Cover

Titel

SOPHIE MAAR

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Glückslos oder Niete

 

 

- Louisa -

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Roman

 

 

 

Die Autorin

 

In der Eifel geboren zu sein und dort leben zu dürfen, ist ein Geschenk.

 

Mein Name ist Sophie Maar, geboren in der schönen Eifel. Ich widme mich seit einigen Jahren nun mehr meinen Herzensdingen, dem Schreiben und dem Malen. Mit der Unterstützung meiner Familie ist es mir in kürzester Zeit gelungen 3 Romane fertigzustellen, die ich euch auf dieser Seite gerne vorstellen möchte.

 

Ich liebe Geschichten mit HAPPY END!“

 

Meinen ersten Roman veröffentlichte ich 2019 und habe seitdem vier Romane verfasst. Heute lebe ich meinen Traum - Den Traum vom Schreiben. Ideen für meine Geschichten finde ich überall, vor allem in der freien Natur, beim Spazierengehen. Mit meinen Geschichten möchte ich meine Leserinnen und Leser für ein paar Stunden in eine andere Welt entführen.

Gefällt dir eines meiner Bücher? Dann hinterlasse mir doch eine Nachricht auf meiner Webseite: http://www.sophie-maar.de oder auf Amazon. Ich würde mich sehr darüber freuen!

 

 

 

Oft wenn wir glauben, wir wären am Ende von etwas angekommen, stehen wir bereits am Anfang von etwas anderem.

-Fred Rogers-

(gefunden auf: https://www.myzitate.de/ende/)

 

 

Produktinformation

Glückslos oder Niete – Sophie Maar

Texte: © 2019 by Sophie Maar

© Copyright by Sophie Maar

 

  1. Auflage (2019)
  2. Auflage (2021)

 

Sprache: Deutsch

 

Taschenbuch: 291 Seiten

 

Verlag: AutorenServices.de, Birkenallee 24, 36037 Fulda, www.Autorenservices.de, info@AutorenServices.de

Vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 18 Jahren

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors, auch auszugsweise, unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Alle Rechte, auch die der Übersetzung des Werkes, liegen beim Autor. Zuwiderhandlung ist strafbar und verpflichtet zu Schadenersatz.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Zitat:

Es scheint immer unmöglich,

bis es getan wird.

 

- Nelson Mandela -

 

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

DIE AUTORIN:

PRODUKTINFORMATION:

ZITAT:

PROLOG

Kapitel  1

Kapitel  2

Kapitel  3

Kapitel  4

Kapitel  5

Kapitel  6

Kapitel  7

Kapitel  8

Kapitel  9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Erklärungen:

EPILOG:

DANKSAGUNG:

WEITERE BÜCHER DER AUTORIN:

 

 

 

Prolog

 

Dreckige Fingernägel, schmerzender Rücken und doch glücklich. Das Wetter spielt mit und so kann Louisa endlich alle Petunien, Margeriten, Hortensien und Glockenblumen, in allen möglichen Farben, pflanzen. Die Samen für Wicken, Sonnenhut und Mohnblumen hat sie schon länger ausgesät und die ersten kleinen Hälmchen schauen, zu ihrer Freude, bereits aus der Erde. Sie erfreut sich jedes Jahr an diesen ersten Zeichen, dass der Sommer naht.

Ihr rotbraunes Haar glänzt in der Sonne, eine kleine Strähne fällt ihr ins Gesicht und sie pustet sie lächelnd weg. Diese Arbeit macht sie glücklich und als sie sich leicht erhebt und hinüber zu dem kleinen Teich blickt, erkennt sie, wie kleine Lichtstrahlen immer wieder Glanzpunkte aussenden. Louisas Gesicht, das leicht gerötet ist, strahlt mit der Sonne um die Wette. Den Geruch von frischer Erde hat sie ganz deutlich in der Nase und sie fühlt sich mit der Erde verbunden. So wie sie sich jedes Mal fühlt, wenn sie in ihrem Garten arbeitet. Es ist Frühling! Die Sonne hat schon beträchtliche Kraft und scheint warm vom Himmel und der Wind summt leise ein Lied. Louisa liebt diese Jahreszeit. Den ganzen Morgen hat sie draußen gearbeitet, ihren Garten geharkt und die restlichen Samen ausgebracht, Blumen in Töpfe und Beete gepflanzt. Eine kleine Pause steht ihr jetzt zu und so setzt sie sich mit einer frisch aufgebrühten Tasse Kaffee in den Schaukelstuhl auf ihre Veranda. Der Duft des Kaffees, den sie noch nach der Methode aufbrüht, so wie es früher ihre Oma gemacht hat, mit Filter und selbst gemahlenem Pulver, weckt ihr Lebensgeister. Die Zeit zum Aufbrühen nimmt sie sich, denn so schmeckt der Kaffee viel besser, als aus einem Kaffeeautomaten. Ein Vogel lässt sein helles Gezwitscher hören und gelbe Schmetterlinge tanzen über der Bougainvillea, die ihr ihre Nachbarin letztes Jahr geschenkt hat. Die Nachbarin überreichte ihr den Topf mit den Worten: „Ich werde die Pflanze nicht über den Winter retten können. Du solltest dein Glück versuchen!“ Und natürlich hat es geklappt. Louisa ist bekannt für ihren grünen Daumen, den sie von ihrer Oma geerbt hat. Bei dem Gedanken an ihre geliebte Großmutter lächelt Louisa still in sich hinein und sie weiß, wäre Oma Gertrud hier, sie wäre stolz auf sie.

Da klingelt es an der Haustür.

Das kann nur der Postbote sein, überlegt Louisa und steht auf.

Doch als sie öffnet, steht ein gut aussehender blonder, junger Mann vor der Tür und lächelt sie gewinnend an.

Zuerst ist sie misstrauisch, aber schließlich lächelt sie zurück, obwohl sie sich nicht erklären kann, warum sie plötzlich ein flaues Gefühl im Magen hat. Sie denkt noch, es ist der Kaffee oder weil sie kaum etwas gegessen hat.

„Sind Sie Louisa Sonntag?“, fragt der Schönling.

„Ja, sicher“, entgegnet Louisa, „so steht es doch auf der Klingel!“ Sie zeigt auf das Türschild.

„Mein Name ist Steve Nail und ich habe die ehrenwerte Aufgabe, Ihnen mitzuteilen, dass Sie eine Reise gewonnen haben. Sie werden in 3 Tagen auf dem Weg zum Gardasee sein! Sie müssen nur noch ja sagen!“ Er setzt sein Zahnpasta-Lächeln auf und reicht ihr die Hand.

Tausend verschiedene Gedanken kreisen Louisa sofort im Kopf herum. Zurückhaltend schaut sie den hübschen Mann vor sich an.

„Ich habe doch bei keinem Preisausschreiben mitgemacht. Wie kann ich da gewonnen haben?“ Sie schaut den Mann ungläubig an.

„Sie waren im letzten Monat bei der Eröffnung des neuen Centers, nicht wahr?“, stellt dieser die Gegenfrage. Er lächelt immer noch.

„Das stimmt und ich habe eine Karte ausgefüllt. Da ging es aber um die Mitteilung von Angeboten, soviel ich weiß“, wirft Louisa ein.

„Das ist richtig. Und auf der Rückseite dieser Karte waren Losnummern eingedruckt. Lange Rede, kurzer Sinn, Sie und noch 4 weitere Personen haben eine 7-tägige Reise an den Gardasee gewonnen.“ Er reicht ihr erneut die Hand und Louisa ergreift diese etwas verwirrt. Er zeigt ihr eine Urkunde, auf der steht:

 

GEWINNER DES 1. PREISES!

7 TAGE GARDASEE

Anreise mit unserem bequemen Bulli und Aufenthalt in einem 4 Sterne Hotel in Garda

All inclusive!

 

Louisa staunt nicht schlecht, denn sie hat bisher noch nie etwas gewonnen.

 

Kapitel 1

Als abends Jakob, Louisas Freund, heimkommt, ist sie immer noch ganz aus dem Häuschen.

„Tata, Herr Springer! Ich stelle Ihnen vor: Die Gewinnerin des ersten Preises bei der Verlosung des neuen Centers“, präsentiert sich Louisa und dreht sich lachend zweimal um die eigene Achse. Ihr Sommerkleid bauscht sich bei ihrem Tanz wie eine Blüte auf.

„Da fresse ich doch einen Besen!“ Jakob ist völlig verblüfft. Er nimmt Louisa unter den Armen und wirbelt sie durch die Küche. Sie lacht und bittet um Gnade. Ganz außer Atem erzählt Louisa Jakob von dem Zusammentreffen mit Steve Nail, und dass sie bereits ihre Kunden um einen kleinen Aufschub ihrer Aufträge gebeten hat. Ihre Eventagentur läuft seit einiger Zeit ganz gut und sie hat regelmäßig Aufträge zur Planung von kleinen Festen, Firmenevents und auch von Hochzeiten. Die Termine, die nicht zu verschieben waren, hat Louisa einer befreundeten Studienkollegin übergeben.

„Es freut mich für dich, dass du mal hier rauskommst“, strahlt Jakob sie an und drückt ihr einen dicken Schmatzer auf den Mund. „Ich gieße auch freiwillig deine Blumen!“ Bei dem Gedanken wischt er sich theatralisch über die Stirn.

 

***

 

Pünktlich um 6.30 Uhr steht Louisa 3 Tage später an verabredeter Haltestelle. Der Kleinbus biegt wenige Minuten später um die Ecke und sie kann erkennen, dass die anderen Gewinner bereits im Bus sitzen. Auch strahlt sie der schöne junge Mann, in der ersten Reihe sitzend, an, der ihr die Botschaft ihres Gewinnes überbracht hat, als die Tür mit einem Schwung aufgeht.

„Guten Morgen, Frau Sonntag!“ Er setzt sein Zahnpasta-Lächeln auf und Louisa bleibt nichts Anderes übrig als zurückzulächeln.

Louisa steigt ein und der Busfahrer kümmert sich um die Koffer. Als erstes erblickt Louisa eine mindestens 80-jährige Frau, die etwas verschlafen ausschaut, ihr aber freundlich entgegen lächelt. Dahinter sitzt eine Dame mit Hut. Aber was für ein Hut! Ein gelber Strohhut mit breitem grünem Band, auf dem rosa Herzen abgebildet sind. Louisa fällt dazu sofort der Begriff „bunt wie ein Papagei“ ein. Genauso hätte ihre Großmutter die Dame mit Hut bezeichnet.

Der Papageienfrau gegenüber sitzt ein Herr mit weißem Schal um den Hals. Er erinnert Louisa an einen bekannten Schauspieler, doch ihr fällt nicht sofort der Name ein. Zu guter Letzt sitzt zwei Reihen hinter dem Mann eine junge Frau und Louisa ist happy, dass noch jemand in ihrem Alter mit von der Partie ist.

Louisa setzt sich ihr gegenüber.

Ihr Reiseleiter mit dem strahlenden Lächeln stellt sich als Steve Nail, Engländer, Single und Muttis Liebling, vor. Alle lachen! Er wünscht allen eine gute Reise und setzt sich wieder.

Der Kleinbus rollt an und Steve Nail verkündet, nun sitzend, dass nach knapp 4 Stunden eine Kaffeepause auf dem Plan steht, und dass der spätere Zwischenstopp in Tirol mit Sicherheit allen gefallen wird.

Louisa staunt über soviel gute Laune am frühen Morgen. Sie ist eher ein Morgenmuffel, reißt sich heute aber zusammen.

„Hallo, ich bin Louisa“, stellt sie sich der jungen Frau ihr gegenüber vor. „Ich heiße Apollonia Schneehuber, aber alle nennen mich Polly“, antwortet diese. „Schön, dass noch jemand in meinem Alter dabei ist“, grinst Polly und reicht Louisa die Hand.

„Dasselbe habe ich eben auch gedacht.“ Louisa ergreift die ihr entgegengestreckte Hand und lächelt zurück.

„Dann lassen wir uns mal überraschen, was auf uns wartet“, äußert Polly augenzwinkernd, bevor sie sich in ihrem Sitz zurücklehnt und sofort wieder einschläft.

Die Papageienfrau stöhnt leise vor sich hin. Steve kommt zu ihr und erkundigt sich nach ihrem Befinden.

„Frau Schröder, was ist denn los? Ist Ihnen schlecht? Sollen wir kurz anhalten und Sie schnappen etwas frische Luft?“

„Ich vertrage das Busfahren nicht besonders gut“, antwortet sie ihm jammernd. „Fahren Sie nur weiter. Ich werde es schon irgendwie überstehen.“ Damit dreht sie, wie beleidigt, das Gesicht zum Fenster und tupft unablässig mit einem Spitzentaschentuch an ihre Stirn. Das Gespräch scheint für sie beendet zu sein. Steve begibt sich wieder auf seinen angestammten Sitzplatz.

„Sagen Sie Bescheid, wenn es schlimmer wird, Frau Schröder“, fordert Steve die Papageienfrau trotzdem auf und dreht sich in Fahrtrichtung um.

Die Papageienfrau wird unseren Reiseführer sicher noch öfters in Bewegung halten, geht es Louisa durch den Kopf. Damit soll sie recht behalten.

Sie beschließt die Augen zu schließen, um noch ein wenig zu dösen, schlafen kann sie nicht, dazu ist sie viel zu nervös.

 

***

 

„Alle wach werden!“, ruft der schöne Reiseleiter eine ganze Zeit später.

Scheinbar bin ich doch eingeschlafen, überlegt Louisa verschlafen. Sie räkelt sich genüsslich und gähnt lauthals. Das veranlasst den Mann mit Schal zu einem herzhaften Lacher.

„Gibt es Kaffee?“, fragt der Herr mit dem Schal.

„Na klar! Was wäre eine Kaffeepause ohne Kaffee“, kontert Steve strahlend. Nacheinander steigen alle aus dem Bus aus.

„Oh, mir ist ja so schlecht“, stöhnt Frau Schröder, tupft weiterhin und lässt sich auf die Bank neben dem Bus plumpsen.

„Ich bin Lena Meier“, stellt sich die ältere Frau Louisa und Polly vor und reicht den beiden Jüngeren nach einander die Hand, „aber nennt mich ruhig Lenchen. So nennen mich alle! Schön, dass ihr jungen Leute dabei seid. Ich bin nicht so gut zu Fuß und vielleicht können die jungen Damen mir ab und zu etwas abnehmen.“

Das kann ja lustig werden, denkt Louisa und schaut Polly an, die ihr zuzwinkert und mit den Schultern zuckt.

„Ich bin der Herbert. Herbert Schönhut“, stellt sich der Herr mit Schal vor, „und in einem früheren Leben war ich Schauspieler und Sänger.“

Dachte ich es mir doch, resümiert Louisa.

„Wenn sich alle vorstellen, dann stehe ich dem natürlich nicht nach.“ Einen lauten Seufzer von sich gebend, kommt pikiert von der Papageienfrau: „Ich bin Frau Schröder.“

Das haben wir alle bereits mitbekommen, denkt Louisa. Komische Frau! Stellt sich nur mit dem Nachnamen vor.

Alle stellen sich brav in Reihe und Glied vor dem Bus auf, um Kaffee und belegte Brötchen in Empfang zu nehmen, die Steve selbst für alle geschmiert hat, wie er beflissentlich verkündet. Nur Frau Schröder lässt sich von Steve bedienen.

„Sehr lecker“, strahlt Polly Steve an und Louisa bemerkt, dass Polly wohl Gefallen an ihm gefunden hat.

Frisch gestärkt geht es weiter und nach weiterer mehrstündiger Fahrt kommt die Truppe in Sexten in Tirol an.

Auf dem Campingplatz in den Bergen wartet die erste Überraschung auf die Reisegesellschaft. Sie beziehen Holzhütten, nach Herausgabe der Schlüssel.

Von außen wirken die Hütten etwas rustikal, sind aber mit allem Komfort ausgestattet.

„Um es spannend zu machen, werden wir beim Abendessen eine kleine Verlosung veranstalten und der Gewinner darf die Nacht in einem fantastischen Baumhaus verbringen. Ich sage euch, derjenige will morgen nicht mit uns weiterfahren“, verkündigt Steve mit breitem Lächeln.

„Ich kann aber nicht klettern“, mault Frau Schröder sofort, „außerdem bin ich nicht schwindelfrei!“

„Das kann ja noch lustig werden“, flüstert mir Polly ins Ohr. Ich nicke bejahend und habe die gleichen Befürchtungen.

Nachdem man sich etwas frisch gemacht hat, trifft sich die Gruppe im Lokal zum Abendessen.

Das vorzügliche Essen mit dem Genuss von viel Wein und Likör ist beendet und schon wedelt Steve mit einem Sektkübel herum.

„Jetzt wird es spannend“, verkündet Steve.

Und wie kann es anders sein! Frau Schröder zieht das Gewinnerlos. Gönnerhaft und mit spitzen Fingern wirft sie das Los in den Sektkübel zurück. Sie verzichtet auf diese Erfahrung, lässt sie verlauten. Schließlich will sie bei der weiteren Fahrt auch dabei sein und nicht im Baumhaus ihren Atem aushauchen, verkündet Frau Schröder schnippisch. Also werden alle Lose wieder in den Sektkübel gelegt und neu verlost. Beim zweiten Durchgang gewinnt Polly. Die strahlt mit Steve um die Wette und Frau Schröder meint gönnerhaft: „Da können Sie ja froh sein, dass ich abgelehnt habe.“ Polly zwinkert Louisa zu.

Lenchen ist etwas wackelig auf den Beinen, weil sie mindestens zwei Glas Rotwein und drei Likörchen getrunken hat. Deshalb bittet sie Steve, sie zur Hütte zu begleiten. Nicht ganz so strahlend macht sich Steve mit Lenchen am Arm auf und die anderen folgen ihnen.

 

***

 

Louisa ist morgens die erste am Frühstückstisch.

Herbert ist der Nächste im Frühstücksraum, heute mit einem gelben Schal bekleidet und mit einem ebenso farbigen Strohhut.

„Ich bin für den Gardasee gerüstet“, strahlt er und tippt sich zum Gruß an den Hut. Louisa mag ihn. Sie steht gerade am Buffet und reicht ihm eine Tasse Kaffee, die er dankend annimmt.

Als Nächste betritt Lenchen zusammen mit Frau Schröder den Raum und Louisa verwickelt Herbert in ein Gespräch, weil sie Frau Schröder schon von weitem über schlechte Matratzen schimpfen hört.

Polly und Steve kommen zwar getrennt herein, aber Louisa könnte wetten, dass Polly nicht alleine im Baumhaus genächtigt hat.

Na ja, mich geht das schließlich nichts an! Louisa lächelt verschmitzt vor sich hin.

 

***

 

Willi Handke, der Busfahrer, schafft es zügig an den Gardasee. Sie fahren an wunderschönen Gegenden vorbei, hohen, schneebedeckten Bergen, grünen Wiesen und beschaulichen Orten.

Es ist ein herrlicher Sonnentag, als die Truppe in Garda eintrifft. Alle staunen über die vielen bunten Blumen, das blaue Wasser des Sees, den herrlichen Sonnenschein und die bunt gekleideten Menschen, die an der Promenade entlang bummeln oder in Cafés sitzen.

Lachend und scherzend verlässt die Truppe den Bully. Polly nimmt Louisa an die Hand und zieht sie mit sich. Jauchzend, wie kleine Mädchen laufen sie gemeinsam zum Ufer.

„Schau, Louisa! So viele weiße Schwäne auf einmal! Was haben wir für ein Glück mit diesem Wetter! Das letzte Mal war ich vor 20 Jahren mit meinen Eltern hier. Damals hat es geregnet, als wir ankamen. Meine Oma sagt immer: Wenn Engel reisen, lacht der Himmel!“

Louisas Überraschung, wegen Pollys freudigem Ausbruch, veranlasst sie, Polly um den Hals zu fallen. Beide kehren lachend und plaudernd zur Gruppe zurück. Von weitem hören sie bereits Frau Schröders Tiraden.

„So viele Leute! Und die Sonne scheint so hell, dass es mir in den Augen wehtut. Das hatte ich mir alles anders vorgestellt“, schimpft Frau Schröder.

„Aber, aber, Frau Schröder. Dachten Sie, Sie seien ganz alleine hier an diesem schönen Ort?“, fragt Herbert spitzbübisch und zwinkert Polly zu. Mit diesem Spruch hat Herbert die Feindschaft zu Frau Schröder besiegelt.

Die älteren Herrschaften beziehen ihre Hotelzimmer und beschließen, sich bis zum Abendessen auszuruhen. Polly, Steve und Louisa entscheiden sich gemeinsam bummeln zu gehen. Polly und Steve turteln unaufhörlich miteinander, weshalb Louisa schließlich beschließt, auf eigene Faust loszuziehen und shoppen zu gehen. Sie verabschiedet sich von den beiden und läuft los.

An der Promenade angekommen, mischt sich Louisa unter die vielen Touristen, lässt sich vom Strom der heiter gestimmten Menschen treiben. Nach einer Weile bleibt sie stehen und schaut nach den bunten Booten, die am Ufer, leicht schaukelnd, an der Ufermauer befestigt sind. Sie wird von einem Mann angesprochen und aufgefordert in sein Lokal einzukehren. Louisa lehnt lächelnd ab. Schließlich entdeckt sie eine kleine Boutique und betritt diese. Sie schaut sich um. Nimmt hier ein Teil in die Hand, dort ein Schmuckstück. Doch es ist nichts dabei, was sie mitnehmen möchte. In einem weiteren kleinen Laden wird sie fündig. Ein Sommerkleid in sonnengelb mit roten Mohnblumen, dazu Sommersandalen in Rot und eine schöne Kette wandern in die Tüte, die ihr die freundliche Verkäuferin überreicht. Nachdem sie eine Stunde unterwegs war, ist es ihr zu heiß und sie hält Ausschau nach einer Sitzgelegenheit.

Ein kleines Café an der Promenade fällt ihr ins Auge und sie setzt sich draußen unter einen Sonnenschirm. Das Café ist gut besucht. Louisa bestellt einen Latte macchiato, streckt ihre Beine aus und hält ihr Gesicht, Augen geschlossen, in die Sonne. Louisa fühlt sich gut.

Schöne Sachen habe ich gefunden. Dann diese wunderbare Sonne, die mich wärmt. So lässt es sich aushalten.

Nach kurzer Zeit tritt ein Mann an ihren Tisch. Louisa bemerkt ihn erst, als sein Schatten auf sie fällt. „Dürfte ich mich zu Ihnen setzen? Leider sind alle Tische besetzt und Sie würden mir einen großen Gefallen tun. Ich stehe kurz vor dem Verdursten!“ Louisa nickt freundlich und nimmt ihre Einkäufe vom Stuhl, um ihm Platz zu machen.

„Darf ich mich vorstellen? Rick Vanucci, aber so eine nette Dame darf mich gern Rick nennen“, bietet er Louisa an. Sie wundert sich, dass ein Mann seines Alters, er ist sicher noch einige Jahre jünger als sie und sie ist letzten Monat 45 Jahre alt geworden, eine solch gestelzte Aussprache wählt.

Er sieht ja nicht schlecht aus. So stelle ich mir einen Lebemann vor. Fehlt nur noch, dass er einen Stock schwingt und wie Fred Astaire zu tanzen beginnt.

„Mein Name ist Louisa Sonntag“, stellt sie sich vor und reicht ihrem Gegenüber die Hand.

„Sehr schöner Name! Und Sie sind alleine unterwegs?“, fragt er mit einschmeichelnder Stimme und haucht einen Kuss auf Louisas Hand.

Ein Handkuss? Wirklich! Louisa schüttelt sich innerlich, lässt sich aber nichts anmerken und gibt freundlich Auskunft.

„Eigentlich nicht. Ich bin mit einer Reisegesellschaft hier. Jetzt im Moment bin ich allerdings alleine losgezogen“, erklärt Louisa.

„Da habe ich ja unsagbares Glück“, schmunzelt Rick. Er ordert einen Kaffee und als dieser gebracht wird, nippt er leicht daran.

Na, so groß war der Durst dann scheinbar doch nicht.

Schon geht die Fragerei weiter. „Und wie lange verweilen Sie am Gardasee?“, will Rick wissen. Er schaut ihr auf die wohlgeformten Beine, die der leichte Wind von ihrem hellen Sommerkleid befreit hat. Louisa greift nach ihrem Rock und zieht diesen schnell nach unten, als sie Ricks Blicke bemerkt.

„Seit heute und wir sind auch nur 5 Tage hier. Ich habe die Reise gewonnen“, antwortet Louisa und wundert sich über sich selbst, dass sie so freimütig Auskunft gibt, obwohl er ihr nicht sonderlich sympathisch ist.

„Dann könnten wir zwei heute Abend doch zusammen essen gehen, Louisa. Ich darf Sie doch Louisa nennen?“

„Sie sind wohl jemand von der schnellen Truppe, Rick“, entgegnet Louisa leicht errötend, „danke für die Einladung, aber ich werde heute Abend wohl mit meiner Reisegruppe zum Essen gehen.“

Doch Rick lässt nicht locker.

„Und anschließend? Wie wäre es mit einem Glas Wein nach dem Essen? Oder sind Sie da auch bereits verabredet?“

„Mal sehen“, hält Louisa sich bedeckt, aber Rick wäre eine Abwechslung zu Frau Schröder und ihrer Nörgelei. Und gegen ein Glas Wein ist eigentlich nichts einzuwenden. Louisa verabschiedet sich von Rick nach einer halben Stunde und lässt offen, ob sie mit auf ein Glas Wein kommt, teilt Rick allerdings den Namen ihres Hotels mit. Auch jetzt wundert sie sich über sich selbst.

Louisa, du bist zu vertrauensselig, schießt ihr durch den Kopf. Aber was kann schon geschehen?

 

***

 

Das Abendessen verläuft einige Stunden später in etwas gedrückter Stimmung, weil es zu einem Krach zwischen Herbert und Frau Schröder gekommen ist. Frau Schröder wollte ihr Zimmer mit Herbert tauschen, weil ihres zur Straße hinausgeht und sein Zimmer nach hinten hinaus, aber Herbert tauschte nicht mit ihr. Jetzt ist Frau Schröder eingeschnappt und mault noch mehr über alles und jeden.

Daher freut sich Louisa, als Rick die Halle des Hotels in dem Moment betritt, als sie den Speisesaal verlässt.

Rick wählt ein kleines intimes Lokal, in dem dezente Musik gespielt wird. Louisa gefällt es sehr gut dort, die Unterhaltung mit Rick ist ebenfalls angenehm. Seine Schmeicheleien sind zwar eine Spur zu viel für sie, aber er kann sehr amüsant sein. Sie lacht viel und trinkt mehr, als ihr guttut.

„Ich glaube, ich muss jetzt zurück ins Hotel und in mein Bett“, lallt Louisa zwei Stunden später, nachdem sie sich, wider Erwarten, richtig gut unterhalten haben.

Rick kann auf seine altmodische Art richtig witzig sein, fällt Louisa auf. Aber vielleicht liegt es auch am Wein?

„So früh am Abend schon nach Hause? Das geht aber nicht“, mault Rick und zieht eine Schnute. „Wie wäre es, wenn wir noch einen Mokka trinken und ich dich dann zurück zum Hotel bringe?“

„Hast du mich gerade geduzt?“ Louisa lächelt und Rick sieht das als Aufforderung an, sie zu umarmen und ihr einen Kuss auf den Mund zu geben. Louisa hat Rick so schnell eine heruntergehauen, dass sie selbst erschrickt.

Beide starren sich an.

Der Alkoholrausch und ihre Scham veranlassen Louisa Rick abrupt zurück zu küssen.

Als sie nach dem Taumel in ihrem Kopf wieder etwas klarer denken kann, schämt sie sich sehr.

„Entschuldige! Ich habe einen Freund“, murmelt sie, auf den Boden blickend.

„Ich bin auch nicht frei. Allerdings ist unsere Beziehung kompliziert“, entgegnet Rick, „und es war doch nur ein harmloser kleiner Kuss, Louisa!“

„Was heißt kompliziert?“, fragt Louisa nach, ohne wirklich zu begreifen. In ihrem Kopf dreht sich alles.

„Lass uns jetzt nicht darüber reden“, wiegelt Rick ab. „Komm mit zu mir“, bettelt er.

Kapitel 2

Die Sonne scheint ins Zimmer.

Louisa schaut sich um.

Helle Möbel? Wo bin ich? Schlaftrunken blickt sie an die Decke. Das ist doch nicht mein Zimmer?

Da fällt ihr Rick ein und sie versucht ruckartig neben sich zu schauen. „Aua“, entfährt es ihr. Ihr Kopf dröhnt wie eine Horde Motorräder.

Nie wieder trinke ich so viel! Und wo ist Rick abgeblieben? Habe ich etwa mit ihm geschlafen?

„Oh Mann! Das darf doch alles nicht wahr sein!“, sagt sie zu sich selbst und Übelkeit steigt in ihr hoch.

Vorsichtig steht Louisa auf, ihren Kopf stützend und schleicht ins Bad.

Kein Rick da! Seltsam! Vielleicht war ja doch nichts zwischen uns, grübelt sie. Hoffentlich!

Sie macht eine Katzenwäsche, zieht sich an und verlässt schleppend das Hotel. Draußen blendet sie die Sonne und Louisa setzt sich die Sonnenbrille auf.

Sie trifft die Truppe im Foyer ihres Hotels an und entschuldigt sich für den Rest des Tages.

„Ich werde an dem Ausflug heute nicht teilnehmen. Bitte entschuldigt mich!“ Damit geht sie, sich den Kopf haltend, auf ihr Zimmer und spürt die lächelnden Blicke der anderen im Rücken, als sie durch die Halle schleicht.

„Da hat jemand zu tief ins Glas geblickt, scheint mir“, lacht Steve laut.

„Die Arme! Müsste man nicht nach ihr schauen?“, fragt Lenchen.

„Ach was. Louisa braucht eine Kopfschmerztablette und eine Mütze Schlaf, dann ist sie sicher wieder die Alte. Ich kenne das!“ Polly legt Lenchen beruhigend die Hand auf den Arm und diese nickt zustimmend.

„Ja, so ist das, wenn man sich von der Truppe entfernt“, mault Frau Schröder.

„Es scheint, Sie waren beim Militär, meine Liebe“, grinst Herbert.

„Ich bin alles andere, nur nicht ihre Liebe!“, kommt es knurrend von der Papageienfrau.

„Auch gut! Dann eben nicht: Meine Liebe!“ Herbert zwinkert Lenchen zu und diese erwidert die Geste.

Die Truppe macht sich auf den Weg zum Bus und Steve verspricht, Louisa zwischendurch einmal anzurufen, um sich zu erkundigen, wie es ihr geht. So sind alle beruhigt.

 

***

 

Louisa, im Zimmer angekommen, duscht sich, ordert einen schwarzen Kaffee und eine Schmerztablette und setzt sich damit auf den Balkon ihres Zimmers. Der Ausblick ist herrlich. Sie schaut über den See und die Promenade, die Sonne scheint, aber Louisa kann das alles nicht genießen. Sie grübelt über die letzte Nacht!

Was ist nur passiert? Wo ist Rick abgeblieben? Und immer wieder überlegt sie: Ist etwas zwischen ihm und mir vorgefallen? Muss ich Rick suchen? Ach was, er ist doch ein erwachsener Mann, wenn auch ein komischer!

Die Sympathie, die sie in ihrem Weinrausch am Vorabend für ihn empfunden hat, ist völlig verschwunden. Sie ärgert sich aber am meisten über sich selbst.

Eine Weile döst sie mit geschlossenen Augen, als jemand an ihre Zimmertür klopft.

Louisa geht zur Tür und öffnet.

Zwei Polizeibeamte stehen davor.

„Ja, bitte?“, fragt sie überrascht.

„Frau Louisa Sonntag?“, fragt der ältere der beiden.

„Ja, das bin ich“, antwortet sie wahrheitsgemäß, aber verwirrt.

„Bitte würden Sie uns begleiten? Wir haben einige Fragen an Sie!“ Der jüngere der beiden lächelt verzeihend.

„Worum geht es denn?“, fragt sie erstaunt und ein seltsames Gefühl beschleicht sie.

„Kennen Sie einen Rick Vanucci?“

„Ja! Aber nur flüchtig“, versichert sie sofort.

„Sie stehen im Verdacht, Herrn Rick Vanucci niedergeschlagen zu haben!“

Louisa taumelt. Der jüngere Polizist greift sofort zu und ihr unter den Arm, damit verhindert er, dass Louisa fällt.

„Ich soll WAS getan haben? Das muss ein Irrtum sein“, flüstert Louisa unter Tränen. „Wer behauptet denn sowas? Und wie geht es ihm jetzt?“ Sie weiß nicht, was sie als Erstes denken soll.

„Das wird sich aufklären, Frau Sonntag. Dafür müssen wir Sie aber befragen und daher bitten wir Sie, machen Sie uns keine Schwierigkeiten und kommen mit uns.“ Der jüngere Polizist scheint Mitleid mit ihr zu haben. Er schaut sie verzeihend von der Seite her an, sie immer noch am Arm haltend.

„Darf ich an der Rezeption Bescheid geben, dass die anderen meiner Reisegruppe erfahren, wo ich bin?“, fragt sie verzweifelt und den Tränen nah.

„Okay. Dann kommen Sie bitte!“ Der ältere der beiden Beamten hat ein Auge auf sie.

Als würde ich in meinem Zustand flüchten! Wo bin ich da nur reingeraten? Louisa grübelt verzweifelt, ohne eine wirkliche Antwort auf ihre Fragen zu finden.

Auf der Wache werden ihr hunderte von Fragen gestellt. Wie in Trance antwortet sie, soweit sie sich noch erinnert. Der einzige Zeuge, der sie belastet, ist der Portier des Hotels, in dem sie aufgewacht ist. Die Frage, wo Rick in der Nacht abgeblieben ist, wird ihr nicht beantwortet. Jetzt liegt er im Krankenhaus mit einer riesigen Beule am Kopf und kann sich angeblich an nichts mehr erinnern.

„Er muss doch wissen, was passiert ist und wer ihn geschlagen hat?“, fragt Louisa den Kommissar, der sie befragt.

„Herr Vanucci kann sich an nichts erinnern, aber seine Frau behauptet, sie hätte sie beobachtet, wie Sie ihr Haus verlassen hätten und dann habe sie ihren Mann blutend auf dem Boden im Wohnzimmer gefunden. Was sagen Sie dazu?“

„Sie sagt nichts mehr dazu!“ Steve steht mit einer Aktentasche unterm Arm und im Anzug in der Tür des Verhörzimmers.

Träume ich? Louisa schaut Steve mit großen, ungläubigen Augen an.

„Ich nehme meine Mandantin jetzt mit. Denn einen echten Beweis haben Sie nicht, um Frau Sonntag anzuklagen. Alle weiteren Fragen stellen Sie nur in meiner Anwesenheit!“ Damit winkt er Louisa zu, die sich zögerlich erhebt und Steve folgt, allerdings mit einem fragenden Blick auf den Beamten. Dieser sitzt am Tisch und schaut auf seine Akten. „Verlassen Sie die Stadt nicht“, lässt er, weiter auf den Tisch blickend, verlauten.

Beim Verlassen des Gebäudes bleibt Louisa stehen und schaut Steve fragend an.

Er lächelt. „Ich bin tatsächlich Anwalt. Keine Sorge! Die Tätigkeit als Reiseleiter mache ich hobbymäßig. Damit habe ich mir im Studium etwas dazu verdient.“ Er legt Louisa die Hand auf ihre Schulter.

„Ich bin völlig durcheinander. Die Ereignisse überschlagen sich und ich habe das Gefühl in einem schlechten Film mitzuspielen.“ Louisa fasst sich stöhnend an den Kopf.

„Wir kriegen das hin, Louisa. Jetzt musst du mir nur erklären, was tatsächlich passiert ist“, bittet Steve sie.

„Wenn ich das nur wüsste. Ich habe scheinbar zu viel getrunken und einen Filmriss. Daher müsstest du mir erzählen, was passiert ist bzw. was die Polizei mir genau vorwirft. Ich war eben so durcheinander, dass ich nichts verstanden habe.“

„Lass uns dort ins Café setzen und alles besprechen, ja?“ Steve führt Louisa fürsorglich über die Straße.

Es stellt sich heraus, dass Louisa ab dem Zeitpunkt als sie abends kurz zur Toilette war und dann zurückkam, einen Filmriss hat.

„Da hat dein Verehrer dir sicherlich etwas ins Glas getan, vermute ich!“ Steve schaut so schuldbewusst, als hätte er das gemacht.

„Daran habe ich auch bereits gedacht! Aber das kann nicht sein, denn Rick kam zeitgleich von der Toilette. Ich gehe davon aus, dass es jemand anderes war.“

„Hast du einen Verdacht?“ Steve kramt in seiner Tasche. „Schau mal hier. Das ist ein Foto von Rick mit seiner Frau. War sie auch im Lokal?“

„Das gibt es doch nicht. Diese Frau, glaube ich, war mit mir auf der Toilette. Schemenhaft kann ich mich daran erinnern. Sie hat mich in ein Gespräch verwickelt, glaube ich, aber ich weiß nicht mehr, worum es ging.“ Louisa schüttelt den Kopf. „Jetzt verstehe ich gar nichts mehr!“

„Ich habe mich mit dem Polizeibeamten unterhalten, der dich abgeholt hat und der erzählte mir, dass Frau Vanucci ziemlich reich ist. Ihr Mann ist ein Lebemann und führt nur auf dem Papier die Geschäfte. Sie ist die eigentliche Chefin, ist um einiges älter als ihr Mann und hält ihn ziemlich knapp. Trotz allem hat er immer wieder Frauengeschichten und es wird gemunkelt, dass sie sich von ihm trennen will.“ Steve holt tief Luft. „Louisa, ich glaube, wenn Frau Vanucci dir nichts in den Drink getan hat, dann war es ein Verbündeter. Aber glaube mir, das bekomme ich noch heraus und der Polizei werde ich das ebenfalls sagen.“

„Steve, es tut mir so leid, dass ich dir so viele Probleme mache“, entschuldigt sich Louisa den Tränen nah.

„Eigentlich sollte der Ausflug auch für mich eine Auszeit bedeuten. Aber du brauchst meine Hilfe und daher habe ich eine Kollegin gebeten, sich um die anderen Gäste zu kümmern.“

„Wie geht das denn? Kommt deine Kollegin extra aus Deutschland hierher?“, will Louisa wissen.

„Nein, sie wohnt vor Ort. Von ihr habe ich auch einen Teil der Informationen über deinen Kavalier. Louisa, wir werden aufdecken, was letzte Nacht geschehen ist. Als Erstes werde ich mit dieser Frau Vanucci reden, um festzustellen, wie die Frau tickt.“

„Ich bin dir unendlich dankbar für deinen Einsatz. Was kann mir denn schlimmstenfalls passieren? Muss ich ins Gefängnis?“ Louisa presst verzweifelt die Lippen aufeinander und schaut ängstlich zu Steve hinüber.

„Der Fall wird nicht eintreten. Ich gehe davon aus, dass es zu einer Geldstrafe kommen wird. Aber, Louisa, ich werde alles tun, um nachzuweisen, dass du keine Schuld an den Verletzungen von Herrn Vanucci hast. Du musst dich aber für die Polizei zur Verfügung halten. Das wird eine gewisse Zeit dauern. Musst du zu Hause jemandem Bescheid geben?“

„Ich werde meinen Freund gleich anrufen und ihn informieren. So hatte ich mir die Reise nicht vorgestellt!“ Louisa versucht ein verzweifeltes Lächeln, das ihr missglückt.

Steve grinst schon wieder: „Ich mir auch nicht. Aber wir schaffen das! Lass den Kopf nicht hängen!“ Er drückt ihr beruhigend den Arm. Mühevoll hält Louisa die Tränen zurück.

 

***

 

Im Hotel kommen die anderen alle auf sie zu. Alle reden durcheinander und Steve verschafft sich Gehör.

„Ihr Lieben! Meine Kollegin Maja wird euch ab heute Abend betreuen. Ich sage euch, es wird euch mit ihr zusammengefallen. Sie ist eine ganz Liebe. Zu Louisas Problem sage ich nur Folgendes: Sie hat nichts falsch gemacht und das werde ich auch beweisen. Leider habe ich aber jetzt keine Zeit mehr euer Reiseführer zu sein. Ich hoffe auf euer Verständnis, aber Louisas Problem geht jetzt vor.“

Als Steve endet, reden wieder alle durcheinander, versichern ihm aber, dass sie volles Verständnis haben. Die einzige Person, die murrt, ist Frau Schröder. „Das kommt davon, wenn man sich von der Truppe entfernt und sich mit fremden Männern abgibt.“ Verächtlich hebt sie die Schultern, kann Louisa aber nicht in die Augen blicken.

Steve nimmt Louisa am Arm und schüttelt den Kopf, damit sie nichts dazu sagt.

Polly kommt auf Louisa zu und drückt sie an sich: „Steve weiß genau, wo der Frosch die Locken hat! Da bist du in guten Händen! Und ich drücke dir beide Daumen, dass sich die Sache schnellstmöglich aufklärt. Vielleicht kannst du ja die letzten Tage noch mit uns verbringen?“ Polly sagt das zu Louisa, zwinkert aber Steve dabei zu.

Also doch. Die beiden sind sich scheinbar nähergekommen, überlegt Louisa zurücklächelnd.

„Danke, Polly!“ Louisa drückt Polly an sich und verabschiedet sich anschließend von ihr. „Schade, aber wir werden uns wahrscheinlich nicht mehr oft sehen. Mach es gut, Polly! Vielleicht trifft man sich ja später einmal wieder?“

„Ich gehe jetzt auf mein Zimmer und rufe zu Hause an!“ Das ist an Steve gerichtet, der dazu nickt.

„Ich komme nachher bei dir vorbei, aber ruhe dich erst ein wenig aus.“ Steve streicht Louisa leicht über den Arm zur Bestätigung seiner Worte.

 

***

 

„Hallo Jakob! Wie geht es zu Hause?“ Nach zwei Klingeltönen ist Jakob bereits am Telefon.

Ich bin ein Feigling, denn ich weiß nicht genau, wie ich ihm die Geschehnisse erklären soll.

Soll ich ihm beichten, dass ich vielleicht etwas mit einem anderen Mann hatte? Aber das ist ja überhaupt nicht sicher, beruhigt sich Louisa unsicher.

„Louisa! Wie geht es dir? Ist es schön am Gardasee?“

„Ja es ist schön hier, Jakob, aber es geht mir nicht gut.“

„Was ist denn los? Wieder dein Magen?“, fragt ihr Freund fürsorglich.

Louisa ist zum Weinen, aber sie beherrscht sich.

„Ach, Jakob. Ich bin da in etwas hineingeschlittert. Die Polizei hat mich verhört, weil behauptet wurde, ich hätte einen Mann niedergeschlagen. Dieser liegt jetzt im Krankenhaus. Es ist alles etwas mysteriös!“

Nachdem sich Jakob die Geschichte hat von vorne erzählen lassen, fragt er, ob er zu ihr kommen soll.

„Nein, dass musst du nicht. Unser Reiseleiter ist hauptberuflich Anwalt und wird die Sache sicher aufklären. Aber ich bitte dich, meine Kunden zu informieren, dass ich länger weg bin.“

„Das mache ich natürlich. Halt mich auf dem Laufenden, ja?“

Louisa versichert ihm das und kurz darauf verabschieden sie sich. Sie legt den Hörer auf und fängt augenblicklich an zu weinen. Das Gefühl von Einsamkeit durchströmt sie ganz heftig.

Ich habe noch nicht einmal nach dem Zustand meines Gartens gefragt, überlegt sie.

Es war einfach alles zu viel für sie. Auch kommt die Müdigkeit zurück, jetzt wo sie etwas Ruhe hat.

 

***

 

Es klopft und Louisa ruft: „Herein!“ Da wird sie wach und bemerkt, dass es tatsächlich klopft.

„Bin ich tatsächlich eingeschlafen“, gähnt sie laut.

Schlaftrunken steht sie auf und schlurft zur Tür. Steve steht davor: „Kann ich hereinkommen?“

„Natürlich!“ Louisa tritt zur Seite.

„Ich habe ein Angebot an dich, Louisa. Maja, meine Kollegin, bietet uns an, in ihre Wohnung zu ziehen, wenn in drei Tagen unsere Zimmer nicht mehr für uns reserviert sind. Was sagst du dazu?“

„Das ist aber nett von ihr. Wird ihr das nicht zu eng?“ Louisa staunt nicht schlecht über dieses Angebot.

„Sie begleitet die Gruppe nach Deutschland und besucht anschließend ihre Eltern. Daher wäre ihre Wohnung eine Weile frei!“

„Ja, das würde uns ein Problem abnehmen, oder? Ich nehme das Angebot gern an. Sag ihr vielen Dank.“ Louisa bestellt zwei belegte Baguette für sich und Steve.

„Ich habe vielleicht einen Hunger. Heute habe ich noch nichts zwischen die Zähne bekommen“, entschuldigt sie sich.

„Du musst dich nicht bei mir entschuldigen. Lass uns mal nachschauen, was in deinem Kühlschrank zu finden ist.“

Steve beugt sich zum Kühlschrank hinunter und stutzt. Er hebt einen Ohrring auf und reicht ihn Louisa.

„Der ist nicht von mir! Vielleicht hat ein Gast vor mir den Ohrring verloren?“, mutmaßt Louisa.

„Ja, vielleicht!“ Steve legt den Ohrring auf den Tisch und nimmt eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. „Der Ohrring sieht aus, als sei er der eines Mannes, finde ich!“ Er zeigt auf seinen Ohrring, den er am linken Ohrläppchen trägt.

Da schaut sich Louisa den Ohrring näher an. „Den habe ich schon mal gesehen! Ich weiß aber nicht wo!“

Nachdem sie die Baguettes gegessen haben, berichtet Steve über den Plan, den er sich überlegt hat.

Er erklärt Louisa, dass er eine Detektivin auf Rick angesetzt hat.

„Wurde er denn schon aus dem Krankenhaus entlassen?“, staunt sie.

„Morgen wird er auf eigenen Wunsch entlassen. Seine Wunde wurde genäht und die schwere Gehirnerschütterung hat sich scheinbar nicht bewahrheitet. Daher wäre er sowieso diese Woche schon entlassen worden, hat mir die behandelnde Ärztin erklärt.“

„Dann war seine Verletzung ja gar nicht so schlimm, oder?“

„Richtig! Es sah zuerst schlimmer aus, als es in Wirklichkeit ist. Er hat halt ein dickes blaues Auge und am Kopf blutet man recht stark. Das sieht direkt sehr schlimm aus!“ Steve kneift sein rechtes Auge zu und Louisa muss zum ersten Mal an diesem Tag lächeln.

„Das sehe ich gern“, strahlt Steve.

„Ach, Steve. Habe ich dir schon gesagt, wie froh ich bin, dich an meiner Seite zu haben?“

„Ja, hast du! Aber mach ruhig. Lob kann man nie genug bekommen!“ Wieder zwinkert er ihr zu.

„Darf ich dich etwas fragen, Steve?“ Louisa ist das so herausgerutscht und sie erschrickt in diesem Moment über ihre eigene Neugier.

„Klar, frage ruhig! Wenn ich es beantworten kann, sollst du deine Antwort bekommen!“ Steve grinst.

„Was ist das mit dir und Polly?“ Louisa errötet leicht, ob dieser Frage.

„Ja, wenn ich das wüsste. Ich finde Polly heiß, aber sie stoppt immer ab. Mal sehen, was aus der Geschichte wird. Ich weiß auch noch nicht, wo es hinführt!“ So nachdenklich hat Louisa Steve bisher noch nicht gesehen.

„Dir ist es ernst mit ihr?“, wagt Louisa zu fragen.

„Ich glaube schon. Aber dafür kenne ich sie noch nicht gut genug. So Louisa, lass uns einen Plan machen. Shana Thurant, die Privatdetektivin, kenne ich vom Studium und ich habe Vertrauen zu ihr. Sie hat kurz vor unserem Abschluss ihr Studium hingeschmissen und ist nach Italien verzogen. Ich habe sie eben angerufen und sie hat Zeit. Sie wird sich um die Familie Vanucci kümmern und versuchen, herauszubekommen, was an bewusstem Abend wirklich passiert ist. Ist dir noch etwas eingefallen, Louisa?“

„Nein. Ein schwarzes Loch ist dort, wo meine Erinnerung sein sollte. Ich kann mich erst wieder erinnern, als ich in diesem Hotel mit einem riesigen Kater aufgewacht bin.“ Entschuldigend zuckt sie mit den Schultern. „Ich wünschte, ich könnte dir mehr erzählen!“

Nach einiger Zeit trennen sich die beiden und Louisa verspricht, sich hinzulegen, denn ihr Kopfschmerz ist wieder schlimmer geworden.

 

***

 

Morgens geht Louisa recht früh zum Frühstück. Lenchen sitzt bereits an einem der Tische.

Sie reckt Louisa beide Arme entgegen. Diese geht auf sie zu und umarmt die alte Frau.

„Armes Kind! Wie geht es dir?“ Lenchen streichelt Louisa über die Wange. Louisa riecht 4711 und muss augenblicklich lächeln.

Das gleiche Parfum, wie es meine Oma benutzt hat, fällt ihr ein.

Sie setzt sich zu Lenchen an den Tisch.

„Ach, Lenchen. Es geht mir heute wieder etwas besser. Wenn ich nur wüsste, was in der vorletzten Nacht passiert ist.“ Verzweifelt schaut Louisa vor sich auf den Tisch.

„Das wird sich alles aufklären.“ Beruhigend tätschelt sie Louisas Hand und setzt zur Bekräftigung hinzu: „Bestimmt!“

„Ich habe Steve an meiner Seite. Ich vertraue ihm. Leider habt ihr jetzt nichts mehr von ihm. Das tut mir leid!“ Sie schaut Lenchen verzeihend an.

„Mach dir keine Gedanken. Wir haben ja bereits den Ersatz kennengelernt und Maja ist auch sehr nett. Nur Polly wird ein wenig enttäuscht sein“, schmunzelt die alte Frau verschmitzt.

Sie bekommt mehr mit, als man annimmt, schmunzelt Louisa.

Die beiden Frauen frühstücken gemeinsam und nach und nach kommen die anderen Teilnehmer der Reisegruppe dazu.

Polly nimmt Louisa an die Hand und führt sie auf die Terrasse. „Louisa, komm heute doch mit uns. Steve kann das regeln. Du musst ja jetzt nicht die ganze Zeit im Hotel sitzen.“

„Sei mir nicht böse, Polly. Aber ich werde Steve erst fragen müssen, was heute geplant ist. Vielleicht muss ich ja noch mal zur Polizei.“

„Okay. Schade!“ Man sieht Polly an, dass sie bedauert, Louisa, oder vielleicht auch Steve, nicht dabei zu haben.

„Hör mal, Polly. Hast du Interesse an Steve?“, klopft Louisa wagemutig auf den Busch, als beide Frauen mit ihrem Kaffee auf der Gartenbank Platz genommen haben, die in einem Efeu umrankten Winkel der Terrasse steht.

„Mmh, ja schon. Er gefällt mir sehr und wir hatten auch gleich einen Draht zueinander. Aber in der Vergangenheit bin ich schon öfter auf die Nase gefallen. Daher bin ich etwas vorsichtig“, gibt Polly preis.

„Er mag dich auch sehr. Das hat er mir selbst gesagt. Ich finde, ihr wärt ein schönes Paar. Gibt ihm eine Chance, Polly“, bittet Louisa ihre neue Freundin.

Louisa verabschiedet sich von Polly und verspricht ihr sich abends mit ihr zum Essen zu treffen. Dann geht sie zu Steves Zimmer und klopft. Auch nach mehrmaligem Klopfen öffnet er nicht. Louisa geht davon aus, dass er schon außer Haus ist und sucht ihr eigenes Zimmer auf.

Sie setzt sich auf den Balkon und döst in der Sonne, als es an ihre Türe klopft.

Ein ihr bekannt erscheinender Mann steht vor der Tür.

„Ja?“, fragt sie, nachdem sie die Tür einen Spalt geöffnet hat.

„Darf ich Sie sprechen?“, fragt der Mann. Er ist fast zwei Meter groß, hat eine breite Narbe auf der linken Wange. Er trägt einen Undercut, ist bekleidet mit knallgelben Shorts und einem Muskelshirt in rostbraun.

Merkwürdige Gestalt, schießt es Louisa durch den Kopf.

„Worum geht es denn?“, will Louisa wissen.

Louisa wird es warm, denn der Mann stellt seinen Fuß in die Tür, sodass sie die Tür nicht schließen kann. Sofort reagiert ihr Gehirn und sie schlägt vor: „Sie gehen schon mal nach unten und ich komme gleich nach. Lassen Sie uns einen Kaffee trinken, dann können Sie mir erklären, worum es geht“, versucht sie ihn loszuwerden.

Er reagiert nicht darauf und tritt auf Louisa zu. Diese weicht automatisch zurück

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 03.04.2023
ISBN: 978-3-7554-3786-4

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