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Es fing an, als ich sechzehn war. Ich weiß nicht mehr genau wie, denn die Erinnerungen verblassten mit der Zeit. Doch ich weiß noch, dass ich gerade frisch verliebt war. Sein Name war Daniel und er war gerade im Urlaub. Bevor er gefahren ist, haben wir noch ein wenig rumgeflirtet und als er schließlich weg war, über SMS weitergemacht. Dann… ich meine, ich saß zu Hause, weil es mir an diesem Tag sehr schlecht ging, überkam mich ein ungewöhntes Bedürfnis. Ich stellte mir vor, wie ich… Nun ja, damals war es mir ziemlich peinlich und auch heute verspüre ich noch meine Empfindungen von damals, wenn ich daran denke. Doch ich wollte sein Blut.
Ich stellte mir vor, wie ich ihm sein Shirt ausziehen würde, ihm zuflüstern würde „Was hältst du davon, ewig zu leben?“ und ihm dann in die Kehle beißen zu würden. Damals wusste ich instinktiv, dass mich dieses Gefühl von warmem Blut auf meiner Zunge überkommen würde, ich machte mir Sorgen, ob ich rechtzeitig aufhören könnte, um ihm am Leben zu lassen.
Jedoch war mir in diesen Momenten auch bewusst, wie verrückt diese Vorstellung, dieses Verlangen war.
Drei Monate später waren wir ein Paar und ich ein Blutsauger. Ich wette, einige von euch würden jetzt an Vampire denken, aber ich trinke kein Menschenblut. Das einzige Mal, dass ich menschliches Blut zu mir genommen habe, war als ich Daniel in einen von mir verwandelte. Allerdings nicht so, wie ich es mir als Mensch vorgestellt hatte. Er wusste bereits bevor wir zusammen waren, was ich bin. Hätte ich ihn etwa ahnungslos lassen sollen? Wohl kaum. Außerdem wusste ich, er würde mich nicht verraten und er war mein Partner.
Bei uns Blutsaugern läuft das ganze nämlich anders, als bei euch.
Wir werden von normalen Menschen geboren, sind auch Menschen, manchmal werden wir sogar nie, zu dem, wozu wir bestimmt sind. Manchmal bleiben wir einer von euch. Das sind meistens die Außenseiter, die, die wissen, dass sie nirgends dazu gehören.
Finden wir allerdings unseren Seelenpartner, so setzt das das Gift in uns frei und lässt uns zu dem werden, was wir sind. Nach Blut durstenden Blutsaugern. Natürlich könnten wir auch ein Vampir werden, aber es macht so viel Arbeit Menschen zu jagen und euer Blut schmeckt wirklich…nun ja… widerlich! Von diesem ganzen chemischen Zeug und dem vielen Zucker, ist es total verunreinigt. Wenn dann auch noch Dinge wie Alkohol oder gar Drogen enthalten sind, ist es wirklich ungenießbar. Tiere dagegen haben ein wundervoll reines Blut und sind viel einfach zu jagen. Wenn ein Tier schreit, guckt kaum einer von euch nach.

Aber genug von meinen kulinarischen Vorlieben, fangen wir an, das Spiel zu beginnen. Das Spiel ist einfach. Bei uns Blutsaugern gibt es keinerlei Probleme, was das Aussaugen von Tieren betrifft. Doch… Vampire sind da anders. Sie sind sozusagen die Rüpel, die die nicht so vorsichtig sind, wie wir. Sie hinterlassen oft Spuren und noch viel öfter Hinweise. Doch oft seid ihr Menschen einfach nicht in der Lage, die einzelnen Puzzleteile zusammenzufügen. Blutsauger wie Daniel und ich sorgen dafür. Man könnte sagen, wir sind eine Art Polizei.
…Ja, das trifft es am Ehesten.
Eigentlich sind unsere Aufgaben sehr einfach. Werden Personen vermisst, sorgen wir dafür, dass gelegentlich die ein oder andere Leiche wieder auftaucht… Jedoch sind dies dann Wasserleichen, denn man darf keine Bisswunden erkennen können. Oder wir inszenieren gewisse Unfälle, damit keine Spuren auf ungewöhnliche oder gar übernatürliche Lebensformen schließen lassen.
Hierfür müssen wir aber wissen, wo es was für uns zu tun gibt. Darum haben wir so eine Art Chef. Genauso wird er auch von uns genannt, denn keiner weiß, wer es ist, oder wie er aussieht. Einige Zeit ging sogar das Gerücht um, er sei keiner von uns, jedoch hat sich das ziemlich schnell wieder erledigt, denn wer von uns würde schon auf einen gewöhnlichen Menschen hören? Richtig! Niemand.

Auch heute wurden wir zu einem „Unfall“ gerufen. Dieser ist jedoch anders als alles, was ich in meinen knappen 236 Jahren miterlebt habe.

~Weiter in Kapitel 2- Lasst sie nicht laufen!~

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Tag der Veröffentlichung: 28.07.2010

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