Cover

Titel

SOPHIE MAAR

 

 

 

ABENTEUER GESUCHT

 

LIEBE GEFUNDEN

 

- Sabrina und Max -

 

 

 

Roman

Zum Buch

Max gefällt sein Leben so, wie es ist. Er hat beruflich alles erreicht, was er sich vorgenommen hat. Viele nette Studentinnen fliegen auf ihn, denn er sieht wirklich gut aus.

Sein Leben nimmt eine Wendung, als er auf Sabrina trifft. Sie wirbelt unbewusst alles durcheinander.

Die elfenhafte Sabrina, Tochter eines englischen Adligen und Schwester der kapriziösen Ashley, ist rundum zufrieden mit ihrem Leben. Es verläuft in ruhigen Bahnen und sobald sie ihr Studium beendet hat, will sie im Leben ihren eigenen Mann stehen. Dem Dasein ihrer Eltern, als Adlige, kann sie nichts abgewöhnen und einen Mann, der für sie sorgt, den sucht sie nicht.

Max trifft zuerst auf Ashley und beginnt ein kleines Abenteuer mit ihr, ohne zu wissen, dass diese alle Kriterien erfüllt, die er bei einer Frau sucht: ein Schloss, Geld und einen Titel. Er ahnt nicht, dass seine Studentin Sabrina Ashleys Schwester ist und verliebt sich in sie. Damit fangen die Verwicklungen an. Georg, der Vater der beiden Schwestern ist Max größter Widersacher, denn er will seine Tochter genau vor einem solchen Mann beschützen.

 

Wie sieht der Weg von Sabrina und Max aus? Finden sie trotz aller Widrigkeiten zueinander.

Zur Autorin

„Ich liebe Geschichten mit Happyend!“

 

Bevor Sophie Maar zu Beginn des Jahres 2019 ihren ersten Roman veröffentlicht, arbeitet sie viele Jahre als Angestellte.

Heute lebt sie ihren Traum vom Schreiben. 
Ideen für ihre Geschichten findet sie überall, vor allem in der freien Natur, beim Spazierengehen oder Radfahren. Mit ihren Geschichten entführt sie ihre Leserinnen und Leser für ein paar Stunden in eine Welt, die aus Wirrungen und Problemen bestehen, genau wie im wahren Leben, aber immer ein glückliches Ende nimmt. 
Sophie Maar ist in der Vulkaneifel geboren und aufgewachsen. Sie lebt heute wieder in der Vulkaneifel, nach einigen Jahren in Köln und Andernach.

 

Gefällt Ihnen das Buch?

Dann würde sich die Autorin über eine positive Rezession freuen oder schreiben Sie ihr über ihre Webseite: http://www.sophie-maar.de

oder über Amazon: https://www.amazon.de/dp/3748527039/ref=cm_sw_em_r_mt_dp_U_V9cvDbE0N6T9A

Zitat

Zufälle sind unvorhergesehene Ereignisse, die einen Sinn haben.

 

Diogenes von Sinope (um 400 - 323 v. Chr.)

Impressum

Abenteuer gesucht – Liebe gefunden – Sophie Maar

Texte: © 2019 by Sophie Maar

 

  1. Auflage (2021)

 

Sprache: Deutsch

 

Verlag: c/o AutorenServices.de, Birkenallee 24, 36037 Fulda, www.Autorenservices.de, info@AutorenServices.de

Vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 18 Jahren

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors, auch auszugsweise, unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Alle Rechte, auch die der Übersetzung des Werkes, liegen beim Autor. Zuwiderhandlung ist strafbar und verpflichtet zu Schadenersatz.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.d-nb.de  abrufbar.

 

Inhaltsverzeichnis

Zum Buch

Zur Autorin

Zitat

Impressum

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Epilog

Danksagung

Weitere Romane der Autorin

Prolog

Sabrina steht am Fenster im ersten Stock der Villa ihrer Eltern und schaut in den Park. Sie ist mit den Nerven am Ende.

„Wo steckt Max?“ Jetzt rede ich bereits mit mir selbst, denkt sie und schüttelt ihren Kopf.

Sabrina wendet sich vom Fenster ab. Es hat keinen Zweck. Durch Telepathie kommt Max auch nicht schneller nach Hause.

Sie geht ganz langsam die breite Treppe hinunter. Den ganzen Tag macht sie sich bereits Gedanken um ihn. Er ist nach dem Mittagessen mit seinem Pferd aufgebrochen. Aber so lange war er noch nie unterwegs.

Ob ihm etwas passiert ist? Sie grübelt darüber nach und presst dabei ihre Lippen fest aufeinander.

“Sabrina, kommst du bitte zu uns ins Wohnzimmer?“ Ihre Tante steht am unteren Absatz der Treppe und ruft mit belegter Stimme nach ihr.

“Ja, ich bin gleich bei euch.“ Sabrina muss die Treppe langsam nehmen, denn ihr Bauch ist ihr doch schon ziemlich im Weg.

Nur noch 1 Monat! Sabrina wünschte, es wäre bereits so weit. Sie lässt sich nicht hetzen. Außerdem glaubt sie, schon zu wissen, was die Familie ihr sagen will. Sabrina betritt den Salon. Ihre Tante Courtney sitzt am Fenster auf einem Stuhl, ihr gegenüber flegelt sich Sabrinas Schwester Ashley auf dem Sofa herum, neben ihr, ihr Freund Michael. Ihr Vater sitzt ein ganzes Stück weit weg in einem Korbsessel am Esstisch und liest Zeitung. Er tut ganz uninteressiert, aber Sabrina weiß, dass er angespannt darauf wartet, endlich loszupoltern. Courtney räuspert sich und Ashley verdreht die Augen. “Sabrina, du kannst dir sicher bereits denken, was wir mit dir besprechen wollen!“

“Mache es doch nicht so spannend. Wie soll Sabrina wissen, was du von ihr möchtest!“, mault Ashley.

Plötzlich steht Sabrinas Vater abrupt auf. Sein Stuhl kracht auf den Boden und alle erschrecken sich.

 „Jetzt reicht es!“  Er wendet sich an seine Cousine Courtney. Diese schaut erstaunt auf.

Sabrina geht ganz langsam zum Sofa und setzt sich neben ihre Schwester. Betretenes Schweigen herrscht im Raum. Urplötzlich reißt jemand die Tür zum Salon auf und Max steht im Raum. Er hat noch seine Reitklamotten an. Sofort schauen alle zu Sabrina. Sie legt ihre Hände erschreckt auf ihren Bauch.

1. Kapitel

Es ist Samstagnacht. Max und Ashley verlassen die Bar. Es ist so eine Nacht, in der man die Hand nicht vor den Augen erkennen kann. Die einzige Laterne an der Ecke flackert und gibt daher nicht viel Licht ab.

Ashley bleibt stehen und muss genau hinsehen, um Max Gesicht deuten zu können. Sie schaut ihn mit schief gelegtem Kopf von unten herauf an.

“Du, Max! Kommst du noch mit zu mir?“, lockt sie ihn herausfordernd. Sie wirft ihr langes schwarzes Haar nach hinten und schaut Max mit einem koketten Augenaufschlag an.

“Ash, das ist keine gute Idee. Zum einen haben wir viel zu viel getrunken und zum anderen bist du ein bisschen zu jung für mich.“

“Mensch Max. Sei nicht so spießig! Ich werde dir schon nichts tun. Schließlich könntest du ja mein Vater sein!“

Ashley schmeißt sich weg vor Lachen. Max nimmt sie mit beiden Händen an der Taille und wirbelt sie durch die Luft. Ashley quietscht vergnügt auf.

Scherzend und lachend setzen die beiden ihren Weg fort. Vor Ashleys Mietwohnung angekommen, will Max sich verabschieden. Ashley hält ihn mit beiden Händen fest und zieht in zu sich heran.

“Max! Ich sag’s nur noch einmal. Ich bin schon achtzehn Jahre alt und du ein erwachsener Mann, der verantwortungsvoll ist. Also, was soll schon schlimmes passieren?“

 Max überlegt nicht lange und folgt Ashley in die Wohnung. Außer Ashley wohnen noch Gregor, Philipp und Michael in der Wohngemeinschaft. Diese drei sitzen Bier trinkend am Küchentisch und plaudern lautstark über das Fußballspiel, das sie eben angeschaut haben. Max und Ashley werden mit lautem Zurufen begrüßt. Ashley winkt ab, schneidet den dreien eine Grimasse und zieht Max mit sich in ihr Zimmer. Die drei in der Küche kommentieren dieses mit lautem Gegröle.

Derweil im Zimmer angekommen schubst Ashley Max mit Schwung auf ihr Bett. Er lacht hell auf und zieht sie am Arm zu sich. Eine kleine Rangelei beginnt. Schließlich ganz außer Atem, steht Max wieder auf und schaut auf Ashley hinunter, die lasziv ausgestreckt auf ihrem Bett liegt.

“Du Wildkatze! Ich muss jetzt gehen! Es war ein netter Abend, den wir bei Gelegenheit wiederholen sollten. Ich wünsche dir was!“ Schon ist Max aus dem Zimmer und Ashley hört, wie das Gegröle in der Küche von neuem losgeht.

Seit wann ist der denn so prüde? So schießt es Ashley enttäuscht durch den Kopf.

 

Henriette und Georg

 

“Henriette! Kommen unsere Töchter an diesem Wochenende nach Hause?“

“Georg, das kann ich dir wirklich nicht sagen. Sabrina schreibt diese Woche einige Klausuren und Ashley hat sich nicht gemeldet. Ich muss mit ihr unbedingt ein paar Worte wechseln, wenn sie das nächste Mal nach Hause kommt. Sie muss sich doch denken können, dass wir uns Sorgen machen, wenn sie sich längere Zeit nicht meldet. Sie ist doch erst 18 Jahre alt. Hast du Zeit einen Tee mit mir zu trinken?“

“Tut mir leid, Darling, aber ich habe in einer Stunde ein wichtiges Gespräch mit unserem Verwalter und muss noch einiges vorbereiten. Aber nach dem Gespräch können wir gerne einen Spaziergang machen. Etwas frische Luft könnte dir guttun. In letzter Zeit bist du sehr blass. Geht es dir nicht gut, mein Schatz?“

“Ach, Georg, es setzt mir schon zu, dass beide Töchter jetzt aus dem Haus sind. Ich vermisse sie. Besonders Ashleys Wildheit fehlt im Haus. Es ist so still, seit sie weg ist und die Gespräche mit Sabrina fehlen mir ebenfalls. Ich denke öfters in letzter Zeit darüber nach, wieso unsere Töchter so unterschiedlich sind. Sabrina so introvertiert, ruhig, klug und sensibel und Ashley ein Wildfang wie er im Buche steht. Ich mache mir Sorgen um sie. Mir hätte es besser gefallen, wenn unsere Ashley das Kolleg in London gewählt hätte, das du für sie ausgesucht hattest. Diese Künstlerschule bringt ihr doch nichts ein oder was denkst du?“ Henriette legt ihre Stirn in Falten, was sie um einiges älter wirken lässt. Mit ihren 48 Jahren ist sie noch eine schöne Frau, naturblond, zart und feingliedrig, genau wie ihre Tochter Sabrina. Ashley mit ihrer schwarzen Mähne kommt nach ihrem Vater, der mit seinen fünfzig Jahren noch ein sehr attraktiver Mann ist. Die grauen Schläfen tun ihr übriges und das Temperament geht auch häufig mit ihm durch, was manche Freunde sympathisch finden, aber andere in Ehrfurcht erstarren lässt. Sie nennen ihn unberechenbar. Henriette hatte schon oft alle Hände voll damit zu tun, ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.

“Worüber du dir immer Gedanken machst, Darling!“ Er schaut seine Frau eine Weile an. „Ashley wird schon noch merken, dass diese Schule nichts für sie ist!“ Georg scheint von seiner Aussage überzeugt zu sein. Er gibt seiner Frau einen Kuss auf die Wange und verlässt mit einem Lächeln auf den Lippen das Zimmer. Verträumt schaut Henriette ihm nach und schließlich aus dem Fenster. Wieder mal denkt sie, wie gut sie es doch hat. Zwei gut geratene Töchter und einen lieben Ehemann kann nicht jeder vorweisen. Finanziell geht es Ihnen auch gut, obwohl das große Anwesen eine Menge Arbeit macht und auch einiges an Geld verschlingt.

Eigentlich beneidet Henriette ihre Tochter Ashley. Es war immer schon ihr Wunsch Kunst zu studieren, aber sie hat sich ihrem Elternhaus gebeugt. Dann lief ihr Georg über den Weg und sie wurden Eltern.

Ich werde nicht mehr kritisieren, dass unsere Ashley den Weg einschlägt, denn ich mir für mich gewünscht habe, nimmt sich Henriette in diesem Moment vor.

Henriette und Georg haben aus Liebe geheiratet. Kurz darauf war Sabrina, ihre erste Tochter, auf dem Weg. Georgs Eltern, der Earl of Affrey und seine Frau Emilie, die Countess of Affrey, waren absolut nicht begeistert von einer nicht adligen Schwiegertochter. Lady Affrey revidierte ihr Urteil aber bereits nach kurzer Zeit und schloss ihre liebreizende Schwiegertochter in ihr Herz. Die beiden Frauen verband eine wunderbare Freundschaft bis zum Tod von Lady Emilie Affrey. Vor Gram und durch eigene Hand starb der Earl of Affrey kurze Zeit später. Lord Georg Affrey, der nun den Titel Earl of Affrey führen durfte, musste von heute auf morgen die Geschäfte übernehmen und war für ein Anwesen mit 1.200 Hektar Land, einem Schloss, dass immer renovierungsbedürftig ist und 12 Angestellten, verantwortlich. Auch wurde von Georg erwartet die Veranstaltungen für die höhere Gesellschaft in Form von Fasanen- oder Enten-Jagd auszurichten. Für die Dinner Partys wiederum war nun Henriette zuständig. Die beiden wurden ins kalte Wasser geworfen. Für die Zucht der englischen Vollblutpferde hat Georg sich schließlich einen Verwalter zur Seite genommen, der sich auch gleichzeitig um die Landwirtschaft kümmert. Georgs Studium der Agrarwissenschaften war nicht seine erste Wahl, jedoch kommt es ihm heute zugute.

Henriette kümmert sich hauptsächlich um die Verwaltung des Haushaltes, den Speiseplan und den Rosengarten, den ihre Schwiegermutter bis zum Ende ihres Lebens mit vollem Einsatz gehegt und gepflegt hat. Auch Henriette liebt diesen Rosengarten mit über dreißig verschiedenen Rosenarten, darunter viele alte und seltene Rosensorten.

Der Lieblingsspruch von Henriette ist: „Der Duft der Rosen entschädigt mich für vieles!“ Ihre beiden Mädchen haben sie dann früher öfters gefragt, was ihr denn fehle. Dann lächelte Henriette versonnen und antwortet ihnen: „Nichts, meine Süßen. Ich habe schließlich euch und euren lieben Vater.“ Aber im Innern fühlte sie häufig anders: Reisen, malen und keine Verantwortung tragen sind die Dinge, die mir fehlen. Aber Henriette würde das niemals laut äußern.

Als einzige Tochter, groß geworden in einem gut betuchten Haushalt, denn ihr Vater war in der Politik ein hohes Tier, hatte sie ein gutes Leben. Sie musste sich um nichts kümmern, weil für alles Angestellte da waren. Außerdem war sie die „Prinzessin“ ihrer Eltern und wurde dementsprechend verwöhnt. Sie wurde auch schon früh darauf vorbereitet in einen reichen oder sogar adligen Haushalt einzuheiraten. Daher waren ihre Eltern überglücklich, als sie ihnen Georg vorstellte. Den Haushalt eines so großen Anwesens zu verwalten, hatte sich Henriette einfacher vorgestellt und fühlt sich häufig überfordert. Würde sie ihren Georg nicht so lieben, wäre sie sicher schon längst gegangen.

Aber jetzt wird es vielleicht auch etwas einfacher, wenn die Mädchen aus dem Haus sind, hofft sie insgeheim.

 

Sabrina

 

Ich genieße meine eigene Wohnung. Viel Ruhe zum Lesen, Lernen und Abhängen. Ich bin gerne auf Schloss Affrey und ich liebe meine Eltern und meine Schwester, aber der ganze Tagesablauf ist durchgetaktet und man hat kaum Zeit für sich. Ich weiß, dass Mutter es immer gut mit uns gemeint hat, aber oft wurde es einfach zu viel. Heute Reitstunden, morgen Klavierunterricht, dann Tanzkurs, Ballettunterricht, Einführung in Tischmanieren usw. usw.

„Ihr werdet später dankbar sein, wenn ihr einen Aristokraten heiratet. Seht es einfach als Hobby an und es wird euch Spaß machen“, so die Worte ihrer Mutter.

Sie meinte es nur gut mit uns, dass weiß ich, aber wozu brauche ich Fechtunterricht?

Und wo soll ich einen Aristokraten treffen? Mutter hätte gerne, dass wir an ihren Dinner-Partys teilnehmen. Dafür müssten wir aber immer von London zum Schloss fahren und das sind immerhin über 50 Meilen. Sie würde uns den Chauffeur schicken. Es ist aber während den Vorlesungen und dem Schreiben von Klausuren fast nicht möglich. Im Gegensatz zu meiner Mutter will ich später nicht von einem Mann abhängig sein. Ich möchte ein eigenes Einkommen, einen eigenen Beruf haben, der mir dazu noch Spaß macht. Daher studiere ich Innenarchitektur.

Seit einem halben Jahr ist nun meine Schwester Ashley ebenfalls in London. Sie wohnt in einer WG mit drei Männern, was unseren Eltern natürlich nicht gefällt. Aber Ashley hat schon immer das gemacht, was sie wollte. Sie hat den Dickkopf unseres Vaters.

Sie macht eine Ausbildung an einer Kunstakademie. Unser Vater hat einen Tobsuchtsanfall bekommen, als Ashley von ihren Plänen berichtet hat und verkündete, dass sie das Kolleg verlässt. Ich verstehe ihn. „Ein ordentliches Studium gehört in unserer Gesellschaft einfach dazu. Wie soll Ashley damit an einen vernünftigen Ehemann geraten?“ Das waren die Worte unseres Vaters zu diesem Thema. Einige Tage später meinte er so nebenbei beim Mittagessen: „Ashley wird noch zur Vernunft kommen. Davon bin ich überzeugt.“ Mutter schaute ihn von der Seite an und wiegte den Kopf hin und her: „Meinst du wirklich?“ Ashley hielt dagegen: „Damit würde ich nicht rechnen, Vater.“ Mutter und ich hielten sofort die Luft an, aber Vater überging diesen Fauxpas. Manches Mal denke ich, dass es ihm gar nicht so schlecht gefällt, dass seine jüngste Tochter so aufmüpfig ist. Er findet sich in ihr wieder.

Er lächelt wider Erwarten. Mutter und Ashley zwinkern sich zu.

Aber auch mir wird es schwerfallen seine Wünsche zu erfüllen, denn eigentlich will ich nicht heiraten. Es sind zu viele Verpflichtungen damit verbunden. Und Kinder in die Welt zu setzen, ist auch nicht mein Wunsch. Es sei denn, es läuft mir mein Traummann irgendwann einmal über den Weg. Aber darauf baue ich nicht.

 

Max

 

Als Professor an der Middlesex University London habe ich genau den Job, den ich mir immer gewünscht habe. Neben der interessanten Arbeit begegnen mir täglich nette Studenten und vor allem Studentinnen. Ich habe genügend Freizeit für meine Hobbys und eine nette, bezahlbare Wohnung in Soho.

Da ich nicht schlecht aussehe und mit meinen 1,93 m eine ordentliche Größe vorweisen kann, außerdem meinen Body im Fitness-Studio zweimal die Woche trainiere, bin ich bei den Studentinnen recht beliebt. Das heißt aber nicht, dass ich das zu meinen Zwecken ausnütze. Zumal mir das verboten ist. Aber ich habe schon immer auf die Anerkennung des anderen Geschlechts gestanden. Es tut gut und kostet nichts.

Als ich die Professur angeboten bekommen habe, war ich erst kritisch, ob ich dem gerecht werde, was man von mir erwartet.

„So findest du niemals die Prinzessin, die du heiraten möchtest, seit du drei Jahre alt bist.“ Das waren die Worte meines Vaters zum Thema. Das hat mich getroffen. Diese Kindergeschichten aufzuwärmen, finde ich lächerlich. Ja, das habe ich als Kind immer gesagt: Ich heirate mal eine Prinzessin, dann muss ich nicht arbeiten, besitze ein Schloss und kann mich immer ausruhen, reiten, Tennis spielen oder angeln gehen.

Aber das ist so lange her, dass ich es schon vergessen hatte.

Außerdem wäre meine Aussage dazu heute eine andere. Tennis spiele ich tatsächlich, aber statt angeln würde ich golfen aufführen und ein Schloss muss es auch nicht sein, das bedeutet nur Verpflichtungen und kein Geld in der Kasse.

Aber zum Thema zurück. Es hätte gutgetan, wenn mein Vater einmal in seinem Leben anerkennende Worte gefunden hätte. Schließlich wird man nicht jeden Tag Professor. Er hätte zu mir sagen können: „Mein Sohn, ich bin stolz auf dich!“

Aber so eine Aussage werde ich wohl nie von ihm zu hören bekommen. Unser Verhältnis war immer schon schwierig, seit diesem Tag ist es allerdings noch frostiger.

2. Kapitel

Sabrina

 

„Schwesterherz, gehst du heute Abend mit mir aus?“, ruft Ashley in ihr Handy. „Hallo, Sabrina? Bist du noch dran?“

„Ja natürlich bin ich noch dran, Ashley! Du weißt aber auch, was heute für ein Tag ist!“

Wieder Stille am anderen Ende der Leitung.

„Freitag?“ Ashley hat keine Ahnung, worauf Sabrina hinauswill.

„Hochzeitstag!“ Ich hörte mich genervt an. Das kommt selten vor, aber es nervt einfach, dass meine Schwester nie an die Familienfeste denkt und ich sie immer daran erinnern muss.

„Oh je! Dann werden wir im Schloss erwartet?“ Ashleys Stimmung sinkt sofort ins Bodenlose.

„Natürlich, Schwesterherz!“ Sarkastisch setze ich nach: „Mutter hat uns doch eine SMS geschrieben und gestern nochmal extra angerufen.“

„Bei mir hat niemand angerufen“, versucht sich Ashley aus der Affäre zu ziehen.

„Auch das wird dich nichts nützen, Schwesterherz!“

„Kannst du mich nicht entschuldigen?“ Ashleys Pläne sehen absolut anders aus.

Das fehlte noch, dass ich alleine zum Hochzeitstag unserer Eltern fahre. Wenn Ashley dabei ist, muss ich diese schrecklichen Events auf dem Schloss unserer Eltern nicht alleine durchstehen. Den ganzen Abend essen, reden, lächeln und die zuckersüße, gut erzogene und vor allem heiratswillige Tochter geben. Mit Sicherheit hat Mutter wieder einige heiratsfähige Kandidaten mit Eltern eingeladen.

Wie ich das hasse!

Ashley versprüht wenigstens etwas Spaß und gute Laune. Dafür bin ich nicht gemacht.

„Lass mich nicht hängen, Schwesterherz! Ich hole dich gegen halb 6 ab, okay?“

„Okay! Muss wohl so sein!“, kommt es schlecht gelaunt zurück.

 

Ashley

 

„So ein Mist!“, schimpfe ich vor mich hin. Ich sitze mit überkreuzten und angewinkelten Bein auf einem Küchenstuhl in meiner WG-Küche, als mein Mitbewohner Michael um die Ecke schaut und mich schimpfend vorfindet.

„Was hat unsere Schöne denn für eine schlechte Laune?“ Er strahlt mich, auf mich herunterblickend, ganz liebevoll an.

„Ach, Michael. Ich muss heute zu meinen Eltern. Die haben Hochzeitstag und der wird immer groß gefeiert“, stöhne ich, das Gesicht in den Händen vergraben und die Ellenbogen auf der Tischplatte abgestützt.

„Wenn deine liebe Mutter dich so reden hören würde ...“, lässt Michael den Rest des Satzes offen.

„Ja, ja, ich weiß“, murre ich.

Michael zieht sich einen Stuhl neben meinen und legt mir den Arm um den Nacken.

„Süße, soll ich dich begleiten?“, bietet er mir an.

„Das ist lieb von dir, aber keine so gute Idee.“ Ich schaue Michael von der Seite an.

„War ja nur ein Angebot“, mault er.

„Weißt du“, versuche ich ihn zu beschwichtigen, „meine Mutter ist da sehr eigen. Gäste, die nicht angemeldet sind, gehen gar nicht. Aber was erzähle ich dir da. Das hatten wir ja schon alles zum Thema.“

„Dann bedauere ich dich von weitem, okay? Sollte es aber schlimm werden, ruf einfach an. Ich komme und rette dich, ja?“

„Du bist echt lieb, aber das wird wohl nicht nötig sein. Meine Schwester kommt ja auch mit und daher wird sich, außer um den Hochzeitstag, alles um sie drehen. Meine Mutter ist ja immer noch auf der Suche nach einem passenden Ehemann für sie, denn sie hofft, dass Sabrina dann nach Hause zurückkommt, ihr Studium aufgibt und die Aufgaben übernimmt, die sie jetzt alle erfüllen muss.“

„Ganz ehrlich, Ash, sie tut mir auch schon ein bisschen leid“, kommt es sarkastisch von meinem WG-Mitbewohner zurück.

„Ach, Michael, du hast ja keine Ahnung! Es gibt, betreffend die Verpflichtungen als Earl, eigentlich nur noch eine Steigerung“, philosophiere ich nachdenklich.

„Und das wäre?“, will er wissen. „Als Prinz und Prinzessin oder König und Königin?“ Er grinst mich doch tatsächlich frech an.

„Genauso ist es“, antworte ich ihm verstimmt.

„He, nicht sauer sein, ja? Ich kenne mich da nicht so genau aus!“ Michael drückt mich fester an sich. Ich lasse es mir gerne gefallen. Ich mag ihn.

So sitzen wir noch zusammen als die anderen beiden Mitbewohner in die Küche treten.

„Ach, schau mal an, unser Liebespärchen!“, ruft Gregor feixend.

„Ich wusste es ja schon immer“, lacht Philipp. „Bald werden wir Hochzeit feiern!“ Beide Männer stimmen ein albernes Gelächter an.

„Ihr spinnt doch!“ Michael springt von seinem Stuhl auf und verlässt verärgert die Küche.

„Jungs, ganz ehrlich. Was soll das?“ Ich bin auch sauer.

„Mensch, Ash, das war ein Gag!“ Gregor schaut schuldbewusst auf den Boden. „Ihr versteht aber auch keinerlei Spaß!“

„Ihr wisst doch, wie Michael das aufnimmt!“ Damit gehe auch ich in mein Zimmer.

Soll ich Michael hinterhergehen? Ich überlege kurz. Ach Quatsch, der kriegt sich wieder ein.

 

 

3. Kapitel

Georg

 

„Schatz, wann kommen denn die Gäste?“ Ich tigere im Wohnzimmer herum.

„Du machst mich nervös. Nimm dir einen Sherry und setz dich hin. Eingeladen haben wir für 19 Uhr, aber du weißt ja, dass Baron von Selby mit Sicherheit früher einläuft.“ Henriette stöhnt leise.  „Ich gehe eben in die Küche zu Mary und schaue nach, ob alles vorbereitet ist. Kannst du dich um den Wein kümmern, Schatz?“

„Natürlich, das mache ich sofort“, froh darüber eine Aufgabe von meiner Frau erteilt bekommen zu haben, begebe ich mich sofort in den Weinkeller.

Sie ist schon eine tolle Frau, wie sie das immer organisiert und als Gastgeberin glänzt. Ich bin stolz auf meine Frau.Dabei hatte meine Mutter mich anfangs davor gewarnt, eine Nichtadlige zu heiraten. Ich wusste allerdings sofort, dass für mich nur Henriette infrage kam. Sie war die Frau, von der ich jahrelang geträumt habe. Immer wenn ich sie anschaue, muss ich feststellen, dass sie, wie eine Elfe auf mich wirkt. Diese Art zu gehen und sich zu bewegen hat sie an unsere Tochter Sabrina weitergegeben. Unsere zweite Tochter Ashley hingegen ist wie ich, burschikos, laut, direkt und eher der sportliche Typ, kein zartes Wesen, weder innerlich noch äußerlich. Ich muss lächeln, als mir diese Gedanken durch den Kopf gehen. Obwohl Ashley ein einfaches und angenehmes Wesen hat, bleibt sie nie eine Antwort schuldig und weiß immer was sie will. Davon weicht sie dann auch nicht mehr ab, ob richtig oder falsch.

Es klingelt an der Eingangstür und ich beeile mich den Keller zu verlassen, um den Baron zu empfangen.

Ich muss mich noch umziehen! Ist denn schon halb 7? überlege ich. Dann war ich aber lange dort unten.

Ich hechte die ausgetretenen Stufen aus dem Weinkeller hoch.

Das Dienstmädchen hat bereits geöffnet und ich sehe, wie sie unserer Tochter Sabrina den Mantel abnimmt. Ashley höre ich schon im Wohnzimmer mit meiner Frau reden.

Typisch, sie ist einfach durchmarschiert. Die ganze Erziehung meiner Frau hat nichts bewirkt bei unserer jüngeren Tochter, stelle ich, vor mich hinlächelnd, fest.

Ich nicke Sabrina zu und laufe die Treppe nach oben.

„Ich komme gleich, Sabrina!“, rufe ich unserer Tochter noch zu.

„Ja, Vater. Du musst dich nicht beeilen“, erwidert sie mir.

„Schön, dass ihr zwei so pünktlich kommen konntet.“ Henriette küsst erst Ashley, dann Sabrina.

„Herzlichen Glückwunsch, Mutter. Oder sollte ich mein Bedauern aussprechen?“ Ashley grinst ihre Mutter frech an.

Henriette nimmt es mit Humor. „Du freche Göre“, flüstert sie und knufft ihre Tochter in die Seite.

Anschließend gratuliert Sabrina ihrer Mutter und bekommt ein Küsschen auf die Wange dafür.

Sabrina überreicht ihrer Mutter einen wunderschönen großen bunten Blumenstrauß und Ashley setzt sofort zur Erklärung hinzu. „Der ist auch von mir!“ Ihre Mutter lächelt, denn sie weiß genau, dass nur Sabrina an ein Geschenk gedacht hat. Ashley ist das erst in den Sinn gekommen, als sie von Sabrina erfahren hat, dass diese einen Strauß besorgt hat.

Als ich das Zimmer betrete, fliegt Ashley mir um den Hals. „Na, meine Kleine! Wie immer stürmisch! Das kannst du aber in ein paar Jahren nicht mehr mit mir machen, wenn ich nicht mehr kräftig genug bin, um dich aufzufangen.“ Ich schaue lächelnd zu meiner Frau und diese erwidert mein Lächeln.

„Sabrina, mein Liebes, wie geht es dir?“, frage ich, während ich auf Sabrina zugehe. Diese küsst mich rechts und links auf die Wange.

„Herzlichen Glückwunsch, Vater! Mir geht es gut. Wie geht es dir?“ Sie dreht sich zu ihrer Mutter um, „und dir, Mutter? Geht es dir auch gut? Du bist so blass?“

„Das habe ich ihr auch schon gesagt“, bemerke ich zustimmend.

„Ach lieb von euch, dass ihr es bemerkt! Aber es geht mir gut. Vor einer großen Einladung bin ich immer angespannt, das wisst ihr doch. Morgen geht es mir wieder besser!“ Und schon ist sie wieder Richtung Küche verschwunden und man hört sie dem Personal Anweisung geben.

„Wie viel Gäste kommen denn heute?“ Ashley hat sich einen Sherry eingeschenkt und mit einem nicht sehr damenhaften Plumps auf das Sofa geworfen.

„Frag mich nicht. Die Planung überlasse ich doch komplett eurer Mutter!“ Ich drehe mich zu Sabrina um: „Möchtest du auch einen Sherry?“

„Nein, Vater. Ein Glas Wasser wäre mir lieber!“

Sofort besorgt ich das gewünschte Glas Wasser und überreicht es meiner Tochter.

Es klingelt wieder an der Tür.

„Das ist Baron von Shelby. Wer wettet mit mir?“ Ich zwinkere meinen Töchtern kurz zu und verlasse den Raum.

„Die Zwei sind vielleicht nervös. Man könnte meinen, sie sollten heute heiraten!“ Ashley lacht über ihre eigenen Worte.

„Ach, Ash. Du wärst auch nervös, wenn du so einen Abend planen müsstest!“

„Ich werde nie einen solchen Abend planen. Ich werde nämlich nie heiraten.“ Sabrina schüttelt nur den Kopf, weil sie weiß, dass es keinen Zweck hat mit ihrer Schwester darüber zu diskutieren.

Wir werden sehen, denkt Sabrina und lächelt in sich hinein.

***

 

Der Abend verläuft angenehm. Die Gäste sind gut gelaunt. Henriette ist die perfekte Gastgeberin und hat alles voll im Griff. Sogar Ashley amüsiert sich mit ihrem Tischnachbarn, einem Grafen aus Deutschland, der mit mir eng befreundet ist.

„Graf Leopold, Sie müssen mich unbedingt in London besuchen. Ich biete mich als Reiseführerin an. Hier meine Handynummer. Ich würde mich freuen.“ Dies schnappt Sabrina auf, als sie an den beiden vorbeigeht.

Das Essen ist fantastisch und als die Herren sich zu Cognac und Zigarren in den kleinen Salon verabschieden, bleiben die Frauen im großen Salon.

„Mutter, morgen früh schreibe ich noch zwei Klausuren. Ich möchte mich gerne verabschieden. Und wie ich meine Schwester kenne, will sie sicher mitfahren. Nicht böse sein!“ Sabrina geht auf ihre Mutter zu und küsst sie wieder rechts und links auf die Wange. Ihre Mutter lächelt sie an und streichelt ihr übers Haar. Die drei Frauen verlassen den Salon und gehen Richtung Ausgang.

Langsam werde ich doch zu alt für so eine Geste! So denkt Sabrina, sagt aber nichts, denn es tut trotz allem gut.

„Tschau, Mutter. Am Wochenende sehen wir uns ja schon wieder.“ Ashley fliegt ihrer Mutter um den Hals. Diese kommt gar nicht dazu zu fragen, wieso Ashley am Wochenende vorbeikommt, denn eine Angestellte kommt mit einer Frage auf sie zu. Ihre Töchter verlassen das Haus und Henriette schüttelt, ihnen nachschauend, lächelnd den Kopf. Dann geht sie zurück zu ihren Gästen.

Später am Abend treffen die Männer wieder mit den Damen zusammen, bevor sich die Runde allmählich auflöst.

„Alles in Ordnung?“ Ich schaue meine Frau nachdenklich und ein wenig beunruhigt an.

„Weißt du, warum Ashley am Wochenende vorbeikommen will?“ Henriette schaut ihrem Mann in seine hellblauen Augen und muss in dem Moment wieder denken: Er ist immer noch sehr attraktiv.

„Nein, mir hat sie nichts erzählt!“ Ich streichele ihr über den Arm und wende mich wieder meinen noch verbleibenden Gästen zu.

 

 

4. Kapitel

Max

 

„Bitte, bitte!“ Ashley bettelt mich an. Ich drehe mich lachend aus ihrer Umarmung und stehe auf. Ashley dreht sich in ihrem Bett schmollend auf den Rücken und schaut an die Decke.

„Mensch Max, sei kein Spielverderber. Ich möchte ausreiten. Mein Pferd kennt mich schon nicht mehr und außerdem habe ich dich Mutter angekündigt“, lügt sie.

Ich muss Mutter vorher unbedingt anrufen! Macht sie sich in Gedanken einen Knoten ins Taschentuch.

Sie wickelt sich das Betttuch um die Hüften und steht vom Bett auf. Mit nacktem Oberkörper lehnt sie sich an meinen Rücken.

„Ash, ich habe dir bereits erklärt, dass wir nur Freunde sind. Also ist es völlig überzogen, dass du mich deinen Eltern vorstellen willst.“ Verärgerung steigt in mir auf.

Ich werde das Verhältnis aufgeben müssen, auch wenn es mir schwerfällt. Ashley ist so lebendig, aber auch so fordernd. Und ... einfach zu jung für mich.

„Wieso ziehst du dich denn jetzt an?“, schmollt Ashley.

Ich winde mich aus ihrer Umarmung und setze mich auf den Bürostuhl um mir meine Slippers anzuziehen.

„Ich habe vielleicht Vorlesung!“ In diesem Moment merke ich wieder, wie jung und vor allem verantwortungslos meine kleine Freundin ist. Sie hat mit nicht vielen Dingen einen Vertrag.

Ob ihre Eltern wissen, dass sie die Schule häufig schwänzt und auch von ihrem Arbeitgeber, bei dem sie eine Art Praktikum macht, schon einige Ermahnungen bekommen hat? Damit können die Eltern auch nicht einverstanden sein.

Ich kratze mich nachdenklich an meinem Dreitagebart. Ich muss noch in meine Wohnung und mich rasieren. Bei unserem letzten Treffen habe ich noch überlegt einen Rasierer in ihrer Wohnung zu deponieren, aber das werde ich schön bleiben lassen.

 

***

 

Auf der Fahrt in meine Wohnung überlege ich, wie ich am besten Schluss mache. Wir haben uns bei einer Party von Freunden kennengelernt und ich habe nicht gewusst, wie jung sie noch ist. Ich bin davon ausgegangen, dass sie eine Studentin an meiner Uni ist und mindestens über 23. Als ich ihr tatsächliches Alter von 18 Jahren erfuhr, versetzte es mir zuerst einen kleinen Schock. Weil Ashley aber so hartnäckig an mir dranblieb, sich immer wieder bei mir gemeldet hat, mich wie zufällig überall getroffen hat, mir regelrecht auflauerte, war ich ehrlich gesagt geschmeichelt und gab nach. Jetzt bereue ich es. Sie ist zu fordernd und ein wirkliches Gespräch kann ich mit ihr auch nicht führen. Unsere Interessen gehen zu weit auseinander. Aber wie Schluss machen? Ich bin ein wenig ratlos, weil Ashley sich so schnell nicht abwimmeln lassen wird.

Eine Stunde später erreiche ich den Hörsaal, in dem ich meine Vorlesung halte.

Da ich schon einige Jahre Studenten unterrichte, habe ich den Text intus und muss mich nicht besonders vorbereiten. An dem heutigen Tage, wo mir so viel durch den Kopf geht, ist das von Vorteil. Wenn nur nicht die nervige Studentin wäre, die mich immer wieder mit Fragen bombardiert. Auch heute sitzt sie wieder im Hörsaal.

Ich finde sie schon ausgesprochen attraktiv, aber ihre Art nervt mich.

Als ich meine Vorlesung beendet habe, muss ich feststellen, dass diese Studentin heute keine Frage gestellt hat.

So mag ich sie lieber und hübsch ist sie obendrein, überlege ich, während ich meine Unterlagen in meine Mappe packe.

„Herr Professor?“

„Ja.“ Ich drehe mich um und sie steht vor mir. Also doch! Zu früh gefreut!

Ich schaue auf meinen Schreibtisch nach Sachen, die ich noch einpacken muss, während ich sie, etwas genervt, frage: „Was kann ich für Sie tun?“

„Ihren Ausführungen konnte ich heute leider nicht komplett folgen, da meine Kommilitonen sehr laut waren!“ Sie schaut zu Boden und ihre Wangen färben sich leicht rosa.

Das sieht aber süß aus, fällt mir auf und jetzt hat sie meine volle Aufmerksamkeit.

„Und wie kann ich Ihnen helfen? Können Sie sich die Unterlagen nicht bei ihren Kommilitonen besorgen?“ Ich baue mich in meiner vollen Größe vor ihr auf und bemerke meine Wirkung auf sie.

Sie wird fahrig und nestelt an ihrem Taschenverschluss herum.

„Ich dachte ...“ Den Rest des Satzes lässt sie offen.

„Sie dachten, ich könnte Ihnen etwas Nachhilfe geben?“ Ich ziehe beim Lächeln amüsiert den rechten Mundwinkel nach oben und es ist mir bewusst, dass ich dabei aussehe, wie ein verschmitzter Junge.

Sabrina weiß nicht mehr, was sie fragen wollte. Ihr Prof irritiert sie seit dem ersten Moment, als sie ihn sah.

Wie durch einen dichten Nebel hört sie ihn sagen: „Eigentlich mache ich das nie. Aber wenn Sie mich überzeugen, dass es sehr wichtig für Sie ist und ein Kaffee für mich dabei herausspringt, wäre ich bereit Ihnen eine Stunde zu schenken.“

Jetzt lächelt er schon wieder so verschmitzt und seine wahnsinnig sexy Grübchen sind zu sehen. Reiß dich zusammen, Sabrina, denkt sie. Jetzt muss dir schnell etwas Kluges einfallen.

 „Herr Professor, ich benötige nur noch einen Schein für Ihr Seminar, dann könnte ich dem Abschluss meines Studiums wesentlich näherkommen. Den Weg wollen Sie mir doch nicht verbauen. Zumal ich weiß, dass ich Sie mit meinen Fragen ziemlich nerve. Dann wären Sie mich endlich los.“ Sabrina schaut ihn ganz eindringlich an und legt ihre ganze Überzeugungskraft in diese Worte.

Ich muss laut lachen! „Das ist ein schlagendes Argument, meine Liebe!“

„Also sehen wir uns in zwanzig Minuten im Café an der Ecke?“ Ich lege ihr leicht die Hand auf die Schulter. Sie zuckt zusammen.

Auweia, geht es mir augenblicklich durch den Kopf.

Er macht mich total nervös! Sabrina schließt für eine Sekunde die Augen und atmet tief durch.

Sie nickt

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 03.04.2023
ISBN: 978-3-7554-3785-7

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Widmung:
Zufälle sind unvorhergesehene Ereignisse, die einen Sinn haben. Diogenes von Sinope (um 400 - 323 v. Chr.)

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