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Meine Hunde - Kurzgeschichte für einen Wettbewerb




Ich besitze zwei Hunde, Emma und Jo, die beides Mischlinge sind.
Emma, die ältere der beiden, ist ein Australien Sheppard Mix, die wir bekommen haben, als sie 4 Monate alt war und die nun schon seit 1 ½ Jahren bei uns ist.
Sie war von Anfang an zutraulich und zeigte sofort den Hütehund in sich, da sie immer Acht gibt, dass auch wirklich alle da sind.
Jo, die wir jetzt ein halbes Jahr haben, und die jetzt ungefähr ein Jahr alt ist, ist ein Border collie- Labrador Mix, der aus Griechenland kommt.
Da ihre Vergangenheit unklar ist, wissen wir nicht, was früher mit ihr passiert ist, doch sie ist ein ziemlich ängstlicher Hund, der bei lauten Geräuschen und unbekannten Dingen meist das Weite sucht.
In Emma hat sie jedoch eine große Schwester gefunden und mittlerweile fühlt sie sich sehr wohl bei uns, auch wenn ab und zu noch einige Schreckenssituationen unvermeidbar sind.
Eines Tages waren wir mit den Hunden spazieren. Emma lief ohne Leine vor raus, Jo, die einen ziemlichen Jagdtrieb hat, und die wir aus diesem Grund nicht gleich frei laufen lassen konnten, lief an einer Ausziehleine freudig hinter Emma her.
In einem Moment der Unachtsamkeit fiel nun die Leine zu Boden und zog sich selbst in Windeseile auf, wobei sie unter lautem Scheppern auf Jo zuraste, die durch die Geräusche einen riesigen Schrecken bekam.
Vor Angst lief sie also los, alle Rufe unsererseits ignorierend.
Sie lief den Waldweg hinunter, außerhalb unserer Sichtweite, in Richtung einer Straße.
Nun war auch Emma nicht mehr zu bremsen. Sie lief blitzschnell hinter Jo her.
Jetzt waren auch noch beide Hunde weg.
Doch einige Minuten später, eine gefühlte Ewigkeit, kehrte Emma dann zu uns zurück – ohne Jo.
Froh, wenigstens einen Hund wieder zu haben, nahmen wir Emma an die Leine und machten uns auf die Suche nach Jo.
Wir kamen nach einer Weile an einer Treppe vorbei, die wir normalerweise auf dem Rückweg hinunter gehen, und Emma zog mit aller Kraft in diese Richtung.
Da wir uns aber dachten, dass Jo wahrscheinlich gerade aus gelaufen war, liefen wir ebenfalls geradeaus und zerrten Emma, mit einigem Kraftaufwand, mit uns.
Wir liefen geradeaus, bogen dann um eine Ecke und gelangten dann auf den Bürgersteig der Hauptstraße, den Weg, auf den man kommt, wenn man die Treppe hinunter gegangen wäre.
Unterhalb der Treppe blieb Emma auf einmal stehen und zog dann in Richtung Straße, während sie winselnd auf den gegenüberliegenden Bürgersteig blickte.
Nach einigem Hin und Her beschlossen wir, gemeinsam die Straße zu überqueren.
Kaum waren wir drüben angelangt, zog Emma uns ganz aufgeregt zu einem Grundstück, zu dem eine kleine Treppe führte.
Emma lief die Treppe hinab und um sie herum.
Und dort saß, mit eingezogenem Schwanz und ängstlich zitternd, Jo, die uns vollkommen erschrocken entgegenblickte.
Emma begrüßte Jo, schnüffelte einen Augenblick an ihr und sah uns dann mit einem Blick entgegen, der zu sagen schien: Wärt ihr doch mal früher mit mir gekommen.

Narnia und das geheimnisvolle Amulett - Kurzgeschichte für einen Wettbewerb




Bekanntschaft mit Lucy

Im Jahre 1940 kam es, dass die beiden Schwestern Christy und Kathy von ihrem Zuhause in London aufs Land geschickt wurden. Ihr Vater tat dies, um die Sicherheit seiner Töchter zu gewährleisten. Da ihre Mutter gestorben war und er wegen seiner Pflichten dort bleiben musste, wo er war, schickte er seinen Töchtern ein Kindermädchen mit, das sich um die acht- und neun Jahre alten Kinder kümmern sollte.
Anfangs waren die beiden Mädchen unglücklich mit dem, was geschehen war, doch nach einiger Zeit hatten sie sich in ihrem neuen Zuhause eingelebt. Sie besuchten eine neue Schule und lernten einige andere Kinder kennen.
Eines Tages, als sie wieder im Garten spielten, kam ein Mädchen zu ihnen.
„Hallo!“, grüßte es freundlich, zugleich jedoch auch schüchtern.
„Hi!“, antwortete Kathy langsam.
Misstrauisch sah sie sich das Mädchen genauer an. Es hatte braune Haare und einige lustige Sommersprossen.
„Mein Name ist Lucy!“, sagte es nach einer Weile.
„Ich bin Kathy und das ist meine Schwester Christy!“, erklärte Kathy.
„Ich habe euch spielen sehen und wollte euch fragen, ob ich mitspielen darf!“, sagte Lucy.
Christy und Kathy wechselten einen kurzen Blick und stimmten dann freudig zu.
Den ganzen Nachmittag spielten die drei Mädchen zusammen, bis Christys und Kathys Kindermädchen am Abend nach ihnen rief.
Einige Tage später, als die Mädchen wieder zusammen saßen und spielten, blickte Lucy gedankenverloren in die Ferne.
„Was ist, Lucy?“, wollte Christy wissen.
„Ich denke nur nach!“, erklärte Lucy.
„Worüber?“, fragte Kathy neugierig.
„Ich würde euch gerne etwas zeigen, doch ihr müsstet mit zu mir kommen!“, antwortete Lucy.
Kathy sah abschätzend über die Schulter zu ihrem Haus. Der Himmel war noch hell und somit war die Zeit fürs Abendessen noch nicht gekommen. Es konnte nicht schaden, Lucy zu folgen.
Wenn sie sich beeilten, würde ihr Hausmädchen nichts bemerken. Entschlossen nickte Kathy.
Lucy klatschte einmal kurz in die Hände und stand dann auf.
„Dann folgt mir!“
Sie lief voraus zu ihrem Haus und Kathy und Christy folgten ihr gespannt.
Lucy führte die beiden über einige Treppen ins obere Stockwerk, wo sie vor einer dunklen Tür anhielt.
„Wichtig ist, dass ihr niemandem erzählt, was ihr sehen werdet!“
Kathy und Christy nickten und Lucy ging ihnen voran in das Zimmer.
Das einzige, was sich in dem Zimmer befand, war ein alter, großer Schrank.
Misstrauisch sah Kathy sich um.
Lucy öffnete die Türen des Schrankes, drehte sich um und bedeutete Kathy und Christy mit den Händen, ihr zu folgen.
Zweifelnd stieg Kathy hinter ihr in den Schrank. Was sollte es hier schon geben.
Kathy hatte erwartet, dass der Schrank, wie ein gewöhnlicher Schrank eine Hinterwand haben würde, doch dieser Schrank schien sich ins Unendliche zu erstrecken.
Kathy und Christy folgten Lucy weiter in die Tiefen des Schrankes, bis sich der Boden zu ihren Füßen plötzlich in Geröll und Schotter verwandelte.
Ungläubig sah Kathy hinab. Was ging hier vor sich?

Herr Tumnus‘ Geschichte

Erstaunt schritt Kathy hinter Lucy her. Ihr fehlten die Worte, um zu beschreiben, was sie sah.
Ihrer Schwester erging es ähnlich, und als Lucy sie so sprachlos sah, strahlte sie.
Die drei befanden sich jetzt auf einer Lichtung, die im Dämmerlicht nur noch schwach zu erkennen war. Dennoch konnte Kathy sehen, dass das Gras hier ausgedörrt und vertrocknet war. Die Büsche am Wegrand hatten an Glanz und Farbe verloren und viele Bäume hinter ihnen waren abgeholzt oder verbrannt worden. Es war eine trostlose Gegend.
„Was ist das für ein Ort?“, fragte Christy, während sie sich nachdenklich umsah.
„Dies ist Narnia! Es ist eine wunderbare Welt, auch wenn es so aussieht, als ob sich viel verändert hätte, seit ich das letzte Mal hier war.“, antwortete Lucy, die ebenfalls ihre Umgebung studierte.
„Das ist wirklich unglaublich. Wie kann das sein?“, brachte Kathy mühsam hervor.
„Es ist ein magischer Ort, mit magischen Wesen. Lasst uns zu Herrn Tumnus gehen, er wird erklären können, was hier geschehen ist!“, sagte Lucy.
Sie schritt voran und Kathy und Christy folgten ihr, bis sie einige Augenblicke später an einer kleinen Hütte anhielten.
Lucy klopfte drei Mal und nach einem kurzen Moment wurde die Tür geöffnet.
Ein Wesen, wie Kathy es noch nie gesehen hatte, blickte ihnen überrascht entgegen.
„Lucy? Das ist ja unglaublich, dich hier zu sehen!“, sagte das Wesen und umarmte Lucy freudig.
Diese erwiderte die Umarmung und das Wesen bat sie alle herein.
Nachdem Lucy sie alle bekannt gemacht hatte, fragte sie Herrn Tumnus, wie das Wesen hieß, was geschehen war.
„Nachdem du und deine Geschwister erneut verschwunden wart, verging einige Zeit im Frieden. Dann kamen drei Hexen, die die Macht an sich rissen, als Aslan Narnia verließ. Die Hexen unterjochten das ganze Land und begingen schreckliche Verbrechen, ohne aufgehalten zu werden.“, erklärte Herr Tumnus.
„Wieso hielt sie keiner auf?“, fragte Lucy erzürnt.
„Sie sind zu stark. Sie haben viele Scalyta getötet und deren Macht in einem Amulett gesammelt.“, sagte Herr Tumnus.
„Was sind Scalyta?“, fragte Kathy verwirrt.
„Sie sind heilige Wesen, die heilende Kräfte besitzen und die Macht, die Entscheidungen anderer Lebewesen zu beeinflussen. Sie sind durch die Hexen, bis auf ein paar wenige Überlebende, vollständig ausgerottet worden.“, antwortete Herr Tumnus.
„Das ist ja schrecklich!“, sagte Christy.
„Rettung steht uns bevor!“, sagte Herr Tumnus, zweifelnd an seinen eigenen Worten.
„Wie kommst du darauf?“, fragte Lucy.
„Es gibt eine Legende. Eine Legende über zwei Mädchen, die das Amulett finden, in dem die Macht der Scalyta gefangen ist. Sie werden die Mächte freisetzen und somit Narnia von den bösen Hexen befreien.“
„Wieso finden ausgerechnet diese Mädchen das Amulett? Wieso sucht sonst niemand danach?“, wollte Christy wissen.
„Es heißt, nur die Mädchen können es finden, da sie eine Uhr besitzen, die alleine den Weg weisen kann. Außerdem müssen Worte über der Truhe, in der sich das Amulett befindet, gesprochen werden, die nur diese Mädchen wissen!“.
Als Kathy dies hörte, griff sie gedankenverloren an ihr Handgelenk, wo ein Erbstück ihrer Mutter hing. Eine Uhr, die jedoch nicht wie normale Uhren Zeiger und Ziffern besaß, sondern mit seltsamen Symbolen und Glyphen bestückt war.
Die Uhr des Schicksals und die Reise zu den Scalyta

„Was ist das?“, zischte Herr Tumnus plötzlich.
Kathy blickte hoch und sah, dass Herr Tumnus ihrem Blick gefolgt war und ihre Uhr gesehen hatte.
„Ich habe sie von meiner Mutter vererbt bekommen!“, erklärte Kathy zögernd.
„Dies ist ein weiterer Hinweis auf die Legende. Ich befürchte, sie könnte wahr sein!“, sagte Herr Tumnus aufgeregt.
„Es wäre nicht die erste Legende, die sich als wahr herausstellt!“, sagte Lucy langsam.
„Wir sollten sofort zu den Scalyta aufbrechen. Sie sind die einzigen Wesen, die diese Uhr lesen können.“, sagte Herr Tumnus.
Die nächsten Minuten verbrachten sie damit, Herrn Tumnus dabei zu helfen, alle wichtigen Dinge für die Reise zusammenzusuchen. Nachdem alles gepackt war, machten sie sich auf den Weg, Herr Tumnus vor weg, um ihnen den Weg zu zeigen.
Sie liefen eine Weile durch den abgeholzten und niedergebrannten Wald, den sie schnell erreicht hatten.
Kathy kam es wie Stunden vor, die sie liefen. Schließlich hob Herr Tumnus einen Arm, um seinen Gefährten zu bedeuten, dass sie stehen bleiben sollten.
Alle hielten an und gespannt lauschten sie auf jegliches Geräusch.
Nach einer Weile ertönte ein leises Summen und Herr Tumnus machte eine leichte Verbeugung.
Einige Zeit geschah nichts, dann trat urplötzlich ein Wesen aus dem Schatten der letzten, erhaltenen Bäume.
Es war groß, hatte lange dünne Beine und war mit schwarzem Fell bedeckt. Die Augen leuchteten in einem hellen Türkis - Blau, wobei sie alle paar Sekunden auch einen leichten Goldstich annahmen. Die Arme des Wesens endeten in gekrümmten Klauen und aus dem Kopf ragten ein paar spitze Stacheln empor.
Mit rauchiger Stimme fragte das Wesen:
„Was wollt ihr hier? Ich spüre, dass ihr etwas Gutes im Schilde führt, doch seid ihr euch eurer Absichten noch nicht ganz bewusst!“
Herr Tumnus schluckte einmal schwer, dann erklärte er dem Wesen, dass er Hinweise auf die beiden Mädchen der Legenden hatte. Er stellte Kathy und Christy vor und erklärte ihren Plan.
Das Wesen schwieg eine Weile, dann stieß es überraschend einen hohen, pfeifenden Schrei aus.
Einige Zeit geschah wieder nichts, dann brachen aus dem Unterholz hinter dem Wesen vier weitere seiner Art hervor.
Sie sahen sich resigniert um und musterten ihre Besucher misstrauisch.
Das Wesen, das als erstes bei ihnen gewesen war, erklärte den anderen die Situation.
Diese äußerten Laute der Überraschung und zugleich der Begeisterung. Sie musterten die Mädchen und wurden nach einigen Augenblicken wieder ruhig.
„Wir werden uns die Uhr ansehen, und wenn es die richtige ist, werden wir mit euch nach dem Amulett suchen. Schließlich handelt es sich dabei um die Kraft unserer toten Brüder und Schwestern.“, sagte das Wesen, das schon zuvor mit ihnen gesprochen hatte.
Als nächstes besahen sich die Wesen die Uhr an Kathys Handgelenk.
Es dauerte einige Zeit, doch schließlich richteten sie sich wieder auf und sagten:
„Es ist die richtige Uhr. Sie hat uns den Weg offenbart. Folgt uns, oder bleibt hier. Die Mädchen jedoch werden auf jeden Fall mitkommen, da nur sie die Worte kennen, die gesprochen werden müssen.“, erklärte eines der Scalyta.
Gemeinsam machten sie sich alle auf den Weg, den Scalyta zu folgen, die sich sicher einen Weg durch den Wald bahnten.
Die Truhe und das Amulett

Einige Zeit waren sie alle unterwegs und oft versicherten sich die Scalyta, ob sie noch immer den richtigen Weg gingen, indem sie sich immer wieder an der Uhr orientierten.
Nach einigen Stunden, wie es Kathy vorkam, blieben die Scalyta plötzlich stehen.
„Wir sind da!“
Kathy und Christy sahen sich um. Sie standen an einem Fluss, neben sich nur Geröll und Felsen.
„Wo soll die Truhe denn sein?“, fragte Christy zweifelnd.
„Dort!“, sagte eines der Scalyta und deutete mit seiner Klaue auf den Fluss.
„Wie, dort?“, fragte Lucy.
„Es ist in einer Felshöhle am Ufer!“, erklärte der Anführer der Scalyta.
Entschlossen ging Christy voran und begutachtete den Rand des Flusses.
Nach einiger Zeit rief sie plötzlich:
„Da! Da ist wirklich eine Höhle!“
Mit Hilfe ihrer Schwester schaffte sie es, die Truhe, die sich tatsächlich in dieser Höhle befand, ans Tageslicht zu befördern.
Erwartungsvoll standen sie alle um die Truhe herum.
„Sprecht jetzt die Worte!“, wies eines der Scalyta sie an.
Ahnungslos sah Kathy in die Runde. Dann sah sie ihre Schwester an.
„Wir wissen nicht, was für Worte wir sagen sollen!“, sagte diese nach einigen Minuten peinlichen Schweigens.
„Es sind Worte, die euch deutlich bewusst sind, Worte, die einen wichtigen Hintergrund haben!“, sagte der Anführer der Scalyta ungeduldig.
Kathy und Christy zuckten mit den Schultern.
„Eure Mutter hieß Mary, oder?“, sagte Herr Tumnus plötzlich.
Überrascht nickten Kathy und Christy.
Einer der Scalyta pfiff überrascht.
Dann erklärte der Anführer:
„Sie kämpfte lange Zeit hier in Narnia. An unserer Seite! Sie gehörte zu uns, wie kaum ein anderes Wesen und sie verbrachte viele Jahre bei uns. Bis sie eines Tages spurlos verschwand. Wir sahen sie nie wieder!“
Verwirrt sahen Kathy und Christy den Scalyta an. Dies war also die Vergangenheit ihrer Mutter.
„Kommen wird die Zeit, wenn meine Freunde euch rufen. Kommen wird die Schlacht, wenn die Klingen geschärft sind. Kommen wird euer Sieg, wenn ihr die erste Schlacht hinter euch habt.“, sagte Christy plötzlich. Es waren die Worte, die ihre Mutter ihr am Ende einer Gute-Nacht-Geschichte oft eingebläut hatte.
Die Truhe sprang auf und ein blendender Lichtstrahl brach aus der Truhe hervor.
Die Kraft, die diesen Lichtstrahl durchströmte, war deutlich zu spüren und eine Druckwelle ließ Kathys Arme zittern. Sie sah zu ihrer Schwester, die erschrocken den Blick auf die Truhe gerichtet hatte.
Irgendwann erlosch der Lichtstrahl.
Die Scalyta leuchteten von innen her auf und erhoben sich dann zu voller Größe.
Sie hatten ihre Macht zurück erlangt.
Sogleich sprachen sie alle gemeinsam eine lange Formel mit gen Himmel erhobenen Händen und in einer Sprache, wie Kathy sie noch nie gehört hatte.
Nach einigen Augenblicken hatten sie das Ritual vollendet und wandten sich zu den anderen um.
„Wir haben die Hexen verbannt. Narnia ist frei von diesen Untätern. Geht, findet euren Frieden und errichtet Narnia von neuem.“
Ungewisse Zukunft

Lucy, Herr Tumnus, Kathy und Christy machten sich auf den Weg zurück zu Herr Tumnus Haus.
Als sie es nach einigen Stunden erreicht hatten, ließen sich alle erschöpft auf Stühlen nieder.
„Der Bann der Hexen ist gebrochen! Narnia ist wieder frei!“, rief Herr Tumnus erfreut aus.
Einige Zeit saßen die drei Mädchen noch bei Herrn Tumnus, doch als die Nacht hereingebrochen war, beschlossen sie, zurückzukehren.
Lucy, Kathy und Christy verabschiedeten sich traurig von Herrn Tumnus, garantierten jedoch ihre Rückkehr in ferner Zukunft.
Als Kathy zurück in ihre Welt trat, musste sie feststellen, dass alles war, wie sie es verlassen hatten.
Die Sonne stand noch hell am Himmel und vermisst hatte sie auch noch niemand.
„Die Zeit in Narnia verhält sich ein bisschen anders zu unserer!“, erklärte Lucy nach einem fragenden Blick von Christy.
„Ihr solltet jetzt gehen.“, sagte Lucy dann.
Kathy nickte und nachdem sie sich von Lucy verabschiedet hatten, verließen die beiden Schwestern das Haus und kehrten in ihr eigenes zurück, erschöpft von den Anstrengungen in Narnia.
Sie legten sich in ihrem Zimmer ein wenig zur Ruhe, schliefen beide jedoch nicht.
„Wieso bin ich so erschöpft?“, fragte Christy irgendwann.
Kathy wollte ihr schon ärgerlich antworten, als ihr auffiel, dass auch sie es nicht mehr wusste.
Was hatten sie den ganzen Tag gemacht, dass sie jetzt so ausgelaugt waren. Sie konnte sich nicht erinnern.
Angestrengt versuchte sie nachzudenken, als ihr Blick plötzlich auf ihr Handgelenk fiel. Sie sah die Uhr ihrer Mutter und ihr fiel wieder ein, dass sie in einer Welt namens „Narnia“ für Ordnung gesorgt hatten. Verwundert stellte Kathy fest, dass ihre Uhr sich verändert hatte.
In der Mitte des Ziffernblattes, war ein leuchtendes Licht aufgetaucht.
Ohne zu wissen wieso, war Kathy sich sicher, dass ihre Uhr die übrigen Kräfte der Scalyta gespeichert hatte.
Aufgeregt erzählte sie ihrer Schwester, was sie entdeckt hatte.
Diese verstand nicht, was sie meinte.
„Christy. Erinnerst du dich nicht? Narnia, wir haben den Scalyta geholfen. Mit der Uhr von Mom. Sie war dort eine Kämpferin!“
Christy prustete los vor Lachen, doch als sie merkte, dass Kathy es ernst meinte, riss sie sich zusammen.
„Was redest du denn da? Hast du dir mal zugehört? Narnia, Scalyta. Was soll das überhaupt sein? Und dann noch das mit Mom. Ich finde das eigentlich geschmacklos. Kathy, sie ist tot. Wie kannst du anfangen, so einen Irrsinn zu reden?“
„Christy, was ist mit: „Kommen wird die Zeit, wenn meine Freunde euch rufen. Kommen wird die Schlacht, wenn die Klingen geschärft sind. Kommen wird euer Sieg, wenn ihr die erste Schlacht hinter euch habt“.“, sagte Kathy in einem letzten Versuch.
Plötzlich änderte sich Christys Gesichtsausdruck. Auch sie erinnerte sich.
Sie dachte eine Weile über das nach, was Kathy ihr gesagt hatte, dann fragte sie:
„Was wirst du jetzt mit der Macht machen?“
Gedankenverloren überlegte Kathy.
Sie schwieg und gab auf diese entscheidende Frage keine Antwort, da sie selbst keine wusste.
Beunruhigt wartete Christy darauf, dass ihre Schwester etwas sagte, doch auf diese Frage, sollte Kathy niemals in ihrem Leben antworten.

Traumberuf




Erwartungsvoll blickte Vincent durch die U-Bahn. Das Gefühl eines bevorstehenden Abenteuers durchströmte ihn.
Der Junge, der ihm gegenüber saß, blickte ihm vielsagend entgegen.
Vincent ließ den Blick weiterschweifen und beobachtete die Menschen, die mit ihm in einem Abteil saßen. Insgesamt entdeckte er um die fünfzehn Leute, wobei fünf zu ihm gehörten.
Die anderen waren ahnungslose Fahrgäste.
Vincent blickte auf seine Armbanduhr und holte dann tief Luft. Er stand auf und drückte einer jungen Frau eine Kamera in die Hand.
„Würden sie so nett sein, und alles, was sie gleich seltsam finden, filmen?“
Sprachlos sah die Frau ihm entgegen, dann nickte sie unsicher.
Wenige Augenblicke später begann der Junge vor ihm, rhythmisch zu summen.
Sein Fuß wippte im Takt der Melodie und plötzlich begann ein anderer Junge, der nur wenige Plätze weiter saß, passend zu beatboxen.
Ein weiterer Junge schloss sich ihnen an, sodass einen Moment später ein melodischer Sound das Abteil durchdrang.
Wie auf Knopfdruck erhoben sich zwei andere Jungen und Vincent von ihren Plätzen und begannen wortlos sich auszuziehen.
Sie bewegten sich im Takt der Musik und entsetzt sahen die Leute sie an.
Als sie bis auf die Boxershorts entkleidet dastanden, ließen sie sich gleichzeitig wieder auf ihre Plätze sinken und die drei anderen Jungs verstummten.
Die übrigen Fahrgäste sahen sie fassungslos an. Einige kicherten, andere schüttelten die Köpfe.
Ein kleines Mädchen, drei Reihen von Vincent entfernt, blickte diesen mit großen Augen an.
Als der Zug an der nächsten Station hielt, standen alle sechs Jungen auf und verließen so lässig wie möglich die U-Bahn.
Bevor Vincent ausstieg, nahm er von der Frau die Kamera entgegen, die ihm grinsend zuzwinkerte.
Draußen auf dem Bahnsteig fingen alle Jungen an zu lachen.
„Hammer Leistung, Lu.“, rief der Junge, Nick, der als drittes die Melodie vorgegeben hatte.
Lu, der als erstes gebeatboxt hatte, winkte lachend ab.
„Nichts im Vergleich zu unserem Stripteas!“, rief Chais, einer der beiden Jungen, die sich mit Vincent ausgezogen hatten.
„Ja, bei unseren unglaublichen Körpern! Die Blicke der Leute waren echt endgeil!“, sagte Damon, der andere Junge, und zugleich Vincents bester Freund.
Vincent lachte und klatschte mit Damon ab.
„Wenn ihr mich und meine Melodie nicht gehabt hättet, wär ein trocken - Stripteas nötig gewesen und das wäre definitiv zu langweilig geworden!“, rief der sechste Junge, Steve.
„Okay Leute, es war echt genial. Ich werde es noch heute reinstellen, und dann werden wir uns morgen bei mir treffen!“, rief Vincent, nachdem seine Freunde noch eine Weile Witze gerissen hatten.


Mittlerweile hatten sich Damon, Vincent und Chais wieder angezogen und Damon und Vincent verabschiedeten sich von den anderen.
Kurze Zeit später liefen sie alleine in Richtung Innenstadt, wo sie sich trennten und sich beide auf den Weg nach Hause machten.
Vincent zog im Laufen seine Kamera hervor und besah sich das Video.
Die Frau hatte die Aufnahme begonnen, als Steve die Melodie vorgegeben hatte.
Sie hatte erst Steve, Lu und dann Nick gefilmt und hatte dann die Entkleidung der anderen Drei gefilmt.
Die Aufnahme stoppte, als alle Jungs wieder saßen und nach kurzer Zeit nichts Überraschendes mehr abzusehen war.
Zufrieden packte Vincent die Kamera wieder weg und schloss dann die Tür seines Hauses auf, das er soeben erreicht hatte.
Als seine Stiefmutter die Tür ins Schloss fallen hörte, rief sie erzürnt nach Vincent.
Seufzend hängte dieser seine Jacke auf und machte sich dann erst die Mühe, seine Stiefmutter im Wohnzimmer aufzusuchen.
Sein Vater war vor einigen Jahren gestorben und seit dem wohnte Vincent allein mit seiner Stiefmutter in diesem Haus.
Seinem Bruder, der zwei Jahre älter als er war, war drei Jahre zuvor der große Durchbruch gelungen.
Er machte Kickboxen und war so weit gekommen, dass er Europaweit zu Wettkämpfen angemeldet wurde.
Zurzeit hielt er sich irgendwo in Russland auf, wo ein internationales Turnier auf ihn wartete.
Vincent bekam ihn selten zu Gesicht, doch telefonierten sie oft.
Vincent vermisste seinen Bruder, nicht zuletzt, wegen der Stunden, die er durch dessen Fortgang, alleine mit seiner Stiefmutter verbringen musste.
Als Vincent das Wohnzimmer betrat, sah sie ihn zornfunkelnd an.
„Was gibt’s?“, fragte Vincent ohne Elan.
„Was es gibt? Vielleicht die Tatsache, dass ich seit Stunden mit dem Essen auf dich warte!“, knurrte sie wütend.
Unauffällig linste Vincent zur Uhr über der Tür.
Er war nur eine dreiviertel Stunde später nach Hause gekommen, als er gesagt hatte.
Genervt zuckte er mit den Schultern, dann stellte er auf Durchzug.
Nachdem sie ihm zehn Minuten eine Vortrag gehalten hatte, was für ein Nutzloser Bengel er war, sprach sie etwas an, was seine Ohren wieder hellhörig werden ließ.
„… und was deine Videos mit deinen kleinen Freunden angeht, die kannst du in Zukunft vergessen. Ich habe dir schon mal gesagt, dass du damit nicht weiterkommst! Sieh zu, dass du etwas Ordentliches lernst, arbeite für die Schule, tu irgendetwas sinnvolles, aber schlag dir die Filme aus dem Kopf! Ihr seid doch alle gleich. Du bist genauso naiv wie dein Vater. Und was hat ihm das gebracht? Nichts, aber er musste mich ja mit dir alleine lassen!“
Wütend sah Vincent sie an.
„Du weißt gar nichts von dem was wir machen. Mit unseren Filmen kommt man vielleicht nicht all zu weit, aber es macht Spaß und viele Leute sehen uns gerne.
Vielleicht kommt ja der Tag, an dem wir von irgendjemandem entdeckt werden! Was meinen Vater angeht, solltest du lieber ruhig sein. Sei vorsichtig wie du über ihn redest!“, sagte Vincent drohend.
„Ha, ihr und entdeckt. Der müsste schon blind sein, um bei euch irgendetwas an Talent zu sehen!“, rief seine Stiefmutter spöttisch und lachte laut auf. Auf seine Drohung ging sie gar nicht erst ein.
Vincent zog die Augenbrauen hoch, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in Richtung Tür.
Wütend rief sie ihm hinterher, doch er beachtete sie nicht, riss seine Jacke von der Garderobe und schlug die Tür hinter sich zu.
Erzürnt eilte er aus dem Haus in Richtung Stadtpark.
Er zog im Laufen sein Handy hervor und wählte Damons Nummer.
„Ja?“, fragte dieser, nachdem er abgehoben hatte.
„Hast du Zeit? Stadtpark in fünf Minuten!“, sagte Vincent nur.
„Klar, Bruder, bis gleich.“, erwiderte Damon, der verstanden hatte, dass bei Vincent Zuhause etwas passiert sein musste.


Nachdem Vincent im Park drei Minuten gewartet hatte, kam Damon um eine Ecke und die beiden liefen schweigend einige Meter. Dann durchbrach Damon die Stille:
„Wieder die alte?“
„Jap, das übliche, von wegen ich soll mir ein anderes Hobby suchen und so weiter!“
„Ach man, die hat doch keinen Plan. Hat sie sich auch nur ein einziges unserer Videos angesehen?“
„Nope!“, meinte Vincent.
Damon überlegte kurz, dann fragte er:
„Was willst du jetzt machen?“
„Ich werde später vermutlich wieder nach Hause, aber noch einmal sowas und ich bin weg!“, antwortete Vincent.
„Vince, vielleicht ist das keine so gute Idee. Zwar bist du kein Kind mehr, aber wo willst du mit siebzehn schon hin?“
„Ich werd schon irgendwas finden. Hauptsache weg von dieser…“, er brachte den Satz nicht zu Ende.
Erneut liefen sie schweigend nebeneinander her.
Plötzlich sprang vor ihnen ein Junge auf den Weg. Vincent fluchte, als er erkannte wer es war.
Jamy Smith, einer der Schlägertypen aus Vincent und Damons Schule.
„Vince, Damon, was ein Zufall, dass wir euch hier treffen!“, sagte Jamy lachend.
Hinter ihm traten vier weitere Personen hervor. Seine Gruppe.
„Vince, ich denke, wir sollten abhauen. Sie sind zu stark.“, flüsterte Damon leise.
„Du hast vermutlich recht.“, stimmte Vincent knurrend zu. Er hätte jetzt nichts gegen eine Schlägerei gehabt, doch fünf gegen zwei war definitiv zu unfair.
Damon und Vincent drehten in eine andere Richtung ab und beschleunigten ihre Schritte.
Jamy rief ihnen irgendetwas hinterher, doch die beiden ignorierten es.
Zwei Straßen weiter, verlangsamten sie ihr Tempo wieder.
„Weißt du eigentlich, wie wenig Bock ich noch auf diese verfluchte Scheiße habe?“, rief Vincent zornig.
Damon nickte, sagte jedoch nichts.
Einige Stunden später machte Vincent sich wieder auf den Weg nach Hause.
Es war tiefe Nacht, und vermutlich würde seine Stiefmutter ihm die Hölle heiß machen, doch es war ihm egal.
Als er die Haustür aufschloss, stellte er zu seiner Erleichterung fest, dass sie bereits schlief.
Der Ärger ließ sich also aufschieben.
Leise schlich Vincent auf sein Zimmer, wo er den Laptop hochfuhr und dann die Kamera dran anschloss.
Nachdem er einige Beschreibungen auf ihre Homepage geschrieben hatte, lud er das neue Video hoch und mit ihm noch zwei andere, die sie seit dem letzten auf der Homepage gedreht hatten.
Nach getaner Arbeit ließ sich Vincent aufs Bett fallen und schlief kurze Zeit später ein.


Am nächsten Tag fiel die Schule wegen einer Schulkonferenz aus und Damon und Vincent trafen sich in der Stadt.
Gerade, als sie zu Mittag gegessen hatten und an einigen Läden vorbei liefen, hielt Damon Vincent am Arm zurück.
„Fuck, aber ist das nicht Nadine?“
Überrascht sah Vincent in die Richtung in die Damon sah, um nach seiner Freundin zu suchen.
Damon hatte recht, dort stand sie, Hand in Hand mit einem blonden Jungen, den sie zärtlich küsste.
Wut kochte in Vincent hoch und entschlossen machte er einige Schritte nach vorne. Damon hielt ihn mühsam zurück.
„Shit, was hast du vor, Bruder?“
„Ich werde dem Arschloch, das meine Freundin anpackt, ordentlich eins auf die Fresse geben!“, zischte Vincent und lehnte sich gegen Damon, der sich gegen ihn gestemmt hatte, um ihn aufzuhalten.
„So leid es mir tut, mein Freund, aber es sieht nicht aus, als hätte sie was dagegen!“, sagte Damon leise.
Vincent knurrte verzweifelt und hörte auf, sich mit aller Kraft gegen seinen Freund zu stemmen.
Damon hatte Recht.
Nadine lachte und blickte den Typ freudig von unten her an.
Dann schien sie seinen Blick bemerkt zu haben, denn sie drehte den Kopf in seine Richtung.
Sie wurde bleich und ihre Züge verhärteten sich.
Schließlich schritt sie entschlossen auf die beiden zu.
Vincent strich Damons Arm beiseite und starrte Nadine wütend entgegen.
„Vince, hör zu. Ich wollte es dir schon seit langem sagen, aber ich hatte nie die Gelegenheit dazu!“, begann sie ohne Umschweife.
„Es ist deine Entscheidung!“, sagte Vincent kalt.
Der blonde Junge sah Vincent und Damon abschätzend an.
„Das stimmt. Dennoch sollst du wissen, dass ich dir nie wehtun wollte. Es hat einfach nicht geklappt mit uns!“, sagte Nadine.
„Wenn du meinst! Komm Damon, lass uns gehen!“ Und ohne ein weiteres Wort machte Vincent kehrt und verschwand in die andere Richtung. Damon folgte ihm und klopfte ihm, nachdem sie außer Sichtweite von Nadine waren, mitfühlend auf die Schulter.
„Ach, vergiss es einfach!“
Vincent nickte, schwieg jedoch. Nach einiger Zeit, meinte er dann:
„Bruder, ich denke, ich gehe jetzt nach Hause. Liegt nicht an dir, aber ich brauch einfach ein bisschen Zeit.“
Damon nickte und nachdem er sich verabschiedet hatte, ließ er ihn allein.
Vincent machte sich auf den Weg nach Hause.
Dort angekommen, schloss er sich in seinem Zimmer ein und dachte über Nadine nach.
Plötzlich klopfte es an der Tür.
„Was ist?“, rief er genervt.
„Komm sofort da raus!“, schrie seine Stiefmutter und hämmerte gegen die Tür.
„Lass mich in Ruhe, ich will alleine sein!“, schrie Vincent zurück.
„Nadine hat gerade angerufen und hat erzählt, was passiert ist. Sie wollte noch mal mit dir reden. Ich habe ihr gesagt, das braucht sie nicht, da du eh nur am heulen bist und sie mit dir eh ihre Zeit verschwendet hat!“ Seine Stiefmutter begann hysterisch zu lachen.
Wütend schloss Vincent die Tür auf und sah sich seiner Stiefmutter entgegen.
In ihren Augen lag ein verrückter Glanz und in der Hand hielt sie ein Glas Wein.
„Das hast du ihr nicht wirklich gesagt!“, flüsterte Vincent voller Wut.
„Doch, genau das. Und dann habe ich ihr noch erzählt, was für ein nutzloser Junge du bist, und das du ganz nach deinem Vater kommst!“, lallte sie aufgebracht.
„Du bist betrunken. Du hast keine Ahnung was du da sagst!“, sagte Vincent und versuchte ruhig zu bleiben.
„Du Lügner. Ich bin nicht betrunken. Ich habe dich einfach nur durchschaut und ich habe alles der armen kleinen Nadine erzählt!“, rief Vincents Stiefmutter erregt.
„Du bist krank!“, zischte Vincent und huschte an ihr vorbei in Richtung Tür.
Dort zog er eine Tasche von der Garderobe und eilte wieder in sein Zimmer.
„Was hast du vor?“, brüllte seine Stiefmutter zornig und wedelte mit der Faust nach ihm.
Er beachtete sie nicht, sondern packte einige wichtige Dinge wie den Laptop und sein Handy, einige Klamotten und etwas zu essen in die Tasche.
Dann schritt er an ihr vorbei, ignorierte ihr lautes Gekeife und schlug die Tür hinter sich zu, als er das Haus verließ.
Entschlossen zog er sein Handy hervor und wählte eine Nummer.
Nach einigem Klingeln hob ein Junge ab:
„Jason? “
„Hey, Jay, hier ist Vince! “, sagte Vincent.
„Brüderchen. Was ist denn los? Du hörst dich so gehetzt an. Ist was passiert?“, fragte sein Bruder, sofort besorgt.
„So einiges!“, antwortete Vincent und berichtete ihm dann von Nadine und ihrer Stiefmutter und der Tatsache, dass er soeben abgehauen war.
„Shit, das ist echt dumm. Hast du ne Bleibe wo du hin kannst?“
„Bis jetzt noch nicht, aber ich werde mir irgendeine alte Bude suchen, in der ich übernachten kann und dann werde ich mal weitersehen!“
„In Ordnung, wenn du aber nichts finden solltest, melde dich bei mir. Ah, da fällt mir ein, kannst du nicht vielleicht zu Damon?“
„Ich wollte ihn erst mal da raus halten!“, erklärte Vincent.
„Gut. Aber sieh zu, dass du nicht bei den Ratten schläfst.“
Dankbar für die Tatsache, dass Jason nicht einer der Brüder war, die ihn zurück zu seiner Stiefmutter schicken würden, lächelte Vincent leicht.
„Was gibt es sonst neues?“, fragte Jason nach einer Weile.
Er wusste, dass er Vincent jetzt nicht helfen konnte und dass dieser die nächsten Stunden auf sich alleine gestellt war.
„Wir haben neue Videos reingestellt. Mittlerweile haben wir richtig viele Fans!“, erzählte Vincent.
„Neue Videos? Bei Gelegenheit werde ich mal nachschauen. So, Brüderchen, ich muss jetzt Schluss machen. Meld dich bei mir, wenn es Probleme gibt und schick mir ne Sms wenn du was zum übernachten gefunden hast!“
Vincent versprach es und legte dann auf.
Er sah sich um. Er hatte den Stadtrand erreicht.
Vor ihm entdeckte er tatsächlich eine alte Bude und nachdem er sich vergewissert hatte, das niemand mehr dort wohnte, brach er die Vordertür auf. Er schrieb seinem Bruder, wo er war und legte sich dann schlafen.
Am nächsten Morgen weckte ihn das Vibrieren seines Handys.
Es war Damon.
„Ich habe gerade bei dir Zuhause angerufen und habe erfahren, dass du abgehauen bist! Wo steckst du?“
„In einem alten vergammeltem Haus. Mir geht’s gut. Was wolltest du?“, fragte Vincent.
„Du glaubst nicht, was passiert ist! Warst du schon auf unserer Seite?“, rief Damon aufgeregt.
„Heute noch nicht, wieso?“
„Wir wurden vorgeladen. Zu einem gewissen Mike Huston. Er will unsere Sketche vielleicht in einen Film stecken und uns unter Vertrag nehmen!“, rief Damon.
Vincent schluckte schwer.
Das konnte unmöglich Damons Ernst sein.
„Vielleicht ist das nur ein Fake!“, sagte Vincent nach einem Moment.
„Es gibt nur eine Möglichkeit es herauszufinden! Wir sollen morgen an der Division Street 111 warten, wo wir um dreizehn Uhr abgeholt werden sollen!“, berichtete Damon.
Vincent schwieg einen Moment, dann meinte er:
„In Ordnung, einen Versuch ist es Wert. Gib den anderen Bescheid und ich komme zu dir. Ach ja, ist das okay, wenn ich heut Nacht bei dir penne?“
Damon lachte und stimmte zu. Nachdem Vincent aufgelegt hatte, machte er sich auf den Weg zu Damon. Nach einer dreiviertel Stunde hatte er dessen Haus erreicht, wo er schon ungeduldig von Damon und dem Rest der Gruppe erwartet wurde.
Nachdem die ersten Fragen geklärt waren, beratschlagten sie sich über den nächsten Tag.
Sollte das alles wirklich ernst gemeint sein, sollte ihr Plan, was die Zukunft anging, definitiv feststehen. Einige Stunden sprachen sie über die Möglichkeiten, dann legten sie sich schlafen.
Am nächsten Morgen bereiteten sie sich vor und machten sich dann gemeinsam auf den Weg in die Division Street 111. Es war viertel vor eins und erwartungsvoll standen sie da.
Nach zehn Minuten bog plötzlich eine Limousine in die Straße ein und Vincents Körper spannte sich an. Nachdem die Limousine dann auch noch vor ihnen hielt, schien sein Herz aus seiner Brust zu springen.
Das Fenster wurde heruntergekurbelt, und ein Mann mit schlohweißem Haar und einem längeren Bart, blickte ihnen freudig entgegen.
„Seit ihr die Jungs, die die Videos ins Internet stellen?“
Alle sechs Jungen nickten.
„Dann steigt ein. Ich bin Mike Huston. Ich bin sehr daran interessiert, euch in die Kinos zu bringen. Zwar müsste man hier und da was ändern, doch alles in allem ist eure Arbeit wirklich beeindruckend.“
Nach einigen Momenten des Zögerns, stiegen die Jungen schließlich nacheinander ein.
Während der ganzen Fahrt wurde Vincent ein ungutes Gefühl nicht los, so als wäre all dies nur ein Traum, doch als sie eine Stunde später vor einem großen Gebäude, das nur ein Filmstudio sein konnte, anhielten, wurden seine Zweifel weggespült und voller Freude, stürzte er sich in sein nächstes Abenteuer, das den Wendepunkt in seinem Leben darstellen sollte.

Epilog:

Voller Vorfreude stürzten die Freunde aus dem Auto.
Lachend und tanzend liefen sie die Straße entlang, hinter ihnen die ganze Zeit Mike Huston, der schmunzelnd die Jungs betrachtete.
Nachdem die erste riesengroße Vorfreude verklungen war, ließ Vincent sich auf die Höhe von Huston zurückfallen und unterhielt sich aufgeregt mit ihm.
Huston erzählte ihm von einigen seiner Filme und Vincent hörte gespannt zu.
Der Weg zum Eingang des Gebäudes erschien allen eine Ewigkeit und kurz bevor sie ihn schließlich erreichten, schlug Vincent sich stöhnend vor die Stirn.
„Ich habe meinen Schlüssel verloren!“, rief er aufgeregt und blieb stehen.
Auch die anderen hielten und sahen ihn dann genervt an.
„Ach, komm, vergiss es einfach!“, sagte Lu aufgeregt.
„Nein, ich brauche ihn!“, meinte Vincent und schon machte er kehrt und suchte nach seinem Schlüssel.
Damon folgte ihm seufzend, um seinem Freund zu helfen.
Er blickte hoch und plötzlich nahm er aus den Augenwinkeln eine Bewegung war.
Voller Schreck rief er laut nach Vincent und dieser sah hoch, doch es war zu spät.
Mit einem herzzerreißenden Quietschen drehten die Räder eines Pick-ups durch, der im letzten Moment versuchte, zu bremsen.
Lu, Steve und Nick schrien entsetzt auf und verzweifelt machte Damon einen Satz nach vorne, doch er konnte seinen Freund nicht mehr erreichen.
Schon erklang ein Krachen und Vincent flog durch die Luft.
Mit einem letzten Schlittern kam der Pick-up zum stehen.
Stille erfüllte die Luft.
Dann erklangen die verzweifelten Rufe von Damon, der nach Vincent rief.
Hastig lief er zu der Unfallstelle und tastete nach dem Handgelenk von Vincent.
Nachdem er einen Moment lang gewartet hatte, brach er in heftiges Schluchzen aus und seine Freunde begannen entsetzt zu schreien.
Der Fahrer des Pick-ups stieg verstört aus seinem Auto und stammelte immer wieder etwas davon, dass er ihn nicht gesehen habe.
Die Welt um Damon herum verschwamm.
Plötzlich wurden sie alle von tiefer Dunkelheit umschlossen, und eine Stimme rief:
„Cut!“
Zwei Sekunden später ging das Licht wieder an und die Darsteller auf der Bühne blickten sich abwartend um.
„Sehr gut. Wir machen dann Schluss für heute!“, rief die Stimme und Nick, Steve und Lu schlenderten hinter die Bühne.
Damon half seinem Freund Vincent auf die Beine und der Fahrer des Pick-ups stieg in diesen und fuhr ihn langsam hinter die Bühne.
„Super gemacht!“, sagte Damon lobend zu Vincent und die beiden klatschten ab.
„Naja, du warst auch nicht schlecht. Wirklich überzeugend!“
„Ja, was sollte ich denn auch ohne dich machen?“, sagte Damon lachend.
„Keiner Sorge, so schnell wirst du mich nicht los.“
Die beiden Jungen lachten laut auf und gingen dann im Gleichschritt von der Bühne hinunter.

Impressum

Texte: Luisa Weich

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