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Fahrstuhl

J. Jameson war hoher Angestellter einer sehr angesehenen Anwaltskanzlei und verdiente somit sehr viel Geld und konnte sich praktisch alles leisten. Besonders stolz war er auf seinen Jaguar und sein Haus mitten am Strand. Aber konnte er sich wirklich alles leisten? Nein! Denn in seinem Privatleben ging so einiges schief, deshalb hatte er schon seit Jahren keine Freundin mehr, geschweige denn ein Privatleben. Wenn er auf seinen Terminkalender blickte merkte er, dass selbst die Wochenenden bis zum zerbersten mit Terminen vollgestopft waren. Eigentlich sollte er ja den Druck gewohnt sein und am Alter kann es nicht liegen, da er mit Mitte 20 schon einer der erfolgreichsten Anwälte war, die es gibt. Er stand sogar schon des öfteren in der Zeitung. Dies sowohl positiv als auch negativ. Anfangs hatte es ihn auch nicht sonderlich gestört, aber nach einer bestimmten Zeit bemerkte er ein Loch in seinem Körper, das auch mit Geld nicht zu stopfen war. Als er sich dann selbst kaum noch deshalb leiden konnte und sein Chef sogar schon mit dem Rausschmiss drohte-er erinnerte sich genau an seine Worte:>>Verdammt Jameson, wenn sie weiterhin so vor sich hin vegetieren schlagen sie noch Wurzeln und dann muss ich den Scheiß Dokumenten noch mit ´ner Machete hinterherrennen, ganz zu schweigen von unseren Klienten! Deren Anzahl sich übrigens um ein beträchtliches verringert hat. Aber erst seitdem du dich um sie kümmerst. Was ist bloß aus der Geld auspressenden Maschine geworden, die ich vor so langer Zeit kennen gelernt habe?<<-war sein Leben komplett im Eimer. Hinzu kam, dass er einige Termine komplett übersah, ja sogar mal mit Absicht. Die Frage, die er sich nun selbst stellte war, ob es nun moralisch verwerflich war, einen Termin mit einem Skandalpolitiker, welcher gerade wegen Vergewaltigung angeklagt wurde, sausen zu lassen oder nicht. Eigentlich darf man als Anwalt in gehobener Position ja auch kein Gewissen haben, allerdings meldete es sich bei ihm immer öfters, wenn es um solche Fälle ging. >>Wie heißt es doch so schön nach Balzac: Hinter jedem größeren Vermögen steckt ein Verbrechen. Recht hat er, wenn es um einen Großteil unseres Klientels geht. Naja viel Geld hat auch seinen Preis.<<, dachte er sich,als er mit seinem schwarzen Jaguar vor fuhr. Heute war einer der Tage, in denen Jameson mal ausnahmsweise nicht zu spät kam. Zumindest dachte er dies. Als er die große aus Marmor bestehende und klimatisierte Eingangshalle des Firmengebäudes betrat wehte ihm schon eine kühle Brise entgegen. Er liebte diese Erfrischung, da sie ihm immer wieder ein bisschen neues Leben in eine fast schon, wie er es von sich behauptete, leere Hülle einhauchte.
Am Eingang begrüßte ihn schon die nett aussehende und lächelnde Empfangsdame. Vor einem Jahr war es noch eine sehr viel ältere Person, so um die 40. Sie war auch sehr nett und hatte Charme, allerdings konnte sie ihr Alter nicht mehr so gut verstecken, geschweige denn durch ihre Erfahrung den Chef gegen eine Entlassung überzeugen. Jameson missbilligte die Einstellung des Chefs gegenüber Frauen sehr. Einmal als er seinem Ärger gegenüber seiner Frau wieder Luft machen wollte sagte er zu ihm:>>Frauen müssen nur zwei Dinge können putzen und kochen. Ach ja, gut aussehen haben ich ja ganz vergessen! Warum sieht meine Frau das bloß nicht ein?<< Am liebsten hätte Jameson seinem Chef schon eine Standpauke über dieses Thema gegeben. Wenn da nicht diese Kleinigkeit mit dem Titel >>Chef<< wäre. So schwieg er also weiter vor sich hin und gab ihm, obwohl er strikt gegen eine solche Ansichtsweise war, immer Recht. Außerdem wunderte er sich darüber, dass seine Frau ihn immer noch aushielt, obwohl es schon seine dritte war. Er dachte sich, dass dies wohl unter anderem mit den Unsummen an Geld zusammenhängt, welches er mit nach Hause bringt oder vielleicht hatte sie sogar eine Affäre, möglich wäre es, denn sie war, so schätzte Jameson, mindestens 25 Jahre jünger als er. Ob die Empfangsdame wohl wusste, was auf sie in ungefähr 20 Jahren zukam? Jameson beschloss sich ein Herz zu fassen und ihr bei nächster Gelegenheit bescheid zu sagen, bevor es für sie zu spät war, denn mit 20 kann man immer noch sehr gut einen anderen Beruf finden, aber mit 40 ist dies heutzutage schon schwerer. >>Guten Tag Mister Jameson<<, lächelte die Empfangsdame ihn an. >>Guten Tag Mrs. Morrison, sagen sie dem Chef, dass ich die für ihn erforderlichen Unterlagen und Beweise habe, um unseren sehr-er räusperte sich dabei und ließ einen Hauch Ironie in seiner Stimme mitklingen- geschätzten Politiker habe. Ach so und bei Gelegenheit möchte ich einmal mit ihnen sprechen, es ist sehr wichtig.<< >>Alles okay Mr. Jameson, ich kümmere mich sofort darum.<<, bestätigte Mrs. Morrison wie immer mit einem Lächeln und rief Jameson noch nach während er auf dem Weg zum Fahrstuhl war: >>Ihre Krawatte, Mr. Jameson, sie haben ihre Krawatte nicht mit!<< Während er im Fahrstuhl war merkte er, dass sie Recht hatte und dachte sich bloß:>>Verdammt, was soll ich bloß tun, mein Chef ist sehr altmodisch und schätzt es überhaupt nicht, wenn jemand nicht in voller Montur erscheint. Jetzt ist es eh zu spät, da muss ich wohl oder übel in den sauren Apfel beißen.<< Er wählte die oberste Etage und wartete darauf, dass sich der Aufzug in Bewegung setzte. Jameson schaute auf die Anzeige und wartete darauf, dass sie endlich das oberste Stockwerk anzeigte. Dauert bei solch schnellen Aufzügen ja nicht so lange. Plötzlich spürte er einen Ruck, dachte sich aber erst nichts weiter dabei. Also schaute er weiter stupide auf die Anzeige, welche bereits das 28. Stockwerk erreicht hat. Er wartete und wartete, komisch irgendwie ist die Anzeige kaputt. Weiter 28. Stockwerk. Als sich nach mehreren Sekunden immer noch nichts tat, dachte er sich, dass die Anzeige wohl während des Rucks kaputt gegangen sei. >>Auch das noch, jetzt sind wir stecken geblieben, währen sie so nett und schauen nicht die ganze Zeit auf dieses blöde Ding, sondern drücken den Alarmknopf, sonst sind wir morgen noch in dieser kleinen Metallbox.<<, bat eine liebliche Stimme hinter ihm. Jameson zögerte nicht lange und tat wie ihm geheißen. Danach drehte er sich um und sah eine rothaarige Frau, die ungefähr in seinem Alter war. >>Wow! Ist die hübsch, wenn auch sehr temperamentvoll. Komisch, dass ich sie bis gerade eben noch nicht bemerkt habe.<<, dachte Jameson sich. Mehr fiel ihm im Moment auch nicht ein, also hüllte sich im Fahrstuhl erst einmal alles in eine Totenstille. >>Warum schaut der Typ mich so an, als ob ich etwas verbrochen hätte? Wenn der mich weiter so anstarrt, dann laufe ich gleich rot an.<<, dachte sich die Frau. >>Verdammt, soll ich sie nun fragen oder nicht, ich hatte mittlerweile schon seit Jahren kaum Freizeit, Zeit, dass ich diese mal sinnvoll nutze.<< Trotzdem fiel ihm bei dieser Schönheit partout nicht ein, was er sagen sollte. Das war das erste mal, dass er sprachlos war, denn sonst konnte er ohne Ende reden, da dies auch Teil seines Berufes war, die Leute zu überzeugen und dazu gehört nun mal auch eine sehr gute Sprachgewandheit, warum musste diese ihn gerade jetzt verlassen? Und zu allem Überfluss wollte er heute zum ersten mal seit langem pünktlich sein, aber auch das blieb ihm verwehrt. Das Glück schien wirklich nicht auf seiner Seite zu sein. War das etwa die Quittung für die Klienten, die eigentlich auch seiner Meinung nach ins Gefängnis gehörten, aber gegen die er nichts sagte, da das Geld ja auch für ihn winkte? >>Ich sollte langsam aber ehrlich mal was ändern. Gott, wenn ich mit ihr ausgehen kann, dann ändere ich mein Leben erst einmal gründlich!<<. Aber das einzige was er tat war sie weiter zu begutachten, wie eine seiner Akten. Plötzlich wurde sie rot im Gesicht und er, so doof und sprachlos wie er war schaute wieder auf die rote 28, und fühlte sich wieder am Anfang oder sogar zurückversetzt. Als hätte irgendjemand Jamesons Hilferuf gehört und um diese für ihn mittlerweile schon fast unerträgliche Ruhe zu durchbrechen sagte die Frau: >>Mein Name ist übrigens Cary und wie heißt du?<<. Das Rot aus ihrem Gesicht verschwand und auch Jameson fühlte sich nicht mehr so verkrampft. >>Mein Name ist Jameson, Jack Jameson.
Verdammt, ich weiß immer noch nicht was ich sagen soll, sie ist einfach so...<<, dachte er sich. >>Naja, zumindest den Namen kennt sie jetzt schon.<<.
Sie hingegen:>>Ich weiß nicht, was dieser Typ hat erst glotzt er mich so an und dann schaut er plötzlich weg. Meine Güte ist ihm das etwa peinlich oder unangenehm mit mir in einem Fahrstuhl eingesperrt zu sein?<<. >>Okay Jack, schön, dass ich deinen Namen jetzt kenne. Ich meine sogar dein Gesicht irgendwo her zu kennen. Kann das sein?<<. Sichtlich erleichtert darüber, dass sie endlich ein Thema angefangen hatte aber mit zitternder Stimme sagte er:>>Was, mein Gesicht? Nein, absolut unmöglich! Ich bin bloß ein kleiner Fisch in einem großen Teich.<< Er wollte nämlich nicht auf seine negativ-Schlagzeilen aufmerksam machen, also sagte er nicht mehr dazu als nötig. >>Hah, jetzt habe ich ihn. Erst letzte Woche musste ich wieder einen Artikel über diesen Typen schreiben, er und sein Chef sind alles andere als Moralapostel, wenn es um ihr Klientel geht, für die beiden zählt doch bloß das schnelle Geld! Da er nicht ehrlich zu mir ist, kann ich ihn gleich vergessen, aber Vorsicht. Nicht zu schnell.<<. Also schaute sie ihm direkt ins Gesicht und sagte: >>So viel ich weiß gibt es in diesem großen Teich nicht nur Fische, sondern auch zwei Koy Karpfen, der eine alt und Fett und der andere noch jung und dünn, allerdings lässt er sich gerne dirigieren.<< Ihm war das sichtbar peinlich und er dachte sich nur>>Verdammt, jetzt hat sie mich, klug und hübsch, was soll ich bloß noch machen. Jetzt sollte ich besser mit der Wahrheit anfangen, sonst habe ich verspielt. >>Also gut, ich bin für mein Alter schon ein ziemlich hohes Tier und für mein Alter eigentlich erst am Anfang meiner Karriere, aber ich soll schon bald als Nachfolger eingesetzt werden.<< >>Oho, jetzt erzählt er mir doch noch etwas wahres, muss man euch Männern immer erst alles aus den Fingern saugen?<< Was sie nun tat überraschte ihn, sie lächelte, kostete sie etwa ihren Sieg aus? >>Ich habe auch schon darüber nachgedacht den Job zu kündigen und außerdem kann ich den Chefsessel getrost abschminken. Schon alleine aus dem Grund, da ich manchmal sogar absichtlich schlampig bin.<< >>Das er mittlerweile nicht mehr ganz so gut ist weiß ich ja, aber, dass er das ganze auch noch absichtlich macht. Das gibt einen Artikel, der für Furore sorgen wird.<<, dachte sich Caty. >>So, Themenwechsel, wie geht es ihnen eigentlich?<<, fragte Jack. >>Gute Frage, wir sitzen hier gemeinsam in einem engen Fahrstuhl, warten auf den Notfalldienst und zu allem Überfluss sitze ich mit einem gierigen Blutsauger in hier fest. Also wie sollte es einem da schon gehen?<< >>Mir geht es blendend und ihnen?<< >>Ich sitze hier zwar im Fahrstuhl fest, allerdings mit der heißesten Frau, die ich je gesehen habe. Also nehme ich dies mal als Entschädigung für die lange Wartezeit, bis der Notfalldienst erscheint. Eigentlich möchte ich bloß eine Verabredung mit ihr, aber ich glaube, das ich die schon längst verspielt habe. Verdammt! Und warum fühlt sich bei mir alles so an, als würde es aus Wackelpudding bestehen, selbst mein Gehirn. Nur das dort der Pudding eigentlich schon zu lange in der Sonne stand. >>Hallo, jemand da?!<<, fragte Cary >>Es ist ja nicht so, dass ich hier ganz alleine bin für einen selbstsicheren Anwalt gehen sie ganz schön schnell in die Knie.<< >>Naja, mir geht’s nicht so gut, muss wohl von der vielen Arbeit kommen.<< antwortete Jack ihr. >>Hat sie etwa noch irgend etwas anderes gesagt, ach soll mir ja auch egal sein. Ich verliere langsam meine komplette Haltung vor ihr. Wahrscheinlich denkt sie von mir, dass ich bloß eine Witzfigur bin.<< Sie hingegen dachte:>>Meine Güte, eigentlich sieht er gar nicht mal so schlecht aus und sobald seine Fassade bröckelt merkt man, dass er doch kein so schlechter Typ ist. Ob ich ihm wohl erzählen soll, dass ich für eine Zeitung arbeite? Da Jameson immer noch nichts zu sagen wusste und nicht mehr das Gefühl haben wollte komplett aus Wackelpudding zu bestehen vertrat er sich im Fahrstuhl die Beine, so weit es ging. Auf und ab, auf und ab. >>Mir fällt immer noch beim besten Willen nicht ein, was ich ihr sagen soll, wahrscheinlich denkt sie jetzt von mir, dass ich ein totaler Freak bin, der zu viel arbeitet oder kurz vor der Einlieferung in die Klapse ist. Hoffentlich macht sie dieses herumlaufen nicht total kirre. Sie könnte ja mal wegschauen. Aber nö, sie observiert mich weiter wie eine Tierforscherin in den Tropen, die gerade nicht genug von ihrem sehr seltenem Lieblingsexemplar kriegt. Plötzlich begann sie in seinem Takt zu laufen. >>Worüber denken sie nach, sind sie etwa nervös, weil sie mit mir hier eingesperrt sind? Soll ich ihnen vielleicht beim gehen helfen, sie sehen nämlich so aus, als hätten sie es erst gestern gelernt.<< >>Ja, ich bin nervös, aber ich halte es nun mal nicht so lange in so engen Dingern aus.<<, log Jack. >>Ich bin zwar nicht klaustrophobisch, aber wegen ihr ganz schön nervös. Großartig, das kommt dabei heraus, wenn man kaum Umgang mit Frauen hat, außer vielleicht vor Gericht.<< >>Plötzlich kam ihm eine Idee:>>Warum frage ich die Frau nicht über ihren Beruf aus? >>Was machen sie eigentlich beruflich?<<
>>Ich? Ach, ich arbeite als Reporterin für die Weekly News.<<, sagte sie gleichgültig. Jack schaute Caty sichtlich erstaunt an und dachte:>>Verdammt, jetzt habe ich wirklich verspielt. Ob sie das mit dem absichtlich schlampig sein wohl in einen Artikel schreiben wird? So gewieft wie sie ist wird sie es wohl tun. Schicksal. Dennoch gefällt sie mir. Ich glaube, dass sie auch als Anwältin gute Chancen gehabt hätte. >>Oh, was für eine Überraschung. Was soll man dazu sagen. Bei deinem Temperament wundert es mich nicht, dass du für eine der berühmtesten Zeitschriften arbeitest. Aber was macht eine Reporterin wie du gerade hier in diesem Gebäude voller Blutsauger?<< >>Autsch, nein! Das war ein Eigentor. Hab´ fast vergessen, dass ich selbst einer bin. Jetzt bin ich bestimmt ganz unten durch.<< Caty fing an zu lachen:>>Sie sind wirklich komisch, jetzt beginnen sie schon sich selbst zu beleidigen. Ich habe ja schon einige Männer gesehen und gehört, aber sie sind der erste, der sich selbst beleidigt. >>Trotzdem ist er irgendwie ehrlich und süß.<<
Sie rechnete damit, dass er jetzt völlig enttäuscht ihr den Rücken zukehrt. Aber, damit, was er nun tat hätte sie wirklich nicht mit gerechnet. Er fing an zu lachen, aber nicht so wie sie es bei den meisten kannte aus Verzweiflung, sondern aus ganzem Herzen. >>Ich weiß, dass sie mich jetzt für blöd halten, aber so viel Spaß hatte ich schon seit Jahren nicht mehr!<< Nach diesen Worten fing auch sie an zu lachen. >>Ich sollte mir echt nicht von jedem den ich nicht kenne ein schlechtes Bild machen , aber so ist das leider nun mal. Alte Menscheitskrankheit.<< >>Aber um noch einmal auf meine Frage zurück zu kommen. Was machen sie eigentlich hier? Sie hörte auf zu lachen und sagte:>>Eigentlich bin ich wegen einem eurer großen Fälle hier. Du weißt schon, der mit dem Politiker. Also habe ich ein Interview mit deinem Chef. Jack war gar nicht so erstaunt darüber, da der Fall so schon für genug Furore sorgte. Er wünschte sich, sein Chef hätte diesen Fall niemals angenommen. Da fiel ihm plötzlich noch ein, dass er die Akte noch parat hatte. >>Soll ich nun oder nicht? Dieser Beruf ist wirklich nichts für Männer mit einem Gewissen. Es sei denn man ist von der Unschuld der Person gänzlich überzeugt. Aber hier? Nie im Leben, eher ist es wahrscheinlicher, dass ich fliegen lerne. Na los, flieg endlich du Idiot! Außerdem habe ich sowieso keine Chance mehr bei ihr. Das wievielte mal sage ich mir das eigentlich schon?<< >>Cary, dürfte ich sie etwas fragen? Es ist etwas sehr ernstes. Was würden sie tun, wenn sie die Macht dazu hätten einen Verbrecher einzusperren? Sie dafür aber alles aufgeben müssten, ihren Ruf, den Job, ihr Haus, praktisch ihr ganzes Leben.<< Sichtlich überrascht über so eine Frage dachte sie sich:>>Mann, jeder andere hätte mich entweder nach meiner Nummer gefragt oder sogar versucht mit mir ´ne Nummer zu schieben. Aber der da fragt mich gleich so etwas. Verrückt, aber doch interessant und irgendwie anders.<< Völlig fertig setzte er sich auf den kalten harten Boden und kauerte sich zusammen. Jetzt sah er fertig aus. >>Wow, der sieht fertig aus. Wieso hat der bloß solche Probleme? Geld n´starkes Auto. Er kann sich alles leisten und dann sowas. Zieht der jetzt vor mir ´ne Show ab. Selbstmitleid zieht bei mir nicht. Meint er das jetzt ernst oder würde das bloß wieder n´ One Night Stand werden, wenn ich ihm meine Nummer gebe. Vielleicht liege ich wieder am nächsten Tag alleine im Bett. Keinen Bock mehr auf Enttäuschungen. Dennoch, der hier ist irgendwie anders. Okay Cary einen kühlen Kopf bewahren!<< Aber Jack stand nicht auf und so sagte sie:>>Hmmm, diese Frage ist wirklich schwer zu beantworten. Wirklich alles?<< Jack nickte bloß einmal zur Bestätigung. >>Der Typ meint das wohl ernst. Schon wieder typisch Mann, immer einen auf stark machen und dann deshalb in die Knie gehen. Aber irgendwo tut er mir schon ein bisschen leid.
Sie sprach weiter:>>Dann würde ich es mir sehr genau überlegen. Keinerlei Rücklagen?<< Jack schüttelte mit dem Kopf. >>Wir sind ja noch ziemlich jung, um über so etwas nachzudenken. Auch wenn es nicht schaden würde. Ich habe aber mal gesehen, sie würden ein Haus besitzen und das mitten am Strand, ist das nicht Rücklage genug?<< >>Zahlt der alte, nimm es als Schmiergeld, damit ich meinen Mund halte über unsere Klienten.<<, antwortete Jack ziemlich verdrossen. >>Na dann hast du ein Problem. Ich berichte bloß über Tatsachen und versuche die Wahrheit ans Licht zu bringen. Jack wusste darauf nichts mehr zu sagen, allerdings wechselte er das Thema:>>Wenn der alte wieder auf freiem Fuß ist, dann wird er es wieder tun. Bis ihn jemand aufhält.<< während Jack das sagte schaute er immer noch auf den Boden, hob jedoch seine rechte Hand an, in der er ein paar Unterlagen hielt.>>Hier, nehmen sie das. Ich habe genug von diesem Job. Das bringt meinen Chef zwar in verruf, allerdings erhält jeder früher oder später mal eine Quittung für das, was er tut und diese Kreatur kommt dort hin, wo sie hingehört.<< Cary war sprachlos, über das, was sie gerade dort hatte. Der Schlüssel zum Erfolg und das von einem ihrer, wie sie dachte, größten Gegner.>>Ich fasse es nicht, wie kann das sein?<< Jetzt haben sie mich, aber ich bin der festen Überzeugung, dass es das richtige war.Was ich wohl meinem Chef sagen sollte?<< Während dessen setzte sich der Fahrstuhl wieder in Bewegung. Als ob irgendjemand genau auf diesen einen Moment gewartet hat. Dennoch war Jack am Ende, so früh schon gab er alles auf, doch seine Hoffnung wurde enttäuscht.>>Wow, was für ein Ende. Sie hat alles und ich nichts mehr. Mittlerweile ist mein Leben ein echter Sauhaufen. Cary sah ihn, dort immer noch auf den Boden starrend und zitternd. Der Fahrstuhl war fast schon oben und sie nahm sich einige Unterlagen heraus, die ihrer Meinung nach belastend wirkten. Was er allerdings nicht mitbekam war, dass sie ihre Telefonnummer als eine Art Gegenpfand in die Akte steckte. Auch ließ sie ihn nicht dort auf dem Boden liegen, sondern sagte:>>Na los, steh´auf!<< >>Okay, aber ich weiß wirklich nicht, wie ich das meinem Chef erklären soll.<< Sie nahm ihn bei der Hand und schaute ihn dabei direkt ins Gesicht. Sie kam näher, noch näher. >>Sie wird doch wohl nicht?<<, dachte er aufgeregt. >>Was der wohl wieder denkt?<<. Als sie ganz nah an ihn herankam gab sie ihm einen Wangenkuss und flüsterte ihm zärtlich ins Ohr:>>Hör´auf dein Herz. Ach und schau bitte nachher noch einmal die Akte durch. Du wirst es nicht bereuen.<< Als die Fahrstuhltür sich öffnete setze Cary sich auf einen Stuhl, um dort zu warten. Während er ins Büro des Chefs ging. Um sich dort den nächsten Mahnungen hinzugeben. Wahrscheinlich würde er auch seinen Job verlieren. Lange bleibt das nicht geheim. >>Komisches Gefühl, es ist dennoch nicht schlecht. Nein, ganz im Gegenteil ich fühle mich sogar besser.<< Mit viel ist er nun zu seinem Chef hineingegangen, einem Jaguar, einem schönen Haus, den perfekt bezahlten Job und all das wird er nun verlieren. Wahrscheinlich schon nachdem er das nächste mal durch diese Tür tritt. Aber obwohl er alles verlor hat er trotzdem noch mehr als vorher gehabt. Das letzte was sich Jack an diesem Tag noch dachte war:>>Endlich frei!<<.

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Tag der Veröffentlichung: 01.09.2009

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