John fühlte sich frustriert, also beschloss er einen Spaziergang zu machen. Dort traf er auf einen scheinbar einsamen blinden Mann, der auf einer Parkbank im Zentrum des Parks saß. Er dachte sich also warum nicht einmal etwas gutes für andere tun, wer weiß, vielleicht fühlte John sich dann ja auch besser? Entschlossen setzte er sich links neben den alten und fühlte sich komischerweise schon besser. Von dem Mann ging eine seltsame Ausstrahlung aus. WAhrscheinlich lag es daran, dass er wohl schon ziemlich viel Lebenserfahrung hatte. >>Wer da?<<, fragte der Blinde. John erschrak kurz, kriegte sich dann aber wieder schnell ein und antwortete: >>Mein Name ist John, aber woher wusstest du, dass ich mich neben dich gesetzt habe?<<. Der alte Mann lächelte, schaute dabei allerdings immer noch geradeaus. >>Erst einmal möchte ich mich vorstellen, mein Name ist Gardner. Was glaubst du denn warum ich das wusste?<<. >>Keine Ahnung.<<, entgegnete John ihm. >>Gut, ich werde es dir erklären. Ich bin blind zur Welt gekommen und wurde ziemlich oft gehänselt oder auch öfters mal geschlagen, irgendwann allerdings, muss ich sagen, dass ich mir eine, sagen wir gewisse Sinnesschärfung angeeignet habe. Probiere es doch aus, versuche mich zu schlagen.<< John fing an zu lachen und dachte sich: >>Meine Güte, der Typ ist doch völlig durchgeknallt, mindestens Ende 50 und will, dass ich ihn schlage, der hat doch keine Chance gegen mich!<< Dennoch hallte das Wort >>versuche<< in der Aufforderung des blinden in seinem Kopf immer noch nach. So gab er sich einen Ruck und schlug zu, hielt dabei jedoch seine Augen geschlossen, um nicht an einen alten Mann zu denken. Seine Faust prallte gegen etwas hartes, John meinte es wären Knochen und erschrocken zog er seine Hand wieder zurück. Er wollte seine Augen noch nicht öffnen, zu groß war die Angst, dss er den alten Mann vor sich auf dem Boden sah. Zu allem Überfluss bestärkte das Fallen eines Stockes auf den Boden seine These. Langsam aber sicher öffnete er die Augen und schaute nach links. WAs er sah erstaunte ihn. Er erwartete ein blutendes Gesicht, was er aber tatsächlich vorfand war ein lächelnder alter Mann, der ihm direkt ins Gesicht schaute. Er sah auf den Stock und entdeckte dort eine Beule. John dachte bloß wie ein so alter Mann, obwohl er blind ist so gute Reflexe haben kann. Gardner lächelte immer noch und sagte: >>Siehst du, auch blinde können etwas sehen.<< John rechnete anfangs mit einem belanglosen Gespräch, wobei er bloß der Zuhörer sei und sich anhören muss, was Gardner schon alles durchstehen musste, dies hier aber überraschte ihn gänzlich. Der Blinde sagte nichts mehr, offenbar wartete er darauf, dass John ihn etwas fragte oder eine Antwort gab. Er entschied sich für erstes:>>Sag, ist das Leben nicht einfach nur blöd, ich für meinen Teil denke so darüber und dann auch noch nicht zu sehen. Das muss doch furchtbar frustrierend sein, nicht wahr?<<. >>Hast du denn gerade ebend nichts gelernt?<<, fragte Gardner ihn. >>Schau, obwohl ich nichts sehen kann habe ich deinen Schlag pariert, nicht wahr?<<. Er zeigte dabei auf seine Ohren und John begann zu verstehen. >>Natürlich, als er seine Augen geschlossen hatte versuchte er genauer hinzuhören. Schärfung anderer Sinne, das war die Lösung. John begann weiter zu fragen:>>Trotzdem muss es ziemlich frustrierend, ja vielleicht sogar traurig sein, wenn andere über das Meer reden oder über den blauen Himmel, oder geschweige denn über andere Farben. Du siehst noch nicht einmal die Schönheit des Parks, meiner Meinung nach hast du dir den besten Fleck zum sitzen ausgesucht. Und wie sieht das überhaupt mit der Liebe aus, wenn andere Personen immer über hübsche Frauen reden, du hast niemals ihre wahre
Schönheit gesehen, oder?<<. Gradner seufzte. Hatte er etwa die falschen Fragen gestellt? Daraufhin fing er allerdings wieder an zu lachen und sagte:>>Immer ruhig mit den jungen Pferden kleiner. Dir hat ja eine Menge auf der Zunge gebrannt. Aber ich werde dir jede Frage einzeln beantworten. Ich kann das Meer zwar nicht sehen, allerdings höre ich immer wieder seinen lieblichen Klang. Wie die Wellen sich immer wieder auf und ab bewegen, genau so wie bei einem Liebesspiel, ja sogar noch zärtlicher. Höre bei Gelegenheit mal genauer hin und du wirst eine wahre Symphonie erkennen, aj vielleicht sogar noch ein gewisses Taktmuster. Mit den Farben und dem Himmel allerdings muss ich dir bis zu einem gewissen Punkt Recht geben. Ich schaue zwar öfters zum Himmel hinauf kann jedoch nichts erkennen, ihn mir aber zumindest vorstellen. Folglich habe ich mich in meinem Alter damit abgefunden und hoffe, dass ich ihn nach meinem Tode sehen werde. Zum Thema Farben fällt mir allerdings noch Ray Charles ein, dieser ist später erblindet. Aber hat er nicht besonders durch seine Lieder unserer ach so grauen Welt Farbe verliehen und über vielerlei Kummer hinweggetröstet?<<. John hörte ihm gespannt zu und war sogar sehr verblüfft über diese tiefsinnigen Antworten. Gardner fuhr fort. >>Wunderst du dich nicht warum ich mit Vornamen Gardner heiße? Es wird fast so ausgesprochen und geschrieben wie das Wort im Englischen. Es heißt Gärtner. Ich sehe die Pflanzen zwar nicht, allerdings höre ich sie durch den Wind und fühle sie auch. Dadurch weiß ich wie es ihnen geht, ob sie Unkraut tragen und so weiter. Ich war Gärtner und habe sogar einige Auszeichnungen gewonnen. Nin sogar zu einem internationalen Wettbewerb eingeladen worden und habe dort den 2. Platz gemacht. So etwas erfordert natürlich auch viel Zeitaufwand und ich bin zu alt. Allerdings möchte ich dir zeigen, was ich meine. Würdest du mir einen Gefallen tun, die Augen schließen und auf den Wind warten. Da es ihm beim ersten Mal schon einen gewisen Nervenkitzel bereitete und er den alten Mann nicht enttäuschen wollte sagte er:>>Ja, warten wir gemeinsam auf den Wind!<< und er schloss seine Augen. Als dann plötzlich eine leichte Brise kam hörte er die Blätter von allen Seiten rascheln und merkte jetzt erst, wie schön dies in der Stille klingen kann. Er hörte nicht nur, sondern er roch auch den frischen und fruchtbaren Humus, der vom Wind getragen wurde. >>Ich hörte meine Pflanzen damals mit mir sprechen.<< unterbrach der blinde Gardner die Stille.
Tatsächlich war ihm so, als ob die Pflanzen mit ihm reden würden. >>Sorge dich nicht zu sehr, dass Leben kann auch schön sein.<< flüsterten sie ihm zu.
Obwohl es doch mehr nach der Stimme des alten Mannes klang. Als John wieder die Augen öffnete lächelte dieser ihn an. >>Ach du warst das!<<, sagte er. >>Ja, aber merke dir trotzdem, was ich dir gesagt habe. Pflanzen sind schließlich auch Lebewesen.<<. >>Recht hast du, aber wie sieht es mit den Frauen aus, du hast nie gesehen wie schön sie wirklich sind.<<. Gardner senkte den Kopf. >>Siehst du, sag´ ich doch! Du siehst ziemlich betrübt darüber aus.<<. Gardner schüttelte mit dem Kopf und entgegnete:>>Über Frauen scheiden sich die Geister natürlich. Aber eines kann ich dir sagen! In diesem Fall bin ich nicht blind, sondern du!<<. John verstand nicht und fragte:>>Wie denn das?<<. >>Ganz einfach, du hast nie die wahre Schönheit einer Frau kennengelernt. Denn diese ist nicht bloß äußerlich. Ich würde lügen, wenn ich nicht durch Tasten darauf geachtet hätte. Allerdings ist hier das ausschlaggebende die innere Schönheit, für die du wohl noch zu blind bist. Du wirst es auch irgendwann mal merken, wenn du älter wirst. Ich weiß wovon ich rede, denn ich bin schon ziemlich lange mit meiner Frau zusammen. Äußere Schönheit vergeht, aber innere... . Frauen sind sehr feinfühlig, man sollte nicht zu grob mit ihnen sein. Außerdem, wer sagt, dass man sich nicht auch in eine liebliche Stimme verlieben kann. Ich habe ja auch meine Ohren und höre meiner Frau zu ud merke so auch wenn es ihr mal schlecht geht. Deshalb sollte man ihnen auch immer zuhören,
es hilft, glaube es mir. Sei auch einmal romantisch, Frauen sagen Dinge öfters bloß indirekt. In diesem Sinne merke dir meine Worte, ich muss jetzt los. Meine Frau wartet schon auf mich. Vielleicht sehen wir uns irgendwann noch einmal.<<. Mit einem Ruck stand der Mann auf und ging los. John verabscjiedete sich von Gardner und blieb alleine und grübelnd auf der Bank zurück. Er sah ihm noch nach, bis er hinter
der Ecke verschwand. Wahrlich, dieses Erlebnis wird er sein ganzes Leben lang nicht vergessen.
Texte: Meine Kurzgeschichte.
P. S. Wer Rechtschreibfehler findet(und davon gehe ich aus^^) darf sie behalten!
Tag der Veröffentlichung: 17.05.2009
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