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Leseprobe: Invydia

 

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Leseprobe

»Invydia – Lead by the Hands of Fate« von T.K. Alice

 

(Seite 67 – 72)

 

Chapter 6: Secrets

 

 

»Was für ein Plan?«, hake ich daher hellhörig nach. Von einem Plan habe ich bisher nichts gehört – jedenfalls nicht explizit, auch wenn ich hin und wieder das Gefühl hatte, es stecke mehr hinter dem, was hier läuft. Wenn es jedoch etwas damit zu tun hat, warum diese Menschen meine Schwester kennen – kannten –, dann sollte ich es ohnehin erfahren.

Der privilegierte Junge seufzt kurz auf, bevor er mir antwortet: »Es geht um etwas, über das ich gerade mit dir sprechen wollte. Um die Aufgabe, der wir uns zusammen mit deiner Schwester angenommen hatten.«

»Aufgabe?«, wiederhole ich etwas dümmlich. »Ich verstehe nicht, was …«

»Es geht um die Welt – unsere Natur.«

Verdutzt sehe ich zu Cho, die diese Worte einwarf, und frage: »Die Natur?«

Obwohl ich mir denken kann, dass ich im Moment vermutlich einen nicht sehr intelligenten Eindruck mache, stört sich keiner daran. Stattdessen scheinen sie einen Augenblick zu überlegen.

»Wir haben – oder eher Andy hat – Mel vor etwa eineinhalb Jahren kennengelernt. Er hat damals ein Praktikum in Eve’s Garden gemacht und sie kam vorbei. War wohl gerade eine Runde joggen. Ich selbst war damals dabei, Aktivisten zu sammeln – meist aus dem Westen. Andy und ich kannten uns schon länger, sind bereits Freunde gewesen und hatten immer dasselbe Ziel.« Brian sieht Andy an, dieser bleibt jedoch stumm. »Ich weiß nicht, wie sie damals so gute Freunde wurden, doch eines schönen Tages brachte er sie her. Sie wurde eine von uns. Im Endeffekt war sie aber mehr wert als jeder einzelne hier am Tisch, wie sich herausstellen sollte.«

Kaum zu glauben, dass ich es erfragen muss, doch …

»Weshalb?«

»Wegen ihrer Informationen«, kommt die monotone Antwort – diesmal doch von unserem schlecht gelaunten Kumpel in der Ecke.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass er mich nicht ausstehen kann. Aber meine Schwester mochte er offensichtlich. Es ist wirklich seltsam, dass von dieser illustren Runde ausgerechnet er es gewesen sein soll, der zuerst in Kontakt mit Mel kam. Man kann kaum glauben, dass sie mit ihm gesprochen hat, wo er doch aussieht, als würde er einen jeden Moment anspucken wollen. Ich hätte wohl auf Riley getippt oder Brian. Vielleicht sogar Cho. Aber nicht auf ihn. Hölle, sogar die alte Dame wäre wahrscheinlicher gewesen als dieser Miesepeter. Allerdings könnte ich mich schon wieder ohrfeigen dafür, dass ich über so unnütze Dinge grüble, obwohl so viel Wichtigeres vor mir liegt.

»Ihre Informationen … Ihr meint, über die Crain Corporation? Über Cole?«, frage ich deshalb, um über die Lücke von eben hinwegzutäuschen.

»Mehr oder weniger – ja. Es ging darum, dass sie bei Untersuchungen etwas mit angehört hatte, das sie stutzig machte. Von da an nutzte sie das Vertrauen von Crain und seinen Stiefelleckern aus, um sie auszuhorchen, wo es nur ging«, erklärt mir ausgerechnet Andy in einem ehrlich bedauernden Tonfall, aber dennoch mit einem gewissen Stolz, den ich nicht ganz nachvollziehen kann. Obwohl, es könnte sein, dass …

»Ja, ohne sie wüssten wir nichts von dem, was wir heute wissen. Besonders wenn man bedenkt, dass die meisten Leute die Geschichten über geheime Forschungen unter dem Turm als urbane Legenden oder gar Verschwörungstheorien abtun würden. Niemand kam je in den Tower – schon gar nicht in die Laboratorien im Untergrund«, mischt sich Cho nun ein und unterbricht so meine weiteren Grübeleien.

Außer dir!, wollte sie wohl noch anhängen. Doch da täuscht sie sich.

»Okay. Und was waren das für wichtige Informationen?«

Nun seufzen alle im Chor. Man könnte meinen, ich hätte gerade einen Schalter für Depressionen umgelegt. Die einzige, die sich nichts anmerken lässt und weiter gemächlich ihren Tee schlürft, ist die Hausherrin, die hier überhaupt noch sitzt, weil …?

Ich merke nicht einmal, dass ich sie anstarre, bis sie ihre Augen aufschlägt und zurücksieht. Glücklicherweise hat in dieser Sekunde jemand Interesse daran, mich an den Aussagen meiner Schwester teilhaben zu lassen, weswegen das Ruder aller Aufmerksamkeit erneut herumgerissen wird.

»Du weißt doch, dass Crain seit Jahren predigt, er würde die Welt sozusagen heilen, nicht wahr?«, fragt mich Riley von der Seite, und ich nicke.

»Sicher. Wer weiß das nicht? Er erzählt es doch bei jeder Gelegenheit, die sich bietet, um als der Held der Nation dastehen zu können.«

»Ja, eben. Es weiß jeder – hört jeder –, dennoch ist es eine Tatsache, dass die Red Zone mit jedem Jahr ein Stück näher an die Wohngebiete heranrückt, weil die Dead Zone immer größer wird. Die Kuppel macht es uns einfach, das Wachstum zu beobachten, doch die Leute sehen weg, solange unser Lebensgrund noch groß genug ist«, erzählt sie gereizt. »Und sie glauben alles, was Crain sagt. Wir wollten daher wissen, was wirklich an der Sache dran ist, wollten wissen, weshalb es trotz all seiner Versprechungen immer schlimmer wird. … Andy hat während seines Praktikums ein paar Proben mitgenommen. Wir dachten, es würde vielleicht etwas nicht stimmen mit den letzten Pflanzen und Tieren, die angeblich zur Reproduktion verwendet werden. Wir dachten, er hat damit irgendetwas gemacht, sie irgendwie zerstört. Ihm würde ich alles zutrauen.«

Blinzelnd blicke ich in ihre Richtung. Dass etwas mit den Tieren oder Pflanzen in Eve’s Garden nicht stimmt, kann ich nicht glauben. Ich wäre zwar die Letzte, die dieses Arschloch von Crain in Schutz nehmen würde, aber …

»Nein, denen geht es gut – wirklich!«, entgegne ich bestimmt. Zwar kann ich nicht sagen, woher ich das weiß, aber ich weiß es, denn diese Probleme hatte die Welt bereits, als ich noch ein Kind war.

»Ja, ich weiß. … Andy hat dasselbe herausgefunden«, ist alles, was Riley noch sagt, ehe Brian für sie einspringt und etwas nervös lacht.

Mein Einschreiten kam wohl etwas überraschend und vor allem auch energischer, als ich dachte, sodass es sie etwas verwirrt zu haben scheint. Anders kann ich mir das Verhalten nicht erklären.

»Na ja, jedenfalls war das nicht das Problem. Das hast du gut erkannt. Wir wussten aber nicht, was es sonst sein könnte. Die Welt zerfiel! … Vielleicht war es ja völlig normal. Aber wir konnten einfach nicht aufgeben. Und dann, als wir kurz davor waren, die Segel doch zu streichen, weil uns keine Idee

mehr blieb, außer dass die Welt einfach so zerfällt, da wir Menschen sie zu lange gequält haben, kam deine Schwester mit der Antwort auf all unsere Fragen um die Ecke.«

Dass ich nichts dazu sage, scheinen sie als Einverständnis zu sehen, fortzufahren. Aber ehrlich – eine Antwort auf all ihre Fragen? … Na, wenigstens einer bekommt sie beantwortet, und das ist es doch wert, zuzuhören.

»Sie hat ein Gespräch im Labor mit angehört. In diesem Gespräch ging es um etwas, das sie den Ursprung nennen. Irgendetwas, das sich im Untergrund, unter dem Zentrum des Towers, befindet und das einen mächtigen Einfluss auf alles hat, was auf diesem Planeten lebt, egal ob Pflanze oder Tier – sogar auf die Menschen selbst. Und dass sie diesem Ursprung wohl Schaden zufügen.«

Im Zentrum … »Das heißt, es liegt genau im Zentrum von Riven, nicht wahr?« Eigentlich ist es mehr eine Feststellung als eine Frage. Doch die lässt eine böse Vorahnung in mir wach werden.

Seit jeher gibt es Menschen, die sich fragen, wieso unsere Welt rund ist. Und damit meine ich gewiss nicht den Planeten an sich. Nein, die Kuppel, unter der wir heute leben, hat eine runde Grundform. Warum? … Weil die Welt um sie herum zerfallen ist und nur ein perfekter Kreis übrig blieb. Die Mitte dieses Kreises ist der Punkt, der noch am besten erhalten ist. Das letzte Fleckchen echtes Grün. Mit den letzten Tieren, wenn man ein paar streunende Hunde und Katzen sowie weitere Kleintiere abzieht, die hier noch frei herumgeistern.

Als ich so ziemlich jeden am Tisch irgendwie zustimmen sehe, atme ich etwas schwermütig aus.

»Kurz gesagt hat meine Schwester einmal, während einer ihrer unzähligen Untersuchungen, einem Gespräch gelauscht, in dem vermutlich die Frage gelüftet wurde, warum die Welt radial um Eve’s Garden zu Staub zerfällt. Zumindest glaubt ihr das. Was, wenn das mit diesem Ursprung aber etwas anderes bedeutet? Und selbst wenn ihr recht habt, was bringt euch diese Information? Was wollt ihr tun?«

Die Gesichter, die ich daraufhin von ihnen zu sehen bekomme, sagen mir ziemlich deutlich, dass ich das besser nicht hätte fragen sollen.

 

 

 

 

© T.K. Alice und Verlag der Schatten (www.verlag-der-schatten.de)

»Invydia – Lead by the Hands of Fate« von T.K. Alice

ISBN (Taschenbuch): 978-3-946381-58-7

340 Seiten, Preis: 13,95 €

ISBN (epub): 978-3-946381-60-0ISBN

(mobi): 978-3-946381-59-4

Preis: 3,49 €

 

Mystery-Scifi mit dystopischen Elementen und einem unerwarteten Ende.

Impressum

Texte: © T.K. Alice und Verlag der Schatten
Bildmaterialien: www.pixabay.com
Cover: Cover created by © T.K.A-CoverDesign / t.k.alice@web.de
Lektorat: Bettina Ickelsheimer-Förster // Verlag der Schatten
Satz: Verlag der Schatten
Tag der Veröffentlichung: 20.01.2016

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