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Schneeweiße Papierkügelchen

Verschlafen drehte ich mich auf die Seite. Es war Freitagmorgen und so unverschämt früh, dass ich nicht mal mit dem Gedanken spielen wollte aufzustehen. Mein Wecker klingelte zum gefühlten hundertsten Mal an diesem Morgen. Ich hatte ihn so eingestellt, dass er mich alle fünf Minuten aus dem Bett scheuchen sollte, wenn ich noch nicht aufgestanden war. Jetzt bereute ich es. Würde dieser Wecker nicht die ganze Zeit klingeln, könnte ich jetzt gemütlich weiter schlafen. Nur leider hatte ich in der ersten Stunde Verwandlung und bei McGonagall zu spät zu kommen, hinterließ meist keinen guten Eindruck.
„Clarisse, aufstehen, sonst kommst du noch zu spät!“ erklang auch schon Alicias Stimme an mein Ohr. Ich grummelte nur leicht als Antwort und blieb reglos liegen. Alicia seufzte ein wenig genervt, aber sie war es nicht anders von mir gewohnt.
„Ich geh jetzt Frühstücken, wenn du nachher hungernd im Klassenzimmer sitzt, ist das nicht meine Schuld.“ wies sie mich zurecht. Mein Wecker klingelte wieder und ich brachte ihn durch einen Knopfdruck zum Schweigen. Ich wusste, dass Alicia mir nicht ernsthaft böse war. Sie hatte es morgens selbst schwer aus dem Bett zu kommen. Nur bekam sie es immer noch besser hin, als ich. Aber alles, was wir schon ausprobiert hatten, half nichts. Zugegeben, der Eimer Wasser, den Alicia und Angelina mir einen Morgen über den Kopf geschüttet hatten, hatte mich ziemlich schnell aus dem Bett springen lassen. Allerdings war ich danach erkältet und hatte mir beinahe eine Lungenentzündung eingefangen, also ließen die beiden das lieber wieder sein.

Die Tür knallte zu, als Alicia den Schafsaal verließ. Ich wollte aufstehen, wollte ich wirklich! Aber die Schläfrigkeit übermannte mich wieder. Ich träumte, dass ich meinen klingelnden Wecker gegen die Wand schmiss und er zu Bruch ging. Es war ein wunderschöner Traum, den ich gerne Realität werden lassen würde.
Es kam mir vor, wie wenige Minuten, die ich geschlafen hatte. Als ich meine Augen jedoch wieder öffnete und auf die Uhr sah, saß ich Kerzengrade im Bett. Ich hatte noch ganze fünf Minuten, bis McGonagalls Unterricht begann. Panisch wurde mir bewusst, dass ich das niemals schaffen würde. Schnell versuchte ich aus meinem Deckenknäul rauszukommen und aufzustehen, wobei sich meine Decke an meinem Bein verfing und ich erst einmal flagrant auf den Boden viel. Ich stieß mir mein Knie an dem Regal neben mir, als ich wieder aufstehen wollte und humpelte dann mehr schlecht als recht ins Badezimmer, um mir die Zähne zu putzen und mich anzuziehen. In Rekordzeit wechselte ich mein Schlafzeug und zog mir die Schuluniform mit dem leuchtend roten Gryffindor-Abzeichen auf der Brust an. Während ich mir meine Tasche über die Schulter warf und aus dem Schlafsaal in den Gemeinschaftsraum rannte, versuchte ich meine ungezähmten Haare mit Hilfe einer Bürste wieder einigermaßen her zu richten. Im Gemeinschaftsraum war keine Menschenseele mehr zu sehen. Kein Wunder, immerhin hatten alle Unterricht und die wenigen, glücklichen, die in der ersten Stunde keinen Unterricht hatten, schiefen vermutlich noch.
Ich sah auf die Uhr, die an meinem Arm festgebunden war und stellte fest, dass mein Unterricht schon seit drei Minuten begonnen hatte. Das würde Strafpunkte geben. Ich rannte durch den Flur und nahm mehrere Treppenstufen auf einmal, wobei ich fast wieder stürzte. Ich hastete den nächsten Flur entlang. Sieben Minuten zu spät. Schlitternd kam ich vor der Tür des Klassenzimmers zum Stehen. Ich klopfte rasch an der Tür und trat, ohne eine Aufforderung, einfach in das Klassenzimmer. Ausnahmslos alle drehten die Köpfe, um zu sehen, wer den Unterricht störte.
„Miss Harvey, schön, dass sie uns auch noch mit ihrer Anwesenheit beehren.“ sagte Professor McGonagall mit einem sarkastischen Unterton in der Stimme. Sie Stand am Lehrerpult und schien grade irgendeinen Zauber vorführen zu wollen. Zumindest hatte sie ihren Zauberstab in der Hand, den sie auf eine Maus gerichtet hatte. Die Maus, die die Unachtsamkeit der Lehrerin ausnutzen wollte, huschte über den Tisch und auf den Boden. Grade als sie sich aus dem Staub machen wollte, holte Professor McGonagall sie mit einem gekonnten Schlenker ihren Zauberstabes wieder zurück.
Ich stand immer noch im Türrahmen zum Klassenzimmer und war mir nicht ganz sicher, ob ich mich jetzt setzen dürfte oder nicht.
„Sie sind zu spät, Miss Harvey.“ richtete McGonagall ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich. Entschuldigend blickte ich sie an.
„Tut mir leid ich hab verschlafen.“ murmelte ich, was die Professorin nur mit einem ‚das ist ja nichts Neues‘-Blick quittierte.
„Fünf Punkte Abzug für Gryffindor, setzen sie sich.“ sagte sie dann und fuhr mit ihrem Unterricht fort. Die Slytherins grinsten hämisch, aber ich ignorierte das einfach, so wie alle Gryffindors es taten. Alicia und Angelina, die in der zweiten Reihe saßen, hatten mir einen Platz frei gehalten, also drängte ich mich an Eddie Carmichael vorbei, ein Ravenclaw und ein totaler Streber. Er hatte in neun seiner ZAG-Fächer ein Ohnegleichen bekommen. Ich hatte kein einziges. Ich ließ mich zwischen den beiden Mädchen nieder und packte leise Feder, Pergament, Tinte und meinen Zauberstab aus.
„Falls du Hunger hast, wir haben dir ein Brötchen mitgenommen.“ flüsterte Angelina mir zu und ich lächelte sie Dankbar an. Ich hatte wirklich Hunger, aber in McGonagalls Unterricht zu Essen wäre ein riesen Fehler. Vor allem, weil ich sowieso schon zu spät gekommen war.
Ich versuchte meine Gedanken auf den Unterricht zu lenken. Es war schließlich mein letztes Jahr in Hogwarts und die UTZ-Prüfungen standen dieses Jahr an, da sollte ich mir den ein oder anderen Unterrichtsstoff vielleicht doch noch eintrichtern.
Irgendwas traf mich an der Schulter und ich drehte mich verwirrt um. Als Ursache identifizierte ich ein Papierkügelchen, welches jetzt am Boden lag. Noch eines traf meinen Kopf und verfing sich in meinen Haaren. Ich strich mir mit den Fingern durch die Haare, so dass das Papierkügelchen sich löste und auf den Boden viel. Dann sah ich auf, um nach den Übeltätern zu sehen. Fred, George und Lee, die in der letzten Reihe saßen, machten sich mal wieder einen Spaß daraus anderen auf die Nerven zu gehen. Auch Alicia drehte sich jetzt um. Wahrscheinlich wurde sie ebenfalls getroffen. Über ihr leicht entnervtes aufstöhnen, unterdrückten die drei Jungen nur ein Lachen.
„Idioten.“ murmelte Alicia, schüttelte den Kopf und drehte sich dann wieder nach vorn, um dem Unterricht zu folgen, doch an dem leichten Lächeln, dass ihre Lippen umspielte, merkte ich, dass es nicht böse gemeint war. Ich sah zu den drei Jungen hin, die mich alle angrinsten. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen und schüttelte leicht den Kopf. Dann tat es Alicia gleich und drehte mich wieder nach vorne, nur dass ich weitaus weniger am Unterricht interessiert war, als Alicia oder Angelina. Ich stützte meinen Kopf auf meiner Hand ab und gab mir die größte Mühe nicht einzuschlafen. Von meinem Sitzplatz aus, konnte ich wunderbar aus dem Fenster sehen. Ich liebte Plätze am Fenster. In langweiligen Unterrichtsstunden, konnte man dann wenigstens über die Natur nachdenken. Draußen schien die Sonne und ich sehnte mich danach, endlich an den See zu gehen und die letzten Sonnenstrahlen zu genießen, die noch ein wenig Wärme ausstrahlten. Bald war November und dann würde es wieder kälter werden. Ich hasste die Kälte. Nicht wenn es schneite. Dann sah die Natur wieder schöner aus. Nur, wenn es einfach kalt und grau war, zog das Wetter meine Laune immer immens nach unten. Im Sommer liebte ich es, meine Hausaufgaben am See zu machen. Man war einfach viel motivierter und ich persönlich bekam auch viel mehr auf die Reihe, wenn-
„Miss Harvey?“ McGonagalls Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich löste meinen Blick vom Fenster und sah verwirrt zu Alicia.
„Evanesco!“ flüsterte sie mir hinter vorgehaltener Hand zu. Ich hatte keine Ahnung, worum es überhaupt ging, aber besser irgendwas sagen, als gar nichts zu sagen.
„Eh… Evanesco?“ wiederholte ich, was Alicia mir grade zugeflüstert hat. Die Professorin nickte, nicht ohne mich mit einem scharfen Blick zu bedenken.
„Richtig. Der Verschwindezauber hierfür heißt Evanesco. Prägt ihn euch besser ein, er könnte Prüfungsrelevant werden.“ Danach hörte ich nicht mehr zu. „Danke.“ flüsterte ich Alicia zu, die nur grinsend nickte. Was den Unterricht anging, waren wir ein eingespieltes Team. Alicia passte in Verwandlung auf, dafür konnte ich den Stoff in Arithmantik. Sie wusste so gut wie alles über Kräuterkunde und ich war super in Zauberkunst.

Als es klingelte, packten alle ihre Sachen zusammen. Angelina steckte mir das Brötchen zu, das sie für mich mitgenommen hatte. Ich hatte jetzt zum Glück eine Freistunde, während Alicia und Angelina sich mit Snape in Zaubertränke rumschlagen mussten. Ein bisschen gemütlicher, als die beiden, die jetzt aus dem Klassenzimmer in die Kerker eilten, packte ich mein Zeug zusammen und in meine Tasche. Mit dem Brötchen in der einen Hand stand ich auf und wollte mir meine Tasche über die Schulter hängen, als ich gegen irgendetwas, oder mehr gegen irgendjemanden, gegen lief, meine Tasche zu Boden fiel, aufriss und sich der Inhalt meiner Tasche auf eben diesen verteilte. Ich seufzte frustriert, während der mir gegenüber nur hämisch lachte. Natürlich musste ich ausgerechnet in einen Slytherin reinlaufen und dann noch in keinen geringeren, als Adrian Pucey.
„Kannst du nicht aufpassen?“ keifte ich und funkelte ihn böse an, was ihm aber nur noch mehr zum Lachen brachte. Vermutlich, weil ich einen halben Kopf kleiner war als er und somit nicht sehr bedrohlich wirkte.
„Du bist in mich reingelaufen!“ stellte er klar und schüttelte nur den Kopf. Dann drehte er sich um und verließ den Raum, nicht ohne absichtlich auf meine Feder zu treten, die daraufhin zu Bruch ging. Ich schnaubte wütend. Arschloch!
Ich kniete mich auf den Boden und fing an meine Sachen einzusammeln.
„Reparo.“ murmelte jemand neben mir und reichte mir dann meine, wieder heile, Feder.
„Danke.“ sagte ich und lächelte George entgegen, der zurück lächelte.
„Soll ich dir helfen?“ fragte er und begann dann, ohne eine Antwort zu erwarten, mein Pergament einzusammeln. Ich streifte mir verlegen eine Haarsträhne hinters Ohr, als ich bemerkte, dass wir allein im Raum waren. Seit Ende des Schuljahres im letzten Jahr, waren wir nicht mehr allein gewesen. Seine Nähe war mir nicht unangenehm, auf keinen Fall. Ich mochte ihn und ich fand es hin und wieder amüsant Zeit mit den Zwillingen und Lee zu verbringen. Nur allein mit ihm zu sein bereitete ein mulmiges Gefühl in mir aus.
„Wo sind Fred und Lee?“ fragte ich ihn, nur damit wir nicht in Stille versinken konnten.
„Lee ist am See, er ist da verabredet.“ sagte George und grinste leicht. „Und Fred wollte noch irgendwas mit Angelina klären.“
Ich nickte leicht. Fred und Angelina… Seit dem Weihnachtsball im letzten Jahr hat sich das Verhältnis der beiden massiv verbessert. Angelina, die sich vorher immer mal wieder über die Zwillinge beschwert hatte, schwärmte jetzt schon fast von Fred. Man könnte fast meinen, sie sei in ihn verliebt, was sie allerdings die ganze Zeit über abstritt.
„Du hast jetzt auch eine Freistunde, oder?“ fragte George mich. Er reichte mir einen Stapel Pergament, den ich dankbar annahm und in meine Tasche stopfte. Als Antwort auf seine Frage nickte ich nur.
Ich stopfte auch die restlichen Sachen wieder in meine Tasche und wollte aufstehen, als ich irgendwas in meinen Haaren spürte. Als ich aufsah, wurde mir klar, dass es Georges Hand war. Er hatte den Arm ausgestreckt und sah halb konzentriert auf meine Haare. Ich sah ihn entgeistert an. Was macht er da mit meinen Haaren? George bemerkte meinen Blick und grinste leicht.
„Du hast Papier in den Haaren.“ erklärte er und tatsächlich, als er die Hand wieder zurückzog, hielt er ein Papierkügelchen in der Hand. Vermutlich hatten sich vorhin noch mehr dieser Teile in meinen Haaren verfangen, als die Zwillinge uns damit beworfen hatten.
„Danke.“ murmelte ich nur und stand auf. George tat es mir gleich und steckte dann lässig seine Hände in die Hosentaschen. Eine Geste, die mich letztes Jahr immer halb verrückt gemacht hat. Er war immer so ausgeglichen und ich war in seiner Nähe immer so ziemlich das Gegenteil gewesen.

Wir liefen nebeneinander den Gang entlang und sagten kein Wort zueinander. Ich spürte hin und wieder seinen Blick auf mir, sah aber stur geradeaus und fing nach einer Weile an mein Brötchen zu essen. Eine peinliche Stille zog sich über uns und ich verfluchte Pucey noch mehr dafür, dass wegen ihm meine Tasche aufgerissen ist und ich jetzt in dieser Situation steckte. Seit letztem Jahr war die ganze Situation anders zwischen George und mir. Letztes Jahr waren wir einfach nur Freunde, waren zusammen auf dem Weihnachtsball. Da war nichts. Und dann haben wir diesen einen Fehler begangen und alles zwischen uns hat sich geändert.

Vermeintliche Verabredungen

 Er zog die Tür hinter uns zu und intensivierte den Kuss. Ich vergrub meine Hand in seinen Haaren und drängte mich näher an ihn heran. Er löste unsere Lippen voneinander, nur um sich im nächsten Moment an meinem Hals herab zu küssen, was mir eine feine Gänsehaut verschaffte. Seine Hände wanderten zum Saum meines Shirts und spielten ein wenig daran rum, bevor er sie darunter gleiten ließ. Ich legte genießend meinen Kopf in den Nacken. Überall dort, wo er seine Hände langwandern ließ, legte sich eine heiße Spur auf meiner Haut ab, die mich fast wahnsinnig machte. Er löste sich von meinem Hals und zog mir das Shirt behutsam über den Kopf. Einen Moment sahen wir uns in die Augen, dann zog ich ihn wieder zu mir herunter und begann ihn erneut zu Küssen. Er drängte mich gegen die Wand. Die Steine waren kalt, dort, wo sie meinen Rücken berührten, aber die Kälte wurde durch die Hitze, die seine Finger hinterließen, wieder wettgemacht. Seine Hände wanderten über meine Brüste, die noch von meinem BH verdeckt waren, über meinen Bauch, bis zu meinen Hüften, wo er sie dann liegen ließ. Ich winkelte die Beine an und schwang sie um seine Hüfte. Sofort drängte er mich, wenn möglich, noch näher an die Wand, damit ich auch ja nicht runter rutschte. Ich krallte meine Finger in seinen Haaren fest, als seine Hände ihren Weg von meinen Hüften fort setzten und sanft über meinen Hintern strichen. Meine Hand geleitete von seinem Nacken, über seinen muskulösen Oberkörper, den ich nur durch sein Shirt spüren konnte. Aber ich wollte die Nähe zu ihm spüren, wollte seinen Körper so nahe an meinem haben, wie es nur ging. Ich zog ihm das Shirt über den Kopf und warf es rücksichtslos neben das Bett. Er drängte sich an mich und fing jetzt wieder an sich an meinem Hals runter zu küssen. Er verteilte Küsse auf meinem Schlüsselbein, was mir fast den Atem raubte. Seine Hand glitt zu meinem Oberschenkel und seine andere hielt mich am Rücken fest. Er hörte auf mich zu küssen, hielt mich gut fest, trat einen Schritt von der Wand weg und wir fielen aufs Bett. Ich lag unter ihm. Er stützte sich mit einem Arm neben meinem Kopf ab, damit ich sein Gewicht nicht komplett auf mir tragen musste. Seine Muskeln kamen so nur noch mehr zur Geltung und ich biss mir auf die Unterlippe, damit meine Fantasien in meinem Kopf aufhörten sich abzuspielen. Unsere Lippen fanden sich wieder. Ich ließ meine Hände an seinem Rücken nach unten wandern. Seine freie Hand machte sich an meinem Hosenknopf zu schaffen. Nach einigen Sekunden schaffte er es ihn zu öffnen und streifte mir die Hose von den Beinen. Sein erhitzter Körper traf auf meinen und ich konnte spüren, wie meine Haut unter seiner zu kibbeln begann. Sein Puls ging schneller als sonst, doch war im gleichen Takt mit meinem. Ich zog ihm ebenfalls seine Hose aus, indessen er meinen BH öffnete und ihn von meinen Schultern streifte. Er fuhr mit seiner Hand die Konturen meiner Brüste entlang, was mich leicht aufkeuchen ließ. Ich war wie benebelt, wie elektrisiert. Er befreite sich von seinen Shorts und mich von meinem Slip. Dann gab er mir endlich das, wonach ich mich die ganze Zeit sehnte.

Die Erinnerungen an die Abende, die wir zu zweit verbracht hatten, konnte ich bis dahin gut verdrängen. An sich ist da nichts dabei. Wir hatten Sex und das wars. Zumindest war es anfangs so. Ich war 16, er war schon 17 gewesen, als wir es zum ersten Mal gemacht hatten. Das war direkt nach dem Weihnachtsball. Keine Menschenseele war in seinem Schlafsaal. Klar war es riskant erwischt zu werden, aber es hatte seinen Reiz. Wir hatten uns geschworen, dass es bei dem einen Mal blieb und wir das nur machen, um es mal gemacht zu haben. Aber wie das mit den guten Vorsätzen nun mal ist, hält man sich nicht unbedingt daran. Und das haben wir auch nicht. Wir haben es wieder getan, als wir das nächste Mal zufällig allein waren. Und dann wurde aus den Zufällen Absicht. Wir haben uns heimlich getroffen, es war schon fast gruselig. Aber es war nur Sex, nichts weiter. Keine Gefühle. Nur eben dieses ‚Freunde mit gewissen Vorzügen‘ Ding.
„Passwort.“ riss mich die Fette Dame dann aus den Gedanken.
„Mimbulus Mimbeltonia.“ gab ihr George die Antwort und sie ließ uns in den Gemeinschaftsraum. Bis auf Kenneth Taylor, der über einem Buch brütete, war keiner hier. Ich war allerdings froh, wenigstens nicht komplett allein mit George hier zu sein.
Ich ließ mich auf das Sofa fallen und stellte meine Tasche vor mir ab. George setzte sich neben mich und legte einen Arm lässig über die Lehne. Er musterte mich interessiert.
„Ist alles okay bei dir?“ fragte er nach einer Weile, in der ich Stur ins Feuer gesehen hatte. Ich nickte leicht als Antwort, sah aber nicht zu ihm. Er lehnte sich zu mir rüber, sodass Taylor uns nicht hören konnte, obwohl ich mir nicht mal sicher war, ob er überhaupt wahrgenommen hatte, dass wir hier saßen.
„Wenn du drüber reden willst… ich hab ein offenes Ohr.“ sagte er leise in mein Ohr. Ein kleiner Schauer kroch über meinen Rücken. Ich drehte meinen Kopf jetzt doch in seine Richtung, um ihn ansehen zu können, was sich als riesigen Fehler heraus stellte, denn sein Gesicht war nur Zentimeter von meinem entfernt.
Mich überkam plötzlich das Verlangen ihn einfach an mich zu ziehen und ihn zu küssen. Kurz nachdem ich diesen Gedanken hatte, hätte ich mich am liebsten geohrfeigt. Ich hab das ganze beendet und es jetzt wieder anzufangen wäre ein fataler Fehler. Außerdem würde ich uns beide damit verletzen. Ich hatte schließlich meine Gründe, warum ich dieser kleinen, unschuldigen Affäre ein Ende bereitet hatte.
„Danke für das Angebot, aber es ist wirklich nichts.“ sagte ich mit so fester Stimme, wie nur möglich und drehte meinen Kopf zum Feuer. Ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Seine Nähe machte mich nervös. Ich wollte weg. Aus dem Gemeinschaftsraum und weg von George, um wieder klare Gedanken fassen zu können. Ich weiß nicht wie lange wir hier saßen und uns angeschwiegen hatten. Nach einer Weile schlug Taylor sein Buch zu und ich zuckte zusammen. Ich hatte völlig vergessen, dass er noch anwesend war. Die unangenehme Stille drohte mich zu ersticken und als Taylor dann noch aufstand und den Gemeinschaftsraum verließ, klingelten bei mir die Alamrglocken.
„Ich… muss kurz raus… ich muss in die Bibliothek.“ murmelte ich und stand auf, bevor George mir folgen konnte. Ich lief schnell aus dem Gemeinschaftsraum raus und rannte schon fast den Gang entlang. Ich drehte mich um und stellte erleichtert fest, dass George mir nicht gefolgt war. Vermutlich ist ihm mein Unbehagen aufgefallen.
Ich hörte die Klingel läuten und keinen Moment später umströmten mich Massen von Schülern. Ich bahnte mir einen Weg durch die Schüler und lief die Große Treppe hinunter. Von der einen Seite kamen grade die Schüler, die Zaubertränke hatten. Ich hielt Ausschau nach Alicia oder Angelina, konnte aber keine von beiden entdecken. Ich blieb auf der Treppe stehen und ließ meinen Blick noch einmal über die Schüler schweifen. Vielleicht waren die beiden auch schon draußen, wo wir uns verabreden wollten.
Etwas Hartes traf mich an der Schulter und ich wäre fast die Treppe runter gefallen, konnte mich aber noch rechtzeitig am Geländer festhalten.
„Du stehst im Weg Harvey.“ kommentierte Pucey, der mich anscheinend angerempelt hatte und seine Augen blitzten böse, als er an mir vorbei lief. Ich seufzte leise. Keine Ahnung, was er hatte, aber von allen Gryffindors  schien er mich am meisten zu hassen. Er machte mir das Leben schwer, wo er nur konnte. Zumindest versuchte er das, aber mittlerweile wusste ich, dass ignorieren hier die beste Lösung war. Ich lief die Treppe nach unten und durch die große Tür nach draußen aufs Gelände. Tatsächlich entdeckte ich Alicia und Angelina am See sitzen und ging auf sie zu. Beide sahen sie missmutig drein.
„Snape hat uns einen fünf Fuß langen Aufsatz aufgegeben.“ murrte Angelina als Antwort auf meinen fragenden Blick. Ich sah sie mittleidig an und setzte mich dann neben die beiden. Ein Stück von uns entfernt entdeckte ich Lee, Fred und George sitzen. Ich fragte mich nicht, wie George es so schnell nach hier draußen geschafft hatte, immerhin kannte er den ein oder anderen Geheimgang mehr als ich.
„Was wollte Fred vorhin mit dir besprechen?“ fragte ich Angelina, als mir wieder einfiel, warum er mich und George allein gelassen hatte. Ich grinste leicht auf ihren verdutzten Blick.
„Ich… also… Nur wegen Verwandlung.“ nuschelte sie und Alicia und ich begannen unisono zu lachen.
„Also wirklich Angi, unglaubwürdiger gings nicht, oder?“ fragte Alicia grinsend. Angelina schmunzelte leicht.
„Er hat mich wirklich nur gefragt, ob wir uns nach dem Unterricht in der Bibliothek treffen können, wegen dem Aufsatz für McGonagall.“ sagte sie eine Spur ernster.
„Aufsatz?“ fragte ich irritiert. Diesmal lachte auch Angelina.
„Ich frage mich wirklich, wie du in Verwandlung ein E geschafft hast!“ sagte sie lachend „So wenig wie du aufpasst.“ Ich sah sie finster an.
„Mir würde es mehr helfen, wenn ihr mir sagen würdet, was für einen Aufsatz wir bis wann schreiben sollen.“ sagte ich ein wenig genervt. Alicia kicherte.
„Über den Evanseco, eine Rolle Pergament zu nächster Stunde.“ sagte sie der Nettigkeit halber. Ich seufzte vehement. Verdammt, damit hätte ich meine Freistunde grade viel besser nutzen können.

In diesem Augenblick kamen drei Jungen auf uns zu. Lee, Fred und George.
„Hi.“ sagte Fred gedehnt und grinste uns mit seinem Weasley-Grinsen an.
„Hi.“ gab Angelina zurück. Sie zwirbelte sich kokett eine Haarsträhne um den Finger, während sie Fred beobachtete. Alicia und ich tauschten einen Blick und unterdrückten ein Kichern.
„Was gibt’s?“ fragte erstere dann an die drei gerichtet, da sie vermutlich nicht hier waren, damit Angelina Fred begutachten konnte. Fred löste jetzt seinen Blick von Angelina und sah zu Alicia.
„Nun also… ihr seid Mädchen..“ fing er an. Alicia verdrehte die Augen.
„Wow ich muss schon sagen, es ist eine Glanzleistung, dass euch das auch mal aufgefallen ist.“ sagte sie ironisch und ich musste Widerwillens kichern. Fred allerdings ließ sich nicht beirren.
„Tja und wir sind Jungen.“ Er zog vielsagend seine Augenbrauen nach oben. Alicia und ich warfen uns einen verwirrten Blick zu.
„Ich bin verwirrt über deine geistige Unterlegenheit….“ sagte ich immer noch irritiert. Worauf will er jetzt hinaus? Fred ignorierte mein Kommentar
„Tja und nächstes Wochenende ist Hogsmeade-Wochenende und Georgie und ich suchen noch eine Begleitung, also..?“ Fred sah ihn die Runde. Angelina schien von der Idee, dass sie zweifellos mit Fred ausgehen würde und eine von uns dann mit George gehen kann. Alicia schien sich nicht entscheiden zu können, ob sie jetzt grinsen, oder sich die Hand vor den Kopf schlagen wollte und ich sah einfach nur missmutig drein.
„Also..?“ fragte Fred ein wenig ungeduldiger, als wir nach ein paar Minuten immer noch keine Antwort gegeben hatten.
Ich schüttelte den Kopf.
„Ich muss passen, sorry, aber ich hab schon eine Verabredung.“ sagte ich, bevor ich mich bremsen konnte. Ich biss mir leicht auf die Unterlippe, als ich drei ungläubige Blicke erntete.
„Davon hast du uns gar nichts erzählt.“ sagte Alicia halb beleidigt, halb interessiert.
„Ich… das wollte ich nachher noch machen.“ sagte ich und nickte bekräftigend. George zog eine Augenbraue nach oben.
„Ach und mit wem gehst du hin?“ fragte er mich, wie nebenbei. Für alle anderen klang es wahrscheinlich auch nur mäßig interessiert. George war halt ein ausgezeichneter Schauspieler. Ich lächelte ihn süß an.
„Tut mir leid, aber das werde ich euch nicht verraten.“ sagte ich grinsend. George schnaubte leise. Er glaubte mir nicht, dass ich eine Verabredung hatte, was ich ja auch, genau genommen, nicht hatte.
„Okay, dann ist Clarisse eben raus.“ meinte Fred schulterzuckend und auch eher mäßig interessiert. „Ihr zwei“ er deutete auf Angelina und Alicia „geht mit uns hin.“ dabei deutete er auf George und sich selbst und grinste die Mädchen an. Ich fragte mich, mit wem Le wohl hinging, wenn er kein Date mehr sucht und sehe ihn fragend an. Lee grinste bloß und zwinkerte mir leicht zu, was wohl hieß, ich sollte mich überraschen lassen. Ich verdrehte nur die Augen, grinste aber zurück. Mich würde wirklich brennend interessieren, wer dieses mysteriöse Mädchen ist. Vermutlich das Mädchen, mit dem er sich dauernd heimlich zu treffen scheint.
Ohne eine Antwort abzuwarten, ob das Treffen für die beiden Mädchen überhaupt in Ordnung ging, drehten sich die drei Jungs um und liefen zurück ins Schulgebäude.
Alicia schüttelte nur den Kopf, grinste jedoch. Ich wusste, dass sie so eine Art Gefühle für George aufgebaut hatte. Ob es jetzt richtig Liebe war, konnte ich nicht sagen, aber es verlief in diese Richtung. Einer der Gründe, weswegen ich so wenig Zeit mit George verbringen wollte und die Sache beendet hatte. Ich war nur froh, dass weder Angelina, noch Alicia von Georges und meinen kleinen nächtlichen Ausflügen wussten.
„Mit wem gehst du nach Hogsmeade?“ fragte Alicia mich dann interessiert und holte mich somit aus meinen Gedanken zurück. Ich zuckte mit den Schultern.
„Weiß ich noch nicht.“ gab ich zu. Die beiden Mädchen sahen mich verwirrt an.
„Aber du hast doch gesagt-“
„Ich weiß was ich gesagt habe.“ unterbrach ich Angelina rasch. „Aber ich wusste, dass Fred mit dir ausgeht und George vermutlich eher Alicia, als mich gefragt hätte.“ Das letzte war gelogen und ich bereute es gesagt zu haben, als es meinem Mund entwichen ist. In Alicias Augen vernahm ich ein kleines Leuchten, was nichts Gutes zu verheißen hatte. Eigentlich wollte ich nur kein Date mit George haben. Die Situation zwischen uns war sowieso schon komisch genug. Angelina nickte nur verstehend.
„Also gehst du allein hin?“ fragte sie mich dann. Ich schüttelte den Kopf.
„Ich suche mir einfach noch jemanden, macht euch keine Gedanken.“ sagte ich leicht lächelnd.

Glasklare Tränen

 Jemanden zu finden, der mit mir nach Hogsmeade gehen würde, stellte sich als schwieriger heraus, als ich es erwartet hatte. Ich spielte sogar schon mit dem Gedanken einfach Eddie Carmicheal zu fragen, ob er mit mir hingeht, aber so schnell mir dieser Gedanke gekommen war, verwarf ich ihn auch wieder. Ich würde lieber allein, als mit Eddie nach Hogsmeade gehen.
Völlig in Gedanken, betrat ich das Klassenzimmer für Alte Runen, ein Fach das ich als einzige aus meinem Freundeskreis weiter belegt hatte, und wollte ich mich grade an meinen gewohnten Platz setzen, als ich merkte, dass dort schon jemand saß. Roger Davies. Wie ich diesen Kerl verabscheute. Er dachte auch, er könnte sich alles erlauben. Nur weil er Quidditch Kapitän war und die Hälfte der Mädchen in Hogwarts auf ihn abfuhren. Da war mir fast schon die Anwesenheit von Pucey lieber. Obwohl… Nein eigentlich nicht.
Ich lehnte mich auf den Tisch neben Roger und sah ihn böse an.
„Das ist mein Platz, Davies.“ wies ich ihn darauf hin. Er musterte mich nur milde beeindruckt und zog eine Augenbraue nach oben.
„Der halbe Raum ist frei, du kannst dich auch einfach woanders hinsetzen.“ sagte er und deutete dabei auf einen Platz am anderen Ende des Raumes. Ich lächelte nur gespielt freundlich. Ich wusste, dass er mich provozieren wollte. Ich sah es an dem kleinen Flimmern in seinen Augen.
„Eigentlich dachte ich eher, dass du deinen Hintern hier weg bewegst und ihn woanders hin platzierst.“ entgegnete ich sachlich. Roger schnaubte nur abfällig und ignorierte mich einfach. Ich gab ein frustriertes Geräusch von mir. Ich würde jetzt nicht mit Davies streiten, so wie er das vielleicht geplant hatte. Zu seinem Niveau würde ich mich nicht herab lassen. Ich pfefferte meine Sachen an den nächsten Tisch, sodass Carmichael, der eine Reihe vor mir saß, erschrocken zusammen fuhr. Als er sich zu mir umdrehte und mich bat leiser zu sein, sah ich ihn mit dem mörderischsten Blick an, den ich aufbringen konnte. Wenigstens gab er Ruhe und drehte sich wieder nach vorn. Als wäre das nicht schon genug gewesen, kam in diesem Moment mein Lieblingsslytherin in den Raum marschiert und kam direkt auf mich zu. Binnen zwei Sekunden realisierte ich, dass ich auf seinem eigentlichen Platz saß. Davies! Ich mach den Kerl kalt! Pucey stellte seine Tasche vor meiner Nase ab, aber ich gab ihm nicht das Genugtun zusammenzuzucken. Ich blickte stur geradeaus und ignorierte ihn, so wie Davies mich kurz zuvor ignoriert hatte. Ich musste mich schon einmal umsetzen, jetzt kann Monsieur Reinblut sich ebenfalls mal nach einem anderen Platz umsehen.
„Du sitzt auf meinem Platz.“ sagte Pucey nüchtern. Ich schnaubte. Jaa, das war mir auch schon aufgefallen, Einstein.
„Dann such dir einen anderen.“ murmelte ich nur halb so mutig, wie ich eigentlich klingen wollte. Pucey beugte sich zu mir nach unten und war mir jetzt bedrohlich nahe. Ich sah ihn immer noch nicht an.
„Eigentlich dachte ich, dass du dich woanders hinsetzt.“ sagte er nur gespielt geduldig, so als würde er einem kleinen Kind erklären, dass das C im Alphabet hinter dem B kommt. Ich ignorierte ihn immer noch und sah stur geradeaus. Pucey seufzte vehement. Dann nahm er meine Tasche und warf sie einen Tisch weiter hin.
„Hey.“ beschwerte ich mich ziemlich einfallslos. Bevor ich reagieren konnte, zog er mich mit einem Ruck auf die Beine, wobei ich mich fast an der Tischkante gestoßen hätte. Ungeachtet meiner Protestrufe, zog er mich zu dem Tisch auf dem meine Tasche lag, drückte mich auf einen Stuhl und setzte sich dann einfach auf seinen Platz. Perplex sah ich ihn an. Davies bekam sich nicht mehr ein vor Lachen und Carmichael grinste so dumm, dass ich ihm am liebsten seine viel zu große Brille von der Nase gerissen und auf dem Boden in Stücke getrampelt hätte, sodass sein Blickfeld noch eingeschränkter war, als das eines Maulwurfs im Sonnenlicht. Hasserfüllt starrte ich Pucey an, der nur selbstzufrieden grinste. Das würde er noch bereuen. So ein arrogantes, kleines Arschloch. Ich konnte mich grade nicht entscheiden an wem ich meine brodelnde Wut lieber auslassen würde. An Davies, der sich immer noch nicht ein bekommen hatte und sich weiterhin über mich lustig machte. An Carmichael, der sich jetzt vermutlich an seiner eigenen Spucke verschluckt hatte. Zumindest hustete er und versuchte sich selbst auf den Rücken zu klopfen, was ein wirklich komisches Bild abgab. Oder an Pucey, der meinen wütenden Blick nur mit einer hochgezogenen Augenbraue quittierte. Lachhaft! So eine Kinderkacke. Wirklich… als würde er es nicht überleben sich für eine Stunde auf einen anderen Platz zu setzen. Ich hab Davies doch auch in Ruhe gelassen, nachdem ich ihn, natürlich ganz freundlich wie eh und je, darum gebeten habe seine Hintern von meinem Stuhl weg zu bewegen.

Professor Babbling begann mit ihrem Unterricht und teilte mittels ihres Zauberstabs einige Bücher aus.
„Da das ziemlich viele Runen, die neu für euch sind und die Texte auch ein wenig anspruchsvoller als sonst sind, wäre es vielleicht ratsam die Aufgaben in Partnerarbeit zu bewältigen.“ Wenn Professor Babbling sagt, dass etwas ratsam wäre, dann hieß es eigentlich, dass es ohne gar nicht zu schaffen war. Ich seufzte leise. Ich hasste Partnerarbeit. Aber ohne Partner konnte ich unmöglich arbeiten, wenn Babbling schon so ankam und vermutlich würde sie am Ende der Stunde auch noch eine Note darauf geben.
Mein Blick schweifte durch den Raum. Wir waren nicht viele, aber eine grade Anzahl. Fünf Pärchen hatten sich schon gebildet. Das waren die, die immer mit irgendeinem Freund oder einer Freundin Alte Runen weiter belegt hatten. Als ich mir die drei Leute ansah, die noch übrig waren, hätte ich mich am liebsten einfach auf Professor Babblings Bücher übergeben. Ich hatte die Wahl. Entweder Carmichael, Davies oder Pucey. Bei Carmichael würde ich wahrscheinlich schon nach den ersten drei Minuten hyperventilieren, weil er mir so auf die Nerven geht. Oder ich könnte nicht lesen, was ich geschrieben habe, weil er parallel zum Sprechen immer einen Weitspuckwettbewerb auf mein Blatt absolvieren würde. Aber Davies und Pucey waren nicht viel besser. Zu Davies würde ich garantiert nicht angerannt kommen. Nicht, nachdem er mich in diese missliche Lage gebracht und Pucey mich hat demütigen lassen. Allerdings schien ihm die Auswahl auch nicht grad leicht zu sein. Entweder er setzte sich zu Pucey, einem Quidditchgegner und dann auch noch ein Slytherin, oder zu Carmichael, den er jetzt grade Naserümpfend musterte, oder er arbeitete mit mir.
„Roger, arbeiten wir zwei zusammen?“ fragte Carmichael grade mit seiner nervigen Stimme. Davies schüttelte viel zu schnell den Kopf, um es authentisch aussehen zu lassen.
„Nein. Sorry, ich arbeite schon mit Clarisse.“ Ich sah ihn stirnrunzelnd an. Nein, diese Genugtuung würde ich ihm nicht geben. Nicht, nachdem er mich ausgelacht hatte.
„Vergiss es.“ giftete ich Davies an, nahm meine Sachen, stand auf und ließ mich neben Pucey nieder. Davies musterte mich missmutig und Eddie, der froh war nicht mit einem Slytherin  - oder einer, wie er mich nannte, pubertierenden, nervenzerfetzenden, verwöhnten Göre, die nichts allein auf die Reihe bekommt - arbeiten zu müssen, setzte sich zu Davies. Erst da bemerkte ich, dass Pucey mich mit hochgezogenen Brauen musterte. Zugegeben, Pucey war nicht die beste Wahl, aber einfach aus dem Grund, dass Davies nach der Stunde ein komplettes Nervenbündel war, lohnt es sich dieses Opfer zu bringen. Pucey sah mich immer noch an und langsam wurde mir das zu lästig.
„Hättest du lieber mit Carmichael gearbeitet?“ fragte ich ihn zickig, als ich seinen nervigen Blick nicht mehr aushielt. Er schmunzelte bloß darüber, sagte aber nichts.
„Möglich.“ sagte er gedehnt und lehnte sich zurück. Ich seufzte resigniert, schlug mein Buch auf und beachtete ihn nicht weiter. Pucey grinste weiterhin und machte keine Anstalten irgendwas zu machen. Entnervt verdrehte ich die Augen über sein Verhalten, nahm sein Buch, schlug es auf und drückte es ihm in die Hand.
„Lesen!“ forderte ich ihn auf. Er sah mich mit einem Blick an, der mir deutlich zu machen versuchte, dass ich vollkommen ein Rad ab hatte und er ganz sicher nicht arbeiten würde. Ich ignorierte das gekonnt und las mir den Text durch. Nach circa der Hälfte des Textes sah ich zu Pucey, der immer noch nichts tat, außer mich anzusehen.
„Ich weiß, dass ich umwerfend aussehen muss Pucey, aber auch wenn es schwer fällt, könntest du bitte deinen Augen von mir lösen, auf dein Buch richten und den Text lesen!? Ich werde dir sicherlich nicht die Arbeit abnehmen“ sagte ich süßlich. Der Slytherin schnaubte verächtlich, ließ seinen Blick allerdings in sein Buch schweifen. Vermutlich hatte er nicht das Verlangen mich in der fälschlichen Annahme zu lassen, dass er mich irgendwie attraktiv finden könnte. Würde ja nur mein Selbstbewusstsein steigern. Auch wenn ich mir vollkommen bewusst war, dass Pucey mich vermutlich eher abschätzend, als schwärmend gemustert hatte, aber wen interessiert‘s? Hauptsache er las seinen Text.

Nachdem ich den Text gelesen hatte sah ich zu Pucey neben mir, der schon die Runenübersicht rausgekramt hatte. Ich kramte in meiner Tasche nach meiner eigenen Übersicht, fand sie aber nirgends. Ich hätte heulen können. Es kostete mich eine ganze Menge an Überwindung Pucey zu fragen: „Kann ich bei dir mit reinsehen?“ Er stoppte mitten in der Bewegung und sah mich an, als wäre ich jetzt vollkommen verrückt geworden.
„Bitte?“ fragte ich noch einmal in der Hoffnung das es freundlicher klang und versuchte mich an einem Hundeblick, wie ich ihn bei diesen ganzen Vorstadt Prinzessinnen gesehen hatte, die immer das bekamen, was sie wollten. Anscheinend machte ich irgendetwas falsch. Pucey hob nur eine Augenbraue, ignorierte mich und widmete sich dem Text.
„Wenn ich bei dir nicht mit reinsehen kann, kann ich nicht arbeiten und du musst alles allein machen. Das willst du doch sicher nicht, oder?“ fragte ich ihn entnervt. Pucey sagte keinen Ton sondern pfefferte seine Übersicht einfach in die Mitte von uns beiden.
„Danke.“ sagte ich überheblich und widmete mich der Übersicht.
„Wir teilen auf, dann müssen wir nicht unnötig miteinander reden.“ sagte Pucey dann zu mir. Ich sah ihn an und nickte. Der erste intelligente Satz, den ich aus Pucey Mund gehört habe, seit ich denken kann. „Ich mach die erste Hälfte, du die zweite.“ erwiderte ich und machte mich ans übersetzen.

Ich war mit dem Text fertig, als es zur Pause klingelte. Pucey setzte ebenfalls grade den letzten Strich auf sein Pergament. Er hatte eine ordentliche und saubere Handschrift, wie ich sie von einem Jungen eigentlich nicht erwartet hatte.
„Bevor ihr geht, will ich eure Übersetzungen noch einsammeln.“ rief Professor Babbling in den Raum. Dachte ichs mir doch. Alle kritzelten die Namen oben auf die Pergamente und brachten sie nach vorne.
„Wenn ich wegen dir eine schlechte Note bekomme, bring ich dich um.“ murmelte Pucey im Vorbeigehen, schnappte sich seine Sachen und rauschte aus dem Raum. Ich schüttelte nur den Kopf. Slytherins konnten sich so kindisch verhalten! Ich packte meine Sachen zusammen und verließ dann ebenfalls den Raum.
Ich lief schnurstracks in die Halle zum Mittagessen. Alicia und Angelina waren noch nicht da. Dafür allerdings die Zwillinge. Von Lee war keine Spur zu sehen. Ich wusste dass sowohl Angelina, als auch Alicia sich vermutlich gerne zu den Zwillingen setzen würden, also ging ich zu den beiden und setzte mich ihnen gegenüber. Fred grüßte mich freundlich, während George mich bloß ignorierte. Ich nahm mir ein wenig Kartoffeln auf meinen Teller und Sauce. Dann aß ich stumm. Es dauerte nicht lange, bis Angelina und Alicia auch aufkreuzten. Angelina ließ sich neben Fred nieder und Alicia setzte sich zu mir. Ich lächelte beide fröhlich an.

Mein Blick streifte etwas abwesend über den Tisch, während ich darauf wartete, dass meine zwei Freundinnen endlich mit Essen fertig wurden und blieb schließlich an einem Paar Augen hängen. George senkte seinen Blick schnell wieder, aber ich sah nicht weg. Es tat mir weh ihn so zu sehen. Meinen ehemaligen Freund. Wenn ich könnte, würde ich alles dafür tun, dass unsere Freundschaft wieder wird wie früher. Aber ich habs verkackt. Wir haben es verkackt. George und ich. Hätten wir uns bloß niemals auf diese dumme Affäre eingelassen.
*-*-*-*
Ich machte mich auf den Weg ins Badezimmer der Vertrauensschüler. Zwar war ich weder Quidditch-Kapitän, noch selbst Vertrauensschülerin, aber Alicia und Angelina, die beide das Bad hier benutzen durften, waren so freundlich und hatten mir das Passwort gegeben. Die Duschen hier waren einfach viel angenehmer, als die in unseren Schlafsälen.
Ich zog mich komplett aus. Unter der Woche kam sowieso nie jemand hier her und schon gar nicht, wenn es schon so spät war, wie jetzt. Die meisten kamen immer am Wochenende ins Bad und waren vor Ausgangssperre wieder in ihren Schlafsälen. Vertrauensschüler eben. Hauptsache man hält sich an alle Regeln. Also konnte ich getrost davon ausgehen ungestört zu sein. Ich stapelte meine Klamotten ordentlich auf einen Haufen und nahm mir ein Badetuch mit. Dann ging ich in den Raum mit den Duschen und ließ das Wasser laufen. Wie Seide floss es über meinen Körper. Ich duschte so ausgiebig, wie ich es nur hier tat. Es war fast schon wie Wellness für meinen Körper. Eigentlich war es unglaublich unfair, dass nur die Vertrauensschüler und Quidditch-Kapitäne hier ins Bad durften. Als würden die anderen Schüler diesen Luxus nicht verdienen. Nur weil wir keine Arschkriecher sind oder zu unsportlich sind, um ins Quidditch-Team zu kommen.
Nach dem Duschen trocknete ich meine Haare notgedrungen mit dem Handtuch ab und band es mir um den Körper. Dann ging ich in den Raum, in dem ich meine Klamotten abgelegt hatte. Ich vernahm ein leises Rauschen und runzelte die Stirn. Ist das Wasser? Ich dachte ich wäre allein…
Ich betrat den Raum, um mich wieder anzuziehen, nur lagen meine Klamotten nicht mehr da, wo ich sie hingelegt habe. Stattdessen stand dort, vor dem riesigen Becken, in das jetzt Wasser eingelassen wurde, niemand geringeres, als Roger Davies und grinste mich lasziv an. Meine Miene verdunkelte sich.
„Wo sind meine Klamotten?“ fragte ich ihn wütend und hielt mein Handtuch notgedrungen noch fester an meinen Körper, damit es auf keinen Fall herunter rutschte. Soweit würde es noch kommen, dass er mich nackt sieht. Davies zog eine Augenbraue nach oben.
„Hier lagen keine Klamotten.“ sagte er mit einer Unschuldsmiene. Er selbst hatte sich schon bis auf seine Shorts ausgezogen und stand oberkörperfrei, lässig gegen die Wand gelehnt. Vermutlich wollte er Baden gehen. Deswegen auch die Geräusche von Wasser, das ins Becken floss. Er war muskulös und breitschultrig, aber sein gutes Aussehen machte das jetzt auch nicht mehr wett. Er war ein Arsch und ehrlich gesagt, wusste ich nicht mal wirklich, was ich ihm getan hatte. Warum bei Merlins ungewaschener Unterhose zog er jetzt so eine Show ab? Nur weil ich ihn mit Carmichael zusammen hab arbeiten lassen? Das ist doch kein Grund.
„Gib mir sofort meine Sachen wieder.“ zischte ich böse und ging einen Schritt auf ihn zu. Ziemlich angsteinflößend schien das allerdings nicht zu wirken, denn Davies lachte nur. Ich funkelte ihn wütend an.
„Ich meins ernst Davies!“ sagte ich zornig. Auf einmal war sein Lachen wie weggefegt. Als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Es war fast schon beängstigend, sodass ich das, was er als nächstes tat nicht voraussehen konnte.
Bevor ich reagieren konnte, packte Davies meinen Arm und schleuderte mich gegen die Wand. Fast verlor ich das Gleichgewicht und wäre hingefallen. Mein Kopf dröhnte von dem Aufprall. Er stellte sich so nah vor mich, dass nur noch eine Hand zwischen unsere Körper gepasst hätte.
„Was soll das?“ fragte ich ihn und konnte nicht verhindern, dass meine Stimme panisch klang. Es machte mir Angst, dass er so bedrohlich vor mir stand. Ich versuchte ihn mit meiner Hand wegzustoßen, mit der anderen hielt ich das Handtuch fest. Aber es half nichts. Er rührte sich keinen Zentimeter, sondern sah mich nur unbeeindruckt an. Dann musterte er mich von oben bis unten. Nein, eigentlich scannte er mich mit seinem Blick ab. Und übrig blieb nur ein laszives Grinsen, das sich über seine Lippen zog
„Du siehst scharf aus, Harvey.“ flüsterte er mir ins Ohr. Es jagte mir einen Schauer über den Rücken, allerdings keinen von der guten Sorte. Ich drehte mein Gesicht von ihm weg und sah  zu Boden. Was war bloß in ihn gefahren? Ich konnte ihn zwar nie richtig ausstehen, aber für so einen Widerling hatte ich ihn eigentlich nicht gehalten.
„Was willst du Davies?“ fragte ich mit so fester Stimme, wie ich sie nur aufbringen konnte.
„Ich weiß nicht… vielleicht… das hier“ Er presste seine Lippen auf meine und ich keuchte erschrocken auf. Was sollte das denn jetzt? Panisch wollte ich ihn irgendwie von mir wegdrängen. Ich nutzte das kleine Stück Platz zwischen uns, kratzte mit meinen Fingernägeln einmal über seinen Oberkörper und biss ihm, hoffentlich schmerzhaft, auf die Lippe. Er atmete zischend ein. Die Kratzer waren zwar nicht tief, aber sie waren da. Drei rote Striemen zogen sich über seinen Oberkörper und ich stellte mit Genugtun fest, dass seine Lippe ebenfalls blutete. Er funkelte mich wütend an und knurrte leicht. Ich schreckte zurück und kam nicht umhin ihn ängstlich anzusehen. So schnell hatte der Triumph ein Ende. Mein Atem ging schnell und mein Herz pulsierte in mir. Er war viel stärker und muskulöser, als ich und ich hatte nicht mal meinen Zauberstab dabei.
Er kam wieder auf mich zu und hielt meine Handgelenke fest, sodass ich mich nicht mehr wehren konnte. Ich spürte seinen Atem nur Zentimeter von mir entfernt.
„Was soll das Davies? Was hab ich dir bitte getan?“ fragte ich ihn zittrig. Meine Beine wollten nachgeben und ich wäre vermutlich zusammengebrochen, wenn er mich nicht so festgehalten hätte.
„Das fragst du noch?“ sagte er böse und drängte sich noch ein Stück an mich.
„Lass mich los Davies, ich hab nichts gemacht.“ Ich versuchte mich mit meinen Beinen frei zu strampeln, aber ich kam nicht gegen ihn an. Verzweiflung überkam mich. Er war stärker als ich. Und das wusste er auch.
„Nichts gemacht.“ schnaubte er. Er sah mich wutentbrannt an. Die Angst, die ohnehin schon vorhanden war, kroch jetzt immer weiter in mir hoch und drohte mir die Kehle zuzuschnüren.
„Du hast Lügen über mich verbreitet.“ Eine seiner Hände fuhr unter mein Handtuch und meinen Oberschenkel nach oben. Ich wimmerte leicht.
„Ich hab nichts über dich gesagt.“ Ich schluchzte und eine Träne kullerte aus meinem Augenwinkel. Ich hatte Angst vor den Dingen, die er mit mir anstellen würde. Ich hatte nichts über Davies gesagt, ich hatte keine Lügen über ihn verbreitet. Warum sollte ich auch sowas tun?
„Versuch dich nicht daraus zu reden. Ich habs doch selbst gehört. Dass du darüber geredet hast, dass ich ein Erpresser wäre und dich zu Dingen zwinge, die du nicht willst.“ schnaubte er und nestelte jetzt an der Öffnung meines Handtuchs rum. Ich schüttelte den Kopf.
„Ich hab sowas nie gesagt.“ Eine weitere Träne floss meine Wange runter.
„Das hat mir ziemliche Probleme beschafft.“ sagte er ernst und mit einem Blick der Entschlossenheit auf seinem Gesicht, der mich erschaudern ließ. Er kam mit seinem Gesicht näher und im nächsten Moment spürte ich seinen Atem an meinem Ohr.
„Soll ich dir mal zeigen, wie das ist, wenn ich jemanden zu Dingen zwinge? Vielleicht hörst du dann auf solche Sachen zu erzählen.“ flüsterte er in mein Ohr. Ich schüttelte den Kopf.
„Nein… bitte. Ich wars nicht, ich hab das nicht erzählt! Das ist eine Lüge. Bitte. Ich hab nicht-“ Aber Davies hörte nicht auf mich, sondern öffnete mein Handtuch und ließ seine Hände meinen Körper entlang fahren. Ich schrie auf und immer mehr Tränen rannen über mein Gesicht.
Und grade als ich dachte, dass ich verloren wäre und der Ravenclaw vor mir mich garantiert hier vergewaltigen würde, kam das Unmögliche. Ein roter Lichtblitz und Davies wurde von mir weggezogen. Er lag reglos am Boden. Meine Sicht wurde verschleiert und ich sackte schluchzend am Boden zusammen. Ich zog die Beine an meinen Körper, versuchte mich notgedrungen wieder mit dem Handtuch zu bedecken und umklammerte meinen Körper mit meinen Armen. Ich hörte Schritte auf mich zukommen, aber ich bewegte mich nicht. Ich weinte haltlos. Vor Erleichterung, vor Schock, vor Angst.
Ich spürte, wie mir irgendwas um die Schultern gelegt wurde. Eine Jacke, wie ich nach einigen Sekunden feststellte. Wer auch immer mich grade vor Roger gerettet hatte, ließ mich erst einmal heulen, solange ich wollte, kniete nur am Boden neben mir und reichte mir ein Taschentuch nach dem anderen.

Triefende Tränen

 Nach einer Weile hatte ich mich beruhigt. Ich spürte immer noch Rogers Hände an meinem Oberschenkel und vermutlich wäre ich vor Scham rot angelaufen, bei dem Gedanken, dass ich für ein paar Sekunden unbekleidet vor ihm gestanden hätte, nur saß der Schock so tief, dass ich in diesem Moment nicht darüber nachdenken konnte. Ich sah mit rot angeschwellten Augen auf meinen Retter. Verdutzt blickte ich ihn an und mein Atem stockte. Ich vergaß sogar das Schluchzen.
„Pucey?“ fragte ich irritiert. Meine Stimme war belegt und brüchig vom vielen Weinen. Adrian Pucey schien sich nicht entscheiden zu können, ob er aufmunternd lächeln oder emotionslos gucken sollte. Der Mix aus beidem ließ sein Gesicht komisch wirken. Wenn ich nicht grade unter Schock gestanden hätte, würde ich wohl lachen. Er kniete neben mir und gab sich anscheinend ziemlich Mühe seine Augen in meinem Gesicht zu lassen und nicht auf meinen, nur mit einer Jacke und einem Handtuch bedeckten, Körper zu richten. Peinlich berührt zog ich die Jacke enger um mich. Ich war mir sicher, dass meine Wangen jetzt doch mindestens die Farbe von Tomaten angenommen hatten.
„Geht’s wieder einigermaßen?“ fragte er mich. Ich nickte leicht. Ich war immer noch zu überwältigt. Ich hätte eher erwartet, dass er mir einen Fluch auf den Hals jagt, statt mich zu retten.
„Ich… Danke.“ brachte ich schließlich heraus. Er nickte nur.
„Deine Klamotten liegen da vorne.“ Er deutete auf eine riesige Pflanze in einer Ecke und tatsächlich sah ich dort meinen Pulli liegen. Ich wusste überhaupt nicht wie ich mit der Situation umgehen sollte. Zum einen ärgerte ich mich, dass ich mich nicht besser umgesehen hatte, denn meine Klamotten waren nicht wirklich gut versteckt. Zum anderen zitterte ich immer noch, wenn ich meinen Blick zu Davies gleiten ließ. Und dann kniete da Pucey immer noch neben mir und sah mich so hilflos an, wie ich mich fühlte, mit einer Packung Taschentücher in der Hand, aus der ich mich grade eben noch großzügig bedient hatte.
„Am besten du verschwindest, bevor er wieder aufwacht.“ meinte er dann ganz unvermittelt, stand vom Boden auf, ging zu Davies und zerbrach kurzerhand seinen Zauberstab. Ich keuchte leicht. Pucey sah mich irritiert an.
„Der Kerl wollte dir grade sonst was antun… ist nur eine Sicherheitsmaßnahme.“ sagte er. Mir fehlten einfach komplett die Worte, weswegen ich nur wieder stumm nickte. Ich musste wirken, wie ein Wackeldackel. Aber er hatte recht. Davies wollte grade weiß ich was für Dinge mit mir anstellen. Ein zerbrochener Zauberstab war da vermutlich noch das geringste Übel, das ihm bevor stehen könnte. Anscheinend war Pucey selbst etwas überfordert mit der Situation, denn er fuhr sich verlegen durch die Haare. Nachdem er noch einmal einen Blick auf mich geworfen hatte, vermutlich zur Bestätigung, dass es mir wirklich gut ging und er mich allein lassen konnte, verließ er das Bad und ließ mich komplett verwirrt zurück. Drei Minuten später sprang ich auf und wollte ihm hinterher.
„Warte… deine Jacke!“ aber er war schon weg. Immer noch verwirrt zog ich mich wieder an, Puceys Jacke nahm ich mit. Roger lag immer noch bewusstlos am Boden. Der Zauber schien ihn ziemlich hart getroffen zu haben. Aber ich verschwendete nicht meine Zeit, oder wartete darauf, dass er aufwachte, sondern machte mich auf den Weg in meinen Schlafsaal.
Den ganzen Weg zurück zum Gryffindor-Gemeinschaftsraum zitterte ich und musste das ein oder andere Mal stehen bleiben und mich irgendwo festhalten, um nicht umzukippen.

Im Gemeinschaftsraum angekommen, achtete ich nicht auf Angelina, die mich fröhlich zu sich winkte, sondern ging sofort in den Schlafsaal. Ich legte Puceys Jacke ordentlich auf einen Stuhl und ließ mich selbst auf mein Bett fallen.
Tausend Gedanken streiften durch meinen Kopf. Ob Davies mittlerweile aufgewacht ist? Vielleicht war er noch Wütender auf mich, weil ich es geschafft hatte ihm zu entkommen. Nur die Sache, warum er wütend auf mich war, verstand ich noch nicht. Ich hatte nie irgendjemandem erzählt, dass er ein Erpresser wäre oder etwas dergleichen. Also, wie kam er auf so etwas? War das einfach nur ein Vorwand, oder hatte ich einen Feind, der mir sowas anhängen wollte? Und was meinte er mit den Problemen, die daraus für ihn resultierten? Allgemein hatte ich noch nicht mal etwas von diesem Gerücht gehört. Ich schloss die Augen vor Erschöpfung. Natürlich, er hatte mich grade angegriffen, aber ich hätte es ihm vorher nicht zugetraut.
Und dann Pucey… Warum hatte er mich gerettet? Warum war er überhaupt im Vertrauensschülerbad gewesen? Ich öffnete wieder leicht meine Augen. Er hatte weder ein Handtuch, noch irgendetwas anderes dabei, also war er nicht zum Duschen, oder Baden da gewesen. Ich runzelte die Stirn. Es ergab alles einfach keinen Sinn. Ich verstand nichts. Wie ein Puzzel, in dem die passenden Puzzleteile noch fehlten.
Nach einer Weile stand ich auf und zog mir meine Schlafsachen an. Ich wollte jetzt mit niemandem reden. Nach Davies‘ Angriff fühlte ich mich immer noch dreckig und unwohl. Als Angelina in den Schlafsaal kam, um nach mir zu sehen, tat ich so als würde ich schlafen. In Wahrheit tat ich die halbe Nacht kein Auge zu. Um drei Uhr früh sah ich auf die Uhr. Ich war hellwach. Die ganze Zeit schwebten verwirrende Gedanken durch meinen Kopf. Nach einer Weile stand ich auf und ging ins Badezimmer, um mir mit kühlem Wasser das Gesicht zu waschen. Die Bilder spielten sich immer wieder in meinem Kopf ab und ich fing wieder an zu zittern.
Nachdem ich das Gefühl hatte, mich zu übergeben rannte ich zur Toilette rüber, doch es kam nichts. Neben der Toilette ließ ich mich auf den Boden sinken und lehnte meinen Kopf gegen die kühle Wand. Ich bemerkte nicht, dass Alicia ins Bad kam und leise die Tür hinter sich schloss. Erst, als sie vor mir kniete, schreckte ich zusammen und sah sie an. Sie musterte mich besorgt.
„Willst du drüber reden?“ fragte sie mich leise. Ich biss mir zittrig auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. Sie sah mich sorgevoll an und nach einer Weile verstand ich auch, wieso. Ich hatte wieder angefangen zu weinen und hatte es nicht mal mitbekommen. Alicia nickte verstehend und nahm mich in die Arme. Das liebte ich so sehr an ihr. Sie war einfach da für mich. Sie tröstete mich, auch wenn sie keine Ahnung hatte warum.
Nachdem sie mir eine ganze Weile über den Rücken gestrichen hatte, hatte ich mich wieder einigermaßen beruhigt. Es war schon fast gruselig, dass Alicia es immer schaffte mein Wohlbefinden so drastisch zu erhöhen.
„Danke.“ sagte ich ehrlich und sie lächelte mich an. Sie sagte nichts mehr zu dem Thema. Sie fragte auch nicht weiter nach. Sie wusste, wenn ich bereit dazu war, würde ich ihr schon erzählen, was los war.

Ich war nur froh, dass Samstag war, denn so konnte ich wenigstens noch den Schlaf nachholen, den ich in der Nacht versäumt hatte. Alicia und Angelina waren schon aufgestanden, als ich wach wurde. Der Schlafsaal war also leer. Mein Blick fiel zu der Jacke von Pucey und ich überlegte sie in meine Tasche zu stecken und ihm zu geben, falls ich ihm heute begegnen sollte. Wenn ich sie da so liegen sah, erinnerte sie mich immer an Davies und ich fühlte mich wieder so schmutzig. Ich wollte sie einfach schnellstmöglich loswerden.
Nachdem ich aufgestanden war, ging ich ins Bad um mich fertig zu machen. Ein Blick in den Spiegel zeigte mir, dass ich grauenvoll aussah. Ich hatte Augenringe und meine Wangen waren gerötet. Meine Augen waren vom vielen Weinen gestern noch angeschwollen und meine Haare standen zottelig ab. Wäre heute Halloween gewesen, hätte ich mich nicht mal großartig stylen brauchen. Ich wusch mir das Gesicht und versuchte meine Haare ein wenig zu zähmen. Im Großen und Ganzen sah ich aber immer noch scheiße aus. Leise seufzend zog ich mir meine Klamotten an und ging in den Gemeinschaftsraum.
Angelina saß neben Fred, der einen Arm um sie gelegt hatte und angeregt mit George redete. Lee und Alicia sah ich nicht.
Freds „Wow, Clarisse, hat dich die Nacht ein Zombie gebissen?“ ignorierte ich einfach.
„Angi, ist Alicia noch beim Frühstück?“ Meine Stimme war heiser und kratzig. Die Angesprochene sah auf und musterte mich. Ihr schien auch schon aufgefallen zu sein, dass ich nicht wirklich gesund aussah, doch vermutlich hatte sie genug Grips um zu wissen, dass ich vor den Zwillingen eh nichts sagen würde, also sprach sie mich nicht darauf an.
„Ja, sie ist noch in der Halle.“ sagte sie stattdessen und lächelte mich aufmunternd an. Ich rang mir ebenfalls ein Lächeln ab und begab mich dann aus dem Gemeinschaftsraum auf den Weg zur Großen Halle.
Ich bog um eine Ecke und wäre fast in Lee reingerannt, der träumerisch zu Boden blickte. Ich musste bei seinem verdatterten Gesichtsausdruck leicht schmunzeln. Wenigstens versuchte er zu ignorieren, dass ich aussah, als wäre ich grade von einem Troll ausgekotz wurden. Er und die Zwillinge hatten schon häufig genug mitbekommen, dass sie solche Probleme nichts angingen und Lee kannte mich gut genug um zu wissen, dass ich keine mitleidigen Blicke von ihm ernten wollte.
„Morgen Clary.“ sagte er und grinste mich an. Clary. Er und die Zwillinge gaben mir diesen Kosenamen manchmal. Außer meinen Eltern nannte mich normalerweise eigentlich keiner so. Ich lächelte Lee an.
„Wieso bist du allein unterwegs und nicht bei den Zwillingen?“ fragte ich ihn interessiert. Das hatte ich mich schon die ganze Zeit gefragt. Ich hatte überlegt, ob er eventuell noch mit Alicia geredet hatte, weswegen diese auch noch in der Halle war, aber anscheinend waren die beiden nicht zusammen Essen gewesen. Lee zuckte mit den Schultern.
„Ich hab noch mit… wem geredet.“ erwiderte er gedehnt. Ich schmunzelte und hob eine Augenbraue.
„Mit dem mysteriösen Mädchen, mit dem du auch nach Hogsmeade gehst?“ fragte ich ihn interessiert und musterte ihn. Er schabte leicht mit dem Fuß auf dem Boden und steckte seine Hände in die Hosentaschen.
„Sie ist nicht mysteriös…“ murmelte er verlegen und ich musste lachen. Es tat gut zu lachen. Ich hatte schon Angst gehabt, ich würde vergessen, wie das ist.
„Verrätst du mir ihren Namen?“ frage ich ihn grinsend. Lee musterte mich einen Moment unentschlossen, dann drehte er seinen Kopf hin und her, um sich zu versichern, dass niemand uns zuhörte und sah mich dann wieder an.
„Okay… verrats aber niemandem. Sie will nicht, dass es öffentlich wird.“ murmelte er und ich nickte. Vermutlich sagte er mir das auch nur, weil ich grade echt übel aussah. Vielleicht hatte er auch Angst ich würde einen Gefühlsausbruch bekommen und anfangen zu heulen. So wie ich aussah, war das nicht mal eine abwegige Vermutung.
„Ich schweige besser als Tote!“ versprach ich und hob zwei Finger nach oben „Indiana Ehrenwort.“ Lee sah mich verwirrt an.
„Was für ein Wort?“ fragte er und runzelte die Stirn. Manchmal vergaß ich, dass Lee aus einer Zaubererfamilie stammte und einige der Muggel-Sprüche gar nicht kannte. Ich war Halbblut. Meine Mutter stammte aus einer Muggelfamilie und die Mutter meines Vaters war ebenfalls Muggelstämmig gewesen. Meine Eltern achteten ziemlich genau darauf, dass ich Muggel tolerierte und hatten mir schon immer sowohl die Zauberersitten, als auch die Muggelsitten beigebracht. Genauso, wie sie mir Märchen aus beiden der Welten vorgelesen hatten.
„Nichts, vergiss es.“ sagte ich rasch auf Lee’s Frage hin. Er zuckte mit den Schultern und lehnte sich dann zu mir.
„Also es ist… Anita Barnes.“ sagte er leise. Fast schon zu leise, was gar nicht nötig gewesen wäre, da wir die einzigen in dem Gang waren. Ich sah ihn mit großen Augen an.
„Die Ravenclaw? Die Blonde? Die in Zauberkunst neben dir sitzt?“ fragte ich ihn überrascht. Er nickte. Anita Barnes war eines der beliebtesten Mädchen in Ravenclaw, aber meiner Meinung nach war sie eine totale Zicke. Nur gibt es ja Menschen, die man vollkommen falsch einschätzt. Vielleicht war sie gar nicht so übel, wie ich immer dachte. Obwohl ich eigentlich der Meinung war, dass sie auf Roger Davies stand. Gut okay, eigentlich war ich der Meinung, dass sie alles männliche anhimmelte, was gut aussah. Bei der Erinnerung an Davies schüttelte es mich und ich versuchte beim Thema zu bleiben. Lee war definitiv die bessere Wahl.
„Freut mich für dich.“ sagte ich dann lächelnd und Lee grinste mich an.
„Und geht ihr dann zusammen nach Hogsmeade?“ fragte ich ihn. Er schüttelte etwas betrübt den Kopf.
„Wie schon gesagt, sie will es geheim halten.“ murmelte er und seufzte leicht. Ich runzelte die Stirn. Sofort wurde Anita mir wieder unsympathisch.
„Mit wem gehst du eigentlich?“ fragte Lee mich dann nach einer Weile. Ich wollte ihn erst verwirrt ansehen, dann fiel mir ein, dass ich ja gesagt hatte, ich hätte schon eine Verabredung.
„Weißt du was Lee? Lass uns zusammen hingehen.“ sagte ich und Lee sah mich irritiert an.
„Aber du meintest doch gestern noch, dass-“ ich unterbrach ihn mit einer Handbewegung.
„Das hat sich erledigt. Und Anita Barnes soll sehen, was sie verpasst, wenn sie das zwischen euch lieber geheim halten will!“ sagte ich entschieden. Lee lachte leicht über meinen entschlossenen Gesichtsausdruck.
„Na schön, dann gehen wir zusammen hin.“ sagte er zustimmend. Ich grinste ihn an.
„Super.“ meinte ich noch euphorisch und ging dann federnden Schrittes an ihm vorbei und in Richtung der Großen Halle. Lee schüttelte nur grinsend den Kopf und machte sich auf den Weg in die andere Richtung. Wenigstens war meine Laune wieder ein wenig gehoben.  

Verlorene Freundschaft

 Ich zerriss mir auf dem Weg zu Großen Halle die ganze Zeit den Kopf über Anita Barnes. Irgendwas passte da nicht zusammen. Sie war klug und hübsch… Natürlich war nichts Ungewöhnliches daran, das Anita sich für Lee zu interessieren schien. Er hatte sich im Laufe der Jahre zu einem attraktiven und gut gebauten Jungen entwickelt und war auf jeden Fall reifer, als die Zwillinge es waren. Aber die Sache geheim zu halten war schon komisch.
Ich schüttelte meinen Kopf. Ich hatte grade selbst zu viele Probleme und wenn Lee nichts Komisches daran sah, dann sollte ich mir nicht den Kopf darüber zerbrechen.
In der Halle angekommen, sah ich mich nach Alicia um. Ich entdeckte sie am Gryffindor-Tisch. Sie schien sich mit Katie Bell zu unterhalten. Ich ging lächelnd zu den beiden und setzte mich neben Alicia.
„Morgen ihr zwei.“ grüßte ich die beiden. Katie lächelte mir zu und wünschte mir ebenfalls einen guten Morgen, während Alicia erst einmal einen genüsslichen Schluck von ihrem Kakao nahm, bevor sie mich ansah.
„Wie geht’s dir?“ fragte sie mich, wie beiläufig, doch bedachte sie mich mit diesem forschenden Blick.
„Gut.“ sagte ich lächelnd und mir ging es wirklich schon besser. Auch wenn ich vermutlich nicht wirklich so aussah. Alicia nickte und formte mit den Lippen ‚Wir reden später!‘ Ich nickte leicht und nahm mir dann etwas zu Essen.
Ich ließ meinen Blick, wie so oft beim Essen, über die Leute streifen. Zwei Mädchen am Ravenclaw-Tisch, die angeregt diskutierten und eine dritte die neben ihnen saß und beinahe in Tränen ausbrach. Eine kleine Hufflepuff, die grade genüsslich ihr Toast essen wollte, als jemand sie ansprach und sie so heftig zusammen zuckte, dass das Toast auf ihre Hose viel. Die morgendliche Runde, in der alle ihren Tagespropheten lasen und sich angeregt über die neusten Neuigkeiten unterhielten, die gewiss größtenteils mit Harry Potter und Dumbleore zu tun hatten. Den Punkt, an dem der Schulleiter von Hogwarts dem Ministerium so misstrauisch geworden war, hatte ich nicht so ganz begriffen.
Roger Davies saß nicht am Ravenclaw-Tisch, was mich ziemlich erleichterte. Das hieß, ich würde heute weniger Unterricht mit ihm haben. Dann wurde meine Aufmerksamkeit auf ein kleines Grüppchen Slytherins gelenkt, welches grade zur Halle rein marschierte. Adrian Pucey war unter ihnen. Ich ließ meine Hand in meine Tasche gleiten, um zu sehen ob ich seine Jacke mit hatte. Wenn sie einzeln die Halle verlassen, dann würde ich Pucey abfangen und sie ihm geben. Mir war es immer noch immens peinlich, dass er mich nackt gesehen hatte. Auch wenn ich meinen Körper ziemlich gut verdeckt hatte. Es war mir trotzdem peinlich. Aber ich wollte seine Jacke auch nicht die ganze Zeit behalten.

Ich sagte Alicia und Katie, dass sie schon mal vorgehen konnten, als sie fertig waren mit Frühstücken. Angelina hatte heute ein Quidditchtraining angesetzt und da ich nicht im Team spielte, hatte ich sowieso mehr Zeit.
Ich aß betont langsam und beobachtete Pucey unauffällig. Dann nahm ich nach einer Weile aus den Augenwinkeln wahr, wie er aufstand. Erst wollte Bletchley mit aufstehen, aber dann redete Montague auf ihn ein und er setzte sich wieder. Pucey bewegte sich in Richtung Ausgang und ich stand ebenfalls auf und folgte ihm schnell. Er bog um eine Ecke und ich beeilte mich, damit ich ihn nicht aus den Augen verlor. Er machte sich auf den Weg in Richtung Kerker. Also jetzt, oder nie.
„Pucey!“ rief ich und hoffte, dass hier kein anderer war, der uns sehen, oder hören konnte. Der Slytherin blieb stehen und drehte sich zu mir. Offensichtlich konnte er sich nicht entscheiden, ob er die Augen verdrehen und weiter gehen, oder verdutzt hier stehen bleiben sollte. Ich lief ein wenig schneller, damit ich den Abstand aufholte. Sein Blick war ziemlich einschüchtern und ich biss mir leicht unsicher auf die Lippe. Einen Moment lang vergaß ich vollkommen, was ich hier wollte.
„Was gibt’s?“ wollte er wissen, als ich nur vor ihm stand und nichts sagte und verschränkte die Arme.
„Also… Ich-“ begann ich leicht stockend und musste mich erst einmal sammeln, doch er unterbrach mich mit genervtem Ton.
„Hör zu, Harvey. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit. Wenn du dich bei mir bedanken willst, dann lass es einfach. Es interessiert mich sowieso nicht.“ Sagte er hart und sah mich ausdruckslos an. Ich schüttelte verwirrt den Kopf. Bitte Was? Dass er so mit mir redete, machte mich irgendwie wütend und ich schnaubte bloß.
„Keine Sorge, dir zu Danken würde mir nicht im Traum einfallen.“, sagte ich sarkastisch, öffnete meine Tasche und kramte seine Jacke raus. Irgendwo tief in mir spürte ich allerdings doch einen kleinen Stich. Jetzt verstand ich gar nichts mehr.
„Eigentlich wollte ich dir die hier bloß wieder geben.“ Pucey blickte verdutzt auf die Jacke, die ich ihm jetzt in die Hand drückte. Damit schien er vermutlich nicht gerechnet zu haben. Er sagte kein Wort sondern hielt die Jacke einfach nur an sich, allerdings mit ein wenig Abstand, so als hätte er Angst, er würde sich vergiften, nachdem ich sie angefasst hatte.
„Noch was?“, fragte er, nachdem ich ihn immer noch sauer angestarrt hatte.
„Ja.“, entgegnete ich, bevor ich mich bremsen konnte. Pucey seufzte.
„Warum hast du mir geholfen, wenn ich dir so auf die Nerven gehe? Wenn du mich nicht leiden kannst, dann hättest du dir die Mühe mit Davies auch sparen können.“ Ich sprach eine Spur ernster und ruhiger. Es interessierte mich wirklich. Pucey zuckte nur mit den Schultern.
„Es wäre mir egal gewesen, wer in deiner Situation gewesen wäre. Ich hätte jedem Mädchen geholfen. Auch wenn sie ein Schlammblut gewesen wäre.“ Erwiderte er sachlich. Ich schnaubte verächtlich. Allein dass er Schlammblut, statt Muggelstämmig sagt, zeigt doch schon, dass er es nicht getan hätte. Ich schüttelte einfach nur den Kopf, drehte ich um und ging. Nicht mal meinen Dank nimmt er an. Das ist echt lächerlich! Und extrem kindisch.
Trotz alledem interessierte mich immer noch, warum er überhaupt in dem Vertrauensschülerbad war. Er war schließlich auch kein Vertrauensschüler. Aber das würde ich wohl nie erfahren.

Das Quiddtichtrainig dauerte eine Weile. Ich lungerte erst gelangweilt im Gemeinschaftsraum rum. Dann machte ich mich daran meinen Aufsatz für Verwandlung zu schreiben, der mehr schlecht als recht ausfiel und letzten Endes stand ich auf und verließ den Gemeinschaftsraum. Ich hatte zwar seit gestern Abend meine Bedenken allein in Hogwarts rumzulaufen, aber ich konnte mich schlecht die ganze Zeit verstecken. Trotzdem zuckte ich bei jedem kleinen Geräusch zusammen und drehte mich um, aus Angst Davies könnte vor mir stehen und mich wieder anfassen. Ich schüttelte den Kopf. Ich wusste nicht mal, wo er sich verkrochen hatte. Beim Mittagessen hatte ich ihn ebenfalls nicht gesehen. Ein ungutes Gefühl überkam mich, aber ich konnte es nicht einordnen.
Ich lief den Gang entlang. Hier und da kam mir ein Schüler entgegen. Ich atmete immer erleichtert aus, wenn ich bemerkte, dass es nicht Davies war. Ich lief an einem Wandteppich vorbei. Einer, den ich besonders mochte. Er war kunstvoll gestickt und beinhaltete nichts, außer den Farben Grün, Blau, Rot und Gelb. Aber das Muster war einfach fantastisch. Verschiedene Spiralen in den verschiedensten Farben, die ineinander zu verlaufen schienen.
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich die Person nicht bemerkte, die von hinten an mich ran trat, bis sich eine Hand auf meinen Arm legte. Geschockt und panisch fuhr ich herum und meine Hand donnerte ohne Vorwarnung dem hinter mir ins Gesicht. Ich war so fest überzeugt, Davies hätte sich an mich ran geschlichen, dass ich jetzt vollkommen verwirrt war, als da statt Davies George stand, dem ich grade eine saftige Ohrfeige gegeben hatte. Perplex hielt sich dieser die gerötete Wange.
„Merlin… George, das… das tut mir leid…“, stotterte ich und sah ihn genauso geschockt an, wie er mich.
„Ich dachte du… Du hast mir einen wahnsinns Schrecken eingejagt!“ Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich litt wirklich unter Verfolgungswahn. George rieb sich immer noch über die schmerzende Wange.
„Ist schon okay, ist mal ne etwas andere Art von Begrüßung.“ Er grinste schief, während ich nur verlegen zu Boden sah. Ihn zu schlagen war nicht meine Absicht. Auch wenn ich etwas erstaunt darüber war, wie gut ich das drauf hatte. Immerhin sah man meinen Handabdruck auf seiner Wange. Ich sah wieder auf und blickte George in die Augen.
„Ich wollte eigentlich mit dir reden.“, sagte er nach einer Weile, in der er mich nur stumm angesehen hatte. Nachdem ich ihn geschlagen hatte, war ich ihm das wohl schuldig. Ich brachte es jetzt nicht über mich einfach mit einer Ausrede abzuhauen. Später würde ich nur ein schlechtes Gewissen haben.
„Okay… wollen wir uns in den Gemeinschaftsraum setzen, oder-“ Ich brach ab. Eigentlich fand ich die Option Gemeinschaftsraum am besten, also wollte ich ihm nicht noch eventuelle andere Orte nennen, an denen wir eventuell ungestört sein könnten.
George schüttelte zu meinem Unglück den Kopf.
„Ich wollte allein mit dir reden… irgendwo, wo uns nicht unbedingt die ganzen Gryffindors zuhören.“ murmelte er. Er nahm jetzt die Hand von seiner Wange, die immer noch leicht gerötet war und sah mich bittend, fast schon flehend, an. Ich seufzte ergeben und ging mit ihm zusammen ein Stück, bis wir in einen ziemlich leblosen Gang waren und uns dort in eine Nische zurückzogen. Ich setzte mich mit dem Rücken an die Wand und musterte George, der sich gegenüber von mir nieder ließ.
Er schien nicht recht zu wissen, wie er das Thema beginnen sollte, worüber er mit mir reden wollte und rang um Worte. Er setzte mehrmals an etwas zu sagen, schien es sich dann aber noch mal anders zu überlegen.
„Was ist los mit dir?“, fragte er dann und ich war so überrumpelt von der Frage, dass ich einen Moment nicht ganz einordnen konnte, worüber er überhaupt sprach.
„Du benimmst dich komisch. Ich verstehe ja, dass du das, was mal zwischen uns war, nicht mehr willst. Aber du gehst mir seitdem aus dem Weg. Du behandelst mich, als wäre ich einer von Hagrids Krötern, zudem du so viel Abstand willst, wie nur irgend möglich. Du redest kaum noch mit mir. Du haust immer ab, wenn wir allein sind und du bist zu allen freundlich und offen, nur mir gegenüber nicht.“ Sein Redeschwall machte mich komplett sprachlos. Ich wusste, dass ich ihm damit irgendwie zusetzte, aber ich wusste nicht, dass ihn das so sehr beschäftigte. Diese ganzen Vorwürfe musste ich erst einmal verarbeiten, bis mir klar wurde, dass das alles keine Vorwürfe waren, sondern dass ich mich wirklich so benahm. Ich setzte schon zu einer Entschuldigung an, als mir bewusst wurde, dass das George wahrscheinlich nur wütend machen würde. Ein „Es tut mir leid.“ wäre wirklich das Bescheuertste, was ich in diesem Moment von mir geben könnte. Das half ihm vermutlich auch nicht viel weiter.
„Du hast mich verunsichert.“, sagte ich dann und war überrascht wie fest meine Stimme klang. George sah mich überrascht an.
„Ich meine.. was du gesagt hast bei unserem letzten Treffen, das…“ Ich brach ab und seufzte leise. „Es hat mich einfach verunsichert. Du warst immer mein bester Freund, George. Und den wollte ich nicht verlieren. Nicht wegen… sowas.“ Ich gestikulierte mit meinen Händen.
„Die Sache zwischen uns war schön, ohne Frage. Aber was du gesagt hast…“ Erneut musste ich abbrechen. Zu stottern hatte ich eigentlich eher weniger vor. George musterte mich weiterhin und sah dann auf seine Hände.
„Es tut mir leid. Ich dachte…“ Er schüttelte den Kopf und lachte trocken auf „Ich war ein Idiot! Ich dachte bei dir wärs genauso.“ Ich schluckte, obwohl ich nicht mal genug Spucke im Mund hatte, die ich hätte runterschlucken können. Er war offensichtlich deprimiert darüber. Ich konnte es auch ein klein wenig nachvollziehen.
„Ich wollte einfach nur meinen besten Freund wieder und ich dachte-“ Er unterbrach mich, bevor ich zu Ende reden konnte.
„Und du dachtest, Abstand wäre das Beste?“ George sagte es verächtlich und in einem Tonfall, den ich von ihm so noch nicht gewohnt war. Ich schüttelte leicht den Kopf.
„Aus deinen Mund klingt die Idee total bescheuert.“, gab ich zu. George schnaubte bloß.
„Die Idee ist total bescheuert. Wie soll das zwischen uns denn so werden, wie früher, wenn du mir aus dem Weg gehst?“, fragte er mich kopfschüttelnd. Ich biss mir leicht auf die Lippe.
„George das ist es doch grade. Egal was wir versuchen würden, es wird nie wieder so wie früher.“ Er sah mich an. In seinen Augen spiegelte sich Trauer wieder und mir wurde schwer ums Herz.
„Du hast unsere Freundschaft also schon aufgegeben, bevor wir es überhaupt versucht haben.“, sagte er nüchtern und sah mich mit so einem enttäuschten Blick an, dass ich fast das Atmen vergessen hätte. Ohne ein Wort stand er auf und ging den Gang entlang, in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Ich gönnte mir den Moment um meinen Kopf für ein paar Sekunden in meinen Händen zu vergraben und mich selbst zu verfluchen, dann stand ich auf und folgte ihm.
„George! Warte!“ rief ich. Zu meiner Erleichterung blieb er stehen und ich rannte zu ihm, damit ich nicht durch den ganzen Gang brüllen musste. Seine Augen hatten diesen Glanz, den nur er hatte und einen Augenblick drohte ich mich in ihnen zu verlieren.

Notwendige Aussprache

Ich lag auf dem Bett und hatte die Augen geschlossen. George lag neben mir, seinen Arm um meine Schulter gebettet. Er duftete fantastisch. Ein Geruch, der mich halb verrückt werden ließ. Er spielte mit einer meiner Haarsträhnen und ich lächelte leicht, bevor ich meine Augen öffnete. Ich sah ihn an und er erwiderte meinen Blick. Dann beugte er sich langsam zu mir und küsste mich, so wie er mich noch nie geküsst hatte. Voller Leidenschaft und Tiefsinnigkeit. Er drückte mich tiefer in die Kissen und fuhr mit seiner Hand über meinen immer noch nackten Körper. Ich drückte ihn ein Stück von mir weg und grinste ihn an.
„Ich glaube, ich bin jetzt nicht in Form um noch mal mit dir zu schlafen, George.“, sagte ich schmunzelnd. Er sah mich unbeeindruckt an.
„Ich hab nichts von Sex gesagt.“, murmelte er. Irritiert musterte ich ihn, aber er war schon wieder dabei seine Lippen auf meine legen zu wollen. Bevor er mich allerdings küssen konnte drehte ich den Kopf zu Seite. Das schien ihn allerdings nicht sonderlich zu stören und er begnügte sich damit mir meinen Hals zu küssen. Er küsste sich so lange nach unten, bis er eine empfindliche Stelle an diesem gefunden hatte. Ich schloss leicht die Augen und ließ das wohlige Gefühl über mich ergehen.
„Wie meinst du das?“, fragte ich ihn dann nach einer Weile, um den Faden wieder aufzugreifen. George löste sich von meinem Hals und sah mir in die Augen. Er lächelte. Es war allerdings nicht dieses Weasley-Lächeln, dieses spitzbübische, freche Lächelnd. Es war ein ehrliches und aufrichtiges Lächeln, welches mich irgendwie noch mehr verwirrte, als ich ohne hin schon war.
„Wir können uns auch einfach nur küssen, ohne dass das auf Sex rausläuft.“, meinte er schulterzuckend, aber ich hob eine Augenbraue nach oben.
„Und worauf läuft das sonst raus?“, fragte ich ihn misstrauisch. George seufzte leise und legte dann seine Stirn an meine, sodass sich unsere Nasenspitzen berührten. Er schloss die Augen und ich tat es ihm gleich.
„Clarisse, ich…“ Er brach ab. Ich öffnete wieder die Augen, als ich seine Stirn nicht mehr an meiner spürte und merkte, dass er mich ebenfalls ansah.
„Da ist was zwischen uns beiden.“, sagte George dann sachlich und ohne Scham. Ich runzelte die Stirn. Klar war da was zwischen uns… immerhin hatten wir Sex und das nicht wenig.
„Ich hab Fred von uns erzählt.“, murmelte George dann. Ich verdrehte nicht die Augen, oder seufzte genervt. Ich gab nicht mal einen empörten Ton von mir. Mir war von Anfang an klar, dass Fred davon wusste. Spätestens, seit er diese Bemerkungen machte. Als George merkte, dass ich nicht sauer war, fuhr er fort.
„Er meinte, dass das niemals gut geht, weil wir nun mal beide vom jeweils anderem Geschlecht sind und garantiert einer irgendwann Gefühle für den anderen bekommen wird.“ Ich runzelte die Stirn. Worauf wollte er jetzt hinaus? George sah mich jedoch so grade heraus aus ehrlichen Augen an, dass ich nicht viel Energie dafür aufbringen konnte mir den Kopf über sowas zu zerbrechen. Er würde mich sowieso gleich aufklären.
„Ich glaube Fred hat recht. Zumindest was mich betrifft.“ Ich war viel zu verwirrt. Das was ich dachte, was er sagen könnte, wollte ich nicht mal in Gedanken denken.
„George… worauf willst du hinaus?“, fragte ich ihn und sah ihn leicht panisch an.
„Clarisse ich glaub ich…“ Er brach ab und sammelte sich noch mal neu. „Nein… I-Ich hab mich definitiv in dich verliebt.“ Er sah mich an, um meine Reaktion mitzubekommen. Ich starrte ihn einfach nur verblüfft an. Damit hatte ich nicht gerechnet. Damit WOLLTE ich nicht rechnen. George konnte sich unmöglich in mich verlieben. Das war einfach… Es ging nicht! Wir waren beste Freunde.
„Und ich will nicht einfach nur Sex mit dir haben. Das kann ich nicht mehr.“ Er sah mich mit einem undurchdringlichen Blick an. Ich schüttelte einfach nur den Kopf. Ich musste das ganze erst mal verarbeiten.
„Ich glaube es ist besser, wenn ich jetzt gehe.“, murmelte ich nur. George sah mich verwirrt an.
„Was..?“, fragte er und ich hörte wie mit diesem kleinen Wort all seine Hoffnung schwand.
„George, ich empfinde nicht so für dich.“, sagte ich grade heraus. Es brachte ja sowieso nichts, wenn ich ihm nur was vorspielen würde. Seinem verletzten Blick wich ich aus.
„Und du hast recht. Du solltest nicht einfach nur Sex mit mir haben. Genau genommen sollten wir gar kein Sex mehr haben.“ Während ich redete, zog ich mir meine Klamotten wieder über. George blieb einfach sitzen, betrachtete mich ausdruckslos, mit leerem Blick, dass es mir fast das Herz zerriss. Ich wollte noch irgendwas sagen, aber ihn so verletzt zu sehen… Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich ging einfach zu Tür, verließ das Zimmer und schloss sie hinter mir. Ich ließ George verletzt und ohne Erklärungen zurück und ich schwor mir, ihm fürs Erste aus dem Weg zu gehen. Vielleicht war das nur eine Phase und er würde irgendwann aufhören Gefühle für mich zu haben. Auch wenn dieser Gedanke vielleicht irrsinnig war, aber ich wollte unbedingt meinen besten Freund und am besten ohne dass er Gefühle für mich hatte.

Ich sah George immer noch an. Die Erinnerung platze einfach so über mir herein, so wie es in letzter Zeit häufiger passierte.
„George… verstehst du nicht? Das steht zwischen uns. Deine Gefühle für mich würde ich niemals erwidern.“ Es schmerzte mir, ihm schon wieder einen Korb geben zu müssen. Er schüttelte jedoch nur den Kopf.
„Darum geht es grade überhaupt nicht, Clarisse.“ Er klang wütend und ich konnte ihn verstehen. Ich benahm mich total bescheuert.
„Wir waren beste Freunde und natürlich würde das anfangs zwischen uns stehen, aber du müsstest nicht mit irgendwelchen Liebesproblemen leben! Ich müsste damit klarkommen und ich wäre auch damit klar gekommen. Meinst du ich hätte dir das wirklich gesagt, wenn ich Angst hätte, dass unsere Freundschaft deswegen auseinander bricht?“ George war so frustriert. Seine Stimme wurde immer lauter und sein Kopf färbte sich allmählich rot.
„Ich hatte vielleicht nicht unbedingt mit einer Abfuhr von dir gerechnet, aber ich war mir sicher – VERDAMMT SICHER – dass du weiter für unsere Freundschaft kämpfen würdest, wenn du nicht dieselben Gefühle für mich aufbringen könntest.“ Ich war so geschockt, von seinem Ausbruch, dass ich einfach nur wie versteinert da stand und nichts sagen konnte. Ich konnte ihn einfach nur anstarren. Was war in letzter Zeit nur los mit mir? Ich bekam mein sonst so vorlautes Mundwerk kaum auf, schon gar nicht in Georges Gegenwart und sobald ich mal ein wenig Mut hatte, verließ der mich auch gleich wieder.
„Hätte ich gewusst, dass das so endet, hätte ich dir das niemals gesagt.“ Er schluckte schwer und sah mich aus traurigen Augen an. Sein letzter Satz war fast nur noch ein Flüstern gewesen. Ich biss mir auf die bebende Unterlippe. Das alles war einfach zu viel für mich. Erst Davies mit seinen komischen Spielchen und jetzt George.
Letzterer bemerkte anscheinend, dass mir Tränen in den Augen standen, die gleich mit vollem Halleluja nur so aus meinen Augen schwimmen würden, denn er trat einen Schritt zu mir und wollte mich an sich ziehen, aber ich wich zurück und versuchte mich zusammen zu reißen.
„Ich wollte dich nicht verletzen George. Ich wollte einfach nicht, dass du ewig an mir hängst. Ich wollte dir Zeit geben darüber hinweg zu kommen. Ich dachte, du müsstest dich nicht dauernd mit mir befassen, wenn ich nicht in deiner Nähe wäre.“ Ich biss mir erneut und ein wenig heftiger auf die Lippe, als ich bemerkte, dass meine Tränen jetzt schon stärker auf die Tränendrüse drückten.
George schüttelte verzweifelt den Kopf.
„Damit hast du mich eigentlich nur noch mehr verletzt, als ich ohnehin schon war.“ Murmelte er und fuhr sich durch die Haare. „Als du einfach aus dem Zimmer gegangen bist… das war ein Scenario, das ich mir nicht mal in Gedanken hatte ausmalen können.“, sagte George und die Enttäuschung, die aus seinen Worten herausfloss, überschwamm mich nur so.
„Es tut mir leid, George.“, flüsterte ich schließlich. George seufzte.
„Das macht es auch nicht wieder rückgängig.“ Ich wusste, dass er recht hatte. Warum musste auch alles so schrecklich Kompliziert sein? Ich seufzte und biss mir wieder auf die Unterlippe. George verschränkte die Arme und musterte mich. Ich erwiderte seinen Blick zögerlich.

„Warum?“, fragte ich ihn nach einer Weile der Stille, als ich mich wieder halbwegs beruhigt und die Tränen runter geschluckt hatte. Er runzelte die Stirn. Ich holte tief Luft und sah ihm direkt in seine Augen.
„Warum ich? Warum hast du dich in mich verliebt?“ die Frage brannte auf meiner Zunge, seit er mir das Geständnis gemacht hatte.
„Ich meine… du hättest so einige in Hogwarts haben können, also was hab ich bitte so Besonderes an mir, das andere Mädchen nicht haben?“ George sah mich einen Moment lang entgeistert an, dann brach er in schallendes Gelächter aus, sodass ich vor Schreck einen Schritt zurück wich.
„Du bist echt bescheuert, Clary!“, murmelte er, als er sich wieder beruhigt hatte. Clary… so hatte er mich schon eine ganze Weile nicht mehr genannt. Normalerweise störte mich dieser Kosename ungemein, aber komischerweise klang er aus Georges Mund fast noch schöner, als mein richtiger Name. Über meine eigenen Gedanken verwirrt, schüttelte ich den Kopf.
„Wäre das nicht eigentlich ein Grund sich nicht in mich zu verlieben?“, fragte ich ihn dann und zog eine Augenbraue nach oben. Er schmunzelte einfach nur.
„Ich weiß nicht warum ich mich in dich verliebt habe, okay. Ich weiß nur, dass es so ist und wenn ich könnte, würde ich es ändern, aber das geht nun mal nicht so einfach.“, sagte er dann und zuckte etwas hilflos mit den Schultern. Komischerweise versetzte mir es einen kleinen Stich, dass er das gerne ändern würde. Aber ich sollte nicht so egoistisch sein, schließlich würde es mir vermutlich in seiner Situation nicht anders gehen und außerdem wünschte ich mir ja meinen normalen, nicht in mich verliebten, besten Freund zurück.
„Und was machen wir jetzt?“, fragte ich dann ein wenig planlos. Das alles einfach vergessen? Ich war mir nicht sicher, ob ich das so einfach konnte.. Vielleicht sollten wir die ganze Sache langsam angehen.
„Ich würde vorschlagen, jetzt gehen wir in den Gemeinschaftsraum.“, meinte George bloß. Ich schmunzelte ein wenig, wollte allerdings auch nicht großartig weiter über das Thema reden. Vermutlich war er genauso ratlos, wie ich. Also ging ich einfach mit ihm zusammen in den Gemeinschaftsraum. Es war fast schon ein ungewohntes Gefühl neben ihm zu laufen und mit ihm allein zu sein, mich aber nicht so unwohl zu fühlen.
Warum verdammt hatten wir dieses Gespräch nicht schon viel früher geführt?

Glitzerndes Armband

Drei Abende nach dem mehr oder weniger klärendem Gespräch zwischen George und mir, schlich ich mich mit Alicia aus dem Schloss. Angelina hatte heute mal wieder ein Quidditchtraining angesetzt und den Teamkameraden wohl ziemlich zugesetzt. Es hatte geschüttet wie aus Eimern. Fred und George kamen mit übel aussehenden Gesichtern in den Gemeinschaftsraum und liefen so, als hätten sie sich versehentlich auf einen Kaktus gesetzt. Auf meinen fragenden Blick hin, erklärte mir Alicia, dass sie mal wieder irgendwelche ihrer Scherzartikel an sich selbst ausprobiert hatten, die in Kombination mit Besen fliegen wohl nicht sonderlich geglückt waren. Laut Alicia sollte auch das komplette Training ‚ziemlich fürn Arsch‘ gewesen sein. Katie hatte Nasenbluten bekommen, was immer stärker wurde, Ron hätte kaum einen Ball gehalten und wenn, war es wohl mehr aus Zufall. Angelina war so gereizt gewesen, dass sie alle so lange getriezt hatte, bis sie selbst keine Ausdauer mehr hatte. Alicia war entnervt vor Anstrengung und von Angelina kaum ansprechbar. Angie selbst war einfach nur fertig in den Schlafsaal verschwunden und auch die Zwillinge wollten irgendwas gegen ihre Schmerzen unternehmen.
Am Abend jedoch, als Alicia sich grade meinen fertigen Verwandlungsaufsatz durchlas und korrigierte, viel ihr auf, dass sie ihr Glücksarmband nicht mehr hatte. Wir suchten erst das Sofa ab, auf dem wir den ganzen Nachmittag gesessen hatten, dann den kompletten Gemeinschaftsraum, fanden aber nichts. Alicia war sich zwar nicht sicher, dass sie es beim Quidditch abgenommen hatte, aber wir wollten zu aller erst in dem Umkleiden nachsehen. Und sie konnte natürlich nicht bis morgen warten. Immerhin ging es um ein Geschenk ihres Bruders und ihren persönlichen Glücksbringer.
Also machten wir uns auf den Weg nach draußen. Die Ausgangssperre war erst in ein paar Minuten, das heißt drauf achten, dass uns keiner erwischt, müssten wir erst beim Rückweg.
Draußen war es schon ziemlich frisch. Klar, es war immerhin Herbst. Der Regen hatte zum Glück schon aufgehört, denn nass werden bei dem Wind, der grade wehte, wollte ich nicht wirklich.
Als wir ankamen, lief Alicia schnell in die Umkleide, allerdings ohne Erfolg.
„Ich würde vorschlagen du suchst auf dem Feld und ich gehe noch mal die Umkleiden und Duschen ab.“, schlug Alicia dann vor und ich nickte einverstanden.
Mit meinem Zauberstab, der mir ein wenig als Licht dienen sollte, machte ich mich auf den Weg zum Quidditchfeld. Grade als ich fast dort war, stieß ich gegen irgendeine Person, die grade aus einer der Umkleiden kam und fiel flagranti und sehr unelegant auf den Hintern.
Ich verzog ein wenig das Gesicht, da mein Steißbein vom Aufprall ein wenig schmerzte und sah dann hoch, um die Person vor mir erkennen zu können. Allerdings war es zu dunkel und ich erkannte nur die Umrisse. Einen Moment lang dachte ich es wäre Davies und Panik kroch wieder meiner Nacken rauf, doch dann erkannte ich wie derjenige mir seine Hand hinhielt. Vermutlich, um mir aufzuhelfen. Wenn es wirklich Davies war, war es sowieso egal war, ob ich mich allein aufrappelte oder mit Hilfe, denn wenn er mir etwas Böses wollte, dann würde er das sowieso hinbekommen. Ich ergriff die Hand und ließ mich hochziehen, wobei ich ein wenig nach vorn stolperte und beinahe wieder gegen die Person stieß. Zum Glück hatte ich meinen Zauberstab, dem ich jetzt mit einem stummen Lumos befahl mir Licht zu machen. Als ich erkannte, wer da vor mir stand, zog ich überrascht die Augenbrauen nach oben.
„Pucey?“, meinte ich nicht sehr geistreich und musterte den Slytherin skeptisch. Was machte er so spät hier draußen noch?
„Verfolgst du mich?“, entgegnete er und musterte mich unschlüssig, jedoch mit einem leicht belustigten Blick. Unwillkürlich wurde mir wieder bewusst, dass er mich vor kurzem erst ziemlich unbekleidet aus den Klauen von Davies gerettet hatte. Roger war seit dem Vorfall krankgeschrieben, laut ein paar Ravenclaws sollte er aber spätestens übermorgen wieder fit sein. Leider. Den Vorfall mit ihm hatte ich noch nicht gemeldet. Auch Alicia hatte ich angelogen und gesagt, dass ich grade Familienprobleme hatte und alle schrecklich vermissen würde, da meine Großmutter im Sommer verstorben und meine Mom seit dem ziemlich niedergeschlagen war. Ich brachte es einfach noch nicht über mich mit jemandem darüber zu reden. Und warum ausgerechnet Davies sich krankschreiben ließ hatte ich auch nicht verstanden. Schließlich war ich diejenige, die er angegriffen hatte, nicht andersrum.
„Ich verfolge dich sicherlich nicht. Ich suche nur etwas.“, sagte ich und starrte ihn säuerlich an. Als würde ich ihn verfolgen. Meinen Dank nahm er offensichtlich nicht an, also hatte ich nichts, was ich ihm noch sagen könnte.
„Geht’s dir gut?“, fragte der Slytherin vor mir dann plötzlich und ich sah ihn erneut verwirrt an. Ob es mir gut ging? War das sein verdammter Ernst? Er war einer der Personen, die diese Frage eigentlich überhaupt gar nicht stellen brauchten. Zum einen, weil er nicht erwarten konnte, dass ich ihm eine ernsthafte Antwort auf die Frage gab, geschweige denn ihm mein Herz ausschütten würde. Zum anderen wusste er, was im Vertrauensschülerbad passiert war. Warum auch immer grade er dort aufgetaucht war. Das verstand ich immer noch nicht.
„Ja, mir geht’s super. Und dann bist du aufgetaucht.“, erwiderte ich sarkastisch und stolzierte dann einfach an ihm vorbei. Ich sollte vielleicht netter zu ihm sein, denn schließlich hatte er mich gerettet. Aber er hatte mir ja deutlich zu verstehen gegeben, dass ich mir meinen Dank sonst wo hin schieben sollte. Und das tat ich jetzt auch.
„Ich meins Ernst Harvey. Ich will wissen, wie es dir geht!“, sagte er dann in einem Ton, der keinen Widerspruch dulden ließ und der die sonst so höfliche Frage ziemlich böse erscheinen ließ.
Ich drehte mich um und funkelte ihn immer noch angesäuert an.
„Ich meins auch ernst Pucey. Du wirst von mir auf die Frage keine seriöse Antwort bekommen.“, fauchte ich ihn an und drehte mich dann wieder dem Quidditchfeld zu. Mit dem Zauberstab leuchtete ich über den Boden und suchte nach Alicias Armband. Fast hoffte ich, dass Pucey wieder gehen würde, aber das tat er nicht. Er schritt gelassen neben mir her und musterte mich die ganze Zeit dabei, wie ich meinen Blick angestrengt auf den Boden richtete und versuchte mich auf das Armband zu konzentrieren.
Nachdem einige Minuten verstrichen waren, ließ er ein vehementes Seufzen lauten.
„Hör zu, die Sache mit Davies fand ich auch nicht lustig. Und ich hab dir angesehen, dass es dir nicht gut geht. Spätestens als du mir meine Jacke wieder gegeben hast.“ Ich unterbrach ihn in dem ich leicht schnaubte.
„Dann erübrigt sich deine Frage doch, oder?“, meinte ich ein wenig zickig. Irgendein Teil von mir fand das Ganze ziemlich nett von ihm. Schließlich war er ein Slytherin und brauchte sich keine Sorgen um eine hilflose Gryffindor zu machen. Ein anderer Teil war allerdings nie so wirklich gut auf Pucey zu sprechen gewesen. Dieser ließ seine Hände in seinen Jackentaschen verschwinden. In der Jacke, die er mir gegeben hatte, nach der Sache mit Davies.
„Ich versteh nicht, warum du Davies nicht angeschwärzt hast.“, meinte er dann ganz unverhofft. Ich seufzte leicht. Ich wusste es ja selbst nicht. Aber meine innere Stimme hielt mich davon ab und außerdem… Ich konnte einfach nicht darüber reden. Es fiel mir ja schon schwer Pucey anzusehen, nur weil er davon wusste. Wenn ich die Sache mit Davies der Schulleitung erzählen würde, dann würde das Ereignis sicherlich schnell die Runde machen und dann würden mich alle so seltsam behandeln, wie Pucey es tat. Denn ein normaler Umgang mit mir war das nicht mehr.
„Weil es meine Sache ist.“, murmelte ich als Antwort, meinen Blick immer noch auf den Boden gerichtet. Durch das wenige Licht und auch dadurch, dass ich mich langsam an die Dunkelheit gewöhnt hatte, erkannte ich ein Grinsen auf Puceys Gesicht.
„Es ist dir peinlich.“, meinte er mit einem belustigten Unterton, der mich jetzt richtig wütend machte. Ich blieb stehen und sah ihn wütend an.
„Natürlich ist es mir peinlich. Er hat mich begrabscht, hat mir mein Handtuch weggezogen und hätte mich vielleicht sexuell genötigt. Über sowas zu reden fällt mir nun mal nicht leicht.“, sagte ich und war ziemlich froh, dass es dunkel war, denn mein Gesicht war vor Scham sicherlich rot angelaufen. Wenigstens war das Grinsen aus Puceys Gesicht verschwunden.
„Tut mir leid, das war taktlos.“, murmelte er wirklich entschuldigend, sodass ich sogar ein wenig meine Wut vergaß.
„Aber wenn du ihn einfach so laufen lässt, macht er das vielleicht noch mal.“, redete der Slytherin weiter auf mich ein. Ich schüttelte nur den Kopf. Ich war selbst ziemlich ratlos. Aber ich wollte nicht weiter mit Pucey darüber diskutieren. Ich war einfach noch nicht so weit.
„Warum warst du dort?“, fragte ich Pucey dann, als mir wieder einfiel, dass ich dafür ebenfalls noch keine Erklärung hatte. Dieser schwieg allerdings fürs erste und musterte mich mit einem Ausdruck im Gesicht, den ich nicht deuten konnte.
„Ich hab Roger darüber reden hören. Dass er sich an dir rächen wollte, wegen irgendwas.“ Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Und naja, ich dachte es wäre besser nachzusehen, was genau er vor hat.“
Ich runzelte leicht unverständlich die Stirn. Was interessierte ihn das denn?
„Wolltest du sehen, ob es witzig wird, wenn er mich fertig macht und dann mit einsteigen?“, fragte ich mit leicht bissigem Unterton, denn eine andere Erklärung hatte ich dafür nicht. Wann hatte er sich denn sonst jemals was aus mir gemacht? Er stand doch immer auf der anderen Seite! Bei denen, die mich fertig machen wollten.. Pucey schien sich ziemlich unsicher zu sein, was genau er darauf erwidern sollte.
„Also… Vielleicht.“, gab er sich dann doch geschlagen. Ich schüttelte allerdings nur schmunzelnd den Kopf darüber. War ja klar, was hätte ich auch anderes erwarten sollen.
„Das erklärt die Sache wenigstens.“, meinte ich dann nur schulterzuckend, um noch irgendwas zu sagen. Ich setzte meinen Weg wieder fort und leuchtete mit dem Zauberstab über den Boden, auf der Suche nach dem Armband. Das Feld war allerdings nicht sonderlich klein, also würde es wohl noch eine ganze Weile dauern, bis ich es gefunden hatte. Die Anwesenheit von Pucey störte mich allerdings im Moment nicht sonderlich. Er schien grade nicht darauf aus zu sein mein Leben noch mehr zur Hölle zu machen.
„Was machst du hier eigentlich?“, wollte er dann wissen. Er war die ganze Zeit neben mir her gelaufen. Warum auch immer er das schon wieder tat. Den richtigen Zweck hinter seiner Aktion hatte ich noch nicht rausgefunden. Auch nicht warum er überhaupt hier war.
„Ich suche Alicias Armband. Sie hatte es vermutlich beim Training vorhin verloren.“, meinte ich schulterzuckend. Pucey hob eine Augenbraue nach oben.
„Warum versuchst du keinen Aufrufezauber?“, fragte er mich und mental klatschte ich mir mit der Hand vor die Stirn. Ja.. warum waren wir nicht darauf gekommen?
„So wäre es doch langweilig.“, meinte ich verlegen grinsend, murmelte dann aber ein „Accio Alicias Armband.“ und tatsächlich kam das Armband zu mir geschwebt. Es war ein kleines, zierliches Ding, mit Perlen die mit feinen Runen besetzt waren. Was die genaue Bedeutung der Runen war, hatte ich allerdings schon wieder vergessen. Erleichtert sah ich zu Pucey, der mich angrinste. Die ganze Sache hier grade war so kurios, dass ich es nicht mal merkwürdig fand, dass er mich angrinste. Auch wenn ich es vorher nie für möglich gehalten hätte.
Einen Moment lang musterte ich ihn nur. Ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte oder was ich jetzt überhaupt mit der ganzen Situation anfangen sollte. Ein halbwegs freundlicher Adrian Pucey war zur Abwechslung zwar mal nett, aber irgendwie auch unheimlich.
„Ich.. sollte das Alicia wieder geben.“, murmelte ich dann und deutete auf das Armband in meiner Hand. Er nickte leicht, sagte aber nichts weiter dazu.
„Dann sehen wir uns in Runen.“, setzte ich zum Abschied noch hinzu und lief dann rasch zu Alicia, welche immer noch ziemlich verzweifelt in den Umkleiden nach ihrem Armband suchte.
„Ich habs gefunden.“, sagte ich grinsend und hielt das Armband in die Luft. Sie schien ziemlich erleichtert.
„Ich sollte das Ding mit einem Dauerfestigkeitszauber belegen.“, erwiderte sie grinsend, nachdem sie es sich wieder um den Arm gebunden hatte.

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Tag der Veröffentlichung: 01.02.2016

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