Gefährte wider Willen
Mission Rollentausch 3
Copyright Text © Ni Jica 2023
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Covergestaltung: Ni Jica
Bildmaterial: © 123rf.com
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und andere Verwendung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. Vervielfältigungen und Veröffentlichungen sind nicht gestattet.
Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden und entspringen meiner Fantasie. Ähnlichkeiten jeglicher Art wären demnach rein zufällig.
Bei diesem Buch handelt es sich um einen homoerotischen Roman und wendet sich an Leser, die an sexuellen Handlungen zwischen zwei Männern keinen Anstoß nehmen.
Inhalt:
Blakes Leben wird seit dem tragischen Tod seiner Gefährtin von Trauer und Schuldgefühlen bestimmt. Doch damit nicht genug, wird um in herum ein Gespinst aus Intrigen gesponnen, aus dem es scheinbar keinen Ausweg gibt.
Durch seine Freunde Sven und Kyle erlangt der Mann gerade wieder etwas Lebensmut, als ihm auch schon erneut übel mitgespielt wird. Er wird aus seinem neuen Rudel gerissen und auf das Anwesen eines berüchtigten Alphas verschleppt.
Blake kennt diesen Alpha. Sehr gut sogar. Vor Jahren hatten sie eine gemeinsame Nacht. Eine Nacht, die sehr böse endete und dem jungen Alpha von damals fast das Leben kostete. Nun will dieser Wiedergutmachung und fordert nichts Geringeres als Blakes eigenes Leben ...
Hinweis:
Es empfiehlt sich, die Teile dieser Serie in der richtigen Reihenfolge zu lesen.
Liebe Leser/innen,
mit ganzen vier Jahren Verspätung geht Blakes Geschichte nun endlich auf die Reise in die große weite Welt hinaus.
Blake hat so lange geschwiegen, dass ich es selbst nicht mehr gedacht hätte und so möchte ich mich bei all denen bedanken, die während dieser langen Zeit trotzdem zu mir gehalten und an ein verspätetes Happy End geglaubt haben.
Ihr seid die Besten!
Nun wünsche ich allen viel Spaß beim Lesen und lasst euch bitte nicht vom bösen, schwarzen Wolf fressen!
Eure Ni Jica
Die Nacht ist wirklich kalt. Sternenklar und wunderschön, aber eben nichts für nackte Menschenhaut. Die Gänsehaut auf meinem Körper verdichtet sich, wandert von meinen Armen bis zur Brust und plötzlich schüttelt es mich am ganzen Leib.
Scheiße. So habe ich mir diesen Nachtlauf nun wirklich nicht vorgestellt. Wann geht es endlich los?
Ich blicke zu den anderen Wölfen um mich herum. Auch sie warten auf den Startschuss des Alphas, auf dass sie sich endlich verwandeln und loslaufen können. Doch die riesige Graumähne lässt sich Zeit. Er steht zusammen mit einem anderen Alpha am Rand der kleinen Waldlichtung und sie unterhalten sich, als hätten sie alle Zeit der Welt.
Ein leises Knurren bildet sich in meiner Kehle. Für wen halten sich diese alten Männer? Ist es etwa in Ordnung, sein eigenes Rudel erfrieren zu lassen? Ein Ellenbogen trifft mich in der Seite und ich sehe zu dem Mädchen, das neben mir steht und mich warnend anblickt.
»Halte deine Wut im Zaum. Oder willst du wieder übers Knie gelegt werden?«
Mist, meine Schwester hat recht. Ich kann die letzte Prügel noch immer in meinen Knochen spüren. Mein Vater schlägt nicht gerade zimperlich zu, wenn ich mich in seinen Augen mal wieder daneben benommen habe. Und das tue ich oft. Es ist nicht so, dass ich es darauf anlege, aber ich bin schnell verärgert und sehe in jedem falschen Blick eine Herausforderung. Kämpfe mit anderen aus dem Rudel sind da vorprogrammiert. Aber hey, ich bin ein Alpha, verdammt! Zudem bin ich jung und meine Triebe schwer zu kontrollieren. Etwas mehr Verständnis wäre da echt schön.
Vater schätzt und verabscheut mein aufbrausendes Temperament zu gleichen Teilen. Ich finde, er sollte sich endlich mal entscheiden, aber das wird wahrscheinlich erst dann geschehen, wenn ich längst seinen Platz eingenommen habe. Ich weiß genau, dass ich ein besserer Alpha als er sein werde. Zumindest wird mir ganz sicher nie in den Sinn kommen, einen Nachtlauf mit einem fremden Rudel vorzuschlagen, damit sich freundschaftliche Beziehungen festigen können.
So ein Schwachsinn!
Die Wut in meiner Brust wird stärker, bis mein Körper nicht mehr nur vor Kälte bebt. Wenn es bereits so schlimm geworden ist, hilft meistens nur ein guter Fight, bei dem ich mich bis zur Erschöpfung auspowern kann. In meinem eigenen Rudel ist mir allerdings längst keiner mehr gewachsen.
Wieder lasse ich meinen Blick schweifen. Er bleibt schließlich bei einem dunkelhaarigen Jungen hängen, der für meine Zwecke bestens geeignet erscheint. Er ist etwas größer als ich und scheint auch ein wenig älter zu sein. Neunzehn vielleicht? Egal. Größe und Alter interessieren mich herzlich wenig, wenn das Feuer in mir wütet. Es zählt, dass er stark aussieht und seine Augen nicht einmal einen Hauch von Unterwerfung zeigen, obwohl ich mich echt bemühe, ihn niederzustarren.
Ich spüre, wie sich ein Grinsen über meine Lippen legt. Perfekt!
Der fremde Wolf furcht die Stirn und ich bilde mir ein, dass er ein leises Knurren ausstößt, aber dann dreht er sich plötzlich von mir weg und schüttelt unwirsch seinen Kopf.
Oh Boy, für diese Frechheit lasse ich dich bluten!
Ich werde ihn im Auge behalten, während des Laufs abseits drängen und dann werden wir ja sehen, wie freundschaftlich wir unsere Beziehung halten können. Was bringt einen auch näher, als ein guter und fairer Kampf?
»Lass das, du handelst dir nur wieder Ärger ein«, flüstert mir meine Schwester zu, die das kurze Blickduell mit dem fremden Wolf verfolgt haben muss. »Für Dad ist dieser Lauf wichtig und wenn du ihn vermasselst ...«
»Klappe, Kurzbein«, zische ich ihr zu. Ich liebe meine Schwester, aber sie ist zu weich. Außerdem kann sie nicht verstehen, was in mir vorgeht, immerhin ist sie nur eine Beta.
Sie schnaubt und tritt mir gegen das Schienbein. »Dummer Idiot! Meine Beine sind nicht kurz!«
»Aber auch nicht lang«, entgegne ich und reibe mir das schmerzende Bein. Jeder andere hätte eine solche Aktion nicht überlebt, aber das Kurzbein genießt Sonderrechte und das weiß sie. Ich würde mir eher beide Arme abhacken, als ihr zu schaden. Übrigens würde ich das auch bei jedem anderen tun, der sie auch nur falsch anguckt.
»Du bist blöd und ich werde dir nicht deine Wunden lecken, wenn du geschunden nach Hause kommst!«
»Klar würdest du«, kommentiere ich diese Lüge grinsend. »Allerdings werde ich dafür sorgen, dass ich erst gar keine Wunden haben werde. Und jetzt geh und spiel etwas mit Missy.«
Ich werde misstrauisch beäugt. »Aber Missy kann nicht mitlaufen, weil sie ihren Arm gebrochen hat und der Knochen noch nicht wieder verheilt ist.«
Ich reiße gespielt schockiert die Augen auf. »Ist das so? Ach Mann, die Arme. Wie gut, dass sie eine Freundin wie dich hat, die immer für sie da ist und ihr sogar während des Laufs zur Seite steht.«
Meine Schwester weiß, was ich damit sagen will. Sie sieht mich mit schockierten Augen an, die sich so langsam mit Tränen füllen. »Nein, Matta! Ich will auch mitlaufen. Vater hat gesagt, ich darf!«
»Und ich sage, nein, weil ich es ganz bestimmt nicht zulassen werde, dass du zwischen wildfremden Wölfen umherläufst. Ich kann dich nicht im Auge behalten, also bleibst du bei Missy und wartest. Du bist eh noch viel zu klein dafür.«
»Ich bin nur acht Minuten jünger als du und ich hasse dich, Matta! Ich hoffe, Dad wird dich später wieder verhauen!«
Ich werde noch einmal getreten, dann wendet sie sich mit hochrotem Kopf und heulend von mir ab und stampft zum Rand der Lichtung, wo ihre Freundin Missy sie verwirrt in Empfang nimmt. Tja, Pech für sie, dass sie gegen meine Dominanz nicht ankommt.
Sie so traurig und wütend zu sehen, gefällt mir natürlich nicht und ich bekomme ein schlechtes Gewissen, aber ich weiß eben auch, dass es so besser ist. Wie soll ich auch auf sie aufpassen, während ich den dunkelhaarigen Wolf jage? Nein, so ist es besser und mir wird später schon etwas einfallen, wie ich sie wieder besänftigen kann.
Gleich darauf beginnt endlich der Lauf. Der Alpha des anderen Rudels hält noch eine kleine Ansprache, der ich keine Beachtung schenke und dann wird das Startzeichen gegeben.
Adrenalin und ach so wohltuende Hitze flutet mich, während ich meinem Wolf endlich erlaube, an die Oberfläche zu treten. Meine Knochen knacken. Ich falle auf die Knie und keuche verzückt. Das Gefühl der Wandlung ist für mich schon immer etwas Einzigartiges gewesen. Es ist wild und rau und auch ein klein wenig schmerzhaft, aber es bedeutet auch noch etwas anderes: Freiheit!
Ich sehe, wie sich dunkles Fell auf meinen Händen bildet, kurz bevor sie sich in kräftige Pfoten verwandeln. Meine Sicht verändert sich, wird schärfer und dann stehe ich auch schon stolz erhobenen Hauptes mitten auf dem Platz und blicke auf die anderen Wölfe um mich herum. Die meisten von ihnen stecken noch mitten in ihrer Wandlung, denn ich bin schon immer einer der schnellsten gewesen. Nur ein Einziger konnte heute mit mir mithalten.
Ausgerechnet er? Interessant!
Der dunkelbraune Wolf steht nur wenige Meter von mir entfernt und blickt direkt in meine Richtung. Ich kann ihn riechen, den erdigen Duft sogar auf meiner Zunge schmecken und blecke voller Aufregung die Zähne.
Sein Fell sträubt sich, denn er sieht diese Geste eindeutig als Provokation an. Ist sie auch, schließlich gibt es nicht Schöneres, als angeheiztes Blut, bevor es über meine Zunge rinnt. Oh ja, ich will meine Zähne in seinen Nacken versenken und spüren, wie er unter mir kämpft. Vielleicht ficke ich ihn sogar, wenn er wirklich so gut schmeckt, wie er riecht. Die perfekte Unterwerfung, genau das will ich. Und ich will sie von diesem stolzen Bastard, der es noch immer nicht für nötig hält, seinen Blick vor mir zu beugen.
Mit überheblicher Arroganz in den Augen schleicht er langsam näher. Schon bald umkreisen wir uns lauernd, versuchen, die Kräfte des jeweils anderen einzuschätzen. Ich sehe, dass er genauso heiß auf einen Kampf ist wie ich. Das wird spaßig!
Plötzlich hebt er den Kopf, sieht sich um und blickt zu seinen Rudelkollegen, die sich inzwischen komplett verwandelt haben und nun Richtung Wald sprinten. Ich gebe einen warnenden Knurrlaut von mir, denn wenn er mich jetzt einfach stehen lässt, werde ich bitterböse.
Seine Aufmerksamkeit wandert wieder zu mir. Seine Schnauze verzieht sich und nun sieht es so aus, als würde er grinsen, während er in tänzelnden Schritten langsam rückwärts schleicht. Es ist eine treffende Beschreibung, denn unser kleines Spiel hat etwas von einem Tanz. Ein animalischer, von Instinkten geleiteter Tanz, der jeden meiner Sinne gekonnt anspricht.
Für jeden Schritt, den er nach hinten macht, mache ich einen nach vorne. Die Distanz bleibt gleich, der Blickkontakt ungebrochen. Wir sind aufeinander fokussiert und blenden alles andere aus.
Das ist so heiß!
Für einen Beta scheint er erstaunlich viel Dominanz zu besitzen. Vielleicht ist es aber auch nur Überheblichkeit, weil er mich unterschätzt. Mir gefällt trotzdem, dass er nicht nachgeben will, egal wie sehr das mein Blut auch zum Kochen bringt. Dadurch wird mein Sieg nur umso süßer sein, nicht wahr?
In der Ferne heulen unsere Kumpel und es bricht unseren Bann. Inzwischen stehen wir längst allein auf der Lichtung und nur am Rand stehen noch einige Zuschauer, die nicht am Lauf teilnehmen. So wie Kurzbein.
Ich kann ihren besorgten Blick auf mir spüren, aber ich drehe mich nicht zu ihr um. Stattdessen knurre ich meinen neuen Freund an, um unser Spiel endlich in die nächste Phase zu bringen. Er reagiert, knurrt ebenso und lässt mich so wissen, dass er es mir nicht leicht machen wird. Gut so!
Nachdem wir das geklärt haben, dreht er sich um und sprintet los. Dabei schlägt er eine Richtung ein, die uns von den anderen wegführt. Es bringt mich dazu, innerlich zu jubeln. Es bedeutet keine Störung und ich kann mit ihm machen, was ich will.
Die Jagd beginnt! Schön, dass er sich selbst als Beute anbietet.
Während ich ihm hinterherjage, bewundere ich seine sehnigen Hinterläufe und das kurze, dunkle Fell. Das Mondlicht bringt es zum Glänzen und der Drang in mir, darüber zu lecken, wird immer stärker.
Das ist ungewohnt für mich. Normalerweise kämpfe oder ficke ich, aber ich will nicht beides gleichzeitig tun.
Bis jetzt.
Erregung gesellt sich zu dem Adrenalin in meinen Adern und ich werde schneller. Ungeduld packt mich und ich entscheide, dass wir nun weit genug von den anderen entfernt sind.
Ich überhole ihn, halte abrupt inne und stürze mich seitlich auf ihn, kaum dass er meine Höhe erreicht hat. Nun wird es laut. Unser Knurren vermischt sich mit den Lauten des nächtlichen Waldes und übertrumpft sie um ein Vielfaches.
Meine Zähne schaben über sein Fell, Krallen graben sich in seine Haut und ich höre ihn vor Schmerzen winseln. Es hält ihn aber keineswegs davon ab, mir selbst ein paar schmerzhafte Treffer zu versetzen. Oh nein, ich merke schnell, dass mein neuer Spielkamerad alles andere als ein leichter Gegner ist. Er ist schnell und wendig und wehrt sich mit einer Kraft, die meiner recht nahe kommt.
Er erwischt mich mit seinen Zähnen am Vorderbein. Die Haut reißt auf und ich beginne zu bluten, aber der Knochen bleibt zum Glück unversehrt. Der leichte Schmerz ist mir egal, er stachelt mich sogar an und ich werde noch aggressiver. Ich will ihn unter mir haben und um dieses Ziel zu erreichen, setze ich all meine Stärke ein.
Immer wieder prallt mein Körper gegen seinen. Zumindest in Wolfsgestalt ist er nur unbedeutend größer, daher schaffe ich es irgendwann, ihn zum Straucheln zu bringen. Schnaufend nutze ich es aus und werfe mich über ihn. Lockere Erde wirbelt durch die Luft, als er unter meinem Gewicht auf dem Boden zusammenkracht. Er jault und ich schicke einen Laut des Triumphes in die Nacht hinaus.
Eingepfercht unter meinem Körper hat er keine Chance mehr. Er gehört mir! Und jetzt will ich, dass er das selbst einsieht und seine lachhaften Abwehrversuche einstellt. Meine Zähne schnappen nach seinem Hals und ich knurre warnend in sein Ohr. Jede Bewegung von ihm stoppt abrupt und zurück bleibt nur sein hektisches Keuchen.
Sein warmer Körper unter mir ist angespannt, alles hat sich verkrampft und ich bekomme Mitleid. Sanft lecke ich über seinen Nacken, wandere dann hinauf zu seinen Ohren und dann wieder seitlich hinab. Er schmeckt wirklich gut, also habe ich kein Problem damit, es so lange zu tun, bis sich sein Körper sichtlich unter mir entspannt.
Gut, das ist besser, denn alles andere würde ein Eindringen in seinen hübschen Arsch auch erschweren. Mein Schwanz ist längst ausgefahren, denn ich lechze nach der Trophäe für meinen Sieg.
Verlangend bringe ich mich über ihn in Position, dränge seine Rute zur Seite und suche nach seinem engen Loch, das ich für mich beanspruchen will.
Es hätte so schön sein können. Mein bester Sieg bisher, doch es soll anders kommen. Die Spitze meines Schwanzes durchdringt kaum seinen festen Muskel, als sich die Erde auch schon um mich herum zu drehen beginnt. Ich verstehe erst, was mit mir geschieht, als ich auch schon schmerzhaft mit dem Rücken auf dem harten Boden aufkomme.
Mein Gegner ist sofort über mir und knurrt mich so intensiv an, dass mir gleich darauf sogar sein Speichel über die Schnauze rinnt. Er ist böse, aber da liegt auch noch etwas anderes in seinem Blick und der Geruch seiner Erregung ist ebenso unverkennbar.
Ich bin fasziniert von seiner Schnelligkeit und seiner Kraft und genau das wird mir zum Verhängnis, denn ich beginne mich viel zu spät gegen ihn zu wehren. Plötzlich bin ich es, der unten liegt und gefickt werden soll. Eine Anmaßung, die mich völlig fassungslos macht. Ich bin hier der Alpha und er nur ein lausiger Beta, der zudem längst verloren hatte!
Meine Zähne schnappen nach ihm und ich will ihn von mir treten, aber es gelingt mir nicht mehr. Sein Maul ist schneller, legt sich auf die Stelle, wo Hals und Schulter aufeinandertreffen und dann beißt er fest zu. Ich jaule vor Schmerz und bin sofort wie paralysiert. Ich kann mich nicht einmal bewegen, als sich sein Schwanz an meinen Arsch drängt und er sich gleich darauf tief in mein Rektum schiebt.
Ich höre mich selbst jaulen, aber eigentlich ist das mehr eine Schockreaktion als alles andere. Ich kann nicht glauben, dass das wirklich passiert. Es ist unmöglich!
Mein Verstand wehrt sich weiter, aber mein Körper gibt nach und reagiert auf den anderen Wolf und dessen Stöße. Sie sind kurz, fest und schmerzhaft und zwingen mich dazu, meinen Körper besser zu entspannen, wenn ich nicht mit aufgerissenem Arsch nach Hause laufen will.
Ich hasse jede Sekunde dieses Aktes und doch steht mein Schwanz weiterhin aufrecht. Ich verstehe das nicht. Meine Erregung ist längst abgeflacht und wandert immer weiter gen Nullpunkt. Die Schmach dieser Niederlage ist einfach zu groß und lässt gar nichts anderes zu.
Da, endlich! Der Wolf über mir verspannt sich und schießt gleich darauf seine Ladung in mir ab. Es schüttelt mich und ich kann ein Winseln nicht länger zurückhalten. Nun habe ich auch noch seinen Saft im Arsch! Das ist die größte Demütigung meines Lebens.
Seine Zähne ziehen sich zeitgleich mit seinem Schwanz aus meinem Körper zurück und geben mich endlich frei. Trotzdem dauert es noch etliche Sekunden, bis ich mich aufrappeln kann. Mein Hinterteil brennt und meine Beine fühlen sich seltsam schwach an, was mich allerdings nicht davon abhält, dass ich jemanden töten möchte. Vorzugsweise natürlich den Wolf, der sich diesen Moment aussucht, um mich fröhlich anzubellen.
Was soll das? Will er mich etwa noch weiter verhöhnen?
Ich knurre aus tiefster Kehle und bin bereit, ihn trotz meines geschundenen Körpers erneut anzugreifen, doch in dieser Nacht scheint sich wirklich alles und jeder gegen mich verschworen zu haben, denn meine Rache wird mir versagt, als zwei andere Wölfe durch das Geäst gelaufen kommen und in unserer Nähe stehen bleiben.
Ich erkenne die massige Gestalt meines Vaters sofort und mein gesamter Körper verfällt erneut in Schockstarre. Neben ihm steht der Alpha des anderen Rudels und beide heben witternd ihre Nasen in die Luft. Ich weiß, was sie riechen werden, denn mir läuft der Saft meines Gegners noch immer aus dem Arsch. An dieser Situation kann man nichts missverstehen. Meine Demütigung ist damit perfekt und meinem Vater wird das gar nicht gefallen. Ein Alpha lässt sich nicht überwältigen und er unterwirft sich nicht! Niemals!
Ein fassungsloser und zudem sehr wütender Laut kommt aus der Kehle meines Vaters gekrochen und dann ist er auch schon bei mir, schlägt sofort mit seinen Pfoten auf mich ein und beißt mich bis aufs Blut. Ich kann mich weder wehren noch auf eine andere Weise reagieren und lasse alles still über mich ergehen.
Immer mehr Wunden werden mir gerissen, aber ich nehme sie schon bald nicht mehr wahr. Meine Sicht verschleiert sich und mir wird kalt. Hass ist das Einzige, was für mich überhaupt noch eine Bedeutung hat, weil er alles ist, was ich in diesem Moment spüren kann.
Nur dem anderen Alpha ist es wohl zu verdanken, dass mir Dad nicht auch noch die Kehle zerfetzt, denn der greift irgendwann ein und schiebt sich zwischen unsere Körper. Noch mehr Blut fließt, diesmal allerdings ausnahmsweise nicht meines und damit sind die freundschaftlichen Beziehungen unter den Rudeln wohl gescheitert.
Habe ich nicht gesagt, dass dieser Lauf eine schlechte Idee sei?
Ich spüre, wie die Dunkelheit immer stärker nach mir ruft und werfe einen letzten Blick auf den Verursacher dieser ganzen Misere. Der dunkelbraune Wolf ist mir ganz nah, hat sich schützend über mir aufgebaut und sieht den Alphas bei ihrem Kampf zu.
Wie gerne würde ich ihn noch einmal berühren und über sein Fell lecken ... bevor ich meine Krallen in seinem Bauch versenke, um seine Gedärme auf diesem Waldboden zu verteilen!
Letzte Worte bilden sich in meinem Kopf, während mir die Augen zufallen. Es ist ein Schwur. Sollte ich jemals wieder erwachen, werde ich diesen Wolf finden und zur Rechenschaft ziehen.
Egal wann.
Egal wo.
Ich werde sein Leben genauso zerstören, wie er heute das meine ...
Blake
Wow, es tut gut, für etwas einzustehen, von dem man absolut überzeugt ist. Und noch genialer ist es, wenn ich dabei auch noch meinem Job als Oberster Beta nachkommen kann.
Oberster Beta! Wie das klingt!
Ich kann es noch immer kaum glauben, dass mein Alpha Sven mich dazu ernannt hat. Obwohl ... na ja, sehr viele andere Optionen hatte er ja nicht. Zumindest war das gestern so, denn ab heute wird sich alles ändern und Sven wird sich vor neuen Rudelmitgliedern gar nicht mehr retten können.
Ich blicke erneut durch die Menge an Wolfswandlern, die sich vor kurzem hier auf einem Platz außerhalb des Dorfes versammelt haben, um über ihre weitere Zukunft zu diskutieren. Ich war eigentlich dabei einen Auftrag auszuführen, als ich sie zufällig hier entdeckt habe, aber ich bin froh darüber.
Ihr alter Anführer hieß Malcom Drechsler und ist ein mieses Schwein gewesen, das sein Rudel wie Dreck behandelt hat. Sven hat ihn getötet und praktisch seinen Status als Alpha übernommen. Dessen Rudel allerdings nicht. Noch nicht!
Ich bin davon überzeugt, dass sein altes Rudel genauso zu ihm gehört, wie er zu ihnen. Ein Blinder kann sehen, dass sie einander brauchen. Die Wandler sind führungslos, haben Angst und ich kann sehen, wie verzweifelt sie sind. Es ist also klar, dass ich diese einmalige Chance, für meinen Alpha zu sprechen, einfach nicht ungenutzt lassen konnte.
Ich will ehrlich sein. Ich war scheiße nervös. Zuerst habe ich gestammelt und mich wahrscheinlich zum Vollhorst gemacht, aber irgendwann habe ich es geschafft, den Menschen genauer ins Gesicht zu sehen und als ich erkannte, dass nicht Belustigung, sondern Hoffnung in ihren Augen stand, da sind die richtigen Worte ganz von allein geflossen.
Im Grunde beinhaltete meine fünfzehnminütige Rede nur eine Aussage: Geht und sucht euch einen Alpha, den ihr weder kennt noch vertrauen könnt oder bleibt und schließt euch einem Mann von wahrer Größe an, den ihr alle kennt und der weiß, was ihr bisher erleiden musstet.
Ich habe das natürlich um einiges schöner ausgeschmückt, aber die Leute waren begeistert und vereinzelte haben sogar geklatscht. Ja, doch, also ich fand mich gut.
Nun ist die Menge dabei, sich so langsam aufzulösen und ich stelle zufrieden fest, dass der größte Teil der Wandler dabei den Weg zum alten Gasthaus einschlägt. Sven, Kyle und ich leben dort direkt nebenan.
Ich werde Sven später vorschlagen, unserem Wohnort einen schicken Namen zu geben. So etwas wie Alpha-Residenz klingt doch schön und macht deutlich mehr her als Anbau neben baufälligem Gasthaus.
Ich klatsche aufgeregt in die Hände und beginne den Dorfbewohnern zu folgen, denn ich will unbedingt Svens Gesicht sehen, wenn sie vor seiner Tür auflaufen. Außerdem ist es als sein Beta natürlich auch meine Pflicht, für seine Sicherheit zu sorgen, wobei ich mir darum nun wirklich keine Sorgen mache.
Keiner strahlt irgendeine Form von Aggressivität aus und die, die es vorhin bei meiner Rede getan haben, sind längst in die andere Richtung verschwunden. Um diese Leute werden wir uns später noch kümmern müssen. Sie wollen Sven nicht als ihren Alpha? Gut, das ist okay. Aber dann muss ihnen auch klar sein, dass es hier keine Zukunft für sie gibt.
Weg mit den unangenehmen Gedanken, denn heute ist ein großer Tag und der soll von nichts überschattet werden. So denke ich ... genau drei Atemzüge lang. Danach ändert sich alles.
Plötzlich weiß ich nicht mehr, warum ich den Menschen vor mir folge. Ich weiß nicht wohin sie wollen oder warum. Und gottverdammt, es interessiert mich auch gar nicht. Die Gedanken an mein Rudel verschwinden und Sven hört auf zu existieren. Alles verblasst und es gibt nur noch eines, was meinen Verstand beherrscht.
Es ist nur ein Wort.
Ein Name.
Viola!
Mein Körper beginnt zu beben und ich verwandele mich ohne mein bewusstes Zutun. Meine Kleidung zerreißt. Einiges bleibt an meinem Pelz hängen, wieder anderes fällt einfach von mir ab. Mir ist das egal. Ich kümmere mich nicht darum.
Mein Wolfskörper prescht im halsbrecherischen Tempo nach vorne und gleich darauf mitten hinein in den Wald. In mir schreit es wieder.
Viola!
Ich habe keinen Blick für das Geäst oder die Sträucher um mich herum. Ich höre nicht das Knacken, wenn Stöcke unter meinem Gewicht nachgeben und ganz gewiss spüre ich auch nichts, wenn sich scharfe Äste durch meinen Pelz graben.
Viola!
Das Kreischen in meinem Kopf nimmt zu. All meine Sinne haben sich nur auf ein Ziel konzentriert; Viola. Oder besser gesagt, auf ihren Duft. Er hat sich in meiner Nase ausgebreitet und er liegt auch um mich herum in der Luft. Das kann nur eines bedeuten.
Wir alle haben uns geirrt!
Meine Gefährtin ist nicht tot!
Sie ist hier!
Es muss so sein, denn ihren Geruch hätte ich überall wiedererkannt. Und nun liegt er doch ganz eindeutig über diesem Wald und lockt mich dazu, sie zu finden. Ich verstehe nur nicht, warum sie sich vor mir versteckt? Warum zeigt sie sich mir nicht?
Manchmal ist ihre Fährte so stark, dass ich sie direkt neben mir vermute, nur um im nächsten Moment so schwach zu werden, dass ich Angst bekomme, sie wieder zu verlieren. Ich laufe im Kreis, weiß oftmals nicht, welche Richtung meine Pfoten einschlagen sollen und hetze kopflos weiter.
Vor meinen inneren Augen sehe ich mich erneut, wie ich den halbzerstörten Körper meiner Geliebten in den Armen gehalten habe, nachdem ein Wilderer sie mit mehreren Schüssen aus einer Schrotflinte getroffen hatte. Da war so viel Blut gewesen, überall. Ich hatte sie beschworen, durchzuhalten und bei mir zu bleiben, doch die Wärme war aus ihrem Körper schneller gewichen, wie ich diese Worte aussprechen konnte. Und dann hatte man sie meinen Armen entrissen und mir gesagt, sie sei tot.
Alles Lüge!
Nun weiß ich endlich, warum ich ihr nicht hatte in den Tod folgen können. Es macht nun alles Sinn, wenn meine Viola diese Welt nie wirklich verlassen hat. Sie ist noch da und nun in meiner Nähe! Nur wo?
Komm schon, Gefährtin, bitte zeig dich! Bitte bleib bei mir und lass mich nicht wieder allein zurück! Ich vermisse dich so sehr. Oh bitte, bitte ...
Irgendwo am Rande meines Bewusstseins nehme ich die Geräusche fahrender Autos wahr, doch es kümmert mich nicht, dass ich der Straße zu nahe komme. Wenn Viola hier ist, kann mich sehen wer will, es ist mir einerlei.
Plötzlich zischt etwas durch die Luft, bevor ich einen leichten Schmerz an meinem Hinterschenkel registriere. Ich habe kaum den Kopf gedreht und verwirrt auf den kleinen Pfeil in meinem Fleisch gestarrt, als meine Beine auch schon taub werden und unter mir nachgeben.
Schwerfällig breche ich auf dem harten Waldboden zusammen und verstehe nicht recht, was gerade mit mir passiert. Wer sollte auf mich mit Betäubungspfeilen schießen? Viola? Aber warum?
Leichtfüßige Schritte nähern sich mir und die Pfoten eines schwarzen Wolfes kommen in mein Sichtfeld. Der Geruch meiner Gefährtin dringt nun stark und ungefiltert in meine Nase und ich weiß, sie ist endlich zu mir zurückgekommen.
Mühselig aber unendlich glücklich hebe ich den Kopf und stoße ein leises Winseln aus. Meine Gefährtin ist die schönste schwarze Wölfin, die es je gegeben hat und ich kann es kaum abwarten, ihren Anblick wieder in mich aufsaugen zu dürfen. Doch das ist ein schwieriges Unterfangen. Meine Sicht wird immer unschärfer, deshalb kann ich ihren Umriss auch nur schwach erkennen. Sie wirkt viel größer als früher und breiter und ...
Das tiefe Knurren aus der Kehle des Wolfes verscheucht all meine Hoffnungen, denn vor mir steht eindeutig ein Männchen. Ich stoße einen Klagelaut aus, als ich begreife, dass man mich in eine Falle gelockt hat und das auch noch auf übelste Art.
Ich schnappe mit der Schnauze immer wieder in Richtung des Wolfes, der es gewagt hat, sich mit dem Duft meiner Gefährtin zu umhüllen und so mit der tiefsten Sehnsucht meines Herzens spielt.
Grausamer Bastard, dafür werde ich dich töten!
Es soll mein letzter Gedanke werden, bevor das Pfeilgift seine komplette Wirkung entfaltet und ich besinnungslos in die Arme meines Feindes gleite ...
Ich erwache mit Kopfschmerzen und dem Gefühl, einige Runden zu viel auf einem Karussell gedreht zu haben. Ach was, wohl eher Breakdancer.
Mir ist schlecht, ich habe wahnsinnigen Durst und zudem schmecke ich Waschmittel in meinem Mund. Nur sehr langsam kapiere ich, dass das von dem Kopfkissenbezug kommen muss, der irgendwie zwischen meine Lippen geraten ist.
Ich spucke das Stück Stoff aus und drehe meinen Kopf zur Seite. Besser, denn nun besteht wenigstens keine Erstickungsgefahr mehr. Muss ich mir nur noch überlegen, ob ich es wagen soll, meine Augen zu öffnen. Das könnte schmerzhaft werden und ...
Der Gedanke erstirbt, als die Erinnerung zurückkehrt. Der Wald. Der Pfeil. Der schwarze Wolf und Violas Duft.
Scheiße, du wurdest entführt! Mal wieder!
Meine Augen springen auf und ich sehe ... nicht das, was ich jetzt eigentlich erwartet hätte. Nennt mich altmodisch, aber meiner Meinung nach sperrt man einen Gekidnappten in den Keller. Oder in eine Zelle. Meinetwegen auch in einen heruntergekommenen Raum mit nur einer versifften Matratze als Innenausstattung.
Das alles kenne ich bereits, denn es ist nicht das erste Mal, dass ich mich in solch einer Situation wiederfinde. Damals, kurz nach Violas Tod, ist etwas ähnliches geschehen. Ich krieg das nicht mehr alles richtig zusammen, denn zu diesem Zeitpunkt war ich kaum Herr über meine Sinne gewesen, aber Fakt ist, dass die Wandler mich immer in irgendein Drecksloch gesteckt hatten oder in einen klapprigen, alten Van. Ich wurde durch zwei Länder kutschiert und am Ende irgendwo abgeladen, wo man mich dann finden und wegen Mordes festnehmen konnte.
Na ja, ist zum Glück nicht so gekommen, denn Kyle war es, der mich aufgespürt hatte und Kyle ist schlau und zudem mein bester Freund. Der wusste sofort, dass ich kein Mörder bin. Leider hat dieses Wissen keinem von uns geholfen und ...
Äh nein, ich schweife ab. Das ist eine ganz andere Geschichte und eigentlich wollte ich ja auch nur sagen, dass ich über meinen derzeitigen Aufenthaltsort verwundert bin.
Warum?
Okay, fangen wir mal an. Zum einen liege ich in einem weichen Bett, das sogar über frisch gewaschenes Bettzeug verfügt. Das Kopfkissen ist leicht und fluffig und die Decke ein wärmender Traum aus ... Äh, keine Ahnung, wie man das nennt, aber sieht teuer aus.
Nicht gerade billig sieht auch der Rest des Schlafzimmers aus. Es gibt eine riesige Fensterfront, die herrlichen Sonnenschein ins Innere gelangen lassen. Einen deckenhohen Kleiderschrank, der über fünf Türen verfügt. Eine Kommode. Zwei Nachtschränkchen. Einen Sessel, der neben einem Mini-Bücherregal steht. Und ... jetzt passt auf! Es gibt sogar einen Fernseher, der sich über die halbe Wand erstreckt und die Wand ist nicht gerade kurzgeraten.
Das ganze Zimmer ist groß und geräumig und in den Farben beige, schwarz und grau gehalten. Man könnte es als ganze Wohnung vermieten, wenn man noch eine Kochnische und eine Toilette einbauen würde. Das würde gar nicht auffallen und danach hätte man immer noch Platz, um in der Mitte einen Whirlpool oder etwas ähnlich luxuriöses einzubauen.
Nein, ich übertreibe nicht. Hier stinkt es nach Geld und Extravaganz. Das sind Dinge, mit denen ich genauso viel anfangen kann, wie mit den komischen Bildern an den Wänden, die ich nur deshalb als hochpreisige Kunst
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 20.01.2023
ISBN: 978-3-7554-5840-1
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