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Das Spiel


Ich schaute Ihn mir ganz genau an, diesen jungen Reporter der vor mir saß. Ich konnte das Feuer in seinen Augen sehen. Er erinnerte mich an mich selbst, so wie ich früher einmal war. Wie er da saß, in der Bar des Hotels, in die ich ihn für das Interview gebeten hatte. Nervös zupfte er an seinem billigen Jackett, das er mit Jeans und Lederschuhen kombinierte. Um den Hals trug er einen dieser Wollschals, die aktuell in Mode waren, sein Kopf war in einer dieser wilden Sturmfrisuren aus dem Herbstkatalog zurechtgemacht. Ungelenk schlug er die Beine übereinander und stützte so seinen billigen Schreibblock ab. In der Hand hielt er einen Wegwerfkugelschreiber, dessen Clip abgebrochen war. Ich trug einen schwarzen Anzug und nippte an meinem teuren schottischen Whiskey. Dabei gab ich dem Jungen meinen Gewinnerblick, und genoss es zu sehen, wie sich ein Schweißtropfen auf den Weg von seiner Stirn in Richtung Nase aufmachte. Er war hier, um meine Geschichte zu hören, eventuell das große Geheimnis zu lüften, aber auf jeden Fall, um für sich selbst die eine oder andere Portion Erfolg mitzunehmen. Schlagzeile: “Junger Journalist schafft das Unmögliche, geheimnisvoller Starautor bricht nach zwei Jahren das Schweigen.” Und wie ich das Schweigen brechen wollte! Alle sollten erfahren was, und vor allem warum alles passiert war. Er, der junge Neuling bei seinem ersten großen Ding, ich, der prominente Schriftsteller, der zwar nicht alle seine Kindheitsträume wahrgemacht hatte, in seiner Nische jedoch den Status eines Genies genoss, wir saßen uns gegenüber. Und ich wusste, dass nur einer diesen Abend als Gewinner erleben würde. Der Andere würde vom Schicksal zum Verlierer gekürt, von der Dunkelheit der Bedeutungslosigkeit verschlungen. Es war ein seltsames Gefühl, zu wissen, das ich derjenige sein würde, der morgen in der Zeitung ein letztes Mal von sich las. Und so fing ich an, ihm von meiner Kindheit zu berichten, von Schottland, und von endlosen Sommern einer manchmal glücklichen Kindheit. Der Vater streng, die Mutter gütig, das Geld immer knapp, von der Beinverletzung mit 12 und von der Last eine Gehstock benutzen zu müssen und trotzdem durch die Pubertät zu kommen. Der frühe Tod des tyrannischen Vaters ein Segen, die Förderung der Talente durch die Mutter ein Sprungbrett. Ich nippte an meinem Whiskey und sah zur Bar. Dort saß eine Kellnerin. Sie hatte wohl Feierabend, Denn sie sah müde aus, als wäre sie seit zwanzig Stunden auf den Beinen und ihre Schürze lag auf ihrem Schoß. In ihrer linken hielt sie ein Buch, das sie anhob um mir zu zeigen, dass es einer von meinen Romanen war. Mit der Rechten prostete sie mir mit einem Schnaps zu, den sie ohne eine Miene zu verziehen langsam ihre Kehle herunterlaufen ließ. Ich prostete ihr zu und zeigte mit geöffneter Hand auf den freien Platz neben dem Reporter. Sie nickte, schlurfte herüber, und setzte sich stillschweigend hin. Ihre Hoteluniform gab ihr etwas Strenges. Einzig ihre wilden roten Locken und ein Glitzern, versteckt hinter müden Augen, verrieten etwas über ihr wahres Ich. Eine Träumerin, die aufgewacht war. Auch sie sollte also, wie der Reporter, zum Zeuge des letzen Akts werden. Aber jede Geschichte hat zuerst einen Anfang. Und meine Geschichte begann vor all dem Ruhm, teuren Anzügen, und schottischem Whiskey. Alles begann mit einem Anruf meines älteren Bruders. Er war jung und erfolgreich. Ich war jünger, und gerade von der Uni geflogen. Junger Mann, Mitte zwanzig, dunkle Haare, Jeans und Kaputzenpulli. Einen Vollbart trug ich damals noch nicht, denn Bärte waren damals schwer angesagt, und deshalb war ich glattrasiert. Mein Bruder behauptete immer, seine Angepasstheit wäre schon zur Hälfte das Geheimnis seines Erfolges. Und genau so einen Erfolg gab es jetzt zu feiern. Mein ach so erfolgreicher Bruder musste seinem erfolglosen Rebellenbruder, dem Schriftsteller mit Blockade, der zum überleben Anleitungen für koreanische TV-Geräte verfasste, von seinen neuesten wirtschaftlichen Erfolgen berichten. Das ganze im teuersten Restaurant der Stadt. Als Beigabe wollte er mir dann auch gleich seine neueste Lebensabschnittspartnerin vorstellen, die natürlich wie alles in seinem Leben puren Luxus verkörperte, so oder ähnlich seine Worte am Telefon. Am nächsten Abend war ich, trotz einer Meinungsverschiedenheit mit dem Oberkellner über korrekte Kleidung und Krawattenzwang, im Restaurant, und das sogar ausnahmsweise mal zu früh, also setzte ich mich an die Bar. Nach meinem zweiten Drink kam ein Kellner zu mir. Er hielt mir ein goldenes Tablett mit einem schnurrlosen Telefon ins Gesicht. Mit einem Räuspern streckte er mir seine Hand entgegen und erwartet ein Trinkgeld, eine Geste die ihm eine handvoll Erdnüsse einbrachte, die ich aus einer Schale auf den Tresen nahm, ihm in die Hand legte und lächelnd nickte, geradeso als ob ich ihm Staatsanleihen überreicht hätte. Ich nahm das Telefon. Es war mein Bruder. Er hatte es geschafft mit dem gleichen Clou noch einen Kunden an Land zu ziehen. Sein Gewinn sagte er, sei damit quasi explodiert. Ich solle trotzdem essen, sagte er weiter, er habe alles schon geklärt. Alles auf seine Rechnung. Ich hing auf und blieb gleich an der Bar. Der Barmann verstand mich ohne Worte, und so mixte er alles was die Karte hergab. Gerade als ich rausfinden wollte, wie man bei Drink Nummer Fünf ohne größere Verletzungen trinkt, sprach sie mich an. “Beförderung oder Scheidung?”, fragte Sie. Ich sah in das Gesicht einer wunderschönen Frau, die da stand als wäre von Gott persönlich an der Bushaltestelle um die Ecke abgesetzt worden. Ein waffenscheinpflichtiges schwarzes Kleid, und streng gekämmte kastanienbraune Haare. Ihre Augen waren wie Feuer und Eis zugleich. Alles was ich sagen, oder besser stammeln konnte, war ein “Wie?”. “Na, sind sie befördert worden, oder ist ihre Scheidung durch und sie behalten den Ferrari?” “Weder noch, bin versetzt worden…” Mit einer fließenden Bewegung setzte sie sich neben mich. Anmutig, voller Stolz, wie eine Flamencotänzerin war sie. Der Barkeeper reichte ihr wortlos einen Drink. Als sie trank und der Alkohol ihre Lippen berührte, explodierte mein Kopf. In tausenden von Gedanken schmeckte ich Sie. Ihre klare Stimme riss mich aus meiner Trance. “Lange Geschichte, hmm, ich habe die ganze Nacht Zeit.” Sie lächelte und berührte zart meine Hand, und wieder füllte sich mein Kopf mit Bildern und Emotionen. Dann sprudelten die Worte nur so aus mir heraus. Ich erzählte ihr alles. Meine Leidenschaft, meine Liebe, meine Leben. Mitten im Satz zog sie mich zu sich herüber, und küsste mich ohne Vorwarnung. Es war als würde ich sterben und im nächsten Moment in einem anderen Universum neu geboren, das so viel heller strahlte als alles, was ich jemals spürte. Ihre Lippen schmeckten wie der Nektar der Götter selbst. In meinem Kopf entstanden Buchstaben, die Worte formten, die wiederum Sätze bildeten, die ganze Welten beschrieben. Wir entschlossen uns zu gehen, und eine kurze Taxifahrt später waren wir in ihrem Hotelzimmer und liebten uns die ganze Nacht.
Als ich am nächsten morgen wach wurde, war sie verschwunden. Im Bad der Suite hielt ich meinen Kopf unter das Waschbecken, damit das kalte Wasser meine Sinne ordnen konnte. Dann ging ich in den Wohnbereich. Alles vom Feinsten. Auf dem Tisch lagen ein Block und ein Stift. Ich nahm den Stift auf, er war schwer und sah teuer aus, dann schrieb ich ein paar Worte aufs edle Papier. Plötzlich fühlte ich einen Stich im Nacken, und mein Kopf füllte sich mit Worten. Ich musste sie aufschreiben. Also fing ich an. Die Worte flossen nur so aus mir heraus. Und für jedem gelungenen Satz und jeder gelungenen Wortwendung wurde ich mit süßen Erinnerungsschüben der letzten Nacht belohnt. Die Worte tanzten auf dem Papier, und gleichzeitig war es als sei die unbändige Fremde wieder da, um mich weiter zu verwöhnen. Ich aß nicht, ich schlief nicht. Alles was ich tat war schreiben. Drei Tage lang. Bis alle Blätter voll waren und mein Kopf wieder leer. Inmitten eines Meeres aus Blättern brach ich zusammen und schlief die nächsten zwölf Stunden. In meinen Träumen fand ich sie wieder, die geheimnisvolle Frau. Aber anders als in meine Visionen zuvor, stand sie diesmal nur da, und lächelte. Sie war zufrieden, also war ich es auch. Sie war stolz auf mich, auf meiner Hände Arbeit. Dann drehte sie sich um und verschwand in der Dunkelheit. Gerade als ich ihr hinterher eilen wollte, riss mich mein Handy aus meinem Schlaf. Es war mein Bruder, der anrief. Er wollte mich erneut einladen, denn sein Coup war gelungen, und er nun dreimal so reich wie er es vorher schon war. Grund zu Feiern also. Das neue Essen sollte im Interconti stattfinden, und er wollte nicht nur seine Freundin, sondern auch seinen neuen Geschäftspartner mitbringen. Das ganze um 19 Uhr, als in zwei Stunden. Ich legte auf und rief über das Haustelefon die Rezeption an. “Entschuldigen Sie, in welchem Hotel befinde ich mich hier?”, fragte ich den Empfang. “Interconti, mein Herr.” antwortet die Stimme an der anderen Leitung emotionslos. Ich schauderte kurz, dann sah ich mich um. Und da erst bemerkte ich das hier etwas nicht stimmte. Alle Zettel waren sauber geordnet und geheftet, all die Verwüstung die ich angerichtet hatte war verschwunden, das Zimmer war in tadellosen Zustand. Auf dem Bett lagen ein teuer aussehender schwarzer Anzug und ein schwarzes Hemd, und auf einem Kleinen Servierwagen waren ein kleiner Snack und mehrer Getränke zu finden. Auf am Revers des Anzugs klebte ein kleiner Notizzettel aus schwerem Papier, in der Mitte gefaltet. Die Nachricht bestand nur aus einem Kussmund aus Lippenstift, der mir, als ich ihn berührte, die komplette Nacht mit der Fremden im Schnelldurchlauf schenkte, so real, dass ich ohnmächtig zusammenbrach. Als ich wieder wach wurde, lag ich auf dem Bett, und hatte den Anzug, das Hemd und ein paar teure Lederschuhe an. Ich schnellte hoch und stand mit wackeligen Beinen vor einem riesigen Spiegel. Und was ich sah gefiel mir. Ich entschloss für mich, den Abend zu genießen und mich später zu wundern, was hier los war. Schließlich ging es um meinen Bruder. Und diesmal sollte er sehen, das sein kleiner Bruder es genauso drauf hat wie er selbst, und mehr sogar noch. Ein teurer Anzug hilft dabei ungemein. Besonders wenn er so unverschämt perfekt sitzt. Mit erhobenem Haupt ging ich aus dem Zimmer in Richtung Hotelrestaurant. Vor dem Restaurant erwartet mich ein gut gekleideter Mann mit zurückgekämmtem Haar. Er war braungebrannt und lächelte. Sein Name sei Alain, sagte er, der Bedienstete seiner “Madame”, und heute nur für mich da. Er übergab mir einen Gehstock aus Ebenholz, dessen wie ein Löwenkopf geformter Knauf perfekt in meine Hand passte und der perfekt auf meine Schrittlänge maßgeschneidert war. Ich gab ihm zu verstehen, dass ich seit der Korrektur-OP vor ein paar Jahren keine Stock mehr benutze. Er lächelte wieder und sagte:” alles eine Frage des Stils, mein Herr.”. Also behielt ich den Stock und spielte bei jedem Schritt mit ihm herum, bis er perfekt mit meiner Bewegung harmonierte. Kurz vor dem Tisch meines Bruders spürte ich Alains Hand an meinem Hals. Ich blieb stehen und er öffnete meine Krawatte und steckte sie ein. Den obersten Knopf meines Hemdes schnippte er lässig auf. “Die Krawatte werden SIE hier nicht brauchen, mein Herr.” Als ich protestierte und von meinen Erlebnissen mit Oberkellnern berichten wollte, unterbrach er mich sanft, lächelte und sagte nur “Stil, mein Herr.”. Mit Schritten eines Königs würdig, näherte ich mich dem Tisch meines Bruders. Außer ihm saßen noch sein Geschäftspartner, ein dicker Mann mit Monocle und Schnurrbart und eine Frau, die wohl seine Freundin war am Tisch, Als Sie sich zu mir drehte, gefror mir fast das Blut in den Adern. Es war die geheimnisvolle Fremde. Sie war die Freundin meines Bruders, Und es tat mir kein bisschen Leid, das sie mit mir eine Nacht verbracht hatte. Als sie mir gespielt gelangweilt die Hand gab, sagten ihre Augen “ich will nur dich…” und ihr Körper spannte sich unbemerkt von den anderen an, so das ich die Sehnen an ihrem Hals sehen konnte, was eindeutig ein Zeichen der Unterwerfung war. Sie gab sich mir hin. Ich das Raubtier, sie die Antilope. Als sich unsere Hände berührten, wurde ich wieder von übermächtigen Bildern übermannt, eine Tatsache die Alain bei den Gästen am Tisch mit einer arbeitreichen Woche entschuldigte. Als Sie meine Hand losließ stellte Sie sich als Maria vor. der dicke Mann war Rodrigo, und er leitet ein großes Verlagshaus. Nach dem austauschen aller Floskeln und eines üppigen Mahls, bei dem mein Bruder immer wieder unterstreichen musste wie clever er war, kam der dicke Mann nun auf “das Manuskript” zu sprechen, und Alain versicherte ihm das es genauso gut, wenn sogar nicht besser sei, als versprochen. Zur Probe habe er sich erlaubt, grobe Fotokopien des Originals anzufertigen. Als ich meine Handschrift auf der Kopie entdeckte wurde mir schwindelig. Was geschah hier nur? Alain packte meine Schulter und lächelte mich an. “Stil, mein Herr”, sagte er zu mir. Dann wandte er sich an Rodrigo, pries meine schriftstellerischen Fertigkeiten an und erklärte haarklein wie viel Arbeit in das Buch investiert worden war. Mein Bruder kochte. Ihm wurde mehr und mehr der Boden unter den Füßen weggezogen, er wurde zur Nebenfigur seines eigenen Theaterstücks. Maria ihrerseits genoss die Situation, Ihre Augen waren nun pures Feuer, sie lächelte. Mir wurde schlecht. Ich sprang, entschuldigte mich, und ging zur Herrentoilette. Mir war schwindelig und ich wusch mein Gesicht mit eiskaltem Wasser, um wieder denken zu können. Mein Spiegelbild sah so jämmerlich aus wie ich mich fühlte. “ Warum ich…?”, schrie ich das Gesicht im Spiegel an. ”Weil du ein Gewinner bist.”, bekam ich eine Antwort. Es war Maria. Sie war mir gefolgt. Noch bevor ich etwas sagen konnte umarmte Sie mich, so das ich ihren kompletten Körper spüren konnte, und ich hob sie auf den Breiten Marmor des Waschbeckens. Als wir uns küssten schlug sie ihre Beine um mich und führte meine Hand zwischen ihre Schenkel. Jede Berührung unserer Haut löste unglaubliche Gefühle in mir aus. Plötzlich merkte ich dass Maria zur Seite schaute. Ihr so sanftes Gesicht war zu einer Fratze geworden, die meinen Bruder angrinste, der nun in der Tür der Herrentoilette stand. Auch er war mir gefolgt um mich zur Rede zu stellen. Er zitterte. Eine einzelne Träne lief seine Wange herunter. Wortlos drehte er sich um, und ging. Der Knall der zufallenden Tür beendete meineTrance. Ich riss mich von Maria los und lief Ihm hinterher. Als ich den Parkplatz erreichte, blieb mein Herz stehen. Ich sah meinen Bruder auf den Boden liegen. Um Ihn herum standen zwei übel aussehende Schlägertypen, die Ihn immer wieder mit ihren Stiefeln ins Gesicht traten. Überall war Blut. Dann bekam ich einen harten Schlag in die Nieren und ging zu Boden. Ein weiterer Schlag und mein Knie explodierte vor Schmerz. Immer und Immer wieder schlug ein dritter Angreifer auf mich ein. Kurz bevor ich ohnmächtig wurde hörte ich noch meinen Bruder schreien: “Stil”, sagte einer der Angreifer, dann wurde es schwarz.

Stille.
Dunkelheit und Leere.
Ich wache auf. Ärzte um mich herum. ..Aufgeregt… Man fragt mich nach meinem Namen... Ich weiß ihn nicht. Eine Schwester schiebt mich in einem Rollstuhl. ..Amnesie, sagt der Arzt. ..Eine Frau kommt... Sie sagt, alles wird gut… Maria, ihr Name….. Meine Frau, sagt der Arzt. Ein Jahr im Koma verschlafen… Ich bin Schriftsteller, sagen Sie, sogar ein guter… Und reich… Mein Buch, Platz 1... Reha beginnt… Vier Wochen Schmerz… Gedächtnis bleibt weg... Sie sagen mir, wie ich war und wer ich bin… Ich glaube ihnen... Alain, mein Assistent, fährt mich Heim... Beim aussteigen reicht er mir einen Gehstock aus Ebenholz... "Stil", sei schließlich wichtig... Abends Interview, dann Autogrammstunde... Alain fährt Maria zu einem Termin… Ich schreibe Autogramme... Eine Frau in schwarz gibt mir eine Umschlag... Fanpost, sagt sie… Ich stecke ihn ein... Sie lächelt und geht... Taxi nach Hause.. Vor der Tür fällt mir der Brief aus dem Jackett… Ich öffne ihn… Untersuchungsergebnisse… Hirnschäden… Und ein Foto von einem Mann im Rollstuhl der gefüttert wird... Bruder…

Mein Gedächtnis kehrte schlagartig zurück und ich übergab mich auf dem Bürgersteig. Am nächsten Morgen wurde mein Bruder verlegt. Und ich verschwand. Bis jetzt. Bis zu diesem Interview. Als ich meine Geschichte beendete, schaute mich der Reporter mit großen Augen an. Die Kellnerin klammerte sich an ein Kissen, ihre Augen waren feucht vor Tränen. Gerade als der Reporter nach Maria und Alain fragen wollte, kam eine Frau in Schwarz an den Tisch. Sie bat um ein Autogramm. Ich holte einen Kugelschreiber hervor und sie kramte in ihrer Handtasche. Der Lauf ihrer silbernen Revolvers qualmte, als sie drei Mal auf mich feuerte. Die Kellnerin schrie auf. Ich merkte noch, wie sie mich im Arm hielt. Die Frau in Schwarz ließ die Waffe auf den Boden fallen. "Stil", sagte sie. Dann machte sie kehrt und stolzierte inmitten des Chaos aus dem Hotel. Mir wurde schwarz vor Augen.
Ich starb.
Einen Monat später stand Mona am Strand von Martinique, kaufte eine Zeitung und fuhr mit dem eingekauften Frühstück zurück auf ihre Yacht. Ihren Kellnerinnenjob hatte sie aufgegeben. auf dem Boot deckte sie den Frühstückstisch und las einem Mann im Rollstuhl die Zeitung vor. Die große Schlagzeile hatte ein Reporter der vor einem Monat anwesend war als ein großer Schriftsteller erschossen wurde. Er hatte nun ein Buch geschrieben das zu einem Bestseller geworden war. Auf einem großen Foto sah man den Reporter, wie er einen Preis erhielt. Im Hintergrund waren Maria und Alain zu sehen, die direkt in die Kamera prosteten, geradeso als ob sie einem Unbekannten zu einem großen Sieg gratulieren wollten. Ich kam aus der Kabine der Yacht, warf die Zeitung über Bord und küsste Mona Zärtlich. Ist schließlich alles eine Frage des Stils….

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Tag der Veröffentlichung: 22.01.2012

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