Die Unterwelt
Hundert Worte der Liebe waren der Preis für sein Leben.
Er versuchte sich zu erinnern, doch Leere erfüllte sein Herz.
Und so stürzte er in die Tiefen der Hölle hinab.
Endlose Qualen ertrug er in der Hoffnung, nicht zu scheitern.
Mit jedem Wort, das Liebe in sich trug, erstarkte er.
Ein Leuchten durchdrang seinen Körper, als er bei Fünfzig war.
Schwingen wuchsen ihm, als er achtzig Worte im Herzen zählte.
Bei Neunzig brannte die Glut kaum mehr auf seiner Haut.
Endlich nannte er hundert Worte der Liebe sein tiefstes Eigentum.
Sein Körper zerbarst und er wurde zu ewig währendem Licht.
Die Rettung der Fischer
Mit der Ebbe fuhr das kleine Fischerboot hinaus aufs Meer.
Einige Wolken verdeckten den Mond, dessen fahles Licht hernieder schien.
„Wie ein kahler Schädel sieht er aus“, sagte Luíz andächtig.
Sein Freund José nickte und warf das Fischernetz ins Wasser.
Plötzlich heulte der Wind auf, die Wolken zogen sich zu.
Vollkommene Dunkelheit erfasste das Schiff, riesige Wellen riefen den Tod.
Unfähig den rettenden Hafen zu finden, bekreuzigten sich die Fischer.
„Nimm unsere Körper, aber lass unsere Seelen zur Geliebten heimkehren.“
Augenblicklich sahen sie ein Licht, wo sie die Küste vermuteten.
An Land erkannten sie, dass dort nie ein Leuchtturm war.
Die Befreiung der Liebe
Dem Chaos entsprang die Liebe, welche vom Hass versklavt wurde.
Also unterbreitete Gaia, die Erde, Tartaror, der Unterwelt, einen Vorschlag.
Zwei Kämpfer sollten das Los der Liebe auf ewig entscheiden.
Gaia schickte einen Gotteskrieger, Tartaror hingegen entsandte einen mächtigen Titan.
Der Titan entstieg dem Meer, begleitet von dunkler, stürmischer See.
Der Kampf dauerte keinen Tag, eine List beschied den Sieg.
Das Meeresungetüm folgte dem Gotteskrieger zu weit aufs trockene Land.
Im Sand verendeten der Titan und des Hasses liebloser Traum.
Doch Tartaror sprach: „Stolz, nicht Liebe, beflügelte des Siegers Herz.“
So gab der Krieger sein Leben, die Liebe zu befreien.
Tag der Veröffentlichung: 01.02.2010
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