Eine salzige Brise fuhr durch Cas‘ Haare. Sie fielen ihm als zottelige Strähnen ins Gesicht. Verärgert wischte er sie sich aus den meerblauen Augen – sie mussten dringend wieder Festland erreichen, damit er sie sich schneiden lassen konnte.
Cas, eigentlich Casper, war Captain auf der „Seestern“, seinem geliebten Segelschiff, mit dem er schon seit Jahren über die Meere fuhr.
Die Crew der Seestern bestand aus seinen beiden jüngeren Geschwistern, Jace und Jill, sowie einigen jungen Leuten, die Cas im Laufe der Jahre aufgesammelt hatte.
Cas, Jace und Jill waren Waisen aus England. Als Cas zehn Jahre alt gewesen war, war er mit seinen Geschwistern ausgebrochen, sie hatten ein Schiff im Hafen gekapert und fuhren nun schon seit sechs Jahren über die See.
Jace betrachtete nachdenklich die Essensvorräte unter Deck. Er wusste, dass Cas schon seit Wochen probierte an neue Nahrung zu kommen, aber es gelang nicht so wirklich.
Jace war der Doktor an Board der Seestern und er wusste, dass die Crew bald ernsthafte Probleme bekommen würde, wenn sie keine neue Nahrung bekommen würden. Sie sahen jetzt schon alle furchtbar abgemagert aus.
Entschlossen stieg er zu seinem Bruder ins Krähennest. „Cas“, sprach er ihn an, „Cas, wir brauchen dringend neue Nahrung. Unsere Vorräte halten noch für etwa eine Woche, wenn wir die Gürtel noch enger schnallen.“
Cas betrachtete seinen Bruder besorgt. Er sah abgemagert aus, genau wie Jill. „Ich weiß, Jace, aber ich habe schon seit Wochen kein Schiff mehr gesehen“, bemerkte er besorgt, „das ist ausgesprochen merkwürdig für diese Jahreszeit.“
Jace stellte sich neben seinen Bruder und die beiden wandten den Blick zum Horizont. Sein Bruder hatte recht. Egal wohin man sah, man konnte kein einziges Schiff entdecken. „Vielleicht haben wir uns verfahren“, schlug Jace zaghaft vor.
„Jace, ich fahre diese Route seit fünf Jahren, seit wir damals die Seestern gekapert haben. Ich kenne diese Route in- und auswendig. Vertrau mir, morgen werden wir Land, und damit auch Schiffe, sichten, das verspreche ich dir.“
Jace nickte, es machte wenig Sinn mit Cas über die Routen zu diskutieren. Cas kannte sich bestens auf dem Meer aus, deshalb war er ja auch der Captain geworden.
Während ihre Brüder redeten, übte Jill mit der Crew kämpfen. Sie war die beste Kämpferin aus der ganzen Crew. Cas hatte einmal spaßhaft gesagt, dass Jill das einzige Mädchen auf der Welt war, das so eine schlechte Hausfrau wäre, aber so gut kämpfen könnte.
Das stimmte. Jill konnte zwar nahezu perfekt mit dem Degen umgehen, aber dafür konnte sie nicht ansatzweise kochen, putzen oder die Betten machen.
Im Moment kämpfte sie gegen Matt, den Koch der Crew. Matt hatten sie auf einer Insel im Mittelmeer aufgesammelt. Seine Eltern hatten ihn in ein Kloster geschickt, da sie streng gläubig gewesen waren, aber Matt hatte nie etwas mit dem Glauben anfangen können.
Obwohl er locker zwei Köpfe größer als Jill war, schlug sie ihn ohne Probleme. Sie nutzte ihre Wendigkeit, um ihn von allen Seiten attackieren zu können.
Jill hatte dieselben langen, blonden Haare, wie ihre Brüder. Allerdings hielt sie diese immer mit einem schwarzen Stirnband, das locker am Hinterkopf zusammengebunden war, aus dem Gesicht, sonst fühlte sie sich beim Kämpfen behindert. Sie überragte Jace um fast einen halben Kopf, war allerdings wesentlich schmaler als er.
Am nächsten Tag kam wie versprochen Land in Sicht – allerdings keine Schiffe. Es war dieselbe schmale Insel im Mittelmeer, die Cas jedes Jahr mit seiner Crew anfuhr. Auf dieser Insel hatten sie vor ein paar Jahren Matt aufgesammelt. Er hatte ihnen vom Fischfang auf Santorini erzählt und seitdem plünderten die Piraten jedes Jahr die kleine Insel im Mittelmeer.
Noch war es auf Tag auf Santorini und die Fischerboote lagen noch in den Häfen.
Cas steuerte zielstrebig eine kleine unbekannte Bucht an um von dort an Land zu gehen. Er hoffte, dass die Bucht immer noch so unbekannt war wie im letzten Jahr.
Wie erhofft fanden sie in der kleinen Bucht keine Menschenseele. Die Crew zog sich um und verließ zusammen mit Cas das Schiff.
„Männer und Frauen“, sprach Cas seine Crew an, „wir treffen uns gegen Sonnenuntergang wieder vor dem Schiff. Ihr könnt wie bei jedem Landgang wieder machen was ihr wollt. Aber solltet ihr irgendetwas mitgehen lassen wollen, tut es bitte unauffällig, ich möchte nicht wieder in irgendwelche Unannehmlichkeiten verwickelt werden.“
Das letzte Mal als sie auf Santorin an Land gegangen waren, hatte ein Teil der Crew probiert Matts Eltern zu berauben, worauf diese die Polizei riefen. Glücklicherweise hatten sie Matt nicht erkannt. Die Crew hatte Santorini ziemlich überstürzt verlassen müssen, was sich negativ auf die Ausbeute ausgewirkt hatte, und sie waren tagelang von griechischen Polizisten verfolgt worden.
„Cas“, sprach Jace seinen Bruder an, „ich werde auf Santorini nach neuen Medikamenten und Kräutern suchen müssen. Unsere Vorräte sind ziemlich aufgebraucht.“
Cas nickte. Er schätzte die Arbeit seines Bruders sehr. Er war zwar kein Mediziner, aber er konnte kleinere Wehwehchen ohne weiteres behandeln, was vor allem auf hoher See sehr wichtig sein konnte. Schließlich konnte Cas sich keine Verluste leisten. „Wir werden dieses Mal zusammen bleiben.“
„Cas, Jace“, sprach Jill ihre Geschwister an, „ihr solltet dringend mal wieder zum Frisör gehen.“
Cas sah seine kleine Schwester liebevoll an. „Du aber auch, Schwesterherz“, erwiderte er lachend und legte ihr seinen Arm um die Schulter.
Wie immer drehten sich die Leute verwundert zu den drei Geschwistern um, wenn sie vorbeiliefen. Möglicherweise boten sie wirklich so einen komischen Anblick.
Jill in ihren weiten Hosen und dem Kopftuch, Jace mit den langen verfilzten Locken, Cas mit den zotteligen, viel zu langen Haaren und alle mit denselben meerblauen Augen.
Wie immer sprachen mehrere mittelalte Personen sie an und fragten Jill, ob sie keine Begleitung nach Hause haben wollen würde.
Jill lehnte jedes Mal ab, und umarmte die Person. Triumphierend zog sie sich wieder zurück und ließ die Brieftasche in ihre Hosentasche gleiten.
Cas warf ihr einen zweifelnden Blick zu, als sie den dritten Mann umarmte und ihm die Brieftasche auf diese Weise entwendete.
„Was, irgendwie müssen wir doch den Frisör bezahlen“, rechtfertigte Jill sich.
Cas zwinkerte ihr beruhigend zu. „Ich habe nur nicht gewusst, dass du so eine gute Piratin bist.“ Er billigte diese Aktionen von Jill, weil sie seine Schwester war, aber eigentlich war er gegen das Ausrauben von Leuten.
„Ich bin die Beste“, antwortete Jill augenzwinkernd.
„Ob man das so von seiner kleinen Schwester wissen möchte“, merkte Jace an.
Jill rempelte ihn liebevoll an. „Ich bin immerhin einen halben Kopf größer als du.“
„Und trotzdem ein Jahr jünger“, erwiderte Jace lachend.
„Und trotzdem seid ihr beide noch kleine Kinder“, mischte Cas sich ein.
„Jetzt tu doch nicht immer so, als ob du der Größte wärst“, antworteten Jace und Jill wie aus einem Mund.
Lachend führte Cas sie in einen Frisörladen. Dem Frisör klappte die Kinnlade herunter, als er die Geschwister sah.
„Was gucken Sie denn so?“, fragte Cas ihn.
Der Frisör biss sich kurz auf die Lippe, dann lächelte er die Geschwister an. „Was kann ich für die Herrschaften tun?“
„Ich dachte sie sind ein Frisör“, erwiderte Cas.
„Äh ja. Das steht ja auch an meiner Tür.“
„Na dann, bringen sie das hier wieder in Ordnung“, wies er den Frisör an und zeigte auf die Haare der Drei.
Der Frisör stöhnte leise auf. Dann bat er die drei Piraten Platz zu nehmen. Er nahm Jill das Kopftuch ab und sprang verstört zurück, als ihm eine Spinne entgegenkroch. „In Ihren Haaren … in Ihren Haaren leben Tiere“, teilte er Jill schockiert mit.
Jill drehte sich lächelnd zum Frisör um. „Wenn ich das Problem selber lösen könnte, wäre ich nicht zu Ihnen gekommen.“
Etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang machten sich die Drei wieder auf den Weg in Richtung Schiff. Jills Haare waren wieder entwirrt und von allen Tieren gereinigt, Jace‘ Haare waren genau wie Cas‘ Haare wieder auf eine annehmbare Länge gestutzt worden und beide trugen einen zackigen Kurzhaarschnitt.
Cas registrierte zufrieden, dass die ersten Fischerboote bereits den Hafen verließen um auf Fischfang zu gehen. Die Nacht könnte erfolgreich werden.
Cas, Jill und Jace gehörten nicht wirklich zu der klassischen Sorte von Piraten. Sie waren eher Kinder, die probierten auf dem Meer zu überleben.
Sie raubten keine Menschen aus, außer sie brauchten dringend Geld, und sie tauchten auch nicht nach Schätzen, sondern raubten nur Nahrungsmittel.
Jill war die einzige der Drei, die lieber eine klassische Piratin gewesen wäre. Cas zuliebe probierte sie ihre kriminelle Energie soweit zurückzuhalten, dass Cas ihr Verhalten billigen konnte.
Jace schickte seine Geschwister schon mal vor zum Deck. Er würde noch mit dem restlichen Geld Wasser und Medikamente kaufen.
Cas und Jill gingen schon mal vor. Abgesehen von Matt war noch niemand wieder auf dem Schiff.
Matt hatte an Land Lebensmittel besorgt.
„Hast du Phil und Yan gesehen“, fragte Jill ihn. Phil und Yan waren Brüder, die Cas jedes Mal bei einem Landbesuch in Schwierigkeiten brachten, weil sie sich nicht zurückhalten konnten und probierten jeden zu berauben.
Cas hatte sie damals als kleine Straßenräuber in Spanien aufgesammelt und ihnen mühsam Englisch beigebracht.
„Nein, ich war alleine an Land. Ich habe Lebensmittel gekauft“, antwortete er stolz und zeigte auf die schweren Taschen.
„Sehr gut, Matt“, lobte Cas ihn. Er hoffte inständig, dass Phil und Yan nichts Dummes gemacht hatten.
Kurz darauf sah er die beiden Piratenbrüder zusammen mit Jace oben an der Klippe stehen. Sie ließen die Wasserpakete und die Medikamente mit langen Tauen von der zehn Meter hohen Klippe. Kaum hatten sie ihre Ladung runtergelassen, kamen Collin und Pete die Strickleiter runtergeklettert.
Collin und Pete waren die besten Freunde der drei Geschwister. Cas hatte sie zwei Jahre nach seinem Ausbruch aus dem Waisenhaus abgeholt.
Jace und Phil folgten. Bevor Cas irgendetwas sagen konnte, löste Yan die Strickleiter und lies sie aufs Deck fallen.
„Yan, nein!“, brüllten Jill und Cas aus einem Mund. Aber es war zu spät, Yan hatte schon mit dem gefährlichen Abstieg von der Klippe begonnen.
Cas, Jill und Jace beobachteten atemlos jeden einzelnen Handgriff. Genau wie Phil begannen sie nervös an den Fingernägeln zu knabbern, wenn Yan mit der Hand abrutschte, oder sich Steine unter seinen Füßen lösten und er einen Moment hilflos in der Luft baumelte.
Als Yan endlich an Deck ankam, umarmte Cas ihn stürmisch. „Was hast du dir gedacht?“, fragte er ihn mit Tränen in den Augen.
Phil stiefelte auf Yan zu und klammerte ihn an sich. „Was hast du dir gedacht, Bruder? Du weißt, dass ich es hasse, wenn du das machst. Warum tust du mir das immer wieder an?“
Yan schüttelte ihn ab. „Damit wir keine Zeit verlieren. Wir brauchen dringend Nahrung, also sollten wir aus dieser Bucht fahren, oder?“
„Tu sowas trotzdem nie wieder, Yan“, ermahnte Cas nur, dann gab er den Befehl das Boot zu wenden.
In der Dunkelheit der Nacht war die Seestern kaum zu erkennen. Schwarz und düster schaukelte sie auf dem Wasser in der Nähe eines Fischerboots, das Cas sich kurz vor der totalen Dunkelheit rausgesucht hatte.
Bald würde die Sonne aufgehen, man konnte schon die ersten Verfärbungen am Horizont erkennen.
Cas öffnete die Tür seines Zimmers. Seine Kajüte war das einzige Zimmer im ganzen Schiff. Er benutzte es zwar auch zum Schlafen, aber es war hauptsächlich sein Arbeitszimmer. Hier sammelte er alle Karten und suchte die besten Kurse raus.
Seine Crew schlief unter Deck in den Hängematten. Jace und Jill hatte er angeboten bei ihm zu schlafen, aber Jill hatte darauf bestanden mit dem Rest der Crew unter Deck schlafen zu dürfen.
Jace hatte bei ihm geschlafen, bis er seine kleine Krankenstation bekommen hatte, in der er jetzt schlief und sich die meiste Zeit aufhielt.
Cas verbrachte viel Zeit damit über die Crew nachzudenken. Er sah sie zwar zum Teil auch wie seine Familie an, aber er hatte keine so starken Empfindungen ihr gegenüber wie Jill.
Seufzend machte er sich daran die Crew für den nächtlichen Überfall zu wecken.
Keiner an Board der Fischersyacht hatte mit dem Angriff der Seestern gerechnet. Die Fischer hatten gerade ihre Netze eingeholt, als Cas den Befehl zum Angriff gab.
Nur zwei Männer an Board und acht Piraten, die sie überfielen. Die Fischer hatten keine Chance sich zu verteidigen.
Jill hielt die beiden Männer mit ihrem Säbel in Schach, Matt verlud die Fische und Cas beaufsichtigte einfach die ganze Aktion, während seine Crew die Arbeit erledigte.
„Ich hoffe ihr kommt nicht auf die Idee die Polizei zu rufen“, grinste Jill, „wir sind nämlich nicht mehr gut auf sie zu sprechen.“
Die beiden Männer schluckten verstört.
„Jill, lass es gut sein. Wir wollen sie nicht umbringen. Schließlich könnten sie uns noch ein bisschen mehr als Fische bieten“, belehrte Cas sie. In Sachen Taktik musste Jill noch sehr viel lernen. Er stieß sich von der Tischkante ab und ging auf die beiden Männer zu. „Ihr habt doch bestimmt Geld dabei, oder?“, fragte er sie mit einem haifischähnlichen Lächeln.
Die Männer schüttelten verstört den Kopf. „Wir haben kein Geld“, flüsterten die Piraten auf Griechisch.
Da Cas fließend Griechisch sprach – ein Teil der Crew kam schließlich aus Griechenland – lächelte er sie nur an. Er wollte gerade etwas sagen, als Matt hereinkam. „Chef, das halbe Netz war voll mit Gold.“
Cas drehte sich lächelnd zu den beiden Griechen um. „Warum ist euer halbes Netz voll mit Gold?“, fragte er sie mit demselben haifischscharfen Lächeln.
Die beiden Griechen zitterten vor Angst. „Wir haben von einem Schatz gehört“, stotterten sie, „ein geheimer Schatz.“
Cas beugte sich interessiert nach vorne. „Und?“
„Er soll … er soll Gold anziehen.“
Cas lachte auf. „Ich war ja nicht lange in der Schule, aber Gold ist nicht magnetisch.“
Die beiden Griechen schüttelten den Kopf. „Sie haben recht. Gold ist nicht magnetisch, aber dieser Schatz soll Gold anziehen.“
„Und ihr habt die Netze zur Hälfte mit Gold gefüllt, damit es euch zu dem Schatz zieht?“, kombinierte Cas.
Die beiden Griechen nickten zögerlich.
Cas lachte auf. „Hat sich euer Schiff denn bewegt?“
Sie nickten wieder.
„Gut, dann werden wir jetzt eurem Schiff folgen.“
Die beiden Griechen sahen ihn verstört an. Sie sollten noch länger mit diesen Piraten auf einem Schiff sein? Als sie Cas Lächeln sahen, nickten sie allerdings schnell.
„Matt“, rief Cas seinem Koch zu, „schick die anderen auf unser Schiff. Sie sollen in der Stadt vier Tauchausrüstung besorgen und dann zu uns kommen.“
Matt nickte schnell. „Warum vier Tauchausrüstungen?“
„Ich würde später gerne mit dir, Jill und Jace einen Tauchgang unternehmen.“
Matt fühlte sich geehrt, normalerweise durfte er nicht mit auf solche Tauchgänge gehen, oder generell viel mit ihnen zu tun haben.
Nachdem Matt das Zimmer verlassen hatte, ließ Cas sich gegenüber von den beiden auf einen Stuhl sinken und lächelte sie an.
Etwa zwei Stunden später, holte die Seestern wieder das Fischersschiff ein. Pete überreichte Cas die vier Tauchausrüstungen. Cas nahm die Ausrüstungen dankend an.
Ihm war schon seit einer Weile aufgefallen, dass das Schiff schneller fuhr und sich abdrehte. „Pete“, wies er seinen besten Freund an, „ich glaube in den nächsten zehn Minuten wird die Überbrückung von unseren Schiffen abreißen, weil ihr nicht so schnell fahren könnt. Am besten ihr folgt uns einfach trotzdem, damit wir nach dem Tauchgang gleich zu euch kommen können. Ich übergebe dir das Kommando für die Seestern.“
Pete entfernte wie gewünscht die Verbindung zwischen den beiden Schiffen und folgte dem Schifferboot.
„Wir werden immer schneller, oder?“, bemerkte Jill ängstlich.
„Du musst keine Angst haben“, trösteten Jace und Cas ihre kleine Schwester, „du musst auch nicht mit auf den Tauchgang kommen.“
Jill schüttelte den Kopf. Sie wollte eine waschechte Piratin sein, dazu gehörte auch auf solche Tauchgänge zu gehen.
Cas legte seiner Schwester beruhigend den Arm auf die Schulter. „Für mich bist du immer eine waschechte Piratin, egal ob du jetzt mitkommst.“
Jill schüttelte seinen Arm ab, sie wollte nicht einmal ansatzweise darüber nachdenken ihre Brüder und Matt jetzt alleine zu lassen.
Als sie sich umdrehte, merkte sie, dass die Seestern nicht mehr folgen konnte, der Sog des Schatzes wurde zu groß.
Cas wandte sich von der Reling ab und ging wieder zu den beiden gefangenen Griechen zurück. „Wisst ihr was passieren wird, wenn wir uns genau über dem Schatz befinden?“
Die Griechen schüttelten den Kopf.
„Der Schatz wird das Schiff in die Tiefe reißen“, überlegte Cas vorsichtig. Er drehte sich mit sorgenvollem Gesicht zu den Gefangenen um. „Das würdet ihr niemals überleben“, flüsterte er. „Jace, setz das Beiboot zu Wasser und setze die Gefangenen hinein. Sie sollen zur Seestern fahren und dort von Pete in Empfang genommen werden“, befiel er seinem Bruder sofort.
Als Jace den Raum verließ um das Beiboot zu Wasser zu lassen, drehte Cas sich zu Jill und Matt um. „Für uns wird es jetzt Zeit unsere Tauchanzüge anzulegen“, meinte er, „wenn das Schiff uns in die Tiefe ziehen wird, werden wir keine Chance haben so schnell wie nötig die Tauchanzüge anzulegen, aber das wird notwendig sein.“
Die vier Piraten standen auf Cas Befehl an Deck des Fischersboots. So konnten sie beim plötzlichen Versinken des Schiffs unbeschadet dem Fischerboot hinterhertauchen und den Schatz finden, der das Schiff nach unten zog.
Cas überprüfte das letzte Mal seine Sauerstoffflasche und die Schläuche, als er einen Ruck spürte, der durch das Boot ging.
Jill krallte sich ängstlich in der Reling fest, als das Schiff mit einem Ruck in die Tiefe gezogen wurde. Auch Cas und Jace krallen sich an der Reling fest.
Matt starrte fasziniert ins Wasser. „Chef“, sprach er Cas zögernd an und zeigte in die Tiefe, „dort sind Haie, Chef.“
Cas blickte ins Wasser. Matt hatte recht, unter der Wasseroberfläche tummelten sich schon Haie. Weißspitzenhochseehaie, Tigerhaie und ein paar Hammerhaie. Cas war bisher immer sehr froh gewesen, dass er den Kontakt mit Haien weitgehend hatte meiden können. „Wir müssen trotzdem tauchen“, antwortete er lediglich und legte seiner kleinen Schwester die Hand auf die Schulter. „Jill“, redete er eindringlich auf sie ein, „Jill, du musst nicht da runter tauchen. Du kannst dich einfach am Schiff halten, dann passiert dir vielleicht nichts.“
Jill schüttelte den Kopf. „Ich lasse nicht zu, dass dir etwas passieren könnte, Cas“, widersprach sie hastig, „ich könnte nicht zulassen, dass irgendeinem von euch etwas passieren könnte. Und wenn wir sterben, dann zusammen. Du weißt, dass wir uns das geschworen haben.“
Cas wollte etwas erwidern, doch bevor er etwas sagen konnte, ging ein erneuter Ruck durch das Schiff und es wurde bis zum Deck unter Wasser gezogen. Die Taucher bekamen nasse Füße, aber das Schiff hielt sich noch einen Moment an der Wasseroberfläche, dann sog es sich mit Waser voll und ging einfach unter.
Die Taucher konnten gar nicht so schnell schwimmen, wie das Schiff unterging. Außerdem kamen von den Seiten überall Haie, die an ihren schnupperten und sie mit ihren Schnauzen anstießen.
Als Cas gerade aufgeben wollte, sah er ein mattes Schimmern am Grund des Meeres. Zielstrebig schwammen die Vier darauf zu…
Tag der Veröffentlichung: 11.08.2017
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