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Vorwort




Wie ich dich so sehr hasse.
Du, der meine Eltern getötet hatte.
Du, der mich immer wieder belog.
Du, der mein Herz gestohlen hatte.
Durch dich hatte ich erfahren,
was es hieß zu leiden und jemanden aus tiefsten Herzen zu verabscheuen.
Doch genau dadurch, hast du mir geholfen mich selbst wiederzufinden.
Wärest du nicht gewesen, wäre mein Körper verborgen durch vielschichtige Erde.
Ja, ich liebe dich. Ich liebe dich für deine Hilfe, obwohl du nicht mal wusstest,
dass du mir half. Und gleichzeitig hasste ich dich für deine Taten.
Was ich gerne wissen würde, fühlst du dasselbe?

Doch die Frage an mich selbst ist, ob du es wert bist den Schmerz zu ertragen?
Oder dich so sehr zu vermissen? Ich liebe dich, doch es ist so unerträglich.
Jede Sekunde ohne dich ist wie ein Stich in mein Herz. Ich brauche dich näher.
Ich brauche dich so nahe, dass ich dich riechen, schmecken, fühlen und sehen kann.
Es geht nicht mehr ohne dich. Dafür Hass ich mich selbst denn du kannst mich verletzten.
Mich zerbrechen, wie ein Stück Glas, wie Ton verformen und zerstören.
Ich hasse es, doch ich muss es akzeptieren, wenn ich dich nicht verlieren will.
Ich weiß nicht, ob ich dich noch lieben will, aber mein Herz schreit nach dir.
Es weint, wenn es dich nicht sehen kann. Es hasst jeden Meter zwischen uns.
Das genau Gegenteil von mir, von meiner Seele, denn sie rennt von dir weg.

Und die Antwort auf die Frage, ob du es wirklic wert bist, so sehr zu leiden.
So viele Schmerzen zu ertragen und vielleicht auch daran kaputt zu gehen,
wie eine Vase, die zu Boden fällt, ist leider ja,
weil ich nicht anders kann als dich zu lieben und zu hassen.
Deine Berührung, deinen Atem, dein Herz nah an meinem.
Ohne das könnte ich nicht mehr leben, du bist alles was ich habe und brauche.
Und das wolltest du nicht war...

Die Geschichte beginnt




Es war der Regen, der ihn an die Geschichte denken ließ. Er seufzte stumm und blickte aus dem großen Fenster aus Kristallglas. Der Regen warf dicke Tropfen auf die Scheibe und bauschte gegen die Wände.
Laut pfiff der Wind umher und auch er blies mit seinem kalten Atem gegen das Glas. Die Bäume wiegten in seinem Tackt und ließen seine Blätter zu Boden fallen.

Es war ein kalter Tag im Herbst und er deutete stark auf einen noch kälteren Winter hin. Es war genau wie damals. Damals war es ebenfalls kühl und es hatte geregnet, auch wenn es im Sommer gewesen war.
Er wandte seinen Blick dem Kamin zu und kuschelte sich tiefer in seinem weich gepolsterten Sessel. Das Wetter machte seinen alten Knochen zu schaffen.

Und ebenso wie der Regen erinnerte auch das Feuer ihn an die Geschichte. Deutlich konnte er die Bilder von damals noch im Feuer tanzen sehen und es war, als müsste er bloß die Hand ausstrecken um wieder mitten im Geschehen zu sein.
Auch die Kinder konnten es sehen.

Sie saßen dicht zusammengedrängt auf dem Boden oder hatten sich zu Paaren in einen der gemütlichen Sessel gezwängt und sahen ihn erwartungsvoll an.
Der alte Mann musste lächeln. Er hatte ihnen eine Geschichte versprochen, um ihnen den kalten Herbstabend und die Langeweile an diesen verregneten, stürmischen Tag zu vertreiben.

„Die Geschichte, die ich euch jetzt erzähle, begann an einem Tag ähnlich wie heute. Es war kalt und dunkel, zu kalt für den Sommer.“ begann er und lauschte einen Moment dem Regen, der ihm die Worte ins Ohr zu flüstern schien. „Sie handelt von Liebe und Freundschaft, von Mut und Furcht, von Triumph und Verlust, von Grausamkeit und Schlachten, von Verrat und Opfern.“

„Muss jemand sterben?“ fragte ein kleineres Mädchen ängstlich und drückte sich an ihre großen Schwester.
„Geht die Geschichte gut aus?“ fragte diese und wurde von einem Jungen unterbrochen. „Ist sie wahr?“
Der alte Mann lächelte.

„Um die Antworten auf diese Fragen zu erfahren müsst ihr die ganze Geschichte hören.“ erwiderte er während er im Geiste nach den richtigen Worten suchte um zu beginnen. Seufzend griff er nach einem Glas und trank einen Schluck Elfenwein. Erneut sah er in die Flammen und sah die Gestalten in seinen Pupillen tanzen. Er erinnerte sich an alles. Als wäre es erst gestern gewesen.

„Hört gut zu. Dies ist der Anfang.

Der alte Mann blättert auf die nächste Seite des alten Buches und beginnt zu erzählen...

Emilia Blackfire




Emilia Sicht:

Alles begann in Binns Unterrichtsstunde. Wir hatten Zaubereigeschichte zusammen mit den Slytherins, doch ich hielt mich nach Kräften fern von ihnen.
Ich ging nach Ravenclaw und ich stammte aus einer angesehenen Familie, den Blackfire.
Schon als kleines Mädchen hatten meine Mutter und meine Tante mir immer wieder bescheinigt wie hübsch ich doch war, dass ich sicherlich einmal eine sehr hübsche Frau sein würde.
Und sie hatten Recht, denn ich wuchs zu einer Schönheit heran, mit dunkelblauen Augen und schwarzem Haar.
Meine Eltern sagten mir ständig, dass ich einmal eine sehr einträgliche Braut sein würde, die jungen Männer aus den angesehenen Familien würden sich darum reißen mich zu ehelichen, denn ich war schön, reich und hatte einen Namen, der dem der Lestranges oder Malfoys gleichkam.
Doch mir war dies gleich, ich wollte nicht nur die schöne Emilia sein, ich wollte die kluge Emilia sein, die Emilia , die so gute Noten hatte, dass sie im Zaubereiministerium arbeiten konnte, in der Abteilung für magisches Recht… und ich wollte einmal einen Ehemann, den ich liebte und der mich liebte. Nicht irgendeinen Mann, den meine Eltern aussuchten und der seinen Stammbaum mit meinem veredeln wollte, der eine sanfte, fügsame Frau haben wollte.
Doch dieser Wunsch würde niemals in Erfüllung gehen.
Ich wollte eine Prinzessin sein, eine jener Frauen, die in den Ritterromanen immer von tapferen Ritter gerettet wurden, über deren Schönheit man Lieder verfasste…
Ich wollte einen Helden, der mich auf seinem weißen Ross in sein Schloss brachte…
Es begann alles in Binns Stunde, in der siebten Klasse, als ich zusammen mit meinen beiden Engeln im Unterricht saß.
Mein erster Engel ist Alina O´Cleary, meine beste Freundin seit Kindheitstagen.
Wir kannten uns von klein auf, denn unsere Familien waren eng befreundet und Ally und ich verstanden uns blind. Wir waren beinahe wie Schwestern, ich konnte ihr alles anvertrauen.
Mein zweiter Engel ist Tristan, Tristan Lovegood. Er hatte mich und Ally in der ersten Klasse permanent genervt… er hatte uns mit Tintenkügelchen beschossen, uns Beine gestellt…
Schließlich, in der zweiten Klasse war er dann endlich erwachsen genug um mit uns zu reden. Und wir wurden Freunde.
In dieser Stunde saß ich neben Ally, deren langes Blondhaar ihr über den Rücken fiel. Ich hatte meine Haare zu einem Zopf geflochten und dachte über Binns nach, der seinen Monolog hielt.
Er thematisierte die Geschichte der reinblütigen Familien Groß-Britanniens.
Es war langweilig, denn er verbreiterte sich über die Genealogie der britischen Familien und ich wusste beinahe alles über diese Familien. Außerdem, Binns konnte einen beinahe zu Tode langweilen und er war ein Geist, also… man kann sich vorstellen in wie fern “zu Tode langweilen” definiert werden kann.
In dieser Stunde fiel mir erstmals auf, dass mich Tom beobachtete. Ich fühlte seine Blicke auf meinem Gesicht, denn er saß schräg hinter mir und ich konnte ihn aus den Augenwinkeln sehen.
Seine Augen hingen an mir.


“Hast du schon Johanna neue Frisur gesehen? Sieht aus, als wäre sie von Bowtruckles attackiert worden!” Tristan neigte sich zu mir und ich lachte los, denn Johanna war meine offizielle Konkurrentin. Meine Konkurrentin, denn uns verband schon seit der ersten Klasse eine herzliche Feindschaft.
Ich konnte ihre Überheblichkeit nicht ausstehen, ihre Affektiertheit, ihre maßlose Arroganz.
Und sie hasste mich dafür, dass ich aus einer Familie stammte, die frei von jenem Makel war, der Johanna für reiche, angesehene Familien als mögliche Braut disqualifizierte.
Denn Johanna Mutter war eine Squib und obwohl sie talentiert und nett anzusehen war, würde sie wohl kaum von einer der großen Familien anerkannt werden.
Ich hingegen, ich hatte den Vorzug aus einer der letzten, großen und alten Familien zu stammen, die man in Irland finden konnte.
Ich war eine Tochter der Blackfire. Ich besaß also alles, dass Johanna sich erhoffte und begehrte und trotzdem niemals bekommen würde.
“Stimmt, sie sollte sich entscheiden ob sie kurze oder lange Haare haben möchte.” Ich kicherte immer noch und warf einen hämischen Blick zu Johanna , die mich eiskalt anblitzte.
Tristan grinste immer noch und schrieb nebenbei meine Aufzeichnungen zur Stunde ab, denn er war einer der jenigen, die bei Binns eindösten.
“Emii, Riddle sieht dich schon wieder an. Er sieht… zornig aus!” Ich sah auf und sah Tristan tadelnd an.
“Tristan Lovegood, sieh nicht hin… wieso sieht er zornig aus?” Tristan zuckte mit den Schultern.
“Ich habe keine Ahnung, vermutlich weil ich neben dir sitze und nicht er!” Ich verzog das Gesicht.
“Ach was, er ist doch deshalb nicht zornig.” Ich drehte mich trotzdem halb um, um nach zu sehen ob Riddle tatsächlich zornig aussah.
Er sah zu mir und sein Blick traf meinen.
Seine schwarzen Augen… plötzlich wurde seine Miene wieder glatt und ausdruckslos und ich riss mich von seinen schwarzen Augen los und wandte mich wieder meiner Arbeit zu.
Ich weiß nicht, wann genau er begonnen hatte mich anzusehen und mich zu beobachten, aber oft, wenn wir im Unterricht saßen, oder ich mich mit einem meiner Bücher auf meinen Lieblingsfenstersitz saß, dann bemerkte ich, dass er mir zusah.
Es hatte nichts beunruhigendes, denn ich war es gewöhnt, dass mich die Jungen ansahen.
Doch im Gegensatz du den Anderen, schien er sich von mir fernzuhalten, und er sprach kein einziges Mal mit mir.
Doch dieses Fernhalten sollte bald nach dieser Geschichtsstunde beendet werden.
Heute denke ich oft an diesen Tag zurück, als Ende meiner Kindheit, als Ende der
Emilia Blackfire .

(Kein)Erlaubnis




Emilia Sicht:
Es war einige Wochen später, Riddle beobachtete mich immer noch, doch bisher hatte er keinerlei Versuch gestartet mit mir zu sprechen.
Ich hatte mich mit Alina, meiner besten und engsten Freundin in der Bibliothek verabredet um mit ihr zusammen unseren Aufsatz für Kräuterkunde zu machen, denn Prof. Ilwitch verlangte eine Abhandlung über die Pflege von Alpenfeuerlilien von uns und wir waren beide einer Meinung.
Kräuterkunde war ein Fach, dass wir beide nicht mochten.
Wir saßen an meinem Lieblingsplatz, hinten in der verbotenen Abteilung, denn dort waren die Schüler unterer Klassen nicht zugelassen und man hatte Ruhe und konnte sich konzentrieren.
Vor dem letzten Fenster stand ein Tisch und direkt dahinter ein Regal, das die Sicht auf einen verdeckte. Man war also völlig von anderen Blicken abgeschottet und konnte in Frieden arbeiten.
Wir würden vermutlich noch bis in die späte Nacht hier sitzen, denn Alina und ich stöberten uns durch dreizehn Bücher, auf der Suche nach Dingen, die wir einbauen konnten.
Immerhin ging es dieses Jahr um die UTZ und wir beide wollten nur die besten Noten haben.
Also quälten wir uns durch alle Bücher die es zum Thema gab.
“Wieso sprichst du eigentlich nicht mit Riddle? Ich meine, wenn er nicht will, könntest doch du den ersten Schritt machen!”
Alina sah mich fragend an und ich schüttelte vehement den Kopf.
“Ally, ich werde nicht mit ihm sprechen, wieso sollte ich denn auch?” Ich sah sie unwillig an, als Ally zu lachen begann.
“Emii, ich kenne dich nun schon seit 16 Jahren, ich merke doch wenn dich ein Junge interessiert!” Sie legte mir verschwörerisch grinsend die Hand auf die Schulter.
“Ally, Riddle interessiert mich nicht!” fauchte ich sie an. “Lies was über die Alpenfeuerlilie!” Ich knallte ihr das Buch auf den Schoß und wandte mich wieder meinem Aufsatz zu.
Um halb elf hatten wir es geschafft und der Aufsatz für Prof. Ilwitch war vollendet.
“Kommst du mit oder willst du lieber noch ein wenig in der staubigen Bibliothek hocken?” Ally sah mich grinsend an und ich nickte.
“Ich werde noch mit dem Aufsatz für Binns beginnen, ich will ihn unbedingt heute noch vollenden!”
Ich nahm den Packen Bücher den wir für Kräuterkunde zusammen gesammelt hatten und Ally sah mich nachsichtig lächelnd an.
“Ally, du weißt aber schon, dass es keinen Preis für den überarbeitesten Schüler der Schule gibt, ja?”
Ich schnaubte nur zur Antwort und trug die Bücher wieder zurück in den vorderen Teil der Schule, um sie dort wieder einzusortieren.
Ally war in den Ravenclawturm gegangen und ich wollte die Ruhe hier drin noch ein wenig ausnutzen.
Also suchte ich einige Fachbücher über die Genealogie der Reinblütigen Familien zusammen.
Binns hatte uns ein Projekt aufgegeben, in dem wir den Stammbaum einer Reinblutfamilie zusammenstellen sollten.
Ally und ich hatten abgemacht, dass wir die Familie der Anderen ausarbeiten würden, das bedeutete Ally nahm die Blackfire und ich die O´Clearys.
Beide alte, irische Geschlechter. Ich fand einige Abschnitte in “Genealogien der irischen Clans” und in einigen anderen Büchern gab es detaillierte Aufzeichnungen und Daten zu ihrer Familie.
Ich nahm sie alle mit an unseren Platz und begann mit meiner Recherche.
Ich hatte nicht bemerkt, dass mich jemand beobachtet hatte.
In der Bibliothek war es mittlerweile ruhig geworden, außer der Bibliothekarin Madame Libre und mir war keiner mehr anwesend.
So dachte ich, doch einige Minuten später fiel ein Schatten auf mich und Niklaus Lestrange ließ sich neben mir nieder.
Er war in Slytherin, ein enger Freund von Tom und stammte aus einer der bekanntesten Familien Britanniens.
“Guten Abend Emilia!” meinte er und ich drehte unwillig meinen Kopf zu ihm.
Er hatte braunes Haar, etwas länger als Kinnlänge und braune Augen.
“Niklaus, sei mir nicht Böse; aber ich möchte arbeiten, nicht tratschen.”
Er lachte leise und nahm ein Buch aus seinem Rucksack.
“Ich doch auch, meine liebe Emilia , ich doch auch!”
Mir entgingen seine Seitenblicke nicht, mit denen er immer wieder mein Gesicht und meine Brust musterte, also zog ich meine Haare so vor mein Gesicht, dass er weder das eine, noch das andere sehen konnte.
“Weißt du, ich finde es schade, dass ein so schönes Mädchen alleine in der Bibliothek sitzt.”
Er war etwas näher gerückt, schob meine Haare hinter mein Ohr und streichelte mir über die Wange. Und ich rückte von ihm weg. Ich konnte seinen heißen Atem auf meiner Schulter spüren, so nah war er mir inzwischen gekommen.
“Lass den Unsinn Niklaus , ich habe zu arbeiten. Ich will den Aufsatz heute zu Ende bringen.”
Er lachte leise auf und nickte mit einem undefinierbaren Grinsen.
“Wenn du meinst… welche Familie untersuchst du denn?” Er sah auf mein Pergament.
“Oh, die O´Clearys? Wie nett… bist du schon weiter gekommen?”
Ich nickte und rückte noch ein wenig von ihm ab.
“Ich bin mittlerweile im Jahr 1789 angelangt, also Ja, ich bin schon weitergekommen. Noch weiter würde ich allerdings kommen, wenn du mich in Ruhe lassen würdest.” Ich funkelte ihn zornig an und Lestrange grinste nur höhnisch.
“Ja Blackfire , ich könnte dich in Ruhe arbeiten lassen… aber ich denke ich weiß etwas viel unterhaltsameres! Muffliato!” Er richtete seinen Zauberstab auf die restliche Bibliothek und in seinen Augen blitzte nun etwas auf, dass mich schlagartig unruhig machte.
“Sehr schön. Ja, faszinierend, ich werde jetzt meine Sachen nehmen und gehen. Schlaf gut.”
Ich nahm meine Tasche und stopfte die drei Bücher und meinen halbfertigen Aufsatz hinein und erhob mich. Als ich an Lestranges Stuhl vorbei wollte, lehnte der sich zurück und versperrte mir so den Weg.
“Nicht so schnell meine Süße. Alleine Spaß haben ist nicht.” Er sah zu mir hoch und grinste dreckig.
“Lestrange, lass den Unsinn, lass mich vorbei!” Ich sah ihn zornig an und wollte seinen Stuhl nach vorne drücken, doch schnell erhob sich Lestrange und drückte sich an mich.
“Sag mal, geht’s dir noch gut?” Ich sah ihn empört an und ging einige Schritte zurück, beinahe stieß ich mit meinen Rücken an die Steinwand.
Ich zückte meinen Zauberstab und richtete ihn auf Lestrange.
“Entweder du gehst mir aus dem Weg und lässt mich durch, oder ich jag die einen Fluch auf den Hals!”
Lestrange sah den Zauberstab vorsichtig an, dann, mit einer schnellen, abrupten Bewegung schlug er ihn mir aus der Hand und drückte mich gegen die Wand.
Ehe ich Luftholen, oder Schreien konnte, hielt er mich fest. Er schlug meine Hand gegen die Mauer und ich spürte wie das raue Mauerwerk meinen Handrücken zerkratzte.
Sein Körper presste sich gegen meinen und er stieß mit seinem Unterleib rhythmisch gegen meinen.
“Schrei, wenn du willst Kleine, aber dich wird keiner hören!” Er lachte als ich aus vollem Halse schrie, um Hilfe schrie, bettelte und flehte, doch er sah mich nur an und lachte.
“Lestrange, bitte, lass mich, geh weg!” Er lachte weiter und drückte meinen Kopf zur Seite und begann meinen Hals zu küssen.
Er stöhnte auf und lies seine Zunge an meinem Hals kreisen, dann, biss er unvermittelt zu.
Ich schrie erneut auf als seine Zähne meine Haut malträtierten. Sein Atem ging mittlerweile stoßweise und ich spürte wie die Panik jeden vernünftigen Gedanken aus meinem Kopf verdrängte.
Ich wollte nur noch weg von hier, sterben, ich wollte das dieses Grauen aufhörte, dass die Scham vor mir und seinem Tun verschwand, doch er ließ nicht von mir ab.
In diesem Moment fühlte ich wie die Ausbeulung in seiner Hose größer wurde und sie dürfte nicht von seinem Zauberstab stammen. Sein Zauberstab! Ich musste nur an seinen Zauberstab gelangen und ich könnte mich von ihm befreien, denn mir war klar geworden, wenn ich nicht sofort etwas unternahm würde er mich noch hier in der Bibliothek vergewaltigen.
Ich versuchte mich zu konzentrieren, doch seine Hand schob sich langsam unter meinen Rock, seine Finger krochen mein Bein hoch. Ich versuchte mich zu wehren, ich wand mich unter seinem Griff und versuchte ihn weg zu drängen, doch Lestrange war stärker und mit einem Ruck riss er meinen Slip zur Seite und begann mit einem Finger meine Scheide zu streicheln. Ich schluchzte auf und versuchte seine Hand wegzuziehen, doch er spannte alle Muskeln und mit einem Ruck riss er sich aus meinem Griff und drang brutal mit seinen Fingern in mich ein. Jeder Gedanke an seinen Zauberstab, an Flucht war vergessen, ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, denn das einzige, dass ich wahrnahm war sein Keuchen, sein Stöhnen und seine Finger die sich in mich hineinbohrten.
Ich schrie so laut ich konnte, denn der Schmerz schien in jede Faser meines Leibes zu dringen.
Erst später wurde mir klar, dass es weniger der körperliche Schmerz war, als vielmehr der seelische.
Ich fühlte mich dreckig, benutzt, gedemütigt…
Seine Hand zog sich aus mir zurück und ich spürte wie etwas Feuchtes zwischen meinen Beinen herablief. Blut dachte ich, es konnte nur Blut sein und die Hysterie übermannte mich. Ich war entehrt, beschmutzt, unwiderruflich geschändet.
Er hatte mir meine Jungfräulichkeit genommen, und damit jede Chance einen Ehemann zu bekommen… seine Hand fuhr zu seiner Hose und ich wusste in einer Minute würde er weitermachen, weitermachen und mir jede Ehrbarkeit nehmen, er würde mir das Schlimmste antun, dass man einer Frau antun konnte. Ich presste meine Augen zusammen, ich wollte ihn nicht mehr sehen, sein verzogenes Gesicht, sein Gesicht voller Wolllust und Gier, ich wollte nichts mehr sehen, nichts mehr spüren… ich wollte nur noch sterben und ich hoffte dass ich ohnmächtig würde, dass ich nicht mehr wahrnehme außer der schwarzen Dunkelheit.
Er stöhnte auf, fasste in seine Hose und rieb sich selbst, jeden Moment würde er weitermachen, mich schänden… ich schluchzte unterdrückt und versuchte nicht einmal mehr mich zu wehren. Es war vorbei… ich war zu schwach.
“LESTRANGE!” Eine Stimme unterbrach ihn und hastig drehte er sich um.

Die Rettung




Emilia Sicht:
Ich öffnete meine Augen und sah jenen, den ich am allerwenigsten erwartet hatte. Und gleichzeitig wünschte ich mir, jemand anderes wäre gekommen.
Ich wollte nicht, dass er mich sah, so erniedrigt, wehrlos, geschändet.
Und gleichzeitig übermannte mich die Erleichterung, jemand war gekommen, Lestrange würde mir nichts mehr tun, ich war gerettet.
“Verzieh dich Riddle, wir sind beschäftigt!” Lestranges Hand zuckte zum Zauberstab, doch ehe er ihn auch nur ziehen konnte hielt Riddle seinen in der Hand, direkt auf seinen Freund gerichtet.
“Sieht aber nicht so aus, als wäre sie einverstanden. Verschwinde Lestrange, und sei froh, dass ich dich nicht melde. Und das nur weil ich… mich selbst um meine Freunde kümmere. Und jetzt verschwinde.”
Lestrange zögerte einen Moment, dann lies er von mir ab und ich sank hilflos schluchzend zu Boden.
Die Scham, die Freude, dass rechtzeitig jemand erschienen war, die Gewissheit, dass er mich nun als dreckig, beschmutzt ansehen würde, dass jeder mich so sehen würde… Ich war wertlos, ein wertloses Stück Dreck… Ich begann zu Weinen.
“Emilia? Ist alles… ist alles in Ordnung?” Riddle. Er stand noch immer an seinem Platz neben dem Regal. Ich reagierte nicht, ich wollte nur noch dass er ging, mich alleine lies, ich wollte alleine sein und in meinem Elend versinken und nur noch weinen bis ich erschöpft war. Bis ich alles vergessen hatte…
“Emilia? Soll ich… soll ich jemanden holen?” Er sah mich immer noch besorgt an und ich schüttelte den Kopf.
Er kam näher und hockte sich vor mir hin, bis unsere Gesichter auf selber Höhe waren.
Sanft ergriff er mein Gesicht, drückte mein Kinn nach oben und sah mir besorgt in die Augen.
“Emilia, komm, steh auf. Vergiss Lestrange, ich schwöre dir, er wird dir nie wieder nahe kommen. Ich schwöre es! Aber steh auf, ich bringe dich zu deinem Gemeinschaftsraum!” Ich sah ihm in die Augen… in seine schwarzen Augen und nickte.
Seltsamerweise beruhigte er mich, seine ruhige Art holte mich aus meiner Hysterie und ich nickte…
Er half mir hoch und hielt mir meinen Zauberstab, den Lestrange mir aus der Hand geschlagen hatte, hin. Dann nahm er meine Tasche vom Tisch und sah wieder zu mir. Ich konnte das Zittern nicht unterdrücken, meine Knie fühlten sich an, als wären sie aus Pudding.
Ich konnte immer noch Lestranges Finger auf mir spüren, seinen heißen Atem, seine Zunge, die meinen Hals tangierte.
“Warte. Zeig mir deinen Hals.” Er starrte auf einen winzigen Fleck Haut und strich dann vorsichtig meine Haare zur Seite.
“Oh mein Gott… dieser… ich kann das verschwinden lassen. Darf ich?” Ich nickte, denn mein Hals schmerzte und ich vermutete dass Lestrange ihn zugerichtet hatte.
Riddle schwang seinen Zauberstab und ich spürte wie meine Haut heiß wurde.
Der Schmerz verschwand und Riddle lächelte zufrieden.
“Alles weg. Kannst du gehen?” Ich nickte schwach und wollte einen Schritt machen, doch meine Beine knickten ein und ich fiel hin.
“Nun, diese Frage kann ich dann wohl getrost mit Nein beantworten.” Er nahm vorsichtig meinen Arm und half mir wieder hoch.
“Willst du erstmal ein wenig hier sitzen bleiben?” Ich schüttelte den Kopf.
“Nein, ist schon in Ordnung, ich kann gehen!” Ich setzte ein Bein vor das andere und ging neben ihm zittrig aus der Bibliothek. Keiner war mehr anwesend, nur die Bibliothekarin die hinter ihrem Pult eingedöst war.
“Hat er… hat er es geschafft?” Vor dem Ravenclawturm angelangt sah er mich peinlich berührt an und ich senkte den Kopf.
“Nein, er… nein, es ist alles in Ordnung.” Riddle nickte und ich stellte mir vor die Statue, die prompt zum Leben erwachte und mir eine Frage stellte.
“Wie verhindert man das Unmögliche?” Riddle hob eine Augenbraue und sah zu mir.
“Und ihr müsst eine Frage beantworten.” Ich nickte und sah zur Statue.
“So wie man versucht die Zukunft aufzuhalten. Gar nicht.” Die Statue nickte und ich wollte mich umdrehen um mich bei Riddle zu bedanken, doch er war bereits verschwunden.
Ich ging hoch in meinen Schlafsaal und wusch mir in der Dusche den Schmutz und die Flüssigkeit von meinen Schenkeln ab… kein Blut… er hatte mich nicht entjungfert.
Als ich schließlich in einen unruhigen Schlaf sank .


Kein Mitleid




Emilia Sicht:
“Emii, du musst ihn melden!” Ally sah mich besorgt, aber auch auffordernd an und ich schüttelte heftig den Kopf.
“Nein, ich will nicht, dass irgendjemand etwas davon erfährt! Ich will das nicht.” Ally sah mich streng an. “Emii, du kannst ihn doch nicht so davon kommen lassen! Bei Merlin und Morgana, er hätte dich beinahe vergewaltigt und ich möchte nicht wissen was geschehen wäre, wenn dich Riddle nicht gefunden hätte.”
Ich schüttelte mich bei der Vorstellung, Dippet oder einem anderen Lehrer von dem Vorkommnis zu erzählen. Ich wollte nicht, dass mich alle ansehen würden als wäre ich ein Opfer, ich könnte die mitleidigen Gesichter nicht ertragen, das Getuschel, die Spekulationen, die Unterstellungen, ich hätte es gewollt… ich wollte nicht, dass irgendjemand davon Wind bekam…
“Ally, ich will ihn nicht anzeigen und ich werde es nicht tun. Riddle hat mir versprochen, dass er mir fern bleibt und das genügt mir. Wir sollten los, wir haben Kräuterkunde!”
“Ach ja. Kräuterkunde. Emilia, du MUSST ihn anzeigen! Was ist wenn er es erneut versucht? Bei einer anderen?” Ich schloss kurz die Augen als mir auffiel, dass dies gut möglich sein konnte.
Dass dies möglicherweise passieren könnte, irgendeinem armen Mädchen… niemand würde sie finden… sie müsste alles durchleiden und er würde weitermachen, nicht wie bei mir, er würde sie verletzen, seine Lust befriedigen… keiner würde ihre Schreie hören…
“NEIN! Ally, ich WILL ihn nicht melden! Ich werde ihn nicht melden und ich möchte das alles nur vergessen, in Ordnung? Ich will nichts mehr davon hören. Versprich mir, dass du niemals wieder darüber sprichst!” Ally sah mich zögernd an, in ihren Augen konnte ich sehen, dass sie mich für feige hielt, für ein schwaches Opfer.
“Gut Emilia . Ich verspreche es dir!”
Sie gab mir die Hand und ich schlug ein.
“Abgemacht! Und jetzt müssen wir wirklich los, Prof. Ilwitch wird uns Punkte abziehen wenn wir zu spät kommen!” Ally nickte und wir schulterten unsere Taschen und wanderten durch die Korridore zur Großen Treppe.
“Was haben wir eigentlich nach Kräuterkunde?” Ally sah zu mir hinüber und ich grinste verhalten.
“Zaubertränke mit Slughorn, was sonst?” Sie verzog unwillig das Gesicht, denn Ally mochte weder Zaubertränke, noch Slughorn besonders gern. Als wir über die Ländereien gingen und das Gewächshaus erreichten… und wenige Minuten später den Flammenspeienden Pflanzen namens Alpenfeuerlilien größere Töpfe bescherten, dachte ich im Stillen darüber nach, was Alienor gesagt hatte.
Lestrange KÖNNTE so etwas nicht nur auch anderen Mädchen antun, er WÜRDE es vermutlich auch tun. Ich musste mit Riddle darüber sprechen.
Nach Kräuterkunde hatten wir Zaubertränke, gemeinsam mit den Slytherins. Mir fiel auf, dass Lestrange nicht anwesend war, laut Slughorn befand er sich im Krankenflügel, da er über heftige Krämpfe klagte.
Ich sah zu Tom, der inmitten seiner Freunde saß, doch er sah nicht zu mir.
Seufzend sah ich wieder auf meinen Kessel und braute den Illusionstrank zusammen, den Slughorn verlangt hatte. Während ich meinen Kessel umrührte sann ich über Tom und mich nach.
Wieso hatte ich mich in seiner Nähe sicher gefühlt? Was hatte er, was andere nicht hatten? Ich hatte mich noch niemals neben einem Jungen so sicher gefühlt wie bei ihm.
Er gab mir solche Sicherheit, solche immense Geborgenheit…
Und doch war mir, als würde mich irgendetwas an ihm abstoßen, als wäre da irgendetwas an ihm, dass mich irritierte, mir im tiefsten Inneren Angst machte.
Nach dem Unterricht blieb Slughorn vor mir und Ally stehen. Sein immenser Bauch wogte über den seidenen Gürtel den er über sein loses Gewand gewickelt hatte und er zwirbelte sich seinen Walrossbart um seinen Finger.
“Miss Blackfire , ihr Trank ist vorzüglich! Zehn Punkte für Ravenclaw, aber das sind Sie ja mittlerweile gewöhnt, oder?” Ich nickte nur und Ally kicherte über meine Miene, denn mein Trank war gerade einmal annehmbar… zumindest nach meinen Maßstäben.
“Sie kommen doch nächsten Samstag zu meiner kleinen Feier, oder? Ich lade illustre Gäste ein, Sie werden mir doch gewiss die Ehre geben und erscheinen, natürlich auch die reizende Miss O´Cleary…”
Ich nickte leicht. “Gerne Professor, es wäre mir eine Ehre!”
Ally sah kurz zu mir und lächelte Slughorn dann zuvorkommend an.
“Professor, ich wäre gerne dabei. Mein Vater erzählte mir erst letztens, dass sie einer der begabtesten Tränkemeister seien, die er jemals kennen gelernt hatte!” Slughorn errötete, das Kompliment versagte bei ihm niemals den Dienst, denn er verhielt sich im Grunde wie eine Spinne… er spann seine Netze und wartete bis man sich darin verfing. Und Komplimenten war er niemals abgeneigt.
“Sehr schön! Erwarten Sie meine Eule, ich freue mich schon Ihnen Draco Derrickson vorzustellen, er ist einer der führenden Fluchspezialisten im Ministerium!”
Nach einigen höflichen Floskeln schafften wir uns von ihm los zu eisen, denn ich musste unbedingt mit Riddle sprechen.
Ich musste ihm von meiner Sorge erzählen.
“Er ist schon weg…” ich sah enttäuscht den Gang entlang. Riddle war fort, er war bereits gegangen.
“Du siehst ihn heute beim Abendessen, also beruhige dich!” Ally klopfte mir aufmunternd auf die Schulter.
“Willst du mit mir und Tristan zum Quidditch-Feld gehen?” Sie sah mich fragend an und ich nickte erfreut.
Wir begaben uns in den Ravenclawturm, um uns umzuziehen und unsere Schulsachen abzulegen.
Nach dem Umziehen gingen wir wieder in den Gemeinschaftsraum, wo Tristan uns bereits erwartete.
Zusammen mit ihm liefen wir durch die Korridore hinab zum großen Schlossportal, vor dem sich die Ländereien erstreckten.
Tristan lachte gerade über Allys Sorge bei Dumbledores Test nicht alle Punkte erreicht zu haben, denn Alina war eine der besten Verwandlungsschülerinnen des Jahrganges.
“Ally, du hast sicher alle Punkte bekommen. Erinnere dich an deine Maus und dann denk an meine und an Johannas . Meine hatte immer noch die Schnürsenkel der Stiefel, die ich verwandeln musste an den Pfoten hängen und Johannas war eine halbe Sandale!” Ich verzog unwillig das Gesicht.
“Tristan, die Maus ist ständig davon gerannt, wie hätte ich sie da bitte verwandeln sollen? Immerhin hatte meine Sandale Beine, also war es teils richtig!” Ich verzog das Gesicht und sah Tristan trotzig an, der sich die Haare aus der Stirn wischte und nachgiebig nickte.
Ally grinste breit und brach dann in Gelächter aus.
“Emii, auf die Idee, die Maus einfach zu schocken oder zu lähmen bist du aber nicht gekommen, oder?” Ich sah sie einen Moment dermaßen überrumpelt an, dass auch Tristan zu lachen begann.
“Nein. Und jetzt, wo du es erwähnst, komme ich mir ziemlich dämlich vor.”
Ich sah unwillig zur Seite und betrachtete den großen See. Herrlich. Während ich die Landschaft genoss packte Tristan die sich sträubende Ally um die Hüfte und zog sie auf seinen Besen.
“Nicht strampeln Ally, sonst fällst du nur wieder runter!” Tristan hatte Ally auf seinen Besen gezerrt und flog mit ihr davon, denn das machte er gerne mal.
In den Vierziger Jahren war es Mädchen noch nicht gestattet Quidditch zu spielen, Flugunterricht hatten wir strikt von den Jungen getrennt und auch nur einige Wochen in der ersten Klasse.
Es galt als unschicklich, denn um einen sicheren Sitz auf dem Besen zu haben, musste man sich rittlings hinauf setzen. Und, verzeiht mir meine vulgäre Ausdrucksweise, einen Stock zwischen den Beinen zu haben sahen die Leute bei Frauen als sittenlos an. Und im Damesitz einen Besen zu reiten war extrem beschwerlich und kompliziert.
Ally und ich hatten aber schon damals mitbekommen, dass wir beide lieber festen Boden unter den Beinen hatten. Besen waren einfach nichts für uns, denn ein dünner, instabiler Holzbesen weckte nicht unbedingt Vertrauen.
Tristan fand es aber sehr erheiternd uns abwechselnd auf dem Besen zu einem Rundflug mitzunehmen, denn wir kreischten dabei und wurden hysterisch.
Und genau das fand er so amüsant.
Ich sah den beiden nach und kicherte schadenfroh, denn normalerweise wurde ich “entführt”. Und Ally mokierte sich dann, dass sie wesentlich mutiger wäre als ich. Nun, im Ernstfall war sie eben wie ich und schrie panisch wenn sie auf einem Besen saß.
Abends saß ich zwischen Ally und Tristan am Ravenclawtisch und kaute gerade mein Schinkenbrötchen als mich Ally anstieß.
“Emii, er verlässt gerade den Slytherintisch. Und er ist alleine, also ist nun eine günstige Gelegenheit um mit ihm zu sprechen!” Ich sah sie verwundert an und sprang dann auf um Tom nach zu hasten.
Ich konnte ihn kurz vor der Kerkertreppe abfangen.
“Emilia, was verschafft mir das Vergnügen?” Er sah mich milde interessiert an und ich brauchte einen Moment um wieder zu Atem zu kommen. Ich war definitiv schon einmal in besserer Kondition gewesen.
“Tom, ich muss mit dir sprechen.” ich sah ihn bittend an und legte ihm meine Hand auf die Schulter, doch Tom streifte sie beiläufig ab und sah mich gelangweilt an.
“Emilia, ich habe im Moment leider keine Minute frei, wenn du Zeit hast, dann würde ich unser Gespräch gerne auf morgen Vormittag verschieben, sagen wir um sieben im Arkadenhof?” Ich nickte schwach und wandte mich traurig ab.
Ich zwang mich keinen Blick zurück zu werfen und instinktiv erkannte ich, dass ich Recht gehabt hatte.
Er fand mich widerwärtig und verdorben.
Niedergeschlagen machte ich mich auf in unseren Schlafsaal und las in einem meiner Ritterromane von einem edlen Burgfräulein, das in einem Turm gefangen auf seinen Retter wartete.
Es war ein Muggelbuch, welches mir meine Tante einmal geschenkt hatte und ich las es immer wieder gerne. Laut ihr war es ein ziemlich bekanntes Märchen für Kinder.
Aber in meiner Ausführung war es ein wenig erwachsenen gerechter und ich liebte es.
Ich stellte mir gerne vor, dass ich die Prinzessin im Turm war und ein mutiger Prinz mich befreite und mit mir in den Sonnenuntergang ritt.
Kitschig, nicht? Aber so war ich eben. Verträumt und Kitschig.


Am nächsten Morgen stand ich schon früh auf, denn ich war aufgeregt wegen dem Gespräch mit Tom.
Ich musste ihn bitten auf Lestrange zu achten. Er sollte nie wieder einem Mädchen solches antun können, nie wieder.
Auch wenn dies bedeutete, dass ich Tom anflehen musste.
Ich wollte zwar nicht mit ihm über jenen Abend reden, doch ich musste es tun.
Ich ging um Viertel vor Sieben hinab in den Arkadenhof. Die Nebel stiegen vom See auf und man konnte sehen wie die Herbstsonne über der Bergkette im Norden langsam aufging.
Ich konnte Tom nirgends entdecken, also ging ich zu dem kleinen Brunnen und setzte mich an den steinernen Rand.
Ich sah hinab auf den See, wo der Riesenkrake mit seinen langen Fangarmen durch das eisige Wasser paddelte.
“Emilia ?” Seine Stimme drang durch den Nebel und ich sah auf. Er sprang elegant die kleine Treppe herab und kam dann auf mich zu.
“Guten Morgen. Also, was wolltest du mit mir besprechen?” Er sah mich fragend an und ich richtete meine Augen auf einen Käfer, der zwischen den Steinen davon krabbelte.
“Ich wollte… mich nur noch einmal bedanken. Wegen Lestrange!”
Tom nickte und ich holte tief Luft um ihm dann in die Augen zu sehen. Sie waren dunkel und ausdruckslos… wie seine Stimme…
“Tom, ich… mir geht es darum, wenn Lestrange das noch einmal macht, dann…”
Tom seufzte und setzte sich neben mich.
“Emilia, ich habe dir versprochen, dass Lestrange dir nie wieder zu nahe treten wird. Also, vergiss die ganze Sache bitte einfach, ja?”
Ich schüttelte irritiert den Kopf.
“Nein, so meinte ich das nicht! Was ist wenn er so etwas bei einem anderen Mädchen wiederholt? Und wenn ihr keiner zu Hilfe kommt?” Er sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen nachdenklich an.
“Ich verstehe… du befürchtest also, dass Lestrange es weiter versucht?” Ich nickte und er runzelte die Stirn.
“Du hast Recht. Ich werde mit ihm darüber sprechen. Aber… du hast Dippet nichts gemeldet, oder?”
“Dir… dir ist es wichtig, dass ich nichts an Dippet weiter melde? Sonst ist dir alles egal? Das Lestrange weiterhin Mädchen vergewaltigen könnte, es vielleicht sogar schon hat, das ist dir völlig gleichgültig? Na, ich kann dann ja stolz auf mich sein, dass du nicht schweigend davon gegangen bist, nicht?” Er rückte von mir ab und sah mich ausdruckslos an und seine Stimme war klirrend kalt als er sprach.
“Ich bin Schulsprecher. Was wenn mich jemand gesehen hätte? Das würde sich in meiner Akte nicht gut machen, meinst du nicht?” Ich kniff wütend die Augen zusammen und stand zornig auf. Zornig und verletzt, denn seine Worte zeigten mir wie gleichgültig ich ihm war.
“Stimmt Riddle. Das würde ganz und gar nicht zu dir passen. Schließen wir einen Pakt, ja?
Ich melde nichts an Dippet, solange du Lestrange unter Kontrolle hälst. Dann bleibt dir auch ein Eintrag in deinen Akten erspart. Die du ja dringend benötigen wirst nach der Schule… für einen Arbeitsplatz! Du bist doch Halbblut, nicht?” Ich warf ihm einen arroganten Blick zu und drehte mich am Absatz um und betete, dass meine wütende Seite noch so lange aufrecht blieb, als bis ich aus seinem Gesichtsfeld gekommen war. Ich wollte ihm nicht zeigen, dass er mich verletzt hatte.

Informationen




Emilia Sicht:
“Also… er wird Lestrange aufhalten, oder?” Ally sah mich forschend an und ich nickte.
“Ja. Er wird Lestrange im Auge behalten und ich melde nichts an Dippet.”
“Miss Blackfire, Miss O´Cleary! Ich muss doch sehr bitten, würden sie weniger palavern und mehr verwandeln?” Dumbledore.
“Natürlich Sir. Verzeihen sie, es wird nicht mehr vorkommen!” Ally sah auf und sah Dumbledore um Verzeihung herrschend an.
Dumbledores Lippen zuckten und er kam auf uns zu und stellte sich direkt vor unseren Tisch.
“Meine Damen, wenn sie mir jedes Mal eine Schokoladenpraline gegeben hätten, wenn ich diese Worte aus ihrem Mund hörte, dann wäre ich erstens sehr erfreut über ihre Gespräche und zweitens so beleibt, dass ich Probleme mit unseren Türen hier hätte. Und leider bin ich beides nicht.
Würden sie nun bitte ihre Federschachtel für mich in einen Herrenschuh, Größe 42 verwandeln?” Er sah Alina abwartend an und sie schwang ihren Zauberstab und transformierte ihre Lederfederschachtel in einen dunkelbraunen Herrenschuh.
“Nun, meinen sie, es ist die richtige Größe?” Dumbledore sah sie leicht belustigt an und Ally zuckte die Schultern.
“Ich weiß es nicht Sir. Ich trage keine Herrenschuhe!” Dumbledore ignorierte das Gekicher in der Klasse und blickte sich suchend um.
“Ah, wer von Ihnen hat Größe 42? Keiner? Wie schade. 5 Punkte für Ravenclaw Miss O´Cleary, aber bitte unterlassen sie die restliche Stunde das Schnattern mit Miss Blackfire!”
Er ging wieder vor zu seinem Podium und Ally versuchte ihre Federschachtel wieder her zu stellen.
Nach der Verwandlungsstunde hatten wir Zaubereigeschichte. Zusammen mit den Slytherins, was mich mehr belastete als ich zugeben wollte.
Würde mich Tom abfällig mustern und dann weg sehen?
Oder würde er eher gar nichts dergleichen machen und mich eiskalt ignorieren.
Vermutlich beides. Aber ich wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben, denn jemand der so über Mädchen sprach… und so eiskalt war… mit so jemandem wollte ich nichts mehr zu tun haben.
Ich nahm auf meinem üblichen Platz neben Ally und Tristan Platz und vertiefte mich in Binns Ausführungen zum Thema Koboldaufstände in Irland.
Ich schrieb wie immer alles gewissenhaft mit und notierte mir gerade eine Jahreszahl als mein Pergament plötzlich heiß wurde und ich verwundert hinunter sah.
Am Ende des Pergamentes erschien ein Satz in feuerroter Schrift. Säuberlich und elegant geschwungen.
“Ich will mit dir sprechen. Heute Abend um halb neun im Arkadenhof. Sei pünktlich.” Ich starrte die Schrift verdutzt an und einen Moment sah ich forschend zu Ally und Tristan.
Doch Tristan schlief beinahe und Ally nutzte die Zaubereigeschichtestunde um ihren Aufsatz für Prof. Slughorn zu vollenden, den sie bis heute schreiben sollte.
Beide waren nicht die Urheber gewesen und reflexartig hob ich den Kopf und sah zurück zu den Slytherins. Tom saß wie immer neben Lestrange und Malfoy und sah mir einen kurzen Moment in die Augen. Seine dunklen Augen die mich heute nicht ausdruckslos musterten, sondern eine winzige Spur Wut enthielten. Ich wandte mich wieder ab und schrieb ihm eine Antwort.
“Ich werde nicht erscheinen. Nimm lieber einen Schal mit, es wird heute vermutlich kühl sein.”
Dann zückte ich verstohlen meinen Zauberstab und sandte ihm die Nachricht zurück.
Es war ein elementarer Zauber und ich beherrschte ihn schon seit der ersten Klasse. So wie die meisten Schüler übrigens. Er erleichterte Unterhaltungen im Unterricht immens.
Ich widerstand der Versuchung mich um zu sehen und seine Miene zu erkunden.
Eine Minute später erhitzte sich mein Pergament wieder und ich sah auf seine Antwort nieder.
“Danke für deine mütterliche Fürsorge Blackfire . Aber ich denke doch, dass du erscheinen wirst. Ich habe interessante Informationen für dich. Bis heute Abend.”
Ich starrte den Satz entgeistert an und wandte meinen Kopf dann zu ihm um, doch er sah gerade aus zu Binns und schien ganz dem Bild des aufmerksamen, strebsamen Schülers zu entsprechen.
Ich schaute ihn länger als nötig an, einfach verwirrt von seinen sprunghaften Launen und seiner undurchschaubaren Art.
Abends legte ich meine Tasche auf meinem Bett ab und nahm meinen Schal und den Mantel.
Als ich aus dem Fenster sah, bemerkte ich, dass es schon dunkel war und Nebelschwaden vom See herauf zogen. Ich nahm vorsichtshalber meinen dicken Wintermantel und wickelte mich fest in ihn ein.
Ich wollte nicht krank werden. Dann machte ich mich auf in den Arkadenhof.
In den späten Abendstunden, wenn die jüngeren Schüler bereits Ausgangssperre hatten war es beinahe totenstill in den Korridoren. Nur vereinzelt traf man Nachtschwärmer die in die Bibliothek eilten oder einen ruhigen Ort zum Briefeschreiben, Lesen oder Nachdenken suchten.
Laut klangen meine Schritte auf dem Steinboden und ich stieg schnell die Große Treppe hinab.
Der blutige Baron schwebte schweigend an mir vorbei und ich fröstelte als ich den kühlen Hauch verspürte, den Geister mit sich brachten.
Ich wandte mit nach links, an der Eingangshalle vorbei und betrat den dunklen Korridor an dessen Ende der Arkadenhof lag.
Als ich in den Hof kam, sah man kaum seine Hand vor Augen, denn der Nebel lag hier bereits wie ein dichter, milchig-weißer Schleier über dem Schloss. Ich zog meinen Zauberstab und murmelte den Lumos, denn ich wollte Licht haben.
“Riddle? Riddle, bist du da?” rief ich leise, denn ich wollte keine Aufmerksamkeit auf unser nächtliches Treffen lenken. Leute konnten dies falsch interpretieren und tratschen und auf Tratsch und Klatsch, der sich mit mir und Riddle beschäftigte, legte ich keinerlei Wert.
“Riddle?” Ich blieb vorsichtshalber an der kleinen Treppe stehen und leuchtete mit meinem Zauberstab zum Brunnen hinüber.
Der Lichtkegel fiel auf eine schwarz gekleidete Person, die am Brunnen saß.
Tom Riddle.
Ich ging auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. Sein gleichgültiges Gesicht war von mir abgewandt und ich war mir nicht einmal sicher, ob er mich bemerkt hatte, denn er sah versunken in die dichten Nebelschwaden hinein.
Kleine Wassertröpfchen hatten sich in seinem Haar verfangen und warfen das Licht zurück, das von meinem Zauberstab kam und seine Züge waren weich und verletzlich, nicht wie sonst kontrolliert und hart.
Ich sah ihn starr an und bemerkte wie gut aussehend er eigentlich war. Wenn er nicht seine arrogante Maske zur Schau trug und nur ein Mensch war.
“Riddle, was möchtest du mit mir besprechen?” Ich zerbrach diesen Moment der Versunkenheit, denn ich spürte wie die Hitze in mein Gesicht strömte als ich Tom ansah.
Er sah nicht auf und lächelte nur leicht.
“Ich sagte doch, dass du kommen wirst.” Ich runzelte die Stirn.
“Du sagtest du hast Informationen für mich. Deswegen bin ich erschienen, nicht deinetwegen!”
Tom lächelte immer noch, doch sein Lächeln erreichte seine Augen nicht als er aufsah und mich musterte.
“Du bist wirklich schön, weißt du das?” Ich ging einen Schritt zurück und sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an.
“Ich habe es schon mehrmals gehört. Welche Informationen Riddle, ich hoffe doch nicht, dass deine Nachricht darin bestand mir zu sagen das ich schön bin.”
Sein Lächeln schwand und er sah mich wieder mit seiner beherrschten Miene an.
“Du wolltest, dass ich mit Lestrange spreche.” Ich nickte stumm und sah ihn lauernd an.
Tom lies sich Zeit zu antworten und strich sich durch die Haare.
“Er stritt ab jemals ein Mädchen genötigt zu haben… außer dich.”
Ich ballte die Hände zur Faust und sah Riddle kalt an. Sollte ich das nun als Kompliment auffassen?
“Ich denke auch nicht, dass er es jemals wieder bei irgendeiner versuchen wird.”
Ich runzelte die Stirn und sah Riddle forschend an.
“Und du vertraust ihm, ja? Du vertraust deinem Freund?” Er verzog seine Lippen zu einem verächtlichen Grinsen… er wirkte so… hässlich dadurch, es stand ihm nicht, wenn er verächtlich grinste. Es machte ihn so kalt, so unmenschlich… er strahlte solche Kälte aus, das ich unwillkürlich fröstelte.
“Ich hatte eine längere Unterhaltung mit ihm… über Manieren und die Bedeutung des Wortes Nein. Und ich vermute, dass er sich an seine Versprechen halten wird.” Er sah mich nun direkt an und seine Augen bohrten sich in meine.
“Wieso… wieso denkst du das? Ich meine… er ist Lestrange. Er hört auf niemanden.”
Tom lachte nun höhnisch auf und erhob sich.
“Meine liebe Emilia . Sei es nun ein Lestrange oder ein Malfoy. Auf mich hören sie alle. Du solltest jetzt gehen. Es ist kalt.” Es ist kalt. Er sagte mir, dass es kalt war und ich gehen sollte?
Für diese winzigen Sätze hatte er mich her bestellt? Das hätte er mir auch jederzeit zwischen den Unterrichtsstunden sagen können, oder per Pergament.
Dazu hätte ich nicht um halb neun Uhr abends in den verlassenen, nebligen Arkadenhof kommen müssen.
“Sehr schön Riddle. Dann gute Nacht!” Ich drehte mich um und ging davon. Als ich den ersten Fuß auf die Treppe setzte, die mich wieder in den Korridor bringen würde hörte ich seine Stimme. Gedämpft durch den Nebel zwar, aber auch deutlich vernehmbar.
“Emilia… wieso bist du wütend auf mich?” Die Art wie er meinen Namen aussprach lies mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Sanft, süß und drohend.
Ich blieb stehen und wandte mich wieder zu ihm um.
“Ich bin nicht wütend auf dich Riddle. Es ist vielmehr die Tatsache, dass du über mich… eigentlich über jeden Menschen sprichst als wäre er nur ein Ding ohne eigene Ansichten und Gefühle.”
Er war näher gekommen und stand einige Meter von mir entfernt in den Nebelschwaden und sah mir ausdruckslos in die Augen. Doch für einige Sekunden sah ich etwas wie Amüsement in seinen beinahe schwarzen Augen aufblitzen.
“Ich habe dich also gekränkt, nicht?” Er kam einen Schritt näher und ich zog die Brauen zusammen.
“Ja Riddle. Hast du. Bist du nun stolz auf dich? Wenn du jetzt erwartest, dass ich dir glückwünschend auf die Schulter schlage, dann hast du dich geirrt.”
Er lachte leise auf und drehte seinen Zauberstab nachdenklich zwischen seinen blassen Fingern.
“Ach Emilia . Sei nicht wütend, das passt nicht zu dir!” Ich schnaubte und wandte mich zum gehen. Er sagte nichts mehr, doch ich konnte sein leises Lachen noch lange in meinem Kopf widerhallen hören.

Slughorns Party




Emilia Sicht:
“Miss Blackfire, wenn sie mir bitte eine Kostprobe ihres Trankes in ein Fläschchen abfüllen würden?”
Ich nahm meine Schöpfkelle und füllte eine kleine Menge von dem purpurroten Trank in eine durchsichtige Phiole. Zu meinem Leidwesen war Ally heute im Bett geblieben, denn sie fühlte sich unwohl und Tristan war keine wirkliche Hilfe in Zaubertränke, er veralberte lieber mich und Slughorn.
“Ja Miss Blackfire, füllen sie ihren Trank ab! Sie sind eine grandiose Trankbrauerin, eine begnadete Zaubertrankmeisterin!” Tristan äffte Slughorns schmeichelnden Tonfall nach und ich sah ihn aus den Augenwinkeln teils strafend, teils belustigt an.
“Tristan, benimm dich doch einmal!” Ich stieß ihm spielerisch meinen Ellbogen in die Seite und er lachte spöttisch als mein Ellbogen keinerlei Schaden anrichtete.
“Zu Befehl Miss Blackfire, alles was sie sagen!” Ich warf ihm nur einen tadelnden Blick zu und ging dann nach vorne um Slughorn meine Trankprobe zu überreichen.
“Miss Blackfire! Ausgezeichnet! Ihr Trank ist wieder einmal perfekt gelungen. Sie geben mir doch die Ehre morgen Abend zu meiner kleinen Soiree zu erscheinen, ja?” Ich nickte nur und lächelte leicht.
“Wundervoll! Erwarten sie meine Eule… Und bitte nehmen sie auch Miss O´Cleary mit, sie wird sich freuen wenn sie Gwenhywfar Setterthwaite kennen lernen kann, sie müssen wissen, Gwenhywfar war seinerzeit eine meiner begnadetsten Schülerinnen… und sie und Miss O´Cleary teilen doch ihre Leidenschaft für Verwandlungen, nicht?“ Ich nickte wieder freundlich und begab mich zurück zu meinem Platz.
“Also hast du eine Einladung zu Slughorns Soiree?” Tristan sah mich fragend an und ahmte Slughorns salbungsvollen Tonfall wieder einmal sehr treffend nach.
“Ja habe ich. Wie immer. Begleitest du wieder Ally hin?” Ich sah ihn fragend an und er nickte leicht.
“Sie meinte solange sie niemand anderes bittet, geht sie mit mir hin. Was bedeutet, dass sie mit mir hingehen wird. Denn bei ihrer spitzen Zunge traut sich niemand sie zu fragen.” Ich grinste nur verhalten und schüttelte den Kopf.
“Nein. Ich werde nie vergessen, wie sie reagiert hat, als sie damals von McNair gefragt wurde, ob sie mit ihm nach Hogsmeade gehen will.”
Tristan schmunzelte und ich nahm meine Tasche und meine Bücher, denn es hatte geläutet und wir hatten endlich schulende.
“Kommst du mit zum Quidditch- Feld?” Tristan warf mir einen fragenden Blick zu und ich nickte fröhlich.
Wie gesagt, mit Tristan aufs Quidditch-Feld zu gehen war immer amüsant.
“Aber ich warne dich, wenn du mich heute wieder mit deinem Besen entführst, dann werde ich ernsthaft böse!” Ich funkelte ihn warnend an und Tristan lachte nur spöttisch auf.
“Kein Wunder, ein Besen ist eben nichts für zarte Frauengemüter!” Ich verschränkte die Arme und quittierte seinen arroganten Anti- Frauenspruch mit würdevollem Schweigen.
Wir schlugen den Weg hoch in den Ravenclawturm ein. Unser Gemeinschaftsraum war mit dunklem Holz getäfelt und an den Wänden hingen die Embleme unseres Hauses. Einige Schüler unterer Schulstufen saßen auf den Sofas am Feuer und Am Fenster neben der Treppe standen Johanna und ihre Gruppe kichernder Schülerinnen.
“Und er hat dich tatsächlich eingeladen?” Valentina starrte Johanna mit offenem Mund an und die braunhaarige Hexe nickte strahlend.
“Ja, heute nach dem Mittagessen, meine Güte, ich bin immer noch völlig überrascht!” Ich wollte gerade an ihnen vorbei gehen um im Schlafsaal meine Freizeitkleider anzuziehen als mich Johanna erspähte.
“Oh Emilia ! Schön dich zu sehen!” Ich nickte ihr freundlich zu und wollte schnell die Treppe hoch gehen, denn ich wollte nicht mit ihr sprechen als sich Johanna aufreizend langsam mir zu wandte. Wenn Johanna freundlich zu mir war, dann lag meistens Ärger in der Luft.
“Ach Emilia ? Du gehst doch auch zu Slughorns Veranstaltung morgen Abend, nicht?”
Ich blieb am Treppen Aufgang stehen und sah sie betont freundlich an.
“Aber natürlich Johanna . Slughorn persönlich hat mich heute eingeladen. Dich etwa auch?”
Johanna hatte die kleine Spitze bemerkt, denn sie wurde niemals von Slughorn eingeladen, vermutlich weil sie nicht begabt oder einflussreich genug war.
“Oh, nein leider nicht. Aber ich wurde heute Mittag von Tom Riddle gefragt ob ich seine Begleitung bin! Mit wem gehst du hin?” Ihr hübsches, arrogantes Gesicht verzog sich zu einem affektiertem Lächeln und ihre braunen Augen funkelten vor Freude mir dies mitteilen zu können.
Und sie hatte Recht, denn ich erstarrte und rang um meine Selbstbeherrschung, doch ich wollte ihr nicht die Genugtuung geben neidisch oder eifersüchtig zu wirken.
“Ach, Riddle? Der Schulsprecher? Wie schön für dich Johanna , so kannst du auch einmal zu Slughorns Fest kommen!” Ich lächelte ihr freundlich, ignorierte ihren Blick und stieg die Treppe hoch.
Hinter mir hörte ich wie sie und ihre Freundinnen wieder zu kichern und zu schwatzen begannen.
Ich ging in meinen Schlafsaal und legte meine Tasche auf mein Bett und lies mich dann daneben fallen.
“Emii? Alles in Ordnung mit dir?” Alina hatte sich in ihrem Bett aufgesetzt und sah mich forschend an.
“Ja, mir geht es gut. Dir? Hast du dich schon erholt?” Ich musterte sie und stellte fest, dass sie schon weniger bleich wirkte als am Vormittag.
“Mir geht’s wieder blendend. Ich hatte anscheinend nur eine leichte Migräne!”
Ich erwiderte ihr Lächeln und sie sah mich wieder forschend an.
“Emii, geht’s dir wirklich gut, oder sagst du das nur damit ich dich nicht mehr frage?´” Ich seufzte und sah ihr in die Augen.
“Johanna geht mit Tom Riddle zu Slughorns Abendgesellschaft. Ach ja, du und ich, wir sind wieder eingeladen!”
Ally grinste breit.
“Ach, wir sind eingeladen? Welche Überraschung. Mit wem willst du hingehen? Und sag ja nicht wieder du gehst alleine, das lasse ich diesmal nicht zu!” Ich sah sie aufstöhnend an.
“Ally, ich werde alleine hingehen, ich will niemanden fragen!” Ally verdrehte die Augen.
“Emilia Blackfire . Du wirst sicherlich nicht alleine hingehen. Ich wette mit dir, da draußen laufen
jede Menge Jungen herum die liebend gerne mit dir hingehen würden. Also frag irgendjemanden!” Ich sah sie ablehnend an.
“Ich werde sicher keinen Jungen bitten mich zu begleiten, das ist doch billig. Wenn dann soll jemand mich fragen!” Ally lachte laut auf und schüttelte den Kopf.
“Ach Emii, lass dich doch bitte einfach überraschen, ja?” Ich nickte und zog mir meinen Wintermantel und die Handschuhe an, denn ich wollte mich ja in zehn Minuten mit Tristan treffen.
Ich verabschiedete mich noch von Ally und ging mit einem unguten Gefühl aus dem Raum, denn Alienor hatte diesen verschlagenen Zug um den Mund. Und dieser verhieß mir nie etwas Gutes.
Ich ging wieder durch den Gemeinschaftsraum, hinüber zu jener Ecke in der Tristan mit seinen Freunden stand, allesamt Quidditchspieler.
“Tristan, können wir gehen?” Ich ignorierte die Tatsache, dass mich die Hälfte von ihnen schmachtend ansah und Tristan nickte knapp.
“Alles klar, wir sehen uns dann auf dem Feld ja?” Er winkte seinen Freunden kurz zu und ging dann mit mir aus dem Gemeinschaftsraum.
“Du siehst heute abscheulich aus.” Er sah mich besorgt an und ich zuckte mit den Schultern.
“Ich sehe niemals abscheulich aus. Höchstens furcht erregend und das auch nur wenn ich schlecht geschlafen habe.” Ich lachte übermütig und die Befangenheit fiel von mir ab, die mich befallen hatte nachdem Tom Johanna gebeten hatte ihn zu begleiten.
Warum störte mich das dermaßen? Ich hatte doch bemerkt wie er war. Ihm waren menschliche Regungen völlig egal und ich ihm ebenfalls. Er schützte mich nur deshalb vor Lestrange, weil ich das Vorkommnis sonst Dippet gemeldet hätte.
Und ich mochte Johanna nicht… lag es nur daran, dass sie ihn benutzte um mich eifersüchtig zu machen? Oder nutzte er sie um mich zu demütigen?
Nur eines stand fest, ich würde niemals irgend einen Jungen bitten mich zu begleiten. Ausgenommen Tristan, doch der ging schon mit Ally hin.
“Wen wirst eigentlich du mitbringen?” Tristan sah mich fragend an, riss mich aus meinen Gedanken und ich verzog unwillig das Gesicht. Wieso interessierte das plötzlich jeden?
“Ich weiß nicht. Ich bitte sicherlich niemanden mich zu begleiten und ich bezweifle, dass nach beinahe drei Jahren in denen ich jedem einen Korb gegeben habe noch jemand mich fragt.”
Tristan blieb stehen und sah mich ungläubig an.
“Emilia , DU denkst DU musst alleine hingehen? Ich glaube du machst dir wieder einmal Sorgen die vollkommen unnötig sind.” Ich sah ihm wortlos beim Lachen zu und wir setzten unseren Weg zum Quidditch- Feld fort.
“Sag mir eines Emii . Ist irgendwas zwischen dir und Riddle vorgefallen das ich wissen sollte?”
Ich hob eine Augenbraue und sah hinab auf den Großen See, der sich über die Talsohle erstreckte.
“Nein, nicht wirklich. Wieso fragst du?” Er sah mich tadelnd an.
“Emii, du warst noch nie eine gute Lügnerin. Und weißt du wie man Lügnerinnen bestraft?”
Ich riss mich vom Anblick der spiegelglatten Wasserfläche los und sah ihn schockiert an.
“Nein Tristan, NEIN! TRISTAN!” Er hatte mich um die Mitte gepackt und vor sich auf seinen Shooting Star gehoben und ich umklammerte den Besenstil panisch und presste meine Augen so fest es ging zusammen.
“Emilia , reiß dich zusammen, wir fliegen noch nicht mal!” Tristan lachte hinter mit und ich öffnete meine Augen und erkannte, dass ich tatsächlich noch am Boden stand, nur mit dem Unterschied, dass ich auf einem Besen saß. Und das nicht im Damensitz wie es angemessen wäre.
“Aber jetzt fliegen wir!” Tristan kicherte böse und ich spürte wie der Besen los flog und mich hart von den Beinen riss.
“TRISTAN LOVEGOOD! DAS WIRST DU BEREUEN!” Ich kreischte panisch und meine schweißnassen Hände glitten am Besenstil ab und ich rutschte rückwärts gegen ihn und schrie noch einmal aus Leibeskräften als Tristan in dreißig Metern Höhe abstoppte und mich lachend in den Arm nahm.
“Okay Emilia . Noch einmal. Du sollst dich einfach entspannen und den Besen nicht umklammern als ginge es um dein Leben!” Ich rückte ein wenig von ihm ab und sah ihn über meine Schulter vernichtend an.
“Es geht um mein Leben! Oder bilde ich mir nur ein, dass wir ungefähr vierzig Meter über dem Erdboden schweben?” Er grinste nur und lenkte den Besen langsam auf den Großen See zu und ich hielt mich am Besenstil fest und versucht nicht daran zu denken, dass ich vermutlich ertrinken würde, falls ich jetzt vom Besen fallen würde.
Ich war nämlich keine großartige Schwimmerin und dank Tristan flogen wir nun schon sehr weit draußen über dem schwarzen Wasser, das durch den Lichteinfall grünlich schimmerte.
“Wohin fliegen wir?” Ich wandte mich vorsichtig zu ihm um und Tristan deutete auf eine kleine Insel, nicht weit vor uns. Sie lag am Rand, beinahe schon am Ufer und war eigentlich nur ein großer Felsbrocken im Wasser auf dem spärliches Gras wuchs.
“Das ist mein Lieblingsort hier. Ich komme hier immer vor wichtigen Spielen her, es ist friedlich und man kann sich sammeln ohne jemanden zu sehen!” Ich stieg mit zittrigen Knien vom Besen als er landete und setzte mich vorsichtig, ich wollte ja schließlich nicht ins Wasser fallen, neben ihm ins Gras.
“Es ist schön hier.” Ich sah gerade aus, wo man auf der Anhöhe über dem See das Schloss Hogwarts sehen konnte. Es zeichnete sich vor dem blauen Himmel ab und wirkte von hier wie ein Märchenschloss.
“Emii, ich kenne dich jetzt schon seit sieben Jahren. Ich merke wenn dich etwas bedrückt, also sag es mir.” Er sah mich forschend von der Seite an und ich senkte meine Lider und sah auf die kleinen Wellen die gegen den Felsen schlugen.
“Es ist… nichts ist. Es ist alles in Ordnung!” Tristan rollte mit den Augen und sah mich schräg an.
“Emii, ich sagte es schon einmal. Du bist eine miserable Lügnerin. Du bist seit Tagen nachdenklich, du bist abgelenkt und dauernd gedanklich abwesend. Was beschäftigt dich denn?”
Ich seufzte. Das ich ihm von dem Vorfall in der Bibliothek nicht erzählen konnte lag auf der Hand, denn Tristan, die gute Seele wäre sofort zu Dippet gegangen um die Sache zu melden.
Und zuvor hätte er vermutlich auch Riddle und Lestrange krankenflügelreif gehext. Obwohl ich mir nicht sicher war, ob Riddle ihm nicht überlegen war.
“Hat es etwas mit Riddle zu tun?” Tristan hatte das bemerkenswerte Talent auch ohne Legilimentik herauszufinden was einem Menschen durch den Kopf ging.
“Nein, es hat nichts mit Riddle zu tun!” Ich hatte beschlossen ihn einfach anzulügen, denn wenn ich ihm von Riddle erzählte, dann müsste ich wohl oder übel auch von Lestrange erzählen und das wollte ich auf keinen Fall. Besser ich log ihn an und verbarg diese Dinge tief in mir, als ihn damit zu belasten, denn Tristan war aufbrausend wenn es darum ging Ally oder mir zu nahe zu treten.
Und ich wusste, dass er ausrasten und Lestrange in blutige Einzelteile zerfluchen würde.
Dann würde er von der Schule gewiesen werden, oder ich müsste die Wahrheit erzählen und ein Skandal biblischen Ausmaßes würde entstehen.
Und das wollte ich nicht, auf keinen Fall sollte irgendjemand außer mir, Ally, Riddle und Lestrange jemals davon erfahren.
Tristan gab die Fragerei auf und ich versank wieder in meine Gedanken.
Er schwieg und starrte wie ich auf das Wasser.
Nach Minuten… oder waren es Stunden… flogen wir zurück zum Quidditch- Feld und ich setzte mich an den Spielfeldrand um den Spielern unseres Hauses beim Training zuzusehen.
Ich war nicht alleine, denn etliche Schüler nutzten den schönen Herbsttag um sich auf der Tribüne zu sonnen und die Spieler zu beobachten, anzufeuern oder auszubuhen.
Ich setzte mich alleine an den Rand des Spielfeldes, denn ich musste nicht unbedingt mit jemandem reden und außerdem konnte ich ruhig mein Buch lesen.
Ich hatte es per Accio aus meinem Schlafsaal gerufen.
Und nun saß ich in der schwächer werdenden Herbstsonne und las über Erek und Enite, das Pärchen aus dem mittelalterlichen Heldenepos.
Ich merkte nicht, dass ich nicht lange unentdeckt blieb, denn eine Gruppe Jungen lies sich hinter mit nieder und schielten des öfteren zu mir hinab.
Als der Wind langsam auffrischte und das Training zu Ende ging schallten einige Gesprächsfetzen zu mir und ich runzelte kopfschüttelnd die Stirn.
“Du fragst sie!… Nein, ich weiß nicht… Aber sie ist alleine… Sie sieht umwerfend aus… Was reden?… Frag sie einfach!” Einer der Jungen erhob sich und kam die paar Meter zu mir herab und setzte sich neben mich.
Ich blätterte um und sah von meinem Buch auf, verbindlich lächelnd, doch noch so abweisend, dass er sich entscheiden würde nicht lange hier zu bleiben.
Er war größer als ich, um einen Kopf und hatte dunkle Haare, die ihm wild vom Kopf abstanden. Dazu große braune Augen die von einem dichten Wimpernkranz umgeben waren.
Er lächelte mich breit an und ich nickte ihm zu und wandte mich wieder meinem Buch zu.
“Ich bin Dorian Gray. Du bist Emilia , oder? Emilia Blackfire?”
Ich nickte und sah wieder auf als er mir die Hand hinstreckte.
Ich ergriff sie und lies sie schnell wieder los, denn er hatte verschwitzte Hände, was ich absolut nicht ausstehen konnte.
Verstohlen wischte ich mir die Hand am Umhang trocken und während ich ihm in die Augen sah.
“Sag mal Emilia , ich habe eine Frage, also, eher eine Bitte. Du bist doch sicherlich zu Slughorns Abendgesellschaft morgen eingeladen, nicht?” Ich hob eine Augenbraue und sah ihn stumm an, doch mein Gesichtsausdruck sprach vermutlich Bände.
Wollte er mich jetzt tatsächlich einladen ihn einzuladen? Das war doch unmöglich.
Ich wolle bereits mein Buch zuklappen, aufstehen und gehen, doch dann blieb ich doch sitzen, denn ich hatte einen Gedankenblitz. Dorian Gray war der Kapitän des Quidditch-Teams von Gryffindor. Er sah gut aus und gab sicherlich einen akzeptablen Begleiter ab.
Ich sah ihn nun bewusster an und bemerkte, dass er wirklich attraktiv war. Seine ein wenig femininen Gesichtszüge verliehen ihm etwas sanftes, edles.
“Also, hättest du Interesse?” Ich sah verdutzt auf und bemerkte, dass er weiter gesprochen hatte, während ich ihn musterte.
“Bitte, noch einmal, ich bin etwas abgedriftet.” Ich sah ihm aufmerksam in die Augen und er zögerte kurz, ehe er antwortete.
“Ich habe gefragt, ob du möglicherweise mit mir zu Slughorns Abendgesellschaft gehen möchtest. Natürlich, wenn dich schon jemand gefragt hat, dann…”
Ich unterbrach ihn lächelnd.
“Ja Dorian, ich würde sehr gerne mit dir hingehen.” Er sah mich erstaunt an und nickte dann erfreut.
“Alles klar! Prima, ich hole dich dann um… morgen um halb Acht bei eurem Gemeinschaftsraum ab, in Ordnung?” Ich nicke erneut und er schien sich tatsächlich zu freuen.


Am nächsten Tag blendete ich Tom Riddle völlig aus meinen Gedanken aus. Er war nicht gut für mich und ich sollte mich von ihm fernhalten. Das hatte ich mir gestern nachts noch fest vorgenommen.
Allerdings gestaltete sich dies schwieriger als gedacht, denn in Kräuterkunde arbeitete Johanna an unserem Tisch und mit ihr eine ihrer nervtötend kichernden Freundinnen.
Melodie longtee, anscheinend alleine dazu existent um Johanna ohne hin schon übergroßes Ego noch zu stärken und ihr andauernd Honig um den Mund zu schmieren.
“Und ich denke ich werde das dunkelrote Kleid tragen, das aus Chiffon… es war irrsinnig teuer, doch meine Mutter meinte, damit sehe ich einfach unglaublich aus!” Johanna misstönende Stimme bohrte sich in meine Ohren und ich nahm die Gelegenheit war wenigstens einige Sekunden zu entrinnen und ging zum Waschbecken um meine Schaufel abzuspülen.
Als ich zurück kehrte machte sich Johanna anscheinend gerade über Alina her.
“Du gehst doch sicherlich wieder mit Tristan Lovegood hin, nicht?” Ihre dunkelgrünen Augen sahen Ally abwertend an und Ally sah nur kurz auf und schnaubte dann verächtlich.
“Johanna, mit wem ich zu Slughorns Feier gehe kann dir herzlich egal sein. Und Tristan, verzeih mir meine Unfreundlichkeit, aber, zumindest ist Tristan aus einer reinblütigen, angesehenen Familie. Melodie, reich mir bitte die Pipette, ich glaube ich komme an den Arevido-Saft heran!”
Johanna blonde Freundin reichte Ally eine kleine Pipette und Ally sog den hellroten Saft den die Arevidopflanze absonderte, auf.
Johanna funkelte mich unheilverkündend an als ich leise kicherte und meine Arevidopflanze mit Drachendung verwöhnte.
“Pah, gegen Tom Riddle sieht Tristan aus wie ein Nichts! Er ist der begnadetste Schüler hier, außerdem hat er letztes Jahr diesen Mörder Hagrid gestellt und das Morden beendet! Er ist ein Held!”
Ihre Augen begannen zu leuchten und ich verdrehte die Augen. Hätte sie jemals einen Blick auf den eiskalten Riddle geworfen, den ich mehrmals kennen lernen durfte, dann hätte sie nicht dermaßen von ihm geschwärmt. Oder vielleicht doch. Bei Johanna wusste man niemals so recht wo sie ihre Grenzen zog.
“Hagrid. Der Erbe Slytherins. Natürlich. Könntest du bitte aufhören mit mir zu sprechen, ich will mich konzentrieren und deine Stimme nervt!” Johanna riss empört die Augen auf und setzte zu einer Antwort an, als Melodie anscheinend auf die grandiose Idee kam, den Ausbruch zu verzögern und sich mit mir zu beschäftigen.
“Oh, Emilia ? Mit wem wirst eigentlich du hingehen?” Ich sah sie verblüfft an und öffnete gerade den Mund für eine Antwort als Johanna mich unterbrach und mich verächtlich ansah.
“Natürlich wieder alleine, sie hat vermutlich keine Verabredung!” Ally ballte die Hand zur Faust und sah Johanna drohend an.
“Oh doch meine liebe Johanna , die hat sie!” Johanna warf Ally einen höhnischen Blick zu und verzog ihre vollen Lippen dann zu einem spitzen Grinsen.
“Ach, wen denn?” Ich verdrehte die Augen und sah Johanna entwaffnend lächelnd an.
“Dorian Gray hat mich gestern gefragt.” Sie wirkte verblüfft und warf Ally einen forschenden Blick zu, vermutlich um an ihrem Gesicht abzulesen ob ich die Wahrheit sagte.
“Dorian Gray? Der Kapitän der Gryffindors?” Melodie sah mich erstaunt an und ich nickte.
“Ja, er hat mich gestern gefragt, als ich Tristan beim Training zusah.”
Von Johanna Reaktion befriedigt wandte ich mich wieder den Arevidopflanzen zu.


Nach dem Abendessen machten wir uns auf in unseren Schlafsaal. Schließlich stand uns eine Abendgesellschaft bevor und wir sollten uns vielleicht noch umkleiden.
“Emii, schau mal, wie findest du das hier?” Ally hatte sich eines von meinen Kleidern geliehen und posierte nun vor dem Spiegel und vor mir.
“Ich finde es sieht toll an dir aus!” Sie lächelte fröhlich und drehte sich schwungvoll um ihre eigene Achse. Sie trug mein grünes Satinkleid, das um die Brust gerafft war und knapp unter den Knien endete. Ich hatte zog an meinem Kleid den Reisverschluss zu und zupfte es dann zurecht.
“Ally? Ich weiß nicht… meinst du das Kleid steht mir?” Nachdenklich sah ich sie an und Ally verzog das Gesicht.
“Naja… ich glaube… du hast es gekauft als du um die Brust ein wenig weniger Umfang hattest… also… vielleicht wäre ein wenig mehr Dekolette passender?”
Ich sah an mir herab und stellte fest, dass meine Brüste tatsächlich ziemlich hervor stachen… und ein wenig sehr gequetscht wirkten. Ich zog das Kleid schnell aus und nahm ein anderes aus dem Schrank.
“Was ist mit diesem?” Ally stand auf und begutachtete meinen neuen Vorschlag.
Es war ein olivgrünes Kleid aus glänzender Seide mit breiten Trägern die ihm Nacken zusammen liefen und einem engen Oberteil, das um die Hüfte zu einem sanft fallenden Rock wurde und am Saum goldene Stickereien hatte.
“Das sieht gut aus, zieh das an!” Ich nickte lächelnd und schlüpfte hinein, einen Moment später war ich angezogen und bereit zu gehen.
Ally hatte sich die Haare gelockt und locker aufgesteckt und ich hatte sie offen gelassen, so dass sie mir wellig bis zur Hüfte fielen.
Ich trug nur wenig Schminke, denn mit Wimperntusche und Lidstrich konnte ich ungefähr so gut umgehen wie mit einem Besen. Nämlich kein bisschen.
Ally hatte mir die Wimpern getuscht und ein wenig grauen Lidschatten auf meine Augenlider getupft.
Sie trug dunklen Lidstrich und ein wenig Lippenstift. Und sah bezaubernd aus.
“Also, können wir gehen?” Sie sah mich fragend an und steckte ihren Zauberstab in ihre silberne Handtasche und machte legte sich schnell noch silberne Ohrringe in Form eines Adlers an.
Die hatte ich ihr letztes Jahr zu ihrem Geburtstag geschenkt, sie trug sie meistens nur zu besonderen Anlässen. Anscheinend war das hier auch einer dieser Anlässe. Ich griff nach meiner schwarzen Handtasche und stopfte meinen Zauberstab, einige Taschentücher und mein Buch hinein und lächelte Ally dann aufmunternd zu.
“Also, wir sehen umwerfend aus und wir sollten jetzt vielleicht los, nicht dass unsere Begleiter ohne uns verschwinden!” Ally rümpfte die Nase und grinste dann übermütig.
“Emii, wenn ich Tristan jemals verlieren sollte, dann folge ich einfach seiner Stimme. Die hört man nämlich quer über drei Bezirke hinaus!” Ich schüttelte lachend den Kopf, denn Tristan war tatsächlich meistens ziemlich laut.
Als wir in den Gemeinschaftsraum kamen erwartete uns Tristan bereits und kam breit lächelnd auf Ally und mich zu.
“Ich seht einfach wundervoll aus Mädels! So kann man sich mit euch tatsächlich sehen lassen!”
Ich nickte ihm dankbar
Zu und ging hinter den beiden zum Ausgang. Als ich durch die Maueröffnung kletterte, was sich in Absätzen erstaunlich schwierig gestaltete, stand meine Begleitung bereits im Gang und lächelte mich erfreut an. Doch er war nicht alleine… auch Johanna Begleitung stand dort und wartete auf sie.
Tom Riddle. Als ich mich aufgerichtet hatte und Dorians Arm ergriff, spürte ich wie sich seine schwarzen Augen in meinen Rücken bohrten, denn ich hatte ihm strikt den Rücken zugewandt und ihn ignoriert.
“Du siehst absolut atemberaubend aus!” Dorian hatte sich zu mir gelehnt und flüsterte es mir ins Ohr. Ich spürte seinen Atem in meinem Ohr und ging verbindlich einige Zentimeter zu ihm auf Abstand.

Slughorns Party Teil 2




Emilia Sicht:
“Miss Blackfire ! Mister Gray, wie schön, dass sie kommen konnten. Bitte, fühlen sie sich ganz wie zu Hause. “ Slughorn stand in marineblauem Umhang vor uns und winkte uns in sein Büro.
Es war größer als alle übrigen Lehrerbüros und mit hellen Seidenstoffen verkleidet. An den Wänden hingen zahlreiche Bilder berühmter Magier und Hexen, allesamt Lieblinge von Slughorn.
Leise Musik spielte und Schwärme von bunten Feen flatterten an der Decke entlang.
Es war sehr geschmackvoll und Hauselfen in weißen Geschirrtüchern hielten Tabletts mit Getränken und Appetithäppchen hoch.
Dorian begrüßte Slughorn respektvoll und führte mich dann mit beinahe besitzergreifendem Stolz zu einigen seiner Gryffindorfreunde hinüber.
“Also, Emilia , ich möchte dir Konstantin Longbottom, Adrian McLaggen und seine Schwester Adrianna vorstellen. Leute, das ist Emilia Blackfire .” Ich lächelte und reichte ihnen die Hand. Natürlich kannten wir uns, zumindest ich kannte seine Freunde bereits vom Sehen, doch sprechen? Nein, gesprochen hatte ich bisher mit niemandem von ihnen.
Konstantin war ein wenig rundlich, doch strahlte er eine unbändige Fröhlichkeit aus, beinahe wie Tristan und er grinste mich freundlich an. Adrian McLaggen war großgewachsen und breitschultrig und hatte hellbraune Haare und tiefblaue Augen. Er wirkte ein wenig blasiert und gab mir tatsächlich einen Handkuss. Seine Schwester Adrianna war zierlicher und schenkte mir nur ein herablassendes Lächeln.
Ich erkannte in ihr eine Freundin von Johanna . Nun gut, sie und ich würden sicherlich keine Freundinnen werden. Ich sah mich suchen um und entdeckte in einer Ecke Ally und Tristan, die sich mit einer schlanken Hexe aus Gryffindor unterhielten. Sie hieß soweit ich wusste Minerva, Minerva McGonagall und war eine äußerst talentierte Verwandlungsschülerin.
Sie und Ally teilten also eine Leidenschaft, die Leidenschaft für Verwandlungen.
Ich seufzte und schob Dorians Hand von meiner Hüfte weg, denn er hatte seinen Arm um mich geschlungen und drückte mich gegen seine Hüfte.
Ich warf einen sehnsüchtigen Blick zu Ally die mir aufmunternd zu lächelte und sich dann wieder an Minerva wandte.
Ich sah wieder zu Dorian der sich mit Adrian und Konstantin in ein Gespräch vertieft hatte und Adrianna starrte an mir vorbei in den Raum. Plötzlich sah sie mich direkt an und ich bemerkte, dass sie merkwürdig ausdruckslose Augen hatte. Beinahe schon tot… von einem seltsamen hellblau.
“Emilia, stimmt es eigentlich, dass du in Zaubereigeschichte und Zauberkunst ein O erreicht hast?” Ich nickte und Dorian schenkte mir einen glühenden Blick.
“Nicht nur in Zaubereigeschichte und Zauberkunst, Emilia hat beinahe in allen Fächern nur O´s! Stimmt doch, oder?” Ich fühlte mich plötzlich wie ein kleines Kind, das besonders gut malen konnte und nun den Gästen seiner Eltern sein Talent vorführen sollte.
Ich kam mir vor wie eine Milchkuh, die man taxiert um festzustellen ob sie noch genug Milch gab, oder bereits zum Schlachten sollte.
“Guten Abend. Dorian, dürfte ich mir deine reizende Begleitung kurz ausleihen? Ich müsste mit ihr noch etwas besprechen.” Eine samtige Stimme erklang und Tom Riddle sah Dorian charmant lächelnd an.
“Moment, ich bin kein Gegenstand, den man ausleihen kann.” Ich sah Riddle warnend an und sah dann zu Dorian.
“Gib dem Jungen bitte endlich eine Antwort, damit wir das hier schnell hinter uns bringen können, ja?”
Konstantin schien angesichts meines zornigen Gesichts kurz vor einem Lachanfall zu sein und McLaggen hob interessiert eine Augenbraue und lauschte dann seiner Schwester, die ihm zweifellos irgendwelchem Tratsch ins Ohr raunte.
“Äh… ja, sicher doch Riddle. Aber bring sie mir… ganz zurück, ja?” Dorian schien verwirrt und ich lies zu, dass Riddle mir einen Arm um die Hüfte legte und mich durch die Menge auf den Ausgang zu führte.
“Was soll das, ich will nicht hinaus!” Ich fauchte Riddle ungehalten an, doch dieser legte mir nur einen Finger auf die Lippen und lächelte überheblich.
“Sh, Emilia , Sh. Hör doch bitte einmal auf zu protestieren und komm einfach mit, ja?” Ich verdrehte die Augen und folgte ihm widerstandslos als er mir die Bürotür aufhielt und ich hinaus ging.
Vor uns lag der dunkle Korridor, ausgestorben und unbeleuchtet und Riddle ging auf eine leere Klasse zu.
“Riddle, was ist los?” ch war stehen geblieben und verschränkte die Arme, denn hier draußen war es kühler und die kalte Nachtluft lies mir die Gänsehaut auf den Händen auflaufen.
“Nenn mich bitte Tom. Riddle… klingt so unpersönlich, findest du nicht?” Ich sah ihn kalt an.
“Ich bevorzuge es wenn zwischen uns keinerlei Dinge gibt, die auf eine persönlichere Beziehung hinweisen könnten. Also Riddle” ich betonte den Namen nun extra stark, “ was willst du?” Er sah mich an und zum ersten Mal sah ich in seinen Augen einen Funken Wärme aufblitzen.
“Ach, du trägst mir meinen Ausrutscher also noch immer nach, oder?”
Ich öffnete empört den Mund und setzte zu einer heftigen Erwiderung an.
“Riddle, ein Ausrutscher? Dir ist es völlig egal was Menschen geschieht und wie sie sich dabei fühlen! Du hast mir klar genug gesagt, dass du mir nur geholfen hast, damit du keinen Eintrag in deine Akten bekommst…” Er sah mich nun wieder ausdruckslos an und fiel mir harsch ins Wort.
“Und du hast mir daraufhin meinen Blutstatus vorgehalten, auch nicht unbedingt die feine englische Art, nicht? Wie wäre es wenn ich mich bei dir entschuldige und du die ganze Sache einfach aus deinem hübschen Kopf verdrängst?” Ich sah ihn verblüfft an.
“Sag mir eins Riddle, wie viele Sachen sollte ich noch vergessen? Außerdem, du hättest keinen anderen Grund mir zu helfen, als den, den du mir bereits verraten hast. Den Aspekt der menschlichen Hilfsbereitschaft können wir bei dir vermutlich außer Acht lassen, denn dazu bräuchtest du Einfühlungsvermögen.” Er sah mich nun mit völlig unbewegtem Gesicht an und dann verzog er die Lippen zu einem amüsierten Lächeln.
“Ach wirklich?” Dann tat er das, was ich auf keinen Fall erwartet hätte.
Sein Gesicht näherte sich meinem und seine Lippen berührten meine und ich hatte das Gefühl als würde sich in meinem Bauch irgend etwas regen und wachsen.
Sanft küsste er mich und nach einer Sekunde… oder einer gefühlten Ewigkeit war es vorbei und er stand wieder weiter von mir entfernt im Halbdunklen des Korridors.
“Nun Emilia … an Menschlichen Gefühlen scheint es mir wahrlich nicht zu fehlen, meinst du nicht?” Ich war wie erstarrt. Hatte er mich wirklich geküsst? Nach einem Moment der Versunkenheit erwachte ich aus meiner Trance und sah ihn verblüfft an. Doch dann übernahm mein Gehirn wieder das Handeln und ich legte die Stirn in Falten.
“Es war ein Kuss Riddle. Auch bei einem Kuss braucht man nicht zwangsläufig Menschliche Gefühle.”
Er sah mich einen Moment überrascht an und brach dann wieder in sein leises Lachen aus.
“Emilia, du bist wirklich amüsant. Normalerweise erzählen doch die Männer den Damen, dass man für einen Kuss keine Gefühle braucht!” Ich sah ihn mit zusammen gekniffenen Lippen an und schüttelte mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
“Schon möglich Riddle. Vielleicht ist das so. Aber ich weiß auch, dass dieser Kuss dir ungefähr so viel bedeutet hat wie mir, nämlich absolut nichts. Bitte, wenn du mich nun entschuldigen würdest, ich muss dringend etwas trinken, ich habe einen ekelhaften Geschmack in meinem Mund.”
Damit ging ich an ihm vorbei zurück in Slughorns Büro.


“Und er hat dich tatsächlich geküsst?” Ally starrte mich ungläubig an und ich nickte und nahm mir einen Schokofrosch.
“Ja, hat er.” Sie schüttelte fassungslos den Kopf.
“Wenn ich nicht schon wüsste, dass er dich ständig ansieht, dann wäre ich nun überrascht!” Sie lachte und ich zuckte mit den Schultern.
“Das freut mich für ihn. Aber ich habe mich entschieden, dass ich ihm fern bleibe. Das ist besser für mich und besser für ihn.” Ally seufzte schwer und sah mir eindringlich in die Augen.
“Emii, du magst ihn. Und streite es ja nicht ab, ich kenne dich zu gut.” Ich sah sie an und rollte die Augen. Hatte sie recht?
Ich dachte oft an Riddle, ich machte mir Gedanken über ihn und nach dem Kuss hatte ich die halbe Nacht damit verbracht seine Worte zu interpretieren und zu analysieren.
Mochte er mich auch? Aber… mochte ich ihn wirklich? Ich fühlte mich von seiner Kälte abgestoßen und von seinem Wesen manchmal angezogen. Ich fühlte mich bei ihm gleichzeitig sicher und bedroht…
Dieser Zwiespalt meiner Seele, meines Wesens ließ mich nach und nach an meiner geistigen Verfassung zweifeln.
Wieso löste er solche Empfindungen in mir aus und weshalb ließ er mich nicht mehr los?
Wenn ich an seine Augen dachte, diese unglaublich tiefen, dunklen Augen, dann spürte ich wie sich dieses Ding in mir wieder regte und ich konnte es nur damit erklären, dass ich mich in ihn verliebt hatte.
Ich hatte mich wahrhaft in Tom Riddle verliebt. Und das Schlimmste daran?
Ich fühlte deutlich, dass es für mich besser wäre mich von ihm fernzuhalten, doch ich wollte gleichzeitig mehr als alles Andere bei ihm sein.
Ich musste noch einmal mit ihm sprechen. Vielleicht gäbe sich diese Angelegenheit dann.


Gefühlschaos




Emilia Sicht:
Ich unternahm mit Ally und Tristan regelmäßig Spaziergänge über die Ländereien oder zum Spielfeld hinunter. Aber ich wurde die Gedanken an ihn trotzdem nicht los. Abends, wenn meine Konzentration nach lies überfielen sie mich und ich träumte von seinen dunklen Augen und seinen Lippen die, die meinen sanft küssten.
Seinen besorgten Blick als er mich in der Bibliothek gerettet hatte… ich wurde ihn einfach nicht los.
Heute weiß ich, dass ich schon damals rettungslos in ihn verliebt war.
Langsam wurde der Herbst dunkler und stürmischer und die Gewitterstürme umtosten das Schloss, der Regen peitschte schwer gegen die Fenster und rüttelte an den Fensterläden.
Es wurde kälter und kälter, bis am zweiten Novembertag schließlich Schnee vom Himmel fiel, in dicken Flocken und die Welt um Hogwarts herum mit einem reinen, weißen Mantel überzog.


“Emilia , jetzt beeil dich!” Ally lachte und winkte mir auffordernd zu und ich rannte die Treppe hinab auf sie zu. Dick eingemummelt in unsere Wintersachen hatten wir uns aufgemacht nach Hogsmeade. Slughorns Weihnachtsfeier stand bevor und wir benötigten beide noch Kleider.
Was wäre da gelegener gekommen als ein Ausflug nach Hogsmeade?
Tristan allerdings war bereits vorgegangen, er traf sich mit einigen Freunden in den drei Besen, denn auf Einkaufstour wollte er nicht mitkommen, davon hatte er seit der dritten Klasse bereits genug gehabt, denn Ally und ich hatte ihn vier Stunden durch alle Läden in Hogsmeade geschleppt.
Wir hatten allerdings verabredet uns dann in den drei Besen zu treffen.
“Emilia! Schau mal!” Ally rief mich an und ich sah auf und hatte den ersten Schneeball im Gesicht.
“Alina , das hat weh getan!” Ich quiekte erschrocken auf und rächte mich mit einem Schneeball der sie an der Schulter traf.
“Na warte Emilia , das bekommst du zurück!” Sie lachte und stürmte auf mich zu und riss mich in einen Schneehaufen.
Sie lag über mir und rieb mir gnadenlos eine Hand Schnee ins Gesicht und ich rang lachend nach Luft und drückte sie von mir und revanchierte mich indem ich ihr Schnee in den Kragen stopfte.
“Nein, Emii , NEIN! Das ist kalt!” Ally sprang empört auf und ich blieb lachend liegen und sah sie spöttisch an.
“Ally, das ist Schnee! Der ist immer kalt!” Sie hob eine Augenbraue und warf sich wieder auf mich und mir alberten wie kleine Kinder im Schnee herum.
“Na warte Emilia , wenn ich dich erwische!” Ally sprang auf und verfolgte mich den verschneiten Weg hinab, denn ich war vor ihr geflohen und lachte wild als sie ausglitt und hinfiel.
Ich blieb einige Meter vor ihr stehen, schwer atmend von unserer Schneeschlacht und Ally bückte sich um sich zu bewaffnen. Mit Schnee natürlich. Sie warf einen davon nach mir und ich wich schnell aus. Zu schnell, denn ich landete im knietiefen Schnee und begann zu lachen. Unkontrolliert und herzlich und Ally ließ sich einige Momente später neben mir fallen und sah mich mit leuchtenden Augen an.
“Das hat mir gefehlt.” Ich nickte und richtete mich zumindest soweit auf, dass ich nicht mehr rücklings im Schnee lag.
“Mir auch… Aber für alle außer den Erst und Zweitklässlern ist das eigentlich recht peinlich, oder?” Ally nickte wieder und pappte mir eine Hand Schnee über den Kopf.
“Das war dafür, dass du mir Schnee in den Kragen gestopft hast.” Ich wischte mir den Schnee aus den Haaren und nickte lächelnd.
“Ist in Ordnung Ally. Frieden?” Sie schlug ein und lachte laut auf.
“Meinetwegen, du hattest sowieso keine Chance!” Ich verzog das Gesicht und sie hob abwehrend beide Hände.
“Was soll ich machen? Ich bin eben ein Schneemensch!” Ich sah sie kurz verblüfft an und begann dann wieder schallend zu lachen als uns BEIDEN klar wurde, dass Ally beileibe kein Schneemensch sein konnte. Denn diese Wesen waren an die drei Meter groß und über und über mit dichtem, weißem Pelz bewachsen.
“Du siehst wirklich schön aus wenn du lachst!” Tom Riddle und Abraxas Malfoy standen mit einem Mal vor uns. Wie hatten sie sich so unbemerkt nähern können?
Ich sah ihn überrascht an und Ally neben mir kicherte ausgelassen.
Riddle streckte mir seine Hand hin und zog mich aus dem Schnee, auf die Beine.
Ich klopfte mir mit geröteten Wangen den Schnee von der Kleidung und sah ihm dann wieder in die Augen. Sie waren warm, wärmer als ich sie jemals gesehen hatte.
Sie waren lebendig und sahen mich schon beinahe liebevoll an.
“Schön dich zu sehen Emilia .” Ich lächelte ihn an und nickte ihm zu.
“Hallo Riddle.” Er verzog genervt das Gesicht.
“Ich sagte bereits einmal, nenn mich Tom. Riddle klingt mir zu unpersönlich.” Und diesmal nahm ich an. In der Zeit, in der ich versucht hatte ihn zu meinen waren meine Gedanken freundlicher geworden, ich hatte ihm die Dinge die er getan hatte vergessen. Ich wollte mit ihm reden, mit ihm Zeit verbringen… ich wollte bei ihm sein.
“In Ordnung. Tom.” Er lächelte erfreut und ich sah aus den Augenwinkeln wie Malfoy versuchte Ally den Schnee aus dem Kragen zu wischen.
“Nein Abraxas, nicht da, weiter links!” Malfoy hielt schließlich genervt Allys Haare beiseite und zog seinen Zauberstab und lies den Schnee einfach schmelzen, da ihm Allys Richtungsangaben anscheinend zu vage waren.
“Geht ihr mit auf ein Butterbier?” Malfoy sah mich und Ally fragend an und ich stockte.
Wieso fragte Malfoy? Ich sah schnell aus den Augenwinkeln zu Tom, der Malfoy unauffällig zuzwinkerte. Natürlich hatte Riddle Malfoy angestachelt. Ohne Anstoß würde Malfoy uns nicht einladen wollen. Aber wieso fragte er dann nicht selbst?
Ally zögerte und sah zu mir und ich nickte, ich wollte wissen was Riddle bezweckte.
“Ja… ja, in Ordnung.” Ally nickte und ging neben Malfoy voran, der sich sichtlich Mühe gab charmant zu sein. Und damit kläglich scheiterte, denn Alienor stellte ihre spitze Zunge unter Beweis und frotzelte den armen Jungen beinahe zu Tode.
Ich ging neben Riddle her und ich kannte Ally gut genug, dass sie Malfoy nur deshalb ertrug um mir einige Minuten mit Riddle zu schenken.
Und Riddle schien diese nutzen zu wollen.N
“Du bist mir aus dem Weg gegangen.” stellte er fest und ich sah nachdenklich zur Seite.
“Stimmt.” Mit dieser kargen Antwort musste er sich zufrieden geben, doch Riddle schien ohnehin nicht viel von mir hören zu wollen, vielmehr wollte er sprechen.
“Ich weiß, meine Äußerungen waren unsensibel und grob. Ich habe dich verletzt, das tut mir Leid.”
Ich sah ihn überrascht an. Tom Riddle entschuldigte sich bei mir?
Ich zögerte und er blieb stehen und sah mich lächelnd an.
“Nun schau nicht so, ich meine es ernst. Nimmst du die Entschuldigung an?” Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen und sah ihn genau an. In seinen Augen konnte ich auch diesmal absolut nicht lesen und sein Gesichtsaudruck war sanft und bittend. Seine Augen… so dunkel und tief, beinahe wie der Große See an einem Wintertag. Ich öffnete meinen Mund, doch ich konnte nichts sagen und eine unheimliche Macht ergriff von mir Besitz. Es war in diesem Moment als wäre ich fremdgesteuert, als wäre ich nicht mehr Herr meines Körpers.
Ich ging einen Schritt auf ihn zu und legte meine Handflächen an sein Gesicht. Ich nahm meine Augen keinen Moment von seinen und versank in ihnen während ich ihn küsste.
Minuten später erst löste ich mich von ihm und er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
“Ich vermute das bedeutet ja.”
Ich sah ihn atemlos an, immer noch spürte ich seine Lippen auf meinen.
Ich konnte nicht fassen, dass ich ihn gerade tatsächlich geküsst hatte. Was hatte mich dazu getrieben?
Wortlos wandte ich mich ab und stapfte durch den Schnee, Ally und Malfoy hinter her, die mittlerweile weit vor uns waren.
“Emilia ? Emilia , nun warte doch!” Ich drehte mich nicht um und raffte meinen Mantel enger um mich und Riddle blieb nichts anderes übrig als mir nach zu laufen.
Er hatte mich schon nach einigen Schritten wieder eingeholt und ging nun neben mir her.
“Was hast du?” Er sah mich forschend an und ich schürzte die Lippen.
“Nichts. Immerhin hast du mich auch schon einmal ohne Vorwarnung geküsst, also sind wir nun quitt, oder?”
Er sah mich verblüfft an und brach dann in lautes Gelächter aus als ich nur wütend auf mich selbst durch den Schnee stapfte.
“Lach nicht, es gibt hier weit und breit nichts Komisches.” Ich sah Riddle verbissen an und dieser hob eine Augenbraue und packte mich dann an der Schulter und drehte mich zu sich herum.
“Emilia, du wirst irgendwann einsehen müssen, dass du vor mir nicht davon laufen kannst. Du empfindest etwas für mich. Ich weiß es.” Ich runzelte die Stirn und sah ihn ungläubig an.
“Ich empfinde nichts für dich und ich laufe auch nicht vor dir davon.”
Er hob eine Augenbraue an und sah mich vielsagend an und beobachtete mich dabei wie ich schneller durch den Schnee stapfte.
“Sieht mir aber verdächtig danach aus!” Ich schnaubte und sah ihn trotzig an.
“Ich laufe nicht, ich gehe.” Er verdrehte die Augen und atmete dann tief ein, als würde er Kräfte für irgendwas sammeln, oder erst mit sich kämpfen.
“Emilia, ich mag dich. Wirklich sogar. Und jetzt bist du dran.”
Ich blieb wie angewurzelt stehen und sah ihn ungläubig an.
Hatte ich gerade richtig gehört?

(Kein) guter Umgang



Emilia Sicht:
“Emilia ? Ist irgendwas?” Er sah mich fragend an und ich erwachte schlagartig wieder aus meinem Koma.
“Ähm… du hast gerade gesagt, dass du mich magst.” Er nickte nur stumm und sah mich an, dann nahm er mich zärtlich in den Arm und küsste mich sanft auf die Stirn.
“Habe ich gesagt, ja. Und jetzt solltest eigentlich du irgendetwas sagen.” Ich schüttelte nur verwirrt den Kopf und entfernte mich von ihm.
“Ich kann im Moment leider nichts sagen, tut mir Leid.” Damit lies sich ich erneut stehen und ging weiter durch den Schnee Richtung Hogsmeade.
Riddle, Tom… folgte mir auf dem Fuße und sagte nichts mehr.
Bis wir im Dorf ankamen. Hogsmeade war im Winter einfach am allerschönsten.
Auf den Dächern lag Schnee und die Straßen waren tief verscheit und die Auslagen der Geschäfte waren weihnachtlich dekoriert und von Kerzen in ein warmes Licht getaucht.
Ich ging langsamer, denn ich konnte Ally und Malfoy nirgends entdecken. Ratlos blieb ich vor der Poststelle stehen und sah mich um.
“Suchst du deine Freundin?” Riddle beobachtete mich aus einigen Metern Entfernung bei meiner Suche und ich nickte stumm.
“Sie wird vermutlich mit Abraxas im Eberkopf sein. Wir treffen uns dort mit einigen Freunden.”
Ich drehte mich plötzlich misstrauisch geworden zu ihm um.
“Weshalb im Eberkopf. “ Dieses Lokal war mir eigentlich nur aus Erzählungen meines Vaters bekannt.
Mein Vater war damals mit dem Wirt zusammen in die Schule gegangen und hatte erzählt, dass es dort ziemlich dreckig war und Aberforth anscheinend nicht viel von Sauberkeit hielt.
Dafür umso mehr von Ziegen, was genau er damit meinte hatte mir mein Vater nicht erklärt. Und wenn ich genauer nachdachte wollte ich es auch gar nicht wissen.
“Weil es dort nicht so voll ist. Und wir lieber… unter uns bleiben.” Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
“Wieso ungestört?” Tom grinste nur und nahm mich am Handgelenk.
“Komm einfach mit, dann wirst du es schon selbst irgendwann merken.” Ich verdrehte die Augen und folgte ihm trotzdem. Er war einfach kryptisch und würde es auch immer bleiben.
Als wir das Lokal betraten musste ich kurz husten, denn Rauch lag schwer in der Luft und die kleinen Fenster ließen kaum genug Licht herein um zu sehen wie das Lokal aussah.
Als sich meine Augen an den Rauch und die düstere Umgebung gewöhnt hatten, erkannte ich, dass der Boden aus Stein bestand, ebenso wie die Mauern. Unverputzt und roh.
Die Theke war aus dunklem Holz, an dem die Jahre bereits ihre Spuren hinterlassen hatten und in deren einst kunstvollen Schnitzereien sich nun Staub und Spinnennetze ansammelten. Hinter der Theke stand ein Mann, von vielleicht 40, 50 Jahren der mit bärbeißiger Miene Gläser schrubbte und uns einen unfreundlichen Blick zuwarf. An der gegenüberliegenden Wand standen einige grob gefertigte Holztische und einfache Stühle.
An einem Tisch, ganz hinten im Lokal saßen Toms Freunde, und wie ich erleichtert feststellte auch Alina die mich erleichtert ansah.
Ich hängte meinen Mantel an den Kleiderständer und folgte Tom dann zum Tisch.
Ich nickte den versammelten Slytherins knapp zu und erkannte zumindest Malfoy, George Xavier und Theodore Nott.
Riddle setzte sich auf die Eckbank und ich ließ mich neben ihm nieder. Er warf mir einen kurzen Blick zu und lächelte mir aufmunternd zu.
“Emilia, das sind meine Freunde, Abraxas Malfoy, Nikita Black, Augustus Rookwood, George Xavier, Theodore Nott, Abraham Grabbe und Nikita Goyle. Freunde, das ist Emilia. Blackfire. Ihre Freundin Alina
O´Cleary kennt ihr bereits.”
Toms Freunde begrüßten mich und ich sah kurz prüfend zu Ally die mir einen genervten Blick zuwarf und sich dann erhob.
“Ich muss kurz auf die Toilette. Emilia , begleitest du mich?” Ich nickte und wollte aufstehen als Tom mich am Handgelenk zurück hielt.
“Willst du ein Butterbier?” Ich nickte und er ließ mich los.
Ich folgte Ally in die Toiletten… was bedeutete in einen kleinen, verwahrlosten Raum mit einer zerbrochenen Toilletenschüssel und einem schmierigen, verdreckten Waschbecken, über dem ein angelaufener Messingspiegel hing.
“Sag mal, wo wart ihr bitte? Ich sitze seit einer geschlagenen halben Stunde mit diesen Typen hier und lasse mich angaffen!” Sie funkelte mich wütend an und stemmte die Hände in die Seite.
“Tut mir Leid Ally, wirklich. Aber… naja… wir haben uns noch unterhalten.”
Ich wich ihrem Blick aus und überprüfte stattdessen mein Spiegelbild und zupfte einige Haarsträhnen wieder zurecht.
“Ihr habt euch unterhalten. Natürlich Emilia . Nun rück schon mit der Wahrheit heraus!” Ich seufzte und sah sie um Verzeihung heischend an.
“Ich glaube ich habe ihn möglicherweise geküsst.” Sie sah mich einen Moment ungläubig an.
“Du hast ihn möglicherweise geküsst?” Ihr Tonfall war völlig ruhig und sie sah mich leicht besorgt an.
“Emii, du hast Riddle geküsst? Warum, wenn man fragen darf?” Ich sah sie hilflos an und zuckte mit den Schultern.
“Ich weiß auch nicht, ich hatte einfach das Bedürfnis dazu. Es war… der Moment und der Schnee und ich habs einfach getan, keine Ahnung warum!”
Sie schüttelte lächelnd den Kopf und fasste mich an den Schultern und zog mich in eine enge Umarmung.
“Ach, Mäuschen, das ist doch herrlich! Seid ihr jetzt zusammen?” Ich schüttelte den Kopf.
Nein… waren wir nicht. Ich wusste ja noch nicht einmal ob ich das überhaupt wollte.
“Nein Ally, sind wir nicht. Aber… er.. Meinte er mag mich.”
Ally zog ihre Stirn kraus und grinste mich dann unheilverkündend an.
“Also, er mag dich? Und du ihn auch. Hast du ihm das gesagt?” Ich schüttelte den Kopf und Ally sah mich an, als wäre ich verrückt geworden und habe gerade die Absicht geäußert die Schule zu verlassen um im verbotenen Wald mit den Zentauren zu leben.
“Wieso nicht? Du magst ihn doch eigentlich auch, oder?” Ich seufzte und nah sie am Arm.
“Gehen wir wieder raus… wir können heute am Abend darüber sprechen, Versprochen!” Sie nickte und warf einen ernüchterten Blick auf die Runde am Tisch.
“Eins kann ich dir versprechen. Wenn ich mir noch einmal Grabbes Geschichte über ihn und seinen Bruder anhören muss dann wird hier Blut fließen. Und zwar nicht meines!” Ich lachte laut auf und setzte mich wieder neben Riddle.
Er war in sein Gespräch mit den Anderen vertieft und schien mich nicht wahrzunehmen.
Ich betrachtete ihn von der Seite und merkte wie konzentriert er war. Seine Augen hatten einen beinahe fanatischen Glanz und ich konnte in seinen Zügen eine seltsame Besessenheit ausmachen.
Egal über was er sprach, es schien ihn völlig zu vereinnahmen.
“Und dann sollten wir uns noch in Deutschland umsehen, habt ihr von letzter Woche gehört? Er hat beinahe die gesamte Stadt verwüstet!”
Ich warf einen schnellen Blick zu Ally die starr zu Riddle sah.
“Redet ihr über Grindelwald?” Riddle sah sie an und schien erst nicht zu begreifen wie sie dort hin gekommen war und Malfoy nickte.
“Wir reden über Grindelwald. Wieso?” Sie runzelte die Stirn und sah Malfoy angewidert an.
“Weil dieser Mann ein Verbrecher ist. Eine Schande für die Zaubererwelt.” Malfoy sah sie überrascht an und Nott lachte schrill auf.
“Ach, wirklich? Er vertritt die völlig richtige Meinung! Schlammblüter gehören unterjocht, ich meine, sie sind kaum besser als Tiere, also sollen sie auch so leben.” Ally riss geschockt die Augen auf und ich konnte einen Moment nicht glauben was ich gerade gehört hatte.
“Deiner Logik zufolge müsstest du eigentlich in einem Stall aufgewachsen sein, deine schulischen Leistungen orientieren sich nämlich am IQ einer Ziege.” Ally verschränkte die Arme und sah Nott hart an. Ihre spitze Zunge war nicht umsonst berühmt berüchtigt.
Grabbe und Goyle lachten höhnisch auf und Notts Gesicht färbte sich tomatenrot.
Tom hingegen hatte in Gedanken versunken meine Hand genommen und spielte mit meinem Ring und ich bemerkte, dass er anscheinend immer noch in tiefer Trance war und wenig, bis gar nichts von dem sich anbahnenden Streit mitbekommen hatte.
“Pass lieber auf Nott, soviel ich mitbekommen habe, ist Alina bekannt dafür sich nichts bieten zu lassen. Ich habe von meinem Vater gehört, dass deine Mutter damals für die selbe Schlagfertigkeit bekannt war.”
Domitian Black warf Ally einen taxierenden Blick zu und schlug Nott beruhigend auf die Schulter, doch dieser setzte zu einer Revanche an.
“Pass lieber auf was du sagst O´Cleary. Beleidige ja niemals meine Familie!” Er war vor Wut rot geworden und Ally schenkte ihm nur einen mitleidigen Blick.
“Nott, rede lieber du nicht über Dinge die du nicht verstehst. Auch ohne diesen Spinner Grindelwald haben die Muggel genug am Hals. Ich denke doch, du hast mitbekommen, dass in London manche Bezirke völlig evakuiert wurden. Bomben nennen sie das, glaube ich… sie führen Krieg.”
Ich nickte bestätigend und tauschte einen Blick mit ihr.
Es war wirklich so, denn wir hatten alle bereits im Tagespropheten davon gelesen. Es herrschte Krieg. In Deutschland hatte ein Mann den Krieg begonnen und er hatte sich ausgebreitet und loderte in ganz Europa. Doch nicht nur die Muggel kämpften und starben, wie man hörte wie die Fliegen, nein, es gab auch einen magischen Krieg. Grindelwald, ein deutscher Hexer hatte sich dazu aufgeschwungen die Muggel zu unter werfen. Er machte ganze Städte dem Erdboden gleich und seine Armee aus Zauberern und Hexen und magischen Wesen war gefürchtet.
Meine Eltern hatten deswegen verboten, dass ich in die Winkelgasse ging um meine Schulsachen zu kaufen. Sie meinten es wäre nicht sicher, denn diese Bomben… oder wie sie hießen… trafen nicht nur die Muggel hart.
“Sollen sie doch Krieg führen und sich gegenseitig umbringen. Sprechen wir lieber über etwas, dass man auch in der Gegenwart von hübschen, jungen Damen besprechen kann, in Ordnung?” Malfoy mischte sich aalglatt in die Diskussion ein und versuchte zu beschwichtigen.
“Das heißt anscheinend, dass wir nicht intelligent genug für so ein Thema sind, oder?” Ally warf ihm einen kurzen Blick zu und wandte sich wieder an Nott.
“Wirklich, du solltest lieber Acht geben was DU von dir gibst. Und wenn du glaubst, dass ich mich von dir ängstigen lasse, dann hast du dich geschnitten Nott.”
Sie lehnte sich zurück und verschränkte trotzig die Arme.
Tom merkte auf und drückte leicht meine Hand, dann sah er Ally interessiert an.
“Alina hat Recht Theodore. Du solltest wirklich Acht geben über was du sprichst. Und nein Alina , wir finden sicher nicht, dass Frauen zu dumm sind um über so etwas zu sprechen. Möglicherweise zu impulsiv und zu gefühlsduselig, aber keinesfalls zu dumm.” Er sah Ally beschwichtigend an und die hob eine Augenbraue.
“Ich bin weder übermäßig gefühlsbetont, noch impulsiv. Und ich weiß, dass diese Aussagen keine Meinung sind, sondern ein Verbrechen. Und Verbrecher gehören bestraft.”


Unterschiedliche Blickwinkel




Emilia Sicht:
“Du hast zweifelsohne Recht damit Alina . Ich denke ihr beide wolltet noch einkaufen gehen, nicht?” Tom sah uns unbewegt an und Ally nickte.
“Stimmt. Wir brauchen noch Kleider für Slughorns Weihnachtsfeier. Kommst du Emilia ?” Sie sah mich auffordernd an und ich zog meine Hand aus Toms.
“Bis bald!” Ich winkte den anderen noch einmal und ging hinter Ally aus dem Lokal.
“Guter Gott, hast du diese Idioten gehört?” Sie stapfte wütend durch den Schnee, auf Twilfitt and Tattings zu.
“Ja Ally, ich habe nichts an den Ohren.” Sie sah mich prüfend an und blickte dann auf meine Hand.
“Du warst sowieso völlig auf deine Hand konzentriert. Oder eher auf den Jungen der an der Hand dran hing.” Ich sah nieder und rieb mir abwesend an der Stirn.
“Wäre möglich…” Ally verdrehte die Augen und setzte sich neben mich.
“Ich seh schon. Heute bist du nicht mehr ansprechbar.”
Sie wandte sich wieder von mir ab und suchte sich ein Kleid heraus, aus einem schimmernden Stoff. Das Kleid war auf Figur geschnitten und der Rock in sattem Gold versprach lange Beine… wenn man ihn mit dem richtigen Schuhwerk trug.
Ich schüttelte mir meine Gedanken aus dem Kopf und versuchte mich ebenfalls zu freuen, dass ich mal wieder die Gelegenheit hatte, mir ein neues Kleid zu kaufen.
Allerdings schien unser Ausflug nach Hogsmeade einen bitteren Nachgeschmack zu erhalten, denn ich bekam Riddle nicht mehr aus dem Kopf und Alina rauchte immer noch vor Zorn, wenn sie an Black, Malfoy und die Anderen dachte.


Wir saßen wieder in unserem Schlafsaal und Alina posierte in ihrem neuen Kleid vor dem Spiegel.
Unglücklicherweise hatte Twilfitt und Tattings ihr Kleid nur noch eine Größe kleiner gehabt, als sie benötigte und Ally hatte es wachsen lassen und den Rock abgeändert, so dass er nun ein wenig länger war als zuvor.
“Und? Wie findest du es?” Sie drehte sich mit erwartungsvollem Lächeln um und sah mich fragend an, doch ich kämpfte gerade mit mir selbst und meinem Kopf, der partout nicht an etwas anderes denken wollte, als an den Kuss heute Nachmittag und Riddle.
“Emilia , geht’s dir gut? Hörst du mir eigentlich zu?”
Ich nickte nur abwesend und stand abrupt auf.
“Ich gehe raus, ich brauche frische Luft. Kommst du mit?” Ally sah mich erstaunt an und nickte dann.
Wir gingen hinunter in den Gemeinschaftsraum, wo um diese Zeit kaum noch jemand saß.
Doch wenn ich gedacht hatte, so leicht davon zu kommen, hatte ich mich getäuscht.
“Blackfire!” Johanna giftige Stimme durchschnitt die eigentlich entspannte Atmosphäre wie ein Messer und ich drehte mich, Ärger witternd um.
Johanna stand an der Treppe, in ihrem Nachthemd und die Haare gelöst.
“Was gibt es Johanna ?” Ich sah sie betont entspannt an und sie funkelte mich hasserfüllt an.
“Ich habe dich gesehen. Dich und Riddle.” Sie schien mit einem Mal verletzlich wie ein kleines Kind. Verletzlich und doch bedrohlich, denn ihr Zauberstab bebte in ihrer zitternden Hand.
“Ach so. Und… was willst du jetzt machen?” Ich sah sie stirnrunzelnd an und Ally stellte sich hinter mich und legte mir ermutigend eine Hand auf die Schulter.
“Nichts werde ich machen. Nichts. Soll er doch mit dir spielen, so wie er mit mir gespielt hat. Und wenn er mit dir fertig ist werde ich dich ansehen und mich freuen, dass du genauso gedemütigt wirst wie ich… Hab deinen Spaß mit ihm, solange du kannst!” Sie sah mich bebend an und ich schüttelte ruhig den Kopf, mir nicht anmerken lassend, dass mich ihre Worte getroffen hatten.
“Das höre ich mir nicht an. Gute Nacht Johanna !” Ich drehte mich schwungvoll um und ging auf den Ausgang zu. Als sich die Mauer hinter uns wieder schloss, glaubte ich ein Aufschluchzen zu hören, doch ich konnte mich auch täuschen.
“Die Frau spinnt doch. Mach dir nichts draus, sie ist eifersüchtig.” Ally las in meinem Gesicht wie in einem offenen Buch und ich nickte trotzig.
“Ja, du hast vermutlich Recht.”
Doch hatte sie wirklich Recht? Wir setzten uns auf eine Fensterbank und sahen stumm hinaus auf den Großen See. Ich betrachtete die fallenden Schneeflocken und dachte über Johanna Worte nach.
Sie hatten bedrohlich geklungen… und sie schien ernsthaft verletzt zu sein, verletzt und ehrlich.
Und ihr Hass auf mich schien einen neuen Tiefpunkt erreicht zu haben.
Aber ihre Warnung schien absolut nichts mit dem charmanten Jungen zu tun zu haben, der mich heute geküsst hatte… den eher ich geküsst hatte.
Aber es passt sehr gut zu dem Riddle, den du damals im Arkadenhof kennengelernt hast… erinnerte mich eine Stimme in meinem Hinterkopf. Zu dem bedrohlichen, kalten Riddle.
Welcher von beiden war nun der Richtige, Echte? Oder gab es noch einen weiteren?
Ich seufzte und lehnte meine Stirn gegen das kalte Fenster. Mein Atem lies die Scheibe beschlagen und Ally sah mich forschend an.
“Weißt du… seit das mit Riddle begonnen hat bist du irgendwie nicht mehr die Selbe.” Ich sah sie aus den Augenwinkeln an und sah dann wieder nach draußen.
“Ich habe keine Ahnung wie du das meinst.” Ally strich mir über die Haare und seufzte schwer.
“Das kann ich mir denken. Weißt du, wenn du aufhören würdest ständig nach zu grübeln und einfach einmal mit ihm reden würdest, dann würden sich deine Zweifel ganz schnell geben. Dieses ewige Nachgedenke kann man ja nicht mehr ertragen.”
Ich setzte mich wieder gerade hin und sah sie verdutzt an.
“Wie meinst du das bitte? Ich denke NICHT dauernd nach.” Ally sah mich abschätzend an und brach dann in lautes Gelächter aus. Ich stutzte und versuchte dann sie zu bremsen.
“Ally, Ally, sei leiser, wenn uns jemand hört, dann bekommen wir Ärger! Was ist denn so komisch? Jetzt hör auf zu lachen, verdammt!”
Sie rang nach Luft und beruhigte sich mit sichtlicher Mühe.
“Emii, du zerdenkst ALLES! Damals, in der vierten habe ich dich doch einmal gefragt ob ich lieber schwarze Schuhe anziehen soll, oder die goldenen Ballerinas. Weißt du noch, was ich statt einer Antwort bekommen habe? Du hast mir eine Pro und Contraliste geschrieben! Versuch einfach einmal mit ihm zu reden und sieh selbst nach, ob er eine Gefahr ist. Du bist eine der Jahrgangsbesten, also wirst du wohl genug Grips haben um das zu merken.”
Ich schmunzelte und nickte.
“Abgemacht. Ich höre auf zu denken und rede einfach mit ihm, versprochen.” Ally verzog belustigt das Gesicht.
“Emii, Schätzchen? Ganz aufhören zu denken solltest du nicht. Das wäre der ganzen Sache nämlich hinderlich.” Ich runzelte die Stirn und sah sie sprachlos an.
Dann begriff ich was sie gemeint hatte und kicherte gelöst los.
“Na gut. Ich höre nicht auf zu denken.” Sie nickte und schlug mir aufmunternd auf die Schulter.
“Na siehst du. Du schaffst das schon mein Tiger!”


“Riddle… ähm, ich meine Tom. Können wir reden?” Ich sah ihn bittend an und er hob eine Augenbraue und maß mein Gesicht mit einem nachdenklichen Blick.
“Ähm Emilia … Guten Tag. Wieso, was brauchst du denn?” Ich stutzte kurz und sah ihn dann verblüfft an.
Von der wärme in seinem Blick, die ich gestern gesehen hatte, war absolut nichts mehr zu sehen.
Er wirkte eher abwesend, geschäftig und völlig desinteressiert.
“Ich wollte mit dir sprechen… über… über gestern.” Ich sah ihm trotzig in die Augen und verschränkte die Arme.
“Über gestern. Oh… na gut. Ähm, treffen wir uns am Abend? Im Arkadenhof?” Ich nickte und er ging schnell davon, ohne noch einen Blick zurück zu werfen.
Ich blieb wie angewurzelt stehen und konnte nicht glauben, dass ich das gerade wirklich erlebt hatte.
“Mach dir nichts daraus. Er ist im Moment sehr beschäftigt.” Ich sah verblüfft zur Seite und sah in Nikita Blacks graue Augen.
“Was meinst du?” Ich tat verwirrt, musste doch nicht jeder mitbekommen, dass ich gerade Tom Riddle hinter her sah, der mich eiskalt stehen ließ.
“Emilia , ich weiß von dem Kuss gestern und ich kenne Tom ziemlich gut. Er wollte nicht unhöflich sein, er war nur mit dem Kopf in den Wolken. Mach dir nichts draus.” Ich nickte stumm und senkte den Blick.
Konnte ich Black trauen, oder lag Tom tatsächlich nichts an einer Unterhaltung mit mir. Ich wusste es nicht. Und ich musste sofort aufhören schon wieder alles zu zerdenken, wie Ally es nannte und einfach bis heute Abend warten.
Ich nickte Nikita freundlich zu und ging die breite Treppe hoch in den ersten Stock, denn wir hatten jetzt Zauberkunst und Flitwick bestand auf Pünktlichkeit.
Ich schlüpfte noch schnell vor dem Läuten in die Klasse und setzte mich auf meinen Platz neben Tristan und Alina die mich gespannt ansah.
“Und? Was meinte er?” Ich zuckte mit den Schultern.
“Er wollte sich mit mir erst am Abend treffen.” Ally zog die Augenbrauen hoch.
“Vermutlich will er nur in Ruhe mit dir reden und nicht inmitten einer Horde lärmender Erstklässler.”
Ich lächelte ihr zu und packte meine Utensilien aus, denn Flitwick hatte begonnen seinen Vortrag zu halten und ich wollte diesmal alles mitschreiben.
“Mit wem triffst du dich? Mit Riddle?” Tristan sah mich gespannt an und ich nickte und folgte Flitwick mit den Augen durch die Klasse.
“Wenn du um halb elf nicht zurück bist, dann gehe ich dich suchen!” Er grinste und ich schüttelte abwehrend den Kopf.
“Bloß nicht, sonst denkt er noch ich bin unfähig mich alleine zurecht zu finden.” Ally und Tristan tauschen einen vielsagenden Blick und ich bildete mir ein, Tristan murmeln zu hören.
“Da hätte er gar nicht mal so Unrecht.” Aber ich war eine Dame und überhörte so etwas.
“Mister Lovegood, wenn sie so freundlich wären diesen Salzstreuer für mich tanzen zu lassen?” Flitwick sah Tristan auffordern an und dieser grinste nur breit.
“Was hätten sie denn gerne? Tango, Walzer oder Foxtrott?” Flitwick runzelte die Stirn und die Klasse lachte belustigt.
“Wenn sie sich nicht entscheiden können… ich würde sagen, nehmen sie den Foxtrott.”
Tristan nickte und schwang seinen Zauberstab und der Walzer legte einen akzeptablen Foxtrott hin.
“Sehr gut Mister Lovegood, fünf Punkte für Ravenclaw!” Tristan sah triumphierend zu Ally hinüber und die rümpfte geringschätzig die Nase.
“Warte nur, wenn wir Verwandlungen haben, dann wirst du dich dumm und dämlich schauen!”


“Tom? Bist du hier?” Ich trat hinaus in den dunklen Arkadenhof und sah mich um.
Es hatte aufgehört zu schneien und der Himmel war sternenklar. Meine Atemluft bildete kleine Wölkchen und ich zog meinen Mantel enger um mich, denn die Nachtluft war schneidend kalt.
“Ich bin hier Emilia.” Toms Gestalt löste sich aus dem Schatten der Säulen am gegenüberliegenden Rand und ich ging ihm entgegen.
“Also, über was wolltest du reden?” Er sah mich aus seinen unergründlichen, schwarzen Augen an und ich holte Tief Luft und versuchte mir selbst Mut zu machen.
“Also, wegen gestern… wegen dem Kuss… ich wollte dir nur sagen, ich meine… ich glaube ich mag dich auch.” Ich konnte Toms Gesicht nicht sehen, denn er hatte sich von mir abgewandt und schien die Säulen im Arkadenhof zu zählen.
“Wirklich?” Er drehte sich ruckartig zu mir um und ich machte unwillkürlich einen Schritt zurück.
“Du hast Angst vor mir.” Er sah mich prüfend an und ich schüttelte vehement den Kopf.
“Nein, ich erschrecke mich nur wenn jemand plötzlich auf mich zu stürmt.”
Er runzelte die Stirn und sah mich abschätzend an.
“Du hast also keine Angst vor mir, Emilia ?” Ich schüttelte wieder den Kopf und Tom begann zu grinsen. So wie damals als er so… bedrohlich gewirkt hatte und ich fragte mich nun meinerseits ob er möglicherweise psychisch gestört war. Solche… Stimmungsschwankungen waren doch nicht normal.
“Du weißt aber, dass ich dir in einem Duell zehnfach überlegen wäre, ja?”
Ich blieb stehen, verschränkte die Arme und sah ihm trotzig in seine nun kalten Augen.
“Ach… was mich dazu bringt. Was hast du mit Johanna gemacht?” Er runzelte nachdenklich die Stirn und fuhr sich fahrig durch seine Haare.
“Mit wem? Ach ja… Johanna … ich habe nichts mit ihr gemacht. Sie interpretierte nur viel mehr in eine Sache hinein, als sie sollte.” Ich wollte mich nicht mit dieser kryptischen Antwort zufrieden geben und sah ihn drängend an.
“Tom, sag es mir einfach. Spielst du mit mir, oder ist es dir ernst?” Er kniff die Augen zusammen und ging an mir vorbei und ließ sich nachdenklich am Brunnen nieder.
“Definiere ernst und definiere mir Spiel.” Er murmelte diese Worte nur und ich sah ihn erstaunt an.
Plötzlich wirkte er nur noch verloren und nachdenklich. Ich seufzte und setzte mich neben ihm auf die Umrandung und streichelte ihm sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
“Bitte… bitte sag mir nur einmal ehrlich was du denkst.” Er seufzte und barg sein Gesicht in seinen Händen.
“Emilia… bitte geh einfach.” Er klang abweisend wie nie zuvor und ich zog verletzt meine Hand wieder zurück.
Ich wollte zuerst einfach aufstehen und gehen, doch irgend etwas hielt mich zurück und ich zog Toms Hände von seinem Gesicht weg und sah ihm stur in die Augen.
“Ich werde auf keinen Fall einfach gehen, verstanden?” Seine Augen versenkten sich in meine und wurden wieder weich und sanft.
“Wirklich?” Ich nickte.
“Ich gehe erst, wenn ich meine Antworten habe. Verlass dich darauf.” Er verzog das Gesicht und sah an mir vorbei, auf den Großen See hinab.
“Ich habe Johanna nichts angetan. Sie wollte mehr als ich von ihr wollte.”
Ich nickte nur und sagte nichts und Tom sprach weiter.
“Ich war mit ihr aufs Slughorns Feier und danach… nahm ich sie mit in mein Zimmer. Und dann…”
Ich schnaubte und fiel ihm ins Wort.
“Riddle, ich. Will. Das. Nicht. Hören.”
Er stutzte und lächelte dann.
“Nein, nicht was du denkst. Ich habe so fort geschickt. Es fühlte sich nicht richtig an.”
Ich schwieg und ließ ihn weiter erzählen.
“Ich weiß nicht was sie dachte, was ich von ihr wollte, aber ich musste ihr recht deutlich zu verstehen geben, dass ich keinerlei Gefühle für sie hegte.”
Er brach ab und sah zu mir hin und rückte näher zu mir.
“Ich mag dich wirklich Emilia .” Er küsste mich sanft und ich vergaß sie Kälte um uns herum, die Kälte die Riddle vor wenigen Minuten noch ausgestrahlt hatte und gab mich einfach den aufbrausenden Gefühlen hin, die sein Kuss in mir verursachte.
“Mit wem gehst du zu Slughorns Weihnachtsfeier?” Er löste sich von mir und sah mich erwartungsvoll an.
“Mit Ally und Tristan…” Er hob eine Augenbraue und sah mich belustigt an.
“Dich hat bisher noch niemand gefragt?” Ich schüttelte den Kopf und lächelte schwach.
“Doch… aber ich wollte nicht.” Er schmunzelte und sah hinunter auf den See.
“Und wer, wenn ich fragen darf?” Ich zuckte die Schultern.
“Dorian Gray, Marco Jansen, Edward Vaughan…” Er sah mich amüsiert an.
“Du hast einen Namen vergessen.” Ich verzog das Gesicht und sah ihn verdutzt an.
“Nein, ich hab alle aufgezählt!” Er schmunzelte wieder und legte mir eine Hand um die Schultern.
“Ich werde dich auch fragen… gibst du auch mir einen Korb?” Ich rückte von ihm ab und sah ihn an.
“Du… hast recht ich hab einen Namen vergessen ... ich hoffe du verzeihst mir .” Er nickte mit einen lächeln auf den Lippen und ich strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Unerwartet




Emilia Sicht:
“Du solltest jetzt eigentlich etwas sagen.” Er sah mich erwartungsvoll an und ich nickte.
“Ja, ja, ich würde gerne mit dir auf Slughorns Party gehen.” Ich sprach sicherer, als ich mich fühlte, denn seine Stimmungsschwankungen verwirrten mich immer noch.
Andererseits… Riddle verwirrte mich ständig, auch wenn er einmal nicht in Rätseln, sondern tatsächlich einmal klar und deutlich.
“Dann wären wir uns dabei einig. Ich muss jetzt los, ich habe noch etwas… zu überdenken.” Er stand auf und klopfte sich den Schnee vom Umhang.
“Du solltest jetzt auch los meine Liebe. Es ist ziemlich kalt, findest du nicht?” Und mit einem rätselhaften Lächeln verschwand er im Säulengang und ließ mich verdattert zurück.
Ich blieb noch einen Augenblick sitzen und machte mich dann tief in meine Gedanken versunken auf in den Ravenclawturm. Wieso war er so abrupt verschwunden?
Ich ging hinauf und stellte mich unter die Dusche. Vielleicht würde mir unter dem heißen Wasser die erleuchtende Idee kommen, weshalb Riddle dermaßen seltsam war.
Er machte innerhalb eines Gesprächs mehrmals einen Wechsel zwischen Charmant und liebenswürdig bis hin zu abweisend und bedrohlich durch.
Hatte er vielleicht eine gespaltene Persönlichkeit? Meine Tante hatte mir einmal erzählt, dass die Muggelpsychologie eine klinische Beschreibung dieses Phänomens hatte… wie nannten sie es?
Dissoziative Identitätsstörung, glaube ich… war es nicht jene Form der Krankheit, bei dem
Ein Mensch eine Vielzahl von verschiedenen Persönlichkeiten aufbaute, die abwechselnd die Herrschaft über seinen Körper ergriffen.
Konnte Tom unter dieser Störung leiden? Möglich wäre es… ich nahm mir vor demnächst in der Bibliothek nach zu sehen, ob sie ein Buch über psychische Krankheiten im Inventar hatten.
Nach einer längeren Zeitspanne als gewöhnlich drehte ich das heiße Wasser ab und stieg aus der Dusche. Das Bad war dampfig und die Luft heiß und feucht, der Wasserdampf hatte den Spiegel beschlagen lassen und ich tastete mich zu meinem Handtuch vor, das ich um mich schlang.
Bevor ich das Bad verließ ging ich zum Fenster und machte es auf um die kühle Nachtluft herein zu lassen und den Raum zu lüften.
Denn obwohl Hogwarts ein Zauberschloss war, war es nicht sicher vor der Erosion und Generationen von unachtsamen Schülern hatten in diesem Badezimmer ihre Spuren hinterlassen.
An der Wand und der Decke breiteten sich mit ungewöhnlicher Regelmäßigkeit Schimmelflecken aus und der Hausmeister durfte sie dann entfernen.
Ich atmete die eisige Luft tief ein und blickte hinaus auf die Ländereien die unter einer dicken Schneehülle verborgen lagen.
Ich wollte das Fenster gerade wieder schließen als ich auf etwas aufmerksam wurde. Eine Gruppe Leute verließ das Schloss… sie waren kaum zu erkennen, doch als sie unter einer Fackel hindurch gingen, sah ich im flackernden Licht des Feuers einen dunklen Haarschopf und ein unverwechselbares Profil.
Tom Riddle schlich sich zusammen mit seinen Freunden aus dem Schloss?
Ich beugte mich vor, um genauer sehen zu können und erkannte auch seine Freunde.
Der blonde Abraxas Malfoy und der düstere Theodore Nott die sich zusammen mit ihm auf die Ländereien schlichen.
Als sie den näheren Umkreis des Schlosses verließen, verlor ich sie aus den Augen.
Was hatten sie da draußen zu suchen? Wieso schlich man sich um halb zwölf Uhr abends auf die Ländereien? Das konnte nichts Gutes sein, denn Tom brach normalerweise nie die Schulregeln.


“Und du bist dir sicher, dass es Tom war, oder?” Ally saß neben mir in der Bibliothek und sah mir kopfschüttelnd bei der Arbeit zu. Ich nickte beiläufig und schlug das nächste Buch auf.
In der Schulbibliothek hatten sie sogar eine sehr umfangreiche Sammlung über die Psychologie der Muggel. Bisher hatte ich die Studien von Sigmund Freud durch geblättert und hatte nun einige Fragmente eines gewissen Pierre Janet gefunden in denen der Begriff der Dissoziation als “Desintegration und Fragmentierung des Bewusstseins” erklärt wurde.
Weiters fand ich ein Buch, in dem von Fallserien berichtet wurde, in denen diese Störung als Folge einer Traumatisierung im Kindesalters auftrat.
War Tom im Kindesalter traumatisiert worden? Genauer betrachtet wusste ich eigentlich nichts über Riddles Kindheit. Ich runzelte die Stirn und sah zu Ally die mit gelangweilter Miene an ihrem Aufsatz für Prof. Audovera arbeitete. Unserer Wahrsagelehrerin.
“Sag mal Ally, weißt du irgendwas über Riddles Kindheit?” Sie sah erstaunt auf und überlegte einen Moment, einen grüblerischen Ausdruck in ihren Augen.
“Ich weiß nicht… ich glaube Malfoy hat einmal erwähnt, Riddle komme aus einem Waisenhaus in London, er ist halbblütig und… ich weiß sonst nichts mehr. Frag ihn doch selbst!” Ich runzelte die Stirn und sah sie ein wenig genervt an.
“Ally, ich recherchiere gerade über psychische Störungen, die seine Launenhaftigkeit erklären könnten. Ich bezweifle stark, dass es ihn sehr freuen würde, wenn ich auf ihn zu marschiere und ihn frage:
Ach ja, Tom, ehe ich es vergesse, wurdest du in deiner Kindheit traumatisiert und/oder misshandelt?”
Ally sah mich nachdenklich an und grinste dann zynisch.
“Wenn du das so machen willst, dann meinetwegen. Aber vielleicht gehst du auch mit etwas mehr Fingerspitzen zu Werke und nicht wie der Bergtroll im Zaubertrankladen.” Ich nickte langsam und grinste dann breit.
“Und ich glaube ich weiß auch schon wie ich das machen werde!” Ally jedoch hatte sich wieder in ihre Aufgabe vertieft und nickte nur abwesend.
“Du machst das mein Tiger… das ist mein Mädchen!” Ich warf ihr einen belustigten Blick zu und las weiter. Wenn ich wirklich mehr über Toms Vergangenheit erfahren wollte, dann musste ich alle Anzeichen etwaiger Krankheiten erkennen können.
Diese Störung ging in einer Hand mit frühkindlichen, prägenden Erlebnissen… ich musste mit Tom sprechen um mehr Anhaltspunkte zu bekommen, ob er wirklich an so etwas litt.
Aber… würde es etwas ändern? Vermutlich nicht, denn ich würde ihm niemals von meinen Studien erzählen können, denn er würde mich vermutlich je nachdem welcher Riddle gerade wach war, auslachen oder grimmig ansehen und verfluchen.
“Und du bist dir sicher, dass du dem Jungen den du magst und der dich zu Slughorns Feier begleitet, wirklich eine psychologische Störung unterstellen willst?” Ally sah wieder auf und warf mir einen abschätzenden Blick zu und stieß mich dann seufzend in die Rippen, denn ich war mit meinen Gedanken bei dem Franzosen Pierre Janet und Toms möglicher dissoziativer Identitätsstörung.
“Hmmh? Verzeihung, ich war gedanklich wo anders…” Ich sah Ally entschuldigend an und sie wiederholte ihre Frage noch einmal, worauf ich entschieden nickte.
“Ja, ich will ihn natürlich nicht direkt fragen… aber ich lese mir einfach die Anzeichen dafür durch und versuche heraus zu finden, wie er aufgewachsen ist… mal sehen ob es mir gelingt!”
Ally runzelte die Stirn und gab sich anscheinend geschlagen.
Ich seufzte und wandte mich wieder den Bücher zu.
“Emilia ?” Eine mir nicht näher bekannte Stimme riss mich wenige Minuten später aus meiner Konzentration.
Ich sah auf und erkannte Malfoy und Black, die durch die Bibliothek auf mich zukamen.
Ich sah zu Ally, die ebenfalls gesehen hatte, wer da kam und die Augen verdrehte.
Seit dem Vorfall mit Lestrange war ich nicht mehr alleine in der Bibliothek. Entweder leistete mir Ally Gesellschaft, oder Tristan oder beide.
Und Ally konnte Riddles Freunde nicht wirklich leiden, denn ihre Ansichten über Grindelwald und deren Meinung dazu… nun ja… sie gingen in verschiedene Richtungen.
Ich nickte Malfoy zu und sah ihn erwartungsvoll an und er streckte mir seine Hände entgegen.
“Welche Hand!” Ich legte die Stirn in Falten und sah ihn ungläubig an.
Abraxas Malfoy, der aalglatte Diplomat aus einer der reinblütigsten Familien Britanniens, einer der arrogantesten Menschen im gesamten Schloss… spielte mit mir das Welche Handspiel?
Ich musste träumen. Wirklich, ich war vermutlich noch nicht ganz wach…
“Na komm schon, welche Hand!” Er schüttelte auffordernd seine Hände und sah mich grinsend an.
“Malfoy, was soll… na gut… links!” Er öffnete die Hand und sah Nikita feixend an.
“Und falsch! Noch einmal!” Nikita hatte sich neben Ally auf den Tisch gesetzt und sie warf ihm einen tödlichen Blick zu, als er dabei auf ihrem Federpennal saß.
Ich seufzte und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr.
“Meine Güte… rechts!” Malfoy öffnete die Hand und ein Brief kam zum Vorschein, magisch verkleinert.
“Ist von Riddle. Ich soll dich grüßen.” Ich sah den Brief an und Black sah Ally breit lächelnd an… und wie er vermutlich dachte, charmant.
“Alina?” Ally blickte mit einem so unheilverkündenden Blick auf, dass ich mir bis heute die Frage stelle, wieso Black nicht schreiend geflohen ist.
“Was ist?” Sie sah ihn unfreundlich an und Black lehnte sich ein wenig näher zu ihr hin, so als wolle er jeden anderen aus dem Gespräch ausschließen.
“Würdest du mit mir auf Slughorns Feier gehen?” Sie hob die Augenbrauen und legte die Stirn in Falten.
“Du… fragst mich ernsthaft ob ich dich zu Slughorns Weihnachtsfeier begleite?” Black nickte erwartungsvoll.
“Ich würde nur zu gerne noch ein wenig mit dir über Grindelwald und seine Ziele diskutieren. Ich liebe eine anregende Diskussion mit einer klugen Frau.” Ally verzog angewidert das Gesicht.
“Ich gehe bereits mit jemandem hin. Und wenn du mit mir diskutieren möchtest, dann kannst du mich auch so ansprechen und musst nicht zwangsläufig meine Begleitung sein. Danke, aber nein danke.” Damit wandte sie sich wieder ihrem Aufsatz zu und Nikita sah sie ungläubig an.
Vermutlich hatte er nicht mit einer derartig direkten Antwort gerechnet.

Beeindruckt




Emilia Sicht:
Ich hatte mich aus der Bibliothek bewegt und mich auf eine Fensterbank gesetzt. Ally lieferte sich ein Wortgefecht mit Black und Malfoy und war sowieso in den faszinierenden Weiten der Politik verschwunden… und würde von dort nicht zurück kommen, ehe sie die Diskussion nicht gewonnen hatte.
Ich hatte also Zeit.
Meine Haare hatten sich aus dem Zopf gelöst und hingen mir wieder einmal ums Gesicht, bis zur Hüfte und versteckten mein Gesicht… und somit meine Emotionen vor dem Rest der Welt.
“Engorgio!” Ich zückte meinen Zauberstab und ließ den Brief wieder auf normale Größe wachsen, ehe ich ungeduldig das steife Papier des Umschlags aufriss und den gefalteten Pergamentbriefbogen heraus nahm und ihn entfaltete.
Riddle hatte eine elegant geschwungene Schrift und ich las neugierig was er mir mitteilen wollte.
Meine Augen wanderten schnell über die säuberlich geschriebenen Zeilen und ich begann zu lächelnd, denn Tom hatte mir ein Gedicht geschickt… ein Gedicht einer Poetin namens Anette von Droste-Hülshoff… sie hatte um 1780 herum gelebt und ich kannte ihre Werke, ich hatte ein Buch von ihr gelesen, namens “die Judenbuche”… ich weiß, es war Muggelliteratur, und doch hatte mich ihr Stil beeindruckt, denn sie hatte eine faszinierende Art Charaktere zu formen und ihnen Leben einzuhauchen die mich berührte… und ihren Werken fehlte es nicht an Magie… den sie verströmten jene Magie, die einen beim Lesen fesselte. Auch wenn sie selbst keinerlei Magische Fähigkeiten hatte.
Ich schüttelte meine Haare nach hinten und las das Gedicht noch einmal.
Er war romantisch… ich hatte es gewusst… er hatte doch ein einfühlsames Herz, denn niemand ohne Liebe im Herzen konnte solche Gedichte verstehen.
Ich packte den Brief in meine Tasche und ging zurück in die Bibliothek, von dem Gedanken beseelt, dass vermutlich Ally inzwischen Black und Malfoy schon in Grund und Boden geredet hatte.
“Black, es ist einfach alles andere als mutig und heroisch ein Dorf voller Muggel mit Magie auszulöschen. Er geht auf schwächere Wesen los, die sich gegen seine Magie nicht wehren können. Nennst du das wirklich Richtig?” Ally funkelte Nikita zornig an und Malfoy an ihrer anderen Seite lachte laut los.
“Oh Nikita , bitte, gib es einfach auf, sie ist dir schon rein rhetorisch weit über!” Ich beeilte mich und nahm neben Malfoy Platz, denn Alina hatte die wohl schlagfertigsten Politischen Argumente auf Lager die es gab… und ich wollte noch mehr über die Dinge wissen, die Tom mit seinen Freunden besprach. Denn ich hatte die Vermutung, dass deren politische Ansichten mit seiner Konform gingen.
“Nein, ich meine nur, dass er Recht hat, wenn er darauf besteht, dass die Muggel den Magiern unterlegen sind!” Ally schnaubte und Nikita warf ihr einen glühenden Blick zu. Ob dieser nun seiner Bewunderung für meine… zugegeben… sehr hübschen Ally gewidmet war, oder eher der Aussagefähigkeit ihrer Argumente Tribut zollte, blieb dahin gestellt.
“Ach, und nach deiner Logik ist er dazu berechtigt seine Ansichten mit aller Gewalt durch zu setzen die er für nötig hält, ja? Sehr schön Nikita . Also ist es auch in Ordnung wenn ich dich jetzt quer durch Hogwarts hexe, denn ich bin auch stärker als du mein Guter.” Ally verschränkte die Arme vor der Brust und sah Nikita absichtlich arrogant an.
Malfoy lachte leise auf und lehnte sich näher zu mir.
“Emilia , ich glaube ich will mit Alina zu Slughorns nächster Feier gehen… sie ist wirklich… herzerfrischend…” Ich hob eine Augenbraue und raunte ihm verstohlen meine Meinung dazu ins Ohr.
“Ich denke das würdest du nicht überstehen!”
Er sah mich belustigt an und ich brach in Gelächter aus, als Ally Nikita fixierte und er ihr lachend über die Wange streichelte.
“Nein, das wäre nicht in Ordnung… aber… ich denke du verfehlst das Thema ein wenig, nicht?” Er sah Ally erwartungsvoll an und die verdrehte die Augen.
“Nikita, wenn du damit argumentierst, dass Grindelwald recht hat, weil ihm die Muggel unterlegen sind, dann bist du nicht viel weiter als damals in der Urzeit der Stärkere gewann. Ich nehme an, du bist mit Darwins Lehren nicht vertraut, oder?” Black sah sie überrascht an und ich grinste belustigt.
Charles Darwin war ein Muggel der sich mit der Evolution beschäftigt hatte und Ally war hingerissen von seinen Theorien und hatte die vermutlich auswendig gelernt, denn sie konnte es wortwörtlich zitieren wenn sie wollte, mit Seitenangabe.
“Ich habe davon gehört, ja. Würdest du es mir erklären?” Black sah sie mit großen Augen an und Ally lächelte überheblich und lehnte sich vor und kam dabei Blacks Gesicht sehr, sehr nahe und ich bemerkte wie dieser einige Male schlucken musste, als könne er nicht fassen, dass ihm Ally so nahe war.
“Nun, Darwin beschäftigte sich mit der Entstehung der Arten. Und… auch der Mensch ist im Grunde nur ein hochentwickeltes Säugetier. Und laut ihm, ist es das Recht des Stärkeren sein Genetisches Erbe weiter zu geben und der Schwächere geht zu Grunde. Also… da diese Theorie verblüffende Ähnlichkeit mit deinen Aussagen hat, reduzierst du den Magier und den Menschen an sich auf ein Tier?”
Blacks Mund klappte auf und ich sah wie deine Gehirnwindungen überkochten, doch anscheinend begriff er langsam, dass Ally vermutlich ein wenig besser argumentieren konnte, als er gedacht hatte.
“Also, ich… ich würde nicht sagen, dass…” Ally sah ihn mit ihrem Killerblick an und stand langsam auf.
“Nikita, diese Diskussion ist beendet, ich hätte dich sowieso geschlagen. Also sieh ein, dass ich dir überlegen bin und schlaf heute Nacht gut. Hunderttausend Menschen werden es nicht machen, weil ihre Lieben da draußen sterben und sie Angst haben, dass sie im Schlaf von einer Bombe zerfetzt werden und man ihre blutigen Überreste von der Wand kratzen kann. Ich hoffe, dir behagt diese Vorstellung.
Malfoy, dir auch gute Nacht. Emilia, kommst du?” Ich sah sie völlig verblüfft an und stand wortlos auf und folgte ihr aus der Bibliothek, meine Psychologiebücher unter den Arm geklemmt.
“Ally, so hab ich dich noch nie gesehen…”
Ich warf ihr einen ziemlich ungläubigen Blick zu und Ally verdrehte wütend ihre Augen und spukte die Worte beinahe verächtlich aus.
“Das ist abartig. Da draußen sterben täglich hunderte von Menschen und solche Idioten verdrehen die Wahrheit und tun so, als wäre das etwas Gutes. Ich sag dir eines, falls Riddle die selben Ansichten vertritt, dann schmier ihn dir in die Haare. Dann ist er es einfach nicht Wert.”
Ich blieb stehen und sah sie wütend an.
“Ally, Riddle ist NICHT so wie diese Typen da drinnen. Er ist… Anders.”
Ally hob sarkastisch lächelnd eine Augenbraue und sah mich vielsagend an.
“Ja, stimmt. Er ist wirklich Anders.” Ich überging den zynischen Beiklang und sah Ally verwirrt an.
“Ally, vor einigen Tagen hast du mich noch ermutigt mit ihm zu reden, damit aus uns etwas wird und jetzt redest du ihn mir aus?” Ally seufzte schwer und sah mich beinahe besorgt an.
“Ally, es geht mir nur um Eines. Pass einfach auf. Diese Kreise… ich meine damit jene, die die Augen verschließen, vor dem was Grindelwald da anzettelt. Es ist nicht gut und du… verstehst nicht wirklich viel von Politik… sei mir nicht Böse, ja?” Ich schnaubte und sah sie verkniffen an.
Obwohl sie Recht hatte, war ich doch ein wenig eingeschnappt, denn ein wenig wusste ich doch von Politik.
“Ally, ich weiß zumindest, dass es Gedanken gibt die falsch sind. Und ich finde genau wie du, dass dieser Krieg fürchterlich ist. Also bitte, mach mich nicht fertig!”
Ally blieb stehen und vergrub frustriert ihre langen Finger in ihren Haaren.
“Emilia Blackfire , sein nicht so furchtbar naiv! Es geht um mehr als diesen Krieg, es geht um die Definition der Magierwelt an sich! Ich meine, Leute wie die Malfoys und die Blacks und die Lestranges, tut mir Leid, aber es ist so… haben die Politik und die Sicht auf die Vorgänge in der Muggelwelt in der Hand! Diese ewige Schlechtmacherei kann doch nicht alles sein, dass wir haben, oder?” Ich senkte den Blick und sah Ally bei den nächsten Worten nicht an.
“Ally… mein Vater will nicht, dass ich solche Gespräche führe… wir sind Mädchen, also werden wi niemals Mitspracherecht erhalten.” Und kaum, dass ich geendet hatte, wusste ich, dass ich eine handfeste Konfrontation mit Alina haben würde.
“Emii, dein Vater ist nicht hier und er wird es niemals hören. Also lern bitte endlich deine Meinung zu vertreten und nicht ständig wie ein Goldfisch im Glas nur zu glotzen und nichts zu sagen, das macht mich krank!” Sie funkelte nun auch mich unheilverkündend an und ich plusterte mich auf um mit meiner, zugegeben, geringfügig größeren Gestalt auf sie herab zu sehen.
“Ally, wir SIND Mädchen! Wir SIND nicht wie Jungen, die machen können was wir wollen. Und wir SIND auch Teil einer reinblütigen Familie, also haben wir Erwartungen zu erfüllen. Es ist Tradition. Finde dich endlich damit ab!” Ally sah mich ungläubig an.
“Du willst also lieber eine biedere Hausfrau werden, als du selbst zu sein?” Ich sah sie gequält an und schüttelte den Kopf.
“Nein… natürlich nicht… aber, ich will einfach beides, verstehst du? Ich will eine autarke, unabhängige Person sein, wie du… und ich will die Emilia sein, die meine Eltern sich wünschen! Oh Gott, ich bin ein unmöglicher Mensch…” Ich brach ab und vergrub mein Gesicht in den Händen und Ally seufzte auf.
“Ach Emilia … ich weiß wie du dich fühlst. Auf der einen Seite willst du es deinen Eltern Recht machen und einfach nur eine gute Tochter sein, die den Mund hält, heiratet und Kinder bekommt und auf der anderen Seite willst du eine eigenständige Person sein, die mehr im Leben hat, als nur Kinder zu bekommen… aber langsam wird es Zeit, dass du deinen Weg findest, um zwischen beiden Parteien die Waagschale im Gleichgewicht zu halten.”
Ich sah auf und begriff. Es sollte nicht so sein, dass ich noch länger versuchte es allen recht zu machen.
Ich würde dies sowieso nie schaffen.


“Emilia , ich habe mich schon gefragt wo du bleibst!” Tom stand vor mir und trug seinen schwarzen Festumhang. Seine Haare hatte er sorgfältig frisiert und er lächelte mich liebevoll an.
Ich ging zu ihm und hakte mich bei ihm ein.
Die letzte Stunde hatten Ally und ich damit verbracht uns für Slughorns Weihnachtsfeier fertig zu machen und ich hatte mich für das neue Kleid in weinrot entschieden, mit tief angesetzter Taille und einem sanft fallenden Rock bis zu den Knien. Meine Haare hatte ich einfach offen gelassen und Ally glänzte in ihrem neuen, goldenen Kleid, das kurz unterm Knien endete.
Sie ging neben Tristan der Riddle einen kurzen, undefinierbaren Blick zuwarf und dann mit Ally voran ging.
“Ich glaube, dein Freund hat etwas gegen mich.” Riddle hatten den Blick richtig gedeutet, denn Tristan war von Riddle nicht begeistert, er sagte oft, dass ihm der Kerl unheimlich wäre.
Aber das sagte er über jeden Jungen, den ich gemocht hatte.
Dabei hatte er eine frappierende Ähnlichkeit mit meinem Vater, denn der hatte auch immer seine Probleme, wenn ich auf Bällen mit einem Jungen tanzte.
“Das bildest du dir ein.” Ich klopfte ihm beruhigend auf die Schulter und er musterte mit einem seltsamen Blick Tristans Rücken.
“Wenn du meinst… du kennst ihn besser als ich.” Er schwieg und wir stiegen die Treppe zum siebten Stock hoch, in dem Slughorns Feier stattfinden sollte. Er hatte anscheinend eines der leeren Klassenzimmer dazu hergerichtet und man konnte schon von weitem die Musik und die Stimmen der Anwesenden hören, untermalt von leisem Gläserklirren und gelegentlichem Gelächter.
“Sag mal… Tom? Darf ich dich etwas fragen?” Ich sah ihn vorsichtig an und er nickte verhalten, meinen unsicheren Blick zur Kenntnis nehmend.

Es kann nicht besser werden...



Emilia Sicht:
“Was ist denn Emilia ?” Betont geduldig blieb er stehen und zog mich in eine Fensternische und sah mich erwartungsvoll an. Ich zögerte kurz und suchte nach den richtigen Worten um meine Frage formulieren zu können.
“Ich würde gern mehr über dich wissen.” Er hob eine Augenbraue und seine Züge verhärteten sich.
“Wieso? Was genau willst du wissen?” Ich sah zu Boden und spürte wie er meine Hand losließ und sine Hand in seine Hosentasche steckte.
Unruhig wippte ich mit den Füßen auf und ab.
“Also… ich würde nur gerne wissen, wie… also… wo bist du aufgewachsen?” Ich sah wieder auf und blickte in seine schwarzen Augen. Sie schienen nachdenklich, als wäge er ab ob er mir eine Antwort geben solle oder nicht.
“Ich bin in London geboren worden, in einem Waisenhaus. Und dort wohnte ich bis ich nach Hogwarts kam.” Ich sah ihn wartend an und er seufzte.
“Ich will dazu nichts mehr sagen. Also, könnten wir nun auf die Feier gehen und uns amüsieren, oder möchtest du lieber hier stehen bleiben und über meine Familienverhältnisse reden?” Ich schüttelte den Kopf und strich ihm eine Haarsträhne aus der Stirn, die ihm über die Augen gefallen war.
Seine Kiefer mahlten und ich könnte schwören, ich hätte einen Moment ein rotes Funkeln in seinen Augen gesehen. Ich schüttelte den Kopf und Riddle zog mich an seine Seite.
“Dann gehe wir jetzt.” Schroff packte er mich am Handgelenk und wir liefen die kurze Strecke zu Slughorns Büro beinahe. Slughorn persönlich stand bereits am Eingang und seine Augen leuchteten auf als seine blassen, braun, grünen Augen an unseren verschlungenen Händen hängen blieb.
“Miss Blackfire , Mister Riddle, wie schön sie beide hier zusammen zu sehen. Kommen sie Tom, ich möchte Ihnen jemanden vorstellen.”
Er legte Tom jovial einen Arm um die Schultern und führte uns so zu einem hageren Mann in den Vierzigern, mit zerfurchtem Gesicht und langen, silbergrauen Haaren.
“Mister Riddle, Miss Blackfire , das hier ist Mister Hamilton Torrance, der Chef der Abteilung für magische Zusammenarbeit. Hamilton, das ist der Junge Mann von dem ich dir erzählt habe, Tom Riddle.” Der Mann sah Tom abschätzig an und reichte ihm dann die Hand.
“Sehr erfreut. Wie ich höre, interessieren sie sich für die Feinheiten der Diplomatie?” Tom nickte und setzte seine charmante Miene auf und verwickelte den Mann in ein kompliziertes Gespräch über die Abgründe und Vorgehensweisen in der Zusammenarbeit mit anderen Ländern.
Verstohlen nahm ich meine Hand aus Toms und ging hinüber zu Ally und Tristan die ausgelassen lachten und sich scheinbar blendend amüsierten.
“Hallo Emilia ! Na, geht dir dein Riddle schon auf die Nerven?” Tristan grinste und ich schüttelte lachend den Kopf.
“Nein, er ist nicht mein Riddle, erstens und zweitens, er geht mir nicht auf die Nerven, er unterhält sich nur über… keine Ahnung über was genau und ich wollte nicht dabei stehen und zuhören.” Ally schmunzelte und hielt mir ein Glas mit Elfenwein entgegen, dass ein Hauself in goldener Livree auf einem Tableau durch die Menge trug.
“Danke.” Wir stießen an und tranken dann von dem Getränk und Tristan sah mich belustigt an.
“Also bist du geflüchtet? Ach du… seht mal, wer da kommt!” Er deutete auf den Eingang und Ally und ich drehten uns interessiert an.
Am Eingang stand Nikita Lestrange und an seinem Arm Johanna die sich lächelnd umsah und dann in meine Richtung sah.
Unsere Augen trafen sich und in ihren grünen Augen las ich eine unverholen bösartige Botschaft.
Sie wusste Bescheid.

(Zu) nah




Emilia Sicht:
“Ally, täusch ich mich… oder sieht Joanna heute irgendwie aus, als würde sie etwas ausbrüten?” Ich wandte mich zu Alina und diese sah prüfend zu dem Mädchen im blutroten Chiffonkleid.
“Im Vergleich zu sonst? Ja, könnte sein.” Tristan runzelte die Stirn und warf einen warnenden Blick zu Lestrange, als sich dieser mit Johanna am Arm zu uns bewegte.
Er wusste zwar nicht weshalb, aber er hatte wieder einmal instinktiv mitbekommen, dass ich nicht in dessen Nähe kommen wollte.
“Was bildet sich dieser miese Schleimer eigentlich ein?” Allys Finger bohrten sich in meine Schulter und sie stellte sich schützend ein wenig vor mich.
Ich spürte wie sich die Wärme aus meinen Armen, meinen Beinen und meinem Gesicht zurück zog und ich fühlte mich schwindlig, benommen, ausgelaugt von der Tatsache, dass dieses Schwein sich in meine Nähe wagte.
“Alina, Tristan! Ihr kennt doch meinen Begleiter, Niklaus Lestrange, nicht?” Johanna war mit ihrer neuesten Errungenschaft vor uns stehen geblieben und lächelte affektiert.
“Du doch auch, nicht wahr… Emilia ?” Sie sah zwischen Tristan und Johanna hindurch und ihr Blick bohrte sich in meinen.
“Wir kennen Lestrange. Danke Johanna , wenn ihr uns nun alleine lassen würdet, wir haben zu reden. Alleine.” Ally verschränkte die Arme und sah Johanna kalt an, doch diese winkte nur süß lächelnd ab und sah ihren Begleiter an.
“Niklaus, du kennst doch sicher Alina , Tristan und Emilia , nicht?” Lestrange leckte sich mit der Zungenspitze seine Lippen und deutete spöttisch eine Verbeugung an.
“Natürlich Darling… wir kennen uns. Nicht wahr, Emilia ?” Ich wurde noch bleicher und spürte wie sich in meinen Augen Tränen bildeten. Er war mir zu nah, er stand nur wenige Meter vor mir… so nah wie nicht mehr, seit dem Vorfall in der Bibliothek…
Ich rang nach Fassung und versuchte mich zusammen zu nehmen um hier nicht in Tränen auszubrechen.
Alles schien auf mich einzuströmen wie ein gigantischer Wasserfall.
Johanna gehässiges Lächeln, ihr beinahe schon grotesk lächelnder, verdammter Mund, Lestranges Blick der mir in Erinnerung rief, wie hilflos ich damals gewesen war, Allys Finger die sich in meine Schulter krallten, Tristans Blicke und seine Stimme als er Lestrange und Johanna anfuhr, alles wurde mir zuviel, alles schien mich mit tonnenschwerem Gewicht zu Boden zu drücken und mir die Luft abzuschnüren.
“Ja. Wir kennen uns.” Ich rang nach Luft und nahm Haltung an, meine Mutter hatte mir immer eingebläut, dass ich mich beherrschen musste und meine Contenance wahren musste. Und genau das machte ich auch.
Kalt sah ich Lestrange an und Ally drückte mir aufmunternd die Hand, Tristan verschränkte die Arme und sah Johanna gelangweilt an.
“Komm schon Johann . Wir kennen dich, du hast irgendetwas vor. Nun rück schon mit der Sprache raus und sag was du willst, ehe du noch daran erstickst.” Alina war ihm einen besorgten Blick zu und ich hielt den Atem an. Würde sie nun reden? Würde sie alles verraten?
“Gibt es hier ein Problem?” Tom stand plötzlich neben Lestrange und sah ihn aus seinen ausdruckslosen Augen an. In seiner Haltung war nichts zu erkennen, ebenso wenig, wie in seinen Zügen. Er war entspannt, ruhig und völlig kontrolliert. Einzig der Ausdruck in Lestranges Augen wandelte sich. Hatte er zuerst noch überheblich gewirkt, so sah er Tom mit unterdrückter Wut, Hass und… Angst an. Panischer Angst. Auch Johanna Lächeln verschwand und sie sah Tom zornig an.
“Nein Tom… wir haben uns nur mit Emilia unterhalten!” Ihr Gesichtchen wurde wieder glatt und sie klimperte gewinnend mit ihren Wimpern.
“Sehr… schön. Emilia? Ich würde dir gerne etwas zeigen, begleitest du mich kurz?” Ich nickte und Alina lies mich zögernd los.
“Ist schon gut, ich komme gleich wieder!” Ich versuchte ihr ein aufmunterndes Lächeln zurück zu werfen, doch ich bemerkte, dass es nur ein sehr schlechter Abklatsch von etwas Beruhigendem war.
Riddle nahm meine Hand in seine und führte mich zielstrebig zur Türe, hinaus in den Gang.
In eben jener Nische in der wir anfangs gestanden hatten, standen wir nun wieder, mit dem feinen Unterschied, dass ich mich gegen das Fenster gelehnt hatte und Tom direkt vor mir stand und mich zornig ansah.
“Wieso bist du bei Lestrange?” Seine Stimme war kalt und schneidend und ich sah empört auf.
“Moment mal, ich war nicht bei ihm, ich war bei Ally und Tristan und Johanna ist mit ihm zu uns gekommen!” Ich stemmte die Arme in die Hüfte und sah ihn trotzig an.
Es war als würde sich mit einem Mal mein Schock von vorhin in Wut umwandeln und diese Wut benötigte einen Kanal, durch den sie hinaus strömen konnte.
Und Riddle war der Arme der sie abbekam.
“Es hat dir ja auch keiner geraten zu Ihnen zu gehen. Du hättest auch bei mir bleiben können.” Riddle hatte keine Miene verzogen und sah mich immer noch kalt an.
Ich atmete tief ein und unterdrückte den Impuls ihm in sein unbeteiligtes, kaltes Gesicht zu schlagen.
“Ach… du denkst also ich hätte bei dir stehen bleiben sollen und mir langweiliges Geschwätz über Politik anhören müssen, ja?” Ich bebte vor Wut und kniff die Augen zusammen.
Mit einem Mal kam Regung in ihn und er trat so nahe an mich heran, dass ich die Fensterbank schmerzhaft im Rücken spürte. In seinen Augen funkelte die Wut und sein Blick versenkte sich in meinen.
“Ich schwätze nicht, ist das klar?” Ich verzog das Gesicht und stieß ihn von mir weg.
“Tom, geht es dir eigentlich noch ganz gut? Ich habe nichts Falsches gemacht, als ich zu meinen Freunden gegangen bin. Kümmere dich du lieber um dein Versprechen, dass du Lestrange zurück hälst. Soweit ICH es mitbekommen habe, hat er nämlich Johanna erzählt was… damals geschehen ist.”
Er war einige Meter zurück getaumelt und sah mich wutentbrannt an, es schien einige Momente zu dauern ehe meine Worte bis in sein Gehirn vordrangen und er ihren Sinn ergründen konnte.
“Das würde er nicht wagen…” Er hatte sich von mir abgewandt und starrte auf einen Fleck an der Wand.
“Was würde er nicht wagen? Was genau? Soweit ich weiß, hat er schon dieser Julia und Johanna davon erzählt… du scheinst ihn ja wirklich völlig unter Kontrolle zu haben, Tom Riddle. Also, mach mir keine Vorwürfe, nur weil ich nicht ständig an deinen Lippen hänge wenn du irgendetwas sagst. Machen anscheinend auch deine… Freunde nicht.”
Riddles Augen lösten sich von der Wand und wanderten langsam zu mir und verharrten dort.
Die Wut die ihn eben noch beherrscht hatte war völlig verschwunden und einer bitteren Entschlossenheit gewichen.
“Du glaubst also ich könne mich nicht durchsetzen? Du glaubst wirklich ich könne… meine Freunde… nicht dazu bekommen zu machen was ich will?” Er kam langsam auf mich zu und grinste mich zynisch an, es war das Grinsen, das mir an ihm die meiste Angst machte… es hatte etwas bedrohliches, etwas zutiefst beunruhigendes… und dieses Grinsen bestätigte mir wieder einmal, dass Riddle eine psychische Störung haben musste.
“Tom, hör auf damit, du machst mir Angst!” Ich sah ihn erschrocken an und entzog ihm entschlossen meine Hand, als er danach griff.
“Du hast Angst vor mir.” stellte er fest und sah mich interessiert an. So wie man vielleicht einen Frosch begutachtet, dem man einen Tropfen Alterungstrank gegeben hat, um die Konsistenz zu prüfen.
Ich schüttelte den Kopf und sah ihn bedauernd an.
“Nein Tom, ich habe keine Angst vor dir.” Er sah mich lange versunken an und schien völlig losgelöst von der derzeitigen Situation zu sein. Abwesend strich er sich durch die Haare und lockerte seine Krawatte.
“Tom? Wir haben zu reden, also rede gefälligst und starr keine Löcher in die Luft.” Ich stieß ihn ungeduldig an und Tom wachte ruckartig auf und sah mich beinahe erstaunt an.
“Du redest zu viel.” Er packte mich an den Schultern und zog mich nah zu sich heran und küsste mich grob.
Ich erstarrte einen Moment und machte mich dann wütend von ihm los.
“Ich meinte sprechen, nicht küssen.” Wütend funkelte ich ihn an und Riddle sah mich liebevoll an.
“Emilia … mach dir keine unnötigen Sorgen. Davon würde deine Stirn nur Falten bekommen. Und das wiederum würde das Gesamtbild stören!” Ich sah ihn verdutzt an und er nahm mich wieder in den Arm und erstickte sämtliche Widerworte die ich geben wollte mit einem weiteren Kuss.
Ich schloss die Augen und genoss für einige Moment den Kuss und dann erinnerte ich mich daran, was ich vorhatte und drückte ihn von mir weg um ihm in die Augen sehen zu können.
“Tom, hör auf. Wenn du mich wirklich magst und willst, dass aus uns beiden etwas wird, dann möchte ich einige Fragen beantwortet bekommen. Bitte… du kannst mir vertrauen, ich werde keinem davon erzählen.”
Seine Augen verdunkelten sich und er starrte mich einige Sekunden ungläubig an. Dann verzog er seine Lippen zu einem berechnenden Lächeln und nickte.
“Einverstanden. Ich werde dir die Fragen beantworten. Wenn du im Gegenzug schwörst, meine Geheimnisse zu bewahren.” Ich nickte erleichtert, dass ich endlich erfahren würde was in ihm vorging.
“Ich schwöre es dir.” Er nahm seine Hände und legte sie links und rechts an meine Wangen und sah mir belustigt in die Augen.
“Nein Emilia , wenn, dann will ich einen unbrechbaren Schwur!”
Ich erstarrte und seine langen Finger fuhren an meiner Stirn entlang, hinab zu meiner Schläfe und umfassten zuletzt mein Kinn. Ungläubig sah ihn an und hoffte, dass er nur einen Scherz gemacht hatte und gleich zu lachen begann.
Doch er sah mich nur ernst an und streichelte mir versunken über die Wange.
“So ist es Emilia . Ich beantworte dir alle Fragen… nachdem du mir den Schwur geleistet hast.” Ich schürzte die Lippen und sah zu Boden.
Ich wollte um jeden Preis erfahren was es mit ihm auf sich hatte… aber würde ich wirklich den Schwur leisten und mich so auf ewig an ihn binden? Das konnte ich nicht… falls ich unbedachterweise einmal etwas Falsches sagen würde, dann würde ich sterben… nein, das konnte ich nicht.
“Ich gebe dir mein Wort, dass ich es niemals jemandem erzählen werde. Aber ich werde keinen unbrechbaren Schwur leisten, das ist doch Wahnsinn!” Ich sah ihn unerbittlich an und Tom schien nach zu denken.
“Du… wirst nichts schwören. Du bist sehr klug… aber, was gibst du mir als Sicherheit, damit ich dir Vertrauen kann?” Er sah mich forschend an und ich antwortete ohne zu zögern.
“Nichts. Ich gebe dir nichts als mein Wort. Wenn dir das nicht genügt, dann solltest du dringend nachdenken ob du überhaupt eine Beziehung mit mir willst, oder nicht.”

Gespräche




Emilia Sicht:
Ich löste mich aus seinen Armen und sah ihn traurig an, als er unbeteiligt aus dem Fenster sah, als ginge es nicht um ihn. Ich schloss kurz die Augen und ging dann langsam zurück zu Slughorns Weihnachtsfeier, in der dummen Hoffnung, dass er mich zurück rufen würde…
Doch er rief nicht. Und etwas in mir zerbrach.
Schon wieder hatte ich mir Hoffnungen gemacht und er hatte sie enttäuscht und gezeigt, dass er nicht gut für mich war, kein Mensch für tiefe Gefühle. Und doch glaubte ich einen Schimmer Zuneigung in seinen Augen gesehen zu haben, nur einen winzigen Augenblick lang… aber ich konnte mich auch getäuscht haben.
Ich las weiter meine Bücher und versuchte damit hinter Toms Maske zu blicken und heraus zu finden was nun genau seine Faszination ausmachte…
Zweifellos war er attraktiv, ja… er sah wirklich gut aus, mit seinen schwarzen Haaren, den dunklen Augen, den feinen Gesichtszügen… aber mich faszinierte eher die Wechselwirkung seiner zwei Gesichter.
Da gab es den charmanten, liebevollen Tom, der mir so gefiel und den dunklen, düsteren Tom, der mir Angstschauer über den Rücken jagte und etwas zutiefst bedrohliches ausstrahlte.
Aber welcher war nun der echte Tom Riddle? Oder gab es keinen “echten” Tom Riddle und der “echte” Tom Riddle war eine Mischung aus beiden Gesichtern… ich dachte endlos darüber nach, doch es brachte mir nichts außer Kopfschmerzen. Und dann hörte ich auf zu denken und schaltete den Bereich meines Gehirns ab, der sich mit Tom Riddle beschäftigte und fuhr heim, nach Hause zu meiner Familie… Wie jedes Jahr zu Weihnachten…


“Nun Emilia , wie sind deine Noten?” Mein Vater saß am Kopfende der Tafel und sah mich fragend an, während er ein Glas mit blutrotem Wein an den Mund führte.
“Zufriedenstellend Vater, wie immer!” Ich lächelte und schob mir die Erbsen auf die Gabel.
“Nun, das freut mich zu hören, wie mir Horace letztens erzählte, triffst du dich mit einem jungen Mann, nicht?” Er sah wieder auf und hob eine Augenbraue als ich rot anlief und meine Mutter lächelte verschmitzt und legte ihm ihre zarte Hand auf den Unterarm.
“Caerdrag, Liebling, du bringst sie in Verlegenheit!” Ich nickte und sah auf meinen Teller während mein Vater meiner Mutter einen zärtlichen Blick zu warf und den Kopf schüttelte.
“Lyana, ich habe sie gefragt ob sie sich mit einem Jungen trifft und will eine einfache Antwort haben, wieso sollte ich sie damit in Verlegenheit bringen?” Meine Mutter schüttelte lachend den Kopf und sah zu mir hin.
“Emilia, Kleines, du hast deinen Vater gehört. Also, wie heißt der junge Herr? Ich muss es unbedingt wissen, ich bin schließlich deine Mutter!”
Ich schluckte und griff nach meinem Glas und spürte wenige Augenblicke später, wie der Wein in meiner Kehle brannte und ein angenehm warmes Gefühl hinterließ.
“Er heißt Tom. Tom Riddle.” Ich sah von meinem Teller nicht auf und meine Mutter lachte hell auf und sah mich neugierig an.
“Wunderbar Kleines! Ist er reinblütig? Sieht er gut aus? Ich vermute schon, sonst würdest du ihn nicht mögen. Die Frauen unserer Familie mögen gutaussehende Männer Liebes…” Mein Vater räusperte sich und sah meine Mutter tadelnd an.
“Lyana , du wirfst mir vor, ich würde sie in Verlegenheit bringen? Emilia , du musst nur antworten, wenn du willst, ja? Diese Verhörmethoden sind doch unfassbar…” Er sah wieder leicht lächelnd zu mir und ich kniff die Lippen zusammen und überlegte mir eine passende Antwort.
Gott, wie ich es liebte mit meinen Eltern solche Gespräche zu führen und sogar vor meinen kleinen Bruder Tilus … wie damals, als mir meine Mutter erklärte was es mit den Kindern auf sich hatte… seit dem war ich selten so rot geworden wie nun.
Zusammen mit meinen Eltern am Tisch und sie fragten mich über einen Jungen aus. Ich nahm noch einen Schluck Wein und sah dann zu meinen Eltern. Mein Vater sah mich erwartungsvoll an und meine Mutter lächelte liebevoll und schien mich mit ihren Blicken zu einer Antwort überreden zu wollen.
“Er ist… Halbblut… aber er ist Schulsprecher… und der begabteste Schüler seit… seit…”
Mein Vater schmunzelte nachsichtig und wandte sich meiner Mutter zu, die ein wenig pikiert schien, ob der Tatsache, dass ihre schöne, reinblütige Tochter sich ein Halbblut gesucht hatte.
“Liebling, ich habe nur Gutes über den Knaben gehört. Laut Horace und Albus ist er ein begnadeter Magier. Einfach brillant der Knabe!” Er goss sich noch Wein ein und nahm wieder einen tiefen Schluck während meine Mutter mich erwartungsvoll ansah.
“Und? Ist er nun hübsch, oder ist er es nicht?” Ich nickte widerwillig und meine Mutter lachte hell auf.
“Siehst du Caerdrag? Er ist hübsch… ich sagte doch, die Frauen unserer Familie mögen hübsche Männer.” Mein Vater verdrehte die Augen und sah dann wieder zu mir.
“Emilia, ich möchte dir nur in Erinnerung rufen, dass du dich gesittet zu benehmen hast. Ich verstehe natürlich, dass mit jungen Menschen oft die Hormone durchgehen, aber ich erwarte, dass du dich wie eine Blackfire benimmst.” Er sah mich streng an und ich errötete noch mehr.
Und genau solche Gespräche führte ich mit Vorliebe mit meinen Eltern beim Abendessen.


Ich glaube es war am 27, oder 28 Dezember. Ich saß alleine in meinem immer und versuchte zu schlafen, es musste um Mitternacht sein und ich saß in meinem Bett und sah aus dem Fenster… um dem Schnee beim Fallen zu sehen und zu hoffen, dass das, das Schäfchen zählen ersetzen konnte.
Ich konnte nicht einschlafen und wälzte mich frustriert in meinem Bett hin und her.
Ich begann die Schneeflocken zu zählen, doch das gab ich wieder auf, denn ich war nie schnell genug und regte mich dadurch nur selbst auf.
Seufzend suchte ich mir einen bequemeren Platz auf meinem Kissen und schloss die Augen.
Vielleicht würde es ja etwas bringen einfach die Augen zuzumachen und ins Dunkel zu lauschen?
Ich hörte bis auf meine eigenen Atemzüge und das leise Knistern des Kaminfeuers nichts und langsam dämmerte ich in einen leichten Schlaf.
Doch ein Geräusch störte die Stille und ich richtete mich kerzengerade auf und starrte erschrocken aus dem Fenster. Da war eine Art Klopfen an meinem Fenster… ich schüttelte mir die Haare aus dem Gesicht und sah prüfend hin, doch bis auf den sanft fallenden Schnee war nichts zu sehen. Ich legte mich wieder hin und schloss erneut die Augen um mich erneut zu entspannen, damit ich irgendwann vielleicht auch einschlafen konnte, als dieses Geräusch wieder ertönte.
Ganz deutlich vernehmbar von meinem Fenster, als würde jemand dagegen klopfen.
Ich stand verwundert auf und hüllte mich in meinen Morgenmantel um nicht zu frieren, ging mit meinem Zauberstab bewaffnet zum Fenster und machte er vorsichtig auf und starrte in das Schneegestöber.
Ich entdeckte nichts, als mich eine Bewegung unten im Garten in ihren Bann zog. Denn unter meinem Fenster stand ein Junge mit dickem Wintermantel und Slytherinschal.
“Tom? Bist du wahnsinnig? Was tust du hier?” Ich beugte mich vorsichtig aus dem Fenster uns sah ihn verdutzt an.
Doch die Antwort war nur ein leichtes Grinsen und ein Schneeball der mich an der Schulter traf.
“Sag mal, Tom? Im Ernst, bist du eigentlich noch ganz dicht?”
Er schüttelte nur vergnügt den Kopf und wischte sich eine Schneeflocke von der Schulter und sah dann wieder zu mir hoch.
“Komm runter, ich will dir etwas zeigen Emilia !”
Ich legte die Stirn in Falten und sah ihn ungläubig an.
“Tom, es ist Mitternacht, es schneit und ich kann jetzt doch nicht einfach zu dir hinaus kommen, wenn meine Eltern das bemerken!” Er starrte mich einen Moment nachdenklich an und nickte dann fest.
“Nein, du wirst runter kommen. Vertrau mir bitte, ja? Komm zu mir heraus.” Er sah mich bittend an und ich seufzte und nickte.
“In Ordnung. Warte kurz….” Ich verschloss das Fenster wieder und ging zu meinem Schrank und suchte mir schnell einige Kleidungsstücke heraus.
Rasch streifte ich das Nachthemd ab und schlüpfte in warme Sachen und meinen Wintermantel und huschte dann leise wieder zum Bett und drapierte meine Kissen so unter der Bettdecke, dass es wirkte als läge ich in tiefem Schlaf.
Befriedigt nickte ich und öffnete dann vorsichtig meine Zimmertüre und achtete darauf, dass sie kein Geräusch machte, als sich das Schloss wieder klickend schloss.
Lauernd tastete ich mich durch den dunklen Korridor zur breiten Haupttreppen und lauschte in den unteren Stock hinab. Leise prasselte das Kaminfeuer und ich konnte meinen Vater hören, der sich leise mit meiner Mutter im Salon unterhielt…. Ich musste mich an ihm vorbei schleichen, möglichst ohne, dass die beiden auf mich aufmerksam wurden… ich setzte langsam einen Schritt vor den anderen und ließ achtsam die vorletzte Stufe aus, denn diese knarrte. Dann arbeitete ich mich Zentimeter, für Zentimeter, ganz an die Wand gedrängt und mich unter den Lichtkegeln der Wandleuchten hindurch schleichend, an der halboffenen Salontür vorbei. Für einen winzigen Augenblick erhaschte ich einen Blick auf meine Mutter, die vor dem Kamin auf dem Sofa saß und stickte und nickte, und meinen Vater, der den Rücken zu mir im Lehnstuhl saß und ihr etwas aus einem Buch vorlas. Dann war ich an ihnen vorbei und ging schnell und leise zur Nebentür und stahl mich endlich aus dem Haus.
Draußen schlug mir die eisige Nordluft entgegen, winzig kleine Schneekristalle pieksten meine Haut meine Atemluft gefror beinahe zu Eis. Es war eindeutig Winter.
Ich lief an der Hauswand, wo der Schnee nicht so tief lag und erreichte schließlich völlig verfroren Tom, der mit den Händen in den Hosentasche dort stand… immer noch unter meinem Fenster und mir lächelnd entgegen sah.
“Emilia! Na endlich, ich dachte du hättest mich versetzt!” Ich blieb vor ihm stehen und sah ihn drohend an.
“Tom, ich schwöre dir, wenn du keinen guten Grund hast, mich mitten in der Nacht hier heraus zu lotsen, dann wirst du mich kennen lernen!”
Ich stemmte die Hände in die Hüften und er hob eine Augenbraue und sah mich vielsagend an.
“Ich habe einen guten Grund… ich werde dir etwas zeigen… du kannst apparieren?” Ich schüttelte den Kopf.
“Ich kann es bereits, doch ich habe erst im März Geburtstag. Ich darf noch nicht…” Ehe ich zu Ende gesprochen habe, ergriff er meinen Arm und drehte sich schnell um sich selbst und zog mich mit sich, in den engen Tunnel, den das Apparieren so mit sich brachte.
Einige Sekunden spürte ich seinen Körper eng an meinem und Farben wechselten um uns herum wie ein Kaleidoskop und ich war wie benommen von den Farben und von Toms Körper, der so dicht an meinem war, von seinem Duft und seiner Anwesenheit… dann schlug ich hart auf Gras auf.
Gras? Ich musste weit weg von daheim sein. Ich schlug die Augen auf und roch den Duft von feuchter Erde und dem Meer, irgendwo in meiner Nähe hörte ich das Brausen der Wellen die gegen Stein schlugen und die wehklagenden Schreie von Möwen.
Ich setzte mich auf und sah zu Tom, der neben mir saß und mich sanft ansah.
“Wo sind wir?” Ich sah mich um und Toms Gesicht war für einige Momente melancholisch verzogen.
“Hier sind wir mit dem Waisenhaus hingefahren, wir verbrachten jedes Jahr eine Woche hier… oder in Cornwall, im Moor…” Er stand auf und klopfte sich den Umhang sauber und reichte mir dann seine Hand, um mir aufzuhelfen.
Ich sah ihn mitleidig an und er legte mir versunken und abwesend einen Arm um die Schultern und zog mich an sich…
“Tom, was wollen wir hier?” Er sah zu mir und legte seinen Kopf an meinen und seufzte schwer.
Da war er wieder… der seltene Tom Riddle, verletzbar, traurig und einsam.
“Du wolltest mehr über mich wissen. Über meine Vergangenheit. Und ich habe nachgedacht und beschlossen, dass mir dein Wort genügt…” Ich drehte mein Gesicht zu seinem und lächelte glücklich.
“Danke Tom!” Er sah zu mir und erwiderte mein Lächeln und führte mich näher zur Klippe hin.
Unter uns toste der Atlantik und riesige Wellen schlugen gegen die hellen Kalkklippen.
Wir mussten in der Nähe von Dover sein, ich hatte in Caesars “de bello gallico” davon gelesen…
“Da unten gibt es eine Höhle, weißt du? Ich bin mit zehn dort hinab geklettert, mit zwei Kindern aus dem Waisenhaus. Sie ist riesig… aber wenn die Flut herrscht ist es lebensgefährlich, es gibt Strudel und die Felsen sind scharf wie Rasierklingen.” Ich unterbrach ihn nicht und ließ ihn einfach erzählen, er schien so gelöst und ruhig, als würde es ihm gut tun, endlich frei darüber zu erzählen.
“Willst du sie sehen?” Er sah mich prüfend an und ich zögerte… eine gefährliche Höhle? Genau dass, was ich wollte… in eine gefährliche Höhle klettern.
Ich wollte den Kopf schütteln als Tom sich zu mir herablehnte und mich küsste.
Ich hielt den Atem an und versank in diesem Kuss und Toms Hand glitt zu meinem Rücken und streichelte mich während er blitzschnell apparierte.
Der Kuss während der Appariation war ein Erlebnis, das jeden bisherigen Kuss in den Schatten stellte.
Der Farbenrausch um uns herum verblasste im Rausch der aufwallenden Gefühle und der Luftmangel machte mich benommen, doch ich wollte nicht aufhören ihn zu küssen… lieber würde ich erstickten.
Doch nur wenige Momente später berührten meine Füße sandigen Boden und ich schlug widerwillig meine Augen auf, als Tom seine Lippen von meinen nahm.
“Und da sind wir… du bist leicht abzulenken, weißt du?” Er lachte leise und ich sah ihn vorwurfsvoll an.
“Du hast gesagt, es wäre gefährlich!” Ich sah mich trotzdem neugierig an und Tom lachte leise und selbstgefällig.
“Mit mir bist du nirgends in Gefahr Emilia .” Er sah mich überheblich lächelnd an und nahm meine Hand und ich folgte ihm durch den schmalen Durchgang, tiefer in die Höhle hinein.
Wir balancierten auf einem schmalen Grad entlang der Höhlenwand und ich warf ängstliche Blicke auf das Wasser, das unter uns in die Höhle floss, Welle für Welle. Einige Meter weiter drinnen wurde der Felsenpfad breiter und wir standen vor einer massiven Felswand.
Tom sah mich beinahe zärtlich an und klopfte dann mit seinem Zauberstab gegen den Fels.
Es knackte und knirschte und ich schrie panisch auf, in der Angst, die Höhle würde einstürzen.
Tom schenkte mir dafür nur einen nachsichtigen Blick und zog mich wieder an sich.
“Emilia , ich habe dir gesagt, dass du mit mir überall in Sicherheit bist. Vertrau mir, ja?” Ich nickte und sah staunend, wie sich die Wand teilte, der Fels sich auflöste und als feiner Sand ins dunkle Wasser rieselte. Er hatte einen Durchgang geschaffen. Ich legte eine Hand an den Fels und sah ihn staunend an.
“Du hast die Höhle verhext!” Er nickte nur leicht und sein Gesichtsausdruck wurde bitter, beinahe wieder so unnahbar und kalt, wie sonst.
“Ja, das habe ich… es gibt einen Grund, weshalb ich dir herbringe, Emilia … merke dir eines… ich mache niemals etwas ohne Grund meine Liebe!”
Ich nickte nur stumm und folgte ihm mit den Augen, als er sich von mir entfernte und schweigend durch das Portal ging, den Zauberstab erhoben. Ich folgte ihm und schwieg, die Höhle musternd.
Kaum hatte sich sein erster Fuß in den weichen Sand hinter dem Portal gesenkt flammten an den Wänden Fackeln auf, die der Höhle etwas unwirklich-gruseliges gaben… sie schien beinahe wie eine Illusion, wie eine Traumsequenz eines schlimmen Alptraumes.
Ich folgte ihm und erwartete jeden Moment eine graue, verweste Hand, die aus dem Wasser kroch und mich am Knöchel packte, um meinen schreienden Leib ins eisige Wasser zu zerren und mich dort fest zu halten, bis meine Schreie von dem Wasser erstickt wurden, das sich salzig in meine Lungen presste und mich am Atmen hinderte, bis ich starb und für immer im kalten Wasser trieb…
Guter Himmel, war ich vielleicht morbide… doch all das, hatte eine beinahe grauenhafte Faszination. Toms Gesicht wurde von den flackernden Fackeln in martialisches Licht getaucht, das seinen Gesichtszügen etwas grausames gab… es schien als würde er hier, in dieser lebensfeindlichen Umgebung erst richtig greifbar werden, als würden sich die Abgründe seiner Psyche erst hier richtig erschließen. Ich folgte ihm immer noch und musste unterdrückt grinsen, als mir klar wurde wie dämlich meine Gedankengänge inzwischen wurden.

Vertrauen




Emilia Sicht:
“Tom? Was… wollen wir hier?” Ich sah scheu zu ihm auf und er warf mir einen kühlen, taxierenden Blick zu.
“Du hast Angst!” Stellte er ruhig fest und sah mir prüfend in die Augen. Ich versuchte meine Furcht weg zu blinzeln und bemühte mich um eine gefestigte Ausstrahlung, doch es misslang mir, als Tom laut zu lachen begann. Sein Lachen hallte von den schroffen, kalten Steinmauern wieder und es schien als würde es an Menschlichkeit verlieren, keinerlei Gefühl lag darin, es war löchern und mechanisch… satanisch? Ich wich zurück und sah ihn entsetzt an, als er sich an meinem Schrecken weidete.
“Du… fürchtest dich vor mir, nicht?” Ich wich noch einige Schritte zurück und Tom kam mit glühenden Augen auf mich zu. Ich konnte nichts in seinem Blick lesen, nur die schreckliche Gewissheit, dass mich hier niemals jemand finden würde… und niemals herausfinden würde, was mit mir geschehen war.
Ich hatte mich völlig in seine Hände begeben… Alles weitere lag allein in seinen Händen.
Panisch tastete ich mich rückwärts an der Höhlenwand entlang, daraufbedacht Distanz zwischen mich und Tom zu bringen.
Mit einem Mal blieb Tom abrupt stehen und begann wieder zu lachen, doch diesmal sanfter… amüsierter.
“Emilia, du müsstest dein Gesicht sehen!” Ich spürte wie die Panik in mir keine hohen Wellen mehr warf, sondern langsam abebbte und ich ihn fassungslos ansah.
“DU HAST MICH BEINAHE ZU TODE ERSCHRECKT! BIST DU EIGENTLICH WIRKLICH SO KRANK, WIE ICH ES MIR DENKE?” Die Wut brach wieder aus mir heraus und meine kreischende Stimme hallte von den Wänden wieder, wie zuvor Toms irres Lachen. Stirnrunzelnd sah er mich an und kam ein wenig näher an mich heran und hob nachdenklich eine Augenbraue.
“Du fürchtest dich vor mir, nicht?” Ich nickte und versuchte langsam meinen Atem und meinen Puls wieder anzupassen… Tom war nun anscheinend nicht mehr aggressiv… unberechenbar, sondern wieder kontrolliert und ruhig… beinahe schon zu ruhig.
“Ich habe dich etwas gefragt… fürchtest du dich vor mir?” Er sah mich nun schon ein wenig besorgter an und ich räusperte mich.
“Natürlich, du hast mir Angst gemacht. Habe ich das nicht deutlich genug gesagt?” Ich stellte fest, dass ich weitaus sicherer klang als ich mich fühlte und Tom nickte wieder, als hätte er einen schwierigen Sachverhalt unstrittig bewiesen.
“Verständlich… ja… und du hast es, denke ich laut genug gesagt. Verzeih mir, diese Höhle lässt nur so vieles wieder aufleben.” In seinen dunklen Augen spiegelten sich ferne Erinnerungen und er seufzte beinahe bedauernd auf.
“Nun… gehen wir. Ich sollte dich zurück bringen, es ist bereits halb vier Uhr morgens meine Liebe Emilia !” Er lächelte mich an und wir gingen schweigend zum Höhlenausgang.
Er hatte Recht, draußen sah man bereits den Sonnenaufgang.
Am Horizont lockerte helles, beinahe kaum merkliches Licht die Dunkelheit auf und das Wasser war gestiegen. Tom reichte mir seinen Arm und ich apparierte an seiner Seite in die wirbelnden Farben hinein… nach Hause.
Doch als ich die Augen wieder öffnete stand ich nicht vor meinem Elternhaus, sondern vor einem heruntergekommenen, verwahrlost wirkenden Ziegelgebäude, dessen triste Fassade an manchen Stellen abbröckelte und dessen unbehandelte, rohe Fensterläden im Morgenwind gegen die Fenster und Mauern donnerten.
Ich sah verdutzt zu Tom, der mit bitterer Miene neben mir stand und angewidert auf das Gebäude starrte.
“Ähm… Tom? Wir sind… hier nicht richtig, denke ich.” Zaghaft zupfte ich ihn am Mantel und sah dann plötzlich begreifend zu dem Gebäude hin.
“Das Waisenhaus… hier bist du aufgewachsen.” Tom nickte, ohne seine schönen Augen vom Gebäude abzuwenden und legte mir einen Arm um die Schultern und ich lehnte meinen Kopf vorsichtig auf seine Schulter.
“Aufgewachsen, geboren… ich war immer hier. Die… die Aufseherin hat mir erzählt, dass meine Mutter nachts hier auftauchte… schon kurz vor dem Gebären. Sie brachte mich zur Welt und verstarb wenige Augenblicke später. Ich habe nie etwas anderes kennen gelernt als Armut, Trostlosigkeit… eben alles in diesem Gebäude hier.”
Es bedrückte, mich zu wissen, dass er hier leben musste. Ich, die niemals etwas anderes genossen hatte, als die Sicherheit und Geborgenheit einer liebevollen Familie, die immer alles gehabt hatte, dass sie wollte… und trotzdem konnte ich es mir vorstellen, wie es sein musste ohne Familie an einem Ort wie diesem aufzuwachsen. Mit dieser Gewissheit kam mir auch das Wissen, weshalb Tom so war wie er eben war. Es lag nicht an ihm, die emotionale Kälte in diesem Haus hatte ihm jegliches Einfühlungsvermögen genommen… er tat mir Leid und ich nahm mir fest vor, diese Wunden, soweit mir eben möglich war, zu schließen. Wenn er keine Familie hatte, dann würde ich ihm eine sein.
Mitleidig drückte ich mich enger an ihn und tastete nach seiner Hand und drückte sie sanft.
Aber ich unterbrach ihn nicht, ich wollte ihn nicht unterbrechen, wollte, dass er von sich selbst weiter sprach. Und ich genoss die Sicherheit, dass er mir mit diesen Worten sein Innerstes anvertraute.
Ich hatte sein Vertrauen.
Tom runzelte die Stirn und ging näher an den rostigen Eisenzaun heran und ich ging immer noch an ihn gepresst neben ihm her, doch am Zaun ließ er mich los und legte seine Hände um die korrodierten Eisenstangen, den Blick immer noch starr auf eines der Fenster gerichtet.
“Siehst du das Fenster, das dritte von links? Das war mein Zimmer… dort habe ich gewohnt. Und wohne dort immer noch, während den Ferien…” Ich blickte hoch und entdeckte ein schmieriges, getrübtes Fenster, dessen graue Vorhänge, die ich im Inneren sehen konnte, ihm ein tristes Aussehen verliehen… es passte zum Rest des Hauses.
“Emilia? Ich… ich bin froh, dass du hier bist…” Er riss sich von dem Anblick los und drehte sich zu mir, nahm mein Gesicht sanft in seine kalten Handflächen und küsste mich zärtlich.
Ich schloss die Augen und genoss einfach seine Nähe und blendete alles um uns herum aus, in diesem Moment zählten nur er und ich.
Schade, dass ich damals noch nicht wusste, was ich heute weiß.
Meine Freude über sein Vertrauen war unbegründet… alles, was er erzählt hatte, diente nur einem Zweck, nämlich mich noch ein wenig mehr an ihn zu binden.


Der Rest der Ferien über dachte ich über diese Nacht nach.
Es war seltsam unwirklich, der Ausflug in diese Höhle, das Waisenhaus… es schien so unreal zu sein…
Mutter und Vater hatten glücklicherweise nicht bemerkt, dass ich in der Nacht verschwunden war, ich hatte es sogar geschafft, mich wieder unbemerkt in mein Zimmer und mein Bett zu schleichen.
Aber je mehr ich darüber nach dachte, desto stärker wurde die Gewissheit, dass ich es wirklich erlebt hatte… dass mir Tom wirklich vertraute.

Silvesterparty



Emilia Sicht:
“EMILIA ! SCHATZ! BEEIL DICH BITTE!” Meine Mutter stand in der Eingangshalle und schien schon ihre Nerven zu verlieren, ehe wir überhaupt von zu Hause wegkamen.
Es war der einunddreißigste Dezember und wir waren eingeladen… zum Silvesterball, der jedes Jahr bei den Lestranges stattfand und zu dem alle geladen waren, die Rang und Namen hatten.
Und Mutter hatte mir meine Kopfschmerzeinlage nicht geglaubt, deswegen saß ich nun vor meinem Spiegel und sah unserer Hauselfe dabei zu, wie sie mir die Haare hochsteckte, die sie zuvor in viele kleine Locken gelegt hatte. Mir würde es wohl nicht erspart bleiben Lestrange in seinem natürlichen Umfeld zu sehen… bei ihm zu Hause zu sein war etwas, dass ich absolut nicht wollte.
Und weil ich meiner Mutter kaum erzählen konnte, weshalb ich dorthin nicht mitkommen wollte… verlegte ich mich aufs Nörgeln und Weigern.
Ich hatte mich geweigert ein Kleid auszusuchen, in der Hoffnung, dass mir Mutter diesen Ball ersparen würde, doch sie hatte nur gelächelt, mir über die Haare gestreichelt und dann bewiesen, dass sie einen ausgesprochen seltsamen Sinn für Humor besaß.
Sie hatte meinen Schrank geöffnet und ein Kleid herausgenommen und mich kurzerhand hinein gehext.
Und es mit einem weiteren Zauber, den sie mir nicht verraten wollte, an den Leib geklebt.
Ich würde es erst ausziehen können, wenn sie es mir erlaubte.
Und nun saß ich da, in einem langen, seidenen Kleid in einem satten Grün und betrachtete meine geschminkten Augen.
Ich sah aus wie eine dieser bemalten Püppchen mit denen ich immer gespielt hatte, als ich jung war.
Endlich war die Elfe fertig und ich stand lustlos auf.
Und damit meine Mutter nicht wirklich ihre Nerven verlor, ging ich langsam hinab in die Eingangshalle. Vielleicht konnte ich abgleiten und mir das Bein verletzen? Nein, ich musste erscheinen… immerhin würde Alienor auch anwesend sein und vermutlich auch Tristan.
Mein Vater stand bereits vor der Eichentür, in seinem schwarzen Anzug und dem pelzverbrämten Umhang sah er erfurchtsgebietend und gepflegt aus. In seinen schwarzen Haaren zeigten sich bereits die ersten grauen Fäden. Er musterte mich kurz und lächelte dann stolz .
“Na endlich Emilia ! Du siehst hübsch aus, meine Kleine… aber wo ist denn deine Mutter schon wieder hin?” Ein wenig leidend spähte er in den Salon und schien sich zu wundern wohin sich meine Mutter verdrückt hatte.
“Kaum ist die eine endlich fertig, verschwindet die andere Frau… ich benötige dringend männlichen Beistand im Haushalt?” Mit einer Mischung aus Amüsement und Bedauern sah ich ihn verschmitzt an und hängte mich bei ihm ein.
“Keine Bange Vater, sie kommt sicherlich bald wieder.”
Er hob eine Augenbraue und sah mich skeptisch an, doch in diesem Moment hörte man schon Mutters Absätze, die über den Steinboden klackerten.
“Verzeihung, ich habe meinen Umhang vergessen, oh Emilia Schätzchen! Du siehst hinreißend aus du natürlich auch Tilus !” Mutter sah man ihre vierzig Jahre kaum an. In ihren Augenwinkeln hatten sich zwar schon die ersten Krähenfüßchen gebildet, doch ihre Haare waren immer noch seidig und tiefschwarz und sie war schlank und wirkte rund um gesund. Sie trug ein dunkelrotes Kleid aus Moiree und hatte sich die Haare geflochten und hochgesteckt.
Vater betrachtete meine Mutter nachsichtig und ot ihr dann seinen Arm an, den sie lächelnd ergriff.
"Lyana , wir sehen alle wunderbar und respektael aus... und was auch immer du sonst sein willst. Wir sollten los, wir sind auch nun schon zu spät!"
Ich kicherte fröhlich und meine Mutter rollte nur gespielt mit den Augen und seit an seit gingen wir zuM Eingangsportal, denn das gesamte Haus war appariergeschützt.
Kaum hatten wir die letzten Stufen der Eingangstreppe verlassen disapparierten wir schon...
Zum Lestrange Anwesen, in dem der Ball stattfinden sollte.
Wir landeten auf einem Kiesweg und links und rechts wuchsen kleine Rosenbüsche, die allerdings in Anbetracht der Jahreszeit unter Schnee begraben waren. Vor uns, auf einem kleinen Hügel erhob sich das große, viktorianische Herrenhaus mit dem großzügigen Erdgeschoss und den luxuriösen Fensterfronten.
Ich folgte meinen Eltern und wir schritten den kurzen Weg hinauf zum Anwesen.
Bereits von hier konnte man die Gespräche der Geladenen hören, untermalt von leiser Musik.
Ich schloss noch einmal die Augen und versuchte mich vergessen zu machen, dass ich gleich bei Lestrange zu Hause sein würde und folgte meinen Eltern dann durch das ausladende Portal in die Eingangshalle hinein.
Der Boden war mit weißem Marmor ausgelegt und die hellen Holztäfelungen verliehen dem Raum ein etwas weniger steriles Klima.
Madame Lestrange stand bereits vor dem Ballsaal um ihre Gäste würdig zu empfangen.
Ihre Haare hatte sie hoch toupiert und zu einem Knopf auf dem Hinterkopf gedreht und an ihren Handgelenken glänzten viele Armreifen aus getriebenem Koboldgold.
Ihre magere Gestalt hatte sie in ein enges Seidenkleid gezwängt und nun marschierte sie mit großer Geste auf meine Mutter zu und schloss sie in die sehnigen Arme.
“Lyana! Wie schön dich zu sehen meine Liebe! Du siehst glänzend aus, einfach glänzend. Und Caerdrag, Darius erwartet dich bereits im Salon, ihr habt sicherlich viel zu besprechen.”
Mein Vater verbeugte sich elegant vor ihr und hauchte ihr einen eleganten Handkuss auf das bereits erschlaffende Fleisch.
Im Vergleich zu Madame Lestrange war meine Mutter für ihre vierzig Jahre noch erschreckend jugendlich.
Madame Lestrange wandte sich von meinen Eltern ab und sah mich prüfend an, ihre braunen Augen glitten rasch über mein Kleid und meine Frisur und dann zu meinen Augen. Sie lächelte breit und zog mich zu sich heran und mir stieg der Duft ihres Parfums in die Nase.
"Emilia, du bist seit letztem Jahr größer geworden, nicht? Wie hübsch du aussiehst Liebling, warte einen Moment, ich… ah ja, Domino? Wenn du so freundlich wärest, bring Emilia doch bitte zu den anderen, ja?” Sie winkte ihren jüngeren Sohn zu sich heran und der fünfzehnjährige kam grinsend heran und verneigte sich spöttisch vor mir.
“Natürlich Mutter! Emilia, wir haben einen wundervollen neuen Brunnen im Garten, du möchtest ihn doch sicherlich sehen? Er ist verzaubert, sogar im Winter ist es dort warm!” Er lächelte charmant und ich ergriff lustlos seinen Arm.
“Natürlich. Gehen wir den Brunnen ansehen!”
Er führte mich von den Erwachsenen weg und wir traten in einen pompösen Korridor im Erdgeschoss.
Ich danke Merlin, Morgana und wen ich noch so kannte, dass Domini das komplette Gegenteil seines Bruders war. Er war blond und hatte lustige blaue Augen und war meistens strahlender Laune.
Einen kleineren Lestrangeklon hätte ich vermutlich nicht verkraftet.
“Emilia, wir gehen natürlich nicht zum Brunnen. Der ist absolut uninteressant. Mutter hat für die jüngeren Gäste nur ein gesondertes Zimmer hergerichtet, damit… wie sagte sie? Nicht andauernd plärrende Kinder zwischen den Gästen herum laufen und die Dekoration verwüsten.”
Ich hob fragend eine Augenbraue und sah ihn verwundert an.
Von letztem Jahr hatte ich es völlig anders in Erinnerung. Damals war ich beinahe stehend eingeschlafen als Madame Zabini zum Klavier sang… und eine Stunde nicht mehr damit aufhörte.
“Mach dir keine Sorgen, wenns unbedingt sein muss, gehe ich mit dir auch zum Brunnen.” Er grinste wieder und wir bogen links ab, in einen weiteren Korridor und mir wurde erst jetzt klar, wie riesig dieses Haus eigentlich war.
“Wer ist eigentlich alles anwesend?” Ich sah ihn fragend an und Domino seufzte schwer.
“Ich glaube du kennst die Leute dort besser als ich. Auf jeden Fall mein dämlicher Bruder, Abraxas und Nikita. Und ich glaube deine Freundin, Alina ist auch anwesend… sie und dieser riesige Klotz von einem Quidditchspieler!” Ich musste schmunzeln und sah ihn belustigt an.
“Domino, du meinst Tristan. Du bist doch nur neidisch, weil Ravenclaw euch letztes Jahr im Endspiel besiegt hat, nicht?”
Domino verzog unwillig das Gesicht.
“Das war Glück, wir mussten gegen die Windrichtung spielen!” Ich lachte auf und klopfte ihm mitleidig auf die Schulter.
“Ach Domino… ich verstehe zwar nichts von Quidditch… aber mit der Windrichtung hatte eure Niederlage nun wirklich nichts zu tun!”

Silvesterparty Teil 2




Emilia Sicht:
Domino blieb vor einer schweren Eichentüre stehen und stieß sie auf und führte mich dann in den Raum hinein, indem mich zwölf Paar Augen erstaunt musterten.
“Seht mal, was ich gefunden habe!” Er blieb grinsend neben mir stehen und ich sah mich leicht verblüfft um.
Der Raum war hoch und hell eingerichtet, an den Wänden hingen kunstvolle Gemälde von Jagdszenen und Nymphen und vor dem Kamin standen zwei helle Ledersofas mit dunklem Holzrahmen.
“Emilia, endlich!” Alina war aufgestanden und kam mit einem so erleichterten Ausdruck in den Augen auf mich zu, dass ich mir lebhaft vorstellen konnte, wie sehr sie die Zeit hier genoss.
Ich umarmte sie fröhlich und nickte den anderen höflich zu.
Ich ließ mich neben Alina und Tristan auf dem Sofa nieder und musterte die anderen Bekannten in diesem Raum.
Mir gegenüber saß Abraxas Malfoy und neben ihm Nikita Black, die sich gerade köstlich über einen Witz amüsierten, den Xavier erzählt hatte und auf einem Lehnstuhl, schräg neben ihnen thronte Lestrange und starrte unbewegt an die Decke, in seiner Hand ein Glas Feuerwhiskey, von dem er abwesend, dann und wann einen Schluck trank.
Ich wandte meinen Blick schnell ab und jemand stupste mich am Arm.
Ich sah nach rechts und erblickte eine Hand, die mir ein Glas mit Whiskey entgegenhielt.
“Jetzt nimm schon, du sitzt ja völlig am trockenen!” Domino hatte sich auf die Sofalehne neben mir gesetzt und ich nahm das Glas an mich.
Ich blickte schnell hinüber zu Ally und stellte fest, dass auch sie ein Glas mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit in Händen hielt.
“Ist in Ordnung Emii , nur vorsichtig dran nippen, dann schmeckt es gar nicht so übel!” Alina hatte sich zu mir gelehnt und sah verständnisvoll lachend zu, wie ich daran nippte und zu husten begann.
“Das erste Mal Feuerwhiskey?” Abraxas sah belustigt zu mir herüber und ich nickte.
“Du solltest ihr keinen Alkohol geben, den sie nicht verträgt!” sagte Nikita tadelnd zu Domino , der nur den Kopf schüttelte und sich selbst einen großzügigen Schluck nachfüllte.
“Ich vertrage ihn! Ich war nur nicht… vorbereitet, dass…” ich stockte und begann wieder zu Husten und Alina klopfte mir mitleidig auf den Rücken.
“Dass er im Hals brennt? Emii , es heißt FEUERwhiskey!” Tristan hatte sich vorgebeugt und
Sah lachend an Ally vorbei zu mir.
“Danke Tristan, du bist mir eine echte Hilfe.” Ich kam wieder zu Atem und stellte mein Glas angewidert auf den Tisch.
“Ich sollte gehen und Mutter beim Empfang behilflich sein.” Lestrange stand auf und verließ steif den Raum.


Es war uns leider nicht vergönnt, den gesamten Abend hier zu verbringen, denn nachdem Lestrange so abrupt verschwunden war, löste sich auch die Anspannung von mir und ich konnte dem allen sogar etwas Gutes abgewinnen, denn es war recht unterhaltsam zu sehen, wie sich Slytherins benahmen, wenn sie sich unbeobachtet wähnten.
Trotzdem sie sich in der Schule gebarten wie Halbgötter, waren sie im Prinzip nur sehr großgewachsene Kinder…
Nach etwas über zwei Stunden erschien ein Hauself, der uns in den großen Saal bat.
Am Saaleingang erwartete mich bereits meine Mutter, die mich lächelnd am Arm nahm und sich mit mir durch die Menge schob.
“Sieh mal, das ist Hambledon Quince!” Mutter zeigte auf einen beleibten Mann um die fünfzig, dessen langer Spitzbart mit viel Öl in Form gebracht worden war und der griesgrämig mit einem Mann in hollunderfarbenem Umhang plauderte.
“Ist das der Mann, der glaubt dass Zauberer vom Mond stammen?” Mutter nickte und ich starrte den Mann einen Moment mit großen Augen an.
Hambledon Quince war ein Verfechter seiner Theorie, dass die Zauberer vom Mond stammten und Muggel von Pilzen… zwar glaubte ihm niemand, doch er war ein angesehenes Mitglied des magischen Gamots, also lud man ihm obgleich seiner verqueren Ansichten zu Bällen ein.
Ich erkannte viele der Geladenen, darunter meine Tante Annabell, die jüngere Schwester meiner Mutter.
Ich gab mir alle Mühe, die Tochter zu sein, die meine Eltern sich wünschten und verdienten.
Ich war charmant, liebreizend und höflich.
Und war in Gedanken doch weit weg bei Tom. Er musste in Hogwarts geblieben sein… Was er wohl tat um Silvester zu feiern?


Es war der vorletzte Tag, bevor ich wieder nach Hogwarts zurück kehren würde, ich verbrachte den Tag im Salon, am Sofa sitzend und lesend, als meine Mutter in den Raum kam.
“Emilia, Liebling? Komm bitte mit, dein Vater und ich haben etwas Wichtiges mit dir zu besprechen!”
Ich sah sie erstaunt an, sie schien so erfreut wie selten zuvor, ihr Lächeln war warm und euphorisch.
Ich stand auf und strich mein Kleid glatt und folgte ihr dann aus dem Salon, hinauf in Vaters Arbeitszimmer.
Mutter machte die Türe auf und ich erblickte meinen Vater, groß und erfurchtsgebietend, hinter seinem Mahagonischreibtisch. Er sah auf und auch er lächelte höchst erfreut.
“Emilia, setz dich mein Liebling!” Er deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und mit einem Mal beschlich mich ein schlechtes Gefühl. Irgendetwas schien hier nicht in Ordnung zu sein, so behandelten sie mich normalerweise niemals.
“Du wolltest mich sprechen, Vater.” Ich sah ihn erwartungsvoll an und er nickte und blickte mich stolz an.
“Emilia, du warst mir immer eine vorbildliche Tochter."
Ich nickte geschmeichelt und Mutter legte mir eine Hand auf die Schulter.
"Dubist nun beinahe volljährig und es wird Zeit über deine Zukunft zu sprechen."
Ich sah ihn überrascht an und sah ihn dann erfreut an.
"Vater, ich habe bereits darüber nachgedacht, ich würde mich nach dem Abschluss gerne für ein Praktikum im Ministerium bewerben, ich dachte an magisches Recht und..."
Vater runzelte die Stirn und unterbach mich mit einer raschen, kanppen Handbewegung.
"Nun... ich und deine Mutter, wir haben bereits nach einer anderen, angemesseneren Zukunft für dich gesucht. Und wir haben gestern ein Schreiben erhalten wonach... nun, ich bin glücklich, dass wir eine ausgezeichnete Partie gefunden haben, ein mehr als ehrbarer junger Mann hat bei uns um dich angehalten! Was sagst du, Kleines?" Ich konnte nicht sprechen... ich konnte nichts fühlen... in meinen Ohren hallten seine Worte nach und ich fiel... fiel in ein tiefes, schwarzes Loch...
"Jemand hat um dich angehalten... jemand hat um dich angehalten..."
Ich sollte heiraten? Ich versuchte meine Gedanken zu sammeln, doch alles, was in meinem Kopf zustande kam, war Toms Gesicht... sein blasses, hübsches Gesicht und seine dunklen, tiefen Augen...
Ich sollte heiraten...
Tom wollte mich heiraten...

Heiraten...



Emilia Sicht:
“Du willst sicherlich wissen, wer, nicht?” Vater sah mich aufmerksam an und ich brachte ein schwaches Nicken zustande.
Ich wollte nicht irgendjemanden heiraten… nicht mein Leben an der Seite eines Mannes verbringen, den ich nicht liebte… ich wollte… was wollte ich eigentlich?
Wieso war ich dermaßen perplex? Ich wusste seit geraumer Zeit, dass dieser Moment kommen würde, ich wusste es seit meinem achten Lebensjahr… ich war in diese Gesellschaft hineingeboren worden, ich hatte gewusst, dass ich nicht lange nach meinem Schulabschluss ledig bleiben würde…
Ich wollte nicht mein restliches Leben damit verbringen, einem Mann das Essen zubereiten und seine Kinder auszutragen und zu erziehen, nur damit eines Tages meiner Tochter dasselbe geschehen würde…
Ich wollte es nicht.
“Nun… du kennst den jungen Mann sicherlich, es handelt sich um Mr. Dorian, Dorian Gray!”
Ich sah ihn entsetzt an. Manches andere Mädchen hätte sich gefreut, Dorian war hübsch, freundlich und von angenehmen Wesen, aber ihn ehelichen?
Ich spürte wie die Farbe aus meinem Gesicht wich und ich konnte nicht sprechen. Ich sah meines Vaters erwartungsvolles Gesicht, spürte die Anwesenheit meiner Mutter, die mir begütigend über die Haare strich, ich wusste, mein Vater erwartete nun eine Regung von mir, eine Gefühlsempfindung…
Doch ich konnte nicht.
Ich wollte Dorian nicht heiraten und ich würde ihn nicht heiraten. Ich hatte mir bisher nicht völlig ehrlich eingestanden, was ich für Tom empfand, doch nun würde ich meine Schüchternheit und Befangenheit absteifen müssen, ich müsste das gütige Lächeln im Gesicht meiner Eltern verwischen, ihnen die Freude nehmen… um mich selbst vor einer ungewollten Ehe zu schützen.
Ich räusperte mich und kämpfte gegen den Wunsch an, einfach weg zu laufen, alles hinter mir zu lassen… ich musste ihnen begreiflich machen, dass ich meinen Mann schon gefunden hatte, das mein Herz bereits jemandem gehörte… denn ich liebte Tom und ich wollte mein Versprechen halten, ihm jene Sicherheit zu geben, die ihm von jeher gefehlt hatte…
Ich sah auf und blickte gerade in meines Vaters Augen, die mich aufmerksam musterten.
“Vater, ich fühle mich geschmeichelt… aber ich kann Dorian Gray nicht ehelichen. Bitte versteh mich.”
Es herrschte Stille. Mein Vater sah mich ungläubig an und legte seine Stirn in Falten und ich spürte wie meine Mutter mich losließ und sich von mir entfernte.
Als sie wieder sprach, war ihre Stimme kalt und hart.
“Du liebst diesen Riddle - Jungen, nicht?” Ich wagte nicht zu ihr zu sehen und sah weiter flehend zu meinem Vater… er musste mich verstehen, er musste mir eine Zwangsehe ersparen.
Stumm nickte ich und sie seufzte tief… mein Vater hatte sich bisher nicht geregt, in seinen Augen sah ich nur Enttäuschung… tiefe Enttäuschung…
“Emilia… er ist ein Halbblut. Er ist… nicht angemessen. Mr. Gray, Dorian… ist ein liebenswerter, hübscher junger Mann, er ist aus wohlhabender, angesehener Familie und könnte dir eine wunderbare Zukunft bieten!” Mutter war wieder zu mir gekommen und hatte sich neben mir hingehockt und sah mir bittend in die Augen, wissend, dass ich einen inneren Kampf führen musste…
“Mutter, ich will ihn nicht heiraten. Ich liebe ihn nicht.”
“OB DU IHN LIEBST ODER NICHT IST VÖLLIG GLEICHGÜLTIG!” Mein Vater donnerte mit der Hand auf seinen Schreibtisch und ich fuhr erschrocken zusammen.
Seine Augen strahlten unerbittliche Stärke aus und ich spürte wie die Tränen in meinen Augen hochstiegen und heiß darin brannten. Sollten sie mich wirklich zu etwas zwingen, dass ich absolut nicht wollte?
“Caerdrag, beherrsch dich. Sie ist jung, sie weiß nicht…” Meine Mutter löste sich von mir und ging zu meinem Vater und sah ihn besänftigend an.
“Das ist mir egal… sie muss ihn nicht lieben. Er ist ein würdiger Anwärter und er wäre eine Bereicherung für unsere Familie lyana. Liebe ist nebensächlich, du liebtest mich auch nicht als wir heirateten und heute lieben wir uns!” Mutter nickte und legte ihm eine Hand auf die Wange und sah ihn zärtlich an.
“Caerdrag, mir ist es damals genauso ergangen, weißt du noch? Geben wir ihr doch einige Monate Zeit, dann wird sie sich an den Gedanken gewöhnen.”
Ich schöpfte Hoffnung, doch sie erstarb. Monate auf Aufschub würden mir nichts bringen… am Ende musste ich ihn ja doch heiraten… und eine Ehe war unkündbar… ich würde den Rest meines Lebens an seiner Seite verbringen.
Ich sah trotzig hoch und sah meinem Vater direkt in die Augen und schüttelte den Kopf.
“Nein. Ich will keinen Aufschub und ich muss nicht nachdenken. Ich werde Dorian Gray niemals heiraten. Ich liebe ihn nicht!”
Vater sah mich erzürnt an und drehte seinen Zauberstab in den Händen und Mutter schluchzte auf… doch ich würde nicht nachgeben, ich würde Dorian nicht heiraten. Wie konnte ich jemanden heiraten und mich dabei selbst verlieren? Wieso sollte ich mein Sein aufgeben um einem Mann zu Gefallen den ich weder liebte, noch mich etwas mit ihm verband? Nein, diesmal würde ich nicht nachgeben.
“Du weißt… dass du diesen Jungen niemals heiraten kannst? Er ist ein Halbblut! Er ist ein Waisenkind ohne Familie und Kontakte!” Vater war aufgestanden und hatte sich über den Schreibtisch zu mir gebeugt und sah mich eindringlich an.
“Du wirst ihn niemals heiraten, hast du mich verstanden! Was willst du mit einem dahergelaufenen Waisenjungen mit fragwürdigen Blutstatus?”
Ich atmete tief durch und hörte meine Mutter leise schluchzen als ich mich erhob und meinem Vater, nun endgültig wütend ins Gesicht sah und mich für etwas sammelte, dass ihm endgültig das Herz brechen würde. Aber ich musste es tun.
“Vater, ich werde Dorian niemals heiraten! Ich liebe ihn nicht und ich lasse mich zu keiner lieblosen Zwangsehe zwingen, nur weil du denkst, ich habe kein Recht auf ein eigenes Leben.
Ich liebe Tom und es ist mir egal, ob du damit einverstanden bist, oder nicht.
Und ich werde, falls ich jemals heiraten werde, ihn heiraten. Wenn ihr das nicht akzeptiert, dann werde ich diese Familie verlassen. Noch heute Nacht!”
Ein tiefes Knurren kam auf meines Vaters Kehle und das letzte, dass ich sah ehe sich die schreiende Stimme meiner Mutter in meinen Ohren zu einem gellenden Crescendo wandelte und ich in einen tiefen, dunklen Tunnel fiel, war der Zauberstab meines Vaters, der auf mich gerichtet war.


“Sie kommt wieder zu sich… Tiffy, lauf und bring mir kühle Tücher, beeil dich!” Ich atmete vorsichtig ein und der stechende Schmerz in meiner Brust ließ mich aufkeuchen. Flatternd schlug ich meine Lider auf und blickte in das besorgte Gesicht meiner Mutter.
“Liebling… wie geht es dir?” Ich blinzelte einige Male und sah mich orientierungslos im Zimmer um.
Mutters kühle Hand legte sich auf meine Stirn und ich hörte ihr Seufzen.
“Ach meine Kleine… warum musstest du ihn auch so reizen?” Ich sah sie gequält an und meine Augen brannten vor nicht geweinten Tränen.
“Ich will ihn nicht heiraten!” Meine Wangen wurden nass… ich hatte kaum gemerkt wie sich meine Tränendrüsen selbstständig machten und ich zu weinen begann.
Mutter seufzte wieder und streichelte mir sanft über die Wange, sah mich liebevoll an.
“Schätzchen, es ist das Beste für dich! Er ist höflich, sieht gut aus und ist von angenehmem Wesen… ich wollte deinen Vater damals auch nicht heiraten, weißt du? Und heute sind wir immer noch glücklich…” Ich schniefte und Mutter wischte mir die Tränen ab.
“Mutter, ich kann ihn nicht ehelichen, ich kann es nicht!” Sie seufzte und sah mich traurig an.
“Du musst aber… ich habe ihn überredet, noch einige Monate zu warten, ehe er die Verlobung bekannt gibt Schätzchen…” Ich wandte mein Gesicht ab und sah aus dem Fenster. Die ersten Sonnenstrahlen erleuchteten den dämmrigen Nachthimmel und der Mond stand niedrig über einem kleinen Wäldchen in der Ferne. Ich musste entweder Dorian Gray ehelichen… oder ich kehrte meiner Familie und meiner Kindheit den Rücken.


Ich hatte nach diesem Vorkommnis den letzten Tag im Bett verbracht. Meine Glieder schmerzten und ich konnte keinen Muskel rühren, der Fluch saß mir noch zu tief in den Gliedern.
Ich dachte nach und wälzte mich des Nachts verschwitzt von einer Seite auf die Andere… ich konnte mir einfach nicht vorstellen mit Dorian den Rest meines Lebens zu verbringen.
Wenn ich an jenem Punkt angelangte, stellte ich mir stets vor, wie es wäre vor dem Altar zu stehen, die Worte zu sprechen und dabei zu wissen, dass ich mich damit rettungslos an diesen Jungen verkaufen würde… an diesem Tag würde er mich voll und ganz in Besitz nehmen… er könnte über mein Leben bestimmen, meinen Alltag… meinen Körper… Ich würde nie wieder von ihm loskommen.
Ich konnte das nicht. Ich konnte nicht…
Mutter hatte mir gesagt, ich hätte noch vier Monate Zeit, Zeit genug um meinen Abschluss in Hogwarts vor zu bereiten und mich mit dem Gedanken anzufreunden, fortan mein Leben als Mrs. Emilia Gray zu führen.
Aber ich hatte nicht die Absicht dieses Leben zu führen… niemals würde ich ihn heiraten… niemals…
Seufzend drehte ich mich auf die andere Seite und suchte nach einer kühlen Stelle auf meinem Kopfkissen… so viel ich auch nach dachte… ich würde Dorian heiraten müssen.
Oder ich wagte endlich den Schritt und ließ die Sicherheit und Geborgenheit meiner Familie hinter mir… und trat mein neues Leben an, an Toms Seite.
Aber… wollte er dies überhaupt?

Freundschaft Angebot




Emilia Sicht:
Ich war wieder in Hogwarts, doch es schien sich alles geändert zu haben… ich meinte sogar, zu sehen wir mir Dumbledore immer wieder mitleidige Blicke zuwarf. Ich konnte keinen Menschen um mich ertragen, der mich versuchte zu trösten, oder mir zu helfen, ja, ich ging sogar so weit, Ally fort zu schicken, als sie versuchte mir eine Hand auf die Schulter zu legen.
Am Tag der Abreise hatte sich mein Vater bei mir für den Fluch entschuldigt… doch er war hart geblieben. Ich hatte vier Monate Zeit, dann würde ich als offizielle Verlobte von Dorian Gray leben müssen… und einen Monat nach dem Abschluss würde ich seine Frau werden.
In mir brodelte inzwischen der Hass auf ihn, auf Mutter, auf Dorian, auf einfach alle, die mich dazu zwingen wollten.
Am schlimmsten war es, wenn Dorian in meine Nähe kam, ich wollte ihn am Liebsten erwürgen, ihm in sein dumm grinsendes Gesicht schlagen, wenn er versuchte mit mir zu reden… er musste wissen, wie ich über diese Hochzeit dachte… nein, dachte ich bitter… er wusste es bestimmt, doch es war ihm schlichtweg egal. Und ich achtete darauf nicht Toms Weg zu kreuzen… mit ihm wollte ich ebenso wenig sprechen, wie sollte ich ihm die Situation nur erklären?
Drei Tage dauerte diese Phase… dann…
“Emii, so kann es nicht weitergehen!” Ich saß auf einem Fensterbrett, hoch oben im Astronomieturm, auf meinen Knien die “Gudrunssaga”, ein Werk, das mir in meiner momentanen Verfassung beinahe schon prophetisch erschien.
Die junge, schöne Königstochter Gudrun, wird von vielen Männern umschwärmt, doch sie schenkt ihr Herz nur einem, dem Herzogssohn Herwig. Die beiden verloben sich, wollen heiraten… doch… vor der Hochzeit wird sie von einem der abgewiesenen Verehrer entführt, er nimmt sie mit sich in sein Land, um sie dort zu heiraten. Doch sie weist ihn immer noch ab, auch als er ihr alle Geschmeide der Welt verspricht, ihr seine Liebe schwört, ihr ein Leben in Reichtum verheißt. Sie bleibt hart… und er bittet seine Mutter um Hilfe, die daraufhin Gudrun ihre Freundinnen nimmt, ihre schönen Kleider und ihr die niedrigsten Arbeiten aufträgt. Fortan muss Gudrun als niedrigste der Niedrigen ihr Leben fristen, als Sklavin in einem fremden Land. Sie hält durch… nach zehn langen Jahren kommt ihr Verlobter und befreit sie, er nimmt sie mit sich in ihre Heimat und die beiden heiraten… und leben glücklich bis in alle Ewigkeit…
Ich sah auf und erblickte Alina und Tristan, die beide gleichermaßen zornig und mitleidig wirkten.
“Emilia Blackfire , du musst damit aufhören, es kann nicht so weiter gehen!” Ally sah mich fordernd an und ich seufzte schwer.
“Und wenn schon…” Abwesend blickte ich aus dem Fenster auf den See hinaus.
“Nichts und wenn schon, wir werden uns jetzt unterhalten. Versteh doch, wir machen uns Sorgen um dich!” Allys Stimme klang flehend und ich sah sie widerwillig an… ich wollte nur alleine sein, wieso verstanden sie es nicht?”
“Emilia, das ist nicht gut für dich… du isst beinahe nichts mehr und du sitzt nur noch mit leeren Augen in der Gegend herum und bläst Trübsaal, oder verkriechst dich in deinen Büchern.”
Ich sah von Alina zu Tristan, der mich mitleidig ansah und wischte mir dann über die Augen. Schon wieder brannten sie und schienen weinen zu wollen.
“Ich will alleine sein… und ich habe keinen Hunger.” Ally seufzte und setzte sich neben mir auf das Fensterbrett. Vorsichtig streichelte sie mir über die Schulter und sah mich bedauernd an.
“Ich weiß weshalb du ihn nicht heiraten kannst, aber es hilft dir auch nicht wenn du dich jetzt verkriechst.” Ich nickte abwesend und starrte wieder aus dem Fenster.
“Ja, wenn du willst, dann heirate ich dich!” Tristans Stimme war der Schalk anzumerken und ich verdrehte die Augen.
“Tristan… das wäre wirklich keine gute Idee!” Ich seufzte und sah ihn vielsagend an und Alina nickte und sah Tristan vorwurfsvoll an.
“Tristan, es geht weniger um den Jungen den sie heiraten soll, sondern eher um die Tatsache, dass sie nicht heiraten will!”
Ich nickte zustimmend und Tristan rollte genervt mit den Augen und hob eine Augenbraue.
“Ally, Emilia , ich werde dich zwar heiraten, aber ich rühre dich nicht an, ich rede dir nirgends rein und wir sind einfach weiter beste Freunde!” Ich sah ihn wortlos an und Ally sah mit leuchtenden Augen zu mir.
“Das wäre die ideale Lösung! Ihr wäret verheiratet, aber ohne Komplikationen!” Ich seufzte erneut und sah aus dem Fenster.
Ich könnte Tristans Angebot annehmen und hoffen, dass meine Eltern damit einverstanden wären.
Ich könnte sicherlich meinen Traum verwirklichen und im Ministerium beginnen, ich wäre zwar Mrs. Lovegood, aber ich wäre frei… freier als mit Dorian.
Und wir waren Freunde, beste Freunde… ich könnte mir vorstellen mit ihm abends am Kamin zu sitzen, mit ihm zu lachen, ihm Essen zu machen. All dass, was ich mir mit Dorian niemals vorstellen könnte.
Aber… ich konnte mir auch nicht vorstellen sein Bett zu teilen.
Oder ihm Kinder zu schenken, die er sich sicherlich wünschte… ich würde ihm damit auch die Chance nehmen, jemals ein Mädchen zu heiraten, für das er Liebe empfand… nein, so egoistisch konnte ich nicht sein.
“Tristan, ich denke nicht, dass ich dies machen könnte… du willst sicherlich irgendwann Kinder, nicht? Und ich kann mir keine Kinder mit dir vorstellen, da dies gewisse… Aktivitäten implizieren würde die… die mir fern liegen. Und du könntest niemals jemanden heiraten, den du wirklich liebst, weil, eil du auf ewig an mich gebunden wärest. Ich kann nicht. Danke für dein Angebot, aber ich werde es leider nicht annehmen können.” Tristan nickte verständig und ich sah in seinen Augen zwar, dass er es ernst genommen hatte und mich wirklich geheiratet hätte, doch auch Dankbarkeit, denn ihm war klar gewesen, dass es niemals mehr als eine freundschaftliche Basis überschritten hätte.
“Nun… dann muss ich Gray vermutlich beim nächsten Spiel vom Besen werfen.” Tristan klang amüsiert und ein wenig schadenfroh. Ich sah auf und brachte ein Lächelnd zustande und Ally lachte laut auf.
“Gute Idee Tristan! Wir bringen ihn einfach um, mit Mord löst man doch bekanntlich alle Probleme.”


“Emilia, schön dich zu sehen!” Ich saß im vierten Stock, auf einem Fensterbrett und las mir konzentriert meinen Aufsatz für Arithmantik durch, als ein Schatten über mich fiel und Dorian Gray, mein Ehemann in spe neben mir stand und mich angrinste.
“Ich lerne.” Ich wandte mich kühl wieder von ihm ab und blätterte in meinem Arithmantikbuch um, um eine Jahreszahl nachzuprüfen. Dorian ließ sich davon allerdings nicht aus dem Konzept bringen und sah mich weiterhin lächelnd an.
“Möchtest du mich vielleicht auf einen Spaziergang begleiten?” Er hatte sich ein wenig zu mir gebeugt und ich rückte unterdrückt meine Faust ballend von ihm ab.
Oh, ich wollte ihm so gerne meine Faust ins Gesicht schmettern um dieses verfluchte Lächeln daraus zu löschen… wenn er dachte, ich würde ihm jemals meine Hand zum Ehebund reichen, so hatte er sich extrem getäuscht. Niemals, schwor ich mir innerlich, niemals.
“Nein. Ich habe keine Lust auf einen Spaziergang mit dir.” Ich blätterte wieder um und hoffte insgeheim er würde sich einfach in Luft und Wohlgefallen auflösen, doch diesen Gefallen tat mir Dorian nicht. Er nahm mir kurzerhand das Buch aus der Hand und sah mich dann streng an.
“Emilia Blackfire , du bist meine Verlobte, also wirst du gefälligst auch mit mir spazieren gehen, wenn ich dich einlade.” Ich kniff wütend die Augen zusammen und funkelte ihn zornig an.
Er wollte mir sagen was ich zu tun hatte? Ich war nicht seine Verlobte und ich würde es auch niemals sein.
“Hör zu Dorian. Ich weiß nicht, was du glaubst, wie wir zueinander stehen, doch ich bin nicht deine Verlobte und ich werde dich nicht heiraten. Und ich will nicht mit dir spazieren gehen, mit dir reden oder sonst Kontakt mir dir haben. Und jetzt, gib mir mein Buch zurück!” Ich sah ihn auffordernd an und freute mich innerlich über meine plötzliche Courage. Sonst hatte ich doch meistens den Mund gehalten und alles über mich ergehen lassen… Dorian verzog nur spöttisch den Mund und schüttelte seine Haare aus der Stirn.
“Ach, wir sind nicht verlobt meine Liebe? Nun… dein Vater hat mir deine Hand zugesichert, also sind wir verlobt. Und ab April wird es offiziell gemacht, liebste Emilia . Mit Blumen, einem Ball und hübschen Kleidern.” Ich sah ihn fassungslos an. Mein Vater hatte ihm meine Hand zugesichert?
Und ich musste mich wieder über meine unglaubliche Dummheit ärgern… natürlich hatte mein Vater keinesfalls auf meine Gefühle Rücksicht genommen! Wie hatte ich auch nur einen Moment glauben können, er hätte mit der Antwort gewartet, bis ich zustimmen würde?
Er hatte Dorian meine Zusage vermutlich schon einen Moment nach dessen Bitte gegeben… oder besser seine Zusage, denn ich hatte diesem Pakt ja niemals zugestimmt.
“Ich weiß nicht, was mein Vater dir versichert hat, doch ich werde dich nicht heiraten. Behalt das Buch, ich gehe!” Ich sprang von meinem Fenstersims und stolzierte wütend davon.
Wütend auf mich, auf Dorian, meine Eltern, einfach auf alle. Wie konnten sie mich nur so verraten? So Verkaufen, als wäre ich ein Stück Fleisch, das man dem meistbietenden gibt! Und gleichzeitig war ich traurig, denn ich wusste, sie wollten nur das Beste für mich… und dachten dabei nur deshalb nicht über meine Gefühle nach, weil sie glaubten mir damit eine sichere Zukunft zu schaffen…
Unbemerkt rannten mir schon wieder die Tränen übers Gesicht und ich ging schnell durch die Korridore. Ich ging immer weiter, ohne bestimmtes Ziel vor Augen, ohne über meinen Weg nach zu denken oder die Menschen die mir begegneten als mehr wahrzunehmen, als nur als dunkle, verschwommene Schatten. Ich lief einfach immer weiter und erkannte erst als ich stehenblieb und mir die Tränen abwischte, wohin ich gelaufen war.
Ich stand im verlassenen Arkadenhof, wo das Gras durch die alten Pflastersteine wucherte und man durch eine Säulenarkade, von denen der Hof seinen Namen hatte, auf den Großen See blicken konnte.
Toms Namen war für mich auf ewig mit diesem Ort verknüpft… hier hatte unsere Beziehung, wenn man es so nennen konnte, erst richtig begonnen.
Ich schluchzte auf, als sich Toms Augen wieder in meinem Kopf bohrten und ich sein Gesicht in allen Einzelheiten vor mir sah.
Schon wieder weinend setzte ich mich an den Brunnenrand und sah stumm hinab auf den See während mir die Tränen über die Augen liefen.

(Schlechte) Gedanken und Taten




Emilia Sicht:
Ich weiß nicht wie lange ich dort saß und weinte, doch als es langsam dunkel wurde, und der Nebel vom See in dichten Schwaden herein trieb, wischte ich meine letzten Tränen ab und blickte dann düster auf den See hinab.
Die dunkle Stimmung… die dichte Wolkendecke überm See, die schwachen, schräg einfallenden Lichtstrahlen… unter anderen Umständen hätte ich die malerische Umgebung nur zu gerne genossen, doch in diesem Moment war sie mir eigentlich herzlich egal.
Ich konnte an nichts anderes denken, als an Dorian und meine Hochzeit… oder meine Flucht vor meiner Familie.
War es dieser Moment, diese Zwickmühle, für die mich meine Eltern all die Jahre erzogen hatten?
Dieser Zwang, der mich zu zerreißen trachtete? Dieser Schmerz, das Wissen, dass ich meine Eltern mit diesem Schritt misskreditieren würde, ihnen wehtun musste…
Aber wenn nicht ihnen, dann würden sie mir wehtun und zwar indem sie mich zu einer Ehe zwangen, die mich unglücklich machen würde und dies mein restliches Leben lang.
Magische Ehen unterschieden sich von Muggelehen… man konnte sie nicht scheiden, sie hielten ein Leben lang… So etwas wie Scheidung war undenkbar, unmöglich.
Wer einmal die Worte vor dem Altar gesprochen hatte, war auf ewig an seinen Partner gebunden.
Bis, dass der Tod euch scheidet… ich musste zynisch lächeln.
Vielleicht würde Tristan Dorian ja tatsächlich vom Besen werfen. Und im nächsten Moment hasste ich mich für diesen Gedanken… ich konnte doch nicht wirklich darauf hoffen, dass ein Mensch starb!
Oder… konnte ich es doch?
Ich seufzte und stützte resigniert das Kinn in meine Handfläche.
Was sollte es bringen hier darüber nachzudenken ob ich mir den Tod eines Menschen wünschte… ich musste eher darüber nachdenken, ob ich meine Familie verlassen würde… oder einer Heirat zustimmen würde, die mich unglücklich machen würde.
Ich seufzte erneut auf und zog meinen Zauberstab. Langsam wurde es kalt und ich beschwor mir ein magisches Feuer herauf, um mich ein wenig zu wärmen.
Die kleinen, blauen Flämmchen züngelten hoch und ich hielt meine Hände über sie, die Wärme genießend.
“Du weinst schon wieder.” Hinter mir erklang eine mir nur zu gut bekannte Stimme und ich nickte, ohne mich umzudrehen. Ich wollte ihm nicht in die Augen sehen.
“Gibt es dafür einen Grund?” Ich sah nun doch kurz zu ihm. Riddle, Tom, stand neben mir und sah ins magische Feuer.
“Ich… ich… ich werde heiraten.” Ich flüsterte nur und bemerkte in seinem Gesicht keinerlei Regung. Er sah nicht zu mir und nickte nur knapp.
“Es freut mich, dies zu hören. Darf man fragen, wer der glückliche Bräutigam ist?” Nun sah er doch kurz zu mir und merkte in seinen Augen… Trauer?
Ich schloss die Augen und versuchte die Tränen wieder zurück zu drängen. In Toms Nähe war es noch schwerer… und doch rückte meine Entscheidung wieder in greifbare Nähe… wenn ich mit ihm zusammen sein konnte… wenn er mich wollte… dann würde ich mit ihm kommen.
Und meine Familie verlassen.
“Dorian Gray.” Meine Stimme war zittrig und schwach, schon beinahe nicht mehr zu hören… Toms Kopf ruckte zu mir und seine Augen schienen sich in meinen zu vergraben.
“Wie schön… doch, verzeih mir, du siehst nicht wie eine glückliche Braut aus. Ich kenne zwar nicht viele Bräute, doch die scheinen meist sehr zufrieden mit sich. Sie weinen nicht, sie sind fröhlich.”
Ich wandte meinen Kopf von ihm ab, mit einem Mal schien er gelöst zu sein, locker und… amüsiert?
“Mach dich nicht über mich lustig Tom Riddle.” Ich kniff die Augen zusammen und verfluchte erneut meine Tränen. Wieso musste ich jetzt weinen? Gerade jetzt?
Eine kalte Hand legte sich auf meine Schulter und ehe ich mich versah, hatte er sich neben mir an den Brunnenrand gesetzt und ich weinte seinen Mantel nass.
“Emilia, ganz ruhig… es tut mir Leid, ich wollte dich nicht kränken.” Er tätschelte mir sanft den Rücken und ich schluchzte hilflos weiter vor mich hin.
So nah bei ihm zu sein, verkraftete ich im Moment einfach nicht.
“Du willst ihn nicht, oder?” Ich schüttelte verzweifelt den Kopf und er seufzte schwer.
“Und deine Eltern wollen unbedingt, dass du ihn heiratest, nicht?” Ich nickte wieder und sah dann verblüfft auf.
“Woher weißt du das?” Ich sah ihn lange an und er verzog die Lippen zu einem belustigten Lächeln.
“Ach Emilia … du bist reinblütig und ich hätte mich auch sehr gewundert, wenn du von dir aus, auf diese Idee gekommen wärest. Der Schluss, es sei eine arrangierte Ehe, lag ziemlich nahe, nicht?” Ich nickte schwach und Tom seufzte wieder und streichelte mir über die Wange.
“Wieso erzählst du deinen Eltern nicht, dass du ihn nicht heiraten willst?” Ein zynisches Lachen entfuhr mir und ich sah ihm in die Augen.
“Du glaubst, ich hätte ihnen dies nicht klargemacht? Mein Vater hat mich verflucht und mir vier Monate Zeit gegeben… entweder mich mit dieser Ehe einverstanden zu erklären, oder die Familie zu verlassen.” Tom erstarrte und nahm seinen Arm von meinen Schultern und rückte ein wenig von mir ab, die Augen wieder weit in die Ferne gerichtet.
“Er würde dich also eher enterben, als auf diese Ehe zu verzichten?” Seine Frage hatte sich nicht wie eine Frage angehört, war auch als keine solche gemeint.
Ich nickte und sah wieder auf mein kleines, magisches Feuer hinab.
“Also steht Dorian Gray zwischen dir und deiner Familie, nicht?” Ich nickte erneut und begann wieder zu schluchzen. Doch diesmal versuchte er mich nicht mit einer tröstenden Geste oder einer Umarmung zu beruhigen, er sah mich nur interessiert… oder fasziniert an.
“Ich habe mir sogar gewünscht, Dorian möge beim Quidditch abstürzen und sterben… ich bin ein schlechter Mensch.” Ich wandte mich ab und Tom seufzte wieder tief auf und zog mich an sich.
“Das bist du nicht. Das bist du ganz und gar nicht, Emilia .”


“Emilia!” Seine Stimme tönte seltsam misstönend durch den Hof und ich blieb stehen und drehte mich kalt zu ihm um.
“Was willst du Dorian?” Ich sah ihn desinteressiert an. Nichts, was er sagte, hatte für mich auch nur annähernd Wert. Er blieb vor mir stehen, mit seinem Besen in der linken Hand und noch verschwitzt und keuchend vom Quidditchtraining.
Er sah sich kurz um, bemerkte die umstehenden Schüler und packte mich am Oberarm. Seine Finger bohrten sich so kräftig in meinen Oberarm, dass ich spitz aufschrie, vor Empörung und Schmerz und ihm meinen Arm entriss.
“Fass mich nie wieder an!” Ich funkelte ihn zornig an und er lachte nur kurz und spöttisch auf.
“Ich fasse meine Verlobte an, wann und wie ich will!”
Ich spürte wie sich um mein Herz eiskalte Finger legten und ich ballte meine Hand zur Faust.
“Ich bin nicht deine Verlobte Dorian Gray, hast du es noch immer nicht verstanden?” Wütend atmete ich aus und sah ihn drohend an und Dorian ging einen Schritt zurück und sah mich immer noch grinsend an.
“Oh doch, das bist du. Und weißt du was? Ich habe dich gestern gesehen, mit Riddle. Ich dulde keinerlei Affären und ich erwarte eine unberührte Ehefrau!” Sein verletzter Stolz, wie auch die Eifersucht brannten in seinen Augen und in mir wallte eine sengende Wut hoch…
Wie konnte er es wagen, wie konnte er sich unterstehen mir so etwas zu unterstellen, MIR zu unterstellen ich wäre eine verkommene Hure, die nicht als Jungfrau in die Ehe ging?
Schwer atmend vor Zorn stand ich vor ihm, ballte die Hand zur Faust und sah ihn angewidert an.
“Ich sage es dir noch einmal… ich werde dir nicht heiraten, niemals werde ich deine Frau.
Und ehe ich mich von dir anfassen lasse, geschweige denn, mit dir das Bett teile, stürze ich mich vom Astronomieturm!” Ich wollte mich umdrehen und ihn stehen lassen, doch Dorian griff schnell nach meinem Handgelenk und riss mich wieder herum, so heftig, dass ich strauchelte und hinfiel.
Direkt vor seine Füße. Er knurrte und riss mich wieder in die Höhe und sah mir nun direkt in die Augen.
“Höre endlich mit diesem kindischen Trotzen auf. Du wirst meine Frau und du wirst dich von Riddle fernhalten. Und wo wir schon beim Thema sind, dieser Lovegood, der passt mir auch nicht.”
Seine Stimme zitterte vor Wut und ich fühlte mich, als hätte mir jemand einen Eimer Eiswasser über den Kopf geleert. Die Wut war zwar kurz zeitig abgeflaut, doch nun strömte sie mit aller Macht zurück, bahnte sich ihren Weg in mein Herz und ich bebte vor Zorn.
Er konnte mir doch nicht allen Ernstes verbieten meinen besten Freund zu sehen!
Ich schüttelte fassungslos den Kopf und stieß ihn zurück, meinen Zauberstab auf ihn richtend.
“Ich schwöre dir eines… wenn du es noch ein einziges Mal wagst, mir vorzuschreiben, wen ich treffe, oder mit wem ich befreundet bin, dann werde ich dir einen Fluch an den Hals hexen, der dich wünschen macht, mich niemals getroffen zu haben. Hast du dies nun verstanden?”
Dorian sah mich mit brennenden Augen an, und nickte langsam, doch dann bahnte sich wieder dieses besitzergreifendem Lächeln in sein Gesicht.
“Ich bin dein zukünftiger Ehemann und ich habe alles Recht dieser Welt!”
Ich schnaubte und wollte mich abwenden, doch Dorian griff nach meiner Schulter und sah mich zornbebend an.
“Ich will nicht, dass du Riddle noch einmal triffst, ich will eine Ehefrau, über die man keine Klatschgeschichten erzählt und ich will besonders nicht, dass du dich mit diesem halbblütigen Angeber abgibst, denn ich…”
“Ich denke, Emilia kann sich treffen mit wem sie will.” Hinter uns erklang eine kühle Stimme und ich erblickte zu meiner Erleichterung Ally die krampfhaft ihre Bücher umklammert hielt, anscheinend um nicht auf Dorian loszugehen.
“Steck deine spitze Nase nicht in fremder Leute Angelegenheiten, O´Cleary!” Dorian funkelte sie böse an und Ally rümpfte die Nase und kam zornbebend auf uns zu.
“Ich stecke meine spitze Nase nicht in fremde Angelegenheiten, sondern in die meiner besten Freundin. Und du, mein Freundchen, solltest dich von ihr fernhalten. Wie schon gesagt wurde, will Emii dich nicht heiraten und folglich hast du keinerlei Recht auf sie.” Sie sah ihn herablassend an und ich sah sie erstaunt an.
Dorian sah sie nur begriffsstützig an.
“Was soll das bedeuten? Ich habe von ihrem Vater die Zusicherung erhalten, also ist sie nach dem geltenden Gesetz meine Verlobte!” presste er hervor und ich schüttelte den Kopf, wurde allerdings von Alina unterbrochen, da sie laut auflachte und Dorian resolut von mir wegzerrte.
“Ganz recht Dorian, ganz recht. Du hast die Zusicherung ihres Vater erhalten, doch nach geltendem magischen Recht, vereinbart 1806, gilt diese Zusicherung nur als Abmachung einer möglichen Hochzeit. Die rechtlich relevante Komponente trifft allerdings erst ein, wenn die Braut, also Emilia ihre Zustimmung dazu erteilt. Sie muss also ihre Zustimmung dazu erteilen, ehe ihr als offiziell verlobt geltet und du tatsächlich weiter reichende Rechte hast. Diese Zustimmung ist nicht erfolgt, also solltest du dich nicht so aufspielen. Sie hat noch vier Monate, also sieh zu, dass du Land gewinnst mein Lieber!” Sie lächelte ihn hämisch an und nahm dann meine Hand, zog mich von dannen und sank einige Stockwerke höher in einer Fensternische lachend zusammen.
Ich sah sie verdutzt an und legte ihr dann eine Hand auf die Schulter, meine Augen fragend in ihre vertiefend. Ally lachte noch ein wenig, beruhigte sich dann aber und sah mich erheitert an.
“Sein Gesicht, hast du sein Gesicht gesehen?” Sie lachte wieder los und diesmal fiel ich mit ein, denn er war gleichermaßen verblüfft, zornig und überrascht gewesen…
“Ally, stimmt das? Stimmt, dass er kein Recht auf mich hat?” Ally unterbrach ihr Gelächter und kicherte hämisch.
“Nun, teilweise ja… sobald die Papiere und der Ehevertrag unterzeichnet werden ist es allerdings völlig unrelevant, was du darüber denkst… Und jetzt komm, ich muss noch meinen Aufsatz für Dumbledore fertig schreiben!” Sie stand auf und wir begaben uns in die Bibliothek.


“Emilia, Emilia ! Wach auf, schnell!” Alina panische Stimme schnitt in meine Träume und ich fuhr erschrocken hoch, die kreidebleiche Alina anstarrend.
Sie trug ein langes, weißes Nachthemd, ihre blonden Haare waren wirr und offen, in ihren Augen lag Angst.
“Was ist denn los?” Ich wischte mir die Haare aus dem Gesicht und tastete auf dem Nachtkästchen nach meinem Haarband.
“Ein Schüler wurde angegriffen, es soll einen Toten geben!” Mit einem Schlag war ich hellwach und fühlte mich in die Zeit vor zwei Jahren zurückversetzt. Damals war monatelang die Angst umgegangen, es hatte wilde Gerüchte gegeben… Slytherins Kammer war geöffnet worden… der Erbe Slytherins wollte die Schule von den Muggelgeborenen säubern. Angst hatte geherrscht, Angst und Panik, wer würde der nächste sein… doch die Mordserie war nur kurz gewesen… nur eine Schülerin war gestorben…
War das Monster wieder frei? War dieser Hagrid unschuldig... trieb der Erbe erneut sein tödliches Spiel mit uns, oder... lauerte da draußen eine andere Gefahr, die wir noch nicht erkannt hatten?


“Emilia, hör endlich auf zu weinen, bitte!” Alina stand mit bekümmerter Miene neben mir und reichte mir befangen ein Taschentuch.
Ich gab mir die Schuld an seinem Tod, nein, ich gab mir die Schuld für meine Gedanken nach Dorians Tod… ich gab mir die Schuld daran, seinen Tod gewünscht zu haben. Ich hatte gehofft, gebetet, dass er verschwand, diese ganze Hochzeitssache einfach abgeblasen würde…
Und es war geschehen… ich hatte auf den Tod eines Menschen gehofft, ich hatte auf den Tod eines Menschen gehofft und der Mensch war gestorben… wie schlecht musste man sein, um einem anderen Menschen den Tod zu wünschen?
Ich nahm das Taschentuch und wischte mir damit die Augen ab… rot und verquollen waren sie seit Dorians Tod.
Ich war froh, dass mir die Entscheidung abgenommen worden war, doch ich fühlte Schmerz darüber, dass ein Menschenleben hatte enden müssen, um mir dies zu ermöglichen.
Schon zwei Tage nach Dorians Tod, war ein Brief für mich angekommen, ein Brief meiner Eltern, in dem sie mir kondoliert hatten, als wäre mein Widerstreben gegen eine Hochzeit niemals existent gewesen…


“Liebe Emilia ” stand da, in der säuberlichen Handschrift meiner Mutter, “ich bin mir sicher, du weißt bereits von Mr. Grays tragischem Ableben. Dein Vater und ich sind bestürzt diese Nachricht zu bekommen, waren wir uns doch sicher noch in diesem Jahr die Hochzeit auszurichten.
Bitte lass dich vom Schmerz nicht übermannen und denke immer an deine Familienehre, lass dich nicht gehen. Ich weiß, er wäre der richtige Ehemann für dich gewesen und wir setzen alles daran, dir eine solche Möglichkeit erneut zu bieten. Alles, was dir bleibt, ist Dorians Andenken in Ehren zu halten, denn ich bin mir sicher, dass du tiefe Trauer trägst.
In Liebe
Deine Mutter, lyana Blackfire .”

Verdacht




Emilia Sicht:
Am Tag nach Grays Begräbnis, zu dem wir Schüler nicht zugelassen waren worden, setzte ich mich hinaus auf den Arkadenhof… es schneite schon wieder und die meisten Schüler verbrachten den Tag im Schlafsaal oder in ihren Gemeinschaftsräumen, wo es warm war.
Doch ich wollte alleine sein, zum nachdenken. Dorian war tot. Ich war wieder frei… nur fühlte ich mich nicht so.
“Emilia? Was tust du hier?” Ich drehte mich um und erblickte Tom, der durch den frisch gefallenen Schnee auf mich zustapfte. Mittlerweile war ich eingeschneit und hatte es nicht einmal bemerkt.
“Ich denke nach.” Ich wandte mich von ihm wieder ab und starrte auf meine Füße, die unter einigen Zentimetern Schnee begraben waren.
Vielleicht sollte ich ein wenig Acht geben, sonst würde ich krank. Ich zog meinen Zauberstab und entfachte ein magisches Feuer um den Schnee schmelzen zu lassen.
“Es ist wegen ihm, oder?” Tom setzte sich neben mich und ich nickte.
Ich wollte nicht mit ihm sprechen und schon gar nicht über Dorian. Trotzdem warf ich einen kurzen Blick zu ihm, doch seine Miene verriet absolut nichts, außer einem gewissen triumphalen Funkeln in seinen Augen. Doch so schnell es auftauchte, so schnell war es auch wieder verschwunden.
“Nicht weinen… nicht schon wieder…” Er legte mir einen Arm um die Schultern und seufzte schwer.
“Dorian Grays Tod ist tragisch, aber anscheinend war sein Schicksal ein früher Tod. Aber… wieso weinst du, ich dachte du willst ihn nicht heiraten.” Ich schniefte und sah ihn todtraurig an.
“Ich wollte ihn nicht heiraten… aber wenn ich netter gewesen wäre, dann wäre, dann wäre er vielleicht noch lebendig!” Ich schluchzte wieder los und Tom zog seinen Arm zurück und stützte seine Stirn dann in die Hände.
“Guter Gott, warum immer so kompliziert…” glaubte ich ihn murmeln zu hören während er resigniert den Kopf schüttelte, dann stand er auf und hielt mir seine Hand hin.
“Komm mit, du solltest nicht mehr im Schnee sitzen, du wirst nur krank. Und bitte, bitte hör jetzt auf zu weinen, ja?” Ich sah auf und er nickte mir auffordernd zu, keine Regung in seinen feinen Zügen.
“Jetzt komm schon, mir wird auch langsam kalt. Und ich will sicherlich nicht krank werden.”
Ich nickte und ergriff seine Hand. Schweigend gingen wir wieder in den Korridor und Tom zog seinen Zauberstab.
“Was machst du?” Ich sah ihn erschrocken an, als er ihn auf mich richtete und mich zu sich zog.
“Ich trockne deine Kleidung, oder willst du Pringle etwa helfen die Wasserpfützen aufzuwischen, die du hinterlässt?” Ich sah ihm dabei zu, wie er schnell meine Kleider trocknete und ärgerte mich im stummen über meine dumme Frage. Natürlich wollte er mir nichts tun, wieso sollte er auch.
“Und jetzt tu mir den Gefallen und hör auf zu weinen. Davon wird Gray auch nicht mehr lebendig.” Ich nickte und versuchte meine Tränendrüsen auszuschalten, doch sie gehorchten nicht.
Ich weinte nun stumm vor mich hin und hoffte, dass ich irgendwann aufhören würde…
Und vor allem, damit Tom nicht den Eindruck bekam, ich hätte doch irgendetwas für Dorian empfunden.
“Tom? Hast du etwas mit Dorians Tod zu tun?” Ich platzte mit dieser Frage heraus, ohne zu wissen, warum ich sie stellte, oder mir zumindest im geringsten darüber klar zu sein, dass ich einen solchen Verdacht hegte… sie kam völlig ohne mein Zutun, so als würde ein anderer aus mir sprechen.
Toms Gesicht verhärtete sich und wurde kühl. Seine Augen funkelten mich forschend an und versprachen wieder ein Hervorbrechen des wütenden, angst einflößenden Toms.
“Wieso fragst du?” Er fauchte beinahe und hielt mich am Oberarm fest, während er sich besorgt umsah, ob jemand zu hörte.
“Hast du etwas gesehen?” Ich erstarrte und sah ihn entsetzt an.
“Heißt das… heißt das du warst es?” Ich flüsterte und meine Stimme brach vor Erschrecken.
Tom hatte Dorian ermordet… er war ein Mörder.
“Natürlich war ich es nicht. Du kannst nach fragen, ich saß mit Black, Malfoy und Xavier in der Bibliothek als Gray angegriffen wurde. Ich beherrsche keine Bilokation, folglich kann ich auch nicht der Mörder sein.”
Ich sah ihn bestürzt an, wie hatte ich jemals denken können, er wäre ein Mörder?
Tom hatte sich wieder gesammelt und trat einen Schritt von mir zurück und sah mich angewidert an.
“Ich hätte niemals gedacht, dass du mein Vertrauen so enttäuschen könntest Emilia . Gerade du, die solchen Wert auf dieses legt.” Ich sah ihn nur an und versuchte zu antworten, doch als ich den Mund öffnete, kam kein Wort heraus. Er hatte Recht, wie konnte ich ihn verdächtigen?
“Es tut mir Leid…” kam es endlich nach längerer Zeit von mir. Tom stand noch immer vor mit, die Stirn zerfurcht und den Mund verzogen. Ich trat einen Schritt auf ihn zu und legte ihm die Arme um die Schultern.
“Bitte verzeih mir…” Ich sah ihn flehend an und Tom nickte langsam.
“Ja… ja ich denke ich vergebe dir diesen Verdacht. Schließlich war ich nicht unschuldig an deinem Eindruck, ich hätte etwas mit Gray Ableben zu tun. Reden wir nicht länger darüber, dieses Thema… scheint einiges an… problematischen Gefühlen zu bergen.”
Ich nickte und Tom lächelte mich sanft an.
“Aber eines noch. Bitte vergieße heute keine Tränen mehr, ich kann dich nicht mehr weinen sehen. Zumindest nicht die nächsten drei Wochen!”


“Tom, warte auf mich!” Ich ging etwas schneller und erreichte ihn, denn er hatte sich überrascht umgedreht und sah mir lächelnd entgegen. Ich blieb vor ihm stehen und lächelte beschwingt, denn ich hatte ihn seit diesem Abend im Arkadenhof nicht mehr gesehen.
“Emilia, schön dich zu sehen… wenn du nicht weinst!” Ich verzog unwillig das Gesicht und sah zur Seite, Tom lachte leise auf und zog mein Gesicht wieder zu sich.
“Nicht schmollen meine Liebe. Davon bekommst du nur Falten!” Ich sah ihn wieder unwillig an und Tom lachte wieder. So gelöst und glücklich hatte ich ihn selten gesehen.
Er legte mir einen Arm um die Schultern und wir gingen durch den Korridor hoch zur Großen Halle.
“Willst du spazieren gehen?” Er sah zu mir nieder und ich nickte. Langsam gingen wir unter etlichen erstaunten Blicken durch das weitgeöffnete Schlossportal.
Es war vermutlich das erste Mal, dass wir in der Öffentlichkeit als Paar auftraten… aber, waren wir ein Paar? Als wir an den bereits heftig tratschenden Fünftklässlern vorbei gingen, sah ich ihn neugierig an.
“Tom? Ähm… darf ich dich etwas fragen?” Stirnrunzelnd nickte er und ich holte tief Luft.
“Sind wir jetzt eigentlich, also… sind wir ein Paar?” Er sah mir erstaunt in die Augen und schmunzelte dann leicht.
“Emilia… definiere mir bitte, was du unter einem Pärchen verstehst, ja?” Ich verzog das Gesicht und sah zur Seite… er würde mich auslachen. Da war ich mir völlig sicher.

“Ich glaube… also… ich denke… man ist zusammen und… und man liebt sich…” eine hauchzarte Röte breitete sich auf meinen Wangen aus und ich bemerkte Toms interessierten Blick.
“Und… naja, man trifft sich mit niemandem anderen und man eben… Händchen hält und sich küsst und so…” Ich war nun endgültig rot angelaufen und Tom schien mit sich zu kämpfen um nicht laut los zu lachen. Wir waren inzwischen am Seeufer angekommen und spazierten am Ufer entlang. Hinter uns erhob sich die Anhöhe auf deren Gipfel Hogwarts thronte und die Bergkette im Hintergrund.
Und vor uns breitete sich der Große See aus… ein traumhafter Anblick…
Besonders im Winter, wo alles unter einer dicken Schneedecke verborgen lag und die Sonne die weiße Pracht zum glitzern brachte.
“Du willst also Händchen halten?” Er klang immer noch belustigt, schien aber mein Mienenspiel bemerkt zu haben und hielt sich zurück.
Ich runzelte die Stirn und ging einige Schritte von ihm weg und verschränkte gekränkt die Hände vor der Brust.
“Wenn es so abwegig für dich ist, dann nicht.” knurrte ich und er schien nun ehrlich überrascht.
“Bist du jetzt etwa beleidigt?” Staunend sah er mich an und ich zuckte mit den Schultern.
Sollte doch er selbst herausfinden ob ich beleidigt war… er war immerhin der begnadete Lehrerliebling.
Dann würde es ihm vermutlich auch keine Probleme machen, herauszufinden ob ich nun beleidigt war, oder nicht.
Tom erstarrte einen Moment und musterte mich erstaunt und kam dann mit einem Lächeln auf mich zu.
Er legte seine kalten Hände an meine Wangen und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn.
“Ach Emilia … wenn es dir so wichtig ist, dann werde ich selbstverständlich deine Hand halten.”
Ich riss empört die Augen auf und trat einen Schritt von ihm zurück. Doch hinter mir ging die Uferböschung steil hinauf und ich trat versehentlich auf eine eisige Wurzel… und glitt auf.
Mit einem erschrockenen Aufschrei fiel ich nach hinten um und Tom machte einen schnellen Schritt nach vorne und fing mich auf.
Immer noch lächelnd stellte er mich wieder auf meine Füße und hob eine Augenbraue.
“Nun, ich hatte den Eindruck, du wolltest mir etwas sagen, ehe du… entschieden hast dich in den Schnee zu legen. Ich hoffe, du bist mir nicht böse, weil ich dich aufgefangen habe?” Ich runzelte die Stirn und schüttelte abwehrend den Kopf.
“Nein, ich bin nicht… ich meine, danke. Aber… wenn du nicht willst, dass ich deine Freundin bin, dann… ja, dann… sag es einfach, ja?” Ich versuchte so ernst wie möglich auszusehen und hoffte im Stillen, dass ich nicht halb so trotzig und enttäuscht klang, wie ich es empfand.
Doch Tom hob nur seine zweite Augenbraue und schien kurz nachzudenken.
“Nein, ich… ich will, dass du meine Freundin bist. Aber… ich denke, deine Familie würde es nicht wollen.” Er kam auf mich zu und nahm mich sanft in die Arme.
“Das ist mir egal.” Ich sah ihn entschlossen an. “Ich will mit sonst niemandem zusammen sein.”
Er lächelte wieder und beugte sich zu mir herab und drückte seine Lippen gegen meine.
Wieder erwachte dieses Gefühl in meinem Bauch, als würden abertausende Schmetterlinge mit ihren Flügeln gegen meinen Bauch schlagen… es war einfach unglaublich schön, hier von ihm geküsst zu werden.
Er war so sanft und zugleich fordernd und schien in die Szenerie um uns herum perfekt zu passen.
Die Sonne malte gleißende Muster auf den Schnee und die dunkeln, knorrigen Äste der unbelaubten Bäume schienen eine Art Laube über uns zu bilden.
Dazu noch die halbvereiste Fläche des Großen Sees und es war perfekt. Einfach perfekt.


Eine Woche später begann der Prüfungsstress.
Tristan hatte bei weitem am meisten aufzuarbeiten. Und da ich ohnehin nicht mehr alleine in der Bibliothek sein wollte, hatte er mich begleitet und lernte nun unter meiner Aufsicht den Stoff in Zaubertränke nach. Alienor saß neben ihm und las sich die hundertzwanzig Anwendungsarten von Limabäumen durch.
Ich wälzte mich indes durch die Abhandlungen von zeitlich begrenzten Transformationen und ihrer Ausführung und hoffte, dass Prof. Dumbledore nicht so streng prüfen würde.
Ich musste in Verwandlungen und in Zauberkunst unbedingt noch die Stoffgebiete durchwälzen, denn in diesen Fächern war ich am unsichersten.
Alina hingegen hatte immense Probleme mit Kräuterkunde, denn Prof. Ilwitch stellte hohe Anforderungen an ihre Schüler. Und wir beide wollten nur Bestnoten in den UTZen.
Schließlich kamen wir aus Ravenclaw und wollten uns im Ministerium bewerben. Und dort nahmen sie nur die Besten an.
Alina träumte von einer Karriere in der politischen Szene, sie wollte unbedingt ihre Ansichten durchbringen und keiner, wirklich keiner, der sie kannte, würde ihr die Fähigkeiten absprechen sich bei dem rauen Politikklima gegen ihre Gegner durch zu setzen. Doch… obwohl sie es nicht wahrhaben wollte, sie war ein Mädchen und würde vermutlich niemals eine Karriere in der Politik starten können.
Und wenn doch… höchstens als Assistentin des Ministers.
Doch sie ignorierte diese Tatsache und lernte wie eine Wilde für die Prüfungen.
“Weshalb muss ich den Illusionstrank abseihen, ehe ich die Minze dazu gebe?” Tristan sah vom
“Almanach der Zaubertrankkunst” auf und ich seufzte schwer.
“Weil es verhindert, dass der Trank klumpt. Wenn du ihn nach dem Aufkochen nicht abseihst, dann bildet die Drachenmilz feste Klumpen mit dem Schafstalg!” Tristan nickte und notierte es sich auf seinem Pergament und ich legte genervt meine Lehrbücher zur Seite und sah auf meinem Hausaufgabenplaner nach, welches Fach ich heute noch lernen musste.
Ausgezeichnet… Theorie der Zaubersprüche, ihre Entwicklung.
Zaubereigeschichte, die mich faszinierte… ungefähr so sehr wie die Anzahl der Staubflocken, die vor uns durch die Luft schwebten.
“Fängst du mit Zaubereigeschichte an?” Ally sah auf und ich nickte. Sie lächelte breit und vertiefte sich wieder in die Lehre der Kräuter, während ich mir die notwendigen Bücher zur Recherche heraussuchte.
In der Bücherliste hatte ich schon vor zwei Tagen nach gesehen und mich für drei Werke entschieden.
Zum einen für “Riten, Feiern und Opferrituale der Vorzeit” von Siegbert Trawinsky, dann einen Band über mittelalterliche Zaubersprüche und ein Werk über die Völkerwanderung und die damit verbundene Umwälzung im Magierwesen.
Damit bewaffnet schritt ich zurück zum Tisch und legte die Bücher dort ab.
Ich begann mit dem Buch über die Vorzeit. Demnach hatte die magische Begabung damals verschiedene Möglichkeiten geboten, etwas damit zu erreichen. Zur Ausübung der Magie verwendete man damals bildliche Darstellungen, die Höhlenmalereien, oder Tänze, mit denen man die Energie bündelte und sie dann auf seinen Wunsch kanalisierte. Erste Zauberstäbe waren rohe, unbehauene Äste, die man im Feuer härtete.
Der erste große Entwicklungsschritt erfolgte demnach als die Magier sich in den sumerischen Stadtstaaten sammelten und Gilden begannen die Grundlagen der Magier zu erforschen und die Praktiken zu verfeinern.
Ich stöhnte genervt auf und begann die einzelnen Abschnitte in eine Zeitleiste einzutragen… das würde die Angelegenheit zumindest ein wenig übersichtlicher gestalten…

Informationen sammeln



Emilia Sicht:
“Kaum zu glauben… aber der Stoff ist tatsächlich langweiliger als der Lehrer!” Alina starrte ungläubig auf mein Pergament und ich nickte zustimmend.
“Ich habe mich auch gewundert… aber was solls! Ich wundere mich nur, dass es damals tatsächlich einen Zauberspruch gab, mit dem man Hufkrankheiten bei Eseln, Rindern und Pferden kurierte, sieh mal!” Alina sah zu mir herüber und musterte die vergilbte Seite des Pergamentes.
“Gang ut, nesso, mid nigun nessiklinon, ut fana themo marge an that ben,
fan themo bene an that flesg, ut fan themo flesge a thia hud,
ut fan thera hud an thesa strala! Drohtin, vethe so!“ Sie versuchte den altsächsischen Dialekt nachzuahmen und furchte konzentriert die Stirn. Als sie geendet hatte gab es einen Moment, in dem es schien als wäre sämtliche Luft aus dem Raum verschwunden. Doch ehe wir panisch werden konnten,
Verschwand das Phänomen und Tristan sah Ally wütend und überrascht an.
Doch ehe er reagieren konnte, klappte von hinten jemand das Buch zu und schnaubte verächtlich.
Wir wandten uns erstaunt um und sahen direkt in das wütende Gesicht von Nikita Black.
„Sagt mal, seid ihr noch bei Gulden und bei Groschen?“ Er musterte uns zornig und Ally holte empört Luft.
„Wir sind bei Gulden und bei Groschen! Was soll das, weshalb klappst du das Buch zu?“ fauchte sie und Nikita stemmte die Arme in die Hüfte und warf uns dreien einen gleichermaßen zornigen, wie ungläubigen Blick zu.
„Überleg doch mal, Miss Neunmalklug! Wer rezitiert denn hier alte Zaubersprüche ohne die Folgen zu bedenken?“ Ally sah ihn verwundert an.
„Aber… sie funktionieren doch nicht, oder?“ Black bebte anscheinend vor Wut, doch er schien sich zu mäßigen und setzte sich neben Alina auf den freien Sessel und fixierte uns drei.
„Nun… sie funktionieren meine Liebe. Sie funktionieren einwandfrei. Und der Spruch, den du gerade benutzt hast, ist eine sehr mächtige Beschwörungsformel. Sicherlich, die Muggel kennen sie auch, doch für jene ist dies schlichtweg ein heidnischer Spruch, den die unwissenden Bauern in Urzeiten anwandten. Du allerdings, und davon gehe ich jetzt schwer aus, du bist eine Hexe, folglich würde er dir vermutlich gelingen. Versteht ihr? Sie sind zwar alt, aber sie funktionieren. Stellt euch mal vor, ihr hättet einen anderen Spruch genommen, einen Fluch oder eine Verwünschung.
Das ist uralte Magie, die kann man nicht umkehren, ihr könntet im schlimmsten Falle mit drei Augen und vier Beinen herumlaufen.“
Black schloss seinen Monolog und ich warf Alina und Tristan einen besorgten Blick zu.
„Und… was ist nun geschehen?“ Tristan fasste sich als erstes und sah Black ziemlich unfreundlich an.
“Keine Ahnung, vermutlich nichts… aber tut mir… und euch den Gefallen und lest die Sprüche zumindest nicht mehr laut vor, ja?” Er wollte gehen, doch Alina hielt ihn am Ärmel seines Umhanges zurück.
“Black, warte mal… woher weißt du so viel über alte Magie?” Sie sah Nikita bittend an und dieser seufzte tief auf.
“Ich habe ein Faible für althochdeutsche Literatur und altenglische Epen… ich kann einige Dialekte beider Sprachen verstehen. Und… keine Bange, hättest du ein Pferd, dann würde dies nun garantiert nicht mehr unter Hufrehen und anderen Krankheiten leiden. Da du allerdings kein Pferd neben dir hast und soweit ich sehe auch keines bist, dürfte nichts passiert sein. Aber… lest bitte keine alten Sprüche mehr laut vor, denn sie können auch tödlich sein.” Er seufzte wieder tief und ich sah ihn plötzlich wachsam an. Eine Idee war mir gekommen und ein Verdacht, der mich frösteln lies.
“Nikita … wäre es möglich… nun ja… warte. Komm mit, schnell!” Ich sprang auf und packte ihn am Handgelenk, hastete mit ihm im Schlepptau aus der Bibliothek.
“Emilia, ich finde dich ja auch sehr attraktiv und alles, aber ich denke nicht, dass Riddle das so gerne…” Ich unterbrach ihn und schubste ihn in eine etwas ruhigere Ecke, wo uns niemand so leicht belauschen konnte.
“Ach, Black, halt den Mund… als ob ich… hör zu… kannst du mir eine Frage beantworten?” Ich sah ihn beinahe hypnotisierend an und er runzelte belustigt die Stirn.
“Ob ich kann, oder nicht kann, kommt auf die Frage an… aber ich werde tun was in meinen Kräften steht, ja?” Ich nickte und schloss die Augen.
Unbedingt musste ich meine Frage unverbindlich klingen lassen, ich wollte auf keinen Fall, dass Tom davon erfuhr.
“Du kennst dich mit alten Flüchen aus, ja?” Ich sah ihn forschend an und er setzte ein breites Grinsen auf, das vor Selbstvertrauen strotzte.
“Natürlich. Sie sind mein Hobby, ich kenne die meisten davon und kann sie dir auch übersetzen.”
Ich nickte verständig und wandte mich von ihm ab. Vor dem Fenster tanzten wieder Schneeflocken und fielen sanft auf die nun völlig vereiste Schneefläche die normalerweise der Große See war.
“Du erinnerst dich doch sicherlich an den Tod von Dorian Gray, oder?”
Ich sah kurz und prüfend zu ihm und bemerkte eine gewisse Reserviertheit in seinen sonst so offenen Zügen.
“Gewiss erinnere ich mich.” antwortete er lauernd. Er trat näher an mich heran und seine sturmgrauen Augen schienen den Weg, den diese Konversation gehen würde, bereits kilometerweit zu beleuchten.
Ich schluckte und wandte meinen Blick keine Sekunde von ihm ab, zu wichtig waren die folgenden Informationen.
“Dann… du weißt sicherlich, dass Dippet… und die Untersuchenden keinen Fluch fanden, der zu seinen Verletzungen passte… nun… ich frage mich, ob du einen kennst?”
Ich sah ihn ernst an und bemerkte, dass sein Gesicht einen Moment förmlich versteinerte. Seine Kiefer fest aufeinander gepresst stand er da und musterte mich nachdenklich.
Nach einiger Zeit erst sprach er wieder, leise, flüsternd, als würde er jedes Wort auf der Goldwaage abwiegen…
“Emilia, ich weiß nicht, ob dies eine gute Idee ist… wirklich, ich glaube nicht…”
Ich sah ihn stirnrunzelnd an und unterbrach ihn.
“Nikita, was weißt du über den Tod von Dorian Gray?”
Er schluckte und schüttelte dann den Kopf.
“Nichts Emilia , ich weiß nichts darüber! Und ich würde dir anraten, aufzuhören einen abgeschlossenen Fall wieder aufzuwirbeln. Es wird dir nichts bringen.”


“Was meinst du damit?” Ich sah ihn forschend an und erspähte einen Funken Angst in seinen Augen, als er sich zu mir wandte und mich ansah.
“Ich meine damit, dass die Untersuchungen eingestellt wurden. Ohne Ergebnis. Gray ist tot und wird es auch bleiben, also plage dich nicht mit solchen Gedanken herum.” Damit hatte er geendet und drehte sich um. Ich hielt ihn an der Schulter zurück und senkte verschwörerisch die Stimme.
“Nikita, was weißt du über Dorian Grays Ableben?” flüsterte ich drängend und er hielt meinem Blick emotionslos stand.
“Emilia, ich weiß absolut nichts über den Tod von Dorian Grays!” Er nahm meine Hand von seiner Schulter und sah mir noch einmal eindringlich in die Augen.
“Lass ihn tot sein und versuch nicht heraus zu finden wie er starb. Das würde nur Probleme schaffen.”
Ich nickte, obgleich ich nichts verstand. Weshalb wollte er nichts sagen?
Ich dachte wieder an den Nachmittag, als ich Tom verdächtigt hatte… konnte es sein, dass…
“Nikita, sag mir… hat Tom etwas damit zu tun? Tom Riddle?”
Ich versuchte Nikitas mit meinem Blick zu zwingen, die Wahrheit zu sagen, doch er schloss nur kurz die Augen und sah dann aus dem Fenster.
“Nein Emilia , Tom hat nichts mit Dorians Tod zu tun. Und ich muss nun wirklich gehen, wir haben Quidditchtraining… Auf Wiedersehen!”
Ich starrte ihm ungläubig hinter her, als Nikita Black zwischen den Schatten, die die Säulen warfen dahin ging und hinter einer Biegung verschwand.
Wieso hatte ich ein Gefühl, so als ob irgendetwas seine Schatten auf mein Leben warf, als ob ein Geheimnis, das ich nicht zu ergründen vermochte mich niederzwang?
Nach einer Weile begab ich mich zurück in die Bibliothek, wo Alina und Tristan saßen und lernten.
Mit einem Mal kamen sie mir seltsam unwirklich vor, als würden sie durch einen transparenten Schleier von mir getrennt. Sie waren so fröhlich, unbeschwert und jung, während ich mich mit einem Mal alt fühlte, alt und vom Staub der Jahrhunderte bedeckt… was war nur los mit mir? Mein Kopf fühlte sich an, als wäre er in Watte gepackt und mich ergriff Schwindel. Mit einem Mal fühlten sich all meine Glieder schwach an und ich merkte wie meine Knie zitterten.
Ich setzte mich durchatmend neben Alina , die mich besorgt ansah.
“Emii? Emii? Was ist los, du bist bleich wie der Tod!” Sanft legte sie mir ihre Hand auf die Stirn und zog sie dann keuchend wieder zurück.
“Oh Merlin, Tristan, sie kocht förmlich vor Fieber!” Tristan sah mich ebenfalls besorgt an, doch dies bekam ich nicht mehr mit, denn vor meinen Augen wurde es plötzlich schwarz, tausende Sterne schienen aufzublinken und meine Arme und Beine prickelten und wurden seltsam taub und eiskalt.
In meinen Ohren pochte es und ein seltsam hoher Ton erscholl.
Damit endete meine Wahrnehmung und ich fiel in einen dunklen, tiefen Tunnel.


“Ich glaube sie wacht langsam auf, schnell, hol die Krankenschwester!” Ich vernahm Allys Stimme, doch sie klang seltsam verzerrt, so als würde sie durch ein Tuch mit mir sprechen.
“Gehen sie aus dem Weg Miss O´Cleary, ich muss den Blutdruck messen…” Eine bekannte und doch seltsam unvertraute Stimme klang herrisch auf und kurz danach spürte ich etwas kaltes an meinem Oberarm.
“Nun, der Blutdruck normalisiert sich. Sie hatten Recht Miss O´Cleary, sie wacht tatsächlich auf.”
Jemand strich mir über die Stirn und ich schlug flatternd die Augenlider auf.
Zuerst verschwamm das Bild über mir, doch dann erblickte ich Ally, die mit erleichterter Miene neben mir saß, Tristan, der wirkte als wäre ihm ein tonnenschweres Gewicht von den Schultern genommen worden und die Schulkrankenschwester, Madame Prewett, die mir mit klinischer Präzision einen Löffel mit irgendeinem scheußlich schmeckenden Zaubertrank einflößte.
“Was ist passiert?” Meine Stimme klang schwach und meine Kehle brannte. Ich hustete als das Sprechen mir ein ekelhaftes Kratzen im Hals bescherte und Madame Prewett drückte mir sofort ein großes Glas mit Wasser in die Hand.
“Hier, trinken sie das meine Liebe… sie haben uns einen furchtbaren Schrecken eingejagt, wissen sie das?” Vorsichtig trank ich un versuchte nicht zu husten. Das Wasser war kühl und schmeckte leicht nach Ton, es besänftigte meine ausgedörrte Kehle.
“Wieso bin ich hier?” Wieder versuchte ich zu sprechen und nun funktionierte es wesentlich leichter.
“Emii, du bist in der Bibliothek zusammen gebrochen, du hattest hohes Fieber!” Ally streichelte mir die Hand und ich sah sie erschrocken an.
“Wieso?” Tristan schmunzelte und kratzte sich am Hinterkopf.
“Ich sage dir es nicht gerne Kleines, aber du warst beinahe drei Tage außer Gefecht…”
Ich riss erschrocken die Augen auf.
“Drei Tage? Aber warum?” Ich sah wieder forschend um mich und Madame Prewett räusperte sich.
“Nun, sie litten an einer Kreislaufschwäche, vermutlich ausgelöst durch eine verschleppte Grippe. Aber keine Sorge, sie werden in ein paar Tagen wieder völlig gesund sein!”


Es war bereits spät Nachts, doch ich konnte nicht schlafen. Madame Prewett hatte mir noch einen Fiebersenkenden Trank gebracht und mir Ruhe empfohlen, denn ich war noch sehr schwach.
Doch mein Geist war wieder rege und ich konnte nicht schlafen.
Ich sah aus dem Fenster und dachte nach, über mich, über Tom und über unsere Zukunft.
Alina hatte mir gesagt, dass Tom jeden Tag bei mir war, doch er blieb nie lange und war auch heute noch nicht erschienen. Was hielt ihn von mir fern?
Ich seufzte und suche eine kühle Stelle auf meinem Kissen.
Er war nicht gekommen. Doch vielleicht hatte er gute Gründe dafür? Aber… welche Gründe konnten dies sein. Obendrein, so krank ich mich auch noch fühlte, so schwach ich noch war, ich musste wieder an Dorian Grays Tod denken. Nikita seltsame Reaktion, Toms Distance zu dem Mordfall… alles erschien mir widersinnig. Beide hatten mir versichert, dass mein Tom… mein Tom nichts damit zu tun hatte… und doch sagten mir meine Gefühle und meine Intuition, dass er irgendwie involviert war…


“Emilia, ich habe eben erst gehört, dass du wieder wach bist, bitte verzeih mir, ja?” Tom stand vor mir. Es war augenscheinlich nach zwölf Uhr Mittags, denn er schien vom Essen zu kommen.
Ich hatte lange geschlafen und fühlte wie sich die Krankheit langsam aus meinem Körper zurück zog.
Langsam aber sicher kehrte meine Kraft zurück, doch ich musste immer noch das Bett hüten, den Madame Prewett hatte mir noch Fieber attestiert, das erst sinken musste.
“Ist schon gut Tom.” Ich sah ihn lächelnd an und er setzte sich neben mich aufs Bett.
“Nein, ich hätte mich mehr um dich kümmern müssen. Es war unverzeihlich nicht bei dir zu sein, als du aufgewacht bist.”
Er wirkte ernsthaft besorgt und beschämt und ich strich ihm vorsichtig über die Hand.
“Ach Tom… es ist in Ordnung… aber hast du keine Angst, du könntest dich bei mir anstecken?” Ich sah ihn leicht lächelnd an und er erwiderte das Lächeln sanft.
“Nein, nein habe ich nicht. Wann darfst du den Krankenflügel wieder verlassen?” Er griff nach meiner Hand und fuhr langsam an meinem Handgelenk entlang und verfolgte dann den Verlauf der blauen Adern, die durch meine blasse Haut überdeutlich erkennbar waren, bis zu meinem Ellbogen.
Seine Berührung entfachte in mir ein Kribbeln und ein ungeahntes Verlangen ihn zu küssen.
Doch als ich mit zu ihm beugte um ihn zu küssen, drehte er sich weg und schob mich sanft, aber bestimmt wieder in Ruhelage auf das Kissen.
“Bitte, Emilia … ich denke zwar nicht, dass ich mich hierbei anstecken kann, doch ich fürchte beim Küssen, könnten dann doch einige Erreger überwechseln. Und für Krankheiten habe ich keine Zeit.” Ich nickte ernüchtert und versuchte mich wieder bequemer hinzulegen.
“Meintest du es eigentlich ernst, als du sagtest, du würdest deine Familie verlassen… für mich?” Er sah mich wieder an und hinter seinem freundlich-sanften Lächeln entdeckte ich einen lauernden Ausdruck in seinem feinen Gesicht.
Ich sah ihr erst sprachlos an, dann wandte ich mich ab und nickte bestimmt, aber zaghaft.
“Ja… ich würde sie verlassen… ich wollte schon in den Weihnachtsferien gehen, doch Mutter und Vater… Vater hat mich überzeugt noch einige Monate zu warten.” Ich seufzte und Tom schien mit einem Mal völlig euphorisch zu sein und eine wilde Zufriedenheit breitete sich in seinem Gesicht aus.
Doch sie schien ihn seltsamerweise nicht hübscher zu machen, eher schien sie seine Miene zu verunstalten, seine feinen Züge grob wirken… ich sah ihn erstaunt an und lehnte mich dann an seine Schulter.
“Würdest du mich jemals verlassen?” Ich lächelte gerührt, denn er schien wieder so verletzlich, wie damals vor dem Waisenhaus.
“Nein Tom, ich würde dich nie verlassen… ich bleibe bei dir.” Er sah mich zärtlich an und mein Herz machte einen Hüpfer als er mir über die Wange streichelte.
Dann ließ er sich neben mir in die Kissen sinken und legte seinen Arm um mich.
An ihn gekuschelt schlief ich ein, während er mir gedankenverloren über die Wange strich und an seine Zukunft dachte…
Was diese inkludierte wusste ich damals noch nicht, auch nicht, dass ich an seiner Seite schreckliche Dinge erleben würde… ich träumte von einem kleinen Haus an der Küste Irlands und einem Garten voller Rosen und Lavendel…


“Miss Blackfire , wenn sie so freundlich wären, mir die drei Arten der Anwendung von Feuerblättern zu erörtern, wäre ich ihnen sehr verbunden.”
Prof. Ilwitch hatte sich vor mir aufgebaut und sah mich erwartungsvoll an und ich sah sie leicht erschrocken an. Erst gestern hatte ich wieder den Krankenflügel verlassen dürfen, denn Madame Prewett dachte, ich könne einen Rückfall erleiden.
Aber nun war ich wieder gesund und obwohl, ich noch ein wenig blass um die Nase war, fühlte ich mich wieder wach und vital genug, um mich dem kommendem Prüfungsstress zu stellen.
“Nun, die drei Anwendungsgebiete sind laut Ignatz Potswild die Verarbeitung als Anzünder für magische Feuer, die Verwendung in Spreng und Explosionselexieren und die Verwendung in Heilsalben und Heiltinkturen bei schweren Verbrennungen.”
Ich sah sie erwartungsvoll an und Prof. Ilwitch nickte zufrieden.
“Ausgezeichnet Miss Blackfire . Fünf Punkte für Ravenclaw. Und nun, gehen wir weiter im Stoffgebiet, als nächstes möchte ich sehen wie ein jeder von ihnen den schweren Tropenbaum füttert, natürlich unter Zuhilfenahme des Kräuteralmanachs. Und Bowers, diesmal möchte ich keine Verletzungen sehen!” Sie ging weiter und ich folgte ihr langsam.
Zur Wiederholung in Kräuterkunde gehörte auch die Tour durch die Gewächshäuser, denn Prof. Ilwitch war der Meinung man lerne nur wenn man die Pflanzen sehe und mit ihnen arbeite, nicht

Manieren


Emilia Sicht:
Mit schwerem Kopf erhob ich mich ächzend und hoffte, dass mein Magen die plötzliche Bewegung aushalten würde... der Feuerwhiskey hatte meinen Magen schwer angegriffen, ich vertrug von Haus aus wenig Alkohol. Und die Tatsache, dass ich nun versucht hatte meinen Kummer darin zu ertränken, zeigte mir erstens, dass ich davon nur brechen musste und zweitens, dass meine Sorgen dadurch auch nicht weniger wurden... Auch Tom kam davon nicht zurück. Ich kämpfte den Würgereiz nieder und sah mich kurz im Zimmer um, auf der Suche nach meinem Morgenmantel. Endlich hatte ich den gefunden und hüllte mich darin ein, unterdessen die Türglocke erneut schellte.
Ich stöhnte auf, als die Klingel meinem Kopf Gewalt antat und ging zur Tür... Wer konnte das sein? Tom? Nein, Tom würde nie klingeln. Tom würde einfach hereinkommen und so tun, als wäre nichts geschehen... Tom wäre einfach nur hereinspaziert und hätte sich höchstens gewundert, dass ich nicht schon mit dem Essen am Tisch wartete und ihn wieder umsorgte...
Bei diesen Gedanken brodelte kurze Zeit wieder die Wut in mir hoch, die jedoch sofort verpuffte, als ich sah, wer da vor meiner Türe stand.
"Du siehst abscheulich aus, weißt du das?" Nikita sah mich zwar unbeeindruckt, aber auch eindeutig abfällig an und ich verzog das Gesicht, als ich seinen selbstgefälligen Gesichtsausdruck bemerkte.
"Sehr schön, willst du sonst noch etwas?" erwiderte ich und sah ihn mehr oder weniger unfreundlich an.
"Oh, ja, ich will einige von Toms Sachen abholen, wenn du kurz verzeihst?" Ehe ich protestieren konnte, oder auch nur etwas sagen, oder nach Tom Fragen, hatte er sich an mir vorbei gedrängelt und war direkt in unser Schlafzimmer gegangen, wo er den Kasten aufriss.
"Nikita, sag mal, bist du noch ganz bei Trost?" fragte ich völlig überrumpelt, als Nikita den Schrank durchwühlte. Anscheinend fand er nicht, was er gesucht hatte und drehte sich deshalb unwirsch zu mir um, erstmals wieder sprechend, nachdem er zuvor schon alles, das inToms und meinem Kasten gelegen hatte, zu durchwühlt hatte.
"Ja. Ich bin ganz bei Trost und wenn du wüsstest, wie man seinen Ehemann bei Laune hält, dann müsste ich nicht in deinen Schlüpfern herumwühlen. Nicht, dass es mich stören würde!" fauchte er und ich kniff wütend die Augen zusammen... dass ich bei Tom einiges falsch gemacht hatte, das war mir klar. Ich hätte einfach... ich hätte vorbereitet sein müssen, weniger wiederspenstig. Was bedeuteten meine Gedanken schon? Er war mein Ehemann und diese gehörten alleine ihm. Ich liebte ihn schließlich und der Plan Alina und Tristan zu besuchen, dieser Plan war schließlich nur dämlich, was ich auch begiffen hatte. Sie wollten mich nicht sehen... und ich brauchte die Beiden nicht... ich brauchte nur Tom.
"Verschwinde sofort aus meinem Schlafzimmer Nikita Black , oder es wird dir schlecht bekommen!" raunte ich dann und sah ihn mehr als nur drohend an. Doch Nikita lachte nur hämisch.
"Pack den Zauberstab weg, Emilia . Ich bin in Toms Auftrag hier und das hier, das ist in erster Linie SEINE Wohnung, nicht deine. Also, benimm dich wenigstens mir gegenüber wenn du schon IHN nicht halten kannst!" bekam ich zur Antwort. Er grinste mich unverschämt an und ich atmete tief ein, denn seine Aussagen zeugten davon, welchen Stellenwert ich inzwischen hatte. Früher war ich die wunderschöne Tochter eines Reinblutes gewesen, die alles erben würde und nun? Nun war ich lediglich die verlassene Ehefrau eines Halbblutes, verstoßen von der eigenen Familie... und Nikita war... Reinblut. Kein Wunder, dass er auf mich herabsah. Doch, ich war nicht gewillt erneut in meinen eigenen vier Wänden den Kürzeren zu ziehen. Nein, diesmal nicht. Auf keinen Fall, auf gar keinen Fall würde ich nun auch vor Nikita kuschen. Vor Tom würde ich notfalls niederknien, aber nicht vor Nikita .
"Nikita Black, entweder du verschwindest SOFORT oder ich helfe nach." fauchte ich und sah ihn so zornig an, wie es mir möglich war, wenn man bedachte, dass mein Gehirn immer noch durch den Alkohol getrübt war. Vermutlich hätte ich auch keine Sekunde in einem Duell bestanden, denn meine Reaktionsfähigkeit litt ebenfalls unter dem Dauerrausch den ich die letzten Tage erlebt hatte.

Nikita stand mir immer noch gegenüber und grinste hämisch, als er mich und meinen Zauberstab erblickte.
"Emilia, leg den Zauberstab weg, das würde dir schlecht bekommen!" raunte er dann und sah mich teils mitleidig, teils wütend an. Ich hingegen zuckte nur mit den Schultern und hob den Zauberstab noch ein wenig höher. Ich war wütend... wütend auf mich, auf ihn und seine Frechheit, auf Tom, der mich einfach verlassen hatte... mir war es egal, dass Nikita mich vermutlich besiegen würde und mich demütigen, doch die Demütigung die mir diese Niederlage versprach akzeptierte ich als unausweichliche Notwendigkeit... es war mir egal... ich wollte leiden...
"Oh nein, mein Lieber. Du wirst jetzt sofort diese Wohnung verlassen, oder ich mache dir Beine. Und wage es nicht noch einmal hier dermaßen ungehörig aufzutreten, oder ich vergesse mich." erwiderte ich ungerührt und Nikita zögerte kurz und zuckte mit den Schultern, damit beginnend sich an die Kommode zu bewegen die er ebenso rüde durchsuchte, wie zuvor den Schrank. Ich erbebte vor Wut und schnippte einmal mit meinem Zauberstab, so dass die Schublade, die er so eben geöffnet hatte, wieder zuschnappte und seine Hand einklemmte. Mit einem erschrockenen Aufschrei zog Nikita seine Hand zurück und schüttelte sie einige Male um den Schmerz zu verdrängen, dann starrte er mich erbost an, in seinen Augen konnte ich die Überraschung und die Wut sehen.
"Was fällt dir eigentlich ein? Das war meine Hand!" empörte er sich und ich kicherte schadenfroh.
"Nun, man steckt seine Finger nicht in fremde Schubladen... und wenn doch, dann sollte man damit rechnen, dass man sie sich einklemmen könnte..." gab ich hämisch zur Antwort und sah ihn dann völlig ruhig an.
"Ich bin hier, auf Toms Geheiß und ich gehe nicht ehe ich gefunden habe, was ich suche!" beharrte er und rieb sich die nun rot anschwellenden Finger nebenbei. Ich bemerkte befriedigt, dass die Kanten der Schublade Abdrücke Hinterlassen hatten, die allmählich von Blut unterlaufen wurden.
"Ich denke aber, dass du jetzt gehen solltest und darüber nachdenkst, wie man sich in einer fremden Wohnung benimmt. Wirklich, von einem Black sollte man bessere Manieren erwarten können!" bekam er zur Antwort und ich lächelte charmant, als ich seine Wut bemerkte. Allmählich erkannte ich, welchen Reiz es haben konnte, andere Menschen zu trietzen. Es half mir auf seltsame Art und Weise dabei, meinen eigenen Schmerz zu mildern. Konnte man psychischen Schmerz auf egoistische, eigentlich recht asoziale Art und Weise teilen? Nun, ich vermutete, dass Nikita nur körperlichen Schmerz empfand, weniger psychischen. Und doch gab es mir eine gewisse Befriedigung ihm dabei zu zu sehen, wie er zumindest einen Bruchteil von dem Schmerz empfand, den ich erlitt.
"Ach ja, Miss Blackfire , oder... sollte ich lieber Madame Riddle sagen?" flüsterte Nikita und sah mich kalt an. "Wenn man bedenkt auf welch interessante Art und Weise du dich aus deiner Familie verabschiedet hast, dann könnte man meinen, dass es dir nicht ansteht über gute Manieren zu urteilen."
Ich spürte wie sich meine Mimik verhärtete, denn Nikita hatte mit seinem Vorwurf völlig recht. Ich hatte sicherlich nicht die Befähigung über Manieren zu sprechen. Nicht nach meiner skandalösen Entscheidung lieber mit einem Halbblut davon zu laufen, als eine gute Tochter zu sein.
"Halt den Mund Nikita und verschwinde. Das nächste Mal denkst du an gute Manieren... und, nebenbei, wenn du gefragt hättest, dann hätte ich dir sicherlich geben können, was du suchst!" entgegnete ich ihm, mit dem Rest Würde der mir geblieben war.
Faszinierend, noch vor wenigen Momenten war ich beinahe euphorisch gewesen, ihm Schmerz zu fügen zu können und nun? Nur einige, wenige Worte hatten meine Euphorie verschwinden lassen und... sie durch bittere Realität ersetzt. Ich hatte Nichts mehr, ich war nichts mehr ohne Tom... ich war. Ein... Nichts.
"Ja, natürlich. Ich werde erst dann gehen, wenn ich habe, was ich suche. Oder möchtest du lieber, dass ich Tom erzähle, dass seine... Ehefrau ihm sein Eigentum verweigert? Ich denke er wird dadurch nicht angespornt... zu dir zurück zu kommen, Kleines?"
Er grinste mich an und ich konnte in seinem Gesicht sehen, dass er wie üblich über alles im Bilde war, das zwischen mir und Tom vorgefallen war... ich hatte bereits vermutet, dass Tom entweder bei ihm lebte, oder bei Abraxas Unterkunft genommen hatte. Doch nun wurde mir instinktiv klar, dass mein Gatte wohl bei Black untergekommen war.
"Die Sache ginge wesentlich unproblematischer von statten, wenn er entweder selbst auftauchen würde oder dir genau gesagt hätte, wo das liegt, das er anscheinend so dringend braucht!" antwortete ich ihm, den Einwurf seinerseits ignorierend, dass Tom anscheinend nicht die Absicht hatte so bald wieder zu kommen.
"Vielleicht hat er einfach kein Interesse mehr hier her zu kommen? Und nebenbei, er hat mir exakt gesagt, wo es liegt... und ich vermute, dass du es weg geräumt hast, denn Tom täuscht sich nicht, er täuscht sich nie!" kam es verbissen zurück und Nikita schenkte mir einen undefinierbaren Blick, von dem ich nicht wusste, ob er einfach nur sehen wollte, inwiefern ich verletzt war, oder ob er nachprüfte, ob ich besagtes "Ding" versteckt hatte. Lächerlich, es war ein lächerlicher Vorwurf... natürlich hatte ich bereits daran gedacht, dass Tom nie wieder kehren würde... und allein der Gedanke daran schmerzte mich unglaublich.
Und natürlich hatte ich nichts weg geräumt oder gar versteckt, das Tom gehörte. Weshalb hätte ich das auch tun sollen? Er würde es sofort bemerken und wir hätten vermutlich Streit.
Doch diesen Streit hatten wir auch so gehabt und nun war er anscheinend ohnehin gegangen und hatte mich verlassen...
"Benutz doch den Aufrufezauber du großartiger Magier... und dann verschwinde." entgegnete ich ihm und sah ihn nun spöttisch an, doch Nikita Blick ließ diesen Spott sofort verschwinden...
"Emilia, sag mal, kennst du deinen "Mann" überhaupt? Du denkst tatsächlich, dass ein so genialer Magier wie Tom seine Besitztümer nicht gegen Aufrufezauber schützen würde? Du, du trägst SEINEN Ring an deinem Finger und hast keine Ahnung, sage ich. Keine Ahnung!" Ich stutzte kurz und sah ihn verwundert an. Seine Augen funkelten wie besessen und seine Züge glühten in fanatischem Eifer auf. Wieso hatte ich eigentlich nie bemerkt, wie graußam Nikita aussehen konnte, wenn er solche... Gefühlsausbrüche hatte? Und... er klag als wäre er... in Tom verliebt? Nicht die romantische Liebe die in den Sagen und Legenden gelebt wurde, die ich so gerne las, nein, fanatische, eifernde Liebe, Liebe die einen übermannte und willenlos machte. Ein wenig so, wie es zwischen mir und Tom war...
"Ach... deshalb also durchwühlst du lieber meine gesamte Wäsche und Toms Socken nach etwas, das möglicherweise dort ist? Zumindest habe ich Ahnung davon, wo mein GATTE seine Dinge verwahrt, etwas das dir anscheinend verwehrt bleibt." antwortete ich ihm und bemerkte freudig, dass sein Gesicht langsam vor Wut anlief.
"Du... dein Gatte, der seit einer Woche lieber bei mir lebt, als bei dir? Sehr interessant. Nun gut, wo sind Toms Bücher? Ich meine nicht seine normalen Bücher, ich meine seine... privaten Tagebücher?"
Ich runzelte die Stirn und sah ihn dann verwundert an.
"Tom will seine Tagebücher haben? Nun, er wird schon wissen, was er tut. Im Flur steht ein Regal, dort stehen alle seine Bücher." Ich sah zu, wie Nikita kurz aufseufzte und dann an mir vorbei ging und das Regal im Flur, das Tom erst vor kurzem aufgestellt hatte, durchsuchte.
"Dieser... ich wette, es war Absicht!" murmelte er und ich lachte höhnisch, während er die Buchrücken überflog. In der letzten Reihe blieb er hängen und zog schließlich ein beinahe neu aussehendes Buch heraus, das ich anhand des Einbandes als Toms Notizbuch identifizierte.
"Na, dann werde ich zu deinem GATTEN zurück kehren... soll ich ihm etwas ausrichten? Vielleicht dass seine Frau sich anscheinend dem Alkohol ergibt und eine noch weinerlichere Karikatur eines Menschen abgibt als sonst?" Er richtete sich auf und sah mich höhnisch grinsend an und die offenkundige Beleidigung durchfuhr mich wie ein Blitz. Ehe ich nachdenken konnte, war ich schnellen Schrittes auf ihn zu gegangen und hatte ihm mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen, so fest, dass meine Handfläche prickelte und auf seiner Haut sich eine weiße Stelle abzeichnete.
"Du wagst es..." fauchte ich, von meiner Wut plötzlich selbst überrascht und Nikita fasste sich zuerst ungläubig an die Wange, dann sah er mich zornig an.
"Ich wage WAS genau Emilia ? War es etwa nicht die Wahrheit?" grinste er dann überheblich und bei mir schalteten sämtliche Sicherungen und alle Manieren, die ich jemals gehabt hatte aus und ich griff blind nach einem Buch und knallte es ihm mit aller Macht ins Gesicht.
Nikita schrie schmerzerfüllt auf und taumelte dann zurück, rückwärts durch die Tür. Ich sah durch die offene Türe nur noch, wie er sich keuchend an seine Nase griff und Blut zwischen seinen Fingern hervor spritzte, dann disapparierte er.


Vertrauen unter Freunde




Emilia Sicht:
Es klingelte schon wieder an der Tür. Hat es nicht gereicht dass Nikita heute morgen da war.
"Emilia , ich würden gerne mit mit dir sprechen, hättest du Zeit?" fragte Abraxas grinsend und ich führte ihn in den Salon, der für gewöhnlich nur besondere Gäste die regelmäßig hier waren.
"Du wolltest mit mir sprechen ?"
"Emilia vertraust du mir? Und kann ich dir Vertrauen?,,
Was ist denn heute nur mit Abraxas los.
"Was ist das denn für ne frage ?"
"Emilia beantworte sie einfach"
Ich sah in sein Gesicht und sah in seinen Mimik das er es ernst meint. Seine schöne hellblauen Augen die die Farbe des Meer hatten und jeder zeit strahlten waren wie ausgetauscht.
Sie waren verwunden.
"Ja kannst du "
Ja das kann er, er kann mir vertrauen. und ich vertrau ihn auch wieso auch nicht denn er war es der mich immer wieder von meinen deprimierten fasen heraus holte. Auch wenn es nur kurz war.
"Gut, Emilia dieses Gespräch bleibt unter uns also wenn er wieder bei dir ist... ja Tom kommt wieder zurück ... zum eigentliches Thema wieder zurück zuführen wenn er da ist dann Denk nicht an dieses Gespräch oder halte die Mauer strak genug das er nicht durch dringen kann hast du mich verstanden ?"
Er weiß es das Tom meine Gedanken Manchmal liest doch die größere frage die mir gerade im Kopf herum fliegt ist was so wichtig in diesen Gespräch sein kann. Ich nickte nur denn ich konnte und wollte nichts sagen.
"Gut, ich werde dir jetzt ein Saft überreichen denn du trinken sollst er ist für deine Sicherheit. "
Für meine Sicherheit was läuft denn hier für eine Vorstellung .
Ich war total verwirrt.
"Für meine Sicherheit ?"
"Du bist in Gefahr Emilia deswegen verlang ich von dir das du dies trinkst Bitte"
Wieso sollte ich in Gefahr sein?
"Ich will dich nicht verlieren " hörte ich ihn noch flüstern.
Ich verstand garnichts mehr,
nicht das der Alkohol mich genug fertig macht nein muss er mit den Geheimniskrämerei anfangen.
"Wieso sollte ich in Gefahr sein?"
"Das kann ich dir nicht sagen doch vertrau niemanden auch nicht mir nach diesen Gespräch. Denn es geht um dein leben und jetzt Trink "
Ich atmende schwer aus, um mein Leben das Chaos und die Verwüstung die durch Tom, der Alkohol und jetzt auch Abraxas angerichtet wurden sind schockiert mich. Seine großen blauen Augen betrachten mich. Ich vermied ihren Anblick bewusst und starrte die Glasscherben eines großen Spiegels an, in denen ich von den Bruchkanten unterbrochen verzerrt mein Spiegelbild sah .
Die Atmosphäre schien beinahe elektrisch aufgeladen zu sein, jeder Atemzug schien unnötig lange zu dauern, doch ich schien Abraxas Worte noch nicht zu begreifen, noch zu tief saß der Schock über das soeben Geschehene.
"Hier Trink ?"
Ich schaute auf die dunkle blaue Glass Flasche hinab und nahm sie an. Ich wusste nicht wieso ich einfach dies Tat doch eine stimme tief in mir sagte ich sollte ihn einfach Vertrauen.
Und das Tat ich...

Neu Anfang



Emilia Sicht:

Den restlichen Vormittag verbrachte ich allein im Haus.
Mir war die Lust an allem vergangen. Sogar am Trinken.
Tom und Abraxas können wirklich stolz auf sich sein.

Kurz nach Mittag ging ich ins Bad und sah mich im Spiegel an.
Meine Haare hingen mir platt in das blasse Gesicht.
Meine Augen sahen müde aus und der sonst so strahlende Glanz der dunklen blauen Augen war kaum noch da.
Ich seufzte und strich mir die Haare hinters Ohr.
Ich konnte nicht mehr sagen wie lang ich so in den Spiegel starrte, doch plötzlich wurde mir mit einem Schlag bewusst das es so nicht weitergehen kann.
Ich fühle mich wie in einem Käfig.
Aber jetzt ist Schluss damit!
Ich holte eine Schere aus dem Badschrank und schnitt drauf los. Nach einer gefühlten viertel Stunde war ich fertig und bestaunte mein Werk im Spiegel.
Ich hatte mir meine fast hüftlangen Harre bis ein Stück über die Schultern abgeschnitten und einen Seitenpony geschnitten. Ich wuschelte durch meine Haare die mir nun wild ins Gesicht hingen.
Ich lächelte. Ja das ist schon besser. Dann griff ich mir nach meiner Schminktasche und pinselte drauf los. Ich umrahmte meine Augen schwarz, und trug Rouge auf um meine Blässe zu verdecken. Jetzt nur noch ein bisschen Lipgloss und fertig.


Viel fröhlicher ging ich aus dem Bad ins Schlafzimmer und durchsuchte meinen Kleiderschrank nach passenden Klamotten.
Im Gegensatz zu Tom hat ich auch Sachen die nicht Schwarz oder Dunkelblau waren.
Jetzt denk ich schon wieder an ihn. Nein! Ich lass mir den Tag nicht verderben.
Auch nicht von Mr Arrogant!
Ich kramte weiter und zog schließlich ein weinrotes trägerloses Kleid an. Passend dazu zog ich mir schwarze High Heels mit kleinen weißen Steinchen an.
Als ich mich dann später im Spiegel betrachtete biss ich mir leicht auf die Unterlippe und grinste.
So fühle ich mich schon viel besser!
Aber was soll ich denn aufgestylt Daheim?
Es wird Zeit das ich wieder mal das tue was ich die ganze zeit machen wollte.

„Arbeiten!“, lachte ich.

Ich holte mir schwarze Handtasche, steckte mein Zauberstab ein und verließ das Haus.
Draußen war wunderschönes Wetter.
Der Himmel war wolkenlos und die Sonne schien hell hinunter.
Ich schlenderte durch die Straßen von London bis ich am Tropfenden Kessel ankam.
Dort war der Eingang zur Winkelgasse.
Ich blieb davor stehen und plötzlich kam mir ein Geistesblitz.
Jetzt wolln wir doch mal sehen was er den ganzen Tag so macht!

Ich betrat die Kneipe und ging gleich in den Hof zur Mauer.
Ich tippte auf die Steine und der Eingang öffnete sich.
Ich lief mit einem Lächeln auf den Lippen durch die vollen Straßen.
Vor ein paar Läden blieb ich stehen und schaute in die Schaufenster.
Hmm nen neuen Umhang könnt ich auch gebrauchen.
Wow die Schuhe sind ja total schön! Nur Schade das ich kein Geld habe. Und schon wieder wird mir bewusst was ich alles verloren hatte.

Ich schlenderte weiter und
nach einiger Zeit kam ich zu einer kleinen Seitengasse.
Ich wusste das dort der Laden Borgin und Brukes war.
Und da müsste demzufolge auch Tom sein. Doch die Gasse war mir unheimlich. Es schien als würden die Sonnenstrahlen nicht durch die dunklen alten Gemäuer dringen. Dort trieben sich eigentlich nur seltsame Leute herum. Na ja, eigentlich passt Tom da ja ganz gut rein.
Ziemlich nervös lief ich durch die schmutzigen Gassen.
Ich wusste nicht einmal warum ich zu Tom wollte, aber vielleicht wollte ich ihm einfach zeigen das ich trotz ohne ihn fröhlich sein kann. Endlich erreichte ich einen kleinen Läden mit komischem Zeug im Schaufenster.
Totenköpfe, verschrumpelte Hände und seltsame Bücher.
Ich schluckte.
Normalerweise würde ich niemals freiwillig in so einen Laden gehen.
Ich konnte auch nicht verstehen wie Tom dort arbeiten kann.
Die Tür war offen, so dass es auch nicht klingelte als ich vorsichtig eintrat.
Der schmutzige kleine Laden war mit Glasvitrinen vollgestellt die lauter schwarzmagische Gegenstände enthielten.
Langsam ging ich weiter.
Doch ich konnte niemanden entdecken.

„Hallo?“, fragte ich vorsichtig. „Tom? Bist du da?“

Doch keine Antwort.
Ich wollte mich schon wieder umdrehen und gehen als ich ein Geräusch hörte.
Ich entdeckte eine schwarze Tür hinter dem Tisch der Kasse.
Auf den Zehenspitzen schlich ich dort hin und drückte leise mein Ohr an die Tür. Aber ich konnte nichts mehr hören.
Vorsichtig legte ich meine Hand auf die Türklinke und drückte sie langsam runter.
Die Tür knarrte leicht und ich streckte den Kopf rein.
Es war ein kleiner Nebenraum mit Bücherregalen und einem großen Tisch.
Aus dem Raum führte noch mal eine Tür hinaus. Wahrscheinlich in den Keller.
Ich trat ein und schloss die Tür.
Es war ziemlich dunkel da das Licht nicht gut durch die dreckigen Fensterscheiben dringen konnte.
Ich schaute mich genauer um.
Hier standen noch unheimlichere Dinge rum als im Laden.
Eine menge Flaschen mit Flüssigkeiten und komischen Kräutern standen in den verstaubten Regalen.
Viele der Bücher ähnelten denen von Tom.

Die schwarze Seelen der drei Hexen

Die sieben Todesflüche

Kräuter und Pflanzen zur besonderen Tötung

Ich schüttelte den Kopf.
Wozu braucht man denn so was?
Ich drehte sich um und mein Blick fiel auf den dunklen Tisch in der Mitte des Raums. Dort stand eine einzelne Kerze und ein großes schwarzes Buch.
Ich wusste nicht warum aber ich wollte wissen was das für ein Buch ist.
Leise ging ich zum Tisch und nahm das schwere Buch in die Hände. Im Gegensatz zu den anderen Büchern lag auf diesem keine zentimeterdicke Staubschicht.

Alles über die schwarze Magie

Ich runzelte die Stirn.
Irgendwo hab ich das doch schon mal gehört. Oder gesehen?
Ich schaute mir das Buch genau an bis ich ein Lesezeichen entdeckte.
Ich schlug das alte Buch genau auf dieser Seite auf.
Unsterblichkeit mit Horkruxen
„Horkruxe?“, ich runzelte die Stirn. „Was soll dass denn sein?“
Ich wollte gerade die Seite durchlesen als ich Schritte hörte.
Erschrocken klappte ich das Buch zu und schmiss es zurück auf den Tisch.
Ja ich hatte Angst.
Wo soll ich mich verstecken?
Soll ich mich überhaupt verstecken?
Doch ich hatte keine Zeit mich zu entscheiden,also stand ich da, starrte auf die Tür.
Ich dürfte eigentlich gar nicht hier sein.
Auch wenn Tom hier arbeitet.
Ein älterer Mann mit braunen schulterlangen Haaren und einem Schnauzbart trat in den Raum.
Er erschreckte sich sichtlich als er mich entdeckte.
„Was machen sie denn hier?!“, rief er.
„Ich, äh ja, ich...“, stotterte ich.
„Sie sind ein Dieb!“, rief er und kam einen Schritt näher.
„Nein!“, sagte ich empört.
Ich und ein Dieb so tief bin ich bestimmt noch nicht gefallen. „Mein Name ist Emilia . Emilia Bl... Riddle.“
„Sollte ich sie kennen?“
„Äh, ich bin die Frau von Mr Riddle.“, erklärte ich.
Der Mann sah mich nur fragend an. Ich zog die Augenbrauen zusammen.
„Der Junge der hier arbeitet.“, versuchte ich weiter.
„Ach ja, Tom.“, nickte er schließlich. „Hat sie nie erwähnt.“
„Ja das sieht ihm ähnlich.“, flüsterte ich mehr zu mich selbst.
„Nun junge Dame, das erklärt aber nicht warum sie hier in meinen Privaträumen sind. Und dann auch noch meine Bücher lesen.“, sagte er und nickte auf den Tisch.
Ich folgte seinem Blick.
„Nein das war ich nicht, das lag da schon.“, erklärte ich unsicher.
„Mr Burke!“, rief eine Stimme die ich ohne Probleme erkannte.
Oh ganz toll!
Jetzt wird’s lustig.
Tom trat in den Raum und schaute mich verwundert an als er mich bemerkte.
„Was machst du denn hier?“, fragte er barsch.
„Na ja ich wollte dich besuchen.“, sagte ich schlicht.
Tom hob leicht den Kopf und beobachtete mich.
„Nun Tom du kannst zu deiner Frau .“, er betonte das letzte Wort. „Sicherlich erklärst du das sie hier nichts zu suchen hat.“
Dann ging Mr Burke zurück in den Laden und schloss die Tür hinter sich.
Ich schaute ihm noch nach bis Tom das Wort ergriff.
„Kannst du mir sagen was das soll?“, fragte er wütend und stellte sich genau vor mich.
„Das hab ich dir doch gesagt! Ich wollte dich besuchen.“, sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ach, auf einmal?“, fragte er sarkastisch und sah mich genau an. Und plötzlich änderte sich sein Gesichtsausdruck als er mich genauer musterte.
„Wieso hast du dir die Haar abgeschnitten?“
„Ich wollte eine Veränderung.“, sagte ich nebensächlich.
„In vielerlei Hinsichten, Tom. Ich wollte schon lange mit dir reden.“
„Und über was?“
„Kannst du dir das nicht denken? Das vor eine Woche. war doch das beste Beispiel, meinst du nicht?“
„Muss ich dir alles erlauben was du tuen möchtest?!“, fragte er wütend.
Für mich war das wie ein Schlag ins Gesicht.
„Eigentlich bin ich davon ausgegangen. Das ich arbeiten darf in unsere ehe Tom.
Und nicht das ich wieder in einem Käfig gefangen bin.“, sagte ich aufgebracht.
„Du redest Unsinn.“
„Ach tu ich das? Dann kannst du mir bestimmt auch sagen wo ich den ganzen Tag bin? Und noch was, was sind Horkruxe!“
Toms Augen weiteten sich schlagartig und seine Züge entglitten ihm etwas. Doch er hatte sich schnell wieder gefangen.
„Woher weißt du davon?“, fragte er bedrohlich leise.
Ich drehte mich um und drückte ihm das Schwarze Buch in die Hand. Dann verschränkte ich wütend die Arme und wartete auf seine Reaktion.
Tom starrte eine Weile auf das Buch ohne es jedoch aufzuschlagen. Ich wusste das er nach einer guten Erklärung suchte.
„Und?“, fragte ich schnippisch.
Tom funkelte mich an.
„Du hast das Buch nicht gelesen?“
„Nein.“
„Du weißt also nichts darüber?“
„Nein.“
„Du hast auch keine Ahnung was es mit Horkruxen auf sich hat?“
„Nein.“
Tom nickte kaum merklich und stellte das Buch zurück in das staubige Regal.
„Hallo? Wärst du so freundlich mir das mal zu erklären?“
„Da gibt es nichts zu erklären. Ich hab das Buch in meiner Pause gelesen und vergessen zurück zustellen.“, erklärte er schlicht.
„Und warum ließt du so etwas?“
„Warum sollte ich nicht?“, fragte er und zog die Augenbrauen hoch.
Oh ich hasse es wenn er mir mit Gegenfragen antwortet.
„Weißt du was? Vergiss es! Ich hab langsam echt die Schnauze voll von dir und deinen saublöden Büchern! Ich war die ganze Woche so verletzt das ich sogar Nikita eine verpasst habe aber das weist du bestimmt schon und trotzdem bin ich hergekommen. Und weißt du auch warum? Weil ich dich liebe! Aber DU machst alles kaputt!“, sagte ich und drehte mich wütend um.
Ich wollte sein Gesicht nicht sehen. Und ich wollte auch nicht das er sah wie mir langsam wieder die Tränen kamen.
Ich atmete tief ein und aus.
Nein du heulst jetzt nicht!
Nicht vor ihm!
Ich stand eine ganze Weile so da ohne das ich auch nur einen Mucks hörte, doch plötzlich spürte ich zwei Hände die sich auf meine Schultern legten und einen warmen Atem in meinem Nacken. Ich spannte mein Rücken etwas an und hob den Kopf höher.
Ich spürte wie er mich näher an sich zog und schließlich mit dem Rücken auf seiner Brust lag. Dann beugte er sich runter und strich mit seiner Nase und seinen Lippen sanft über meinem Hals hinauf zu meinen Wangen.
Unwillkürlich entspannte ich mich und schloss die Augen.
Ja da war er wieder.
Da war endlich wieder der Tom Riddle den ich so sehr liebe.
Ich ließ meinen Kopf in den Nacken nach hinten fallen sodass er nun auf seiner Schulter lag.
Langsam öffnete ich wieder die Augen und sah in Toms Gesicht.
Er lächelte mich an und seine Augen hatten einen liebevollen Glanz.
„Es tut mir Leid.“, flüsterte er. „Ich liebe dich doch.“
Fast in Zeitlupe beugte er sich runter und küsste mich unendlich sanft.
Ich seufzte leicht und legte eine Hand auf seine Wange.
So nah waren wir schon lange nicht mehr gewesen.
„Tom ! Komm her!“, schrie eine Stimme.
Tom und ich fuhren sofort erschrocken auseinander.
„Ich komme gleich!“, rief Tom genervt.
„Sofort!“, brüllte Mr Burke.
Tom verengte seine Augen und machte den Mund auf, doch ich war schneller und legte ihm zwei Finger auf die Lippen.
„Schon OK. Du bekommst bloß Ärger.“, sagte ich leise und grinste schief.
„Ich werde mich beeilen. Dann können wir heute Abend da weiter machen wo wir aufgehört haben.“, flüsterte er und küsste mich noch mal.
Dann führte er mich aus dem Laden und ging zurück.
Überglücklich ging ich zurück zum Tropfenden Kessel. Zwar haben wir nicht über alles geredet aber ein Anfang wars doch schon mal. Aber das mit den Büchern und das ich in Gefahr wäre krieg ich auch noch raus. Egal wer und was auf mich zu kommt!

Der Besuch




Emilia Sicht:
Wieder sind einige Wochen vergangen in den ich ziemlich viel stress mit hatte.
Doch das war in Ordnung.
Wieso?
Weil ich jetzt arbeite.
Und mit Tom?
Tja, was es mit den Büchern auf sich hat konnte ich bis jetzt noch nicht rausfinden. Aber seit dem Gespräch im Laden hat sich die Situation gebessert.


Ich war im Moment zu Hause und durchsuchte das ganze Haus nach meinem Zauberstab ab.
"Irgendwo muss er doch sein!,,
Ich hab ihn doch auf den Tisch gelegt! "Oh Verdammt!,,
Dann klingelte es plötzlich an der Haustür. Ich seufzte und lief zur Tür die ich etwas stürmisch auf riss.
„Hey! Ich weiß das wir das letze mal nicht gerade gut auseinander gegangen sind doch ich muss dir was erzählen dass einfach zu wichtig ist!“, rief Tristan und stürmte rein.
„Äh, komm doch rein...“, sagte ich sarkastisch und schloss dann die Tür. Tristan hatte sich schon längst in die Mitte des Wohnzimmers gestellt und zog seinen Umhang aus.
„Du es ist grad ganz schlecht. Tom wird bald Zuhause sein und-“
„Nikita ist ein Todesser.“
Ich blieb mit offenem Mund stehen.
Was hatte er da gesagt?
Nikita? Ein Todesser?
„Was? Woher weißt du das?“, fragte ich schockiert.
„Wir haben ihn erwischt wie er einen Muggel umgebracht hat. Er ist im Moment im Ministerium.“, erklärte er und setzte sich an den Tisch in der Küche.
Ich setzte mich gegenüber hin und immer noch völlig perplex von diesen unglaublichen Neuigkeiten.
„Das kann ich gar nicht glauben. Ich meine, ich wusste ja das er gegen Schlammblüter ist aber gleich ein Mörder?
Das hätte ich ihm nicht zugetraut.“, sagte ich leise und schüttelte den Kopf.
„Ja aber das ist nicht der Einzige Grund warum ich hier bin.“ Ich zog die Augenbrauen zusammen. „Und warum noch?“, fragte ich verwundert.
„Wo ist Tom?“
„Tom? Was hat das mit ihm zu tun?“, fragte ich etwas ängstlich.
„Bitte beantworte meine Frage Emilia .“, sagte er ernst.
„Na bei der Arbeit wo sonst?“, sagte ich ungeduldig.
„Gut. Ich muss dir was sagen. Etwas das dich sehr schockieren könnte.“
„Aha und was?“
„Also, Nikita trug auf seinem linken Arm ein eingebranntes Mal. Ein Totenkopf mit einer Schlange. Hast du so was schon mal gesehen?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Hab ich mir ehrlich gesagt schon gedacht. Jeder dieser Todesser hat so eins. Immer auf dem linken Unterarm. Sie nennen es das Dunkle Mal.“
„Halt, halt stopp!“, unterbrach ich.
„Was willst du mir damit sagen?“
Tristan atmete tief ein und schloss kurz die Augen.
„Ich kenne dieses Zeichen, Emilia. Das hab ich schon mal in Hogwarts bei Black und seinen Freunden gesehen. Sie haben es auf Pergament gemalt.“
„Das ist ja schön aber ich versteh immer noch nicht was das mit Tom zu tun hat.“
„Verstehst du denn nicht? Black war nie der Anführer der Bande. Es war Tom! Und dieses Zeichen war Toms Idee!“, erklärte er bestimmend.
Einen Moment herrschte Totenstille im Raum. Black sollte auch ein Totesesser sein.
Deswegen sollte ich in Gefahr sein.
„Tristan . Willst du mir damit irgendwas sagen?“
„Ich weiß es ist schwer für dich zu glauben, aber“, er machte eine kleine Pause und holte tief Luft. „Ich glaube Tom gehört dazu.“
Für einen Moment glaube ich mich verhört zu haben.
Was hatte er da gesagt?
Tom soll ein Mörder sein?
Nein! Nein das kann nicht sein!
„Sag mal spinnst du?! Nur weil einer seiner Freunde ein Todesser ist muss er auch einer sein?!“, rief ich aufgebracht.
„Emilia ! Bitte hör mir zu!“, versuchte Tristan .
„Nein! Jetzt hörst du mir mal zu! Tom hat weder ein dunkles Mal auf dem linken Arm noch sonst irgendwo an Stellen die DU noch nie gesehen hast! Du kannst doch nicht einfach jemanden als Mörder hinstellen ohne Beweise zu haben! Ja, Tom kann ein richtiger Mistkerl sein, aber ein Mörder? Ich kann das nicht glauben, tut mir Leid!“, rief ich wütend und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Ich habe auch nie gesagt das er ein Todesser ist oder das Mal trägt.“, sagte er leise und sah mich eindringlich an.
Für einen Moment war ich mehr als verwirrt. Doch dann machte es plötzlich Klick in meinem Kopf und ich wusste auf was er anspielte.
„Also das geht zu weit.“,
sagte ich bedrohlich leise.
„Emilia bitte, es passt alles zusammen.“
„Was denn?! Es wäre ja nicht schon schlimm genug gewesen zu sagen er wäre ein Todesser, aber nein! Jetzt soll er auch noch der Anführer sein! Der dunkle Lord oder wie ihr den nennt!“
„Tom hat sie niemals jemandem untergeordnet und das weißt du! Sein Zeichen aus der Schule hat plötzlich jeder Todesser auf dem Arm, einer seiner früheren Freunde ist einer davon, und ich bin mir sicher das dieser Name auch was mit ihm zu tun hat!“
„Name? Welcher Name?“
„Voldemort. Lord Voldemort.“
„Wer soll das sein?“
„Das einzige was Black im Ministerium sagte war
„Niemand kann Lord Voldemort aufhalten“ und dann hat er uns das Mal auf seinem Arm gezeigt. Seit dem hat er kein Wort mehr geredet.“
„Ja. Und?“
„Ich glaube der Name „Lord Voldemort“ setzt sich aus einem anderen Namen zusammen.“, erklärte Tristan .
„Ach und du glaubst natürlich das sich Tom das einfallen lassen hat, nicht wahr?“, fragte ich und zog die Brauen hoch.
Er nickte leicht.
„Tja darf ich dich jetzt mal ganz dezent darauf hinweisen das sich in „TOM RIDDLE“, nicht ein mal ein „V“ befindet.“,
sagte ich sarkastisch.
„Es tut mir wirklich Leid Emilia , aber ich bin davon überzeugt das Tom nicht der ist der für dich ist. Ich bitte dich nur noch einmal darüber nachzudenken.“
Dann stand er auf und ging zur Haustür die wenige Sekunden später mit einem Klicken ins Schoss fiel. Ich saß wie versteinert am Tisch und starrte an die Wand.
Meine Gedanken überschlugen sich regelrecht. Wie kann er so etwas nur behaupten?
Das kann ich einfach nicht glauben!
Ja Tom kann ein Mistkerl sein das hat er schon oft genug bewiesen, aber ein Mörder?
Gut, ich hätte ihm auch nicht zugetraut das er mich jemals so behandelt aber das?
Ob Lestrange auch einer ist
ich meine er wollte mich vergewaltigen und wenn Tom nicht gekommen wäre dann...
Nein nicht mein Tom.
Lestrange war das letzte mal mit Tom zusammen als wir noch in Hogwarts .... Oh...auf unsere Hochzeit .
Ich dachte noch einmal genau über alles nach was Tristan mit erzählt hatte. Dieses Mal hatte ich noch nie gesehen, und auch den komischen Namen, Lord Voldemort hatte ich noch nie gehört. Er setzt sich also aus einem anderen Namen zusammen. Zumindest denkt das Tristan. Aber möglich wäre es.

Ich lief nun ungeduldig im Zimmer auf und ab. Aber wie kommt er da auf Tom? Tom Riddle.
Ist nicht gerade das gleiche wie Voldemort.
Ein paar der Buchstaben passen ja, aber da gibt es nicht mal ein „V“.
Ich lief am Bücherregal vorbei und blieb plötzlich schlagartig stehen. Wie gebannt starrte ich darauf und vor mir spielte sich plötzlich die Szene vor ein paar Wochen ab. Der Streit in der Früh als Nikita Toms Tagebuch in der Hand hatte. Da stand irgendwas mit einem zweiten Vornamen.
Seinen zweiten Vornamen mit „V“.
Ja jetzt hab ich es
Vorlost.
Tom Vorlost Riddle.
Ich wurde kreidebleich.
Nein!
Nein das ist ein Zufall, was anderes kann es gar nicht sein!

Das wissen



Emilia Sicht:
Ich lief die Straßen von London entlang. Ich musste es wissen, sonst würde ich noch weniger Ruhe haben als sonnst.
Den ganzen Tag hatte ich mir darüber Gedanke gemacht.
Aber ich konnte es nicht glauben.
Oder wollte?
Ich blieb vor einer alten roten Telefonzelle stehen.
Ich muss versuchen mit ihm zu sprechen.
Egal wie!
Ich trat ein und drückte die Eins.
Eine gelangweilte Frauenstimme fragte nach ihrem Grund hier einzutreten.
„Ein Besuch.“
„Einen Moment bitte.“, sagte die Stimme und wenige Sekunden später begann sich die Telefonzelle zu bewegen und in den Boden zu versinken.
Ich muss es schaffen das er mir die Wahrheit sagt.
Wenn Tom wirklich etwas damit zu tun hat muss ich es wissen.
Egal was kommt.
Ich halte diese Unwissenheit einfach nicht mehr aus!
Langsam weiß ich nicht mehr was ich glauben soll.

Die Telefonzelle hielt an und ich stieg aus. Ich befand mich jetzt im Ministerium. Hunderte von Hexen und Zauberer kamen mir entgegen und liefen in verschiedene Richtungen.
Und hier wollte ich arbeiten.
Diese Hektik ist ja nicht auszuhalten.

Ich ging in Richtung eines Aufzugs und stellte mich hinein.
Was wenn Tristan recht hat?
Was mach ich dann?
Ich kann ja nicht einfach sagen „Hey kein Problem wenn du ein paar Leute umbringst, macht mir gar nichts aus!“.
Aber es kann nicht wahr sein!
Nein, es DARF nicht wahr sein!
„Dritter Stock. Abteilung für Magische Strafverfolgung.“, sagte eine Frauenstimme und die Aufzugtür öffnete sich.
Ich stieg aus und lief den Gang entlang.
Ich ging an vielen Büros vorbei in denen Leute auf engstem Platz arbeiteten.
Ich lief den Gang bis ganz zum Ende entlang und blieb dann vor einer geschlossenen Tür stehen.
Ich klopfte ein paar Mal und wartete.
„Ja bitte?“
Ich öffnete die Tür und trat ein.
„Emilia . Was machst du denn hier?“, sagte Tristian verwundert und stand von seinem Schreibtisch auf und kam auf mich zu. Ich schloss die Tür hinter mich und kam etwas näher.
„Ich hab nachgedacht. Über das was du mir gesagt hast.“
„Und bist du zu einem Ergebnis gekommen?“
„Naja seit du gegangen bist sind drei Stunden vergangen, und ich bin durchaus zu einem Ergebnis gekommen.“
„Weißt du ich kann mir vorstellen wie schlimm das für dich sein muss aber er bringt ja nichts wenn-“
„Ich will mit Black reden.“
Eine Weile starrte er mich nur fassungslos an.
„Ich glaube nicht dass das geht.“
„Es muss gehen.“, sagte ich bestimmend.
Er atmete tief ein und schüttelte den Kopf.
„Okay. Aber nur fünf Minuten.“, gab er nach und führte mich aus dem Büro in den Keller wo Nikita eingesperrt war.
Vor einer großen schweren Holztür blieben wir stehen.
Er schwang seinen Zauberstab und murmelte ein paar Worte.
Dann schwang die Tür langsam auf. Ich trat als erstes ein.
Es war ein kleiner kahler Raum der nichts enthielt als einen Tisch mit zwei Stühlen und einer schwachen Lampe.
Nikita saß auf einem der Stühle und hatte seinen Kopf in seine Hände gelegt. Auch als er hörte wie jemand eintrat blickte er nicht auf. Ich drehte mich noch mal zu Tristian um der an der Tür stand. Er nickte mir zu und hob seine Hand um mir zu zeigen das ich nur fünf Minuten habe.
Dann schloss er die Tür und es herrschte Stille.
Ich wartete darauf das er mich ansah. Doch er hob seinen Kopf keinen Zentimeter.
„Nikita .“
Er spreizte die Finger. Danach nahm er seine Hände von seinem Gesicht und legte sie auf den Tisch. Ich erschrak etwas über sein Aussehen. Er sah sehr schlecht aus. Sogar schlechter als das letzte mal als ich ihn eine gegeben habe. Seine Haare waren fettig und hingen ihm strähnig ins eingefallene Gesicht.
Seine Augen hatten schwarze Augenringe und sahen übermüdet aus.
„Emilia . Was verschafft mir die Ehre das du dein Ehegatte vernachlässigst?“,
fragte er spöttisch.
„Ich will dich etwas Fragen. Etwas sehr wichtiges.“
„Wichtig für mich oder dich?“, fragte er und lehnte sich zurück.
„Wichtig für mich aber nützlich für dich.“
Er sah mich nur fragend an.
„Wenn du mir das sagst was ich wissen will wirkt sich das bestimmt positiv auf deine Strafe aus. Also. Sagst du mir jetzt was ich wissen will?“
„Das kommt ganz drauf an was du von mir willst.“
„Und was wenn ich wissen will wer Lord Voldemort ist?“, fragte ich und zog die Brauen hoch.
Es herrschte Stille.
Ich konnte nur das atmen des jeweils andren hören.
Er musterte mich ganz genau.
„Du hast kürzere Haare. Steht dir gut.“ und lächelte leicht.
Doch mein Gesicht blieb ausdruckslos.
„Nikita , das ist kein Witz. Ich will wissen wer Voldemort ist!“
„Wer glaubst du denn ist es?“
„Was meinst du?“
„Na ja du musst ja irgendeine Ahnung haben wer es sein könnte. Sonst würdest du ja wohl nicht fragen, oder liege ich da falsch?“
Ich hob den Kopf etwas und fixierte ihn. Mittlerweile konnte ich das auch ziemlich gut.
Schließlich hatte ich den besten Lehrer gehabt.
„Ich habe eine Vermutung, ja. Aber ich will von dir hören ob ich recht habe oder nicht.“
„Und wenn ich es dir nicht sage?“
„Jetzt hör mir mal zu! Ich hab noch ca. 2 Minuten mit dir in diesem hübschen Zimmer hier und ich will eine Antwort! Und zwar sofort!“, rief ich und schlug mit der Hand auf dem Tisch.
Er starrte mich etwas fassungslos an. Ich war so wütend. Ich wollte jetzt Antworten haben!
„Ich kann es dir nicht sagen. Aber Schlag mich bitte nicht wie letztes mal“ er machte eine kleine Pause. „Aber das sollte dir als Antwort genügen.“, fügte er leise hinzu.
Ich schwieg.
Dann ging die schwere Tür auf und Tristian trat ein.
„Emilia , komm jetzt bitte.“
Ich stand langsam auf, ließ Nikita aber nicht aus den Augen.
„Danke.“, flüsterte ich und verließ den Raum.
Ich hatte gehört was ich hören wollte. Aber machte mich das jetzt glücklich?
Nein, warum auch?
Ich hatte gerade etwas erfahren was mich niemals für möglich gehalten hätte.

Das Monster




Emilia Sicht:
Ich und Tristian saßen auf einer Bank Draußen auf der Straße vor dem Ministerium.
Wir saßen jetzt schon eine ganze Weile so da ohne das jemand etwas sagte.
„Und? Hat er dir helfen können?“, fragte er dann vorsichtig.
Es dauerte eine Weile bis ich ihn antwortete.
„Helfen ist nicht gerade das richtige Wort, aber ja.“,
sagte ich traurig.
„Was hast du ihn gefragt?“
„Wer Voldemort ist, aber bevor du fragst, er hat mir keinen Namen gesagt.“
Wieder herrschte Stille.
„Ich geh jetzt nach Hause Tristian. Mir geht’s nicht gut.“
Und stand auf auch er erhob sich und nahm mich kurz in den Arm.
„Ist es OK wenn ich morgen mit Alina vorbeikomme?“
Ich nickte und machte mich auf den Weg nach Hause.
Ich müsste glücklich sein das ich meine besten Freunde wieder sehe doch im Moment ist es unbedeutend und wie sehr.
Das einzige was im Moment das wichtige ist. Tom,Tom und nochmal Tom.
Ich muss mit ihm reden.
Ich muss ihn das jetzt fragen, oder ich werde noch wahnsinnig.
Ich ertrage das einfach nicht mehr!
Langsam hab ich das Gefühl das ich in einer riesigen Blase lebe und nichts mitbekomme was außerhalb passiert!
Aber wenn das stimmt was ich vermute......
So kann ich nicht leben!
Ich kann es einfach nicht!
Auch nicht für ihn!
Ich wollte ein ganz normales Leben.
Eine Familie.
Aber wenn ich jetzt mit Tom darüber rede kann ich nicht mehr mit ihm wohnen.
Und wo soll ich dann hin?
Für meine Eltern bin ich gestorben meine Tante Valentina geht es nur um das Erbe.
Ich muss Tristian und Alina morgen fragen ob ich eine Weile bei ihnen bleiben kann.
Wenn es wahr ist halte ich es bei ihm keine Sekunde länger aus.
Ich machte die Haustür auf und schmiss den Mantel aufs Sofa.
Dann schaute ich auf die große Uhr an der Wand in der Küche.
Es war kurz vor halb sechs.
Tom würde bald nach Hause kommen. Doch bevor ich mit ihm darüber rede muss ich noch etwas wissen.
Ich ging zu den Regal und schaute die Bücher durch.
Es muss hier irgendwo sein.
Ich weiß es! Ich habs doch schon mal gesehen!
Da! Ich habs!
Alles über die schwarze Magie
Ich wusste das ich dieses Buch schon mal gesehen habe und nicht erst in dem Laden.
Ich durchsuchte das Buch nach dieser einen bestimmten Seite.
Nach diesem Wort das ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf ging.
Dann endlich, auf Seite 248.
Unsterblichkeit mit Horkruxen
Schnell las ich das Kapitel durch.
Mit jedem Wort das ich las wurden meine Augen größer.
Mir wurde übel und mir stiegen gleichzeitig Tränen in die Augen.
Was für ein Mensch ist zu so etwas fähig?
Was für ein Mensch wäre so böse um das zu tun?
Aber was noch wichtiger ist.
Wer würde so ein Leben wollen?

Als ich fertig war ließ ich das Buch einfach aus meiner Hand fallen. Ich konnte nicht klar denken. Ich war so schockiert über das was dadrin stand.
Als ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte bückte ich mich um das Buch aufzuheben.
Doch als ich auf dem Boden kniete entdeckte ich einen Zettel der wohl aus dem Buch gefallen ist. Ich hob ihn mit den schlimmsten Befürchtungen auf.
Es stand nur zwei Wörter auf dem Zettel.

Ehe Ring
Tagebuch

Doch ich wusste sofort was er damit meinte.
Er hatte es also schon getan.
Wie konnte er nur?!
Ich kann das nicht glauben!
Ich will es nicht glauben!
Dann ist also alles wahr.
Ich bräuchte ihn gar nicht mehr fragen.
Denn ich weiß es.
Er ist Lord Voldemort.
Er ist der Anführer der Todesser.
Er ist verantwortlich für die Morde.

Alles wurde mir plötzlich glasklar.
Ich stand mit dem Buch in der Hand langsam auf.
Dann hörte ich wie die Tür geöffnet wurde. Meine Augen formten sich zu Schlitzen.
Wut, Trauer und Enttäuschung spiegelten sich darin.
Tom schloss die Tür hinter sich und kam auf mich zu.
Doch als er mich sah wie ich ihn anfunkelte und sein Buch in der Hand hielt blieb er schlagartig stehen.
„Was ist passiert?“
Ich schüttelte nur den Kopf und schmiss ihm das Buch vor die Füße. Kurz fixierte er mich. Dann bückte er sich und hob das Buch auf. Er seufzte und legte es auf dem Wohnzimmertisch.
„Was weißt du?“
Ich lachte kurz auf.
„Alles Tom! Alles!“, schrie ich und unterdrückte den Drang auf Tom einzuprügeln.
„Ich war bei Nikita, Tom!“
Toms Augen formten sich zu Schlitzen und er knirschte mit den Zähnen.
„Was hat er dir gesagt?!“,
zischte er.
„Er hat mir nichts gesagt! Tristian hat mir die Augen geöffnet was du bist! Du bist ein Mörder! Ein elender Mörder!“schrie ich.
" Seit wann hast du wieder mit Tristian Kontakt "
" Es geht hier nicht um ihn"
Ich nahm eine Blumenvase vom Tisch und warf sie in Toms Richtung. Ich war so wütend und enttäuscht ich wusste nicht ein mal mehr was ich überhaupt tat.
Doch er konnte sich gerade noch ducken und die Vase knallte mit voller Wucht gegen die Wand hinter ihm.
„Hör auf damit!“, rief er wütend.
„Oder was?! Bringst du mich dann auch um?! Du hast damit bestimmt kein Problem, du bist ja Lord Voldemort!“,
schrie ich wieder .
„Woher weißt du davon?“
„Was spielt das denn noch für eine Rolle?! Warum nennst du dich so?!“
„Du weißt nicht wie das ist! Ich trage diesen miesen Namen meines Vaters! Eines Muggels! Glaubst du ich wollte diesen Namen noch tragen wenn ich der größte Zauberer der Welt geworden wäre?!“,
fauchte er mich an.
Ich konnte es nicht glauben was ich da hörte.
Er ist wahnsinnig!
„Ich erfand mir einen völlig neuen Namen! Ich habe meinen Namen gehasst! So wie ich meinen Vater gehasst habe! Und beides habe ich ausgelöscht!“
„Was soll das heißen?“
ich ging ein paar Schritte zurück.
„Das soll heißen das ich ihn umgebracht habe! In den Sommerferien bevor ich dich besser kennen gelernt habe!“
„Du hast deinen eigenen Vater umgebracht?“
Ich sagte es leise und ungläubig.
„Ich hatte NIE einen Vater!“, schrie er und seine Augen funkelten blutrot.
Ich erschrak mich so sehr das ich noch einen Schritt rückwärts ging und gegen einen Stuhl knallte.
„Du bist kein Mensch.“
„Ich werde einmal der mächtigste Zauberer der Welt."
„Nein. Das wirst du nicht Tom.“, ich schüttelte den Kopf.
Toms Augen leuchteten rot aus den geformten Schlitzen.
„Oh, hab ich das böse Wort mit „T“ gesagt?“,
fragte ich als ob ich mit einem Kleinkind reden würde.
„Und weißt du was? Ich sag sogar das böse Wort mit „R“ RIDDLE! Das ist nämlich dein und jetzt auch mein Name!“
„SEI STILL!“, brüllte er und zog seinen Zauberstab. Er richtete ihn genau auf mich.
Ich verstummte sofort.
Wird er mich jetzt töten?
Er hat seinen Vater getötet, was sollte ihn hindern mich zu töten?
„Los. Töte mich.“, sagte ich schlicht.
„Du hast mein Leben sowie so schon versaut. Also, worauf wartest du?“
„Du hast keine Ahnung wovon du da redest."
„Doch ich glaube schon. Du hast sogar deinen Dad umgebracht, warum solltest du ein Problem haben mich zu töten?“
„Ich habe ihn getötet so wie deine Eltern weil ich sie mehr als alles andere auf der Welt gehasst habe! Und mein Vater tz Was soll ich mit einem Muggelvater anfangen? Ich! Der letzte Erbe von Salazar Slytherin!“, rief er aufgebracht und der Zauberstab in seiner Hand bebte.
Ich konnte gar nicht glauben was ich da gerade gehört hatte.
Er hat meine Eltern getötet.
Was ist mit meinen Bruder ?
Er ist der Erbe eines Gründers von Hogwarts?
Eigentlich kann mich jetzt nicht mehr schocken.

Plötzlich verdunkelte sich der Himmel Draußen und im Haus wurde es dunkel. Erschrocken drehte ich mich zum Fenster.
Schwarze Wolken verdeckten den kompletten Himmel und ließen keinen Sonnenstrahl mehr durch. Dann hörte ich Schreie und zuckte kurz zusammen.
Was war das?
Dann schaute ich wieder zu Tom der jedoch nur mich anstarrte. Den Zauberstab immer noch auf mich gerichtet.
Plötzlich erhellte ein grünes Licht den Raum und das Geschrei wurde lauter. Ich zuckte wieder zusammen und lief zum Fenster.
Draußen hoch am Himmel schwebte ein grüner Totenkopf aus dessen Mund eine große Schlange quoll.
Ich erkannte es. Das Dunkle Mal.
Ich drehte meinen Kopf zu Tom der mich mit seinen roten Augen und einem fiesen Grinsen anstarrte.
„Deine Freunde, oder?“
Ich muss hier raus.
Egal wie.
Nur weg.
Ich ging ein paar Schritte zurück und atmete tief ein.
Ich nahm Anlauf und sprang.

Die Flucht vor dem Monster



Emilia Sicht:

Ich dachte nicht über die Konsequenzen eines Sprungs durch ein Fenster im ersten Stock nach. Ich wollte einfach nur raus. Weg von ihm!
Ich sprang einfach durch die Scheibe. Schützend hielt ich mit die Arme vor dem Gesicht bis ich auf den harten Steinboden ankam. Ich hörte nur das Klirren von Glas und Tom der etwas rief was ich nicht verstehen konnte.
Da ich mein Kopf mit den Armen schütze schlug wenigstens er nicht auf, doch alle anderen Körperteile schrieen geradezu nach Erlösung. Vorsichtig versuchte ich mich aufzustemmen. Etwas warmes lief meine Arme hinunter und floss zwischen die Scherben am Boden. Blut.
Ich versuchte aufzustehen und stütze mich am Zaun ab.
Ich untersuchte meine Arme nach Schnittwunden. Da ich nur ein Kleid trug waren meine ganzen Arme mit großen Schnitten verletzt. Doch Gott sei dank nicht die Pulsadern sonst könnte man den Countdown runter zählen bis ich verblute.
Auch meine Beine war Schnitte und blutete, doch nicht so schlimm wie man annehmen könnte.
Auch meine Schwarze Haare waren voller Blut und hingen mir ins verkratzte Gesicht.
„Emilia !“
Erschrocken drehte ich mich um.
Plötzlich schoss ein roter Lichtblitz an mit vorbei und schlug wenige Zentimeter neben meinem Arm in die Wand.
Ich wirbelte herum.
Keine zehn Meter entfernt stand ein Mann eingehüllt in einen Umhang mit Kapuze und Totenkopfmaske. Den Zauberstab auf mich gerichtet.
Ich zögerte nicht und rannte über die Straße, den Schmerz in meinen Beinen ignorierte ich einfach. Ich sprang über die kleine Hecke in den Park und rannte so schnell ich konnte.
Ich hörte nur noch Toms Stimme: „Nicht sie du Idiot!“, und mein immer lauter schlagendes Herz.
Das hat also Malfoy gemeint ich sollte niemanden mehr Vertrauen nicht mal ihm mehr.
Der Park war so dunkel das ich nicht wusste wo ich war.
Ich rannte hinter einen großen Baum und ließ sich mit dem Rücken dagegen fallen.
Ich schluchzte leise und Tränen liefen auf die blutigen Wangen hinunter. Ich suchte panisch nach meinen Zauberstab.
Ich hab ihn doch immer dabei verdammt!
Wo ist er?
Ich muss ihn verloren haben.
Entweder beim Sprung aus dem Fenster oder als ich durch den Park gerannt bin.
Aber das spielt jetzt auch keine Rolle mehr.
Ich habe keine Waffe.
Wieder hörte ich Schreie und rote und grüne Lichtblitze durch die Straßen schießen.
Überall hier sind sie.
Und sie werden mich finden.
Dann hörte ich Schritte auf mich zukommen. Und Stimmen die immer näher kamen.
„Sie muss hier sein, ich hab sie gesehen.“, sagte eine tiefe raue Stimme.
„Folg der Blutspur.“, sagte eine zweite Stimme.
Toms Stimme.
Erschrocken hob ich meine Arme.
Ja mir lief das Blut in Strömen von den Armen.
Ich schaute auf den Boden und auch das Gras dort war voller Blut.
Verdammt!
Knapp 20 Meter von mir entfernt erkannte ich zwei Gestalten die mit ihren Leuchtenden Zauberstäben den Boden absuchten.
Schnell drehte ich mich wieder um und riss einen Fetzten Stoff von dem Kleid ab.
Damit verband ich leicht die am meisten blutenden Stellen und drückte mich dichter an den schützenden Baum.
„Hier! Ich hab ihren Zauberstab!“, sagte der Todesser.
Na dann hätten wir die Frage auch geklärt wo der abgeblieben ist.Aber das hilft mir jetzt recht wenig. Mein Herz schlug so laut und schnell das ich Angst hatte man könnte es hören.
Ich schlug die Hand vor dem Mund damit man meine Atmung nicht bemerkte. Ich spürte das Tom und der Todesser nun ganz nah waren. Vielleicht noch sechs Meter entfernt.
„Geh zu Malfoy . Sag allen das sie sie suchen sollen. Aber sie dürfen sie auf keinen Fall verletzen. Sie sollen sie nur schocken.“, sagte Tom.
„Ja mein Lord.“, antwortete der Todesser und verschwand.
Eine Weile herrschte Stille.
Nur der Wind der durch die Blätter der Bäume zog war zu hören. Ich hatte Angst.
Ich hatte höllische Angst.
„Ich weiß das du hier bist Emilia .“, sagte Tom leise und als ob er wüsste wo ich mich verstecken würde kam er meinen Baum immer näher.
„Du brauchst keine Angst zu haben. Glaubst du wirklich ich würde dich töten?“
Und glaubst DU tatsächlich ich würde jetzt antworten und so mein Versteck verraten?!
Aber hier kann ich nicht bleiben.
Gleich würde er mich finden.
Ich suchte den Boden ab.
Und fand auch schließlich nach was ich suchte. So leise wie möglich bückte ich mich und hob einen großen Stock auf.
Und drückte mich wieder sofort gegen den Baum und hielt den Stock schlagbereit in den Händen.
Jetzt kann er kommen!
„Emilia .“, sagte er leise und liebevoll. „Komm zu mir.“
Ich merkte wie er jetzt genau neben dem Baum stand.
„Wie du willst.“, sagte ich
und holte aus.
Ich sah nicht wo ich ihn getroffen hatte aber ich hörte einen Schmerzensschrei und er sackte auf die Knie zusammen.
Ich nutzte meine Chance rannte an ihm vorbei. Ich rannte quer durch den Park und drehte mich kein einziges Mal um.
Ich sprang über Blumenbeete und niedrige Hecken.
Meine Lungen schmerzte
und ich bekam Seitenstecken.
Doch das alles hielt mich nicht davon ab weiter zu rennen.
Erst als ich das andere Ende des Parks erreicht hatte und die große Brücke über den breiten Fluss entdeckte blieb ich stehen.
Ich drehte mich um und hielt meine Hand auf meine Lunge die sich wie Staub anfühlte.
Ich atmete schwer und langsam liefen mir heiße Tränen hinunter.
Mein ganzer Körper schmerze so sehr das ich mich am liebsten auf den Boden gelegt hätte.
„Da ist sie!“
Ich wirbelte herum.
Ein Todesser rannte aus dem Park auf mich zu und warf mit Schockzauber nur so um sich.
Ich konnte mich gerade noch ducken doch der Zauber knallte gegen einen Baum dessen Äste auf mich fielen. Ich konnte mir gerade noch auf den Boden werfen um nicht von einem riesigen Ast getroffen zu werden. Ich kroch einige Meter weiter bis ich schließlich aufstand. Ich drehte mich um doch der Todesser war weg.
Und plötzlich begann es zu regnen und der Wind peitschte den Regen in mein Gesicht.
Wo ist er hin? Er muss hier noch sein, ich weiß es!
Ich muss über die Brücke, das ist meine einzige Chance.
Ich lief los doch plötzlich hielt mich etwas fest und ich fiel auf den nassen Boden.
Erschrocken drehte ich mich auf den Rücken und erkannte das meine Füße zusammengebunden waren. „Was soll ich nur mit dir machen?“,
Tom trat aus dem Schatten der Bäume, den Zauberstab auf sie gerichtet. Seine Haare hingen ihm nass ins Gesicht und seine Lippe blutete. Verzweifelt versuchte ich mich von den Fesseln zu befreien doch ich schaffte es nicht. Tom kam währenddessen immer näher auf mich zu. Hinter ihm eine ganze Horde dieser verfluchten Todesser.
Tom kniete sich zu mir herunter und schaute mich mit einem diabolischen Grinsen an.
„Hast du geglaubt du hättest gegen mich eine Chance?“
Ich funkelte ihn nur an.
Ich muss über die Brück, eine andere Möglichkeit habe ich nicht. Ich es schaffen zum Ministerium zu kommen dort wäre ich sicher.
Ich muss ihn ablenken damit er den Zauber löst.
Aber wie?
„Warum hast du das getan?“
„Was getan?“
„Einen Horkrux gemacht.“
Tom starrte mich einen Moment an bevor er antwortete.
„Ich werde ewig leben, Emilia.“, sagte er und lächelte.
„Und für was für einen Preis? Du bist ein Mörder.“
Ich konnte nicht verstehen wie man morden konnte nur um unsterblich zu sein.
„Kein hoher Preis für die Unsterblichkeit.“
Der Regen prasselte nur so auf den Boden. Meine Haare hingen mir klatschnass ins Gesicht. Mein Kleid war nass und mir wurde kalt. Und dieser hohe Blutverlust war auch nicht gerade eine Hilfe.
Ich musste mich retten,
ich musste es schaffen.
„Hast du mich eigentlich je geliebt nicht nur begehrt?“
Diese Frage musste ich noch stellen. Ich musste die Wahrheit wissen.
Tom musterte mich lange und intensiv. Auch ihm lief das Wasser übers Gesicht und er kniete in einer großen Pfütze.
Dann ließ er den Zauberstab sinken.
„Ja.“
Darauf hatte ich gewartet.
Blitzschnell schlug ich meine Beine auseinander und die Fesseln lösten sich. Tom erschrak so sehr das er kurz nach hinten kippte und mit dem Rücken auf den Boden schlug.
Währenddessen rannte ich die Straße zur Brück entlang.
Oh bitte lieber Gott bitte lass es mich schaffen!
Ich hörte wie die Flüche hinterher geschleudert wurden.
Doch ein Fluch sollte mein Schicksal besiegeln.
Ich wusste nicht was für einer es gewesen war doch er schoss an mir vorbei und schlug auf die Brücke auf die sofort zu bröckeln begann und kurz davor war in sich zusammen zu stürzen.
Doch ich konnte nicht mehr bremsen. Ich versuchte zum stehen zu kommen doch der nasse Asphalt war wie eine dünne Eisschicht, was zur Folge hatte das ich ausrutschte und genau auf das Loch zu schlitterte. Ich versuchte meine Nägel in den Boden zu krallen doch ich wurde nicht langsamer.
Das Wasser vom Boden lief wie ein Wasserfall die kaputte Brücke hinunter und zog mich mit. Ich schrie. Ich sah wie immer mehr Steine in den tosenden Fluss unter mir fielen und ich bekam Panik. Dann endlich konnte ich mich an einem etwas herausstehenden Stein festhalten. Ich lag komplett auf dem nassen Boden und das Wasser strömte an mir vorbei.
Vorsichtig schaute ich nach hinten. Meine Beine waren nur ein paar Zentimeter von der großen Lücke entfernt.
Ich atmete ruckartig und versuchte mich langsam aufzustützen, doch kaum hatte ich mich etwas erhoben begann es unter mit zu knarren und ich spürte wie die Steine unter mir langsam nachgaben.
Ich schloss die Augen.
Jetzt werde ich sterben,
ich weiß es...

Der Untergang



Emilia Sicht:

Ich zitterte am ganzen Körper.
Das kann ich nicht überleben.
Warum muss ich jetzt schon sterben?
„Emilia !“
Ich öffnete wieder meine Augen.
Tom stand knapp zwei Meter entfernt und schaute zu mir.
Dann kniete er sich auf den Boden und streckte mir seine Hand entgegen.
„Nimm meine Hand, Emilia !“
Er versuchte so nah wie möglich an mich heranzukommen.
Aber ich krallte mich nur in den Steinboden unter mir, der langsam immer mehr bröckelte.
Ich habe nur zwei Möglichkeiten.
Entweder nehme ich seine Hand oder ich werde in den Fluss stürzen. Aber was ist die Richtige Entscheidung?
Wenn er mich rettet bin ich gefangen. Gefangen als eine zukünftige Todesserin.
Er würde nicht ruhen bis er mich so weit hätte und ich genauso werde wie er. Aber wenn ich jetzt seine Hand nicht nehme wird die Brücke gleich einstürzen, und zwar mit mir.
Dann wäre ich Tot...
„Emilia ! Die Brücke fällt gleich zusammen!“
Ich sah ihn an.
Seine Augen flehten regelrecht seine Hand zu ergreifen.
Würde ich mich vorbeugen und mein Arm ausstrecken könnte er sie nehmen und mich zu sich ziehen. Doch ich rührte mich keinen Zentimeter.
Ich kann ihm nicht vertrauen.
Ich kann es einfach nicht mehr!
Er hat mich zu sehr enttäuscht!
„Verflucht, Emilia !“, schrie er und rutschte etwas weiter vor, jedoch bedacht nicht auf die wackligen Steine zu treten.
Mir liefen heiße Tränen runter und vermischten sich mit dem kalten Regenwasser.
Ich schüttelte den leicht den Kopf. Ich kann es nicht!
Ich kann es einfach nicht!
„Emilia was soll das?!
Ich liebe dich!“
„Nein das tust du nicht!
Sonst hättest du mir das alles nicht angetan!“
Ich fasste mir an die rechte Hand und nahm den Ring ab und schmiss ihn Tom entgegen.
Das Zeichen unsere Liebe.
Am Boden zerstört.
Kurz starrte Tom auf den Ring der nur wenige Zentimeter vor ihm lag. Dann fasste er seinen Ring. Tom nahm mein Ring und fügte sie zusammen.
Sie leuchteten in einem hellen Rot. Wie hypnotisiert starrte ich auf die Ringe während mir das Wasser durch die klatschnassen Haare und übers Gesicht lief.
Hätte ich es nicht gesehen würde ich es nicht glauben.
" Wieso leuchten sie"
" Weil wir uns Lieben"
Er liebt mich doch.
Aber warum tut er das dann
Warum tötet er?
Kann ein Mensch lieben der so skrupellos ist wie er?
Der stolz auf seine Taten ist?
„Wir hätten so glücklich sein können, Tom.“, schluchzte ich. „Wir hätten eine Familie sein können!“, schrie ich.
Toms Augen weiteten sich etwas und sein Mund klappte leicht auf.
„Bist du?“
„JA VERDAMMT!“, brüllte ich und weinte. Ich wollte es ihm heute sagen, aber dann ist Tristian gekommen und dann hat sich mein Leben in einen Alptraum verwandelt.
Noch vor ein paar Tagen hätte ich mir nichts schöneres vorstellen können als mit Tom ein Kind zu bekommen.
Aber jetzt?
Was soll aus dem Kind werden?
Wie kann es etwas anderes werden als einer dieser verfluchten Todesser?
„Emilia dann musst du meine Hand nehmen! Bitte!“, flehte Tom und reckte sich noch näher zu mir. Ich überlegte.
„Für das Kind.“, sagte er leise. „Tu es für unser Kind.“
Vorsichtig richtete ich mich etwas auf und Streckte langsam den Arm. Toms Hand entgegen.
Die Steine unter mir begannen zu bröckeln und wackelten bedrohlich. Meine Hände waren nur noch knapp zehn Zentimeter entfernt. Doch dann ertöte ein ohrenbetäubender Knall.
„Auroren!“, schrieen die Todesser.
Mindestes zwanzig Auroren waren aufgetaucht und lieferten sich mit den Todessern einen Kampf. Darunter auch Tristian .
Tom fuhr kurz zusammen und drehte sich um. Seine Todesser waren eindeutig in der Überzahl.
Dann drehte er sich wieder zu mir und hielt mir seine Hand entgegen. „Emilia schnell!“

Doch ich schaute nur zu Tristian der sich einen erbitterten Kampf mit einem großen Todesser lieferte. Doch plötzlich kam ein grüner Lichtblitz von hinten auf ihn zugeschossen.
„Tristian ! Pass auf!“.
Erschrocken wirbelte Tristian herum und konnte gerade noch rechtzeitig ausweichen. Er schmiss sich auf den nassen Boden und schockte den Todesser. Doch dann suchte er nach der warnenden Stimme die ihn das Leben gerettet hatte.
Und er war schockiert
als er mich zwischen
Tod und Leben hängen sah.

„Emilia !“, rief er und wollte auf mich zu rennen doch er wurde von drei Todessern aufgehalten.
Flüche schossen durch die Luft und zerschellten an den Hauswänden und Bäumen.
Der Boden begann zu beben und ich spürte wie die Steine unter mir schließlich ganz nachgaben und einer nach den andere in den strömenden Fluss fiel.
Ich schrie verzweifelt und versucht mich irgendwo festzuhalten doch die Steine bröckelten zu schnell auseinander.
Ich verlor den Halt.
Ich merkte wie meine Füße und Beine in der Luft hingen und schließlich der ganze restliche Körper folgte.
Ich spürte das kalte Wasser mit hinab fallen und die Steine die einer nach dem anderen ins eiskalte Wasser des großen Flusses fielen.
Ich sah schon mein Leben an meinen Augen vorbeiziehen.
Meine Kindheit.
Meine Eltern.
Mein Bruder.
Hogwarts.
Tom.
Ja Tom.
Den Mann den ich mehr als alles andere auf der Welt liebte.
Den Mann dessen Kind ich in mich trug und dass nun mit mir sterben müsse.
Wie gern hätte ich es in den Armen genommen.
Ihm gesagt wie sehr ich es liebte.
So gern wäre ich Mutter geworden.
Hätte so gern eine glückliche Familie mit Tom gehabt.
Aber alles, alles was ich mich jemals gewünscht hatte würde nun nicht mehr in Erfüllung gehen.
Ich würde sterben daran besteht nun kein Zweifel mehr.
Ich würde über zehn Meter tief in den reißenden, eiskalten Fluss fallen. Niemand könnte das überleben.

Ich spürte den freien Fall.
Ich bereitete mich schon auf den Sturz ins Wasser vor doch......
Es kam nicht.
Anstatt der unerträglichen Kälte die meinen Körper umfangen sollte spürte ich einen festen Druck um meinen Handgelenk.
Fast in Zeitlupe sah ich nach oben. Mein Körper hing vollkommen in der Luft.
Doch etwas hinderte mich daran zu fallen. Eine Hand.
Eine Hand die mich fest gepackt hatte und vor dem Sturz rettete.
Toms Hand. Ich wusste nicht wie er es geschafft hatte doch er hatte es getan. Tom hatte mich gerade noch gepackt und mit so das Leben gerettet.
Ich konnte es nicht glauben.
Er hätte dabei genauso herunterfallen können wie ich, doch er hat es getan.
Er hatte sein Leben für mich riskiert. Und er hatte es gerettet.

Für einen Moment vergas ich alle seine bösen Taten und sah nur den Tom den ich sehen wollte.
Der er für immer war und sein wird.
„Emilia .“
Ich wurde von seiner Stimme aus den Gedanken gerissen.
Ich sah nach oben und der Regen tropfte in mein Gesicht.
„Ich werde dich nicht loslassen.“, sagte er leise.
Ich lächelte leicht.
„Nein du nicht.“ flüsterte ich leise für andere nicht Hörbar.
Doch ich wusste das Tom mich gehört hatte, denn er verstärkte den Druck um mein Handgelenk.
Doch meine Hände waren nass.
Mein Handgelenk entglitt ihm immer mehr. Ich spürte wie er verzweifelt versuchte mich festzuhalten.

Mit letzter Kraft schwang ich meinen anderen Arm nach oben und umklammerte Toms Hand an der Stelle an der er sie festhielt.
„Ich liebe dich egal was du getan hast, und ich werde immer bei dir sein auch wenn du mich nicht siehst.“
Mit diesen Worten krallte ich mich in Toms Hand und riss seine von meinen Handgelenk.
Ich konnte Tom schreien hören.
Ich spürte den Wind an meinen Körper vorbeiziehen.
Ich handelte aus einem Instinkt heraus den ich nicht deuten konnte. Irgendetwas in mir hatte mir gesagt ich solle loslassen.
Ich solle frei sein. Und das tat ich auch. Ich schloss die Augen ein letztes Mal. Und Sekunden später schlug mein Körper ins Wasser.....


So nahm die Geschichte ihren Lauf. Aus Tom Vorlost Riddle wurde Lord Voldemort, der gefürchtetste schwarzmagische Zauberer den es je gab. Es würde nicht mehr lange dauern dann würde er versuchen Harry Potter zu töten und somit auch sein Schicksal zu besiegeln. Niemals mehr hat er für irgendeinen Menschen etwas empfunden. Man könnte sagen das seine Liebe mit Emilia starb.
Das sie zerbrach als ihr Körper auf das Wasser schlug und er sie nie mehr gesehen hat.
Und seit diesem Tag verachtet er die Liebe und diejenigen die lieben.
Eine menschliche Schwäche.
Mehr nicht.
Das ist die Liebe.
Und so wurde aus dem hübschen Tom Riddle das schlangenähnliche Wesen dessen Name nicht genannt werden darf.
Zwar konnte er die Liebe in ihm vernichten aber nicht die Erinnerung daran.
Die Erinnerung an Emilia und sein ungeborenes Kind das mit ihr gestorben ist.

Kein trauriges Ende



"So für heute war es genug
also hob geht in eure Betten."
" Opa wäre alles anders gekommen hätte sie nicht losgelassen?"
fragte der kleinste von allen.
Der ältere Mann lächelte leicht.
" wer weiß,wer weiß Scorpius und jetzt geht in die Betten."
Die Kinder sahen jetzt alle sehr traurig aus.
" Ich erzähl euch Morgen eine andere Geschichte."
Doch der alte Mann sah nicht im geringsten traurig aus denn er wusste was die anderen nicht wussten. Doch das war eine andere Geschichte und die hat bis Morgen zeit.


Die anderen dachten an diesen Tag das sie gestorben war doch einer wusste das es ganz anderst war.


"Abraxas Malfoy."

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.01.2013

Alle Rechte vorbehalten

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