Prolog
Der Wind fuhr über die Küste und wirbelte den Sand auf, welcher diesen tanzend in einer Rauchwolke forttrug. Die lachende Sonne spiegelte sich auf der kristallklaren Wasseroberfläche und spendete ihre Wärme an die vobeilaufenden Menschen.
Viele Japaner liefen barfuß durch den Sand und genossen das angenehm warme Gefühl.
Die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut ließ das angenehme Gefühl in ihnen aufsteigen und ihre Sorgen schienen wie vergessen.
Obwohl es kein Sommer war, schien das Wetter ihnen all ihre Last zu nehmen. Doch in Wirklichkeit sollte die Wärme sie auf die anstehende Katastrophe vorbereiten, auf welche sie nicht vorbereitet waren.
Die 16 Jährige Kira stand am Ufer des Meeres und sah in die Weite Ferne hinaus.
Ihre salzigen Tränen glänzten im Sonnenlicht und brachten ihre Trauer zum Ausdruck.
>>Kira, Kommst du ? Wir gehen weiter.<<
Eine junge Frau Mitte 30 näherte sich dem Mädchen und legte ihre Hand tröstend auf ihre Schulter. Hana Saku, so lautete ihr Name.
>>Ja, ich komme gleich Mama.<<
Sie sah weiterhin starr hinaus und schien ihre Mutter nur halb wahrzunehmen.
>>Du denkst gerade an Luna, habe ich recht Kira?<<
Sie versuchte, ein kleines Lächeln auf ihre Lippen zu bekommen, doch bei dem Gedanken an Luna, verschwand dieses sehr schnell.
Kapitel 1 : Meine kleine Schwester
Beide standen dem Meer entgegen und trotzten den starken Wind, welcher ihre Haare durcheinander wirbelte. >>Weißt du noch, wie ihr Beide immer zusammen gespielt habt ? Ihr wart immer so unbeschwert und habt auch viel Blödsinn angestellt. Dennoch wart ihr sehr glücklich. Wenn nur damals...<<
Kira ballte ihre Hände zu Fäusten und schrie ihrer Mutter wütend entgegen
>>Willst du mir wieder vorwerfen, dass wenn ich besser auf Luna aufgepasst hätte sie nicht gestorben wäre ? Weißt du denn gar nicht, dass ich sie genauso wie du vermisse. Doch man kann das Geschehene nicht rückgängig machen. Hör auf in der Vergangenheit zu leben.<<
>>Wie soll ich das deiner Meinung nach machen ? Ich kann doch nicht mein eigenes Kind vergessen. Dein Vater hat es zwar noch nie gesagt, doch er leidet genauso wie wir alle an ihren Verlust.<<
Hana nahm ihre Hand von Kiras Schulter und drehte sich um, wobei sie loslief. >>Komm, lass uns nach Hause gehen. Dein Vater müsste bald von der Arbeit kommen.<<
Kira versuchte, ihren Frust zu verbergen, doch sie konnte sich nicht mehr beherrschen.
>>Jetzt willst du wieder abhauen, weil du Angst hast, dass ich mir etwas antue, indem ich mich von der Klippe stürze. Doch da musst du dir keine Sorgen machen.<<
Hana blieb abrupt stehen und drehte sich zu ihrer Tochter um.
>>Ich...<< Sie wusste nicht, was sie nun sagen sollte.
>>Schon gut, ich komme ja schon.<<
Kapitel 2 : Das Beben
Nickend drehte sich Hana wieder und lief weiter vorraus. Kira wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und folgte ihr.
Plötztlich bebte die Erde und Beide fielen auf die Knie. Ein Riss bildete sich auf dem Boden und durchzog mehrere Straßen der Stadt.
Der Asphalt wurde hochgehoben und einige Autos fuhren gegen die Wände oder stürtzten in die Gräben. Ein Bus fuhr an der Küste und hielt bei dem Beben an, um nicht von der Straße abzukommen.
Häuser wankten hin und her und einige fielen in sich zusammen. Die Menschen versteckten sich unter Tischen oder rannten auf die Straße. Viele riefen nach ihren Freunden oder Verwandten, doch in den Chaos konnte niemand ihre Rufe verstehen.
Von einem Kaufhaus fiel eine Werbetafel mitten auf die Straße und begrub einige Menschen unter sich. Die Häuser wankten weiterhin und niemand konnte sagen, wann das Beben aufhört.
Hana versuchte aufzustehen und sah zu ihrer Tochter, die neben ihr kniete und sich nicht bewegen konnte.
Der Schock in ihren Augen war klar zu sehen.
>>Kira! Reiß dich zusammen. Das ist nur ein einfaches Erdbeben. Steh auf! Wir müssen jetzt gehen.<<
Doch Kira reagierte nicht auf ihre Mutter. All dies erinnerte sie an den Tod ihrer Schwester. Sie gab sich immernoch die Schuld, ihr nicht geholfen zu haben.
>>Kira! Hörst du mich? Komm mit!<<
Kapitel 3 : Ein tragischer Unfall
Zwei Schwestern spielten auf einer Klippe und alberten herum. Sie lachten und versuchten sich gegenseitig umzuwerfen.
Es handelte sich dabei um die 12 Jährige Kira und ihre Kleine 6 Jährige Schwester Luna.
>>Ich hab dich gleich, Kira<<
Luna warf sich gegen ihre Schwester, doch diese konnte sich locker auf den Beinen halten.
Sie lachte die Jüngere aus und schuppste sie von sich weg.
>>Zu früh gefreut, Schwesterchen.<<
Die Sonne schien und keine Wolke verdeckte den Himmel. Es war sehr heiß und Beide trugen kurzärmlige Oberteile und auch kurze Hosen, da es Sommer war.
Luna rannte erneut auf ihre Schwester zu, doch diese schmiss die Kleine über sich hinweg und Luna landete am Rand der Klippe. Die Wellen schlugen gegen die Felswände und ein Rauschen war zu hören.
Die Erde bebte und die Wellen schossen stärkter gegen die Wände. Der Felsvorsprung wackelte dabei sehr heftig, sodass Kira hinfiel.
Ihre Kleine Schwester Luna stand immernoch am Rand des Hangs und konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten, sodass sie in die Fluten stürtzte.
Kira realisierte zu spät, was eben geschah.
>>L-Luna?...Luna?...LUNAAAAAAAAA!<<
Kapitel 4 : Wo ist Vater ?
>>Kira! Hörst du mich? Komm mit!<<
Kira erwachte aus ihrer Trance und sah in das besorgte Gesicht ihrer Mutter.
>>Ist mit dir alles inordnung?<< Hana sorgte sich um ihre Tochter und wusste nicht, was sie nun tun sollte.
>>Ja Mama, mir geht es gut.<< Kira wollte ihre Mutter nicht weiter beunruhigen und versuchte stark zu bleiben.
>>Dein Vater ist immernoch in Fukushima und arbeitet im Atomkraftwerk. Ich weiß nicht, ob es bei ihm auch bebt. Doch wir müssen jetzt zu ihm gehen. Ich mache mir große Sorgen<< Nervös kaute sie auf ihren Fingernägeln herum und dachte nach, wie sie nun nach Fukushima kommen.
>>Wenn das Beben vorbei ist, fahren wir mit dem Zug dorthin. Aber Papa geht es bestimmt gut.<<
Lächelnd dachte sie an ihren Vater, der im Atomkraftwerk arbeitete und eine Menge Geld dort verdiente. Da Hana Hausfrau war, konnte sie nicht arbeiten und ihr Mann musste das Geld Nachhause bringen.
>>Da hast du wohl recht. Takeshi kennt sich schließlich mit Erdbeben aus. Wieso denke ich bloß immer an das Schlimmste ? Ich muss es einfach mal positiv sehen.
Kapitel 5 : Tsunami
Ein Signal ertönte und fuhr durch die Ganze Gegend. Ein Mann sprach in das Mikrofon >>Ein Tsunami kommt. Geht auf höher gelegende Gebiete. Entfernt euch von der Küste. Nehmt nichts mit. Beeilt euch.<<
Diese Durchsage wiederholte sich einige Male und die Menschen verließen fluchartig ihre Häuser.
Hana nahm ihre Tochter an der Hand und zog sie mit sich.
>>Mama, zieh nicht so. Du tust mir weh. Ich kann auch selbst laufen.<< Kira war sauer auf ihre Mutter und wurde von ihr mitgeschleift.
>>Der Tsunami könnte jeden Moment eintreffen, Wir müssen uns beeilen. Wir haben keine Zeit für Diskussionen.<<
Kira blickte in das Meer und sah bereits die riesige Welle, welche sich den Weg zu ihnen bahnte.
>>Er kommt! Schneller<<
Beide rannten nun los und versuchten die höher gelegte Plattform zu erreichen, auf welcher bereits zahlreiche Menschen standen.
Der Tsunami erreichte die Küste und riss alles mit, was sich ihm in den Weg stellte. Autos, Häuser, Schiffe...alles wurde überspült und versank in den Fluten.
Der Bus, welcher zuvor noch an der Küste fuhr, wurde von der Welle erfasst und weggespült. Die Scheiben hielten den Druck nicht stand und zerbrachen. Das Wasser konnte ungehindert in den Bus laufen und die Menschen ertranken qualvoll.
Ein älterer Mann hielt seinen Enkel auf den Arm und sah die Flut auf sich zukommen.
>>Mach deine Augen zu, Akihito. Gleich sind wir bei Mama und Papa.<<
Der Kleine nickte und schloss seine Augen. Er lächelte leicht und wartete, bis die Welle ihn und seinen Großvater mitriss. Beide ertranken schnell und viele weitere fielen dem Wasser zum Opfer.
>>Mama, beeil dich!<< Kira war bereits auf der Plattform und wartete nervös auf ihre Mutter. Hana rannte so schnell sie konnte, doch dass Wasser kam immer näher.
>>MAMA!<< Die Tränen liefen ungehindert über ihr Gesicht. Ihre Mutter lächelte, bis sie rief >>Suche deinen Vater.<<
Im nächsten Moment erfasste sie die Welle und Hana war nicht mehr zu sehen.
Kira schrie immer wieder nach ihrer Mutter, doch sie wartete vergeblich auf eine Antwort.
Kapitel 6 : Die Hinterbliebenden
Die Fluten füllten die ganze Stadt aus und vergruben alles unter sich. Viele Menschen konnten sich auf den Dächern ihrer Häuser retten, andere suchten höher gelegende Gebiete auf. Kira starrte in die Tiefe hinab und besah sich die Zerstörung. Teile von Häusern schwammen durch das Wasser, der Boden wurde weich und matschig.
>>Wer von ihnen ist Kira Saku ?<<
Ein Mann schaute sich um und hielt ein Telefon in seiner rechten Hand. Die Angesprochene stand langsam auf und rief >>Ich bin Kira Saku.<<
Der Mann überreichte ihr das Telefon und sie sprach hinein >>Wer ist da ?<<
Sie warte nevös auf eine Antwort, bis sich eine raue Männerstimme meldete.
>>Mein Name ist Takeshi Mura. Ich bin ein Arbeitskollege deines Vaters. Ich wollte nachfragen, wann er zur Arbeit kommt.<<
Kira war sehr verwirrt. Ihr Vater war doch die ganze Zeit arbeiten. Was redete dieser Kerl denn ?
>>Aber mein Vater ist doch die ganze Zeit arbeiten.<<
Langsam dachte sie, der Mann wäre verrückt, doch was er als nächstes sagte, würde sie nie vergessen.
>>Er ist heute früh um 7 zurück Nachhause gefahren, um wieder mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Außerdem wollte er im Haus auf Hana und dich warten. Aber...<<
Die weiteren Worte konnte Kira nicht mehr verstehen. Ihre Welt zerbrach in diesen Moment in tausend Teile.
Kapitel 7 : Die Ungewissheit
Das konnte doch nicht wahr sein. Ihr Vater konnte doch nicht tot sein. Nein! Er musste noch Leben. Hana war schon immer eine gute Schwimmerin. Sie muss es ebenfalls geschafft haben.
Kira war dem Nervenzusammenbruch nah und ließ das Handy fallen, welches in die Fluten stürtzte und unterging.
>>Hey! Das war mein neues Handy. Wieso...fallen...du...teuer...<<
Die Worte des Mannes bestanden nurnoch aus Fetzen. Kira fiel um und alles um sie wurde schwarz.
>>Hey, aufwachen! Kannst du mich hören ?<<
Müde öffnete Kira ihre Augen. Sie befand sich in einem großen Gebäude, in welchem sehr viele Menschen untergebracht waren. Dabei handelte es sich wohl um Notunterkünfte.
>>Sie ist aufgewacht! Hallo? Wo ist ein Arzt?<<
Ein Mann kam auf sie zu und untersuchte das Mädchen.
>>Sie hat keine äußerlichen Verletzungen. Nur einen Schockzustand.<<
>>Kira Saku? Wo ist Kira Saku?<<
Sie horchte auf und sah sich um. Wer hatte eben ihren Namen gerufen ? Ein großer stämmiger Mann kam auf sie zu und fragte >>Sind sie Kira Saku ?<<
Nickend bestätigte sie seine Frage.
>>Folgen Sie mir bitte.>>
Zitternd stand die Schülerin auf und folgte dem Unbekannten. Was hatte er vor ? Wo sollte sie hin.
Vor einem Raum blieben Beide stehen. Auf der Tür stand "Autopsie".
Knarrend öffnete sich diese und ein weiterer Mann erschien.
>>Ist sie das ?<< Der Mann bestätigte die Frage und der andere führte sie in den Raum.
In diesen waren zahlreiche Tische, auf welchen sich Tote befanden, die mit einer weißen Decke verhüllt waren. Langsam trat sie dem Tisch, zu welchen der Mann sie führte, näher und wartete ab.
Schluckend hob sie langsam ihre Hand und entfernte die Decke, unter der Zwei Körper waren.
Doch als sie sah, um wen es sich dabei handelte, brach sie zusammen.
Ihr geliebter Vater und ihre Mutter lagen nebeneinander auf den Tisch.
Ihre Mutter lächelte und ihr Vater hatten einen entsetzten Gesichtsausruck.
Nun hatte sie alles verloren. Ihr Vater und ihre Mutter waren tot. Das Haus war zerstört. All ihre Verwandten und Freunde wurden vermisst. Sie wusste nicht, ob diese überhaupt noch am Leben waren.
Alles was ihr lieb war, wurde ihr auf solch grausame Weise entrissen. Sie war allein, hatte niemanden, der für sie da war.
Das einzigste was ihr blieb, war die Erinnerung an glückliche Zeiten.
Mit dieser Geschichte möchte ich zeigen, wie schmerzhaft es ist, einen geliebten Menschen zu verlieren. Es kann möglich sein, dass dieses Schicksal vielen Menschen passiert ist.
Ich möchte allen Opfern der Katastrophe Gedenken und den Überlebenden helfen.
Das Leben muss weitergehen. Sie haben noch eine Zukunft. Und diese müssen wir ihnen ermöglichen.
Tag der Veröffentlichung: 20.03.2011
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