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Lavia


Vorahnungen


Band eins der Sky´s Chroniken Saga Copyright © by Jens G. Kunze Wer die Wahrheit sucht, der läuft Gefahr zu finden, was er nie wahr haben wollte. (Aus dem Roman von Bernhard Hennen – Elfenlicht)

PROLOG „Vor langer Zeit herrschte das Dunkel über unser Land. Vor tausend Sommern, so berichten die Überlieferungen, herrschte ein großer, mächtiger und Grausamer Magier. Er hatte sich mit den Mächten der Finsternis vereint und die Herr-schaft des Schreckens, des Todes und der ewigen Dunkelheit, über unser Land gebracht. Über viele Jahre hinweg, haben viele tapfere Männer und gute Krieger, versucht, der Herrschaft von GNILOWR, dem Magier der Finsternis, ein Ende zu bereiten. Aber niemand von ihnen wurde je wieder gesehen und das Dunkel herrschte weiter. Ein Zirkel von fünf weißen Magier, konnte sich damals vor der Vernichtung, durch die Heerscharen der Finsternis, verstecken und durch ihre hohen Kenntnisse in der Magie, einen Zauber an-wenden, der sie für die Kreaturen der Finsternis unsichtbar mach-te. Ihnen war klar, daß sie etwas Unternehmen mußten. Aber auch diese Magier waren nicht in der Lage gewesen Gnilowr zu Entmachten. Sie waren zwar stark in der Magie, aber schwach was das Kör-perliche anging. Von Kämpfen hatten sie nicht viel Ahnung und Kämpfen mußten sie können, da erst die Heerscharen der Fins-ternis besiegt werden mußten, um an den dunklen Magier heran-zukommen. Die Krieger, die auszogen um Gnilowr zu vernichten, waren zwar stark im Körperlichen, aber hatten keine Ahnung von Magie. Nur ein Mann, der beides in sich vereinen konnte, die Magie des Lichts und die Körperliche Stärke und Wildheit eines Kriegers, konnte es schaffen, Lavia wieder zu Befreien. Aber wo sollten sie so jemanden finden, wenn es ihn denn über-haupt gab. Viele Jahre zogen die Magier durch die Lande, immer im verborgenen, um nicht von den Kreaturen der Finsternis ent-deckt zu werden. Es war eine lange und mühselige Suche. Viele Männer und auch Frauen, waren der Magie wohlgesonnen, aber nicht stark und wild genug im Herzen, um ein Krieger zu sein und andere, die die Qualitäten eines Kriegers hatten, konnten mit Magie nichts anfangen.
Die fünf Magier waren am verzweifeln. Die Zeit wurde langsam knapp. Es mußte bald etwas geschehen, sonst würde die Dun-kelheit für ewig Herrschen und dann trafen sie eines Tages auf Rolyad. Ein wahrer Koloss von einem Mann. Rolyad war gut zwei Meter groß und scheinbar noch mal so breit. Sein Muskelbepackter Körper strahlte Stärke, Kraft, Anmut, Si-cherheit, aber auch unbändige Wildheit aus, niemand würde sich freiwillig diesem Mann in den Weg stellen. Das Schwert, das an seiner rechten Seite hing, war gewaltig. Die Klinge, so breit wie die Sitzfläche eines Stuhls, so dick wie eine Tischplatte und so scharf wie ein Rasiermesser, war so lang wie sein eigener Körper und glänzte in der Sonne. Er ließ die Klinge so anmutig, leicht, schnell und kraftvoll durch die Luft surren, wie ein Kind die Feder eines Falken durch die Luft wedelte und er konnte damit umgehen. Und Rolyad war Klug. Die breite Klinge hatte er mit Sand und anderen Materialien so fein und glatt geschliffen, daß sie ihm als Spiegel diente und wenn er es mit einem Gegner zu tun bekam, solange es hell war und die Sonne schien, dann benutzte er die Klinge, seine Gegner zuerst zu blenden, um dann zuzuschlagen. Als die Magier in diesen Teil ihrer Welt kamen, hörten sie natür-lich von Rolyad, dem Denkenden Berg, wie er auch genannt wur-de. Die Mächte der Finsternis waren auch hier gegenwärtig, aber lange nicht so stark, wie in den anderen Teilen ihrer Welt. Rolyad war so etwas, wie der Beschützer dieser Region, aber auch er allein, konnte nicht überall sein. Rolyad war der, den die Magier seit so langer Zeit gesucht hatten. Die Magier sprachen mit Rolyad und erkannten seinen starken Geist und seinen unbändigen Willen. Rolyad erlernte die Kraft der weißen Magie, was sich in dieser Gegend schnell herumsprach. Rolyad hatte hier schon einen Ruf als Helden und als seine Aus-bildung ein paar Sommer später beendet war und er auszog der Finsternis ein Ende zu bereiten, schlossen sich ihm viele Bewoh-ner dieser Region an. Er bildete diese Männer und Frauen, nach und nach, im Kampf aus und wo immer sie den Kreaturen der Finsternis begegneten, rotteten sie sie aus. Sein Ruf eilte ihm voraus und immer mehr Leute schlossen sich ihm, im Kampf gegen Gnilowr und seinen Finsteren Kreaturen, an. Rolyad traf schließlich auf Gnilowr. Es war ein brutaler, fürchterli-cher und verheerender Kampf, der fast die ganze Stadt Qapmo, wo der dunkle Magier seine Residenz hatte, vernichtete. Aber mit Hilfe seiner Verbündeten und seiner schier unglaublichen Kraft und seinen unerschütterlichen Glauben an das Gute, schaffte Rolyad es, Gnilowr in die Finsternis zu schleudern. Aber Rolyad und die Hälfte seiner Mitstreiter, verloren dabei das Leben, weil sie zu nahe bei Gnilowr standen und mit ihm in die Dunkelheit gezogen wurden. Die Finsternis zog sich zurück, daß Land erholte sich langsam von dieser Schreckensherrschaft und es begann das goldene Zeitalter.“
Lady Diara Sky´s - Zeiten der Finsternis Auszug aus Sky´s Chroniken „Was die Magier Rolyad damals verschwiegen hatten und was die Geschichte somit auch nicht wußte, um es niederschreiben zu können, war, daß der Zauber, den Rolyad angewandt hatte, um Gnilowr in die Finsternis zu Schleudern, nur tausend Jahre wirk-sam war und die Zeit neigte sich wieder dem Ende entgegen.“


EINS Als die dunkle Zeit endlich vorüber war, begannen meine Urah-nen, die besonderen Gärten wieder anzulegen. Die Gärten wuch-sen und wuchsen und gediehen prächtig und durch die Vielzahl an verschiedenen Bäumen, Blumen und anderen Pflanzen, die aus unserer ganzen Welt zusammengetragen worden waren, luden sie zum Verweilen, Nachdenken und Ausruhen ein. Die Gärten wurden im ganzen Land berühmt und aus allen Him-melsrichtungen kommen die Leute, um in meinem Schloß zu wohnen und in den Gärten, Ruhe, Kraft und Ausgeglichenheit zu suchen und auch zu finden. Ein großer weißer Palmenhain, wurde direkt nach dem Ende der Finsternis, gepflanzt, um für das Gute zu stehen. Er steht inmitten der Sky´s Gärten, wo er besonders von lieben-den Paaren bevorzugt wird. Lady Diara Sky´s - Auszug aus Sky´s Chroniken „Lady Diara. Es ist immer wieder eine Wohltat für meine Augen, euch zu sehen.“ Lady Diara, die auf ihrem kleinen Balkon stand und auf die Gär-ten hinabblickte, drehte sich lächelnd um. Sie war eine Schönheit die ihresgleichen suchte. Ihre langen, goldblonden Haare, die sie meistens als Zopf trug, fielen ihr, wenn sie sie offen hatte, bis auf die Füße. Ihre Gesichtszüge waren so ebenmäßig und glatt, als wenn sie aus Marmor gemeißelt waren. Ihre kleine feine Nase, teilten zwei wunderschön Orange leuch-tende Augen und ihre zarten Lippen brauchten keine Farbe, um Sinnlichkeit zu erzeugen. Ihr schlanker und anmutiger Körper steckte meistens in wallen-den Gewändern, die einen dezenten roten Schimmer aufwiesen, genauso wie jetzt. Lady Diara hatte das Aussehen der Yonos Feen, aus dem Nor-den, im dem Land Vinroc, nur das die Feen keine Orangen Au-gen hatten und die Feen waren auch gut zwei Köpfe größer als Lady Diara, aber trotzdem war eine sehr große Ähnlichkeit nicht zu leugnen. Bisher hatte sie niemand danach gefragt und so brauchte Lady Diara auch nie eine Erklärung abgeben, warum sie den Feen so sehr ähnelte, nicht weil sie keine Lust dazu hatte, sondern weil sie selbst es nicht wußte. Aber wahrscheinlicher war es, daß die meisten Leute die Feen noch nie gesehen hatten, um sich ein Bild zu machen, da die Feen sehr selten ihr Land verließen und genauso selten ver-schlug es jemanden in diese Gegend. Lady Diara war noch jung, ende zwanzig und sie war seit zwei Jahren Witwe. Ihr Mann, Lord Sky´s, war bei einem Reitausflug, an dem sie nicht teilgenommen hatte, vom Pferd gestürzt und so unglücklich gefallen, daß er sich das Genick gebrochen hatte. Viele Lords, aus der ganzen Welt, machten ihr den Hof, in der Hoffnung, daß sie einen von ihnen erwählen werde, aber Lady Diara verschwendete keinen Gedanken an einen neuen Ehe-mann. Als Lord Sky´s vor zwei Jahren starb, trat sie seine Nachfolge an. Sie war eine Gerechte und Gütige Herrscherin, die aber auch Streng sein konnte, wenn es nötig war. Sie liebte ihr Volk und verlangte nicht mehr von ihnen, als was sie zu geben bereit wa-ren. Lady Diaras Volk dankte es ihr, in dem sie ihr die Liebe zurück gaben und zudem mehr gaben, als viele andere Völker, der ande-ren Lords und das freiwillig. Als sie die Nachfolge ihres Mannes antrat, hatte sie von diesen Geschäften und Pflichten, die ein Herrscher über sein Volk schuldig war, nicht die geringste Ah-nung. Lord Sky´s hatte seine Frau immer aus allen Geschäftli-chen Dingen herausgehalten. Sie wußte nur, daß sein Volk ihn liebte und sie viel Freizeit hatte, die sie meistens in ihren Gärten verbrachte, aber heutzutage hatte sie nur noch sehr selten Zeit dazu. Der engste Berater, der auch der Freund ihres Mannes war, die beiden waren schon fast so etwas wie Brüder gewesen, und sie hatte mehr Verbunden als nur die Geschäfte für den Hof Sky´s, aber was, daß hatte Lady Diara bis heute nicht herausfinden können, aber dieser Berater war da, als sie die Nachfolge ihres Mannes angetreten hatte. Und er hat ihr vom ersten Tage an, mit all seinen Fähigkeiten in der Führung eines Volkes, zur Seite gestanden und sie Beraten, so wie er es für Lord Sky´s getan hatte. Sie hatte schon zu Zeiten, in denen ihr Mann noch lebte, eine Freundschaftliche Beziehung, die sich in den letzten beiden Sommern noch vertieft hatte, Lady Diara konnte schon fast sa-gen, daß er wie ein Bruder für sie war, mit dem sie über alles Reden konnte. Er war zwar auch ohne Ehegatten, hatte aber keinerlei Interesse daran, Lady Diara als Lebensgefährtin zu haben, er hatte eine ganz andere Dame im Sinn, aber das brauchte niemand zu wis-sen. Lady Diara lächelte ihr Gegenüber an und nahm seine Hände in die ihrigen, um ihn zu Begrüßen. „Und ihr, Sir Oontz, seid ein Schmeichler, wie immer. Es ist schön euch wiederzusehen. Bevor wir uns zusammensetzen und die Gespräche für die große Sommerfeier, im nächsten Monat ange-hen, würdet ihr mir den Gefallen tun und mit mir ein wenig durch die Gärten wandern? Wann seid ihr überhaupt angekommen?“ Sir Oontz, der nur ein paar Sommer älter war, als Lady Diara, war ein sehr gutaussehender Mann. Er war gut einen Kopf größer als sie, hatte lange, tief schwarze Haare, die er nur mit einem ge-flochtenen Lederband zusammenhielt und feine Gesichtzüge. In seinen Violetten Augen konnte man das Leben und auch seine Intelligenz leuchten sehen. Obwohl Sir Oontz nicht danach aussah, hatte er dennoch große Kräfte, um es mit mehreren Männern gleichzeitig aufzunehmen. Bei regelmäßig stattfindenden Wettkämpfen, bei denen die bes-ten Kämpfer aus dem ganzen Land zusammen kamen, ging er meistens als Sieger hervor, aber auch außerhalb der Wettkampf-arena mußte er schon ein paar mal zulangen und die Menschen um ihn herum, wenn er irgendwo hinkam, sahen ihm immer nach. Die Männer, weil sie Respekt vor Sir Oontz hatten und die Frau-en, weil er wirklich sehr gut aussah. „Ich bin kurz vor dem Mittag angekommen. Aber es war eine an-genehme Reise und ich konnte zwischendurch etwas Schlafen, so daß ich frisch und ausgeruht hier stehe. Ich hatte mich nur noch in meine Gemächer begeben und etwas Bequemeres ange-zogen. Lady Diara, es ist mir immer wieder eine Ehre, mit euch in den Gärten spazieren zu gehen.“ war Sir Oontz aufrichtige Mei-nung und er hielt ihr den Arm hin. Lady Diara lächelte immer noch, als sie sich bei ihm einhakte und meinte gleichzeitig. „Ich sagte ja, ein Schmeichler, wie immer.“ Und Sir Oontz lachte herzlich auf und gemeinsam verließen sie Lady Diaras Schreibzimmer, in dem sie heutzutage die meiste Zeit des Tages verbrachte. Sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die bisherigen Chroniken der Sky´s, durchzulesen und schrieb auch an ihrer eigenen Chro-nik. Jeder Herrscher über Sky´s Gärten und dessen Volk, mußte sei-ne Zeit, Sommer für Sommer, schriftlich niederlegen, woraus dann Sky´s Chroniken geworden waren. Einhundertfünfzig Sommerzeiten, bevor die große Finsternis be-gann, hatte der damalige Lord über Sky´s Gärten, Lord Osia Sky´s, an dem Tag seiner Krönung, damit begonnen, alles Aufzu-schreiben was mit ihm, seinem Volk und Sky´s Gärten, in dem Lande Nevaeh, zu tun hatte. Zuerst wurde er für verrückt gehalten, aber als man am Hofe Sky´s, dann hinter den Sinn dieser Idee kam, fanden es alle sehr gut. So konnte sichergestellt werden, daß die Nachfahren immer Nachlesen konnten, wie das Leben in Sky´s Gärten und im Lande Nevaeh, damals war. Bei Lord Osia, Entwickelte sich es zu einer Jährlichen Tradition, daß er, immer an dem Tage seiner Krönung, aus diesem Buch vorlas und er fand auf seinen Lesungen immer viele Zuhörer. Fünf Sommer später, nachdem er diese „Tagebücher“ begonnen hatte, kam Lord Osias Frau auf die Idee, da es ja Geschichten über und mit den Sky´s und deren Land waren, diese Geschich-ten, bzw. die Bücher, mit dem Titel „SKY´S CHRONIKEN“ zu versehen und immer mit fortlaufender Nummer. Diese Idee wurde von Lord Sky´s sofort in die Tat umgesetzt und seit diesem Tage, existieren die Sky´s Chroniken. Leider hatte Lord Osia nie den Namen seiner Frau erwähnt, so daß niemand den Namen kannte, dem Sky´s Chroniken zu ver-danken waren. Diese Tradition, die Lord Osia damals begonnen hatte, wurde von jedem Herrscher, von Sky´s Gärten, weitergeführt und war bei der großen Sommerfeier, das eigentliche Großereignis. Auch Lady Diara führte diese Tradition weiter, da auch sie der Meinung war, daß ihr Volk erfahren sollte, was in Sky´s Gärten und in ihrem Land alles vor sich ging und auch was Lady Diara für Gedankengänge hatte. Ihre Gedankengänge und die Geschichten über Sky´s Gärten, waren so voller Leben, so tiefgreifend und voller Poesie, Weißheit und Ehrlichkeit und regten zum Nachdenken an, daß alle Zuhörer gebannt an ihren Lippen hingen und jedem Wort lauschten. Diesen Sommer wollte sie allerdings aus den Chroniken vorlesen, die in der Zeit der dunklen Finsternis, geschrieben worden waren. Zu der Zeit, waren alle Lords von den Heerscharen der Finster-nis, Überwältigt und Eingekerkert worden, so daß sie nicht selbst ihre Chroniken weiterführen konnten. Sky´s Chroniken wurden zu der Zeit, von fünf Magiern geführt, die es sich zur Aufgabe ge-macht hatten, das Dunkle zu vertreiben. Als Lady Diara und Sir Oontz durch die langen Gänge des gro-ßen Schlosses wanderten, fielen Lady Diaras Blicke auf viele Gemälde, die an den Wänden hingen. Sie war jedesmal erstaunt darüber, was für hervorragende Maler ihr Volk immer wieder hervorbrachte. Jedes der Gemälde, war in den Gärten gemalt worden und immer war der weiße Palmenhain als Hintergrund gewählt worden, aber das war nicht das besondere an den Gemälden. Daß besondere daran war, daß die Lords und auch dessen Familien, alle aussa-hen, als wenn sie leibhaftig vor einem stünden. Alle Details waren so Naturgetreu gemalt worden, daß die Perso-nen den Anschein hatten, als wenn sie gleich aus den Bildern steigen wollten. Auch Lady Sky´s Mann, Lord Sky´s, war hier verewigt worden und manchmal, wenn es sie überkam, dann stellte sie sich vor das Gemälde und schaute es sich eine ganze Zeit lang einfach nur an. Er schien ihr immer zuzulächeln und in Gedanken sprach sie mit ihm, aber niemals laut. Wenn sie laut mit einem Gemälde ge-sprochen hätte, dann hätten ihre Untergebenen und ihr Volk sie für übergeschnappt gehalten und sie wollte nicht als die <Ver-rückte Lady Sky´s > in die Geschichte eingehen. „Lady Diara, habt ihr etwas bestimmtes im Sinn, daß wir in die Gärten gehen?“ wollte Sir Oontz plötzlich von ihr wissen. Sie befanden sich auf dem Absatz einer gewaltigen, breiten Treppe aus Stein. Gut zwanzig Personen konnten die Treppe nebeneinander begehen, ohne sich anzustoßen und sie führte in einen gewaltigen Saal. In diesem Saal hielt Lady Diara gelegentlich einige Audienzen ab, aber auch ihre Feste, die sie alle drei Monate gab, hielt sie hier ab. Der ganze Saal war mit Marmorfliesen ausgelegt, die auf Hoch-glanz poliert waren und von der Decke, die gute zehn Meter hoch war, hingen rund fünfzig gewaltige Kristallglasleuchter herab. Die Leuchter kamen aus dem Süden von Lavia, dort gab es die besten Kristallglasmacher und die besten Kerzenleuchtermacher und beide Gilden zusammen, hatten diese Leuchter angefertigt. Jeder dieser Leuchter war so groß wie ein Pferd und hatte Halte-rungen für fünfundzwanzig Armdicke Kerzen. Der Schein der Kerzen, wurde, durch das speziell geschliffene Glas, gebrochen und um ein vielfaches verstärkt und durch die Menge an diesen Leuchtern, wurde der gesamte Saal in helles Licht getaucht. An den groben Steinwänden, aus denen das Schloß bestand, hingen riesige, Handgewebte Teppiche, aus ganz Lavia. Sie zeigten viele verschiedene Szenen, aus dem Leben der Men-schen, die aus den verschiedenen Teilen von Lavia stammten und der aus Lady Diaras Heimat, zeigte natürlich die Gärten, mit dem weißen Palmenhain als Hauptmotiv. „Ja und Nein. Es gibt keinen besonderen Grund, warum ich in den Gärten spazieren gehen möchte, einfach nur so, um etwas zu entspannen, nachzudenken und zu reden. Vor allem aber um Kraft zu sammeln, für die Strapazen, die wir in der nächsten Zeit ausstehen müssen.“ meinte Lady Diara und schaute zu ihrem Begleiter hoch. „Glaubt ihr denn, daß ich einen besonderen Grund brauche, wenn ich mit euch in die Gärten gehen möchte? Oder das ich etwas Aushecke?“ wollte sie von Sir Oontz wissen, lächelte dabei aber. „Es war nur eine Frage. Es hätte ja sein können, daß ihr etwas Wichtiges mit mir Besprechen wollt, ohne daß die Ausrichter, Köche und all die anderen Leute anwesend sind, die sonst bei Gesprächen dabei sind. Aber ich muß zugeben, daß die wohltuende Magie eurer Gärten, mir jetzt auch gelegen kommen würde.“ meinte Sir Oontz, als sie den großen Saal erreicht hatten und beide wandten sich zu den großen Flügeltüren, die auf der linken Seite lagen, wenn man die Treppe herunter kam und auf eine gepflasterte Terrasse führten, von der man direkt in die Gärten gelangte. Im ganzen gab es auf dieser Seite des Saals, zwanzig solcher Flügeltüren, die fast so hoch waren, wie der Saal selbst. Die Türen hätten normalerweise sehr schwer sein müssen, was sie aber nicht waren. Das Holz, aus denen diese Türen gefertigt worden waren, stammte aus dem Mittleren Westen von Lavia, aus dem Lande Sontia. Dort gab es Bäume, die so leicht wie Federn waren, aber die Stabilität von Metall hatten und das legendäre Federmetallholz hervorbrachten. Die Mungam, die Gilde der Tischler und Schrei-ner in diesem Lande, hatten die Türen und auch einige Fenster, für Sky´s Schloß, angefertigt. Es war eine sehr komplizierte Prozedur, diese Bäume zu Fällen und zu bearbeiten und die Mungam waren auf ganz Lavia be-rühmt und sehr geschätzt für ihre Kunst. Sir Oontz öffnete eine dieser Flügeltüren, die selbst ein kleines Kind öffnen konnte und trat etwas zur Seite, damit Lady Diara hindurchgehen konnte. Sir Oontz war ein Ehrenmann, der von Lehrern der alten Schule Unterrichtet worden war, was man immer wieder bemerkte, aber leider gab es nicht mehr viele Männer heut zu Tage, die sich der alten Schule ergaben. Als Sir Oontz, nach Lady Diara, auf die Terrasse trat und die Flü-geltür wieder hinter sich geschlossen hatte, drehte Lady Diara sich gerade um und schaute auf diese wundervolle Pracht ihrer Gärten. „Sky´s Gärten. Es ist immer wieder ein wunderschönes Erlebnis, auf diese Pracht zu Blicken, in ihr zu wandern und darin zu ver-sinken, um seiner Seele etwas Ruhe zu gönnen.“ sprach Lady Diara mit leiser, verträumter Stimme, als Sir Oontz sie erreichte und sich neben sie gesellte. „Wie wahr, daß ist es.“ stimmte er ihr zu und reichte ihr seinen Arm. „Kommt, laßt uns die Magie der Sky´s Gärten bei einem Spazier-gang bewundern.“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen, oder ihn anzusehen, hakte Lady Diara sich wieder bei ihm ein und gemeinsam verließen sie die große Terrasse. Von der Terrasse aus, betraten sie einen Weg, der mit kleinen weißen Kieselsteinen belegt war, so wie alle Wege, die durch Sky´s Gärten führten. Direkt gegenüber der Terrasse, war eine große Fläche, die bläu-lich schimmerte. Lady Diara konnte von ihrem Schlafgemach aus, die Fläche se-hen und wenn der Wind wehte, hatte sie das Gefühl, auf die gro-ßen Meere im Westen und im Osten von Lavia zu sehen. Aber diese blaue Fläche war kein Wasser, es war eine Grasart, die nur auf einer großen Lichtung, mitten im Nokixel Wald, wuchs. Die Nokixelaner waren ein sehr freundliches und zivilisiertes Volk. Es gab nicht viele von ihnen und wenn sie es nicht wollten, dann konnte man sie auch nicht sehen, jedenfalls nicht in ihrem Wald. Ihr Handwerkliches Geschick, im Hausbau, war Phänomenal. Sie hatten die Gabe, ihre Häuser so mit ihrer Umwelt in Einklang zu bringen, daß man diese nicht, oder nur sehr schwer, als solche Ausmachen konnte. Selbst wenn man direkt vor einem ihrer Häuser stand, war es kaum sichtbar. Die Nokixelaner waren dunkelhäutig, zäh, schlank, aber kräftig und hochgewachsen. Ihre Nahrungsmittel bekamen sie aus dem Wald, Beeren, Kräu-ter, Wurzeln, aber auch Fleisch konnte dieser ihnen bieten. Um Dinge kaufen zu können, die der Wald nicht bieten konnte, verkauften sie Felle von Tieren, die sie in ihrem Wald erlegt hat-ten. Das blaue Gras wuchs schon immer in diesem Wald, jedenfalls, soweit die Nokixelaner und deren Überlieferungen es wußten. Diese Lichtung mit blauem Gras hatte keine besondere Bedeu-tung. Es war kein Heiligtum, oder eine besondere Stätte, an der sie ihre Rituale ausführten, davon mal abgesehen, hatten sie keine Rituale, sondern einfach nur eine Lichtung, auf die sie ka-men, um sich auszuruhen, sich hängen zu lassen, um wieder Kräfte zu sammeln. Das blaue Gras hatte eine sehr beruhigende Wirkung und die Nokixelaner hatten fünf Säcke Samenkörner, dieses Grases, als Geschenk, zur Trauung von Lady Diara und Lord Sky´s, mitge-bracht. Es war wundervoll und auf Lady Diara hatte dieses Gras genau die Wirkung, die die Nokixelaner ihr damals versprochen hatten. Aber heute waren Lady Diaras Gedanken so weit weg, daß sie die Beruhigende Wirkung des blauen Grases, gar nicht richtig wahrnahm. Sie sah zwar wohin sie ging, sah auch die Vielzahl an Pflanzen, an denen sie vorbei kamen, aber ihr eigentliches Ziel, wo sie sich wirklich Entspannen konnte, war der weiße Palmenhain. Von ihrem Schloß aus, brauchte man gute sechstausend Schritte, um dorthin zu gelangen. Sir Oontz blieb plötzlich stehen, was Lady Diara dazu veranlaßte, ebenfalls stehen zu bleiben. Lady Diara schaute sich um und ihr Blick verweilte auf einem türkisfarbenen Rosenbeet. Die wundervollen Farbenprächtigen Rosen, wuchsen in einem Land, daß knappe dreißig Tagesreisen von Nevaeh, Lady Diaras Heimat, entfernt lag. Das Land hieß Nemerb, war nicht sehr groß und wurde von ei-nem sehr alten Mann regiert. Zweimal war Lady Diara diesem Mann erst begegnet, aber sie empfand große Achtung vor ihm. Sie sah in ihm schon fast so etwas wie ihren Großvater und das nach erst zwei Treffen. Die Rosen hatte Lord Sky´s, noch bevor er Lady Diara zur Frau genommen hatte, von einer Reise dorthin, mitgebracht. Eine weitere prachtvolle Zierde für Sky´s Gärten. „Warum seid ihr stehengeblieben?“ wollte Lady Diara endlich wissen und schaute Sir Oontz an. „Lady Diara, ich rede jetzt schon, seit wir das blaue Gras hinter uns gelassen haben und wie ich festgestellt habe, seid ihr gar nicht da. In Gedanken scheint ihr in ganz anderen Gefilden zu sein, daß ihr gar nichts mehr wahrnehmt. Lady Diara, was ist los? Was macht euch so zu schaffen?” wollte Sir Oontz wissen. So kannte er Lady Diara gar nicht. Das sie in Gedanken oft in anderen Sphären war, war nichts neues für ihn, aber bisher war sie immer in der Lage gewesen, seinen Geschichten zu folgen. Irgendetwas bereitete ihre großen Sorgen. „Es tut mir leid, ich wollte euch nicht Beleidigen. Aber laßt uns doch erst zum Palmenhain gehen, dort fühle ich mich immer am wohlsten.“ bat Lady Diara. „Selbstverständlich. Aber Beleidigt habt ihr mich nicht. So kenne ich euch nur nicht. Ich mache mir nur etwas Sorgen um euch.“ erwiderte Sir Oontz und setzte sich wieder in Bewegung. Da er jetzt wußte, wo Lady Diara hinwollte, nahm er den Weg, der direkt zum weißen Palmenhain führte, ohne die anderen We-ge zu beachten, die an dieser Vielzahl von prachtvollen Pflanzen vorbeiführten. Lady Diara schwieg. Da Sir Oontz wußte, welchen Platz Lady Diara in diesem Palmenhain, der sich schon fast zu einem Wald entwickelt hatte, am liebsten hatte, führte er sie hinein und blieb dann vor einer Palme stehen, um deren Stamm eine Bank ange-bracht worden war. Hier konnten andere Leute, die in den Gärten wandelten, sie nicht sehen und um diese Tageszeit war hier auch niemand mehr an-zutreffen, nicht einmal mehr die Liebenden. Lady Diara setzte sich und deutete dann mit der rechten Hand an, daß Sir Oontz sich neben sie setzen sollte, was er auch tat. Sir Oontz schaute Lady Diara von der Seite her an. Sie hielt den Blick in die Ferne gerichtet und Sir Oontz konnte sehen, daß ihre Orangen Augen, die sonst immer strahlten und blitzten, einen leicht dumpfen Ausdruck angenommen hatten. Etwas, was Sir Oontz bei Lady Diara auch noch nie gesehen hatte, war, daß ihre sonst so glatte Stirn, sich in Falten gelegt hatte. Es waren zwar nur zwei kleine Falten, aber das dort überhaupt welche zu sehen waren, bedeutete, daß sie sich über irgend et-was Sorgen machte. Es dauerte eine ganze Zeit, die Sir Oontz stillschweigend neben ihr verbrachte, bis Lady Diara zu reden begann. „Ich habe seit ein paar Tagen ein Gefühl, daß ich nicht erklären kann. Ich weiß nicht, wie ich es Ausdrücken soll. Es ist so ein Gefühl, so eine Ahnung, daß sich bald irgend etwas ereignen wird, ich meine damit nicht die große Sommerfeier. Es scheint nichts Gutes zu sein. Fragt mich nicht, warum ich das Glaube, es ist eben nur eine Ahnung. Die Sommerfeier kennt ihr ja, na ja, wem sag ich das und ihr wißt auch, daß ich aus Sky´s Chroniken vorlese. Soweit ich weiß, wurde bisher nur aus den Chroniken vor und nach der großen Finsternis vorgelesen. Vor ein paar Tagen habe ich mir Gedanken gemacht, aus welchem Teil ich bei dieser Jahresfeier vorlesen sollte, aber statt zu Überlegen, griff ich ein-fach nach einem Buch.“ Lady Diara verstummte für einen Moment und Sir Oontz saß schweigend neben ihr und wartete darauf, daß sie weiterspre-chen würde. „Ich hatte die zweihundertste Chronik in der Hand. Es war die Chronik, in dem die fünf Magier über die Dunkelheit und deren Schrecken berichteten. Wie sie es nannten, war es der siebte Dunkelsommer. Es hat doch nichts Gutes zu bedeuteten, wenn man eine Ahnung hat, die nicht Gut ist und dann noch ein Buch über die Dunkelheit in der Hand hält, über eine Zeit, die Schre-cken, Trauer, Tod und Verderben gebracht hat. Aber ich denke, daß ich aus diesen Chroniken vorlesen sollte. Vielleicht auch nur, um zu zeigen, wie schrecklich diese Zeiten gewesen waren. Ich möchte euch nun Fragen, ob ihr es richtig findet, daß ich daraus Vorlesen will.“ Sir Oontz saß neben ihr und schaute Lady Diara an. Jetzt wußte er, daß sie sich Gedanken machte, die nicht Gut waren, warum sie soweit weg war. Sir Oontz war sich nicht ganz im klaren darüber, was er zu dem gehörten sagen sollte. Er wußte von der alten Wahrsagerin, am Hofe der Sky´s, daß Lady Diara empfänglich war für Gute, wie auch für Böse Wellen. Lady Diara war die Tochter einer Empathin, aus dem Volk der Yonos Feen und eines Holzfällers, leider war nicht bekannt, wo-her dieser Holzfäller stammte. Aber da der Holzfäller anscheinend keine besonderen Gaben hatte, war die Gabe der Yonos Feen, nicht im vollen Umfang auf Lady Diara übergegangen und darum lebte sie auch nicht dort bei ihnen. Ebensowenig wie ihre Mutter, die ihre Heimat Vinroc ver-lassen hatte, weil die Yonos Feen ihr das Kind wegnehmen woll-ten. Die Yonos Feen konnten, sofern ihr Gott es für richtig und ange-bracht hielt, sehen, was in den nächsten Tagen geschehen wür-de, aber sie konnten diese Gabe nicht lenken, sie kam einfach, meistens zu den unmöglichsten Zeiten, darum verließen sie auch so gut wie nie ihre Heimat. Lady Diara wusste zwar, dass sie den Yonos Feen ähnlich sah, aber nicht, dass ihr Mutter eine Yonos Fee war. Auch nicht wel-che Gabe diese hatten, auch wusste sie nicht, dass sie empfäng-lich für Gute und Böse Wellen war, aber das sie dieses Gefühl hatte und auch noch nach den Chroniken aus der dunklen Zeit gegriffen hatte, war nicht gut. Sir Oontz würde Lady Diara nicht mehr allein lassen, er mußte auf sie Aufpassen und beobachten, in welche Richtung ihre Ge-fühle gingen. „Lady Diara, ich weiß nicht recht, was ich dazu sagen soll. Wenn ihr der Meinung seid, daß ihr aus Sky´s Chroniken Vorlesen wollt, die aus der Zeit der Finsternis stammen, dann solltet ihr das tun. Das bringt diese Zeit dem Volk sicher wieder nahe und erinnert sie an das Gute. Aber ich denke, daß ihr fürs erste diese dunklen Gedanken abschalten solltet und wir uns voll auf das kommende Sommerfest konzentrieren. Wie ihr wißt, Lady Diara, gibt es bis dahin viel zu tun.“ versuchte Sir Oontz seine Herrscherin auf an-dere Gedanken zu bringen. „Und außerdem habe ich euch noch viel von den anderen Lords und deren Familien zu berichten.“ setzte Sir Oontz noch hinter-her, denn er wußte, daß Lady Diara immer wild war, auf die Neu-igkeiten der anderen Lords. Für einen Moment sah es so aus, als wenn Lady Diara, wieder in ihren Gedanken versunken wäre, aber dann nickte sie und stand auf. „Also, gut. Ich denke, ich könnte jetzt etwas Abwechslung vertra-gen, um auf andere Gedanken zu kommen. Also, Sir Oontz, wor-auf wartet ihr? Laßt uns in die Bibliothek gehen und erzählt mir von euerer Reise und was die anderen Lords so machen. Wo seid ihr als erstes gewesen?“ wollte Lady Diara wissen und dreh-te sich bereits um, um den weißen Palmenhain zu verlassen. Sir Oontz mußte lächeln, so kannte er Lady Diara. Sir Oontz erhob sich und beeilte sich, hinter Lady Diara herzu-kommen.

ZWEI Ich denke, also bin ich. Ich fühle, also lebe ich, ich spreche und werde gehört, ich habe Ohren und höre. Ich habe ein Herz, das schlägt, also lebe ich. Ich habe Ahnungen, dunkle Träume und Augen, aber ihnen kann ich nicht recht trauen. Lady Diara Sky´s - Auszug aus Sky´s Chroniken Lady Diara fühlte sich nicht wohl. Es war ihr anzusehen, daß die-se Ahnung und dieses Gefühl, daß sie hatte, ihr nicht zusagten und stark zusetzten. Immer wieder drohten ihre Gedanken abzudriften, aber sie zwang sich selbst dazu, an etwas Gutes zu denken und Konzentrierte sich auf Sir Oontz, der ihr von seinen Reisen berichtete und auf das anstehende große Sommerfest. Eigentlich war das große Sommerfest ja eine Gedenkfeier, zu Ehren Rolyads, der die dunkle Finsternis vertrieben hatte und dabei Selbst das Leben verlor. Aber im Laufe der Zeit, hatten immer mehr Lords, den Einladungen der Sky´s gefolgt und feier-ten gemeinsam diesen Tag und so war es zu dem großen Som-merfest gekommen. Natürlich war es schön zu hören, wie es den anderen Lords und deren Familien ging, was die Kinder machten, wer sich mit Hei-ratsplänen trug und wer wieder Nachwuchs bekam. Aber Sir Oontz mußte ihr eine Mitteilung machen, die ihr nicht gefiel. Sie zeigte ihr, daß alles Vergänglich ist und nichts Ewiglich dauert und wie wertvoll das Leben ist. „Lady Diara, setzt euch. Zuerst soll ich euch von Lord Mungram grüßen.“ begann Sir Oontz seine Erlebnisse zu berichten, wurde aber gleich Unterbrochen. „Das ist aber nett. Wie geht es dem alten Mann? Ist er immer noch so gut beisammen, wie im letzten Sommer?“ Lady Diara war freudig Überrascht, daß sie Persönliche Grüße dieses alten Mannes bekam, den sie tief in ihr Herz geschlossen hatte und fast wie ihren Großvater betrachtete. Er redete auch so mit ihr, als wenn sie seine Nichte wäre und nicht die Herrscherin von Nevaeh und den Sky´s Gärten und das war etwas, daß sie sehr an ihm liebte. „Was seinen Geist angeht, ist er immer noch sehr gut beisam-men, sogar sehr viel besser, als ich von vielen anderen behaup-ten kann, aber sein körperlicher Zustand ist nicht sehr gut. Die Heiler an seinem Hofe vermuten, daß er das Ende dieses Som-mers nicht mehr erleben wird. Aber er läßt euch Ausrichten, daß er an euch denkt und das ihr eine der besten Herrscherinnen seid, die er je erlebt hat. Vor allem sollt ihr so weitermachen wie bisher, da euer Volk das Glücklichste ist, das er je gesehen hat. Ach so und diesen Brief hat er mir für euch mitgegeben.“ damit griff Sir Oontz in sein Gewand und holte aus einer Tasche, ein zusammengefaltetes Stück Papier hervor und überreichte es La-dy Diara. Lady Diara schaute Sir Oontz einen Moment lang an, griff dann nach dem Brief und steckte ihn ungeöffnet in eine Tasche ihres eigenen Gewands. Sie wollte diesen Brief lesen, wenn sie alleine in ihrem Schlafgemach war. „Also, gut, erzählt weiter. Was ist mit den anderen, sind die Kin-der wieder größer geworden und frecher? Na los, erzählt schon.“ drängte Lady Diara und hörte sich dabei selbst wie ein Kind an, daß ungeduldig auf den Fortlauf seiner Geschichte wartet. „Als erstes war ich bei Lord Netad, aus dem Hause Revo, im Lande Namor, hoch im Norden. Ihr Erinnert euch sicher noch an seine Frau Lady Epals und seine fünf Kinder, Tresed, Etsaw, Yuruf, Semit und seine Tochter Levram. Die beiden ältesten Jungs, Yuruf und Semit, haben letzten Sommer, bei der großen Feier, etwas zuviel von dem Ubrebier probiert und sich anschlie-ßend als Hofnarren versucht. Es war ein herrliches Vergnügen.“ versuchte Sir Oontz, Lady Diara zu erinnern. „Ja, ich erinnere mich, es war wirklich ein wundervolles Vergnü-gen, ich habe selten so gelacht. Erinnert ihr euch noch, wie die beiden, dem Muskelmann Tropemit, vom Haus Neseiw, die Sup-penterrine über den Kopf gestülpt und darauf getrommelt haben und wie dieser, mit Suppe bekleckerte Muskelberg, die beiden dann durch das Schloß gejagt hat?“ wollte Lady Diara von Sir Oontz wissen und mußte lachen. Als Sir Oontz dann noch schilderte, wie der große schwere Mann über einen Teppich gestolpert war und auf dem Schoß einer alten Jungfer fiel und von der dann noch mit einem Silberbecher ver-prügelt wurde, während sie schimpfte wie ein Nadnib, konnten sie nicht an sich halten und mußten beide laut lachen. Es war eine wohltat für Sir Oontz, Lady Diaras Glockenhelles Lachen zu hören, daß nicht von trüben Gedanken gedämpft wur-de. Für eine kurze Zeit gab es die Gedanken an die Finsternis und an das Böse nicht, gab es nur eine Glückliche zufriedene Zeit, auch wenn diese aus den Erinnerungen des letzten Som-mers bestanden. „Was machen die beiden denn jetzt? Sind die immer noch so Verrückt?“ wollte Lady Diara wissen und Sir Oontz erzählte wei-ter. „Nein, ganz und gar nicht. Auch wenn ihre Aktion im letzten Sommer, allen viel Freude bereitet hat, so gab es im nachhinein noch einigen Ärger. Tropemit fühlte sich gekränkt und in seiner Ehre betrogen und wollte, fünf Tage nach diesem Vorfall, so et-was wie Vergeltung. Schließlich hatten wir alle über ihn gelacht und das fand er wohl nicht so komisch.“ „Ich habe aber von keiner Auseinandersetzung zwischen dem Haus Revo und dem Haus Neseiw gehört, oder gab es keinen Kampf?“ wurde Sir Oontz von Lady Diara unterbrochen. „Nein, einen Kampf gab es nicht, aber die Vergeltung hat Trope-mit trotzdem bekommen. Er selbst wollte auch keinen Kampf, wenn es sich vermeiden ließe, aber eine einfache Entschuldigung ließ er auch nicht gelten. Tropemit machte Lord Netad den Vorschlag, daß er die beiden Jungs einen halben Sommer lang, mit zu sich zu nehmen, um ihnen Manieren beizubringen und Lord Netad willigte ein. Ich meine, die Jungs waren zwar nicht mehr Herr ihrer Sinne, das Ubrebier hatte sie ihnen vernebelt, aber Lord Netad gab sie Tro-pemit mit, als warnendes Beispiel seiner anderen Kinder. Und wißt ihr was, Lady Diara, es hat anscheinend Früchte getragen, ich habe noch nie so freundliche und disziplinierte Kinder gese-hen, wie die beiden.“ meinte Sir Oontz und Lady Diara mußte lachen. „Eigentlich schade, dann bekommen wir diesen Sommer ja gar nichts zu lachen.“ meinte Lady Diara und mußte wieder lachen, bei der Vorstellung, die die beiden letzten Sommer gegeben hat-ten. „Von den beiden wohl nicht, aber wer weiß, Lord Netad hat ja noch mehr Kinder.“ erwiderte Sir Oontz und viel in das Lachen von Lady Diara ein. Eine Magd betrat die Bibliothek und als sie Sir Oontz und Lady Diara lachen hörte, mußte sie lächeln. Es war schön, Lady Diara Lachen zu hören und sie bewunderte Sir Oontz, der es immer wieder schaffte, Lady Diara zum Lachen zu bringen. Seit Lady Diaras Mann, Lord Sky´s, umgekommen war und Lady Diara, die Herrschaft über Nevaeh und Sky´s Gärten übernom-men hatte, war Lady Diara sehr oft und sehr lange in Gedanken versunken. Sie lachte auch nicht mehr so oft wie früher und ihre unbeschwer-te Art, war so gut wie gar nicht mehr vorhanden. Früher war sie oft durch die Gänge getanzt, hatte mit den Mäg-den Scherze gemacht und mit deren Kindern gespielt und es ver-ging nicht ein Tag, an dem nicht ihr Glockenhelles Lachen durch das Schloß hallte. Es war eine Wohltat, Lady Diara lachen zu hören, für jeden der im Hause der Sky´s wohnte und die Wände des Schlosses schienen förmlich danach zu lechzen und trugen ihr Lachen in alle Winkel und immer kam, für einen kurzen Moment, die alte Zeit zurück. Die Magd ging zu Lady Diara, die sie herbei gewunken hatte und stellte ein Tablett, mit einem Silbernen Krug und zwei Becher, aus gebranntem Lehm, auf den Tisch, an dem Sir Oontz und La-dy Diara saßen. „Ich habe mir erlaubt, euch euren Lieblingstee, aus den Dlief-niblüten zu machen. Ich dachte, der würde euch jetzt gut tun.“ meinte die Magd und griff nach dem Silbernen Krug, aber Lady Diara griff nach dem Arm der Magd und hielt diesen dezent fest. „Laß gut sein, Ixa, ich schenke den Tee selbst ein. Ich danke dir, daß du den Tee gemacht hast, er kam wahrhaftig zur richtigen Zeit. Du könntest aber noch eine Schale mit glühenden Steinen holen, damit der Tee nicht so schnell kalt wird und vielleicht auch noch etwas zu Essen, aber nur Brot und etwas von deiner Butter, mit den leckeren Kräutern, aus dem Garten, deiner Großmutter.“ bat Lady Diara die Magd und ließ ihren Arm wieder los. „Ja, natürlich. Ich bin sofort wieder da.“ meinte die Magd und drehte sich um, um die Bibliothek zu verlassen. Kurz, bevor sie jedoch die Tür erreichte, rief Lady Diara ihr noch etwas hinterher. „Ixa, vielleicht solltest du zuerst die Bänder an deinem Gewand schließen, man könnte ja sonst was denken.“ Die Magd ließ ihre rechte Hand auf den Rücken schnellen und suchte nach den offenen Bändern, aber da waren keine. Ixa fiel ein, daß sie ein Gewand anhatte, daß sie sich einfach nur über den Kopf streifen brauchte und als sie sich umdrehte, um Lady Diara zu sagen, daß ihr Gewand keine Bänder hatte, dämmerte ihr, daß Lady Diara einen Scherz gemacht hatte. Ixa, die Magd, schaute in zwei grinsende Gesichter und dann lachten Sir Oontz und Lady Diara los, als sie das doch leicht ver-blüffte Gesicht von Ixa sahen. Ixa begann Selbst zu grinsen. Sie war nicht so leicht in Verlegen-heit zu bringen, auch jetzt nicht, statt dessen sprach sie Lady Diara an. „Das war gut, ihr habt mich kalt erwischt.“ und dann drehte sie sich um und verließ, immer noch grinsend, die Bibliothek. Sir Oontz und Lady Diara beruhigten sich wieder und während Lady Diara den Tee in die Becher goß, ging Sir Oontz zum Kamin und begann ein paar Holzscheite darin aufzustapeln. Ein paar kleinere Äste legte er unter die Scheite, nahm dann ein Stück Papier, von einem kleinen Tisch, der neben dem Kamin stand, rollte dieses zusammen und hielt ein Ende an den bren-nenden Docht einer Kerze, die auf dem Kaminsims stand. Das brennende Papier legte er dann zwischen die kleineren Äste, die fast sofort Feuer fingen und dieses Feuer dann auf die größe-ren Scheite übertrugen. Für einen Moment, stand Sir Oontz am Kamin und schaute in das Feuer. Er freute sich darüber, daß Lady Diara ihre dunklen Ahnungen vergessen hatte und ein kurzes Aufleben ihres früheren Ichs zeig-te, aber er dachte auch kurz an die Zeit, als er noch mit seinem Freund, Blutsbruder und Herrn, Lord Sky´s, in dieser Bibliothek gesessen und geredet hatte. Dann blinzelte Sir Oontz einmal kurz und begab sich wieder an den Tisch, an dem Lady Diara saß. Schweigend griff er nach dem Becher mit dem Tee, trank einen langen Schluck, stellte den Becher dann wieder auf den Tisch und erzählte dann weiter von seiner Reise. „Auch die anderen Kinder von Lord Netad. Tresed, Etsaw und die Tochter Levram, sind so was von freundlich und ihr Benehmen einfach herrschaftlich. Ich fragte Lord Netad und er meinte, daß Toremit dafür verantwortlich ist, obwohl er nicht anwesend war, oder die drei bei ihm gewesen wären. Aber Lord Netad benutzte Toremit, jetzt als Druckmittel. Anscheinend waren die Erzie-hungsmaßnahmen, von Toremit, solch ein Graus, das Yuruf und Semit den anderen davon erzählten und Lord Netad hatte nur einmal gesagt, wenn sie sich nicht sofort benahmen, mit den Streitereien untereinander aufhörten, oder mit dem Unfug aufhör-ten, den sie immer trieben, dann würde er die drei persönlich nach Toremit bringen. Toremit ist jetzt so etwas wie der schwarze Mann, nur das er real ist und das wissen die Kinder und es scheint zu Funktionieren. Natürlich ist der Spaß nicht gänzlich aus Haus Revo verschwunden, man sieht ihnen an, daß ihnen der Schalk im Nacken sitzt, aber die Scherze sind nicht mehr so schlimm.“ meinte Sir Oontz und griff nach dem Becher mit dem Tee. „Armer Toremit, da hat er sich ja einen guten Ruf eingehandelt.“ war Lady Diaras Meinung, aber sie lächelte dabei. „Na ja, wie dem auch sei, auf jeden Fall, soll ich euch Grüße von Lady Epals und Lord Netad ausrichten und euch bestellen, daß sie selbstverständlich an dem großen Sommerfest teilnehmen werden. Nach dem Besuch bei Lord Netad, bin ich im Norden geblieben und nach Refeih gekommen. Lord Epmel, aus dem Haus Evaeh regiert hier, mit seiner Tochter Enoph zusammen. Enoph ist jetzt 17 Sommer alt und sie Entwi-ckelt sich prächtig. Sie ist klug, intelligent und sehr hübsch, ver-steht was von Regierungsangelegenheiten und genießt einen sehr guten Ruf unter dem Volk. So wie es aussieht, wird sie spä-ter wohl die Nachfolge ihres Vaters antreten. Auch von den bei-den soll ich euch Grüßen und Mitteilen, daß sie zur großen Sommerfeier kommen werden.“ Sir Oontz verstummte einen Moment und schenkte sich von dem Tee nach. Der Tee war jetzt nicht mehr heiß, sondern nur noch lauwarm und er fragte sich, wo Ixa, die Magd, blieb, außerdem bekam er Hunger. Als Sir Oontz wieder aufblickte, sah er, daß Lady Diara stocksteif auf ihrem Stuhl saß, die Augen weit aufgerissen hatte und in den Kamin starrte. Ihre Augen waren wieder ein stumpfes Orange und sie schienen weit weg zu sein.
< Oh nein, bitte nicht. Nicht jetzt. Ihr Götter von Lavia, laßt sie nicht die Gabe haben, laßt sie keine Vision haben. Sie kennt das nicht, sie ist nicht darauf vorbereitet. Laßt es wenigstens eine gute Vision sein, sonst wird sie daran zerbrechen. > flehte Sir Oontz die Götter von Lavia an. Sir Oontz wußte was mit Lady Diara war. Er hatte zweimal mitbe-kommen, wie eine Vision, die Yonos Feen überkam. Die sahen dann genauso aus, aber die Feen wurden von klein auf darauf vorbereitet, wußten mit den plötzlichen Visionen umzugehen. Lady Diara stammte zwar von den Yonos Feen ab, aber es hat immer geheißen, daß sie die Gabe nicht bekommen könnte, aber anscheinend war dies nun doch der Fall. Die Tür zur Bibliothek öffnete sich und Ixa, die Magd, steckte den Kopf herein. Sir Oontz sprang auf und scheuchte die Magd wieder hinaus. Er wollte nicht, daß jemand Lady Diara so sah, daß Gerede wäre nicht gut. „Warte hier, bis ich dich hereinrufe.“ befahl Sir Oontz der Magd und schloß die Tür. Er schaute zu Lady Diara hinüber, aber die saß immer noch steif da und starrte in den Kamin. Es hieß zwar, daß man denjenigen, der eine Vision hatte, nicht anfassen oder ansprechen sollte, sein Geist könnte Schaden nehmen, aber wenn Lady Diara nicht ganz schnell wieder zu sich kam, dann würde nicht nur ihr Geist, sondern auch ihre Seele einen Schaden nehmen, dessen war er sich sicher. Visionen mußten nicht immer etwas Böses bedeuten, aber in Lady Diaras Fall, die schon dunkle Vorahnungen geäußert hatte, war es sicherlich keine Gute Vision. Langsam ging Sir Oontz auf Lady Diara zu. Er wollte sie Anspre-chen, sie wachrütteln und als er noch zwei Schritte von ihrem Stuhl entfernt war, seufzte Lady Diara tief auf, ihre Augen fielen zu und sie sackte auf dem Stuhl zusammen. „Lady Diara.“ rief Sir Oontz und war mit einem großen Schritt bei ihr und nahm sie in die Arme, sonst wäre sie vom Stuhl gefallen und hätte sich womöglich noch verletzt. Aber Lady Diara war nicht wach, sie war von der Vision in eine Ohnmacht gefallen. Sir Oontz nahm sie auf den Arm und trug sie zur Tür. Ixa stand immer noch auf dem Gang und schaute Sir Oontz mit großen, Angsterfüllten Augen an, als sie Lady Diara so schlaff in seinen Armen sah. „Los, steh nicht so rum, Lauf und hole den Heiler Nerups und die Wahrsagerin Esröp, sie sollen in Lady Diaras Schlafgemach kommen und zwar schnell.“ sprach er Ixa an und ging an ihr vor-bei. Ixa ließ das Tablett, auf dem sie das Brot, die Butter und die Schale mit den glühenden Steinen hatte, fallen und lief los, um zu tun, was Sir Oontz ihr aufgetragen hatte. Sie hatte Angst um Lady Diara, ihr durfte nichts geschehen. DREI
Ahnungen sind die Nerven, die bei Gesprächen, oder bei anderen Dingen, selbst nicht sichtbare, zu schwingen beginnen. Ist die Ahnung gut, machen sie dich froh, ist sie jedoch schlecht, zieht sie dich hinab, macht dich traurig.
Aber eine Ahnung kann man verarbeiten, verdrängen, oder vergessen, aber eine Vision greift deine Seele und deinen Geist an. Eine Vision läßt deinen Körper stillstehen und wenn diese Vision böse ist, zerreist es deine Seele und dein Geist wird zu Boden gedrückt.
Wenn du mit Visionen noch nie zu tun hattest, weigerst du dich zu Glauben, was du gesehen hast. Du willst die Augen schließen, aber es geht nicht, du willst weglaufen, aber bleibst stehen, du willst schreien, aber bleibst stumm und die Schrecken, die ich sah, zerrissen meine Seele, drückten mich zu Boden und ich wollte nur noch sterben. Lady Diara Sky´s – Vision des Schreckens, Auszug aus Sky´s Chroniken. Die alte Wahrsagerin Esröp, traf als erstes ein. Sie sah Sir Oontz an Lady Diaras Bett stehen, die anscheinend schlief. „Ixa sagte, ich solle herkommen, etwas wäre mit Lady Diara. Was ist geschehen?“ wollte Esröp wissen, ohne eine Begrüßung. Das war normal für Esröp. Sie begrüßte selten die Menschen und wenn sie jemanden ansprach, dann niemals mit seinem Titel. Weder Sir, noch Lord, oder Lady, wenn, dann nur den Namen selbst. Nur bei Menschen, die sie sehr achtete, benutzte sie auch die Titel, aber das hatte Sir Oontz bisher nur zweimal erlebt und er kannte diese alte Frau schon sein ganzes Leben lang. Nur bei Lord Sky´s und bei Lady Diara, hatte sie die Titel benutzt, immer, wenn sie mit ihnen sprach, oder von ihnen, sonst nie, nicht einmal bei dem alten Lord Mungram, der so etwas wie ein Großvater für Lady Diara war. Das hieß nicht, daß Esröp die Menschen verachtete, die einen Titel trugen, sondern lediglich, daß für sie alle gleich waren, sie stellte sie alle auf eine Stufe, nur eben Lady Diara nicht, warum, daß wußte keiner. „Sie hatte eine Vision.“ meinte Sir Oontz und schaute Esröp an. „Seid ihr sicher? Vielleicht war es ja nur ein Tagtraum.“ mutmaßte Esröp, aber daran glaubte sie selbst nicht. Sie wußte woher Lady Diara stammte, wer ihre Mutter war und welche Kraft in ihr schlummerte. „Ich habe schon Visionen gesehen, daß heißt, ich war dabei, als zwei Yonos Feen Visionen hatten. Ich weiß auch wer ihre Mutter war und was ich in der Bibliothek gesehen habe, war eine Vision.“ „Erzähl mir davon.“ verlangte die Wahrsagerin und Sir Oontz schilderte ihr, was in der Bibliothek geschehen war. Esröp nickte leicht, als Sir Oontz geendet hatte und bestätigte seine Vermutung. „Ja, daß war eine Vision. Es ist also doch wahr und es ge-schieht.“ meinte Esröp, sprach allerdings mehr zu sich selbst. „Was ist wahr und was geschieht? Erzähl schon, was wißt ihr? Nun laßt euch nicht immer alles einzeln aus der Nase ziehen, alte Frau.“ fuhr Sir Oontz die alte Wahrsagerin an und kam drohend einen Schritt auf sie zu. Aber die alte Wahrsagerin wich nicht zurück, sie kannte keine Angst, vor niemandem, erst recht nicht vor Sir Oontz, der als klei-nes Kind immer auf ihrem Knie gewippt war, statt dessen trat sie einen Schritt vorwärts und stand nun unmittelbar vor Sir Oontz. „Du hast keinen Grund, einer alten Frau, wie mir, zu drohen, mein Junge. Ich weiß, das du dir Gedanken und Sorgen um Lady Diara machst, ich gebe zu, daß tue ich auch, aber ich laß mich nicht von einem Grünschnabel wie dir Beleidigen, verstanden?“ Esröp, die alte Wahrsagerin, war nicht laut geworden, oder wütend, sie sprach ganz normal mir Sir Oontz, aber die Worte, die sie ge-wählt hatte, waren ausschlaggebend, daß er etwas in sich zu-sammensackte und den Blick verstohlen auf seine Füße richtete. „Ihr habt recht Esröp, ich bin in Sorge um Lady Diara, darum möchte ich mich Entschuldigen.“ meinte Sir Oontz mit leiser Stimme und schaute sie an, aber Esröp winkte ab. „Schon gut, vergessen wir das, die Sache ist erledigt, aber hört mir jetzt genau zu, dann werdet ihr verstehen, warum Lady Diara die Gabe der Yonos Feen doch hat. Eigentlich immer besessen hat, diese Gabe aber nur in ihr schlummerte. Ihr wißt, daß ich die Mutter von Lady Diara kenne, ihr wißt aber nicht, daß sie mir Lady Diara als Säugling übergeben hat. Sie bat mich auf sie aufzupassen und zu Beschützen, aber sie wollte nicht, daß Lady Diara hier im Haus Sky´s blieb. Ich sollte sie ir-gendwo hinbringen, wo sie keiner vermuten würde. Nun, meine Schwester lebt etwa zwei Tagesreisen von hier Ent-fernt und sie und ihr Mann versuchten schon mehrere Sommer lang, ein Kind zu zeugen, aber irgendwie schien dies nicht zu klappen. Nun ja, ich bat meine Schwester, daß Kind bei sich aufzuneh-men, was sie auch freudestrahlend tat und sie aufzog wie ihr ei-genes Kind. Das Lord Sky´s eines Tages durch Zufall in das Dorf kam und Lady Diara später als Frau nahm und sie nun doch wie-der im Haus Sky´s war, war wohl Schicksal. Wie dem auch sei, Lady Diaras Mutter verschwand dann einfach und ich habe sie eine lange Zeit nicht gesehen. Damals vermute-te ich, daß sie irgendwann gestorben sein müßte, aber sie tauch-te 15 Sommer später wieder bei mir auf. Sie erklärte mir nicht, warum sie damals einfach verschwunden war, aber sie sagte mir, daß die Yonos Feen damals sagten, daß Lady Diara ihre Gabe niemals bekommen würde. Zum einen des-wegen nicht, weil Lady Diaras Vater nur ein einfacher Holzfäller war und weil die Empfängnis nicht zu einer bestimmten Zeit statt-gefunden habe. Lady Diaras Mutter meinte, daß sie einem Zauberer begegnet wäre, ich Glaube, irgendwo in den Bergen, aber das ist nicht so wichtig, auf jeden Fall, hat sie dieser Zauberer eines besseren Belehrt. Die Yonos Feen waren schon viel früher, schon im frühen Kin-desalter, für die Visionen anfällig, wenn sie sich mit anderen Be-gabten zusammentaten, um ein Kind zu zeugen. Aber auch bei den Kindern der Yonos Feen, die keinen Mann hatten, der ir-gendeine Gabe aufzuweisen hatte, kam die Gabe, oder die Visio-nen, zum Vorschein. Bei diesen Kindern würde es lange dauern, bis die Gabe zum Vorschein kommt, so etwa, wenn der Geburtstag sich zum 30. mal nähert. Und Lady Diaras Geburtstag, ist im nächsten Winter, also nur noch knapp einen halben Sommer, bis Lady Diara ihren 30. Ge-burtstag feiert. So wie es jetzt aussieht, hatte der Zauberer recht behalten.“ be-endete Esröp die Geschichte über Lady Diara und ihre Vision. „Und warum hast du das nicht schon viel früher erzählt? Dann hätte Lady Diara sich darauf einstellen können.“ meinte Sir Oontz und schaute auf Lady Diara hinab, die anscheinend jetzt tief und fest schlief. „Es hätte ja auch Unsinn sein können.“ erwiderte die alte Frau, drehte sich um und verließ das Schlafgemach von Lady Diara wieder. Sir Oontz hielt sie nicht auf. Nerups, der Heiler, kam fast im selben Augenblick, als Esröp, die Wahrsagerin, daß Schlafgemach verließ. Nerups und Esröp mochten sich nicht sonderlich und Nerups ging ohne ein Wort an Esröp vorbei. „Sir Oontz, Ixa sagte mir, daß etwas mit Lady Diara sei und das ich hier herkommen sollte.“ meinte Nerups, aber Sir Oontz schau-te ihn nur an und wollte ihn fragen, wo er so lange geblieben war, entschied sich dann aber dagegen. Nerups war nicht mehr der jüngste und auch nicht mehr so schnell auf den Beinen, es war klar, daß er etwas länger brauch-te. „Lady Diara ist in der Bibliothek Ohnmächtig geworden und ich möchte jetzt, daß ihr nach ihr seht.“ verlangte Sir Oontz von dem Heiler und trat zur Seite. „Natürlich.“ war alles was der Heiler sagte und trat an das Bett. Nerups schlug die Laken, die Sir Oontz über Lady Diara ausge-breitet hatte, zurück und setzte sich auf den Rand des Bettes. Nerups legte dann seine rechte Hand auf Lady Diaras Brust und beugte sich gleichzeitig über ihr Gesicht. Er drehte seinen Kopf so, daß sein linkes Ohr knapp über Lady Diaras Mund und Nase hing. Während er mit seinem Ohr und auch seiner Wange, auf die A-temgeräusche Lady Diaras achtete, überblickte er gleichzeitig ihren Brustkorb, der sich kaum merklich hob und senkte. Da man diese Bewegung, kaum wahrnehmen konnte, lag seine Hand zusätzlich auf ihrer Brust, um dies zu fühlen, aber auch um ihren Herzschlag zu spüren. Es dauerte nicht lange, dann erhob Nerups sich wieder und wandte sich an Sir Oontz. „Sie schläft jetzt. Ihre Atmung und ihr Herzschlag, gleichen dem eines Schlafenden. Sie wird von der Ohnmacht direkt in den Schlaf übergedriftet sein.“ stellte Nerups seine Diagnose. „Sie kann doch auch noch Ohnmächtig sein.“ erwiderte Sir Oontz und schaute zum Bett. „Wenn sie noch Ohnmächtig wäre, dann wäre ihre Atmung viel langsamer und flacher und ihr Herzschlag kaum zu spüren. Ihr Herz schlägt aber ganz normal. Sie ist nicht mehr Ohnmächtig, sie schläft. Kann ich sonst noch etwas für euch tun, Sir Oontz?“ wollte der Heiler wissen und schaute Sir Oontz an. „Ja. Ich möchte, daß ihr mir ein Beruhigungsmittel dalaßt. Wenn Lady Diara wieder aufwacht, dann wird sie dies brauchen. Ein starkes Beruhigungsmittel.“ meinte Sir Oontz und kam auf den Heiler zu. „Ich habe jetzt keines hier. Aber bei mir im Labor habe ich ein Beruhigungsmittel. Ich werde Ixa schicken, damit sie es euch bringt.“ erwiderte Nerups und wandte sich um, um zu gehen. „Ixa soll zuerst hier her kommen, wenn ihr sie seht.“ meinte Sir Oontz und begab sich zu einem Tisch, an dem zwei Stühle stan-den. „Ich werde es ihr Ausrichten.“ und damit verschwand der Heiler. Aber, noch bevor die Tür zufiel, trat Ixa in das Schlafgemach. Sie hatte ihr Mahleuhr, als sie das Tablett fallengelassen hatte, inzwi-schen beseitigt und dann vor der Tür gewartet. „Nerups meint, ihr wollt mich sprechen, Sir Oontz?“ sie blieb an der Tür stehen, traute sich nicht herein. „Ja, komm ruhig näher. Lady Diara schläft jetzt, aber ich bleibe hier, um auf sie zu achten. Du kannst mir was zu Essen bringen, daß, was Lady Diara dir Aufgetragen hat zu holen, auch noch eine Kanne Tee und vergiß die Schale mit den glühenden Stei-nen nicht. Aber zuerst gehst du zu Nerups, der gibt dir ein Beru-higungsmittel, das ist aber nicht für dich und bring dann alles so schnell als möglich, hierher.“ meinte Sir Oontz und er klang sehr müde. „Natürlich, bin schon unterwegs.“ und damit war die Magd Ixa, wieder verschwunden.
< Warum ausgerechnet jetzt? Sicher, Esröp, die Wahrsagerin, hat mir erzählt, das Lady Diara die Gabe bekommen kann, wenn sie ihren 30. Geburtstag feiert. Aber warum bekam sie jetzt, einen Monat vor der großen Feier, diese Gabe und gleich noch mit solch einer Vision, die sie anschließend in die Ohnmacht treibt? Und die dunklen Vorahnungen, was hat das alles zu bedeuten? Ritilsi, mein Freund und Blutsbruder, ich habe dir geschworen, immer gut auf deine Frau acht zu geben, sie zu schützen. Aber wie kann ich sie gegen etwas schützen, daß ich nicht sehen kann, daß eigentlich noch gar nicht Existiert? Ich werde mein bestes geben, um meinen Schwur zu halten, ich weiß nur noch nicht wie. Ich hoffe nur, daß Diara stark genug ist, um das alles durchzustehen. Es war sicherlich nichts Gutes, was sie gesehen hat, sonst wäre sie nicht in Ohnmacht gefallen, glaube ich. Ich muß irgend etwas unternehmen, aber was? > fragte sich Sir Oontz und blickte auf, als Lady Diara sich im Bett bewegte. Sir Oontz stand schwerfällig von seinem Stuhl auf, es schien ihm so, als wenn er Hunderte von Sommern alt war und er war müde. Lady Diara schlief und so wie es aussah, schien es etwas Ange-nehmes zu sein, sie lächelte. Sir Oontz strich mit seiner linken Hand über ihre Stirn und flüster-te. „Ich werde dich schützen, Feenprinzessin, daß schwöre ich, bei meinem Leben.“ und dann decke er sie wieder zu. Lady Diara hatte sich die Decke weggestrampelt und da es, trotzdem sie Sommer hatten und es draußen warm war, selbst in der Nacht, in den Mauern des Schlosses Sky´s kalt war, wollte Sir Oontz nicht, daß Lady Diara sich erkältete. Sir Oontz schaute noch einen Moment Lady Diara an, dann be-gab er sich wieder an den Tisch und setzte sich auf den Stuhl. Eine geraume Zeit später klopfte es an die Tür und Sir Oontz stand auf, um zu öffnen. Ixa, die Magd, stand vor der Tür und sie trug ein Tablett, auf dem sie alles stehen hatte, was Sir Oontz ihr Aufgetragen hatte zu holen. „Lady Diara schläft, also sei bitte leise und stell das Tablett auf den Tisch dort.“ wies Sir Oontz die Magd an und Ixa nickte nur. Sie wollte nicht, daß Lady Diara aufwachte, darum schwieg sie, Lady Diara brauchte jetzt den Schlaf. Als Ixa gegangen war, setzte sich Sir Oontz wieder an den Tisch und schenkte sich von dem Tee ein und als er nach dem Brot griff, bemerkte er, wie hungrig er war. Sir Oontz aß fast das gesamte Brot auf und trank die halbe Kan-ne Tee leer, anschließend fühlte er sich etwas besser. Der Tee hatte eine einzigartige Wirkung. In der richtigen Menge zubereitet, beruhigte er die Nerven, hielt aber gleichzeitig wach und das war genau das, was er jetzt brauchte. Er wollte bei Lady Diara bleiben und Wache halten und um sich die Zeit etwas zu vertrieben, begab er sich in die Bibliothek und griff nach einem Buch. Da die Bibliothek zu dreiviertel aus den Büchern der Sky´s Chro-niken bestand, verwunderte es Sir Oontz, daß er keines von ih-nen erwischt hatte. Es herrschte Zwielicht in der Bibliothek und er hatte keine Lust, mit einer Kerze in der Hand, sich die Titel vorher anzusehen, da-her konnte er nicht sehen, wohin er griff. Nachdem er wieder in Lady Diaras Schlafgemach angekommen war, schaute er zuerst nach Lady Diara. Ihr Gesichtsausdruck war ohne Emotionen, anscheinend schlief sie jetzt tief und fest, ohne etwas zu träumen. Lady Diara hatte sich wieder die Decke weggestrampelt und Sir Oontz deckte sie erneut zu. Schließlich ging er zum Tisch zurück, legte das Buch darauf ab, griff dann nach dem Tablett und stellte es rechts neben dem Tisch auf den Boden, so hatte er mehr Platz auf dem Tisch, um sich dem Buch zu widmen. Sir Oontz stellte sich noch eine zweite Kerze auf den Tisch, damit er besser sehen konnte, schenkte sich noch einen Becher Tee ein und setzte sich anschließend. Er griff nach dem Buch und las den Titel. „Die Pflanzenwelt von Lavia – Geheimnisvoll, Farbenprächtig, Wohltuend und Gefährlich.“ Sir Oontz runzelte leicht die Stirn. Die Pflanzenwelt von Lavia war nicht unbedingt das, was er als interessant empfand, aber er hat-te jetzt auch keine Lust, wieder in die Bibliothek zu gehen, um ein anderes Buch zu holen.
< Na ja, vielleicht kann es ja nichts schaden, ein wenig über un-sere Pflanzen zu wissen. > dachte sich Sir Oontz und schlug das Buch auf. Gleich auf der ersten Seite stand, wer dieses Buch verfaßt hatte und warum. Es waren zwei, ein Gärtner und ein junger Mann, der bei einem Zauberer in die Lehre gegangen war. Beide hatten immer wieder mit Pflanzen dieser Welt zu tun und einige hatten Wirkungen, die sich, trotzdem es ein und dieselbe Pflanze war, unterschiedlich auswirkten. Beide wußten zwar, wie diese Wirkungen sich zeigten, aber nie-mand konnte ihnen sagen, warum diese Pflanzen diese Wirkung zeigten und wie sie die jeweiligen Aussonderungen herstellten. Die beiden Männer trafen sich eines Tages, hier auf Schloß Sky´s, und kamen ins Gespräch. Keiner von beiden konnte dem anderen Erklären, warum das blaue Gras zum Beispiel, diese beruhigende Wirkung hatte, oder warum die Dliefniblüten, aus dem Lady Diaras Tee gemacht wurde, die Nerven beruhigte und gleichzeitig wach hielt. Beide Männer kamen dann eines Tages darin überein, daß sie losziehen wollten, um die Pflanzenwelt zu erkunden, um Antworten auf ihre Fragen zu bekommen und wenn Sir Oontz sich dieses dicke Buch ansah, daß vollgeschrieben war, dann hatten die beiden eine Menge Antworten bekommen. Aber Sir Oontz kam nicht soweit, um sich Informationen, über die erste Pflanze, in diesem Buch, zu holen, da er nach der zweiten Seite bereits eingeschlafen war. Der Morgen dämmerte bereits, als Lady Diara, sich schreiend, im Bett aufrichtete. Sir Oontz zuckte aus seinem Schlaf auf. Er war zu schnell mit dem aufstehen, stieß mit den Knien an die Tischkante, fiel wieder auf den Stuhl zurück und hatte soviel Schwung, daß der Stuhl nach hinten wegkippte. Aber Sir Oontz Reaktion war hervorragend. Mit den Füßen hakte er sich an den Beinen des Tisches fest und verhinderte so, daß er, mitsamt dem Stuhl, auf dem Boden landete. Schnell sprang er dann auf und eilte zu Lady Diaras Bett. Er setz-te sich auf die Bettkante und sprach Lady Diara an. „Lady Diara, alles in Ordnung mit euch?“ aber als sie den Kopf in seine Richtung drehte, sah er, daß nicht alles in Ordnung war. Ihr Gesicht war blaß, hatte eine graue Färbung angenommen, so, als wenn sie Krank wäre. Ihr Mund war so stark zusammen-gepreßt, daß er nur noch eine schmale Linie bildete. Ihre Augenfarbe war sehr viel dunkler als sonst und Tränen strömten daraus hervor. Ihre Atmung ging sehr schnell, fast schon ein Hecheln und als Sir Oontz jetzt ihre Hand nahm und ruhig meinte, daß sie sich erst einmal beruhigen sollte, brach sie zusammen. „Es war grausam, so unsagbar grausam.“ schluchzte Lady Diara, ließ sich in Sir Oontz Arme fallen und begann zu weinen. Lady Diara zitterte am ganzen Körper, als wenn ihr kalt wäre, aber innerlich schien sie zu brennen, so heiß war ihre Haut, daß konnte Sir Oontz durch sein Gewand spüren. Er versuchte sie etwas zu beruhigen, aber das war nicht so ein-fach. Was Lady Diara geträumt hatte, oder auch gesehen hatte, mußte ziemlich schrecklich gewesen sein. „Lady Diara, legt euch noch einen Moment wieder hin. Ich mache euch einen Trank fertig, der euch etwas helfen wird, hoffe ich wenigstens.“ meinte Sir Oontz und drückte Lady Diara sanft, aber bestimmt, wieder auf das Bett zurück. Er erhielt keine Gegenwehr, aber Lady Diara weinte immer noch und ihr Schluchzen war herzzerreißend. Noch nie zuvor hatte Sir Oontz Lady Diara in solch einem Zu-stand gesehen, nicht mal, als ihr Mann, Lord Sky´s, gestorben war. Er konnte sich nicht daran Erinnern, sie überhaupt jemals weinen gesehen zu haben. Es war ein Bild, das ihm ziemlich nahe ging. Lady Diara war eine zierliche Person, es hatte immer den Anschein, als könnte sie zerbrechen, wenn man sie falsch anfaßt und sie war so voller Güte, Liebe und Zuneigung und glaubte fest an das Gute, daß Sir Oontz sich fragte, wieviel Böses sie ertragen könnte, bevor sie zerbrach. Sir Oontz konnte Lady Diara gegen die Einflüsse, die von außen kamen, schützen, aber das, was die Gabe ihr antut, kommt von innen, ist nur für sie selbst sichtbar und da konnte Sir Oontz nichts tun und er fühlte sich, das erste mal in seinem Leben, hilf-los. Sir Oontz ging zu dem Tisch zurück, auf dem immer noch das Buch über Lavias Pflanzenwelt lag, bückte sich und hob das Tab-lett, daß er am Abend vorher heruntergestellt hatte, wieder auf den Tisch zurück. Er griff nach dem kleinen Lederbeutel, der von dem Heiler Nerups kam und öffnete ihn. In dem Beutel befand sich ein kleiner Zettel. Es stand aber nur die Menge darauf, die Sir Oontz anrühren sollte. „Einen halben Beutel auf einen Becher Wasser.“ murmelte er, griff nach dem Beutel und schüttete den halben Inhalt, es war ein rotes, feines Pulver, in seinen Becher. Da er kein Wasser da hatte, füllte er den Becher mit dem kalten Tee auf, der noch in der Kanne war. Anschließend rührte er um und da kein Löffel vorhanden war, nahm er seinen Dolch, den er immer bei sich trug, zum umrühren. Sir Oontz rührte einige Zeitlang, mal rechts rum, dann wieder links rum, um sicher zu gehen, daß sich das Pulver auch voll-ständig auflöste, dann ging er wieder zum Bett, in dem Lady Dia-ra lag, jetzt aber nicht mehr weinte und nur noch vereinzelt schluchzte. Lady Diara schaute ihn an, als er auf sie zukam und als Sir Oontz sich auf die Bettkante setzte, setzte Lady Diara sich auf. Bevor sie etwas sagen konnte, reichte Sir Oontz ihr den Becher und meinte, das sie ihn austrinken sollte und zwar ganz. Es war zwar kein Befehl, aber Lady Diara merkte, daß Sir Oontz keinen Wiederspruch dulden würde. Lady Diara griff nach dem Becher, setzte ihn an die Lippen und leerte den Becher aus. „Ahhhh. Das tat gut. Ich wußte gar nicht, daß kalter Dliefnitee so gut schmeckt.“ meinte Lady Diara und reichte Sir Oontz den lee-ren Becher zurück. Sir Oontz nahm seine rechte Hand und legte seine Handfläche auf Lady Diaras Stirn. Sie schien kein Fieber zu haben, aber ihre Haut sah immer noch krank aus und ihre Augen waren immer noch so dunkel. „Ihr wart die ganze Nacht über hier?“ fragte Lady Diara, griff nach seiner Hand und hielt diese fest. „Ja. Nachdem, was gestern in der Bibliothek geschah und ihr Ohnmächtig geworden wart, wollte ich euch nicht alleine lassen.“ erwiderte Sir Oontz und erhob sich. Er ging zum Tisch und stellte den Becher auf das Tablett zurück. Als er sich umdrehte, sah er, daß Lady Diara sich aufgesetzt hat-te und dabei war aufzustehen. Sir Oontz ging auf Lady Diara zu, als diese aufstand. Sie schwankte zwar etwas, hielt sich aber auf den Beinen. „Ich fühle mich etwas schwach, vielleicht sollte ich etwas essen. Sir Oontz, währt ihr so freundlich und würdet Ixa Bescheid sagen, daß sie das Frühstück zubereiten möchte und sie soll auch schon mal Wasser für ein Bad fertig machen.“ bat Lady Diara Sir Oontz und ging dann um das Bett herum, um hinter einer Tür zu ver-schwinden. Hinter dieser Tür befand sich ein Raum, der für die Menschlichen Bedürfnisse gemacht worden war, ob klein oder groß. Während Lady Diara ihren Bedürfnissen nachging, ging Sir Oontz, um Ixa Bescheid zu geben, daß Lady Diara ihr Frühstück haben wollte. Sir Oontz brauchte aber gar nicht bis in die Küche zu gehen, da Ixa und eine Küchenmagd, ihm entgegen kamen. „Ixa, du bist perfekt.“ meinte Sir Oontz, als er die beiden Frauen und die beiden Tabletts sah, die mit noch heißen Brötchen, Tee und anderen leckeren Dingen vollgepackt waren. „Am besten in die Bibliothek, da ist der Tisch größer. Und dann möchte Lady Diara, daß du Badewasser fertig machst. Danach kannst du mir noch einen Gefallen tun. Du kannst zur Wahrsage-rin Esröp gehen und ihr Bestellen, daß sie nicht Haus Sky´s ver-lassen soll, oder noch besser, nicht ihr Gemach verlassen soll, dann brauch ich nachher nicht so lange zu suchen. Bestell ihr, daß ich, wenn Lady Diara mit dem baden fertig ist, zu ihr kommen werde, mit Lady Diara.“ trug Sir Oontz Ixa auf und hielt ihr und der anderen Magd, die Tür zur Bibliothek auf. Mit einem Dankeschön betraten die beiden Frauen die Bibliothek und Sir Oontz begab sich wieder zum Schlafgemach von Lady Diara.


VIER
Der schier unerschöpflich Glauben der Menschen, um mich herum, an das, was sie Glauben wollen, anstelle dessen, was für die wahrscheinliche und mögliche Existenz, als Zeugnis vorhan-den ist, versetzt mich immer wieder in Erstaunen. In unserem Streben, nach mitfühlendem Miteinander, das uns von vornherein vor unseren Kindlichen Fehlern schützt und der Berge von Ge-genteilen, setzen wir unsere Hoffnungen, auf den noch so gerin-gen Hoffnungsschimmer. Wir hoffen alle, daß das Gute ewig herrscht, aber ich getrau mich nicht dieser Hoffnung nicht zu zer-stören. Aber es wurde nie Bewiesen, daß das Böse, aus unserer Grauen Vergangenheit, endgültig Vernichtet wurde. Ich habe es gesehen und demnach muß es Existieren.“ Lady Diara Sky´s – Glaube und Hoffnung Auszug aus Sky´s Chroniken Während des Frühstücks, hatte Sir Oontz bewußt darauf Ver-zischtet, über die Vision von gestern und dem Alptraum zu reden. Sir Oontz hatte über belanglose Dinge gesprochen, zumindest keine so wichtigen, wie das, was Lady Diara durchgemacht hatte und noch durchmachen würde, dessen war er sich sicher. Lady Diara entspannte sich zusehends und sprach mit Sir Oontz darüber, welche Köche, Bäcker und so weiter, diesen Sommer, für die große Sommerfeier, ihren Beitrag leisten sollten. Sie waren aber bisher zu keinem Ergebnis gekommen und Lady Diara war schließlich ins Badehaus gegangen, wo Ixa ihr das Badewasser hergerichtet hatte. Normalerweise genoß Lady Diara das Bad alleine, aber Sir Oontz hatte Ixa befohlen, bei ihr zu bleiben, egal was Lady Diara sagte und auf sie acht zu geben, da es ihr immer noch nicht so gut ging. Sir Oontz wollte lediglich vermeiden, das Lady Diara in ihrem Badewasser ertrank, wenn sie plötzlich wieder eine Vision be-kommen sollte, aber das konnte und wollte er Ixa nicht sagen. Während Lady Diara ihr Bad nahm, ging Sir Oontz in sein Ge-mach, machte sich frisch und zog sich ein anderes Gewand an. Sir Oontz wollte Lady Diara, nach ihrem Bad, im großen Saal treffen, von dort war es nicht mehr weit zur Wahrsagerin. Lady Diara war aber noch nicht da, daß hieß, daß Sir Oontz noch warten mußte. Damit ihm die Wartezeit nicht zu lang wurde, ging er an den Mauern entlang und betrachtete sich die Wandteppiche, die dort hingen. Sir Oontz lebte schon, solange er denken konnte, im Haus Sky´s, aber er hatte nie Zeit gehabt, sich aber auch nie wirklich dafür Interessiert, aus welchen Teilen Lavias, diese Wandteppiche ka-men, oder was sie zeigten. Am auffälligsten und auch am größten, war natürlich der Wand-teppich aus Nevaeh und er zeigte als Hauptmotiv, die Sky´s Gär-ten, mit dem weißen Palmenhain. Der Teppich mußte schon älter sein, da er zwar den Palmenhain zeigte, aber bei weitem nicht so groß dargestellt wurde, wie er heute ist. Um den Palmenhain herum, wurden noch verschiedene Gilden dargestellt, die in Nevaeh ansässig waren und auch ein paar Fel-der, die von Bauern bestellt wurden, aber auch das Haus Sky´s war zu sehen. Sir Oontz strich über den Teppich und stellte fest, daß er ziemlich dick und sehr flauschig war. Sir Oontz hatte nicht viel Ahnung von Stoffen, oder Wolle, aber er glaubte, daß dieser Teppich, aus der Neknowolle hergestellt wor-den war. Neknowolle war sehr selten, sehr begehrt und auch sehr teuer. Neknos waren Tiere, die halb so groß wie ein Pferd waren, ein Geweih auf dem Kopf trugen und Wolle am Körper hatten, wie die Schafe. Aber die Neknowolle war stärker, dicker und auch reißfester, als normale Wolle und die Kleidung, die daraus hergestellt wurde, war dreimal so warm, wie normale Wolle. Die Neknowolle, wie auch die Tiere selbst, hatten einen leichten grünen Schimmer und es war eine sehr aufwendige Prozedur, die Wolle so zu bearbeiten, daß man daraus Kleidung, oder einen Wandteppich, herstellen konnte. Die Neknos lebten tief im Süden von Lavia, wo der Wald so dicht war, daß man kaum hindurchgehen konnte und die Neknos be-kamen nur alle fünf Sommer Nachwuchs. Sir Oontz hatte diese Tiere noch nie gesehen, er wußte nicht einmal, ob sie überhaupt noch Existierten. Da die Anzahl der Neknos sehr gering war und sie ziemlich ver-streut in den Wäldern lebten, war es eine Menge Arbeit, diese Tiere einzufangen, um die Wolle zu bekommen, darum war sie so teuer. Sir Oontz sah sich den nächsten Wandteppich an. Der Nokixelwald war darauf zu sehen, mit seiner blauen Graslich-tung. Der Teppich war nur halb so groß, wie der aus Nevaeh, aber als Sir Oontz darüber strich, bemerkte er, daß er aus der-selben Wolle gemacht worden war. Sir Oontz blickt nur flüchtig auf die ganzen anderen Wandteppi-che und wenn diese ebenfalls aus der Neknowolle hergestellt worden waren, dann mußte es viele Sommer gedauert haben, bis all diese Teppiche, gewebt waren. Wenn er schätzen müßte, dann würde Sir Oontz sagen, daß sich mehr als einhundert Teppiche in diesem Saal befanden und ihm wurde schwindelig, als er daran dachte, welch ein Reichtum, al-lein in diesem Saal, hing. Aber, das Haus Sky´s, war schon immer sehr wohlhabend gewe-sen und konnte sich die Herstellung dieser Wandteppiche leisten, aber, soviel Sir Oontz wußte, waren auch einige der Wandteppi-che, Geschenke der anderen Häuser gewesen. Sir Oontz schüttelte die Gedanken an die Teppiche ab und drehte sich um, weil er zur großen Treppe wollte. Als er sich umdrehte, stand Lady Diara unversehend vor ihm und über ihr plötzliches Erscheinen, war er so Erschrocken, daß er mit einem leisen Aufschrei, zurück zuckte. „Herrje, Lady Diara, habt ihr mich jetzt aber Erschreckt. Ich habe euch gar nicht kommen gehört.“ meinte Sir Oontz und hielt sich die rechte Hand, auf sein Herz. „Das habe ich gemerkt. Ich habe mich sogar geräuspert, um mich bemerkbar zu machen, aber ihr ward so in die Teppiche vertieft, daß ich euch nicht stören wollte.“ erwiderte Lady Diara und lä-chelte breit übers ganze Gesicht. Mit einem Lächeln im Gesicht, sah sie etwas frischer aus, aber ihre Haut sah immer noch krank aus und ihre Augen waren im-mer noch ein dunkles Orange. „Ja, es sind hervorragende Wandteppiche und ich habe mich gefragt, ob sie aus der Wolle der Neknos gemacht worden sind, es fühlt sich jedenfalls so an.“ es war keine direkte Frage, die Sir Oontz an Lady Diara stellte, aber sie beantwortete sie trotzdem. „Also, soweit ich in unseren Chroniken gelesen habe, sind alle diese Wandteppiche aus dieser Wolle gemacht worden. Begon-nen hat Lord Kelonib Sky´s, mit dieser Sammlung, er ließ den großen Teppich von Nevaeh fertigen. Das war vor über dreihun-dert Sommern und der letzte der Aufgehängt wurde, ist der, aus dem Land Elom, vor zwanzig Sommer. Die Teppiche sind wun-derschön, nicht wahr?“ wollte Lady Diara wissen und strich über den großen Wandteppich aus ihrer Heimat. „Ich habe mich noch nie intensiv mit den Teppichen beschäftigt, irgendwie fehlte mir immer die Zeit dazu, aber die, die ich jetzt gesehen habe, sind wunderschön, daß stimmt. Aber wegen den Wandteppichen, wollte ich mich nicht mit euch hier treffen. Ich will euch zu jemand führen, der euch erklären kann, was mit euch geschieht. Ich bin sicher, das ihr es nicht unbedingt hören wollt, aber es ist wichtig, daß ihr die ganze Wahrheit kennt.“ erklärte Sir Oontz und faßte Lady Diara am Arm, um sie zum gehen zu be-wegen. „Ja, Ixa hat schon so etwas angedeutet. Ich habe aber nicht aus ihr herausbekommen, wo ihr mit mir hinwollt.“ erwiderte Lady Diara und hakte sich bei Sir Oontz wieder unter. Sir Oontz wußte zwar, in welchem Teil des Schlosses, die Wahr-sagerin Esröp ihre Gemächer hatte, war aber noch nie dort ge-wesen. Es würde ein Fußmarsch werden, der sie quer durch das ganze Schloß führte. Lady Diara und Sir Oontz durchquerten den großen Saal und traten durch einen Torbogen, in einen langen Gang. Früher einmal, vor 500 Sommer, oder noch länger, war der Tor-bogen der Eingang zum Schloß gewesen. Aber als Sky´s Gärten immer berühmter wurden und immer mehr Leute hier her kamen, vergrößerte sich auch das Personal, daß für die Gäste sorgen mußte, die sich dann im Haus Sky´s, auf-hielten. So hatten die verschiedenen Lord Sky´s, immer wieder Gebäude an das eigentliche Schloß angebracht und diese dann, jeweils mit verschiedenen Gängen, verbunden. Die neuen Gebäude wurden jeweils so an das alte Schloß ange-baut, das die Außenwände, wenn dort Gebaut wurde, mit der alten Wand abschlossen. So entstand von außen der Eindruck, daß es sich um ein großes Schloß handelte, aber hinter den Mauern, waren die Gänge, hauptsächlich die kleineren, die in viele Gemächer und kleinen Kammern führten, so verschachtelt, daß man sich verlaufen konnte, wenn man sich nicht auskannte. Sir Oontz hatte es schon von klein auf Interessiert, wo die ganzen Gänge in der Burg hinführten. Ein paar mal hatte er sich elendig verirrt und mußte von den Mägden und Knechten, die weit im hinteren Teil des Schlosses wohnten, nach Hause gebracht werden. Aber er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, das ganze Schloß genauso gut kennenzulernen, wie die Satteltaschen seines Pfer-des und er wußte auch, wo die meisten Leute ihre Unterkunft hatten, die zur Zeit im Haus Sky´s wohnten. Nachdem Sir Oontz, Lady Diara durch zehn Gänge geführt und drei Treppen erstiegen hatte, hielt er vor einer schlichten Holztür an. Auch wenn man sich hier nicht auskannte, so wußte man doch sofort, wer sich hinter dieser Tür verbarg. Die alte Wahrsagerin, hatte ein halb geschlossenes Auge gemalt, daß an den Kanten hell leuchtete und sich in einer Glaskugel befand, ein klares Zeichen dafür, daß hier eine Wahrsagerin ihre Residenz hatte. Sir Oontz klopfte dreimal kräftig an die Holztür, damit er sicher gehen konnte, auch gehört zu werden. Lady Diara war Sir Oontz stumm gefolgt. Sie hatte nicht ein Wort mehr gesagt, als sie den großen Saal verlassen hatten. Lady Diara hing ihren Gedanken nach, dachte über das nach, was ihr am vorherigen Abend zugestoßen war. Aber sie konnte mit dem ganzen nicht viel anfangen. Sir Oontz hatte gesagt, daß sie jetzt die ganze Wahrheit erfahren sollte, was immer das auch hieß und sie hatte das starke Verlan-gen, einfach umzukehren und sich in ihr Bett zu legen. Aber als sie sich das Schild auf der Tür ansah, vor der sie jetzt standen, wußte Lady Diara, daß sie bei der alten Esröp waren und sie wußte auch, daß sie bei der alten Wahrsagerin Antworten auf ihre Fragen bekommen würde, die sie hatte. Nachdem Sir Oontz geklopft hatte, verging eine ganze Weile und Lady Diara glaubte schon, das Esröp nicht zu Hause wäre, als die Tür plötzlich geöffnet wurde. „Immer mit der ruhe, mein Junge, was wollt...“ fuhr Esröp Sir Oontz an und verstummte sofort, als sie Lady Diara erblickte. „Lady Diara, was macht ihr denn hier? Entschuldigt bitte, kommt herein, kommt.“ forderte Esröp Lady Diara auf einzutreten und trat etwas auf die Seite, um Platz zu machen. Sir Oontz stellte zwar fest, daß Ixa Esröp Bescheid gegeben hat-te, daß er vorbei kommen würde, aber nicht, daß er Lady Diara mitbringen würde. Entweder hatte sie es vergessen, oder aber Esröp hatte ihr keine Zeit gelassen, ihr alles mitzuteilen, aber letzten Endes war das jetzt auch egal. Lady Diara zögerte nicht einen Augenblick und betrat Esröps bescheidenes Quartier. In dem Hauptraum stand ein gewaltiger Tisch, um den zehn Stüh-le standen. Auf der linken Seite, wenn man zur Tür herein kam, war eine, aus Steinen gemauerte, Feuerstelle, die zum Kochen, als auch zum Heizen diente. Im Moment war die Feuerstelle als Ofen dienlich und verbreitete eine wohlige Wärme. Gegenüber der Feuerstelle, standen zwei große Truhen. Auf dem Boden lagen dicke Felle, die dazu dienten, die Bodenkälte abzu-halten und an den Wänden hingen wunderschöne Stofftücher. Eine Vase, die aus gebranntem Lehm bestand, stand mitten auf dem Tisch, in der sich ein frischer Straus Wildblumen befand. Der angrenzende Raum mußte wohl das Schlafgemach sein, wurde aber durch einen dicken Vorhang verdeckt. Lady Diara fühlte sich sofort wohl in Esröps Gemächern, es gefiel ihr. „Ihr habt es schön hier, Esröp.“ meinte Lady Diara und ging zu einer der Truhen. Die Truhen waren mit Schnitzereien verziert, die viele fremdartige Zeichen zeigten. Lady Diara wußte, daß Esröp, als Wahrsagerin, auf einige Spirituelle Dinge angewiesen war, darum fragte sie auch nicht danach, was die Zeichen bedeuteten, aber Lady Diara wollte es auch gar nicht wissen. Sir Oontz, der nach Lady Diara, Esröps Gemächer betreten hatte, war an der Tür stehen geblieben. Obwohl er sich auf anhieb hier wohl fühlte, interessierte ihn die Ausstattung nicht sehr, jedenfalls im Moment nicht. Sir Oontz war nur daran gelegen, daß Lady Diara die Wahrheit über sich erfuhr. „Lady Diara, setzt euch doch bitte, ich werde uns schnell einen Tee machen. Derfla, du setzt dich bitte auch, ich mag es nicht, wenn du so rumstehst.“ meinte Esröp, schaute aber niemanden von den beiden an. Esröp kramte neben der Feuerstelle herum und Lady Diara und Sir Oontz konnten hören, wie die Wahrsagerin, mit Töpfen klap-perte. Lady Diara schaute Sir Oontz an und hatte die linke Augenbraue hochgezogen. Noch nie hatte Lady Diara jemanden gehört, der Sir Oontz mit seinem Vornamen ansprach. Sir Oontz zuckt nur die Schultern und deutete Lady Diara an, daß sie sich an den Tisch setzen sollte. Sir Oontz wußte, daß Esröp nicht eher zu sprechen bereit war, bis nicht jeder von ihnen einen Becher Tee vor sich hatte und bequem saß und die Stühle, die um den Tisch herum standen, waren sehr bequem und Sir Oontz mußte sich Eingestehen, daß man es hier aushalten konnte. „Habt ihr die Tücher selbst gemacht? Sie sind sehr schön.“ wollte Lady Diara von Esröp wissen. „Ein paar davon, ein paar habe ich Geschenkt bekommen.“ erwi-derte Esröp, die jetzt einen Kessel auf die Feuerstelle stellte und Wasser aus einem Faß hineintat. Es würde noch eine Weile dauern, bis das Wasser kochte, aber Esröp blieb an der Feuerstelle stehen und wartete. „Ich muß gestehen, daß ich es schade finde, euch nicht schon viel früher und viel öfters besucht zu haben, Esröp. Mir gefällt es sehr gut bei euch.“ meinte Lady Diara und ließ ihren Blick wieder umherschweifen. „Geht mir genauso.“ wandte Sir Oontz schnell ein, obwohl er ei-gentlich gar nichts sagen wollte. Aber Esröp überhörte seinen Einwand und sprach Lady Diara an. „Ihr seid sehr freundlich, Lady Diara, aber es ist nichts besonde-res, nur eine einfach Behausung.“ „Einfach, aber sehr schön. Es müssen ja nicht immer Gold, Sil-ber, Juwelen und teuere Stoffe sein, um sich wohl zu fühlen und ich fühle mich hier sehr wohl.“ erwiderte Lady Diara und Esröp sah, daß sie die Wahrheit sprach und nickte nur. Das Wasser, in dem Kessel, begann zu dampfen und es dauerte nicht mehr lange und es begann zu kochen. Die alte Wahrsagerin nahm eine Schöpfkelle und füllte das heiße Wasser in eine Tonkanne. Als die Kanne voll war, stellte Esröp drei Becher auf den Tisch und eine Schale mit glühenden Steinen, auf deren Rost sie die Kanne stellte, damit der Tee nicht kalt wurde. Außerdem einen kleinen Krug mit Ziegenmilch, den Esröp am frühen Morgen frisch aus den Ställen besorgt hatte und einen kleinen Topf mit Honig. Anschließend nahm Esröp die Kanne und füllte die Becher mit Tee. Bei sich tat sie noch etwas Ziegenmilch und Honig dazu. Seit sie denken konnte, trank Lady Diara nun schon Tee, aber sie hatte noch nie jemanden gesehen, der Honig und Milch in seinen Tee tat. Esröp bemerkte, daß Lady Diara und Sir Oontz sie anstarrten und Esröp reichte ihnen die Töpfe, mit der Aufforderung, es mal zu Probieren, schmeckt sehr gut. Lady Diara zögerte keinen Moment und tat sich etwas Milch in den Tee, der sofort trübe wurde und füllte noch einen Löffel Honig hinzu. Nachdem Lady Diara lange genug gerührt hatte, nahm sie einen Schluck von dem Tee und war begeistert. „Ich habe noch nie so wohlschmeckenden Tee getrunken.“ „Seht ihr, sag ich doch. Aber nun möchte ich wissen, was euch zu mir führt.“ wollte Esröp wissen und schaute Lady Diara an, aber Sir Oontz ergriff das Wort. „Nachdem du mir gestern berichtet hast, wer Lady Diara ist und was mit ihr geschieht, habe ich mich heute morgen dazu Ent-schlossen, daß du ihr die ganze Wahrheit erzählen sollst. Lady Diara hat ein recht darauf, es zu erfahren.“ meinte Sir Oontz und nahm einen Schluck von dem Tee. „Und warum tust du es nicht?“ wollte Esröp von Sir Oontz wissen und man sah, daß Esröp Lady Diara nicht erzählen wollte, was sie Sir Oontz gesagt hatte. „Weil ich nicht die Einzelheiten so gut kenne wie du.“ erwiderte Sir Oontz und starrte Esröp an. Lady Diara spürte deutlich, daß sich eine gewisse Spannung zwi-schen den beiden auflud, die zu gefährlichen Beleidigungen füh-ren konnte. Darum griff Lady Diara über den Tisch und griff nach Esröps Hand. Im ersten Moment wollte Esröp ihre Hand wegziehen, aber sie ließ sie da, wo sie war. „Esröp, ich bitte euch. Ich habe in den vergangenen Tagen Ah-nungen gehabt, die nicht gut waren und gestern, in der Bibliothek, was weiß ich gehabt. Aber ich habe so schreckliche Dinge gese-hen, daß ich nicht glauben kann, daß sie wahr sind, oder jemals sein werden. In der Nacht hatte ich einen Alptraum, der noch schlimmer war. Seht mich an. Ich sehe aus, wie ein Gespenst. Ich verstehe nicht was mit mir los ist, oder was mit mir geschieht und ich fühle, daß ihr genau wißt was los ist. Ich bitte euch Esröp, im Namen aller Sky´s, die immer an das Gute geglaubt haben, erzählt mir was mit mir ist, wer ich bin, oder auch was ich bin, nur muß ich es wissen. Ich finde keine Antwor-ten auf die Fragen und werde daran zerbrechen.“ flehte Lady Diara und Esröp sah, daß Lady Diara mit den Nerven am Ende war.
< Obwohl sie nichts weiß und fast am Boden zerstört ist, zeigt sie ihre Gefühle nicht. Sie ist stärker als wir alle denken und wird noch stärker werden, ich hoffe jedoch, zum Guten. > dachte sich Esröp und nickte anschließend. Die alte Wahrsagerin erzählte Lady Diara das, was sie Sir Oontz am gestrigen Abend, in ihrem Schlafgemach erzählt hatte und als sie damit geendet hatte, sah sie, wie verwirrt Lady Diara war, aber Esröp war noch nicht fertig. Lady Diara und Sir Oontz wollten die ganze Wahrheit und die sollten sie bekommen. „Es gibt noch mehr, daß ihr wissen müßt. Eure Mutter war damals das Oberhaupt der Yonos Feen, ihre Königin und da ihr, Lady Diara, die Tochter seid, seid ihr die Yonos Feenprinzessin. Es ist wahr, ich habe mich an verschiedenen Stellen davon überzeugt. Da nun niemand weiß, was mit euerer Mutter ist, ob sie noch lebt, oder tot ist und sie nicht gefunden wird, können die Yonos Feen, keine neue Königin wählen. Da ihr aber die Gabe der Yonos Feen habt und die Tochter eue-rer Mutter seid, also der Königin der Yonos Feen und die Feen-prinzessin seid, steht euch rechtmäßig der Yonosthron zu. Ich möchte nicht zuviel versprechen, Lady Diara, aber wenn ich eure Augen ansehe, dann werdet ihr mehr Macht besitzen, als nur die Gabe der Yonos Feen. Es gibt eine Legende, die man sich unter den Zauberern und Wahrsagern erzählt, aber darüber weiß ich nicht genau Bescheid und bevor ich was falsches sage, aber der Zauberer, der in den Bergen wohnt, von dem euere Mut-ter berichtet hat, weiß genau darüber Bescheid. Der kann euch mehr dazu sagen.“ beendete Esröp ihre Erzählungen und schau-te Lady Diara an. Lady Diaras Gesicht zeigte komplette Verwirrung. Sie konnte nicht glauben, was sie da gerade gehört hatte. Bisher war sie eine ganz normale junge Frau, die zwar Herrscherin über Nevaeh war, aber dennoch Träume, Phantasien und Wünsche hatte, so wie jeder normale Mensch. Sie wollte nur in den Gärten wandern, sich mit ihrem Volk unterhalten und gelegentlich Feste geben, die Freuden des Lebens genießen und mit einem Schlag fiel ihre ganze Welt, alles woran sie immer geglaubt hat, in sich zusam-men. Sie war eine Feenprinzessin, offizielle Herrscherin über das Yo-nos Volk, zusätzlich Herrscherin über Nevaeh und Sky´s Gärten und ihre Mutter war eine Königin und sie hatte diese Gabe, die sich Vision nennt und sollte noch mehr Macht haben. Lady Diaras Gedanken überschlugen sich, ihr Kopf dröhnte und als sie auf-blickte, drehte sich Esröps Gemach um sie herum. „Lady Dia...“ riefen Sir Oontz und die Wahrsagerin, aber den Rest bekam Lady Diara nicht mehr mit, ihr wurde schwarz vor Augen und sie fiel wieder in eine Ohnmacht. FÜNF
Die Wahrheit zu hören, oder zu sagen, ist oft sehr viel un-glaubwürdiger, als die Wahrheit so zu verdrehen, daß sie wahr erscheint.
Ich hatte die Wahrheit erfahren, wollte sie aber nicht glauben. Lady Diara Sky´s - Auszug aus Sky´s Chroniken Sir Oontz hatte Lady Diara in das Schlafgemach der Wahrsagerin Esröp gebracht, nach dem Lady Diara ohnmächtig und mit ihrem Kopf auf die Tischplatte geschlagen war. Zum Glück war die Haut nicht geplatzt, aber Lady Diara würde eine schöne Beule davontragen. Sir Oontz war Überrascht, als er das Schlafgemach von Esröp betrat. Das Schlafgemach war nur etwas kleiner als der Haupt-raum und wurde von einem großen Bett beherrscht. Auch hier lagen wieder Fälle auf dem Boden und hingen Tücher an den Wänden, auch waren hier Truhen vorhanden, allerdings ohne Schnitzereien. Während das Fenster im Hauptraum, auf den Gang hinaus führte, zeigte das Fenster in Esröps Schlafgemach, auf einen Teil der Sky´s Gärten, in dem sich ein großer Teich befand. Für gewöhnlich schwammen Enten, diverse Wasservögel und etwa ein Dutzend riesiger, schneeweißer Schwäne auf dem Teich, aber als Sir Oontz jetzt auf den Teich blickte, sah er nur einen Schwan, genau in der Mitte des Teiches. Wo die anderen waren, war nicht zu sehen. „Einen schönen Ausblick habt ihr hier.“ meinte Sir Oontz, aber die alte Esröp winkte ab. Sie lebte nun schon so lange in diesen Räumen, daß sie den Ausblick aus ihrem Fenster, als gegeben hinnahm und im Mo-ment interessierte sie auch nur, wie es Lady Diara ging. Lady Diara lag in Esröps Bett und schien so gut wie überhaupt nicht zu Atmen. Esröp ging wieder in den Hauptraum und kam mit einem Holzeimer, voll kaltem Wasser und einem Tuch zurück. Esröp legte das Tuch in das Wasser, wrang es ein bißchen aus, nur soviel, daß es nicht tropfte und legte es Lady Diara auf die Stirn. Lady Diaras Nerven zuckten bei diesem kalten Tuch zusammen und zwangen sie, die Ohnmacht zu verlassen. Stöhnend öffnete Lady Diara die Augen und schaute sich um. Als erstes sah sie Sir Oontz, der auf der anderen Seite des Bettes stand und dann die alte Esröp, die mit dem nassen Tuch, ihr Ge-sicht abwischte. Das tat gut, wie Lady Diara fand. „Ich bin wieder ohnmächtig geworden, nicht wahr?“ fragte Lady Diara und schaute dabei die Wahrsagerin an. „Ja und ihr seid dabei mit dem Kopf auf den Tisch gefallen, daß dürfte eine gute Beule geben.“ erwiderte Esröp und wollte erneut den kalten Lappen auf Lady Diaras Stirn legen, aber Lady Diara wehrte ab und setzte sich auf. Sir Oontz hatte sie hier her gebracht, damit sie die Wahrheit über sich erfuhr und um Antworten auf Fragen zu bekommen, die Lady Diara hatte. Ein paar Antworten hatte Lady Diara bekommen, aber auch wie-der mehr Fragen in ihrem Kopf, die erneut beantwortet werden wollten. „Also, jetzt mal sehen, ob ich das alles richtig verstanden habe. Meine Mutter ist die Königin der Yonos Feen, aber keiner weiß, wo sie jetzt ist. Mein Vater ist ein unbekannter Mann, der ein Holzfäller gewesen sein soll. Da klar war, daß ich die Gabe der Yonos Feen nicht haben würde, wollten die Feen mich meiner Mutter wegnehmen. Sie hat sich aber dagegen gewehrt und mich zu euch gebracht. Ihr habt mich dann zu euerer Schwester und ihren Mann gebracht und diese zogen mich auf, wie ihr eigenes Kind und ließen mich in dem Glauben, daß sie meine Eltern sei-en. Gut, meine Mutter hat dann herausbekommen, von einem Zauberer, daß ich doch die Gabe bekommen kann, wenn mein dreißigster Geburtstag ansteht. Nun, die Gabe habe ich bekom-men. Ist das soweit richtig?“ wollte Lady Diara von Esröp wissen und diese nickte. „Gut, bis hierhin habe ich es jetzt Begriffen, auch das mein gan-zes leben, so wie ich es bisher kannte, eine Lüge war und ich will diese verfluchte Gabe nicht, ich will nicht diese Schrecken se-hen.“ rief Lady Diara und schmiß das Kopfkissen quer durch den Raum, bis es an einer Wand abprallte und auf dem Boden lande-te. „Was ich nicht verstehe, ist, als meine Mutter erfuhr, daß ich doch diese Gabe bekommen kann, warum ist sie dann nicht wieder zurückgekommen und hat den anderen Yonos Feen erklärt wie die Dinge lagen? Warum und vor wem hat sie sich versteckt? Woher kennt ihr überhaupt meine Mutter und warum sollte ich nicht im Haus Sky´s bleiben?“ wollte Lady Diara wissen und starr-te Esröp an. Lady Diara war wütend, sehr wütend sogar und wenn die Legen-de stimmte, die man sich unter den Zauberern und Wahrsagern erzählte, dann konnte es Gefährlich werden, darum bemühte sich Esröp, Lady Diara zu beruhigen. „Ich bitte euch, Lady Diara, regt euch nicht auf. Ich werde, sofern ich dazu in der Lage bin, jede eurer Fragen beantworten, aber nicht in meinen Gemächern. Ich denke, daß eure Bibliothek bes-ser dazu geeignet ist. Wenn ihr euch beruhigt, werdet ihr auch die Zusammenhänge besser sehen.“ meinte Esröp und wollte sich Aufrichten. Aber Lady Diara hielt sie am Arm fest und zog Esröp zu sich auf das Bett. „Und warum erhalte ich jetzt keine Antworten?“ zischte sie und Esröp, die Lady Diara immer nur als Freundliche, Gutherzige und Liebevolle Frau kannte, zuckte zurück. Auch Sir Oontz erkannte Lady Diara nicht wieder. Sicher, ihr bis-heriges Leben, so wie sie es kannte, war in den letzten beiden Tagen zerronnen, wie feiner Sand durch die Finger und ihr wurde offenbart, daß sie plötzlich eine Gabe hatte, die sie nicht wollte und die ihr Schrecken zeigte, die sie nicht Aussprechen wollte, aber dennoch war es für Sir Oontz ein Schock Lady Diara so zu sehen. „Lady Diara, bitte, so kommen wir nicht weiter. Esröp hat recht. Es wäre besser, wenn ihr euch ein wenig ausruht und dann kommt Esröp zu euch und beantwortet eure Fragen. Es gibt si-cherlich einen guten Grund, warum Esröp in der Bibliothek mit euch sprechen will.“ redete Sir Oontz auf Lady Diara ein und sei-ne Stimme brachte sie wieder einigermaßen zu Vernunft. „Ihr habt recht Sir Oontz. Entschuldige bitte Esröp, ich wollte dich nicht Beleidigen.“ meinte Lady Diara und ließ Esröps Arm los. „Ihr seid keinesfalls Beleidigend gewesen, Lady Diara. Ich ver-stehe ja, was in euch vorgeht, aber so aufgewühlt, wie ihr jetzt seid, bringen alle Erklärungen nichts. Und die Bibliothek habe ich vorgeschlagen, weil ich glaube, daß dort einige Antworten zu finden sind. Kommt, gehen wir wieder rüber und trinken noch einen Tee.“ schlug Esröp vor, aber Lady Diara lehnte ab. „Danke, daß ist lieb gemeint, aber wenn ich einen klaren Kopf haben will, dann sollte ich mich besser wieder auf den Weg ma-chen. Außerdem habe ich noch einiges zu erledigen, für die gro-ße Sommerfeier, nächsten Monat.“ meinte Lady Diara und stand von dem Bett auf. Lady Diara achtete nicht auf Sir Oontz, sondern durchquerte das Schlafgemach und blieb einen Augenblick an der Eingangstür stehen. „Ihr habt es wirklich schön hier, Esröp. Ich glaube, ich werde euch öfters mal Besuchen kommen und danke nochmals für den Tee.“ meinte Lady Diara, wartete aber nicht auf eine Antwort und ver-schwand durch die Tür, in den kleinen Gang. Sir Oontz beeilte sich hinter Lady Diara herzukommen. An der Eingangstür blieb er noch einen Moment stehen, schaute Esröp an und zuckte kurz mit den Schultern, dann lief er los. „Ich Glaube nicht, daß ihr mich je wieder hier Besuchen werdet.“ murmelte Esröp vor sich hin und schloß die Tür. Lady Diara war schon ein gutes Stück voraus und Sir Oontz rief Lady Diara an, daß sie auf ihn warten möge, aber Lady Diara antwortete nicht, ebensowenig blieb sie stehen. Sir Oontz holte Lady Diara schnell ein und ging dann neben ihr her. „Lady Diara, wißt ihr überhaupt, wo ihr langgehen müßt? Man kann sich hier schnell verlaufen.“ sprach Sir Oontz Lady Diara an. „Ich weiß genau, wo ich langgehen muß.“ murmelte Lady Diara und Sir Oontz hatte es kaum verstanden. Lady Diara schien wieder weggetreten zu sein, aber sie ging durch die richtigen Gänge, nahm die richtigen Abzweigungen und ging die richtigen Treppen herunter, daher schwieg Sir Oontz und ging nur neben ihr her. Sir Oontz blickte einmal kurz in ihr Gesicht, daß einen verträum-ten Ausdruck angenommen hatte und ihre Augen schienen starr auf etwas gerichtet zu sein, sahen aber nicht wirklich wo sie lang-ging. Diesmal war es keine Vision. Es war irgend etwas anderes, aber Sir Oontz schwieg trotzdem weiterhin. Egal was Lady Diara jetzt hatte, auf jeden Fall war sie wach und bei Bewußtsein, zumindest hatte sie ihm geantwortet. Schließlich bogen sie in den Gang ein, der sie in den großen Saal führen würde und Sir Oontz war gespannt, was geschehen wür-de, sobald Lady Diara sich wieder in bekannter Umgebung be-fand. Lady Diara und Sir Oontz durchschritten den Torbogen, aber La-dy Diara blieb nicht stehen, sondern ging schnurstracks, auf die große Treppe zu. Sir Oontz bemerkte, daß Lady Diaras Gesichtsausdruck immer noch verträumt war und ihre Augen immer noch auf etwas gerich-tet waren, was er nicht sehen konnte. Oben angekommen, wandte Lady Diara sich nach links und ging durch den Gang, in dem die Gemälde der Herrscher von Haus Sky´s hingen, in Richtung der Bibliothek, ohne die Gemälde an-zusehen, so, wie sie es sonst immer tat. Lady Diara ging weiter, kam an ihrem Schlafgemach vorbei und wandte sich an einer Gabelung, nach rechts. Kurz darauf stand sie vor der großen massiven Holztür, die in die Bibliothek führte. Lady Diara griff nach der Klinke und stieß die Tür auf. Sie betrat die Bibliothek und steuerte auf den Tisch zu, dann rückte sie einen Stuhl zurecht und setzte sich. Sir Oontz, der ebenfalls die Bibliothek betreten hatte und Lady Diara gefolgt war, blieb vor dem Tisch stehen und schaute auf Lady Diara hinab. Lady Diara schaute auf ihre Hände, die sie zusammengefaltet, auf dem Tisch liegen hatte. Sir Oontz konnte Lady Diaras Gesicht nicht sehen, aber er war sicher, daß sie jetzt nicht so schnell aufstehen würde, also nahm er sich den zweiten Stuhl, der an dem Tisch stand und setzte sich Lady Diara gegenüber. Als Sir Oontz saß, hob Lady Diara den Kopf und schaute ihn an. Ihre Augen waren klar, aber jetzt noch dunkler, als am Morgen. „Ihr habt es nicht gesehen, nicht wahr?“ sprach Lady Diara Sir Oontz an. „Was immer ihr gesehen habt, für mich war es nicht sichtbar.“ erwiderte Sir Oontz und stand auf. Er ging zum Kamin, um das Feuer wieder zu entfachen. Sir Oontz hatte bemerkt, daß Lady Diara leicht zitterte, ob nun davon, daß ihr kalt war, oder innerlich, daß wußte Sir Oontz nicht zu sagen, aber es war ihm auch egal. Das Kaminfeuer verbreitete immer etwas wohlige Wärme, in der man sich wohl fühlte, also legte Sir Oontz ein paar Scheite auf die noch glühenden Reste, legte noch ein paar dünne trockene Zweige dazu und das Feuer begann zu brennen. Nicht lange und die Scheite würden hell lodern. Nachdem Sir Oontz den Kamin wieder Entfacht hatte, begab er sich wieder zum Tisch und setzte sich Lady Diara wieder gegen-über. Lady Diara schaute Sir Oontz an und begann dann unvermittelt zu sprechen. „Ich weiß nicht genau, wie ich es sagen soll. Es war irgendwie unheimlich, aber andererseits auch irgendwie beruhigend. Als ich aus der Tür von Esröp Gemächern heraus war, war ich so wütend, daß ich nur noch in meine Gemächer wollte. Ich hatte auf dem Hinweg nicht darauf geachtet, wo ich hingehe und nicht ge-wußte, wo ich war und schrie innerlich, wo muß ich hin. Ganz plötzlich tauchte eine hell leuchtende Kugel auf. Sie schwebte in knapp fünf Schritte Entfernung in Höhe meiner Au-gen. Ich war völlig verblüfft und ging darauf zu, aber mit jedem Schritt, den ich auf die Kuppel zuging, schwebte diese von mir weg. Als sie bei der ersten Abzweigung sofort in eine Richtung schwebte, ohne sich um die andere Ecke zu kümmern, ahnte ich, daß diese Kugel mich dahin bringen würde, wo ich hin wollte. Es war Phantastisch, ich fühlte mich irgendwie Geborgen und sicher und all der Ärger, den ich empfand, als ich Esröp verließ, war plötzlich verschwunden. Ich bin auch nicht mehr wütend, jedenfalls im Moment nicht. Wä-ret ihr so freundlich und würdet Ixa Bescheid geben, daß sie Tee machen soll? Am besten eine von den großen Kannen, oder aber ein paar kleine Kannen, ich denke, daß es nachher, wenn Esröp kommt, etwas länger dauern wird.“ wechselte Lady Diara plötzlich das Thema und Sir Oontz war etwas verwirrt. Aber er reagierte nicht auf das, was Lady Diara erzählt hatte, sondern stand auf und erklärte, daß er Ixa suchen wollte, um ihr Aufzutragen, was Lady Diara wollte. Aber Lady Diara achtete nicht auf Sir Oontz. Sie saß einfach nur weiterhin auf dem Stuhl und schaute auf ihre Hände. Lady Diara dachte an die beiden letzten Tage und was alles ge-schehen war. Sie hatte verstanden, daß sie nicht die war, für die sie sich bisher gehalten hatte, aber Akzeptiert hatte sie es noch nicht, würde es wohl auch nicht so schnell. Ihr war bewußt, daß sie sich verändert hatte, oder besser gesagt, das sie sich immer noch veränderte. Etwas geschah mit ihr, aber sie wußte nicht was und sie war sich sicher, daß auch die Wahrsagerin Esröp, nicht wußte, was mit ihr geschah. Aber Esröp würde ihr sicher sagen können, an wen Lady Diara sich wenden mußte, um mehr zu erfahren. Wenn sich etwas in Lady Diara entwickelte, allem Anschein nach war dies der Fall, dann wollte Lady Diara nicht darauf warten, daß zufällig irgend etwas geschah, sondern wollte und mußte lernen, damit zu leben und damit umzugehen. Lady Diara wußte auch, daß Esröp niemals dieser Lehrer sein würde, dafür wußte sie viel zu wenig. Lady Diara mußte jeman-den finden, der Zauberkräfte besaß. Aber nicht diese kleinen Unterhaltungszauberer, die mit Spiegel-bildern und Luftbildern, Drachen, die Feuer spieen, oder Kämpfer, die sich Duellierten erschufen, sondern einen richtigen Zauberer, der auch die richtigen Zauber beherrschte. Und da würde Esröp ihr helfen können, die alte Frau verkehrte in diesen Kreisen und sicherlich wußte die alte Wahrsagerin auch, wer dafür in Frage käme. Aber trotz ihrer neuen Probleme, die Lady Diara jetzt hatte und die ihr doch zuschaffen machten, wollte sie nicht das große Sommerfest versäumen. Es mußte noch etliches dafür vorbereitet werden und damit alles in geregelten Bahnen lief, stand Lady Diara auf, ging zu dem kleinen Tisch, der bei dem Kamin stand, nahm den Stapel Papier an sich und ging dann zu einem Bücherregal, auf dem auch ein Tintenfaß, samt Schreibfeder, stand. Mit diesen Dingen begab Lady Diara sich wieder an den großen Tisch, legte Papier und Tintenfaß darauf ab und setzte sich wie-der. Sie nahm sich ein Blatt Papier und tränkte die Feder in dem Tin-tenfaß. In dem Moment, als Lady Diara zu schreiben beginnen wollte, wurde die Tür zur Bibliothek geöffnet und Sir Oontz kam herein. Sir Oontz hatte Ixa in der Küche angetroffen, wo sie das Abend-essen, für die Gäste des Hauses Sky´s, zubereitete und hatte ihr aufgetragen, was Lady Diara wünschte. Sir Oontz hatte klar zu verstehen gegeben, daß sie sich sofort darum kümmern sollte, da Lady Diara sehr schlechte Laune hat-te. Aber als Sir Oontz Lady Diara nun an dem Tisch sah, mit einem Blatt Papier vor sich und einer Schreibfeder in der Hand, war er doch etwas erstaunt. Sir Oontz hatte nicht damit gerechnet, daß Lady Diara sich dazu in der Lage fühlen würde zu schreiben. „Ah, Sir Oontz, da seid ihr ja wieder. Kommt her und setzt euch.“ meinte Lady Diara und sie hörte sich nicht mehr so an, als ob sie noch wütend wäre. „Ich habe Ixa aufgetragen, was ihr sagtet und sie wird den Tee dann hier her bringen. Ich habe ihr auch gesagt, daß sie dafür Sorgen soll, daß der Tee heiß bleibt.“ meinte Sir Oontz. "Gut, ich hoffe nur, das Ixa nicht solange braucht. Einen Tee könnte ich jetzt gut gebrauchen. In Ordnung, also, ich habe mir gedacht, damit ich nicht soviel über die letzten beiden Tage und das nachdenke, was ich heute über mich zu hören bekommen habe, daß ich mich etwas Ablenken sollte und was würde da besser passen, als das große Sommerfest? Es rückt immer näher und wir haben noch nichts vorbereitet. Sir Oontz, laßt uns dar-über Reden, wer soll was machen? Wer soll wo und neben wem sitzen? Ich denke, wir beginnen mit der Liste von denjenigen, die kommen werden. Darum seid ihr ja den letzten viertel Sommer lang unterwegs gewesen. Also, erzählt, wer wird zum großen Sommerfest erscheinen?“ forderte Lady Diara Sir Oontz auf Be-richt zu erstatten und Sir Oontz bat um einen kleinen Moment Geduld. Anscheinend hatte Lady Diara sich damit abgefunden, was mit ihr geschah, aber Sir Oontz war auch fasziniert von der unglaubli-chen Gefühlswelt, die Lady Diara in den letzen beiden Tagen an den Tag gelegt hatte. Zuerst war Lady Diara tief in Gedanken versunken gewesen, we-gen ihrer Vorahnungen, dann hatte sie eine Vision, die gefolgt war von großer Angst, über die Schrecken die sie gesehen hatte. Gefolgt von großer Verwirrung, als sie die Wahrheit über sich erfahren hatte, die in grenzenloser Wut endete, als Esröp ihr in ihren Gemächern nicht mehr erzählen wollte und jetzt saß Lady Diara hier, schien wieder normal zu sein, soweit das jetzt noch möglich war und redetet über das große Sommerfest. Aber Sir Oontz war sich nicht einmal sicher, ob Lady Diara zum Zeitpunkt des Sommerfestes überhaupt auf Haus Sky´s anwe-send sein würde. Sir Oontz hatte das Gefühl, daß Lady Diara sehr bald schon nach Antworten suchen würde und er wußte, daß diese Antworten nicht im Haus Sky´s zu finden sein würden. Aber jetzt wollte er Lady Diara erst einmal ablenken, in dem er ihr dabei half, die Vorbereitungen für das große Sommerfest zu ges-talten. Sir Oontz kramte in den Taschen seines Gewands und brachte kurz darauf ein paar Blätter Papier zum Vorschein, die er mit Namen voll geschrieben hatte. „Da hab ich sie. Soll ich euch die Namen vorlesen?“ fragte Sir Oontz und Lady Diara nickte. „Also, wie ich euch schon sagte, wird Lord Mungram nicht er-scheinen, aber seine Frau Lady Tibro wird kommen, ebenso der Sohn Wollib und die Tochter Elanruf, werden kommen. Wir kön-nen davon ausgehen, daß etwa 100 Mägde, Knechte und Leute aus Lord Mungrams Volk, ebenso erscheinen werden. Wie ich auch schon erwähnte, werden Lord Netad, seine Frau Lady Epals, die vier Söhne Tresed, Etsaw, Semit und Yuruf er-scheinen, ebenso die Tochter Levram und auch hier können wir davon Ausgehen, das zusätzlich etwa 100 Leute aus Lord Netads Volk kommen werden. Gut, des Weiteren habe ich Lord Epmal und seine Tochter Enoph hier stehen, die ihre Zusage gegeben haben. Aber Lord Epmal gedenkt nur 50 Leute aus seinem Volk mitzubringen. Dann kommen Lord Ehabed und seine Frau Lady Tizifed zum Sommerfest und die bringen ihre Töchter Emalf, Lennalf, Eralf und Sohn Taolf mit. Hier haben wir dann wieder ein Gefolge von etwa 100 Leuten. Eine Abhandlung von 10 Mann kommt aus Sautila, Namen konn-ten die Sautilaner mir noch nicht nennen, da sie nicht genau wuß-ten, wer mitkommen wird, ebenso bei den Elomern, die eine 20 Mann starke Abhandlung schicken. Auch die Nokixelaner kommen mit 10 Leuten. Ich getrau mich es fast nicht zu sagen, aber die Yonos Feen wol-len auch kommen, aber nur mit 5 Leuten.“ meinte Sir Oontz und schaute Lady Diara an. Lady Diara schaute Sir Oontz an und zuckte dann die Schultern. „Warum solltet ihr das nicht sagen? Die Yonos Feen sind schließ-lich genauso Bewohner von Lavia, wie alle anderen auch und meine Einladung zur großen Sommerfeier, gilt für sie genauso. Außerdem sind sie mit mir Verwandt und die Yonos Feen können nichts dafür, daß ich jetzt auch diese Gabe habe. Also, gut, wen habt ihr noch auf eurem Zettel?“ wollte Lady Diara wissen. Lady Diara schaute Sir Oontz an und dieser sah, daß es ihr ernst damit war, was sie soeben sagte und sie hatte recht. Es stimmte, die Yonos Feen konnten nichts dafür, was mit Lady Diara geschah, sie waren ja sogar davon überzeugt gewesen, daß sie die Gabe überhaupt nicht bekommen konnte. War Lady Diara jetzt wieder soweit sie selbst, daß sie nicht mehr wütend war, oder war dies nur gespielt? Aber selbst wenn Lady Diara noch wütend war, so zeigte sie es nicht und Sir Oontz konnte nicht viel daran ändern. Er konnte nur versuchen das schlimmste zu verhindern, versuchen sich meis-tens in Lady Diaras Nähe aufzuhalten, um eingreifen zu können, aber im Moment war dies nicht so wichtig, darum nickte Sir Oontz, als Bestätigung auf Lady Diaras Frage und schaute auf seinen Zettel. Nach dem Land Namor und dem Land Refeih, die im Norden von Lavia lagen, ebenso wie Vinroc, die Heimat der Yonos Feen, gab es noch zehn weitere Länder, die im Norden lagen und sich von dem Nokixelwald, bis hin zu der Ragnier Bulc Bergkette erstreck-ten. Wenn man den Nokixelwald hinter sich hatte, der am nächsten an Nevaeh lag, dann kam man in das Land Dliefni. Es war ein gro-ßes Land, lag aber unter keiner Herrschaft und war die Heimat der Dliefniblüten, aus dem Lady Diaras Lieblingstee gemacht wurde. Die Dliefnianer kamen mit einer Abhandlung von 20 Mann zum Sommerfest. Anschließend war Sir Oontz in die Länder Gatnom, Gatsnie und Schowtt gekommen, die alle ohne Herrschaft waren und jedes dieser Länder, kam mit jeweils 20 Mann. Dann gab es noch das Land Gatsrenno, in dem Lord Rofoed, aus dem Haus Aloc, die Herrschaft hatte. Er würde mit Ehefrau Lady Ibokag und Tochter Xafel zum Sommerfest erscheinen, wobei sie hier wieder gute 100 Leute zusätzlich erwarteten. Am fuße der Bergkette Ragnier Bulc, lagen die Länder Gatreif und Gatsam. Auch diese Länder lagen unter keiner Herrschaft, wollten aber jeweils mit 50 Leuten am großen Sommerfest teil-nehmen. In den Bergen, gab es dann noch, neben Nedserd, die Länder Selgna und Ilgniw, die jeweils 20 Mann schickten. Anschließend hatte sich Sir Oontz von dem Land Ilgniw, das am westlichsten, der nördlichen Länder lag, nach Westen an die Küs-te begeben. Neben Nemerb, das von dem alten Lord Mungram regiert wurde, der diesen Sommer wohl nicht mehr überstehen würde und für Lady Diara so etwas wie ihr Großvater war, gab es noch die Län-der Nebab, Fureb, Rutiba, Swodnia und Noitisop. Mit Ausnahme von Nemerb, waren diese Länder Riesen groß und zogen sich von Nordwesten, nach Südwesten, die ganze Küste entlang, wo Noitisop an der Südlichen Landesgrenze von Elom anschloß. All diese Länder lagen unter keiner Herrschaft und schickten je-weils 20 Mann zum großen Sommerfest. Im Süden hatte Sir Oontz seine Aufgabe sehr schnell erledigt, da es dort nur vier Länder gab. Zum einen die Länder Elom und Etanag, welches beides Sand-länder waren, die auch ohne Herrschaft waren und ebenfalls eine Abordnung von 20 Leuten zum Sommerfest schickten. Und zum anderen gab es die Länder Nekorb, Enilno und Sautila. Der Süden von Lavia bestand zu zweidrittel aus riesigen Grasflä-chen, auf denen gewaltige Herden von Rindern, Schafen und einigen anderen Tieren grasten, so wie auch ein paar kleine Wäl-der und zu einem drittel bestand der Süden aus den Sandländern Elan und Etanag. Auch die drei Länder Nekorb, Enilno und Sautila, schickten eine Abordnung von je 10 Leuten. Sautila lag am Östlichsten der Südlichen Länder und von dort kam Sir Oontz zu den Küstenländern, wo neben Grubmah, noch Trobea, Ahtmasea, Lanruj, Nechok, Litsni, Tautsni, Tlusni, Noita-voni und Tnemmrz, sich von der südlichen Küste, bis zur Nördli-chen, entlang zogen. Auch diese Länder waren ohne Herrschaft und wollten jeweils 20 Leute zum großen Sommerfest schicken. Von Tnemmrz, dem letzten Land in Lavia, das auf festen Land lag und bewohnt war, reiste Sir Oontz auf dem direkten Weg wie-der nach Nevaeh zurück. Dabei kam er durch Nevor, das eigentlich kein richtiges Land war, sondern ein gigantischer Wald. Er erstreckte sich vom Westen bis zum Osten Lavias, reichte bis fast nach Nevaeh heran und ging im Süden in die gewaltigen Grasländer über. Die Neknos lebten in diesem Wald und eine Handvoll Menschen, die diese Neknos fingen, wegen der Wolle. Wer oder was sonst noch in diesem Wald lebte, daß wußte nie-mand. Sir Oontz hatte niemanden von den hier ansässigen Menschen gesehen, genausowenig, wie er wieder Neknos gesehen hatte. Als Sir Oontz seinen Bericht schließlich damit beendete, wie er vor zwei Tagen wieder in Haus Sky´s angekommen war, kam Ixa, die Magd herein. Hinter Ixa betraten noch vier weitere Mägde die Bibliothek und zwei von ihnen zogen kleine Hangwagen hinter sich her. Auf dem ersten Handwagen standen zwei große, sowie etwa fünf kleine Kannen, mit Tee und auf dem zweiten Handwagen stan-den zwei große Schalen mit glühenden Steinen. Ixa selbst trug ein Tablett, mit einer Kanne Dliefnitee, zwei Ton-bechern und einer kleinen Schale mit glühenden Steinen. Ixa schaute Lady Diara an und erschrak innerlich über ihr Ausse-hen. Lady Diaras Orange Augen, die immer so hell geleuchtet haben, waren jetzt ein sehr dunkles Orange und lange nicht mehr so leuchtend. Ihre Goldblonden Haare, die immer sehr fein, glatt und glänzend waren, waren jetzt ein schmutziges Gelb, waren spröde und standen überall, trotzdem sie, sie zum Zopf gefloch-ten hatte, ab. Und ihre Haut war nicht mehr so weiß wie Marmor, sondern war grau geworden und Ixa hatte den Eindruck, als wenn Lady Diara krank war. Aber Ixa zeigt nicht, das sie sich Sorgen machte. Sie gab den anderen Mägden die Anweisungen, daß sie die Schalen mit den glühenden Steinen, direkt neben den Kamin stellen sollten, dann sollten sie die Kannen mit dem Tee darauf stellen und sich wieder zurück ziehen. Ixa stellte ihr Tablett auf den Tisch, an dem Sir Oontz und Lady Diara saßen. „Lady Diara, fühlt ihr euch wieder besser?“ fragte Ixa vorsichtig bei Lady Diara an, während sie den Tee in die beiden Becher goß. Lady Diara schaute Ixa an, sagte aber im ersten Moment nichts, da sie in Gedanken die Personen zusammenzählte, die sie zum großen Sommerfest erwartete. Lady Diara gab keine direkte Antwort, sondern stellte Ixa eine Gegenfrage. „Ixa, sehe ich so aus, als wenn es mir besser gehen würde?“ Die anderen vier Mägde, die neu im Haus Sky´s waren, hatten die Aufgabe erledigt, die Ixa ihnen gegeben hatte und waren ge-rade dabei, das Zimmer zu verlassen. Ixa wartete, bis die vier Mägde die Bibliothek verlassen hatten, erst dann antwortete Ixa. „Entschuldigt, Lady Diara, wenn ich zu direkt sein sollte, aber nein, ihr seht nicht so aus. Ehrlich gesagt, seht ihr gar nicht gut aus.“ Ixa kannte Lady Diara nun schon über zehn Sommer. Lady Diara und Ixa waren fast gleichzeitig in das Haus Sky´s gekommen. Sie waren beide jung gewesen, wußten nicht recht wo sie hingehör-ten und waren weg von zu Hause. Lady Diara war oft in der Küche gewesen, um zu zusehen, wie die Speisen zubereitet wurden, um zu reden und hatte gelegent-lich auch geholfen. Die beiden jungen Frauen waren irgendwie ins Gespräch ge-kommen und es hatte sich eine Freundschaft entwickelt. Beide konnten sich immer alles erzählen, keine prahlte oder ver-riet jemals, was die andere ihr gesagt hatte und Ixa hat eine gan-ze Menge über das Hofleben und die anderen Lords und deren Familien erfahren, aber Ixa hatte auch nie vergessen, wen sie vor sich hatte. Lord Sky´s hatte Ixa dann zur Persönlichen Magd von Lady Diara gemacht und die beiden waren fast den ganzen Tag zusammen, aber niemand hätte jemals gewagt, Lady Diara direkt zu sagen, daß sie gar nicht gut aussah, außer Lord Sky´s und die alte Wahrsagerin Esröp und Ixa eben. „Siehst du Ixa und genauso fühle ich mich, überhaupt nicht gut.“ erwiderte Lady Diara, auf Ixas letzten Einwand hin.

SECHS
Wenn die Sommer der Zeitweiligkeit abgelaufen sind, wenn die Geräusche unserer Welt verklingen und unser rastloses, akti-ves Dasein zu einem Halt gekommen ist, wenn alles um dich herum still ist, wie in der Ewigkeit, dann fragt die Ewigkeit dich und jedes Individuum, daß jemals Existierte, nur eins: Lebtest du in Hoffnungslosigkeit, oder nicht? Lady Diara Sky´s - Das Ende ist Ewiglich Auszug aus Sky´s Chroniken Ixa hatte sich weiter nicht zu Lady Diaras Aussehen geäußert, aber sie spürte, daß Lady Diara nicht darüber reden wollte, oder konnte. Ixa wußte nur zu gut, daß es Gefühle und auch manche Situatio-nen gab, über die man nicht reden wollte, weil man sie vielleicht selbst nicht genau verstand, darum schwieg Ixa und verließ die Bibliothek wieder. In dem Moment, als sie die Tür öffnete, kam die alte Wahrsagerin um den Türpfosten und Ixa erschrak fürchterlich, als sie die alte Esröp plötzlich vor sich hatte. „Bei allen Göttern von Lavia, mußt du denn ständig so rumschlei-chen?“ fuhr Ixa die alte Frau an, aber Esröp beachtete sie gar nicht. Esröp drückte sich an Ixa vorbei, betrat die Bibliothek und schloß die Tür hinter sich, wobei sie eine sehr verblüffte Ixa vor der Tür zurück ließ. Lady Diara und Sir Oontz hatten zur Tür geschaut, als Ixa vor Schreck gequiekt hatte und sahen Esröp nun auf sich zukommen. Esröp sah, daß nur zwei Stühle an dem Tisch standen, an dem Lady Diara und Sir Oontz saßen, darum wandte sie sich sofort nach rechts und steuerte die rechte Wand der Bibliothek an, wo sich noch ein Stuhl befand. Allem Anschein nach kannte Esröp sich hier aus, sie mußte hier schon mal gewesen sein, wenn nicht sogar öfters. Esröp war schon öfters in der Bibliothek gewesen. Sie hatte vor langer Zeit, als Lord Sky´s, Lady Diaras Mann, selbst noch ein Kind war, von Lord Sky´s Vater, die Erlaubnis erhalten, sich In-formationen über die fünf Magier zu holen. Dabei war sie hauptsächlich die Chroniken der Sky´s durchge-gangen, die über die Finsternis existierten, da diese von den fünf Magiern geschrieben worden waren. Esröp hatte sehr viel über die fünf Magier und die dunkle Zeit erfahren und hatte das wichtigste für sich behalten und würde es auch weiterhin für sich behalten, wenn sie nicht danach gefragt wurde. Esröp zog den Stuhl an den Tisch und setzte sich. Da weder Sir Oontz, noch Lady Diara etwas sagten, schwieg auch die alte Wahrsagerin. Esröp machte es nichts aus zu schweigen, es war ihr sogar lieber, wenn niemand etwas sagte, aber sie war nicht hier her gekommen, um einen Wettstreit über Schweigen auszutragen und Lady Diara sprach sie als erstes an. „Esröp, ich möchte mich noch einmal für mein ungebührendes Verhalten euch gegenüber entschuldigen.“ meinte Lady Diara, aber Esröp winkte ab. „Ist schon vergessen. Ich kann euch versichern, Lady Diara, ich habe schon andere Dinge in meinem langen Leben gesehen, gehört und auch gespürt. Ich kann sogar sehr gut verstehen, wie es in euch aussehen muß, welche Gefühle über euch hereinbre-chen und das dies alles nicht so schnell zu verarbeiten ist. Ich bin euch nicht böse, ganz und gar nicht. Ich bin gekommen, um eure Fragen, sofern ich dazu in der Lage bin, zu beantworten.“ erwi-derte Esröp und griff nach Sir Oontz Becher. Sir Oontz sagte nichts dazu, er hatte keine Lust jetzt einen Streit zu beginnen, später würde er sich einen anderen Becher holen. Als Esröp den Becher wieder absetzte, meinte sie, daß sie schon lange keinen Dliefnitee mehr getrunken habe. „Ich trinke ihn eigentlich nur. Er schmeckt sehr gut und bekommt mir auch gut. Aber lassen wir das, ich will hier nicht über Tee reden. Sagt mir bitte, woher kennt ihr meine Mutter?“ wollte Lady Diara von Esröp wissen. Esröp schwieg, aber nicht, weil sie nichts sagen wollte, sondern, weil sie versuchte sich zu erinnern, wann und wo sie Lady Diaras Mutter zum ersten mal begegnet war. Lady Diara sah, daß Esröp sich zu Erinnern versuchte, daher schwieg sie und wartete geduldig, daß Esröps Erinnerungen ein-setzten. Plötzlich hellte Esröps Gesicht sich auf und sie begann zu grin-sen. Wenn Esröp nicht zu sprechen begonnen hätte, dann hätte sie sich wohl ihren Erinnerungen hingegeben und hätte laut losge-lacht. Lady Diara sah, wie Esröps Gesicht immer mehr zu strahlen be-gann und Lady Diara gestand sich ein, daß man in diesem Mo-ment sehen konnte, daß Esröp in jungen Jahren einmal recht ansehnlich gewesen sein mußte. „Als ich euere Mutter kennenlernte, war sie davon weit entfernt, die Königin der Yonos Feen zu sein. Sie wird damals nicht einmal im Traum daran gedacht haben, jemals die Königin zu sein, ge-schweige denn euch zu bekommen. Es muß jetzt gute 35 Som-mer her sein, daß ich sie das erste mal traf. Ich war damals noch jung, genau wie euere Mutter und als Wahr-sagerin, hatte ich meine Grundausbildung absolviert und zog jetzt durch Lavia, um Erfahrungen zu sammeln, damit ich besser wer-den würde. Ich ging damals durch den großen Wald, um mich vor dem Re-gen zu schützen, der schon zwei Tage lang fiel. In dem großen Wald gibt es auch ein paar Lichtungen und als ich eine von diesen Lichtungen erreichte, sah ich eure Mutter. Eure Mutter war schon immer wild, unnachgiebig und etwas auf-sässig gewesen und es war ihr damals in den Kopf gekommen, in den großen Wald zu gehen, ein Nekno zu fangen und es einzu-reiten. Niemals würde jemand freiwillig auf die Idee kommen, ein Nekno als Reittier zu benutzen, aber eure Mutter war ganz versessen gewesen von dem Gedanken, mit solch einem Tier durch Vinroc und den anderen Ländern zu reiten. Sie wollte die staunenden Gesichter sehen und die Aufmerksamkeit wäre ihr sicherlich ge-geben gewesen. Eure Mutter hatte mit einem Bewohner aus Tautsni gesprochen, der ihr erzählte, wie die Pferdezüchter dort die Pferde zuritten. Eure Mutter war der Meinung gewesen, daß sie das auch könnte. Sie hatte es sogar geschafft ein Nekno zu fangen, aber diese Tiere sind keine Reittiere und sie mögen kein Regen. Eure Mutter hatte gleich zwei Fehler gemacht, zum einen hat sie dem Tier eine Reitdecke aufgelegt, was die Neknos natürlich nicht kennen und zum anderen stand sie mit diesem Tier auf ei-ner Lichtung, mitten im Regen. Eure Mutter schaffte es auf den Rücken des Tieres zu kommen, aber nur für eine sehr kurze Zeit. In dem Moment, wo ihr Hinterteil den Rücken des Tieres berühr-te, drehte dieses durch. Das Tier sprang wild auf und ab, dann plötzlich von links nach rechts, streckte die Hinterbeine in die Luft, machte einen Buckel, dann wieder ein Hohlkreuz. Eurer Mutter hielt sich zwar mit der rechten Hand an dem Geweih fest, aber der Rest ihres Körpers zappelte so unwillkürlich auf dem Rücken des Neknos herum, wie eine Marionette, der man unwillkürlich verschiedene Fäden hoch-zog. Dann rannte das Nekno plötzlich auf den Wald zu und euere Mut-ter war so Überrascht, daß das Tier nicht mehr bockte, daß sie ihren Kopf hob, um zu sehen, wo es hinging und im selben Mo-ment bekam sie einen dicken Ast vor den Kopf. Eure Mutter wurde mit solch einer Wucht zurückgeschleudert, daß sie zwanzig Fuß vom Waldrand entfernt, zu liegen kam. Ich konnte nichts anderes tun, als zu lachen. Eure Mutter sah so zum Lachen aus, wie sie auf den Nekno herumgeschleudert wur-de, da hätte jeder gelacht. Aber das Lachen verging mir relativ schnell, als ich bemerkte, daß eure Mutter nicht wieder aufstand. Ich bin dann zu ihr gerannt und habe sie erst einmal in den Wald gebracht, wo es doch sehr viel trockener war. Dann habe ich sie mit einem Tuch trocken gewischt und habe da erst bemerkt, daß sie eine stark blutende Wunde am Kopf hatte. Sie mußte sie sich zugezogen haben, als sie mit dem Ast kolli-dierte, oder aber, als sie auf der Lichtung gelandet war. Es blieb mir nichts anderes übrig, als diese Wunde zu nähen, wofür ich ganze zehn Stiche benötigt habe, anschließend machte ich eine Salbe aus Kräutern und legte diese auf die Wunde, damit sie sich nicht entzündete und legte einen Verband an. Zwei Tage später kam eure Mutter wieder zu Bewußtsein und als ich ihr dann schilderte, wie sie von dem Nekno Katapultiert wor-den war, mußte ich wieder lachen. Zuerst schaute eure Mutter mich ärgerlich an, aber dann lachte sie mit. Wir sind dann noch einige Zeit zusammen geblieben, bis sich unsere Wege wieder trennen mußten. So habe ich euere Mutter kennengelernt.“ been-dete Esröp ihre Erinnerung und schaute Lady Diara an. Es verwunderte Esröp nicht, daß Lady Diara lächelte, bei der Vorstellung ihre Mutter auf einem Nekno zu sehen. Auch Sir Oontz lächelte, aber nicht wegen der Vorstellung, eine Yonos Fee auf dem Rücken eines Nekno hin und her zappeln zu sehen, sondern bei der Vorstellung, ein Nekno selbst zuzureiten. Sein Ansehen würde unweigerlich sehr stark steigen, nicht nur in Nevaeh, sondern auf ganz Lavia. Mit solch einem Reittier, wäre Sir Oontz der absolute Mittelpunkt, egal wo er auftauchen würde. Was für eine wunderbare Vorstellung, aber Sir Oontz hatte sich damit abgefunden, daß er wohl niemals in seinem Leben, je ein Nekno sehen wird, geschweige denn reitet. Jetzt wußte Lady Diara, woher Esröp ihre Mutter kannte und Lady Diara mußte feststellen, daß sie wiederum einige Fragen hatte, sie wollte mehr über ihre Mutter wissen, aber das mußte noch warten, sie hatte wichtigere Fragen. „Jetzt verstehe ich, warum meine Mutter mich damals zu euch gebracht hat, glaube ich. Aber warum wollte sie nicht, daß ich hier im Haus Sky´s bleibe und hier aufwachse?“ wollte Lady Diara weiter wissen und auch diese Frage beantwortete Esröp ihr. „Wie ihr wißt, ist euere Mutter eine Yonos Fee. Eine sehr starke Yonos Fee, die mächtige Visionen hatte, die ihr Zeiten zeigten, die sehr viel weiter in der Zukunft lagen, als nur ein paar Tage. Eigentlich wollte sie euch nie weggeben, was für eine Mutter nur verständlich ist, aber sie hatte eine Vision. Eure Mutter erklärte mir damals, daß aus euch etwas Besonderes werden würde, sie wußte zu dem Zeitpunkt jedoch noch nicht, daß ihr auch die Ga-be bekommen würdet. Jedenfalls hat sie gesehen, wenn ihr auf Haus Sky´s geblieben wärt, währet ihr nicht das, was ihr heute seid, nämlich Lady Diara Sky´s, deswegen bat sie mich, daß ich euch jemanden anderen anvertrauen sollte. Eure Mutter hat ein paar Tage nach eurer Geburt schon gewußt, daß ihr einmal Lady Sky´s sein würdet, aber nur, wenn ihr nicht in den täglichen Dienstablauf von Haus Sky´s einbezogen sein wür-det, darum hat eure Mutter euch mir gegeben und ich mußte Ver-sprechen, ihr niemals zu sagen, wo ich euch hingebracht habe. Ihr könnt mir glauben, Lady Diara, es fiel mir immer sehr schwer, euch nicht sagen zu dürfen, wer ihr wirklich seid, bis zu dem Tag, an dem ihr die Gabe bekommen würdet, so war mein Verspre-chen an eure Mutter und so habe ich es gehalten.“ erklärte Esröp Lady Diara und für Lady Diara kam immer mehr Licht ins Dunkel. „Aber was ich nicht so ganz verstehe, warum hat meine Mutter sich nicht von den Yonos Feen abgesagt und ist irgendwo hinge-gangen, um mich groß zu ziehen?“ stellte Lady Diara eine neue Frage, auf die Esröp auch eine Antwort hatte. „Das wollte sie, Lady Diara, das wollte sie. Sie hat den Yonos Feen gesagt, daß sie ihre Herrschaft als Königin niederlege und das sie ihr Kind behalten werde, darum wollte sie die Yonos Feen verlassen. Aber die Yonos Feen wollten dies nicht zulassen. Eure Mutter hatte gleich gegen zwei Gesetze der Yonos Feen versto-ßen, die Uralt waren und in einer Zeit entstanden waren, die lan-ge vor der großen Dunkelheit lag. Das erste Gesetz besagt, daß eine Yonos Fee, die zur Königin gewählt worden ist, dieses Amt solange bekleidet, bis sie stirbt. Erst dann dürfen die Yonos Feen eine neue Königin wählen und das zweite Gesetz besagt, daß kein Kind einer Yonos Fee leben darf, wenn es nicht die Gabe hatte. Eure Mutter wußte das ihr die Gabe nicht hattet, aber sie wollte euch auch nicht den Yonos Feen überlassen, darum ist sie damals geflüchtet. Sie wußte daß die Feen ihr euch entreißen würden und wenn es ein feiger An-schlag mitten in der Nacht wäre, wenn alles schlief. Eure Mutter hängt sehr an ihrem Leben und streift seither durch Lavia, aber ich habe nicht die geringst Ahnung, wo sie sich zur Zeit aufhalten könnte, wenn sie noch lebt. Aber die Yonos Feen haben noch keine neue Königin gewählt, darum glaube ich auch nicht, daß sie dort ist, aber ich bin sicher, daß sie noch lebt.“ erklärte Esröp Lady Diara und Sir Oontz äußerte sein Mißfallen. „Das ist ja Barbarisch. Niemand würde ein kleines Kind, ge-schweige denn einen Säugling töten.“ „Das ein Kind getötet wird ist nicht richtig, daß stimmt, davon einmal abgesehen, ist es nie richtig, überhaupt zu töten, aber die Yonos Feen handeln nach ihren uralten Gesetzen und wahr-scheinlich hat ihnen noch nie jemand gesagt, daß diese Gesetze mal erneuert werden müßten. Man kann die Yonos Feen nicht für das verantwortlich machen, was von ihren Urahnen, vor Tausen-den von Sommern, erdacht worden ist. Aber ich glaube, man sollte sich mit ihnen einmal Unterhalten, wenn sie zum großen Sommerfest kommen.“ meinte Lady Diara und schaute Esröp an. Aber die alte Wahrsagerin sagte dazu nichts. Sie wußte das Lady Diaras Mutter schon als Königin versucht hatte, die Gesetze der Yonos Feen neu zu gestalten und einige ganz zu streichen, aber sie war immer auf eine massive Wand der Ablehnung gestoßen. Vielleicht könnte man was ändern, wenn ganz Lavia davon erfah-ren würde und da war das große Sommerfest eigentlich wie ge-schaffen für. „So langsam verstehe ich, warum meine Mutter mir dies angetan hat. Mit einem Säugling hätte ihre Flucht wahrscheinlich nicht geklappt und ob ich bei diesem Versteckspiel überlebt hätte, ist fraglich. Sie wollte mich schützen, darum gab sie mich weg. Entschuldigt bitte, daß ich euch ständig mit Fragen nerve, Esröp. Aber dieser Zauberer, bei dem meine Mutter gewesen ist, wo ist sein Zuhause, vielleicht kann der mir sagen, wo meine Mutter ist. Übrigens, wie heißt meine Mutter eigentlich? Es wäre nett meinen richtigen Namen zu hören.“ meinte Lady Diara und schenkte die Becher erneut mit Tee voll. Esröp bedankte sich und trank erst einmal einen kräftigen Schluck Tee, ihre Kehle war ganz trocken. Sie stellte den Becher wieder ab und schien wieder in Gedanken versunken zu sein. „Also, soweit ich mich Erinnern kann, hat der Zauberer sein Zu-hause in der Ragnier Bulc Bergkette. Ich glaube mich zu Erin-nern, daß eure Mutter das Bergland Selga erwähnt hat, demnach muß er dort in der Nähe zu finden sein. Und der Name eurer Mutter ist Ococh Anirac, Königin der Yonos Feen. Diara ist der Name, den euere Mutter euch gegeben hat und eurer Geburtsname ist Diara Anirac, Prinzessin der Yonos Feen.“ klärte Esröp Lady Diara auf und es herrschte schweigen am Tisch. Sir Oontz wußte, daß dies Schweigen länger dauern würde. Lady Diara mußte das, was sie bisher erfahren hatte, erst einmal Ver-dauen, um die richtigen Zusammenhänge aneinander zu be-kommen und Esröp schwieg, weil sie sich plötzlich an längst ver-gangene Tage erinnerte, die Guten, wie auch die schlechten. Sir Oontz saß mit Lady Diara nun schon eine ganze Zeit in der Bibliothek, draußen war es schon dunkel geworden und so lang-sam bekam er Durst. Sir Oontz stand auf und begab sich zur Tür, da er von niemand gefragt wurde, wo er hin wollte, hielt er es für angemessen, eben-falls zu schweigen und die Bibliothek zu verlassen. Sir Oontz wollte in die Küche, um sich einen Becher zu holen, damit er endlich etwas trinken konnte. Er begab sich direkt in die Küche und stand unvermittelt, Ixa, der Magd, gegenüber. „Oh. Äh... Hallo Ixa.“ stotterte Sir Oontz, da er nicht damit ge-rechnet hatte Ixa, oder sonst jemanden, um diese Zeit in der Kü-che anzutreffen. „Sir Oontz, was macht ihr denn so spät noch hier?“ fragte Ixa das, was Sir Oontz gerade gedacht hatte. „Entschuldige, wenn ich dich gestört habe, ich wußte nicht, das noch jemand hier ist.“ erwiderte Sir Oontz und blieb in der Tür stehen. „Kein Problem. Ich wollte mir nur etwas zu Essen holen. Aber wenn mein Anblick euren Augen weh tut, dann werde ich mich wieder in meine Gemächer zurück ziehen.“ meinte Ixa und drehte sich um, aber innerlich hoffte sie, daß Sir Oontz sie zurückhielt. „Das ist eine gute Idee. Hä? Was rede ich denn da. Nein Ixa, ich möchte das du hier bleibst, du tust meinen Augen nicht weh, ganz im Gegenteil.“ erwiderte Sir Oontz nervös. Ixa war die heimliche Angebetete von Sir Oontz, aber sie wußte es nicht, ebenso wenig wußte Sir Oontz, daß er ihr Angebeteter war. Seit mehreren Sommern schon, hatte Sir Oontz ein Auge auf Ixa geworfen, sich aber nie getraut ihr Höflicher entgegen zu kom-men, oder Komplimente zu machen, als bei den anderen Damen, denen er begegnete. Wenn Sir Oontz ehrlich war, dann hatte er Ixa eigentlich nie ir-gendwelche Komplimente gemacht, dabei war Ixa eine Schön-heit. Zwar konnte Ixa mit der Schönheit Lady Diaras nicht mithalten, aber sie kam nahe heran. Ixa hatte lange, bis auf den Po fallen-de, tief schwarze Haare, die sie meistens zu einem lockeren Kno-ten hochgesteckt hatte. Ihr Gesicht war klar und fein und ganz kleine Fältchen, um die Augen, zeugten davon, daß sie gerne lachte. Ihre Nase war schmal und ihre Augen hatten einen Flie-dervioletten Schimmer. Ihr Körper war schlank und sehr gut proportioniert, ihre Beine sehr lang und ihr Mundwerk war schlagfertig und hatte immer was zu sagen. Ixa war sehr freundlich, hilfsbereit, sehr liebevoll zu Kindern und war sehr Intelligent. „Das ist sehr freundlich von euch. Soll das denn heißen, daß ich bleiben darf?“ fragte Ixa an und als Magd war sie so geschult worden, daß sie unbewußt weiterhin Abstand nahm. Die Mägde wurden so geschult, dass sie Respekt vor den Lords, Ladys und Sirs haben sollten. Sie mussten sich im Hintergrund halten, zwar immer Anwesend sein, wenn man die Persönliche Magd eines Lords, oder einer Lady war, aber sich so unscheinbar geben, wenn man mit ihnen in einem Raum war, dass man den Eindruck hatte, sie seien gar nicht anwesend und für gewöhnlich durften sie auch nur was sagen, wenn sie gefragt wurden. Wenn sich eine Magd in die höher gestellte Person verliebte, der sie zugeteilt worden war, so durfte sie es niemals zeigen und wenn sie dies nicht schaffte, dann würde sie ausgetauscht wer-den. Aber Ixa hatte zu Lady Diara ein ganz anderes Verhältnis, sie waren Freundinnen und darum durfte Ixa sich auch mehr heraus-nehmen, als alle anderen Mägde, zumindest Lady Diara gegen-über. „Natürlich darfst du bleiben, ich will es sogar. Es ist immer wieder eine Ehre, in der Nähe einer so wunderschönen Frau, wie du es bist, zu sein.“ meinte Sir Oontz. Jetzt hatte er den Anfang gemacht und jetzt sollte Ixa auch erfah-ren, was für Gefühle Sir Oontz ihr gegenüber hatte. „Ixa, ich habe nicht viel Zeit, ich muß wieder zu Lady Diara, aber ich möchte, daß du morgen, nach dem Mittagessen, frei nimmst. Ich werde dich abholen und mit dir ein wenig in den Gärten spa-zieren gehen. Ich habe dir einiges zu sagen, aber nicht jetzt. Ist das in Ordnung?“ wollte Sir Oontz von Ixa wissen und begab sich zu einem Regal, auf dem eine Unmenge an Becher standen. Ixa hatte es die Sprache verschlagen, darum nickte sie nur. Noch nie, seit sie in das Haus Sky´s gekommen war, hatte Sir Oontz ihr auch nur einmal ein Kompliment gemacht und sie hatte fast täglich mit ihm zu tun und jetzt so etwas. Sollten ihre Träume jetzt doch in Erfüllung gehen? Würde sie jetzt endlich die Liebe bekommen, die sie so lange schon ersehnte? Es war zu schön, um wahr zu sein. Sie schaute Sir Oontz nach, wie er mit einem Becher in der Hand, die Küche wieder verließ.


SIEBEN
Der Verlust eines geliebten Menschen, macht uns krank, oder stark. Krank, wenn wir um in trauern, Sommer um Sommer und ihn wieder zu uns wünschen.
Stark, wenn wir um ihn trauern, Sommer um Sommer, aber das mitnehmen, was er uns lehrte.
Ich war stark, denn ich nahm das mit, was du mich lehrtest, aber jetzt wäre die Zeit, in der ich dich so sehr bräuchte und ich glaube ich werde krank. Lady Diara Sky´s - ein Brief an meinen verstorbenen Mann Aus-zug aus Sky´s Chroniken. Sir Oontz beeilte sich, um wieder in die Bibliothek zu kommen, er wollte nicht verpassen, was Esröp noch alles an Enthüllungen zu bieten hatte und er glaubte, daß es noch eine Menge sein würde. Als Sir Oontz die Bibliothek wieder betrat, sah er, daß die beiden Frauen, jeder für sich, immer noch in ihrer eigenen Gedankenwelt waren. „So ich bin wieder da.“ meinte Sir Oontz, erhielt aber keine Ant-wort und zuckte mit den Achseln. Bevor er sich wieder setzte, ging Sir Oontz zum Kamin. Das Feu-er war schon ziemlich heruntergebrannt und es wurde langsam kühl in der Bibliothek. Er legte drei neue Scheite nach, wartete einen Moment, um si-cher zu gehen, daß das Feuer auch auf die Scheite übergriff. Als dies geschehen war, nahm er seinen Becher, vom Kamin-sims, wo er ihn abgestellt hatte und setzte sich wieder an den Tisch. Er griff nach der Teekanne und schenkte sich Tee ein, endlich konnte er etwas trinken. Bevor er sich einen zweiten Becher Tee nachgoß, schenkte er zuerst den beiden Frauen nach. Als er die Kanne wieder auf die Schale, mit den jetzt nur noch leicht glimmenden Steinen, stellte, schüttelte sich die alte Wahr-sagerin leicht und schien wieder in dieser Welt zu sein. Sie griff nach ihrem Becher, leerte ihn in einem Zug aus und stand auf. „Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber es ist schon ziemlich spät und ich bin müde. Ich würde mich jetzt gerne zurückziehen und ins Bett gehen.“ meinte Esröp und Lady Diara, die anschei-nend immer noch mit ihren Gedanken woanders war, winkte kurz mit der Hand. Aber, noch bevor Esröp den zweiten Schritt in Richtung Tür ma-chen konnte, war Lady Diara wieder -wach- und rief Esröp zu-rück. „Esröp, wartet. Mir ist gerade was eingefallen. Ihr sagtet vorhin, in eueren Gemächern, daß die Bibliothek besser für diese Unterhal-tung geeignet sei, daß hier einige Antworten stehen würden. Antworten, auf welche Fragen?“ wollte Lady Diara wissen. Seufzend drehte Esröp sich wieder um und setzte sich erneut an den Tisch. „In Prinzip habt ihr alle Fragen gestellt, die wichtig waren und die ich auch beantworten konnte, weil ich darüber Bescheid wußte. Aber es gibt eine Legende, die unter den Magiern, Zauberern und Wahrsagern erzählt wird. Es ist schon lange her, das ich davon gelesen, oder wieder was gehört habe und ich bekomme diese Legende auch nicht mehr richtig zusammen, aber ich weiß, daß diese Legende von den fünf Magiern, die damals auf Haus Sky´s gelebt haben, hervorgebracht worden war und das sie in der ers-ten Chronik, nach der großen Dunkelheit, niedergeschrieben steht. So wie es aussieht, hat diese Legende mit euch zu tun, aber be-vor ich was falsch wiedergebe, möchte ich euch vorschlagen, daß ihr sie selbst lest.“ bat Esröp Lady Diara und diese schaute sie an. Schließlich nickte Lady Diara und entließ Esröp, aber nicht, weil sie glaubte, die alte Wahrsagerin würde diese Legende nicht mehr zusammenbekommen, sondern weil Lady Diara sah, daß Esröp sehr müde war und dann vielleicht bei der Erzählung eini-ges durcheinander bekam. Schließlich waren Sir Oontz und Lady Diara alleine in der Biblio-thek und beide schwiegen. Sir Oontz schien so langsam den Überblick zu verlieren, jetzt gab es auch noch eine Legende über Lady Diara, daß war schon alles ziemlich merkwürdig und was hatten die fünf Magier damit zu tun? Lady Diara lehnte sich auf ihren Stuhl zurück und schloß für ei-nen Moment die Augen, sie war müde und ausgelaugt, daß konn-te Sir Oontz sehen und er glaubte, daß er selbst wahrscheinlich durchdrehen würde, wenn ihm dies alles geschehen würde. Lady Diara richtete sich wieder auf, nahm die Blätter wieder zur Hand, die sie vor Esröps Besuch mit Namen vollgeschrieben hat-te. Sir Oontz glaubte, daß Lady Diara nun ihre Sachen zusammen-packen würde, um sich ins Bett zu begeben, oder über diese Le-gende nachzulesen, aber er wurde Überrascht. "Gut, lassen wir jetzt mal die Legenden und alles andere beiseite und kümmern uns um das naheliegende. Wenn ich mich nicht verzählt habe, dann kommen von den Leuten, die ihr Besucht habt, etwa 1414 zur großen Sommerfeier. Wenn ich jetzt noch die Liste von den anderen dreien mitrechne, dann werden wir wohl so auf die 1600 Personen kommen, denke ich. Mit uns und unseren Gefolgsleuten, sind wir bei 1800 Personen. Das sind über 200 Leute mehr, als im letzten Sommer, wißt ihr das?“ fragte Lady Diara Sir Oontz und unterdrückte ein Gähnen. „Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, Lady Diara, aber es war heute ein sehr langer und anstrengender Tag für euch, ich denke, daß ihr jetzt lieber schlafen gehen solltet. Morgen ist auch noch ein Tag.“ erwiderte Sir Oontz und vermied eine Antwort auf Lady Diaras letzte Frage. Lady Diara machte den Mund auf, um etwas zu erwidern, aber es kam nur ein langes, tiefes Gähnen. „Ich glaube ihr habt recht. Ich sollte wirklich schlafen gehen, ich bin vollkommen erledigt.“ gestand Lady Diara, stand auf und ging zur Tür. „Ihr solltet jetzt aber auch lieber ins Bett gehen.“ meinte Lady Diara zu Sir Oontz, da dieser keine Anstalten machte aufzuste-hen. „Ja, ich werde mich auch sofort ins Bett begeben, ich wollte nur noch die Scheite im Kamin auseinander legen, damit nicht durch Zufall ein Funke herausfliegt.“ erwiderte Sir Oontz und schaute Lady Diara an. Wenn er mit Ixas Worten sprechen würde, dann sah sie wirklich nicht gut aus, aber vielleicht lag das auch an dem Licht hier drin. „Gut, tut das. Gute Nacht Sir Oontz, wir sehen uns morgen früh.“ meinte Lady Diara müde, gähnte und verließ die Bibliothek. „Gute Nacht.“ erwiderte Sir Oontz, blieb aber auf seinem Stuhl sitzen. Innerhalb von nur zwei Tagen schien sich plötzlich alles verändert zu haben. Nichts war mehr so, wie Sir Oontz es kannte. Das gravierendste war, daß irgend etwas mit Lady Diara geschah und die einzigste, die darüber etwas zu wissen schein, ist die alte Wahrsagerin Es-röp und dieser mysteriöse Zauberer in den Ragnier Bulc Bergen. Sir Oontz wußte, das Lady Diaras Geheimnis weit komplizierter war, als es im Moment den Anschein hatte. Es spielten Mächte darin mit, die mit Sicherhit weit aus stärker und sehr viel komplizierter waren, als die einfachen Visionen der Yonos Feen. Schon allein deswegen, weil die fünf Magier, die vor fast 1000 Sommern gelebt hatten, darin verwickelt waren, zumindest hatte Esröp so etwas angedeutet und Esröp deutete nicht etwas an, wenn es nicht den Tatsachen entsprach, daß wußte Sir Oontz. Und er wußte auch, daß Lady Diara sich sehr bald auf den Weg machen würde, um endlich Antworten auf ihre neuen Fragen zu bekommen, egal, wie sehr sie sich im Moment auf das große Sommerfest konzentrierte. Sir Oontz wußte auch, daß er sich zusammen mit Lady Diara auf den Weg machen würde, aber er wußte nicht, wie lange sie von Haus Sky´s weg bleiben würden, wo die Reise sie überall hinfüh-ren wird. Er dachte an Ixa, endlich hatte er es gewagt sie anzusprechen, sich mit ihr zu verabreden und allem Anschein nach, waren Ixas Gefühle für ihn, genauso wie seine für sie und ausgerechnet jetzt sollte er Haus Sky´s verlassen. Aber Sir Oontz kam eine Idee. Lady Diara konnte nicht alleine Reisen, sie brauchte jemanden für ihre Kleider und fürs Essen und dafür war die Persönliche Magd verantwortlich, also würde Ixa sie Begleiten. Außerdem wollte Sir Oontz dafür Sorgen, daß noch zwei oder drei Jäger mitkamen, damit sie regelmäßig fri-sches Fleisch hatten. Sicherlich gab es auch Herbergen und Gasthöfe, wo sie Essen und auch Schlafen konnten, aber Sir Oontz ahnte schon, daß Lady Diara auf schnellstem Wege zur Ragnier Bulc Bergkette reisen würde und Herbergen und Gasthöfe bedeutete nur Umwe-ge, also mußten ein paar Leute mitkommen, die fürs leibliche Wohl sorgten, aber auch Lady Diara schützen konnten, sollte dies notwendig werden. Um schnell voran zu kommen, mußte die Gruppe klein bleiben. Sie durften auch nicht zuviel Gepäck mitnehmen und erst recht keine Kutsche. Bei Lady Diara und den Jägern, brauchte Sir Oontz sich keine Gedanken machen, da er wußte das sie ausgezeichnet Reiten konnten, aber er wußte nicht, ob Ixa reiten konnte, aber das wür-de sich herausfinden lassen. Sir Oontz hatte die Scheite in dem Kamin mittlerweile so ausein-ander gerüttelt, daß keine Gefahr mehr darin bestand, daß even-tuell ein Funke heraus sprang und alles in Flammen setzte, dar-um verließ Sir Oontz jetzt die Bibliothek und begab sich in sein Schlafgemach. Er würde morgen erfahren, was Lady Diara sich ausgedacht hat-te, aber jetzt wollte er erst einmal nur schlafen.

ACHT
Die Gerechten und die, die an das Gute glauben, brauchen nicht in Angst vor dem zu Zittern, was ich sah. Obwohl der Ge-sang des Schreckens von gestern, in die Klagerufe von morgen übergehen wird, unterliegt unsere Existenz noch immer den wachsamen Augen unserer Götter und ihrem himmlischen Ge-richt. Das Böse lauert in den Wäldern und Bergen, ebenso, wie es in den Straßen der Vergangenheit sein Unwesen trieb. Aber eigentlich waren es nicht die Straßen selbst, die böse waren. Lady Diara Sky´s – Glaube und Macht Auszug aus Sky´s Chroniken Sir Oontz zuckte aus seinem Schlaf hoch und saß aufrecht in seinem Bett. In seiner Kehle steckte noch der Schrei, den er aus-stoßen wollte. Er schluckte ein paar mal, um dieses Gefühl zu vertreiben. Er war klitschnaß geschwitzt und zitterte am ganzen Körper. Obwohl sein Schlafgemach wohlig warm war, schien er zu Frie-ren, aber dieses Frieren kam von innen heraus. Sir Oontz hatte das erste mal in seinem Leben einen Alptraum gehabt und dann gleich solch einen schrecklichen, daß er völlig von der Rolle war. Er hatte von Lady Diara geträumt, aber keinen dieser Träume, die er manchmal hatte, in denen sie nackt um ihn herum tanzte. Sir Oontz hatte geträumt, daß Lady Diara sich auf den Weg macht, um diesen Zauberer zu suchen. An einem See hatten sie halt gemacht, weil Lady Diara sich nicht wohl fühlte und eine Pause brauchte. Er hatte für sie beiden etwas zu Essen gemacht und nach dem Essen war Lady Diara der Meinung gewesen, daß sie ein Bad in dem See nehmen wollte, vielleicht ginge es ihr da-nach ja wieder besser. Sie hatte sich zwar auch nackt ausgezo-gen, aber in diesem Traum hatte er nichts davon gesehen. Er hatte ihr zugesehen, wie sie in dem See schwamm und dann, ganz plötzlich, wurde sie unter die Wasseroberfläche gezogen. Lady Diara riß noch die Arme hoch, aber zu mehr war sie nicht fähig. Im ersten Moment wußte er nicht, was er machen sollte und als ihm einfiel, in den See zu springen und nach Lady Diara zu su-chen, taucht diese plötzlich wieder auf. Sie schwamm nicht auf der Oberfläche, sondern stieg gerade nach oben in die Lüfte. Etwa zwanzig Fuß über der Wasserober-fläche kam sie zum Stillstand und schwebte da nur auf einer Stel-le. Dann breitete sie die Arme aus und schlug die Augen auf, die mit einemmal in einem grellem grün leuchteten. Mit einemmal stieß Lady Diara einen Schrei aus, der nichts Menschliches an sich hatte und Sir Oontz sah, daß gewaltige Schwingen aus ihrem Rücken wuchsen, denen eines Schwans ähnlich, nur viel größer. Aber die Schwingen waren nicht weiß, sondern tief schwarz und Lady Diaras makelloser Körper war plötzlich von dunkelgrünen Schuppen überwuchert. Das Ding, das da über dem See schwebte, sprach plötzlich in einer tiefen, donnernden, bedrohlichen Stimme. „Ahhh, endlich wieder frei. Endlich kann ich wieder Schrecken und Dunkelheit verbreiten. UND ICH FANGE BEI DIR AN.“ schrie dieses Ding und schoß plötzlich auf Sir Oontz zu und dann war er aufgewacht. Schwer aufseufzend stand Sir Oontz auf, obwohl er geschlafen hatte, hatte er sich kein bißchen erholt und fühlte sich noch zer-schlagener, kaputter und müder, als am vorherigen Abend. Kopfschüttelnd begab Sir Oontz sich in die Ecke, in der das Fens-ter angebracht war. In der Ecke stand eine Hüfthohe Kommode, mit einer Eisenscha-le und einem Krug Wasser darauf. Für gewöhnlich erwärmte er das Wasser vorher in seinem Kamin, um sich zu waschen, aber heute goß er das kalte Wasser in die Schale und schaufelte sich mehrere Hände voll ins Gesicht. Er mußte sich irgendwie erfrischen, irgendwie wach werden, wie sonst sollte er den Tag überstehen, der gerade dabei war anzu-brechen. Von seinem Fenster aus, konnte er sehen, wie die Sonne auf-ging. Im Moment war sie noch ein Orangefarbener Kreis, der sei-ne Morgendlichen Strahlen durch das Fenster warf. Sir Oontz hatte sein Bett so in seinem Gemach ausgerichtet, daß er immer, sofern er in seinem Bett schlief, von den ersten Mor-gendlichen Sonnenstrahlen geweckt wurde. Er mochte es, wenn die Sonne seinen Körper langsam erwärmte und ihre Strahlen ihn dazu veranlaßten, seine Augen zu öffnen. Aber heute war er noch vor der Sonne wach geworden und wie-der dachte er an seinen Alptraum. Dieses ganze Gerede gestern, über Visionen, den Yonos Feen, Zauberern, Magiern, Legenden und den dunklen Vorahnungen von Lady Diara, hatten seine Fantasie angeregt, wenn er es auch nicht direkt bemerkt hatte und hatten ihn diesen Unsinn träumen lassen. Er erschauerte, als er an die Kreatur dachte, die in seinen Traum auf ihn zugeschossen kam. Sir Oontz schüttelte den Gedanken daran ab, suchte sich seine Kleidung zusammen und zog sich an. Anschließend nahm er noch das geflochtene Lederband von dem kleinen Schrank, es war ein Andenken an seine verstorbene Mut-ter und band sich damit die Haare zusammen. Heute war es ihm egal wie er aussah, er war viel zu aufgewühlt, als das er sich Sorgen darum machte. Als er sein Schlafgemach verließ, stand er einen Moment vor der Tür und wußte nicht so recht, wo er hinwollte, entschied sich dann aber für die Küche, vielleicht war ja schon eine Magd auf und hatte Tee fertig, vielleicht war Ixa sogar schon wach. Als er an Ixa dachte, spielte der Alptraum keine Rolle mehr. Sein Herz begann plötzlich schneller zu schlagen und schneller, als es normalerweise seine Art war, durchquerte er Haus Sky´s, um in die Küche zu kommen. Als er die Tür zur Küche schwungvoll öffnete, sah er aber nur eine der neuen Mägde und war leicht Enttäuscht. „Oh. Guten morgen, Sir Oontz. Was macht ihr denn schon so früh hier?“ sprach ihn die Magd an. „Ich habe nicht besonders gut geschlafen und habe mir gedacht, oder habe es gehofft, daß schon jemand in der Küche ist und Tee macht. Ich habe schrecklichen Durst und Tee könnte ich jetzt sehr gut gebrauchen.“ meinte Sir Oontz und das war noch nicht einmal gelogen. Allerdings erzählte er nichts von seinem Alptraum, warum auch, daß ging das Mädchen ja nichts an und außerdem wollte er sich mit ihr nicht Unterhalten. Nicht das man sich mit ihr nicht Unterhalten könnte, daß war es nicht, man konnte sich gut mit ihr Unterhalten. Das Mädchen, Sir Oontz wußte ihren Namen nicht mehr, konnte zwar keine Hervorragende, aber eine gute Konversation führen und sie konnte auch ihre Meinung vertreten und hatte was zu sagen, aber sie war nicht die richtige Person, mit der sich Sir Oontz jetzt unterhalten wollte. „Ich habe schon die ersten Kannen Tee fertig, wenn ihr euch an den Tisch dort in der Ecke setzt, dann bringe ich euch einen Be-cher.“ teilte die neue Magd mit und ging augenblicklich zu dem Regal, auf dem die Unmengen an Becher standen. Sir Oontz sagte nichts, sondern begab sich zu dem besagten Tisch und setzte sich auf einen der vier Stühle, die hier standen. Kaum das er sich auf dem Stuhl zurecht gesetzt hatte, kam schon die Magd an den Tisch und stellte den Becher mit dem heißen Tee vor Sir Oontz auf dem Tisch. „Entschuldigt bitte, Sir Oontz, wenn ich euch keine Gesellschaft leisten kann, aber ich muß das Frühstück für unsere Gäste vorbe-reiten.“ meinte die junge Magd, Sir Oontz war ihr Name immer noch nicht eingefallen, drehte sich wieder um und begab sich wieder zu den Öfen, in denen schon das erste Brot backte. „Natürlich.“ murmelte Sir Oontz, aber das Mädchen war schon nicht mehr da und griff nach dem Becher Tee. Der Tee war zwar heiß, aber dennoch nahm er einen großen Schluck, allerdings sehr vorsichtig. Sir Oontz spürte wie der Tee seine Kehle hinunterlief und sich in seinem Magen ausbreitete und sofort fühlte er sich von innen her etwas wärmer und wohler. Als er den Becher dann geleert hatte, fühlte er sich gut und schien endlich wach zu sein. Der Dliefnitee tat seine Wirkung und vertrieb das Gefühl, daß er immer noch schlafen würde. Sir Oontz wollte sich noch einen zweiten Becher genehmigen, aber die Magd nicht in ihrer Arbeit stören. Daher stand er auf und ging zu einem Tisch, auf dem mehrere Kannen mit dem Tee standen. Nachdem er sich einen zweiten Becher eingeschenkt und sich wieder an den Tisch gesetzt hatte, ging die Tür zur Küche auf und Ixa kam herein. Jetzt brauchte Sir Oontz keinen Tee mehr, denn mit einem Schlag war er hellwach. Ixa bemerkte ihn nicht, da der Tisch, an dem er saß, etwas im Schatten lag. Das würde aber nicht mehr lange so bleiben, denn die Sonne stieg immer höher und würde bald die ganze Küche mit ihren warmen Strahlen erhellen. „Guten Morgen Ellov.“ Sprach Ixa die junge Magd an und jetzt wußte Sir Oontz auch wieder wie das Mädchen hieß. „Guten Morgen Ixa.“ erwiderte die junge Magd und bückte sich, um aus einem Ofen die ersten Brote heraus zu holen. „Und, kommst du zurecht?“ wollte Ixa von Ellov wissen und ging zu dem Regal, um sich einen Becher zu holen. Ellov war neu im Haus Sky´s, vielleicht erst einen halben Sommer hier und es war das erste mal, daß sie alleine morgens in der Küche stand, um das Frühstück für die Gäste vorzubereiten und wenn Sir Oontz sich nicht gänzlich täuschte, dann schien sie die-se Sache sehr gut zu machen. „Aber sicher, außerdem müßten die anderen ja auch gleich kom-men, aber die meisten Vorbereitungen sind schon erledigt.“ erwi-derte das Mädchen auf Ixas letzte Frage und deutet auf den gro-ßen Küchentisch, auf dem etliche Tabletts standen, die schon mit Teekannen, Bechern, Besteck, Butter und anderen Dingen voll-gestellt waren. Es fehlte jetzt nur noch das Brot und ein paar weitere Mägde, die die Tabletts auf die jeweiligen Zimmer brachten, in denen die Gäste des Hauses Sky´s untergebracht waren. „Sehr schön.“ erwiderte Ixa nur, schenkte sich Tee in den Becher und kam auf den Tisch zu, an dem Sir Oontz saß. Ixa sah Sir Oontz immer noch nicht, da ihr die aufgehende Sonne jetzt ins Gesicht schien und sie etwas blendete. Erst als sie direkt vor dem Tisch stand und sich hinunterbeugte, um den Becher auf den Tisch zustellen, sie hatte in diesem Moment die Sonne nicht im Gesicht, sah sie Sir Oontz. Erschrocken zuckte Ixa einen Schritt zurück und hätte beinahe den Becher fallen lassen. Sir Oontz grinste über Ixas Reaktion und konnte sich nur schwer ein Lachen verkneifen. „Ich finde das gar nicht witzig. Ihr habt mich Erschreckt, hättet ihr nicht einen Ton von euch geben können? Was macht ihr über-haupt hier so früh?“ fuhr Ixa Sir Oontz an und dieser mußte noch mehr grinsen.
<Sie gefällt mir, wenn sie wütend ist, ist sie noch schöner. > dachte sich Sir Oontz und laut sagte er. „Ich trinke Tee.“ und hielt seinen Becher hoch. „Ach, ich dachte, ihr würdet euch schon am frühen Morgen mit Ubrebier vollaufen lassen.“ erwiderte Ixa und mußte jetzt über Sir Oontz Gesicht grinsen. „Ich trinke so früh am Morgen noch kein Bier... ah, ja. Gut, ich habe verstanden, ein Punkt für dich.“ meinte Sir Oontz und grins-te jetzt ebenfalls. Sir Oontz hatte begriffen, daß Ixa ihn nur Aufziehen wollte und einen Spaß gemacht hatte, den er nicht sofort begriffen hat. Ixa hatte sich zwischenzeitlich an den Tisch gesetzt und trank jetzt ebenfalls ihren Tee. „Es ist mir wohl bewußt, das ihr am frühen Morgen noch kein Bier trinkt, eigentlich trink ihr ja gar kein Bier.“ meinte Ixa und hob ih-ren Becher, wie, als wenn sie ihn zuprosten wollte und Sir Oontz tat es ihr gleich. Beide mußten für einen kurzen Moment lachen und dann meinte Ixa, daß sie eigentlich nur wissen wollte, warum er so früh auf und in der Küche war. „Ich habe nicht sehr gut geschlafen. Hattest du schon mal einen Traum, der zuerst angenehm ist und sich dann plötzlich in was Schreckliches verwandelte?“ fragte Sir Oontz und Ixa nickte. „Ja, ein paar mal. Aber sie waren nicht so schlimm, als das sie mir Angst gemacht, oder ich tagelang darüber nachgedacht hatte. Wieso fragt ihr?“ „Nun ja, ich hatte diese Nacht solch einen Traum und er hat mit Angst gemacht, aber ich werde dir nachher darüber erzählen, ich muß mir zuerst meine eigenen Gedanken darüber machen. Es wird langsam Zeit, daß ich nach Lady Diara sehe. Ich hoffe, daß es ihr heute wieder etwas besser geht. Ixa, wärst du so freundlich und würdest das Frühstück für Lady Diara und mich, wieder in die Bibliothek bringen?“ „Selbstverständlich. Ich trinke nur noch schnell den Tee aus, dann mache ich sofort das Frühstück fertig.“ meinte Ixa und woll-te sich erheben, als Sir Oontz aufstand. „Untersteh dich aufzustehen. Jetzt mal, um etwas klarzustellen. Solange wir beide unter uns sind, egal ob andere Mägde, oder Knechte dabei sind, oder nicht, will ich nicht, daß du mir gegen-über irgendwelche Unterwürfigkeiten zeigst. Ich bin auch nur ein Mensch und lange nicht so schön und wichtig wie du.“ meinte Sir Oontz und ließ seine rechte Hand über ihre rechte Wange strei-chen und ließ sie einen Moment unter ihrem Kinn ruhen. Dann drehte er sich abrupt um und verließ die Küche und Ixa schaute ihm mit großen verträumten Augen nach. Sir Oontz fühlte genauso wie sie, das spürte sie und Ixa hatte das Gefühl auf Wolken zu schweben. Als sie sich erhob und auf den Küchentisch zuging, um das Frühstück für Lady Diara zuzuberei-ten, sah sie Ellov am Tisch stehen und sie grinsend ansehen. „Was gibt es da zu grinsen? Hast du nichts zu tun?“ wollte Ixa von der jungen Magd wissen, aber ihre Stimme war bei weitem nicht so streng, wie sie hätte sein sollen und Ellov grinste immer noch und schüttelte den Kopf. „Nein. Die Vorbereitungen sind fertig und die Tabletts müssen jetzt nur noch weggebracht werden. Da bahnt sich wohl eine Ro-manze zwischen dir und Sir Oontz an, wie?“ wollte das Mädchen wissen, aber Ixa reagierte nicht darauf. „Und hast du auch schon mal was von sauber machen gehört? Der ganze Dreck und die Unordnung müssen auch wieder herge-richtet werden. Nur die Tabletts zusammenzustellen, damit ist es nicht getan. Na los, worauf wartest du? Fang an.“ sprach Ixa die junge Magd an und ihr Tonfall war jetzt wieder befehlend. Ixa war nicht laut oder herrisch geworden, aber ihr Tonfall besag-te, daß Ellov lieber tun sollte, was sie ihr sagte. Jeder Bedienstete bewunderte und respektierte Ixa, aber nicht, weil sie so schön und intelligent, oder die Persönliche Magd von Lady Diara war, sondern, weil sie immer für einen da war, egal welche Probleme man hatte und weil sie sich hochgearbeitet hat-te. Ixa konnte alle Arbeiten auf Haus Sky´s verrichten. Sie war ge-nauso angefangen wie Ellov, von ganz unten, hatte ebenso das Frühstück, Mittag und Abendessen für die Gäste des Hauses Sky´s vorbereitet, wie die Unterkünfte sauber gemacht, die Wä-sche gewaschen, oder auch die Pferde versorgt. Niemand zuvor, oder auch nach Ixa, war auf die Idee gekommen alle Arbeiten auf Haus Sky´s auszuprobieren. Aber Ixa hatte jede Arbeit immer über einen halben Sommer lang verrichtet und konnte jede Arbeit im Schlaf und als sie zur Persönlichen Magd aufgestiegen war, waren alle Stolz auf sie, besonders die Frau, die ihr auf Haus Sky´s alles gezeigt und beigebracht hatte, zu-mindest, was es an Arbeit in der Küche gab. Ixa war nicht die Küchenchefin, dazu hatte sie gar keine Zeit, dass war die Frau, die sie hier unter die Fittiche genommen hatte, aber jeder wusste, das Ixas Wort sehr viel zählte. Jeder wusste, dass Ixa die Macht dazu hatte, jemanden aus Haus Sky´s zu ent-fernen, oder zu versetzen, allerdings hatte sie dies noch nie ge-tan, aber Ellov wusste dies alles und darum begann sie die Kü-che aufzuräumen und sauber zu machen und nicht weiter auf Ixa einzureden. Ixa bereitete das Frühstück für Lady Diara und Sir Oontz zu und bevor sie die Küche mit dem großen Tablett verließ, sprach sie Ellov noch einmal an. „Sag der Küchenchefin bitte, daß ich heute nicht mehr hier her komme. Ich muß für Lady Diara noch etwas erledigen.“ aber ohne auf eine Antwort zu warten, verließ sie die Küche, während drei andere Mägde, die Küche durch einen Hintereingang, betraten. Kaum das die Tür hinter Ixa ins Schloss gefallen war, rief Ellov die anderen Mägde zu sich und berichtete ihnen, dass Ixa eine Affäre mit Sir Oontz hatte. Binnen eines einzigen Tages, wusste ganz Haus Sky´s diese Neuigkeit und am Ende war, soviel hinzu-gedichtet worden, dass Ixa schon lange Sommer heimlich mit Sir Oontz verheiratet sei und mindestens vier Kinder hatte, die sie bei ihrer Mutter ließ. Während Sir Oontz den Gang hinabging, um zu Lady Diaras Schlafgemach zu gelangen, kam er an den Gemälden, der Herr-scher des Hauses Sky´s vorbei. Sein Blick fiel auf das Gemälde des letzten Lord Sky´s und für einen Moment verweilte er vor dem Gemälde.
< Mein lieber Freund, ich weiß nicht, ob du mitbekommst, was deine Frau durchmacht, aber sie scheint sich zu verwandeln. Das Versprechen, welches du mir abgerungen hast, daß ich auf deine Feenprinzessin, du hast vermutlich niemals geahnt, wie wahr dein Kosename für Lady Diara war, aufpassen soll, wird mir in der nächsten Zeit wahrscheinlich über den Kopf wachsen, aber ich werde sie nicht im Stich lassen, genauso wenig wie dich. Wenn du mich hören kannst, oder spürst das hier was im Gange ist, bitte ich dich jetzt schon um Hilfe. > sprach Sir Oontz in Ge-danken zu dem Gemälde, erwartete aber keine Antwort, bekam auch keine. Schließlich drehte er sich von dem Gemälde weg und steuerte auf die nächste Tür zu. An der Tür zu Lady Diaras Schlafgemach, klopfte er an und betrat das Zimmer. Sir Oontz war nicht wirklich Überrascht, als er feststellte, daß das Bett leer war. Auch im angrenzenden Raum war Lady Diara nicht und Schulterzuckend verließ Sir Oontz das Schlafgemach wieder. Er machte sich keine Sorgen darum, daß Lady Diara nicht mehr in ihrem Schlafgemach war, daß war eigentlich fast immer der Fall, wenn er das Zimmer betrat. Wieder auf dem Gang mit den Gemälden, wandte er sich nach links, um ein paar Schritte weiter, nach rechts abzubiegen, als er einen anderen Quergang erreichte. An der übernächsten Tür, auf der linken Seite, blieb er dann ste-hen, öffnete diese und betrat die Bibliothek. Der große Raum lag in völliger Dunkelheit, nirgends brannte eine Kerze und auch der Kamin brannte nicht. Etwas verwirrt wandte Sir Oontz sich zum Fenster und zog die schweren Samtvorhänge zur Seite. Die Sonne war jetzt hell ge-nug, so daß Sir Oontz jede Ecke in dem großen Raum sehen konnte, aber von Lady Diara keine Spur. Im Prinzip gab es nur zwei Zimmer, neben ihrem Schlafgemach, in die Lady Diara ohne Begleitung ging, entweder die Bibliothek, oder ihr Schreibzimmer. Sir Oontz war fest davon überzeugt gewesen, Lady Diara in der Bibliothek vor zu finden, aber da sie hier nicht war, blieb nur noch das Schreibzimmer. Fast hätte er Ixa umgerannt, die zur selben Zeit die Bibliothek betrat, in der Sir Oontz sie verlassen wollte, konnte aber noch im letzten Moment auf die Seite springen, um ein größeres Malheur zu verhindern. „Was ist los? Warum seid ihr so aufgebracht?“ wollte Ixa wissen, nachdem sie in Sir Oontz Gesicht gesehen hatte, auf dem sich langsam Sorge ausbreitete. Eigentlich wollte sie ihm die Meinung sagen, daß er sie fast über den Haufen gerannt hatte, schluckte aber ihre Bemerkung schnell wieder herunter. „Ixa, hast du Lady Diara zufällig gesehen?“ fragte Sir Oontz sie und faßte sie an den Armen. Sein Griff war etwas zu fest und er schüttelte sie leicht, so daß die Teekanne und die Becher, auf dem Tablett, gegeneinan-derstießen. „Nein, ich habe Lady Diara nichts gesehen, aber was ist denn los?“ wollte Ixa wissen und jetzt bekam sie ein wenig Angst. „Nichts, hoffe ich. Stell das Tablett auf den Tisch und komm in Lady Diaras Schreibzimmer.“ befahl Sir Oontz und war an Ixa vorbei und aus der Bibliothek raus, noch ehe Ixa was sagen konnte. Schnell stellte sie das Tablett auf den Tisch und folgte Sir Oontz. Ixa kannte Sir Oontz gut genug, um zu wissen, daß sein Gebär-den, welches er soeben an den Tag gelegt hatte, nichts Gutes verhieß. Ixa bekam noch mehr Angst, als sie daran dachte, daß etwas mit Lady Diara war. Lady Diara sah seit ein paar Tagen schon nicht mehr gut aus und es wollte Ixa überhaupt nicht gefallen, wenn ihr wirklich etwas zugestoßen war. Ixa wußte nichts von Lady Diaras Visionen, geschweige denn, daß eine Veränderung in ihr stattfand und so betrat sie voller Sorge das Schreibzimmer von Lady Diara. Sir Oontz stand vor dem Tisch, an dem Lady Diara für gewöhn-lich saß und ihre Chroniken schrieb, aber von Lady Diara war nichts zu sehen. „Sir Oontz? Was ist los?“ fragte Ixa vorsichtig an, weil sie be-merkte, das Sir Oontz auf die letzte Eintragung starrte, die Lady Diara in das Buch geschrieben hatte. Sir Oontz hatte natürlich sofort gesehen, daß Lady Diara nicht in diesem Raum war, aber er hatte auch gesehen, daß Lady Diara vor kurzer Zeit hier gewesen sein mußte, um die Chroniken wei-ter zu führen. Er war an den Tisch herangetreten und hatte sich das Buch zu sich herum gedreht, so, daß er die letzte Eintragung lesen konnte und die gefiel ihm überhaupt nicht. Lady Diara beschrieb hier den Besuch von Esröp und die Antwor-ten die sie bekommen hatte und dann wieder von einem Alp-traum.
< ... die Dunkelheit war überall, aber es war nicht vollkommen dunkel, ein Zwielicht herrschte, so, als wenn jemand ein sehr dunkles Tuch vor die Sonne gespannt hätte. Dann habe ich Krea-turen gesehen, die so häßlich und anscheinend verkrüppelt wa-ren, daß sie nicht von Mutter Natur stammen konnten. Aber an-scheinend hatten sie mich nicht gesehen, obwohl einige zu mir blickten... das Dorf wurde von den Kreaturen überfallen, sie trie-ben die Menschen in ihre Häuser und steckten diese an. Keine Überlebte, aber am widerlichsten war, daß diese Kreaturen die Toten aus der Asche holten und sie zu verspeisen begannen. Es war mir nicht möglich diesen Alptraum zu verlassen, egal wie sehr ich mich auch bemühte. Ganz plötzlich ließen diese Kreatu-ren von ihrem Festmahl ab und kamen auf mich zu, gleichzeitig erschien etwas am Horizont, daß in der Luft flog. Es wurde immer größer, war bald so groß wie ein Haus, dann wie zwei und als es die Kreaturen erreicht hatte, die stehengeblieben waren, schweb-te dieses Ding über ihnen und es war viermal so groß wie ein Haus. Dieses Ding hatte den Körper einer Fledermaus und den Kopf eines Pferdes und stieß quiekende Laute aus und war voll-kommen schwarz. Erst als ein anderes Wesen zu sprechen begann, bemerkte ich, daß diese Fledermaus, einen Reiter hatte. Er saß direkt hinter den Ohren der Fledermaus, die ständig hin und her zuckten und er war in schwarz gekleidet, so daß man ihn nicht sofort sah. Hin-ter ihm flatterte so etwas, daß wie ein Umhang aussah, bis ich bemerkte, daß dies seine Haare waren, die so unglaublich lang waren, aber das Gesicht konnte ich nicht sehen. Seine Stimme hatte fast ebenso dieses hohe Quieken, wie die Fledermaus. „Da ist ja unsere Feenprinzessin, die so unglaubliche große Macht haben soll. Du hast nicht die geringste Ahnung, mit wem du dich hier anlegst. Niemand wird mich diesmal aufhalten, nie-mand, nicht einmal du, du häßliche Schlampe.“ schrie dieser Mann, oder was immer es sein sollte und das laute Quicken tat in den Ohren weh und plötzlich schoß diese riesige Fledermaus auf mich zu. „Du wirst es niemals schaffen.“ schrie dieser Mann und bevor die Fledermaus mich erreichte, ließ ich mich schreiend auf den Bo-den fallen und wachte in meinem Schlafgemach, mich auf dem Fußboden windend, wieder auf. Ich halte dies nicht mehr aus, ich kann nicht mehr. >
Und es war dieser letzte Satz, auf den Sir Oontz starrte und der ihn sehr Entsetzte. Es durfte Lady Diara nichts geschehen, es durfte nicht sein, daß sie sich etwas antat, egal wie sehr sie mit den Nerven am Ende war. Sir Oontz spürte das hier mehr auf den Spiel stand, als nur die überreizten Nerven einer jungen Frau. NEUN
Böse Kreaturen taten mir kund, von Dingen, die ihnen Sin-nesfreuden bereiten, allerdings nicht solche Dinge, wie eure Ge-setze der Moral, Freundschaft und Liebe zu berichten haben. Lady Diara Sky´s – fünfter Dunkelsommer(gefangene Kreatur) Auszug aus Sky´s Chroniken Im ersten Moment wußte Sir Oontz nicht, was er machen sollte, auch Ixa war ihm im Moment keine Hilfe. Dann holte er tief Luft und wandte sich an Ixa. „Ixa, du schnappst dir sofort die fünf Jäger, die wir hier zu Gast haben und bittest sie, daß sie ganz Haus Sky´s nach Lady Diara absuchen sollen. Die neuen Mägde sollen sich an der Suche be-teiligen. Dann gehst du zu den Knechten. Sie sollen alle Ställe überprüfen, ob sich Lady Diaras Pferd noch im Stall befindet, anschließend sollen zehn von ihnen die nähere Umgebung des Hauses absuchen, sie sollen auch den See nicht vergessen. Die anderen fünf sollen in den Dörfer, direkt um Haus Sky´s nach-schauen. Du kommst anschließend wieder hier her, schaust noch einmal in den Gemächer von Lady Diara nach und bleibst dann auf den Gängen, damit jemand da ist, sollte sie zurückkommen. Ich werde zu Esröp gehen und an Lady Diaras Lieblingsstellen suchen. Los jetzt.“ und Ixa rannte los. Sir Oontz hoffte, daß Lady Diara bei Esröp war, um eventuell weitere Antworten zu bekom-men, oder aber, sich im weißen Palmenhain aufhielt, um unge-stört Nachdenken zu können. Er hoffte nur, daß Lady Diara sich noch in der nähe des Hauses Sky´s aufhielt und sich nicht ihr Pferd gesattelt hatte, um auf ei-gene Faust Antworten zu finden. Noch einmal sah Sir Oontz sich in dem Schreibzimmer um, ob es nicht doch einen Hinweis erhielt, wo Lady Diara sich befinden könnte, aber er fand nichts, also machte er sich auf den Weg zur alten Wahrsagerin Esröp. Obwohl Sir Oontz in einen leichten Trab die Gänge entlang lief, hielt er doch die Augen auf und schaute in beide Richtungen, wenn er an eine Kreuzung kam, oder blickt beim vorbeilaufen in die Türrahmen, aber weit und breit war keine Lady Diara zu se-hen. Langsam keimte in ihm der Verdacht auf, daß er die Feenprin-zessin bei Esröp auch nicht finden würde, aber er wollte nichts unversucht lassen. Endlich erreichte er die Tür zu Esröps Gemächern und obwohl ihm die Zeit unter den Nägeln brannte, wagte Sir Oontz es den-noch nicht, einfach in die Gemächer hereinzuplatzen, statt des-sen hämmerte er an die Tür. Sir Oontz brauchte nicht lange zu warten, denn trotz der frühen Morgenstunde, war Esröp schon wach und riß die Tür nach dem vierten klopfen auf. Esröp war schon in ihre Alltagsgewänder gekleidet, was Sir Oontz nicht wirklich verwunderte. Früher, als Esröp noch jung war und alles lernen wollte, was es über die Wahrsagerei und Kräu-terkunde zu lernen gab, war sie fast immer vor der Sonne wach gewesen und jetzt im Alter, wo sie die Wahrsagerei beherrschte und alles über die Kräuterkunde wußte, war ihr das frühe aufste-hen in Fleisch und Blut übergegangen. Sir Oontz wartete nicht darauf, bis Esröp ihn anschrie, was für einen Krach er am frühern Morgen machte, sondern sprach die alte Frau an, vielleicht etwas zu laut und etwas zu hastig, als das es sich nicht dringend anhörte. „Hast du Lady Diara gesehen, oder ist sie sogar bei dir?“ Aber die alte Wahrsagerin machte so ein verblüfftes Gesicht, daß Sir Oontz schon die Antwort kannte, noch bevor Esröp den Mund aufmachte. „Nein, bei mir ist sie nicht, ich habe sie auch nicht gesehen. Was ist denn los?“ rief Esröp die letzten Worte hinter Sir Oontz her, da dieser sich bereits umgedreht hatte und den Gang, den er ge-kommen war, wieder zurücklief. „Sie ist weg.“ rief er über die Schulter zurück und war im nächs-ten Moment um die Ecke verschwunden. „Weg?“ murmelte Esröp in die Luft hinein und schloß ihre Tür wieder. Sir Oontz rannte jetzt die Gänge zurück, bis er in den großen Saal kam, wo er Ixa gerade die große Treppe hinauf hasten sah. „Ixa.“ rief Sir Oontz und Ixa blieb abrupt stehen. Ixa sah sich suchend um, sah Sir Oontz auf die Treppe zueilen und kam ihn entgegen. Am fuße der Treppe trafen sich die bei-den. „Wie ist es? Hat jemand Lady Diara gesehen?“ wollte Sir Oontz wissen, aber Ixa schüttelte ihren Kopf, daß ihre schwarzen Haa-re, ihr lockerer Knoten hatte sich gelöst, hin und her flogen. Wenn Sir Oontz jetzt nicht nach Lady Diara suchen müßte, dann hätte er sich Ixa geschnappt und sie auf der Stelle geküßt, aber das würde er sich für später aufheben müssen. „Nein, niemand hat Lady Diara gesehen, aber ich habe allen auf-getragen sie zu suchen, so wie du... ihr es befohlen habt.“ ver-besserte Ixa sich schnell. Sie hatte in ihrer Angst um Lady Diara vergessen, mit wem sie sprach. „Du kannst ruhig du sagen, ich verlange es ab sofort von dir. Hö-re ich jemals wieder etwas anderes von dir, spreche ich nie wie-der ein Wort mit dir.“ antwortete Sir Oontz und Ixa mußte Grin-sen, trotz der ernsten Situation. „Das war kein Scherz. Gut, du gehst wieder nach oben, ich werde mich mal im weißen Palmenhain umsehen, vielleicht ist sie ja dort.“ meinte Sir Oontz, wartete aber nicht auf eine Antwort, son-dern drehte sich um und war im nächsten Moment durch eine der großen Flügeltüren, draußen auf der Terrasse. Ixa schaute ihm mit einem leisen Lächeln und verträumten Augen nach, bis Sir Oontz hinter einigen Tannen, die in Tierformen ge-stutzt worden waren, verschwunden war, dann schüttelte sie sich und hastete schnell die große Treppe hinauf, um ihre Aufgabe zu erfüllen. So früh am Morgen war noch niemand in Sky´s Gärten unter-wegs. Zum einen war das Gut, so mußte Sir Oontz auf nieman-den achten, als er durch die Gärten rannte und handelte sich somit keine komischen Blicke ein, zum anderen konnte er aber auch niemanden fragen, ob Lady Diara hier gesehen worden war. Sir Oontz kam am türkisfarbenen Rosenfeld vorbei, ließ ein paar verschiedene Engelstatuen hinter sich und auch jetzt, im vorbei-rennen, hatte er bewundernde Blicke dafür übrig, denn sie wirk-ten so echt, als seinen sie gerade vom Himmel herab gestiegen und erreichte dann den weißen Palmenhain. Obwohl Sir Oontz bei guter Körperlicher Verfassung war, war er es nicht gewohnt, solange Strecken zu laufen. Seine Lungen brannten und jeder Atemzug schien ihm tausend Nadeln in seine Lunge zu bohren und er hatte schon seit geraumer Zeit Seiten-stechen, aber trotzdem blieb Sir Oontz nicht stehen, sondern rannte in den Palmenhain hinein und zu der Stelle, von der er wußte, daß sie Lady Diaras Lieblingsstelle war. Er erreichte die Bank, die um eine Palme herumgezimmert wor-den war und ließ sich schwer Atmend darauf fallen. Sein Blick zeigte ihm sofort, daß hier keine Lady Diara war, zumindest nicht auf dieser Bank. Bevor er aber den Versuch wagte, nach Lady Diara zu rufen und dabei seine Lungen zusammenfielen, blieb er ruhig sitzen und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Es dauerte eine ganze Zeit, bis sich sein Atem wieder beruhigt hatte und die Seitenste-chen verschwunden waren. Langsam stand Sir Oontz schließlich wieder auf und da ihm nichts besseres einfiel, schaute er hinter jeder Palme, die im Um-kreis von 100 Schritten, um die Bank herum standen und rief im-mer wieder Lady Diaras Namen. Es könnte ja sein, daß Lady Diara hier irgendwo lag, erneut Ohn-mächtig geworden, durch eine Vision, aber weit und breit war keine Lady Diara zu sehen, oder zu hören. Die Sonne stand schon hoch am Himmel und resigniert steuerte Sir Oontz auf den Ausgang zu. Plötzlich glaubte er einen Schatten rechts von sich gesehen zu haben, aber als er dort hinsah, war da nichts zu sehen. Schulter zuckend verließ Sir Oontz den weißen Palmenhain und machte sich wieder auf, in Richtung Haus Sky´s. Diesmal rannte er nicht, sondern ging einen schnellen Wander-schritt. Er erreichte Haus Sky´s schließlich und schien sehr müde zu sein. Die Mittagszeit war schon vorbei und seit seinem Aufstehen, der Alptraum machte ihm, seit er den weißen Palmenhain verlas-sen hatte, wieder zu schaffen, nur zwei Becher Tee getrunken, aber dennoch war er nicht hungrig. Sir Oontz betrat schließlich Haus Sky´s, durchquerte den großen Saal und wandte sich zur großen Treppe, um nach oben zu ge-hen, vielleicht war Lady Diara ja schon wieder in ihren Gemä-chern, aber als er Ixa sah, die immer noch zwischen Bibliothek, Schlafgemach und Schreibzimmer hin und her wanderte, wußte er, daß dem nicht so war. Ohne etwas zu sagen, ging er an Ixa vorbei in die Bibliothek und ließ sich schwer auf einen der Stühle fallen. Ixa folgte ihm, mit einem Gesicht, das einen Ausdruck der Angst zeigte, daß vielleicht doch etwas mit Lady Diara passiert war, etwas schlimmes. Ixa setzte sich neben Sir Oontz, auf den zweiten Stuhl und nahm unbewußt, so wie sie es immer tat, wenn sie Trost spenden woll-te, seine Hand. Sir Oontz war so verblüfft darüber, daß er sie verdattert anschau-te. Noch nie in seinem Leben hatte Sir Oontz soviel Wärme, Zutrau-en, Trost und Liebe in einem einzigen Händegriff gespürt, wie jetzt bei Ixa. Eine wohlige Wärme breitete sich in seinem inneren aus, die trü-ben Gedanken verschwanden plötzlich und Sir Oontz wußte, daß er, oder jemand anderer, Lady Diara finden und sie unbeschadet wieder herkommen würde. Ixa wunderte sich, warum Sir Oontz sie so anstarrte, aber dann wurde ihr plötzlich bewußt, daß sie seine Hand hielt, wurde schlagartig Tomatenrot im Gesicht und wollte ihre Hand schnell wieder wegziehen, aber Sir Oontz hielt sie fest. Sir Oontz wußte nicht, wie er Ixa das Gefühl beschreiben sollte, daß er plötzlich empfand, als sie seine Hand in die ihrige ge-nommen hatte, daher ließ er es, sah sie nur an und lächelte. Ixa lächelte jetzt auch und in ihren Augen und in ihrem lächeln, konnte Sir Oontz all ihre Liebe, Wärme und Zuneigung sehen, die sie für ihn empfand und jetzt war es um Sir Oontz erst recht ge-schehen. Langsam kamen sich ihre Köpfe näher, keiner von beiden sagte ein Wort, daß war auch nicht nötig, beide spürten, daß dies mehr war als nur eine einfach Liebelei gegenüber eines anderen, der fast tagtäglich um einen war, den man aber nicht anzusprechen wagte, vielleicht könnte die Liebe ja nicht erwidert werden. Ihre Münder kamen sich immer näher, bereit ihren ersten zaghaf-ten Kuß auszutauschen, ihre Lippen berührten sich fast, Sir Oontz konnte die wärme von Ixas Lippen spüren, als plötzlich die Tür zur Bibliothek aufgerissen wurde. Wie der Blitz fuhren Sir Oontz und Ixa auseinander, wie zwei kleine Kinder, die bei etwas erwischt worden waren, was nicht recht war und sie liefen sofort rot an. Die junge Magd, die Sir Oontz am frühen Morgen den Becher Tee gebracht hatte, er hatte ihren Namen schon wieder verges-sen, stand in der Tür, schaute die beiden an und grinste. „Was grinst du so?“ wollte Ixa von der Magd wissen, aber ihre Stimme war keineswegs streng, oder beleidigend, ihre Gefühle befanden sich immer noch in ganz anderen Sphären, die sie so leicht machten, daß sie das Gefühl hatte zu fliegen. „Nichts weiter. Es stimmt also doch, daß du und Sir Oontz ein Paar seid.“ erwiderte die junge Magd und grinste noch breiter. Von einem Moment zum anderen, war Ixa wieder auf den Boden der Tatsachen. Wie konnte dieses junge Ding so frech sein und in der Gegenwart einer höher gestellten Person und das war Sir Oontz, so etwas sagen? Wie konnte sie es nur wagen, so ver-antwortungslos zu sein? In ihrer ganzen Zeit, die Ixa nun schon auf Haus Sky´s weilte, war ihr solch eine Unverfrorenheit noch nicht untergekommen. Es war ein Gesetz unter den Mägden und deren Lehrer, daß man stets zurückhaltend ist und erst redete, wenn man gefragt wird und noch nicht einmal, auch nur andeutungsweise, selbst wenn es wahr sein sollte, in Beisein einer höher gestellten Person, dies von sich gibt. Wenn die junge Magd Pech hatte, dann würde sie ihren Arbeits-platz verlieren, auf jeden Fall wird sie zur Rechenschaft gezogen werden und sie würde viele Sommer lang, keine Chance bekom-men aufzusteigen. Ixa lag bereits eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, sie hatte auch schon den Mund aufgemacht, aber Sir Oontz fiel ihr ins Wort. Sir Oontz Stimme war nicht so warm wie Ixas, er hatte sich sehr viel schneller wieder in der Gewalt und er sprach die junge Magd eisig und kalt an, so daß diese, wie unter einem Peitschenhieb, leicht zusammenzuckte und ihr Grinsen, war von einem Moment auf den anderen, wie weggeblasen, obwohl sie eine Bestätigung für ihre Vermutung erhielt. „Du hast recht, wir sind ein paar, seid heute und du kannst es jedem im Haus Sky´s erzählen, wenn dir danach ist. Des weiteren wirrst du eine Strafe für dein ungebührliches Verhalten bekom-men, welche und wann, weiß ich noch nicht. Du kannst gerne überlegen, was du falsch gemacht hast, vielleicht kommst du von allein dahinter und jetzt sag, was du zu sagen hast.“ Nicht einein-ziges mal war Sir Oontz Stimme auch nur ein klein wenig ver-söhnlicher, oder wärmer geworden und die junge Magd schien auf einmal so eingeschüchtert, dass sie für einen Moment ver-gessen zu haben schien, warum sie in die Bibliothek geplatzt war. „Sprich.“ forderte Sir Oontz sie nochmals auf und wieder zuckte die Magd zusammen, aber sie machte jetzt den Mund auf und erzählte, warum sie hier war. „Die Jäger und wir Mägde, haben Haus Sky´s abgesucht, aber von Lady Diara keine Spur. Die Knechte sagen, daß Lady Diaras Pferd noch im Stall steht, aber ein anderes sei nicht mehr da. Auch in der näheren Umgebung und auch im See, ist Lady Diara nicht. Wir warten noch auf die anderen drei Knechte, die ein Dorf durchsuchen, dann sind alle wieder da.“ beendete die Magd ihren Bericht. „Gut, danke. Wenn die letzten drei Knechte wieder da sind, dann sollen sie unverzüglich zu mir kommen und du bringst uns sofort eine Kanne Tee und etwas zu Essen und wenn du wieder-kommst, dann will ich von dir wissen, was du falsch gemacht hast. Geh.“ Sir Oontz Stimme war immer noch eisig und kalt. Er mochte es absolut nicht, wenn er so mit den Mägden und Knechten reden mußte, er unterhielt sich auch viel lieber in einem ungezwungenem Ton, aber die Etikette mußten gewahrt werden, egal in welcher Situation. Die junge Magd war jetzt sehr Eingeschüchtert, ihr Grinsen war weggewischt und sie schaute Ixa an, so als erwarte sie, daß Ixa ihr beistehen würde, aber Ixa schaute sie nicht an. Noch nie hatte die junge Magd Sir Oontz in diesem Ton reden gehört, sie hatte noch nicht einmal gehört, daß er irgendwelche Befehle gegeben hatte und auch Ixa war leicht verblüfft. Aber das tat keinen Abbruch ihrer Gefühle gegenüber Sir Oontz, ganz im Gegenteil, denn sie wußte daß er recht hatte. Ixa, sowie auch die junge Magd, wußten jetzt beide, daß es rat-samer wäre, nicht in der Nähe zu sein, wenn Sir Oontz wirklich wütend werden sollte. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, schaute die junge Magd schließlich verlegen zu Boden, drehte sich um und verließ die Bibliothek. Sir Oontz starrte noch einen Moment lang auf die Tür, dann dreh-te er sich nach Ixa um und schaute sie an. Nichts war mehr da-von zu sehen, daß er wütend war und auch seine Stimme war wieder so, wie Ixa sie kannte, warum auch nicht, Ixa hatte ihm ja nichts getan. „Ich habe das Gefühl, daß eure Küchenchefin ein ziemlich locke-res Regiment führt. Ich werde sie mir mal zur Brust nehmen, da-mit sie wieder in ihre alte Form zurück kommt und den anderen Mägden auch alles richtig beibringt. Aber gut, daß ist nicht das wichtigste, daß werde ich mir für später aufheben. Weißt du zufäl-lig, ob ein Gast heute abgereist ist?“ wollte Sir Oontz dann von Ixa wissen, er spielte damit auf das verschwundene Pferd an. Wenn einer der Gäste abgereist ist, dann wäre das geklärt, wenn aber nicht, dann hätte Lady Diara wahrscheinlich das Pferd ge-nommen. Aber Ixa schaute Sir Oontz einen Moment lang nur an, sie konnte jetzt nichts sagen. „Was ist? Bist du Überrascht? Bin ich jetzt nicht mehr der, für den du mich gehalten hast, bin ich jetzt nicht mehr gut für dich?“ woll-te Sir Oontz von Ixa wissen, aber keinesfalls ärgerlich, oder wü-tend, sondern eher liebevoll und heiter. Wiederum antwortete Ixa nicht sofort, aber diesmal ließ Sir Oontz ihr Zeit, um zu Antworten. „Ja, ich gebe zu, daß ich etwas Überrascht bin. Ich wußte daß du ein außergewöhnlicher Mann bist, der auch viele Seiten an sich hat, aber ich habe nicht damit gerechnet, daß du auch so be-stimmend sein kannst. Du bist nicht nur gut für mich, du bist noch sehr viel mehr. Ich Liebe dich, weißt du das?“ wollte Ixa von Sir Oontz wissen und diesmal war es Sir Oontz, der sich mit einer Antwort Zeit ließ. „Ich habe es gehofft, sehr sogar, aber jetzt weiß ich es und mir geht es genauso. Auch ich Liebe dich Ixa, schon seit langer Zeit, aber ich habe nie gewagt, es dir zu zeigen, da müssen erst diese Mysteriösen Dinge geschehen, bis ich den Mut dazu finde. Ixa, ich möchte, daß du bei mir bleibst, was auch immer geschieht. Du darfst mich nie verlassen, hörst du?“ wollte Sir Oontz von Ixa wissen und diese nickte, aber das war Sir Oontz nicht genug. „Ich möchte daß du es sagst.“ „Ich werde dich niemals verlassen.“ sprach Ixa das aus, was Sir Oontz hören wollte und wiederum näherten sich ihre Köpfe, diesmal aber nicht so zaghaft wie zuvor. Ihre Münder trafen sich und Sir Oontz genoß Ixas warme samtweiche Lippen, die sich zu einem innigen Kuß leicht öffneten. Nie zuvor in seinem Leben, hatte er solch ein Gefühl von Glück, Zufriedenheit und inniger Ruhe, wie bei diesem Kuß von Ixa. Sei-ne Hände wühlten in ihrem dichten samtenen schwarzen Haaren und Sir Oontz wünschte sich, daß dieser Augenblick ewiglich andauern möge, aber das Leben hatte etwas dagegen. Erneut wurden sie von der Bibliothekstür gestört, die aufgestoßen wurde und schwer gegen die Wand schlug. Sofort stieg in Sir Oontz die Wut hoch, wiederum war nicht ge-klopft worden und wiederum war jemand ohne Aufforderung, ein-getreten. Ärgerlich fuhr Sir Oontz herum und verschluckte sich beinahe an den Worten, die er auf den Lippen hatte, die er aber sofort wieder herunterschluckte. Sir Oontz starrte auf die Person, die dort in der Tür stand. Ein leichtes Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie Sir Oontz und Ixa sah. „Ich dachte schon, ihr würdet niemals zueinander fin...“ abrupt endete der Satz und die Person begann stark zu wanken und Sir Oontz bemerkte, daß eine erneute Ohnmacht drohte. Sir Oontz erwachte aus seiner Erstarrung, sprang blitzschnell von seinem Stuhl auf, sprang über den Tisch und eilte auf die Person zu. Diese Person war Lady Diara, auch wenn sie im Moment nicht danach aussah. Sie war von oben bis unten mit Dreck ver-schmiert, ihr Gewand war an vielen Stellen zerrissen und Sir Oontz konnte viele leichte, aber auch einige tiefe Kratzer sehen, die allerdings nichts mehr bluteten. Sir Oontz war nur noch zwei Schritte von Lady Diara entfernt, als die Ohnmacht einsetzte und sie nach vorne kippte. Mit einem gewaltigen Sprung, war Sir Oontz bei Lady Diara und bekam sie gerade noch zu fassen, bevor sie ganz kippt und mit dem Gesicht auf dem Boden aufschlug. Ixa starrte vollkommen verstört auf die Person, die Sir Oontz jetzt auf seinen Armen trug und die Lady Diara sein sollte. Als sie Sir Oontz mit Lady Diara so auf den Armen dastehen sah, überkam sie ein kleiner Stich von Eifersucht auf Lady Diara. Aber das war absurd. Lady Diara war ihre Freundin und Sir Oontz war ihr Berater und guter Freund, sie hatte Ixa mal gesagt, daß sie Sir Oontz wie einen großen Bruder sah, außerdem hatte Lady Diara genauso-wenig Interesse an Sir Oontz, wie er für sie und Ixa verscheuchte dieses Gefühl wieder, genauso schnell, wie es aufgekommen war. „Ixa, verdammt, träum nicht. Lauf zu Nerups, er soll sofort her-kommen und alles mitbringen, was er zur Versorgung von Kratz und Schnittwunden braucht und Beruhigungsmittel und er soll seine Füße in die Hand nehmen, sonst jage ich ihn hierher. Und sag dieser unverschämten jungen Magd, daß sie dafür Sorgen soll, daß eine Badewanne in Lady Diaras Schlafgemach gebracht und das Badewasser fertig gemacht wird. Los jetzt, es eilt.“ befahl Sir Oontz und ohne mit der Wimper zu zucken, oder sich darüber aufzuregen, daß er einen Befehlenden Ton ihr gegenüber ange-nommen hatte, sprang sie auf und rannte hinter Sir Oontz her, der bereits die Bibliothek verlassen hatte. Augenblicklich war wieder die Sorge um Lady Diara da und alles worum Sir Oontz sich Sorgen machte, war Lady Diaras wohl, genauso wie Ixa selbst. Sir Oontz trug Lady Diara auf seinen Armen, als wäre sie eine Feder. Lady Diara war in den letzten Tagen dermaßen abgemagert, daß sie so gut wie nichts mehr wog. Wenn sie nicht an den Visionen, oder ihrer Sorge, um all die an-deren Dinge, die sie beschäftigte, zugrunde ging, dann würde sie vermutlich verhungern. Sir Oontz nahm sich in diesem Moment vor, Lady Diara den gan-zen Tag lang jemanden zur Seite zu stellen und da Lady Diara nicht vielen Leuten traute, kamen für Sir Oontz nur Ixa und er selbst in Frage. Nicht nur weil sie Lady Diaras Freunde waren, sondern weil Ixa und er auch resolut genug waren, dich gegen Lady Diaras Befehle zu stellen. Er wollte dafür Sorgen, dass Lady Diara bis zur großen Sommer-feier mit keinerlei unangenehmen Dingen Konfrontiert wurde. Wobei er natürlich nichts gegen die Visionen, oder Alpträume unternehmen konnte, aber im Wachen zustand, würden Ixa und er nur für angenehme Dinge Sorgen und mit Lady Diara zusam-men, die Vorbereitungen für die große Sommerfeier fertig ma-chen und Lady Diara bis zu diesem Zeitpunkt, wieder fit machen. Vorsichtig legte er Lady Diara auf ihr Bett. Eigentlich hätte Lady Diara aus diesen dreckigen und zerrissenen Sachen heraus ge-mußt und auch gewaschen werden müssen, aber das war nicht seine Aufgabe, dafür war Ixa da. Sir Oontz wünschte sich, daß dieser alte Kerl von einem Heiler endlich auftauchen würde und er nahm sich vor, einen zweiten Heiler für Haus Sky´s zu besorgen. Die Sonne war bereits dabei unterzugehen, wie Sir Oontz er-staunt feststellte, er hatte gar nicht mitbekommen, wie schnell der Tag vergangen war. Sir Oontz zündete mehrere Kerzen an und stellte sie so, daß das Bett zwar beleuchtet wurde, aber nicht zu hell wurde, um Lady Diara nicht zu wecken, wenn sie aus der Ohnmacht in einem Schlaf sinken sollte. Dann begab er sich zu dem Kamin und gerade, als er ein bren-nendes Stück Papier unter die kleinen Zweige schob, wurde die Tür zu Lady Diaras Schlafgemach geöffnet. Ixa betrat als erste den Raum, gefolgt von der jungen Magd, Sir Oontz konnte sich ihren Namen einfach nicht merken und hinter dieser, kamen drei Knechte herein, die eine große Badewanne trugen. Es war keine von diesen, aus Metall gefertigten, wie sie im Badehaus standen, sondern eine aus Holz. Die Wanne war gewaltig. Sie war anderthalb mal so lang, wie Sir Oontz groß und so breit, daß zwei Leute bequem nebeneinander darin Baden konnten und ihre Wand war so hoch, daß sie Sir Oontz bis knapp über den Bauchnabel ging. So eine Wanne hatte er in Haus Sky´s noch nie gesehen und fragte sich, wo die herkam. Er nahm sich vor, danach zu fragen. Die drei Knechte waren, obwohl die Arbeit im Stall hart war, keine Muskelmänner und normalerweise würden mehr als nur drei, oder stärkere Männer, von Nöten sein, diese Wanne durch Haus Sky´s zu tragen. Sir Oontz hegte den Verdacht, daß die Badewanne aus dem Fe-dermetallholz hergestellt worden war, daß in Sontia wächst und wenn er an die Größe der Wanne dachte und an das Holz, das dafür benötigt wurde, dann konnte er sich vorstellen, daß die Wanne nicht gerade günstig gewesen war. Ixa dirigierte die drei Männer zu einer Stelle in dem Schlafge-mach, wo sie die Wanne abstellen konnten, ohne daß sie im Weg stand. Sir Oontz winkte in der Zwischenzeit die junge Magd zu sich her-an. Zögernd kam sie auf ihn zu. Das Mädchen erwartete, daß sie jetzt die Strafe bekommen wür-de, von der Sir Oontz vorhin gesprochen hatte, aber Sir Oontz hatte andere Sorgen, um sich darüber Gedanken zu machen, welche Strafe für sie angebracht wäre. „Hast du den Tee und das Essen fertig?“ wollte Sir Oontz wissen, aber das Mädchen schüttelte den Kopf und wollte was sagen, aber Sir Oontz war schneller. „Dann mach das bitte so schnell wie möglich fertig und bring es dann hier her. Am besten ist es, wenn du zwei von den großen Kannen zubereiten würdest. Das Badewasser ist schon in Ar-beit?“ wollte Sir Oontz weiter wissen und diesmal nickte die Magd. „Gut, dann geh und beeil dich.“ meinte Sir Oontz und mehr sagte er nicht. Schnell drehte die Magd sich um und war im nächsten Moment aus der Tür raus. Auch die Knechte waren bereits wieder gegan-gen und Ixa kam auf Sir Oontz zu, der an Lady Diaras Bett getre-ten war.
< Wo ist nur dieser verfluchte Heiler? > dachte sich Sir Oontz und nahm Ixa automatisch in die Arme. Wie sehr er sich nach ihrer Nähe sehnte, wie wohl er sich fühlte, wenn er Ixa berührte, aber er verweilte nicht lange in dieser Won-ne. „Würdest du mir einen Gefallen tun? Ziehst du Lady Diara bitte die zerrissenen Kleider aus und deckst sie zu? Ich will sehen, wo Nerups bleibt.“ bat Sir Oontz und Ixa nickte. „Natürlich. Ich bleibe, solange bei ihr, bis du wieder da bist.“ erwi-derte Ixa und Sir Oontz gab ihr einen schnellen Kuß, dann drehte er sich um und verließ das Schlafgemach von Lady Diara. Sir Oontz machte sich große Sorgen um Lady Diara. In den ver-gangenen Tagen war soviel geschehen, daß ihm ganz schwinde-lig wurde. Was war hier nur los? Es war nicht nur die Gabe der Visionen und die Wahrheit über Lady Diara, daß sie so außer sich war. Sie war nicht mehr die Diara, die er kannte, daß war klar, nachdem sie die Gabe bekommen und erfahren hatte, daß sie die Yonos Feenprinzessin war, aber da schien noch mehr zu sein. Irgend etwas ging in Lady Diara vor, etwas das weit über jeden normalen Verstand hinausging, dessen war er sich sicher, er spürte das, er wußte nur nicht, ob es sich um etwas Gutes oder Schlechtes handelte. Und dann war da noch diese Legende, er hatte immer noch nicht in Erfahrung gebracht, was es damit auf sich hatte und dann auch noch diese fünf Magier und die dunklen Ahnungen und Bösen Visionen von Lady Diara. Es wurde alles verwirrender, je mehr er sich den Kopf über all dies zerbrach, wie mußte sich Lady Diara dann erst fühlen, die ja direkt davon betroffen war. Jetzt war es Sir Oontz, der Antworten auf seine Fragen suchte und er nahm sich vor, gleich am nächsten Morgen mit der Beant-wortung seiner Fragen zu beginnen. Sir Oontz war so in seinen Gedanken vertieft, daß er nicht auf seine Umgebung achtete und prompt mit Nerups, dem Heiler, zusammenstieß, als er um eine Ecke bog. Mit einer schnellen Bewegung, hielt er den Heiler fest und verhin-derte damit, daß der alte Mann auf dem Boden landete und sich womöglich noch selbst verletzte. Als Sir Oontz sich bei Nerups Entschuldigt hatte, stellte er ver-blüfft fest, daß er sich nicht mehr im Hauptteil des Schlosses auf-hielt. Er war schon zwei Gänge weit, in dem Teil, der die ganzen An-bauten enthielt. Er mußte so in Gedanken gewesen sein, daß er nicht bemerkt hatte, wie er die große Treppe hinabgestiegen und den großen Saal im Anschluß durchquert hatte. Aber Sir Oontz erholte sich schnell von seiner Überraschung und wandte sich an Nerups. „Glaubt ihr ernsthaft, wenn sich jemand schlimm verletzt hat, daß ihr ihm helfen könnt, wenn ihr schleicht wie eine Schnecke?“ fuhr Sir Oontz den Heiler an, dabei war es ihm vollkommen egal, wie alt der Mann war. Esröp war sogar noch ein paar Sommer älter, als Nerups und noch verdammt flink auf den Füßen. „Entschuldigt bitte, aber...“ begann Nerups, aber Sir Oontz unter-brach ihn roh. „Ich will jetzt keine Entschuldigungen hören, sondern sehen, daß ihr in Lady Diaras Schlafgemach rennt. Es wäre nett, wenn ihr eure Füße schneller bewegen würdet.“ und damit faßte Sir Oontz Nerups am Arm und zog ihn hinter sich her. Als sie schließlich die große Treppe erklommen hatte und auf dem Gang, mit den Gemälden, der Herrscher des Hauses Sky´s, standen, keuchte Nerups, wie ein alterschwacher Ackergaul und Sir Oontz blieb nichts anderes übrig, als Nerups eine Pause zu gönnen. Aber Sir Oontz selbst machte keine Anstalten stehen zu bleiben, um darauf zu warten, daß dieser alte Mann wieder zu Atmen kam, sondern ließ ihn mit der unvollständigen Bemerkung, wenn er nicht augenblicklich in Lady Diaras Schlafgemach auftauchte, sitzen und eilte den Gang hinunter, um kurz darauf vor Lady Dia-ras Schlafgemach stehen zu bleiben. Sir Oontz öffnete die Tür und betrat den Raum, blieb aber sofort wieder stehen, als er sah, daß Lady Diara sich nicht mehr in ih-rem Bett befand. Als er sich umdrehte, um zu sehen, wo Ixa sich befand, sah er, daß Ixa und die junge Magd, deren Namen Sir Oontz immer ver-gaß, links und rechts, neben der Wanne standen und Lady Diara festhielten, die sich darin befand. Ixa schaute Sir Oontz einen kurzen Moment an und wandte sich dann an die Magd. „Stell dich hinter die Wanne und halte Lady Diara unter den Ar-men fest. Ja, genau so und Paß gut auf, daß sie nicht wegrutscht, ich bin sofort wieder da.“ dann richtete sie sich auf und kam auf Sir Oontz zu, der immer noch an der Tür stand. „Ist sie wach?“ wollte Sir Oontz von Ixa wissen, aber Ixa schüttel-te den Kopf. „Nein, sie scheint immer noch ohnmächtig zu sein. Aber ich habe mir gedacht, daß ich Lady Diara waschen sollte, damit der Heiler auch alle Wunden sehen und versorgen kann, wo ist Nerups ü-berhaupt?“ wollte Ixa wissen und Sir Oontz sagte ihr, daß Nerups bei der Treppe saß und nach Atem rang, was Ixa einen fragen-den Ausdruck auf ihr Gesicht brachte, aber Sir Oontz winkte ab. „Wie sieht sie aus? Ich konnte ja nicht alle Verletzungen sehen.“ fragte Sir Oontz, schaute aber nicht zur Wanne. Sir Oontz wußte was sich gehörte und was nicht und es gehörte sich nicht, einer Frau beim Baden zuzusehen, außer vielleicht, wenn es die eigene ist, schon gar nicht, wenn sie Ohnmächtig ist. „Schrecklich. Ich weiß, es hört sich nicht besonders gut an, aber anders kann ich es auch nicht sagen. Nachdem ich damit begon-nen hatte ihr den Dreck abzuwaschen, kamen immer mehr Ver-letzungen zum Vorschein. Von den zahllosen Kratzern einmal abgesehen, hat sie eine Unmenge an blauen Flecken und wenn ich richtig vermute, auch etliche Prellungen. Sie wird sich wohl die nächsten Tage kaum bewegen können. Ich möchte zu gerne wissen, was mit ihr geschehen ist.“ meinte Ixa und schaute zur Badewanne. „Ich denke, daß werden wir gewahr werden, wenn Lady Diara aus ihrer Ohnmacht wieder aufwacht.“ mutmaßte Sir Oontz und Ixa nickte. „Wenn Nerups Lady Diara versorgt hat und sie wieder in ihrem Bett liegt, dann möchte ich dich sprechen.“ meinte Sir Oontz an Ixa gewandt und wiederum nickte Ixa. „Gut. Jetzt sorge bitte dafür, daß Lady Diara aus der Wanne he-rauskommt, ich werde Nerups inzwischen holen.“ damit drehte Sir Oontz sich um und verließ das Schlafgemach wieder. Sir Oontz schaute zur Treppe und sah, daß Nerups immer noch dort saß. Prompt flammte Sir Oontz´s Wut wieder auf und mit weitausgrei-fenden Schritten, ging er auf Nerups zu. Als er dort ankam und auf den Heiler hinab blickte, sah er, daß dessen Augen geschlos-sen waren und seine Arme schlaff neben ihm herabhingen. Im ersten Moment vermutete Sir Oontz, daß die Anstrengung des schnellen Gehens, zuviel für den alten Mann gewesen sei und das sein Herz einfach aufgehört hat zu schlagen, aber als er sich hinunterbeugte, bemerkte er, daß Nerups atmete und im gleichen Moment stieß der alte Mann einen Schnarchton aus. Nerups war Eingeschlafen. Jetzt war Sir Oontz mehr als wütend. Das konnte doch nicht an-gehen, daß ein Mensch seine Hilfe benötigt und der Kerl sich hier hinsetzte und schlief. „NERUPS.“ schrie Sir Oontz dem alten Mann plötzlich ins Ohr und stieß ihn gleichzeitig grob an der Schulter an. Erschrocken zuckte Nerups Kopf hoch, sein Kinn war auf die Brust gesunken, als er eingeschlafen war und donnerte mit dem Hinterkopf an den Steinernen Pfeiler, der zum Treppengeländer gehörte. Sofort schoß Nerups rechte Hand hoch, die sich auf seinen Hin-terkopf legte und wild daran herum rieb, während er gleichzeitig schnell hinter einander, „ Au, au, au, au, au, au, au.“ rief. Sir Oontz wußte wie schmerzhaft es wahr, mit solch einem Pfeiler zu Kollidieren, aber er wußte auch, welch weckende Wirkung solch eine Kollision hatte. „Was fällt dir eigentlich ein, dich hier hinzusetzen und zu schla-fen, während Lady Diara in ihrem Schlafgemach darauf wartet, deine Hilfe zu bekommen.“ zischte Sir Oontz den Heiler an und dieser zuckte vor der Kälte in Sir Oontz Stimme zurück, wie zuvor die junge Magd. Nerups wußte augenblicklich, wo er sich befand und was er hier wollte. Schnell rappelte der Heiler sich auf und schaute Sir Oontz an, in dessen Augen es eisig blitzte. Ohne etwas zu sagen, machte der Heiler sich auf, um in Lady Diaras Schlafgemach zu kommen und ihm war auch bewußt, daß seine Tage als Heiler im Hause Sky´s, gezählt waren.


ZEHN
Immer wieder falle ich in Ohnmacht, in das Reich der absolu-ten Dunkelheit, des absoluten Nichts, wo es nichts gibt, das mich schreckt.
Oft wünschte ich mir, solch eine Ohnmacht möge für immer sein, so bräuchte ich diese schrecklichen Kreaturen und ihre noch schrecklicheren Taten nicht sehen, welche mich in meinen Visionen und Alpträumen heimsuchen und insgeheim sehne ich mich nach einer neuen Ohnmacht. Lady Diara Sky´s – Auszug aus Sky´s Chroniken Nerups hatte sich sehr lange in Lady Diaras Schlafgemach auf-gehalten, es mußten wohl doch sehr viele Wunden sein, die Lady Diara erlitten hatte und die versorgt werden wollten. Nachdem Nerups das Schlafgemach schließlich verlassen hatte, ging er, oder besser, schlich er, an Sir Oontz vorbei, ohne etwas zu sagen, oder ihn auch nur anzusehen, aber das Interessierte Sir Oontz nicht sonderlich. Vielmehr interessierte es ihn, was Ixa zu Berichten hatte, die ge-raume Zeit später, ebenfalls das Schlafgemach verließ. Sir Oontz sagte nichts, sondern sah Ixa nur auffordernd an. „Wie ich schon sagte, hat Lady Diara eine Unmenge an Kratzer, blauen Flecken und auch ein paar heftige Prellungen, aber wie es aussieht, scheint nichts gebrochen zu sein. Sie liegt jetzt frisch gewaschen, versorgt und mit ihrem Schlafgewandt beleidet, in ihrem Bett. Nerups sagt, daß sie nicht mehr Ohnmächtig sei, sondern wieder in einen tiefen Schlaf übergedriftet ist. Ich habe Ellov gesagt, daß sie Lady Diara nicht einen Augenblick aus den Augen lassen soll. Wenn sich was tut, solange wir uns Unterhal-ten, soll sie sofort dich oder mich rufen. Ich habe ihr gesagt, daß wir uns in der Bibliothek aufhalten werden, aber sie braucht nur auf den Gang zu rufen, da ich die Tür offenstehen lassen wollte, wenn es dir recht ist.“ meinte Ixa und Sir Oontz nickte nur. Sir Oontz war Eingefallen, daß Ixa zwar sah, daß mit Lady Diara etwas nicht stimmte, sie aber keinerlei Informationen darüber hatte, was überhaupt los war. Eigentlich wußte er auch nicht recht was los war, aber das was er bisher wußte, das würde er Ixa mitteilen, damit sie über Lady Diara Bescheid wußte und nicht zu sehr Schockiert darüber wäre, wenn sie eine Vision miterleben sollte. Arm in Arm gingen sie den Gang mit den Gemälden entlang und kamen auch an dem Gemälde vorbei, auf dem Lord Sky´s, Lady Diaras verstorbener Mann, abgebildet war. Sir Oontz blieb stehen und wandte sich dem Gemälde zu. Inner-lich verwünschte er diesen Mann, der ihm das Versprechen ab-genommen hatte, auf Lady Diara aufzupassen. Aber andererseits hätte er sich, so oder so, um Lady Diara gekümmert, daß war auch eine seiner Aufgaben, nur das er sich jetzt besonders stark darum bemühte. Obwohl Ixa sich mit ihm zu dem Gemälde umgedreht hatte, selbstverständlich hatte sie Lord Sky´s gut gekannt, schaute sie aber aus den Augenwinkeln, Sir Oontz an. Sie hatte ihn nicht darum gebeten, aber er begann von sich aus zu sprechen. „Weißt du Ixa, dieser Mann hier war etwas Besonderes und ich bin stolz darauf, mehr als nur sein Freund gewesen zu sein. So-lange ich denken kann, kenne ich diesen Kerl schon und wir ha-ben schon von Kindesbeinen an, sehr viel zusammen unternom-men. Eines Tages, wir waren keine Kinder mehr, aber auch noch nicht richtig Erwachsen, waren wir zusammen im großen Wald auf Jagd. Wir wollten Wild jagen, um ein Festessen für das große Sommerfest zu liefern und damals habe ich ihm das Leben geret-tet. Ein wildgewordener Eber griff uns plötzlich an und dieses Vieh hatte es auf Ritilsi abgesehen und war drauf und dran ihn mit seinen Hauern in Stücke zu reißen. Ich weiß bis heute nicht, woher ich den Mut aufgebracht habe, aber ich habe mich diesem Eber in den Weg gestellt, was ihn anscheinend verblüfft hat. Auf jeden Fall, konnte ich meinen Dolch ziehen und ihm dem Eber ins Herz stoßen, ich weiß zwar nicht wie, aber ich hab’s geschafft und von dem Augenblick an, waren wir mehr als Freunde, sogar mehr als nur Brüder, wir waren Blutsbrüder. Wir schworen uns, unser Lebenslang zusammen zu bleiben und uns gegenseitig zu beschützen, egal worin und haben dies mit unserem Blut besie-gelt, wir waren Blutsbrüder. Einige Sommer später, genauer zwei Sommer, nachdem er Lady Diara zur Frau genommen hatte, hat er mit ein Versprechen abgerungen, welches ich ihm nicht geben wollte, aber er hat mich Überredet und wieder haben wir es mit unserem Blut besiegelt. Er hatte mir das Versprechen abgenom-men, wenn ihm mal etwas passieren sollte, daß ich mich dann um Lady Diara kümmere und sie Beschützen sollte, darum bin ich so um Lady Diaras Wohl besorgt. Als der Unfall geschah, war ich nicht dabei, ja nicht einmal auf Haus Sky´s und ich werde mein Versprechen halten und ihn nicht Enttäuschen.“ Sir Oontz hatte seine Rede beendet, schaute aber weiterhin auf das Gemälde und Ixa konnte Sir Oontz Augen verdächtig glitzern sehen. Ixa ahnte, daß sie der erste Mensch war, dem Sir Oontz erzählt hatte, was ihn und Lord Sky´s so verbunden hatte. Natürlich hatten alle Bediensteten auf Schloß Sky´s mitbekom-men, wie sehr sich die beiden verstanden und fast jeden Tag unzertrennlich zusammen waren und für gute Stimmung sorgten. Für viele, wenn nicht sogar für alle Menschen auf Lavia, war es fast unverständlich, wie ein einfacher Berater solch ein inniges Verhältnis zu seinem Herrn haben konnte. Wahrscheinlich hatten sie niemals jemanden diese Geschichte erzählt und es zu ihrem Geheimnis gemacht. „Du vermißt ihn sehr, nicht wahr?“ flüsterte Ixa und drückte Sir Oontz mitfühlend an sich. „Ja.“ krächzte Sir Oontz und in diesem einen Wort, lag all der Schmerz, all die Trauer, die Sir Oontz empfand und als Ixa in sein Gesicht blickte, sah sie, wie Tränen lautlos seine Wangen hinab-liefen. „Komm, laß uns in die Bibliothek gehen.“ meinte Ixa und zog Sir Oontz sanft am Arm und widerstandslos folgte er ihr. Noch nie war Sir Oontz jemals in Anwesenheit einer Person, so etwas passiert, noch nie hatte er jemanden diese Geschichte erzählt, aber bei Ixa war alles anders. Bei ihr hatte er ein unbeschreibliches Gefühl des Vertrauens, des Verstehens und der Geborgenheit und ein beinahe erdrückendes Gefühl der Liebe. Es fiel Sir Oontz schwer, sich nicht einfach an Ixa zu klammern, wie eine Klette, die sich an der Kleidung festhakte und nur schwer wieder zu lösen war, um dann an ihr hängen zu bleiben, bis in alle Ewigkeit. Sir Oontz verfluchte sich selbst, daß er Ixa nicht schon von An-fang an angesprochen hatte und diese langen Sommer, immer alleine verbringen mußte und abermals wünschte er sich, daß Ixa ihn niemals verlassen möge. In der Bibliothek angekommen, auch wenn es nur ein kurzer Weg war, hatte er sich halbwegs wieder unter Kontrolle. Während Sir Oontz Ixa bat, schon einmal am Tisch Platz zu nehmen und Tee einzuschenken, warum in der Bibliothek jetzt eine Kanne Tee und zwei Becher standen, wußte Sir Oontz nicht, aber sie waren da, wandte er sich zum Kamin, um ein Feuer zu entfachen. Schließlich brannte das Feuer und würde in kurzer Zeit, eine an-genehme Wärme verbreiten. Ixa hatte inzwischen Tee eingegossen und die beiden Kerzen angezündet, die dort auf dem Tisch standen und Sir Oontz setzte sich neben Ixa auf den Stuhl. Eine geraume Zeitlang, sprachen beide kein Wort und hingen ihren Gedanken nach. Sir Oontz hing den Erinnerungen an Ritilsi Sky´s nach und Ixa machte sich Gedanken um Lady Diara und was ihr wohl gesche-hen sein könnte, daß sie so viele Verletzungen hatte. Schließlich fand Sir Oontz in die Welt zurück und schenkte Ixa und sich einen neuen Becher Tee ein. Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, sprach er Ixa an. „Du hast sicherlich gemerkt, daß mit Lady Diara etwas nicht stimmt. Was genau mit ihr geschieht, weiß ich auch nicht, noch nicht, aber ich werde noch die Antworten darauf finden, aber das, was ich bis jetzt weiß, möchte ich dir nahebringen. Es werden einige Überraschungen dabei sein, daß kann ich dir verspre-chen.“ versicherte Sir Oontz ihr und begann von dem Tag an zu berichten, an dem Lady Diara ihn gebeten hatte, sie in die Gärten zu begleiten. Als er Ixa schließlich das Berichtet hatte, was er seit dem in Er-fahrung gebracht und erlebt hatte, während seiner Erzählung waren Ixas Augen immer größer und ihr Mund immer offener ge-worden, war er doch ziemlich erschöpft, wie er selber feststellen mußte. Das war weiter auch nicht verwunderlich, da er am Morgen mit der Sonne aufgestanden war, dann den ganzen Tag nach Lady Diara gesucht und sich Sorgen gemacht hatte, seine große Liebe endlich angesprochen, diese ihr endlich gestanden und im gan-zen nur vier Becher Tee getrunken hatte. Aber, noch bevor Ixa sich richtig von ihrer Überraschung erholt hatte, von dem was Sir Oontz ihr soeben berichtete, sprach er weiter. Er wollte Ixa seinen Plan unterbreiten, was Lady Diara anging und sich hinterher ins Bett begeben. „Ixa, du weißt jetzt das, was ich bisher gewußt habe und jetzt weißt du auch, warum ich so auf Lady Diaras wohl bedacht bin. Ich möchte, daß einer von uns beiden ständig in ihrer Nähe ist. Es können nur wir beide machen, weil wir ihre Freunde sind und weil wir stark genug sind, uns ihr Entgegen zu stellen, sollte sie uns wegschicken, oder uns vielleicht sogar drohen. Wir dürfen sie keinen Moment aus den Augen lassen und ich will sie so mit dem großen Sommerfest in Beschlag nehmen, daß sie keine Zeit mehr findet, um über etwas anderes Nachzudenken. Nach dem Sommerfest sehen wir dann weiter. Was meinst du, würdest du es schaffen, sich gegen ihre Befehle zu stellen?“ wollte Sir Oontz von Ixa wissen. Bisher waren Lady Diaras Wünsche und Befehle für Ixa oberstes Gebot gewesen, die sie ohne zu zögern ausgeführt hatte. Es war Ixa immer noch nicht recht gelungen, zu Glauben, daß Lady Dia-ra eine Yonos Feenprinzessin sein sollte und die rechtmäßige Erbin des Yonosthron. Das mit ihr etwas geschah, daß hat Ixa schon bemerkt, daß hat-ten wohl alle bemerkt, die im Haus Sky´s lebten, aber Ixa glaubte auch nicht, daß Sir Oontz ihr etwas vormachte, warum sollte er? Ixa sah keinen Grund, ihm nicht zu glauben und selbstverständ-lich lag ihr Lady Diaras Wohl ebenso am Herzen, wie Sir Oontz. Sie war Lady Diaras Freundin, schon seit langer Zeit und Ixa war auch stark genug, sich ihrer Befehle zu widersetzen, sollten sie gegen ihr Wohl sein und Ixa sah auch ein, daß es vermutlich besser wäre, daß mindestens einer von ihnen ständig bei ihr sei. Ixa gestand sich ein, daß sie Sir Oontz helfen würde, Lady Diara, zumindest bis nach der großen Sommerfeier, auf andere Gedan-ken zu bringen, daher nickte sie schließlich und beantwortete seine Frage. „Ja, ich bin stark genug, mich gegen ihre Befehle zu stellen, soll-ten sie gegen ihr Wohl sein und ich werde dir helfen Lady Diara wieder zu der alten Lady Diara zu machen, wo ich kann.“ „Das wird niemals geschehen. Lady Diara wird niemals wieder die alte Diara sein, dafür ist viel zu viel geschehen und es wird noch mehr geschehen, ich spüre das. Aber davon einmal abge-sehen, würdest du die erste Wache übernehmen und über Nacht bei Lady Diara bleiben? Ich bin total ausgepumpt und brauche etwas Schlaf.“ wollte Sir Oontz wissen und Ixa nickte. Aber noch, bevor Sir Oontz etwas darauf erwidern konnte, gellte der Schrei von Ellov, der jungen Magd, die sie bei Lady Diara gelassen hatten, über den Gang. „IXAAAA.“ Ohne sich auch nur im mindesten darüber zu wundern, daß die-ser Schrei über den Gang hallte, er schien leicht Panisch zu sein, sprangen Sir Oontz und Ixa auf und rannten zur Tür. Sir Oontz war etwas schneller als Ixa und rannte den Gang hin-unter und gerade als er um die Ecke bog, weil Lady Diaras Schlafgemach in diesem Gang lag, schrie Ellov wieder nach Ixa. „Wir sind da, was ist los?“ rief Sir Oontz ihr entgegen und rannte im selben Moment an ihr vorbei, um in das Schlafgemach zu stürmen. Aber Ellov brauchte nichts zu sagen, Sir Oontz sah bereits, was sie so schockiert hatte und auch er selbst blieb einen Moment geschockt stehen. Lady Diara schien einen Alptraum zu haben. Sie wand sich, wild hin und her rollend, von einer Seite des Bettes, zur anderen. Ihre Arme waren erhoben, so als ob sie einen Angreifer abwehren würde. Ihr Atem ging sehr schnell und stoßweise und ein Klage-laut, der große Kraftanstrengung andeutete, entrang sich ihrer Kehle. „Oh, ihr Götter von Lavia.“ murmelte Ixa entsetzt, die jetzt hinter Sir Oontz das Schlafgemach betreten hatte. Im selben Moment erwachte Sir Oontz wieder und rannte auf das Bett zu. Gleichzeitig rief er der Magd zu, sie solle das Beruhi-gungsmittel fertig machen und Ixa rief er zu, sie solle ihm helfen, Lady Diara fest zu halten. In dem Moment, als Sir Oontz das Bett erreichte und nach Lady Diaras Handgelenken griff, bekam er einen kräftigen Faustschlag von Lady Diara, direkt ans Kinn versetzt. Si Oontz hatte das Gefühl, gegen eine Wand gelaufen zu sein, sackte Benommen neben dem Bett zusammen und sah etliche Sterne. Entsetzt stellte er fest, daß es an den Rändern seines Sichtfel-des, schwarz wurde, die ersten Anzeichen einer drohenden Ohn-macht.
< Du kriegst mich nicht, schwarzes Loch. > entschied er für sich und schüttelte sich energisch, um die Benommenheit zu vertrei-ben. Er sah, daß Ixa auf ihn zu kam, aber er schüttelte energisch den Kopf und Ixa verstand. Sie wandte sich dem Bett zu, in dem Lady Diara immer noch ei-nen, für Ixa unsichtbaren, Gegner bekämpfte. Plötzlich stieß Lady Diara einen erstickten Schrei aus und ließ einen Schmerzhaften Grunzlaut hören. Fast gleichzeitig, schlu-gen ihre Hände auf ihren Bauch und sie zog die Knie hoch, allem Anschein nach, hatte ihr unsichtbarer Gegner sie in den Magen getroffen. Ixa blieb abrupt stehen, da sie von einem Moment zu anderen nichts mehr hatte, was sie festhalten konnte und sie starrte ent-geistert auf das Bett. Sir Oontz sah, daß sie mit rufen, daß Lady Diara aufwachen soll-te, sie nicht wach bekommen würden, deshalb wandte er sich zur Badewanne um und sah einen Eimer mit Wasser daneben ste-hen. Ursprünglich sollte das Wasser zum Baden benutzt werden, aber da Lady Diaras Bad bereits einige Zeit her war, war das Wasser abgekühlt. Er griff nach dem Eimer und rief Ixa zu, daß sie vom Bett wegge-hen sollte. Sir Oontz sah, daß Lady Diara, nach dem unsichtbaren Schlag in den Magen, immer noch verkrümmt da lag und verzweifelt nach Luft schnappte. Ohne weitere Verzögerungen, schwang Sir Oontz den Eimer und leerte ihn über Lady Diara aus. Für einen Moment geschah gar nichts. Lady Diara reagiert nichts so, wie man es erwarten sollte, wenn man einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf geschüttet bekommt. Lady Diaras Nerven schickten ihr zwar die Impulse, daß jemand Wasser über sie gegossen hat und das dies kalt war und sie sich erschrocken aufrichten und wach werden sollte, aber ihr Unter-bewußtsein war noch so sehr mit dem Alptraum beschäftigt, der Lady Diara ziemlich real vorkam, daß dieser Impuls des Erschre-ckens nur sehr langsam vorankam. Aber ganz plötzlich war er da und mit einem Ruck setzte sich Lady Diara im Bett auf und schnappte nach Luft, so als wenn sie getaucht wäre und gerade wieder an die Oberfläche kam. Sie wischte sich mit beiden Händen über das Gesicht, um das Wasser aus ihrem Gesicht zu bekommen und schaute sich dann schnell um, um zu sehen wo sie war. Als sie Sir Oontz und Ixa sah und schließlich erkannte, daß sie sich in ihrem Schlafgemach befand, ließ sie sich aufseufzend wieder zurückfallen. Allerdings richtete sie sich sofort wieder auf. Ihre Kleidung, sowie auch ihr Bett, waren klitschnaß und es war ein ekeliges Gefühl, in diesen nassen Sachen zu stecken, die bei jeder Bewegung, wie ekelige matschige Finger, über ihre Haut strichen. Lady Diara setzte sich auf und schwang ihre Beine über den Rand des Bettes. Sofort war Ixa neben ihr und stütze sie, weil ihre Beine nachzugeben drohten. „Ich muß diese Sachen ausziehen.“ flüsterte Lady Diara Ixa zu und Ixa sah Sir Oontz an, der sofort verstand und das Schlafge-mach verließ, bis Ixa ihn wieder hereinrufen würde. Eine geraume Zeit später, kam Ellov, die junge Magd heraus, endlich hatte Sir Oontz sich ihren Namen merken können, aber nicht um ihm zu sagen, daß er das Schlafgemach wieder betreten könnte, sondern um ihm mitzuteilen, daß Ixa ihr aufgetragen hat-te, zwei Knechte zu wecken, die Lady Diaras Bett wieder herrich-ten und eine neue Matratze holen sollten. Sir Oontz nickte nur und ließ die junge Magd ziehen. Er war mit einemmal so unglaublich müde, daß es ihm schwerfiel, auf den Beinen zu bleiben. Wiederum verging eine geraume Zeit, bis Ixa ihm zurief, er könne wieder hereinkommen. Als er das Schlafgemach betrat, sah er Lady Diara am Tisch sit-zen, sie hatte ein älteres wollendes Nachtgewand an und sie trank ihren Tee mit dem Beruhigungsmittel. Ixa stand hinter Lady Diara und hatte beide Hände auf ihre Schul-tern liegen und Sir Oontz wußte sehr gut, wie beruhigend allein diese Berührung war. Sir Oontz ließ sich auf den zweiten Stuhl, der an dem Tisch stand, fallen und schaute Lady Diara an und Lady Diara erwiderte den Blick. „Was ist geschehen?“ wollte Sir Oontz von Lady Diara wissen, aber er meinte nicht den Alptraum, sondern ihre Verletzungen. „Ixa hat mir gesagt, daß ihr und fast ganz Haus Sky´s, mich den ganzen Tag gesucht habt und außer euch ward vor Sorge.“ mein-te Lady Diara, anstatt sie erzählte, was ihr zugestoßen war und Sir Oontz nickte stumm. „Ich nehme an, daß ihr meinen letzten Eintrag im Schreibzimmer gelesen habt. Aber ich bin jetzt nicht in der Lage einen halbwegs vernünftigen Gedanken zu fassen, geschweige denn zu erzählen, was geschehen ist, ich bin einfach zu müde dazu und ich sehe euch an, Sir Oontz, daß ihr auch gleich einschlaft. Ich möchte morgen mit euch und Ixa reden, wenn wir alle etwas ausgeruhter sind.“ meinte Lady Diara und schaute abwechselnd Ixa und Sir Oontz an. Beide nickten zustimmend und Sir Oontz stand auf. „Ixa, du bleibst heute Nacht bei Lady Diara.“ meinte Sir Oontz und als er sah, daß Lady Diara etwas erwidern wollte, brachte er sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Nein Lady Diara, ich habe jetzt keine Lust zu Diskussionen. Ixa und ich haben beschlossen, daß ab sofort einer von uns, oder auch beide, immer in eurer Nähe sein werden. Das ist beschlos-sene Sache und ihr könnt nichts dagegen tun. Ixa wird sich eue-ren Befehlen widersetzen, sollten sie gegen euer Wohl sein, oder sie dazu bringen, sich weiter als Sichtweite von euch zu Entfer-nen, ebenso wie ich. Ixa, ich möchte, das Ellov mich morgen früh weckt, sobald die Sonne gelb geworden ist.“ bat Sir Oontz Ixa zum Schluß und als diese ihm versicherte, daß sie Ellov Be-scheid geben werde, murmelte Sir Oontz ein flüchtiges „Gute Nacht“ und war kurz darauf aus dem Schlafgemach verschwun-den. Lady Diara wußte sehr wohl, daß Sir Oontz und Ixa nur zu ihrem Wohl handelten, aber in ihr sagte etwas, daß sie nicht mehr viel Zeit haben würde, allerdings wußte Lady Diara nicht, wofür. Schließlich zuckte sie leicht mit den Schultern und hob ihren Be-cher Tee an, um den Becher zu leeren.


ELF Es will hinaus, es kratzt bereits an der Oberfläche und ich spüre, daß ich nicht mehr viel Zeit habe. Nicht mehr viel Zeit? Zeit wofür? Was bedeuten diese Veränderungen, die mit mir geschehen? Die Antworten liegen irgendwo auf Lavia verborgen, aber will ich die Antworten überhaupt wissen? Nein, aber ich muß. Lady Diara Sky´s – Auszug aus Sky´s Chroniken. Obwohl er keinen Alptraum hatte, war Sir Oontz schon sehr früh aufgestanden. Die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen und ein trübes Zwielicht herrschte in seinem Zimmer. Er wußte nicht genau was es war, aber eine innere Unruhe, ließ Sir Oontz nicht mehr schlafen. Er verspürte einen inneren Drang, der ihn nach oben, in Lady Diaras Gemächer zerrte, wobei ihn aber mehr die Bibliothek inte-ressierte. Er wußte, das Lady Diara jetzt noch schlief, es war am gestrigen Abend sicherlich noch spät geworden, da er sich nicht vorstellen konnte, daß die beiden Knechte, auf die schnelle eine neue Mat-ratze für Lady Diaras Bett auftreiben konnten. Sir Oontz wußte zwar, daß er niemanden stören würde, wenn er sich in der Bibliothek aufhalten sollte, aber er wollte solange war-ten, bis Ellov, die neue Magd, ihn wecken kommen würde. Er wollte sehen, ob sie darüber nachgedacht hatte, warum er sie gestern so angefahren hatte. Als die Sonne endlich eine gelbe Färbung angenommen hatte, hörte er jemanden leise an seine Tür klopfen und noch leiser je-manden seinen Namen rufen. Selbst jetzt, wo er wach war und auf die leisen Geräusche lauschte, vernahm er sie kaum, dann hätte er sie wohl noch we-niger gehört, wenn er geschlafen hätte. Einen kleine Pause entstand, Zeit genug, um sich zu melden, sollte dieses Klopfen vernommen worden sein. Angestrengt horchte Sir Oontz auf ein erneutes Klopfen, oder rufen und er zuckte erschrocken zusammen, als plötzlich die Tür dröhnte, so als ob ein Ochse mit dem Kopf dagegen knallte. Beim dritten dröhnen wurde Sir Oontz klar, daß die Magd gegen die Tür treten mußte, wohl wissend, daß er bei diesem Krach aufwachen mußte und noch bevor es zum vierten mal gegen die Tür dröhnte, riß Sir Oontz die Tür auf und sah sich Ellov gegen-über, die ihren Fuß bereits zu einem neuerlichen Tritt gegen die Tür erhoben hatte. Ellov erstarrte in ihrer Bewegung, vor Entsetzen, Sir Oontz voll-bekleidet plötzlich gegenüber zu stehen. „Du kannst mich nicht besonders gut leiden, nicht wahr?“ fragte Sir Oontz sehr freundlich nach und deutete auf den immer noch erhobenen Fuß von Ellov. Die Starre löste sich aus der jungen Magd und sie ließ ganz plötzlich ihren Fuß fallen. Ellov ließ ihren Kopf sinken und starrte auf ihre Füße, wobei ihr Kopf vor Scham gleichzeitig rot anlief. „Hör zu Ellov.“ sprach Sir Oontz die Magd an und schloß die Tür zu seinem Schlafgemach hinter sich. „Schau mich bitte an, wenn ich mit dir rede.“ bat Sir Oontz und er konnte riechen, daß Ellov heute morgen schon ein Bad genom-men haben mußte, sie roch betörend nach einer besonderen Ölmischung aus vielerlei Blumen und Blüten, wie nur Esröp sie zu mischen vermochte. Der Gang, von dem Sir Oontz Schlafgemach abging, war nicht sehr breit und wenn er noch einen Schritt auf Ellov zugetan hätte, dann wäre er ihr in die Arme gelaufen. Langsam hob Ellov ihren Kopf, sie war immer noch hochrot und schaute Sir Oontz ins Gesicht, wobei sie allerdings vermied ihm in die Augen zu sehen. „Ich gehe davon aus, daß dein jetziges Verhalten damit zu tun hat, daß ich dich gestern so angefahren habe.“ vermutete Sir Oontz und als Ellov langsam nickte, begann Sir Oontz ihr zu er-klären, was sie falsch gemacht hatte. Schließlich beendete er seine Belehrung mit der Frage, ob sie verstanden habe, was er ihr versucht hatte zu erklären? „Ja. Ich habe jetzt verstanden, was ich falsch gemacht habe und ich werde daran arbeiten, damit dies nicht wieder geschieht. Al-lerdings kann ich nicht einsehen, daß unter allen Umständen die Etikette gewahrt werden müssen, ich werde es aber Akzeptieren und mich danach richten.“ räumte die junge Magd ein. „Gut. Ich denke, mit diesem Gespräch ist der Sache genüge ge-tan und hiermit erledigt. Du wirst diesmal keine Strafe bekom-men, aber richte dich bitte nach dem, was deine Lehrer dir bei-bringen, oder es zumindest versuchen. Du machst eine gute Ar-beit und ich bin sicher, daß aus dir noch was werden kann, auf Haus Sky´s.“ meinte Sir Oontz und wollte anschließend wissen, ob Ixa, oder Lady Diara, schon nach ihr geschickt hatten, um das Frühstück zu servieren. Aber Ellov verneinte und meinte, daß sie die beiden seit gestern abend nicht mehr gesehen habe. „In Ordnung, dann möchte ich, daß du Frühstück, mit zwei extra Kannen Tee, in der Bibliothek servierst.“ bat Sir Oontz die junge Magd und Ellov nickte und verschwand. Sir Oontz sah Ellov nach und mußte sich eingestehen, daß sie eigentlich recht ansehnlich war. Nicht so schön wie Ixa und Lady Diara, aber ganz nett. Allerdings war sie erst 20 Sommer alt und für ihn eindeutig zu jung. Schulterzuckend wandte er sich dann um und ging in die andere Richtung, um zu Ixa und Lady Diara zu gelangen. Schließlich erreichte Sir Oontz Lady Diaras Schlafgemach und klopfte an die Tür, erhielt auch sofort die Aufforderung, einzutre-ten. Lady Diara und Ixa saßen an dem kleinen Tisch und beide sahen so aus, als ob sie eben noch gelacht hätten. Lady Diara sah etwas frischer aus, obwohl ihre Haut immer noch sehr blaß und ihre Augen sehr dunkel waren, sie würden wohl nie mehr dieses leuchtende Orange annehmen. Ihr Haar war immer noch stumpf und spröde, aber sorgfältig zu einem langen Zopf geflochten. „Einen wunderschönen guten Morgen, die Damen.“ meinte Sir Oontz beschwingt darüber, daß Lady Diara anscheinend doch noch lachen konnte. Sir Oontz nahm die Hand von Lady Diara entgegen und hauchte ihr einen Handkuß auf, so wie er es immer tat, wenn er Lady Dia-ra begrüßte. Dann wandte er sich an Ixa, beugte sich zu ihr hinab und gab ihr einen Kuß auf den Mund, noch ehe sie widerspre-chen, oder zurückzucken konnte. „Das hat aber recht lange gedauert, bis ihr beiden begriffen habt, daß ihr zusammengehört.“ meinte Lady Diara und mußte lachen, als Ixas Kopf rot anlief. „Das ist kein Grund verlegen zu werden, Ixa. Ich weiß schon seit vielen Sommern, daß ihr zusammengehört, aber ich habe nie etwas gesagt, weil jeder seines eigenes Glückes Schmied ist.“ Jetzt scheute Ixa sich nicht mehr, Sir Oontz Hand zu nehmen und diese zu halten und ein Ausdruck von Glückseligkeit legte sich auf ihr Gesicht. „Ich hoffe, ihr wißt welch ein Glück ihr mit Ixa habt und ich hoffe auch, daß ihr gut auf sie acht gebt, so wie auf mich.“ meinte Lady Diara an Sir Oontz gewandt und dieser schaute die an. „Keine Angst Sir Oontz, Ixa hat mir nichts gesagt. Ich weiß schon seit langer Zeit, daß mein verstorbener Mann euch ein Verspre-chen abgerungen hat, immer auf mich auf zu passen, er hat es mir selbst erzählt und ich habe ihn damals fürchterlich ausge-schimpft, wie er auch nur daran Denken kann, daß ihm was ge-schehen könnte. Aber genug dieser Erinnerungen. Ich denken wir gehen in die Bibliothek, dort kann ich euch dann erzählen, was gestern geschehen ist.“ meinte Lady Diara und erhob sich. Lady Diara hatte heute ein Gewand an, das viel Haut zeigte. Das Oberteil ließ den Bauch frei, ebenso wie ihre Arme und es hatte einen weiten Halsausschnitt. Der Rock war nicht so lang, wie sonst bei Lady Diara, sondern endete kurz über den Knien und sie trug keine Schuhe, aber das tat sie sehr selten. Und erst jetzt viel Sir Oontz auf, daß nicht ein Kratzer mehr auf Lady Diaras Haut zu sehen war. Nichts deutete mehr darauf hin, daß sie am gestrigen Abend plötzlich so zerschunden hier aufge-taucht war. „Ihr braucht mich gar nicht so anzustarren, als wenn mir ein drit-tes Auge gewachsen wäre. Ich weiß wie ich gestern abend aus-gesehen haben muß und wie ich mich gefühlt habe und ich weiß, wie ich jetzt aussehe, aber ich habe nicht die geringste Ahnung warum. Ich weiß auf jeden Fall, daß es nicht an Nerups Tinkturen liegt.“ setzte Lady Diara noch nach und mußte lachen, als Sir Oontz nickte und ihr zustimmte. Zusammen verließen sie das Schlafgemach, Lady Diara voran und Sir Oontz mit Ixa an der Hand, hinterher und begaben sich zur Bibliothek. Als die drei sich schließlich um den Tisch plaziert hatten, begann Lady Diara zu erzählen, ohne das sie jemand dazu aufgefordert hätte. „Wie Ixa mir gestern schon gesagt hat, ward ihr, nachdem ihr die letzte Eintragung in meinem Schreibzimmer gelesen habt, außer euch vor Sorge, daß ich mir etwas antun würde. Aber seid versi-chert, ihr zwei, egal wie sehr die Visionen und meine Alpträume mich mit ihren Schrecken auch quälen, mir fehlt eindeutig die Courage dazu, mir Selbst etwas anzutun. Nachdem ich den let-zen Eintrag gemacht hatte, überkam mich der dringende Wunsch, sofort meine Eltern zu sehen, jedenfalls die Personen, die mich groß gezogen haben. Jetzt weiß ich, daß ich wenigstens eine kurze Nachricht dalasse hätte sollen. Ohne weiter zu Überlegen, rannte ich in die Ställe und griff nach dem ersten Pferd, welches da war. Ich hatte noch nie auf diesem Gaul gesessen, aber das war mir egal. Ihr wißt, Sir Oontz, daß ich reiten kann, wie die wilden Akrobaten auf ihren Pferden, die gelegentlich hier auftreten, also gab ich die Zügelfrei und das Pferd folg nur so über das Land, wie der Wind. Dieses Pferd war ein Rennpferd, ein wirklich gutes und um ein vielfaches schneller, als mein eigenes und ich war guter Dinge, daß ich mein Ziel schnell erreichen würde. Um auf den Hof mei-ner Zieheltern zu gelangen, führt der Weg ein Stück durch den großen Wald und wie der Zufall es will, hatte ich den Wald noch nicht erreicht, als mich erneut eine Vision befiel. Wie immer wur-de ich plötzlich stocksteif und richtete mich auf. Ganz weit ent-fernt spürte ich, daß das Tier sich erschrak und dann fühlte ich, daß ich vom Pferd rutschte, aber ich konnte nichts machen, die Vision hielt mich gefangen. Mein Fuß verfing sich im Steigbügel und das Pferd geriet in Pa-nik, brannte durch und schleifte mich mit sich. Das Tier rannte direkt auf den Wald zu, brach durch das Unterholz und schleifte mich durch etliche Dornenbüsche und über kleine Steine. Die Vision hörte genau so schnell wieder auf, wie sie gekommen war, aber diesmal fiel ich nicht in Ohnmacht. Ich begann meinen Fuß hin und her zu drehen und irgendwie gelang es mir, ihn aus dem Steigbügel zu befreien und in dem Moment, wo mir dies gelang, prallte ich gegen einen jungen Baum und verlor die Besinnung. Ich konnte nicht lange Ohnmächtig gewesen sein, die Sonne war zwar schon aufgegangen, hatte die Mittagszeit aber noch nicht erreicht. Von dem Pferd war natürlich weit und breit nichts zu sehen, also machte ich mich zu Fuß auf den Rückweg und es war ein sehr langer und sehr schmerzhafter Rückweg. Ich sah dann später etliche Menschen, je näher ich Haus Sky´s kam, aber sie schienen mich nicht zu sehen. Ich hatte keine Kraft mehr zu rufen und ging weiter und dann war ich auf einmal in der Bibliothek und habe euch überrascht. Das weiß ich noch. Als ihr mich dann gestern abend so unsanft ge-weckt hattet, habe ich den Entschluß gefaßt, mich auf die Suche nach Antworten zu machen, noch bevor das große Sommerfest beginnt. Aber nicht auf gut Glück, ich möchte, das ihr Sir Oontz und du Ixa, mir helft und mich Begleitet. Aber zuerst will ich etwas über diese Legende herausfinden, von der Esröp gesprochen hat.“ beendete Lady Diara ihre Geschichte und wollte sich erhe-ben, aber Sir Oontz legte ihr eine Hand auf den Arm und deutete damit an, daß sie sich wieder setzen möge, was Lady Diara auch tat. „Ich weiß wie sehr ihr erpicht darauf seid, endlich Antworten zu bekommen, mir geht es mittlerweile genauso, aber ich habe Ellov vorhin angewiesen, das Frühstück zu servieren und ich bin der Meinung, wir sollten uns erst einmal stärken, bevor wir uns an die Arbeit machen. Eigentlich müßte Ellov so erscheinen.“ meinte Sir Oontz und wie auf ein geheimes Zeichen hin, klopfte es an die Tür zur Bibliothek. Auf Sir Oontz „herein“, kamen Ellov, die ein Tablett mit drei Kan-nen Tee, drei Schalen mit glühenden Steinen und drei Becher darauf trug, herein und ihr folgten zwei weitere Mägde, die Tab-letts mit frischen Brot und Brötchen, Butter und anderen leckeren Dingen trugen. „Guten morgen, die Damen.“ meinte Lady Diara, an die drei Mäg-de gewandt und völlig verblüfft darüber, daß sie angesprochen wurden, nuschelten sie ein „Guten morgen, Lady Diara“ zurück. Einzig Ellov sprach klar und deutlich und wenn sie Überrascht über Lady Diaras aussehen war, dann zeigte sie es nicht. „Guten morgen Lady Diara. Wie geht es euch heute Morgen?“ fragte Ellov Lady Diara, aber es klang nicht Mitfühlend, oder be-sorgt, sondern so, wie man immer jemanden Ansprach, wenn man freundlich sein wollte. „Oh, mir geht’s heute sehr gut. Ich möchte dir danken, daß du gestern geholfen hast mich zu versorgen und mir deine Bade-wanne zur Verfügung gestellt hast. Stellt die Tabletts einfach auf den Tisch, den Rest machen wir dann selbst.“ bedankte sich La-dy Diara bei Ellov und sprach gleichzeitig die anderen beiden Mägde an. Ellov schien leicht verlegen zu sein, als sie auf Lady Diaras Danksagung antwortete. „Ach, daß war doch selbstverständlich, Lady Diara. Mir liegt euer Wohl sehr am Herzen, genauso, wie jedem anderen auch, auf Haus Sky´s.“ und damit stellte sie das Tablett auf den Tisch. Sir Oontz war dieser kleinen Unterhaltung aufmerksam gefolgt und er sah, daß Ellov es ehrlich meinte. Jetzt wußte er auch woher die Badewanne stammte, die die Knechte gestern abend in Lady Diaras Schlafgemach gebracht hatten und er fragte sich, woher Ellov solch eine Badewanne hat-te und wie sie sich sie hatte leisten können. Wieder eine Frage, die er bei Gelegenheit beantwortet haben wollte. Das Frühstück verlief sehr zur Belustigung aller. Ixa erzählte zwi-schendurch, welche Mißgeschicke wem in der Küche, oder auch im Stall unterlaufen waren und Sir Oontz und Lady Diara erzähl-ten die komischen Dinge, die unter den Lords und Ladys so ge-schahen und am meisten wurde wieder über Toremit gelacht. Schließlich war das Frühstück beendet und alle drei lehnten sich, satt und für den Moment zufrieden, in ihren Stühlen zurück. Für einige Zeit herrschte Schweigen in der Bibliothek, aber es war ein gutes Schweigen, ein zufriedenes Schweigen, kein Schweigen, das irgendwie Verlegenheit ausdrückte. Lady Diara stieß dann ihren Stuhl etwas zurück und stand auf. Schnell trat sie einen Schritt vom Tisch weg und grinste Sir Oontz an. „Keine Chance mich festzuhalten.“ meinte Lady Diara und auch Sir Oontz und Ixa mußten grinsen. „Verehrte Lady Diara, ich möchte euch ja nicht zu nahe treten, aber ich könnte euch jeder Zeit von dem Abhalten, was ihr jetzt vorhabt. Aber ich werde es nicht tun, weil es mich genauso sehr Interessiert, wie euch.“ erwiderte Sir Oontz und stand ebenfalls auf. Während Lady Diara tiefer in den Raum hineinging, sie wußte sehr genau, wo sich der Band der Sky´s Chroniken befand, den sie jetzt suchte, ging Sir Oontz zum Kamin. Sir Oontz zog es immer zum Kamin hin, egal ob es warm, oder kalt war. Er hatte ein besonderes Verhältnis zum Feuer, jeden-falls zu solchen einem, das in einem Kamin, nur in einem be-stimmten Rahmen brannte. Er wußte nur zu gut, daß Feuer nicht nur Wärme und Behaglich-keit spendete, sondern daß es auch eine vernichtende Kraft war. Auf einer seiner Reisen, die er jeden Sommer unternahm, hatte er in einem Gasthof eine Rast eingelegt. Er wollte nichts weiter, als eine warme Mahlzeit und einen Krug Ubrebier, aber ein betrunkener Landarbeiter, der auf einem Hof in der nähe arbeitete, hatte anscheinend etwas gegen ihn gehabt. Der Mann hatte Sir Oontz beleidigt und ihn als einen eingebilde-ten, hochnäsigen Hurensohn bezeichnet, aber Sir Oontz hatte gar nicht hingehört. Wenn Sir Oontz eine Mutter gehabt hätte, dann hätte er diesen Trunkenbold vermutlich an die frische Luft gesetzt, aber seine Mutter war bei seiner Geburt gestorben und er hatte keinerlei Erinnerung an sie. Sein Vater, der vor zehn Sommern gestorben war, hatte nie wieder geheiratet und ihn allein großgezogen. Der Trunkenbold war schließlich gewalttätig geworden und warf einen leeren Silberbecher, nach Sir Oontz. Aber Sir Oontz war dem Geschoß ausgewichen und der Becher schepperte auf den Tisch hinter ihm und warf eine brennende Kerze um. Normalerweise hätte diese Kerze ausgehen müssen, aber wel-cher der Götter von Lavia auch immer es wollte, sie brannte wei-ter und rollte Richtung Fenster und dann ging alles rasend schnell. Der Vorhang, der an dem Fenster hing, fing Feuer und das tro-ckene Holz, aus dem der Gasthof gebaut worden war, brannte wie trockenes Gras. Ehe Sir Oontz sich versah, brannte schon die halbe Gaststube und zu guter Letzt, mußte er auch noch den Trunkenbold aus dem Feuer retten, weil der alleine nicht mehr laufen konnte und als sie in Sicherheit waren, pöbelte der Mann ihn auch noch an, er solle ihm gefälligst los lassen, er könnte alleine stehen. Sir Oontz tat ihm den Gefallen, allerdings fiel der Mann der Länge nach auf den Boden, wo Sir Oontz ihn einfach liegenließ. Der Gasthof brannte komplett ab, wurde aber von Lord Sky´s, für den Wiederaufbau finanziert und den neuen Gasthof, mit dem alten Namen, gab es heute noch, ebenso wie den Trunkenbold. Aber Sir Oontz Manie nach Feuer, hatte einen großen Dämpfer bekommen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er Feuer immer nur mit Wärme und Wohlbehagen in Verbindung gebracht und an diesem Tag wurde ihm bewußt, daß das Feuer auch gefährlich war, ja sogar tödlich werden konnte und er hatte von da an immer darauf geachtet, das es ein sicheres Feuer war, wenn er eines anzünde-te. Ixa trat neben Sir Oontz und legte ihm einen Arm um seine Hüf-ten. Gemeinsam standen sie neben dem Kamin und schauten in das Feuer, bis Ixa ihn ansprach. „Wir helfen Lady Diara, nicht wahr?“ „Hm.“ machte Sir Oontz, was seine Zustimmung ausdrücken soll-te. „Und wir werden Haus Sky´s auch verlassen?“ fragte Ixa weiter. „Hm.“ „Und was glaubst du, wie lange wir weg sein werden?“ wollte Ixa weiter wissen und Sir Oontz drehte sich zu ihr um, schaute ihr tief in die Augen und zuckte dann mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Ein Sommer, zwei, vielleicht zehn Sommer, oder vielleicht auch nur zwei Monate, ich weiß es beim besten willen nicht.“ gestand Sir Oontz ihr, aber woher hätte er auch wis-sen sollen, wie lange sie brauchen würden, um Antworten zu bekommen, oder was überhaupt noch alles geschah. „He ihr zwei, kommt rüber, ich glaube ich habe gefunden wovon Esröp gesprochen hat.“ rief Lady Diara ihnen zu und ohne ein weiteres Wort begaben sich Sir Oontz und Ixa wieder an den Tisch, an dem Lady Diara jetzt saß und ein Buch vor sich liegen hatte. Lady Diara achtete aber nicht auf die beiden, sondern las in dem Buch und kaum daß sie saßen, begann Lady Diara zu sprechen. „Ich habe noch nie in den Chroniken der Dunkelheit gelesen, aber was hier steht, ist genauso Schockierend und schrecklich, wie das, was ich in meinen Visionen sehe und in meinen Alpträumen erlebe. Hört euch das mal an. < Der fünfte Dunkelsommer nähert sich dem Ende. Unsere Suche nach dem einen, der die Dunkel-heit besiegen soll, führt uns durch den großen Wald und obwohl wir in der letzten Zeit, soviel schreckliches gesehen haben, scho-ckiert uns jedesmal aufs neue, solch ein Anblick. Ungefähr drei-ßig Männer und Frauen sind an die Bäume genagelt worden, mit einem schwarzen Speer durch den Kopf, direkt an den Baum. Nicht zu beschreibende, widerwärtige Kreaturen, standen vor den Leichen und labten sich an dessen Fleisch und Innereien. Ein Anblick, den wir gerne Vergessen möchten, sich aber unaus-löschlich in unser Gehirn brennt. > Oder das hier, < Der sechste Dunkelsommer beginnt. Wir haben von einem Mann gehört, der der eine sein kann, den wir suchen, der die Dunkelheit besiegen kann. Wir verlassen das Dorf Throni, abseits des Weges, an des-sen Rändern die Köpfe der Bewohner von Throni, auf Spieße steckten, die in die Erde gerammt waren. Die Enthaupteten Kör-per liegen zu einem Haufen zusammengeworfen, vor den Toren Thronis und wir spüren, daß wir uns beeilen müssen, wenn nicht alle Bewohner von Lavia ausradiert werden sollen. >“ Lady Diara legte eine kleine Pause ein, in der sie nach ihrem Becher griff und einen kleinen Schluck Tee trank. Sie schaute zu Sir Oontz und Ixa hinüber, die vollkommen ver-stört auf ihren Stühlen saßen und sie anstarrten. „Das was hier steht, ist von den fünf Magiern, während der gro-ßen Dunkelheit erlebt worden und es ist fast genau das, was ich sehe, oder träume. Ich glaub, jetzt versteht ihr besser, warum ich so fertig bin.“ sprach Lady Diara die beiden an und wandte sich wieder dem Buch zu. Jetzt laß sie nur jeweils ein paar Worte und blätterte zur nächsten Seite weiter. Sie Interessierte die Schrecken der damaligen Zeit nicht, sie suchte das, wovon Esröp gesprochen hatte und fast am Ende des Buches stieß sie endlich darauf. „Hier, ich glaube, das muß die Legende sein, von der Esröp ge-sprochen hatte.“ war Lady Diaras Meinung und dann begann sie vorzulesen. „< Der neunte dunkel Sommer neigt sich dem Ende entgegen und Rolyad ist aufgebrochen, dem Schrecken ein Ende zu ma-chen. Wir wissen, daß er Gnilowr vertreiben kann, daß wieder das normale Leben auf Lavia einkehren wird, aber dies wird nicht für die Ewigkeit sein. Gnilowr wird wiederkommen, wenn 1000 Sommer vergangen sind. Aber wir werden darauf vorbereitet sein und vierzig Sommer, bevor Gnilowr wiederkehrt, wird ein Mäd-chen auf Lavia geboren werden, daß eine Frau zur Mutter hat, die über eine große Gabe verfügt. Wir, die fünf weißen Magier, wer-den eins sein und dieser Frau ein Kind zeugen, aber danach nie wieder gesehen werden. Zehn Sommer, vor Gnilowrs Auferste-hung, wird unsere ganze Macht, unser ganzes Wissen und auch die Gabe ihrer Mutter, auf sie einbrechen. Wir werden ihr helfen, aber sie muß uns finden und ihr einst schönstes Wesen, daß auf Lavia wandelt, wird unansehnlich werden, ihre Augen werden so rot, wie glühende Kohlen, um nach der Vernichtung von Gnilowr schöner und heller zu erstrah-len, als je zuvor. >“ Lady Diara klappte das Buch zusammen und lehnte sich aufseufzend zurück. Auch Sir Oontz und Ixa, die mühsam ein Gähnen unterdrückte, lehnten sich zurück, da sie sich vorgebeugt hatten und gespannt der Vorlesung gefolgt waren. Lady Diara hatte sich klarere Informationen vorgestellt, sogar erwartet, aber vielleicht sah sie die Informationen ja auch nicht richtig, weil sie sich in Gedanken die Frage stellte, wie die fünf Magier über viele hundert Sommer lang, überlegt haben sollten. „Wenn ich ehrlich bin, verstehe ich nicht so ganz, was dies mit mir zu tun haben sollte.“ meinte Lady Diara an Sir Oontz gewandt und auch Ixa verstand es nicht genau, was aber auch daran lie-gen konnte, daß sie einfach nur müde war. „Ich schon.“ erwiderte Sir Oontz und sprach gleich darauf weiter. „Gehen wir es Schritt für Schritt durch. Also, vierzig Sommer, bevor Gnilowr aufersteht, wird ein Mädchen auf Lavia geboren, das eine Mutter mit einer Gabe hat. Eure Mutter ist eine Yonos Fee und hat eine sehr starke Gabe, eben die Visionen. Sie wurde geschwängert von einem Mann, der angeblich ein Holzfäller ge-wesen sein soll. Eure Mutter wußte nicht wie dieser Mann hieß, woher er kam, oder wohin er verschwunden war, nachdem sie nach dem vollzogenen Akt, wieder aufgewacht war. Er wurde nie wieder gesehen. Und ihr seid das schönste Geschöpf, das auf ganz Lavia lebt. Entschuldige bitte Ixa, du weißt daß es stimmt, aber du kommst direkt nach Lady Diara.“ wandte sich Sir Oontz schnell an Ixa, aber diese lächelte nur und nickte. „Du hast recht.“ stimmte sie ihm zu und Sir Oontz wandte sich wieder an Lady Diara. „Entschuldigt bitte, wenn ich das sage, aber eure Schönheit hat stark gelitten. Eure Haut ist nicht mehr so weiß und glatt wie frü-her, eure Haare sind stumpf und strähnig, nicht mehr glänzend wie Goldfäden und eure Augen werden von Tag zu Tag dunkler und wenn ich genau hinschaue, dann haben sie sogar ein ganz leichten Rotschimmer. Und zehn Sommer, bevor Gnilowr aufer-steht, also dreißig Sommer nach der Geburt des Mädchens, wer-den die Gabe der Mutter und auch die Mächte der Magier, auf das Mädchen einbrechen und ihr habt bereits, dreißig Sommer nach eurer Geburt, die Gabe eurer Mutter.“ und damit beendete Sir Oontz seine Darlegung der Legende, die eigentlich klar zu erkennen ist. Ixa war müde, daß konnte Sir Oontz sehen, da sie bereits mehr-mals hintereinander gegähnt hatte. Er stand auf und trat hinter ihren Stuhl. Leicht legte er seine Hände auf ihre Schultern und Ixa genoß seine Berührung und legte ihre Wange auf seine Hand. „Komm, meine Liebe, du bist müde. Du kannst jetzt ins Bett ge-hen, ich verspreche dir, dich über alles zu unterrichten, was Lady Diara und ich besprechen werden.“ meinte Sir Oontz und Ixa nickte nur. Langsam stand Ixa auf, da sie befürchtete, vor Erschöpfung um-zufallen, aber Sir Oontz schlang sofort seinen Arm um ihre Hüften und begleitete sie zur Tür. Auf dem Gang vor der Bibliothek, blieben sie stehen und Sir Oontz nahm Ixa fest in seine Arme. „Deine Gemächer sind viel weiter von hier entfernt, als mein Schlafgemach. Wenn es dir nichts ausmacht, in dem Bett eines ehemaligen Junggesellen zu schlafen, dann würde ich dir Vor-schlagen, daß du in meinem Bett schläfst. Ich werde Ellov nach-her bitten, daß sie dich am Abend wieder wecken soll.“ meinte Sir Oontz zu Ixa und diese schaute ihn an. Er hätte jetzt klarstellen können, daß es lediglich ein Angebot zum Schlafen war, ohne irgendwelche Hintergedanken, aber er hielt den Mund. Entweder würde Ixa jetzt was fragen, verschmitzt und mit einem Grinsen auf dem Gesicht, oder sie würde wieder-um nur nicken und das Angebot annehmen, womit er eigentlich rechnete, da er sah, wie müde Ixa war. Sir Oontz besaß eine gute Menschenkenntnis, die ihn auch dies-mal nicht im Stich ließ. Wie er vermutet hatte, nickte Ixa nur, gab ihm einen leichten Kuß auf die Lippen und drehte sich dann um. Sir Oontz schaute Ixa nach, bis diese um die nächste Ecke bog und verschwunden war, dann drehte er sich um und betrat wieder die Bibliothek. Lady Diara saß nicht mehr an dem Tisch, sondern stand jetzt an dem Kamin und schaute in das Feuer. Sie sprach Sir Oontz an, als sie bemerkte, daß er die Bibliothek wieder betreten hatte, schaute dabei aber weiterhin in den Kamin. „Anscheinend hat diese Legende doch etwas mit mir zu tun. Ich habe diese Gabe bekommen, ebenso habe ich meine Ursprüngli-che Schönheit verloren und mit beiden würde ich mich abfinden können. Aber wenn es stimmt und ich die Macht und das Wissen der fünf Magier, an dem Tag bekommen werde, wenn der Tag meiner Geburt zum dreißigsten mal anbricht, dann werde ich Ga-rantiert verrückt werden. Wie soll ich die Macht der fünf wohl auf-nehmen? Es steht da, daß die fünf Magier helfen werden, aber wie wollen sie das machen? Sie müssen doch schon mehrere hundert Sommer lang tot sein, oder leben sie noch irgendwo im verborgenen? Sir Oontz, ich weiß das ihr erst die große Sommer-feier abwarten wollt, aber so leid es mir tut, ich habe keine Zeit zu verlieren.“ war Lady Diaras Meinung und sie hatte sich zu ihm umgedreht und seine Hände in die ihrigen genommen, ein Zei-chen von Freundschaft und Zuneigung, aber auch ein Zeichen von Hilfe, was Sir Oontz sehr wohl merkte. „Ich weiß.“ war alles, was Sir Oontz auf Lady Diaras letzter Be-merkung hin erwiderte.

ZWÖLF Kann ich mir selbst noch Vertrauen, wenn ich mein Begehr und meine Wünsche, über alles andere setze? Können meine Gefährten mir noch Vertrauen, die mir fast ohne Widerstand folgen und dorthin gehen, wohin ich sie führe, selbst in eine Gefahr hinein? Mißbrauche ich ihr Vertrauen? Lady Diara Sky´s - Auszug aus Sky´s Chroniken. Ixa wurde pünktlich, als die Sonne untergegangen war, von Ellov geweckt, die sich kein bißchen darüber wunderte, das Ixa in Sir Oontz Schlafgemach lag, sich aber hütete, etwas darüber zu sa-gen. Ellov sollte Ixa Bestellen, daß Sir Oontz und Lady Diara, sie in Lady Diaras Schreibzimmer erwarteten und dann sollte Ellov wie-der das Essen servieren. Ein klein wenig wunderte sich Ellov schon darüber, daß Ixa kei-nerlei Arbeiten mehr in der Küche verrichtete und Ellov fast nur noch für Sir Oontz, Lady Diara und Ixa da war. Jedesmal, wenn Ellov wieder in der Küche erschien, mußte sie etwas für Sir Oontz erledigen, aber die Küchenchefin wußte an-scheinend mehr, als Ellov selbst, da sie sie mit keinerlei anderen Arbeiten betraute. Einerseits freute Ellov dies, da sie auch den verhaßten Abwasch nicht mehr machen mußte, aber andererseits ärgerte sie es auch. Wenn sie für nur noch ein, oder zwei bestimmte Personen arbei-ten sollte, dann hätte sie dies gerne gewußt, wenn es vielleicht auch nur für kurze Zeit sein würde. Ellov hatte zwar nichts gehört, jedenfalls nichts konkretes, aber sie hegte den Verdacht, daß Lady Diara und Sir Oontz schon bald Haus Sky´s verlassen würden. Ellov war nicht dumm, ganz und gar nicht und es war Lady Diara anzusehen, daß ihr etwas auf der Seele lag und wenn man es auf Haus Sky´s hätte behe-ben können, dann wäre dies sicherlich schon lange geschehen. Von daher ging Ellov davon aus, daß, was immer es auch war, was Lady Diara bedrückte, man dies wohl nur außerhalb von Haus Sky´s, oder Sky´s Gärten, oder gar außerhalb von Nevaeh, beheben würde können. Und wenn tatsächlich eine Reise anstehen sollte, dann hoffte Ellov nur, daß sie nicht dabei sein würde. Sie hatte keinerlei Inte-resse, auf einem Pferd zu sitzen, quer durch die Landschaft zu reiten und sich ihren Hintern wund scheuern zu lassen. Sie wollte nur noch hier auf Haus Sky´s bleiben, wo sie ihre Ar-beit hatte, wo sie ihre Ruhe hatte und auch schon ein paar Freundinnen unter den anderen Mägden, gefunden hatte.
< Irgend etwas ist hier im Gange, aber das soll mir egal sein, ich werde mich nicht dazwischen stecken und schön außer Sichtwei-te bleiben. > dachte sie sich und betrat die Küche, um das A-bendessen für Lady Diara, Sir Oontz und Ixa herzurichten. Ixa hatte sich, nachdem Ellov sie geweckt hatte, schnell gewa-schen, sich die Haare gebürstet und zu einem Knoten hochge-steckt, sie mochte keine Zöpfe, jedenfalls nicht an sich selbst. Anschließend hatte Ixa sich auf den Weg gemacht und hatte die relativ kurze Strecke, gegenüber von ihrem Schlafgemach aus gesehen, schnell zurück gelegt und hatte das Schreibzimmer betreten, ohne anzuklopfen, da sie ja erwartet wurde. „Ixa. Komm her und setz dich zu mir.“ rief Lady Diara erfreut aus, als sie Ixa in das Zimmer treten sah. Früher war Lady Diara fast immer so erfreut gewesen, manchmal auch glücklich, wenn Ixa ihre Gemächer betreten hatte, aber jetzt irritierte dies Ixa ein we-nig, allerdings ließ sie es sich nicht anmerken. Sir Oontz, wie immer ein Mann der alten Schule, stand sofort auf, als er Ixa sah, kam ihr ein paar Schritte entgegen, nahm sie kurz in den Arm, wobei er schnell, „alle Götter, ich bin geblendet, mei-ne Sonne ist gerade aufgegangen,“ ihr ins Ohr flüsterte und Ixa dann, die plötzlich glücklich von einem Ohr zum anderen lächelte, zu dem Stuhl begleitete, auf den Lady Diara gedeutet hatte. Ixa schaute Lady Diara an, die anscheinend sehr froh über etwas zu sein schien und wunderte sich nicht im geringsten darüber, daß jetzt ein klar zu erkennender roter Schimmer, in ihren Augen lag. „Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, Lady Diara, aber dürfte ich erfahren, worüber ihr euch so freut?“ fragte Ixa vorsichtig an und Lady Diara lachte, was Ixa noch mehr verwirrte, aber kurz darauf erhielt sie eine Antwort. „Selbstverständlich darfst du es erfahren, du bist schließlich mei-ne beste Freundin. Sir Oontz hat dir sicherlich von den Yonos Feen und Visionen berichtet. Nun, für gewöhnlich, nein, eigentlich immer, wenn die Feen eine Vision haben, fallen sie in eine Starre und sehen fast so aus wie Statuen, so wie es bei mir am Anfang gewesen ist. Esröp hat mir heute erzählt, daß meine Mutter die einzige Yonos Fee war, bei der dies nicht geschah. Sie war die einzigste, die bei einer Vision ihren freien Willen behielt und sich bewegen konnte, wohin sie wollte. Natürlich blieb sie meistens auf einen Punkt stehen, wenn sie eine Vision überkam, sie konn-te ja nicht sehen wohin sie ging. Als Esröp heute nachmittag ging, überfiel mich eine neue Vision. Zuerst habe ich es gar nicht be-merkt, weil ich mich immer noch mit Sir Oontz unterhielt, aber als er sich in eine dieser schrecklichen Kreaturen verwandelte, scheinbar vor meinen Augen, genauso, wie dies Zimmer sich plötzlich verwandelte, begriff ich, daß ich eine Vision hatte. Ich war bei klarem Verstand und erzählte Sir Oontz alles, was ich sah und als die Vision, die nicht minder schrecklich war, als die ande-ren, die ich bisher hatte, aufhörte, fiel ich nicht in eine Ohnmacht. Diese Visionen können mir jetzt nichts mehr anhaben. Das ist eigentlich der Hauptgrund, warum ich mich jetzt so wohl fühle.“ erklärte Lady Diara Ixa ihre Freude und Ixa mußte sich eingeste-hen, wenn sie an Lady Diaras Stelle wäre, würde sie sich wohl genauso freuen. „Ich würde sagen, daß ist eine Gute Nachricht und macht sicher-lich zuversichtlicher auf das, was euch noch erwartet.“ meinte Ixa und sah sofort an Lady Diaras Gesichtsausdruck, daß weder Sir Oontz, noch Lady Diara selbst, schon weiter gedacht, oder davon gesprochen hatten. „Es tut mir leid, ich wollte euch nicht die Stimmung verderben.“ entschuldigte Ixa sich schnell, aber Lady Diara winkte ab und ihr Gesicht hellte sich wieder auf. „Ist nicht weiter schlimm. Du hast zwar recht und es ist sicherlich nicht verkehrt weiter in die Zukunft zu blicken, aber wie meine Mutter, meine Ziehmutter, immer sagte, < schaue immer nur auf den Schritt den du tust und den nächsten, sonst vergißt du einen und stolperst. > Weißt du Ixa, sie hat recht. Wenn wir immer Schritt für Schritt voran gehen, kommen wir vielleicht nicht so schnell ins Stolpern. Schritt für Schritt, daß ist, glaube ich, das Stichwort. Laß dir von deinem Liebsten erzählen, welche Schritte wir als nächstes geplant haben.“ meinte Lady Diara und stand auf. Sir Oontz, der in den letzten Tagen immer so sehr auf Lady Diara geachtet hatte, beachtete sie diesmal nicht. Es war nicht mehr nötig. Die Visionen konnten Lady Diara nicht mehr außer Gefecht setzen und er brauchte sich auch keine Gedanken mehr darüber machen, daß sie einfach verschwinden würde, da die nächsten Schritte bereits geplant waren und Lady Diara ihrem Ziel näher kam. „Sir Oontz, ich werde etwas in die Bibliothek gehen und in den Chroniken über die Dunkelheit lesen. Vielleicht finde ich ja noch irgendwelche Hinweise.“ wandte sich Lady Diara an Sir Oontz, der aber nur leicht nickte, um anzudeuten, daß er verstanden habe. Nachdem Lady Diara das Schreibzimmer verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatte, stand Sir Oontz auf und kam auf Ixa zu. Er beugte sich zu ihr hinab und gab ihr einen langen, innigen Kuß, auf den Ixa schon gewartet hatte und den sie ebenso innig erwiderte. Schließlich ließen die beiden, schwer atmend, von einander ab und Sir Oontz setzte sich wieder auf seinen Stuhl. „Was wollte Esröp denn hier?“ wollte Ixa wissen, noch bevor Sir Oontz auch nur daran dachte, den Mund auf zu machen, um ihr zu berichten, was er und Lady Diara besprochen hatten. „Esröp wollte sich nur erkundigen, wie es Lady Diara geht und Lady Diara hat die Gelegenheit gleich beim Schopf gepackt und Esröp nach ihrer Mutter ausgefragt. Aber das ist jetzt nebensäch-lich, ich glaube nicht einmal daran, daß die Königin der Yonos Feen, überhaupt noch lebt. Das werde ich Lady Diara natürlich nicht unter die Nase reiben. Sie geht davon aus, daß ihre Mutter noch irgendwo lebt und das sie sich durch Zufall wiederfinden werden und diesen Glauben möchte ich ihr nicht nehmen. Ich bin schon froh, daß diese Visio-nen keine Gefahr mehr sind.“ meinte Sir Oontz und griff nach seinem Becher, den Ixa mit Tee aufgefüllt hatte. Auch Ixa hatte sich einen Becher Tee eingeschenkt, den sie jetzt allerdings auf den Tisch zurück stellte. „Ich bin nur froh, daß Lady Diara wieder etwas glücklicher zu sein scheint, als in den letzten Tagen. Daß war schlimm mit anzuse-hen.“ gestand Ixa und Sir Oontz stimmte ihr zu. „Aber davon einmal abgehen, hatte ich dir ja versprochen, dich darüber zu Informieren, was Lady Diara und ich Besprechen wer-den. Also, nachdem ich dich heute Morgen ins Bett geschickt habe, begann Lady Diara von dem Sommerfest zu erzählen. Sie will es auf jeden Fall stattfinden lassen, auch wenn sie, du, ich und ein paar andere, nicht daran teilhaben werden. Lady Diara wollte ursprünglich Lord Mungrams Frau, Lady Tibro, damit be-auftragen das Sommerfest auf Haus Sky´s auszurichten, aller-dings konnte ich ihr das ausreden. Nichts gegen Lady Tibro, sie ist eine sehr nette Person, aber sie hat keinerlei Geschick oder Organisation, was die Ausrichtung eines Festes angeht, erst recht nicht von solch einer Größe. Ich konnte Lady Diara davon Überzeugen, daß Lord Epmal und seine Tochter Enoph besser dafür geeignet wären, da ihre Feste immer hervorragend sind. Wir werden einen Boten losschicken, der den Bäckern, Flei-schern usw. ausrichtet, daß sie, wie jeden Sommer, ihren Beitrag dazu leisten mögen und vor allem, daß sie Lord Epmal und seiner Tochter helfen sollen, wo immer sie können. Lord Epmals Tochter Enoph, soll anschließend auf Haus Sky´s bleiben und die Regie-rungsgeschäfte, in Vertretung für Lady Diara, übernehmen. Ei-gentlich wäre dies nicht nötig, da eh alles von alleine läuft, aber Lady Diara ist der Meinung, daß eine Ansprechperson auf Haus Sky´s anwesend sein sollte. Und da Enoph bereits einen großen Teil der Regierungsgeschäfte mit ihrem Vater in Refeih führt und sehr gut angesehen ist, bei ihrem Volk, habe ich den Vorschlag gemacht, sie zu nehmen, wenn sie will. Lady Diara hat heute mittag schon einen Kurier, mit einem Brief, losgeschickt und wenn die beiden sich sofort auf den Weg machen, sollten sie in drei Tagen ankommen.“ Sir Oontz legte eine kurze Pause ein und griff erneut nach seinem Becher, um seine Kehle, die etwas tro-cken war, zu befeuchten. „Dann geh ich davon aus, daß wir uns in drei Tagen auf den Weg machen.“ vermutete Ixa, aber Sir Oontz schüttelte den Kopf. „Nicht ganz. Wenn Epmal und seine Tochter hier eintreffen, dann müssen erst noch einige Dinge geklärt und besprochen werden. Ich denke, daß wir wohl in vier, oder fünf Tagen, aufbrechen wer-den.“ vermutete diesmal Sir Oontz und trank einen weiteren Schluck aus seinem Becher. „Mir fällt gerade ein, ich habe dich noch gar nicht gefragt, ob du überhaupt Reiten kannst.“ wollte Sir Oontz von Ixa wissen, die ihn sofort mit einem schrägen Seitenblick antwortete. „Entschuldige bitte, daß ich gefragt habe, aber ich habe dich noch nie auf einem Pferd gesehen.“ entschuldigte Sir Oontz sich sofort und begab sich in eine Abwehrende Haltung. Sofort war Ixa versöhnlich gestimmt und lächelte sogar. „Damit hast du recht. In Ordnung, es sei dir Verziehen. Ja, ich kann reiten. Genau denselben Stil, den Lady Diara bevorzugt, wenn sie ausreitet.“ meinte Ixa und mußte lachen, als sie Sir Oontz verblüfftes Gesicht sah. Sir Oontz wußte nur zu gut, daß Lady Diara sehr gut und auch sehr verwegen, Reiten konnte und er fand es ungewöhnlich, daß eine andere Dame, denselben Stil ritt. Aber es fiel ihm nicht son-derlich schwer, sich vorzustellen, wie Ixa, in derselben Art und Weise, über das Land preschte. Sofort hatte Sir Oontz ein Bild vor Augen, daß Ixa auf einem gro-ßen, kräftigen, weißen Hengst zeigte. Ihr Körper steckte in enger Reiterkleidung, daß ihre Figur sehr gut betonte und ihre langen schwarzen Haare wehten hinter ihr im Wind und ein leichtes, ver-träumtes Lächeln legte sich auf Sir Oontz Gesicht. Erschrocken zuckte Sir Oontz zusammen, als er grob angesto-ßen wurde und in Ixas lachendes Gesicht schaute. „Schläfst du schon mit offenen Augen?“ wollte Ixa wissen. „Nein, ich habe gerade an was gedacht.“ erwiderte Sir Oontz schnell. „Deinem Gesichtsausdruck nach, an was angenehmes.“ und wie-der lachte Ixa, als sie sah, daß Sir Oontz leicht rot wurde. Ixa schaute Sir nur an und lächelte vor sich hin. Sie bemerkte genau, daß es ihm unangenehm war und bevor sie ihn noch mehr in Verlegenheit brachte und ihn womöglich noch verärgerte, schwieg sie. Bewundert stellte Ixa fest, daß Sir Oontz, kaum das er etwas zu schnell seine Antwort ausgestoßen hatte, schon wieder in der Gewalt hatte. Von seiner leichten Verlegenheit war nichts mehr vorhanden, als er jetzt weitersprach. „Es ist immer gut, wenn man wie der Wind reiten kann, ohne vom Pferd zu stürzen. Es gibt da noch eine Person, die Lady Diara mit auf die Reise nehmen will, ich weiß zwar absolut nicht warum, aber sie hat darauf bestanden und von der ich nicht weiß, ob sie reiten kann. Aber vielleicht kannst du mir dabei helfen. Weißt du, ob Ellov reiten kann?“ wollte Sir Oontz von Ixa wissen und diese schaute ihn fragend an. „Es war nicht meine Idee, daß versichere ich dir. Ich habe ver-sucht Lady Diara dies Auszureden, aber sie ließ sich partout nicht davon abbringen.“ versicherte Sir Oontz und Ixa nickte. „Ellov kann reiten, zwar nicht so gut wie Lady Diara und ich, aber gut genug, um nicht im schnellen Tempo vom Pferd zu fallen. Allerdings haßt sie es zu Reiten. Frag mich nicht warum, keine Ahnung.“ beantwortete Ixa, Sir Oontz gestellte Frage. „Gut. Schau, dies sind die Personen, die uns Begleiten werden. Es ist eine kleine Gruppe, so kommen wir schneller voran.“ er-klärte Sir Oontz und reichte Ixa ein Blatt Papier. Ixa nahm es entgegen und sah, daß es sich um acht Namen handelte. Neben denen von Lady Diara, Sir Oontz, Ellovs und ihrem eige-nen, standen noch Rocra, Artep, Raunaj und Xamoed, auf dem Blatt. Diese Namen hatte Ixa noch nie gehört und fragte Sir Oontz da-nach. „Die vier sind Jäger. hervorragende Jäger, die noch hervorragen-der mit ihren Bögen umgehen können. Da wir die meiste Zeit quer durch das Land Reisen werden und somit auch keine Her-bergen und Gasthöfe ansteuern, werden die vier uns gelegentlich mit frischem Fleisch versorgen, außerdem sind sie so etwas wie eine Eskorte. Ich allein, kann kaum drei Damen gleichzeitig schützen, sollte dies notwendig werden. Ich kenne die vier recht gut, wir waren des öfteren zusammen auf Jagd und wie es der Zufall so will, sind die vier gerade Gäste auf Haus Sky´s.“ „Wissen sie denn, warum sie uns Begleiten sollen?“ wollte Ixa wissen. „Nein, daß brauchen sie auch nicht zu wissen. Je weniger alle Außenstehenden wissen, desto besser. Sie wissen nur, daß wir eine Reise machen und Lady Diara Geleit braucht.“ erklärte Sir Oontz und schaute Ixa an, die etwas zweifelnd wirkte. „Was ist?“ wollte diesmal Sir Oontz wissen und Ixa zuckte leicht die Schultern. „Ich möchte deine Freunde oder deine Menschenkenntnis nicht in Frage stellen, aber sind die vier Vertrauenswürdig?“ fragte Ixa und Sir Oontz mußte lächeln. „Absolut. Sie sind wahre Ehrenmänner und haben dieselbe alt Schule besucht, wie ich. Ich weiß, daß macht sie noch nicht Ver-trauenswürdig. Die vier stehen in den Diensten von Lord, Mun-gram, diesen alten Mann, den Lady Diara wie ihren eigenen Großvater sieht und ich kenne diesen alten Knacker recht gut. Er hat mir Geschichten über die vier erzählt, die keinerlei Zweifel daran aufkommen lassen, daß sie absolut Vertrauenswürdig dem gegenüber sind, dem sie Schutz gewähren. Sie sind Treu erge-ben, bis in den Tod, wie Lord Mungram mir einmal versicherte.“ kehrte er Ixas Bedenken zur Seite und bevor sie eine neue Frage stellen konnte, klopfte es an der Tür. Sir Oontz stand auf und begab sich zur Tür, um diese zu öffnen. Er sah sich Ellov und zwei weiteren Mägden gegenüber, die jeder ein Tablett mit Tee, Brot usw. trugen. Er wollte Ellov fragen, was sie hier wollte, als ihm einfiel, daß er die junge Magd gebeten hatte, daß Abendessen zu servieren. „Das sieht gut aus. Am besten bringst du es in die Bibliothek, wie immer. Lady Diara ist bereits dort und du kannst ihr Ausrichten, daß Ixa und ich auch gleich kommen werden.“ „Ich werde es ausrichten.“ versprach Ellov, drehte sich um und wandte sich, mit den anderen beiden Mägden im Schlepptau, Richtung Bibliothek. Sir Oontz schloß die Tür und begab sich wieder zu Ixa. „Also, daß ist soweit alles, was Lady Diara und ich besprochen haben. Es gibt auch noch den Beginn einer Reiseroute, aber dar-über können wir Morgen reden. Ich denke, daß wir jetzt in die Bibliothek gehen sollten, um etwas zu Essen und danach wird es Zeit, ins Bett zu gehen. Ab morgen stehen uns ein paar Arbeits-reiche Tage bevor.“ und damit reichte er Ixa seine Hand, die die-se nahm und gemeinsam begaben sie sich in die Bibliothek, um mit Lady Diara zusammen, ein gemütliches Abendessen zu verbringen. Ixa und Sir Oontz begleiteten Lady Diara noch in ihr Schlafge-mach, aus reiner Gewohnheit heraus und bevor Ixa und Sir Oontz, Lady Diara verließen, sprach diese Ixa noch einmal an. „Ixa, als ich von meinem Unfall hier auftauchte, hast du mich da entkleidet?“ und Ixa nickte. „Was hast du mit diesen Kleidern gemacht?“ „Sie waren so zerrissen, daß ich mir nicht die Mühe gemacht ha-be sie zu waschen, ich habe sie gleich weggeworfen.“ antwortete Ixa und Lady Diara nickte. „Hätte ich genauso gemacht. Hast du zufällig etwas in den Ta-schen gefunden?“ wollte Lady Diara wissen und Ixa schien zu Überlegen. Gerade als sie den Kopf schütteln wollte, fiel ihr ein, was Lady Diara mit diesen Fragen bezwecken wollte. „Wenn ihr den Brief von Lord Mungram meint, der liegt in dem kleinen Tischen, neben eurem Bett, in der unteren Ablage.“ „Danke Ixa, genau den habe ich gemeint. Ihr zwei könnt jetzt ge-hen. Ruht euch aus, wir haben morgen einen anstrengenden Tag vor uns." meinte Lady Diara und wartete darauf, daß Ixa und Sir Oontz ihr Schlafgemach verlassen würden. „Gute Nacht, Lady Diara.“ meinten Ixa und Sir Oontz, wie aus einem Mund und dann verließen sie das Schlafgemach und lie-ßen Lady Diara allein.


DREIZEHN
Was veranlaßt die Menschen dazu, zu Glauben, sie seien etwas Besonderes? Was veranlaßt sie dazu, zu Glauben, sie seinen für etwas höherem bestimmt? Nur weil wir uns Bewegen, Essen, Trinken und miteinander Kommunizieren? Das tun die Tiere auch.
Und warum glaubt das Böse immer, es sei allmächtig? Lady Diara Sky´s – Fragen zum Leben Auszug aus Sky´s Chroniken Lady Diara hatte nicht vergessen, daß sie Lord Mungrams Brief von Sir Oontz bekommen hatte, aber die letzten vier Tage, war sie nicht in der Lage gewesen, den Brief zu lesen. Als Sir Oontz ihr den Brief gegeben hatte, begannen an dem Tag die Visionen und Alpträume. Ständig war sie nach den Visionen in Ohnmacht gefallen und die Schrecklichen Dinge, die sie während der Vision und auch in den Alpträumen sah, machten sie nervös, konfus, ja, sie hatte sogar Angst davor, die Augen zu schließen und einzuschlafen, was unweigerlich die Alpträume mit sich brachte. Die Visionen waren jetzt etwas Entschärft. Obwohl Lady Diara während einer Vision jetzt bei klarem Verstand war und nicht mehr in diese Starre versetzt wurde und anschließend in Ohn-macht fiel, blieben die Schreckensbilder bestehen. Sie hat bisher immer nur das Böse, so unsagbare brutale Dinge gesehen, niemals etwas Gutes, nie die Sonne, oder lachende Menschen, was ihr noch mehr Angst bereitete, wie die Visionen selbst. So wie sie die Legende verstanden hatte, wie Sir Oontz sie ihr erklärt hatte, lag kein Zweifel darin, daß sie diejenige war, von der die Rede darin war. Alles stimmte, alles, wovon die fünf Magier in der Legende berichteten, geschah, aber dennoch bezweifelte Lady Diara, daß die fünf Magier ihr würden helfen können. Wie sollten sie das auch können? Lady Diara war fest davon Ü-berzeugt, daß die Magier schon lange tot waren, wie also sollten sie ihr helfen? Nun gut, auf ihrer Reise würde sie schon gewahr werden, was geschah, es würde nur noch ein paar Tage dauern und dann würden sie losreiten. Sir Oontz und sie hatten alles schon ge-plant, jedenfalls bis zu einem gewissen Punkt. Aber darüber wollte sie jetzt nicht Nachdenken. Lady Diara beug-te sich etwas zur Seite und griff in die Ablage ihres kleinen Tisch-chens, in der der Brief von Lord Mungram liegen sollte. Ihre Hand suchte in der Ablage und verharrte einen Moment, als sie das Papier des Briefes, unter ihren Fingern fühlte. Langsam nahm sie ihn heraus und schaute eine geraume Zeit lang, auf das Siegel. Es war ungebrochen und zeigte eine Rose, daß Hauszeichen von Lord Mungram und dessen Initialen. Was mochte der Alte Mann wohl wollen, daß er ihr einen Brief schrieb? Schließlich zuckte Lady Diara die Schultern und brach das Siegel auf. Sie faltete den Brief auseinander und laß erstaunt die erste Zeile. „Lord Mungram, Herrscher über Nemerb, aus dem Haus Gidnurg, schreibt diesen Brief an die spätere Lady Diara Sky´s, 980 Som-mer, nach der großen Dunkelheit.“ Das sollte heißen, wenn das Datum echt ist und Lord Mungram sich keinen Scherz mit ihr er-laubte, dass dieser Brief gute 20 Sommer alt war und zu einer Zeit geschrieben wurde, als Lady Diara gerade erst 10 Sommer zählte und nichts in ihrem Leben darauf schließen ließ, dass sie einmal Lady Diara Sky´s sein würde. „Was soll das bedeuten?“ murmelte Lady Diara in den leeren Raum hinein und begann dann, den Brief zu lesen. „Verehrte Lady Diara, ach, was soll dieses Gehabe, Hallo Diara. Ich weiß, sicherlich wunderst du dich jetzt über das Datum, hab ich recht? Nun, die Sache ist relativ einfach. Ich bin so etwas, was deine Mutter ist. In bin sicher, daß du be-reits das meiste über deine richtige Mutter in Erfahrung gebracht hast. Ich weiß auch, daß du bereits deine Visionen hast, oder aber kurz davor bist welche zu bekommen. Ich habe deine Mutter leider nie kennengelernt, aber ich habe sie gesehen, so wie ich gesehen habe, was du bist und was deine Bestimmung ist. Ich bin ein Seher. Ich bekomme keine Visionen, so wie du, oder deine Mutter, ich muß mich darauf Konzentrieren und kann dann bestimmen was, oder wen ich sehen will, daß kostet mich jedes-mal unheimlich viel Kraft und bin hinterher mehr als nur ausge-laugt. Ich weiß wer dein Vater ist, oder sollte ich lieber Väter sagen? Ich kann dir versichern, die Legende ist wahr. Hör bitte weiterhin zu. Ich kann dir alles über deine Mutter, über die Legende, über deine Väter und noch viel mehr berichten. Nein, nein, renn jetzt nicht einfach los, du hast ja gemerkt, was beim letzten mal geschehen ist. Behalte deinen Plan bei und wir werden uns in ein paar Tagen sehen. Ich weiß, daß dir jetzt die Neztak im Hintern summen und du kaum an dich halten kannst, aber behalte deinen Plan bei und achte darauf, was Sir Oontz dir rät. Bis du an deinem Ziel bist, wird er immer den richtigen und sichersten Weg wählen. Du denkst jetzt sicher, warum hat dieser alte Knacker mir nicht schon viel früher davon erzählt? Ganz einfach deshalb, weil du mir niemals geglaubt hättest. Natürlich hätte ich dir geglaubt, denkst du jetzt gerade und ich kann es fast hören. Ich kenne dich jetzt schon ganz gut und du hättest mir nicht geglaubt, dies hätte niemals jemand geglaubt. All das, was du in den letzten Tagen erfahren hast und durchmachen mußtest, ist viel zu Phantastisch, als das man es glauben könnte. Du ließt diesen Brief erst heute, zwanzig Sommer, nachdem ich ihn geschrieben habe, weil ich heute all dies gesehen habe. Ich habe es gleich Aufgeschrieben und einen Brief an dich fertig ge-macht, obwohl es dich, zum jetzigen Zeitpunkt, da ich dies schreibe, noch gar nicht als Lady Diara Sky´s gibt. Noch einmal, behalte deinen Plan bei und wir werden uns in ein paar Tagen sehen. Und jetzt leg den Brief weg und schlaf einwe-nig, du wirst deine Kräfte in den nächsten Tagen brauchen. Gute Nacht Diara. Liebe Grüße von Mungram.“ vollkommen verblüfft und etwas verstört, ließ Lady Diara den Brief sinken. All die lan-gen Sommer lang, hat dieser alte Mann gewußt, was ihr bevor-stand und er hat ihr nichts gesagt. Selbst bei ihrem ersten treffen hatte er sie schon lange gekannt, hat aber so getan, als würde er sie zum ersten mal sehen, na ja, in gewisser weise stimmte das ja auch, er sah sie zum ersten mal in Natur. Er hatte sich mit ihr unterhalten, mit ihr gelacht, getanzt und ge-feiert, so als würde nichts geschehen, so als würde sie immer nur die kleine Diara in seinen Augen bleiben, dabei war für sie etwas großes Vorherbestimmt und nie hatte der Mann, für den sie bis-her tiefe Sympathie empfunden hatte, etwas gesagt, oder auch nur angedeutet. Was hatte er gesagt, er war ein Seher? Er konnte Dinge bewußt sehen, die in der Zukunft, sehr weit in der Zukunft geschahen. Was hatte dieser alte Mann noch alles gesehen? Wie hatte er es geschafft, all diese lange Zeit, seine Macht zu verbergen? Nichts anderes war es für Lady Diara, eine ungeheure Macht, alleine durch Konzentration und Gedanken, die Zukunft zu sehen und diese Macht, hatte Lord Mungram. Lady Diara kam der unglaubliche Gedanke, daß Lord Mungram vielleicht auch den Tod ihres Mannes gesehen hatte und wenn dem so war, hätte er ihn nicht verhindern können? Wie Lord Mungram in einem Brief schon vorhergesagt hatte, ü-berkam sie das ungeheure Gefühl, einfach aufzuspringen und los zu reiten. Aber mit einer großen Willens- und Kraftanstrengung, gelang es ihr, dieses Gefühl niederzukämpfen und dann laß sie den Brief noch einmal. Aber auch als sie ihn zum dritten und zum vierten mal gelesen hatte, war er so ungeheuerlich, wie beim ersten mal. Schließlich faltete sie den Brief wieder zusammen und legte ihn zurück in die Ablage ihres Tischchens. Lady Diara nahm sich vor, niemand diesen Brief zu zeigen und sich in Geduld zu üben, so schwer es ihr auch fiel und bis zu dem Tag zu warten, an dem sie endlich aufbrechen würden. Lady Diara löschte die Kerze, die auf dem Tischchen stand, legte sich so in ihr Bett, wie sie am liebsten schlief und machte die Au-gen zu. Dann wurde ihr diese Schlafstellung zu unbequem und sie wälzte sich aufseufzend auf die andere Seite und als sie die Augen öff-nete, stellte sie verblüfft fest, daß helles Sonnenlicht in ihr Schlaf-gemach fiel und die Sonnenstrahlen sie geweckt hatten. Lady Diara hatte gar nicht bemerkt, daß sie eingeschlafen war und als sie aufstand, fühlte sie sich frisch, ausgeruht und voller Tatendrang. Verblüfft stellte Lady Diara fest, daß sie keinen Alptraum gehabt hatte, nicht einmal was anderes geträumt hatte, anscheinend hatte sie gar nichts geträumt, zumindest konnte sie sich nicht Erinnern. Schnell wusch sie sich, kämmte und flocht ihr Haar, zog sich ei-nes der rotschimmernden Gewänder an, die sie so mochte und begab sich auf den Weg zur Bibliothek. Lady Diara vermutete, daß Sir Oontz und Ixa sich dort aufhalten würden, um weitere Dinge für die Reise zu besprechen, wurde aber Enttäuscht. Sie zuckte kurz mit den Schultern, drehte sich um und begab sich zum Schreibzimmer. Lady Diara wußte zwar nicht, warum die beiden hätten dort sein sollen, wollte aber dennoch nachsehen. Aber auch hier waren Sir Oontz und Ixa nicht zu sehen, wie sie schon vermutet hatte. Unschlüssig, wohin sie sich jetzt wenden sollte, stand sie auf dem Gang vor dem Schreibzimmer und ganz plötzlich wurde ihr be-wußt, wie ruhig es war. Die Sonne stand hoch am Himmel und normalerweise hätte Lady Diara zu dieser Tageszeit, überall Stimmer hören und Menschen sehen müssen. Sie befand sich zwar in ihren Privatgemächern, aber es gab hier nur die beiden Gänge, die für alle anderen verboten waren zu betreten, aber in den anderen Gängen, liefen für gewöhnlich die Mägde hin und her und gelegentlich verlief sich auch schon mal ein Gast hier her. Aber jetzt war von all dem nichts mehr zu sehen oder zu hören und Lady Diara spürte plötzlich, daß hier etwas nicht stimmte. Sie hätte Sir Oontz und Ixa rufen können, aber sie wollte niemanden auf sich aufmerksam machen, der nicht auf sie aufmerksam wer-den sollte. Schließlich faßte Lady Diara den Entschluß, zur Küche zu gehen, vielleicht würde sie Ixa und Sir Oontz ja dort antreffen, oder auch eine der anderen Mägde. Langsam ging sie los, immer darauf bedacht, schnell in Deckung zu springen, sollte jemand, oder etwas, ihr entgegenkommen, der anderes im Sinn hatte, als sich mit ihr zu Unterhalten. Unbeschadet und unbemerkt, erreichte Lady Diara die Balustra-de, auf der sie in den großen Saal hinabblicken konnte. Vorsichtig schaute sie über den Rand hinweg und nach unten und erschrak. Dort unten standen Sir Oontz und Ixa, aber auch all die anderen Mägde, Knechte, die Gärtner, die sich um Sky´s Gärten kümmer-ten und all die Gäste von Haus Sky´s, waren dort unten und be-wegten sich nicht. Keiner von ihnen zuckte auch nur einmal mit den Augen, sie schienen zu Statuen erstarrt zu sein. Was war hier los? Warum, bei allen Göttern von Lavia, bewegte sich niemand von ihnen dort unten und ganz plötzlich erhielt sie eine Antwort, allerdings nicht die, die sie erwartet hatte. „Na sieh mal einer an, die Feenprinzessin ist auch endlich aufge-standen und hat ihren häßlichen Arsch aus dem Bett bekommen.“ die Stimme schien von überall zu kommen. Schnell drehte Lady Diara sich um und schaute in den Gang, aus dem sie gekommen war, dann in die andere Richtung und dann auf die andere Seite der Balustrade und dann schaute sie wieder in den großen Saal hinab, aber nirgendwo war jemand zu sehen. Erst als die Stimme höhnisch zu lachen begann, wurde ihr klar, wo der Sprecher sich befand. Lady Diara schaute nach oben, unter die Decke des großen Saals und erblickte das Wesen, das wie eine riesige Fledermaus, mit Pferdekopf, aussah und hinter den Ohren, sah sie den Reiter, diesen, ganz in schwarz gekleideten, Mann. „Feenprinzessin, daß ist ein Wort, daß eigentlich Schönheit bein-halteten sollte, aber du siehst scheiße aus. Aber das macht nichts, du stirbst sowieso.“ der Mann hatte ganz normal gespro-chen, nichts deutet darauf hin, daß er Angreifen würde, aber ganz plötzlich schoß dieses Fledermauswesen, auf Lady Diara zu. Überrascht und vollkommen verblüfft, stand Lady Diara da und konnte sich nicht bewegen. Kurz, bevor die Fledermaus sie erreichte, riß Lady Diara die Arme hoch und begann zu schreien und fand sich unversehens in ih-rem Bett wieder. Schweißgebadet und am ganzen Körper Zitternd, schlug sie die Augen auf und sah sich in ihrem Zimmer um. Die Sonne war ge-rade aufgegangen und tief aufseufzend, ließ Lady Diara sich wie-der auf ihr Kissen zurück sinken. „Schon wieder ein Alptraum.“ murmelte sie und lag eine geraume Zeit einfach nur da und schaute die Decke an. Irgendwie war dieser Alptraum anders als all die anderen. In den anderen Alpträumen hatte sie sich sofort und ausschließlich, in der Dunkelheit bewegt. Hatte unbeschreibliche Kreaturen gesehen, aber in diesem Traum, waren nirgendwo diese Kreaturen erschienen. Sie hatte wirklich geglaubt, frisch und munter, aufgewacht zu sein und die Sonne hatte geschienen, was auch nie geschehen war und vor allem hatte sie ihre warmen Strahlen gespürt. Obwohl sie keine dieser schrecklichen Kreaturen zu Gesicht be-kommen hatte, war es dennoch Schockierend gewesen. Alle Bewohner, egal ob Gast oder hier beschäftigte, hatte sich in dem großen Saal befunden, ohne sich zu bewegen und dann war wieder diese seltsame Fledermaus mit ihrem Reiter aufgetaucht und dann war sie –wieder- aufgewacht. Lady Diara blinzelte in die Sonne, deren Strahlen jetzt ihr Bett erreicht hatten und unwillkürlich fragte sie sich, ob sie noch schlief und träumte, oder wach war. Alles Sträubte sich in ihr, aufzustehen und den Alptraum erneut zu erleben, aber dennoch stand sie auf und wollte zu der kleinen Anrichte gehen, auf der ein Krug mit Wasser und eine Schale standen. Sofort dachte sie an den Alptraum, wandte sich dann von der Anrichte ab, um sich ihrem Kleiderschrank zu widmen. Lady Diara verzichtet darauf, sich zu waschen und ihr Haar zu bürsten und griff bewußt nach einem hellgrünen Gewand. Mochten die Leute denken was sie wollten, sie mußte erst si-chergehen, daß sie nicht mehr träumte, erst dann würde sie sich um die Hygiene kümmern. Schließlich stand sie vor der Tür und griff zögernd nach der Türklinke, drückte sie dann aber entschlossen herunter und ver-ließ ihr Schlafgemach. Und auch jetzt wandte sie sich zur Bibliothek, um eventuell Sir Oontz, Ixa, oder sonst ein menschliches Wesen zu sehen. Fest entschlossen, öffnete sie die Tür und betrat die Bibliothek, innerlich darauf gefaßt, niemanden anzutreffen, aber Ixa und Sir Oontz saßen an dem großen Tisch und hatten ein paar Blatt Pa-pier vor sich auf dem Tisch liegen. Die beiden blickten auf, als die Tür aufging und als sie Lady Diara sahen, begannen ihre Gesichter zu lächeln. Das Lächeln wurde breiter und breiter, schien sich von einem Ohr zum anderen hinzuziehen und entblößten plötzlich Messerschar-fe, gefährlich aussehende Raubtiergebisse und von einem Au-genblick zum nächsten, verschwand die Halluzination und Lady Diara schaute in zwei ganz normale Gesichter, deren lächeln gerade verschwand. Hörbar aufseufzend, stieß Lady Diara die Luft, sie hatte unwillkür-lich die Luft angehalten, wieder aus und sie war sich sicher, daß sie ein ziemlich entsetzten Gesichtsausdruck gehabt haben muß-te, denn das Lächeln, auf Sir Oontz und Ixas Gesicht, ver-schwand genauso schnell, wie es gekommen war und machte einem Ausdruck von Sorge Platz. „Lady Diara, alles in Ordnung?“ wollte Sir Oontz wissen und seine Stimme klang besorgt. Er hatte sich etwas von seinem Sitz erho-ben, aber Lady Diara winkte ab und Sir Oontz ließ sich auf seinen Stuhl zurückfallen. „Jetzt ja.“ erwiderte Lady Diara und kam auf den Tisch zu, um sich auf den dritten Stuhl zu setzen, der dort stand. Kaum das sie sich gesetzt hatte, klopfte es an der Tür und gleich darauf kam Ellov herein. Sir Oontz hatte Ellov gesagt, wenn er ihr Auftrug das Essen zu servieren, solle sie zwar anklopfen, bräuchte aber nicht darauf zu warten, daß sie jemand herein bat. Wiederum wurde Ellov von zwei Mägden begleitet und Ellov und Ixa deckten den Tisch, während sich die anderen Mägde sofort wieder zurück zogen. Auch Ellov wollte sich, nachdem der Tisch gedeckt war, zurück ziehen, aber Sir Oontz hielt sie zurück. „Ellov, hör zu. Lady Diara, Ixa und ich, werden in drei oder vier Tagen, eine Reise beginnen. Sei versichert, es war nicht meine Idee, mir paßt das auch nicht, aber Lady Diara möchte, daß du uns begleitest. Pack nur ein paar bequeme Kleider ein und halt dich bei Sonnenaufgang bereit. Ich werde dir am Abend vor der Abreise, noch Bescheid geben.“ erklärte Sir Oontz und schaute Ellov an. Aber nachdem, was Ixa ihm gesagt hatte, hat Sir Oontz schon damit gerechnet, daß Ellov sich querstellen würde. „Nichts gegen euch Lady Diara, aber ich habe keine Lust euch und Sir Oontz zu Begleiten. Ich möchte lieber hier auf Haus Sky´s bleiben. Ich habe gerade begonnen, mich hier einzu...“ Ellov wur-de von Lady Diara mitten im Satz unterbrochen und ihr Ge-sichtsausdruck, sowie auch ihre Stimme, ließen keinen Zweifel daran aufkommen, daß sie sehr Ungehalten war. „Ich verbiete mir diesen Ton.“ herrschte Lady Diara Ellov an, sprach danach aber in einem ruhigeren Tonfall weiter. „Es geht hier nicht um wollen, oder nicht wollen, nicht um Lust, oder keine Lust, wenn es danach ginge, würde ich weder dich, noch Sir Oontz, oder Ixa mitnehmen. Ich habe dich ausgewählt, weil ich es mußte. Es gibt Gründe, die ich hier und jetzt nicht er-läutern werde, warum du uns Begleiten mußt. Ich werde dich kein zweites mal bitten, sondern Befehle es dir, dich für die Abreise fertig zu machen, oder ich lasse dich in Ketten legen und mit-schleifen.“ beendete Lady Diara ihre Ansprache und Ellov wollte lachen, über den Ausdruck, daß Lady Diara sie in Ketten legen würde, aber als sie in ihre Augen sah, verging ihr das Lachen. Ellov, wie auch Sir Oontz und Ixa, sahen, daß es Lady Diaras voller Ernst war und das sie ihre Drohung auch wahr machen würde, sollte es nicht anders gehen. Schließlich seufzte Ellov tief und meinte, an Lady Diara gewandt. „Also, gut, ich beuge mich eurem Wunsch und werde euch auf euerer Reise begleiten, aber nur unter Pro-test.“ setzte Ellov zum Schluß noch hinzu und es war ihr anzusehen, daß sie ganz und gar nicht begeistert war. „Ich stimme deinem Prostest zu, aber glaub mir, es geht nicht anders.“ erwiderte Lady Diara und ihr Tonfall war etwas versöhnlicher, allerdings schien er auf Ellov nicht zu wirken. „Darf ich gehen?“ fragte sie patzig und Lady Diara nickte. Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, schaute Lady Diara Sir Oontz und Ixa an und meinte. „So, laßt uns Essen, bevor alles kalt wird.“ VIERZEHN Gnilowrs Macht und seine schrecklichen Kreaturen, werden von Tag zu Tag, brutaler und fürchterlicher. Die Dunkelheit ist schier undurchdringlich geworden. Nicht mehr lange und Gnilowrs Schreckens Herrschaft wird ewiglich andauern. Wir beten zu den Göttern von Lavia, daß Rolyad siegreich sein möge. Lady Diara Sky´s – Ende des neunten Dunkelsommers Auszug aus Sky´s Chroniken der Dunkelheit. Die folgenden drei Tage waren zwar recht Arbeitsreich, aber lan-ge nicht so stressig, wie Lady Diara erwartet hatte. Sir Oontz, Ixa und sie, hatten sämtliche Vorbereitungen für die Abreise getroffen, ebenso alle Leute, die das große Sommerfest ausrichten sollten, gesprochen und sich deren Zusicherung ge-holt, alles dafür nötige zu tun. Zwei mal waren die Visionen über Lady Diara gekommen und keine war weniger Schrecklich und grausam, als die vorherge-gangenen. Die erste Vision hatte sie einen Tag, nach dem sie Ellov zurecht gewiesen hatte und die zweite an dem darauf folgenden Tag. Beim ersten mal war wieder nur Sir Oontz anwesend gewesen, während Ixa sich mit den Knechten im Stall unterhielt, um heraus zu bekommen, ob sie genug Platz für all die Reittiere haben wür-den, die erwartet wurden. Bei der zweiten Vision war Ixa dann ebenfalls anwesend gewe-sen, so daß sie jetzt auch endlich einmal mitbekam, was Lady Diara an Schrecken und Grausamkeiten, während solch einer Vision, erlebte. Jetzt, da Lady Diara bei vollem Bewußtsein, diese Visionen erleb-te, teilte sie sie demjenigen mit, der sich gerade in ihrer Nähe befand, sofern es sich um Sir Oontz und Ixa handelte. Kein anderer auf Haus Sky´s wußte, was mit Lady Diara war, außer Esröp natürlich. Sie sahen zwar alle, daß sie sich verän-derte, schoben dies aber auf eine Krankheit, die der Heiler Ne-rups nicht zu behandeln wußte und Ellov glaubte, daß Lady Diara deswegen wohl eine Reise unternehmen würde. Selbstverständlich waren die Gespräche, die Sir Oontz und Lady Diara mit den Bäckern, Fleischern, Brauern und Winzern führte, etwas vollkommen normales, sobald sich die Zeit für das große Sommerfest einstellte, allerdings waren sie etwas verwundert darüber, daß sie gebeten wurden, Lord Epmal und seiner Toch-ter, hilfreich unter die Arme zu greifen. Keiner von ihnen sagte etwas dazu, aber sie waren sich alle eini-ge darüber, daß Lady Diara und Sir Oontz, dementsprechend wohl nicht an der großen Sommerfeier teilnehmen würden. Ebenso verblüfft waren sie und auch die Bewohner des Hauses Sky´s, darüber, daß Lord Epmal und seine Tochter, sehr viel frü-her auf Haus Sky´s eintrafen, als dies vermutet wurde. Lady Diara und Sir Oontz befanden sich wieder in der Bibliothek, als Ellov herein kam, wieder ohne zu klopfen, oder sich anderwei-tig bemerkbar zu machen, und sofort zu sprechen begann, noch bevor Sir Oontz, oder Lady Diara etwas dazu sagen konnten. „Lady Diara, Lord Epmal und seine Tochter sind soeben Einge-troffen und möchten unverzüglich mit euch sprechen.“ „Das ist mir wohl bewußt, danke Ellov. Bereite bitte etwas zu Es-sen und zu trinken für fünf Leute zu und bringe es dann hier her. Sir Oontz, würdet ihr bitte so freundlich sein und die beiden Be-grüßen und hier her bringen?“ meinte Lady Diara in einem Atem-zug an Ellov und Sir Oontz gewandt. Während Ellov die Bibliothek bereits wieder verließ, stand Sir Oontz auf und sprach Lady Diara an. „Warum kommt ihr denn nicht gleich mit?“ „Ich möchte nur vermeiden, daß die beiden mich jetzt schon bei hellem Tageslicht sehen. Ich möchte sie erst auf mein Aussehen langsam vorbereiten und da es hier drinnen nicht ganz so hell ist, fällt es auch nicht so schnell auf.“ erklärte Lady Diara Sir Oontz, aber dieser schien von ihrer Ausrede nicht viel zu halten, den-noch zuckte er die Achseln und wandte sich der Tür zu. Er verließ die Bibliothek und eilte den Gang entlang, der ihn zur großen Treppe bringen würde. Jedesmal, wenn er diesen Gang entlangging, in dem die Gemäl-de der Herrscher von Nevaeh hingen, hatte er das Gefühl, daß diese ihn, mit ihren Blicken verfolgten. Natürlich war das Unsinn, da diese Gemälde nur Leinwand und Farbe beinhalteten, aber dennoch waren sie so gemalt und auf-gehängt worden, daß dieser Eindruck entstand. Auch diesmal schaute Sir Oontz auf das Gemälde seines Freundes und Bluts-bruder, Lord Ritilsi Sky´s, Lady Diaras verstorbenen Mann, aller-dings nur flüchtig und blieb drei Schritte später abrupt stehen. Er glaubte einen Ausdruck von Sorge und Furcht auf dem Ge-sicht des Gemäldes gesehen zu haben. Der Ausdruck, den das Gemälde normalerweise zeigte, war freundlich. Offene Augen, die verträumt in die Ferne blickten, mit einem Lächeln auf den Lippen, aber als Sir Oontz jetzt hingesehen hatte, war das Lä-cheln verschwunden, ebenso der verträumte Ausdruck in den Augen und die Stirn war in Sorgenvollen Falten gelegt. Mit einem Ruck drehte Sir Oontz sich um und ging die drei Schrit-te, bis zu dem Gemälde, zurück. Er schaute sich das Gemälde, insbesondere das Gesicht, genau an, aber es war so wie immer. Sir Oontz Fantasie mußte wohl einen Streich mit ihm gespielt haben. Schließlich zuckte er die Schultern, drehte sich um und beeilte sich, zur großen Treppe zu gelangen. Die große Treppe führte in den großen Saal, in dem für gewöhn-lich, die Gäste empfangen wurden und als Sir Oontz die Treppe halb herunter war, sah er Lord Epmal und seine Tochter Enoph, vor den Wandteppichen stehen und diese betrachten. Erst als Sir Oontz, Lord Epmal und seine Tochter fast erreicht hatte, bemerkten ihn die beiden und wandten sich um. „Jedes mal, wenn ich auf Haus Sky´s weile, bin ich von diesen Teppichen Fasziniert. Es sind wahrhaftig wahre Kunstwerke.“ wurde Sir Oontz von Lord Epmal empfangen und Sir Oontz machte dieses Spiel, von freundlicher Konversation, für einen Moment mit. „Das ist wahr. Ich habe selten so wundervolle Handarbeit gese-hen. Lord Epmal, ich heiße euch auf Haus Sky´s recht herzlich willkommen.“ und damit reichte Sir Oontz dem Lord seine Hand, die dieser ergriff und kraftvoll drückte. Dann wandte Sir Oontz sich an Lord Epmals Tochter und sprach diese an. „Lady Enoph, auch euch heiße ich auf Haus Sky´s Willkommen. Ihr seid noch schöner geworden, seid unserem letzten treffen.“ und dann ergriff Sir Oontz auch ihre Hand, allerdings drückte er sie nicht, sondern hauchte einen leichten Kuß auf ihren Handrü-cken, so wie es sich für einen wahren Gentleman gehörte. Lord Epmals Tochter schien etwas verlegen zu sein, da sie leicht errötete, aber sie schaute keineswegs verlegen zu Boden, oder zur Seite, sondern sah Sir Oontz fest in die Augen. „Sir Oontz, ihr habt euch nicht einen Deut verändert, ihr seid ein Schmeichler, wie immer.“ erwiderte Enoph und Sir Oontz lachte auf. „Das höre ich immer wieder. Aber genug der Schmeicheleien, fürs erste. Lady Diara erwartet euch in der Bibliothek, wenn ihr mir bitte folgen würdet?“ meinte Sir Oontz und wandte sich zur Treppe. Lord Epmal und Enoph folgten Sir Oontz, ohne eine weitere Ver-zögerung, denn auch sie waren neugierig darauf, genaueres für diese ungewöhnliche Einladung, zu erfahren. Lady Diara hatte zwar einen Boten geschickt, aber ihr Brief war recht undeutlich, nur das es wichtig war und eilte, war klar zu erkennen gewesen. Nachdem sie die große Treppe hinter sich hatten und sich auf den Gang mit den Gemälden befanden, wollte Lord Epmal von Sir Oontz wissen, was denn so dringlich wäre. „Ich könnte jetzt sagen ich weiß es nicht, aber das wäre gelogen. Ich weiß es natürlich, aber es wäre besser, wenn ihr und eure Tochter, von Lady Diara selbst erfahrt, welche Hilfe sie von euch benötigt. Wir sind schon fast da.“ erwiderte Sir Oontz und deutete damit an, daß er erst wieder etwas sagen würde, wenn sie Lady Diara erreicht hatten. Lord Epmal verstand diese Aufforderung und schwieg. Ein paar Schritte weiter, blieb Sir Oontz stehen und öffnete die Tür zur Bibliothek. Obwohl die Sonne schien, herrschte ein wenig Zwielicht in die-sem Zimmer. Lady Diara hatte an einem der beiden Fenster, die Vorhänge vorgezogen, um zu verhindern, daß Lord Epmal und seine Tochter vor ihr zurück schreckten. Sir Oontz fand Lady Diaras Verhalten zwar immer noch etwas merkwürdig, aber er versuchte sie zu verstehen. Lord Epmal und seine Tochter Enoph, kannten Lady Diara nun schon seit mehr als fünf Sommer. Sie waren regelmäßig zu den großen Sommerfesten erschienen und hatten mit Lady Diara Sky´s verstorbenen Mann, Freund-schaft geschlossen. Durch verschiedene Jagdausflüge, die Lady Diara mit Lord Epmal und noch anderen unternommen hatten, war diese Freundschaft auch mit Vertrauen verbunden. Lord Epmal hatte nie ein Hehl daraus gemacht, daß er Lady Dia-ra Entzückend fand, wie er sich selbst einmal ausgedrückt hatte und als Lord Sky´s dann verstorben war, war er und seine Toch-ter, der erste gewesen, der sein Beileid ausgedrückt hatte und ihr auch in den ersten schwersten Stunden beigestanden hatte, ne-ben Sir Oontz natürlich. Und Lord Epmal hatte verstärkt versucht, Lady Diara mit diversen Geschenken, die alle recht teuer waren, auf sich aufmerksam zu machen, da er, wie so viele andere Lords und höhergestellte Per-sonen, auf Lavia auch, den Wunsch hegte, sie zur Frau zu neh-men. Aber Lady Diara hatte Lord Epmal, sowie auch allen anderen, freundlich, aber sehr bestimmt, zu verstehen gegeben, daß sie niemals einen von ihnen zum Ehemann nehmen würde. Natürlich gab keiner von ihnen die Hoffnung auf, daß Lady Diara sich eines Tages doch noch einmal anders entscheiden würde, auch Lord Epmal hatte diese Hoffnung, auch wenn er Lady Dia-ras Entscheidung respektierte und ihre Beziehung weiterhin nur als Freundschaft betrachtete, nutzte er doch jede Gelegenheit, sich in ihrer Nähe aufzuhalten. Natürlich war Lord Epmal und seine Tochter sofort aufgebrochen, als sie den Brief von Lady Diara erhielten, es war für sie selbst-verständlich, angeforderte Hilfe nicht auszuschlagen, egal ob sie nun von Lady Diara, oder jemanden anderen kam, aber dennoch interessierte es die beiden Brennend, was denn so wichtig wäre. „Lady Diara, Lord Epmal, aus dem Hause Evaeh, Herrscher von Refeih und seine Tochter Enoph sind angekommen.“ kündigte Sir Oontz die beiden Gäste an und ging dann, nachdem Lord Epmal und Enoph in die Bibliothek getreten waren und er die Tür ge-schlossen hatte, an den großen Tisch und gesellte sich neben Lady Diara. Lady Diara hatte sich zwar erhoben, blieb allerdings hinter dem Tisch stehen. Dort wo sie stand, war es so dunkel, daß man nicht mehr, als nur einen grauen Schatten von ihr sehen konnte. Lord Epmal schien etwas verwirrt zu sein. Er kannte Lady Diara gut genug, um zu wissen, daß sie die Sonne liebte und sich meis-tens in ihren warmen Strahlen sonnte, daher verwunderte es ihn, daß sie jetzt in diesem dunklen Zimmer saß. „Lady Diara, ich freue mich euch zu sehen, zumindest das, was ich noch sehen kann, aber das ist nicht viel. Warum bei allen Göt-tern, sitzt ihr in diesem dunkeln Loch?“ begrüßte Lord Epmal La-dy Diara und kam nun doch auf den Tisch zu. „Ich möchte nicht, daß ihr euch zu sehr über das erschreckt, was ich jetzt bin, oder besser, wie ich jetzt aussehe. Ich werde es euch gleich erklären und danach können wir gerne die Sonne wieder herein lassen, aber jetzt setzt euch erst einmal.“ Erwiderte Lady Diara und man konnte sehen, daß der Schatten sich, nach diesen Worten, ebenfalls wieder setzte. Lord Epmal zuckte schließlich mit den Achseln und bedeutete seiner Tochter, daß sie sich auf einen der freien Stühle setzen sollte, was er ihr dann nachtat. „Ohne lange Umschweife, komme ich gleich zur Sache, wir ha-ben nicht viel Zeit. Ich bin die Tochter eine Yonos Feenkönigin und habe vor ein paar Tagen deren Gabe bekommen, obwohl es geheißen hatte, daß dies nie geschehen würde, angeblich. Aber das ist noch nicht alles und wäre nicht das schlimmste. Es gibt eine Legende, die aus der Zeit stammt, in der die große Dunkel-heit herrschte. Ihr könnt sie später nachlesen, wenn ihr wollt, ich habe keine Lust dies alles jetzt zu erklären, aber diese Legende ist wahr und hat etwas mit mir zu tun. Irgend etwas bewirkt, daß ich mich verändere. Fragt mich nicht warum, oder was mich verändert, ich weiß es nicht, aber es geschieht. Wenn ihr mich bei Tageslicht seht, wür-det ihr denken, daß ich sterbenskrank bin. Meine Haut ist fast grau geworden, meine Haare so stumpf und verfilzt, als hätte ich sie hundert Sommer lang nicht mehr gewaschen und meine Au-gen beginnen sich rot zu verfärben. Aber ich bin nicht Krank, ich fühle mich eigentlich recht gut, allerdings ist es von großer Wich-tigkeit, das ich, mit noch ein paar anderen Begleitern, eine Reise unternehmen muß. Aber dazu gleich mehr. Wenn ihr es immer noch wünscht mich zu sehen, dann werde ich das Sonnenlicht wieder herein lassen, denn es gefällt mir immer noch, mich in den warmen Strahlen zu baden.“ meinte Lady Diara und wartete auf eine Reaktion. „Ich habe zwar nicht viel verstanden, von dem was ihr uns gerade erzählt habt, aber mein Vater und ich möchten euch ganz gerne sehen, wenn wir schon mit euch reden.“ erwiderte Enoph, die sich anscheinend überhaupt nicht um das sorgte, was Lady Dia-ra, ihr und ihrem Vater, soeben mitgeteilt hatte, aber Lord Epmal stimmte fast augenblicklich seiner Tochter zu. „Gut. Sir Oontz, wärt ihr so freundlich und würdet die Vorhänge wieder öffnen?“ wollte Lady Diara wissen und Sir Oontz nickte und stand auf. Sir Oontz fand Lady Diaras verhalten immer noch albern und beinahe hätte er den Ausdruck gebraucht, den einige Künstler und Akrobaten verwendeten, wenn ihnen etwas gelungen war, oder sie einen Vorhang öffneten, konnte aber im letzten Moment dieses „Tataaa“ unterdrücken. Mit einem Ruck öffnete er die schweren samtenen Vorhänge und in dem Moment, als die Sonne ihre Strahlen in die Bibliothek schickte und das Zimmer wieder ausreichend ausgeleuchtet wur-de, hörte er einen unterdrückten Ausruf der Überraschung. Es war Enoph gewesen, die nicht an sich halten konnte und kurz darauf meinte ihr Vater nur „Oh.“ „Genau, oh. Das habe ich auch gedacht, als ich das letzte mal in den Spiegel geschaut habe. Aber ich habe euch vorgewarnt, ich bin nicht mehr die, die ich früher einmal war, werde es auch nie mehr sein, aber das ist jetzt nicht wichtig. Wie ich schon gesagt habe, werden Sir Oontz, meine Persönliche Magd Ixa und noch fünf andere und ich natürlich, auf eine Reise gehen. Ich habe nur noch gewartet, bis ihr da seid, denn ich brauche eure Hilfe.“ meinte Lady Diara und schaute Lord Epmal und seine Tochter Enoph an. „Selbstverständlich werden wir euch helfen. Worum geht’s?“ woll-te Enoph wissen und Lady Diara bemerkte sofort, daß Enoph sehr wohl Regierungsangelegenheiten regeln konnte, daß verriet ihr Ton. Aber bevor Lady Diara, oder Sir Oontz, etwas darauf sagen konn-ten, klopfte es an die Tür. Sir Oontz ging hin um zu öffnen und wurde nicht enttäuscht, als er Ellov vor sich sah. Er wartete schon seit geraumer Zeit auf ihr Erscheinen und nahm ihr jetzt das Tablett ab. „Du kannst dir den Rest des Tages frei nehmen.“ meinte Sir Oontz zu Ellov, schloß die Tür hinter sich und ließ eine verblüffte Ellov zurück. So lange wie Ellov nun schon auf Haus Sky´s tätig war, solange war es noch nie vorgekommen, das Sir Oontz, oder Lady Diara, von sich aus gesagt hatten, das sie sich frei nehmen sollte, das verwirrte sie etwas, aber kurz darauf wurde ihr klar, was das zu bedeuten hatte. Die Zeit der Abreise war gekommen und sie sollte sich jetzt noch einmal Ausruhen, oder sich von den anderen verabschieden, obwohl Sir Oontz ausdrücklich gesagt hatte, daß sie zu nieman-dem ein Wort über diese Reise sagen sollte, so hatte Ellov doch mit ihrer besten Freundin darüber gesprochen. Ellov zuckte schließlich mit den Schultern und würde den Tag irgendwie noch rumkriegen, vielleicht sollte sie noch einmal ihre Reisetasche kontrollieren, ob sie auch alles eingepackt hatte, was sie mitnehmen wollte. Sir Oontz war zwischenzeitlich wieder an den Tisch zurück ge-kehrt und hatte das Tablett auf den Tisch gestellt. Er verteilte die Becher und schenkte Tee ein, wobei er gleichzeitig Lord Epmal ansprach. „Wir sollten zuerst etwas trinken, bevor wir uns den Geschäftli-chen Dingen widmen.“ aber statt einer Antwort, sah Lord Epmal ihn nur an und nickte, auch Enoph sagte nichts, sondern griff nach ihrem Becher. Schließlich prosteten sie sich zu und nippten schweigend an ih-rem Tee. Lady Diara war es schließlich, die das Schweigen brach, bevor es unangenehm werden konnte. „Ich benötige eure Hilfe in zweierlei Angelegenheiten. Zum einen sollt ihr, Lord Epmal, hier auf Haus Sky´s, das große Sommerfest ausrichten und mich vertreten, wenn die ganzen Gäste eintreffen. Keine Angst, die ganzen Bäcker, Fleischer, Köche usw., die auch für die letzten vier Sommerfeste, ihren Beitrag geleistet haben, werden auch diesen Sommer ihren Beitrag leisten und haben die Anweisung bekommen, euch nach bestem Wissen und Können zu Unterstützen. Im Prinzip läuft alles von allein, aber es wäre doch besser, wenn eine höher gestellte Person da ist. Und E-nophs Hilfe benötige ich, nach dem großen Sommerfest. Lord Epmal, ihr werdet anschließend wieder in euer Haus zurückkeh-ren, schließlich habt ihr eure eigenen Regierungsgeschäfte zu erledigen und euer eigenes Volk zu Regieren. Aber ich weiß das Enoph dies bereits auch beherrscht und ich möchte, dass sie mich, solange vertritt, bis ich hier her zurückkomme.“ beendete Lady Diara ihre Rede und griff nach ihrem Becher, um einen Schluck Tee zu trinken. Lord Epmal und Enoph schauten Lady Diara lange an und Lord Epmal fragte sich wirklich, ob Lady Diara den Verstand verloren hatte. „Warum wir?“ wollte dann Enoph plötzlich wissen und diesmal antwortete Sir Oontz. „Das war meine Idee und ist relativ einfach. Erstens sollt ihr die große Sommerfeier hier Ausrichten und beiwohnen, weil ihr mit Abstand die besten Gastgeber seid, wenn es um Feste geht. Zweitens soll Enoph die Regierungsangelegenheiten, solange übernehmen, bis Lady Diara wiederkommt, weil ich genau weiß, daß sie dies beherrscht und auch bei eurem Volk sehr gut ange-sehen ist. Normalerweise würde ich Lady Diara solange vertre-ten, aber da ich selbst auch mit auf die Reise gehe, kann ich dies natürlich nicht. Mir ist sonst niemand eingefallen, dem ich dies Zutraue und auch Vertrauen kann.“ Wiederum herrschte Schwei-gen am Tisch und Lady Diara und auch Sir Oontz konnten sehen, wie es in den Gesichtern von Lord Epmal und Enoph arbeitete. Sie dachten sehr lange und sehr gründlich über das nach, worum Lady Diara sie gebeten hatte. Es war eine schwierige Entschei-dung, denn sie brachte sehr viel Verantwortung mit sich und E-noph war sich nicht sicher, ob sie dieser Verantwortung, die Sir Oontz und auch Lady Diara in sie setzten, gewachsen war. Es war etwas anderes, wenn sie in ihrer Heimat, neben ihrem Vater, sich mit um die Angelegenheiten ihres Volkes kümmerte, aber dort konnte sie sich immer Hilfe bei ihm holen. Enoph wußte allerdings auch, das das Volk von Nevaeh, eines der Glücklichs-ten und zufriedensten Völker auf ganz Lavia war. Es wurde viel über sie und auch Lady Diara geredet. Es hieß immer, daß Lady Diara, im eigentlichen Sinn, keine Herrscherin war, denn so wie Enoph es sich vorstellte, herrschte Lady Diara nicht über ihr Volk. Sie ließ ihnen alle Freiheiten und was am er-staunlichsten war, sie verlangte keinerlei Mindestabgaben, son-dern sagte ihrem Volk, daß sie das geben sollten, was sie bereit waren zu geben. Und dieses System Funktionierte, was Enoph eigentlich noch mehr erstaunte, als alles andere, denn Haus Sky´s und das Land Nevaeh, waren das Reichste und schönste auf ganz Lavia. Schließlich kam Enoph zu dem Entschluß, daß, wenn das Regie-ren auf Haus Sky´s weiterhin so einfach und das Volk von Ne-vaeh sich auch weiterhin so verhielt wie bisher, dann würde es leichter sein, Lady Diara zu vertreten, als ein Baby zu hüten. E-noph mochte Lady Diara und Sir Oontz sehr, sie hatte auch Lady Diaras Mann sehr gemocht und sie schwor sich, daß sie niemals etwas tun würde, was das Volk von Nevaeh, oder auch Lady Dia-ra, gegen sie aufbringen würde. „Ich habe mich Entschieden.“ meinte Enoph schließlich und schaute Lady Diara an. „Ich werde euch Vertreten, bis ihr wieder auf Haus Sky´s erscheint.“ Lord Epmal hatte sich eigentlich schon von Anfang an Entschie-den, aber er wollte seiner Tochter die Gelegenheit geben, dar-über nach zu denken. Er wußte das Enoph grundsätzlich alles von allen Seiten her betrachtete und freute sich sehr über ihre Entscheidung. Nicht nur, das Sie Lady Diara damit half, sondern sie konnte jetzt auch Einblicke darin bekommen, was es hieß, ein Volk alleine zu führen, aber auch Lord Epmal wußte wie Lady Diara regierte und vor allem, wie das Volk von Nevaeh, auf Lady Diara reagierte. „Wie ich schon am Anfang gesagt habe, selbstverständlich wer-den wir euch helfen. Ich bin dabei, wie es so schön heißt. Jetzt möchte ich nur noch wissen, wann ihr Abreist.“ wollte Lord Epmal wissen und schaute doch etwas erstaunt, als Sir Oontz ihm dar-auf antwortete. „Morgen, noch vor dem Sonnenaufgang. Wir haben nur noch auf euch gewartet und ich bedanke mich, daß ihr meine Entschei-dung, euch auszuwählen, nicht Enttäuscht habt.“ „Ich schließe mich Sir Oontz an. Ihr helft mir sehr damit, weiß ich doch jetzt, daß das große Sommerfest ein Erfolg werden wird und mein Volk in guten Händen ist. Jetzt möchte ich euch nur noch diese Liste überreichen, auf denen alle Namen und Personen stehen die zum großen Sommerfest kommen. Ebenso habe ich eine Sitzordnung aufgelistet, wie die großen Herrschaften sitzen sollen, alles Weitere liegt ab jetzt bei euch. Aber jetzt laßt uns von was anderem Sprechen. Enoph, wann werdet ihr endlich Heira-ten?“ wollte Lady Diara an Enoph gewandt wissen und diese be-kam sofort einen hochroten Kopf und schaute Verlegen auf ihre Hände. Obwohl Lady Diara es nicht wollte, mußte sie dennoch lachen, ebenso wie Enophs Vater und auch Sir Oontz fiel in das Lachen ein. Enoph hob ihren Kopf und lächelte verlegen, beantwortete aber nicht die zuletzt gestellte Frage von Lady Diara, sondern stellte ihrerseits eine Frage. „Was ist mit eurem Volk? Was ist, wenn es nicht damit Einver-standen ist, daß ich euch Vertreten werde und wenn es fragt, wo ihr seid?“ Wiederum war es Sir Oontz der darauf antwortete. „Das wurde bereits geregelt. Ich habe dafür gesorgt, daß überall, einen Tag nach unserer Abreise, Zettel in den Dörfern ange-bracht werden und auch Reiter in den Dörfer, diesen Zettel vorle-sen werden. Es wurde für alles gesorgt, ihr braucht euch um nichts Sorgen zu machen.“ und Enoph nickte und mußte sich eingestehen, daß Sir Oontz wirklich an alles gedacht hatte und wünschte sich solch einen Berater auch für ihren Vater und sich selbst.


FÜNFZEHN Neunhundertneunundneunzig Sommer, nach der großen Dunkel-heit und sechs Monate vor meinem dreißigsten Geburtstag, ma-chen meine Begleiter und ich, uns auf die Reise. Niemand weiß, was uns diese Reise bringt, oder wohin sie uns führt, oder wie lange wir von unserer Heimat weg sein werden, aber ich weiß, daß diese Reise, Entscheidend für unsere Zukunft ist. Lady Diara Sky´s - Auszug aus Sky´s Chroniken. So wie alle anderen auch, die Lady Diara auf ihrer Reise beglei-ten würden, wollte auch Sir Oontz ein wenig schlafen, aber sein Schlaf war unruhig und lange, bevor die Sonne aufgehen würde, wachte er wieder auf. Sir Oontz wußte nicht, warum er so unruhig war, er hatte sonst nie Probleme mit dem Schlaf, wenn er sich auf eine Reise begab. Aber dies hier war auch keine normale Reise, wenn man es ge-nau nahm. Zwar war die Route bis zu einem gewissen Punkt vor-bereitet, aber was nach dem letzten Punkt kam und was während der Reise geschah, daß wußte niemand. Vielleicht war es dieser Aspekt, dieses kleine Ungewisse, was Sir Oontz so Nervös machte. Es hatte keinen Sinn mehr, sich wieder hinzulegen, um zu versu-chen, doch noch ein wenig zu schlafen, dafür war er viel zu sehr aufgewühlt. Daher zog Sir Oontz sich an, vorzugsweise gleich die Reitklei-dung, die er sich am Abend vorher zurechtgelegt hatte und wand-te sich zur Tür seines Schlafgemachs. Er war sehr leise, zündete auch keine Kerze an, damit er Ixa nicht weckte. Ixa hatte am Abend zuvor, noch Lord Epmal und dessen Tochter Enoph kennengelernt und Lady Diara war der Meinung gewesen, erklären zu müssen, daß Ixa und Sir Oontz seit kurzem ein Paar waren und das Ixa sie auf der Reise begleiten würde. Sir Oontz erhielt darauf hin von Lord Epmal, ein anerkennendes nicken und die Bestätigung, daß er einen sehr guten Geschmack und allem Anschein nach, auch eine gute Wahl getroffen hatte. Sir Oontz bedankte sich und erklärte Lord Epmal, daß er recht habe, worauf Ixa etwas Verlegen wurde, sich aber schnell wieder in der Gewalt hatte. Nachdem Ixa und Sir Oontz geraume Zeit später die Bibliothek verließen, mit dem Hinweiß, daß sie morgen früh hoch mußten und es ein harter Tag werden würde, wollte Sir Oontz von Ixa wissen, ob sie diese Nacht bei ihm bleiben würde und nichts lag Ixa ferner, als abzulehnen. Das was zwei Menschen nun einmal taten, wenn sie sich liebten und alleine waren, taten auch Sir Oontz und Ixa und es dauerte lange, bevor sie sich hinlegten und schlafen konnten. Sir Oontz vergewisserte sich, daß Ixa auch wirklich tief und fest schlief, er sie nicht aufgeweckt hatte und wandte sich anschlie-ßend in die Richtung, in der die Küche lag. Ihm war klar, daß um diese Zeit niemand in der Küche sein wür-de, aber er wollte sich einen Tee machen und das ging am ein-fachsten in der Küche. Genau wie er vermutet hatte, lag die Küche in tiefer Dunkelheit. Normalerweise machte ihm die Dunkelheit nichts aus, aber ir-gendwie fühlte er sich plötzlich, in dieser großen dunklen Küche, nicht wohl. Sir Oontz vermochte nicht zu sagen warum, es war einfach nur ein Gefühl, daß er nicht einmal richtig fassen konnte. Schnell ging er zu dem großen Tisch und zündete die fünf großen Kerzen an, die dort standen. Zwei Kerzen ließ er auf dem Tisch stehen, die anderen drei ver-teilte er so, daß ihr Licht den größten Teil der Küche erleuchtete, aber der Teil, in dem der kleine Tisch stand, lag weiterhin im dun-keln. Sir Oontz achtete nicht weiter darauf, sondern wandte sich rechts, neben dem Ofen, zu einem Schrank und holte einen Kes-sel hervor. Aus einem Faß, nahm er Wasser und füllte den Kes-sel zur Hälfte voll. Schließlich entfachte Sir Oontz in dem Ofen ein Feuer und stellte den Kessel darauf. Während Sir Oontz darauf wartete, daß das Wasser in dem Kes-sel zu kochen begann, dachte er erneut an die bevorstehende Reise. Bis zu einem gewissen Punkt war die Reise vorrausgeplant und das erste Ende dieser Reise, sollte das Bergland Selgna sein. Lady Diaras Ziel war dieser Zauberer, der mit ihrer Mutter ge-sprochen hatte, vorerst. Soweit Sir Oontz wußte, sollte dieser Zauberer mehr über Lady Diara wissen, oder anders gesagt, wußte dieser Zauberer mehr über diese Legende und den fünf Magiern. Aber Lady Diara hoffte, auch wenn sie es nicht direkt gesagt hat-te, daß sie ihre Mutter bei diesem Zauberer finden würde, aber Sir Oontz glaubte nicht so recht daran. Das Wasser in dem Kessel begann schließlich zu blubbern und lenkte Sir Oontz vorerst von seinen Gedanken ab. Er nahm ein Tuch und wickelte es um den Griff des Kessels, damit er sich nicht die Finger verbrannte und schüttete das kochende Wasser in eine Kanne, in der er bereits den Tee hineingetan hatte. Der Tee mußte jetzt noch etwas ziehen, daher ging er langsam zu dem Regal, auf dem die Unmengen an Becher standen, er hatte sich nie die Mühe gemacht und diese Becher gezählt, aber wenn er schätzen mußte, dann würde er meinen, daß sich hier, so um die fünfhundert Becher, befinden mußten. Das Regal war recht groß und es wurde nie wirklich leer, mit ei-ner Ausnahme, wenn die große Sommerfeier stattfand, dann mußten sie sogar in die Kellergewölbe gehen und noch viel mehr dieser Becher herauf holen. Sir Oontz ging mit seinem Becher wieder zurück zum Tisch und schenkte sich Tee ein. Leider standen an diesem Tisch, der ein-zig und allein, nur für die Vorbereitungen der Speisen gedacht war, keine Stühle und er mußte wohl oder übel, zu dem kleinen Tisch gehen und sich einen hohlen, was ihm nicht wirklich behag-te. Aber kaum das er diesen Gedanken gedacht hatte, rief jemand seinen Namen, ganz leise nur, es war kaum ein Flüstern und er hatte es kaum verstanden, dennoch schaute er hoch, konnte aber niemanden entdecken. Verwirrt schüttelte er den Kopf, spielte seine Phantasie ihm schon einen Streich? Aber dann hörte er es wieder, diesmal lauter und auch klarer und diese Stimme kam aus dem dunklen Teil der Küche, dort, wo der kleine Tisch stand. „Wer ist da?“ rief er und seine Stimme klang zu laut in der leisen Küche. „Ich bin es Ritilsi.“ kam es erneut aus dem dunkeln und Sir Oontz zuckte leicht zusammen. Da wollte ihm wohl jemand einen Streich spielen, vielleicht einer dieser Taschenspielerzauberer. Das konnte kaum Ritilsi, sein Blutsbruder, Freund und verstorbener Ehemann von Lady Diara, gewesen sein, da dieser nicht mehr am Leben war. „Wer immer da auch ist, wenn du meinst das dies witzig ist, so kann ich nicht darüber lachen. Ich würde dir raten, ganz schnell mit diesem Unsinn aufzuhören, sonst kann es sein, daß ich sehr Ärgerlich werde und das könnte unangenehm werden.“ meinte Sir Oontz, griff nach seinem Becher und trank einen Schluck. Er war sich sicher, daß da jemand einen Scherz mit ihm machte und dieser jemand, wer immer es auch sein sollte, würde diesen Scherz bitter bereuen, wenn er nicht schleunigst diesen Unsinn ließe. Aber diese Stimme erklang wieder und sogar so klar und deutlich, daß Sir Oontz die Stimme erkannte und sie klang auch etwas belustigt. „Ja, mein Freund, ich weiß das du unangenehm werden kannst, wenn du sauer bist, genau wie damals bei dem Eber. Ich bin der, für den ich mich ausgebe und erschrick jetzt bitte nicht, wenn ich mir dich zeige.“ meinte die Stimme und Sir Oontz hatte kein Zwei-fel, daß es sich tatsächlich um seinen Blutsbruder handelte, schon allein wegen der Geschichte mit dem Eber, die sonst kei-ner wußte, mit Ausnahme von Ixa, aber sie würde dies niemals weitertratschen, oder doch? Aber dann erschrak Sir Oontz doch und zwar so sehr, daß er seinen Becher mit Tee aus der Hand verlor und dieser auf den Boden aufschlug und zerbrach, aber das bemerkte er gar nicht. In dem Teil der Küche, wo der Tisch mit den Stühlen stand und wo es immer noch dunkel war, leuchtete plötzlich ein helles Licht auf. Aber nicht solch ein kleines wie von einer Kerze, sondern so groß wie ein Mensch und auch sehr viel heller und Sir Oontz konnte sehen, daß sich tatsächlich ein menschliches Wesen in diesem Licht abzeichnete. Als dies Wesen in den helleren Teil der Küche trat, wurde das Leuchten etwas weniger, nicht mehr so hell und Sir Oontz konnte erkennen, wer sich in diesem Licht bewegte und wiederum er-schrak er und wich unwillkürlich bis zum Ofen zurück. Instinktiv blieb er jedoch einen Schritt davor stehen, um sich nicht Verbrennungen einzuhandeln. „Bist du das wirklich, oder halluziniere ich?“ flüsterte Sir Oontz, er hatte es selber kaum verstanden, aber die Lichtgestalt antwortete ihm. „Du halluzinierst nicht und ich bin es wirklich, oder zumindest das, was man als umgangssprachlich einen Geist nennt. Der Teil ei-nes Menschen, der einen Menschen erst zu einem Menschen macht, die Seele, wenn man so will. Die ganze Zeit über, seit meinem Tod, bin ich nie wirklich weg gewesen. Ich war immer hier und ich weiß, daß du und auch meine Diara, dies gespürt haben. Ihr beide habt mich so sehr geliebt, daß ihr mich nicht loslassen wollt und so kann ich nicht dahin gehen, wo ich hinsoll, aber das ist nicht weiter schlimm. Mir liegt nichts daran, herum zu spuken, wie man es allgemein von einem Geist erwartet, ich be-schränke mich darauf, Diara und dich zu beobachten. Ich danke dir, das du dein Versprechen gehalten und in der letzten Zeit so gut auf Diara aufgepaßt hast und das du ihr nicht den Hof ge-macht hast.“ Sir Oontz konnte im ersten Moment nichts sagen, er war immer noch viel zu perplex darüber, einem Geist gegenüber zu stehen, auch noch seinem Blutsbruder, daß ihm im ersten Moment die Worte fehlten. Dann schluckte er ein paar mal kräftig und sprach die Lichterscheinung an. „Du bist es wirklich. Verdammt noch mal, du hast mich ganz schön erschreckt, weißt du das? Natürlich habe ich auf Diara acht gegeben, ich habe dir mein Wort gegeben, weißt du das nicht mehr? Was ich verspreche, daß halte ich auch, daß müßtest du eigentlich am besten wissen. Und wie kommst du darauf, daß ich mich an Diara hätte ranmachen wollen? Es gibt keinen Menschen auf dieser Welt, den Diara mehr geliebt hat, als dich und sie wird niemals an einen anderen Mann auch nur in Gedanken denken. Außerdem weißt du, daß ich nie etwas von Diara wollte, ich hatte immer eine andere Dame im Sinn, aber du weißt sicherlich auch, daß ich diese Dame mittlerweile angesprochen habe und wir ein Paar sind.“ Sir Oontz verlor langsam die Scheu vor diesem leuch-tenden Wesen, auch wenn es sein Blutsbruder und Freund war, so war es doch etwas anderes, diesen plötzlich als leuchtendes Geistwesen nach zwei langen Sommern, wieder vor sich zu se-hen und daran mußte man sich erst einmal gewöhnen. Ein vielsagendes Lächeln hatte sich auf das Gesicht von Lord Sky´s Geist gelegt und er nickte. „Ja, ich weiß das du und Ixa jetzt ein Paar seid, ein wirklich gutes, sich ergänzendes und sehr temperamentvolles Paar, wenn ich das mal so sagen darf.“ erwiderte der Geist und mußte lachen, als Sir Oontz Gesicht rot anlief vor Scham, als ihm klar wurde, das sein Freund ihn und Ixa in der vergangenen Nacht beobach-tet hatte. „Muß ich mir jetzt jedesmal Gedanken darum machen, ob du in der nähe bist und mich beobachtest?“ wollte Sir Oontz wissen und seine Stimme klang etwas ärgerlich, aber dennoch lächelte der Lordgeist weiter. „Nein, natürlich nicht, denn es ist das letzte mal das du mich siehst. Meine Zeit hier ist abgelaufen. Ja, ich weiß was ich vorhin gesagt habe, aber die Zeiten ändern sich. Diara ist nicht mehr die, die sie früher war. Sie hat sich verändert und ihre Liebe, auch wenn sie für mich noch da ist, ist nicht mehr so stark wie früher. Sie hat jetzt andere Prioritäten, Ziele die bedeutend wichtiger sind, als einem Verstorbenen hinterher zu Trauern und das ist gut so. Du weißt selbst das Diara für sehr viel größeres Geboren wurde, als nur Lady Diara Sky´s zu werden und darum bin ich hier. Diara ist versessen davon zu erfahren, was wirklich hinter all diesem ganzen steckt und auch die fünf Magier zu finden. Sie existieren noch, aber anders als du es vielleicht vermuten wür-dest. Ich bin gekommen, um dein Versprechen von einst, zu er-neuern. Was immer auch geschehen mag, achte gut auf Diara, beschütze sie, solange, bis sie dich nicht mehr braucht als Be-schützer. Erneuere dein Versprechen.“ verlangte Lord Sky´s und Sir Oontz schaute ihn lange an. „Hiermit erneuere ich mein Versprechen, auf Lady Diara aufzu-passen, sie zu beschützen und gut für sie zu sorgen, bis sie mich nicht mehr braucht, was immer das auch heißen mag.“ meinte Sir Oontz schließlich und schaute seinen Blutsbruder an. „Wenn ich jetzt kein Geist wäre, dann würde ich dich bitten dieses Versprechen erneut mit Blut zu besiegeln, aber du wirst dein Ver-sprechen auch so halten, schon wegen der alten Zeiten willen. Gut, ich werde jetzt wieder gehen. Meine Zeit hier ist abgelaufen und ich werde meine endgültige Ruhe finden. Weißt du was Der-fla, ich werde dich vermissen und Ixa auch.“ meinte der Geist und grinste vor sich hin, während das Licht schwächer wurde. „Leb wohl.“ war alles was Sir Oontz daraufhin erwidern konnte und schaute zu, wie das Licht schwächer und schwächer wurde und dann ganz erlosch. Jetzt war sein Blutsbruder wirklich tot und würde auch nie wieder erscheinen, hatte er zumindest gesagt und Sir Oontz spürte, daß er recht hatte. Ja, es stimmte, er hatte diesen Mann geliebt, sehr sogar, zwar anders, als man eine Frau liebt, aber er hatte ihn geliebt und auch sehr stark vermißt. Insgeheim hatte er sich immer wieder gewünscht, er möge zurück kommen und sich nie wirklich mit seinem Tod abgefunden, aber Sir Oontz spürte auch, daß der Lord Sky´s Geist recht hatte, mit dem was er gesagt hatte. Aber wenn Sir Oontz es recht bedachte, so brauchte man eigent-lich nie einem Menschen hinterher trauern, da man diesen sowie-so eines Tages wieder sehen würde, zwar nicht auf dieser Welt, doch aber dort, wo man hinging, wenn man von dieser Welt schied, daran glaubte Sir Oontz sehr stark. Sir Oontz schüttelte sich einmal kräftig, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, von diesen Gedanken wollte er jetzt nichts wissen, allerdings gelang ihn dies nicht so ganz. Kopfschüttelnd und immer noch an die Geistererscheinung seines Freundes denkend, bückte er sich und hob den Becher wieder auf, den er hat fallen lassen, oder das, was davon übrig geblieben war. Er tat die Scherben in einen Eimer, in dem sich schon anderer Müll angesammelt hatte, ging dann zu dem Regal und holte sich einen neuen Becher. Er goß sich neuen Tee ein und erschrak abermals, als Ixa plötz-lich vor dem Tisch stand. Sir Oontz hatte gar nicht mitbekommen, daß sie die Küche betre-ten hatte. Wie lange stand sie schon hier und was hatte sie alles mitbekommen? „Himmel, hast du mich jetzt erschreckt. Ich habe dich gar nicht kommen gehört. Wie lange stehst du da schon?“ wollte Sir Oontz wissen und sprach ganz normal, aber innerlich wartete er ge-spannt auf ihre Antwort. „Erst seit kurzem. Du warst nicht mehr im Bett, was mich doch etwas verwundert hatte und darum bin ich aufgestanden. Ich wußte zwar nicht genau, wohin du gegangen bist, dachte mir aber schon, daß ich dich in der Küche antreffen würde. Sag mal, passiert das öfters?“ „Was?“ wollte Sir Oontz wissen und war innerlich sehr gespannt. „Nun, daß du dich mit einem Geist unterhältst.“ antwortete Ixa und diesmal zuckte er zusammen und es war klar zu sehen, egal wie sehr er sich auch anstrengte, dies zu verhindern. „Mit einem Geist? Wie kommst du denn darauf?“ meinte Sir Oontz schnell und versuchte es ins Lächerliche zu ziehen. „Mein Schatz, wie du vielleicht weißt, bin ich nicht so dumm, wie manche vielleicht denken, außerdem habe ich dich und den Geist gesehen. Ich konnte zwar nicht die ganze Unterhaltung verfolgen, aber die letzten paar Sätze habe ich mitbekommen, bevor er ver-schwand. Also, passiert das öfters?“ wollte Ixa noch einmal wis-sen und diesmal hatte Sir Oontz keine Chance zu leugnen und er erzählte ihr alles über dieses Gespräch und wer der Geist gewe-sen war. Jetzt war es Ixa, die ihn anstarrte, aber auch jetzt hatte sie sich schnell wieder gefangen. „Ich wußte daß er noch hier irgendwo ist. Ich habe öfters gespürt daß irgendjemand in meiner Nähe war, obwohl ich niemand ge-sehen habe und das konnte nur Lord Sky´s gewesen sein. Und du sagst, daß er jetzt endgültig weg ist?“ fragte Ixa und Sir Oontz nickte nur. Ixa sagte nichts dazu, sondern nahm sich einen Becher und schenkte sich ebenfalls Tee ein. Beide standen in Gedanken versunken an dem großen Tisch und nippten gelegentlich an ih-rem Tee, bis Sir Oontz Ixa ansprach. „Du darfst niemandem davon erzählen, schon gar nicht Lady Dia-ra. Es würde niemand glauben und Lady Diara würde erst recht nicht mehr wissen, wo ihr der Kopf steht, wenn sie erfahren wür-de, daß ihr Mann in den letzten Sommern, immer bei ihr war. Versprich mir, nie ein Wort darüber zu verlieren, daß soll immer unser beider Geheimnis bleiben.“ verlangte Sir Oontz und Ixa nickte, aber das reichte Sir Oontz nicht. „Du mußt es Versprechen, bei allem was dir heilig ist.“ „Ich verspreche, bei dem Leben meiner Eltern und meiner Loyali-tät zu Lady Diara, niemals ein Wort darüber zu verlieren.“ ver-sprach Ixa und hob ihre rechte Hand. Sir Oontz nickte und besiegelte ihr Geheimnis mit einem langen Kuß, den Ixa erwiderte. Der Treffpunkt, an dem sie sich alle versammeln wollten, war der Stall. Die Abreise sollte ohne viel Aufheben stattfinden und wenn sie sich alle im Stall einfanden und von dort aus gleich losritten, würde sie niemand sehen. Sir Oontz stellte fest, daß es Zeit war, sich fertig zu machen. Da er und Ixa bereits reitfertig angezogen waren, bat er Ixa, ihr Ge-päck, daß lediglich aus drei Satteltaschen und Sir Oontz Schwert bestand, zu holen und schon einmal voraus zu gehen. Er wollte Lady Diara wecken und auch Ellov aus dem Bett schmeißen, aber wie sich herausstellte, brauchte er weder das eine, noch das andere tun. Lady Diara war bereits Angezogen und hatte ebenfalls ihre Reit-kleidung an. Sie stand mit zwei Satteltaschen auf den Armen an ihrem Bett und wartete darauf, daß Sir Oontz sie abholen kom-men würde. Zusammen gingen sie dann los, um Ellov zu holen. Auch Ellov war bereits fertig angekleidet und hatte eine Satteltasche über der Schulter hängen. Auch wenn ihr das Reiten wenig Spaß machte, so hatte sie jetzt doch eine gewisse Reiselust gepackt und sie konnte es nicht erwarten endlich los zu kommen. Ellov wußte zwar, daß sie Haus Sky´s und auch ihre Freundinnen vermissen würde, aber sie wußte auch, daß sie einem Abenteuer entgegen blickte und das wollte sie sich nicht entgehen lassen. Ohne Kommentar, oder irgend etwas anderes zu sagen, schloß sie sich Sir Oontz und Lady Diara an und schweigend gingen sie durch das Schloß. Keiner von ihnen blickte zurück, oder schaute sich um. Sie wußten zwar nicht, wie lange sie weg bleiben wür-den, aber wenn sie jetzt noch einmal zurück blicken würden, dann, so hatten sie das Gefühl, würde es heißen, daß sie Haus Sky´s nie wieder sehen würden, aber das wollten sie alle. Schließlich erreichten sie den Stall und mit einem Blick erkannte Sir Oontz, daß alle, die an der Reise teilnehmen würden, anwe-send waren. Die Jäger und auch Ixa, saßen bereits auf ihren Pferden und warteten nur noch auf Lady Diara, Sir Oontz und Ellov. Schnell verstauten Lady Diara und Ellov ihre Satteltaschen auf den Rücken der Pferde, Sir Oontz Satteltasche hatte Ixa bereits auf seinem Pferd befestigt, und saßen dann auf. Immer noch Schweigend, setzten die acht Menschen sich dann in Bewegung und Sir Oontz übernahm die Führung. Gemächlich schritten die Pferde durch den Stall und traten ins freie. Sie mußten zuerst einen großen Platz überqueren, bevor sie auf offener Straße waren und in eine schnelle Gangart verfal-len konnten. Immer noch im leichten Gang und hintereinander her, wobei Sir Oontz die Spitze bildete, dann kam der Jäger Xamoed dann Lady Diara, der Jäger Artep, dann Ixa, dann der Jäger Rocra, Ellov und zum Schluß der Jäger Raunaj, um nicht zuviel Lärm zu machen, da noch einige Gäste schliefen, überquerten sie den großen Platz und erreichten dann den Torbogen, der sie aus Haus Sky´s her-ausführte. Die ganzen Vorbereitungen waren so vertraulich und streng be-handelt worden, das eigentlich diese Reise nur den acht Reitern und Lord Epmal und dessen Tochter Enoph bekannt sein sollte, ebenso der Termin für die Abreise, aber wie es Geheimnisse manchmal so an sich hatten, blieb es nicht lange ein Geheimnis. Vor dem Tor, hatten sich die gesamten Bediensteten und auch etliche Gäste, eingefunden und bildeten ein Spalier, um die Reiter zu verabschieden und ihnen Glück zu wünschen, was diese Dan-kend entgegen nahmen, auch wenn diese Menschen nicht im geringsten wußten, wozu diese Reise diente. Einige der Mägde hatten Blumen dabei und hielten sie den Rei-tern entgegen, wobei die Jäger die Blumen in Empfang nahmen, aber auch Lady Diara erheilt einen Strauß. Zwei Knechte hielten Sir Oontz zwei kleine Fahnen entgegen, die das Wappen von Nevaeh zeigten und Sir Oontz reichte eine da-von an Lady Diara weiter. Schließlich hatten sie das Ende des Spaliers erreicht und ohne ein Wort zu sagen, formierten sich die Reiter in zweier Gruppen. Sir Oontz und der Jäger Xamoed an der Spitze, gefolgt von Lady Diara und dem Jäger Artep, dann kamen Ixa und der Jäger Rau-naj und das Schlußlicht bildeten Ellov und der Jäger Rocra. Als der letzte Jäger seine Position eingenommen hatte und damit die Formation abschloß, stieß er einen kurzen pfiff aus, der für Sir Oontz und den anderen, das Zeichen war, das sie bereit waren. Ohne zu zögern, stieß Sir Oontz seinem Pferd die Hacken in die Flanke und im nächsten Augenblick, schoß das Pferd voran. Die anderen folgten Sir Oontz auf der Stelle und gemeinsam flogen sie über das Land, der aufgehenden Sonne entgegen.


SECHZEHN Sieben Menschen sind um mich rum, erzählen Geschichten, oder schweigen. Schließen mich ein in ihren Reigen und dennoch bin ich allein. Lady Diara Sky´s - Die Reise beginnt Auszug aus Sky´s Chroniken Das erste Ziel konnten sie nur erreichen, wenn sie auf der Straße blieben, jedenfalls, den größte Teil dieses Weges, ein kleines Stück würden sie auch durch den großen Wald reiten müssen. Normalerweise war es eine zwei Tagesreise, aber wenn sie die-ses Tempo weiterhin beibehalten würden, dann konnten sie es vielleicht schon bei Anbruch des nächsten Tages erreichen. Die Strassen waren frei und weit und breit war niemand zu se-hen, daher hatte Sir Oontz seinem Pferd die Zügel frei gegeben, nachdem er es in einen sehr schnellen Galopp gebracht hatte und genoß die Aussicht über das freie Land und den Wind, der über ihn strich. Er hörte nicht viel, außer dem Geklapper der Hufe und das Rau-schen des Windes, aber er hatte auch nicht vor, langsamer zu Reiten. Das Pferd würde von alleine langsamer werden, wenn es der Meinung war, daß seine Kräfte nicht mehr ausreichend wa-ren. So hielt er es eigentlich immer, wenn er sich auf Reisen machte. Nachdem er die Richtung eingeschlagen hatte, in die er wollte, ließ er das Pferd fast zügellos laufen, solange, bis es von alleine eine Pause machte, dann machte auch er eine Pause. Es war Sir Oontz immer egal gewesen, wie wichtig eine Reise war, da er auf das Pferd angewiesen war, kam zu aller erst immer das Pferd, dann der Reiter und dann der Grund der Reise, so hatte er es immer gehalten und so würde er es auch jetzt halten. Zwischendurch schaute Sir Oontz sich ein paar mal um, um zu sehen, ob die anderen auch folgen konnten, aber alle waren über den Hals ihres Pferdes gebeugt und sprengten über das Land und befanden sich kurz hinter ihm. Etwas hatte sich die Formati-on verschoben, so daß sie jetzt nicht mehr nebeneinander Ritten, sondern etwas versetzt, hintereinander, aber das machte nichts. Die Sonne hatte die Mittagszeit schon einen ganzen Teil über-schritten, als er bemerkte, daß sein Pferd langsamer wurde. Erneut beglückwünschte er sich selbst zu dem Entschluß, für jeden ein Pferd zu Organisieren, daß groß, stark, ausdauern und schnell war. Alle Pferde, auf denen sie ritten, waren aus ein und der selben Zucht und wundervolle Tiere und so konnte Sir Oontz sicher gehen, daß nicht einer von ihnen zurückfiel, nur weil sein Pferd langsamer, als das der anderen war. Die Tiere waren her-vorragend Ausgebildet und schreckten vor nichts zurück, nicht einmal vor einer Schlange, wenn die sich direkt vor ihnen befand. Sir Oontz richtete sich auf, als er bemerkte, daß ihm der Wind nicht mehr in den Ohren pfiff und verringerte die Geschwindigkeit des Pferdes noch weiter, so das es in einen leichten Trab verfiel. „Was ist los?“ wollte der Jäger Xamoed wissen, der sich wieder neben ihn gesellt hatte. „Die Pferde sind müde und brauchen eine Pause. Wir werden auch eine machen. Hinter der nächsten Kurve müßte eigentlich ein Bach sein, dort werden wir rasten. Gib es bitte weiter durch.“ bat Sir Oontz und Xamoed nickte. Nach kurzer Zeit kam der Jäger wieder und setzte sich neben ihn. „Lady Diara meinte, das sie noch nicht müde sei und keine Pause bräuchte.“ meinte der Jäger und Sir Oontz mußte lächeln, genau das hatte er erwartet. „Solange wir auf den Rücken der Pferde sitzen, ist es vollkom-men egal was Lady Diara will. Die Pferde brauchen eine Pause. Achte du auf den Weg und auf den Platz, den ich eben gemeint habe, wir machen eine Pause. Ich bin gleich wieder da.“ meinte Sir Oontz, griff in die Zügel und wendete sein Pferd, um zu Lady Diara zu gelangen. Als er sich neben sie setzte, ritt sie jetzt zwischen dem Jäger Artep und ihm und noch bevor Sir Oontz den Mund aufmachen konnte, sprach Lady Diara ihn an. „Ich weiß, ich weiß, die Pause ist nicht für uns, sondern für die Pferde. Wir sind auf sie angewiesen und ihr Wohl geht vor.“ mein-te Lady Diara und mußte lachen, als sie Sir Oontz verblüfftes Gesicht sah. „Artep hat mich Aufgeklärt und er hat recht. Es gefällt mir zwar nicht, aber er hat recht.“ erklärte Lady Diara und Sir Oontz schau-te den Jäger an und bedankte sich bei ihm. „Keine Ursache.“ versicherte Artep und Sir Oontz nickte nur. Als er sich wieder an die Spitze, neben Xamoed setzte, bogen sie gerade um die Kurve, die Sir Oontz gemeint hatte und sahen eine große Rasenfläche, in deren Hintergrund der Bach floß, von dem Sir Oontz gesprochen hatte. In der Nähe stand ein großer Baum, ein Gigant von einem Baum, der schon einige hundert Sommer alt sein mußte und der weit ausladende Äste hatte und somit einigen Schatten bot. Auf die-sen Baum steuerte Sir Oontz zu. Schließlich saß Sir Oontz ab und die anderen taten es ihm nach. Die Jäger und er selbst, waren das Reiten gewöhnt, aber die Damen nicht und von ihnen kam ein großes stöhnen und recken und ein noch größeres Aufseufzen, als sie sich neben den Stamm, auf den Boden setzten. Obwohl er es nicht wollte, mußte Sir Oontz grinsen, auch deswe-gen, weil Lady Diara die lauteste war, die stöhnte und seufzte. „Wir versorgen nur schnell die Tiere, vielleicht könnten die Da-men schon einmal eine Kleinigkeit zu Essen vorbereiten?“ wollte Sir Oontz wissen und Ixa nickte, machte aber keine Anstalten sich zu erheben. Weiterhin Grinsend, wandte Sir Oontz sich um und ging mit den Jägern zusammen, an den Fluß, wo sie die Tiere tränkten. Da es nur eine kurze Rast sein sollte, ließen sie die Sättel auf den Rü-cken der Pferde und ließen sie nach dem tränken frei grasen. „Derfla, jetzt mal ehrlich, was wird das hier? Ich meine, daß wir eine Reise machen, ist klar und das du uns angeheuert hast, um Lady Diara Geleitschutz zu bieten, ist auch klar, aber warum bist Du mit dabei und die anderen Damen? Wo soll es überhaupt hin-gehen?“ wollte Raunaj wissen und schaute Sir Oontz fragend an. Auch die anderen drei Jäger hatten sich um Sir Oontz verteilt und schauten diesen jetzt ebenso fragend an, wie der erste Jäger. Sir Oontz schaute die vier Jäger an und Überlegte sich, ob er ihnen alles erzählen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Sie hatten zwar ein Recht zu erfahren wohin sie wollten, aber sie brauchten nicht die ganze Geschichte zu wissen. Die Jäger konn-ten sich zwar denken, daß diese Reise mit Lady Diara zu tun hatte, warum sonst sollten sie ihr Geleitschutz bieten, aber sie fanden, daß die anderen beiden Frauen nicht hätten mitkommen sollen. Nicht das sie etwas gegen Frauen hätten, auch hatten sie sich davon überzeugen können, daß diese Damen recht gut reiten konnten, aber wenn es wirklich Schwierigkeiten geben sollte, dann waren drei Frauen einfach zuviel, um auf sie acht zu geben. Sir Oontz nickte schließlich. „Gut. Ich kann euch nicht alles sagen, aber ich kann euch sagen, daß unser eigentliches Ziel, die Bergstadt Selgna, in der Ragnier Bulc Bergkette ist. Dazwischen werden wir noch einige andere Stops einlegen, darunter den ersten am nächsten morgen, dann werden wir auch bei eurem Lord halt machen, weil Lady Diara mit ihm sprechen muß. Wenn alles glatt geht, dann denke ich, daß wir weniger als einen Monat brauchen werden, um die Stadt Sel-gna zu erreichen. Bis dahin sollt ihr uns begleiten, erst mal. Und was die Damen angeht, so Begleitet Ixa uns, weil sie Lady Diaras persönliche Magd ist und Ellov, weil Lady Diara ihr Befohlen hat mitzukommen. Ich weiß nicht genau, aber sie sagt, daß es Grün-de gibt, warum Ellov mit muß. Mir gefällt dies auch nicht sonder-lich, aber ich kann nichts daran machen. Das ist das, was ich euch dazu sagen kann. Nichts für ungut, aber es ist besser, wenn ihr nicht zuviel wißt, aus Sicherheitsgründen.“ erklärte Sir Oontz und schaute die vier Jäger, einem nach dem anderen, an. Schließlich nickten die vier. „Sicherlich hast du deine Gründe, uns nicht mehr zu sagen, aber das, was für uns wichtig ist, ist geklärt und mehr brauchen wir auch nicht zu wissen. Du weißt nicht zufällig, ob die Magd, die an meiner Seite geritten ist, vergeben ist?“ wollte Rocra zum Schluß noch wissen und schaute in vier verblüffte Gesichter. Wie auf ein geheimes Stichwort hin, brachen alle fünf Männer in Lachen aus und damit war alles geklärt. Die vier Jäger würden sie Begleiten und Lady Diara und auch die anderen beiden Frauen schützen, bis sie am Ziel angekommen waren und keine weiteren Fragen stellen. Es würde eine gute und angenehme Reise werden, dessen war sich Sir Oontz ziemlich sicher, aber eben nur ziemlich. „Hey Jungs, ich dachte die starken Männer brauchen etwas zu Essen?“ rief Ellov, die ihnen ein Stück entgegen gekommen war, damit sie nicht schreien mußte. „Schon unterwegs.“ rief Rocra zurück und mußte sich beherr-schen, nicht wieder zu lachen. Sir Oontz und die vier Jäger, drehten sich schließlich um, nach-dem sie sich noch einmal vergewissert hatten, daß die Pferde sich beim Grasen, nicht zu weit entfernten, und gingen dann zurück zu dem Baum, unter dem die drei Damen saßen und ein kleinen Imbiß zurecht gemacht hatten. Ellov und Ixa hatten für den Proviant gesorgt und neben Brot und Butter, gab es auch ein wenig Auflage. Da sie jetzt kein Feuer machen wollten, es handelte sich schließlich nur um eine kleine Pause, wurde kalter Dliefnitee gereicht, aber der schmeckte ge-nauso gut, wie heißer, stellten alle fest, nachdem Lady Diara ih-nen versichert hatte, daß der Tee kalt fast besser schmeckte, als heiß. Es kam eine kleine Unterhaltung zustande, in der die vier Jäger für Abwechslung sorgten und einige ihrer Abenteuergeschichten erzählten. Schließlich meinte Sir Oontz, daß es Zeit wäre, ihre Sachen zusammen zupacken und aufzubrechen. Sie waren jetzt ausgeruht und gestärkt und auch die Pferde hatten mit dem Gra-sen aufgehört und kamen ihnen langsam entgegen getrottet. Während Sir Oontz, Artep und Raunaj, die Pferde holten, packten Ellov, Ixa und Rocra, die restlichen Sachen wieder in die Sattelta-schen. Rocra schäkerte mit Ellov herum, anscheinend war es ihm ernst mit der Frage gewesen, ob sie schon vergeben sei und La-dy Diara und Xamoed, standen am Baum und beobachteten lä-chelnd das Geschehen. Es war ein stillschweigendes Abkommen, daß immer einer der Jäger, oder auch Sir Oontz, sich in Lady Diaras Nähe aufhielt. Schließlich waren sie auf die Reise mitge-kommen, um Geleitschutz zu bieten und wenn die anderen, mit Pferde holen, oder aber mit dem anbaggern einer Magd beschäf-tigt waren, dann blieb der eine in ihrer Nähe, um Schutz zu bie-ten. Während Sir Oontz und Artep die Satteltaschen wieder auf die Pferde verteilten, schwangen sich die anderen bereits wieder in die Sättel. „Aua, aua, aua. Himmel, ich bin so lange nicht geritten, daß mir die Backen richtig weh tun. Ich glaube, ich bekommen Schwielen, noch bevor wir den fünften Tag hinter uns haben.“ klagte Lady Diara und ließ sich langsam auf den Sattel nieder. Als sie hoch schaute, blickte sie in doch recht verblüffte Gesichter. Nicht das sie sich darüber wunderten, daß Lady Diaras Hintern weh tat, daß hatten sich die Jäger und auch Sir Oontz schon fast gedacht, ebenso erging es Ellov und Ixa, aber das Lady Diara dies so frei heraus sagte, daß verblüffte die Anwesenden. „Na was? Ist doch wahr. Wartet es nur ab, den beiden Damen da hinten wird es auch nicht besser ergehen. Wir sprechen uns in fünf Tagen wieder, dann sind die Hintern so hart wie Leder.“ meinte Lady Diara und lachte. Kurz darauf lachten alle, nachdem Xamoed Lady Diara versichert hatte, daß sie noch viel früher Leder am Hintern haben würde. Allem Anschein nach, fühlte Lady Diara sich gut. Sie hätte sonst nie so gesprochen, sie hätte sonst überhaupt nichts über ihr schmerzendes Hinterteil gesagt, sondern es stillschweigend hin-genommen, aber jetzt saß sie in ihrem Sattel, wenn auch etwas steif und leicht hin und her rutschend, um eine bequemere Positi-on zu finden und lachte mit den anderen mit. Sir Oontz schüttelte leicht den Kopf, schwang sich dann in den Sattel auf seinem Pferd und gab ihm unvermittelt die Hacken. Fast aus dem Stand heraus, setzte das Pferd in den Galopp über und wieder flogen sie über das Land. Die anderen waren darauf vorbereitet gewesen und folgten Sir Oontz Beispiel. Sie behielten die selbe Formation bei, wie schon zuvor und als der große Wald näher kam, der auch den Namen Nevar trug, verringerte Sir Oontz die Geschwindigkeit und als sie den Waldrand erreichten, fielen die Pferde in einen leichten Trab. Der Wald war hier ziemlich dicht bewachsen, selbst auf dem Pfad, der durch den Wald führte, standen die Bäume und Büsche sehr eng und es war nicht möglich mit zwei Mann nebeneinander zu reiten, geschweige denn, einfach im vollem Galopp hindurch zu preschen. Außerhalb des Waldes war es noch ziemlich hell, obwohl die Sonne bereits dazu übergegangen war, unter zu gehen, aber je weiter sie sich in den Wald vorarbeiteten, desto dunkler wurde es. Die großen Bäume sahen in dem dunklen Zwielicht ziemlich be-drohlich aus und Sir Oontz glaubte mehrmals einen Schatten zwischen den Stämmen gesehen zu haben. Aber immer, wenn er versuchte genauer hinzuschauen, war nichts mehr zu erkennen und er schob es jedesmal seinen Ner-ven zu, die ihm anscheinend einen Streich spielten. Plötzlich sah Sir Oontz nicht nur einen Schatten zwischen den Bäumen, ein paar Fuß vor ihm, sondern glaubte auch ein leises Knurren zu vernehmen. Obwohl er es nicht wollte, hielt er das Pferd an und auch die an-deren stoppten hinter ihm. „Was...“ begann Artep, aber Sir Oontz unterbrach ihn sofort. „Pscht. Horch.“ flüsterte er und deutete auf die Stelle, an der er den Schatten gesehen und das Knurren vernommen hatte. Es dauerte eine Weile, aber dann wiederholte sich das Knurren und diesmal hatten es auch die anderen gehört. Es war lauter als zuvor und schien auch näher gekommen zu sein. Obwohl die Pferde die Gefahr witterten und ganz leicht zit-terten, standen sie dennoch ruhig da und gaben keinen laut von sich. „Was war das?“ wollte jetzt Rocra wissen, der von seinem Pferd abgestiegen war und jetzt neben Sir Oontz stand. „Ihr seid die Jäger, sagt ihr es mir.“ murmelte Sir Oontz, stieg aber ebenfalls von seinem Pferd ab. „Rocra und Artep, ihr folgt mir, Xamoed und Raunaj, ihr geht zu Lady Diara und den anderen beiden Frauen zurück. Sperrt gut eure Ohren und Augen auf und wenn etwas geschieht, daß nicht in unseren Plan paßt... na ja, ihr wißt was zu tun ist. Ich werde mir anschauen, was das da vor uns ist. Ich werde nicht zulassen, daß, was auch immer es sein mag, mir den Tag verdirbt.“ meinte Sir Oontz und zog sein Schwert. Rocra und Artep taten es ihm gleich und gemeinsam gingen sie auf die Stelle zu, an der das Knurren zuletzt erklungen war. Was immer dieses Knurren auch verursacht haben mochte, die Jäger konnten es nicht einordnen und sehr vorsichtig und ihre Augen überall habend, schlichen sie auf die, mittlerweile un-durchdringlichen, Schatten zu. Sie waren noch gute fünf Schritte von einem Gigantischen Baum entfernt, als sie plötzlich zwei hell leuchtende, gelbe Punkte, knapp zwei Fuß über ihren Köpfen hängend, sahen. Gleichzeitig wurde ein tiefes lautes und bedrohliches Fauchen ausgestoßen, daß zu einem Ohrenbetäubendem Brüllen, daß weder menschlich, noch tierisch war, anschwoll und im selben Moment kam etwas auf die drei Männer zugeschossen. Es war schnell, unglaublich schnell und Sir Oontz hatte, trotz sei-ner unglaublich guten Reaktion, Schwierigkeiten, sein Schwert hoch zu bekommen und sich zu schützen. Alle drei Männer stießen einen Überraschten Ruf aus, wurden von diesem Etwas gestreift und taumelten in drei Richtungen davon. Sie erholten sich schnell von ihrer Überraschung, aber beinahe nicht schnell genug. Dieses Ding, daß zwei Köpfe größer war als sie selbst, stand auf zwei Beinen und hatte die Arme, oder was immer es war, hoch erhoben und wollte auf Sir Oontz losgehen. Sie konnten nicht sehen, was es war, denn es war schwarz wie die Nacht und verschmolz fast mit der Dunkelheit. Das einzigste was zu sehen war, waren diese gelblich Leuchtenden Augen, dieses unglaubliche Gebiß, in dem mehrere, helle Reißzähne zu sehen waren und die Krallen, die aufblitzten, wenn das Mondlicht darauf fiel. Sir Oontz tauchte im letzten Moment unter diesen Krallen hin-durch, hieb im selben Moment mit seinem Schwert auf diese Kre-atur ein und schrie auf, als das Schwert mit voller Wucht den Körper des Monsters traf. Er hatte das Gefühl auf Stein geschlagen zu haben und für einen Moment glaubte er, seine Hand sei gebrochen. Die beiden Jäger und auch Sir Oontz, tauchten immer wieder im letzten Moment vor den zupackenden Krallen unter und hieben immer wieder mit ihren rasiermesserscharfen Schwertern, auf das Monster ein. Aber anscheinend konnten sie diesem Wesen damit nicht scha-den, denn immer wieder prallten ihre Schwertern nutzlos von der Haut, oder was auch immer, dieser Kreatur, ab. „Bei allen Göttern, was ist das für ein Vieh?“ rief Rocra, der er-neut unter den Krallen hindurchtauchte und sein Schwert auf das Ungeheuer niedersausen ließ.
<Wir können ihm nicht schaden. Wie lange dauert es wohl, bis diese Kreatur kraftlos zusammenklappt, oder wir von diesen Kral-len zerfetzt werden? > dachte sich Sir Oontz und schaute zu, wie Artep einen erneuten Schwerttreffer erzielte und erneut nichts ausrichtete. Sir Oontz konnte immer noch nicht erkennen, was für eine Krea-tur dies war. Sie verschmolz so mit der Nacht und den Schatten, daß er fast der Meinung war, diese Kreatur, bestünde nur aus Schatten. Plötzlich schoß ein heller Lichtblitz über ihre Köpfe hinweg, traf das Monster genau im Gesicht und hüllte es von einem Moment zu anderen in helles, gleißendes Licht. Sir Oontz riß sich die Hände vor die Augen, um nicht geblendet zu werden und hörte einen Markerschütternden Schmerzens-schrei, der aber auch eine Spur von Unglauben beinhaltete. Sir Oontz nahm gerade noch rechtzeitig die Hände von den Au-gen, um zu sehen, wie das Ungeheuer in dem hellen Licht ver-ging. Aber auch jetzt konnte er nicht erkennen, was es war, das Licht blendete zu stark, als das sie genaueres sehen konnten. Das Licht wurde noch etwas heller und dann verlosch es ebenso schnell, wie es aufgetaucht war und hatte diese Kreatur mit sich genommen. Ungläubig starrten die beiden Jäger und Sir Oontz die Stelle an, an der soeben noch das Ungeheuer gestanden hatte und dann schaute Sir Oontz zu den anderen, die noch auf ihren Pferden saßen, glaubte er wenigstens, denn sie standen soweit entfernt, daß sie in der, mittlerweile Stockfinsteren Umgebung, nicht zu sehen waren. „Was war das?“ wollte Rocra wissen. „Was? Der Blitz, oder diese Kreatur?“ stellte Sir Oontz eine Ge-genfrage. „Beides.“ „Ich habe nicht die blasseste Ahnung.“ erwiderte Sir Oontz und forderte die beiden Jäger dann auf, zurück zu ihren Pferden zu gehen. Das war nicht ganz richtig. Eine Ahnung hatte Sir Oontz sehr wohl, aber die mußte er ja nicht laut heraus schreien. Sir Oontz wußte sehr wohl, daß geheimnisvolle Kräfte in Lady Diara schlummerten und er war sich sicher, daß sie soeben einen Teil dieser Kraft gesehen hatten, aber er war sich nicht sicher, ob Lady Diara bewußt diese Kraft entwickelt hatte, oder ob es nur ein Zufall war. Bevor Sir Oontz sich auf sein Pferd schwang, fragte er bei den beiden Jägern nach, ob sie verletzt seien. Beide verneinten und Sir Oontz bedankte sich bei beiden, für ihre Tatkräftige Unterstüt-zung. „Dafür hast du uns mitgenommen.“ wiegelte Rocra ab und Sir Oontz sagte nichts weiter dazu. „Alles klar bei euch da hinten?“ rief Sir Oontz dann, nachdem er sich auf sein Pferd geschwungen und sich umgedreht hatte, nach hinten. Er konnte die kleine Gruppe jetzt ausmachen, allerdings war sie nur ein Schemen, weitere Schatten, die sich in die anderen Schatten einreihten. „Hier ist alles in Ordnung.“ rief jemand zurück, den Sir Oontz als Xamoed identifizierte. „Gut. Wir reiten weiter. Gebt den Pferden mehr Zügel, damit sie sich selbst den Weg suchen, die wissen wohin sie gehen. Also los jetzt, ich will hier raus, aus diesem Schreckenswald.“ meinte Sir Oontz und gab seinem Pferd einen leichten Druck in die Flan-ken. Anscheinend waren keine weiteren Gefahren in der nähe, da sich die Pferde, ohne zu zögern, in Bewegung setzten. Es dauerte nicht mehr lange und sie hatten den großen Wald Nevar, hinter sich. Kaum das sie aus dem Wald heraus waren, wurde es wieder heller. Der Mond stand jetzt hoch am Himmel und spendete ge-nug Licht, damit Sir Oontz sehen konnte, wohin sie ritten, jetzt sah er auch seine Begleiter wieder genauer. Sir Oontz gab seinem Pferd noch einen leichten Druck in die Flanken und es setzte sich in einen leichten Trab. Er wollte noch etwas weiter reiten und den Wald ein gutes Stück hinter sich las-sen, bevor sie das Lager für die Nacht aufschlagen wollten. Sir Oontz entdeckte einen großen Baum, der mitten auf einer gewaltigen Grasfläche stand und darauf steuerte er zu. Von dort aus, konnte man gut in alle Richtungen blicken und fest-stellen, ob sich jemand näherte. Ohne ein Wort zu verlieren, saßen alle ab und die Jäger versorg-ten die Pferde, während die Frauen etwas Holz zusammen such-ten und ein Feuer entfachten. Sir Oontz entfernte sich etwas von dem Lager und schaute in die Runde. Allerdings konnte er nicht viel sehen, aber er war sich sicher, daß sie heute keinen Besuch mehr bekommen würden, dennoch wollte er kein Risiko einge-hen. Die Frauen, genauer gesagt, Ixa und Ellov, bereiteten eine Kanne Tee vor, aber nichts zu Essen. Keiner von ihnen war hungrig und erst recht nicht müde, allen steckte noch der Schreck aus dem Wald in den Knochen. Sir Oontz wunderte sich nicht im gerings-ten darüber, daß Lady Diara ihm gefolgt war. Als sie sich räusper-te, drehte er sich zu ihr um, schaute aber zuerst zum Lager. Er sah, das Artep und Raunaj ihr nachgesehen hatten, sich aber immer noch mit den Pferden befassten, dann wandte er sich wie-der um und schaute weiter in die Runde. Lady Diara stellte sich an seine rechte Seite und blickte ebenfalls in die Dunkelheit, al-lerdings konnte sie überhaupt nichts sehen, oder zumindest nicht viel. „Es war komisch.“ begann Lady Diara unvermittelt zu sprechen. Sie sprach sehr leise, fast schon ein Flüstern, aber dennoch verstand Sir Oontz jedes ihrer Worte sehr genau. „Ich hatte keinen Einfluß auf das, was ich da im Wald getan habe. Mir schossen plötzlich Worte durch den Kopf, die ich nie zuvor gehört, oder gelesen habe. Es waren Worte, die vollkommen un-verständlich waren und absolut keinen Sinn ergaben. Dann habe ich die Hände gehoben und diese Worte gemurmelt. Ich wußte gar nicht, was ich da tat und war so erschrocken, daß ich die Ar-me wieder runter nehmen wollte, aber ich konnte es nicht. Es war fast so, als würde jemand anderer mich in diesem Moment len-ken.“ versuchte Lady Diara Sir Oontz etwas zu erklären. Sir Oontz drehte sich zu ihr um und schaute sie nachdenklich an. „Ich habe bereits vermutet daß ihr die Lichtblitze geschickt habt. Es war wahrscheinlich der Teil von euch, der noch vor sich hin-schlummert. Wenn ich euch einen Rat geben darf, dann verliert darüber kein Wort. Ich werde es auch nicht erwähnen. Wichtig ist nur, daß es zur richtigen Zeit geschah und uns somit das Leben gerettet hat. Mehr zählt nicht. Denkt nicht weiter darüber nach, sonst werdet ihr nie Ruhe bekommen.“ erwiderte Sir Oontz und schickte sie dann zum Lager zurück, mit der bitte, Xamoed zu ihm zu schicken. Lady Diara drehte sich wortlos um und ging zurück zum Lager, sie wußte das Sir Oontz recht hatte, daß war ja auch der Grund, warum sie die Reise gemacht hatte, aber erschreckend war es doch. Sir Oontz teilte Wachen ein, wobei er die erste Wache mit Rocra übernahm, dann sollten Artep und Xamoed die zweite Wache halten und Raunaj die letzte Wache. Sir Oontz war sich sicher, daß niemand im Morgengrauen auf die Idee kam, sich ihrem La-ger zu nähern, daher würde eine Wache zu dieser Zeit genügen. Nachdem Sir Oontz auf seiner Wache abgelöst worden war, trank er noch einen Becher Tee, begab sich dann zu Ixa unter die De-cke und schlief fast sofort ein. SIEBZEHN Der erste Tag unserer Reise neigt sich dem Ende entgegen und wir haben erfahren, was wirklich in dem großen Wald Nevar wohnt, oder waren dies die ersten Zeichen der großen Dunkel-heit? Wenn auch nicht bewußt, so habe ich doch heute zum ers-ten mal diese unglaubliche Kraft eingesetzt, die in mir schlum-mern soll. Sie ist Mächtig und ich habe beide Seiten gespürt, die Gute, wie auch die Böse und ich muß aufpassen, nicht in die fal-sche Richtung gezogen zu werden. Lady Diara Sky´s – Reisetagebuch 1. Tag Auszug aus Sky´s Chroniken Am nächsten Morgen, als die Sonne begann aufzugehen, wurden die Schlafenden von frischem Dliefnitee und dem Duft von gebra-tenem Fleisch geweckt. Rocra, der die letzte Wache übernommen hatte, bereitete das Frühstück vor. Es war wichtig, daß sie sich zuerst stärkten, bevor sie sich wieder auf den Weg machten. Als erster war Sir Oontz auf den Beinen, gleich darauf stand Ixa auf und kurz danach folgten die anderen. Nachdem sich alle etwas frisch gemacht hatten, saßen sie in kleinem Kreis um das Lagerfeuer und Frühstückten. Die Stimmung war etwas gedämpft, sie unterhielten sich zwar, auch über die Reise und wie lange sie wohl unterwegs sein wür-den, aber niemand von ihnen erwähnte auch nur einmal das, was sie gestern abend in dem großen Wald erlebt hatten. Es schien ihnen wie ein böser Traum vorzukommen. Sir Oontz und Lady Diara waren es nur recht, so kam kein Gerede auf. Mit Ausnahme von Ixa, Lady Diara und Sir Oontz, konnte sich keiner von ihnen einen Reim auf das machen, was geschehen war. Ixa wußte selbstverständlich auch, was geschehen war, schließ-lich kannte sie die Geschichte von Lady Diara und auch die Le-gende, aber sie sagte genauso wenig etwas darüber, wie all die anderen. Schließlich war es Zeit, daß Lager abzubrechen und sich auf den Weg zu machen. Während die Damen die Satteltaschen packten, sattelten die Männer die Pferde und verstauten anschließend ihr Gepäck. Wie am Tag zuvor Galoppierten die Pferde über das Land. Sie hatten die Straße verlassen und jagten jetzt über weite Grasflä-chen. Sir Oontz wollte damit eine Abkürzung nehmen und somit ihr erstes Ziel, noch vor der Mittagszeit erreichen. Wie so oft, wenn Sir Oontz etwas plante, ging sein Plan auch diesmal auf. Noch bevor die Sonne hoch am Himmel stand und somit die Mittagszeit ankündigte, erreichte die kleine Gruppe ihr erstes Ziel. Es war das Haus von Lady Diaras Zieheltern. Sie wollte sich zu-erst ein wenig mit ihnen Unterhalten, wollte heraus bekommen, wieviel sie über sie selbst wußten, was Esröp ihnen gesagt hatte. Der Hof war nicht unbedingt klein, aber auch nicht einer der grö-ßeren Sorte. Lady Diaras Zieheltern hatten eine Hühnerzucht und lieferten Eier in die ganze Umgebung, auch auf Haus Sky´s. Auch wenn Lady Diaras Zieheltern nicht unbedingt wohlhabend waren, so waren sie aber auch nicht gerade Arm. Sie hatten ihre Auskunft, um sehr gut Leben zu können. Als die kleine Gruppe der Reiter auf den Hof kam, wurde die Haustür geöffnet und ein Mann in den mittleren Jahren kam her-aus. Er war groß, gut einen Kopf größer als Sir Oontz und die anderen. Sein ziemlich breiter Körper strotzte nur so vor Muskeln und Sir Oontz war klar, daß dieser Mann immer noch selbst sei-nen Hof führte und dies wohl auch noch eine lange Zeit tun wür-de. Sein Gesicht war etwas Kantig und wirkte ziemlich grob, aber Sir Oontz konnte in den Zügen und in den Augen, dieses Mannes eine große Intelligenz sehen. Er strahlte Kraft, Ruhe und große Autorität aus und Sir Oontz war sich sicher, daß man diesen Mann nicht Unterschätzen durfte, wenn man ihn zu seinem Feind haben sollte, aber er hoffte das dies niemals geschehen würde. Sir Oontz hatte oft, in den regelmäßig stattfindenden Wettkämp-fen, große und sehr kräftige Männer besiegt, aber er spürte ins-tinktiv, daß er nicht viele Chancen bei diesem Mann haben wür-de, sollte er jemals gegen ihn kämpfen müssen. Lady Diara hatte automatisch die Führung übernommen, als sie in die nähe des Hofes gekommen waren und war auch an der Spitze ihrer kleinen Gruppe, als sie auf das Haus zuritten. Ob-wohl der Mann Lady Diara ansah, zeigte er dennoch keinerlei Zeichen des Erkennens. Kein Muskel zuckte in seinem Gesicht und erst als Lady Diara vom Pferd abgestiegen war und sich noch gute zwanzig Schritte von ihm entfernt befanden, sprach der Mann. „Diara.“ mehr sagte dieser Riese nicht, aber es steckte soviel Wärme, Liebe, Schmerz und Zuneigung in diesem einen Wort, wie Sir Oontz es noch nie gespürt hatte. „Vater.“ rief Lady Diara und rannte auf den Mann los. Als sie noch zwei Schritte entfernt war, stieß Lady Diara sich ab und flog dem Mann entgegen. Lady Diaras Ziehvater mußte damit gerechnet haben, denn er fing sie auf, griff ihr um die Taille, hob sie in die Höhe und ließ seine Hände wieder los. Lady Diara flog lachend in die Luft, bald zweimal so hoch, wie ihr Ziehvater groß war, fiel dann wieder herunter und wurde sanft aufgefangen. Jetzt war sich Sir Oontz sicher, daß dieser Mann über enorme Kräfte verfügen mußte, wenn er Lady Diara, auch wenn sie nicht viel wog, aus dem Stand heraus, so hoch werfen konnte. Sir Oontz schaute mit verblüfftem und überraschtem Gesicht zu. Er war sich sicher, daß diese Begrüßung so etwas wie ein Ritual war, so wie er fast immer die Hände der Damen küßte und wie er später erfuhr, hatte Lady Diara ihren Ziehvater als Kind und auch in späteren Zeiten, als sie älter geworden war, immer so Begrüßt, daß sie in seine Arme geflogen war und er sie in die Luft ge-schmissen hatte. Wie Lady Diara später meinte, hatte sie gar nicht bemerkt, wie sehr ihr diese Begrüßung immer gefehlt hatte. Schließlich standen die beiden eng umschlugen auf der Veranda und Lady Diaras Ziehvater schaute sich die Reiter an. Lady Diara trat dann einen Schritt von ihm zurück und nahm ihn bei der Hand. „Komm, ich möchte dich meinen Begleitern vorstellen.“ meinte Lady Diara und zog ihren Ziehvater fast hinter sich her. Sie schaute ihre Begleiter an und vergewisserte sich, daß sie alle hersahen und darauf achteten, was weiter geschah. „Hört mal her. Ich möchte euch meinen Vater, Niloc Sebro, Vor-stellen.“ stellte Lady Diara ihren Vater laut und deutlich vor und begann dann ihre Begleiter der Reihe nach vorzustellen und Niloc ging zu jedem einzelnen hin und drückte diesem die Hand, wobei er bei den beiden Frauen jeweils die Hand küßte. „Das hier ist Sir Oontz. Er ist mein Berater, Freund, großer Bruder und alles andere, in einer Person für mich. Vater, daß hier ist Ixa. Sie ist meine persönliche Magd, meine Freundin und Sir Oontz Braut. Ellov, mein Vater. Und diese Herren hier, sind die Jäger Rocra, Artep, Raunaj und Xamoed.“ beendete Lady Diara die Begrüßung und wandte sich dann wieder an ihren Vater. „Mutter ist nicht zu Hause?“ wollte sie wissen, aber ihr Vater nick-te und meinte, daß sie das Mittagessen vorbereiten würde. „Ich glaube, ich werde ihr Bescheid geben, daß sie noch ein paar Gedecke mehr rausholen soll.“ meinte Lady Diaras Vater und wandte sich bereits zum gehen, aber Sir Oontz hielt ihn zurück. „Sir Sebro, nichts für ungut, aber wir haben gerade erst Gefrühs-tückt und werden auch nicht lange bleiben. Es ist nett gemeint, aber ihre Frau braucht keine zusätzlichen Gedecke aufdecken.“ Lady Diaras Vater drehte sich wieder um und schaute Sir Oontz an. „Wie ich sehe, seid ihr ein Mann der alten Schule und ihr seid ein Schmeichler, wißt ihr das?“ meinte Niloc Sebro, wobei er auf das Sir anspielte und grinste Sir Oontz an. „Eure Tochter hat mich des öfteren so Bezeichnet, ja.“ erwiderte Sir Oontz und grinste zurück. „Vater, Sir Oontz hat recht, wir können nicht lange bleiben. Ich möchte nur mit euch reden, ich habe da etwas, daß wichtig ist für mich.“ schaltete Lady Diara sich in das Gespräch ein und schaute ihren Vater an. Dabei mußte sie einen Schritt zurück gehen und den Kopf weit in den Nacken legen, damit sie überhaupt sein Gesicht sehen konnte. „Ich habe mir schon so etwas gedacht. Nicht umsonst bist du mit einer solchen Menge an Leuten unterwegs. Gut, also, dann komm mit ins Haus, deine Mutter wird sich Freuen. Es ist schön, dich mal wieder zu sehen, Prinzessin.“ und unwillkürlich zuckte Lady Diara zusammen. Während Lady Diara sich mit ihrem Vater in das Haus begab, begann Sir Oontz und Rocra, die Pferde zu versorgen. An der rechten Seite des Hauses, befand sich eine Tränke, sie war aber nur so groß, daß höchstens zwei Pferde nebeneinander Platz hatten. Als die beiden sich außerhalb der Hörweite der anderen befan-den, sprach Rocra Sir Oontz an. „Ixa ist deine Braut? Die Persönliche Magd von Lady Diara?“ und Sir Oontz nickte. „Ah ja, sich aber über mich lustig machen, wenn ich nach dem Liebesstand von Ellov frage.“ sprach Rocra dann weiter und Sir Oontz mußte grinsen. „Was ist daran so lächerlich?“ wollte der Jäger wissen und er klang etwas verärgert. „Nichts.“ beeilte sich Sir Oontz zu versichern. „Aber warum gehst du nicht einfach zu ihr hin und fragst sie?“ „Es ist etwas anderes, sich mit der Frau zu Unterhalten und mit ihr zu schäkern, als sie direkt zu Fragen, ob sie in festen Händen ist. Ich bin etwas Schüchtern, was das angeht.“ erwiderte Rocra etwas verlegen und Sir Oontz mußte sich auf die Zunge beißen, um nicht plötzlich los zu lachen. Das war ja nun ein ganz neuer Aspekt, an diesem Mann. Der Mann, der einen wildgewordenen Eber, mit bloßen Händen an-sprang und diesen zu Tode würgte und sich, in einem stockfinste-ren Wald, irgendwelchen Monstern entgegenstellte und diese bekämpfte, der sollte Scheu haben eine Frau anzusprechen? Das konnte Sir Oontz irgendwie nicht so recht glauben, aber er konnte in dem Gesicht von Rocra sehen, daß genau dies der Fall war. Sir Oontz verkniff sich seinen Kommentar und bat dann seine Hilfe an. „Also, soviel ich weiß, ist Ellov nicht in festen Händen und wenn du möchtest, dann kann ich mit ihr einmal reden, oder Ixa redet mit ihr. Man sollte keine Gelegenheit auslassen, vielleicht ist ge-rade diese eine, die, die für dich bestimmt ist.“ meinte Sir Oontz und schaute Rocra dabei in die Augen, damit dieser sah, daß er sich keinen Scherz mit ihm erlaubte und das er es ernst meinte. „Das würdest du für mich tun?“ „Natürlich, warum denn nicht? Wenn ich dem Glück auf die Sprünge helfen kann, dann werde ich das tun. Also, wenn Ellov und Artep ihre Pferde tränken, dann sprechen wir mit Ixa und werden dir schon helfen. Versprochen.“ meinte Sir Oontz und reichte dem Jäger die Hand, in die dieser Einschlug. Während Sir Oontz Rocra versprach ihm beim Kennenlernen von Ellov zu helfen, gingen Lady Diara und ihr Vater ins Haus. Ihre Mutter stand tatsächlich in der Küche am Herd, aber als sie ihre Tochter sah, ließ sie alles fallen und fiel ihr um den Hals. Erst als sie einen Schritt zurück trat und sich ihre Tochter genau an-sah, bemerkte sie, daß sie sich verändert hatte. „Du siehst gar nicht gut aus.“ stellte Lady Diaras Ziehmutter fest und sie bedankte sich herzlich für das Kompliment. „So war das nicht gemeint.“ setzte ihr Mutter zu einer Entschuldi-gung an, aber Lady Diara winkte ab. „Schon gut. Ich weiß wie du es gemeint hast und ich kann dir versichern, daß ich weiß wie ich aussehe. Aber ich fühle mich wohl. Wie ich Vater eben schon gesagt habe, habe ich nicht viel Zeit und es ist eine lange Geschichte. Ich kann euch allenfalls die Kurzform geben, aber keine Fragen beantworten. Aber zuerst möchte ich euch eine Frage stellen.“ meinte Lady Diara und ihre Zieheltern sahen sich an. Lady Diara konnte sehen, daß sie ahn-ten, welche Frage sie ihnen stellen wollte, aber sie warteten so lange, bis sie sie stellte. „Warum habt ihr mir nie gesagt, daß ich nicht eure richtige Toch-ter bin?“ Jetzt war die Frage gestellt und nun mußten ihre Zieheltern Ant-worten. Sie kannte sie gut genug, um zu wissen, daß sie dies auch tun würden. „Wir wollten es dir sagen, aber erstens durften wir es nicht und selbst wenn wir es wollten, so war nie der richtige Augenblick dafür da.“ erklärte ihr Vater und Lady Diara blickt ihn aus großen Augen an. „Ihr durftet es nicht? Wieso durftet ihr es nicht, wer sollte euch denn verbieten mir zu sagen... „ Aber dann unterbrach Lady Diara sich selbst, da sie die Antwort bereits kannte. „Esröp.“ meinte sie nur und sah, wie ihre Eltern nickten. „Genau. Wie du sicherlich schon weißt, ist Esröp meine Schwes-ter und sicherlich hat sie dir auch erzählt, daß du nicht unsere leibliche Tochter bist. Und sicherlich weißt du auch, wer deine richtige Mutter ist und wer du bist.“ erklärte Lady Diaras Ziehmut-ter und wiederum schaute Lady Diara ihre Eltern aus großen Au-gen an. Jetzt wußte Lady Diara gar nichts mehr. Nichts, was Esröp ihr gesagt hatte schien zu stimmen, fast nichts. Laut Esröp hätten ihre Eltern gar nicht wissen dürfen, wer sie in Wirklichkeit war, oder wer ihre Mutter war. Ihr wurde etwas Schwindelig und sie setzte sich schnell auf einen Stuhl. „Alles in Ordnung?“ wollte ihr Ziehvater wissen und Lady Diara nickte, widersprach sich aber gleich darauf. „Nein, eigentlich nicht. Sagt mir jetzt bitte, was ihr über mich, meine Mutter und meiner Herkunft wißt, vielleicht brauche ich ja gar nicht soviel zu erklären, wie ich vermutet habe.“ verlangte Lady Diara von ihren Zieheltern. Aber diese begannen nicht sofort zu sprechen, vielmehr ging ihre Mutter zum Ofen zurück und nahm den Topf vom Feuer, an-schließend kam sie mit drei Bechern Tee zurück. Als sie die Becher verteilt und jeder einen Schluck genommen hatte, begann Niloc Sebro zu erzählen, was er über sie wußte. Je länger ihr Vater sprach, desto mehr wurde Lady Diara klar, daß sie alles über sie wußten. Von dem Tag ihrer Geburt an. Sie wußten wer ihre Mutter war, sie wußten, daß sie einmal Lady Diara sein würde, sie wußten, daß sie die Gabe bekommen wür-de, sie wußten das sie die Yonos Feenprinzessin war und sie wußten auch von der Legende. Sie wußten alles über Lady Diara, was Lady Diara auch wußte, aber ihre Zieheltern wußten dies alles schon seit fast dreißig Sommer und nie hatten sie auch nur ein Wort darüber verloren. Lange Zeit saß Lady Diara da und starrte auf den Tisch. Auch ihre Zieheltern schwiegen und ließen ihr Zeit über das gehörte nachzudenken. „Du wirst uns jetzt sicherlich hassen. Aber du mußt auch verste-hen, daß wir es nicht konnten. Esröp und auch deine Mutter, ja, wir haben sie Kennengelernt, haben es uns ausdrücklich verbo-ten und wenn wir uns nicht daran gehalten hätten, dann würden wir uns jetzt sicherlich nicht Unterhalten. Esröp und auch deine Mutter, sind sehr Mächtig und wir hegten nie ein Zweifel, daß sie ihre Worte auch in Taten umsetzen würden. Es tut mir leid.“ mein-te Lady Diaras Ziehvater abschließend und schaute verlegen auf seine Hände. Niemals zuvor, solange sie diese beiden Menschen nun schon kannte, hatte Lady Diara erlebt, daß ihr Ziehvater verlegen ge-worden war und wenn sie wütend, oder böse auf diese beiden Menschen gewesen war, so verrauchte dieses Gefühl bei diesem Anblick. „Es braucht dir nicht leid zu tun, keinem von euch. Ihr konntet nicht anders handeln, aber dennoch bleibt ihr meine Eltern. Ihr habt mich großgezogen, mir Liebe, Wärme, Geborgenheit, Erzie-hung, Zuversicht und ein Zuhause gegeben und dafür Liebe ich euch.“ erklärte Lady Diara und stand auf. „Nun, ich brauche euch nichts zu erzählen, da ihr schon alles wißt und meine Frage wurde beantwortet, aber für mich und meine Begleiter, wird es Zeit wieder aufzubrechen. Wir haben noch ei-nen weiten Weg vor uns. Wenn ich alles das erledigt habe, was ich erledigen muß, dann werde ich euch wieder Besuchen kom-men. Nein, bleibt bitte sitzen, ich möchte nicht, daß ihr mit raus kommt. Lebt wohl.“ meinte Lady Diara zum Abschied und es hör-te sich so an, als wenn sie nicht wieder kommen würde. An der Tür blieb Lady Diara noch einmal stehen und drehte sich um. „Ich denke, lebt wohl klingt nicht so gut. Bis bald hört sich besser an.“ revidierte sie ihren letzten Satz noch einmal, wartete aber keine Antwort ab und verließ schließlich das Haus. Sir Oontz und auch die anderen, bemerkten sofort daß etwas nicht mit Lady Diara stimmte. Sie war tief in Gedanken und schien die anderen gar nicht zu sehen und erst als sie den Hof verlassen hatten und Sie neben Sir Oontz ritt, meinte sie nur, „Sie haben alles gewußt“ und dann hieb sie ihrem Pferd die Hacken in die Flanke und das Pferd schoß wie von der Sehne geschnellt los. Sir Oontz wußte sehr genau was Lady Diara mit ihrem Ausspruch meinte, aber dennoch schien er etwas verblüfft zu sein und folgte den anderen mit einiger Verzögerung. Sie hatten das Haus, in dem Lady Diara groß geworden war, schon lange hinter sich gelassen und als die Sonne erneut be-gann sich der Erde zuzuneigen, verringerte Lady Diara, die an der Spitze ritt, daß Tempo und verfiel schließlich in einen leichten Trab. Sir Oontz, der aufgeschlossen hatte, setzte sich an ihre Seite und wartete darauf, daß sie etwas sagen würde. Sir Oontz kannte Lady Diara recht gut, denn kurze Zeit später, nachdem er sich neben sie gesellt hatte, sprach sie ihn an. „Sie wußten alles. All das, was wir von Esröp erfahren, oder in den Chroniken gelesen haben, haben sie gewußt. All diese lan-gen Sommer lang, haben sie meine Mutter gekannt, haben ge-wußt, wer ich bin, was mir bevorsteht und nie haben sie mir et-was gesagt.“ meinte Lady Diara und verstummte dann wieder. „Haben sie gesagt warum nicht?“ wollte Sir Oontz wissen und Lady Diara nickte. „Esröp und meine Mutter hatten ihr Verboten mir jemals etwas davon zu sagen.“ erklärte Lady Diara Sir Oontz und sah ihn an, um seine Reaktion zu sehen. „Genauso habe ich vermutlich auch ausgesehen, als sie mir dies gesagt haben. Ich denke, daß dort vorne ist eine gute Stelle, um unser Nachtlager aufzuschlagen.“ meinte Lady Diara unvermittelt und lenkte ihr Pferd etwas nach links. Sir Oontz war viel zu verblüfft, über das, was Lady Diara eben gesagt hatte und so folgte er ihr stillschweigend, ebenso wie die anderen. Das Lager wurde aufgeschlagen, ein kleines Feuer gemacht, auf dem Tee gekocht und das Essen zubereitet wurde und um Lady Diara etwas abzulenken, verwickelten die Jäger und auch Sir Oontz, sie in ein Gespräch, in das sich auch Ixa und Ellov mit einmischten und am Ende wurde wieder gelacht. Etwas von ihren Gedanken abgelenkt, legte sich Lady Diara schließlich zum Schlafen nieder. Außer den Wachen, die Wache verlief genauso wie am Abend zuvor, legten sich auch die anderen schließlich schlafen. Auch diese Rast verlief ruhig, jedenfalls bis zum Mor-gengrauen. ende

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 28.01.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Obwohl vor langer Zeit von uns gegangen, widme ich diesen Roman, in tiefer Dankbarkeit und Liebe, meinem Vater.

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