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Kiru itakiato

BLAUER MOND


Vorwort


Dieser kleine, weiße Planet, den man einmal im Monat in der Nacht hell am Himmel strahlend zu sehen bekam, hatte mich schon immer fasziniert. Als kleiner junge saß ich oft am Fenster und stellte mir vor, wie es wäre, einen Fuß in die Welt der Myhriten zu setzen. Ich stellte es mir als eine große Reise voller Abenteuer vor, etwas wofür es sich zu leben lohnte. Er schien ein unerreichbarer Traum und doch war er da. Woher sollte ich auch wissen das sich genau dieser Traum einmal erfüllen wird? Das Gefühl, im Wald zu sein und dieser Geruch wahr zunehmen, dieser kleine Stückchen Freiheit zu besitzen, bedeutete mir im Moment frieden und ruhe. Wenn ich die Augen schließe kann ich immer noch ihr Gesicht vor mir sehen, ich spüre immer noch ihre Berührungen die voller liebe waren, wie mein herz sowohl in freudiger Erwartung, als auch mit voller schmerz. Ja am 21. Mai 2010 wird Antonio Simone mit Lyana Dixon heiraten und schrieb somit ihre Gesichte. In meinem kopf sind immer noch ihre Worte von damals: “ ich liebe dich und das für immer auch wenn du mich jetzt verstoßt. Denn du bist kein Monster das warst du nie. Sie hatte recht ich war nie ein Monster hatte auch keine Bedürfnisse dazu doch müsste ich eins sein.
Es war jedoch nicht einfach, dieses leben zu führen. Viel Mut, Willenkraft und auch Herzlosigkeit gehörten dazu, dass ich mir aneignen müsste. Doch ich hatte niemals aufgegeben. Ich hatte immer für den frieden meiner Familie, freunde und für sie gekämpft. Das leuchten der Sterne hatte mir loyal den weg gewiesen.
Und jedes mal, wenn ich meine Nichte und Neffen von der reise meines Lebens erzähle, kann ich in ihren Augen einen seltsamen Schimmer erkennen, der sowohl freunde, als auch ein wenig Trauer ausdrücken und in mir der Wehmut breit macht. Auch wenn viele anderen Erinnerungen zu verblassen begannen, so vergas ich nie, was damals alles passiert war. Es war ein teil von mir.

(K)ein Zusammenhalt



Manchmal fragte ich mich, ob er vielleicht nur so tat, als könnte er mich verstehen. Wie sonnst war er auf die einzige Strafe gekommen, auf die ich zu gerne versichten wollte. Die einzige Strafe, mit der er mir den Wind aus den Segeln nahm.
Alles in allen, eine schreckliche Woche. Und heute war der schrecklichste Tag von allen. Ich spürte ihre Blicke auf mir ruhen, während ich darüber nach dachte wie ich ohne Wind am anderen Ufer ankomme.
„Dad, du kannst mir keine Ausgangsperre verhängen!
Nicht jetzt, am Wochenende ist die Party und ich..”
„oh und wie ich das kann“
„Dad, bitte! Warum den eine ganze Woche?“
„Du hättest dir vorher überlegen sollen, wann du dich in Angelegenheiten einmischt, die dich nicht angehen!”
„Warum denn eine ganze Woche? Reichen nicht fünf tage?“
Ja wieso nicht fünf tage
„Damit du zu der Party gehen und feiern kannst als Belohnung für dein
ehrenhaftes verhalten?“ er schüttelte den kopf.
„Dad du kannst doch den kleinen Maximus nicht wegen einer unglaubwürdigen Aussage bestrafen.” sagte mein großer Bruder Tilus.
Wieso müssen auch ältere Damen immer so viel zeit haben, oder sie sollten ein anderes Hobby nehmen als den Nachtbarren hinterher zuspionieren.
„Ihr beide hört sofort auf mit mir zu diskutieren! Da gibt es kein wenn und aber. Vergiss die Party einfach. du Tilus musst endlich mal lernen, ein bisschen Verantwortung zu trage, und du Maximus sei nicht immer so naive wenn die Aussage stimmen würde .” Ich und Naive ? Wie ich lache.
Ich machte den Mund auf, um zu widersprechen, doch mein Vater hob nur anklagend die Hand. Ich ließ die schultern nach unten sacken denn es machte keinen sinn wenn mein Vater sich was im Kopf gesetzt hat. Also machte ich mich auf den weg in mein Zimmer.
Lange musste ich nicht warten da kam schon mein liebreizender Bruder.
„Danke Tilus bist echt ein klasse Bruder “
„Bitte Bitte immer gern geschehen also bis später”
„Wohin willst du ?”
„Mit Tyrone und Byrone paar Girls treffen“
„Tilus wir beide Ausgangsperre ???”
„Wer hält sich heute denn schon daran ah vergas du natürlich…
viel Spaß noch daheim.”
Verbittert ballte ich mir meine Hände zu Fäusten. So hatte ich mir das wirklich nicht vorgestellt. Scott hatte mal wieder Informationen gebraucht, über das, was gerade in der Stadt (Mannheim) vor sich ging, und ich musste nun meinen kopf dafür hinhalten. Ich würde ihn nicht mal verraten. Es würde sowieso nichts bringen, denn ich konnte schlecht sein „ kleines“ Geheimnis ausplaudern. Ich seufzte auf.
„Warum denn eine ganze Woche? Reiche nicht fünf Tage?”
Missmutig griff ich zu meinem Handy. Drei Anrufe in Abwesenheit.
Scott, Scott, Scott. Ich zögerte kurz, dann drückte ich auf die grüne Taste und hielt mein Handy ans Ohr.
„ Muse? Da bist du ja endlich! Verdammt, ich hab die ganze zeit versucht,
dich zu erreichen! Warum bist du nicht rangegangen?“
Ich zog spöttisch eine Augenbraue hoch, obwohl ich wusste, dass er mich
gerade nicht sehen konnte.
„Ich hatte ein nettes Vater-Sohn-Gespräch.“
Scott zog am anderen ende scharf die Luft ein.
„ Und, was hat er gesagt?“
„Eine Woche Ausgangsperre.“
„Eine Woche? Aber am Wochenende ist doch die Party!“
Ich verdreh die Augen.
„ Ach ehrlich …mit wenn gehst du hin?“
Um das Thema zu wechseln.
„ Also, ich hab Julia eben gefragt. Wir wollen morgen zusammen ein kleid kaufen. Willst du mitkommen?“
Ich lachte kurz auf.
„ Oh, Sorry, das hatte ich vergessen.“
Vergessen, klar.
„Julia ruft grad an. Ich melde mich später noch mal bei dir, okay?“
„ Scott…?“

Tut… Tut… Tut… Aufgelegt´… Klasse.
Ich warf in rage mein Handy gegen die wand. Nicht zum ersten mal ärgere ich mich über meine sogenannten besten Freund. Immer musste ich selbst herhalten für alle möglichen, blöden Aktionen, immer erreichbar sein und ihm ständig aus der patsche helfen. Aber wenn ich mal seine Hilfe brauche, dann rief immer gerade Julia an.

Ich warf mich auf mein Bett und schlug mit der Faust in das Kopfkissen.
Mein Wochenende war gelaufen. Und ich hatte nicht mal einen Freund,
der mich ein bisschen unterhalten kann.

Ich vergrub mein Gesicht im Kissen und beschloss, bis Morgen früh nicht mehr aufzustehen. Ich döste leicht weg und streckte auf, als mein Handy erneut klingelte. Als ich den Namen des Anrufers auf den Display erkannte, beschloss ich, den Anruf „aus versehen“ zu überhören. Und die nächsten drei Anrufe auch. Scott du kannst mich mal. Und das zwar gehörig.


Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war meine Familie schon längst aus dem Haus. Seufzend machte ich mich daran, ein paar letzte Cornflakes aus einer leeren Schachtel zu kratzen. Hungrig schaute ich alle schränke durch, doch meine Mutter hatte es offenbar vergessen, gestern noch einkaufen zu fahren. Oder sie war zeitlich nicht dazu gekommen.

Mit immer noch leerem Magen schlug ich verbittert die Tür hinter mir zu´, als ich aus dem haus ging. Ich schloss mein wagen auf und startete den Motor. Der weg zur Schule dauerte mit meinem Jeep nicht lange, ich brauchte ungefähr zehn Minuten. Währenddessen hörte ich laut Musik, eine CD, die ich mir vor ein paar Tagen zusammengestellt hatte. Als ich auf dem Schulparkplatz vorfuhr und praktischer weiße einen guten Parkplatz fast direkt beim Hintereingang fand, blieb ich noch einen Moment lang sitzen und atmete tief durch. Ich lauschte dem Song, den ich laut aufgedreht hatte, und weil ich die Augen geschlossen hatte, bekam ich gar nicht mit, wie sich jemand an das Fenster von außen heranschlich. Ich zuckte stark zusammen, als dieser jemand gegen die Scheibe klopfte.

„ Scott!“, stieß ich hervor und drehte den Player leiser. Dann schaltete ich den Wagen aus und stieg aus dem Jeep. „Hey, Muse! Wie geht’s?“ ich schenkte ihn einen kalten Blick. Dann lief ich in die Richtung der Schule. Scott kam mir hinterher. „Hey Muse? Bist du immer noch sauer? Ach komm schon!“ ich starrte anstrengend auf den Eingang, auf den ich zielstrebig zuwanderte. Scott wuselte ´vor mir herum. „
Mann, Maximus! Es tut mir leid, okay?„ Scott seufzte. Das würde wirklich ein langer, anstrengender tag werden. Ich beschloss, trotzdem, ihn weiterhin zu ignorieren und setze meinen weg fort. Ich ließ mich auf meinen gewohnten Stuhl im Klassenraum fallen, Scott nahm hinter mir platz.

Mein Blick fiel zu Lyana Dixon. Lyana war das schönste Mädchen von der Schule nein was rede ich da für ein Blödsinn sie ist das schönste Mädchen überhaupt. Lyana Dixon war sie, die eine die man nur einmal Blick wagen muss und dafür sein Herz für immer verliert. Und ich hatte das Glück das sie zwei reihen vor mir saß und auf ihrem Handy rum spielte. Sie drehte sich kurzerhand nach hinten um. Ich lächelte ihr schüchtern zu. Sie zog nur eine Augenbraue hoch und drehte sich wieder nach vorn. mein Köper durchlief eine welle der Enttäuschung. Ich richtete mein blick ebenfalls nach vorne zum Pult, denn der Mathematiklehrer war mittelweiße eingetroffen.

Die stunde stellte sich als ziemlich ereignislos heraus. Ich kaute lustlos auf meinen Kugelschreiber herum. Ich hatte wirklich große Lust, zu Scott umzudrehen und die stunde damit zu verbringen, ein paar interessantere Themen zu bequatschen als Wahrscheinlichkeitsrechnung. Scott tippte mich in der tat während der stunde mehrere male mit seinen langen Lineal an, doch ich ignorierte ihn weiterhin. Ich kniff wütend die Lippe zusammen. „Mr. Micgeli? Macht es sie denn so wütend, dass die Wahrscheinlichkeit für das grüne los bloß 12 Prozent beträgt?“
Ich verdrehte die Augen, Mr. Devis er ist so was von ungeeignet für dieses Fach.
„Die Wahrscheinlichkeit, ein grünes Los zu ziehen, beträgt 17 Prozent und nicht 12. Sie müssen das Produkt, das wir in der Rechung in Aufgabe 4 berechnet haben, für die Errechung des Prozentsatzes benutzen, sie haben mit dem Produkt aus der Aufgabe davor gerechnet.“ sagte ich mit einem gelangweilten ton . Mein Mathelehrer weiterte die Augen. Er blickte auf die Tafel. „was fällt ihnen ein?“, polterte er los. „was denn? Rechnen sie es nach?“ „Mr. Micgeli, ich verbitte mir…“ seine Augen wanderten über die Rechungen auf der Tafel, dann schluckte er. Er wischte ein paar zahlen weg, unter andrem das Ergebnis, und kam letztendlich durch eine neue Rechung auf den Prozentsatz, den ich eben beschrieben hatte. „Endschuldigen sie, Mr. Micgeli. Sie hatten recht.“ Natürlich hatte ich recht sonnst würde ich ja bestimmt nicht einen 1,4 Durchschnitt in diesen Fach haben.

Sein blick wanderte mit so unglaublicher Wut in den Augen über jeden einzelnen Schüler, dass sich alle etwas kleiner machten, in der angst, er könnte gleich in die Luft gehen. Ich hingegen sackte wieder etwas in mich zusammen und schaute aus dem Fenster. Ich freute mich schon darauf, wieder nach hause zu kommen, denn ich war nicht sonderlich erpicht darauf, einen ganzen tag mit Scott zu verbringen.

„Miss Dixon!“ bei diesem Namen blickte ich wieder auf. Der Lehrer stand tatsächlich vor Lyana, die mutig zu ihm hochblickte. „das ist nicht das erste mal, dass ich sie verwarne. Sie spielen schon die ganze zeit auf ihren Handy herum. Geben sie es mir.“
„Mein Handy? Vergessen sie s.“ antwortete sie frech. „Gut, dann muss ich es mir eben nehmen.“ er griff nach dem Handy und riss es ihr aus der hand. Lyana, die vor schreck nicht reagieren konnte, starrte ihn bloß giftig an. „sie bekommen es in einer Woche zurück.“


Lyana hebte die hand hoch und wollte etwas entgegnen, aber der Mathematiklehrer unterbrach sie, bevor sie auch nur einen laut vor sich geben konnte. „keine Widerrede, miss Dixon. So, jetzt wollen wir uns wieder hohen Kunst der Mathematik zuwenden. Wie Mr. Micgeli uns eben schon berichtigt hatte, sind wir jetzt bei einer Wahrscheinlichkeit von 17 Prozent für die grünen losen. Wie viele grüne lose müssen wir jetzt in die Kiste tun, um letztendlich eine Wahrscheinlichkeit von 30 Prozent zu haben?“ ich schaltete wieder ab. Ich hatte jetzt etwas anderes im Kopf. Mein blick ruhte auf Lyana, die wütend in die Luft starrte. Ich hatte einen Plan. Jetzt muss ich nur noch diese stunde überstehen. Und das „spiel“ kann beginnen.


so nah und doch so fern



Zum glück war ich so in Gedanken vertieft, dass ich auch die restliche halbe stunde irgendwie rum bekam. Ich hatte zwar immer noch schlechte Laune, was meinen freund betrieft, doch das, was ich jetzt vorhatte, heiterte mich etwas auf.

Ich packte meine Sachen extra langsam ein. Scott nahm das als Zeichen dafür, dass ich reden wollte. Genervt schaute ich zu meinem freund auf, der sich vor meinem Tisch aufgebaut hatte.


„Scott, hör auf mich zu nerven. Geh einfach. hau ab. Lass mich einfach mal einen tag in ruhe. Ich werde mich schon bei dir melden, wenn ich irgendwas von dir will.“
Scott schluckte. Mir tat es ein wenig leid, denn ich wusste, dass meine Worte ein wenig hart formuliert waren. Doch mein kalter blick wurde nicht weicher, und so drehte sich Scott um und verschwand aus dem Raum.

Ich beobachtete, wie Lyana mit ihrer gepackten Tasche auf den Lehrer zumarschierte.
„Ich will mein Handy zurück.“ „Und ich wäre gerne König und lebte in einem riesigen Palast.“ Er lachte kalt.„ Geben sie es auf, Miss Dixon. Ich werde mit ihren Eltern sprechen und ihr Handy bleibt solange konfisziert.“ Er schüttelte mitleidlos den kopf und fuhr fort, ein paar Zettel zu ordnen.

Ich machte ein paar schritte auf die unschlüssige Lyana zu. Ich blieb dicht bei ihr stehen und beugte mich zu ihr, sodass mein mund sehr dicht bei ihren Ohren war.
„Lenk ihn ab.“ Sie drehte ihren Kopf zu mir und schaute zunächst fragend drein, dann verstand sie und ihre Miene hellte sich auf. Sie nickte leicht und bewegte sich auf die Tür des Klassenraumes zu.

Mit einer Bewegung, die in meinen Augen äußert elegant aussah, stolperte sie über ihre eigene Füße, rutschte aus und fiel mitsamt ihre Tasche auf den Boden. „ Au, verdammt!“, schrie sie auf. Sie hielt sich mit schmerzverzerrten Gesicht das handgelenk. „Miss Dixon!“, rief unser Mathelehrer überrascht aus und bewegte sich sofort auf sie zu, um neben ihr zu knien und ihr Handgelenk zu untersuchen.

Ich nutzte die Gelegenheit, um sich an die Tasche des Lehrers zu schleichen. Ich schaute zunächst in dem vorderste Fach nach, es war das kleinste, und ich war ziemlich sicher, dass ein kleiner Gegenstand wie ein Handy dort am besten verstaut wurde. Ich hatte Glück- schnell war es in der Jacketasche verstaut und auch ich stellte mich neben Lyana.

„Lassen sich mich ihnen aufhelfen.“, bot unser Lehrer ihr an, doch ich schubste ihn zu Seite. „ Ich mach das schon.“ sagte ich, indem ich Lyana meine Hand hinhielt. Sie lächelte und ergriff sie, und kurze zeit später stand sie wieder, zugeben etwas wacklig, neben uns auf den Beinen. „Was für ein schreck. Mach das nicht noch mal.“, warnte ich und unser Lehrer nickte. Er verzog sich wieder zu seinen Papieren und ich zog Lyana am Arm aus dem Raum hinaus.

Als wir um die ecke waren zog ich das Handy aus meiner Tasche und hielt es ihr hin. Sie strahlte mich an. „ Danke, Maximus!“, brachte sie aufrichtig hervor. Etwas schüchtern standen wir uns gegenüber, bis Lyana das eis brach. Sie beugte sich vor und umarmte mich freundschaftlich. „ Danke! Ich muss jetzt los, Luis bringt mich nach Hause. Ich darf ihn nicht warten lassen.“ klar ihn hatte ich ja total vergessen Luis Jackson total beliebt, begehrt von fast allen Mädchen hier auf der schule und dazu noch ein guter Fußballer das volle Gegenteil von mir. „ Lyana, warte…“ ich hielt sie am arm fest und drehte die Innenseite zu sich. An ihrem Handgelenk warten Kratzer zu sehen und ein paar stellen waren bläulich angelaufen.
„ Das kommt doch nicht vom Sturz, oder?“

Lyana, die so aussah, als würde sie das ganze etwas aus dem Konzept bringen, wurde rot und zog hektisch ihren arm weg. „ Das war mein Hund.“ meinte sie, doch schaute mich dabei nicht direkt an. „Dein Hund? Lüg mich nicht an! Wer hat dir wehgetan?“ War es er gewesen. Wenn ja dann…
Dafür gibt es keine Wörter was ich mit ihm anstelle wenn er es gewesen war. Ihr blick richtete sich genau auf meine Augen. Er war jedoch nicht mehr warm und dankbar, sondern kalt und abweisend. „ ich sagte, es war mein Hund. Jetzt lass mich in ruhe, es geht dich sowieso nichts an.“ und machte auf dem Absatz kehrt und verschwand im Laufschritt zum Ausgang zu den Parkplätze. Ich folgte ihr geknickt.

Als ich ins Offene trat, sah ich nur noch, wie Luis schwarzer Porsche um die Ecke brauste. Ich war ihr gerade so nah gewesen und jetzt wieder so fern.
Irgendetwas stimmte nicht mit Lyana Verletzungen. Ich hatte wirklich ein schlechtes Gefühl. Ich muss es unbedingt herausfinden, was es war. Doch ich kann mir es nicht leisten, die schule zu schwänzen, weshalb ich lustlos wieder zurück in die schule trottelte. Ich musste noch weitere vier stunde aussitzen, bis ich nach hause fahren kann. Und es werden sehr lange vier stunden werden.


Überraschungen



Literatur, Physik. Dann endlich, nach vier langen Schulstunden, die offenbar nie aufhören wollten, erlöste die Schulklingel mich vom monotonen Schulalltag. Erleichtert seufzend packte ich meine Sachen zusammen und wandte mich zum gehen. Jemand hielt mich an der Schulter zurück. „Maximus... Warte doch mal.“
Ich zögerte einen Moment, dann drehte ich mich um. „Was ist, Scott?“

„Hast du heute Zeit? Ich dachte, wir könnten einen Film gucken...
Ich hab gestern einen guten in der Videothek gefunden.“
Ich zog eine Augenbraue hoch.

„Scott, hör endlich auf. Ich hab es satt.“ Ich atmete tief durch, schulterte meinen Rucksack und marschierte hinaus. Ich hatte eigentlich erwartet, dass mein bester Freund mir folgen würde, doch diesmal hatte er die Botschaft offenbar verstanden.
Ich war nie lange böse auf Scott, doch momentan hatte ich andere Dinge im Kopf, und ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass ich schon bald bei ihm anrufen würde, um seine „Entschuldigungen“ anzunehmen.

Eigentlich hätte ich auch Lust, mit Scott zusammen einen Film zu schauen, denn das hatten sie lange nicht mehr getan, so ganz normal, unbeschwert, ohne jeden Hintergedanken, was ganz normale beste Freunde eben manchmal so taten.
Aber diese Gedanken verdrängte ich einfach, denn schließlich hatte er heute definitiv keine Zeit dazu, einen Film zu gucken. Viel wichtigere Dinge standen bevor.
Ich musste mich auf Lyana konzentrieren. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, doch ich wusste nicht genau, was.

Als ich meinen Jeep Zuhause parkte, sprang mir sofort mein Dad ins Auge, der mit einer wackeligen Leiter versuchte, die Hausnummer ihres Hauses neu anzumalen. Das war schon ziemlich lange nötig, denn die meisten waren an ihrem Haus vorbei gefahren, wenn ich ihnen die Hausnummer verraten hatte.

Beim ersten Versuch hatte ich nämlich wasserlösliche Farbe genommen, die nach zwei, drei Regenschauern weg gewaschen war. Ich hatte vergeblich versucht, seinen Vater davon zu überzeugen, dass das nur ein Test gewesen war und ich nur ausprobieren wollte, ob diese Farbe wirklich zu ihrem Haus passte.
Doch er hatte es mir nicht abgekauft.

Ich wusste auch warum. Ich hatte sich noch nie wirklich wohl gefühlt in Baumärkten, auch wenn mein Vater es immer als Männerparadies beschrieb. Ich fand es langweilig, und das ständige Piepen der Kassen nervte mich schon nach wenigen Minuten so sehr, dass ich das Gebäude am liebsten fluchtartig verlassen würde.

„Hi, Dad.“, sagte ich mit gemischten Gefühlen. Das Gespräch vom letzten Abend war noch immer sehr präsent in meinem Kopf und ich mochte gar nicht daran denken, wie ich meinen Vater dazu kriegen sollte, dass ich am Freitag doch irgendwie zu dieser Party gehen durfte.

„Maximus. Würdest du mit mal kurz helfen, bitte?“ Sein Dad hatte wohl aus Versehen den Pinsel fallen lassen. Dort, wo er gelandet war, zeichneten sich lauter rote Farbkleckse auf dem Boden ab. Mit spitzen Fingern hob ich den farbverschmierten Pinsel auf und reichte ihn rauf. „Danke, Maximus.“ Ich lächelte ihm kurz zu als Antwort, dann verschwand ich mit einem Satz im Haus.

Ich schmierte mir in der Küche ein Erdnussbuttersandwich, nahm es mit in mein Zimmer, warf den Rucksack in die Ecke und ließ mich in den Schreibtischstuhl fallen. Mit einer schnellen Bewegung startete ich meinen Computer. In der Zeit, die dieser zum Hochfahren brauchte, verschlang ich lustlos das Sandwich. In meinem Kopf spielten sich verschiedenste Szenarien ab, wie auch immer ich Lyana dazu bringen konnte, mit mir zu reden, wie ich sie zur Party einladen konnte und dazu bringen konnte, ja zu sagen. Und wie ich es schaffen sollte, doch die Erlaubnis zu der Party zu bekommen.

Seufzend wischte ich mir die Finger an meinem Hemd ab und starrte gedankenverloren auf seinen Desktop. Früher hatte ich meinen PC mit einem langen Kennwort gespeichert, doch ich vertraute meinem Vater und sogar Tilus in diesen bereich, was das Herumschnüffeln anging, und Scott als sein bester Freund fand die neuen Passwörter, die ich mir ausdachte, sowieso immer wieder heraus.

Ich öffnete meine Facebookseite und checkte kurz die Nachrichten. Vier neue Mitteilungen von Scott, drei Leute, die mich nach den Mathematikhausaufgaben fragten. Missmutig schob ich alles in den Papierkorb. Scott konnte ihm auch am Telefon sagen, was er wollte. Wenn ich denn irgendwann ranging.

Dann klickte ich auf die Suchleiste. Lyana Dixon. Mit zitternden Händen drückte ich die Enter-Taste und wurde sofort zu Lydias Profil weitergeleitet. Ich schluckte. Wir waren nicht befreundet. Ich hatte mich nie getraut, ihr eine Freundschaftsanfrage zu schicken, immer aus der Angst, sie würde sie ablehnen. Doch jetzt musste ich irgendwie Kontakt zu ihr aufnehmen, und ihre Handynummer hatte ich nicht. Seufzend versandte ich die Anfrage, vor der ich mich seit Monaten herum gedrückt hatte.

Und wartete.

Und wartete.


Ein vertrautes Geräusch ließ mich aufschrecken. Ich sah mich um. Ich war noch in meinem Zimmer, ich war an meinem Schreibtisch eingenickt. Mein Bildschirm leuchtete mir grell ins Gesicht. Ich hatte eine weitere Nachricht bekommen. Von Scott. Ich verdrehte die Augen, und gerade, als ich sie öffnen und lesen wollte, fiel mir auf, dass mein Facebook mir eine neue Mitteilung anmeldete. Mit klopfendem Herzen klickte ich auf den kleinen, blauen Globus, meine Augen weiteten sich- und da stand es.


"Lyana Dixon hat deine Freundschaftsanfrage angenommen.
Schreibe jetzt auf ihre Pinnwand."

Im ersten Moment völlig unfähig, auch nur irgendetwas zu tun, im zweiten Moment tat ich aus Gewohnheit das, was ich immer in solchen seltenen Momenten tat- ich griff zum Telefon und wählte die Nummer meines besten Freundes.

„Scott! Scott!“

„Muse! Meine Güte, ich dachte schon, du würdest mich ewig ignorieren.“

„Scott, etwas unglaubliches ist passiert!“

Ich biss mich auf meine Faust, um nicht vor Freude los zu schreien. Ich machte einen kleinen Luftsprung, und um meine Freude freien Lauf zu lassen, lief ich aufgeregt durch mein Zimmer.

„Was denn?“

„Lyana hat mich auf Facebook akzeptiert!“

Meine Stimme zitterte, so aufgeregt war ich gerade. Ich wusste selbst nicht, was da gerade mit ihm passierte. Ich erwartete jedenfalls eine deftige Reaktion von meinem Kumpel.

Nichts dergleichen, bis auf eine Minute Schweigen, und dann ein trockenes Lachen.

„Muse, sie hat über tausend Freunde auf Facebook. Und dabei sind sogar Timo und Mark, diese Penner, die letztes Jahr von der Schule geflogen sind.“

Ich schnappte nach Luft.
„Danke, dass du mir meinen kleinen Erfolg madig machst.“

Ich hörte Scott am anderen Ende lachen, doch diesmal war es kein fieses Lachen, sondern ein ehrliches, das, was ich an Scott so sehr mochte und was ich schon ziemlich lange nicht mehr gehört hatte, wie ihm gerade auffiel.

„Weißt du was? Wie wär's, wenn du den Film einpackst und vorbei kommst?“,
fragte ich und wartete ab.

„Alles klar, ich bin in zehn Minuten bei dir.“


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Tag der Veröffentlichung: 07.09.2012

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