Cover

Leseprobe

Beloved Escort

 

Lügen

 

 

 

 

Ria Wolf

Spezial

 

 

 

Erotischer Liebesroman

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Beloved Escort - Lügen
Ria Wolf

 

© 2017 Marita Böttcher, 33829 Borgholzhausen

Buchcoverdesign © 2017: Sarah Buhr / www.covermanufaktur.de

Lektorat/Korrektorat: J.F. Nowak, 07407 Rudolstadt

ISBN Taschenbuch: 9783746046570

 

 

 

 

 

 

 

 

Hinweis:

Dieser Roman enthält detaillierte erotische Szenen m/f/m, m/f, m/m und in entsprechenden Situationen expliziten Sprachgebrauch. Diesbezüglich empfindlichen Lesern empfehle ich, dieses Buch nicht zu lesen, und es ist ausschließlich für Erwachsene gedacht.

 

 

 

Sämtliche Personen und Handlungen in diesem Roman sind frei erfunden. Markennamen und Warenzeichen, die in diesem Buch erwähnt werden, sind Eigentum ihrer rechtmäßigen Besitzer.

 

Inhaltsverzeichnis:

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

Ria Wolf

Weitere Bücher der Autorin:

 

 

 

1. Kapitel

Lukas
Leise pfiff Lukas die Melodie mit. Der Kaiserwalzer. Zum Glück mit rockigen Rhythmen unterlegt. Das ließ sich gut anhören, passte zu dieser feudalen Location und dem Anlass, zu den eleganten Abendkleidern zwischen prachtvollen Marmorsäulen und unter protzigen Kronleuchtern aus edlem Kristall. Dieses exklusive Ambiente entsprach seinem Geschmack, die spießig-langweilige Stimmung absolut nicht. Das tolle Orchester bemühte sich bisher vergeblich, mehr Schwung zu verbreiten. Auf der Tanzfläche tummelten sich zwar etliche Paare, doch alle wirkten, als hätten sie einen Stock verschluckt. Mittlerweile kamen Lukas die Gesichter der gut zweihundert Gäste so vertraut vor, wie sein eigenes Spiegelbild. Wenn er noch länger Zeit mit diesen Betrachtungen totschlagen musste, hielt er bald alle für Verwandte.
Der Blick, den er von Phil durch Lücken im Gedränge der Leute einfing, drückte ebenso wenig übersprudelndes Vergnügen aus. Zudem wurde die Luft im Saal immer stickiger. Die Melange aus Sommerschwüle, Unmengen diverser Parfümsorten, Aftershaves und natürlichen Körperdüften benötigte eigentlich eine bessere Klimatisierung. Wenigstens kühlte die weiße Marmorsäule seinen Rücken und der Luftzug an diesem Platz machte das Atmen auch erträglicher. In seinem schwarzen Einreiher jetzt schon zu schwitzen wie ein Schwein, konnte er nicht gebrauchen. Eine Poolparty wäre heute wesentlich reizvoller. Auf dem Dach dieses Hotels gab es einen großen Pool. Vielleicht würde die Jubiläumsfeier mit dem Ansteigen des Alkoholspiegels ja dorthin verlegt. Darauf beabsichtigte er allerdings nicht, zu warten.
Eine schwarz-weiße Federboa wischte mit leichtem Druck über seinen Ärmel. Wer trug heutzutage noch solche Dinger? Die Frage beantwortete sich umgehend. Geschmeidig wie eine Raubkatze trat die Trägerin dieses Accessoires um seine Säule, blieb vor ihm stehen und prostete ihm mit ihrem Sektglas zu, bevor sie es an die kirschroten Lippen setzte. Ihre grauen Augen mit Smoky-Eye-Effekt senkten den Blick in seinen. Diese Dame war ihm bisher unter den Gästen entgangen. Womöglich eben erst eingetroffen, und unmissverständlich auf Abenteuersuche.
Ihren schlanken, hochgewachsenen Körper umschmeichelte ein hautenges schwarzes Paillettenkleid. Die dreieckige, durchsichtige Gaze des Ausschnitts gab den Blick auf die Hälfte ihres wohlgeformten Busens frei. Wo der blickdichte Stoff begann, sah er sogar schon die Ansätze ihrer dunklen Nippelhöfe. Sehr auffällig und gewagt für eine spießige Feier, aber eine reizende Waffe gegen Langweile.
Aus den Augen der scharfen Blondine glühte ihn Lust an. Spielerisch ließ sie ihre Lippen über den Glasrand gleiten, ihre freie Hand strich von der Hüfte zum Dreieck, wo ihre Schenkel aufeinandertrafen, dann zu ihrer Brust hinauf. Mit ihren Fingern rutschte das dichte Gewebe beiseite und offenbarte, was darunter hart aufgerichtet auf Zuwendung hoffte. Ein anregender Anblick, auch wie sie langsam an der Spitze ihres Zeigefingers saugte.
Das verfehlte nicht die beabsichtigte Wirkung, seine Mitte kam in Stimmung. Die hob er sich aber lieber für das Silberfischchen auf, das sich gerade an den hochglanzpolierten Kirschbaumtresen stellte. Sein Freund Phil wusste schon subtil eine Lücke zu nutzen, die ihn an die Seite des kurvigen Neuzugangs brachte. Endlich war ein Ende der Langweile abzusehen. Lukas schenkte der Blondine vor sich ein Zwinkern, schnippte eine verirrte, weiße Feder von seinem Revers und setzte sich in Richtung Tresen in Bewegung.
Das brünette Haar war raffiniert hochgesteckt. Über den drallen Brüsten lag mattsilberner Seidentaft in losen Falten, der an ihrer Figur herabfiel, wie flüssiges Metall. Ein BH oder Ähnliches zeichnete sich darunter nicht ab. Eingeengt zwischen der kräftigen Schulter seines Freundes, der mit dem Barkeeper plauderte, und den Rücken mehrerer Mittfünfziger, die in die tanzende Menge schauten, wirkte sie sehr zerbrechlich, obwohl ihre Taille beginnende Fülle zeigte. Der roséfarbene Lipgloss in Verbindung mit dem hellen Teint verlieh ihr einen Touch von Unschuld.
Sie erschauderte sichtlich, als Phil ihr diskret in den Nacken blies und wandte sich zu ihm um. Nach kurzer Musterung hoben sich ihre Mundwinkel zu einem kleinen, zufriedenen Lächeln, bevor sie ihm mit neutraler Miene den Rücken zudrehte und zuhörte, was der Kerl zu ihrer Rechten ihr mitzuteilen hatte. Für den unsichtbar lehnte ihr Schulterblatt allerdings an Phils Arm.
Leger ließ Lukas eine Hand in der Hosentasche, stellte sein leeres Wasserglas auf einem Stehtisch ab, und bahnte sich langsam einen Weg durch die Tanzpaare. Das silberne Kleid war nicht nur hinreißend, sondern auch praktisch. Die Stoffbahnen des Rockteils kreuzten vor ihrem Schoß. Gelegentlich zeigte sich zwischen den langen Falten ein sonnengebräuntes Bein bis knapp übers Knie. Ob sie ein Höschen trug? Nachdem sie kurz mit den Schultern gezuckt hatte, widmete der rechte Mann seine ganze Aufmerksamkeit wieder der Männerrunde auf seiner anderen Seite und den schwingenden Möpsen in der Nähe tanzender Frauen.
Mit dem Fuß seines Sektglases strich Phil seelenruhig an der Wirbelsäule des Silberfischchens entlang. Der Rückenausschnitt war dafür mehr als tief genug. Lukas war überzeugt, dass sich das Glas kühl und feucht auf ihrer warmen Haut anfühlte. Ihre Schultern hoben sich ein wenig, ihre Zungenspitze benetzte die Lippen, und als sie Luft holte und anhielt, spannte der Stoff über ihren Brüsten.
Lukas schlenderte durch die nächste Lücke inmitten der Tänzer, nahm zur Kenntnis, dass Phil einen Fuß auf die Reling unten am Tresen gestellt hatte und ein voller, silbern überzogener Po dezent an dessen Oberschenkel rieb. Lukas zwängte sich an den Platz zwischen dem Fischchen und dem rechten älteren Kerl. Der fuhr mit gerunzelter Stirn herum. Lukas hob nur eine Augenbraue und sah auf den um einen halben Kopf Kleineren herunter. Er wusste, dass seine blauen Augen anderen das Blut zu Eis gefrieren lassen konnten, wenn er das wollte. Auch jetzt verfehlte es nicht die beabsichtigte Wirkung. Unsicherheit flackerte über die Züge seines Gegenübers und wechselte zu Neid, als er Lukas’ gesamte Erscheinung scannte. Dann richtete er die Augen mit einem warnenden Blick auf die Brünette. Lukas gab sich den Anschein von gelangweiltem Gleichmut und sah über die Schulter des Kerls in die Menge, als interessiere ihn jede andere Frau im Saal mehr. Der Bluff funktionierte. Der Mittfünfziger drehte sich wieder um und führte die Unterhaltung mit seinen Bekannten fort.
Lukas bestellte einen Sekt, schaute den Tänzern noch ein paar Minuten zu, um den Schein zu wahren, bevor er sich gemächlich der schon von seinem Freund belagerten Brünetten zuwandte. Er gab dem Keeper ein Zeichen für einen zweiten Sekt. Das Ziel seiner Absichten reichte mit dem Scheitel grade bis an seine Schulter.
Unter gesenkten Wimpern musterte sie ihn vom Kopf bis zur Hüfte. Er brauchte sich keine Sorgen machen, nicht zu bestehen. Wer dunkelhaarige Fotomodels wie David Gandy mochte, konnte auch ihn nicht ignorieren. Phil ebenfalls nicht. Seit er die Haare nachblondierte, wurde er häufiger mit dem Schauspieler Chris Hemsworth verwechselt, obwohl er schmalere, strengere Gesichtszüge hatte.
Lukas reichte ihr das perlende Getränk und prostete ihr stumm zu. In ihren braunen Augen glitzerte es erfreut auf. Synchron nippten sie an ihrem Sekt, dann beugte er sich vor und flüsterte dicht an ihrem Ohr: „Wie darf ich Sie ansprechen, bezaubernde Dame?“
„Lilly“, hauchte sie in hellem, faszinierenden Timbre.
„Langweilt Sie die Party, Lilly?“
„Ziemlich.“
„Gehe ich recht in der Annahme, dass der Kerl hinter mir Ihr Mann ist?“
Sie nickte kurz. Mit einem Seitenblick versicherte sich Lukas, dass der Keeper nicht mehr zu nah bei ihnen stand, um lauschen zu können.
„Es ist eine Schande, dass Ihr Mann Ihnen nicht genügend Aufmerksamkeit schenkt.“
Dabei ließ er den kühlen Fuß seines Glases wie zufällig über ihren Busen streichen. Er hatte gut gezielt, denn er spürte die Erhebung ihrer Brustwarze. Leise schnappte sie nach Luft, hielt aber ganz still und zeigte keine Ablehnung, als er es wiederholte. Ihr Blick grub sich intensiv in seinen.
„Soll ich lieber gehen?“
Eine dunkle Locke wippte beim seichten Kopfschütteln an ihrer Wange. Lukas machte sich etwas breiter, schirmte ihre Vorderseite mit seinem Körper vor den Augen anderer ab. Kalt und feucht von seinem Glas ließ er den Mittelfinger zwischen Stoff und ihre Haut gleiten. Ihre Knospe reagierte umgehend mit harter Aufrichtung. Langsam rieb er darüber, bis Lillys Nasenflügel unter stockenden Atemzügen bebten. Das Gefühl ging ihm so durch und durch, dass sein gutes Stück prompt dem Beispiel ihrer Brustwarze folgte.
Glossfeuchte Lippen öffneten sich zu einem leisen Keuchen. Sie zuckte leicht zusammen, erbebte und warf einen Blick über die Schulter zu Phil. Lukas vermutete, dass der ihren Hintern kraulte oder wieder an ihrer Wirbelsäule entlangstrich. Lauernd behielt sein Freund ihn im Auge.
An Lillys Hals und an ihrem Dekolleté bildete sich Gänsehaut. Im Schutz der Tresenseite glitten Phils Finger um ihre Hüfte zu ihrem Venushügel und rieben in kleinen Kreisen darüber. Ihre Schenkel spreizten sich ein wenig und ihr Po drückte sich nach hinten.
Fordernd, dennoch sanft zwirbelte Lukas ihre Knospe. Flatternd senkten sich Lillys Lider, ihre Zungenspitze benetzte die Unterlippe und ihr Becken begann sich unter Phils streichelndem Druck leicht zu wiegen. Lukas nahm noch einen Schluck aus seinem Glas, behielt die Leute in ihrer Nähe mit einstudiert-gelangweilter Miene im Auge, ließ von ihrem Nippel ab und schob seine Hand durch die Falten des Gehschlitzes unauffällig zu ihrer Scham. Er stieß auf einen String, der kein echtes Hindernis darstellte. Feuchte Hitze empfing ihn. Er reizte ihre Lustperle, fühlte mehr und mehr Nässe über seine Fingerkuppen rinnen. In seinem Schritt begann es begehrlich zu pulsieren.
Ein gurgelnder Laut drang aus Lillys Kehle, bevor sie leicht in die Knie sackte. Die Frucht war reif zum Pflücken. Auch spießige Jubiläumsfeiern ließen sich im Handumdrehen unterhaltsam gestalten. Phil nickte in Richtung Saalausgang. Wenn sie die Dame nicht sofort an ein isolierteres Plätzchen brachten, würde sie in den nächsten Sekunden die übrigen Gäste vergessen und an ihrer Erregung teilhaben lassen. Zweifellos auch ihren Ehemann.
„Fahrstuhl?“, flüsterte Lukas in ihr Ohr.
Sie hechelte mit flachen Atemzügen nach Luft und nickte. Phil schob die Hände in seine Hosentaschen und schlenderte durch den Saal davon. Lukas führte Lilly an den Rand der Tanzfläche und nahm mit ihr eine Haltung ein, die kein Aufsehen erregte. Zu den Klängen eines Foxtrotts tanzte er mit ihr auf den Ausgang zu. In dem Gedränge sollte nicht auffallen, wenn sie aus dem Raum schlüpften.
Bei den Aufzügen wartete Phil bereits und hielt die Türen des linken auf. Lukas lenkte ihre erhitzte Dame hinein und drückte die Fünf. Sobald die Türen schlossen, zog sein Freund Lilly von hinten in die Arme, ging wegen seiner Größe etwas in die Knie und versenkte seine Finger ohne Umweg in ihrem Schoß. Lukas schob den Stoff über ihren Brüsten zur Seite und behielt ihre Reaktion im Auge. Unsicherheit flackerte in ihrem Blick auf, unterlegt von Lust, die Phils Stimulanz hervorrief. Lukas stoppte den Fahrstuhl zwischen zwei Stockwerken.
„Einer oder beide, Lilly?“
Ein kurzes Zögern, dann: „Beide!“
Das war eine klare Ansage. Er beugte sich hinunter, leckte über ihre Haut und harten Nippel, sog sie abwechselnd tief in den Mund und startete den Aufzug wieder. Spitz keuchte Lilly auf, rieb ihren Unterleib an Phils Hand und drängte ihre bloße Fülle Lukas entgegen. An ihren Reaktionen spürte er genau, wann Phils Finger in ihr versanken. Ihr Becken begann hektisch zu wippen.
Zeitgleich mit dem Ping des Lifts zog Lukas den Seidentaft über ihre Blöße und Phil seine Finger aus ihr. Man wusste ja nicht, ob im Korridor ungebetene Zaungäste warteten. Vom Erregungsrausch schwankend stand sie zwischen ihnen, klammerte sich an seinem Arm fest. Phils Hand stützte sie vorsichtshalber noch am Rücken. Der Flur war menschenleer. Sein Zimmer lag leider am Ende des Ganges. Damit Lillys wackelige Beine sie nicht unnötig aufhielten, nahm Lukas sie kurzerhand auf die Arme. Phil eilte voraus, entriegelte die Zimmertür und hielt sie auf. Dummerweise war nur noch dieses kleine Einzelzimmer zu bekommen gewesen. Nun ja, immer noch besser als eine Besenkammer.
Er ließ ihre Eroberung quer auf das schmale Bett fallen, raffte ihr das Kleid bis zur Taille und drückte ihre Knie hoch und so weit auseinander, wie es ihr Becken erlaubte. Ein Zupfen genügte und der String war nicht mehr im Weg. Sie war komplett blank rasiert. Ihre von Erregung angeschwollene Scham glänzte vor Nässe. Phil öffnete sein Jackett, dann seinen Hosenschlitz und holte seinen harten Freudenspender heraus. Im gleichen Zug legte er Lillys Brüste frei, knetete sie genussvoll und beugte sich schließlich vor, um sie zu lecken. Sein gutes Stück streifte dabei über ihre Stirn und Wange.
Lukas zögerte auch nicht länger, kniete sich zwischen ihre Beine und ließ seinen Daumen fest auf ihrer Klit kreisen. Eine wahre Flut von Liebesnektar benetzte ihre Pforte, wollte ihn willkommen heißen. Langsam stieß er erst einen, dann zwei Finger in sie hinein. Ekstatisch fing Lilly an, sich unter dem Ansturm auf ihre intimen Zonen zu winden. Ihre Hand schloss sich um Phils Schwanz und zog ihn so hektisch zu ihrem Mund, dass Phil ein Quieken herausrutschte. Das ging augenblicklich in ein wohliges Stöhnen über, als seine Spitze zwischen ihren Lippen eintauchte.
Lukas’ Schoß sehnte sich ebenso nach Zuwendung. Er zog seinen harten Schaft auch nur durch den Hosenschlitz hervor. Auf Shorts hatte er verzichtet, wie Phil wohl ebenfalls. In der Jacketttasche angelte er nach einem Kondompäckchen, riss es mithilfe der Zähne auf und streifte sich das Gummi über.
„Sollen wir dich gleichzeitig stoßen, Baby?“
Sie quetschte neben Phils gutem Stück ein ‚ja‘ heraus.
„Okay, sag, wenn es dir doch zu viel wird.“
Ihr voller Mund erlaubte nur ein dumpfes ‚Umpf‘, aber es klang, als befürchte sie nicht, überfordert zu werden. Er leckte über ihre Perle und stieß zur selben Zeit mit den Fingern in sie, bis sie unverkennbar kam. Sie grunzte abgehackt, ihr nasses Zentrum zuckte unter den Wellen des Orgasmus. Ohne sich von dem scharfen Anblick lösen zu können, richtete Lukas sich auf, legte ihre Beine über seine Arme und hob ihr Becken an. Bis zum Anschlag führte er seine pulsierende Härte in sie ein.
„Gott, ja! Ja! Genau so! Kräftiger!“, schrie Lilly auf.
Dem kam er gern nach. Zurückhaltung fiel ihm stets ein bisschen schwer, vor allem, wenn er die feuchte, weiche Wärme erst einmal um sich spürte. Er ließ jede Zügelung fallen, stieß sich in Lilly und trieb sie auf den nächsten Höhepunkt zu. Von seinem Rhythmus mitgerissen, saugte sie so gierig an Phils bestem Stück, dass der ein leises Fluchen von sich gab. Aber er grinste selbstgefällig dabei und versank so tief in ihrer Mundhöhle, dass sie eigentlich einen Würgereiz bekommen müsste. Wie es aussah, hatte sie keine Probleme damit. Gut, zu wissen.
Für Lukas war es das erste Mal, dass er eine Frau zusammen mit einem anderen vernaschte. Für alles gab es eine Premiere. Ihn beschämte ein wenig, wie sehr ihn der Anblick eines fremden geleckten Schwanzes anspornte. Phil hatte auf einem seiner Billardabende davon geschwärmt, wie ihn das in Höchstform brachte. Der war nicht bi, mochte es nur gern, wenn Frauen an vielen Stellen gleichzeitig durch den lustvollen Wahnsinn trieben. Außerdem meinte er, die Damen bliesen eine deutliche Spur besser, wenn sie dabei gestoßen wurden. Ob das stimmte, erfuhr er womöglich gleich noch selbst.
Die Hitze um sein erregtes Fleisch und in seinen Adern tränkte Lukas’ Hemd mit Schweiß. Trotzdem steigerte er sein Tempo. Lilly stand auf der Schwelle zu ihrem nächsten Orgasmus. Phil gab ihren Mund frei, zwickte sie in die Nippel und nickte ihm zu. Nach drei weiteren harten Stößen schrie sie ihren zweiten Höhepunkt langgezogen heraus. Es fiel Lukas nicht leicht, sich unbefriedigt aus ihr zurückzuziehen, doch mit 08/15-Sex wollte er ihre hübsche Dame nicht langweilen. Sicherlich erwartete sie auch mehr, wenn sie sich auf zwei Kerle einließ.
In wortlosem Einklang, als hätten sie es schon unzählige Male zusammen getan, streifte Phil sich ein Kondom über, Lukas seines ab und brachten die noch vom Kommen Beseelte in knieende Position. Lukas platzierte sich vor ihr, strich ihr zärtlich eine Haarsträhne von der feuchten Wange und umschmeichelte ihre Lippen mit kleinen Küssen. Phil ging hinter ihr in Stellung, hielt ihre Hüften fest und holte etwas winziges Blaues aus seiner Jackentasche. Es verschwand fast vollkommen in seiner Hand. Lukas konnte sich denken, was es war. Behutsam versenkte sich Phil in Lillys Anus. Sie japste bei diesem erneuten Ansturm überrascht, aber begeistert auf. „Oooh Gooott … jaa.“
Es gab wohl keinen Mann, der das nicht gern hörte. Sie grinsten sich an, während Phil ihr Zeit gab, sich an sein Ausmaß zu gewöhnen. Er konnte jedoch nicht lassen, ihre ermüdete Erregung mit einmal Vollpower des kleinen Vibrators an ihrer Klit abermals aufzupuschen. Lilly quiekte auf, ihr Hintern vollführte einen Hüpfer, dann drängte sie Phil ihre Rückseite heißblütig entgegen. Mit einem zufriedenen Schmunzeln fing er an, sie zu stoßen.
Lukas griff sanft in ihr Haar und lenkte ihre Lippen zu seiner Schwanzspitze. Wie ausgehungert verschlang sie ihn, so tief sie konnte, saugte unerwartet kräftig, dass ihm der Schweiß von der Stirn zu tropfen begann.
„Langsam, Baby, langsam. Ich brauche ihn noch.“
Verdammt, war ihr Ungestüm herrlich, erzeugte ein viel intensiveres Gefühl, als übliches Blasen und drohte, jede zivilisierte Manier in ihm aufzulösen.
Phil rammte sich mit einem Mal so heftig in sie, dass sie nach vorn kippte und Lukas spürte, wie er in ihrer Kehle anstieß. Sie gab einen gurgelnden Laut von sich, machte aber euphorisch weiter. Phil ließ sich gehen und schüttelte sie immer resoluter durch. Wie es ihr mit vollem Mund gelang, so kehlig zu stöhnen, blieb Lukas ein Rätsel. Bei der Gier, mit der sie ihn auszusaugen versuchte, würde er nicht mehr lange durchhalten. Sein Höhepunkt stand im Startloch.
Phils Schnaufen und angespannten Miene nach rollte auch dessen Finale heran. Seine Wangenmuskeln zuckten unter dem roten Schimmer erhitzter Haut. Er hielt den kleinen Vibrator wieder an Lillys Klit. Ihr Körper erstarrte für einen Wimpernschlag, dann durchlief ein sichtbares Beben ihre Glieder, das mit einem erstickten Schrei bei Lukas’ Schwanz ankam. Phil bleckte die Zähne und gab einen tiefen kurzen Brüller von sich. Hinter Lukas’ Lidern blitzte es hell auf, als er sich in Lillys Mund ergoss und er genoss, wie sämtlicher aufgestauter Druck aus ihm strömte.

Ihr erschöpftes Silberfischchen wirkte wie eine zerzauste, nackte Venus in zerwühltem Geschenkpapier. Lukas zog den Ausschnitt über ihre Brüste und bemühte sich, ihre Scham mit den Seitenteilen des Kleides zu bedecken, was ihm wegen ihrer gespreizten Schenkel und der Art, wie sie auf dem Stoff lag, nicht adäquat gelang. Er legte ihre kraftlosen Beine ordentlich zusammen, schob einen Arm unter ihre Kniekehlen und den anderen unter ihre Achseln.
„Halt dich an mir fest, Baby“, raunte er ihr zärtlich zu.
Sie kicherte leise, krallte sich an seinem Rücken ins Jackett. Er hob sie an und legte sie anständig ins Bett. Phil hielt die Decke bereit und deckte sie bis zum Hals zu, dann holte er aus dem Badezimmer eine Kleenexbox und reichte Lilly eines der weichen Tücher. Lachend schob sie die Decke etwas tiefer, nahm das Papiertuch und wischte sich den Samen von den Mundwinkeln.
„War das nach Ihrem Geschmack, Madame?“ Lukas strich ihr sanft über Stirn und Nase.
„Ihr seid genial“, seufzte sie zufrieden. „Nimmst du mir auch nicht übel, dass ich es heute mit einem zweiten Kerl ausprobieren wollte?“
„Meine Eitelkeit kann das verschmerzen und dein Wunsch ist ohnehin Befehl.“
Sie sah Phil an und klopfte auf die andere Seite des Bettes. Gehorsam setzte er sich Lukas gegenüber und stützte sich mit einem Ellenbogen neben Lillys Schulter ab. Fürsorglich nahm er ihr das Tuch aus den Fingern und tupfte verschmierte Lippenstiftreste um ihren Mund fort.
Hoffnungsvoll sah sie zu Lukas auf.
„Bei dem, was ihr mich heute kostet, ist doch eine zweite Runde inbegriffen, Aramis?“
Wie alle Kundinnen, kannte auch sie nur sein Escort-Pseudonym. Das bewahrte ihn privat vor liebestollen Nachstellungen. Er machte diesen Job nach wie vor sehr gern. Der bot ihm viel Abwechslung, was Unterhaltung mit den unterschiedlichsten Frauen und Sex anging, und es war ein verdammt gutes Gefühl, bei jeder Kundin den richtigen Nerv zu treffen. Sie glücklich und zufrieden zurückzulassen. Sein Honorar spielte dabei keine gravierende Rolle mehr, sein Vermögen hatte mittlerweile erfreuliche Ausmaße. Aber immer häufiger sehnte er sich danach, seinen Klarnamen lustvoll heraus geschrien zu hören, von einer Frau, die ihm mehr bedeutete als all seine Kundinnen bisher. Bevor der oberflächliche Aramis die Persönlichkeit von Lukas Garner ganz auslöschte. Oder war es dafür längst zu spät?
Lillys Frage überraschte ihn. Eine Verlängerung konnte man vor Ort zwar noch absprechen, allerdings hatte sie die Option schon bei der Buchung mit ‚nicht nötig‘ markiert. Wohl in der Annahme, dass ein Durchgang mit zwei Männern sie ausreichend forderte. Und normalerweise gab es keine Gratisverlängerung. Er drückte ihr einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze. „Lillybaby, bist du sicher, dass dir eine weitere Runde mit Zweien nicht doch zuviel wird?“
Sie schnalzte mit der Zunge. Die Fältchen um ihre Augen vertieften sich unter ihrem neckendem Lachen.
„Ihr habt mich auf den Geschmack gebracht und ich will speziell heute mehr davon. Die scheiß Feier für meinen Mann zieht sich doch noch eine Ewigkeit. Zwischen den ganzen scheinheiligen Höflichkeiten will ich mich auf ein nächstes Highlight freuen können.“
Hm, sie war eine Stammkundin, an der er schon sehr gut verdient hatte. Einen Bonus konnte er ihr ruhig gewähren. Fragend sah er zu Phil. Jeder seiner Männer entschied selbst, ob er einen Auftrag annahm. Phil hatte seinen zugesagten Part erfüllt und an dieser gewünschten Extrarunde würde er nichts verdienen.
Der grinste nur und zuckte mit einer Schulter. Klar, gerade Phil kamen solche Dreiergeschichten entgegen, also stand einer Gratisverlängerung dieses Termins nichts im Weg. Lukas streichelte Lillys Wange.
„Du bist heute unersättlich, meine Schöne. Okay, weil du es bist, bekommst du eine Extraeinlage. Möchtest du wieder neben deinem Mann ver- und entführt werden?“
Sie gab ein Schnauben von sich. „Am liebsten möchte ich direkt vor seiner Nase gevögelt werden, damit er sieht, dass ich sexuell noch kein totes Gleis bin. Aber dann würde er sich scheiden lassen und mir keinen Cent zahlen.“
Bei ihren vorherigen Dates hatte sie ihm schon ihr Herz ausgeschüttet. Deshalb wusste er, dass ihr Mann ständig jüngeren Frauen nachstellte, sie selbst nicht mehr anrührte, aber aus Besitzdenken auch keinem anderen gönnte.
„Die gleiche Szene macht ihn vermutlich doch stutzig“, überlegte sie laut. „Ihr könntet zunächst abwechselnd mit mir tanzen und ich überlege mir derweil eine Neue.“
„Da du unbedingt in Smokings vernascht werden wolltest, sind wir jetzt allerdings ein wenig derangiert, Baby.“
Der Gedanke, noch ein paar Stunden in dem klatschnassen Hemd herumzulaufen, war nicht besonders reizvoll. „Wir müssen uns erst wieder gesellschaftsfähig herrichten. Trockenlegen, verräterische Spuren von den Anzügen beseitigen. Es wird etwas dauern, bis wir unten auftauchen können.“
Sie warf die Decke von sich und robbte auf dem Po zum Fußende. „Ich belege das Badezimmer als Erste. Meine Renovierung dauert länger.“
Als sie im Bad verschwand, entledigten sich Lukas und Phil synchron der Jacketts. Die feuchten Hemden zogen sie aus und hängten sie an die Griffe des angekippten Fensters. Der Luftzug würde kaum zum Trocknen ausreichen, aber man durfte ja hoffen. Da es außer zwei unbequemen Sesseln und dem Bett nichts gab, worauf man sich entspannt niederlassen konnte, legten sie sich nebeneinander auf Letzteres. Phil begann, mit der Fernbedienung durch die Fernsehprogramme zu switchen. Die Muskelpakete an seinen Schultern brauchten ärgerlich viel Platz. Den kunstvoll tätowierten Phönix auf Phils Haut, hatte er schon häufig beim Schwimmen in seinem Pool gesehen. Doch es faszinierte ihn immer wieder, wie die großen Schwingen bei jeder kleinen Muskelbewegung ein geisterhaftes Eigenleben entwickelten. Sein Freund hatte ihm die Bedeutung nie verraten, aber es hatte eine. Dafür kannte er Phil gut genug.
Gegen ihn kam Lukas sich fast mager vor, was er nicht war. Er betrieb auch Kraftsport, doch nur für durchschnittlich gute Formen. Zu massige Muskeln fand er hinderlich. Aber für Frauen, die sich speziell nach so etwas sehnten, war es gut, ein paar solcher Muskelprotze im Bestand zu haben.
„Rutsch doch mal ein Stück. Ich hänge halb über die Kante.“
„Wenn ich rutsche, falle ich aus dem Bett“, brummte Phil. „Weshalb hast du auch so einen Schuhkarton gemietet? Hat dich der Geiz gepackt?“
„Nein, Lillis Buchung kam so kurzfristig, da war nichts Größeres mehr frei.“
Lukas rummste seine Schulter gegen Phils. „Jetzt rutsch endlich! Mir steht rangmäßig mehr Platz zu, als dir.“
„Ach, plötzlich lässt du den Chef raushängen. Das ist nicht nett.“
„Nur, wenn mir eine Bettkante die Wirbel knackt.“
Für so ein luxuriöses Hotel war das Bett eine Zumutung, die Matratze viel zu dünn und weich, der Rahmen zu hoch. Phil rutschte zwei Zentimeter zur Seite. Besser als nichts. Ein merkwürdiges Gefühl, so eng mit einem halbnackten Mann im Bett zu liegen. Ganz wohl war Lukas dabei nicht. Klar, neben dem Krankenbett seines Vaters schlief er auch ab und zu. Im Sessel. Aber das war sein Vater. Sein Vater! Fuck! Peter, der Pfleger, wollte um vierundzwanzig Uhr nach Hause. Das würde er mit der Extraeinlage und der zweistündigen Heimfahrt nicht packen. Er rollte sich vom Bett, fischte das Smartphone aus dem Jackett und warf sich wieder auf seine Hälfte. Dabei traf er auf Phils Arm, weil der den Moment genutzt hatte, sich auszubreiten.
„Autsch.“
„Sorry.“ Er hob seinen Rücken etwas, damit Phil sein Gliedmaß befreien konnte, und tippte eine Nachricht an Peter: ‚Wird vermutlich 2 Uhr‘. Die Antwort kam kurz darauf: ‚Shit, aber ich bleibe‘.
Erleichtert atmete er durch. Ein Glück, dass Peter so eine pflichtbewusste Seele war. Es kam leider viel zu oft vor, dass Lukas von Verlängerungen der Termine aufgehalten wurde.
Nach geraumer Weile tat sich was an der Badezimmertür. Lilly blieb im Türrahmen stehen und ließ den Blick lange über ihre Körper schweifen.
„Was für ein Anblick, Jungs. Ich glaube, bei der nächsten Runde will ich zwischen euren nackten Bodys enden.“
Das konnte ja heiter werden, auf dieser schmalen Pritsche.

2. Kapitel

Anni
In vier Wochen also. Der Brief mit dem Termin fühlte sich an, als wolle er ihr die Finger verätzen.
Ein vertrautes Klopfzeichen an ihrer Wohnungstür war eine willkommene Ablenkung und kündigte Bernie an. Er wartete natürlich nicht auf eine Antwort. Wäre auch Quatsch, denn durch die dicke Feuerschutztür drang kein verständliches Wort. Mit Bernie strömte der immer präsente beißende Ölgestank des Heizungsraums herein. Kellerschicksal. Dafür kostete sie das geräumige ‚Zimmer‘ nicht viel.
Bernie trug ihre neongrüne Plastikschüssel vor dem Bauch und gab der Tür mit dem Fuß einen Schubs, damit sie weiter aufschwang. „Hab dein Geschirr mitgespült.“
„Danke.“ Sie ließ den Brief in der Schublade ihrer Schuhkommode verschwinden, nahm einen Lippenstift aus dem Glasschälchen und schrieb den Termin oben links in die Ecke des Garderobenspiegels.
„Ich würde ja sagen, gern geschehen, aber das dreckige Zeug war mir in der Spüle im Weg. Und da ich nicht in deinen Essensresten rumfingern wollte, hab ich eben heißes Wasser drüberlaufen lassen.“
Heißes Wasser drüberlaufen lassen war Bernies übliche Art, Geschirr abzuwaschen. Das hieß, sie musste die schwere Schüssel später wieder in die Waschküche schleppen, um bei ihrer nächsten Mahlzeit nicht auf die Essensreste der letzten zu stoßen.
Es klirrte Unheil versprechend, als er die Schüssel auf ihrem kleinen Klapptisch neben der Kommode abstellte. Anni bekam ein schlechtes Gewissen. An das Geschirr hatte sie gestern Abend gar nicht mehr gedacht. Sie war zu müde gewesen. Ärgerlich für Bernie, wenn sie den spärlichen Gemeinschaftsplatz blockierte. Auf die Deckel von Waschmaschine und Trockner konnte man auch nicht ausweichen, weil darauf Wäschekörbe standen. Bernies und vom Vermieter. Ihre eigene Schmutzwäsche bewahrte sie lieber bis zu ihrem Waschtag hinter dem Vorhang neben ihrem Bett auf, seit sie den Verdacht hatte, dass ihr Vermieter benutzte Höschen aus ihrem Korb klaute.
Bernie schob die Hände in seine Jeanstaschen und sah sich das rosafarbene Datum auf ihrem Spiegel an. „Ist das ‚der‘ Termin?“
Sie nickte und zog ihre Trekkingschuhe an. Seine Fingerspitzen strichen über ihre Schulter. „Wird schon alles gut gehen, Honey.“
Warum sollte es das? Bisher war alles in ihrem Leben schiefgelaufen. „Wenn du es sagst. Was treibt dich her? Haben wir wieder den gleichen Weg?“
Das würde ihr einige Kraftanstrengung ersparen.
„Ja. Ich fahre gleich über den Berg nach Bielefeld. Wenn du in fünf Minuten fertig bist, nehme ich dich mit.“
Bernie war einfach ein Schatz.
„Du hast schon wieder zu viel Pampf im Gesicht. Ohne siehst du hübscher aus, Anni. Viel natürlicher.“
Ja, natürlich: leichenblass oder schmutzwassergrau. Im Prinzip wäre ihr das für ihr Nachmittagsprogramm egal, aber zwischen all den herausgeputzten, verwöhnten Schnepfen outete sie sich dann noch mehr als Außenseiter. Sie tauchte am Reitstall schon als Einzige mit dem Fahrrad auf, einer teuren, immer auf Hochglanz polierten Investition, um den Schein von Wohlstand zu wahren. Selbst wenn sie sich ein billiges Auto samt dem dazugehörigen Führerschein leisten wollte, ließe sie es lieber zuhause stehen, weil es zwischen den Edelkarren der anderen wie eine bunte Kuh herausstechen würde. Das Fahrrad verteidigte sie damit, dass sie einen Fitnessfimmel hätte.
Wie die hohe Ausgabe für ihren Drahtesel kniff auch jeder unnötige Euro für ihre Reitkleidung. Die könnte sie in Billigshops für ein Viertel des Preises haben. Doch die teure Markenware gehörte ebenso zum Blenden, um wie eine von ihnen zu wirken. Das machte die Tussis und die Herren Doktoren ‚von und zu‘ unsicher, ob sie nicht doch mehr Kohle auf dem Konto hortete, als die. Pinos Wohlbefinden rechtfertigte jedes Bluffen. Der Haflingerwallach war das Einzige, was ihr von ihrem früheren Leben geblieben war. Das Einzige, was sie mit ihrer Liebe überschütten konnte und von dem sie bedingungslos wiedergeliebt wurde.
„Du weißt, warum ich das mache, Bernie.“ Sie nahm ihre Jacke vom Haken. „Wenn die rausfinden, dass ich ein armer Schlucker bin, der in ihrem auserlesenen Kreis herumschleicht, setzen die Pino und mich vor die Tür. Für seine alten Knochen braucht er aber regelmäßig Sauna und Solarium. Die anderen Ställe haben das alles nicht.“
Schulterzuckend öffnete Bernie ihre Tür, hielt sie mit einem Fuß auf und wartete mit den Händen in der Hosentasche, dass sie in die Gänge kam. „Deswegen deine Natürlichkeit hinter dicker Schminke zu verstecken, finde ich trotzdem idiotisch.“
Er brauchte das auch nicht zu verstehen. Anni schubste ihn auf den Gang und schloss ihre Tür ab. Bernie ging an seinem Kellerzimmer vorbei, das direkt neben ihrem lag, zum Fahrradraum.
Anerkennend pfiff sie durch die Zähne, als er ihren Drahtesel die Treppe hochschleppte. Unterhalb seiner abgewetzten Bikerjacke zeigte sich ein breiter Riss in seiner maroden Jeans, durch den man den schwarzen Slip an seinem Knackarsch sah. Zur Antwort wackelte er übertrieben mit dem Hintern.
„Willst du damit einen bestimmten Kerl in den Wahnsinn treiben, Bernie?“
„Zur Zeit ist leider kein Bestimmter in Sicht. Bei den Typen, die mir die letzten Wochen über den Weg gelaufen sind, mache ich es mir lieber selbst.“
Ups, das hörte sich ziemlich frustriert an. Bei seinem Aussehen war sie davon ausgegangen, dass er eher die Qual der Wahl hätte. Es ärgerte sie immer noch ein bisschen, dass dieser Eyecatcher vom anderen Ufer war und ihr der Kronleuchter erst beim Anbaggern durch seine unverblümte Aufklärung aufgegangen war. Da wohnte ein Traummann wie auf dem Präsentierteller nebenan, nur durch eine Wand von ihr getrennt, und ausgerechnet der hatte nichts für Frauen übrig. Wäre ja auch zu einfach gewesen.
Zum Glück hatte sich die peinliche Beklemmung zwischen ihnen schnell wieder gelegt. Nicht zuletzt, weil Bernie ein einfühlsames Wesen besaß und ein genialer Kummerkasten war. Wenn sie daran dachte, wie sie versucht hatte, ihn anzumachen, weil sie endlich von einem ansehnlichen Vertreter seiner Gattung von ihrer Jungfräulichkeit befreit werden wollte, wünschte sie sich jetzt noch ein Loch, um darin zu versinken. Das war so typisch für ihre allgegenwärtige Pechsträhne. Aber bevor ihre ohnehin bescheidenen Zukunftsaussichten in vier Wochen eine steile Abwärtstendenz zeigten, wollte sie wenigstens einmal mit einem Mann geschlafen haben. Mit einem schönen Mann. Vielleicht musste sie sich das von der Backe putzen, wie so viele Wünsche.
Bernies Mobilität bestand aus einem Roller. Mit Geld sah es bei ihm noch dürftiger aus, als bei ihr, weil er sich nicht mit regelmäßigen Arbeitszeiten anfreunden konnte. Gelegenheitsjobs hielten ihn über Wasser.
Er wedelte mit der Hand, dass sie schon vorfahren sollte, und stülpte sich den Helm über. Ein eingespieltes Ritual, genau wie ein paar Minuten später das Knattern seines Rollers hinter ihr, der kleine Ruck, als sein rechter Fuß gegen ihren Gepäckträger stieß und ihr ab dem Moment das Trampeln abnahm. Nach einer Viertelstunde bog sie in die Einfahrt des alten Gutshofes ‚Garner‘ ein, wo Pino auf sie wartete, und Bernie fuhr mit einem kurzen Winken seines Weges.
Ein unbehaglicher Schauer rieselte ihr den Rücken runter, als sie das Zentrum des Hofes erreichte. Nicht nur einige der vertrauten, versnobten Autos standen auf dem Stallparkplatz. Vor dem Gartenzaun des Haupthauses reihten sich heute wieder drei schnittige BMW, ein Porsche, zwei AMG und zwei Mercedes-Limousinen auf. Alle in glänzendem Schwarz. Die dazugehörigen Besitzer standen und saßen auf der Terrasse. Selbst auf die Entfernung von geschätzten fünfzig Metern konnte sie erkennen, dass die Männer, teils in Anzügen, teils mit Jacketts oder Lederjacken zu Jeans, pure Augenweiden waren. Kein Wunder, dass die Pferdebesitzerinnen wie eine Schar Schnattergänse vor der Tür des Stalles herumlungerten. Einige hatten banale Beschäftigung mit hinausgenommen, wie Trensen und Putzkästen, die sie vorgaben, zu sortieren. Andere glotzten ungeniert zu der Schönlingsparade. Sogar die Frauen, die in festen Beziehungen waren. Wenn so viele von den reichen Fatzkes hier versammelt waren,

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Bildmaterialien: Andrea Gunschera
Lektorat: J.F. Nowack, 07407 Rudolstadt
Tag der Veröffentlichung: 29.01.2017
ISBN: 978-3-7396-9596-9

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
‚Rette mein Herz und meine Seele, bevor ich vergesse, was wirklich wichtig ist.‘ Annis Lebenserwartung steht unter keinem guten Stern. Und ihr läuft die Zeit davon. Mit der Tatsache hat sie sich abgefunden, nicht aber damit, als Jungfrau zu sterben. Sie möchte wenigstens noch erfahren, wie es ist mit einem Mann zu schlafen. Nicht einem verkorksten Callboy, wie ihr geraten wird, sondern mit einem wie dem charismatischen Stallbesitzer Lukas, bei dem sie ihr altes Pferd untergebracht hat. Lukas führt ein Doppelleben. Nachts ist er feinfühliger Escort-Profi im Erfüllen erotischer Frauenfantasien, tagsüber der distanzierte Hofbetreiber und Investmentbanker. Ein Unfall bringt ihm die freche Anni näher. Sie berührt ihn anders, als alle bisherigen Frauen, tief in seinem Herzen. Etwas, wonach er sich schon lange sehnt. Doch kann er eine Zukunft mit ihr planen oder kehrt sie ihm den Rücken, wenn sie von seinem heimlichen Job erfährt?

Nächste Seite
Seite 1 /