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Kampf eines Gladiators

Morituri te salutant – Die Todgeweihten grüßen dich

 

Er spürte den Sand zwischen seinen Fingern. Roch den Schweiß, vernahm den metallischen Geruch des Blutes. Schmeckte es auf seinen Lippen und spürte die klaffende Wunde an seiner rechten Seite. Das Schwert. Das Schwert seines Gegners. Es hatte sich erbarmungslos durch sein Fleisch geschoben. Wenigstens spürte er auf diese Weise die anderen Wunden nicht. Die Prellungen. Die Schürfwunden und die Schnitte, die seinen Körper bedeckten. Schmerz. Das Blut rauschte in seinen Ohren. Er atmet tief durch. Keine Zeit. Es ist noch lange nicht vorbei. Das Schreien der Menge ertönt in seinen Ohren.

Er schreckt hoch. Neben ihm steht Darius. Schaut ihn warnend an. „Du musst dich konzentrieren! Zeig keinen Augenblick lang Schwäche! Du musst die Menge begeistern. Steh aufrecht, kämpfe und lass diesen Narren den Sand der Arena unter seinem toten Körper spüren!“

Er sieht nach vorne. Durch die Stäbe des geschlossenen Tores. Blickt auf die andere Seite der Arena, wo sein Gegner wartet, wie er weiß, ohne ihn jedoch sehen zu können. Die Sonne steht hoch oben, die Luft flackert. Die Menge. Unruhig und laut. Sie warten auf das Gemetzel, das bevorsteht. Wollen die stadtbesten Kämpfer sehen. In einem Kampf um Leben und Tod. Der Kaiser spricht zum Volk, etwas Ruhe tritt ein. Darius warnt ihn erneut: „Kämpfe weise und mit Bedacht. Du wirst als Sieger zurück kehren und im Ludus feiern wir dann den großen Lucilus!“

Lucilus schweigt wieder und konzentriert sich auf den bevorstehenden Kampf.

Das Tor auf der anderen Seite öffnet sich langsam. Jubel. Eine Gestalt, die den Boden der Arena betritt und stolz in die Mitte des Platzes läuft. Die Arme hebt. Den Jubel empfängt.

Dann tritt der Gladiator vor den Primus und grüßt den Kaiser. Schlägt das Schwert vor die Brust und verbeugt sich dann tief, untertänig. Er weicht zurück und wartet.

Lucilus ist an der Reihe. Er vernimmt, wie der Kaiser erneut zum Volk spricht und das Tor vor ihm öffnet sich. Langsam tritt er hinaus, ignoriert seinen Freund Darius. Die Sonne. Blendet. Einen Moment, dann gewöhnt er sich an sie. Sein Gegner. Teutonius. Wie er im Sand steht. Narben die sich über seinen ganzen Körper ziehen. In dem Schein der Sonne sehr deutlich erkennbar.

Langsam geht Lucilus weiter und tritt vor den Primus. Grüßt den Kaiser. Schwert vor die Brust und eine Verbeugung.

Dann wendet er sich endlich seinem Gegner zu. Beobachtet jede seiner Bewegungen, während die beiden Gladiatoren sich ihre Helme aufsetzen und Position beziehen.

Der Wind, der plötzlich aufkommt, wirbelt den Sand um sie herum auf. Die Menge lacht und ruft und schreit.

Um Lucilus wird es ruhig. Er atmet die Luft ein. Richtet den Griff um sein Schwert. Ebenso den um den Schild, den er trägt.

Er blickt hoch. Die Menge wird noch aufgeregter. Teutonius stößt einen Kampfesschrei aus und läuft los.

Lucilus wartet. Blickt seinem Gegner entgegen.

Nicht mehr weit.

Der Kampf beginnt.

Kurz bevor Teutonius ihn erreicht, hebt er das Schwert, läuft auf die Klinge seines Gegners zu.

Er täuscht einen Schlag von links an und zieht sein Schwert dann in einer geschickten Bewegung nach rechts.

Sein Gegner bemerkt es im letzten Moment und pariert den Hieb. Die Klingen geben ein lautes Klirren von sich als sie aufeinandertreffen.

Lucilus dreht sich, noch halb im Lauf und attackiert Teutonius von hinten, greift dessen blanken Rücken an.

Blut.

Ein Schrei.

Lucilus lenkt den Schlag seines Gegners ab, der unbedacht auf ihn stürzt.

Ein wenig außer Atem umkreisen sie sich.

Wieder und wieder springt einer der beiden nach vorne. Greift seinen Gegner an. Teutonius hat die Sonne im Rücken. Vorteil.

Viele Wunden beschränken nun Lucilus´ Handeln.

Das Bewegen fällt ihm schwer. Ebenso das Ausweichen.

Beim nächsten Angriff erzielt Lucilus einen Treffer. Erwischt seinen Gegner am Arm. Schneidet ihm den Unterarm von der Hand an auf. Blut quillt hervor und tropft auf den Sand. Nicht das einzige dort. Roter Sand im Übermaß.

Teutonius ist nun scheinbar vorsichtiger.

Dann stürzt er los. Lucilus will nach links ausweichen und den Hieb mit rechts abwehren, doch Teutonius ist zu schnell. Bevor er seine rechte Seite mit dem Schild schützen kann, spürt er einen stechenden Schmerz an der Seite. Er stürzt. Spürt den Sand zwischen seinen Fingern. Riecht den Schweiß, vernimmt den metallischen Geruch des Blutes. Schmeckt es auf seinen Lippen und spürt die klaffende Wunde an seiner rechten Seite. Das Schwert. Das Schwert seines Gegners. Es hat sich erbarmungslos durch sein Fleisch geschoben. Wenigstens spürt er auf diese Weise die anderen Wunden nicht. Die Prellungen. Die Schürfwunden und die Schnitte, die seinen Körper bedecken. Schmerz. Das Blut rauscht in seinen Ohren. Er atmet tief durch. Keine Zeit. Es ist noch lange nicht vorbei. Das Schreien der Menge ertönt in seinen Ohren

Luft. Er atmet tief durch. Stärkt den Griff an seinem Schwert. Blickt seinem Gegner entgegen.

Dieser will gerade auf ihn zu stürmen. Lucilus prescht ebenfalls nach vorne. Duckt sich. Unter dem Schwert von Teutonius hinweg. Zieht seinen rechten Arm schnell nach vorne und oben. Spürt den Widerstand des Fleisches, wenn auch nur kurz. Dann schneidet die Klinge mühelos durch ihr Ziel.

Teutonius fällt. Lucilus dreht sich um, beobachtet seinen auf dem Boden liegenden Gegner. Dieser windet sich vor Schmerz. Lucilus hat ihn am Bein erwischt. Ein langer, tiefer Schnitt zieht sich vom Schienbein über das Knie hin zum Oberschenkel. Das Weiß des Knochens blitzt hervor. Blut durchtränkt den Boden um ihn herum.

Sein Gegner versucht aufzustehen. Erfolglos.

Lucilus wartet. Die Menge schreit und jubelt angesichts des Schauspiels.

Das Blut rauscht in Lucilus ´Ohren. Übertönt jeglichen anderen Lärm.

Es lässt nach. Sein Körper verliert etwas an Anspannung. Doch plötzlich springt Teutonius unter einem lauten Schrei wieder auf. Sein Bein  knickt unter ihm weg, doch das andere trägt ihn. Er schaut Lucilus zornfunkelnd an.

Unruhe. Er will dies zu Ende bringen. Die Menge will es.

Mit einem letzten Schrei stürzt Lucilus vor. Ein kläglicher Versuch. Schwach. Teutonius versucht sich zu wehren. Ihm bleibt keine Chance.

Adrenalin rauscht durch Lucilus´ Adern.

Er springt und sein Schwert reißt die nächste Wunde in Teutonius´ gesundes Bein.

Erneut sackt dieser auf den Boden. Bleibt liegen. Bittet um Gnade.

Lucilus blickt zum Logenplatz. Zum Kaiser. Dem Leiter dieser Spiele.

Keine Regung. Kein Handzeichen. Nichts ist zu sehen.

Lucilus tritt vor.

Legt sein Schwert an Teutonius´ Kehle. Dieser blickt ihn von unten her an. Angst in den Augen.

Lucilus zögert nicht. Seine Klinge durchtrennt Fleisch, Muskeln und Knochen in einem sauberen Schnitt.

Die Menge tobt. Applaus. Blut. Jubel.

Er hebt das blutbesudelte Schwert in die Höhe. Die Schreie werden lauter. Er vernimmt seinen Namen im Rufen der Menge.

Lucilus. Lucilus. Lucilus.

Er kehrt seinem enthaupteten Gegner den Rücken. Kehrt zurück. Zu Darius. Zu seinem Ludus. Zu der Belohnung die auf ihn wartet. Zu dem Training.

Zu dem Leben eines Gladiators.

 

Ita deis placuit – Wie es den Göttern gefielundefined

Impressum

Texte: Luisa Weich
Tag der Veröffentlichung: 13.04.2013

Alle Rechte vorbehalten

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