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Raging Thunder

 

Das Fenster ist klein. Nahezu winzig.

Die Decke wird ein wenig heller. Ein Blitz.

Es donnert. Die Wände scheinen zu wackeln, aber ich weiß, das ist nur meine Einbildung.

Dann wieder ein Blitz – das Licht wirft schaurige Gestalten, an die kahlen Wände.

Ich weiß, ich bin zu alt um mich zu fürchten.

Zu alt, um immer noch zu erzittern, jedes Mal wenn ein Blitz den Himmel erhellt.

Ich weiß…doch kann ich nichts dagegen tun.

Ich sehe mich in dem kleinen Raum um.

Soweit man es einen „Raum“ nennen kann.

Das Bett unter mir ist hart; die Decke löchrig.

Ich ziehe sie mir bis unter das Kinn.

Aber nicht das Gewitter ist das, das mir gerade am Meisten Sorgen bereitet.

Diese Person.

Mein Blick gleitet zur Tür. Sie ist verschlossen.

Und selbst wenn sie es nicht wäre – ich würde nicht heran kommen.

Ich bin an der Wand angekettet.

Ich sitze hier fest.

Allein.

Die Blitze, die mir eigentlich Angst machen, sind heute Nacht meine einzigen Freunde.

Sie spenden Licht.

Der erste Donner war das einzige vertraute Geräusch, das ich seit langem gehört habe.

Wie lange bin ich schon hier?

Ich weiß es nicht.

Eine Weile jedenfalls.

Bisher gab es noch keine Gewitter hier.

Ich kann eine Maus sehen, wie sie in einem Loch in der Mauer verschwindet.

Nicht einmal sie will hier bleiben.

An einem solch kalten Ort.

Ich ziehe die Decke noch höher, wenn das überhaupt noch geht.

Wieder sehe ich heraus – aus diesem kaputten Fenster.

Ich schreie.

Wenn auch nicht sehr laut.

Der nächste Donner übertönt mich locker.

Ich bin müde.

Meine Stimme ist kratzig.

Der Hals tut weh.

Aber ich versuche es dennoch.

Wieder und wieder.

Schon seit Tagen.

Ich versuche gegen den Donner anzukommen.

Versuche, mich irgendwie bemerkbar zu machen.

Aber niemand kommt. Wie auch?

Nie kommt jemand vorbei. Niemand kann mir helfen.

Wieder erhellt ein Blitz die Nacht.

In meinen Träumen, ist es immer so hell.

So lange, bis ich wieder aufwache.

Nein, das Gewitter macht mir keine Angst mehr.

Das ist seltsam, denn bisher hatte ich immer diese Angst.

Wenn der Donner die Stille durchbrochen hat.

Der Strom wegen der Blitze ausgefallen ist.

Wenn das unstete Licht, seltsame Schatten an die Wände geworfen hat, die mich überragten.

Jetzt ist es anders.

Ich bin ganz allein. Einsam.

Immer nervös.

Bete, dass ich wieder hier herauskomme.

Wieder nach Hause.

Zu meinen Eltern. Meiner Familie.

Meinen Freunden.

Aber das Einzige das mir Gesellschaft leistet…

 

Ist das draußen tobende Gewitter.

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Tag der Veröffentlichung: 20.06.2014

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