Ich lag da.
Irgendwo tief in einem Loch.
Es gab keine Sonne mehr für mich.
Es gab auch keine Menschen mehr für mich.
Es gab niemanden. Es gab kein Wesen, das für mich noch existierte.
Ich lag in dem Loch. Bewegte mich kaum. Streckte ab und an meine Glieder, ohne es wirklich zu bemerken.
Mit den Gedanken ganz woanders. Bei ihm. Bei ihm, der mir das Herz herausriss.
Einfach so. Wortlos. Grundlos.
Und ich lag in meinem Loch, sprach mit niemandem, sah niemanden, dachte an niemanden.
Außer an ihn. Ihn, der mich so verletzt hatte. Warum dachte ich an ihn? Ich sollte ihn vergessen.
Ich sollte alles hinter mir lassen.
Ich wusste ich würde es schaffen. Ich war schon einmal über Liebeskummer hinweg gekommen.
Also verließ ich mein Loch.
Und ging in die Stadt. Dort schlenderte ich durch die Straßen. Sah den Menschen ins Gesicht.
Dachte an meine Freunde. Die für mich da waren.
Und trotzdem war ich allein.
Dann rempelte ich jemanden an. Ich konzentrierte mich auf das was ich ansah. Und gleichzeitig nicht sah. Ich hatte den Menschen ins Gesicht gesehen. Und doch sah ich nichts.
Er lächelte mich an. Er war schön. Und er lächelte. Ich kam nicht umhin, zurück zu lächeln.
Dann ging ich weiter.
Doch er rief mir hinterher.
Wir liefen gemeinsam weiter. Unterhielten uns. Ich redete, ohne zu wissen was ich sagte. Ich war neben mir. Wusste nicht was gerade passierte.
Wir verbrachten einige Stunden zusammen. Jede Stunde brachte mich mehr zurück in die Realität.
Ich vertraute ihm. Ich kannte ihn nicht und doch vertraute ich ihm.
Ich öffnete mich ihm und erzählte ihm von meiner Vergangenheit. Wie ich verletz worden war. Er nahm mich in den Arm und passte auf mich auf.
Ich war sicher.
Er schützte mich und war liebevoll.
Ich fühlte mich geborgen, sah über meinen Schmerz hinweg.
Hatte endlich das gefunden, was das große Loch in meinem Innern ausfüllte.
Ich war froh, aus ihm zu entkommen.
Das Loch war gefüllt. Gefüllt mit Zuneigung, Vertrauen. Ich kannte ihn kaum. Doch er holte mich aus der Tiefe, der Leere.
Ich freute mich darauf ihn wieder zu sehen. Er traf sich mit mir.
Schrieb, er freue sich darauf. Ich gab mir besonders Mühe ihm zu gefallen.
Dann machte ich mich glücklich auf den Weg.
Als ich ihn sah, lächelte ich. Er lächelte. Nahm mich ohne Zögern in die Arme.
Ich fühlte mich federleicht. Ich konnte nicht aufhören zu lächeln. Wir gingen essen.
Er bezahlte. Er nahm meine Hand. Er küsste mich.
Wir gingen durch die Straßen. Gemeinsam.
Ich war glücklich.
Dann gingen wir in einen Elektrohandel. Er ließ meine Hand los. Verschwand nach einem kurzen Blick auf mich hinter einem Regal.
Ich folgte ihm zufrieden.
Da stand er. Sah mich an.
Lächelte nicht. Besorgt lief ich zu ihm. Er wich meiner Hand aus. Verdutzt zog ich sie zurück und sah ihn fragend an.
Er antwortete nicht, schüttelte den Kopf.
Dann zuckte er mit den Schultern. Sagt mir, dass das alles sinnlos sei und er kein Bock drauf habe.
Er dreht sich um und geht.
Mit ihm geht auch das Gefühl in meinem Innern.
Die Leere kehrt zurück. Tiefer. Dunkler.
Ich drehe mich langsam um und geh nach Hause.
Kehre in mein Loch zurück. Vergieße heiße Tränen.
Rolle mich zusammen und bemerke nur noch die Leere in mir.
Die Leere, die noch größer scheint als vorher.
Ich liege in dem Loch.
Es gibt keine Sonne mehr für mich.
Es gibt auch keine Menschen mehr für mich.
Es gibt niemanden. Es gibt kein Wesen, das für mich noch existiert.
Ich bin einsam und allein in meinem Loch.
Texte: Luisa Weich
Bildmaterialien: Internet und Luisa Weich
Tag der Veröffentlichung: 20.04.2013
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