähe. Ich konnte sie sogar riechen”
“Edward, steiger dich da nicht so rein. Du tust dir damit nur selbst weh. Wahrscheinlich war es nur das Auto. Es ist doch ihrs, oder?”
Ich konnte es mir ja selbst nicht erklären. Hatte mir mein unbändiger Wunsch, Bella wieder zu sehen einen Streich gespielt? Tanya´s Behauptung hatte jedoch etwas für sich. Klar war es ihr Auto. Auch wenn sie selten damit unterwegs war, hatten die Sitze doch ihren Duft angenommen.
“Ja” ich mußte tief seufzen um meine Enttäuschung runter zu schlucken.
“Ja, wahrscheinlich hast du recht.”
“Wenn es dir nichts ausmacht, probier ich mein Glück noch einmal.” eilig deutete sie in den Wald. Sie schien irgendwie nervös und fahrig zu sein. Wahrscheinlich hatte sie doch größeren Durst als sie zugab.
“Natürlich, ich werde mich dann auf den Rückweg machen.” ein kurzer Gruß und ich trat dem gelben Auto wieder entgegen.
Vom Fahrersitz aus, warf ich noch einen letzten Blick auf Tanya. Aber der Ferrari stand bereits verlassen da, von der rotblonden Frau war keine Spur mehr zu sehen.

Den Heimweg ließ ich ruhig angehen. Ich hatte keinen Grund es eilig zu haben. Auf mich wartete ja keiner. Es dämmerte bereits und Nessie war wohlbehütet in Rosalies Obhut. Mit Sicherheit hatten sie den ganzen Tag damit verbracht, Emmett zu ärgern. Und bis ich angekommen wär, würde sie bereits selig schlummern.
Ein komisches Gefühl machte sich in mir breit. Nur mit Mühe konnte ich dem drang widerstehen, umzukehren und Bellas Namen schreiend, durch den Wald zu rennen. Damit würde ich mich vor Tanya sicherlich komplett lächerlich machen.
Aber war es verkehrt sich einen Hoffnungsschimmer zu bewahren?
Ich erreichte die Garage des “Cullen-Anwesens” früher als mir lieb war. Warum dauerte der Heimweg nicht einmal annähernd so lange wie der Weg, den man zurück gelegt hatte?
Obwohl ich Alice´ Wagen noch eine Wäsche gegönnt hatte, war ich bereits nach 2 Stunden Fahrt zurück. Ich hatte keine Lust auf eine Standpauke meiner kleinen Schwester, wenn sie den doch sehr opulenten Fliegendreck auf ihrem geliebten Fortbewegungsmittel sah.
Links ließ ich extra etwas mehr Platz, um Tanya die Möglichkeit zu bieten, bequem einzuparken.
Auch ohne Führerschein.
Extra für Frauen.
Nein. Ich war nicht voreingenommen, aber ich konnte mich gut an Bellas Fahrweise erinnern. Vor ihrer Verwandlung und an die danach. Nicht gerade vertrauenserweckend.
Wenn sie als Vampir für andere nicht lebensgefährlich war, sie auf den öffentlichen Straßen war es auf jeden Fall.

“Bin wieder da” rief ich schon vom Flur aus und verstaute Alice´ Autoschlüssel in der dafür vorgesehenen Schale. Es war unnötig, mich anzukündigen, denn sicher hatten sie das Auto vom Highway aus gehört. Aus Gewohnheit tat ich es dennoch.
An der Tür verharrte ich einen Moment, so sehr schockte mich Emmetts Anblick.
“Gott sei Dank. Edward, rette mich!”
Wäre meine derzeitige Gefühlslage nicht so am Boden, hätte ich mich gekringelt vor Lachen.
Emmett in weißem Tüllrock, der bei jedem anderen wahrscheinlich bis auf den Boden reichte, ihm aber nur bis an die Wade ging.
Ein pinkfarbenes Top, auf dem mir Strasssteinen verziert “SILIKONFREI” stand und seiner antrainierten Männerbrust einen ganz anderen Ausdruck verlieh.
Die Haare trug er wie immer kurz und hochgegelt. Trotzdem hatte es meine kleine Tochter irgendwie geschafft, Schleifchen und Glitzerspangen daran zu befestigen.
Sein Gesicht erinnerte eher an eine Kneipenschlägerei, als an ein gelungenes Make-up.
Im Großen und Ganzen konnte man denken, es fände in Forks eine Transenshow statt und mein Bruder war der Ehrengast.
“Ähm, Emmett? Hast du uns vielleicht was zu beichten? Oder habe ich deine Neigungen nicht mitbekommen?”
“Fall du mir nur in den Rücken. Deine Tochter ist der leibhaftige Teufel.” er versuchte sich hinter mir zu verstecken und deutete in die Richtung, in der sich Nessie befand. Diese saß seelenruhig auf dem Sofa und hielt immer noch den Pinsel in der Hand, mit dem sie Emmett gerade das Gesicht `verschönert´ hatte.
“Hallo Daddy. Willst du auch mal meine Barbie sein?”
“Ja Edward. Willst du nicht auch mal Barbie sein?”
Emmett schubste mich zu Nessie.
“Nein lass mal. Onkel Emmett steht das viel besser.”
Schnell kletterte sie auf meinen Schoß und musterte ihren Onkel.
“Aber Süße? Ich glaub du hast noch etwas vergessen”
Nach kurzer Denkpause legte sie mir die Hand auf die Wange um zu fragen, ob sie es richtig erraten hatte. Ein kurzes Nicken meinerseits und -hops- war sie von meinem Schoß runter und verschwand bis zur Hüfte in einer Kiste, die vermutlich Rosalie gehörte.
“Ganz still halten Onkel Emmett.” gekonnt platzierte sie das Glitzerkrönchen auf Emmetts Haupt. Um das Gesamtbild abzurunden, schmückte ein auf Knopfdruck leuchtender Feenstab seine rechte Hand.
“Perfekt” lobte ich sie.
Carlisle und Esme schienen sehr angetan von ihrer neuen ´Tochter´ und beäugten Nessies Kunstwerk eingehend.
Emmett hingegen sah vorwurfsvoll zu seiner Freundin
“Und du machst da auch noch mit. Hoffe, du erträgst die Strafe dafür?” drohte er Rose.
“Uh, jetzt hab ich aber Angst vor dir Prinzessin Emmett.” schnell war sie aufgestanden um vor ihm zu fliehen.
“Na warte. Das wird eine Nacht, die du so schnell nicht vergisst.”
“Solange du das da” sie zeigte mit scannerartiger Handbewegung Emmetts Körper hinab “nicht trägst, nehm ich meine Bestrafung gerne an” sie schien überaus belustigt.
“Was wär denn das sonst für eine Strafe?” mit einem schnellen Griff über die Couchlehne erfasste er Rose und warf sie über seine Schulter. Sie ließ sich nur zu gern gefangen nehmen und leistete keinen Widerstand.
Und wieder einmal blieben wir kopfschüttelnd zurück. Nessies Berührung ließ mich schließlich den Blick von den Beiden abwenden.
“Nein Nessie. Onkel Emmett tut deiner Tante bestimmt nichts. Sie wollen nur… ähm…naja…ein bißchen spielen” versuchte ich die Lage zu entschärfen.
“Dann will ich aber mitspielen”
Ich bekam einen regelrechten Hustenanfall. Auch das noch. Mußte ich jetzt noch meine Tochter aufklären? Das war eindeutig Frauensache. Hilfesuchend sah ich Esme an und sie verstand sofort.
“Renessmee. Es ist längst Zeit zum Schlafen. Wenn du magst, kannst du dich bei Oma ins Bett kuscheln.”
“Oh ja” das brauchte man ihr nicht zweimal zu sagen. Obwohl Esme nie und nimmer als Oma durchging, bezeichnete sie sich in Nessies Gegenwart gerne so. sie war stolz, das die Familie Cullen weiter bestand. Auch wenn Nessie später einen anderen Nachnamen tragen wird, so floß doch das Blut der Cullens durch ihre Adern.
“Puh. Danke Esme. Wir müssen wirklich ein ernsthaftes Wörtchen mit den beiden reden.”
“du glaubst doch nicht, das würde etwas bringen?”
.
.
“Nein” schossen wir gleichzeitig raus und verfielen in schallendes Gelächter.
Sanft strich mir meine Mutter über die Wange “Schön, dich wieder lachen zu sehen”
Mir war nie wirklich fröhlich zumute, eher war es meine Fassade, die ich versuchte aufrecht zu erhalten. Wenigstens um Nessies Willen. Um ihr das alles nicht noch schwerer zu machen.

Die Sonne erschien bereits am Horizont und tauchte die Landschaft in eine Mischung aus Gold und Rot.
Einzelne Sonnenstrahlen fanden den Weg durch die Bäume vor dem Haus und reflektierten in der Scheibe. Die ganze Nacht über verbrachte ich hier am Fenster und wartete auf Tanyas Rückkehr.
Ich wusste, ich brauchte mich um sie nicht zu sorgen, trotzdem war ich allmählich der Versuchung nahe, mich auf die Suche nach ihr zu begeben.
Als hätte sie meine Absichten gehört, bog der rote Ferrari vom Highway zu unserer Auffahrt ab. Nicht mehr lange und er würde in Sichtweite sein.
Nessie schlief noch tief und fest und dürfte vor 9 nicht aufstehen. Ich sehnte mich nach Bella und konnte es kaum erwarten, mich in ihrem Auto von ihrem Duft einhüllen zu lassen. Auch wenn dies die Wunden nur aufreißen ließ und selbstverursachte Schmerzen bedeutete.
So intensiv traf mich gestern ihr Geruch. Noch einmal wollte ich mich ihm ausliefern, ihn auskosten und soviel es ging aufsaugen, um möglichst lange davon zu zehren.
Ich hing meinen Gedanken nach und bemerkte nicht, das Tanya auf einmal neben mir stand.
“Ein schöner Morgen, oder? Es ist mir die liebste Tageszeit. Wenn die Nacht sich verabschiedet und dem neuen Tag platz macht” sinnierte sie.
“Sie ist da draußen. Irgendwo. “ wie gebannt starrte ich hinaus auf den Horizont, als ob ich Bella suchen würde.
“Ihr geht es sicher gut. Du machst dir unnötig Sorgen.” versuchte sie mich zu beruhigen und strich mir über den Rücken.
“Ich hab geschworen, sie vor allem zu beschützen und nun ist sie ganz allein da draußen”
“Sie ist alt genug. Sie kann auf sich selbst auf passen. Was soll ihr schon passieren?
Außer ein Schulterzucken brachte ich nichts zustande.
“Ach Edward, es muß weitergehen. Fang wieder an zu leben”
Das sagte sich so leicht. Aber wenn sie es sagte, könnte ich es fast glauben.
Ihre Nähe tat gut und ein wunderbares Gefühl von Geborgenheit und Verständnis durchströmte mich. Ich folgte einem Impuls und schlang die Arme um Tanya. Spürte, wie ihre Hände von meinen Schulterblättern den Rücken hinab glitten, bevor sie über dem Hosenbund zum Stehen kamen. Wie schön es sich doch anfühlte jemanden zu halten. Seine Wärme zu spüren.
Ja. Es mußte weitergehen. Irgendwie.
Bella hatte sich entschieden. Auch wenn mir ihre Gründe unbekannt waren. Ich mußte es akzeptieren.
Stark sein.
Für Nessie.
Für meine Familie.
“Danke Tanya” schnell löste ich mich. Zu schmerzlich erinnerten diese Berührungen mich an Bella. Dafür war ich definitiv noch nicht bereit. Wenn ich es überhaupt je wieder war.
“Ich werde noch eine Runde drehen. Den Kopf freibekommen.” ich wandte mich um und lief auf die Garage zu.
“Soll ich dich begleiten?” hastig folgte sie mir und ergriff meine Hand.
“Sei mir nicht böse, aber ich würde gern allein sein.” ich schüttelte ihre Hand ab und trat durch die Tür.
Bellas Auto stand in der großen Parklücke, die ich für es vorgesehen hatte. Andächtig strich ich über den blank polierten Lack.
Es mußte weiter gehen… und diese Fahrt, sollte eine Art Abschied von Bella werden. Ein letztes mal ihren Duft atmen. Ein letztes mal dort sitzen, wo sie gesessen hatte. Ein letztes mal das Lenkrad ergreifen, das ihre zarten Finger einst umschlossen.
Noch heute würde ich es verkaufen. Einen ersten Schritt für einen Neuanfang machen.
Die Fahrertür öffnete sich mühelos und ich ließ mich auf den weichen Ledersitz gleiten.
Wie eine Abrissbirne trafen mich die Erinnerungen, die dieses Auto barg. Von der kleinen Spritztour, bis hin zur erotisch prickelnden Nacht auf dem engen Beifahrersitz.
Es roch nach Vanille, Honig und Lavendel. Bella war hier allgegenwärtig. So, als säße sie direkt neben mir.
Ein Blick nach rechts offenbarte mir jedoch, das ihr Platz leer war. Nur kaltes, nacktes Leder.
Es tat mehr weh als angenommen. War ein Abschied doch nicht so leicht.
“Ich kann nicht so tun, als ob es dich nie gegeben hätte. Du machst den größten Teil von mir aus und ohne dich bin ich nicht komplett.”
Ha ha. Jetzt saß ich schon wieder hier und sprach mit mir selbst.
“Du treibst mich in den Wahnsinn”
Ich senkte meinen Kopf auf das Lenkrad und schloß die Augen. Es mußte doch möglich sein, einfach mal an nichts zu denken.
Wo wollte ich heute hin? Wieder planlos die Umgebung abgrasen? Ein tiefer Seufzer entwich mir. Wie wäre es mit Lake Pleasent? Dort, wo das Unheil seinen Lauf genommen hatte.
Hm. Das Wetter hatte sich kaum geändert. und die Scheiben des Ferraris waren nicht annähernd dunkel genug um meine empfindlichen Augen vor der Sonne zu schützen.
Was solls?
Ich klapperte das Handschuhfach nach meiner Sonnenbrille ab und ließ dabei versehentlich die von Bella in den Fußraum fallen.
“Nein”
Schnell suchte ich nach meinem kleinen Heiligtum auf den rot-schwarzen Fußmatten.
Nichts.
“Vielleicht unter dem Sitz?”
Ich machte mich noch ein Stück länger und griff unter den Beifahrersitz. Meine Finger fassten wieder nur ins Leere.
“Das gibt’s doch nicht. Die kann doch nicht so weit hinter gerutscht sein”
“aaaahhh” ich berührte etwas dünnes, kaltes.
Es klapperte metallisch als ich meine Hand darum schloß.
In jedem Falle keine Sonnenbrille.
Mir stockte der Atem als ich dieses Etwas identifizierte, das ich in meiner Hand hielt und sich um meine Gelenk legte.
Eine feingegliederte Kette mit goldenem Amulett.
Ich mußte es nicht öffnen, um zu wissen was sich in seinem Inneren befand.
“Nessies Kette”
Aber sie war kaputt. Ein Teil der Kette war zerrissen. Wie ist das passiert? Und wie kommt sie hierher?
Nur eine konnte mir meine Frage beantworten.
Nessie selbst.

Ich hatte Glück und Renessmee saß bereits beim Frühstück. Esme hatte es immer noch nicht aufgegeben, Nessie für menschliche Kost zu begeistern.
So saß sie auf einem der Barhocker am Küchentresen und stocherte lustlos in einer Schale Cornflakes umher.
Ich schob ihr die Kette hin und wartete ihre Reaktion ab.
“Oh Daddy. Hast du sie repariert?” sie beäugte das Schmuckstück, nur um festzustellen, das sich der Riss noch an genau der selben Stelle befand.
“Wie ist das passiert?”
“Beim umziehen. Sie ist kaputt gegangen und Mom wollte sie reparieren lassen, nachdem sie ihre Freunde getroffen hatte” erklärte sie.
Freunde? Meinte sie das Treffen mit Angela, Mike und Jessica? Aber das war schon einige Wochen her. Wie kam es da in ihr Auto. Damit gefahren war sie sicher nicht. Sie ging viel lieber zu Fuß oder nahm den Volvo.
“Am Abend sagte sie mir, sie habe es vergessen und würde es am nächsten Tag zum Juwelier bringen. Aber jetzt ist es mir egal ob sie kaputt ist oder nicht. Es ist von Mommy. Und jetzt hab ich sie immer bei mir.” schnell stopfte sie das Amulett in die Hosentasche und sprang vom Stuhl.
Wenn sie es nicht hat reparieren lassen, dann mußte sie es noch eingesteckt gehabt haben. Bella war kein Freund von Handtaschen. Also blieb nur die Hosentasche übrig.
Natürlich. Was hatte sie getragen bei dem Treffen?
Das wohl schönste Outfit, das sie besaß. Wie könnte ich das je vergessen. Hose und Bluse, aus ihrer Zeit als Mensch. Wie sehr hatte sie mich erschreckt, als sie so vor mir stand. Im positiven Sinne. Wie sehr sie mich an den ersten Tag erinnerte, an dem ich sie sah.
Ihr mußte es aus der Tasche gefallen sein. Das erklärte jedoch nicht, wie es ins Auto kam.
.
.
Ein kräftiger Schlag ließ den Küchentresen erbeben und Esme fuhr erschrocken rum.
“Ist etwas Edward?”
Wortlos rannte ich auf die Garage zu.
Sie war da.
Im Wald.
Es war nicht nur mein Wunschdenken, das mir dort einen Streich gespielt hatte. Nein. Sie war da.
Und es roch so intensiv im Auto, weil sie darin gesessen haben mußte.
Zum zweiten mal an diesem Morgen, nahm ich im Ferrari platz und drehte den Zündschlüssel.
Diesesmal würde ich nicht planlos davon jagen. Auf einmal wusste ich ganz genau wo ich hin mußte.


Endstation

Bella

“Trödel nicht so. Jane wird sauer, wenn wir zu spät kommen. Und ich glaube nicht, das du das willst?!”
Tanya packte mich unsanft am Arm und schubste mich ein Stück voran.
Und wenn ich sie jetzt angriff? Sie war allein.
Aber ohne meine Vampireigenschaften war sie mir sowieso haushoch überlegen. Hatte den Vorteil auf ihrer Seite.
Schweigsam und überaus vorsichtig, nicht über das nächste Hindernis zu stürzen, lief ich vor ihr her. Nur gelegentlich warf ich einen Blick über die Schulter.
“Denk nicht einmal daran”
Was denn jetzt? Konnte sie nun auch noch Gedanken lesen?
Nein.
Das war einzig und allein meinem Edward vorbehalten.
Den Gedanken, mich mit ihr anzulegen, hatte ich sowieso verworfen, kaum das ich ihn gedacht hatte.
Unbeholfen kletterte ich über einen umgestürzten Baumstamm, während Tanya einfach darüber sprang.
“Das sieht echt zu komisch aus. Warst du schon immer so…unsportlich?” sie schien überaus belustigt.
“Wenn du mir meine Fähigkeiten wieder geben würdest, kämen wir auch schneller voran.” ich rechnete schon mit einer Abfuhr und war umso erstaunter, als ich ein “Na gut” vernahm.
Wie auf Knopfdruck erweiterte sich mein Sichtfeld und auch mein Gehör. Die Beine schienen kräftiger und trugen mich problemlos voran.
Aber selbst wenn ich jetzt davon laufen würde, könnte sie mir mit einem Fingerschnipsen alles wieder nehmen.
Ein Auto näherte sich.
Wir mußten also gleich den Waldrand erreichen. Wahrscheinlich hinter dem nächsten Hügel. Flüche drangen an mein Ohr. Und meine Gefühle fuhren Achterbahn, als ich vernahm wessen Stimme das war.
“Auch das noch.” Tanya schien außer sich und mit einer kurzen Berührung setzte der Schmerz in Fuß und Flanke wieder ein.
Aha. Ich war wieder menschlich. Wenn man das so bezeichnen darf.
Aber was machte das? Immerhin konnte ER mich hören. Wenn nicht durch Sprache, dann durch meine Gedanken.
“Mach jetzt keinen Mist. Wird er auch nur im geringsten auf dich aufmerksam, lösche ich entweder seine Gefühle für dich oder seine Sinneswahrnehmungen. Welch leichtes Spiel dürfte es werden, ihn dann zu töten?!” drohte sie mir.
Ich zuckte zusammen. Nein. Das durfte nicht geschehen.
Wieder Rufe.
Diesmal lauter.
Er mußte ausgestiegen sein. Wenn ich mich jetzt offenbarte, wär alles umsonst gewesen. Selbst wenn ich fort war, brachte ich ihn noch in Gefahr.
“Wirst du brav sein?” fragte sie mit erhobenem Zeigefinger.
Ich nickte zweimal und duckte mich hinter dem Hügel ab, während Tanya darüber stieg und auf Edward zuschritt.
“Tanya?” Edward.
Nun war er so nah, das ich ihn sogar problemlos verstand. Ich brauchte nur aufzustehen und er würde mich sehen. So nah, und doch so unerreichbar.
Es war eine Qual.
Was tat er hier. So weit von zu Haus?
Nein.
Er hatte mich nicht aufgegeben. Und er suchte mich. Wie töricht, zu denken, er würde einfach weiter leben, als wär nichts geschehen. Ich hätte wissen müssen, dass er die Wünsche in meinem Brief nicht berücksichtigen würde.
Wie um ihre Drohung wahr zu machen, pirschte sich Tanya von hinten an Edward heran. Er rief ihren Namen, bemerkte sie jedoch nicht.
Mir war klar, was sie damit beweisen wollte.
Erneut vernahm ich seine wundervolle Stimme und wünschte mir, er würde noch einmal meinen Namen sagen. Ein letztes mal.
Doch es blieb still. Die beiden schienen sich zu unterhalten. Worüber, wusste ich nicht. Kein Wort drang zu mir durch. Echt frustrierend.
Hin und wieder wies Tanya in den Wald und er folgte ihr mit einem Blick.
Dabei duckte ich mich, so schnell es mir möglich war und bedauerte den kurzen Moment, in dem ich ihn nicht betrachten konnte.
Vorsichtig richtete ich mich auf und sah, wie Tanya die Fahrertür öffnete. Von MEINEM Ferrari.
Deswegen waren die anderen vor gegangen. Weil mein Auto nur platz für 2 bot.
Die Luft frischte auf und eine Windböe durchflatterte mein Haar.
Wieder riß Edward den Kopf herum und lugte in den Wald.
Hatte er mich gesehen?
Mit einem mal wünschte ich mir, er würde einfach verschwinden. Nach Hause fahren und mit Nessie spielen. Überall sein, nur nicht hier.
Ich traute mich nicht, erneut über den Rand der Bodenerhebung zu schauen. Besiegt und entmutigt rollte ich mich auf dem Boden zusammen.
Motorengeräusche, die sich allmählich entfernten. Hatte er wirklich meine Bitte wahrgenommen? Ich war froh darüber, das er fort war. In Sicherheit. Und auch froh, das ich ihn ein letztes mal noch sehen durfte.
Bevor ich weiter grübeln konnte, riß mich Tanya bereits wieder auf die Beine.
“Das war knapp. Wie ich solche unvorhergesehenen Störungen doch hasse.” Sekunden später erreichten wir mein Auto und ich wurde auf den Beifahrersitz gestoßen.
Wo sie mich wohl hinbrachte? Und wieso fuhr sie Auto?
Wie oft ließ sie sich von Edward durch die Gegend chauffieren, weil sie nicht fahren konnte. Nur einer, unserer damaligen Streitpunkte. Wie unbedeutend mir das jetzt vorkam. Ich fragte mich, in wie vielen Punkten sie uns noch getäuscht hatte?!
Sehr geräuschvoll, wohl aufgrund ihrer derzeitig schlechten Laune, ließ sie die Tür ins Schloß fallen. Dann sah sie mich eindringlich an.
“Braves Mädchen. Wäre ja auch zu schade, dem süßen Edward ein Haar zu krümmen.”
“Lass die Finger von ihm. Er wird sich nie für jemanden wie dich interessieren. Und solltest du ihm weh tun, schwöre ich bei Gott, bring ich dich um. Auf jede erdenkliche Weise”
“Oh, willst du mir drohen? Ich denke, dazu bist du derzeit nicht in der Lage” Tanya verkniff sich ein Lachen und zog etwas aus dem Seitenfach.
“Willst du mich damit erwürgen?” ungläubig wies ich auf den schwarzen Seidenschal.
“Schön wärs. Dann müsste ich ein Gelaber nicht länger ertragen.” schnell verband sie damit meine Augen. Anscheinend durfte ich nicht wissen wohin es ging. Wozu?
Wem sollte ich es erzählen, wenn sie mich doch sowieso umbrachten?
“So, und jetzt halt die Klappe, sonst verpaß ich dir noch einen Knebel”
Kommentarlos sank ich im Sitz zurück und wartete darauf, das sie losfuhr.
Vor meinen Augen wechselten sich helle und dunkle Schatten ab. Noch immer roch es nach Wald und Erde. Ein paar mal drückte es mich nach rechts in den Sitz, gelegentlich nach links. Der Untergrund blieb eben und erschütterungsfrei. Also befanden wir uns noch irgendwo auf dem Highway. In Kurvenreichem Gebiet. Wo konnte das sein?
Fahrtwind umwirbelte mich und brachte salzige Luft herein. Tanya mußte das Fenster geöffnet haben. Salz? Waren wir am Meer? Tatsächlich. Ein Küste. Deutlich vernahm ich Wellen, die sich an etwas brachen. Ganz in der Nähe.
Kaum spürbar nahm ich eine Steigung wahr. Immer steiler und kurvenreicher verlief die Fahrt, bis sich der Untergrund änderte und Steine durch die drehenden Reifen an die Karosserie schlugen.
Es roch wieder nach Tanne und Moos. Wieder ein Wald? Naja. Wir lebten in Washington.
Die grüne Hölle.
Obwohl ich mir auch nicht sicher war, ob wir uns überhaupt noch in Washington befanden. Das geöffnete Fenster ließ wenigstens ein paar Spekulationen zu. Wozu dann noch die Augen verbinden. Tanya war echt nicht die Hellste. Durchtrieben und hinterhältig, aber unter Garantie nicht intelligent.
Vielleicht sollte ich erwähnen, das mir bei langen Autofahrten leicht übel wurde. Aber andererseits? Würde ich zu gerne ihre Reaktion sehen, wenn ich ihr auf den Schoß kotzte. Wenn ich nur sehen könnte.
Die Fahrt schien unendlich lang zu dauern, zumal es immer heißer wurde. Je höher wir kamen, desto unerträglicher wurde es. War das überhaupt noch möglich? Wie sollte man das aushalten? Seit Tanya mich auf ´durchschnittliche Stärke´ runtergeschraubt hatte, nahm ich diese Hitze ganz anders wahr. Viel intensiver.
Die Sonne knallte durch die Scheibe und brannte sich in meinen Unterarm. Würde ich nicht dieses verdammte Ding über meinen Augen tragen, würde ich mit Sicherheit eine Rötung sehen.
Ha. Ein Vampir mit Sonnenbrand. Das widersprach ja wohl völlig dem Klischee, das Vampire in Sonnenlicht zu Staub zerfallen. Ich war schon der Versuchung nahe mir den Schal von Gesicht zu ziehen, als der Wagen endlich stoppte.
“Na, so schweigsam Bella?” sie schlug mir mit der flachen Hand auf den Oberschenkel, als wären wir gute Freunde.
“Noch einen Meter und du hättest eine böse Überraschung erlebt.” gab ich Auskunft.
“Als ob du etwas im Magen hättest? Deinen Augen nach zu urteilen, hast du seit Wochen nichts mehr vor die Beißerchen bekommen.”
“Sag nicht, dass es dir anders ergeht?” erwiderte ich wohlwissend, das auch für sie Nahrungsknappheit herrschte.
“Sagen wir es mal so: ich habe vorübergehend eine Pause vom vegetarischen Lebensstil gemacht”
Was sollte das? Tötete sie jetzt Menschen?
“Rote Augen würden deinem roten Haar sehr schmeicheln. Für meinen Geschmack sehr einfarbig und langweilig.”
“Hab ich dich nach deinem Geschmack gefragt? Und wer sagt, das meine Augen rot sind? Ich halte eine gewisse Balance. Aber was geht dich das an?”
.
“Auch das noch. Du bleibst sitzen. Keinen Mucks.”
Die Autotür klappte auf und wieder zu und Stille umhüllte mich. Sie mußte das Fenster bereits wieder geschlossen haben.
Wo war ich?
Und wieso ließ sie mich alleine?
Bereiteten sie erst sämtliche Folterwerkzeuge vor?
Sachte schob ich den Schal auf die Stirn und spähte durchs Seitenfenster.
Immer noch Bäume und Sträucher. Der Weg schien hier zu enden, denn vor der Motorhaube erstreckte sich ein riesiger Felsbrocken. Wo um alles in der Welt hatte sie mich hingebracht? Ich erschrak, als ich mein Spiegelbild in den Scheiben reflektieren sah. Dunkle schatten lagen unter meinen Augen und ließen sie mit ihren schwarzen Pupillen noch bedrohlicher aussehen.
Schwarze Pupillen?
Ich klappte die Sonnenblende runter und beäugte mich im integrierten Kosmetikspiegel. Oh ja.
Schwarz.
Pechschwarz.
Rabenschwarz.
Schwarz wie die Nacht.
Wo waren die Anderen? Langsam beugte ich mich nach links über die Mittelkonsole und linste durch die Heckscheibe.
Jane und Tanya standen abseits des Pfades und diskutierten mit einem älteren Mann. Der Uniform nach zu urteilen ein Ranger. Oh nein. Hoffentlich ließen sie ihn am Leben.
Aber wo war eigentlich Leah?
Wahrscheinlich sprang sie gleich aus dem nächsten Gebüsch und fiel den Ranger an. Tanya schaute plötzlich in meine Richtung und wandte sich an Jane. Ruckartig wollte ich mich auf meine Ausgangsposition setzen, aber irgendetwas hinderte mich daran. Ein Blick nach unten und ich erkannte die Ursache.
“Oh mein Gott. Nessies Kette.” ich hatte sie noch immer in der Hosentasche. Durch die Sache mit Edward damals, hatte ich ganz versäumt sie reparieren zu lassen. Ich glaube, es ist das erste mal, das ich dankbar war, vergesslich zu sein.
Die Kette war herausgerutscht und hatte sich am Griff der Handbremse verhakt. Vorsichtig löste ich sie und zog den Rest aus meiner Tasche. Golden schimmernd lag sie in meiner Handfläche. Andächtig zeichnete ich mit dem Finger die zarten Ranken nach, die das runde Amulett schmückten. Die Kette war zerrissen, aber das tat ihrer Schönheit keinen abriss.
Wenn ich sie öffnen täte, würden mir Edward und Nessie entgegenstrahlen. Wir hatten die Fotos von mir und Edward gegen ein Familienfoto eingetauscht.
Dafür war ich nicht bereit. Es zerriss mich schon, nur diese Kette anzusehen. Mit dem Wissen, dass sie vor kurzem noch um dem zierlichen Hals meiner Tochter lag.
Stimmen.
Sie kamen zurück zum Auto.
Sie durften die Kette nicht finden. Ich würde es nicht ertragen, sie eventuell am Hals von Jane zu sehen. Als Trophäe.
Handschuhfach? Zu einfach.
Sonnenblende? Auch. Außerdem würde sie bei der nächsten Kurve rausfallen.
Schnell.
Ich brauchte eine Lösung.
Unter den Sitz! Ein letzter Kuss darauf und ich schleuderte das Amulett so weit unter den Sitz wie ich konnte. Vielleicht fand es jemand aus meiner Familie. Jake, bei der nächsten Spritztour. Emmett beim putzen. Oder Rose, die es mal wieder nicht lassen konnte, anderen die Autos zu tunen, nur um auf der Straße etwas Konkurrenz zu haben. Jeder war mir lieber, nur nicht Jane.
Im letzten Augenblick zog ich die Augenbinde zurecht und hoffte, niemand hätte etwas bemerkt.
“Raus jetzt” die Beifahrertür wurde aufgerissen und jemand zog mich unsanft hinaus.
“Auf die Beine. Hopp hopp.” hörte ich Jane sagen.
“Es würde die Sache ungemein erleichtern, auch zu sehen wohin ich laufe.” genervt tippte ich gegen den Schal.
Ein Ruck und er war ab. Mitsamt dem Büschel Haare, die sich darin verfangen hatten.
“Aua”
Meine Augen gewöhnten sich nur langsam an die Helligkeit und fingen sofort an zu tränen.
“Los, da lang.” kommandierte Tanya und stieß mich in den Rücken. Wieder knickte ich weg und verlor das Gleichgewicht. Ein starkes Ziehen durchfuhr meine Flanke und versagte mir das Atmen. Mein Fuß tobte. Die lange Autofahrt hatte ihn ein wenig geschont. Leider hatte ich dadurch vergessen, dass er überhaupt weh tun. Wie sollte ich mich auch daran gewöhnen? Verspürte ich doch seit fast einem Jahr keine körperlichen Schmerzen mehr.
“Einen Schritt und ich sterbe” wütend funkelte ich abwechselnd Tanya und Jane an.
“Das hättest du gern. Wo bleibt da für uns der Spaß? Trag sie! Ich will heut noch ankommen” Jane schien ungeduldig. Brannte sie so darauf mir den Gar aus zu machen? Noch immer keine Spur von Leah. Hatte sie sich aus dem Staub gemacht?
Tanya riss mich am Kragen in die Höhe und verfrachtete mich über ihre Schulter. Scheiß auf Stolz und Würde. Ich wollte das alles nur noch hinter mich bringen. Mich nicht mehr fragen müssen, was wäre wenn.
Rasend schnell flog Tanya durchs Dickicht. Selbst mit mir als Gepäckstück. Als ob ich keinerlei Ballast darstellte. Jane lief voraus und war nicht minder langsam. Wie sehr erinnerte mich diese Fortbewegungsart an Edward.
Als ich noch Mensch war hat er mich oft so mitgenommen. An Orte, die ich zu Fuß nie erreicht hätte. Wie oft spielte mir mein Kreislauf dabei Streiche und ließ mich wie ein nasser Sack zu Boden gleiten, sobald mich Edward absetzte. Wie schnell sich die Zeiten doch ändern konnten. Und nicht nur die Zeit. Auch ich hatte mich verändert. Stetig. Ab dem Tag meiner Ankunft in Forks, bis jetzt.
Forks.
Noch nie hatte ich mich so oft in Gefahr begeben, bevor ich hierher zog. Aber hätte ich es nicht getan, würde ich jetzt nicht das sein, was ich bin. Dann würde ich Edward nicht kennen und Nessie nicht existieren. Im Grunde konnte ich meiner Mom dankbar sein, das sie so wenig Zeit für mich hatte und ich gezwungen war, zu Charlie zu ziehen.
Mom.
Charlie.
Wie gern würde ich noch einmal eure Gesichter sehen. Euch umarmen und sagen, wie lieb ich euch doch hab. Ich tat das nicht annähernd so oft, wie ich es vielleicht tun sollte.
Und Jake. Der mir immer ein treuer Freund war. Und zu mir hielt, wie aussichtslos die Lage auch war. Er würde Nessie glücklich machen. Ihr die Sterne vom Himmel holen.
Carlisle.
Esme.
So viel hatte ich euch zu verdanken. Mit so viel Liebe und Güte habt ihr mich aufgenommen und eine von euch werden lassen.
Rose und Emmett.
Eure Kabbeleien werden mir fehlen. Wenn ich dort, wo ich nach meinem Tod sein werde, überhaupt so etwas wie Verlust empfinden kann. Wie gern würde ich euch noch einmal zusehen, wie ihr euch über Belanglosigkeiten in die Haare bekommt und somit uns allen eine super Show bietet.
Jasper.
Ich mochte dich. Schon immer. Du warst mein Ruhepol, meine Sicherheit in schwierigen Zeiten. Mein Anker und Rettungsring. Ich hätte dich zu gern mal Lächeln gesehen.
Alice.
Meine kleine, abgedrehte, verrückte Alice. Nie wieder werde ich deine anmutigen Bewegungen bewundern können. Deine verrückten Ideen über mich ergehen lassen. Wie gerne würde ich das hier alles gegen einen Shoppingtag mit dir eintauschen. Sogar mit Modenschau.
Viel zu selten hab ich dir mal eine Freude gemacht. Wie auch, wenn du bereits wusstest, was wir dir schenken würden, bevor wir es taten. So schicke ich dir tausend Küsse und eine feste Umarmung.
Mein Edward.
Es ist soweit. Mein letzter weg bricht an. So blöd es sich anhört, bin ich doch froh, keine Gefahr mehr für euch darzustellen. Ihr seid sicher und das beruhigt mich. Nur diese Gewissheit läßt mich in Frieden gehen.
Meine letzten Gedanken gelten euch. Meiner Familie. So schicke ich euch all meine Liebe und Dankbarkeit. Umarme euch ganz fest und laß euch wissen, das ihr auf ewig bei mir seid.

Egal, ob es funktionierte oder nicht. Es war mir ein Bedürfnis, mich von meinen Liebsten zu verabschieden. Mir ein letztes mal ihre Gesichter vor Augen zu führen, bevor ich sie für immer schloß.
Wer wusste schon wohin mich der Tod brachte. Himmel und Hölle waren schließlich nur Spekulationen.
“So. Endstation. Im wahrsten Sinne des Wortes.” Tanya unterbrach mich in meinen Gedankengängen und setzte mich ab.
Die Umgebung hatte sich verändert. Büsche und Bäume wurden spärlicher und machten großen Felsen platz. Wege gab es keine und auch sonst nichts, was auf Zivilisation hinwies.
Weit und breit nur Felsen und nacktes Gestein.
Die Sonne knallte gnadenlos vom Himmel, obwohl es bereits begann zu dämmern. Wir befanden uns augenscheinlich am höchsten Punkt des Berges ohne Möglichkeit weiter voran zu schreiten. Denn kaum 100 Meter vor meinen Füßen ging es steil bergab.
“Was habt ihr vor? Mich da runter stoßen? Ich gebe zu, das es etwas weh tun könnte, jedoch bezweifel ich, daran zu sterben.” sagte ich mit einem Fingerzeig den Abgrund hinunter.
“Nein meine Gute. Das wär zu harmlos. Den Gnadenstoß gönne ich dir nicht. Ich sagte dir bereits, das ich dich leiden sehen will. Erst wenn es sich nicht mehr gibt, ist der Weg zurück frei.”
Jane drängte mich zurück an die Felswand.
“Das da, ist viel effektiver” sie zeigte auf zwei Armfesseln, die mit einer schweren Kette im Gestein befestigt waren.
“Nein” schrie ich. Die Aussicht hier bis in alle Ewigkeit dahinzuvegetieren wie eine vertrocknete Rosine machte mir Angst. Dann schon lieber tot sein. Ein für alle mal diese Welt verlassen.
“Da hast du wohl kein Mitspracherecht. Tanya!”
Schon packte mich dieses Miststück an der Kehle und presste mich gegen den Stein. Scharfe Kanten bohrten sich in meinen Rücken und der Kopf dröhnte von dem Aufschlag. Etwas warmes, nasses breitete sich auf meinem Hinterkopf aus und rann mir am Genick entlang über die linke Schulter. Sofort lag der metallische süße Duft meines Blutes in der Luft.
“Aaaaah. Köstlich.” Jane leckte sich die Lippen und Tanya zog unbeirrt weiter an meinen Armen um die Fesseln am Handgelenk zu befestigen.
“Also für einen Imbiß ist gesorgt.”
Alles Strampeln und Zappeln half nichts. Fast schon zu einfach gelang es Tanya mich anzuketten.
“Ihr seid so erbärmlich.” beschwerte ich mich.
“War Leah euer Theater bereits leid? Sie scheint sich ja vom Acker gemacht zu haben.”
Wie um meine Theorie zu widerlegen, ertönte ein grollendes Geknurre direkt über mir.
“Das dürfte deine Frage wohl beantworten!” Jane schritt auf mich zu und grinste zufrieden. Wie gern hätte ich ihr dieses Grinsen aus dem Gesicht geschlagen. Aber in meinem zustand hätte ich mir dabei wahrscheinlich nur selbst weh getan.
“Mit dir werden wir noch viel Spaß haben” ihr Finger strich sanft über meine blutbefleckte Bluse. Rotglänzend schimmerte der nasse Tropfen auf ihrer Kuppe, bevor sie ihn genüsslich ableckte. Selbst ich bekam unsäglichen Durst. Sogar beim Anblick meines eigenes Blutes.
Feuer züngelte von meiner Brust, die Kehle hinauf und verbrannte jede Zelle gnadenlos.
“Delikat” in ihren Augen flammte reine Begierde auf. Nach mir. Meinem Blut.
Kaum das ich mich versah, schlug sie ihre Zähne in meinen Hals und raubte mir meine Lebensenergie. Mit jedem Schluck den sie trank, verschwamm mein Umfeld mehr und mehr. Kraftlos sank ich so weit hinab, wie es die Ketten zuließen. Nicht weit genug, denn den Boden erreichte ich nicht und die Arme überdehnten sich auf schmerzhafte Weise.
Nur am Rande dieser immer dunkler werdenden Realität, nahm ich ihr lustvolles Schmatzen wahr.
“Hör auf Jane, du bringst sie um” Tanya.
Sterben.
Das wäre schön.
So friedlich.
Ein Ruck und der Druck auf meinen Hals verschwand. Meine Lider waren schwer wie Blei und ich schaffte es nicht sie zu öffnen. Ein unsägliches Brennen breitete sich von der Bissstelle pulsierend auf alle anderen Körperregionen aus. Ich kannte dieses Brennen. Nur war es diesmal erträglicher und erstarb sogleich wieder.
Noch immer ertönte dieses Grollen. Unablässig.
Zog ein Gewitter auf?
“Leah was ist denn jetzt wieder? Machst du Zicken? Wir lassen dir schon was übrig.”
Dann war das Leah. Hatte sie mich verteidigt?
Ich zwang meine Lider sich zu heben und drückte die Beine durch um mich in eine aufrechte Position zu befördern.
Die Kraft kehrte in meine Beine zurück und auch in die Arme. Ich fühlte mich plötzlich stärker als je zuvor.
“Nicht so schnell” Tanya ergriff meine Kehle erneut.
“Bin ich…jetzt…eure Minibar? Presste ich heraus, noch bevor meine Beine erneut ihren Dienst versagten.
“Was war das?” fragte ich sie geschockt.
“Sagen wir, du hattest vorübergehend deine Fähigkeiten zurückerlangt. Ich betone: VORÜBERGEHEND.” sie ließ von mir ab und sprach zu Jane, die damit beschäftigt war, sich den Mund mit einem Taschentuch zu säubern.
“Ich muß dann langsam. Bevor sie noch Verdacht schöpfen”
“Hast du alles dabei?” Jane
Sie nickte und winkte Leah herbei. Diese trug einen kleinen Rucksack im Maul, den sie vor Tanya abstellte.
“So, Bella. Zeit sich zu verabschieden. Keine Angst” sie strich mich über die Wange, als wolle sie mich trösten “ morgen komme ich wieder und dann spielen wir weiter. Versprochen. Aber zuerst einmal kümmer ich mich um deinen Mann. Der arme Edward ist so verzweifelt. Sicher wär er für ein bißchen Ablenkung dankbar.” langsam ließ sie einen Träger ihres Tops über die schulter gleiten, um ihre Absichten zu offenbaren. Mir gefror das Blut in den Adern.
“Nein. Lass ihn in Ruhe du Schlampe. Er hat sich für mich entschieden.” energisch zog ich an meinen Fesseln, die aber kaum eine Bewegung zuließen.
“Oh, das macht nichts. Meinungen ändern sich und Edward ist auch nur ein Mann.” wieder faßte sie mir ins Gesicht und erntete dafür eine Ladung Spucke von mir. Das Echo ihrerseits erwies sich als knallharte Ohrfeige.
“Du hast mir meine Familie genommen. Nun hol ich mir deine” sie wandte sich zum Gehen.
“Wie willst du das anstellen? Keiner wird dir glauben oder dich akzeptieren. Am allerwenigsten Edward” jedes Wort verursachte große Schmerzen in meinem Kiefer, selbst schlucken fiel schwer.
“Ich hab da so meine Methoden. Und einen Plan. Wie wäre es, wenn ich Eddilein erzähle, ich hätte gesehen, wie ein großer, böser Wolf dich getötet hat. Und ich leider zu spät kam. Jeder hat bemerkt wie oft Leah bei euch umher geschlichen ist.”
“er wird dir nie glauben.” da war ich mir sicher. Solange er es nicht selbst gesehen hat, wird er die Hoffnung mich zu finden nicht aufgeben. Tanya öffnete den Rucksack und förderte zwei Stofffetzen zutage.
“Das sollte helfen”
Geschockt nahm ich wahr, das es sich dabei um Alice´ gelbes Top und das Laken von unserem Bett handelte. Beides über und über mit Blut befleckt, verursacht durch die Verletzung mit den Glasscherben.
Sie mußte in unserem Haus gewesen sein.
Kurz nachdem ich fort war.
“Und sollte das nicht ausreichen, habe ich immer noch das “ ein Griff in die Hosentasche und sie hielt mir meinen Ehering vor die Nase.
Warum hatte SIE den? Der war doch in dem…
“Der Brief” dämmerte es mir.
“Oh, ach der. Ja, der arme Edward war ganz schön fertig, das du abgehauen bist, ohne ein Wort zu sagen. Du hättest ihn sehen sollen. Wie ein Hündchen hat er alles abgesucht nach einer Nachricht von dir.” sie kullerte den Ring hin und her und straff ihn sich dann über den Finger.
“Steht mir. Findest du nicht? Tanya Cullen. Daran könnte ich mich gewöhnen.” ihr boshaftes Lachen hallte von den Felsen wieder und dröhnte mir in den Ohren.
“Niemals”
“Es liegt wohl nicht in deiner Macht daran etwas zu ändern. Bis morgen. Ich erzähl dir dann wie er war.” provozierend stöckelte sie von dannen, hob ihren Rucksack auf und beschritt den weg den wir gekommen waren.
Hoffnungslos ließ ich den Kopf hängen und harrte der Dinge die da kommen würden.
Er hatte meinen Brief nie gelesen. Nie erfahren, aus welchen Gründen ich fortging. Was muß er sich alles gedacht haben, als er das Haus leer vorfand. Wie gerne hätte ich ihm alles erklärt. Aber dafür war es jetzt zu spät.
“So. da wären wir nur noch zu Dritt. Aber wenn ihr auf mich verzichten könnt, gönne ich mir ein kleines Abendessen. Ich hoffe der Ranger ist noch nicht all zu weit fort.” kindlich unschuldig verschränkte sie ihre Arme hinter dem Rücken.
“Ach das habt ihr wohl nicht gleich erledigt? Sieht euch gar nicht ähnlich” stichelte ich. Was hatte ich noch zu verlieren.
“Der nette Herr wollte uns nur vor einem tollwütigen Wolf warnen, der hier in der Gegend sein Unwesen treiben soll” amüsiert schielte sie zu Leah. Diese fletschte die Zähne und sträubte bedrohlich ihr Nackenfell.
“Tanya ist weg. Was hindert mich daran, einfach die Ketten zu sprengen und fort zu laufen?”
“Ein weiterer Vorteil von Tanyas Gabe. Je länger du ihr ausgesetzt bist, desto länger wirkt sie. Du bist jetzt schon fast menschlich. Du trägst Verletzungen, die nicht heilen. Verlierst Blut und empfindest Kälte, Wärme und Schmerz. Das einzige was von einem Menschen unterscheidet ist der, das du nicht sterben kannst. Vor morgen früh brauchst du an Flucht nicht einmal zu denken”
Sie mußte sich ihrer Sache ja ziemlich sicher sein.
“Außerdem wird unser Streuner hier ein Auge auf dich haben”
Leah knurrte und gab ihren Unmut zu diesem Spitznamen kund.
“Wenn ihr mich dann entschuldigen würdet?” stolzen Schrittes hastete sie an uns vorbei und verschwand aus meinem eingeschränkten Sichtfeld.
Zurück blieben eine hoffnungslose Bella und ein rachsüchtiger Wolf, der kampfbereit vor mir Stellung bezog, um jegliche Bewegung meinerseits im Keim zu ersticken.
Meine Lippen blieben stumm, doch in meinem Inneren schrie ich nach Edward. In der Hoffnung zu ihm durchzudringen. Mein Rettungsanker. Alice konnte ich dank Leah vergessen.
>>Edward<<
>>Edward finde mich<<
>>Edward hilf mir<<
>>Edward, ich sterbe<<
Edward und immer wieder Edward.
Die Nacht forderte ihr Recht ein und vertrieb die letzten Sonnenstrahlen. Zu meinem Leidwesen sank auch des nachts die Temperatur um kein Grad.
Jede Minute nutzte ich um Edward herbeizuflehen. Jede einzelne Minute, denn von nun an waren sie gezählt.


Hoffnung(slos)

Edward

Mein Gedächtnis war gut. Ich brauchte keine Karte, oder ein Navigationssystem um die Stelle zu finden, an der ich Tanya begegnet war.
Der Waldweg lag verlassen da und außer den Reifenspuren deutete nichts darauf hin, das sich hier jemand befunden haben könnte.
Die ganze Fahrt über inhalierte ich Bellas Geruch in ihrem Auto, um meine Nase darauf vorzubereiten, jede kleinste Note, die ihrem Duft nur annähernd ähnelte, auf größere Entfernung wahrzunehmen.
Ja. Genau hier war es, als ich glaubte, Bella wäre in der Nähe. Ohne Umschweife trat ich in den Wald und konzentrierte mich darauf Hinweise auf Bellas Verbleib zu finden.
Auf einer Anhöhe, nahe des Waldrandes verharrte ich jedoch abrupt.
Zu intensiv traf mich der Duft von Lavendelblüte, Honig und süßer Vanille. Sie war hier. Mußte mich beobachtet haben. Warum gab sie sich nicht zu erkennen? Vielleicht war sie immer noch gekränkt, wegen dem, was ich zu ihr sagte und war noch nicht bereit mir zu verzeihen?!
Aber welche Rolle spielte Tanya?
Sie wusste wo Bella war, hatte sich hier wahrscheinlich mit ihr getroffen.
Deshalb war sie sich vorhin so sicher, dass es ihr gut ging. Ich hätte gleich mit Tanya reden sollen. Bevor ich hier her fuhr.
Warum hatte sie mir nicht gesagt wo Bella ist? War das eine Bitte von ihr? Mir nichts zu verraten? Aber warum?
Die Beiden verband nichts weiter außer Hass und Verachtung. Und nun schlossen sie sich zusammen um Bellas Aufenthaltsort vor mir geheim zu halten?!
Es gab 2 Möglichkeiten:
Nummer 1. Tanya hatte Bella hier abgesetzt oder getroffen
Nummer 2. Sie hat sie hier abgeholt und woanders hingebracht.
Um das raus zu finden mußte ich Tanya fragen. Aber sie würde mir sicher darauf keine Erklärung geben.
Wozu diese Heimlichtuerei?
Es trieb mich noch ein Stück tiefer in den Wald. Irgendwas sagte mir, das hier irgendwas nicht stimmte. Mehrere Hügel taten sich auf und gaben bereits einen Vorgeschmack auf die Berge weiter nördlich rund um den Bear Creek.
Sie waren nicht die höchsten, aber dennoch ein beliebtes Bergsteigergebiet. Und eines unserer liebsten Jagdgründe.
In den Wintern gab es ausreichend Pumas und Großwild. Die Sommer versprachen aggressive Bären, die auf der Suche nach paarungsbereiten Weibchen waren. Letzteres sehr zu Emmetts Freude. Nur das die Bären statt eines liebreizenden Bärenmädchens, mit Emmett Bekanntschaft machten.
Vielleicht könnte er es ihnen ein wenig erträglicher machen und sein reizendes Feenkostüm tragen, das ihm Nessie gezaubert hatte.
Ich folgte Bellas Spur eine Weile, bis sie mit anderen zu verwischen schienen.
Hatten sie sich hier getroffen?
Nein.
Das waren nicht die Spuren eines Vampirs. Auch nicht die eines Menschen. Viel zu muffig und erdig.
Ein Wolf?
Aufgewühlte Erde und zerbrochene Zweige wiesen auf einen Kampf hin und ließen das schlimmste erahnen.
Bellas Rucksack lag ein Stück weiter geöffnet auf dem Boden, einen Träger hatte es zerrissen. Fotos lagen im Staub und die Gesichter darauf , lächelten unverbannt weiter, als wäre dies eine einzige Komödie. Geldscheine waren heraus gefallen und verfingen sich nun in der näheren Umgebung an Busch und Baum.
Bitte laß es Bella gut gehen. Flehte ich gen Himmel gerichtet und schritt die Kampfstelle ab, in der Hoffnung, nicht auf die Leiche meiner Frau zu stoßen, die verstümmelt hinter irgendeinem der Gebüsche lag.
Nichts.
Konnte sie fliehen?
Eine zweite Fußspur führte aus einer anderen Richtung hierher. Kleine Abdrücke, nur zart auf den Staub gehaucht.
Eine Frau?
Ein Kind?
Gewiss eine leichte Person. War sie Bella zu Hilfe geeilt?
Hoffnung keimte auf, vermischt mit Wut. Über die Unwissenheit, dass sie nur wenige Meter von mir entfernt war und es mir nicht auffiel. Welche Todesängste mußte sie ausgestanden haben?
Es gab weitere Spuren. Jedoch undefinierbar, da sie durch das Gerangel zum größten Teil verwischt wurden.
Hatte Tanya etwas gesehen und war deswegen so nervös gewesen? Aber warum zum Teufel sprach sie nicht mit uns?
Hier ging es schließlich um Bella und nicht um irgendein getürmtes Haustier.
Wenn ihr etwas zugestoßen war, würde ich mir das nie verzeihen. Und ihr auch nicht. Was verheimlichte sie?
Ich hatte genug gesehen, um zu wissen, das Bella nicht hier war. Vielleicht konnte Alice mir helfen. Die letzten Visionen waren wenig aufschlussreich, aber vielleicht, wenn sie sich mehr konzentrierte….!
Ich wählte den gleichen Weg zurück, den ich gekommen war. Nur um sicher zu gehen, dass ich nichts übersehen hatte.
Eventuell könnten Carlisle und Jasper die Gegend noch mal nach Hinweisen abgrasen.
Der rote Lack des Ferraris war von zahlreichen Staubpartikeln bedeckt, die den Glanz der Farbe verschluckten. Hastig stieg ich ein und setzte den Wagen zurück auf den Highway. Aus der Jackentasche beförderte ich das einzige, das ich aus Bellas Sachen mitgenommen hatte. Behutsam befestigte ich das Familienfoto an der Mittelkonsole. So, das ich es mir während der Fahrt jederzeit betrachten konnte.
“Ich werde dich finden” zärtlich strich ich über das Abbild von Bella, als könnte ich sie auch in der Realität berühren.
“Wir werden wieder zusammen sein.”
Das Gaspedal erreichte bereits fast den Boden und erhob sich auf der gesamten Heimreise kaum ein Stück nach oben.
Einen Stop zum tanken mußte ich einlegen, nur um danach noch schneller zu fahren, um die verlorene gegangene Zeit wieder aufzuholen.

Die erste dir mir zu Hause begegnete war Alice. Zum Glück. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wäre es Tanya gewesen.
“Schon zurück?” Alice schien in eine ihrer Modezeitschriften vertieft zu sein und hob nicht einmal den Kopf zur Begrüßung.
“Es gibt Neuigkeiten von Bella.” sagte ich knapp.
Vergessen war die neuste Sommerkollektion und Alice sprang auf.
“Wo ist sie? Kommt sie zurück? Geht es ihr gut? Warum hast du sie nicht gleich mitgebracht?” typisch Alice. Wie sollte man bei so einem Fragenansturm überhaupt zu Wort kommen?
Außerdem sind es genau die Fragen, die ich selbst gern beantwortet haben möchte.
“Ich weiß nicht wo sie ist. Nur wo sie bis vor kurzem noch war.”
“Na rück schon raus” zappelig trat sie von einem Fuß auf den anderen. Geduld war noch nie ihre Stärke gewesen.
“Ich hab Spuren gefunden, nahe des Bear Creek…”
“ Was suchst du denn am Bear Creek? Der ist ja nicht grad um die Ecke” unterbrach sie mich.
“Willst du das jetzt hören oder nicht?” fuhr ich sie an.
Ein stummes Nicken und ich begann weiter zu erzählen.
“Genau genommen waren es 3 verschiedene Spuren. Bellas, die eines Wolfes und einer dritten Person.”
“Ein Wolf?” Alice schrie vor Entsetzen auf.
“Ist sie… ist sie…?”
“Ich hab Anzeichen eines Kampfes gefunden, aber keinen Hinweis auf Bella.”
“Vielleicht hat er Bellas Leiche mitgenommen?”
“Alice. Denk so etwas nie wieder. Ihr geht es gut und an was anderes will ich nicht glauben. Vielmehr bin ich der Ansicht, das die dritte Person Bella zu Hilfe gekommen ist.” ich ließ mich auf den Sessel gegenüber von Alice fallen.
“Mensch?”
Ich zuckte mit den Schultern.
“Ich bin mir nicht sicher. Könnte eine Frau gewesen sein. Oder ein Kind”
“Ein Kind? Dann fällt Vampir ja aus.”
“Außer ihren Rucksack hab ich nichts gefunden. Aber sie war definitiv da. Ihr Geruch lag überall in der Luft. Vor allem im Auto.”
Den letzten Satz sagte ich mehr zu mir selbst, wieder versunken in Grübeleien. Da mir alles so seltsam vor kam. Wieso war sie in ihrem Auto, wenn sie doch von einem Wolf angegriffen wurde? Der konnte ja schlecht fahren. Und in menschlicher Gestalt wäre er kein Gegner für Bella.
“Im Auto? Bella ist doch zu Fuß weg.” stellte sie fest.
“Darüber zerbreche ich mir auch grad den Kopf. Und das ist noch nicht alles. Heute morgen hab ich Nessies Kette im Ferrari gefunden. Unter dem Beifahrersitz. Nessie meinte, sie wollte sie vor geraumer Zeit zum Juwelier bringen, hatte es aber vergessen. Sie muß sie verloren haben, als sie mit Tanya unterwegs war.”
“Mit Tanya?” Alice´ Gesichtszüge entgleisten immer mehr.
“Durch Zufall traf ich gestern Tanya in genau diesem Waldstück bei Bear Creek. Mir kam sofort alles seltsam vor. Nicht nur, das ich glaubte, Bella in der Nähe zu spüren, auch Tanyas Verhalten. Sie war überaus nervös und sehr bedacht, mich schnell wieder los zu werden.
Angeblich war sie auf der Jagd” schloß ich meine Vermutungen.
“Meinst du, sie hat etwas mit Bellas Verschwinden zu tun? Vielleicht war es auch nur Zufall, das sie dort war.” mutmaßte Alice.
Zufall? Wenn ich auch so ziemlich alles in Betracht zog, an zufall wollte ich nicht denken. Irgendetwas lief hier.
“Das kann nur sie uns beantworten. Ist sie wieder da? Ich finde es sowieso seltsam, das sie so oft unterwegs ist. Zumal sie sich hier kaum auskennt.”
“Edward. Wir leben nicht mehr in der Steinzeit. Heute gibt es Landkarten und Navi´s. Übrigens wird sie in … 8 Minuten eintrudeln.” sie tippte sich an die Schläfe um zu verdeutlichen, warum sie das so genau wusste.
Da fiel mir doch der eigentliche Grund ein, warum ich mit Alice sprechen wollte.
“Alice? Kannst du nicht noch mal versuchen etwas über Bella zu erfahren? Ich muß wissen, ob es ihr gut geht.” flehte ich.
“Edward, du weißt ich tu mein Bestes, aber ich kann sie einfach nicht sehen.”
“Versuch es”
“Ok. Aber ich kann dir nichts versprechen”
Entspannt sank sie in die Sofakissen zurück und schloß die Augen.
Ich traute mich nicht, sie anzusprechen, aus Angst, ihre Konzentration zu stören. Die Sekunden erschienen mir wie Stunden, bis sie endlich die Augen aufschlug.
“Nichts”
Ich konnte meine Enttäuschung nicht verbergen und versteckte mein Gesicht in den Handflächen.
“Es ist frustrierend. Ich fühl mich so nutzlos. Du brauchst mich und ich kann dir nicht helfen. Es ist wie bei Jake. Alles schwarz.”
Hmm. Wie bei Jake. Oh, mein Gott. Das könnte bedeuten, das der Wolf noch bei ihr ist. Mir wurde schlecht und alles um mich herum verschwamm zu einem einzigen Farbenmeer. Bella war in der Gewalt eines Wolfes. Einen schlimmeren Albtraum konnte es nicht geben. Nicht mal die Volturi reichten daran.
“Weißt du was das heißt Alice?”
Sie horchte auf, wusste jedoch nicht worauf ich hinaus wollte.
“Der Wolf ist noch bei ihr. Deswegen siehst du nichts. Man hat Bella entführt und benutzt den Wolf um deine Gabe zu blocken.” so meine Theorie.
“Das heißt, wir müssen ihn kennen.”
“Oder er uns zumindest. Was meine Theorie mit Tanya bekräftigt” ergänzte ich.
“Hast du auch eine andere Möglichkeit in Betracht gezogen, warum ich sie nicht sehen kann?” so Alice.
Jetzt stand ich auf der Leitung und sah sie fragend an.
“Das sie tot ist”
“Alice” ermahnend starrte ich sie an.
Nein.
Daran durfte ich nicht denken. Bella lebte und ich würde sie finden. Nur wo die Suche beginnen?
“Edward, denk doch mal nach. Wozu sollte ein Werwolf einen Vampir am Leben lassen?”
Ich geb zu, dass ich mich das auch gefragt hatte. Irgendwas mußte er planen. Nur für was? Oder für wen? Und warum ausgerechnet Bella?
Tanya stürmte aufgelöst herein und zog unsere Aufmerksamkeit auf sich. Ihre Augen waren schreckgeweitet und in ihrer Hand hielt sie ein Bündel blutbefleckter Kleidung.
Sie brauchte mir nicht zu erklären, wessen Blut das war. Ich roch es bereits.
Der Boden wurde mir unter den Füßen weggezogen und ein schwarzes Loch schien mich buchstäblich zu verschlingen. Alice Vermutung schien sich bewahrheitet zu haben.
“Was ist passiert?” es klang nach Alice. Aber ihre Stimme erschien mir weit weg und fremd.
Nein. Ich wollte es nicht wissen.
Mir nicht ausmalen, auf welche Weise sie gequält und schließlich getötet worden ist.
Ich schaffte es nicht den Kopf zu heben und Protest einzulegen. Somit fungierte ich als stiller Zuhörer. Ob ich wollte oder nicht.
“Ich war wieder jagen, als ich frisches Blut witterte. Und auch den Gestank eines Wolfes. Als ich Schreie hörte und somit wusste das sein Opfer noch leben mußte, war ich mir unschlüssig. Sollte ich fliehen oder ihr zu Hilfe kommen? Immerhin begab auch ich mich in Gefahr.” sie machte eine kurze Pause. Sprach aber gleich weiter.
“Das Blut reizte mich dann doch so sehr, das ich mich näher traute. Aber es war zu spät…” Tanya senkte den Kopf.
“Wo? Wo ist sie angegriffen worden?” Alice bohrte weiter. Konnte sie es nicht gut sein lassen? Mußte sie noch mehr in der Wunde rumstochern?
“Drei Stunden nördlich von hier. In einem Wald. Ich denke sie hat noch versucht sich zu wehren, denn sie sah sehr übel aus, als ich dazu stoß. Hatte aber nicht die geringste Chance”
“Aufhören.” ich fand meine Stimme wieder und schrie Tanya an.
Diese kam auf mich zu und legte mir die Hand auf die Schulter.
“Es tut mir so leid. Hätte ich nicht gezögert, dann…”
“Bist du dir sicher, das sie es war? Kann es nicht auch ein Vampir gewesen sein, der Bella ähnlich sah?” auch Alice gab die Hoffnung nicht auf.
Doch Tanya machte diese zunichte indem sie die Frage mit einem Kopfschütteln beantwortete.
Natürlich war sie es. Das gelbe Top trug sie am Tag, an dem sie ging. Ihr Blut klebte daran. Unverkennbar IHR Blut. Ich mußte es wissen.
Hatte ich es doch bereits gerochen, gekostet und geschmeckt.
Damals, als James sie biss und ich ihr das Gift aussaugen mußte, um das Blut zu reinigen.
Und natürlich bei Nessies Geburt. Als sich mehr Blut auf dem Boden und OP-Tisch befand, als in ihrem Körper.
Alice nahm ihr das Bündel ab und trug es fort. Ich war dankbar, nicht mehr sehen zu müssen, wie sehr sie gelitten hatte.
Tanya ergriff meine Hand und legte etwas hinein. Noch bevor ich hineinschauen konnte, schloß sie meine Finger darum.
“Ich dachte mir, das du das vielleicht haben möchtest. Sie muß es beim Kampf verloren haben bevor…” ihre Stimme brach ab.
Behutsam öffnete ich die Faust und beäugte das zierliche Schmuckstück darin. Ihr Ehering.
Noch vor kurzem zierte er ihre schlanke Hand.
Das Zeichen, das sie zu mir gehörte. Genauso wie ich zu ihr.
“Wo ist sie?” flüsterte Alice. Auch sie traf Bellas Verlust hart. Doch bezweifelte ich, das sie sich annähernd so machtlos, schuldig und allein fühlte, wie ich mich in diesem Moment.
Doch ich mußte stark sein. Für Renessmee. Und Bella zu liebe. Auch wenn ich innerlich zerbrach.
Sie mußte bestattet werden. Ich brauchte einen Ort, an den ich gehen und mich ihr nahe fühlen konnte. Ich wollte sie bei mir wissen.
Auch Charlie mußte ich die Möglichkeit geben, sich verabschieden zu können.
“Sie hat sie mitgenommen” sagte Tanya entschuldigend.
Alle Hoffnungen, sie noch einmal zu sehen, schwanden dahin. Bella würde irgendwo im Wald liegen oder in einer Höhle verrotten. Wie ein Tier. Vielleicht verbuddelte man sie auch irgendwo. Machten Hunde das nicht so? Ich mußte sie finden. Vielleicht könnte mir Jake helfen. Wenn es sich um einen Werwolf handelte, dürfte es für ihn ein leichtes sein, ihn aufzuspüren. Wenn ich Bella schon nicht haben konnte, dann wollte ich wenigstens Vergeltung für ihren Tod.
“Sie?” riß mich Alice aus meinen Überlegungen. Ich war so mit meinem Schmerz beschäftigt, dass ich gar nicht bemerkte, das Tanya den Wolf erkannt haben mußte.
Tanya nickte. Jetzt war ich hellhörig geworden. Wenn sie ihn kannte, dann doch ich erst recht.
“Wer ist es?” brüllte ich außer mir.
“Edward, beruhige dich. Es hat keinen Sinn. Sie ist über alle Berge und für Bella ist es sowieso zu spät.” Alice´ Versuch mich zu beruhigen, stachelte mich nur noch mehr an.
“Wer ist es?” diesmal etwas lauter.
Emmett und Rosalie stürmten die Treppe hinunter. Wahrscheinlich waren sie oben wieder mal mit sich und ihren Bedürfnissen beschäftigt gewesen.
“Was ist denn hier los?” Rosalie stemmte die Hände in die Hüften und beobachtete uns angespannt. Ich blendete sie aus und konzentrierte mich allein auf Tanya und ihre Antwort, die sie mir immer noch schuldig war. Sie schien mit sich zu ringen, ob sie den Namen wirklich preis geben sollte. Hatte sie Angst vor den Konsequenzen? Denn die gab es mit Sicherheit. Von dem Wolf würde kein Haar mehr übrig bleiben, wenn ich mit ihm fertig war.
“Also? Wer war es? Kenn ich ihn?” mit jedem Schritt, den ich auf Tanya zukam, wich sie einen zurück.
“Ich höre?” es war nur ein Knurren und sie verstand, das ich nicht in der Stimmung war für Ratespielchen.
“Es war… war… es war Leah”
“Leah?” riefen Alice und ich im Chor.
“Könnte uns mal jemand aufklären!” immer noch ratlos standen Rose und Emmett im Raum.
Mich hielt hier nichts mehr. Ich mußte zu Jakob, egal ob ich gegen die Gesetzte verstieß, wenn ich ihr Territorium betrat. Wenn ich getötet wurde, dann soll es so sein. Dann wär ich wieder mit Bella zusammen und müßte ihren Verlust nicht länger ertragen.
Ich erwachte aus meiner Starre und verließ das Haus.
“Edward. Mach keinen Scheiß. Überstürz nichts”
“Alice du verstehst das nicht.”
Wie sollte sie mich auch verstehen?
Ihr Jasper war wohl auf und vergnügte sich mit Carlisle bei der Jagd. Er lag nicht irgendwo in der Gegend rum und vermoderte vor sich hin.
Niemand konnte mich verstehen, oder wissen wie ich mich fühlte.
Und es wäre auch besser, mir käme jetzt keiner in die Quere.

Ursprünglich plante ich Jakob um Hilfe zu bitten. Aber die Lage änderte sich, als bekannt wurde, das Leah dahinter steckte. Er würde mir nicht helfen sie zu finden, damit ich dann kurzen Prozess mit ihr machte. Sie gehörte immer noch seinem Rudel an und das beschützte sich untereinander. Und auch gegen Jake zu kämpfen fiel allein wegen Nessie schon aus.
Ich wollte Leah sowieso viel lieber ganz für mich.
Ich steuerte erneut die Garage an und nahm diesmal meinen Volvo. Ihr Foto prangte jetzt in meinem Auto an der Mittelkonsole und lachte mich unentwegt an. So, als wolle sie mir Mut zusprechen. Doch für Mut war in meinem hasserfüllten Körper kein Platz mehr.
Ich würde Leahs Spur schon finden. Ich mußte einfach. Ich würde nicht eher nach Hause kommen, bis ich Bella gefunden und Leah in Stücke gerissen hätte.
Doch warum ist mir das nicht eher aufgefallen? Des öfteren trieb Leah hier ihr Unwesen. Sie hasste uns und doch streunerte sie um unser Haus. Waren wir wirklich so töricht, zu glauben, sie wolle einfach nur nach Hause und suche Anschluß?
Dabei hatte sie Bella vermutlich beobachtet und ihr aufgelauert. Aber wie um Himmels Willen hatte sie Bella dazu gebracht, ihr zu folgen? Und Warum hatte sie sie dann nicht gleich getötet?
Einige Meilen hatte ich bereits zurückgelegt, als auf dem Beifahrersitz mein Handy klingelte.
Eigentlich war ich nicht in der Lage mit jemandem zu sprechen. Zu viel ging mir durch den Kopf. Ich erkannte die Nummer auf dem Display und drückte doch den grünen Hörer.
“Carlisle! Was gibt’s?”
Er klang besorgt und bat mich, nichts zu tun, was ich später bereuen könnte. Wie könnte ich es bereuen, die Mörderin meiner Frau zur Strecke zu bringen. Nur dieser eine Wunsch hielt mich aufrecht. Nie hatte ich solche Mordgelüste verspürt. Das erste mal fühlte ich meine wahre Natur. Als das, was ich bin. Ein Monster. Ein Tier. Eine Ausgeburt der Hölle.
“Nein. Sie gehört mir. Ich werde ihr tausendmal mehr antun als das, was Bellas erleiden musste. Ich will wissen warum. Sie soll mir sagen warum sie mir das angetan hat.”
Wieder besänftigende Worte am anderen Ende der Leitung. Carlisle mußte immer so moralisch sein. Jeder hätte ein recht auf Leben. Bla bla bla. Das sollte er mal Leah erklären. Ja, jeder hatte das Recht auf Leben, nur Leah nicht. Sie hatte Bella das Leben genommen, nun war es an mir, sie von ihrem zu erlösen.
“Ich will euch da nicht mit reinziehen. Das ist eine Sache zwischen mir und Leah. Von mir aus sag Jake bescheid. Wenn du es für richtig hältst. Sag ihm aber auch, das sein Rudel ab jetzt über einen Wolf weniger verfügt.”
Noch immer versuchte Carlisle mich zu überreden, auf ihn und die anderen zu warten. Aber Zeit war genau das, was ich nicht hatte. Mit jeder Sekunde die verstrich, konnte Leah weiter und weiter fliehen.
Schließlich gab ich doch klein bei und nannte ihm die Route zu dem Waldstück, auf das ich bereits zum dritten mal Kurs nahm.
Ein paar ermahnende Worte noch und Carlisle legte auf.
Um weitere Störungen zu vermeiden, schaltete ich mein Handy gleich aus.

Die Dunkelheit brach bereits herein und ließ den Wald noch unheimlicher erscheinen.
Keine halbe Stunde nach meiner Ankunft, erreichten auch carlisle, Jasper und Emmett ihr Ziel. Es war grauenhaft einfach nur da zu sitzen und warten zu müssen.
“Ich schlage vor, wir teilen uns ,um mehrere Spuren zu verfolgen. Wie Alice mir bereits sagte, war noch jemand anwesend. Vielleicht kann sich jeder von uns eine Spur vornehmen.” schlug Carlisle vor.
Ich wollte nur wissen, wohin Leah ihre führte und nahm bereits Witterung auf, als hinter uns jemand aus dem Dickicht trat.
“Tanya! Was machst du hier?” vorwurfsvoll sah ich sie an. Woher wusste sie wo wir waren? Ich hatte mit Carlisle telefoniert, als dieser noch auf Jagd war. Noch immer vermied ich es, ihr direkt ins Gesicht zu sehen. Ich hatte keinen Grund, ihr Vorwürfe zu machen, aber dennoch tat ich es. Ihr Verhalten in letzter Zeit war mehr als nur seltsam. Immer wieder verschwand sie ohne ein Wort und sprach nie mehr als nötig.
Wusste sie doch mehr als sie zugab?
“Ich dachte, ihr könntet Hilfe gebrauchen. Außerdem fühle ich mich schuldig. Vielleicht kann ich einen teil damit wieder gut machen, wenn ich Bella finde” wandte sie sich an Carlisle.
Wieder gut machen? Hatte sie das wirklich gesagt? Selbst der Versuch es wieder gut zu machen brachte mir Bella nicht wieder.
“Gut. Schauen wir uns erst einmal um. In welcher Richtung ist sie mit Bella verschwunden?”
Tanya zeigte kurz in Richtung Westen und konzentrierte sich wieder auf die Spurensuche.
Der Anblick der Kampfstätte brachte wieder eine Flut von Schuldgefühlen mit sich. Sie hatte keine Chance, hatte Tanya gesagt. Wahrscheinlich mal etwas, das nicht gelogen war. Bella konnte weder angreifen, noch sich verteidigen. Immer war ich dagegen sie in die Kampftechniken zu unterweisen. Die wenigen Trainingsstunden mit Garreth damals oder Zafrina lehrten sie nicht mal die Grundtechniken. Oft hatte ich mich gesträubt sie zu unterrichten, weil ich es nicht ertragen konnte sie als Opfer zu sehen. Und das wurde ihr jetzt zum Verhängnis.
Doch hier stimmte etwas nicht. Ganz und gar nicht.
Zwei Spuren führten in den Westen. Eine davon war Leah. Die andere auf keinen Fall Bella.
Am deutlichsten hatte ich ihren süßen Duft am Waldrand vernommen.
Hinter dem Hügel, als ich Tanya begegnete. Wieder Tanya!
Aber da endete die Spur. Ging es ab da mit dem Auto weiter?
Andererseits. Wenn Tanya behauptete, Bella sei hier gestorben, mußte Leah sie getragen haben. Folglich gab es von ihr auch keine Spuren.

Unsere Wege trennten sich. Während ich mit Carlisle die Witterung von Leah aufnahm, durchkämmten die anderen die Umgebung.
Ich ging in die Hocke um die Pfotenabdrücke genauer zu analysieren.
Vorder- und Hinterpfoten lagen weit auseinander. Sie mußte gerannt sein, hatte es eilig.
Was mich verwunderte war die Tiefe der Abdrücke. Unter Bellas Last mußten die Vorderfüße von Leah viel weiter im Boden versunken sein.
Gerade wollte ich Carlisle meine Entdeckung mitteilen, als ich Rufe vernahm.
Erschrocken suchte ich mein Umfeld nach dem Verursacher ab. Außer Carlisle war niemand in Reichweite. Doch dieser war mir nur wenige Schritte voraus und war auf den Boden konzentriert. Hatte ich mich verhört?
>>Edward<<
Da. Wieder.
Sollte ich mir das nur einbilden?
“Carlisle?”
Sofort kam er auf mich zu. In seinen Augen lag Hoffnung. Aber die hatte ich vor knapp 4 Stunden in unserem Wohnzimmer verloren.
“Was ist? Hast du was gefunden?”
“Ja. Nein. Ich weiß nicht. Hörst du nichts?” fragte ich ihn und er begann den Kopf schief zu legen um zu lauschen.
“Außer Emmett und Jasper, die sich mal wieder in der Wolle haben, nichts.”
“Das meine ich nicht. Jemand ruft meinen Namen!”
Skeptisch musterte er mich. Ich wusste wie verrückt ich mich anhören mußte. Leidete ich jetzt an Halluzinationen, das ich…
>>Edward, hilf mir<<
Nein. Das war keine Einbildung.
Das war Bellas Stimme. Leise und schwach, aber Bellas Stimme. Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Sie lebte.
“Bella” platzte ich hinaus und folgte Leahs Spur jetzt fliegend. Carlisle hatte Mühe mir zu folgen.
“Bella ist am Leben”
>>Edward, ich sterbe<<
“Jedenfalls noch” ergänzte ich nach der nächsten mentalen Botschaft.
“Bist du dir sicher? Man bildet sich ziemlich viel ein, wenn man mit den Kräften am Ende ist und klammert sich an jeden Strohhalm”
“Nein. Es war Bella. Wir sollten uns beeilen. sie klang nicht gut.”
“Okay”
Gemeinsam schossen wir voran und riefen die anderen herbei. Alle, bis auf Tanya erschienen
Hatte sie uns nicht gehört? Mir blieb keine Zeit auf sie zu warten, oder mir einen Kopf über ihr Verhalten zu machen.
Ich mußte Bella finden.
Leahs Spur wurde stark von dem Geruch des anderen Vampirs verdeckt. Carlisle hatte diese Vermutung bestätigt, wollte sich aber auf nichts genaueres berufen. Seiner Miene nach zu urteilen wohl kein angenehmer Gast.
>>Bella? Bella hörst du mich?<<
Nichts. Nur das Rascheln des Laubes und der aufgewirbelte stsub waren zu vernehmen.
>>Bella, wir kommen. Halte durch<<
Ich hoffte das wir auf dem richtigen weg waren und sie bald fanden.
Rechzeitig.


Verluste

Bella

“Kannst du mal die Klappe halten? Wie soll man denn da schlafen?” genervt drehte Leah sich rum und rollte sich auf dem Boden zusammen.
Aus lauter Verzweiflung begann ich Edwards Namen bereits laut zu sagen.
Leah hatte sich kurz nach Janes Verschwinden in menschliche Gestalt begeben, etwas gegessen und sich dann zum schlafen auf den Waldboden gebettet. Wieder trug sie nur den schwarzen Umhang, der ihren weiblichen Körper vollends bedeckte.
Tanya hatte meine Fähigkeiten so außer Kraft gesetzt, das von mir wohl keine Gefahr ausging. Und da wir uns am Arsch der Welt befanden, durfte ich auf Hilfe von außen nicht hoffen.
Aber was blieb mir anderes übrig, als um Hilfe zu rufen? Mein Schicksal war besiegelt, mein Ende nahe. Wenn nicht heute, dann morgen oder den Tag danach.
Ich war ein Wrack. Eine Platzwunde am Hinterkopf, die bei jedem Stoß gegen den Stein wieder anfing zu bluten. Einen gebrochenen Fuß, der mir das Abhauen unmöglich machte. Zwei, nein, drei gebrochene Rippen, die mir jede Bewegung und jeden Atemzug zur Hölle machten. Und zu guter letzt dieser unbändige Durst. Ich kam mir vor wie eine Mumie. Staubtrocken und leblos.
Die Tatsache, das mich Jane auch noch als Snack für zwischendurch gebrauchte, und mein ohnehin schon eingeschränktes Blutvolumen noch mehr schmälerte, machte es auch nicht viel besser. Im Gegenteil.
So viele Wochen hatte ich nichts mehr zu mir genommen und ich sehnte mich nach dieser warmen, süßen Flüssigkeit, die meinen Hals hinab rann und die lodernden Flammen darin erstickten. Ich würde mich momentan mit allem zufrieden geben. Auch mit einer Ratte. Aber ich bezweifelte stark, das sich hier hoch eine Ratte verirrte. Ausgenommen einer. Und die trug rot-blondes Haar und hörte auf den Namen Tanya.
Ob sie Edward bereits von meinem angeblichen Ableben berichtet hatte? Wie viel Schmerz mußte er noch ertragen? Erst mein Fortlaufen und jetzt die Nachricht meines Todes. Wie gern hätte ich ihm gesagt, das ich am Leben war und ihn brauchte. Mehr denn je.
Ich war so kraftlos, das es mir nicht mal mehr möglich war, ihn telepathisch zu erreichen. Wie auch? Nicht nur, dass mir die Energie dafür fehlte, auch die Entfernung spielte eine Rolle. Ich wusste nicht wohin sie mich gebracht hatten, aber es war einfach zu weit weg. Am Anfang ließ ich mir noch diesen Hoffnungsschimmer. Aber keiner kam und die Ernüchterung machte sich breit.
Ich verlagerte mein Gewicht auf den linken, unverletzten Fuß, und reckte mich in die Höhe, um meine geschundenen Handgelenke zu schonen. Die Metallfesseln schlossen sich viel zu fest darum und rieben bei jeder Bewegung an meiner Haut.
“Warum tust du das?” fragte ich Leah schließlich, um die bedrückende Stille los zu werden.
Wie nicht anders zu erwarten, ignorierte sie mich.
“Siehst du nicht, was sie mit dir machen? Du bist nur Mittel zum Zweck. Ein Werkzeug. Hier geht es nicht um dich, oder um Tanya. Hier geht es einzig und allein um Jane” stichelte ich weiter.
“Was meinst du, wird sie mit dir machen, wenn ich tot bin? Glaubst du wirklich, sie läßt dich so einfach gehen? Und wo willst du überhaupt hin? Bei den Cullens bist du sicher bereits als meine Mörderin verschrien. Sie würden dich jagen bis aufs Blut”
Langsam kam Leben in Leah und sie richtete sich auf. Mit dem Rücken an einen Baum gelehnt, tötete sie mich mit ihren Blicken.
“Du bist der Grund, warum ich kein zu Hause habe. Ich kann sowieso nie mehr zurück. Was macht es da für einen Unterschied, ob ich in Forks als Mörderin gesucht werde? Ich hab nichts mehr zu verlieren.” erklärte sie sich.
“Du hast eine Familie, die dich liebt und vermißt. Und ich glaube, das auch Paul sich große Sorgen um dich macht. Ihm scheint einiges an dir zu liegen” versuchte ich es auf die liebe Tour. Sie mußte doch irgendwie zu knacken sein.
“Pah. Paul. Das letzte was ich will, ist geliebt werden. Was ist schon Liebe? Am Ende tritt sie dir doch nur in den Arsch. Das müsstest du doch am besten wissen”
Nein. Das stimmte nicht. Jemanden zu haben, dem man vertraut und bei dem man sich sicher und geborgen fühlt, ist etwas so wundervolles. Der einen bedingungslos liebt, mit all seinen Fehlern und Makeln. Und Edward machte ich keinen Vorwurf für sein Verhalten Tanya gegenüber. Den Grund kannte ich ja nun.
“Jemand der behauptet, die Liebe sei es nicht wert zu leben, der hat sie noch nie erlebt.”
“Oh doch. Das hab ich.” protestierte sie.
“Aber du hast sie im Keim erstickt. Und dank deiner Tochter besteht nicht einmal ein Funken Hoffnung, dass sich daran etwas ändern könnte.”
“Leah, gegen die Prägung ist man machtlos. Dagegen können weder ich, noch Nessie oder Jake etwas ausrichten. Es ist Schicksal und vorherbestimmt.”
“Ja. Und deine Bestimmung ist es hier zu sterben” warf sie ein.
“Und was ändert das? Deine Mom wird Charlie trotzdem heiraten. Wenn nicht jetzt, dann in ein paar Monaten. Jakob würde durch meinen Verlust nur noch mehr leiden. Vor allem, wenn er wüßte durch wessen Hand ich den Tod fand.”
Der Gedanke daran schien ihr nicht sonderlich zu gefallen. Sie sah betreten zu Boden und vergrub ihre Füße im steinigen Geröll.
Natürlich wollte sie Jake nicht noch mehr Kummer bereiten. Aber warum machte sie es trotzdem? Außerdem verletzte sie ja Edward in erster Linie.
“Bist du glücklich als das, was du jetzt bist?”
Also mit der Frage hatte ich nicht gerechnet. Obwohl ich sie eindeutig mit ´Ja´ beantworten konnte, verharrte ich in meiner Position und schaute sie einfach nur an.
“Ich meine fehlt es dir nicht, einfach nur Mensch zu sein?”
Da lag also ihr Problem. Die Stimmung hatte sich deutlich verändert. Sie war nicht mehr wütend. Oder jedenfalls zeigte sie es nicht offensichtlich.
Leah war bemüht, mich nicht anzuschauen, aber dennoch sah ich es in ihren Augen verdächtig glitzern.
Sie war den Tränen nahe.
“Ja. Ja ich liebe mein neues Ich. Ich liebe es, den Wind in den Haaren zu spüren, wenn ich mich schneller fortbewege als alles andere auf dieser Welt. Meine unmenschliche Kraft, meine Ausdauer, die Möglichkeit, überall hin zu kommen wo ich sein möchte. Einfach dieses Gefühl frei zu sein.” zählte ich auf.
Leah nickte nur kurz und richtete dann wieder das Wort an mich.
“Hast du je an die negativen Seiten gedacht? An den ständigen Durst? An die Tatsache ewig zu Sein und alle zu überleben, die dir wichtig sind. Charlie, Jake, deine Mom, Renssmee?”
Und wie ich darüber gegrübelt hatte. An den Durst dachte ich immer. Und jetzt, da sie ihn erwähnte, schlich sich nur ein Gedanke in den Vordergrund meines Kopfes: BLUT
“Ich meine, keiner lebt ewig, du schon. Eines Tages wird es nur noch Edward und eine Vampirfamilie für dich geben. Du darfst keinen an dich ran lassen, um dein Geheimnis zu bewahren. Du hast Familie und bist doch allein.” ergänzte sie.
Klar hatte ich auch daran gedacht. Charlie und Reneé waren sterblich. Und Renessmee? Sie war Halbvampir und eine Seltenheit. Sie wurde alt, soviel wussten wir von Nahuel, aber würde auch sie ewig leben? wie viel Zeit blieb uns noch zusammen? Gar keine, wenn ich an meine derzeitige Lage dachte. Edward würde erst mich verlieren und dann vielleicht Nessie.
Das war nicht fair.
“Darüber hab ich mich natürlich gesorgt, aber für Edward wählte ich dieses Leben. Er war bereits allein. Wäre ich Mensch geblieben, hätte er auch mich eines Tages verloren.”
Leah hatte sich erhoben und stand nun vor mir. Nur eine Armlänge trennte uns noch.
“Für Edward? Und was willst du? Wärst du Edward nie begegnet, wüßtest du weder über die Existenz von Vampiren, noch über Werwölfe bescheid. Du hättest jemand anderen kennen gelernt und wärst immer noch Mensch” unendlich traurig schaute sie mich an.
Was wollte sie hören? Was erwartete sie von mir?
Ich entschied mich einfach für die Wahrheit.
“Ich bin froh hierher gekommen zu sein. Und auch Edward getroffen zu haben. Meine Entscheidung, ein Vampir zu werden, habe ich keine Sekunde bereut und tue es auch jetzt nicht.”
“Weißt du? Ich tue es. Ich beneide dich. Mir hat keiner die Wahl gelassen. Ich wurde nicht gefragt ob ich meine Freiheit aufgeben wollte um fortan als pelziges Ungetüm durch die Wälder zu streifen und den Rest meines Lebens unterwürfig zu sein. Ich bin was ich bin und hasse es.” die Tränen waren nun nicht mehr aufzuhalten und liefen ihr über die schmutzigen Wangen.
Sie verabscheute das, was sie war. Sie hasste es Wolf zu sein.
“Verachtest du mich deshalb? Weil ich eine Wahl hatte und du nicht?” fragte ich ruhig. Sie hielt den Kopf gesenkt, um ihr Gesicht zu verbergen.
“Es stimmt nicht. Ich hasse dich nicht. Es ist vielmehr Neid. Darauf, das du glücklich bist, Freunde hast, eine Familie. Du wirst geliebt und geachtet. Und ich?”
Ihre Hand, die sie zur Faust geballt hatte, zitterte verdächtig und ich rechnete bereits mit der Explosion, die sie zu einem Wolf werden ließ.
Aber Leah fing sich wieder und trottete zu ihrem Baum zurück.
“Du wirst auch geliebt. Sonst würden sie nicht nach dir suchen. Deine Familie und deine Freunde. Ja. Du hast Freunde. Und ich bin nur einer davon”
“Ach Bella. Hör auf zu schleimen. Denkst du wirklich ich ändere meine Meinung? Wohl kaum. Und einen Blutsauger kann ich wohl kaum als Freund bezeichnen.” ihr Tonfall war hart und verachtend.
“Warum? Weil wir nicht der selben Rasse angehören? Andere Lebensweisen führen?” ich wurde wieder lauter, gekränkt durch ihre Ablehnung.
“Leben? Leben? Du lebst ja nicht mal. Darin besteht der Unterschied Bella. Du bist tot. TOT”
Das letzte Wort schrie sie mir entgegen und es schien mich wie ein Schlag ins Gesicht zu treffen.
“Ja, körperlich betrachtet bin ich das wohl. Aber sonst bin ich immer noch Bella. Ich habe Gefühle, Ängste und Erinnerungen. Willst du mich jetzt verurteilen und hinrichten, nur weil in meiner Brust kein Herz mehr schlägt?”
“So ist es” war ihre knappe Antwort.
“Dann bist du auch nicht besser, als das was du mir vorwirfst zu sein. Kalt. Herzlos.”
Darauf sagte sie nichts. Niemand sagte mehr ein Wort.
Schweigend saßen wir uns in einiger Entfernung gegenüber und starrten in verschiedene Richtungen. Nur um nicht versehentlich dem Blick des anderen zu begegnen.

Es wurde bereits hell, als ich in der Nähe Stimmen vernahm. Leah war kurz eingenickt und fuhr nun erschrocken hoch.
Hatten sie mich wirklich gefunden?
Konnte ich mit Hilfe rechnen?
Ich richtete mich auf um besser sehen zu können, doch der Fels an den ich gekettet war, war zu groß um daran vorbei zu blicken.
“Übrigens hab ich einen Gast mitgebracht. Sie bleibt zum Frühstück” ihr schrilles Lachen hallte von den Felsen wieder und war sicher noch im Tal zu hören.
Dann hatte sie den Ranger also gefunden. Oder irgendein anderes armes Opfer, das durch sie Schlag auf Schlag mit der Welt der Mythen und Legenden vertraut gemacht wurde.
“Mann, Jane. Mußt du dich so anschleichen?” Leah entspannte sich wieder und sank zurück auf ihr Laubbett.
“Ups. Das liegt wohl in meiner Natur.”
Von meinem Standpunkt aus konnte ich Jane immer noch nicht sehen.
Ein Wimmern war zu hören und ich empfand großes Mitleid mit demjenigen, der heute die Sonne das letzte mal aufgehen sah.
“Bella? Willst du unseren Gast nicht begrüßen? Ihr habt euch lang nicht gesehen und sicher viel zu bereden” Jane trat um den Felsen und schubste eine kleine Gestalt vor sich her.
“Nessie !” brüllte ich geschockt.
“Momma” sie kam auf mich zugestürzt und klammerte sich an meiner Taille fest. Ihre Tränen durchnässten den Stoff meiner Bluse und das Schluchzen , das sie ausstieß, ließ mich noch mehr leiden als ohnehin schon.
“Aaah. Familienzusammenführungen sind immer wieder etwas schönes.” sagte Jane gespielt freundlich.
“Jane , was soll das? So war das nicht abgemacht.” legte Leah Protest ein.
“Zwei Cullens sind besser als eine. Und wie willst du deinen Jakob erobern, wenn das Prinzesschen noch rumlauft? Außerdem verdanke ich auch ihr die Schmach letztes Jahr. diese kleine Kröte war erst der Grund für den ganzen Aufstand.”
“Sie ist ein Kind, verdammt noch mal.” Leah baute sich jetzt vor Jane auf, um im nächsten Moment schreiend und sich windend am Boden zu liegen. Es dauerte nur wenige Sekunden, aber durch die Attacke war sie so geschwächt, das sie sich nicht fortbewegen konnte.
Ich verfluchte meine Fesseln, die verhinderten, das ich meine Tochter nicht umarmen konnte. Ihr diesen schlimmen Anblick nicht ersparen konnte, den sie nun unweigerlich mitbekam.
“Das sollte deinem Ungehorsam eine Lehre sein.” sprach sie zu Leah.
“Und nun zu euch meine Lieben. Wie wäre es mit einem kleinen Frühstück? Da ihr jetzt zu zweit seid, bleibt für Tanya noch genug übrig.” Jane näherte sich Nessie und entriss sie mir. Ich spürte, wie ihre kleinen Finger noch versuchten, sich an mir festzukrallen, es aber nicht schafften.
“Mama, Mama” schrie meine Tochter, bevor sie unschädlich mir gegenüber an den Felsen gefesselt wurde.
“Wag es ja nicht, ihr auch nur ein Haar zu krümmen. Mach mit mir was du willst, aber lass Renessmee laufen.” ich ignorierte den Schmerz als ich mein Gewicht auf beiden Füßen ausbalancierte.
“Was willst du machen meine Gute? Um Hilfe rufen? Tu dir keinen Zwang an. Die einzigen, die du damit erschreckst sind ein paar Bären. Bäh, widerlich.”
“Ich werde dich töten, rührst du sie auch nur einmal an.”
Schnell lagen ihre Finger um meine Kehle und drückten mich gegen das Gestein.
“Dann versuch es doch.” sagte Jane und schlug erneut ihre spitzen Zähne in die Senke unter meinem Ohr. Ich hörte Nessie schreien und ihr Weinen nur ganz am Rande. Alle Geräusche verstummten und Dunkelheit löste den Tag ab, der gerade erst einbrach.

Ich erwachte mit dröhnendem Kopfschmerz und einem fürchterlichen Ziehen in den Armen. Es war hell und die Sonne stand auf ihrem höchsten Punkt. Es mußte Mittag sein, so meine Annahme.
Nach kurzer Orientierungszeit fiel mir ein, dass ich nicht alleine war.
“Nessie?” rief ich, als ich sie nicht an ihrem platz gegenüber ausmachen konnte.
“Nessie!” erleichtert registrierte ich, das sie nur wenige Zentimeter neben mir kauerte, ebenfalls an die Felswand gekettet, und schlief.
“Na, von den Toten auferstanden?Ha Ha.”
Viel zu schnell stand ich auf und sackte daraufhin mit einem Stöhnen wieder zusammen.
“Kopfschmerzen?” fragte sie unschuldig.
“Das nennt man Wipfeldürre. Bekommt man als Mensch, wenn man zu wenig Flüssigkeit zu sich nimmt. Oh, und als Vampir dann scheinbar auch. Hach, man lernt immer wieder dazu.”
“Mach mich los, und ich schwöre dir bei allem was mir heilig ist, dass ich dich in 1000 Stücke reißen werde.” drohte ich ihr.
“Das hättest du gern. Ich find es viel amüsanter zu sehen, wie du nach dem Blut deiner Tochter lechzt. Du mußt doch umkommen vor Durst?! Hör, wie lieblich es durch ihre Venen rauscht. Der einmalig, süße Geruch, den sie verströmt. Hmm. Den hat sie wohl von ihrer Mama geerbt. Da läuft einem doch das Wasser im Mund zusammen. Findest du nicht?” zart strich sie über Nessies Wange, die daraufhin erwachte.
“Niemals. Ich würde Renessmee nie verletzen.” verzweifelt zerrte ich an den Ketten und versuchte Jane von Nessie zu vertreiben.
“Du gibst nicht auf, was? Gefällt mir an dir. Aber bild dir nichts ein. Ich hab mich schlau gemacht und weiß, wozu du fähig bist. Und was soll ich sagen? Um es mit mir aufzunehmen reicht es nicht.” sie riss den Lockenkopf meiner Tochter zurück und entblößte so ihren blassen Hals.
“Nein” schrie ich und bäumte mich auf um gegen meine Fesseln anzukommen. Ich mobilisierte all meine noch vorhandenen Reserven und sprengte die Ketten entzwei. In einer Millisekunde war ich bei Jane und beförderte sie mit einem kräftigen Tritt gegen die nächste Felswand.
Scheinbar vom ersten Schock erholt, stand sie gleich daraufhin wieder auf.
“Du magst wissen wozu ich fähig bin. Aber du weißt rein gar nichts zu was eine Mutter imstande ist, wenn es um ihr Kind geht.”
Sofort bezog Jane Kampfstellung. Nun sah sie sehr wohl eine Bedrohung in mir. Beschützend schob ich Nessie hinter mich.
Leah stand zwischen uns und wusste nicht so recht was sie tun sollte.
Ich war mir bewusst, das ich weder ihr noch Jane lange stand halten konnte. Dazu war ich einfach zu schwach.
Unterbrochen wurden wir schließlich von einer aufgeregten Tanya, die wie angewurzelt stehen blieb als sie mich angriffslustig vor Jane stehen sah.
“Wie ist das möglich?” zischte sie.
“Bella hat eben einen enormen Überlebensinstinkt. Aber der nützt ihr wenig.” erklärte Jane.
“Uns bleibt nicht viel Zeit. Sie haben unsere Fährte aufgenommen und werden bald hier sein. Leider war ich gezwungen den Cullens von Bellas Tod zu berichten, da der Verdacht bereits auf mich gefallen war.”
Erschrocken fuhr Jane zu ihr rum. “Wie viele?”
“Vier und der Wolf. Er kam dazu, als er mitbekommen hatte, das Renessmee verschwunden war. Wahrscheinlich hatte er eins und eins zusammengezählt.”
Leah zuckte zusammen, als sie vernahm, das auch Jakob dabei war.
“Ich hab mich dem Suchtrupp angeschlossen, dann aber den Weg zu euch eingeschlagen.”
“Sind sie dir gefolgt?”
“Nein. Aber es ist nur eine Frage der Zeit bis sie hier sind.”
Sie suchten uns. Jetzt hieß es durchhalten, bis Hilfe da war. Sollten sie mich nur angreifen. Solange Nessie nichts passierte.
“Dann müssen wir wohl improvisieren und das kleine Gemetzel etwas vorziehen. Wie wärs wenn wir mit dir anfangen?” Jane wies auf Renessmee, die ängstlich hinter meinem Rücken stand und gab Tanya somit dem Befehl zum Angriff.
“Nein” schrie ich und wehrte Tanya ab.
Doch zu langsam und träge verliefen meine Bewegungen und Tanya entriss mir meine Tochter.
Nein. Ich wollte nicht zusehen wie sie starb. Blitzschnell drehte ich mich um und versetzte ihr mit meiner Faust einen Schlag ins Gesicht, der sie rückwärts umfallen ließ. Renessmee zog ich schwungvoll aus der Schußlinie und schubste sie etwas zu grob einige Meter hinter mich. Leider Gottes landete sie genau vor Leahs Füßen.
“Worauf wartest du Leah? Verwandel dich” forderte Jane.
Ängstlich beäugte ich Leah, während Tanya mir nun ohne große Gegenwehr die Arme nach hinten riss und mich somit bewegungsunfähig machte.
“Nein. Das geht zu weit”
Hatte ich richtig gehört? Leah verschonte Nessie? Hatte mein Appell an ihre Menschlichkeit Wirkung gezeigt? In dem ganzen Chaos von Hass und Wut, empfand ich auf einmal Erleichterung.
Sie reichte Renessmee die Hand und half ihr beim Aufstehen. Ein kurzes Augenzwinkern sollte mir signalisieren, das sie sich für eine Seite entschieden hatte.
“Was soll das? Du hälst dich nicht an den Plan.” Jane schien erzürnt über Leahs Meinungswechsel.
“Sie ist noch ein Kind. Ich lass es nicht zu, das du ihr etwas antust.”
“Du wagst es, dich mir zu widersetzen?”
Das Rot in Janes Augen schien noch mehr zu glühen als ohnehin schon. Nur einen Schritt trat sie auf Leah zu und visierte sie an.
Schreiend sackte diese auf die Knie und kippte zur Seite. Ihre Wirbelsäule bog sich grotesk durch und ließ nur erahnen, welchem Schmerz sie ausgesetzt war.
Jane wandte sich ab und ließ die reglose Leah einfach liegen.
“Das sollte jedem eine Lehre sein, der meine Absichten anzweifelt. Tanya, bringen wir´s zu Ende”
Die Erschöpfung holte mich ein und durchströmte meine Beine, die mich nun nicht mehr tragen wollten. Ungebremst sank ich zu Boden. Tanya leistete gute Arbeit. Erst unschädlich machen, damit mir Jane den Rest geben konnte. Ein Blick nach rechts zeigte mir, das es Renessmee nicht anders erging.
“Momma” kraftlos streckte sie die Hand nach mir aus. Tränen kullerten ihr über die Wangen und sickerten in den trockenen Boden.
Ich tat es ihr gleich und hielt ihr meine Hand entgegen. Alles recken und strecken half nichts um die Entfernung zu überbrücken.
Ein Stiefelabsatz senkte sich auf meine Finger und drückten sie in die Erde. Der daraus resultierende Schmerzensschrei ließ sich nicht unterdrücken.
“Noch ein paar letzte Worte?”
“Fahr zur Hölle”
Tanya stand über Nessie gebeugt, die Hände bereits um ihren Hals gelegt. Ich schaute meine kleine an, um ihr zu vermitteln das ich bis zuletzt bei ihr blieb. In Gedanken rief ich ein letztes mal Edwards Namen und das ich ihn liebte.
Mutlos wartete ich auf den finalen Schlag, der mich und Nessie in einer anderen Welt wieder zusammenführte.
Aber er blieb aus.
Stattdessen wurde Jane von mir runter gerissen und landete mit großem Donnergrollen am Stamm des einzigen Baumes hier oben.
Leah stand bebend neben mir und bückte sich zu mir herab.
“Nessie?” ihr galt meine einzige Sorge.
Zitternd stand sie auf und hastete auf Tanya zu. Noch während des Angriffs zerrte sie sich das Cape von den Schultern und ward in der nächsten Sekunde bereits ein Wolf.
Doch bevor sie Nessie erreichte, hatte sich Jane wieder gefangen und ließ Leah erneut ihre Gabe spüren. Winselnd und hilflos wälzte sich der graue Wolf hin und her.
“Tanya, mach schon. Worauf wartest du?” gab sie den versteckten Befehl meine Tochter zu töten. Sie selbst schritt auf mich zu. Noch immer geschwächt, versuchte ich mich rückwärts schiebend von ihr zu entfernen.
Durchhalten. Nur noch kurze Zeit, dann würde Edward hier sein.
Tanya zögerte und ließ Leah somit die Zeit, die sie brauchte um ihr die Krallen in den Rücken zu jagen. Nur um wenige Zentimeter verfehlten sie Tanyas Hals.
“Alles muß man selber machen” wutentbrannt ließ Jane von mir ab und wischte mischte sich ins Kampfgeschehen.
Ein tiefes Grollen war zu hören und ein zweiter Wolf erreichte den Gipfel des Berges.
Rostbraun.
Sofort attackierte er Tanya, die Nessie zusehends die Luft abschnürte. Jane nutze diese Schocksekunde aller und stürzte nun wieder auf mich zu.
Wo waren die Anderen? War Jakob allein gekommen? Das konnte er nicht schaffen. Nicht mit Leah allein. Denn ich wär keine große Hilfe. Und wir alle waren Janes Gabe unterlegen.
Noch bevor Jane mich erreichte, sprang Leah dazwischen und fing das Vampirmädchen mit ihrem Körper ab. Beißen, Fauchen und Knurren wechselten sich ab und kamen mir ohrenbetäubend laut vor.
Ein Jaulen erklang, als Leah einige Schläge in die Flanke einstecken mußte. Ich fühlte mich so nutzlos, wollte helfen, aber ich konnte nicht mal aufstehen und würde somit nicht nur mich in Gefahr bringen, sondern auch die Anderen.
Jake griff Tanya an und achtete gleichzeitig darauf, dass sie Nessie nicht zu nahe kam. Sie schien es ihm nicht ganz so einfach zu machen, wie er wahrscheinlich glaubte. Was wohl an ihrer Fähigkeit lag. Doch Jake tat sein Bestes und ich war ihm dankbar dafür.
Leah griff Jane erneut an, als diese ihre Schmerzreize aussandte und den Wolf zu Boden schickte. Ein kräftiger Tritt katapultierte Leah an die Felswand direkt neben mir, wo sie reglos liegen blieb.
“Leah?” ich umfasste ihre Vorderpfote, die sich daraufhin in fünf feingliedrige Finger einer zarten Mädchenhand verwandelte. Was hatte das zu bedeuten? War sie so schwer verletzt, das sie ihre Gestalt nicht aufrecht erhalten konnte?
Ein Klirren zerriss die nun entstandene Stille und signalisierte das Ende von Tanya.
“Jake” Nessies Quiken sagte mir, das es ihr gut ging.
“Dann nur noch wir beide” zischte Jane.
“Da mußt du wohl noch mal nachrechnen” Emmett baute sich hinter ihr auf und schnitt ihr den Weg ab.
Endlich.
Auch Carlisle und Jasper waren anwesend. Aber mein sehnlichste herbeigesehntes Gesicht fehlte. Wo war Edward?
“Bella? Bella! Gott sei Dank. du lebst.”
Der Klang dieser glockenhellen Stimme kam von oben. Er stand auf dem Felsvorsprung und sank sogleich zu mir herab.
Beschützend stellte er sich vor mich.
“Nun zu dir” sprach er zu Jane.
“Das hätten wir uns ja denken können. Aber diesmal kommst du nicht davon. Du wolltest spielen? Los. Spielen wir.”
Ich ´hatte Edward noch nie so…. so animalisch erlebt.
“Yeah. Wie wärs mit Puzzlen für Fortgeschrittene? Was meint ihr? Lasy Jane in 1000 Teile?”
Wie ich Emmetts Humor vermißt hatte. Wäre die Lage nicht so angespannt, hätte ich vermutlich darüber gelacht.
“Niemals” mit einem Satz sprang Jane in die Richtung, aus der Edward gerade kam. Auf den Felsen. Carlisle, Emmett und Jasper nahmen sofort die Verfolgung auf. Nur Edward stand unschlüssig da, und wusste nicht ob er bleiben, oder hinterher sollte.
“Geh nur. Mir geht’s gut.” bekräftigte ich ihm etwas gelogen.
Noch immer wartete er.
“Ich lauf schon nicht weg” bedeutete ich ihm mit einem Fingerzeig auf meinen bunten Fuß. Er küsste mich flüchtig und rannte ohne ein Wort davon. Dachte er etwa ich wäre ihm noch böse? Oder verschwinde sofort wieder?
Leah! Schoß es mir in den Kopf.
Jake lag bereits neben ihr und winselte hilfesuchend.
Auf allen Vieren schleppte ich mich zu ihr und barg ihren Kopf in meinem Schoß.
Ein Stöhnen entwich ihr bei jeder Bewegung die ich heraufbeschwor. Sie war stark verletzt. Zu stark.
“Das wird wieder gut. Alles wird wieder gut”
“Nein. Wird es nicht” keuchte sie mit schwach rasselnder Stimme.
Ich konnte hören, wie das Blut in ihre Lunge und die Bronchien sickerte.
“Ich bin da Leah. Ich verlass dich nicht. Du weißt doch, was ich dir über Freunde gesagt habe?”
Sie nahm meine Hand und ich mußte entsetzt feststellen, wie kalt ihre doch war.
“Ich hab Angst”
“Ich weiß, ich bin da.”
Sie begann zu Husten und Blut quoll ihr aus Nase, Mund und Ohren. Ich versuchte es ihr mit meinem Ärmel aus dem Gesicht zu wischen, kam aber nicht hinterher. Es war einfach zu viel Blut.
Jake schleppte den schwarzen Mantel herbei und bedeckte damit Leahs geschundenen, nackten Körper.
“Kümmer du dich bitte um Nessie. Sie muß das nicht mit ansehen.” bat ich den großen Wolf.
Jake stubste Leah noch einmal die feuchte Nase ins Gesicht und trottete winselnd davon.
Ich zitterte genauso wie Leah, zog sie noch etwas weiter zu mir heran und schlang die Arme um ihren Oberkörper. Langsam begann ich sie wie ein kleines Kind hin und her zu wiegen.
Unerlässlich wiederholte ich, das alles gut werden würde und ich bei ihr blieb. Mir war es egal, das ich inmitten einer Blutlache saß, die immer größer wurde und begann den Boden und meine Kleider zu tränken ich roch es nicht.
Es war mir trotz meines großen Durstes schlicht weg egal. Für mich zählte Leah, die gerade dabei war zu sterben.
Mit einem Mal entspannte sich ihr Körper in meinen Armen und hörte auf zu zittern. Langsam öffnete sie die Augen, blinzelte ein paar mal verwirrt, bis sie mich erfasste und lächelte dann.
“Sag Mom und Seth das ich sie Liebe. Und das es mir leid tut.”
Ich verstand die Worte, obwohl sie sehr schwach waren und ihre Stimme von einem grausamen Gurgeln erstickt wurde.
“Natürlich. Mach dir keine Sorgen. Um gar nichts.” versicherte ich ihr.
“Jake?” er war einige Meter entfernt. Und obwohl sie so leise sprach, verstand er sie und eilte herbei.
“Es tut mir leid… ich hoffe… du kannst mir verzeihen? Erfüllst…du mir einen….letzten Wunsch?”
Er neigte den Kopf nach unten zum Zeichen des Einverständnisses.
“Ich will nicht…als ein Niemand sterben. Ich brauche mein Rudel….Es gibt mir das Gefühl…nicht allein zu sein.” das sprechen fiel ihr sichtlich schwer.
Jake legte den wuscheligen Kopf in den Nacken und stieß ein lautes Heulen aus.
“Danke” sie strich ihm sanft eine träne fort, die sich aus seinen großen braunen Augen stahl.
“Nicht….weinen Jake. Nicht wegen…mir”
Sie schloß immer wieder die Augen, um sich zu konzentrieren, jedoch fiel ihr das Öffnen immer schwerer.
“Bella. Auch bei dir….möchte ich mich …entschuldigen”
“Vergiß es. Du hast uns das Leben gerettet. Wir sind quitt.”
“Ich hatte unrecht. Du bist mehr…. Mensch…als ich. Wenn einer das Recht …auf Leben hat…dann du.”
“Schhhh” versuchte ich sie zum Schweigen zu bringen.
Doch Leah, wär nicht Leah wenn sie gehorchen würde.
“Tu mir den Gefallen….und pass auf Jake auf….Er ist mir ….Wichtig.”
“Natürlich”
“Gut. Ich…schlaf jetzt ein bißchen”
“Ist gut”
Noch einmal hoben sich ihre Lider und sie sah zu mir hoch.
“Bleibst du bei mir?”
Ich drückte sie fester und nickte.
“Frei” sagte sie kaum hörbar und schloss zum letzten Mal die Augen. Sie machte noch ein paar rasselnde Atemzüge, dann spürte ich, wie sie erschlaffte und ihr Brustkorb sich nicht mehr bewegte.
Blut rann ihr aus Mund, Nase und Ohren, doch ich roch es noch immer nicht.
Das einzige, an das ich denken konnte, war Leah, die Tot in meinen Armen lag.
Meinetwegen.
Tot. Tot. Tot.
Meine Schwester war tot.


Unverhoffte Wendung

Edward

Wie ungern ließ ich doch Bella allein. Jetzt, wo ich sie gerade erst wieder hatte.
Zu groß war meine Angst, sie würde wieder Fortlaufen sobald ich außer Reichweite war. Ich hatte mir vorgenommen, sie in meine Arme zu schließen und nie wieder los zu lassen, sobald ich sie gefunden hatte. Am Ende getraute ich mich nicht einmal etwas zu ihr zu sagen. Ob sie wohl noch böse auf mich war? Eigentlich war es egal, solange ich wusste, das sie lebte. Ihr nichts geschehen war.
Sie hatte sich entschieden zu gehen, und ich war bereit sie ziehen zu lassen, wenn sie mir ihre Gründe dafür nannte.
Sicher, würde ich Bella so wieder verlieren, aber es machte sehr wohl einen Unterschied, zu wissen, dass sie irgendwo ein neues Leben beginnt und es ihr gut geht, als die Gewissheit zu haben, dass sie überhaupt nicht mehr existierte.
Wenn Bella es so wünschte, würde ich sie schweren Herzens ziehen lassen.
Ich hatte ein schlechtes Gewissen sie alleine zurück zu lassen in ihrem Zustand. So am Ende hatte ich sie noch nie gesehen.
Was mußte ihr angetan worden sein?
Was hatte sie erdulden müssen, bei gleich drei Peinigern?
Und Renessmee? Was hatte SIE mit ansehen müssen?
Welche Ängste ausgestanden?
Erst das Verschwinden ihrer Mutter und dann wurde sie selbst Opfer einer Entführung. Nur um festzustellen, das die Schuldigen `Freunde` der Famile waren und ein alter Feind, der sie bereits einmal versuchte zu töten.
Wie viel Leid und Angst kann so eine kleine Kinderseele noch vertragen?
Meine Familie war in Gefahr und heute hätte ich sie mit einem Schlag vollends verlieren können. Auf ewig.
Schuldgefühle waren mein ständiger Begleiter. Schon seit Bellas Entschluß zu gehen. Ich wusste schon gar nicht mehr wie es sich ohne anfühlte. So nutzlos kam ich mir vor. Konnte nicht mal beschützen was mir lieb und teuer war. Was war ich nur für ein schlechter Vampir? Schlechter Vater und Ehemann dazu?
Ich sah meine Wiedergutmachung darin, Bella und Nessie zu rächen. Jane für all ihre Boshaftigkeit bezahlen zu lassen. Gerechtigkeit zu üben.
Damit wäre zwar nicht alles im Reinen, aber es war zumindest ein Anfang.
Die Anderen waren mir weit voraus. Aber ich war schnell. Viel schneller als sie. Und meine unbändige Wut trieb mich noch weiter an. Bäume flogen an mir vorbei und der Boden schien zu verschwimmen. Meine Sinne waren messerscharf. So präzise wie schon lange nicht mehr. Ich verschwendete jetzt keinen Gedanken mehr an Nessie, Bella oder Jakob. Nicht einmal an Tanya, die bereits tot auf dem Gipfel lag. Fragte nicht nach dem warum. Später würde dafür noch genug Zeit bleiben.
Die Verfolgung von Jane erschien mir schon fast zu leicht. Ihr Geruch haftete an jedem Baum den ich passierte, jedem Grashalm unter meinen Füßen, jedem Blatt, das im aufkommenden Wind tanzte und sogar die Luft war erfüllt davon.
Wie eine Leuchtreklame wies sie mir den weg zu meinem Ziel. Sie schien mich verspotten zu wollen, mich anstacheln sie zu finden. Sagen zu wollen: komm her und hol mich doch.
Eine Jagd.
Oh ja. Jagen würde ich sie. Sogar bis ans Ende der Welt. Nicht eher Ruhen bis sie unter den Toten wandelte. Den endgültig Toten. Nie wieder sollte Bella Angst vor ihr haben müssen. Nie wieder sollte sie Angst vor irgendetwas haben. Dafür würde ich sorgen.
Und ich nahm meine Aufgabe ernst.
Verdammt ernst.
Andere Gerüche mischten sich mit DEM einen und Carlisle, Jasper und Emmett kamen ins Sichtfeld. Ich drosselte mein Tempo und schloss auf.

“Bella?” fragt Carlisle besorgt
“Jakob ist bei ihr und Nessie. Es geht ihnen gut.”
“Und Leah? Macht sie Ärger?”
Ich schüttelte den Kopf “ sie schien zu schwer verletzt, als das sie gefährlich werden könnte”
Carlisle horchte auf. Unschlüssig sah er zurück. Der Arzt schien in ihm durchzukommen und es behagte ihm nicht, Leah ihrem Schicksal zu überlassen. Egal was sie gemacht hatte und welche Gründe sie dazu bewegten. Carlisle war eben durch und durch gutmütig. Wider seiner Natur. So wie alle Cullens.
“Jake ist da, falls Leah auf dumme Gedanken kommen sollte.” beschwichtigte ich ihn.
“Yeah. Das ist besser als Bären jagen. Die riechen nicht so gut.” Emmett ließ sich zurück fallen, bis er auf gleicher Höhe mit uns war.
“Was war eigentlich mit Goldlöckchen? Sie sah ziemlich… kaputt aus?!”
Unwissend sahen wir Emmett an. Goldlöckchen?
“Na Tanya”
Wir zuckten mit den Schultern.
“Ich denke das ging auf Jakobs Kappe. Ich werde ihn später dafür zur Verantwortung ziehen.” antwortete Carlisle.
“Und wenn es Jane war, die sie getötet hat? Immerhin war Tanya die erste am Ort des Geschehens. Vielleicht wollte sie verhindern, das sie uns informierte?!” mischte sich nun auch Jasper ein.
“Darüber werden wir nachher Gewissheit erlangen. Jetzt steht uns wichtigeres bevor. Sie ist nicht mehr weit.”

Tatsächlich wurde der süße Geruch von Vampir immer stärker und es war sicher nicht die Note, die uns umgab. Viel süßer und lieblicher. Wie das Blut junger Mädchen oder das von Kindern.
Rein und unschuldig.
Wie sehr das doch Janes Wesen widersprach.
Carlisle gab uns ein Zeichen und wir stoppten.
Es herrschte absolute Stille. Kein Tier war zu sehen, kein Vogel durchkreuzte den blauen Himmel, kein Blatt bewegte sich über den viel zu trockenen Waldboden. Sogar der Wind hatte sich verboten, uns die Haare zu zerzausen.
Gefahr lag in der Luft. Spürbar nah, doch visuell noch nicht fassbar.
“Miez miez miez. Komm zu Papa.” unterbrach Emmett die Stille. Manchmal hasste ich ihn für seine Blödheit. Doch mehr galt ihm meine Bewunderung. Für seinen Mut und seine positive Einstellung, dieses Leben zu meistern. Es ist, als wäre er nur dazu geboren worden, Vampir zu sein.
“Na. Gibst du schon auf? Hast dich wohl mit den falschen angelegt was?” Emmett redete auf die kleine Gestalt ein, die einige Schritte von uns entfernt auf einem umgestürzten Baumstumpf saß.
So, als habe sie einen Spaziergang gemacht und wolle sich nur kurz ausruhen.
Hatte Jane wirklich aufgegeben? Oder war dies ein weiterer Teil ihres teuflischen Plans? Sie sagte kein Wort und starrte nur ins Unterholz.
“Sprich. Was trieb dich dazu, Bella in deine Gewalt zu bringen? Arbeitest du im Auftrag der Volturi?” Carlisle´s Freundlichkeit trieb mich echt in den Wahnsinn. Was mußte geschehen, damit auch ihm mal der Kragen platzte?
“Willst du es mir so einfach machen? Das wird dir nichts bringen. Du gewährst keine Gnade, also verdienst du selbst sie auch nicht. Glaub mir, auch du wirst leiden. So wie Bella leiden mußte.” ich knurrte bedrohlich und alle Versuche Carlisles, mich zu beruhigen schlugen fehl.
Sie hob den Kopf und schien mich mit ihren glühend roten Augen durchbohren zu wollen.
“Leid? Sie hat nicht einmal annähernd das bekommen, was ihr zustand. Ich brauche die Volturi nicht um meine Interessen zu verfolgen” sagte sie kühl.
“Das sieht man ja” mischte Emmett sich ein.
“Es war durchaus amüsant, mit anzusehen, wie sie gegen Leah kämpfte, bis sie nicht mal mehr stehen konnte. Wie ihr die Rippen brachen, beim Versuch meiner Gabe stand zu halten. Wie Tanya ihren Willen brach, damit sie gefügig wurde wie ein Hund. Angekettet an einen Felsen. Wie gern hätte ich dieses Schauspiel fortgeführt. Ihr seid solche Spielverderber” pöbelte Jane als wär es das normalste von der Welt. Ein Zeitvertreib, um die Langeweile zu verscheuchen.
“Schweig” meine Fänge waren nur Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Aber sie dachte nicht daran, still zu sein. Sie wich nicht einmal zurück.
Also doch Tanya! Ihr Name schürte meine Wut nur noch mehr. Wie oft hatte sie uns getäuscht? Mir eiskalt ins Gesicht gelogen?
Während ich Todesängste ausstand, quälte sie meine geliebte Bella. Nun mußte ich auch noch Janes Spott über mich ergehen lassen. Mit anhören, wie sie über ihre Taten prahlte.
“ und ihr Blut erst. Hmmm. Hast du es je gekostet? So süß und rein. Eine wahre Geschmacksexplosion.”
Meine Augen weiteten sich, während sie mir unaufhörlich ins Ohr flüsterte.
“So oft hatte sie deinen Namen gerufen, als ich ihr Blut saugte. Immer und immer wieder, bis sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte.”
Ich packte ihre Oberarme und feuerte sie mit aller Kraft die ich aufbringen konnte gegen einen Baum. Dieser hielt der Wucht nicht stand und brach unter lautem Krachen wie ein Streichholz entzwei.
Zähnefletschend und knurrend ließ ich Jane nicht einmal die Zeit zum aufstehen. Mit meinem Körper fixierte ich sie am Boden und riß an ihrem blonden Haar. Überstreckte den blassen Hals, bereit, meine spitzen Zähne hinein zu senken. Sollte sie den gleichen Schmerz erfahren wie Bella. Ihrer Lebensenergie beraubt werden und genauso kraftlos und ausgeliefert sein.
Jane wehrte sich nicht einmal und hätte mich anstandslos gewähren lassen, wären Carlisle und Jasper nicht, die mich von ihr runter zerrten.
“Laßt mich. Sie soll dafür bezahlen, was sie mir und meiner Familie angetan hat.”
“Edward. Beruhige dich. Sie wird ihre Strafe erhalten. Schon bald.”
Er wies auf die Lichtung uns voraus.
Emmett hielt Jane mit seinen Armen wie ein Schraubstock an seine Brust gedrückt. Noch immer leistet sie keinen Widerstand. Hoffte sie auf Hilfe?

Fünf in schwarz gehüllte Personen beschritten die Lichtung. Die Kapuzen weit ins Gesicht gezogen, um sich vor der Sonne zu schützen. Die kleinste Gestalt von ihnen ging voran, gefolgt von einer größeren.
Die anderen drei hielten sich im Hintergrund, wirkten aber bedrohlicher als die beiden kleineren. Kaum das sie in die schützende Dunkelheit des Waldes tauchten, befreiten sie ihr Gesicht von dem notwendigen Stoff.
Einige Fuß trennten uns von der Gruppe, doch konnten wir ihre Gesichter deutlich erkennen. Den Grund, warum sich Jane in Sicherheit wiegte und sich nicht zur Wehr setzte. Weder körperlich, noch mental.
“Emmett, lass sie los.” kommandierte Carlisle streng.
“Aber…” fassungslos sahen wir ihn beide an. Wollte er sie davon kommen lassen? Mein eigener Vater fiel mir in den Rücken.
“Sie wird nicht fliehen. Und wir wollen den Volturi keinen Grund geben, ihren Zorn gegen uns zu richten”
Emmett gehorchte und ließ von Jane ab. Diese rannte auf Aro zu und fiel vor ihm auf die Knie.
“Meister. Ihr seid mir zu Hilfe gekommen, also bin ich euch doch nicht egal. Oh, Meister. Ihr wißt nicht, was dies für mich bedeutet.” untergeben senkte sie ihr Gesicht und erwartete eine Antwort. Doch die blieb aus. Stattdessen schritt Aro erhobenen Hauptes an ihr vorbei ohne sie eines Blickes zu würdigen. Damit hatte sie wohl nicht gerechnet. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie noch immer am Boden kauernd, dem Vampir hinterher.
“Aaah, Carlisle. Welch unglückliche Umstände uns doch immer wieder zusammen führen. Wie bedauerlich. Seid mir trotzdem wohl gegrüßt.” Aro nickte zur Begrüßung und ein falsches Lächeln erschien in seinem Gesicht. Wie ich diese Brut doch hasste. Sie sahen in allem ihren Spaß und in sich die Überlegenen. Machtversessene Bastarde die ihre Stellung an der Spitze aller Vampire gnadenlos ausnutzten. Zu ihren Bedingungen.
Dachten sie, wir trafen uns hier zum Familienpicknick? Das sie hier waren, verhieß doch, das sie über die Umstände bescheid wussten. Und das die Sache durchaus ernst zu nehmen war mit Nichtigkeiten würden sie sich nicht abgeben. Also warum diese gespielte Freundlichkeit?
Wir standen gleich hinter Carlisle und ließen ihn als unser Oberhaupt sprechen.
“Auch wir grüßen euch. Die Umstände sind in der Tat nicht immer die Besten und das bedauer ich sehr. Aber das ihr hier seid erspart uns einen langen Weg und eine wichtige Entscheidung.”
Ich mußte mich nicht entscheiden. Für mich stand Janes Tod bereits fest.
“Sagt mir, was geschehen ist” bat Aro.
“Da ihr hier seid, solltet ihr darüber bereits bescheid wissen”
“In der Tat verfügen wir ebenfalls über Mitglieder mit seherischen Fähigkeiten. Bei weitem nicht so ausgeprägt und detailliert wie die Visionen deiner reizenden Tochter, aber ausreichend. Mir wäre es dennoch lieber, von erster Hand von den Geschehnissen hier zu erfahren.” Aro´s Blick erkundete suchend unsere Umgebung und mir war klar, wonach er Ausschau hielt. Alice.
“Sie ist nicht da” platzte ich dazwischen. Ich war wütend darüber, dass er Bella außer Acht ließ und sich lieber meiner Schwester widmete.
“Oh junger Freund. Verzeiht meine Taktlosigkeit. Wir sollten uns einem anderen Problem widmen. Wenn ihr mir gestatten würdet?”
Er reichte mir seine Hand, mit der Aufforderung, die meine darauf zu legen. Nur zu gern kam ich diesmal seiner Bitte nach. Denn ich wollte ihm zeigen was Bella dank seines Schützlings widerfahren ist.
Ich steckte all meine Wut und meinen Schmerz in diese Erinnerungen und ließ sie ihn am eigenen Leib spüren.
Zeigte ihm Bellas ausgezehrte Gestalt, Tanyas toten Körper, den ich nur kurz erfasste, das angsterfüllte Gesicht meiner Tochter. Leah, die blutüberströmt am Boden lag.
Schnell ließ er meine Hand wieder los und richtete seinen blick wieder auf Jane.
“Meister, sie sollte ein Geschenk für euch sein. Ich wusste wie sehr ihr sie begehrt” versuchte sie ihn zu umgarnen.
“Schweig”
Carlisle legte mir die Hand auf die Schulter und zog mich wieder hinter seinen Rücken.
“Das ist jedoch nur die eine Seite. Um dich über die genauen Hintergründe zu informieren, solltest du sie aus erster Quelle beziehen” Carlisle wies auf Jane, die zusammenfuhr. Damit hatte sie wohl nicht gerechnet.
“In der Tat. Du hast Recht. Wir sollten beide Seiten sprechen lassen um unser Urteil gerecht zu fällen.” er gab den drei noch vermummten Gestalten das Zeichen, Jane näher zu bringen. Entgegen meiner Befürchtungen, handelte es sich hierbei wohl um Aro´s Leibwache. Ohne Frage alles gute Kämpfer, aber niemand, der uns gefährlich werden könnte. Auch wenn wir in der Unterzahl waren. Hinter der kleinsten Person verbarg sich Demetri. Der weltbeste Tracker.
Aro mußte ihn benutzt haben um Jane zu finden.
Also ging er von vornherein nicht von einem Kampf aus. Das seine Absichten jedoch friedlich waren wollte ich auch nicht so recht glauben.
Jane verbarg ihre Hände hinter dem Rücken und ließ sich voran schieben.
“Nun denn, meine Liebe. Zeig mir, was du die letzten Wochen getrieben hast”
Sie weigerte sich zu gehorchen und krallte sich in den Stoff ihres roten Kleides. Unbeeindruckt dessen, schnellte Aro hervor und ergriff ihr Gesicht mit beiden Händen. Körperkontakt reichte aus, um die Bilder fließen zu lassen. Es mußte nicht ihre Hand sein.
Ich war froh, nicht das sehen zu müssen, was Aro jetzt erblickte. Mir reichte der Anblick auf dem Gipfel vollends.
Sein blasses Gesicht verzog keine Miene. Wortlos und gefühlskalt ließ er es über sich ergehen.
Jane rührte sich nicht, als Aro die Arme senkte und sie freigab.
“Interessant, wozu du doch fähig bist.”
Sie freute sich des Lobes und machte eine unterwürfige Verbeugung.
Das ihm diese sadistischen Spielchen gefielen konnte ich mir gut vorstellen.
“Du hast gut gelernt…”
Ihr lachen wurde immer breiter. Die Hilfe, die sie herbei gesehnt hatte, war endlich da. Ein kräftiger Schlag mitten ins Gesicht ließ ihre anfängliche Freude jedoch verschwinden.
“Aber du hättest besser aufpassen sollen” rügte er sie scharf.
Wir standen nun Abseits und ließen die Beiden das unter sich aus machen.
“Meister, ich versteh nicht”
“Ich sagte dir bereits, dass du nutzlos wärst, was dir deine Tat hier deutlich vor Augen führen sollte. Du wolltest dir deinen Platz in unseren Reihen zurückerkämpfen, indem du das tötest, das ich am meisten begehre. Einen größeren Fehler hättest du nicht begehen können. Du, als ehemaliges Mitglied der Volturi hättest wissen müssen, das rachsüchtiges und sinnloses morden anderer unserer Art strengstens verboten ist und durch uns geahndet wird. Wie viele würde es von unserer Rasse wohl noch geben, wenn alle handelten wie du?” schloß er seine Strafpredigt.
Mich störte es, wie er über Bella sprach und das er durchaus noch an ihr interessiert war. Überhörte es aber weitgehend, da die Freude über die Wendung in dieser Angelegenheit überwog.
Aro war nicht gekommen um ihr zu helfen.
Nein.
Er war gekommen um sie zu bestrafen.
Und genau das, schien auch Jane jetzt zu begreifen.
“Aber Meister…”
“Wag es ja nicht mich so zu nennen. Dir gebührt es nicht länger, dich eine Volturi zu taufen. Schon vor Wochen nicht mehr.”
“Ja wohl M…” wimmernd sank sie zu Boden.
“Es tut mir leid, das sie euch Unannehmlichkeiten bereitet hat…”
“Unannehmlichkeiten? Unannehmlichkeiten?” unterbrach ich ihn schlagartig.
“Sie hat mir beinahe Frau und Kind genommen und Ihr nennt das Unannehmlichkeiten?” ich war außer mir und zu allem im Stande. Emmett und Jasper hielten mich davon ab, etwas unüberlegtes zu tun.
“Seid mir gewiss, dass sie ihrer gerechten Strafe nicht entgehen wird.” versprach Aro ganz gelassen.
“Und wie soll die aussehen?” noch immer hatte ich mich nicht beruhigt und er blanke Zorn sprach aus mir.
“Auf Ungehorsam und ungebührlichem Verhalten steht bei uns die Todesstrafe.” er machte eine Kurze Pause um Jane die Möglichkeit zu geben, sich dessen bewusst zu werden, was er sagte.
Demetri zuckte zusammen, scheinbar erschüttert über die Ungnade und Grausamkeit seines Herren.
“Und warum nicht gleich hier Aro? Auf der Stelle? Was läßt uns veranlassen zu glauben, dass du es ernst meinst?” ich schüttelte meine Brüder ab und trat vor Aro.
“Mein Wort, junger Freund. Ihr habt mein Wort. Gewiss besitze ich einige Macht im Rat, doch obliegt es mir nicht, das Urteil allein zu vollstrecken. Es benötigt Zeugen, aus höherem Rang, wenn ihr versteht?!”
“Natürlich” begann nun Carlisle wieder.
“Wenn es Euch nichts ausmacht, würden wir gern zurück. Unsere Verletzten versorgen und eine Freundin bestatten”
“Aber selbstverständlich. Ich hoffe unser nächstes Aufeinandertreffen verläuft etwas erfreulicher. Edward, richtet eurer Gemahlin doch bitte mein Bedauern über diesen Vorfall aus.”
“Das werden wir” antwortete Carlisle für mich, wohl aus Angst, die meinige würde weniger freundlich ausfallen. Womit er recht gehabt hätte.
“Dann auf ein baldiges Wiedersehen, bei dem ich hoffentlich dann die gesamte Cullen-Familie begrüßen kann”
Carlisle nickte nur und wir beobachteten, wie die Wachen Jane unterhakten. Die kleine Person verschwand fast völlig unter den schwarzen Umhängen ihrer Begleiter.
Kein Wort war von ihr zu hören.
Still und protestlos ergab sie sich ihrem Schicksal.
Meine Mordlust blieb unbefriedigt. Genauso, wie der Drang Bella und Renessmee rächen zu müssen. Wie gern hätte ich sie leiden gesehen., brennen oder zu Staub zerfallend. Ausradiert von dieser Erde, damit sie keinen Schaden mehr anrichten konnte.
Doch mir wurde bewusst, das Aro das Richtige tat. Welche größere Strafe gab es schon, als von denen getötet zu werden, denen man sich verbunden fühlt? Mit denen man Seite an Seite kämpfte und deren Bestrafung sich nun gegen sie selbst richtete?
Ich war zufrieden, das ihr Leben ein Ende haben würde, doch auch unbefriedigt, das sie den Tod nicht durch meine Hand fand.
Weiter und weiter entfernten sich die Gestalten am nun blutroten Horizont. War bereits so viel Zeit verstrichen?
“Wir sollten gehen. Bella wird unsere Hilfe brauchen.” nahm mir Carlisle das Wort aus dem Munde.
“Das war ja einfach. vielleicht bekommen wir mal ne Postkarte aus Italien. Jane auf der Streckbank oder so”
“Emmett, du solltest das nicht so auf die leichte Schulter nehmen. Es hätte auch anders kommen können” rügte ihn Carlisle.
“Auf geht’s” gab Jasper den Startschuß.

Mich trieb es zu meiner Bella. Schneller und schneller durchstieß ich den Wald und ließ die anderen bald weit hinter mir.
Sie war verletzt und brauchte meine Hilfe. Man sah ihr die Strapazen der vergangenen Zeit an und ich wollte nichts sehnlicher, als sie in meine arme zu schließen und sie vor allen Gefahren dieser welt beschützen. Ihr sagen, das sie in Sicherheit war und keine Angst mehr haben brauchte.
Nie wieder würde ich Bella allein lassen, nie wieder etwas tun, was sie kränken könnte. Und gewiss würde ich sie nicht ein zweites mal so enttäuschen.
Doch würde sie mich meine Fehler wieder gut machen lassen?
Was, wenn sie immer noch die Ansicht vertrat, das es das Beste sei , uns zu verlassen?
Noch vor wenigen Stunden war ich bereit gewesen sie frei zu geben, jetzt war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich das auch konnte.
Nun war es nicht wie zuvor die Wut, die meinen Schritt beschleunigen ließ.
Dieses mal war es Angst,
Die unbändige Angst davor, sie könnte verschwunden sein, wenn ich den Gipfel erreichte.


Wunden

Bella

“Bella, du mußt sie loslassen”
Jemand sprach zu mir, aber es klang so furchtbar weit weg. Eine Hand legte sich auf meine Schulter und unterbrach meine rhythmischen Wippbewegungen, die ich seit Leahs Tod nicht abgebrochen hatte.
“Bella?” Carlisle sank auf Augenhöhe zu mir herab und fuchtelte vor meinem Gesicht rum, tastete die Bißspuren an meinem Hals ab und inspizierte meine zahlreichen äußeren Verletzungen.
Ja, äußere Verletzungen. Denn wie es in mir drinnen aussah, wusste keiner.
“Sie steht unter Schock. Außerdem braucht sie dringen Blut. Sie ist in einem miserablen Zustand.”
Sagte er miserabler Zustand? Ich war doch kein Möbelstück, das mit ein bißchen Politur wieder auf Hochglanz gebracht werden konnte. Wunden verheilten, aber der Verlust eines wertvollen Menschen war unabänderlich. Ebenso die Schuldgefühle die mich auffraßen.
“Bella?”
Jemand versuchte mir Leah aus dem Schoß zu ziehen, doch meine Arme schlossen sich nur noch fester um sie.
“Bella, du mußt sie loslassen” Edwards Stimme an meinem Ohr ließ mich ruhiger werden. Ich stoppte meine Bewegungen und schaute Carlisle teilnahmslos an.
“Aber ich hab versprochen, das ich bei ihr bleibe”
“ Du hast ihren Wunsch erfüllt. Ab jetzt kannst du nichts mehr für sie tun.”
“Bitte Bella” Edward reichte mir die Hand. Unschlüssig sah ich zwischen Leah und ihm hin und her.
“Ich nehme sie” Jakob erschien mit Nessie an der Hand. Er mußte sich verwandelt haben ohne das ich es bemerkt hatte. Aber mal ehrlich, im Moment bekam ich um mich rum gar nichts mit. Die Erde drehte sich ohne mich.
“Ich bring sie nach Hause. Zu ihrer Familie. Das bin ich ihr schuldig.”
Nach Hause.
Familie.
Das hätte ihr gefallen. Nichts hatte sie sich sehnlicher gewünscht.
Mit einem mal verschwand das Gewicht auf meinen Beinen und Jake trug Leah behutsam fort. Es würde lange dauern, bis er das Reservat erreichte. Vor allem zu Fuß.
“Jake?”
Augenblicklich hielt er inne und drehte sich zu mir rum.
“Nimm das Auto. Es gehört dir.”
Ich wollte es nicht mehr. Noch nie. Und jetzt erst recht nicht. Zu sehr erinnerte es mich an die mit schlimmste Zeit meines Lebens.
Wortlos schritt er von dannen, Leahs Kopf auf seiner Brust gebettet. Ihr langes Haar bedeckte den Großteil ihrer rechten Gesichtshälfte und der Schulter. Sie war auch jetzt noch wunderschön. So, als schliefe sie nur. Ich wünschte mir eindringlich es wäre so und gleich wachte sie auf , um mich wieder zu beschimpfen und Jake eins überzuziehen, weil sie auf nackter Haut berührte. Aber Leah würde nicht aufwachen. Nie wieder. Ihr Schlaf dauerte ewig.
“Wir sollten gehen. Du benötigst ärztliche Hilfe. Und Blut. Ich bezweifle, dass du in der Lage bist zu jagen” Edward sprach sanft zu mir. Auch seine Berührungen waren zärtlich und nur als hauch auf meiner Haut zu spüren.
Emmett trug Renessmee auf seinem Rücken nach Hause. Jasper hatte ich gar nicht wieder gesehen.
“Jasper?” fragte ich Edward.
“ Ist schon voraus gegangen. Er wollte Alice und Esme beruhigen.”
“Was ist mit Jane? Hast du sie… ist sie…?” nicht noch einmal wollte ich dieses Wort aussprechen, oder ein anderes mit dieser Bedeutung.
“Lass uns das nachher bereden. Wir sollten los”
Ich nickte. Edward zog mich auf die Beine, die sogleich wieder nachgaben. Fast schwerelos flog ich auf seine Arme und barg mein Gesicht an seinem Hemd. Wie ich diesen Geruch vermißt hatte.
Carlisle zog mir die Turnschuhe aus und begutachtete meinen Knöchel.
“Wie ist das möglich?” skeptisch drehte und bog er meinen Fuß in alle Richtungen. Als hätte ich nicht schon genug Schmerzen erfahren.
“Lass es bereitet ihr Schmerzen” rettete Edward mich vor weiteren Untersuchungen. Hatte er mich verstanden? Hatte ich laut zu ihm gesprochen?
>>Danke<< schickte ich trotzdem kraftlos zurück. Er lächelte mich nur an.
“Er ist gebrochen. Das dürfte nicht möglich sein. Nicht bei Vampiren. Überhaupt ihre ganzen Verletzungen.”
Und ob das möglich war. Was er wohl zu meinen gebrochenen Rippen sagen würde? Aber dafür gab es einen Grund.
“Tanya” murmelte ich an Edwards Brust.
“Um die wird sich Carlisle kümmern.”
“Nein. Das meine ich nicht. Es ist Tanyas Gabe. Sie schwächt mich. Meine Fähigkeiten als Vampir.”
Carlisle machte große Augen.
“Davon hab ich noch nie gehört. Nicht einmal, das sie überhaupt eine Gabe besaß.”
“Sie hatte 2”
“Bella. So interessant das auch ist, es muß warten. Edward, bring sie so schnell wie möglich nach Hause. Ich komme nach, sobald ich mich um Tanya gekümmert habe”
Seine Arme umschlossen mich fester und drückten mich näher an ihn. Ein Stöhnen entwich mir, als er meine Rippen dabei stauchte.
“Entschuldige”
“Hm” so viel hatte ich ihm zu erzählen und zu fragen, aber nichts davon war mir möglich. Immer weiter driftete ich ab.
“Für alles” ergänzte er noch.
“Hm” diesmal noch leiser.
Wir flogen dahin und ließen Meile um Meile hinter uns. Edward war sehr behutsam und ich merkte kaum Erschütterungen. So gut es ihm möglich war versuchte er diese abzufangen, um mir nicht noch mehr Schmerzen zu bereiten.
Ich war am Ende. Erst als dieser Horror vorbei war und alles von mir abfiel, packte mich die Erschöpfung und alles brach über mir zusammen. Meine Arme und Beine waren schwer und gehorchten mir nicht mehr. Die Augen ließen sich nicht öffnen, genauso wie mein Mund. Worte formten sich in meinem Kopf, konnten aber nicht ausgesprochen werden.
Dunkelheit umfing mich und schien mich zudecken zu wollen.
Edward sprach zu mir. Ich verstand weder was er sagte, noch konnte ich antworten.
Seine Bewegungen wurden langsamer und stoppten dann völlig. Nichts bewegte sich mehr. Wie gut das tat.
“Bella?”
Da war sie wieder. Seine Stimme. Wie wunderschön sie doch war. Und wie lange ich sie schon nicht mehr gehört hatte.
“Bella? Sag doch was”
Ich konnte nicht. Oder wollte ich nicht? Das hieße diese Stille zerstören, diesen Friede. Mich zog etwas in die Tiefe. Mehr und mehr. Weiter und weiter weg von seiner wundervollen Stimme und den starken Armen, die mich umfassten.
Nein.
Nicht.
Bringt mich nicht fort von ihm.
Angst.
Furchtbare Angst machte sich breit. Was, wenn ich nicht mehr zurück kam? Zurück in das Licht und zu meinem Engel, der für mich alles bedeutete. Leben wie auch Tod.
Fühlte es sich so an zu sterben?
“Was hast du?”
Schlaff lag ich in seinen Armen und lauschte einfach nur seinen Worten. Die schön und besorgt zu gleich klangen.
Ich wollte nicht gehen.
Nicht, ohne ihn ein letztes mal anzusehen.
Sein Abbild in meinem Kopf mitzunehmen.
Unter großer Anstrengung zwang ich mich meine Lider zu heben.
“Was ist mit dir? Kann ich dir helfen?”
Sein Blick war angsterfüllt. Dieselbe Angst die ich verspürte.
Den anderen zu verlieren.
Er war auf den Boden gesunken und hielt mich auf seinem Schoß. Genauso wie ich zuvor Leah.
Ich fühlte mich schwach und müde. Tanya hatte mich zu lange unter ihrem Einfluss gestellt und Jane mich mehr meines Blutes beraubt als gut war. Dem Bestandteil, der mich als Vampir am Leben hielt.
“Bella, du machst mir Angst. Sag doch was” hysterisch schüttelte er mich in seinen Armen.
“Au” war das einzige was ich raus brachte.
Die Sonne schimmerte in seinem Haar und ließ es fast golden wirken. Regenbögen tanzten im Einklang mit dem Sonnenlicht auf seiner Haut und blendeten mich. Dunkle Augen sahen mich besorgt und wütend zugleich an. Auch er mußte lange nicht jagen gewesen sein. trotzdem schien er wunderschön. So perfekt.
Wenn so mein Todesengel aussehen sollte, dann nahm ich mein Schicksal gerne an.
Seine Hand berührte mein Gesicht und strich mir das Haar von der Stirn. Hitze wallte in mir auf und ließ mich an vergangene Nächte erinnern, an denen ich seine Berührungen spürte und mich seinen Liebkosungen hingegeben hatte.
“Du weinst ja”
Weinen. Als ob ich das könnte?! Viele Tränen stauten sich in mir, blieben jedoch ungeweint.
Sein Finger senkte sich an meine Wange und fing den heißen salzigen Tropfen auf.
Ich weinte.
War ich doch mehr Mensch als Vampir? Aber mein herz schlug nicht.
Ich war tot.
Und ich starb gerade ein zweites mal.
Zwei Leben, zwei Tode.
Nach meinem ersten Leben folgte der Tod durch die Zähne meines Ehemannes. Aber gleichzeitig auch mein neues Leben.
Das hier ein zweites mal sein Ende fand.
Moment!

Verzweifelt versuchte ich der Dunkelheit zu entkommen. Meinen rettenden Engel anzublicken, der verzweifelt meine Stirn küsste und meine Lippen mit seinen gefangen hielt und am sprechen hinderte.
Meine Hand war das erste, was mir wieder gehorchte. Ich packte die seine , in der Bewegung innehaltend.
“Was? Hast du Schmerzen? Sag mir, was ich tun soll!”
“Beiß mich” meine Worte waren erstaunlich fest und fordernd.
“Was? Nein” er schob diesen Gedanken wohl weit beiseite, wohl darum bemüht, mir nicht noch schneller zum Tode zu verhelfen.
Doch war es nicht der Wunsch nach Sterbehilfe. Sondern der Wunsch nach Leben, den ich von ihm forderte.
“Ich sterbe, wenn du es nicht tust.”
Er zögerte und die Zeit verstrich. Kostbare Zeit, in der die Finsternis mich Stück für Stück zurück eroberte. Dem endgültigen Tod noch näher brachte.
“Tu es” wieder stahl sich eine Träne aus meinem Augenwinkel und rann die Wange hinab.
Diesmal war es Verzweiflung, die aus mir sprach. Ich wollte ihn nicht allein lassen. Nicht noch einmal. Es zerriss mich, zu sehen, wie verzweifelt auch er um mein Leben kämpfte.
Wieder erfaßte mich die Welle der Erschöpfung und ließ mich in Edwards Händen kraftlos zusammen sinken.
Die Finsternis hatte mich wieder, trug mich hinfort.
Edwards Hände fühlten sich kalt an, als er mir die Haare von der Schulter strich. Sanft erreichte mich sein warmer Atem als er ganz nah an meinem Ohr verharrte.
“Ich lass dich nicht gehen”
Fast schon zärtlich liebkosend senkten sich seine Fänge in meinen Hals. Es fühlte sich anders an als bei Jane zuvor. Es tat nicht weh. Als gäbe er mir einen harmlosen Kuss.
Ich verspürte keinen Schmerz.
Vielmehr fühlte ich mich ihm verbunden. Es war ein so intensives Gefühl der Zusammengehörigkeit. Wie ein Band, das unsichtbar zwischen uns geknüpft war und mir halt gab. Ich konnte all seine Hoffnung spüren, die er in diesen Akt der Verzweiflung legte. Doch auch seine Gier nach meinem Blut. Die Versuchung mußte schier unbändig sein und er war bemüht sich zu kontrollieren. Anfänglich waren seine Instinkte mit ihm durchgegangen und das zarte Ziehen verriet mir, das er ihnen nachgab. Als mahne er sich zur Beherrschung unterließ er es aber genauso schnell wieder.
Wut, Verzweiflung und Trauer schlugen auf mich ein.
All das was er fühlte, fühlte auch ich.
Schon einmal hatte er mich gebissen um mir sein Gift zu injizieren. Und schon einmal hatte er mir damit das Leben gerettet. Doch so etwas hatte ich nicht gespürt. Lag es daran, das ich damals wirklich noch Mensch war und nicht so eine billige Kopie?
Ein Kribbeln entstand an der Stelle, an der sein Mund noch immer auf meinem Hals lag. Es breitete sich aus und wurde zu einem starken Brennen.
Schmerzhaft, jedoch auszuhalten.
Ich schwebte. Wohin wusste ich nicht, aber alles war mir recht. Hauptsache raus aus diesem schwarzen Nichts.
Wenn das, das war, was uns Vampiren nach dem Tod bevorstand, würde ich schweigen. Kein Wort darüber verlieren, um die Illusion von einem Elysium nicht zu zerstören.
War ich doch immer diejenige, die Edward davon überzeugen wollte, das etwas anderes auf uns wartete als Hölle und Verdammnis.
Lichter flackerten auf und verkündeten Helligkeit vor meinen geschlossenen Augen.
Ich spürte, wie neue Energie meinen Körper durchströmte und meine Glieder wieder fähig waren sich zu bewegen. Erst als ich keine Veränderungen mehr wahrnahm, getraute ich mich die Augen zu öffnen. Ich hatte gar nicht bemerkt, das er von mir abgelassen hatte. Er war über mich gebeugt und musterte jede Regung meinerseits.
“Gott sei Dank” Edward riss mich an seinen Oberkörper und vergrub seinen kopf in meinem Haar. Wenn ich es nicht besser wüßte, hätte ich behauptet er weinte.
Obwohl.
Nach den Ereignissen der letzten Tage hielt ich gar nichts mehr für unmöglich.
“Du weißt gar nicht, welche Angst ich um dich hatte.”
Und ob ich das wusste. ich hatte genau gespürt was in ihm vorging.
“Danke” hauchte ich so gut es ging mit meiner trockenen Kehle.
“Du brauchst Blut. Wir sollten uns beeilen”
Kaum das ich mich versah, hob er mich hoch und verfrachtete mich auf seinen Rücken.
“Ich bin wieder Okay. Fast. Du kannst mich wieder runter lassen” protestierte ich.
“Keine Widerrede” mein Dickkopf von Ehemann setzte sich in Bewegung.
Es würde in Anbetracht der Entfernung wohl auch in Edwards Geschwindigkeit eine gute halbe Stunde dauern, bis wir unser zu Hause erreichten. Also vergrub ich meinen Kopf zwischen seinen Schulterblättern und kuschelte mich so eng an ihn, wie es mir möglich war.
Auf dem gesamten Heimweg sagte keiner von uns ein Wort. So viele unausgesprochene Sachen lagen zwischen uns und ich wusste, das die Zeit kommen würde, in der wir uns damit auseinander setzen mußten. Aber nicht gleich.
Aufgrund meines doch immer noch geschwächtem Zustandes, verursacht durch mein geringes Blutvolumen, blieb mir noch etwas Aufschub.
Meine Gedanken bewegten sich nun in eine andere Richtung. Eine, die ich bereits wieder verdrängt hatte. Leah.
Ob Jakob mit ihr schon in La Pusch war? Wie es Sue und Seth wohl erging? Dumme Frage. Wie sollte sich eine Mutter schon fühlen, die gerade ihr geliebtes Kind verloren hatte?
Durch jemanden wie uns. Diese Angelegenheit trug nicht gerade zum Frieden zwischen Wölfen und Vampiren bei.
Auch Charlie mußte sich große Sorgen gemacht haben. Sobald es mir besser ging würde ich ihn anrufen und meine väterliche Standpauke entgegennehmen.
“Emmett? Nimmst du sie mir ab?”
Ich hatte gar nicht bemerkt, das wir bereits daheim angekommen waren.
“Na, Prinzesschen? Was machst du nur immer für Sachen? Aber danke! Mit dir wird’s nie langweilig.” Emmett trug mich ins Haus. Die angenehme Kühle brachte etwas Abwechslung gegen das Wetter draußen, dem ich so lange ausgesetzt war.
“Mama, Daddy” Renessmee kam angehüpft und wäre ihrem Onkel am liebsten mit auf den Arm gesprungen.
“Hallo Süße. Mama ist Okay. Aber wie geht es dir?”
Sie hatte ein anderes Kleid an und die Haare waren fein säuberlich zusammengebunden. Nur ein paar widerspenstige Locken hatten sich die Freiheit erkämpft und kringelten sich an ihren Wangen herab bis über ihre Schulter.
Nichts erinnerte mehr an den Dreckspatz den sie noch vor einer Weile darstellte.
“Gut. Oma hat mich in die Badewanne gesteckt.”
“Du Arme” ich wusste wie sehr sie es hasste zu baden. Im spielerischen Sinne war es vollkommen in Ordnung, wie bei unserem Ausflug an den See. Aber in Verbindung mit Waschlappen und Seife-oje.
“Bring sie hoch in mein Arbeitszimmer, ich werde sie gleich untersuchen.” Carlisle war wieder ganz in seinem Element und wies Emmett an, mich nach oben zu tragen.
“Nessie Schatz, lass deine Mama los. Sie kommt ja wieder” Rosalie zupfte sie von meiner Hand los, die sie fest umklammert hielt.
Ich wusste was sie dachte und welche Ängste sie beschäftigten. Ihre Sorge war also berechtigt. Doch war dies Vergangenheit und die Geschehnisse der vergangenen Tage öffneten mir die Augen über so manche Sachen.
“Schon gut Nessie. Mama läßt dich nicht allein. Nie wieder”
Natürlich war mir Edwards erleichtertes Aufatmen nicht entgangen. Damit hätte ich wohl eine Frage beantwortet, die auch ihm unter den Nägeln gebrannt hatte. Ihm hatte ich auch eine Menge zu erklären. Aber nun mußte ich mich erst Carlisle ergeben.

“Du hast dich erstaunlich schnell regeneriert. Du siehst um einiges besser aus.” stellte Carlisle fest.
Prüfend taxierte er meinen fast verheilten Knöchel nachdem er mit der Säuberung der Wunde am Hinterkopf fertig war.
“Ich hab sie gebissen” kam es von Edward wie aus der Pistole geschossen. Ich wusste das er sich damit quälen würde.
“Wie konntest du…”
“Ich habe ihn darum gebeten” unterbrach ich Carlisles aufgeregten Protest um Edward zu verteidigen.
“Aber warum?”
“ Wie ich bereits angedeutet hatte, bestand Tanyas Gabe darin, unsere Fähigkeiten auf ein Minimum runter zufahren. Mit anderen Worten: ich empfand Schmerz, erleidete Wunden, konnte eingeschränkter sehen, riechen und hören”
“Weinen” ergänzte Edward unbeteiligt von seinem platz in der Ecke. nur er war geblieben. Die anderen ´Schaulustigen´ hatte er gleich zu Beginn rausgeschmissen.
Carlisle stand die Verblüffung buchstäblich ins Gesicht geschrieben.
“Aber warum der Biss. Ich verstehe nicht..”
War ich wirklich einmal schlauer als Carlisle?
“Ich war mehr Mensch als Vampir. Das Gift half mir wieder zu Kräften zu kommen. Wie bei meiner Verwandlung damals. Nur hat es nicht so weh getan”
“Weh getan? Also hattest du trotz des Morphiums was gespürt?”
Ups. Das war wohl ein sehr großes Fettnäpfchen. Dabei war das doch ein weiteres Geheimnis, das ich wahren wollte.
Ich erntete geschockte Blicke von beiden Augenpaaren im Raum. Edwards mund war nur noch andeutungsweise als blasser strich in seinen Gesicht zu erkennen.
“Naja…ich…ähm…kann ich erst mal etwas trinken?” versuchte ich abzulenken und hoffte es würde funktionieren.
“Natürlich. Leg dich bitte noch etwas hin, deine Rippen brauchen noch einige Minuten bis sie wieder ganz heil sind. Ich bin gleich wieder da.” Carlisle verließ lautlos das Zimmer und ich ließ mich nach hinten auf das Polster der Armlehne fallen.
Das Ledersofa in Carlisles Arbeitszimmer war nicht das bequemste, aber ich müßte ja nicht ewig hier liegen.
Edward saß immer noch in seiner Ecke und musterte mich besorgt.
“Komm her” bat ich ihn und streckte die Hand aus. Zögernd erhob er sich und ließ sich vor mir auf den Boden fallen.
“Wie geht es dir?” fragte ich und strich ihm eine Strähne des bronzefarbenen Haares aus dem Gesicht.
“Das sollte ich wohl eher dich fragen”
“Mir geht’s gut. Mach dir keine Sorgen. Was ist mit Jane?”
“Die Volturi entscheiden über ihr Schicksal. Wir trafen auf Aro im Wald. Er bestand darauf das in seine Hände zu nehmen.” seine Stimme war nur ein Flüstern.
Aro? Oh nein. Was hätte passieren können, wenn es zu einem Kampf gekommen wäre? Wie lange hätte ich wohl auf dem Berg vergebens auf seine Rückkehr gewartet falls ihm etwas zustieß?
“Aro?” fragte ich nun doch laut. Wie kam es, das er im Wald war? Hatte er Wind von dieser Angelegenheit bekommen und die lange Reise auf sich genommen um nach dem rechten zu schauen?
“Lass uns das besprechen wenn es dir besser geht.”
Ich nickte und er legte seinen Kopf neben meinen, sodass wir uns ganz nah waren. Ihn zu sehen und zu fühlen gab mir alle Kraft die ich brauchte.
Wie hatte ich nur solange darauf verzichten können?
Wir sahen uns lange einfach nur an und genossen die Nähe des Anderen. Gedankenverloren zeichnete er die Stelle nach, an der er mich gebissen hatte.
“Weißt du, dass dein Blut für mich immer noch die größte Versuchung ist? Es war schwer sich zu beherrschen, um dir nicht noch mehr davon zu rauben.”
“Es tut mir leid, das ich das ständig von dir fordere. Aber es war notwendig.” versuchte ich ihn zu beruhigen.
“Ich hätte dich töten können und hätte es erst bemerkt, wenn deine wunderschönen Augen trüb ins Leere gestarrt hätten.”
“Ich wär gestorben, hättest du es nicht getan”
“Schon unvorstellbar, das Tanya diejenige war, die uns ein normales Leben hätte ermöglichen können. Mensch sein. Was würde ich dafür geben?” träumte Edward vor sich hin.
“Ich find es so gut, wie es ist. Ich bereue keine Minute das, was ich bin. Solange ich dadurch mit dir zusammen sein kann.”
Seine Finger wanderten weiter nach unten und strichen über die zwei nun blasseren Halbmondsicheln, die ich Jane zu verdanken hatte.
“Die werden nicht verheilen. Nie ganz verschwinden und mich so ständig an mein Versagen erinnern. Daran, das ich dich nicht beschützen konnte”
“Sag nicht so was. Wär ich nicht fortgegangen, dann wär jetzt alles noch in Ordnung. Nessie hätte nie in Gefahr geschwebt, ich würde nicht hier liegen und euch Sorgen bereiten und …und…Leah wäre noch am Leben.”
Meine Stimme brach und er spürte meinen Kummer. So wie ich seinen. Das Band zwischen uns schien noch immer zu bestehen.
“Warum bist du fort?”
Ich wusste, das er das fragen würde.
“Das mir meine Fähigkeiten abhanden gekommen sind, hat mich geängstigt. Ich wollte keine Last für euch sein, oder euch mit meiner Unachtsamkeit in Gefahr bringen. Und jetzt hab ich es doch getan.”
“Aber dich trifft doch keine Schuld. Es war doch Tanya, die uns alle getäuscht hat” vor Wut ballte er seine Hand zur Faust und ich umfasste sie, bis er sich wieder entspannte.
“Ich schob es aber auf den Wandel vom Neugeborenen zum Vampir. Wie konnte ich ahnen, das sie zu so etwas fähig ist, wo ich ihr doch am liebsten aus dem Weg gegangen bin.”
“Es tut mir leid, das ich es nicht getan habe. Du hast mich vor ihr gewarnt und ich hab dir keinen Glauben geschenkt.” reumütig vergrub er sein Gesicht an meinem Hals.
Behutsam streichelte ich ihm über den Kopf.
“Würdest du mir glauben, das dies die zweite Gabe von ihr war?”
“Nie wieder werde ich an dir zweifeln.” gab er zurück und nestelte an den Knöpfen meiner Bluse. Die Korsage, die mir Carlisle verpasst hatte um meine Rippen zu stützen, drückte mich unangenehm und hinderte mich daran meine Position zu wechseln.
“Wirst du wieder gehen?” er hob nicht den Kopf, aber die pure Angst sprach aus ihm.
“Soll ich denn?” auch ich war mir unsicher. Was, wenn er mich wegen meines kindischen Verhaltens überhaupt nicht mehr wollte? Doch meine Sorge war unbegründet. Sofort schoß er in die Höhe und umfaßte mit beiden Händen mein Gesicht.
“Niemals. Ich hab dich gerade erst wieder bekommen. Wäre dir oder Nessie etwas passiert, hätte ich mir das nie verziehen. Das Gefühl dich sterbend zu wissen, war das Schlimmste an alldem. Nie wieder lasse ich zu, das dich mir einer wegnimmt”
“Drei mal reicht wohl” spielte ich auf James und Nessies Geburt zuvor an.
“Bella, das ist nicht witzig. Du weißt nicht was es mich gekostet hat ruhig zu bleiben, als ich Jane in meinen Händen hatte. Ich wollte sie bestrafen für das, was sie dir angetan hatte. Ihr unendliches Leid zufügen für jeden einzelnen Kratzer, den sie dir zugefügt hat.”
“Das spielt keine Rolle mehr. Ich bin hier und ich bleibe. So lange du mich ertragen kannst.” bekräftigte ich ihm.
“Wenn du mit der Ewigkeit leben kannst?”
Begierig senkte er seine Lippen auf die meinen und küsste mich mit solch einer Leidenschaft, das mir bewusst wurde, wie sehr er mich vermißt haben mußte. Ich krallte mich in seinem Haar fest und zog ihn noch näher an mich heran.
Nach so langer Zeit des Verzichts, hätte er mich gleich hier nehmen können. Die Sehnsucht nach ihm, seiner Liebe und seinem Körper, war so unbändig groß, das ich über meine Restschmerzen hinwegsehen konnte.
Auch seine Hände wanderten meinen Oberarm entlang und verweilten an meiner Hüfte.
“Ich liebe dich” flüsterte ich ans seinen Lippen.
“So wie ich dich” gab er zurück.
Ein tiefes Räuspern unterbrach unsere Innigkeit und führte uns schlagartig in die Realität zurück. Fast schon hatte ich vergessen wo wir uns befanden und das hier wohl nicht der richtige Ort für so was war.
Carlisle schritt auf uns zu und stellte eine Tasse auf den Beistelltisch neben dem Sofa.
“Danke”
Edward richtete sich auf und ich signalisierte ihm, er solle sich um seine Haare kümmern, die meinetwegen ziemlich zerzaust aussahen. Er fuhr mit der Hand einmal von vorn nach hinten und machte alles irgendwie nur noch schlimmer.
“Wie ich sehe habt ihr beide euch wieder vertragen”
“Hm” sagten wie gleichzeitig.
“Oh Bella. Du siehst ja grauenhaft aus.”
Alice kam herein getänzelt und ließ sich dort nieder, wo eben noch Edward verweilte.
“Danke Alice”
“Oh, das wird ne Menge Arbeit dich wieder hinzubiegen. Mann oh mann.”
Da konnte man doch nur mit den Augen rollen. Nur zu gut konnte ich mir vorstellen, was mich in den nächsten Wochen erwartete.
Edward reichte mir die Tasse, mit der Aufforderung zu trinken.
Sie war warm und der Geruch war Balsam für meinen Hals. Wenn der Duft schon so wohltuend war, was bewirkte dann erst der Geschmack.
“Nur kleine Schlucke” mahnte Carlisle.
“Du hast so lange darauf verzichtet, das sich dein Körper erst wieder daran gewöhnen muß”
“Ja Herr Doktor” sagte ich gespielt ernst und salutierte.
Vorsichtig richtete ich mich auf und nippte an der Tasse.
“Igitt. Was ist denn das? Seid ihr sicher, dass das nicht schon vorher tot war?” stellte ich fest. Es schmeckte alt und erdig. Fast schon faulig. Irgendwie herb und mir gänzlich unbekannt.
“Ey, nichts über meine Ernährungsgewohnheiten.” nun betrat auch Emmett das Zimmer. Auf seinem Arm eine zappelnde Renessmee, die schleunigst zu mir wollte.
“Sag nicht, dass das Grizzly ist?” riet ich.
“Und wenn?”
“Du ekelst dich echt vor gar nichts” angewidert stellte ich die Tasse ab, von der ich gerade mal einen Schluck genommen hatte.
“In deinem Zustand solltest du nicht wählerisch sein” rügte Edward mich und hielt mir bereits das Blut wieder unter die Nase.
“Nur über meine Leiche”
Oh. Dafür erntete ich böse Blicke aller Anwesenden. Gut. Das war wohl ein schlechter Scherz gewesen.
“Tut mir leid.”
“Schon gut. Ich bring dir was anderes.”
Carlisle verschwand wieder nach unten und nahm Emmetts Stammgetränk gleich mit.
Nessie kletterte zu mir hoch und berührte meine Wange.
“Oh Süße. Mir geht’s gut. Mach dir keine Sorgen.” mit leidendem Gesichtsausdruck zeigte sie mir, wie ich jetzt aussah.
“Und du? Warst du artig?”
Wieder flogen die Bilder an mir vorbei. Sie zeigte mir alles, was ich durch mein Fortgehen verpasst hatte. Wollte mich an den Momenten teilhaben lassen, die sie ohne mich erlebte. So, als wäre ich nie weg gewesen.
Da war Rose, die Jake verfluchte, weil sie seinen Golf waschen mußte. Und das auch noch im Bikini. Aha, Rose mußte die Wette im Wohnzimmer verloren haben.
Edward, der sich nach meinem Verschwinden zurückgezogen hatte und Nacht für Nacht davonfuhr, um mich zu suchen. Ich drückte bei diesem Bild seine Hand fester, die ich unbewußt ergriffen hatte.
Die nächsten Bilder amüsierten mich dafür umso mehr. Emmett in Pinkfarbenen Frauenoutfit mit Krönchen und Zauberstab.
“Was?” fragte er als ich ihn stirnrunzelnd ansah. Ich erwiderte nichts, sondern konzentrierte mich wieder auf Nessie, deren Erinnerungen jetzt langsamer an mir vorbei rauschten.
Die letzten Bilder zeigten sie und Charlie.
Vor dem Haus in Forks.
Dad war kurz hineingegangen, während Nessie weiter auf der Veranda spielte. Dann tauchte Jane auf und nahm sie einfach mit hinfort.
Tröstend legte ich meine freie hand auf ihren kopf und durchwuschelte ihre jetzt nicht mehr so korrekt gebundenen Haare.
“Alles ist wieder gut meine Kleine. Wir sind eine Familie und passen aufeinander auf.”
Sie nickte und sank schluchzend an meine Brust.
Carlisle war auf dem Weg nach oben. Ich roch das süßliche Aroma dessen, was er mit sich trug. Immer intensiver drang der Geruch zu mir durch und erweckte all meine Sinne. Ich hatte Mühe sitzen zu bleiben und ihn nicht gleich anzufallen, als er die Tasse an mich übergab.
“Ist das…?”
Er nickte ohne das ich es aussprechen konnte.
“Es ist aus dem Krankenhaus. Ich dachte, es wäre nicht verkehrt eine Reserve anzulegen. Es ist das beste Mittel, deinen körperlichen zustand zu verbessern”
Ich war unschlüssig. So lecker und anziehend es auch auf mich wirkte, hatte ich doch Angst in meinen alten Rausch zurückzufallen. Andernfalls hatte Carlisle sein OK gegeben und wenn es nun half wieder die Alte zu werden?
Begierig kippte ich die rote Flüssigkeit hinunter und verschwendete nicht einen Gedanken daran, wie ausgehungert ich aussehen mußte. Über die etwas andere Augenfarbe würde ich mich morgen noch genug ärgern.
Mit einem genüßlichen Seufzen, leckte ich mir die Lippen ab, um ja keinen Tropfen des kostbaren Gutes zu verschwenden.
“Können wir dann weiter machen?” Carlisle schien begierig auf Antworten zu sein. Und da wir sowieso fast alle vollzählig waren, vertagten wir eben den Familienrat ins Arbeitszimmer.
Abwechselnd erzählten Nessie und ich unsere Geschichte.
Von Tanyas Gaben, meinem Verschwinden, dem Brief, der nie gefunden wurde, dem Zusammentreffen mit Leah im Wald, dem perfiden Plan, den Tanya, Leah und Jane ausgeheckt hatten, die Entführung Nessies, Leahs Tod und den Grund dafür.
Einfach alles.
Nun erfuhr auch ich die Hintergründe, die Jane betraf und hoffte inständig, dass sie ihrer Strafe nicht entkommen würde.


Abschied

Vier Tage sind vergangen seit meiner Rückkehr nach Forks. Vieles hatte sich grundlegend geändert und nichts ist, wie es war.
Edward, Nessie und mich haben die Ereignisse vergangener Tage mehr zusammengeschweißt denn je. Es gab kaum Momente, an denen wir nicht unzertrennlich waren.
Jakob kümmerte sich rührend um Renessmee und versuchte seine Schuld, nicht genug auf sie aufgepasst zu haben, wieder gut zu machen. Edward folgte mir wie ein Schatten auf Schritt und Tritt, doch war er stets bemüht, mir auch meinen Freiraum zu lassen. Manchmal mehr als mir lieb war. Seine Zuneigungen beschränkten sich zu meinem Leidwesen allein auf begierige Küsse und sittliche Berührungen. Obwohl ich das Verlangen auch in seinen Augen sehen konnte.
Er war der Meinung ich solle erst vollständig genesen und wieder zu Kräften kommen. Aber das war ich bereits am Abend in Carlisles Arbeitszimmer. Nachdem ich vier Tassen Konservenblut intus hatte und mich zwei Tage die glühend roten Augen vorwurfsvoll aus dem Spiegel betrachteten.
Zum Glück änderte das der kleine Wapiti, den Edward für mich erlegte. Weil er mir nicht einmal zutraute einen Hirsch zu jagen.
Langsam mußte das aufhören.
Es war seltsam sich wieder ´vegetarisch´ zu ernähren. So lange hatte ich gar nichts zu mir genommen und dann gleich mit menschlichem Blut wieder begonnen. Nun schmeckte alles andere fade und wenig appetitlich. Aber ich war bereit mich wieder daran zu gewöhnen, wollte ich doch nicht als Monster enden. Eine Sache schmälerte jedoch meinen Hunger und schürte das Unbehagen.
Leah´s Beerdigung stand an. Schon morgen.
Sue war außer sich gewesen, als sie vom Tod ihrer Tochter erfuhr und hatte sich gleich auf den Weg nach La Pusch gemacht. Erst durch ihr Flehen ließ man Jakob passieren.
Leah und Jake hatten seit ihrem Entschluß, dass Rudel zu verlassen, keinen Schritt mehr ins Reservat gewagt. Doch nun war es unumgänglich.
War es doch genauso auch ihr zu Hause.
Der Großteil verweigerte Leah´s Bestattung in La Pusch, da sie durch ihr Tun Schande über ihr Volk und die Wölfe gebracht hatte. Doch der hohe Rat, wie mir Jake erklärte, entschied anders.
Jakob und Seth durften der Versammlung beiwohnen, da es sich bei Leah um ein Mitglied ihres Rudels handelte. Und natürlich auch, damit sie von den Geschehnissen berichten konnten.
Wie ich schon zuvor befürchtete, war der Waffenstillstand zwischen uns und den Quilleute nicht von langer Dauer. Sam gab uns die Schuld daran, den Zorn der Volturi heraufbeschworen zu haben.
Und das nicht zum ersten mal.
Was sollte ich sagen?
Er hatte Recht.
Doch es war nicht den Cullens anzulasten.
Nein.
Es war einzig und allein meine Schuld. Weil ich das Unglück und Verderben förmlich anzog. Schon immer.
Und wer garantierte mir, das Jane wirklich den Tod fand? Was wenn Aro es nicht konnte?
Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis sie einen neuen Anklagepunkt gefunden hätten um einen Besuch zu rechtfertigen.
Und wieder würden sie die Wölfe da mit rein ziehen, da sie nicht tatenlos zusahen, wie Vampire ihre Heimat bevölkerten.
Ich hatte Angst ihnen morgen gegenüber zu treten, doch nahm ich mir das recht, mich von Leah zu verabschieden. Ich machte ihr das, was sie getan hatte, keine Sekunde lang zu Vorwurf. Ihr war es zu verdanken, das ich und Nessie noch am Leben waren.
Und den Preis für ihr Handeln hatte sie teuer bezahlen müssen.
Das Versprechen, das ich ihr gab, würde ich einhalten.
Ich ließ sie nicht allein.
Und auch auf ihrem letzten Weg würde ich bei ihr sein.

“Und du willst wirklich da hin?” riß mich Edward aus meinen Grübeleien. Es war spät und Dunkelheit hatte sich über den Wald vor unserem haus gelegt. Der Schein des Mondes durchbrach das Fenster und erhellte das kleine Schlafzimmer unbedeutend. Doch reichte es aus, um Edwards sorgenvolles Gesicht zu betrachten.
“Natürlich. Immerhin ist sie für mich gestorben. Das ist das Mindeste, was ich jetzt noch für sie tun kann” sprach ich leise und kuschelte mich in das Kissen.
Edward drehte sich ebenfalls auf die Seite und begann meine Wange zu streicheln.
“Ich will nicht, dass du dir zu viel zumutest. Es wird morgen sicher einiges unschönes gesagt werden. Ebenso schwer wird die Tatsache, das wir gar nicht willkommen sind.”
“Das ist mir bewusst, aber Grenzen werden mich morgen nicht aufhalten können. Und was sie mir auch an den Kopf werfen mögen, bin ich mir sicher, ist berechtigt.” ich nahm seine hand und hauchte einen Kuss hinein.
“Wie du meinst. Du machst ja doch was du willst. Aber sage hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.”
“Keine Angst. Ich komm schon klar.”
“Das ist es ja gerade. Bella? Du denkst du kommst mit allem klar, dem ist aber nicht so. Spiel nicht die Starke. Wenn du alles mit dir machen läßt und jeden Mist glaubst, den man dir versucht einzureden, machst du dich damit nur selbst kaputt. Du ertrinkst in deinem Selbstzweifel und deinen Schuldgefühlen. Hasse von mir aus Jane, oder Tanya, oder….Leah. Aber gib dir verdammt noch mal nicht immer die Schuld an allem Unrechten, das auf dieser Welt geschieht”
Er hatte sich in Rage geredet und mittlerweile das Bett verlassen.
Aufgeregt lief er im Zimmer auf und ab.
“Edward, ich..”
“Nein Bella. Verstehst du nicht? Das macht nicht nur dich fertig, sondern auch mich, wenn ich dir dabei zusehen muß, wie du dich selbst zu Grunde richtest. Versteck dich nicht hinter deiner Fassade der Gleichgültigkeit. Nichts liegt mir ferner, als dich unglücklich zu sehen. Denn genau das bist du. Viel zu lange schon”
Ich stand auf, um ihn mit meinen Küssen zum schweigen zu bringen. Doch bevor ich ihn erreichte, schritt er ins Badezimmer und schloß die Tür hinter sich.
“Edward, es tut mir leid. Hörst du? Gerade du solltest diesen Zustand kennen und wissen, dass er so schnell nicht abzustellen geht.”
Wasser plätscherte und übertönte meine Versuche ihn da raus zu locken.
Duschte er wirklich oder war dies nur ein Täuschungsmanöver um weder zuhören, noch antworten zu müssen?
Toll.
Er versuchte mir seine Sorgen mitzuteilen und ich hatte nichts besseres zu tun, als ihm vor Augen zu führen, das er selbst nicht anders war.
Das war sicher das Letzte was er hören wollte.
Das Rauschen des Wassers wirkte beruhigend und die Vorstellung, wie es an seinem nassen Körper hinab rann, bescherte mir Hitzewallungen.
Ich würde ihm zeigen, das ich durchaus in der Lage war wieder zu Leben.
Schnell entledigte ich mich meines Trägerkleides und der Unterwäsche und schlüpfte ins Bad. Ich verriegelte die Tür zweimal, was Edward regelmäßig vergaß. Wie oft war Nessie schon reingeplatzt und hatte uns gesehen wie Gott uns schuf?
Warme Dunstschwaden erfüllten den Raum und ließen nicht viel Sicht. Der Spiegel war beschlagen und gewährte keinen Blick auf mein Äußeres. Der dunkle Fliesenboden war bestückt von Edwards Kleidern, die den weg zur Dusche beschrieben.
Langsam zog ich die Tür zur großen Duschkabine auf und genoss das heiße Nass, das mir entgegenrieselte.
Edward stand mit dem Rücken zu mir und stützte sich mit beiden Händen an der Wand ab. Die Haare hingen ihm triefend ins Gesicht.
Wie sehr hatte ich ihn in letzter Zeit verletzt?
Auch in der Zeit, in der ich fort war?!
Er muß sich verlassen gefühlt haben, genau wie ich. Doch auch nach meiner Rückkehr war nichts mit mir anzufangen. Ich versteckte mich hinter meinem Kummer und meinem Selbsthass.
Ja. Er war allein.
Und in gewisser Weise, ist er das immer noch.
Ich schlang die Arme um seine Mitte und legte den kopf auf seinen Rücken.
“Es tut mir leid” um dies zu unterstreichen küsste ich zärtlich seine Wirbelsäule und verharrte mit meinen Lippen darauf.
“Ich will dir nicht noch mehr Schmerzen bereiten.”
Blitzschnell drehte er sich zu mir rum und schloß mich in seine Arme. Erschrocken entfuhr mir ein Keuchen, als seine Kräfte ein wenig zu sehr mit ihm durchgingen.
“Ich bin es, der dir Schmerzen bereitet. Immer wieder. Ich sage Sachen, die dich verletzen und dich zu Handlungen treiben, die dich mir wegnehmen. Ich bin es, der sich entschuldigen sollte.” langsam strich er mir den Rücken hinunter bis zum Po.
“Schon gut” sagte ich ihm leise, wohl wissend das er mich verstehen konnte.
“Ich will dich wieder lachen sehen Bella” eindringlich nahm er mein Gesicht in seine Hände und ich fühlte mich darin trotz meiner Kräfte, klein und zerbrechlich.
“Dann bring mich zum Lachen” flüsterte ich an seinen Lippen, als ich ihn zu mir ran zog.
Begierig küsste er mich überall, während seine Hände jeden Zentimeter meines Körpers erkundeten. Wie sehr mir seine Nähe gefehlt hatte. Dieses Gefühl von Schmetterlingen im Bauch, wenn er mich berührte.
Bestimmend drehte er mich nun zur Wand und spreizte meine Beine.
Noch immer flog ein Kuss nach dem anderen auf meinen Hals und Nacken nieder.
Ich spürte an meinem Körper, das ihn die Erregung genauso gepackt hatte wie mich. Obwohl ich darauf vorbereitet war, traf mich sein Eindringen wie ein Schlag. Ein Lustschrei entwich mir und stachelte ihn noch mehr an. Seine rechte Hand umfasste Besitz ergreifend mein Becken, während die linke unaufhörlich meine Brust liebkoste.
Noch immer rieselten die Wassertropfen hernieder und erhitzten unsere Gemüter noch mehr, als sie ohnehin schon waren.
Vergeblich suchte ich an der glatten Wand halt, als mich Edward dem Höhepunkt nahe brachte. Auch ihm fiel es schwer die Beherrschung zu behalten, nach so langer Zeit des Verzichts.
Mit einem genussvollen Stöhnen ergoß auch er sich in mir und hielt meine vor Anspannung zitternde Gestalt fest umschlungen.
Sein Kinn lag auf meiner linken Schulter und sein schneller Atem kitzelte mich in den Ohren.
“Hhhhm. Mission gelungen” schnurrte ich ebenfalls nach Luft schnappend.
“Soll das heißen, dass ich dich nur so zum Lachen bringen kann?”
Ich stellte das Wasser ab und löste mich von ihm.
“Sagen wir….ich bin noch nicht übern Berg” grinsend schritt ich an ihm vorbei aus der Duschkabine und hinaus aus dem Bad. Ich verzichtet aufgrund der immer noch unerträglichen Temperaturen auf´s Abtrocknen oder das Tragen jeglicher Kleidung.
Die Luft war schwerer geworden.
Drückender.
Nicht mehr lange und es würde ein Mordsgewitter geben. Alle hofften inständig das es bald regnete.
Nie hätte ich gedacht, die unendlich grünen Seiten von Forks zu vermissen, aber dem war so.
Wie tot und trostlos dieses ewige Braun doch war. Vom Grashalm bis zum Blatt. Einzig die wenigen Nadelbäume um das Haus behielten ihre grüne Farbe, da sie mit wenig Wasser auskamen.
Ich stand am Fenster und ließ das Mondlicht auf meiner Haut spielen.
Edward hatte ebenfalls das Bad verlassen und stand bereits, nur mit einem Handtuch um den Hüften, dicht hinter mir.
“Findest du es nicht ein wenig leichtsinnig, so reizvoll rum zu laufen? Wie soll man sich denn da auf andere Dinge konzentrieren?” beschwerte er sich und strich meinen Arm hinunter.
“Andere Dinge? Wie….das?”
Ich umfasste seinen Nacken und küsste ihn leidenschaftlich.
“Oder……das?” meine Lippen glitten über seinen Hals zur Brust und wieder zurück.
“Oder ….das?”
Meine Finger lösten das Handtuch und ließen es auf den Boden fallen.
“Du bist unersättlich. Manchmal denke ich, ich hab einen Sukkubus geheiratet und keinen Vampir” behutsam hab er mich auf seine Arme und trug mich zum Bett.
“Raube ich dir auch deine Lebensenergie?”
“Oh, davon hab ich mehr als genug”
Damit beendeten wir unsere nächtliche Konversation und ließen Taten sprechen. Die Zeit bis zum Morgengrauen würden wir schon rum bekommen.

“Bella! Wir müssen los” drängelte Edward.
Ich hatte versucht, diesen Moment so lange wie möglich hinaus zu zögern. Ein wenig plagte mich das schlechte Gewissen bezüglich vergangener Nacht. Während ich mich amüsiert hatte, lag Leah irgendwo aufgebahrt und wartete darauf verscharrt zu werden.
Wie ungerecht das alles doch war.
Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel verriet mir, das alles an Ort und Stelle saß. Ich mochte schwarz, obwohl man es kaum als Farbe bezeichnen konnte. Es war so unauffällig und ließ mich aussehen wie jeder anderen.
Das schwarze hochgeschlossene Kleid schmeichelte meiner Figur, ohne schamlos zu wirken. Der Saum endete knapp unter dem Knie und war mit kleinen verspielten Ranken in rot verziert.
Schlicht.
Elegant.
Außer dem Armband von Jakob trug ich keinen Schmuck. Mein Ehering wurde mir abgenommen und ich hatte noch keinen Ersatz dafür.
Es war mir auch egal.
Das waren materielle Dinge. Nichts von großem Wert. Finanziell gesehen.
Bedacht strich ich über jede einzelne Figur, die daran befestigt war.
Das große Kristallherz, das Edward symbolisierte. Hart und kalt wie Stein, doch seine Liebe so kostbar wie dieser Diamant.
Jakobs selbstgeschnitzten Anhänger. In liebevoller Handarbeit hatte er einen detailgetreuen Wolf geschaffen, der mich immer an ihn und unsere Freundschaft erinnern sollte.
Ein dritter baumelte am Kettchen herab. Ich hatte ihn selbst dort angebracht. Er stand für Leah und ihren Mut. Die Bereitschaft Opfer zu bringen um andere zu retten. Speziell mich und meine Tochter. Aber auch symbolisierte er ihre Unschuld und Reinheit.
So jung war sie gestorben, ohne die Möglichkeit gehabt zu haben, eine eigene Familie zu gründen. Sich zu verlieben und Kinder in die Welt zu setzen. Wie dieser Anhänger war Leah zerbrechlich und somit vergänglich.
“Komm jetzt” rief Edward vom Treppenabsatz.
Ich seufzte tief und drehte noch einmal den weißen Keramikengel zwischen meinen Fingern, bevor ich das Zimmer verließ.

Edward fuhr in meinem neuen Wagen die Straße nach La Pusch entlang. Tatsächlich hatte es in den frühen Morgenstunden begonnen zu regnen. Die Scheibenwischer arbeiteten auf Hochtouren und an den einst so staubigen Rändern, flossen schlammige Rinnsale die abschüssige Straße hinab.
Jakob wartete bereits auf der großen Freifläche vor dem Friedhof, erkannte jedoch unser Auto nicht gleich.
Edward hatte mir den Wunsch nach einem kleineren Gefährt erfüllt und so erweiterte nun ein nagelneuer Mini Cooper S den Fuhrpark der Cullens.
Edward wies ihn an, mir beim aussteigen zu helfen, da die Wiese, auf der wir den Wagen abgestellt hatten, bereits stark durchnässt war.
Jakob schenkte mir ein müdes Lächeln und schützte mich mit seinem Regenschirm vor den hinabstürzenden Wassermassen.
Ich hielt den Kopf gesenkt und vermied jeglichen Augenkontakt zu den anderen Trauergästen.
Aufgeregtes Getuschel und vermeintlich leise ausgesprochene Beschimpfungen verrieten mir mehr als deutlich, das wir nicht willkommen waren. Aber das wusste ich bereits vorher und hatte Zeit mich darauf einzustellen.
Edward lief links von mir und ergriff meine Hand. Eine distanzierte Geste, die mir sagen sollte, das er da war, mich nicht alleine ließ in meinem Kummer. Dankbar für diese Stütze drückte ich sie leicht.
Bewusst entschieden wir nur zu zweit auf die Beerdigung zu gehen. Wollten wir doch den Unmut der Quilleute nicht noch mehr schüren.
Langsam nahmen wir Aufstellung und ich blickte zum ersten mal in die Runde der Anwesenden. Sue stand am Fuß des Grabes und wurde von Charlie gestützt. Ich nickte den beiden kurz zu und wandte mich wieder ab.
So traurig und leer sahen Sues Augen aus. Wie viele Tränen mag sie wohl vergossen haben, bis keine mehr kommen wollte? Nie hatte sie uns die Schuld für Leah´s Tod gegeben. Sie hatte zu uns gestanden und sich dafür eingesetzt, dass wir heute hier sein konnten.
Seht neben ihr ließ die Schultern hängen und weinte unerbittlich. Trotz der ewigen Streitereien hatte er seine Schwester doch geliebt. Er wollte sie nie verletzen mit dem was er sagte oder tat. Eher den richtigen Weg weisen.
Jakob stand neben mir und hielt immer noch bereitwillig den Schirm über meinen Kopf. Doch das auch ihn der Verlust traf, merkte ich am Zittern, dem der Schirm ausgesetzt war. Wie schlimm mußte es für ihn sein? Sie war nicht nur Mitglied seines Rudels, sondern auch irgendwie so etwas wie seine Gefährtin. Sie hatte stets seinen Schmerz geteilt und ihn in schweren Stunden ermutigt, nicht den Kopf hängen zu lassen.
Zu allem Übel suchte ihn der Schmerz gleich doppelt heim, da Seth seine Gefühle und Gedanken mit ihm teilte. Das war wohl unter Wölfen so, hatte Jake mir mal erklärt.
Hinter Jakob standen Old Quil und Emely Youn, Sam´s Verlobte. Im Rollstuhl vor ihnen Jake´s Dad Billy.
Der Einzige aus seinem altem Rudel, der in menschlicher Gestalt anwesend war, war Sam. Er stand neben dem Prediger rechts vom Grabstein und Sah auf Leah´s Sarg hinab.
Alle anderen des Rudels nahmen ihren Platz als Wölfe hinter den Trauernden ein. Ihre Mimik ließ keine Spekulationen über Gefühlsregungen zu. Vielleicht wählten sie deshalb diese Gestalt?
Doch die großen braunen Augen aller Wölfe wurden durch unendliche Trauer verschleiert und blickten trüb ins Leere.
Der Pastor begann seine Predigt und ich fuhr leicht zusammen, erschrocken von der tiefen Stimme, mit der er die Stille durchbrach.
Ich schaute auf den braunen schlichten Sarg, der liebevoll mit weißen Blumen geschmückt war. Auch der Stein war einfach gehalten. Ihr Name, Geburts- und Sterbedatum.
Das einzige, was heraus stach, war das eingemeißelte Symbol der Quileute. Dieses Zeichen machte ihn besonders. Denn das war auch Leah.
Der Pfarrer sprach über ihr kurzes Leben und das ihr noch so viele Dinge bevorstanden. Sie in ihrem Dasein nie die Möglichkeit hatte, etwas von der Welt zu sehen.
Ob er wusste was sie war?
Sam rang nach Fassung und konnte einige Tränen nicht unterdrücken. Die Hand zur Faust geballt, starrte er immer noch auf den Boden vor sich. Er muß sie wirklich geliebt haben. Und in gewisser Hinsicht, tat er es auch jetzt noch. Womöglich empfand er trotz Prägung doch mehr für sie, als er zugeben wollte. Ihm hat es immer leid getan, sie damals im Stich gelassen zu haben.
Nun war Leah tot und außer Kampf und Streitereien hat die beiden nichts verbunden. Nie hatte er sich entschuldigen können und würde die Gelegenheit auch nie wieder bekommen.
Leah haßte es, mit ansehen zu müssen wie glücklich er mit Emely war. Wie sehr er sie liebte und anbetete. Wie einen Dolch, den man ihr ins Herz rammt und ihn Stück für Stück herum drehte, nur um dann zu fragen, ob es auch weh tat.
Der Pastor schloß seine kurze Rede mit den Worten, das es ihr dort wo sie war besser ginge und das sie in unseren Herzen weiterleben würde.
Ich besaß kein Herz, doch vergessen könnte ich sie nie. Sie lebte weiter. In mir, meinen Gedanken und Erinnerungen.
Sie war frei.
So wie sie es wollte.
Nach und nach traten Familie und Freunde vor, um einen Letzten Gruß an sie zu richten. Edward hielt meine Hand fester und geleitete mich zum Grab.
“Danke” flüsterte ich ihr leise zu und legte die weiße Rose zu den anderen auf den Sarg nieder.
Ich sah Seth zusammen sacken und bitterlich weinen. Stumm bat ich Edward ihm Trost zu spenden und Halt zu geben.
Seit dem Kampf gegen Viktoria in den Bergen, verband die Beiden eine innige Freundschaft. Seth schien in Edward so etwas wie einen großen Bruder zu sehen. Ihm war es egal, ob sie verschiedenen Rassen angehörten. Für ihn gab es kein Vampir oder Werwolf. Sondern nur Seth und Edward.
Ich selbst nahm meinen Platz wieder neben Jakob ein, der ebenfalls mit den Tränen rang. Schnell schloss ich meine Arme um ihn und hinderte auch das Loch in meinem Inneren daran, sich weiter auszubreiten.
“Es tut mir so leid” nuschelte ich an seiner Brust. Er küsste mir sanft aufs Haar und hielt mich einfach nur.
Die Nähe reichte aus um zu verhindern, das wir am Kummer zerbrachen. Schon immer war Jakobs Gegenwart mein Rettungsanker.
Musik erklang und der Sarg wurde nach unten gelassen.
Es goss wie aus Eimern und es schien, als weinte der Himmel mit uns über den Verlust, den wir erlitten hatten.
Der Sarg erreichte den Grund und alle Wölfe begannen gleichzeitig zu heulen um ihr die letzte Ehre zu erweisen.
Ja.
Leah war eine von ihnen.
Und das würde sie auch immer sein.


An guten wie an schlechten Tagen

“Alice, vergiss es. So geh ich da nicht raus.” beharrlich krallte ich mich am Türrahmen fest, damit mich Alice nicht auf den Flur zerren konnte.
“Na komm schon Bella. So schlimm kann´s nicht sein” Edward wartete ungeduldig darauf, mich endlich in Empfang zu nehmen.
“Hast du ne Ahnung!” gab ich giftig zurück.
“Bella? Wenn du nicht gleich loslässt, dann komm ich rein und trag dich runter.”
“Ja genau Bella. Ich ziehe und Edward schiebt” trällerte Alice immer noch an meinem Arm ziehend.
“Schon gut. Ihr habt gewonnen. Aber nur zur Trauung. Danach zieh ich mich wieder um” gab ich mich geschlagen. Meine Schwägerin seufzte hörbar laut über mein Missfallen bei ihrer Kleiderauswahl.
Warum kam ich bei Feierlichkeiten nie drum herum, mich von Alice einkleiden zu lassen?
Langsam trat ich hinaus und vergewisserte mich, das niemand außer uns dreien auf dem Flur zu sehen war.
“Ich weiß nicht was du hast? Du siehst bezaubernd aus” stellte Edward klar und drehte mich an seiner Hand einmal im Kreis.
Das grüne Satinkleid lag wie eine zweite Haut an meinem Körper und war so kurz, das ich bei jedem Schritt krampfhaft versuchte den unteren Saum daran zu hindern über meinen Hintern zu rutschen.
Klar hatte ich schöne lange Beine, aber das war noch lange kein Grund, jedem Gast einen Einblick in meinen Intimbereich zu gewähren.
Der Ausschnitt war hochgeschlossen und bedeckte einen Teil meines Halses, dafür lag der Rücken komplett frei. Und wenn ich sage komplett, dann meine ich das auch so. wäre die Rückenöffnung auch nur ein Stück tiefer ausgeschnitten, hätte man die Farbe meines Stringtangas gesehen.
Die Haare hatte mir Alice kunstvoll hochgesteckt und darin weiße Rosen befestigt. Zwei gelockte Strähnen fielen mir links und rechts an den Wangen herunter. Das hieß dann wohl den ganzen Tag: bloß keine falschen Bewegungen machen.
“Das ist so peinlich” meckerte ich und hielt mir das kleine Handtäschchen vor den hintern, weil ich das Gefühl hatte jeden Moment unten ohne da zu stehen.
Ich steuerte bereits die Sitzgruppen an, als mich Edward bestimmend nach draußen zog.
“Was hast du vor? Du willst doch jetzt nicht…?”
“Bella? Bitte. Lass dich überraschen.”
Na, da war ich aber mal gespannt. Solange mein Kleid heil blieb, war mir alles recht. Ich hatte wenig Lust, von Alice einen Kopf kürzer gemacht zu werden.
Edward zog mich die Verandatreppe hinunter und den schmalen Weg entlang zu meinem Lieblingsplatz. Der Schaukel im hinteren Teil des Gartens.
Es war bereits dunkel, aber für Ende September erstaunlich warm. Überall beleuchteten zahlreiche Laternen und Lichterketten das Anwesen und die umliegenden Bäume.
“Oh Edward. Das ist so schön” staunte ich über meinen geliebten Apfelbaum, der von tausenden Lichtern erhellt wurde.
“Setz dich” er hielt die Schaukel fest damit ich darauf Platz nehmen konnte.
“Bella, du weißt das ich dich liebe und du für mich alles bist auf dieser Welt. Ich danke dir für jeden Tag, den ich mit dir verbringen darf und dafür, dass du mir Renessmee geschenkt hast” er machte eine kurze Pause um seine nächsten Worte zu überdenken.
“Schatz, ich liebe dich auch. Das weißt du doch.”
“ Bella, bitte lass mich ausreden. Es ist schon schwer ruhig zu bleiben, wenn ich dich dabei ansehen muß.”
Ich gab ihm ein Zeichen, das er weitersprechen solle.
“Also..Ich wollte nie, das du eine von uns wirst und hab mich lange dagegen gewehrt. Jetzt weiß ich, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast, denn nur so kann ich die Ewigkeit mit dir verbringen.”
Er fasste in die Innentasche seines Jacketts und beförderte etwas zu Tage, das mir durch seine geschlossene Hand noch verborgen blieb. Mit der anderen ergriff er meine Hand und fuhr über die Stelle, an der einst mein Ehering saß. Langsam dämmerte mir, was er im Schilde führte.
“Ich weiß, das dies kein Ersatz für den anderen ist, aber es zeigt das du zu mir gehörst und eine von uns bist” entschuldigte er sich im voraus. Bedächtig steckte er mir einen silbernen Siegelring an. In der Mitte prangte ein roter Stein auf dem das Familienwappen der Cullens in Silber geprägt wurde.
“Sag doch was. Wie findest du ihn?” drängelte er, nachdem ich keine Anstalten machte en Blick von meinem Finger zu wenden.
“Nein. Er ist wirklich kein Ersatz”
Enttäuscht blickte er vor sch auf den Boden und erschrak, als ich ihm ohne Vorwarnung um den Hals fiel.
“Er ist viel schöner” ergänzte ich und überschüttete ihn mit Küssen. Erleichtert atmete er auf und hob mich in die Höhe.
“Warte” schnell setzte er mich wieder ab und nahm die beringte Hand.
“Er ist mit Gravur. Sieh”
Neugierig nahm ich mein neues Schmuckstück genauer in Augenschein und suchte die Innenseite ab.
“ Lamb becomes lion” las ich laut vor, was so viel hieß wie. Aus Lamm wird Löwe.
In diesem Moment wünschte ich mir sehnlichste, ich könnte weinen um meine Rührung zum Ausdruck zu bringen.
“Er ist wunderschön”
“Du bist wunderschön” verbesserte er mich.
“Na dann passen wir ja zusammen”
Mit einem langen Kuss bekundete ich ihm meinen Dank, während von der Veranda Emmetts dröhnende Stimme zum Appell rief.
“Hey ihr Turteltauben. Rann an die Luzie. Jetzt wird geheiratet.”
“Ich glaub das war unser Stichwort” flüsterte ich an seinen Lippen.
“Is mir egal” antwortete er und drückte mich noch fester.
“Mir aber nicht. Immerhin ist es mein Dad der gleich heiraten wird.”
“Na gut” murrte er und gab mich widerwillig frei. Mühsam zupfte ich mein Kleid zurecht und überprüfte ob die heiklen Stellen auch ja bedeckt waren.
“Außerdem will ich mit dem Ring und meinem sexy Ehemann ein bißchen angeben.”
Nun grinste er wieder, wohl sichtlich erfreut, das ich so stolz auf ihn war.
Ich ergriff seine Hand und war diesmal diejenige die ihn durch die Dunkelheit zurück zum Haus zog.

Sue hatte beschlossen, die geplante Hochzeit nicht zu verschieben, was ihr einige üble Nachrufe einbrachte.
Sie war der Meinung das es in Leahs Sinne gewesen wär und das ein Aufschub sie auch nicht wieder gebracht hätte. Überhaupt bewältigte sie ihren Alltag meisterhaft und ließ sich ihre Trauer kaum anmerken.
Sue zwang sich zum Fröhlichsein, doch ihr Lachen erreichte selten die Ohren. Auch die Augen, die müde und leer wirkten, ließen ihre Fassade bröckeln und einen Einblick in ihre wahre Seele gewähren.
Leah´s Beerdigung verlief unerwartet friedlich.
Während die Quilleute sich zu einer privaten Trauerfeier zurückzogen, verweilten wir noch an Leah´s Grab. Jage nutzte die Gelegenheit und wechselte ein paar Worte mit seinem Vater. Durch das Zutrittsverbot nach La Pusch sahen die Beiden sich sehr selten und genossen die wenigen Footballabende, an denen sie sich bei Charlie trafen.
Zu Hause angekommen war nicht mehr viel mit mir anzufangen und ich zog mich zum Wohl aller in unser Häuschen zurück.
Edward ließ mich gewähren, weil er wusste das dieser Tag für mich sehr schwer war. Jedoch ließen sich alle anderen nicht lange davon abhalten, ihr Bella-Aufmunterungs-Programm zu starten.
Worüber ich letztendlich doch dankbar war.
Es mußte weiter gehen.
Zu meinem Glück hatte Charlie meinen Wunsch respektiert und sich um Trauzeugenersatz bemüht. Sehr zur Freude von Alice. Diese stand bereits im umgebauten Wohnzimmer der Cullens neben dem Rosenbogen und wartete auf das Hochzeitspaar.
Carlisle hatte meinem Dad angeboten sich hier trauen zu lassen und er nahm dankend an. Schon bei unserer Hochzeit war er von Alice´ können zwecks Deko und Organisation angetan und mußte ausnahmsweise mal nicht lange überlegen.
Ganz Gentleman führte Edward mich zu unseren plätzen in der zweiten Reihe. Zu den Gästen zählten neben uns Cullens natürlich Seth, Jakob und Billy. Sowie Charlies Kollegen vom Police Departement und einigen freunden aus dem Diner. Auch einige Bewohner von La Pusch erhielten eine Einladung, kamen dieser aber nicht nach.
Verständlich.
Mom und Phil hatten in letzter Minute abgesagt und mir so eine weitere Sorge genommen. Diesmal war es Renee, die sich beim Skiurlaub das Bein brach und so für mehrere Wochen auf Phils Hilfe angewiesen war. So blieb mir etwas mehr Zeit, sie von meinem neuen Ich zu überzeugen. Von dem sie immer noch nichts ahnte. Vielleicht hatte das Schicksal ja doch mal Nachsicht mit mir.

Alice hatte mal wieder ganze Arbeit geleistet. Von der Treppe aus schmückte ein roter Teppich den Fliesenboden und geleitete die Beiden direkt vor den Altar.
Die Stühle standen rechts davon und waren mit weißen Hüllen bedeckt, die unter der Lehne mit zartrosa Schleifen in form gebracht wurden. Auf der linken Seite war genug Raum, um der Hochzeitsband Platz zu bieten, die gerade ihre Instrumente stimmte.
Überall schmückten Blumenarrangements und große Kerzen den Raum und ließen einen festliche Atmosphäre aufkommen. Der Pfarrer stand bereits hinter dem provisorischen Altar und wartete darauf, das alle Gäste ihre Plätze einnahmen.
Jakob betrat grad die ´Höhle des Löwen´ und ich gab ihm ein Handzeichen, sich doch zu uns zu setzen.
Er trug einen eleganten schwarzen Anzug mit hellblauem Hemd und schwarzer Krawatte. Ich genoss den Anblick, denn so würde ich Jake wahrscheinlich nur selten sehen.
“Hallo Jake. Man, hast du dich in Schale geworfen.” ich stand kurz auf um ihn zu umarmen.
“Dito” gab er zurück und strich mir über den nacktem Rücken.
Edward zog mich sogleich wieder zu sich runter und umklammerte meine Hand. Den Kiefer fest aufeinander gepresst.
“Was ist los? geht’s dir nicht gut?” besorgt beugte ich mich zu ihm rüber und befühlte seine Stirn. Konnten Vampire krank werden?
“Keine Sorge. Mir geht’s gut. Nur die Phantasien deines Sitznachbars schlagen mir etwas aufs Gemüt.” sagte er etwas lauter, damit es auch bei Jake ankam.
Dieser grinste nur breit und kassierte dafür einen kräftigen Schlag auf den Oberschenkel von mir.
“Keine Angst Schatz. Das gehört alles dir” versicherte ich meinem eifersüchtigen Ehemann. Er schien sich damit zufrieden zu geben und entspannte sich darauf wieder.
Gast für Gast trudelte ein und der Raum füllte sich zusehends.
“Na, wo steigt die Party? Yeah, Let´s Fetz” Emmett stand in der Reihe hinter uns und nahm mich und Edward gleichzeitig in den Schwitzkasten.
“Ey Großer. Pass auf meine Haare auf. Oder willst du Ärger mit Alice bekommen?” drohte ich ihm und er löste seinen Griff.
“Mit dem Teufel persönlich? Nein danke”
Edward wies nach vorn, zu der Stelle, and er Alice stand und uns mit ihren Blicken zu töten versuchte.
Natürlich hatte sie und verstanden.
Ertappt wie kleine Schulkinder beim Spicken sanken wir artig auf unseren Stühlen zurück und senkten verlegen den Kopf.
Erst als der Hochzeitsmarsch erklang, traute ich mich wieder aufzuschauen.
Charlie wartete bereits in seinem dunkelblauen Anzug am Treppenabsatz auf seine Sue. Diese versuchte, genau wie ich vor einem Jahr, mit ihren hochhackigen Schuhen die Stufen zu bewältigen.
Das zartrosa Kostüm, bestehend aus einem eng anliegendem Kleid und dazu passender Bolerojacke, kam durch ihre etwas dunklere Hautfarbe besonders gut zur Geltung. In ihrem kurzen Haar thronte ein kleiner Pagenhut, an dem der filigrane Gesichtsschleier befestigt war.
Das dezente Make up, das ihr Alice aufgelegt hatte, ließ die Spuren des Kummers verschwinden.
Sie sah einfach wundervoll aus.
Charlie nahm seine braut entgegen und verharrte mit ihr an der Hand einen kleinen Moment. Renessmee erschien und tänzelte genauso galant wie ihre Tante vor den beiden her und verteilte Rosenblätter, die sie in einem Körbchen auf dem Arm trug. In ihrem weißen Spitzenkleidchen sah sie aus wie ein kleiner Engel, was ihre bronzefarbenen Löckchen nur unterstrichen, die bei jedem schritt auf und ab wippten.
Begleitet von großen “Aaah´s” und “Ooooh´s” schlenderte das Hochzeitspaar auf den Altar zu.
Nervös drehte ich den Siegelring immer und immer wieder um meinen Finger. Ich war beinah so aufgeregt wie an dem tag meiner eigenen Hochzeit.
Der Pastor begrüßte Brautpaar und Gäste und ging sogleich in seine Rede über.
Alice stand an Charlies Seite um die rechtmäßige Eheschließung zu bezeugen. Für Sue trat ihr Sohn Seth das Amt des Trauzeugen an.
Nessie saß auf einem Stuhl in der ersten Reihe und spielte gelangweilt an den Perlenstickereien ihres Kleides .Nicht mehr lange und ich würde sie im Brautkleid sehen.
Schnell warf ich einen blick auf Jakob, der den Worten des Pastors lauschte, dann aber mein Interesse an ihm bemerkte.
“Was?” formte er stumm mit seinen Lippen und begutachtete seinen Anzug. Wahrscheinlich hatte er befürchtet sich schmutzig gemacht zu haben. Mit einem Lächeln schüttelte ich leicht den Kopf und wandte mich wieder um.
Bei ihm würde es ihr gut gehen. Würde beschützt sein und geliebt.
Viel zu schnell flogen die Jahre vorbei und es wurde Zeit sich mit dem Gedanken abzufinden, meine Tochter an einen Wolf zu verlieren. Wobei ich in mir nicht das Problem sah. Es dürfte schwieriger werden, Edward davon zu überzeugen. Für ihn würde sie immer Daddy´s kleiner Engel bleiben.
Ich bedauerte die Tatsache, ihm keine Kinder mehr schenken zu können. Wie gerne würde ich wieder dieses Strahlen in seinen Augen sehen, wenn er das kleine Bündel in seinen Händen hielt. Den stolz, den er ausstrahlte, als er Nessie zur Welt brachte und mir in den Arm legte, werde ich nie vergessen.
Schon einmal hatte ich mir Gedanken darüber gemacht, was möglich gewesen wäre, hätte Tanya noch gelebt. Wenn sie das Vampir-Gen, wie ich es gerne nannte, so weit ausschalten konnte, das man fast Mensch war, wäre es da nicht auch möglich Kinder zu gebären?
Ein Körper mußte sich verändern, wenn er ein Baby in sich trug. Meiner hatte das getan. Ich empfand Schmerz, erlitt Verletzungen, blutete und konnte weinen. Wenn ich mich recht erinnere sogar so etwas wie schlafen. Wenn das keine Veränderung war?!
Aber nun werden wir das wohl nie erfahren.
Edward strich mir über den Oberschenkel und holte mich in die Realität zurück.
“Ist was?” flüsterte er kaum hörbar.
Ich schüttelte den Kopf.
>>Nichts, über das du dir Sorgen machen müsstest<<
Teilte ich ihm mental mit, doch irgendwie verriet mir sein Gesicht, das er es doch tat.
Schnell hauchte ich ihm einen Kuss auf seine Lippen und schenkte ihm das Lächeln, das er sich wünschte öfter zu sehen.
>>Ich liebe dich<<
Nun zogen sich auch seine Mundwinkel in die Höhe und er gab sich zufrieden.
Charlie und Sue waren bereits bei ihrem Ehegelübte angelangt und beteuerten sich gegenseitig ewige Liebe und Treue. Ein Kloß steckte mir tief im Hals und hätte man mich angesprochen, wäre nur ein ´Pieps´ zu hören gewesen. Ob es bei mir und Edward damals auch so emotional war?
Die letzten Sätze wurden gesprochen und ich ärgerte mich, das ich den Großteil der Trauung durch meine Grübeleien verpasst hatte.
“Schwören Sie sich zu lieben, zu ehren und zu achten, an guten, wie an schlechten Tagen, bis das der Tod Euch scheidet?” der Pfarrer sprach laut, dennoch vernahm ich Edwards leise Frage, die eindeutig an mich gerichtet war.
Behutsam nahm er meine Hand in seine. Zeitgleich mit dem Pastor sprach er die Wörter nur für mich und änderte, wie schon bei unserer Trauung, den entscheidenden letzten Teil.
“…solange wir beide leben?”
Ich nickte gerührt.
“Ja….solange wir beide leben”


Ende


Danksagung


Hiermit bedanke ich mich bei allen Leser für das Interesse und die Zeit, die sie für meine Geschichte geopfert haben.
Ganz besonders geht dieser Dank an alle, die sich die Zeit genommen haben, hier zu kommentieren und die mir in ihren persönlichen Mails in den Hintern Mut gemacht haben, wenn ich mal einen krativen Hänger hatte.
Auch für die lieben Worte und ungeduldigen Anfragen, die mir den nötigen Arschtritt verpassten um weiter zu schreiben.
Danke Danke danke.


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 13.03.2010

Alle Rechte vorbehalten

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