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(0) Erik hat ... noch keine Ahnung (Prolog)*

 

In einer unendlichen Galaxie bedarf es oftmals guter Kontakte und Partnerschaften, um bestehen und gedeihen zu können. Der eine hat etwas, was der andere benötigt und ein Austausch findet statt. Vergrößert sich der Kreis, ist oftmals ein Oberhaupt, das nach dem Rechten schaut, vonnöten, selbst wenn es um einfache Dinge handelt oder eben auch um die Überwachung von eingesetzter Magie.

Magie definiert übernatürliche Kraft. Jeder einzelne aus unseren Partnerschaften verfügt über übernatürliche Kraft in der Welt dieser Geschichte. Diese Welt besteht aus Planeten, worin ein Jeder seine eigenen Kräfte und Rohstoffe besitzt, und eben auch die des Planeten ursprüngliche Kraft als Magie. In der Geschichte vereinigen sich Planeten zu einer Allianz und schufen damit nicht nur ein Bündnis von Wirtschaft, sondern auch von Magie. Um jene zu kontrollieren und zu überwachen, bedarf es auch hier einer oberen Macht, einem sogenannten Führer. Der Zusammenschluss aller Magien ergab den goldenen Imperator. Jener war dafür zuständig, den Missbrauch der Magie des jeweiligen Planeten im Blick zu behalten.

Doch ein Pakt von mehreren Planeten und magischen Elementen beherbergt immer die Gefahr eines Missbrauchs. Diesen Missbrauch zu erkennen, ist ein großer Kraftaufwand. Die Kraft des Aurum. Dem goldenen Imperator.

 

* * *

Terrana, Planet Terraris an einem späten Nachmittag

Es regnete an jenem Tag in Terrana, die Hauptstadt des Planeten Terraris. Seit Stunden schüttete es ununterbrochen vom Himmel herab, kein Zentimeter blieb trocken. Die Stadt war dunkel und gleichzeitig glänzte sie wie frisch geputzt. Auf den Hauptstraßen bildeten sich große Pfützen. Einige Fahrer machten sich den Spaß daraus, Fußgängern eine Dusche zu verpassen. Wer nicht rechtzeitig reagierte, wurde entsprechend nass, mehr als es gewollt war. Selbst in den kleineren Straßen war dieses Wasserspiel oft zu beobachten.

In einer der kleinen Seitenstraßen von Terrana war es noch ruhig. Die Laternen und Gehwege glänzten vor Nässe. Als ein kleinerer Transporter einbog, zerstörte dieser dieses perfekte Bild. Er stoppte vor einem Antiquitäten-Laden. Es war ein verhältnismäßig kleiner Laden, so machte es zumindest den äußerlichen Eindruck. Zwar erkannte man die zwei Geschosse des Ladens von außen, aber er war sehr schmal, maximal zehn Meter von einer Hausecke zur anderen. Durch die nassen Glasscheiben sah man die inneren zwei Geschosse, einen Balkon und eine kleine schmale Treppe. Durch die große gebogene Eingangstür konnte man die schwachen Lichter eines sehr alten Kronleuchters erkennen.

Vor dem Laden schaltete der Fahrer des Transporters die Lichter und den Motor aus. Die Fahrertür öffnete sich und ein erwachsener Mann stieg aus. Er warf die Tür mit Schwung wieder zu und drückte auf eine Fernbedienung, als er sich zum Eingang des Antiquitäten-Ladens umdrehte. Nach nur einer Minute war er bereits völlig nass und bekam nicht schnell genug das Türschloss des Ladens auf. Eine Türglocke ertönte beim Aufreißen der Tür selber. Das „Geschlossen/Geöffnet“-Metallschild im Fenster der Tür klapperte ebenfalls mit dem Schwung der Tür.

Der Mann betrat den Laden und schloss blitzschnell die Tür wieder und schloss diese ab. Er betrachtete sich und versuchte erfolglos, die Feuchtigkeit auf den Klamotten zu trocknen. Er ging durch den kleinen Laden, betrat einen kleineren Raum im Bereich hinter dem Tresen. Dort wurde er bereits erwartet: „Hallo Johannes!“, kam es aus einer Ecke.

„Ach, Du meine Güte, Xilim!“, schrie Johannes. Johannes stützte sich kurz im Türrahmen ab.

„Tut mir leid, das wollte ich nicht.“ Xilim war zwei Meter dreißig groß. Seine Körpergröße war im Vergleich zu Johannes gewaltig. Extrem stark muskulös, eine riesige männliche Brust - sein weißes Hemd spannte extrem im oberen Bereich. Dass die Knöpfe zusammenhielten, grenzte an tatsächlicher Magie. Selbst bei den Oberarmen stellte man sich die Frage, wie Xilim dort hineingekommen war. Jeder einzelnen Muskel war sichtbar. Seine nach oben gestylten, tiefschwarzen Haare betonten sehr seine tief braune Haut. Dann zog er die Sonnenbrille von der Nase und meinte: „Ich wartete nun schon eine Weile.“

„Egal, wie lange Du wartest, erschreck mich nicht so. Ansonsten ist unsere Freundschaft eher zu Ende, als es uns beiden lieb ist.“

„Was meinst Du?“ Xilim verstand ihn nicht.

Johannes lief zum antiken Schreibtisch, vorbei an dem riesigen Bücherregal: „Ich meinte damit, dass ich beim nächsten Mal einen Herzinfarkt bekommen und auf der Stelle tot sein könnte.“

„Ach so!“ Xilim beruhigte sich wieder und folgte langsam Johannes zum Schreibtisch.

„Du bist nicht einen Tropfen nass geworden?“, fragte Johannes und zog sein Hemd aus, währenddessen er einen Schlüssel aus einen der Schubläden des Schreibtisches holte.

„Nein. Ich transportierte mich direkt hierher.“

„Du weißt, dass das gefährlich ist, Xilim.“ Johannes verließ das Büro. Xilim folgte ihm langsam. Seine Schritte waren halb so langsam wie die Schritte von Johannes. Beim Durchschreiten der Bürotür musste Xilim sich immer bücken. Die Türen auf Terraris waren maximal zwei Meter hoch: „Wann machst Du Deine Türen endlich ein paar Zentimeter höher?“, fragte Xilim. „Das wird schwer, ich kann die Statik des Gebäudes nicht so einfach an die Körpergrößen von Euch Ronariern anpassen.“ Er schloss die Tür auf, die zu Johannes Wohnräumen führte.
Xilim blieb im Laden stehen, dort hatte er weniger Probleme mit seiner Größe: „Wie geht es unserem Patienten?“, fragte Xilim, aber er wurde nicht gehört.

Johannes war in der Wohnung verschwunden und suchte neue, trockene Kleidung.

Xilim lief durch den Laden und betrachtete all den Schmuck und die sehr seltsamen Gegenstände, die Johannes versuchte zu verkaufen. Er fand einen kleinen Globus, der den Planeten Terraris zeigte. Auf dem Fuß des Ständer des Globus war ein Symbol aus drei Ringen ersichtbar. Es waren die gleichen Ringe, drei in sich verschlungene Kreise. Jeder der Kreise entsprach der Symbolik einer der Planeten. Terraris war einer darunter - der kleinere Kreis. Der zweite, größte Kreis galt Xilims Planet Ronaris. Der dritte Kreis stand für den Planeten Ignaris. Auf Xilims Handgelenk waren die Ringe wie eingebrannte Narben zu sehen. Sie hatten einen sehr leicht goldenen Farbton, denn Xilim war ein Aurum Guardian, der Leibwächter des Aurum Imperators. Jener Imperator war das Oberhaupt aller drei Planeten und vereinte in sich die Magie aller Planeten.

„Was führt Dich zu mir?“, fragte Johannes, nachdem er sich umgezogen hatte.

„Ich wollte nach unserem Patienten schauen. Es wird langsam Zeit.“

Johannes blieb stehen und wandte sich zu Xilim: „Er ist noch nicht soweit, Xilim. Er wird erst zwanzig und erst mit fünfundzwanzig Jahren kann er Imperator werden. Das weißt Du.“

„Das weiß ich, aber wir brauchen ihn jetzt.“

„Das geht nicht.“

„Weiß er denn, wer er ist?“

„Er weiß von der Allianz und dass es den Aurum Imperator gibt…“

„… aber er weiß nicht, dass er der Nächste sein könnte?“, unterbrach Xilim Johannes.

Johannes war schon genervt. Es war nicht das erste Mal, dass Xilim unaufgefordert im Laden hier auf Terraris erschien. Immer wieder tauchte er seit Jahren auf, um sich nach Erik zu erkundigen. Erik, den angeblich neuen Imperator.

„Ich habe ihm noch nicht erklärt, was auf ihn zukommen würde. Wir haben noch fünf Jahre Zeit.“

„Habt Ihr nicht. Und das weißt Du.“

„Er ist noch nicht bereit. Er kennt sich mit Magie nicht aus, Xilim. Ohne Magie kann er niemals Imperator werden. Das solltest Du wiederum wissen.“ Er versuchte zurück ins Büro zu gehen.

„Johannes. Das ist mir bewusst. Das ist allen bewusst, aber es eilt. Du weißt ebenfalls, dass die Allianz seit fünf Jahren ohne Imperator ist. Es wird immer schwerer das Magie-Bündnis aufrecht zu halten. Wir brauchen ihn.“ Diesmal trat Xilim mit seinem massiven Körper an den Tresen zu Johannes heran.

Seine mächtige Körpergröße beeindruckte Johannes immer wieder: „Er ist noch nicht bereit.“

„Dann sorge dafür. Notfalls kann ich Dir dabei helfen. Wir brauchen ihn dringend.“

„Woher wollt Ihr wissen, dass genau er der Imperator sein wird?“

„Weil er der Sohn von Ana und Andas ist.“, dies sprach Xilim verdächtig leise aus.

Johannes antwortete leise: „Das macht Erik nicht automatisch zum Imperator.“

Xilim verdrehte die Augen und wandte sich von ihm ab.

Johannes lief zu ihm vor den Tresen: „Du weißt, was er mit seinem schmächtigen Körper machen muss, um überhaupt der Aurum zu werden.“

„Es ist nur die Zeremonie in der Aurum Quelle. Das wird sein Körper schon aushalten.“

„Da habe ich andere Geschichten gehört.“

Xilim beugte sich herunter: „Johannes, es ist extrem wichtig, dass Erik schnellstmöglich mit mir kommt. Es gerät alles aus den Fugen. Die Allianz war noch nie so lange ohne einen Imperator. Selbst die Ignaren schicken bereits einen Sohn, der anvisiert Imperator zu werden. Du weißt, was es für das Bündnis bedeutet, wenn die Ignaren Imperator werden.“

Johannes versuchte wieder zu flüchten. Er wurde festgehalten: „Er ist noch nicht soweit. Ich habe ihm auch noch nichts von dem Emblem erzählt.“

„Aber er weiß, was es ist.“

„Er denkt, es ist eine Narbe.“

Xilim stöhnte laut: „Johannes. Du musst es ihm sagen, oder ich mache es.“

„Nur weil er das Kind von Ana und Andras ist, heißt es nicht…“

„… doch. Eben gerade deswegen. Ich bin mir sehr sicher, dass er der neue Aurum ist, wenn nicht noch mehr.“

„Noch mehr?“

Xilim zuckte mit den Schultern, soweit es das gespannte Hemd zuließ: „Ich denke mir das nur.“

Johannes gab nach: „Gut, ich werde…

Er wurde von einem Knall unterbrochen. Zeitgleich hörten beide ein Zischen und ein Lichtstrahl blitzte aus dem Büro. Nach dem Knall hörte man Holz zerbrechen und zahlreiche fallende Bücher. Ein Knarren ertönte ebenfalls, wurde stärker und weitere Bücher fielen zu Boden.

Johannes lief ohne Zögern sofort los. Xilim folgte ihn. Sie rannten beide ins Büro, dieses war zur Hälfte verwüstet. Die rechte Büroseite mit dem riesigen Bücherregal war völlig zerstört und hatte zentral in der Mitte der Wand ein Loch gerissen. Holzregale und zahlreiche Bücher bildeten ein großen Berg aus Schutt und viel Staub.

„Meine Güte, was ist denn hier passiert?“, fragte Xilim als er seinen Kopf nach dem Türrahmen hob.

„Kein Plan!“ Johannes stand ahnungslos vor dem Schutthaufen.

Dann hörte man ein Stöhnen aus dem Schutt.

„Da scheint, jemand verschüttet zu sein.“ Sofort begann Xilim mit seinen großen Händen die größten Holzbretter anzuheben und es kam ein junger Mann zum Vorschein.

„Erik?“, fragte Johannes überrascht. „Was machst Du… wie?“

Der junge Mann erhob sich und atmete tief durch. Seine roten Haare waren völlig zerzaust. Sein Shirt war etwas zerrissen und blutig. Als er versuchte, den Staub abzuklopfen, machte er noch mehr Blutflecken auf seine Kleidung.

„Du blutest, Erik.“, sagte Johannes, der schon über die zahlreichen Bücher kletterte.

„Mist, ja.“, stellte Erik fest.

„Das ist Erik?“, fragte Xilim.

Erst jetzt sah Erik den riesigen Ronarier: „Oh, wer ist das denn?“

„Egal. Xilim, das ist Erik. Zeig mir deine Hände!“ Er griff nach Eriks Händen. Seine linke Hand blutete sehr stark und die Hand und der Unterarm waren voller Blut. Als Johannes die linke Hand gepackt hatte, drehte er sie mit der Handfläche nach oben. Am Handgelenk sah er unter dem ganzen Blut etwas leuchten.

„Er hat es aktiviert.“, sagte Xilim aus seinen zwei Meter dreißig herab.

„Aktiviert?“, fragte Erik und schaute zu ihm hoch.

„Ja, so ein Mist. Du hast es mit Deinem eigenen Blut aktiviert.“

„Was aktiviert? Wovon redet Ihr?"

 

(1) - Erik hat ... nun ein Guardian*

„Was ist hier eigentlich gerade passiert?", dachte sich Erik, der seine Augen öffnete und erst einmal nichts sah. Nur Millisekunden später spürte er, dass er unter etwas extrem Schwerem liegen musste. Von allen Seiten drückten unterschiedlich schwere Gegenstände auf ihn ein. Egal ob an den Beinen oder an den Armen, selbst am Kopf fühlte er mächtigen Druck. Wenn er auch nur eine klitzekleine Bewegung machte, egal mit welchem Körperteil, wies sein Körper ihn mit heftigen Schmerzen darauf hin, dass er es lieber lassen sollte. Also nahm er die Sinne, die er ohne Schmerzen nutzen konnte.

Gefühl: Er spürte bei der Eingrenzung der Art des Drucks, dass es verschiedene Schweregrade gab. An einigen Stellen waren es spitze Gegenständen, die sich in seinem Körper hinein drückten, hauptsächlich in Beinen und Armen. An den schwächeren Stellen fühlte er eher glatte Flächen, mal groß, mal weniger groß.

Geruch: Staub. Als primärer Geruch gab es Staub in Unmengen. Dazwischen mischte sich ein hölzerner Geruch, zeitweise sogar modrig und nass, wie wenn es gerade in einem dichten Wald geregnet hätte. Dazwischen wiederum roch er auch Papiergeruch, als wenn gerade etwas ausgedruckt worden wäre. Aber es war nur deutlich vor seiner Nase zu riechen. Der Holzgeruch war am stärksten. Dann kam er zum letzten sicherlich sehr eingeschränkten Sinn:

Sehen: Er öffnete langsam und vorsichtig seine Augen. Vorsicht war angebracht, denn er schaute direkt in die Spitze eines zerbrochenen Brettes. Beim genauen Hinschauen erkannte er, dass es ein Regalbrett war. Er blickte mehr nach links und erkannte Bücher - viele Bücher. Auf der rechten Seite seines eingeschränkten Blickfeldes sah er noch mehr Bretter, aber auch viele Bücher.

„Wo bin ich?" Ich war doch gerade…, Dann dachte Erik kurz nach. Er lag doch vor einer Sekunde noch mit dem Gesicht im Dreck in diesem Hinterhof von dem Typen, dessen Drogen er kaufen wollte. Er erinnerte sich, dass er gerade in einen Streit verwickelt war, weil er wieder einmal nicht genug Geld dabei hatte, um die Pillen zu bezahlen. Ja, es kam zur Schlägerei und er wurde mies zugerichtet. Er landete auf jeden Fall mit dem Gesicht im Dreck, dann wollte er aufstehen und merkte, dass er blutete. „Genau.", dachte Erik weiter nach. Er hatte es bemerkt, als er das Blut auf den Lippen spürte und es wegwischen wollte. Dann fand er sich unter diesem Bücherregal wieder.

Es kam der vierte Sinn ins Spiel: Gehör.

„Meine Güte, was ist denn hier passiert?“ Die Stimme war nicht richtig zu erkennen. Sie war gefühlt weit weg, zwar tief im Klang, aber eher über ihn. Dann hörte er:

„Kein Plan!“ Diesmal war die Stimme hörbar näher und scheinbar vor ihm. Erik versuchte etwas zu sagen, bekam aber nur krächzendes Stöhnen heraus.

„Da scheint jemand drunter zu liegen!“, sagte die hörbar entfernte Stimme, welcher aber im Reden näher auf ihm zu kam. Eine Sekunde später spürte Erik plötzlich Erleichterung am Rücken. Der Mensch, dessen Stimme er vernahm, schien auf ihm liegende Trümmerteile zu entfernen. Es wurde alles leichter um ihn herum, die spitzen Gegenstände steckten nicht mehr in seinen Körper. Auch vor seinem Gesicht wurde es hell und dann sah er in ein bekanntes Gesicht.

„Erik?“, fragte sein Vater Johannes. Es war nicht sein wirklicher Vater, nur der, der ihn aufzog. Erik hatte nur ihn als Familie und war dementsprechend froh, ihn zu sehen. Nun war er sich auch sicher, in welches Bücherregal er gelandet ist. „Was machst Du… wie?“, hörte er Johannes noch sagen, dann spürte er völlige Befreiung von aller Last. Der Fremde hatte ihn komplett befreit.

Erik konnte aufstehen und atmete erstmal tief durch. Er klopfte sich den Staub vom Hemd und entdeckte wieder Blut. Er folgte der Spur und sah seine ganze rechte Hand voller Blut.

„Du blutest, Erik“, sagte Johannes und kam schon über die Bücher kletternd zu ihm.

„Mist, ja.“, bestätigte Erik.

„Das ist Erik?“, fragte der Fremde.

Er schaute nach links, woher die Stimme kam, dabei musste er seinen Kopf höher heben, als er vermutete: „Oh, wer ist das denn?“ Erik sah in das Gesicht eines der schönsten Männer, die er je gesehen hatte. Mit der ersten Sekunde des Anblicks dieses Riesen stieg sofort die Wärme rund um sein Herz. Er schaute in tiefdunkele Augen, schwarze, gerade Augenbrauen darüber. Seine Lippen fielen Erik als nächstes direkt in den Fokus. Fast schon gewaltige Lippen, oben wie unten, umrandet von einem schwarzen Kinnbart, wo jedes Haar fein und ordentlich in eine Richtung lag. Die tiefschwarzen Haare auf dem Kopf waren verwildert, standen teilweise kerzengerade nach oben, aber alles hatte eine Symmetrie. Sein Oberkörper zersprengte fast das weiße Oberhemd, das der Riese trug. Die oberen drei Knöpfe waren geöffnet, womit sie eine aalglatte Haut freigaben. Hier war schon erkennbar, dass des Riesens Brustkorb enorm war. Der vierte Knopf hatte den schwersten Part von allen Teilen an diesem Hemd. Er musste die Spannung der beiden Brustmuskeln bändigen. Unterhalb des Brustkorbes wurde der Körper schmäller und hatte dann an der Hüfte…

„Egal. Erik, das ist Xilim. Xilim, Erik.“, stellte Johannes beide im Schnelldurchlauf vor, dann griff er nach Eriks Händen. Er drehte beide mit den Handflächen nach oben. Unter dem ganzen Blut am rechten Handgelenk sah er etwas leuchten.

„Er hat es aktiviert.“, sagte dieser Riese Xilim.

„Aktiviert?“, fragte Erik und schaute zu ihm hoch.

„Ja. Mist. Du hast es mit deinem eigenen Blut aktiviert.“, bestätigte Johannes.

„Was aktiviert? Wovon redet Ihr?“

Etwas später kam Erik gewaschen und mit frischen Sachen zurück und stand dann vor den grimmig reinschauenden Johannes und diesem Riesen Xilim im halbzerstörten Büro: „Nun. Was habe ich aktiviert? Ein Teleportationszauber?“

Während Xilim schwieg, wackelte Johannes mit seinem Kopf hin und her. Sein dunkelgrüner Anzug war von den Aufräumaktionen im Büro mit Staub bedenkt und er strich immer wieder darüber, um diesen zu entfernen.

„Im Ernst?“, fragte Erik nochmal nach.

„Kann man so sagen.“, bestätigte Johannes und lief um den Schreibtisch herum, setzte sich in den Stuhl und zeigte auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. Erik sollte sich wohl da hinsetzen.

Er schaute zu dem Riesen und auf dem Weg zum Stuhl fragte er ihn: „Wie groß bist Du?“

„Zwei Meter dreißig.“, antworte Xilim trocken.

„Wow.“, konnte Erik nur sagen und ließ wieder seinen Blick an seinen Körper herabschweifen.

„Hat es damit zu tun?“, fragte Erik und zeigte auf seine noch etwas leicht leuchtende Narbe am rechten Handgelenk.

„Genau." Johannes zog seinen Stuhl zum Schreibtisch heran, „Ich muss Dir wohl jetzt alles sagen, ich dachte, ich hätte noch etwas Zeit. Aber gut, es ist passiert und ich muss raus mit der Sprache."

„Na, dann los.“

„Du bist der Sohn der letzten Imperatrix Ana Ascanov.”

Schweigen.
„Damit bist Du wohl einer der heißesten Kandidaten für den neuen Aurum.“

Erik schaute Johannes weiterhin leer an.

„Aurum. Der Goldene Imperator. Deine Mutter, die letzte Imperatrix?“

„Und das erklärt meine Teleportation in Dein Bücherregal?“

„Genau.“

Erik fiel in seinen Stuhl zurück: „Und er?“

„Das ist Xilim Xhirisis, Dein Bewacher.”

„Bewacher?“, Xilim löste den Blick zu Erik und schaute zu Johannes.

„Ja. Bewacher würde man hier auf Terraris sagen.“

„Guardian.“, sagte Xilim.

„Ja, er ist der Guardian. Er ist der Bewacher, Leibwächter des Imperators.“

„Und ich bin der Sohn der Imperatrix. Und deswegen kann ich mich durch die Gegend transportieren.“

Xilim kam einen Schritt näher zum Schreibtisch, denn er stand die ganze Zeit seitlich von Ihnen. Er passte nicht in den kleinen Stühlen: „Teleportieren ist eine der Grundeigenschaften eines Aurums. Eigentlich ist es erst ab dem fünfundzwanzigsten Lebensjahr möglich, aber Du hast es mit deinem eigenen Blut aktiviert. Das beweist leider wiederum, dass Du der Sohn von Ana bist.“

„Oh man, diese tiefe Stimme ist so erregend.", dachte Erik und fragte: „Leider?“

Johannes stand auf und übernahm: „Du bist inkognito hier auf Terraris. Keiner weiß von Dir und daher habe ich Dir auch nichts von Deiner wahren Herkunft erzählt. Ich dachte, ich hätte noch fünf Jahre Zeit.“ Er ging zu bei Erik und lehnte sich an den Schreibtisch.

„Auf Ronaris wartet man seit nun fünf Jahren, dass der nächste Aurum den Platz einnimmt, denn das Chaos in der magischen Welt ist groß und bedarf endlich eines neuen Aurums.“, erklärte Xilim.

„Und das soll ich sein?“

Xilim drehte sein linken Unterarm nach oben und zeigte ihn Erik. Nicht nur, dass selbst dieses Handgelenk für ihn Erotik pur war, oder dass Xilim ihm damit sehr nah kam und ihm sehr heiß wurde. Er erkannte auch, dass er die gleiche Narbe am Handgelenk hatte, wie er selber.

„Es ist dasselbe wie Deins!“, erklärte Xilim, „Ich habe auch die drei Ringe…“, er zeichnete auf seinem Handgelenk nach, was er ihm gerade erklärte. Dann nahm er seine große Hand und griff nach Eriks rechtem Unterarm. Er berührte ihn und kam daher auch sehr nah. Die Lippen waren sehr nahe, die Augen, der Duft seines Körpers und der ganze gewaltige, hocherotische Körper… „Wir haben beide die gleichen Ringe, aber erst mit einer Zeremonie, wird festgestellt, ob Du ein Guardian oder eben der Imperator bist. Was in Deinen Fall wohl eher der Fall ist.“

Erik starrte Xilim an und konnte dessen Schönheit nicht fassen. Warum gab es auf diesem Planeten Terraris keinen so schönen, riesigen Mann? Hatte er sich bisher immer nur mit den im Vergleich kleinen Terraris-Männern vergnügt. Nun, da er diesen Xilim traf, wusste er, warum er immer unzufrieden war und nie in der Lage eine längere oder tiefere Beziehung mit den Terraris-Männern einzugehen. Aber wer kommt schon auf die Idee, auf einen anderen Planeten nach dem Traummann zu suchen.

„Erik?“, fragte Johannes.

„Was?“, er war wieder zurück im Leben.

„Xilim ist Dein Guardian und er muss Dich mit nach Ronaris nehmen.“

„Ach was.“ Wieder schaute er Xilim an.

Er stand wieder neben dem Schreibtisch. Erik stand auch auf: „Also, Zusammenfassung. Ich kann mich teleportieren und bin der Sohn der Imperatrix, welche meine Mutter ist, die mich aber hier auf Terraris versteckt und ich soll Ihren Platz einnehmen. Korrekt?“

Es war wieder still und Xilim und Johannes schauten sich an. Es fand sicherlich eine Art Kommunikation zwischen beiden statt, zumindest dachte sich das Erik: „Teleportieren ist nicht Telepathieren. Könnt Ihr bitte laut reden?“

„Deine Mutter lebt vermutlich nicht mehr. Sie ist vor fünf Jahren verschwunden.“, unterbrach Xilim die Stille.

„Was?“, noch etwas Neues. Erst hatte er vor einigen Minuten erfahren, dass er eine Mutter hat, die ihn auf diesem Planeten versteckt und nun ist sie auch schon wieder weg.

Johannes setzte an: „Es gibt natürlich einen Grund, warum Sie Dich hier auf Terraris versteckte, das würde aber den zeitlichen Rahmen sprengen, das alles zu erklären.“

Erik zeigte auf den Trümmerhaufen im Büro: „Naja. Mit sprengen kenne ich mich nun aus.“

„Das ist auch so ein Thema, aber da kann Dir Xilim besser Hilfe leisten. Erik…“, er kam einen Schritt auf ihn zu und stellte sich direkt vor ihm: „… Du kennst diese Aurum-Sache. Die drei Planeten und dessen Magie, welche vom Aurum-Imperator gesteuert und im Gleichgewicht gehalten werden. Diese Welt der Magie habe ich Dir beigebracht und erzählt.“

„Warum dann nicht auch, dass ich ein Teil davon bin?“

„Weil Du noch nicht soweit warst. Schau Dir dein Spreng-ergebnis an? Wenn man Magie falsch einsetzt, dann hat es natürlich entsprechend Folgen. Dies musste auch Deine Mutter Ana lernen und eine der Folgen war es, dass Du inkognito hier auf Terraris ohne sie aufwachsen musstest. Doch nun, nachdem Du die Aurum-Magie an Dir selber aktiviert hast…“

„Aurum-Magie?“

„Ja. Aurum-Magie. Du hast die Ringe mit Deinem Blut aktiviert. Nun weiß jeder, der diese Ringe in gleicher oder ähnlicher Form trägt, dass es Dich gibt.“

„Deswegen müssen wir schnellstens nach Ronaris.“, fügte Xilim hinzu.

Erik ging zwei Schritte von Johannes weg: „Ernsthaft?“

Beide nickten.

Erik lief eine kleine Runde im Büro, soweit es ging, da das halbe Büro ja mit einem zerstörten Bücherregal belegt war. „Wir springen also gleich nach Ronaris und dann werde ich ein Imperator?“

„So einfach ist es nicht.“, meinte Johannes und ging zurück hinter den Schreibtisch.

„Wir fliegen.“

„Fliegen?“

„Mit meinem Schiff.“

„Schiff?“

Xilim schaute fragend zu Erik: „Meinem Schiff, ja.“

„Jetzt müsst Ihr nur noch sagen, dass wir beamen und zu einem anderen Planeten fliegen, auf dem ich der alleinige Herrscher aller Magie werde!“, alberte Erik herum.

Es war für ein paar Sekunden still.

„Nicht Euer Ernst!“

Johannes setzte sich: „Doch. Fast richtig.“

„Ich kann Dir die Einzelheiten auch auf dem Weg erklären, aber wir sollten zeitnah uns aufmachen.“

„Erik?“

Er war wieder bei dem Anblick des leicht bebenden Brustkorbs von Xilim in Träumereien verschwunden.

„Ja!“, drehte er sich zu Johannes wieder um.

„Es ist tatsächlich so.“

„Was?“, lachte Erik. „Es klingt so verrückt?“

„Was meinst Du?“

„Ich hatte gerade für vielleicht drei Minuten eine Mutter und nun in Minute sieben soll ich mit diesem extrem heißen Kerl auf einen anderen Planeten und dort ein Imperator werden. Hört Ihr Euch selber zu?“

In beiden Augenpaaren war Ernüchterung zu erkennen.

Johannes atmete sehr laut durch und wollte gerade anfangen, alles zu erklären, da sprang wieder Xilim dazwischen: „Es ist aber die Wahrheit. Deine Mutter hat einen riesigen Fehler vor zwanzig Jahren gemacht, was zur Folge hatte, dass Du hier versteckt aufwachsen musstest. Nun ist sie vor knapp fünf Jahren verschwunden und seitdem versuchen immer wieder Aurum-Anwärter, die einen Ring als Narbe ähnlich wie Du haben, der neue Aurum zu werden. Es schafft nur keiner. Entsprechend groß ist das magische Chaos nach nun bald fünf Jahren. Schau…“, er kam Erik wieder näher, „… eine Firma ohne Leitung wird auch im Chaos und in der Zerstörung und Schließung enden. Das versuchen wir, die Guardians, zu verhindern und suchen seit langem einen anderen Anwärter für diesen Posten. Aber keiner scheint, dafür geschaffen zu sein. Also…“, dann stoppte er und wartete wohl auf eine Reaktion von Erik.

Johannes unterbrach: „Egal. Die Allianz sucht nach Stabilität. Ignaris beteiligt sich seit diesen fünf Jahren nicht mehr aktiv in der Allianz. Eben weil es den goldenen Imperator nicht mehr gibt.“

„Und den soll ich spielen?“

„Es ist möglich, dass Du es bist.“

Erik stand auf: „Leute. Ich bin ein normaler Mann und habe nur eine Narbe auf meinem Unterarm. Weiß der Geier, warum ich das Ding auslösen oder aktivieren konnte...“, er zeigte auf Xilim, „... ich weiß, ich bin seltsam, weil ich mich nie dazugehörig gefühlt habe. Manchmal kam es mir vor, als würde ich eine unsichtbare Schutzhülle um mich haben, weil nichts und niemand zu mir durchdrang. Das passt irgendwie alles. Aber ehrlich...“, er schaute Xilim und Johannes an, „... Zwei Meter Mann... Raumschiff... Planeten... Allianz... Goldener Imperator?“

„Zwei Meter dreißig!“, sagte Xilim stolz.

Johannes schwieg.

„Euer Ernst?“

„Ja.“, Xilim wieder kurz und knapp.

„Schau Dir die Datenbank von Xilims Schiff an!“, schlug Johannes vor, als er aufstand, „Diese kann Dir sogar alles zeigen. Ich habe hier nur Bücher. Und auf seinem Schiff kannst Du Dir alles erklären lassen.“

Alle drei standen still im Raum.

Erik schaute Johannes erwartungsvoll an. Er schaute Xilim an, welcher fast teilnahmslos blickte.

„Das ist wirklich alles echt?“

„Ja.“, sagte Xilim wieder kurz und knapp.

„Und da oben ist ein Raumschiff?“

„Ja.“

„Und wir beamen hoch?“

„Ja.“

Erik schaute Johannes an.

„Versuch es. Schau es Dir an und dann kannst Du sicher immer noch entscheiden.“, doch im Hintergrund schüttelte Xilim den Kopf. „Oder auch nicht.“

„Nicht?“

„Nein.“

„Ich muss mit Dir mit?“

„Ja.“

„Keine andere Wahl?“

„Nein.“

„Jetzt sofort?“

„Ja.“

„Was ist mit Dir und so?“

„Was soll damit sein?“

„Du bist dann alleine?“

„Wärst Du?“, fragte Xilim.

„Ach quatsch.“, sagte Johannes.

„Bedeutet, ich muss mit Dir jetzt sofort los?“

„Ja.“

Erik setzte sich wieder auf den Stuhl.

Johannes kam dazu: „Es ist sicherlich jetzt extrem schnell alles. Und ich weiß, dass klingt alles sehr albern und utopisch. Aber versuch es, es besteht auch die Möglichkeit, dass Du etwas bekommst oder erlebst, was Dir die ganzen Jahre gefehlt hat und wir herausbekommen, was mit Ana passiert ist.“

Erik schaute Johannes an.

„Das erklärt und beantwortet, was Du gerade gemeint hast.“

„Schaden kann es nicht.“

„Genau. Und ich bin mir sicher, dass dieser heiße Riese von Xilim auf Dich aufpasst.“

„Ja.“, kam wieder nur von ihm.

„Muss ich keine Angst haben?“

Xilim schüttelte mit dem Kopf.

„Er wird gut auf Dich aufpassen, als Dein Guardian.“

„Als mein Guardian?“

„Ich denke und gehe davon aus, dass er Dein Guardian ist.“

„Leibwächter?“

„So was in der Art ja.“

„Er?“

„Ja. Bestenfalls seid Ihr sogar bestimmt füreinander.“, grinste Johannes.

Erik schaute Johannes fragend an: „Bestimmt?“

„In einigen Fällen ist das bei Imperatoren so gewesen. Sie waren nicht nur Guardian und Imperator, sondern auch Liebhaber, Lebenspartner.“

Erik schaute Xilim an, der wohl nichts hörte und sich taub stellte. „Er ist riesig. Ich stehe zwar auf Männer, aber ich käme nicht mal zu seinen Lippen, um ihn zu küssen?“, flüsterte er.

„Na, da hat er ja auch ein Wörtchen mit zu reden! Und es muss nicht jetzt bedeuten, dass Xilim Dein Lebenspartner ist.“

„Das wäre auch zu schön gewesen.“

Johannes stand auf: „Schau es Dir an und dann sprechen wir uns wieder.“

Erik stand auch auf: „Na gut.“

Xilim zupfte seine Kleidung zurecht.

„Wie geht das mit dem Beamen? Transporter Raum oder sowas?“

„In diesem Fall müssen wir uns verbinden.“

„In diesem Fall? Verbinden?“

„Die Hand!“, Xilim reichte Ihm eine Hand.

„Händchen halten?“, fragte Erik Richtung Johannes.

„Denke es ist so, weil Du das erste Mal beamst.“

„Ja.“

Erik schritt zu Xilim und stellte sich an seine linke Seite. Xilim hielt seine linke Hand auf. Sie war fast doppelt so groß, als Eriks Hand.

„Gute Reise.“, sagte Johannes noch.

Dann passierte zu viel in ein und dem gleichen Moment:

Das Summen wurde lauter und im selben Moment als Erik nach Xilims Hand griff und jene berührte, gab es einen leisen Ton. Zeitgleich aktivierte wohl auch Xilim den Transporter und um Erik und Xilim herum, erschien plötzlich ein Energiestrudel. Gleichzeitig wurde es Erik übel und seine Beine wurden ganz weich. Er spürte noch, wie er von Xilim hochgehoben wurde und dann verlor er das Bewusstsein.

 

* * *

Sekunden später auf Xilims Raumschiff-Shuttle.

„Vira! Notfall! ...“, rief Xilim ins Nichts.

Xilim war mit Erik auf seinem kleinen eigenen Raumschiff angekommen. Es vergingen nur Sekunden, bis beide auf der Transportplattform vom Raumschiff landeten. Xilim hob Erik auf seine Arme und rannte schon in eine Kabine.

„... Vira: Notfall-Liege aktivieren.“

„Notfall-Liege aktiviert!“, wiederholte eine Computerstimme und mitten im Raum erschien eine medizinische Liege, worauf Xilim den nun im Verhältnis sehr kleinen Erik legte.

„Scannen bitte!“

„Scannen gestartet…“, bestätigte die Stimme wieder.

Da lag er, Erik Mittmeier. ‚Das soll also der neue Aurum Imperator sein‘, dachte sich Xilim und schaute den kleinen Mann von Terraris an. Rote Haare, leicht lockig. Seine Augen waren hellblau, das konnte Xilim unten auf Terraris noch erkennen und fand das sehr interessant, zumal es auf Ronaris keine solche Augenfarbe gab. Seine sehr helle Haut war ebenfalls fast das Gegenteil von Xilims Haut, diese hatte einen karamell-braunen Touch. Eriks Haut war fast weiß, sie strahlte fast. Für die Größe des Körpers hatte Erik einen trainierten Körper. In der engen Stoffhose und dem kurzärmligen Shirt konnte man einen schlanken Körper erkennen. Er atmete fast nicht mehr: „Ich denke, ich hätte erst das Serum injizieren sollen.“, sagte Xilim laut.

„Korrekt!“, sagte die Stimme wieder, „Transporter Serum wird bereitgestellt.“, dann öffnete sich im Fuß der Liege eine Klappe. Dort war eine Gerät mit dem Serum, was Xilim Erik direkt in den Hals presste.

„Wie lange dauert es nun?“, fragte Xilim.

„Genesungszeit etwa 2 Stunden!“

„Gut. Dann kann ich alles derweil checken.“, er nahm Erik wieder auf den Arm. Er konnte ihn mit einem Arm fast komplett tragen. Er wirkte auf Xilim sehr zierlich und es gefiel ihm immer mehr, ihn zu Bett zu tragen. Er legte ihn ins Bett und deckte ihn zu. Dann setzte er sich neben ihn und betrachtete ihn: „Du bist also der Aurum? Kaum zu glauben. Bin gespannt, was die anderen sagen werden.“, dann stand er wieder auf und verließ den Raum.

„Notfall-Liege deaktivieren.“

„Notfall-Liege deaktiviert.“

Xilim lief zum Steuerpult des kleinen Raumschiffs. Es war eher ein kleines Shuttle, als ein Raumschiff. Es war nicht groß. Vorne an der Spitze im oberen Bereich lag die sogenannte Brücke: Das Steuerpult, woran normalerweise zwei Piloten sitzen konnten. Dahinter auf einer Seite war die Kabine, worin nun Erik auf dem riesigen Bett lag. Die Technik befand sich im Unterdeck. Alles eben übersichtlich und klein, zumindest aus der Sicht von Xilim.

„Vira: Wir fliegen zum Hauptquartier auf Ronaris!“

„Koordinaten eingeben.“

„Start im Slow-Modus. Wir haben Zeit.“

„Verstanden. Flug gestartet. Flugzeit 5 Tage, 14 Stunden.“

„Danke, Vira.“, dann ging er zu einem anderen Monitor und öffnete dort eine Art Datenbank. Er suchte nach den Informationen rund um den Goldenen Imperator. Nach ein paar Seiten wurde dort wieder das Emblem angezeigt. Es wurde erklärt, dass es davon verschiedene Versionen gab. Die komplette Version, welche Erik trug, wurde in der Datenbank als „Aurum“ bezeichnet: Den Goldenen Imperator. Er schaute auf seinen Unterarm, den linken bei ihm und auch bei ihm war das Emblem vollständig. Sollte das bedeuten, dass er Erik gleichgestellt ist? Das er mit Erik eine weitere Chance hat, der Imperator zu werden?

 

* * *

 

Zwei Stunden später.

„Captain. Der Besucher ist erwacht.“, meldete sich zwei Stunden später die Computerstimme.

„Der Besucher ist Erik Mittmeier! Bitte abspeichern.“, Xilim stand auf.

„Bestätigt.“

Er lief zur Kabine und betrat diese.

Erik saß schon und war noch etwas benommen. Als er den halbnackten Xilim sah, blieb ihm kurz die Luft weg: Xilim war wirklich sehr stark muskulös. Er hatte eine wirklich sehr große muskulöse Brust, seine Oberarme waren massiv und hatten eine sehr dicke Ader, von der aus sehr viele kleine Adern rund um den Bi- und Trizeps gingen. Selbst der Unterarm war sehr stark muskulös. Vom Waschbrett-Bauch brauchte man nicht reden, und wenn dann von einem Waschbrett-Bauch-Deluxe, mit scheinbar acht Flächen war das Maximum auch hier wohl erreicht.

Xilim war am Bett angekommen und setze seinen Adonis- Körper neben Erik: „Wie geht es Dir?“ Seine riesige Hand konnte er fast komplett auf Eriks Gesicht legen.

„Alles gut. Danke. Was war passiert?“

„Du bist nach dem Transport zusammengebrochen. Ich hätte Dir vorher ein Transport-Serum geben sollen.“

„Ein was?“

„Transport-Serum. Dein Körper wird beim Beamen in viele Einzelteile getrennt und transferiert, dass kennt Dein Körper nicht und daher war er nicht darauf vorbereitet. Ich hätte es Dir auf Terraris vorher injizieren sollen.“

„Das heißt, ich bin jetzt gechipt?“

„Ge-was?“

„Nichts egal. Wo sind wir?“

„Auf der Vira, das ist mein eigenes Shuttle.“ Xilim stand wieder auf. Er lief vom Bett weg zu dem Fenster, wobei Erik auf einen wirklich schönen runden Knack-Po schauen konnte. „Wir fliegen gerade nach Ronaris.“

„Die Zentrale?“

„Ja, ins Hauptquartier.“

„Und dort? Dort werde ich dann Imperator?“

Xilim lachte: „Nein. So schnell geht das nicht. Man wird Dich erstmal abchecken, denke ich. Bis es zu der Zeremonie der Ernennung zum Imperator kommt, muss man testen, ob Du der Richtige bist.“

Während Xilim am Fenster stand und erklärte, viel Erik sein Emblem wieder ein. Er erinnerte sich an den Ton, kurz bevor der Transporter einsetzte: „Hattest Du auch einen kleinen Ton gehört, als wir uns an die Hand genommen haben?“

Diese Frage verstummte Xilim: „Was meinst Du?“

„In dem Moment, als ich Deine Hand nahm, vernahm ich ein sanfter Ton!“

„Ton?“

„Wie eine Art Bestätigung. Als würde sich etwas verbinden. Darf ich mal?“

Xilim war bewusst, dass er da nicht rauskam. Zumal er oberkörperfrei war, verdecken konnte er auch nichts. Er ergab sich der Situation und ging zurück zum Bett: „Es ist dasselbe wie Du hast. Was soll da passieren?“

Erik nahm bewusst mit der linken Hand Xilims linken Arm: „Tatsächlich.“ Er selber stütze sich gerade auf seinen rechten Unterarm.

Xilim legte sein Arm auf Eriks Schoss.

Erik streicht mit einem Finger alle Kreise und Punkte ab: „Exakt dasselbe. Bedeutet, dass Du auch der Goldene Imperator sein kannst.“

„Nein.“

„Wieso nein?“

Xilim nahm den Arm zurück und strich selber über das Emblem: „Ich habe die Prüfung nicht bestanden.“

„Welche Art Prüfung?“

„Egal. Du bist sicher hungrig?“ Xilim stand auf.

„Xilim?“

„Was magst Du essen? Vira: Bitte ein Terraris Sandwich mit Käse.“

„Terraris Sandwich mit Käse“, bestätigte die Computerstimme und in einem Fach in der Wand erschien ein Sandwich. Xilim nahm es und brachte es zu Erik.

„Xilim. Welche Art Prüfung?“

„Iss Erik. Du bist sicher hungrig!“

„Willst Du es mir nicht sagen oder darfst Du es nicht.“

Xilim schaute Erik an: „Was machst Du, wenn alle zu Dir sagen, dass Du die Chance auf den goldenen Imperator hast, weil Du dieses Emblem hast, aber in der Prüfung nichts passiert?“

„Wie, es passiert nichts?“

„Ich kann es Dir schwer erklären. Du musst in eine Art Temple gehen, alleine. Dort ist die goldene Quelle. Flüssiges Gold sozusagen. Dort musst Du komplett reinsteigen und die Quelle erkennt den goldenen Imperator. Wenn Du es bist, bekommst Du am ganzen Körper goldenen Markierungen. Dann bist Du der goldene Imperator eben. Passiert nichts...“, stoppte Xilim.

„Dann bist Du es nicht.“

„Exakt. Dann kommst Du aus dem Temple und alle sehen, dass Du es nicht bist. Alle wenden sich ab von Dir. Die Feierlichkeiten sind sofort beendet. Du stehst ganz alleine dort.“

„Nichts?“

„Nichts.“

„Das heißt, Du hast die Prüfung schon hinter dir?“

„Ja.“

„Aber wenn Du es nicht bist, warum hast Du dann das Emblem auf dem Unterarm?“

Xilim schaute es sich wieder an: „Es bedeutet, dass ich der Goldene Guardian bin. Nur ein Bewacher, wie es Johannes nannte.“

„Und das ist etwas Schlimmes?“

„Wenn Du der Goldene Imperator sein kannst, dann ist Bewacher das Gegenteil.“

„Da magst Du recht haben. Aber es muss doch irgendein Sinn ergeben, dass Du als goldener Guardian, dann das Emblem auch hast. Etwas muss doch daran auch was Besonderes sein.“

„Stimmt.“

„Weißt Du welche?“

„Einer der letzte Aurum hatte einen goldenen Guardian, der auch Ihre Liebe war.“

„Schöner Zufall. Darf ich fragen, ob Du eine Imperatrix hast?“

Xilim schaute Erik tief an: „Nein.“

Erik schaute skeptisch: „Nein, darf ich nicht fragen, oder nein, hast du nicht.“

Xilim stand auf: „Such es Dir aus!“

„Gibt es auf Ronaris gleichgeschlechtliche Liebe?“

Xilim dreht sich zu Erik: „Wieso sollte es sie nicht geben?“

„Auf Terraris... ist es verrucht, das gleiche Geschlecht zu lieben. Dass ein Mann einen anderen Mann liebt oder gar küsst, ist praktisch verboten.“

„Echt?“ Xilim stand vor dem Replikator.

„Ja. Es war nie leicht einen Mann zu finden, der auch Männer liebt.“

„Nicht?“ Xilim dreht sich zum Replikator: „Vira: Jurus Saft bitte.“

„Jurus Saft“, bestätigte Vira wieder.

Erik zog die Bettdecke weg, um aufzustehen. Dabei entdeckte er jetzt erst, dass er nackt war: „Ich bin nackt.“

Xilim reagierte nicht, trank nur mit Blick zu Erik seinen Saft.

„Wieso bin ich nackt, Xilim?“

„Weil man in schmutzigen Sachen nicht schläft.“

„Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich mich ausgezogen habe.“

„Weil ich es tat.“, grinste Xilim.

Erik war begeistert, dass Xilim nun exakt wusste, wie er nackt aussah: „Wir kennen uns erst ein paar Stunden und Du weißt schon, wie ich komplett nackt aussehe?“, freute sich Erik sarkastisch.

„Ja.“ Xilim trank wieder ein Schluck.

„Unfair.“, murmelte Erik.

„Unfair?“

Erik schaute zu Xilim: „Irgendwie schon. Was nicht bedeuten soll....“, doch dann hatte Xilim schon die Hose fallen lassen.

„Zufrieden?“, Xilim stand komplett nackt vor dem Replikator. Sein Penis war in diesem wohl hoffentlich schlaffen Zustand so groß, wie Eriks ganzer Unterarm, lang wie breit. Hinter dem Penis erkannte man seine zwei mächtigen Hoden. Seine schwarze Schambehaarung war wie gestylt und ging in Pyramidenform bis hoch zu seinem Bauchnabel. Dann bückte sich Xilim wieder und zog die Hose hoch: „Genug. Wir sind quitt.“

„Wieso hast Du das gemacht?“, fragte Erik.

Xilim überlegte: „War nur fair, da ich Dich ausgezogen habe und auch alles gesehen habe.“ Er stellte das leere Glas zurück in den Replikator, drückte irgendwo eine Taste und das Glas verschwand. „Wir besorgen Dir Kleidung. Komm!“, sagte er und lief zur Kabinentür.

„Nackt?“

„Nackt! Wir haben uns beide nun komplett gesehen. Wir sind beide alleine auf meinem Shuttle. Wovor hast Du Angst?“

„Das Du mich vergewaltigst!“, sagte Erik beim Aufstehen sarkastisch.

Xilim hörte das, reagierte aber nicht darauf.

Erik folgte Ihm zum Transporter: „Hier? Wohin willst Du mich beamen?“

Xilim lachte laut: „Ich beame Dich nirgendwo hin. Hier kann Vira Deine exakten Maße nehmen und Dir die Kleidung entsprechend anpassen.“

„Verstehe. Deswegen ist Deine auch hauteng.“

„Nicht immer!“, zeigte Xilim auf seine aktuelle Hose. „Stell Dich dort hin.“ Er zeigte auf eine der runden Plattformen.

Als Erik bereitstand, sagte Xilim: „Vira: Nimm die Maße von Erik.“

„Scan gestartet!“, dann lief von unten nach oben eine weiße Linie im Querformat über Eriks Körper. Das dauerte etwa zwei Minuten, wobei Xilim wieder jeden Millimeter von Eriks Körper ebenfalls scannte.

„Scan beendet.“

„Vira: Erstelle eine Guardian Uniform für Erik und lege sie Ihm an!“ Xilims Gesicht strahlte vor Erwartung.

„Lade Guardian Uniform.“, dann plötzlich fühlte Erik, wie sich ein Stoff um seinen fast gesamten Körper legte.

Als Vira fertig war, wurde es kurz still. Xilim erstarrte wohl bei dem Anblick von Erik in der Uniform: „Was ist?“, fragte Erik.

Xilim kam sichtlich zu sich und lockerte sich in seiner Position: „Alles gut. Perfekt. Du siehst irre aus.“

„Darf ich es auch sehen?“, fragte Erik.

„Klar. Vira: Bitte einen Spiegel aufstellen.“

Ein Spiegel erschien neben Erik auf der zweiten Plattform: „Spiegel erstellt.“, sagte Vira noch.

Dann sah auch Erik sich in dieser schwarzen Uniform mit den goldenen Nähten. Der Stoff legte sich überall an Eriks Körper wie eine zweite Haut und kühlte ihn in einer gewissen Art. Obwohl es im Beinbereich eher luftig war, sah Erik, dass es trotzdem hauteng war. Er drehte sich um und sah das erste Mal seinen Po selber als mächtig erotisch an. Er gefiel sich selber sehr und schaute sich aus jeder weiteren möglichen Position an: „Sieht echt klasse aus.“, freute er sich und strahlte Xilim an.

„Was normales noch?“

„Klar.“

Xilim überlegte kurz: „Was von Terraris oder von Ronaris?“, fragte er leise.

Die Frage hörte Erik: „Sie soll was von Ronaris machen!“

„Mmmh... okay. Vira: Erstelle ronarische Alltagskleidung.“

„Lade Alltagskleidung Ronaris“

Als Vira mit der Kleidung an Erik fertig war, drückte sich Xilim von der Wand weg und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Was er da gerade vor sich sah, glaubte er nicht, und hatte er nie zuvor in seiner Perfektion so gesehen. Es war wieder in Weiß und glich einem Ganzkörperanzug. Es hatte einen riesigen V-Ausschnitt auf der Brust und gab Eriks recht kleiner Brust mehr Bedeutung. Um die Schultern war eine Art kleine Jacke, die eigentlich nur seinen Rücken bedeckte. Der Hosenbereich war ähnlich der Uniform vorher, hatte aber mehr Taschen diesmal.

Erik schaute sich selbst noch an und bemerkte nicht, dass Xilim wieder erstarrte bei seinem Anblick: „Das trägt man auf Ronaris?“, fragte Erik Richtung Xilim und schaute Ihn dann erst an.

Xilim war sprachlos.

Erik überlegte, wie er diesen Blick deuten sollte.

Vira unterbrach: „Fremdes Schiff auf Kollisionskurs.“

Xilim drehte sich sofort um und rannte zum Steuerpult: „Ausweichmanöver A starten. Erik, setz Dich bitte hierher.“, dabei zeigte er auf den zweiten Pilotenstuhl.

„Dein Ernst.“

„Setzen!“, schrie er. Dann steuerte er das Shuttle von dem wahren Raumschiff vor ihnen weg.

„Einkommende Nachricht!“, informierte Vira.

„Öffne Kanal!“, sagte Xilim.

„Mister Xhirisis, hier spricht Captain Olondo Ohlenhoo, im Namen des Plantor von Ignaris: Übergeben Sie sofort Ihre Begleitperson, ansonsten sind wir gezwungen das Feuer zu eröffnen.“

Xilim schaute Erik an, sah wieder den wunderschönen jungen kleinen Mann neben sich und sagte: „Mist!“

(2) - Erik hat ... schon erste Kräfte*

 

Xilim war der Größte seiner Art, konnte man so sagen, denn in der Aurum-Allianz gab es neben den Ronariern die anderen zwei Arten: Ignarier und Terraner. Ronarier waren vom Körperbau sehr groß, zumindest im Vergleich zu den Terranern. Während große Terraner auf ganze ein Meter und neunzig kommen, ist die Durchschnittsgröße der Ronarier zwei Meter und zehn. Mit ganzen zwanzig Zentimetern überragte hier Xilim nicht nur alle in seiner Familie, sondern auch alle anderen. Dementsprechend war er in der Hauptstadt Ronaris immer eine kleine Sensation und in der Familie das Klettergerüst für seine Halbgeschwister Xio und Xia. Xilim selber ist mit seinen vierundzwanzig Jahren das älteste Kind seiner Mutter Xlia. Er ist der Held der Familie, auch wenn er vor fünf Jahren die Aurum-Zeremonie als Guardian verlassen hat. Die Stadt war sehr enttäuscht. Die Familie wiederum war sehr stolz auf ihn. Selbst sein Stiefvater Ginio weinte, als er aus der Aurum-Quelle zurückkam und keinen Festlichkeiten zum neu ernannten Imperator stattfanden.

Xilim stürzte sich danach um so mehr in seinen Sport, legte jede nur erdenkliche Prüfung in Sachen Sicherheit, Kraft, Kampf und Wissen ab. Täglich lief er entweder durch den gesamten Stadtteil, wo er mit seiner Familie lebte oder eben stundenlang auf einem Laufband in seinem Vira-Shuttle. Sein Körper wuchs und hatte enorme Ausmaße genommen. Er bekam dafür viel Respekt und war indirekt die Nummer Eins in seiner Garde. Das Ansehen beim anderen Geschlecht blieb auch nicht aus, jedoch sind erste Versuche immer zeitlich gescheitert oder die Ansprüche der Damen waren zu hoch. In der Ausbildung als Guardian hatte er wenig Zeit und als die Imperatrix verschwand und er die Aufgabe bekam, einen Nachfolger zu suchen, hatte er noch weniger Freizeit. Somit handelte es immer nur um kurze Affären oder gar um One-Night-Stands. Wenn der nächste Aurum gefunden war, wird für ihn die Zeit kommen, eine Frau zu suchen und eine eigene Familie zu gründen.

Aktuell war er erstmal der große Bruder, älteste Sohn und der beste Stiefsohn in der Familie. In seinem Job als Guardian war und ist er einer der ranghöchsten Guardians der Guardians Armee. Nachdem sein Vater als Guardian, der letzten Imperatrix ebenfalls verschwand, übernahm er ganz selbstverständlich diese Position. Jedoch ohne Imperator war diese Stelle nur schwer auszuüben. Jeder Planet hatte seinen Guardian, der dort nach einem Nachfolger suchte. Xilim war nicht auf Ronaris auf der Suche, sondern eben auf Terraris. Terraris hatte eigene Gesetze, was die Magie betraf. Während auf Ignaris und Ronaris die Magie allgegenwärtig war, wurde sie auf Terraris vor dem Großteil der Bevölkerung geheim gehalten. Daher war das Interesse an dem Guardian-Rang sehr gering. Also übernahm Xilim diese Aufgabe und hatte nun diesen Terrarier auf seinem Schiff und wurde von einem Ignarier bedroht.

„Du kennst diesen Olo?“, fragte Erik.

„Ja, leider.“ Xilim fiel im Sitz zurück.

„Das fängt ja gut an, mein Abenteuer.“ Auch Erik ließ sich im Sitz zurückfallen. „Was machen wir nun?“ Vor dem Shuttle befand sich der unendliche Weltraum. Ein grosses Kriegsschiff steuerte auf das Shuttle zu. Es war silbern und ovalförmig. Ecken waren nicht erkennbar, auch von Nahem nicht.

„Keine Ahnung.“ Man konnte Xilim ansehen, dass er krampfhaft überlegte, was nun in dieser scheinbar ausweglosen Situation zu tun wäre. Er drehte sich mit seinem Sitz mehrmals.

„Ich wünschte, ich könnte Dir helfen?“, schlug Erik vor.

„Einkommende Nachricht!“, informierte Vira.

„Öffne Kanal!“, erwiderte Xilim.

„Mr. Xhirisis. Wir haben nicht ewig Zeit. Ich gebe Ihnen eine Stunde Bedenkzeit. Danach wissen Sie, was passieren wird. Ohlenhoo Ende!“ Xilim konnte nicht einmal antworten, da war die Verbindung schon unterbrochen.

Er schlug auf das Steuerpult vor sich, stand auf und lief zu einem kleinen Terminal an der Seite: „Okay. Wir haben eine Stunde, um einen Ausweg zu finden.“, meinte er und tippte auf dem Display herum.

Erik stand auch auf und ging zu ihm, er stellte sich ganz dicht neben ihn, um ebenfalls auf das kleine Terminal schauen zu können. Er roch Xilim wieder, als wäre er Schokolade, wo er reinbeißen sollte. Er hatte einen leicht herben, aber süßlichen Duft an sich und brachte Erik dazu, an die wildesten Dinge zu denken. Er blickte an Xilims Rücken herunter und stoppte an seinem Po, der sich wie zwei runde Berge - sehr ansprechend - vom eigentlich riesigen Körper hervorhob.

Xilim drehte sich von ihm weg: „Was ist?“, fragte er.

„Nichts.“, kam Erik zurück ins Jetzt.

„Zeig mir Dein Emblem!“, forderte Xilim ihn auf.

Erik streckte ihm seine rechte Hand entgegen. Xilim nahm sie und hob sie auf Augenhöhe. Dann hielt er seine linke Hand neben Eriks Hand und verglich wohl die Symbole, zumindest dachte sich Erik das.

Xilim legte seinen linken Unterarm vor Eriks Brust: „Umfasse meinen Unterarm, so dass beide Embleme aufeinander liegen.“

Erik zögerte erst, dann schaute er sich auch kurz sein Emblem an und dann das von Xilim. Sein Unterarm war leicht mit dunklen Haaren versehen, die Unterseite des Unterarms war unbehaart und das Emblem gut sichtbar. Erik positionierte sein Emblem oberhalb dem von Xilim und dann griff er nach Xilims Arm. Zumindest versuchte er diesen ganz zu umfassen, was ihm leider nicht gelang, dafür war Xilim zu kräftig gebaut. Doch als sich die beiden Embleme berührten, hörten sie dieses Mal beide diesen kleinen, leisen Ton.

Xilim riss die Augen auf und spürte, wie Kraft durch seinen Unterarm bis auf Höhe des Ellbogens schoss. Beide beobachteten wie sich eine Art kleines Kraftfeld um ihre Handgelenke aufbaute. Man konnte es kaum erkennen, aber Erik und Xilim waren sich sicher, eine Veränderung zu sichten.

 

„Krass!“, war auch Xilims Reaktion. „Gib mir bitte die andere Hand.“

Als Erik seine linke Hand in Xilims rechte Hand legte, verstärkte sich das Kraftfeld. Es floss regelrecht um beide herum, wie eine Blase.

„Cool!“, freute sich Erik.

„Vira: Identifiziere das Kraftfeld um uns herum!“, befahl Xilim.

„Scan gestartet!“, bestätigte sie.

„Sie kann das scannen?“, fragte Erik leise und starrte Xilim an. Sie schauten sich in die Augen, Erik scannte praktisch auch Xilims Gesicht ab und blieb immer wieder an den großen Lippen hängen, umringt vom tiefschwarzen Drei-Tage-Bart. Seine schwarzen Haare hingen ihm etwas ins Gesicht...

„Scan abgeschlossen! Vorhandenes Kraftfeld ist ein Aurum- Kraftfeld!“

Xilim riss seine Augen auf.

„Was?“, fragte Erik.

Xilim ließ beide Hände los und mit einem leisen, dumpfen Geräusch verschwand auch das Kraftfeld. Er lief ein paar Schritte umher.

„Alles okay? Was ist dieses Aurum-Kraftfeld?“

Xilim atmete sehr stark und schlug die Hände über den Kopf: „Das kann nicht sein!“, murmelte er und lief in die Kabine.

Erik war verwirrt. Er schaute zum Display, dieser war ausgeschaltet. Dann überlegte er kurz und sagte: „Hey Vira?“ Er hoffte, dass Vira reagiert. Doch es passierte nichts. Er versuchte es nochmal etwas lauter, aber auch nichts. Er schaute sich um, auf beiden Seiten hinter dem Steuerpult waren jeweils zwei Terminals mit Displays. Während auf der einen Seite sich die Kabine befand, die Xilim als Schlafraum nutzte, war auf der anderen Seite dieser Transporter zu sehen. Das Schiff selber hatte einen weiß-grauen Farbton, alles war mit goldenen Nähten und Symbolen bestückt.

Dann kam Xilim zurück: „Okay, okay!“, er stellte sich wieder Erik gegenüber.

„Was ist hier los?“, fragte Erik diesmal ernster.

„Gib mir deine Hände!“

„Nix da!“, er zog seine Hände hinter den Rücken und ging zwei Schritte zurück. „Erst erklärst Du mir, was es mit diesem Kraftfeld auf sich hat.“

„Werde ich!“, sagte Xilim und schritt auf Erik wieder zu. Er zeigte auf sein Emblem: „Wir sind miteinander verbunden.“

Erik verstand zunächst nichts. Es war zwar eine schöne Vorstellung, dass er mit diesem hübschen Riesen verbunden war. Aber er ahnte, dass es nichts mit Liebe und Intimitäten zu tun hatte.

„Man kann sagen, wir gehören zusammen!“

„Das ist ein Scherz!“ Erik riss die Augen auf. „Wir gehören zusammen. Wenn das mal kein Zeichen ist.“, fragte sich Erik und war sich plötzlich nicht mehr sicher, ob er das so in dieser Geschwindigkeit wollte.

Xilim schüttelte den Kopf.

„Wir gehören zusammen?“

„Genau. Unsere Embleme sind dieselben.“

„Dann kannst Du auch ...“

„... stimmt. Sagtest Du!“ Erik schaute nach unten und überlegte. „Wenn Du dann der Guardian bist, dann soll ich der Imperator sein?“

„Alles deutet daraufhin.“

„Aber Liebhaber und so...“

„Nein!“, kam sehr deutlich aus Xilim. Visuell war das Nein auch erkennbar.

„Mist", dachte Erik „Okay. Schon gut. Würde auch wegen der Größe sicherlich nicht passen.“ Dabei zeigte er auf Xilims Beule in der Hose.

„Es gibt, so glaube ich, Wichtigeres gerade als mein ...na Du weißt schon... !“

„Schon gut. Was machen wir nun?“

Xilim streckte wieder seine Arme aus: „Mit dem Kraftfeld haben wir spezielle Möglichkeiten, Kräfte so zu sagen. Ein Transport ist einer der Kräfte, von denen ich weiß."

„Transport?“

„Es gab Aurum-Kraftfelder in der Vergangenheit, die an beliebige Orte transportieren konnten. Ich denke, es müsste auch in Verbindung mit Objekten gehen.“

„Du willst jetzt nicht wirklich, dass wir uns irgendwo hin transportieren. Es gibt mindestens zwei gewaltige Gründe, die das verneinen.“

„Ah. Weil Du in Johannes Bücherregal gelandet bist?“

„Genau. Und weil nichts als das Weltall um uns herum ist. Oder willst Du direkt auf das Schiff?“ Dabei zeigte Erik zum Steuerpult, wo das gigantische ignarische Raumschiff das gesamte Fenster ausfüllte.

„Wir müssen es probieren.“

„Und das willst Du jetzt probieren.“

„Genau! Wir testen erstmal hier im Shuttle. Gib mir Deine Hände.“

Erik legte seine Hände wieder in die großen Hände von Xilim. Das Kraftfeld war wieder da.

„Jetzt denk an die Kabine! Aber...“, rief er, „... denk immer daran, dass wir so wie wir jetzt hier stehen, auch am Zielpunkt stehen müssen. Also nicht ans Fenster denken, dann steht einer draußen und einer drinnen womöglich. Oder wenn Du an einen bestimmten Ort denkst. Bestes Beispiel war Johannes Bücherregal. Womöglich hast Du bei Deinem ersten Sprung an dieses Regal gedacht und bist direkt hinein gesprungen. Das kann aber bei Fenstern in Raumschiffen gewaltig schief gehen.“

„Verstehe!“

„Also. Probieren wir es. Denk an die Kabine.“

Erik schloss die Augen und stellte sich den Platz vor dem Bett vor. Da war viel Platz und es würde für ihn und Xilim nichts im Weg stehen.

„Wenn Du den Ort gefunden hast, dann drücke die Emblem-Hand und ich erwidere den Druck.“ Xilim spürte den Druck auf seine rechten Hand. Das Emblem auf beiden Unterarmen leuchtete golden und Xilim drückte zu. Es gab ein dumpfes Geräusch und beide standen vor dem Bett in der Kabine.

„Ja!“, freute sich Xilim, sprang auf der Stelle und nahm Erik plötzlich in den Arm. Erik versank zwischen seinen Brustkorb und Kinn, wieder roch er diesen herben, süßlichen Geruch und dieser Moment verging sehr langsam, Erik genoss die Nähe.

„Super!“, zog er ihn wieder zurück.

„Und jetzt?“

„Jetzt probieren wir es mit einem Gegenstand.“ Xilim schaute sich um und nahm einen der zwei Stühle am Tisch. „Jetzt das gleiche. Um einen Gegenstand mitzunehmen, müssen wir ihn beide mit den Händen berühren. Aber wir dürfen nicht die Verbindung verlieren. Ist etwas komplizierter, aber dürfte funktionieren.“

Xilim stellte den Stuhl neben sich. Dann griffen sie wieder ihre Hände und das Kraftfeld baute sich auf. Der Stuhl wurde vom Kraftfeld ignoriert. Dann führte Xilim die Hand des Armes ohne Emblem zum Stuhl, erst berührte er diesen mit seinem Zeigefinger und dann legte Erik seine wesentlich kleinere Hand in die Handfläche von Xilim, ebenfalls Richtung Stuhl.

„Langsam. Hauptsache, der Kontakt bleibt zwischen unseren Händen.“ Erik tastete sich am Zeigefinger von Xilim zum Stuhl und berührte ihn. „Und jetzt drücken.“, dann drückte Erik seine rechte Hand in Xilims Hand und die Embleme gingen wieder an, das Kraftfeld erfasste den Stuhl. Dann presste Xilim wieder seine Hand mit Eriks Hand zusammen und alle drei verschwanden aus der Kabine.

„Korrekt!“, schrie Xilim. „Aber warum hier! Das war gefährlich, Erik.“ Er bemerkte, dass sie sich im Unterdeck befanden. „Bist Du verrückt.? Woher weißt Du, dass hier so viel Platz ist? Mensch, das war gefährlich.“ Er wurde etwas sauer.

„Ja, aber ich ahnte, dass hier der Gang sein musste.“

„Gut. Trotzdem denk genau vorher nach. Es kann lebensgefährlich sein!“

„Verstehe.“

Xilim schob Erik von sich weg: „So und nun müssen wir uns bis zum Shuttle steigern.“

„Was?“, rief Erik.

„Wir müssen es schaffen, uns mit dem Shuttle zu transportieren.“

„Das ist ein Scherz.“

„Nein. Das muss gehen und ist wohl unsere einzige Möglichkeit.“

„Okay. Verstehe, aber erst soll Vira mir ein anderes Outfit geben!“

„Wieso, was ist mit dem?“, wunderte sich Xilim.

„Ich brauche was Bequemeres. Das engt mich doch etwas ein.“ Dabei zupfte er sich an der Hose, drehte sich leicht und präsentierte Xilim ungewollt seinen Po.

Xilim sah es und bemerkte, dass er nicht abgeneigt war und ihm gefiel was er sah, doch im gleichen Moment war er erschrocken über sich selbst. Ihm gefiel ein terranischer Männerpo? Das wunderte ihn sehr, zumal er nie an dieses Körperteil interessiert war. Selbst bei ronarischen Frauen, war der Po nie das Körperteil, was ihn ansprach. Jedoch, wenn er so nachdachte, wirkte kein Körperteil einer ronarischen Frau anziehend auf ihn. Nun sollte es ein terranischer Männerpo sein?

„Xilim?“, fragte Erik.

Xilim kam wieder zu sich: „Ja?“

„Wir wollten Vira bitten, mir bequeme Kleidung zu besorgen.“

„Stimmt.“, schaute Xilim sich Erik nochmal an. Sie gingen die Leiter hoch zur Transporterplattform „Vira: Uniform für Erik bitte!“, forderte Xilim.

Erik positionierte sich.

„Uniform wird angelegt!“, sagte Vira als Erik bereitstand.

„Wieso kann ich sie nicht ansprechen?“, fragte Erik, als er zurück zu Xilim kam.

„Tja, das machen wir später.“

Im gleichen Moment schepperte es in der Kabine. Xilim horchte, drehte sich um, wo Erik gerade noch stand und lief in die Kabine: „Was machst Du?“

„Es klappt.“

„Du hast dich selbst transportiert?“

„Scheint so.“ Erik kontrollierte, ob alles noch am selben Fleck ist. Aus Spaß zog er seine Hose am Po weg: „Okay. Auch noch da.“

„Na, wenn das am Wichtigsten ist.“

Erik grinste: „Weiß nicht, vielleicht wird er es noch.“

„Machen wir weiter. Wir nehmen den Replikator im Unterdeck.“

„Wie groß ist der?“, fragte Erik auf dem Weg herunter.

„Siehst Du gleich.“ Xilim ging ein paar Schritte und blieb wieder stehen. Erik stellte sich daneben und wartete auch.

„Wo?“

„Der da!“, zeigte Xilim auf einen massiv großen Kasten.

„Das ist ein Scherz!“

„Sehe ich aus, als ob ich scherze?“, er beugte sich nach vorne und baute die Verkabelung ab.

„Manchmal wäre es besser!“, murmelte Erik.

Zehn Minuten später standen Xilim, Erik und der Replikator in der Kabine. Einzig der Replikator zerstörte eine Ecke des Bettes: „Das passiert, wenn Du keine freie Fläche erwischst. Gutes Beispiel.“, erklärte Xilim.

„Verstehe.“

„Vira: Wieviel Zeit bleibt uns noch?“

„Zeit des vermeintlichen Angriffs Siebenunddreißig Minuten!“

„Okay. Ich baue den Replikator wieder ein und dann testen wir das Shuttle!“

„Vorschlag!“, sagte Vira von selbst.

„Ja?“, erwiderte Xilim.

„Ich registriere nach jedem Transport erhöhte Werte bei Herrn Mittmeier. Daher empfehle ich eine Stabilisierungsinjektion!“

Erik und Xilim schauten sich an.

„Fühlst Du Dich schwach?“, fragte Xilim.

Erik überlegte: „Naja, nicht schwach. Ich würde es angeschlagen nennen. Werde müde.“, versuchte er es zu beschreiben.

„Vira: Erstelle die Injektion!“, rief Xilim in den Raum.

„Verstanden!“, bestätigte sie.

„Du musst mir sagen, wenn es Dir nicht gut geht! Es wäre fatal, wenn Du bei dem Transport mit dem Shuttle stirbst.“

„So schlimm gleich?“

Xilim kniete sich vor Erik: „Ja, schlimm. Du kennst den Grund, warum ich Dich von Terraris geholt habe und nun scheint es so, dass ich Dein persönlicher Guardian bin...“

„... was ich toll finde.“, unterbrach Erik ihn.

„Danke Dir. Aber ich bin nun als Guardian für Dich verantwortlich und es wäre fatal, wenn Dir direkt am ersten Tag etwas zustoßen würde.“

„Verstehe ich.“

Xilim hob Eriks Kopf mit seiner Hand an: „Also, sprich mit mir, wenn Du etwas hast. Okay?“ Seine schwarzen Augen trafen Erik bis tief ins Herz. Auch Xilims Stimme war diesmal so weich und man spürte, wie ernst er es meinte. Die leicht grinsenden Lippen waren eigentlich perfekt und bereit, um geküsst zu werden.

„Versprochen.“

„Gut!“ Xilim stand auf und lief mit dem Replikator ins Unterdeck. Erik ging zum Pilotensessel und schaute zum großen Raumschiff von diesem Ohlenhoo. Er überlegte, ob es nicht noch eine andere Möglichkeit geben würde, um sein eigenes Leben nicht zu riskieren. Die Überlegenheit zwischen dem Ohlenhoo-Schiff und Xilims kleinen Shuttle war mehr als eindeutig. Dabei dachte Erik nach, welche Kräfte ihm dieses Emblem noch geben könnte oder sogar geben würde. Vira hatte sicherlich einiges auf ihrer Datenbank gespeichert.

Zwanzig Minuten später kam ein völlig verdreckter Xilim aus dem Unterdeck hoch: „Vira: Wieviel Zeit bleibt uns noch?“

„Sechzehn Minuten bis zum Angriff!“

„Danke.“, seufzte Xilim. „Das war gerade hart. Habe noch nie einen Replikator eingebaut.“

„So siehst Du auch aus.“

„Wollen wir?“ Xilim streckte seine Hände aus.

„In dem Zustand?“

Xilim schaute sich selbst an. Seine Hose war völlig verschmiert und sein nackter Oberkörper zeigte sogar leichte Verbrennungen unter dem ganzen Dreck.

„Willst Du Dich nicht sauber machen?“, fragte Erik als er vor ihm stand.

„Gefall ich Dir nicht mehr?“, scherzte Xilim.

Erik verdrehte die Augen.

„Das können wir später machen. Ah!“ Er lief zum Replikator-Fach: „Vira. Die Injektion bitte!“

„Stabilisierungsinjektion! Bitte!“

„Danke.“ Dann kam er mit einer für Eriks Verhältnisse sehr großen Spritze zu ihm.

„Du willst mir nicht wirklich diese große Spritze in meinen Arm setzen?“

Xilim schaute die Spritze an und dann Eriks Arm.

„Wenn ich den Transport machen soll, dann denke ich ohne Verletzung.“

Xilim sah es ein: „Vira: Bitte einen sehr schmalen Spritzenaufsatz!“

„Verstanden! Schmaler Spritzenaufsatz! Bitte!“

Er steckte den Aufsatz auf die Spritze und zeigte es Erik: „Jetzt?“

„Mach.“ Er hielt seinen rechten Arm hin und empfing die Spritze.

„Alles gut?“, fragte Xilim vorsichtig.

Erik spürte nichts weiter, einzig eine kleine Schwellung. Sie machten sich beide auf dem Weg zum Steuerpult und stellten sich gegenüber.

„Vira: Das wären die Koordinaten: 10.13.X5 zu 291.77.L1. Wiederhole!“

„10.13.X5 zu 291.77.L1!“

„Das ist hier!“, zeigte Xilim auf einer digitalen Karte im Steuerpult. „Wollen wir?“

„Eins noch!“, sagte Erik und erschrak Xilim etwas.

„Was ist?“

„Danke Xilim.“

„Wofür?“

„Das alles hier, passiert mir viel zu schnell. Gestern war ich noch ein Niemand und nun stehe ich hier mit einem wunderschönen gigantischen Mann mitten im Weltall in einem Shuttle und beame uns von einem Ort zum anderen. Danke Xilim.“

Er lächelte etwas: „Verstehe. Und: gerne Erik. Ich hätte das auch nicht gedacht, als ich zu Dir und Johannes kam. Retten wir uns aus dieser Lage erstmal und dann wird alles besser.“ Währenddessen beschäftigte ihn noch immer der Gedanke, dass ihm sein Po so gefallen hat und es wahrscheinlich ist, dass er mehr als nur ein Guardian für Erik sein konnte. Es war das erste Mal, dass er den Gedanken an eine Beziehung mit einem männlichen Partner in Erwägung zog.

„Wohin springen wir eigentlich?“

„Das ist ein Außenposten von Ronaris, einer der sechs Monde.“

„Gut.“ Erik griff nach seinen großen Händen und das Kraftfeld baute sich sofort auf. Dann führte Xilim die Hände zum Steuerpult. Erst dann schloss Erik seine Augen und dachte an die Koordinaten: „10.13.X5 zu 291.77.L1“ Er sprach sie laut aus. Das Kraftfeld begann immer mehr zu brummen, es vergrößerte sich und bezog jeden Winkel des Shuttles mit ein. Xilim wartete noch: „Gut. Weiter, konzentriere Dich weiter auf Vira.“ Er hörte die Veränderung im Sound des Kraftfeldes und nach einiger Zeit blieb der Ton konstant. Er murmelte sehr leise: „Eins. Zwei. Drei.“, und drückte Eriks Emblem-Hand.

 

* * *

 

Drei Minuten später.

Erik kam als Erster zu sich.

Er lag auf dem Boden des Shuttles. Wieder fühlte er sich total kraftlos, aber diesmal gab es keine Gewichte, die auf ihn drückten. Er sah an die Decke und nahm ein Teil eines Pilotensitzes über sich wahr. Schmerzen hatte er keine, nur sein Körper fühlte sich sehr schwach an. Er drehte seinen Kopf umher und konnte die Beine von Xilim erkennen. Mehr sah er aber nicht. Dann versuchte er sich aufzurichten, was nur sehr schwer möglich war, weil sein ganzer Körper irgendwie keine Kraft hatte, er fühlte sich als wäre er ohne Energie, völlig kraftlos. Er musste es aber schaffen, er zwang seinen Körper sich aufzurichten. Als er sitzen konnte, sah er auch Xilim. Er lag hinter den Pilotsitzen auf dem Bauch, schien aber keine Verletzungen zu haben. Erik verbog sich, um aus dem Fenster zu schauen, ob das riesige Schiff vom Ohlenhoo noch da war, aber er konnte nichts erkennen. Es war nur das leere Weltall zu sehen. Dann atmete er dreimal tief durch und sammelte all seine restlichen Kräfte zusammen. Er kroch rüber zu Xilim und vergewisserte sich, ob er noch lebte. Er tastete an seinem kräftigen Hals nach seinem Puls und fand eine Ader, die pulsierte. Also tot war er nicht. Er strich Xilims Haar aus seinem Gesicht und streichelte über seine Wange: „Xilim?“, sprach er ihn vorsichtig an, aber er reagierte nicht. Er versuchte es mit stärkerem Schütteln und leichten Schlägen auf die Wange, aber es kam keine Reaktion.

Er war wohl erstmal auf sich gestellt und musste Herr der Lage werden. Wieder holte er dreimal tief Luft. Erik kämpfte sich auf die Beine und konnte nun aus dem gesamten Fenster schauen. Er sah drei Monde, wovon einer sehr nah war und wie eine Art Raumstation aussah. Der Sprung und der Transport schienen also funktioniert zu haben.

„Vira?“, krächzte er und versuchte so den Bordcomputer zu aktivieren. Ohne Erfolg. „Ich wusste, dass das zum Verhängnis wird.“, sprach Erik mit sich selbst.

Er schleppte sich zu dem Steuerpult und suchte etwas, was nach Vira aussehen konnte. Man musste doch diesen Computer auch manuell aktivieren können. Er schloss die Augen und dachte nach. Er öffnete die Augen und sah plötzlich, dass aus der Richtung, wo er die Raumstation gesichtet hatte, sich etwas auf ihre Position zubewegte: „Oh nein!“

Ein paar Sekunden später vernahm er Schussfeuer, welches an dem Shuttle vorbeiflog in Richtung des näher kommenden Schiffes. Sie waren nun mitten in einem Kampf und er konnte schon ahnen, wer wohl hinter dem Shuttle ebenfalls auftauchte.

„Xilim!“, schrie er und ließ sich auf ihn fallen. „Wach auf! Ich brauche Dich hier.“ Er schüttelte seinen extrem schweren Körper ohne Erfolg. Xilim blieb bewusstlos.

Das Feuergefecht wurde stärker und das Schiff näherte sich langsamer. Dann kam Erik eine Idee: „Die Embleme!“ Er kletterte über Xilim auf die andere Seite und schnappte sich seinen Unterarm mit dem Emblem. Er nahm Xilims Hand und hielt sie mit beiden Händen: „Gesund. Gesund. Gesund.“, sagte Erik, aber es passierte nichts. „Verdammt.“, schimpfte er und schlug mit seiner rechten Hand auf den Rücken von Xilim. „Du musst aufwachen.“ Plötzlich aktivierten sich die Embleme auf beiden Armen und Xilim stöhnte: „Ah. Nur eine Hand!“, registrierte Erik.

„Was ist los?“, murmelte Xilim, der sich schon aufrichtete.

„Wir sind mitten in einem Feuergefecht.“ Erik riss die Augen weit auf.

„Vira: Schutzschilder!“

„Schutzschilder aktiviert!“

„Wieso kann ich mit Vira nicht reden?“

Xilim schleppte sich auf seinen Sitz und tippte auf der Steuerung herum: „Vira: Kanal zur RSS Vatania herstellen!“

„Verbindung wird aufgebaut! – Verbindung aktiv!“

„RSS Vatania. Hier ist Xilim Xhirisis. Ich habe den Goldenen Imperator an Bord. Ich bitte um Begleitschutz. Ende!“

Erik setze sich kommentarlos in den zweiten Sitz.

„Ich bin nicht der Goldene Imperator.“, sagte Erik leise.

„Ich denke, Du bist es. Ich bin mir fast sicher.“ Dabei schaute Xilim ihn mit sehr sanftem Blick an, bot seine Hand zum Greifen an.

„Hier ist die RSS Vatania. Ich bin es, Xilim, Xiana. Wir haben das schon erfahren. Wir holen Euch mit dem Traktorstrahl zu uns. Ende.“

Dann ließ sich Xilim in den Stuhl fallen und schaute zu Erik: „Also, wenn Du nicht der Aurum bist, dann weiß ich auch nicht weiter.“ Er lachte und hielt seine Hand Erik entgegen.

„Wir hätten sterben können, weil ich Vira nicht aktivieren konnte!“

„Stimmt. Vira: Füge Erik in Deine Kommando-Datenbank hinzu!“

„Erik Mittmeier gespeichert!“

Xilim blickte leicht über seine Schulter: „Du bist der Erste, dem ich die Kommandos hier für Vira freigebe!“

„Danke! Warum bin ich der Erste?“ Erik merkte, wie seine Augen immer schwerer wurden.

Draußen beruhigte sich der Kampf, Xilims Shuttle wurde in ein Deck der RSS Vatania gezogen, vorbei an sehr vielen Kriegsschiffen.

„Weiß nicht. Mein Gefühl sagt mir, das es gut ist.“

Erik grinste: „Wenn Dich da mal Dein Gefühl nicht täuscht!“

„Tut es das?“, fragte Xilim, während er aufstand.

Erik schwieg, wollte diese Antwort offenlassen. Er kannte Xilim erst ein paar Stunden, die sich anfühlten wie Tage, gute Tage. Das Shuttle wurde in einer Parkposition gezogen und rastete an einem Dock ein. Xilim kam frisch gewaschen und im neuen Dress aus der Kabine. Erik lief kommentarlos an ihm vorbei und ging ebenfalls ins Bad. Er schaute sich genau um, denn er dachte bisher, dass ein Kleiderwechsel nur auf den Transportplattformen möglich war. Dann registrierte er im Bad auf dem Boden einen weißen Kreis, ähnlich der Transportplattform. Er stellte sich darauf: „Vira: Bitte ein neues Outfit für mich!“

„Bitte um genauere Angaben!“, antwortete sie.

Erik überlegte erst, dann entschied er sich doch wieder für die Uniform: „Egal. Gib mir eine neue Uniform!“ Er breitete seine Arme aus.

„Verstanden.“, sagte Vira und der Anzug legte sich um seinen Körper.

„Erik?“, rief Xilim von draußen.

Er kam zurück aus der Kabine und stellte sich neben ihn. Xilim erstarrte wieder leicht bei dem Anblick. Wieder war er von seinen Gefühlen überwältigt, die nicht nur das Outfit gut fanden, sondern auch den Mann, der darin steckte. Es konnte einfach nicht sein, dass er ein Mann anziehend fand. Was ist mit seinen ganzen Träumen einer eigenen Familie, das ist mit einem Mann nicht möglich, trotzdem hatte er diesen enormen Wunsch nach eigenen Kindern. Und gleichzeitig wurde er von Minute zu Minute von diesem Mann sexuell immer mehr angezogen. Es verwirrte ihn sehr.

„Alles gut?“, fragte Erik.

Xilim kam zu sich: „Ja. Wir bekommen nur Besuch!“ Er zeigte auf die Transporterplattform.

„Oh. Wer?“

„Meine Schwester.“

„Deine wa...“, dann wurde Erik vom Geräusch des Transports unterbrochen. Im Transporter erschienen eine Frau und ein Mann. Erkennbar war, dass Sie eine wesentlich wertvollere Uniform trug, als der Mann. Beide waren ebenfalls so riesig wie Xilim. Nur nicht so groß wie Xilim selber. Sie hatte ebenfalls tiefschwarze Haare, welche streng nach hinten zusammengebunden waren. Die Dame schritt auf Xilim zu: „Bruder?“

„Xania?“, erwiderte er.

„Xania?“, flüsterte Erik zu Xilim.

„Ah.“, sagte Xania nur und ging einen Schritt auf Erik zu. Sie verbeugte sich leicht: „Ihre Majestät?“ Dabei grinste sie leicht.

„Übertreib es nicht!“, murmelte Xilim. „Wir wissen es noch gar nicht, ob er es ist.“

„Er muss es sein!“, dabei schaute sie weiterhin Erik an. Dann reichte sie ihm die Hand: „Ich bin Xania Athalia, Xilims Schwester.“

„Habe ich schon mitbekommen, Erik Mittmeier.“

„Du bist also der neue Aurum?“, dabei hielt sie seine Hand fest und drehte sie, dann schob sie den Ärmel der Uniform hoch und legte das Emblem frei.

Erik schaute Xilim an, der keine Reaktion zeigte, aber alles beobachtete.

Xania reagierte etwas überrascht: „Es...“, sie schaute zu Xilim, „Es ist...“, dann sah sie Xilim an, „Es ist dasselbe!“.

„Ja.“, sagte Xilim nur.

Sie ließ Erik los und ging den Schritt zurück zu ihrem Bruder. Dann flüsterte sie ihm zu: „Du wärst dann sein Guardian! Ist das Dein Ernst?“

„Ich höre Sie.“, meinte Erik.

„Ja. Stimmt!“ dann schob sie Xilim beiseite. „Reden wir.“ Sie zwängte sich an Erik vorbei und lief in die Kabine.

Xilim zögerte noch etwas und drehte sich dann langsam an Erik vorbei: „Warte bitte hier.“ Er folgte seiner Schwester.

Erik schaute den Mann an. Er wirkte wie ein Soldat auf ihn, zeigte keinerlei Reaktion. Kein Blinzeln, keine Atembewegungen. Dann reichte Erik als Test dem Mann seine Hand: „Hallo. Erik mein Name.“ doch es erfolgte keine Reaktion. „Dachte ich mir!“ Er ging auf den Mann zu. Nichts passierte. „Vira: Wer ist der Begleiter von Mrs. Athalia?“.

„Captain Athalias Begleitung ist ein Droid-Soldat Stufe 9.“

„Stufe 9? Muss ja eine wichtige Position sein.“ Er lief um den reaktionslosen Soldaten herum. „Ob sie sich lange unterhalten?“, fragte er den Soldaten. Eine Antwort erhielt er nicht, wie schon erwartet.

Dann ging Erik zum Steuerpult und schaute aus dem Fenster. Er beobachtete das Treiben auf dem Dock. Es ging recht hektisch zu, womöglich wegen dem vorherigen Kampf mit dem Ohlenhoo-Schiff. Es gab verschiedene Sorten von erkennbaren Soldaten. Jeder hatte seine eigene farbliche Markierung in seiner schwarzen Uniform. Der Soldat im Shuttle hier hatte rote Streifen, was bedeutete, dass wohl Stufe 9 wichtig ist. Musste auch eine Art Guardian sein, nur eben für einen Raumschiff Captain.

Die Kabinentür ging auf. Xania kam heraus: „Wir treffen uns dann!“ Ohne weiteren Blick und Kommentar lief sie zu einer der Plattformen und stellte sich transportbereit. Der Soldat stellte sich ohne Kommentar auf die zweite: „Majestät?“, grinste sie Erik an.

Xania!“, stöhnte Xilim plötzlich neben Erik. Dann verschwanden beide im Transporter und es wurde wieder ruhig.

Erik schaute Xilim an: „Was habt Ihr ausgemacht?“

Xilim drehte sich weg und lief zu einem der Steuerpulte: „Du bist zum Essen eingeladen auf Ronaris.“ Mehr sagte er nicht und tippte wie wild auf dem Display.

„Zum Essen? Bei Deiner Familie?“, wunderte sich Erik und setzte sich in einen der Pilotenstühle.

Xilim schwieg.

„Ist arg früh, denke ich.“

Weiteres Schweigen.

„Okay. Ich weiß nicht, ob das gut ist. Das geht alles sehr schnell hier und ich bin nicht mal vierundzwanzig Stunden von daheim weg und werde schon Deiner...“

„Ich sage es ab!“, kam kurz und knapp.

„Wieso?“

Xilim schwieg.

„Du sollst es nicht absagen, es ist nur komisch, dass ich sofort bei Deiner Familie am ersten Abend zum Essen eingeladen bin.“

„Passt schon, ich sage es ab.“

Erik war sich nicht sicher, aber er vermutete, dass das Gespräch mit seiner Schwester nicht positiv ausgegangen ist. Es musste eher ein Streitgespräch gewesen sein, denn Xilims Stimmung wurde immer unerträglicher.

„Ich sagte nicht, dass Du es absagen sollst.“

„Ich sage es ab.“

„Nein. Passt schon, ich werde es überleben.“

„Sicher?" Weiterhin würdigte Xilim Erik keines Blickes.

„Ja. Ist schon okay. Wo soll ich denn sonst hin?“

„Schön.“

„Gut. Wie geht es nun weiter?“

„Sie reparieren das Shuttle und dann fliegen wir mit einer Eskorte Richtung Kanton-Palast.“

„Und dann?“

„Dort müssen wir auf den Kantonar warten und dem musst Du Dich vorstellen.“

„Bewerbungsgespräch?“

„Nein.“

„Klingt so.“

„Sie kennen Dich nicht. Haben Dich nie gesehen.“ Seine Stimme klang genervt. „Natürlich musst Du Dich vorstellen. Sie werden Dir nicht blind das Zepter in die Hand legen.“

„Habe ich nicht gesagt.“

„Klang aber so!“ Er lief zu dem anderen Steuerpult.

„Was ist jetzt los?“

„Nichts. Alles gut.“ Er tippte auch dieses Mal wie wild darauf herum.

Erik wartete einen Moment.

Xilim sagte nichts mehr.

„Kann ich was tun?“

„Nein!“, sagte er knapp.

„Gut. Okay. Darf ich mich hinlegen?“

„Ja.“ Xilim tat sehr beschäftigt, ohne Erik einen Blick zu senden.

Erik lief in die Kabine. Er ging zum Fenster und sah dort wieder auf einen anderen Fluggleiter. Er drehte sich zu dem riesigen Bett. Es war so groß, dass er zweimal längst reinpassen würde. Die Breite des Bettes war etwa gleich groß. Wird er hier mit ihm schlafen müssen? Oder bekommt er ein eigenes Bett? Er lief zum Bett und setzte sich an den Rand. Seine Gedanken kreisten um die letzten Stunden und was alles passiert ist. Wie sich sein Leben in so kurzer Zeit massiv veränderte. Er schaute sein Emblem an, strich leicht darüber und wusste nun, was es bedeutete. Er legte sich zum Schlafen auf das Bett und war bereits nach wenigen Sekunden sofort eingeschlafen.

 

* * *

Fünf Stunden später, am nächsten Tag

Xilim kam in die Kabine und sah Erik seelenruhig auf seinem Bett schlafend liegen. Er ging langsam zum Bett und schaute sich ihn an. Ein kleiner junger Mann, der das exakt gleiche Emblem wie er trug. Er hatte keine Wahl, in seinen Augen, wen er nun für immer an seiner Seite hatte. Dass es ausgerechnet ein kleiner Mann von Terraris war, war eine Überraschung für ihn. Er setzte sich auf die andere Seite des Bettes und schaute auf den Fluggleiter im Fenster. Er dachte darüber nach, ob er der Aufgabe, ein Aurum Guardian zu sein, gewachsen ist. Mit einer solch großen Aufgabe und dieser Verbundenheit hatte er am Ende nicht gerechnet. Selbst seine Schwester meinte, dass er mit Erik mehr als nur Guardian sein würde. Angeblich spürte sie die Bindung.

Er legte sich ebenfalls ins Bett und drehte sich zum schlafenden Erik. Er schaute sein rotes Haar an, welches über sein Gesicht lag, den leicht sich bewegenden schmalen Körper und seinen rechten Arm. Xilim nahm seinen linken Arm und bewegte ihn langsam auf Eriks zu. Millimeter für Millimeter näherte er sich und mehr und mehr leuchteten beide Embleme. Je näher er kam, und wieder weg ging, so veränderte sich die Leuchtstärke beider Embleme. Xilim näherte sich immer mehr Eriks Emblem und konnte nun seines auf Eriks legen. Während Erik sich nicht rührte und weiterschlief, durchfuhr es Xilim im ganzen Körper. Eine Welle von kribbelnden Gefühlen spürte er in seinem riesigen Körper vom Emblem bis in jeden Winkel an ihm. Er wollte wissen, was noch passieren konnte und drückte etwas mit seinem Emblem auf Eriks, doch er war nicht auf das gefasst, was passierte: Der Druck auf Eriks Emblem durch sein eigenes löste eine Erregung bei ihm aus.

Auch Erik wurde plötzlich wach.

Xilim war selbst schockiert, dass sein "Zauberstab" steif war.

Erik blickte hoch und sah es ebenfalls: „Dein Ernst?“, fragte er nur.

(3) - Erik hat ... wohl den ersten Skeptiker*

 

Der Blick aus dem Kabinenfenster fühlte sich an wie ein 3D-Kinofilm. Das Shuttle von Xilim flog in Begleitung von drei Fluggleitern der RSS Vatania über die gigantische Hauptstadt des Planeten Ronaris. Man hatte den Eindruck, man würde über eine Fantasywelt fliegen. Eine perfekte Stadt, alles in Weiß, kreisförmig aufgebaut und unendlich viel Natur. Mittig befand sich ein Berg, auf dem eine eigene kleine Stadt hinter einer Mauer erkennbar ist, im Zentrum ein gigantischer Kuppelbau mit einem riesigen angefügten Gebäudekomplex. Daneben war eine Art Tempodrom vor einem Gesteinsmassiv zu sehen. An der Spitze dieses Massivs befand sich eine kleinere vulkanähnliche Öffnung. Dann schwenkte das Shuttle etwas seitlich und Erik verlor den Blick auf diesen Berg. Dort stand ein weiteres auffälliges, palastähnliches Gebäude. Sicherlich war dort das Palast und das Zentrum der Macht angesiedelt, wie man es gerne in Filmen sagen würde.

Je näher sie im Sinkflug kamen, umso mehr Details der Stadt konnten sie erblicken. Die Fahrzeuge und sogar die Menschen erkannte man immer besser. Einige blieben stehen und schauten nach oben zum Shuttle, als würden sie wissen, wer sich darin befindet. Das Shuttle bog leicht ab, um den großen Flughafen zu erreichen.

Erik schaute sich selber noch einmal an: Er trug ein festliches Gewand. Es war mit goldenen Teilen und Symbolen auf dem weißen Stoff besetzt, was eine Mischung aus Kleid und Anzug darstellte, es fühlte sich seltsam an. Er lief in die Kabine und betrachtete sich nochmals im Spiegel. Xilim meinte, es muss dieses Outfit sein, weil er sich ja als goldener Imperator vorstellt.

Das waren auch die einzigen Sätze, die Xilim seit dem Vorfall am Vorabend im Bett zu ihm sagte. Es war wohl für beide mehr als überraschend, dass Xilim sexuell erregt ist, wenn sich beide Embleme berührten. Nicht dass es Erik nicht erfreute, denn Xilim war ein sehr attraktiver und erotischer Mann, seine Körperteile waren riesig. Es war gestern für Xilim peinlicher als für Erik. Während Erik sich innerlich freute, dass Xilim wohl auch auf Männer steht, hatte Xilim wohl damit sichtlich zu kämpfen. Oder es war einfach zu schnell, alles intim geworden. Nur was wollte Xilim im Bett neben Erik und warum hat er es mit den Emblemen ausgelöst? Und vor allem, wie? Fragen über Fragen, welche wohl in ihrer Anzahl niemals enden würden und vielleicht auch unbeantwortet blieben.

Wieder fuhr Erik leicht über sein Emblem: „Welche Geheimnisse hast Du noch parat?“, fragte er sich selber laut. Dann spürte er, wie das Shuttle langsamer wurde. Er lief zum Fenster zurück und sah die Stadt nur noch entfernt. Das Shuttle neigte sich etwas im Landeanflug und es war eine Festung, die an ein Kloster erinnerte, zu sehen. Viele Türme und Gärten, alles wieder in Weiß und viel Natur. Diese Natur auf Ronaris erschien ganz anders als die Natur auf Terraris. Alles war sanfter im Farbton und in den Bewegungen der Pflanzen. Die kleineren Bäume waren still, bewegten sich kaum, jedoch die großen Bäumen wirkten, als wären sie lebendig. Im weiteren Sinkflug wurde nun ein riesiger Flugplatz sichtbar, jedoch kein gewöhnlicher Flugplatz.

Dieser Flugplatz war auf mehreren Etagen erbaut. Der unterirdische Bereich war nur für kleine Shuttles und Verteidigungsflieger vorgesehen. Es war wie ein gigantisches Loch im Zentrum des Flugplatzes. Eine Art Turm stellte wohl das Terminal für die kleineren Flugzeuge dar. Ein weiterer Turm hatte nur einen einzigen Anschluss, welcher jedoch unbesetzt war. Xilims Shuttle verlangsamte sich und flog auf einen der Plätze im oberen Teil zu. Im Hintergrund sah man die drei Fluggleiter der RSS Vatania steil in den Himmel aufsteigen. Kurz darauf kam das Shuttle zum Stillstand. Gespannt schaute Erik auf das Flugdeck und sah, wie eine Gruppe von Soldaten auf das Shuttle zukam. Jetzt wird es wohl ernst.

Die Tür der Kabine öffnete sich und Xilim stand in einer anderen für Erik unbekannten Uniform darin. Sie war Weiß und hatte auch goldene Elemente und ähnelte Eriks Uniform sehr stark: „Wir müssen los!“, sagte er mit gesenktem Kopf.

Erik ging ohne ein Wort auf ihn zu. Als er an ihm vorbei ging hörte er, wie er sagte:

„Du siehst klasse aus!“

Erik schloss nur genussvoll seine Augen und lief zur Transporterplattform.

„Nein, hier lang!“, grinste Xilim und öffnete ein Teil der Wand, worin sich tatsächlich eine Tür befand.

Erik folgte Xilim und schritt vorsichtig die Stufen herunter. Dann stand er vor der eben noch gesehenen Soldatengruppe. Es waren circa zwanzig Soldaten und vor ihnen standen drei weitere Männer. Der Linke von ihnen hatte schwarze lange offene Haare, die natürlich im Wind wehten. Seine Uniform war auffälliger als die der Soldaten und ebenfalls golden verziert. Der mittlere Mann war ein älterer, er hatte schneeweiße Haare. Er trug eine fast komplett goldene Uniform, diese verstärkte seinen harten Blick zu Erik. Ganz rechts stand ein junger Mann mit einer sehr leichten Uniform. Sie könnte den ersten Wichtigkeitsgrad haben. Sie war sehr schlicht und hatte ebenfalls nur goldene Nähte, ähnlich wie sie Erik trug. Er war der Einzige, der Erik anlächelte. Alle drei Männer waren ebenfalls so groß wie Xilim selber. Schien also, als würden hier nur riesige Menschen leben.

Xilim und Erik blieben beide einen Handschlag entfernt vor allen dreien stehen.

„Herzlich Willkommen in Ronar, der Hauptstadt von Ronaris. Erster Planet der Circle Planeten, Planet der Natur und Luft.“ Der ältere Mann kam mit großen Schritten auf Erik zu. „Mein Name ist Kantonar Luluis Latentas und das sind meine Söhne Leonaris.... .“ Er zeigte auf den langhaarigen Mann neben ihm. Dieser verbeugte sich. „... und Lamar.“ Der Jüngere grinste Erik immer noch an und verneigte sich ebenso.

„Kantonar!“, sagte Xilim plötzlich und verbeugte sich.

Erik reagierte und setzte auch schnell zu einem Diener an.

„Es ist mir eine Ehre. Vielen Dank.“, setzte Xilim fort. „Dies ist Erik Mittmeier von Terraris.“ Er zeigte auf Erik.

„Wunderbar. Wir haben sehr lange auf Sie gewartet?“

Erik reagierte erstmal nicht.

„Er trägt die gleichen Embleme, wie ich sie trage.“, übernahm Xilim. Er zeigte dem Kantonar Eriks Emblem.

Der Kantonar blieb mit dem Blick bei Xilim: „Ist das so?“

Xilim war überrascht: „Ja?“

„Wenn Ihr beide das gleiche Emblem tragt, dann stellt sich eher die Frage, wer dann von Euch beiden der Aurum wird? Nicht, dass er es wird!“ Er würdigte Erik keines Blickes.

„Was soll das bedeuten?“

„Das bedeutet, dass es nicht heißt, dass er der Aurum ist, nur weil er das vollständige Emblem zeigt! So war es schließlich bei Dir?“

Xilim fühlte sich sichtlich unwohl. Wie auch er, wusste jeder auf diesem Planeten, dass er nicht der goldene Imperator sein konnte. Sie fanden auch bisher keinen anderen mit dem kompletten Emblem, wie bei ihm und Erik zu erkennen war.

„Wir werden es herausbekommen.“ Der Kantonar zeigte in Richtung der Hauptgebäude des Flughafens. Seine zwei Söhne schritten etwas zurück.

Xilim lief los und der Kantonar ging neben ihm, sodass er Erik etwas verdrängte und er hinter den beiden gelangte. Sie begannen eine Unterhaltung.

Neben Erik tauchten die Söhne auf. Während Leonaris mit seinen wehenden, langen Haaren kommentarlos neben ihm stolzierte, war Lamar gesprächiger:

„Hey, ich bin Lamar.“, sagte er leise.

„Hallo Lamar. Ich bin Erik.“

„Aufregend?“

Erik nickte und schaute zu Lamar. Er hatte einen Drei-Tage-Bart, kurze schmale Lippen. Nicht so gross wie bei Xilim. Seine dunklen, braunen Haare waren lockig. Seine braunen Augen strahlten unendlich viel Freude aus.

„Keine Angst, es wird nicht so schlimm, wie alle erzählen.“

„Was erzählen denn alle?“

„Wir könnten später zum Tempel fahren, dann kannst Du Dir vorher alles anschauen.“, schlug er vor.

„Warum nicht. Wäre es zu sehen, wo ich die Prüfung ablegen soll?“

„So kann man es auch nennen, aber wir nennen es Zeremonie.“

„Zeremonie?“

„Ja, klar, es ist auch eine Art Prüfung, aber offiziell heißt es Zeremonie.“

„Ich hoffe, es wird nicht zu schwer für mich! Findet es oben auf dem Berg neben dem Kuppelbau statt?“

„Stimmt.“ Er klopfte Erik sanft auf den Arm. „Es gibt unendlich viel zu sehen. Wenn Du einen Reiseleiter brauchst... .“ Er zeigte dabei auf sich.

„Spinn nicht rum.“, kam von einer tiefen Stimme hinter Erik, von Leonaris.

„Ich spinne nicht, ich biete unserem hohen Gast eine Erkundungstour an. Er war noch nie hier.“

„Das wird Vater sicherlich schon organisieren.“, so Leonaris.

„Ja, aber erst, wenn er sicher ist, dass er der Aurum ist.“

„Wann wird das sein?“, fragte Erik.

Lamar überlegte: „Heute werdet Ihr nur medizinisch untersucht...“

„Medizinisch?“

„... Ja. Wegen Krankheiten und so. Ihr seid beide von Terraris gekommen. Dort wimmelt es doch nur so von Krankheiten.“

„Was soll das denn heißen?“ Erik stutzte.

„Sorry.“ Wieder kam er Erik nahe. „So war das nicht gemeint. Hier auf Ronaris ist das Gesundheitssystem extrem fortschrittlich und wir haben viele Krankheiten, die es auf Terraris gibt, längst besiegt. Jedoch sind viele Ronarier anfällig für Terraris-Krankheiten und so wird jeder Ankömmling medizinisch hier am Flughafen untersucht.“

„Deswegen ist er außerhalb der Stadt.“

„Korrekt!“, kam von Leonaris.

„Es geht aber schnell. Danach, denke ich, wird es ein Festmahl geben. Es geht schon hektisch im Palast zu ... .“

„In dem Kuppelgebäude?“

„Kuppelgebäude?“, fragte Lamar.

„Dieses große Gebäude auf dem Berg?“

„Ach, der Aurum-Dom. Nein. Es wird im Kanton-Palast sein.“

„Kanton-Palast!“

Lamar lachte: „Du musst Dir so viel anschauen. Ich werde Vater fragen, ob ich Dir alles zeigen darf.“ Er hüpfte fast wie ein kleines Kind, was ihn für Erik sehr sympathisch machte. Lamar schien sich zu freuen, einen fremden Gast seinen ganzen Planeten zeigen zu können.

Sie kamen im Flughafen-Hauptgebäude an. Die gigantische Halle schien einer Stadt in der Stadt zu gleichen. Xilim und der Präsident blieben stehen und drehten sich um. Er sprach zu Xilim: „Meldet Euch im medizinischen Gebäude. Ihr werdet dort bereits erwartet. Zwei meiner Leibwächter schicke ich Euch mit.“ Dann winkte er in Richtung der Soldaten und zwei begleiteten Xilim ohne Kommentar und stellten sich hinter ihn.

Erik stand noch zwischen Lamar und Leonaris.

„Wir treffen uns danach in meinem Palast. Ein Liner wird Euch zu uns bringen.“

„Darf ich sie auch begleiten? Ich kann Ihnen den Weg immer zeigen!“, platzte es aus Lamar heraus.

Der Präsident schaute ihn fragend an: „Meinetwegen.“

Lamar schubste Erik an Xilims Seite. Nun stand Erik zwischen zwei großen, attraktiven Männer. Einer stark muskulös und kräftig, der andere im Vergleich schlank, aber nicht weniger kräftig. Es schien eine große Herausforderung zu sein, wenn auf diesem Planeten alle Männer so attraktiv wie Xilim oder Lamar sind.

Gefühlte Stunden später saßen alle fünf in einem modernen weissen Limousinenartigen Kleinbus, der Richtung Stadt sauste. Der Medizin-Check war wirklich schnell erledigt und hatte keinerlei negative Ergebnisse ergeben. Obwohl die Entfernung vom Flughafen bis zur Stadt nicht weit ausgesehen hatte, dauerte es wirklich lange, bis man in der Hauptstadt angekommen war. Lamar redet mit einem anderen Fahrgast und Xilim saß mit Erik zusammen.

„Du bist so still heute!“, stellte Erik fest.

„Bin ich das?“

„Seit gestern Abend schon, ja.“

Xilim fühlte sich wieder unwohl.

„Ist es wegen ihm?“ Dabei deutete Erik sehr vorsichtig auf Xilims Beule in der Hose.

Ein böser Blick kam zurück.

„Entschuldigung. Ich spreche ihn nie wieder an!“ Erik drehte sich wieder zum Fenster, wo die Stadt mit ihren weißen Gebäuden an ihnen vorbei rauschte. Sollte er es sich mit Xilim schon am zweiten Tag verscherzen? Weil er einen Steifen bekommen hat, als sich Ihre Embleme berührten? Der Fehler, wenn es einer war, liegt nicht bei ihm. Aber Erik brauchte Xilim, denn er war der Einzige, den er kennt in dieser riesigen neuen Welt.

„Ich werde am Abend bei meiner Familie sein.“, meinte Xilim nach ein paar Minuten leise zu ihm.

„Schön.“, erwiderte Erik nur, schaute weiter auf die vorbeirauschende Stadt.

Xilim setzte zur nächsten Frage an, wurde aber unterbrochen.

„Hey!“, rief der lachende Lamar. „Gehen wir heute Abend zusammen zu dem Festival im Jolisee-Garten? Das ist ein richtig gutes Festival, um mehr von Ronar kennen zu lernen, zu hören und zu fühlen...“, dabei nahm Lamar Eriks Hände und streichelte sie sanft, „... das wird super.“

Erik schaute zu Xilim, der aber bereits woanders hinschaute: „Klar. Gerne doch.“

„Super. Ich lasse mir was wegen der Outfits einfallen.“

„Outfits?“

„Na sowas Offizielles geht da nicht!“ Er musterte Erik wieder genau. „Es sei denn, du willst auffallen? Oder als anonymer Gast das wahre Leben in Ronar kennenlernen?“

„Du entscheidest.“

„Prima.“

„Wir sind da!“, sagte Xilim und stand auf.

Der Kleinbus wurde langsamer und auf dem Platz sah man wieder eine große Gruppe von Soldaten. Sie bildeten eine Schneise, worin Lamar, Xilim und Erik zum Palast des Kantonar geführt wurden. Der Kanton-Palast. Wenn etwas prunkvoll war, dann dieser Palast. Auch er war von außen in Weiß gehalten, hatte nur wenig Goldmotive. Im Inneren war das große Foyer des Palastes. Man sah nur Spiegel, Glas oder weißes, marmorähnliches Gestein. Jede Figur und jede Säule, alles war durchsichtig oder spiegelnd. Riesige Kronleuchter hingen von der Decke. Große Vasen mit goldenen Pflanzen zierten den Weg, den sie entlang gingen. Von weitem kam der Kanton-Präsident ihnen entgegen.

„Da sind wir wieder!“, freute sich Lamars Vater und nahm Xilim fest an die Hand.

Lamar stand neben Erik und bekam das Missachten seines Vaters mit: „Vater?“

„Ja?“

„Der künftige Aurum ist ebenfalls anwesend?“

Er rollte ganz leicht seine Augen und schritt zu Erik: „Willkommen!“ Das war das einzige Wort, was ihm dazu einfiel. Er wandte sich wieder Xilim zu, der die ganze Aktion wohl nicht mitbekam.

„Egal.“, sagte Lamar.„Entschuldige, er ist eigentlich nicht so.“ Lamar schob Erik fast mit seinem ganzen Körper in eine völlig andere Richtung.

Erik wehrte sich nicht und ließ sich von Lamar von der Gruppe abdrängen: „Wohin gehts?“

„Ich zeige Dir mal den Palast.“ Lamar nahm Erik ohne Vorwarnung an die Hand und rannte los.

Erik schaute nochmal kurz zurück, um zu sehen, ob Xilim es bemerkte. Er sprach mit dem Präsidenten, zumindest hörte er ihm zu. Kurz bevor er mit Lamar in den Gängen verschwand, fiel Xilim Eriks Abwesenheit auf, konnte ihn aber nicht mehr sehen.

„Nun Xilim, wie denkst Du wird die Zeremonie ausgehen?“, fragte der Präsident Xilim, als er ihn durch seine Gemächer führte.

„Ist denn schon alles vorbereitet?“

„Ja. Es ist fast alles fertig.“, log Luluis.

„Das geht schnell.“

„Wir warten seit über fünf Jahren darauf, wenn es ginge, würde es schon heute stattfinden. Die Planetoren von Terraris und Ignaris sind wohl auch bereits auf dem Weg.“

„Vertreter von Ignaris haben wir bereits getroffen.“

„Ach was? Wen?“

„Captain Ohlenhoo.“

„Oh nein. Dieses Arschloch.“, er erschrak. „Oh, verzeiht meine Wortwahl.“ Er nahm auf eine Couch in einem riesigen Wohnzimmer Platz. Ein Feuer loderte in der Mitte des Raumes und zwei Frauen kamen auf sie zu. „Meine Frau Laura, und meine schöne Tochter Lara.“ Die Tochter betonte er besonders und zeigte auf einen Platz direkt neben Xilim.

„Der Herr!“, verneigte sich Lara vor Xilim und setzte sich vorsichtig neben ihm.

Laura nahm Platz neben ihrem Mann: „Wir freuen uns, dass sie wieder einmal bei uns sind, Herr Xhirisis.“

„Danke. Es freut mich auch sehr.“ Er achtete darauf, dass er auch die Tochter anlächelte.

„Lara ist nun mit ihrem Studium fertig und wollte Sie unbedingt wiedersehen.“, schwärmte der Kantonar.

„Das freut mich.“

Lara lächelte nur und schaute Xilim verträumt an.

„Wie lange haben wir uns nicht gesehen?“

„Fünf Jahre.“, kam hauchzart aus ihrem Mund.

„Und trotzdem, als wäre keine Zeit vergangen.“, freute sich Luluis.

Es war vor eben fünf Jahren, als Xilim in die Hauptstadt kam und die Prüfung zum Aurum antreten sollte. Er wurde damals ebenfalls vom Kantonar umschwärmt, ihm stellte er seine damalige sechzehnjährige Tochter vor. Es artete damals schon zu einer Art Verlobungsfeier aus, die Xilim noch rechtzeitig verhindern konnte. Anfangs waren der Kantonar und seine Frau sehr daran interessiert, ihre Tochter mit dem möglichen Aurum-Imperator zu verkuppeln. Als jedoch Xilim die Prüfung nicht bestand und damit kein Aurum wurde, war auch das Interesse verloren an einer Verbindung.

Nun, fünf Jahre später, saßen sie wieder in einer Runde und die nun dreiundzwanzigjährige Lara sollte noch immer mit Xilim verheiratet werden. Jetzt, wo er wieder Chancen auf den Aurum hat.

„Wieso denken Sie, dass Erik nicht der Aurum wird?“, fragte er auch direkt.

„Ich denke nicht, dass er es nicht wird. Ich denke nur, dass durch einen Terrarier eventuell die Chancen groß sind, dass ein Ronarier, wie Sie es sind, ein Aurum wird. Jeder Aurum hat ein Guardian und diesen braucht er. Eventuell war die fehlende Anwesenheit von Herrn Mittmeier der Grund letztes Mal, dass es nicht geklappt hat. Wer weiß das?“ Er zog die Schultern hoch.

„Aber bisher war es immer eindeutig: Derjenige mit dem vollständigen Emblem wurde der Aurum.“, legte sich Xilim fest.

„So war es lange, lange Zeit.“ Luluis stand auf. „Ich habe mich nach dem Scheitern Ihrer Prüfung ausführlich mit dem Zeremonieablauf und den Geschehnissen aus der so langen Geschichte der goldenen Imperatoren befasst. Es stimmt, dass es in den letzten Prüfungen immer eindeutig und klar war: Der- jenige, der das vollständige Emblem trägt, wurde Aurum, der goldene Imperator.“ Er unterbrach seinen Rundgang: „Bis zu Ihrer Zeremonie.“

„Zu meiner?“

„Ja. Es war das erste Mal seit Jahrhunderten, dass eine Aurum- Zeremonie nicht funktionierte.“

„Das erste Mal?“

„Nicht das erste Mal. Es war bereits vor achthundertfünfundzwanzig Jahren passiert.“

„Was passierte damals?“

„Damals war ein Anwärter von Ignaris angetreten. Auch er stieg, genau wie Sie, mit dem Emblem in die goldene Quelle und es passierte nichts.“

„Bis auf Verbrennungen.“

„Bis auf dies, ja. Jedoch stellten sich damals auch alle die Frage, warum passierte nichts? So wurde eine große Suche nach einem weiteren Anwärter geplant. Der Planetor des Planeten Ignaris fand einige Jahre später ebenfalls einen Menschen mit dem Emblem nach der Prüfung auf Terraris.“

„So wie Erik.“

„Genau.“

„Und der Terrarier wurde der Aurum?“

„Nein.“

„Nicht?“

„Nein. Er wurde es nicht.“

„Wer wurde es dann?“

„Der Ignarier.“

„Wie geht das?“

"Leider wurde es - laut den Unterlagen - keine schöne Prüfung, da es den Kontakt beider Embleme für die Prüfung bedarf.“

„Beide Embleme?“

„Ja.“

„Es müssen beide in die Quelle steigen?“ Xilim stand auf.

„Exakt!“

„Unmöglich!“

„Das dachte ich auch, als ich die Aufzeichnungen sah.“

„Die Prüfung findet ohne äußerliche Einflüsse und rein in der Quelle statt. Wie soll das funktionieren, wenn sich zwei verschiedene Rassen während der Zeremonie paaren müssen?” Xilim war sichtlich erbost.

„Bewahren Sie die Ruhe, Herr Xhirisis.“, erbat die Frau des Präsidenten.

„Zumindest wissen wir, dass es Ihnen bekannt ist.“

„Was weiß ich?“

„Dass Sie sich mit dem Terrarier paaren können.“

„Nein. Das weiß ich nicht?“ Xilim stand auf.

„Sicher?“

Er setzte sich wieder.

„Es wird eine erregende Stufe erreicht, wenn man.. .“

„Okay. Ich weiß es!“ Es war ihm wieder unangenehm.

„Gut.“

Es war ein Moment ruhig.

„Es gibt zwei Möglichkeiten, was bei der gemeinsamen Zeremonie passieren kann. Entweder er wird der Aurum oder Sie.“

„Ist das nicht egal?“

„Ist es das?“, der Kantonar schaute Xilim sehr ernst an.

„Sie planen etwas!“

„Planen ist ein ungenaues Wort.“ Er erhob sich und schritt zu einem Tisch am Ende des Raumes. „Es bedurfte sehr intensiver Untersuchungen und kostspieligen Nachforschungen, um die genauen Details der Zeremonie von vor achthundertfünfundzwanzig Jahren zu erhalten. Die Ignarier waren sehr bedacht, den damaligen Ablauf geheim zu halten.“

„Klingt nicht schön.“

Er senkte den Kopf: „Nein. Aber es gab einen positiven Ausgang.“

„Der wäre?“

Er setzte sich wieder neben Xilim: „Damals war es, wie gesagt, auch ein kleiner Terrarier, der dasselbe Emblem hatte und von den Ignariern zur goldenen Quelle gebracht wurde. Wir kennen beide die unreine und sadistische Art der Ignarierer...“

„Ich empfinde sie nicht so.“, unterbrach Xilim.

„Egal. Es war damals wohl auch ein männlicher Terrarier und der männliche Ignarier war ebenfalls nicht an einer Paarung zur Zeremonie interessiert. Der Ignarier hatte bereits eine Gemahlin und Kinder, die natürlich bei einem sexuellen Akt mit einem männlichen Terrarier in Ihrer Ehre verletzt worden wären.“ Er stoppte. „Sie wissen, wie genau die Ignarier Ihre Traditionen schützen.“

„Oh ja.“, sagte Xilim. „Aber ich möchte hören, was getan wurde?“

„Es ist auf jeden Fall nicht schön, aber es half wohl.“

„Okay. Was wurde gemacht damals?“

„Die Frau des Ignariers wurde zur Prüfung mit Ihrem Mann geschickt.“

„Wie war das möglich?“

Er wühlte theatralisch in den Blättern der Unterlagen: „Wenn man bedenkt, dass die Wissenschaft vor achthundert Jahren niemals so weit, wie heute war, wäre die Übertragung der Vorgehensweise von heute weniger bestialisch.“

„Bestialisch?“

„Genau.“

„Jetzt rücken Sie raus, was wurde getan?“

„Dem männlichen Terrarier und der Ignarier Frau wurden die jeweiligen Unterarme abgetrennt und gegenseitig entsprechend wieder angenäht.“

„Wie ekelhaft.“

„Sie mussten es eine Woche heilen lassen und dann traten beide mit Ihren Emblemen in die goldene Quelle ein. Die Quelle erkannte beide Embleme und der Ignarier wurde der Aurum. Der goldene Imperator.“ Stolz stand er da.

Es war ruhig.

Lara fasste sich vorsichtig an Ihren Unterarm.

„Ist das Ihr Ernst?“

Der Präsident zuckte mit den Augenbrauen.

„Sie wollten den Unterarm von Erik an...“, er schaute sich um. Xilim sah Lara: „Ihr?“

„Sie ist damit einverstanden?“

Xilim sprang auf: „Das ist ein Scherz?“

Luluis kam auf Xilim zu: „Es ist keine Trennung des Unterarms, sondern wir glauben, dass es rein um das Emblem geht. Also würde die Transplantation des Emblems reichen!“

Xilim verstand nichts mehr: „Sie wollen Erik das Emblem ausschneiden und es Ihrer Tochter einpflanzen?“

Der Kantonar presste seine Lippen zusammen.

„Das ist Ihr Plan?“ Er drehte sich zu seiner Frau.

Sie schwieg.

„Wozu?“

„Dazu gibt es auch eine historische Geschichte.“

„Ach was.“

„Es waren in all den Jahren sehr wenige Terrarier goldene Imperatoren. Ich denke, es liegt an der Lebensweise, die die Terrarier bis zuweilen vorlebten. Wie Tiere und Aasfresser. Entsprechend waren die Zeiten mit terrarischen Imperatoren immer ein Chaos und jeder folgende Imperator hatte Jahre damit zu tun, die Schäden dieser Zeit aufzuräumen. Nicht ohne Grund waren Regentschaften von terrarischen Aurums nicht sehr von Dauer.“ Er kam zurück zu der Sitzgruppe. „Unsere letzte terrarische Aurum hatte auch nur eine kurze Regentschaft von knapp fünfundzwanzig Jahren.“ Er zog die Schultern hoch.

„Was wollen Sie damit sagen?“

„Wenn die anderen Parteien mit einer Führung nicht zufrieden sind, gibt es oft eine Revolution, bei der am Ende nicht der ursprüngliche Kandidat auf dem Thron saß.“

„Das klingt hier alles sehr nach Verschwörung.“

„Nein, mein Lieber.“

„Denke ich doch langsam.“

„Moment.“ Er versuchte ihn zu beruhigen. „Ich will auf keinen Fall eine Revolution anzetteln. Nein. Ich möchte Ihnen nur als jemand, der ebenfalls das komplette Emblem trägt, die Möglichkeiten aufzeigen, dass ein Ronarier der nächste goldene Imperator werden könnte.“

Schweigen.

„Wir warten schließlich schon sehr lange darauf.“

„Und Ihr Plan ist es, Erik das Emblem zu nehmen und es Ihrer Tochter zu geben. Nur damit kein Terrarier ein Aurum wird?“

„Weil es wiederum zu Leid und Unzufriedenheit kommen wird, wenn ein Terrarier der Aurum wird. Es herrscht schon seit knapp fünf Jahren Chaos. Schauen Sie.. .“ Er stand von seinem Sessel auf. „... Er ist erst einen Tag hier und kennt rein gar nichts von den drei Welten. Maximal seine eigene Welt: Terraris. Aber er war nie zuvor auf Ronaris oder geschweige denn auf Ignaris. Wenn er es jemals dorthin schafft. Wie soll ein Aurum drei Welten regieren, wovon er nur eine kennt? Genau daran sind die damaligen Imperatoren gescheitert.“ Er kam zu Xilim zurück und legte seine Hand auf seine Schulter, „Deswegen appelliere ich an Sie: Schützen Sie sein kostbares Leben und entbinden sie Ihn von einer eventuellen Ernennung zum Imperator.“

„Eventuellen?“

„Ja.“, war sich Luluis sicher.

Xilim stand auch wieder auf: „Eventuell?“

Luluis überlegte sichtlich.

„Eventuell bedeutet, dass keiner weiß, wer der Aurum wird. Egal, ob ich mit Erik oder Ihrer Tochter zur Quelle gehe!“

Luluis schwieg überraschend.

„Bekommt Ihre Tochter das Emblem, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass gerade sie die Imperatrix wird?“

„Das!“, stotterte er. „Das haben wir noch nicht berechnet.“

„Berechnet?“

„Beruhigen Sie sich.“ Er drückte Xilim zurück in die Couch. „Damals vor achthundertfünfundzwanzig Jahren wurde es auch nicht die Frau des Ignariers. Die Wahrscheinlichkeit wird daher gering sein.“, meinte er.

Xilim war sichtlich sauer.

„Schauen Sie, es geht uns einzig darum, das Leben dieses jungen schönen Mannes von Terraris zu schützen. Was denken Sie, was passiert, wenn tatsächlich er der Imperator wird, wie die Ignarier reagieren? Sie warten seit Jahrhunderten auf Ihren Aurum und hoffen, das sie es irgendwann mal werden.”, grinste Luluis.

„Dazu müssten Sie einen Anwärter haben.”

„Sie wissen es gar nicht?”

„Was sollte ich wissen?”, Xilim war skeptisch.

„Die Ignarier haben ebenfalls einen Anwärter dabei. Angeblich hat einer der Ihren ebenfalls das komplette Emblem auf seinem haarigen Unterarm.“

„Nein!“

„Doch.“, bestätigte Luluis.

„Das wäre das erste Mal seit hunderten Jahren.“

„Exakt. Was die gefährliche Lage für den Terrarier Mittmeier ein wenig erhöht! Daher nochmals meine Frage: Wäre es nicht sicherer, wenn eine ronarische Frau an Ihrer Seite steht, die die Zeremonie mit Ihnen ausführt?“

„Was ist mit dem Wissen aller, dass ein männlicher Terrarier auf dem Weg zur Zeremonie ist?“, stellte Xilim berechtigt fest.

Der Kantonar fiel in seinem Sessel zurück und wirkte nachdenklich.

„Wie sollen wir allen erklären, dass es doch kein Terrarier gibt mit einem Emblem, sondern ich es nur im Shuttle war und dann mit einer Frau an der Quelle auftauche?“

„Wie viele wissen es?“

„Zu viele nun! Und Captain Ohlenhoo ebenfalls.“

„Mist.“ Er war sauer.

„Der Plan scheitert Herr Latentas. Mir ist bewusst, worauf das alles hinführt. Ich rede aber nicht davon, dass Sie Ihre Tochter gerne zur Imperatrix machen wollen. Klar, es geht Ihnen nur um das Wohlergehen von Erik. Schlecht ist nur, dass zu viele nun Erik und sein Emblem gesehen haben, um zu behaupten, dass er es nicht ist, der das Emblem trägt und es nun plötzlich Ihre Tochter trägt.“ Xilim fasste gut zusammen.

„Und Ihnen ist die Zeremonie mit einem männlichen Terrarier bewusst?“

„Nein. Ist es mir nicht. Darauf war ich nicht vorbereitet.“

„Hatten Sie denn schon einmal sexuellen Kontakt mit einem Terrarier. Einem männlichen Terrarier?“

Xilim schwieg.

„Wie soll das funktionieren? Sie würden ihn eventuell sogar töten dabei?“ Luluis witzelte. „Je nachdem wie groß Ihr Gemächt ist!“, er grinste.

„Luluis!“, ermahnte seine Frau.

Er lachte: „Das war ein Scherz.“

Xilim stand auf: „Verbleiben wir so: Wenn Sie eine wirkungsvolle Lösung haben, können Sie sich bei mir melden und wir besprechen das. Ich garantiere Ihnen aber nicht, dass ich das Leben von Erik aufs Spiel setzen werde. Ich verstehe Ihre Lage und Hintergründe. Bedenken Sie jedoch auch die Auswirkungen, wenn sie eine Zeremonie zum Aurum stören oder manipulieren.“ Er näherte sich ihm. „Denn laut meinen Recherchen zu Aurum-Zermonien gab es bereits zwei Mal eine Manipulation mit verheerendem Ergebnis.“ Er klopfte ihm auf die Schulter und verließ den Raum.

„Was meinte er?“, fragte seine Frau.

Er schwieg.

„Luluis! Sprich!“

Er stand auf: „Xilim meinte die Utopia-Fälle!“

„Utopia-Fälle? Nicht Dein Ernst?“

„Doch.“

Sie sprang auf und warf sich schützend vor ihre Tochter: „Das ist nicht Dein Ernst, dass Du das Leben unserer Tochter und der eigenen Familie aufs Spiel setzen willst. Diese Familien haben kein Tag überlebt.“

„Ein paar schon!“, murmelte e.

„Ein paar? Luluis: Es waren danach Baummenschen! Halb Mensch, halb Baum? Das ist nicht Dein Ernst!“

„Was?“ Lara sagte das erste Wort und befreite sich von Ihrer Mutter. Sie rannte aus dem Raum.

Laura Latentas stand auf und lief zu Ihrem Mann: „In Ronar gab es Jahrzehnte lang keine Korruption mehr. Kein Betrug in Regierungskreisen. Frieden in allen Ebenen. Und nun kommt ausgerechnet mein Mann daher und setzt das Leben seiner Familie und vor allem seiner eigenen Tochter aufs Spiel, nur um das Ansehen eines goldenen Imperators zu bekommen. Schneide Dir doch das Emblem selber auf die Haut und steige mit Xilim in die Quelle! Nur vorher musst Du uns alle töten!“, sagte sie und verließ ebenfalls den Raum.

(4) - Erik hat ... wohl eine bestimmte Position*

 

Ronar, Planet Ronaris, am späten Nachmittag

Es gibt unendlich viele Farben, unendlich viele Gerüche, unendliche viele Geräusche. Das war Erik bestens bekannt, wenn er in Terrana Festivals besuchte, falls es mal dazu kam. Das Festival im Jolisee Garten toppte jegliche Veranstaltung im größerem Umkreis. Man nahm Eindrücke in allen Facetten wahr. Erik und Lamar standen auf einer kleinen Anhöhe. Erik konnte fast das ganze Festivalgelände überblicken, für Lamar hingegen war es aufgrund seiner Größe ein leichtes das komplette Gelände übersehen zu können. Der Ausblick auf das Festivalgelände war überwältigend. Man fühlte sich, als würde man einem riesigen Ameisenhaufen beim Feiern zuschauen. Das Gelände muss die Grösse des Flughafens haben, mehrere Türme mit Videoleinwänden waren auf dem Gelände zwischen den vielen Leuten untergebracht. Von ihrer Position aus links war eine gewaltige Bühne platziert - der zentrale Punkt dieses Festivals. Mehrere kleine Stände waren aufgebaut und es gab eine kleine medizinische Anlaufstelle. Das einzige, was Erik nicht erkannte war: Chaos. Es schien, als würden alle Besucher, wie nach einer Choreografie, über das Gelände tanzen und laufen. Abgesehen von der Hauptbühne, hörte man immer wieder andere Musik aus verschiedenen Ecken. Die Menschen vergnügten sich, hatten dort tatsächlich Spass und Freude, das konnte selbst Erik von Weitem erkennen. Nicht nur Ronarier und kleine Terrarier nahmen teil, er erkannte vereinzelt auch die bisher nie gesehenen Ignarier.

Lamar packte Eriks Hand und zog ihn über einen Promenadenweg hinunter zu einem der Festivaleingänge. Je näher sie kamen, umso voller und enger wurde es, aber nicht bedrückend eng. Sie befanden sich wohl mitten in der eben noch von oben gesehene Choreografie. Obwohl Erik mit seiner kleinen Terrarisgrösse regelrecht unterging zwischen all den Zwei-Meter-Ronariern, fühlte er sich wohl. Jeder nahm Rücksicht auf den kleinen Terrarier. Lamar lachte freudig und blieb kurz stehen: „Geh vor mir!“, sagte er rücksichtsvoll und positionierte Erik so, als wäre er sein Sohn. Er hatte Eriks rechte Hand in seiner linken Hand und umarmte ihn durch diese Haltung regelrecht. Lamars rechte Hand lag mit etwas Druck auf Eriks rechter Schulter. Lamar schob Erik durch die Menschenmenge. Ein paar Meter weiter erkannte Erik auch den Grund: Es wurde noch enger und diesmal war ein Ausweichen der Anderen vor Lamar und Erik nicht mehr möglich. Lamar schützte Erik soweit es ging.

„Wohin gehen wir?“

„Zu der Musik.“, sagte Lamar. Ziel war es, heil durch die Menschenmenge bis zur Hauptbühne zu kommen, deren Musik immer lauter zwischen all den anderen Musikquellen zu hören war.

Erik vernahm instrumentale Musik, die gefühlt immer näherkam. Alle um die Beiden herum wippten schon im Takt dieser chilligen, aber gut tanzbaren Musik. Hier und dort tanzten auch die sehr stark behaarten Ronarier: „Schwitzen die Ronarier eigentlich nicht?, fragte Erik.

„Das sind Ignarier. Ein Friedlicher, er ist bestimmt ausgewandert!“, sagte Lamar. Jedes Mal, wenn jemand sich wehren wollte, machte dieser, wenn er Lamar sah, sofort Platz.

Sie kamen ganz dicht an einem Ignarier vorbei, Erik schaute sich ihn genauestens an. Der Ignarier hatte eine schwarze Hose an aus leichtem Stoff. Um die Hüfte trug er ein Oberteil wohl, was er mittlerweile ausgezogen hatte. Erik konnte somit den wirklich stark muskulösen Oberkörper sehen, Brust- und Bauchbereich waren unbehaart. Nun aus der Nähe betrachtet, wirkte es als wenn der Ignarier ein Fell hätte, weniger als bei Tieren, aber da wo er stark behaart war, sah man die Haut nicht mehr. „Das sind Ignarier?“, fragte Erik.

Lamar schob beide weiter durch: „Ja. Das Gegenteil von uns, wenn Du Dir ihn so ansiehst!“, lachte er. Dann kamen sie zum Stehen.

Erik schaute an Lamar seitlich vorbei, denn der Ignarier stand nun etwas hinter ihnen. Der Ignarier bemerkte wohl, dass er beobachtet wurde. Er trug auch einen längeren Bart, sein Kopfhaar war sehr dicht. Der Ignarier lachte Erik, während er tanzte, an. Erik sah seine leuchtenden Augen, hellbraun waren sie. Erik war etwas fasziniert von dem Anblick, dann zog Lamar ihn aber auch schon weiter.

„Wir sind da!“ Lamar gab Erik etwas frei.

Erik drehte sich zu Lamar: „Sie sehen ein wenig bedrohlich aus!“

„Ja. Deswegen werden sie von vielen auch als Monster bezeichnet.“

„Monster?“

„Ja, von denen, die sie nicht mögen. Die, die hier auf Ronaris sind, sind mehr zivilisiert. Er da...“, er zeigte in Richtung des Ignariers, den Erik anstarrte, „... ist einer der ausgewandert ist. Er kehrte Ignaris den Rücken zu.“

„Ach was!“

„Ja. Zu brutal die Welt dort.“

„Brutal?“

„Reden wir später. Genieß die Musik!“, meinte Lamar. Er umarmte Erik und bezog ihn in seinen eigenen Tanz mit ein. Dann schaltete Erik tatsächlich ab und genoss diese neuartige Tanzmusik. Beide verfielen regelrecht den Klängen. Für Erik war es das erste Mal, dass er sich fallen lassen konnte. Er es gelang ihm zu entspannen nach diesen aufregenden Stunden, worin er im Eiltempo von einem Planeten auf einen anderen regelrecht flog. Er schloss die Augen und hob innerlich ab, flog regelrecht durch die Luft. Er konnte durchatmen. Er konnte vergessen. Er konnte an nichts denken. Er konnte nur für sich sein. Die Musik hatte einen enormen Einfluss auf ihn gerade.

Lamar spürte es, wie sich Erik in seinen Armen fallen ließ. Wie er nur noch von Lamars Armen getragen wurde. Er zog ihn näher an sich heran und bewegte sich zum Takt der Musik weiter, nahm Erik in jeder Bewegung mit. Er spürte, dass sich etwas in ihm regte, dass er es genoss, diesen männlichen kleinen Terrarier im Arm zu halten. Es tat so gut, dass er sich komplett auf ihn einließ. Das spürte Lamar das erste Mal bei jemanden, bei einem Terrarier. Er war schon mit vielen Ronariern beider Geschlechter intim, aber mit Erik fühlte es sich plötzlich irgendwie anders an. Er wollte ihn am Liebsten nicht mehr loslassen. Das Lied, was gerade lief, sollte nie enden. Lamar drehte Erik in seinen Armen zu sich und hob ihn etwas hoch, damit er auf Augenhöhe waren.

Eriks Gedanken wurde auf einmal immer realer und er fühlte nicht nur das Abheben, sondern er spürte es auch.....er war erregt. Seine Augen waren noch immer geschlossen und er flog mit dem Sound der Musik völlig schwerelos durch seine eigene Fantasie. Das Hochheben von Lamar vernahm er als eine Art Schub in seinem Fantasietraum, daher atmete Erik sehr tief durch.

Lamar sah wie Erik es genoss und bewegte sich weiter rhythmisch zur Musik. Seit langem fühlte sich auch Lamar frei von allem, was um ihn herum war. Mit Erik im Arm fühlte es sich so an, als dass sie alleine auf diesem Festival waren und die Musik nur für sie spielte. Lamar öffnete seine Augen und sah den verträumten Erik direkt vor sich. Er betrachtete seine zarten Lippen, die sanft lächelten. Er legte seine Stirn auf Eriks Stirn, spürte wie Erik ebenfalls leicht dagegen drückte und beide Köpfe leicht aneinander rieben. Lamar bewegte seine Lippen in Richtung Eriks Lippen und berührte beide sanft. Als sein Mund komplett auf Eriks Mund lag, öffneten sich Eriks Augen. Die strahlend blauen Augen schauten etwas nach oben zu Lamars braunen Augen. Dann drückte Erik seine Lippen fester auf Lamars Lippen und öffnete seinen Mund. Beide Zungen berührten sich und Erik schlug seine Arme um Lamars Hals und küsste ihn innig.

 

* * *

 

Xamara, ein Vortort von Ronar, ebenfalls später Nachmittag.

„Mein Sohn!“, rief eine wacklige Frauenstimme im Foyer einer Villa am Rande der Stadt. Xilim war zu seinen Eltern gefahren. Er besuchte Sie, so oft wie es ging. Seine Eltern, seine kleinen Halbgeschwister, sein Zuhause: „Mutter!“.

Eine ältere Frau, etwas kleiner als Xilim, graue, gelockte, kurze Haare und strahlendes Lächeln, kam freudig auf ihn zu. Sie trug eine Küchenschürze: „Du kommst genau richtig. Das Essen ist gleich fertig. Geh raus zu den Anderen. Xania ist auch schon da!“ Sie umarmte Xilim.

„Xania ist schon hier?“

„Ja.“, dann gab sie ihrem Sohn einen Klaps auf den Po. „Geh schon.“

Xilim betrat die Terrasse und beobachtete wie seine Schwester mit den kleinen Geschwistern tobte. Am Tisch saß ein Mann, zum Zopf gebundene, blonde Haare. Er war der neue Mann seiner Mutter.

„Oh. Xilim. Wie schön.“ Der Mann stand auf und streckte ihm seine Arme entgegen.

„Ginio.“, antwortete Xilim lächelnd und umarmte ihn.

Dann hörte man eine kleine Mädchenstimme vom Garten aus rufen: „Xilim!“

„Xia!“, antwortete Xilim stolz und bückte sich schonmal.

Dann sprang ihm eine kleine junge Dame in die Arme.

„Ja, Wahnsinn. Meine kleine Schwester wird immer grösser!“

„Ja. Ich will so groß werden wie Du!“

„Das schafft keiner!“, kam von Xania, die einen kleinen Jungen auf dem Arm hielt.

„Doch, ich schon!“, sagte Xia stolz.

Xania schaute sich um: „Bist Du alleine?“ Sie setzte den Jungen ab.

Er lief erfreut zu Xilim. Er nahm ihn auf den Arm. „Und Xio wird immer schwerer!“, lachte er ihn ein wenig aus.

„Genau. Wer so groß werden will wie Du, braucht starke Knochen und Muskeln!“

Alle lachten laut.

„Wo ist Erik?“, fragte Xania und setzte sich an den Tisch.

„In der Stadt.“

„Alleine?“

„Nein. Mit dem Lamar Latentas.“

„Dem Kantonars Sohn?“

„Ja.“

„Hier kommt das Essen!“ Xilims Mutter kam mit dem Essen zum Tisch.

„Ich dachte, Du bist sein Guardian?“, flüsterte Xania zu Xilim.

„Wer ist wessen Guardian?“ Die Mutter lauschte dem Gespräch.

Xilim schaute seine Schwester genervt an: „Bin ich.“

„Was? Ihr wisst das schon?“, flüsterte Xania.

„Du bist ein Guardian?“, fragte Ginio nun auch.

„Scheint so!“ Xilim nahm einen Schluck des Getränkes.

„Aber das war doch klar, nachdem Du damals die Zeremonie nicht geschafft hast.“ Ginio stach damit etwas in Xilims immer noch kleine Wunde.

„Und jetzt hat er sein Gegenstück?“, grinste Xania.

„Gegenstück?“ Die Mutter setzte sich und riss die Augen auf.

Xilim holte tief Luft: „Ja. Ich brachte Erik von Terraris her, und er hat ebenfalls alle Embleme auf dem Unterarm.“

„Deswegen warst Du weg.“, fragte Ginio.

„Und springen kann der Terrarier auch.“ Dabei betonte Xania das Wort Springen.

„Er kann teleportieren?“ Ginio wandte das richtige Wort an.

„Ja. Ich war bei Johannes in Terrana und dann sprang Erik regelrecht in unsere Arme.“

„Und dann samt Xilims Shuttle vor meine Vatania.“, ergänzte Xania.

„Das ist ein gutes Indiz, dass er der Aurum sein könnte.“, Ginio dachte laut.

Mutter Xhirisis fiel der Mund auf: „Er hat ein vollständiges Emblem und kann teleportieren?“

„Ja.“

Mutter schlug die Hände vor das Gesicht: „Das bedeutet, Du könntest mit ihm doch der Aurum werden?“

„Vielleicht. Das steht noch nicht fest.“

„Aber die Geschichte sagt, dass es mit Hilfe eines Terrarier passieren kann.“

„Er kann es genauso werden.“

„Es ist ein Mann?“, fragte Ginio.

„Ja.“

„Aber bei der…“, er unterbrach wegen der Kinder.

„Ja, müsste ich wohl dann.“ Dabei sah Xilim nicht glücklich aus. Er hatte bisher noch nie sexuellen Kontakt mit einem gleichgeschlechtlichen Partner. Einzig mit ein paar ronarischen Frauen war er intim geworden.

„Kannst Du?“, fragte Xania.

Xilim schaute sie fragend an.

„Ich frage nur! Wann hast Du überhaupt das letzte Mal? Oder gar mit einem Mann?“

„Muss ich das?“

„Wäre praktisch, weil das während der Zeremonie erwünscht ist!“

„Ich muss mich mit Ihm in der Quelle vereinen. Keinen Sex haben!“

Xania riss die Augen auf, grinste leicht.

Xilims Mutter schaute Xania an.

Ginios Augen waren auch weit geöffnet.

„Ich muss... .“ Xilim Gesicht wurde ernst.

„Ja.“, sagte Xania.

„Wer sagt sowas?“

„Die Zeremonie?“

„Was muss Xilim?“, fragte Xia.

„Er wird die Prüfung zum Aurum noch einmal belegen.“, erzählte seine Mutter stolz.

„Toll. Diesmal schafft er es.“, war sich Xio sicher.

„Es heißt in der Zeremonie, dass sich im Falle von zwei Emblemen, sich beide in der Quelle vereinen müssen. Nicht dass sie vereint in die Quelle steigen.“

Xilim erstarrte etwas, ihm fielen die Worte von Luluis ein.

„Ist einzig die Frage in Eurem Fall, wer sich mit wem vereint.“

„Können wir das Thema wechseln!“, meinte Xilim nervös, denn auf der einen Seite wusste er nicht, wie es funktionieren sollte, dass er mit Erik Sex haben sollte. Jedoch sein Inneres gierte irgendwie immer mehr danach. Zumindest wurde seine Hose an einer bestimmten Stelle plötzlich enger.

„Wann ist überhaupt die nächste Zeremonie?“, fragte Ginio.

„In ein paar Tagen, glaube ich.“, meinte Xania.

„Das wird wohl eher nicht klappen.“, sagte Xilim, der eine Serviette auf seinen Schoss legte.

„Wieso?“

„Ignarier sind auch auf dem Weg nach Ronaris, unter denen ist auch jemand mit einem vollständigen Emblem.“

„Was?“ Ginio war erstaunt.

„Kommt selten vor, ich weiß.“

„Deswegen war der Ohlenhoo hinter Euch her!“, erinnerte sich Xania.

„Was?“, fragte Mutter laut.

„Ja. Xilim kam mit dem Aurum-Sprung von Erik hierher und dann folgte ein Ignarier-Kreuzer und eröffnete das Feuer auf die Vatania.“

„Er hat tatsächlich ein Aurum-Sprung gemacht, sagtest Du?“, Ginio erstarrte erneut.

„Ja. War es doch, oder?“, fragte sie Xilim.

Xilim nickte nur.

„Ein Aurum-Sprung? Durch Dich oder Ihn?“

Xilim runzelte die Stirn: „Ihn!“

Ginio fiel in seinen Stuhl zurück: „Er ist der Aurum.“

„Er?“, fragte Xania.

„Wenn dieser Terrarier...“

„Erik.“, unterbrach Xilim.

„... Erik. Wenn Erik einen Aurum-Sprung ausführen kann, dann muss er der Aurum sein. Vor allem, wenn er es war, der mit Deinem Shuttle kam.“

„Das sagt noch nichts aus. Wenn es der Ignarier ist, dann sind wir beide dessen Guardians.“

„Schon seltsam, dass es zur gleichen Zeit auch ein Ignarier gibt, der alle Embleme besitzt.“, dachte Ginio wieder laut nach.

„Nicht dass sie wieder manipuliert haben“, lachte Xania.

Die Geschichte um die uralte Zeremonie zwischen Terrarier und Ignarien war doch bekannter als Xilim dachte. Er mußte es bisher total ignoriert haben oder in der Ausbildung übersehen haben. Doch die Ausbildung war sehr intensiv, zumal er alles über die Geschichte der Aurum-Imperatoren wissen sollte. Nun gab es gleich zwei neue Informationen seit gestern, die er nicht kannte.

„Er ist es!“ Ginio war sich sicher.

„Woher willst Du das so genau wissen?“

„Kannst Du einen Sprung auslösen?“, fragte Ginio Xilim.

„Ich habe es nie probiert.“

Ginio sprang auf: „Probieren wir es.“

„Jetzt?“, fragte Xilim.

„Jetzt?“, fragte seine Mutter.

„Ja. Los!“, bestätigte Xania und stand auf. „Springen wir in die Küche!“ Sie hielt ihre Arme bereit.

Xilim schaute skeptisch: „Wie soll das gehen? Ich bin mit Erik gesprungen. Alleine kann ich das nicht.“

„Es muss gehen, wenn Du es bist.“, sagte Ginio.

„Hat jemand von Euch das Emblem? Nein.“

„Aber Du sagtest, dass er in Eure Arme gesprungen ist. Richtig?“

„Ja. Er landete im Bücherregal von Johannes.“

„Also kann Erik alleine springen!“, fasste Ginio zusammen, „Solltest Du mit Ihm der Aurum sein, kannst Du das auch.“

Xilim dachte nach, was passiert war, als Erik den Sprung alleine machte. „Blut.“, sagte er kurz.

„Blut?“, fragte Xania.

„Er hatte sein Emblem mit seinem eigenen Blut aktiviert und war deswegen im Bücherregal gelandet.“

Ginio lief zu Xilim: „Dann muss es Dein eigenes Blut sein, das den Sprung auslöst. Versuchen wir es.“ Er nahm ohne zu fragen Xilims Messer und schnitt ihm in die rechte Handfläche. Dann nahm er die Hand und drückte sie auf Xilims linken Unterarm, wo das Emblem war: „Denke an einen Ort!“, sagte er zu ihm.

Xilim fiel spontan die Küche ein.

Ein kleiner Lichtblitz erschien und nahm Xilim praktisch mit, als er verschwand.

„Es klappt!“, rief Xinio.

Xilims Mutter sprang auf: „Ich werde verrückt.“

Alle rannten in die Küche. Xilim stand dort noch immer in der gleichen Position wie auf der Terrasse.

Xilim öffnete die Augen: „Ich glaube das nicht.“

Xania rannte zu ihrem Bruder: „Wahnsinn. Dann kannst auch Du der Aurum werden mit Hilfe von Erik.“

Xilim schüttelte den Kopf: „Hört auf. Es wird Erik sein, ich bin mir da sicher.“ Er hatte es komplett ausgeblendet, dass Erik nicht nur ein Terrarier mit Emblem war, sondern warum er ihn überhaupt von Terraris holen sollte. Eriks Vorgeschichte spielte eine grosse Rolle, die aber geheim war. Also konnte seine eigene Familie es nicht wissen, dass Xilim defintiv nicht der neue Imperator werden konnte.

Xania blieb stehen: „Mag sein. Aber die Chance ist für Dich gestiegen.“

Ginio analysierte: „Okay. Er kann Sprünge auslösen. Du auch.“

„Genau.“

„Also das bedeutet nichts.“, versuchte Xilim zu beruhigen.

„Klar bedeutet das was!“, war sich Xania sicher.

„Und was?“

„Schau.“, sagte sie, „Du hast diese Prüfung schon einmal gemacht. Richtig?“

„Ja.“

„Du bist alleine in die Quelle gestiegen und es passierte nichts.“

„Ja.“

„Das bedeutet...“

„... dass es mit diesem Erik nur geht.“, setzte Ginio fort.

„Da sind wir aber nun an dem selben Punkt wie auf der Terrasse: Ich muss mich mit Erik vereinen.“

„Ja, so richtig vereinen!“, betonte Xania diesmal.

Wieder wurde Xilim etwas nervös: „Läßt sich das nicht vermeiden?“

„Gehen wir raus, Kinder. Das Essen wird kalt.“ Seine Mutter schob die Kinder Xia und Xio aus der Küche.

„Richtig.“, grübelte Ginio.

„Stellt sich nun die Frage: Wer dringt in wen ein während der Zeremonie!“ Xania stellte die richtige Frage.

Ginio stellte sich direkt gegenüber von Xilim: „Entschuldige diese intime Frage, aber hattest Du schon Sex mit Erik?“

Xilim schritt einen Schritt zurück: „Sex? Mit Erik? Ich kenne ihn erst zwei Tage!“

„Also nicht.“

„Nein. Wieso?“

„Ihr müsst Sex haben!“

„Was?“

„Genau!“, bestätigte Xania Ginio.

Ginio lief in der Küche hin und her: „Als Du damals so enttäuscht von der Zeremonie nach Hause gekommen bist, wollte ich unbedingt wissen, warum es nicht klappte. Ich wollte wissen, woran es lag. Dann bekam ich heraus, dass es mit einem Terrarier sein müsste. Das passierte schon einmal vor achthundert Jahren, oder so.“

„Achthundertfünfundzwanzig.“

„Stimmt.“, Ginio nickte. „Achthundertfünfundzwanzig Jahre. Damals gab es einen Skandal, weil Ignarier Unterarme amputierten und sowas.“

„Was? Ist ja ekelig.“, meinte Xania.

„Ich weiß.“

„Du weißt?“

„Ja. Präsident Latentas erzählte mir die Geschichte.“

„Was für eine Geschichte?“

„Damals wollte der Ignarier keinen Sex mit dem männlichen Terrarier und hatte seiner eigenen Frau und dem Terrarier die Unterarme durchtrennt und ausgetauscht. Der Ignarier hatte mit seiner Frau Sex in der Quelle. Der Ignarier wurde der neue Aurum.“

„Wie fürchterlich.“

„Ich müsste nachforschen, wann es das letzte Mal mit zwei Männern war und wie man herausbekam...“, dann stoppte Ginio. „Ich weiß es!“ Er lief davon.

Xilim und Xania blieben in der Küche sprachlos zurück.

„Ich muss Sex mit Erik haben?“

Xania kniff Ihre Lippen zusammen: „Scheint so.“

Xilim schüttelte den Kopf und stützte sich auf der Küchenzeile ab.

Xania kam zu ihm: „Was ist?“

„Er ist halb so groß wie ich! Ich hatte noch nie Sex mit einem Mann.“

„Naja. Etwas grösser ist er schon! Es gibt für alles das erste Mal.“

„Xania. Ich hatte noch nie Sex mit einem Mann.“, flüsterte er.

„Noch nie?“

Er schüttelte den Kopf.

„Nicht mal ein wenig?“

„Nein. Ich hatte bisher kein Interesse an sowas.“

„Bisher?“

Xilim schaute Xania aus dem Augenwinkel an.

„Was ist?“ Sie verstand ihn nicht.

Xilim atmete tief durch.

„Erik?“

Er nickte.

„Was ist mit Erik?“

Xilim schwieg.

Xania zog Xilim zu sich: „Bruder. Was ist los?“

Er atmete tief durch: „Während mein Shuttle bei Euch repariert wurde, schlief Erik in meinem Bett. Ich weiß nicht warum, aber ich wollte es noch einmal spüren, wenn sich die Embleme verbinden.“

„Was spüren?“

Er atmete wieder tief ein: „Dieses Gefühl, wenn wir beide die Embleme aufeinanderlegen...“

„Du und Erik?“

„Ja. Er lag da so im Bett. Er war totmüde nach dem schweren Sprung und schlief. Ich sah das Emblem und legte mich neben ihn. Dann legte ich mein Emblem auf seines.“

„Und dann?“

Er zuckte mit den Schultern.

„Sag es mir. Ich bin Deine Schwester. Was passierte?“

„Ich war erregt.“

„Erregt?“

„Ja, ich bekam einen Steifen und verspürte Lust auf mehr.... .“

„Oh. Hoffe, er hat ihn nicht gesehen.“

„Doch. Er wurde durch die Berührung wach.“

Xania senkte den Kopf und überlegte laut: „Okay. Egal. Das bedeutet, dass Ihr Euch sexuell anzieht.“

„Ja.“, dann flüsterte er. „Selbst draußen auf der Terrasse, als Xinio davon sprach, dass ich mich mit Erik in der Zeremonie vereinen muss, spürte ich, wie er sich regte .... .“

Xania riss die Augen auf.

„Ich muss mir nur vorstellen, mich mit Erik zu vereinen, dann stand er!“ Er sprach sehr leise und schaute dann auf seine Beule.

Xania auch: „Dein Ernst?“

„Ich hatte das bisher noch nie! Dabei wollte ich es nur mal testen im Shuttle. Ich wusste nicht, dass ich sexuell erregt werde durch ihn.“

Sie legte Ihre Hände auf seine Schultern: „Gut. Weiß Erik davon?“

„Nein.“

„Wir müssen herausbekommen, wer wen während der Zeremonie verführt.“

„Xania!“

Sie zuckte zurück: „Ist doch so!“

„Sperma.“, sagte Ginio plötzlich neben ihnen.

„Sperma?“, fragten beide gleichzeitig.

Xinio hatte ein sehr altes Buch in der Hand: „Sperma. Hier steht es: Wenn beide Parteien männlich sind zur Zeremonie, muss die sexuelle Position vorab entschieden werden. Das Sperma des Gebers trägt dazu bei, dass sich im Empfänger des Spermas weitere Aurum-Fähigkeiten auftun. So löst das Sperma des Gebers Kommunikation zwischen Aurum und seinem Guardian aus. Beide sind ab diesem Moment magisch miteinander verbunden. Das Sperma des Gebers löst ebenfalls beim Empfänger die Aurum-Aura aus, eine Art Schutzschild für beide. Als drittes löst es beim Empfänger die Möglichkeit einer...“

„Einer?“

Ginio schaute Xilim ernst an.

„Einer was?“

„Einer Gebährfähigkeit aus!“

„Er kann schwanger werden?“, fragte Xania.

Xilim riss die Augen auf.

Ginio schaute wieder ins Buch und las weiter: „... die Möglichkeit einer Gebährfähigkeit aus. Der männliche Empfänger ist dann in der Lage, Nachwuchs zur Welt zu bringen.“

„Du könntest schwanger werden?“

„Moment.“, Xilim war nicht begeistert. „Nur wenn ich der Empfänger bin!“

„Bedeutet, die beiden müssen sich gegenseitig... Ihr wisst schon... damit man weiß, wer der Empfänger ist?“

Ginio blätterte im Buch: „Hier.“

Xilim nahm ihm das Buch aus der Hand und las für sich weiter.

„Und?“, fragte Xania.

Xilim schlug das Buch zu und gab es Xinio zurück. Er drehte sich um und stützte sich wieder ab, dann seufzte er sehr stark.

Xania ging zu ihm: „Er?“

Xilim nickte.

„Was?“, fragte diesmal Ginio.

Xania schaute Xinio an: „Erik ist der Empfänger und damit wohl der Aurum.“

 

* * *

 

Ronar, Johnaris Festival, spät in der Nacht.

Auf dem Festival in der Stadt setzten zur nächtlichen Stunde eine Flut von Farben und Effekte ein besonderes Highlight des Abends. Lamar hatte Erik wieder vor sich im Arm und beide schauten auf einer erhöhten Terrasse eines Imbisses über das Festivalgelände. Die Musik war noch von der Bühne zu hören, wo sie vorher standen. Die Menge der Besucher war enorm gestiegen, jedoch verlor die Choreografie der Masse nicht die Bewegung. Alles erschien noch synchron.

„Gut hier, oder?“, flüsterte Lamar in Eriks Ohr und küsste ihn.

„Unbeschreiblich.“

Lamar drehte Erik wieder zu sich: „Hätte nicht gedacht, dass ein Terrarier so toll sein kann!“ Er hob Erik etwas hoch und küsste ihn. Er setzte ihn auf das Geländer und hielt ihn am Po fest.

„Meine Begleitung ist auch der Wahnsinn!“, strahlte Erik.

„Muss alles sehr viel sein für Dich. Du bist erst zwei Tage weg von Terraris.“

„Mag sein.“ Erik drehte sich sitzend auf dem Geländer wieder Richtung Aussicht auf das Festival. „Weißt Du auf Terraris war ich immer ein Einzelgänger. Ich kann mich nur zurück erinnern, als ich etwa zehn Jahre alt war. Ich wuchs bei Johannes auf, aber ich wusste immer, dass er nicht mein Vater war. Er tat alles, damit es mir gut ging. Aber ich ahnte immer, dass ich anders war. Ich machte viel alleine und später, als ich mein eigenes Leben startete, fühlte ich mich besser. Also besser, weil ich alleine war. Ich war nie wirklich daheim auf der Terraris. Mein Inneres wollte wohl schon immer weg von Terraris, daher fühle ich mich hier auf Ronaris so wohl. Auf Terraris fehlte immer etwas. Selbst in den paar Beziehungen, die ich versuchte zu führen, fehlte immer etwas.“

„Frau oder Mann?“

„... Mann. Frauen machen mich nicht an. Ich bin schwul, sagt man bei uns auf der Terraris so... bei Euch?“

„Bei uns ist das weniger bezeichnend. Wir haben Sex mit dem, mit dem wir haben wollen. Sei es Mann oder Frau. Manche sind nur an Frauen interessiert, manche nur an Männer und andere an beidem.“

„Und da gibt es keine Bezeichnung wie homosexuell oder sowas?“

„Doch. Hier heißt es Manynuell, Femyunell und Duoyunell.“

Erik kuschelte sich wieder an Lamar: „Dann bin ich Manynuell.“

„Interessant. Und Du hattest also keinen eigenen Mann auf Terraris?“

„Nein, die zwei Beziehungen waren nur kurz, ich verlor sehr schnell das Interesse. Es war nie der Richtige dabei?“

„Wie muss der Richtige sein?“

„Groß!“ Erik lachte etwas.

Lamar lachte auch.

„Ja. Ihr Ronarier seid alle groß im Vergleich zu mir.“

„Was noch?“

Erik überlegte: „Kann man schwer sagen.“ Er überlegte und schaute in den Himmel. „Er sollte zärtlich sein und gleichzeitig stark und vielleicht auch etwas grob. Er sollte wissen, was er selber will und trotzdem auf mich eingehen. Ich muss mich wohlfühlen bei jenem und wissen, dass ich ihm vertrauen kann. Ich liebe es, wenn er mich komplett umarmen kann.“ Dann zog Erik die Arme von Lamar an sich. „Deswegen seid Ihr ronarischen Männer irgendwie alle toll.“

Lamar lachte: „Danke. Was ist mit Xilim?“

Erik lief es kalt den Rücken runter: „Was ist mit ihm?“

„Er ist Dein Guardian? Man sagt, dass bei einer gemeinsamen Zeremonie, einer der Aurum wird und einer dessen golden Guardian. Kann er Dein Guardian sein?“

„Wird er das denn nicht automatisch?“

„Klar. Aber zuvor muss man wissen, wie die Vereinigung stattfindet.“

„Ja in der Quelle dann, oder?“

Lamar lachte und merkte, dass Erik nicht über die Details der Zeremonie Bescheid wusste: „Ja, genau. In der goldenen Quelle.“ Er beließ es erstmal dabei, denn er wollte die gemeinsame, schöne Zeit mit Erik nicht zerstören. Lamar wusste, dass Erik zu Xilim gehörte und genoss einfach die Zeit mit Erik, um ihm die Zeit bis zur Zeremonie so schön wie möglich zu gestalten.

„Danke Lamar.“, sagte Erik leise.

„Sehr gerne, Erik.“ Sie küssten sich.

„Ist es okay, wenn wir zum Palast zurückgehen? Es war ein langer Tag.“

„Aber klar doch.“ Lamar hob Erik etwas hoch, küsste ihn noch einmal leidenschaftlich und stellte ihn regelrecht vor sich ab.

„Wie lange geht das Festival?“

„Noch einen Tag. Bis morgen also.“

„Können wir morgen nochmal hierher kommen?“

„Klar doch. Jederzeit. Wenn Xilim nichts dagegen hat?“ Sie liefen los.

„Wieso sollte Xilim etwas dagegen haben?“, fragte Erik.

„Er ist Dein Guardian. Er muss über Dich wachen.“

„Über mich wachen?“ Erik lachte etwas.

„Naja. Ist blöd ausgedrückt, aber er sollte schon wissen, wo Du bist. Könnt Ihr Euch nicht gegenseitig telepathieren?“

„Telepathieren?“

„Könnt Ihr nicht. Verstehe! Weiß er, wo Du gerade bist?“

„Weiß ich gar nicht, denke er wird wissen, dass ich mit Dir unterwegs bin.“

„Mag sein. Mein Vater wird es ihm sicherlich gesagt haben.“

„Nach der Zeremonie werdet ihr eh ein sehr enges Verhältnis haben. Das ergibt sich ganz von selber.“

„Was meinst Du?“

„Ihr werdet dann verbunden sein.“ Lamar wollte ihm nicht von der Art der Vereinigung berichten, wollte es Xilim überlassen. „Einer von Euch wird der Aurum und hat viele Kräfte und der andere eben sein Guardian, man könnte es Leibwächter nennen.“

„Er passte bisher sehr gut auf mich auf, in den zwei Tagen.“

„Prima.“ Lamar blieb plötzlich stehen.

„Was ist los?“

Lamar nickte nach vorne: „Dort ist eine ignarische Eskorte. Ich denke, jemand von Ignaris ist hier.“

„Ja und?“

„Es ist ungewöhnlich, dass eine ganze Eskorte auf Ronaris ist. Die Ignarier mögen fremde Welten nicht besonders.“

„Aber sie sind in der Allianz?“

„Ja. Wo jeder mehr oder weniger auf seinem Planeten bleibt.“

„Es sei denn, man wandert aus.“

„Exakt. Daher ist es ungewöhnlich, dass eine ganze Eskorte hier ist.“ Sie liefen langsam darauf zu. Je näher sie kamen, umso mehr hörten sie, dass es sich um eine Diskussion handelte. Viele ignorierten die recht kleine Eskorte, denn das Festival war im vollen Gange.

„Oh Wahnsinn.“, reagierte Lamar.

„Was ist?“

„Es ist der Planetor von Ignaris mit seinem Sohn.“

„Ein Planetor?“

„Wahnsinn. Das glaube ich nicht.“

„Was denn, Lamar!“

„Der Sohn des ignarischen Planetors kam wohl in eine Schlägerei mit einem Besucher des Festivals. Nun diskutieren Sie, ob er festgenommen wird oder nicht.“

„Ja und?“

„Das Problem ist, er will zu der Zeremonie in ein paar Tagen.“

„Meiner Zeremonie?“

Lamar schaute Erik fragend an.

„Was?“

Lamar nickte.

„Echt meiner Zeremonie?“

„Ja.“ Lamar versuchte etwas näher an das Gespräch heran zu kommen, hielt aber Erik hinter sich fest. Presste ihn fest an seinen Po, so dass Erik ihn komplett spürte.

„Was wollen Sie noch?“, schrie der ignarische Planetor einen Polizisten an.

„Er muss erstmal mit in die Polizeistation! Das ist hier Gesetz.“

„Das ist hier Gesetz!“, wiederholte der Präsident. „Gesetz ist auch, dass mein Sohn der nächste Aurum wird.“

Erik erschrak hinter Lamar, als er das hörte.

Der Planetor setzte fort: „Wir müssen Ihn auf die Zeremonie vorbereiten, das ist in Ihrer kleinen Polizeistation schlecht machbar.“

„Einen Moment Geduld noch. Mein Vorgesetzter ist gleich da.“

„Ich werde das dem Planetor Fullum berichten. Sie sind Ihren Job in Kürze los.“

Erik spürte, wie Lamar nach etwas Ausschau hielt. Dann hörte er Lamar mit verzerrter Stimme rufen: „Kann ja jeder sagen, dass er zur Zeremonie will.“

Das hörte natürlich der ignarische Planetor: „Ihr wollt den Beweis?“ Dann griff er zu seinem Sohn und hob dessen Unterarm hoch. Dort war eine Stelle von Haaren befreit und man sah tatsächlich das Emblem.

Lamar drehte sich um: „Ich werde verrückt.“

„Was ist?“

„Lass uns schnell gehen!“

„Lamar!“ Beide quetschten sich durch die Menge. Als sie mehr Platz um sich hatten, hielten beide an. „Was ist, Lamar?“

Lamar zog seine Jacke aus und legte sie über Erik: „Er hat das Emblem.“

„Das Ganze?“

„Kann sein. So nah kam ich nicht.“

„Und?“

„Wenn er das Emblem hat, wird es Probleme geben!“

„Wieso?“

Lamar hockte sich vor Erik: „Okay. Ich wollte, dass Xilim es Dir sagt.“

„Was denn? Du machst mir Angst!“

„Hör zu. Wenn er auch das vollständige Emblem hat…“ Er zeigte in Richtung des Ignariers. „... dann gibt es nur zwei Möglichkeiten für Ihn!“

„Ja?“

„Entweder er steigt alleine in die Quelle und wird der Aurum...“

„Oder eben nicht.“, setzte Erik fort.

„Nein.“ Er schaute Erik ernst an.

„Mit mir?“

„Genau. Wie bei Dir und Xilim. Er braucht einen vollständigen Terrarier.“

„Er braucht mein Emblem.“

„Nicht nur das.“

Erik erschrak etwas.

„Erik. Du und Xilim müsstet in der Quelle Sex haben, damit einer von Euch beiden der Aurum wird. Einer von Euch beiden muss der Geber sein und einer der Empfänger. Der Empfänger wird dann wohl der Aurum.“

„Was?“, Erik schritt zurück.

„Ja.“

„Ich muss.... .“ Erik hielt sich die Hand vor den Mund.

„Entweder Du musst in ihn eindringen und ejakulieren, oder...“, Lamar stoppte.

Erik drehte sich weg.

„Erik. Es tut mir leid. Ich wollte, dass Xilim es Dir sagt, weil es ein Angelegenheit zwischen Euch ist.“ Er versuchte ihn zurück zu sich zu drehen.

Erik weinte nicht, er wirkte sehr gefasst als er sich zu Lamar drehte: „Deswegen war Xilim total erregt, als er ohne weiteres unsere Embleme verband.“

„Genau.“

„Und ich bin der Empfänger?“

„Das müsst Ihr rausbekommen.“

„Und wenn er es alleine nicht wird...“, er zeigte auf den Ignarier, „... dann...“

Lamar umarmte ihn: „Ja, dann wird er Dich ebenfalls benötigen.“

(5) - Erik hat ... den ersten interstellaren Sex*

 

Ronar, Kanton-Palast, sehr späte Nacht.

Im Nachthimmel über der Stadt thronten zwei der sechs Monde, die es um Ronaris gibt. Das Festival in der Ferne strahlte Farben aller Art in den Himmel und ein leises Brummen der Musik war noch zu hören. Im Garten des Palastes vom Kanton-Präsident war es leer, wo sonst entweder Besucher oder Personal minütlich durchliefen, war es nun sehr still und man konnte sogar die Bäume schwingen hören.

Erik saß in einem Sessel auf der Terrasse seines Zimmers. Auf dem Tisch neben ihm lag ein Anhänger, diesen hatte Lamar auf dem Festival gekauft und ihm geschenkt. Es war das I-Tüpfelchen oben drauf an diesem Abend, den er mit ihm wunderschön verbrachte. Zumal Lamar der erste Nicht-Terrarier war, den er küsste. Das erste Mal fühlte sich Erik angekommen, obwohl er wußte, dass es erst der Anfang seiner Reise war. Dann schaute er wieder in den Sternenhimmel und dachte an die schönen Momente mit Lamar auf dem Festival.

Es war erst zwei Tage her, seit Erik nun mit Xilim in dieser neuen Welt angekommen war. Er realisierte, dass diese Welt mit den großen, traumhaft schönen Männer von Ronaris ihm auf Terraris gefehlt hatten. Er träumte schon immer davon, von großen Armen umarmt zu werden und darin zu versinken. Das konnte ihm bislang keiner der Beziehungen in seiner “alten” Welt bieten. Daher war er auch nie glücklich und hinterfragte seine Beziehungen. Er eckte immer mehr mit anderen an, erst recht wenn es um seine eigene Identität ging. Er wusste, dass er etwas anders war und wollte daher auch so behandelt werden, zumindest respektiert. Das fand er selten und geriet daher immer in Konflikte und Streitereien. Johannes holte ihn da immer wieder heraus und war damit die einzige Bezugsperson für ihn. Er war der Vater in vielen Angelegenheiten, lehrte ihm über sich hinaus zu wachsen und immer für sich einzustehen. Womöglich wusste er, dass Erik für Größeres bestimmt war. Oder ahnte es oder wusste es sogar? So freiwillig, wie er ihn mit Xilim gehen ließ?

Es klopfte an der Zimmertür.

Erik schaute von der Terrasse ins Zimmer zur Türe. Es war sehr spät. Er stand auf und fragte: „Wer ist da?“

„Ich bin es, Xilim.“, sagte eine recht leise Stimme.

„Xilim?“

„Ja. Darf ich reinkommen?“

Erik öffnete ihm die Tür.

Xilim sah, dass Erik nur eine Hose trug. Sein Oberkörper war nackt: „Oh. Ich störe hoffentlich nicht.“ Er konnte seinen Blick nicht von diesem zierlichen, schlanken Körper lassen.

Erik rollte mit den Augen: „Wobei solltest Du stören?“ Er schloss die Tür hinter Xilim.

Xilim trat ein: „Keine Ahnung.“

„Siehst Du!“

„Ich muss mit Dir reden!“ Xilim zog seine Jacke aus. Sein weißes Hemd darunter war extrem gespannt. Die Adern der Oberarme sah man sogar durch das Hemd, die Knöpfe in Brusthöhe gaben wieder ihr Bestes, damit sie nicht abrissen. Seine beiden muskulösen Brüste ergaben auch hier das Maximum an Spannweite.

Erik zeigte auf diese gespannte Lage: „Muss ich mir Sorgen machen?“

Xilim schaute zu sich hinunter: „Wieso?“

„Wenn Du Luft holst ... geht das nicht kaputt?“, grinste Erik und trat an ihm vorbei.

„Stimmt.“

Erik ging zurück auf die Terrasse und setzte sich wieder in seinen Sessel. Als Xilim ihm auf die Terrasse folgte, musste Erik leicht grinsen.

Xilim wunderte sich etwas: „Nicht gut?“

„Doch. Mir gefällt es!“, grinste Erik. Xilim hatte die beiden gespannten Knöpfe geöffnet. Der Blick auf seinen Brustkorb war fast vollständig frei. Beim Hinsetzen sah Erik sogar seine Brustwarzen das erste Mal. Schön groß und rund waren sie und luden regelrecht zum Berühren ein. Erik stellte sich vor, wie seine Zunge mit den Brustwarzen spielt.

„Ich muss mit Dir reden.“, wiederholte Xilim.

„Ich denke, ich weiß, warum.“

„Woher?“

„Lamar hat es mir gesagt.“

„Lamar?“

„Ja. Ich war mit ihm auf dem Festival. Weißt Du doch!“

„Oh. Prima. War es gut?“

„Ja. Solltest Du auch mal hin.“

„Können wir gerne machen, es sind ja noch ein paar Tage.“

„Auf jeden Fall, gerne. Als Lamar und ich gehen wollten, trafen wir auf eine Gruppe Ignarier.“

Xilims Augen öffneten sich weit.

„Der Planetor von Ignaris war mit seinem Sohn dort. Er hatte für Wirbel gesorgt.... .“

„Wie immer.“, murmelte Xilim.

„... Lamar hörte wie er sagte, dass sein Sohn ebenfalls das komplette Emblem hat.“

Xilim nickte nur.

„Du weißt es?“

„Ja. Also ich weiß, dass der Ignarier auch da ist und an der Zeremonie teilnehmen wird.“

„Verstehe.“

„Aber deswegen wollte ich nicht mit Dir reden. Es geht um... .“

„... den Sex.“, unterbrach Erik.

Xilim schaute wieder erstaunt.

„Lamar sagte mir das auch. Er meinte, wenn der Ignarier nicht der Aurum alleine wird, wie bei Dir, wird er mich ebenfalls benötigen.“

„Stimmt.“

„Er meinte auch, dass es bei zwei Männer zum Sex kommen muss in der Quelle.“

„Ja.“, sagte Xilim sehr leise.

Erik schaute kurz weg.

„Erik. Ich wusste das auch nicht. Ich hatte damals die Zeremonie alleine abgehandelt. Ich stieg ein, nichts passierte, und das war es. Dann war auch schon alles vorbei. Keiner stellte Fragen oder so etwas. Ich dachte immer, es geht um eine vereinte Zeremonie....“ Er sprach die zwei Worte anders betont aus. „... mir war nicht bewusst, dass es um eine sexuelle Vereinigung ging. Ginio sagte es mir heute Abend.“

„Ginio?“

„Ja. Der neue Mann meiner Mutter. Er hat nachgeforscht und es heraus bekommen.“

Sie schwiegen beide kurz.

Xilim ließ seinen Kopf zurückfallen und atmete tief durch.

„Und nun?“, fragte Erik.

Xilim schaute Erik nur an.

„Du willst mit dem da.. .“ Er zeigte zwischen Xilims Beine. „... in mir eindringen?“

Xilim schwieg. Den Kopf diesmal nach unten geneigt: „Du musst nicht...“

„Was muss ich nicht? Es sieht so aus, als ob entweder ich Dich oder Du mich...“

„Ich Dich.“, sprach Xilim sehr sehr leise.

„Was?“

Xilim schaute ihn wieder an: „Ich Dich.“

„Du mich?“

„Ja.“

„Woher weißt Du das.“

„Ginio hatte dieses historische Buch, darin steht alles genauestens beschrieben. Welche Fähigkeiten Du bekommst, wir bekommen...“

„Fähigkeiten auch noch?“

„Ja. Und eben woran man ausmacht, wer der Spermageber und wer der Spermaempfänger ist.“

„So nennt Ihr das!“ Erik stand auf und ging zum Geländer. Er lehnte seinen Oberkörper darüber und stöhnte laut.

„Es steht dort so. Ich sage es nicht einfach so.“

Erik drehte sich um: „Wie nennst du es?“

„Ich weiß es nicht, Erik. Ich hatte noch nie Sex mit einem Mann.“

Jetzt war Erik erstaunt: „Wie bitte? Ich habe gehört, dass es hier lockerer und entspannter zugeht.“

Xilim fühlte sich unwohl.

Erik erkannte es: „Okay. Entschuldige.“ Er hockte sich vor Xilim. „Du hattest noch nie Sex mit einem Mann?“

„Nein.“, murmelte Xilim wieder und vergrub sein Gesicht unter seinen Händen.

„Der schönste und größte Mann von Ronaris hatte bisher keine manyuellen Kontakte? Und ich dachte, sie rennen Dir in Scharen hinterher.“ Erik stand wieder auf.

Xilim schwieg weiter.

Erik warf seinen Blick wieder in den Garten.

„Ich hatte nie das Verlangen nach sexuellem Kontakt dieser Art.“ Xilim stand neben ihm. „Ich hatte immer andere Dinge im Kopf. Die Familie, mein Neffe und meine Nichte. Meiner Mutter ging es nach dem Verschwinden meines Vaters sehr schlecht, bis sie Ginio kennenlernte. Dann machte ich die militärische Ausbildung...“ Er holte Luft. „... Danach gab es nie wieder wirklich einen Gedanken an sexuellen Kontakt!“

Erik schaute zu Xilim, der nun mit gesenktem Kopf neben ihm stand. Man sah es ihm an, dass es ihm unangenehm war.

„Ich weiß, wir kennen uns erst seit zwei Tagen.“ Er grinste vor sich hin. „Das muss alles enorm viel sein. Erst komme ich daher, der Gigant aus der anderen Welt. Dann verlange ich den Sprung durch das All von Dir, und dann musst Du noch Sex mit mir haben, nur damit irgendeine Prophezeihung wahr wird. Ich würde das auch nicht wollen.“

Erik ging den Schritt zu Xilim, berührte ihn an seinem sehr großen Oberarm und er drehte sich zu ihm: „Erstmal bist Du ein sehr hübscher Gigant. Ich denke, das habe ich Dir schon beim ersten Mal gesagt, als Du nackt im Shuttle vor mir standest. Und in den drei Tagen immer wieder, denke ich. Zweitens: Der Sprung war unsere Rettung, und ohne diesen Giganten hätte ich es auch nicht geschafft.“ Erik machte eine Pause.

„Und drittens?“, fragte Xilim skeptisch.

Erik schaute runter, seine Augen leuchteten: „Er ist groß!“

„Es liegt an Dir, dass er groß ist .... .“

„Er wird mir weh tun.“

„Wir müssen vorsichtig sein.“

„Davon gehe ich aus.“

„Ich verspreche Dir, ich werde ganz behutsam sein.“ Dann nahm Xilim ihn in die Arme. „Wie ich es bei unserem ersten Treffen versprach, ich passe auf Dich auf.“

„Ich glaube Dir.“ Er befreite sich aus der Umarmung, „In drei Tagen ist die Zeremonie erst?“

„Ja.“

„Gut. Dann haben wir noch etwas Zeit.“

„Auf jeden Fall.“

Erik drehte sich wieder Richtung Garten, Xilim stellte sich hinter ihn und umarmte ihn: „Was stand in dem Buch, warum weißt Du, dass ich der Empfänger bin?“

„Es stand genau das darin, was im Shuttle passierte.“

„Die Berührung?“

„Ja. Eine völlig gedankenlose Berührung löst beim Geber die Erektion aus. Damit ist ausgesagt, wer wer ist.“

„Also hätte ich den Steifen bekommen, wäre ich es?“

„Exakt.“

„Na, ich habe ein Glück.“, grinste Erik.

Xilim drückte seine Arme zusammen.

„Was für Fähigkeiten bekomme ich dann?“

„Ein Schutzschild.“

„Cool. Was noch?“

„Wir sind dann miteinander verbunden.“

„Ah, eine Verbindung - die Magie kommt ins Spiel? Sobald ich in Dir gekommen bin, löst es diese Fähigkeiten aus.“

„Du in mir gekommen bist?“

„Ja.“

„Es ist also wichtig, dass Du in mir kommst?“

„Scheint so.“

„Das ist ja sehr detailliert vorgeschrieben!“, beide lachten leise.

„Noch was?“

„Ja. Aber das wird Dir nicht gefallen.“

Erik drehte sich in der Umarmung herum: „Was?“, fragte er skeptisch.

„Du wirst es nicht mögen.“

„Jetzt sag schon.“

„Du kannst schwanger werden.“

„Was?“, schrie Erik.

„Nicht so laut!“, ermahnte Xilim. „Es wäre angeblich möglich. Ich sagte nicht, dass es sein muss.“

Erik befreite sich: „Davon kannst Du ausgehen. Wie soll ich... .“ Er zeigte auf seinen männlichen Körper. „... Kinder zur Welt bringen? Nein.“ Er ging zurück ins Zimmer.

Xilim folgte ihm: „Das muss nicht das oberste Ziel sein. Priorität hat zunächst, dass wir den Ignariern nicht preisgeben, wer von uns der Geber ist.“

Erik war erstaunt.

Xilim setzte sich zu ihm aufs Bett: „Der Ignarier wird davon ausgehen, dass er der Geber ist. Das wäre für Dich fast tödlich.“

„Tödlich?“

„Ich denke ja. Ich kenne bisher keine sexuellen Kontakte zwischen Ignariern und Terrarier. Sie sind körperlich so groß wie wir.“

„Kleiner als Du.“

„Ja. Ich bin eine ronarische Ausnahme!“, lachte er kurz. „Ignarier haben aber das gefährliche Etwas.“

„Ah!“

„Ignarier sind sehr grobe Wesen. Sie sehen nicht nur aus wie Tiere wegen dem ganzen Fell am Körper, sie sind auch sonst sehr dominant und eben sehr grob.“

„Ich habe da schon etwas vernommen, dass Ihre Kultur sehr traditionell ist.“

„Ja. Genau. Sie halten die Tradition mit aller Macht aufrecht. Genauso ist es beim Sex zwischen Ignarier-Mann und -Frau. Von Natur aus sind die Männer die dominateren. Die Spitze des Penis hat bei Ignariern Widerhaken. Die Anzahl kommt auf die Dicke an. Je dicker der Penis, um so angesehener der Mann beim Volk. Beim Sex verhakt sich also der Penis in der Vagina der Ignarier-Frau und so kann sie nicht flüchten!“

„Das hört sich schrecklich an!“

„Erst, wenn der Ignarier-Mann gekommen ist, gehen die Widerhaken zurück und der Akt ist beendet.“

„Oh Gott.“

„Daher denke ich war der Terrarier vor achthundertzwanzig Jahren damit einverstanden, den Unterarm zu tauschen, sonst wäre es sein Tod gewesen.“

„Wie bitte?“ Erik war erschrocken und setzte sich auf die Bettkante im Zimmer. „Woher hast Du diese Geschichte ausgegraben?“

„Kantonar Latentas erzählte es mir heute.“

„Das war alles legal damals?“

„Es waren andere Zeiten und in diesem Fall wäre der Terrarier sicherlich ums Leben gekommen, wenn es zum Akt gekommen wäre. Da war die Entscheidung sicherlich richtig, das zu tun.“ Xilim setzte sich neben Erik auf das Bett.

„Oder der Terrarier wäre der Aurum geworden.“

„Das weiß keiner.“

„Hat man es damals nicht getestet, wie bei Dir?“

„Denke nicht. Für den Ignarier war wohl damals eine sexuelle Vereinigung mit einem Terrarier ausgeschlossen. Erst recht mit einem Männlichen. Gleichgeschlechtliche Verbindungen gibt es auf Ignaris meines Wissens nicht.“

„Sicher?“

„Ich kenne keine.“

„Kann mir nicht vorstellen, dass es das nur auf Terraris und hier gibt.“

„Hier kommt es sehr oft vor. Sexuell ist Ronaris sehr offen.“

„Ja. Das erlebte ich mit Lamar bereits.“ Erik stand auf und stellte sich vor Xilim.

„Was meinst Du?“

„Nun ja. Er hat mich geküsst. Wir haben uns geküsst. Oft.“

„Oh!“

„Ich meinte, es war...“

„Alles gut.“, unterbrach Xilim und nahm seine Hände.

„Es war so befreiend auf dem Festival. Die Musik, er hielt mich fest im Arm, damit ich nicht zertreten werde.”

„Alles in Ordnung. Er hat scheinbar gut auf Dich aufgepasst.“

„Lass uns mal zusammen zum Festival. Es wird Dir sicher auch gefallen.“

„Kann ich mir gut vorstellen.“

Erik stellte sich zwischen die Beine von Xilim und sah so direkt in sein Gesicht: „Es war schön mit Lamar dort, aber es ist immer anders, wenn ich bei Dir bin.“

Xilim lächelte: „Freut mich. Geht mir ähnlich.“

„Ist das so?“ Erik wollte mehr aus ihm herauskitzeln.

Xilim überlegte kurz: „Ich habe ja gesagt, dass ich noch nie solch eine Art Verbindung hatte. Ich war nicht darauf vorbereitet im Shuttle, dass ich so erregt werde, wenn sich nur unsere Embleme verbinde. Anscheinend hatte ich es unbewusst ausgelöst. Du warst nackt, ich war nackt. Nur so kann ich es mir erklären. Dass ich dieses Lustgefühl bei einem Mann bekomme, war für mich total unerwartet. Schon als Du in Johannes Büro erschienen bist, empfand ich etwas Besonderes. Auch den leisen Ton, wenn die Embleme sich trafen...“ Er schaute ihm tief in die Augen. „... Als mir dann Ginio von den Details der Zeremonie erzählte, hatte ich ehrlich gesagt Angst. Niemals wollte ich sexuelle Kontakte zum gleichen Geschlecht, das war mir noch nie in den Sinn gekommen. Du kamst in mein Leben und ich fühlte unsere Verbindung, als wäre sie schon vor der Zeremonie vorhanden. Auf dem Weg hierher dachte ich immer wieder über Ginios Worte nach, was wir machen müssen und wie ich es mit Dir anstellen sollte und mit jeder Minute und Stunde wurde ich von mir selber überzeugt…“

„Wir sind verbunden?“, Erik unterbrach.

Er hob seinen linken Arm: „Ich denke schon.“

Erik hob seinen rechten Arm: „Durch die Embleme wohl ganz bestimmt.“

Sie schauten sich an und umgriffen Ihre Unterarme. Die Embleme lagen damit aufeinander. Der leise Ton war zu hören. Erik bemerkte, dass Xilim erregt war. Xilim stellte seine Beine unbemerkt zusammen, damit er die Erregung möglichst verbergen konnte. Nur Erik bemerkte es und setzt sich auf die geschlossenen Beine. Er spürte, wie Xilims riesige Beule wuchs und rückte auf Xilim zu.

Xilim umarmte Eriks Körper und drückte ihn fest an sich. Beide Oberkörper berührten sich und jeder spürte den Atem des anderen. Die Augen waren tief ineinander versunken: „Darf ich Dich küssen?“, flüsterte er. Seine Stimme zitterte leicht und sein Herz schlug wie wild.

„Frag nicht so dumm. Mach es endlich.“, flüsterte Erik.

Xilims dicke Lippen berührten Eriks Lippen sanft. Der Drei-Tage-Bart von Xilim streichelte seine Haut. Er küsste ihn nur mit den Lippen, dann spürte Erik, wie Xilims Arm ihn höher am Rücken berührte und seine Hand im Nacken lag. Er drückte sehr sanft seinen Kopf zu sich und öffnete dann seinen Mund und es berührten sich beide Zungen - ein langer leidenschaftlicher Kuss. Sie verspürten immer mehr Lust aufeinander.

Erik knöpfte Xilims restliches Hemd auf und schob es an den Schultern langsam herunter. Er legte seine großen Oberarme mit den dicken Adern frei. Das Hemd perlte wie eine zweite Haut ab. Obwohl ihre Embleme nicht mehr aufeinander lagen, war Xilim sehr erregt. Sein Penis pulsierte in seiner Anzugshose unter Erik. Befreit vom Hemd umarmte Xilim Erik noch fester und drückte seinen freien Oberkörper noch fester an Eriks Oberkörper. Sie küssten sich weiter innig und leidenschaftlich. Xilim ließ sich langsam auf das Bett fallen. Dann spürte Erik, wie Xilim sein Po massierte und ihn dabei immer mehr zu ihm hochdrückte. Erik fuhr an Xilims Hüfte herunter bis zur Hose, und versuchte ihn noch näher an sich zu ziehen, obwohl es nicht näher ging.

Xilim drehte sich und begrub Erik damit völlig unter sich. Er stützte sich mit einem Arm ab und rückte etwas von ihm weg. Erik sah seinen muskulösen Körper wie ein Dach vor sich, während Xilim mit seiner Hand über Eriks Oberkörper streichelte. Dann fuhr er mit seiner großen Hand unter Eriks Hose und zog sie herunter. Erik streifte den Rest mit den Füssen weg. Damit war er nun völlig nackt und Xilim legte sich wieder komplett auf ihn. Xilim schob einen Unterarm unter Erik und hob ihn hoch. Er kniete auf dem Bett und schritt mit ihm auf dem Arm langsam zurück. Er stellte sich vor das Bett, mit Erik auf dem Arm. Dann löste Erik seine Beine um Xilim und stellte sich vor ihm. Er nahm seine Hände und knöpfte Xilims Hose auf, die Hände zitterten vor Erregung. Er musste auch hier die Hose fast wie eine zweite Haut abziehen, denn auch Xilims Oberschenkel waren enorm muskulös. Dann stand er nur in Unterhose vor Erik, wobei die Unterhose nichts wirklich mehr verdeckte. Sein Penis war groß wie Eriks Oberarm und er befreite ihn aus der Enge der Unterhose. Xilims Behaarung ging rund um seinen Penis in einer Pyramidenform aufwärts zu seinem tiefen Bauchnabel. Erik kroch zurück aufs Bett und legte sich auf den Rücken. Langsam kam Xilim hinterher und legte seinen gesamten Körper vorsichtig auf Erik und er spürte die reine Manneskraft von Xilim. Das gesamte Gewicht des größten Ronarier lag auf Erik und er genoss es jede Sekunde und jedes Gramm.

Zwischen beiden wurde es feucht, denn Xilims Penis gab Unmengen an Vorsaft ab: „So viel?“, murmelte Erik lächelnd.

„Tut mir leid!“, antwortete Xilim leise unter all den Küssen.

Es fühlte sich wie Öl an und machte die Verbindung immer intensiver.

Dann hatte Erik eine Idee und setzte sie sofort um: „Vielleicht hilft es beim Eindringen.“

„Willst Du wirklich?“, wieder sprachen beide sehr leise.

„Nur die Spitze.“

„Ich pass auf.“

„Ich weiß.“, dann spürte Erik, wie Xilim immer mehr zitterte und etwas die Kontrolle verlor. Er stoppte seine Bewegungen und atmete immer tiefer. Er bewegte sich nicht mehr und drang auch nicht mehr weiter in ihn ein.

„Nein. Ich verletze Dich.“, meinte Xilim plötzlich leise.

„Tust Du nicht. Ich spüre keinerlei Schmerzen, Xilim. Ich liebe es.“

„Ich auch.“ Erleichterung war zu spüren.

„Denke der Vorsaft war das Wundermittel.“ Erik spürte keinerlei Schmerzen. Anders als erwartet, tat alles überhaupt nicht weh. Mit der Größe von Xilims Gemächt hat er eigentlich mit Schmerzen gerechnet, aber nichts davon passierte.

„Alles gut?“, fragte Xilim zitternd.

„Ja. Mach weiter.“

„Okay.“, dann spürte Erik, wie Xilim Stück für Stück tiefer in ihn eindrang.

Erik kamen die Tränen, seine Gefühle waren wie ein Feuerwerk und er konnte es gar nicht fassen, was er gerade erlebte.

„Tut es weh! Du weinst.“

Er zog seinen Kopf zu sich, küsste Xilim, dann legte er seine Hände auf Xilims riesigen Rücken und drückte in zu sich.

„Ich bin nur zur Hälfte drin.“

Erik nickte und Xilim bewegte sich weiter im Rhythmus, wobei er immer tiefer eindrang. Er umschlug mit beiden Armen Eriks Körper, welcher sich auf magische Weise an Xilims Größe anpasste. Erik bekam das Gefühl, dass sein Körper regelrecht für dieses Ausmaß geschaffen war. Noch immer schob Xilim sein Penis hinein und Erik spürte jeden Zentimeter mehr, weiterhin ohne Schmerzen. Dann spürte er Xilims Körper an sich und Xilim stoppte wieder.

„Ich bin drin!“, murmelte Xilim. „Ich glaube das nicht.“

„Es ist wundervoll.“

„Ich denke, ich komme gleich!“, murmelte Xilim weiter.

„Langsam.“ Erik nahm Xilims Gesicht und schaute ihn tief an, „Ich lebe gerade einen absoluten Traum mit einem absoluten Traummann... ich liebe es, Xilim.“

Er lächelte und es kamen auch ihm leicht die Tränen: „Ich auch.“

Dann legte Erik seine Arme soweit es ging wieder um Xilims Rücken und drückte.

„Vorsicht. Ich komme gleich.“

„Genau.“, dann spürte er noch ein paar Mal Xilims Bewegungen und hörte wie er stöhnte. Dabei nahm er deutlich wahr, wie Xilim in ihm kam. Er merkte, wie sein Penis pumpte und das Sperma sich in Erik verbreitete. Er erwartete, dass man was spürte, aber es war nur das Pumpen spürbar. Man hatte den Eindruck, er habe eine Dauererektion. Es dauerte ein paar Minuten bis dass sich das Pumpen verlangsamte und Xilim zur Ruhe kam.

„Tut mir leid, ich konnte es nicht aufhalten.“

„Alles gut. Ich liebe es. Ich liebe es unendlich.“

Xilim lächelte ihn glücklich an: „Ich hätte niemals gedacht, dass es so gut sein würde. Dass es überhaupt möglich mit Dir gewesen wäre.“ Er küsste ihn und blieb tief in Erik drin.

Erik schloss die Augen und versuchte jeden Millimeter von Xilims Glied weiter zu spüren. Dort wo Xilims Penisspitze war, bemerkte er ein Kribbeln, welches sich langsam in alle Richtungen seines Körpers verbreitete: „Hier passiert was!“, murmelte er.

Xilim erschrak leicht und wollte aufstehen.

„Nein. Bleib bitte.“ Er zog ihn wieder zu sich. „Beweg Ihn nicht. Ich spüre ein Kribbeln in mir, es wird immer grösser. Es durchdringt meinen ganzen Körper.“

„Ich habe Dich doch verletzt? Hast Du Schmerzen?“

„Eben nicht. Alles gut, es fühlt sich an, wie wenn eine Limo von innen nach außen prickelt.“

„Oh Gott, was passiert hier?“

„Ich denke, es ist Dein Sperma. Wenn alle recht hatten, dann wirkte es nun. Es fühlt sich richtig gut an…“, dann verkrampfte Erik etwas.

„Erik?“ Xilim umgriff ihn wieder und hob ihn hoch. Er setzte sich auf Eriks Schoss, sein Penis noch tief und hart in ihm drin: „Erik?“

Der Krampf wurde erträglicher: „Es geht. Warte. Ist nur ein Krampf.“

Unbeabsichtigt zuckte Xilim mit seinem Penis, Erik stöhnte leicht. Der Krampf löste sich auf und das Kribbeln im Körper strömte weiter in alle Bereiche: „Mach weiter.“, flüsterte Erik und Xilim begann absichtlich zu zucken. Er erinnerte sich, dass wohl der Vorsaft, den Xilims Penis abgab, gut war.

Xilim spürte, wie Erik sich in seinen Armen fallen ließ. Langsam stieß er weiter vor und spürte, wie er selber wieder vollständig erregt war und nahm Eriks zurückgefallenen Kopf in seine Hand. Mit dem linken Arm suchte er Eriks rechten Arm und versuchte beide Embleme aufeinander zu legen. Er küsste Erik innig und hörte nicht auf, sich in ihm zu bewegen. Er spürte, wie er dem nächsten Orgasmus näherkam: „Ich komme nochmal, Erik.“, flüsterte er ihm zu. Doch er reagierte nicht. Dann drückte er jeden Millimeter seines riesigen Penis tief in Erik und kam erneut. Wieder muss es eine Unmenge Sperma gewesen sein, den der Orgasmus dauerte wieder lange. Noch immer war Erik leicht weggetreten und lag völlig entspannt in seinen Armen. Xilim gab ihn ein wenig frei und schaute seinen doch so zierlich kleinen Körper an. Es fiel ihm plötzlich etwas auf: Auf Eriks gesamten Körper bildeten sich auf den Hauptadern goldene Linien. „Erik? Ist alles gut?“, flüsterte er.

„Ich liebe Dich, Xilim!“, seufzte Erik leise.

„Geht es Dir gut? Dein Körper ...“ Als eine der sich in Gold verwandelnden Adern an Eriks Hals zu sehen war, legte er seine Lippen auf die golden gewordene Stelle. Nichts. Dann spürte er, wie Erik seine Hände auf seinen Kopf gelegt hatte. Er blickte zu Erik, der seine Augen langsam öffnete. Dann hörte Xilim seine Stimme: „Ich liebe Dich, Xilim Xhirisis, ich habe mich wohl unsterblich in Dich verliebt.” Erik bewegte nicht einmal seine Lippen, hatte noch immer die Augen zu.

„Hörst Du mich? Ich kann es nicht fassen, wie schön es ist. Es soll nicht aufhören.”

„Bist Du das?“ Es konnte nur Erik sein. Wieder drückte er seinen Penis tiefer in ihn. „Es klappt?“ Die Vorhersagen stimmten.

„Versuch es auch, denk an mich und denke, was Du mir sagen würdest.“, meinte Erik.

Xilim dachte nach: „Wie?“ Er versuchte daran zu denken, es zu tun, aber es ging nicht: „Es geht nicht.“

Erik lächelte ihn an und küsste ihn: „Egal. Küss mich einfach und bleib tief in mir die ganze Nacht.”

„Ich glaube, ich liebe Dich auch, Erik Mittmeier.“, Dann fielen beide seitlich ins Bett und bewegten sich keinen Millimeter mehr.

 

* * *

 

Ronar, Kanton-Palast, am nächsten Morgen.

Ein leichter Druck fühlte Erik in seinem Kopf, als er wach wurde. Benommen, als wäre er von einer Partynacht ausgenüchtert wach geworden, öffnete er seine Augen. Er erblickte die Aussicht zur Terrasse, wo er mit Xilim am Abend zuvor war. Man hörte Vögel draußen und das Personal durch den Garten laufen. Es war wieder deutlich mehr los als in der Nacht zuvor.

Erik lag auf der Seite und drehte sich auf den Rücken. Er schaute nach links und sah den nackten Xilim neben sich. Sein Kopf lag in seiner Richtung und er schlief noch seelenruhig. Sein muskulöser Brustkorb hob sich sanft, wie zwei Berge, auf und ab. Sein Bauch glänzte etwas im Morgenlicht. Die Nacht war unglaublich intensiv, fast schon magisch.

Dann erinnerte er sich, was passierte. Erik richtete sich auf und schaute auf sich herunter. Er sah an seinem Oberkörper Linien, die nur eine Nuance dunkler waren als seine eigene Hautfarbe. Sie hatten einen leichten goldenen Touch. Die Linien verliefen über seinem ganzen Oberkörper, in verschiedenen Richtungen und eckigen Kurven. Es war der Großteil seiner Adern, die nun leicht golden schimmerten. Erik stand auf und betrat leise das Bad.

Er stellte sich vor den großen Spiegel und sah diese ganze Veränderung. Es muss also wirklich passiert sein. Xilims Sperma muss ihn verändert haben. Er dachte an Xilim und dachte an seinen Namen: „Xilim?” Es kam keine Reaktion. Er schaute sich seinen Rücken im Spiegel an, auch dort erkannte er die goldenen Adern. Auf der Haut selber spürte er keine Einkerbungen oder Rillen, dort war nichts zu spüren.

Er ging zurück ins Zimmer, wo Xilim noch immer in derselben Position lag. Er stellte sich vor das Bett und schaute ihn wieder an, genoss den Anblick. Ist sein größter Traum wahr geworden? Ist dieser Riese der Mann seines Lebens? Zumindest war der Sex mit ihm wunderschön und doch nicht so schmerzvoll, wie gedacht. Er war sehr behutsam und rücksichtsvoll mit ihm umgegangen. Sein Körper schien sich an Xilims Größe regelrecht angepasst zu haben. Als wäre er für Xilims Gemächt geschaffen.

Xilim bewegte sich.

Erik konnte seinen Blick nicht von ihm wenden. Es ist Tag drei und sie hatten Sex und zumindest sagte er ihm, dass er ihn liebte. Ob es ihm auch so ging?

„Geht es.“, antwortete Xilim plötzlich.

„Stimmt. Du kannst mich hören.“, erschrak Erik. „Ich habe Dich geweckt.“

Xilim richtete sich auf, setzte sich ans obere Ende des Bettes: „Komm zu mir, mein Imperator!“, dabei lächelte er.

Erik krabbelte auf ihn zu und setzte sich zwischen seine Beine vor ihm.

Xilim senkte seinen Kopf auf Eriks Schulter: „Ich denke, ich liebe Dich auch, Erik.“

Erik schloss die Augen: „Das ist so unglaublich schön zu hören.”

„Wieso kann ich das nicht?“, fragte Xilim.

„Ich denke, vielleicht muss ich in Dir kommen!“, lachte er.

„Denkst Du?“

„Wenn es durch Deine Unmengen an kleinen Soldaten so bei mir ging. Vielleicht muss es dann auch andersrum gehen.“

Es klopfte an der Tür.

Beide erstarrten.

Dann hörte man eine Stimme von draußen: „Mister Mittmeier?“

Erik holte Luft: „Ja?“

„Kantonar Latentas erwartet sie im Salon. Es ist wichtig.“

„Ich bin in zehn Minuten unten.“

„Vielen Dank.“

Erik sprang auf und blieb kurz vor dem Bad stehen.

Xilim war gerade dabei, ebenfalls aufzustehen: „Was?“

Erik war erstarrt.

„Was ist?“

„Was ziehe ich an? Ich habe keinerlei Sachen.“, womit er nicht unrecht hatte. Es war einzig die Kleidung von gestern Abend bei ihm.

Xilim stand nackt und nachdenkend vor ihm: „Hmm. Ich hätte da eine Idee!“

„Sprich.“

„Vira.“

„Vira?“

„Vira.“

„Die ist auf dem Shuttle, denke ich.“

Xilim reichte Erik seinen rechten Unterarm.

Erik verstand: „Ein Sprung.“

„Wir sollten das in der Zeit schaffen.“

Erik lächelte Xilim an und trat auf ihn zu: „Gott, es tut so gut, es Dir sagen zu können.“

„Was denn?“

„Dass ich Dich liebe!“ Erik legte sein Emblem auf Xilims Emblem, stellte sich auf seine Zehenspitzen und küsste Xilim. Er dachte an das Shuttle. Mit einem Wimpernschlag standen beide nackt in der Kabine des Shuttles.

Beide lachten: „Es klappt echt?“, sagte Xilim.

Erik lief sofort zur Transporterplattform: „Vira?“, rief er.

Xilim folgte ihm und lächelte die ganze Zeit vor Glück.

„Herr Mittmeier. Willkommen zurück an Bord!“

„Oh, so förmlich. Bitte nenn mich Erik.“

„Verstanden! Willkommen zurück, Erik!“

„Vira! Ich brauche neue Alltagskleidung von Ronaris!“

„Verstanden!“ Vira zauberte ihm ein legeres Outfit.

Es war diesmal in leicht-hellem Grün und hatte wieder einen recht tiefen Ausschnitt im Oberteil. „Das ist zu offen. Wir müssen ...“ Xilim deutete auf Eriks neue Muster auf seinem Oberkörper.

„Stimmt. Darf keiner sehen?“, fragte Erik.

„Erstmal nicht. Wir sollten es bis zur Zeremonie für uns behalten. Wenn es die Ignarier erfahren, könnte das chaotisch werden.“ Xilim stand immer noch nackt vor der Transporter-Plattform. Erik wünschte sich ins Geheim, solche Momente ständig zu haben. Diese gewaltigen Oberschenkel und die schlanke Hüfte, welche breiter wurden, je höher er an seinem Körper schaute. Dann dieser gewaltige Brustkorb mit den perfekten runden Nippeln…

„Erik?“, unterbrach Xilim ihn.

„Ja. Stimmt. Vira: Bitte etwas Leichtes, aber mehr Geschlossenes! Man darf meine goldenen Adern nicht sehen.“, befahl Erik.

„Verstanden!“ Sie zauberte das gleiche Outfit, nur mit geschlossenem Oberteil. Auch am Hals hatte er nun eine Art Schal. Alles fühlte sich erfrischend an, als würde das Outfit aus Eis bestehen.

„Willst Du Dir nicht auch ein Dress ordern?“, fragte Erik

„Wieso? Gefalle ich Dir nicht so?“, grinste Xilim.

Erik riss die Augen auf: „Wir haben keine Zeit dafür!“

„Sicher?“ Xilim begann sein Körper zu schwingen, wobei sein Penis das gleiche tat.

Xilim lief langsam zur zweiten Plattform: „Vira! Für mich das gleiche Outfit wie für Erik!“

Ohne weiteren Kommentar zauberte Vira ein ähnliches grünes Outfit auf seinen muskulösen Körper.

„Das sieht irre aus.“, fand Erik.

„Finde ich auch.“, staunte Xilim.

„Vira!“

„Erik.“

„Füge dem Outfit goldene Nähten, ähnlich der Uniformen, zu.“

„Verstanden!“ Vira setzte auf beiden Outfits an den Ärmeln und Hosenbeiden dünne goldene Nähte.

„Du hast ein gutes Auge für sowas!“, meinte Xilim und stieg von der Plattform herunter. Er betrachtete sich selber und sah dann zu Erik.

„Was?“, meinte er, der sich selber noch anschaute.

„Danke.“

Erik verstand nicht.

Xilim trat zu ihm: „Danke, dass Du das hier alles mitmachst und Dich nicht querstellst oder rebellierst. Ich fühle mich so unendlich wohl mit Dir.“

„Xilim.“

„Nein. Lass mich.“ Er legte einen Finger auf Eriks Mund. „Ich habe das noch nie erlebt, was letzte Nacht passiert ist. Sicher war es das erste Mal für mich, aber ich weiß hier...“ Er zeigte auf sein Herz. „..., dass Du genau der Richtige bist. Ich möchte Dir danken, dass Du mich vollständig machst. Erik Mittmeier?“

„Ja. Xilim Xhirisis.“

„Ich liebe Dich!“ Er hob Erik auf Augenhöhe und küsste ihn.

„Xilim?“, murmelte Erik unter dem Kuss.

Er stellte ihn ab.

„Wir müssen wieder zurück.“

„Stimmt.“ Er reichte ihm seinen Unterarm.

Erik deutet das Auflegen seines Unterarmes erst nur an.

Xilim schaute skeptisch.

„Ich liebe Dich auch, Herr Xhirisis.“ Dann legte er seinen Unterarm auf Xilims.

 

* * *

 

Zurück in Eriks Zimmer im Kanton-Palast.

„Mal sehen, was es Wichtiges gibt.“

„Bin ich auch gespannt. Kommst Du?“, fragte Erik mit offener Hand.

„So?“ Er nahm seine Hand.

„Warum nicht.“ Erik öffnete die Zimmertür und beide gingen in den Flur. Sie erreichten die große Palasttreppe und liefen stolz und lächelnd herab. Ein Zimmermädchen kam ihnen entgegen. Dann bogen beide in den Saal ab, wo gegessen wurde. Man hörte schon viele Stimmen und vom lachenden Gesicht verwandelte sich Xilims Gesicht zu einem ernsten Gesicht. Er wurde langsamer.

„Was ist?“

„Warte kurz.“ Er zog Erik an die Seite. „Ich denke, die Ignarier sind da.“

„Wie bitte?“

„Erik. Hör zu!“

„Okay.“

„Wir machen es wie besprochen: Wir beide wissen es weiterhin nicht, wer von uns der Geber und der Empfänger ist. Am besten wäre es, wenn sie es auf dieses Thema leiten, dass sie denken, dass Du der Geber bist.“

„Aber das würde mir meinen Arm im schlimmsten Fall kosten.“

Xilim zuckte mit den Schultern: „Willst Du Sex mit denen?“

Eriks Augen wurden groß.

„Also. Sag nichts. Sprich, wenn, in Gedanken zu mir. Aber überlass mir das Reden, okay.“ Er beugte sich runter.

„Verstanden”, dachte Erik zu Xilim. Beide küssten sich.

„Oh! Schön.“ Lamar stand neben ihnen.

„Lamar!“, freute sich Erik.

Beide umarmten sich.

„Xilim!“ Er strahlte ihn an.

„Lamar.“

„Schön, dass Ihr glücklich seid!“, grinste Lamar. „Ihr werdet schon sehnsüchtig erwartet.“

„Bleibst Du nicht?“, fragte Erik den davon laufenden Lamar.

„Nein, nein. Das ist nichts für mich, glaube mir. Bis später auf ein Getränk?“

„Klar.“

„Super.“ Dann war Lamar auch schon verschwunden.

„Okay.“, sagte Xilim.

„Ich liebe Dich.”

„Ich weiß! Ich Dich auch.“ Xilim trat zuerst ein und Erik folgte ihm.

„Wunderbar!“ Der Luluis stand auf. „Ihr seid da.“ Er lief um die Tafel herum, an welcher seine Frau Laura, seine Tochter Lara und zwei Ignarier saßen. Er zupfte an Xilim herum und führte ihn direkt zu den Ignariern: „Darf ich vorstellen, Planetor Babarayis. Sein Sohn Brakakus. Das ist Xilim Xhirisis und Erik Mittmeier von Terraris.“

Der ignarische Planetor und sein Sohn standen auf und reichten Xilim die Hand, sagten aber beide nichts. Der Sohn Brakakus schaute mit großen, grünen Augen einzig Erik an. Er war wie sein Vater stark behaart, hatte dieses leichte Fell überall am Körper. Seine Uniform war schwarz und hatte auch goldene Symbole und Verzierungen.

„Das sind die Beiden vom Festival gestern Abend”, sagte Erik zu Xilim.

„Willkommen auf Ronaris, Planetor.“ Xilim verbeugte sich leicht und gab seinem Sohn seine Hand, der immer noch nur Blicke für Erik hatte.

Der Planetor setzte sich: „Schön, dass wir den terrarischen Anwärter für den Aurum mal endlich leibhaftig kennenlernen.“

Erik war nun bei dem Sohn und beide reichten sich die Hände. Sehr deutlich reichte Brakakus seinen linken Unterarm zur Begrüßung, so dass Erik sein Emblem sehen konnte, welches frei rasiert wurde. Brakakus selber nahm weiterhin nicht den Blick von Erik.

„Hallo.“, sagte Erik nur und spürte einen sehr starken kräftigen Händedruck.

„Es ist mir eine Ehre!“, murmelte Brakakus leise.

Erik lief hinter Xilim her. „Gruselig, wie er mich anschaut.”

Beide nahmen Platz.

„Was verschafft uns so früh die Ehre?“, fragte Xilim.

„Ihr seht umwerfend aus.“, murmelte Lara Erik zu, als er sich neben ihr setzte.

„Danke.“, lächelte er.

„Ich muss mit Dir später bitte alleine reden.“

„Lara!“, ermahnte ihr Vater.

„Ihr könnt Euch sicherlich denken, worum es geht. Jedoch möchten wir zunächst das Frühstück genießen. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so internationale Gäste hatte: Von Ignaris und Terraris am Tisch auf Ronaris. Könnte fast historisch sein.“, sagte Luluis stolz.

„Das könnte es werden.“ Nun kam auch der ignarische Planetor zu Wort. „Ihr seid also der Terrarier mit dem vollständigen Emblem?“, fragte er Erik ganz direkt.

Erik schwieg und nickte nur.

„Er ist erst den dritten Tag unter uns, habt Verständnis, wenn er noch etwas zurückhaltend ist.“, antwortete Xilim für Erik.

„Danke.”

„Nun. Es geht um die Zeremonie...“, wollte Planetor Babarayis fortsetzen.

„Wollen wir nicht frühstücken?“, unterbrach Luluis.

„Korrekt. Machen wir es später.“

Dann wurde es etwas still, was die Unterhaltung am Tisch betraf. Jeder beobachtete jeden und hatte sicherlich Unmengen an Fragen auf den Lippen, egal welche Seite es betraf. Brakakus konnte seinen Blick nicht von Erik nehmen, Erik wiederum konnte nicht einordnen, welche Art Blicke ihn da trafen. War es mehr Angst oder Gier oder Abschaum. Seine Blicken waren intensiv, als würde er versuchen eine Verbindung zu ihm aufzubauen.

„Ich muss unbedingt in Dir kommen.”

„Erik!“, murmelte Xilim.

„Sorry, aber ich fühle mich nicht so wohl. ”

Xilim schaute skeptisch zu Erik.

„Wie lange geht das Jhyros-Festival eigentlich?“, unterbrach Erik die Stille.

Alle erschraken, auch Xilim.

Laura antwortete: „Noch drei Tage. Warst Du schon dort?“

„Ja, mit Lamar. Es war wunderbar.“, Erik merkte, dass den Ignariern das nicht so ganz angenehm war, dass Erik eine lockere, sinnlose Unterhaltung starten wollte.

„Kennt Ihr das Festival auch?“, fragte er den Planetor gezielt.

Er legte das Besteck vorsichtig ab: „Ja. Es ist uns vertraut. Mein Sohn und ich waren auch dort gestern Abend, wo wir unschuldig in einen Konflikt gezogen wurden.“

„Welche Art Konflikt?“, war Luluis erbost.

„Unwichtig, es hat sich geklärt. Wir haben das geklärt, es gehört der Vergangenheit an.“, beschwichtigte der Brakakus Vater.

Sein Sohn war nervös geworden und konnte weiterhin nicht den Blick von Erik nehmen. Man spürte, dass ihm etwas auf der Seele brennen hatte.

„Kommen wir bitte zum eigentlichen Grund unseres Treffens.“ Der Planetor Babarayis stand auf. Gefolgt von allen anderen, wie bei einem Dominoeffekt.

„Gehen wir rüber.“ Luluis zeigte ans andere Ende des Saales.

Alle gingen los: Luluis mit seiner Tochter.

Gefolgt von Planetor Babarayis und seinem Sohn.

Dahinter Xilim und Erik.

„Sie wollen mich, oder?”

Xilim nickte leicht.

Ein Soldat schloss die riesige Tür hinter allen. Alle nahmen Platz.

„Gut. Wir sind wegen der Zeremonie, die nun in drei Tagen zur Jhyros-Finsternis stattfinden wird, hier. Wir dachten, wir verspäten uns, denn es gab Probleme auf dem Weg hierher.“

„Das ist nicht der Rede wert.“, meinte Luluis.

„Wir sind hier, um Ihnen ein Angebot zu unterbreiten, Herr Mittmeier.“ Der Planetor sprach Erik direkt an. „Wie sie ja bereits gesehen haben, trägt auch mein Sohn das vollständige Emblem auf seinem Unterarm, was ihn damit berechtigt, auch an der Zeremonie teilzunehmen.“

„Aber er hätte die Zeremonie auch erst einmal alleine vollziehen können.“, argumentierte Xilim berechtigt.

Wissend nickte der Planetor: „Das mag sein. Aber wie Sie selber wissen, kann das Ergebnis im Alleingang auch nicht erfolgreich sein.“

„Das stimmt.“

„Da es nun offiziell bekannt ist, dass es einen Anwärter aus Terraris gibt, wollten wir unsere Zeremonie natürlich zur Zeremonie von Herrn Mittmeier legen.“

„Verständlich.“, antwortet Xilim wieder knapp.

Luluis und Laura schwiegen.

„Nun gibt es in dieser Konstellation verschiedene Ablaufmöglichkeiten.“

Xilim nickte.

„Eine Möglichkeit haben Sie bereits vor fünf Jahren ausgeführt. Nun wäre der faire, nächste Schritt die Zeremonie meines Sohnes alleine.“

„Das steht außer Frage!“, betonte Luluis.

Der Planetor schien diese Unterbrechung nicht zu mögen.

„Sprechen Sie weiter!“, schlug Xilim vor.

„Nun. Wie Sie selber ja erfahren haben, gibt es zwei Möglichkeiten bei der Zeremonie meines Sohnes. Die eine wäre die erfolgreiche Aktivierung des Aurum, dem Goldenen Imperator, in meinem Sohne.“

„Korrekt. Diese Möglichkeit gibt es.“

„Ach. Er kann es auch vor uns werden?”

„Für den zweiten Fall, dass er es alleine nicht wird, wissen Sie genau wie ich, dass eben ein Terrarier benötigt wird. So war es bereits vor über achthundert Jahren der Fall und hunderte Jahre davor.“

„Das ist korrekt.“

„Nun haben wir in dem Fall der Zeremonie zur Jhyros-Finsternis nur eben den Herrn Mittmeier von Terraris.“ Hier beendete der Planetor erstmal den Satz.

Erik schaute Xilim an und sah, dass er innerlich kochte.

„Beruhige Dich, Xilim. Man sieht Dir Deine Wut an.”

Xilim atmete tief durch: „Worauf möchten Sie hinaus.“

Der Planetor schaute ihn nur an.

Dann stand Brakakus von seinem Platz auf, stellte sich demonstrativ hin und sprach zu Erik: „Ich bestehe auf die erste Durchführung der Zeremonie mit dem Terrarier.“

(6) - Erik hat ... erste Zweifel*

 

Ronar, Kanton-Palast, mittags.

Im Blumenbeet vor Erik schwirrte ein kleiner Schwarm Insekten um eine Blüte. Es war keine Hummel oder eine Biene, wie auf der Terraris. Hier waren es kleinere, glänzende Käfer mit flauschiger Blase am Po, die scheinbar glücklich umherflogen. Bei genauerer Beobachtung war es aber ein organisiertes Chaos. Jedes Insekt hatte seine eigene Aufgabe und nachdem alles erledigt war, flog der Schwarm zur nächsten Blüte. Diese kleinen Schwärme waren auf dem ganzen Blumenbeet im Garten des Palastes zu sehen. Am Ende des bunten Beetes stand der weiße Roboter-Soldat, der Erik aus der Besprechung folgte und ihn nicht mehr aus den Augen ließ.

Jetzt kamen ihm erstmals Zweifel auf. Der Soldat war es nicht, der mit seiner Forderung eine heftige Diskussion auslöste, es war wohl eher Brakakus. Obwohl er versuchte, Xilim gedanklich zu beruhigen, konnte er den Streit um seine eigene Person nicht vermeiden und verließ das Treffen wortlos.

Es war erst der dritte Tag in seinem neuen Leben und es war das erste Mal, dass ihm bewusst wurde, dass auch hier nicht alles glatt ablief und rosig war. Plötzlich stand sein Traumprinz vor ihm und nahm ihn mit in eine neue Fantasiewelt, in der er selber die Hauptrolle spielte. Sie verliebten sich sogar und hatten den besten Sex seines Lebens. Eigentlich war alles perfekt. Das war doch zu schön, um wahr zu sein. Bereits auf dem Weg hier nach Ronaris machten sich erste Probleme bemerkbar, an denen er leider nicht ganz unschuldig war.

Entscheidungen sollten getroffen werden, worin er selber kein Wahl- oder Mitspracherecht hat. Vorschriften müssen eingehalten werden, die ihm selbst nicht gefallen würden. Alles wird, wie in seinem vorherigen Leben, über seinen Kopf hinweg entschieden. Er wird rund um die Uhr von einem Roboter bewacht. Spontan verreisen, war nicht erlaubt, selbst wenn er irgendwo einen Kaffee trinken wollte, hätte er eine Erlaubnis einholen müssen. Vorausgesetzt den gäbe es hier auf diesem Planeten. Nicht einmal das wusste er an seinem dritten Tag hier. Es wird sicherlich eine Unmenge an Einschränkungen geben als Imperator, als der goldene Imperator.

Erik spürte, dass jemand neben ihm auf der Bank Platz nahm, Xilim war gekommen.

„Es tut mir leid.“, sagte er und legte seine große Hand auf Eriks kleinen Oberschenkel. „Ich hätte mich zusammenreißen sollen.“

Erik schwieg noch. Würde dieser Traummann sein Leben erträglicher machen? Würde er für ein Leben mit ihm und den besten Sex der Welt, die Freiheit aufgeben und in einer Art Käfig leben wollen?

„Ich hätte es wissen sollen, dass er das verlangt.“

„Wir haben beide nicht daran gedacht, weil wir nur mit uns beschäftigt waren.“

Xilim schaute ihn traurig an.

Erik zuckte mit den Schultern: „Natürlich denkt Brakakus erst an sich. Das haben wir doch irgendwie auch. Jeder ist sich selbst der Nächste.“

Xilim schaute zu dem Soldaten rüber.

„Er ist der erste Ignarier seit langem, der das Emblem komplett trägt. Er steht genauso unter Druck wie wir beide. “ Erik hatte Brakakus angesehen, dass er die gleichen Gedanken hatte. Sein Vater sprach immer aus seiner eigenen Perspektive und setzte sich über seinen eigenen Sohn hinweg. Er lebte auch im Käfig. Der Unterschied war nur, dass er in diesem Käfig schon aufwuchs, nicht wie er selber, der auf Terraris bis vor drei Tagen ein eigentlich freies Leben hatte.

Xilim nickte leicht.

„Womöglich kommt alles von seinem Vater aus.“

„Nein, das ist Brakakus selber.“

„Sicher?“

„Ja. Sein Vater war selber überrascht, obwohl er seiner Meinung war.“

„Wenn die Ignarier wirklich so stark traditionell sind, dann muss Brakakus seiner Rolle gerecht werden und alles geben, damit er sein Volk ehrwürdig vertreten kann.“

„Klingt, als ob Du ihm den Wunsch gewährst?“

Erik schaute Xilim böse an: „Nein! Wenn es stimmt, was Du mir gesagt hast, dann möchte ich mit ihm keinen Sex haben."

Xilim kippte seinen Kopf nach hinten weg: „Wir müssen uns etwas einfallen lassen.“

Erik tat es ihm nach: „Aber wie? Ich denke, die Zeremonie wird einen festen Ablauf haben.“

„Das mag sein. Es muss aber irgendwie möglich sein, dass wir es verhindern.“

Erik setzte sich seitlich zu Xilim: „Und wenn ich mit Dir zuerst in die Quelle springe?“

Xilim schüttelte sofort den Kopf.

Erik ließ seinen Kopf auf Xilims Brust fallen.

„Brakakus will als Erster die Quelle betreten. Bestenfalls wird nichts passieren…“

„… oder doch?!“

„Was meinst Du?“

„Ist es nicht am besten, wenn er der Imperator wird?“

„Nein.“ Xilim schaute zu Erik herunter. „Oder willst Du das?“

Erik setzte sich wieder auf: „Ich weiß es nicht.“

„Was meinst Du?“

„Will ich das alles, nur um Imperator zu sein?“

„Du zweifelst?“

Erik drehte sich wieder in die Ausgangsposition: „Zweifeln würde ich es nicht nennen. Ich habe keine Ahnung, wie das Leben eines goldenen Imperators aussieht. Was seine Aufgaben sind? Was seine Erwartungen sind? Was mache ich eigentlich in der Position eines goldenen Imperators?“

Xilim starrte ihn an. Er sah in Erik den perfekten Imperator, und das nicht nur, weil er wusste, dass er der Sohn der verschwundenen Imperatrix ist. Keiner wusste das, ausser ihnen und Johannes.

Erik zuckte erneut mit den Schultern: „Ich habe keine Ahnung von allem. Lebe ich dann im wahrsten Sinne des Wortes in einem goldenen Käfig?“

Xilim starrte noch immer, dachte wer Ihm das alles erklären könnte.

„Xilim?“

„Es geht alles zu schnell. Ich weiss, tut mir leid.“

„Das meinte ich nicht. Mag sein, dass wir erst bei Tag drei sind und am Ende bin ich bestenfalls der goldene Imperator… .“

„… Keiner hat Dich bisher gefragt, ob Du überhaupt der Imperator sein möchtest.“

„Richtig!“, flüsterte Erik.

„Das Schlimme daran ist aber, …“

„… dass ich keine Wahl habe?“

Xilim nickte leicht und zog ihn zu sich. Er umarmte ihn.

„Das ist es. Und ich habe keine Ahnung, was auf mich zu kommt.“

„Lass uns mit Luluis reden.“ Xilim stand auf. „Wir werden den besten Weg finden, damit es Dir dabei gut geht.“

„Es geht nicht darum, ob es mir gut geht. Es geht darum, dass ich rein gar nichts von diesem Job weiß!“

„Lass es uns ändern. Er wird Dir alles erklären.“

Erik blieb noch sitzen.

Xilim hockte sich vor ihm auf die Knie, er war trotzdem nicht auf Augenhöhe mit Erik. Er legte eine Hand auf Eriks rechte Gesichtshälfte: „Ich bin immer bei Dir, ich werde ab dem heutigen Tage niemals von Deiner Seite weichen…. .“ Mit der anderen Hand tippte er auf Eriks Herz. „… ich werde immer dafür kämpfen und das da immer beschützen. Das sage ich nicht, weil ich Dein goldener Guardian bin, sondern weil ich mich in dieser so kurzen Zeit in Dich verliebt habe, Erik. Und glaube mir, ich war in keinsterweise auf diese Art Liebe vorbereitet. Trotzdem ließ ich es zu und es war die beste Entscheidung, die letzte Nacht machte mich endlich vollständig, obwohl mir nie bewusst war, dass ich unvollständig war.“

Erik kamen erste Tränen.

„Erik. Egal was da kommt, egal was für Aufgaben, Hindernisse, Gefahren kommen mögen. Dieser Riese hier ...“ Er tippte auf seine Brust. „… wird Dir nie wieder von der Seite weichen und dafür sorgen, dass es Dir immer gut geht. Egal, ob als Erik der Terrarier oder Erik der Aurum.“

„Danke.“, flüsterte Erik.

Dann lehnte sich Xilim zu ihm hervor und küsste ihn innig.

„Lass uns mit Luluis reden.“

Sie standen beide auf und liefen zurück zum Kantonar, gefolgt von dem Soldaten.

Luluis wartete wohl schon: „Ah, da seid Ihr ja.“

„Luluis. Ich denke, Erik hat viele Fragen.“

„Das dachte ich mir.“

Da wo vor einigen Minuten wohl noch Planetor Babarayis mit seinem Sohn saß, nahmen nun Erik und Xilim Platz. Sie waren dieses Mal unter sich, auch Laura und Lara waren nicht dabei.

„Ich konnte mich mit dem Planetor nicht einigen…“

Xilim unterbrach ihn: „Darum geht es jetzt nicht.“

„Nicht?“

„Luluis. Erik ist erst seit drei Tagen hier und hat keine Ahnung, was die Aufgaben eines Aurums sind.“

Luluis setzte sich in einen der Sessel und verstand: „Nun. Da hast Du recht.“ Er schaute Erik tief in die Augen. „Es tut mir sehr leid, Herr Mittmeier. Daran habe ich auch nicht gedacht. Xilim hat definitiv recht.“

„Ist es denn schwer, der Aurum zu sein?“, fragte Erik.

Luluis kniff die Lippen zusammen: „Ja und Nein. Es hängt wirklich von vielen Faktoren ab. Fangen wir einfach an. Der goldene Imperator, wie der Name es schon sagt, hat die oberste Führung in unserer Allianz der drei Planeten. Obwohl jeder Planet seinen eigenen Planetor hat, ist es der Aurum, der den drei Planetoren Befehle erteilen kann. So zu sagen die goldene Spitze des Berges.“

„Es gibt hier auf Ronaris auch einen Planetor?“

„Ja natürlich.“

„Sie sind es nicht?“, dachte Erik zuvor.

„Nein.“, lachte er. „Schön wäre es. Nein, ich bin es nicht.“

„Wer ist es dann und wo ist er? Sollte er nicht hier sein?“

„Das ist eine gute Frage!“, betonte Xilim.

Luluis schwieg kurz: „Das ist ein kompliziertes Thema.“

„Ach was!“ Xilim war erstaunt. „Sagt bloß, die Gerüchte stimmen.“

„Welche Gerüchte?“ Luluis spielte sichtbar Unwissenheit vor.

„Luluis. Wir sind, denke ich mal, unter uns. Was ist mit dem Planetor von Ronaris? Ist er tot?“

„Nun.“ Luluis stand nervös auf. „Okay.“

„Ach was! Es stimmt.“

„Was stimmt?“, fragte Erik.

„Der Planetor von Ronaris wurde seit Wochen nicht mehr gesehen. Es ist um seine Person regelrecht totenstill geworden.” Xilim schaute zu Luluis, welcher sich an seinen Schreibtisch im Raum setzte. „Also sind die Gerüchte wahr.“

„Ja.“, sagte Luluis als einziges.

„Ja und?“

Xilim rückte seitlich zu Erik: „Es gibt auf Ronaris sechs große Kantone, Ronar ist die Hauptstadt und eines dieser Kantone. Jeder Kanton hat einen eigenen Kantonar. Luluis ist eben der von Ronar. Es gibt also weitere fünf Kantonare auf Ronaris. Über diesen Kantonar regiert der Planetor, in unserem Fall Planetor Fullum. Seit mehreren Wochen hört man nichts mehr von ihm und seine Frau und Tochter sind spurlos verschwunden. Spätestens zur Zeremonie sollten sie eigentlich erscheinen. Aber es ist keine Spur von ihm zu sehen. Gerüchte machten die Runde, dass er an einer Sucht gestorben sein soll.“

„Sucht?“

„Ja. Ghorianis Kraut. Ein Kraut, das einem die Zeit intensiver erleben läßt. Man empfindet es so, als würde die Zeit langsamer vergehen, und man könnte daher mehr erleben und erfahren.”

„Eine Droge?“

„Nennt man es so auf Terraris?“

„Eine Droge ist, wenn man in eine Art Rausch fällt und alles um sich herum vergisst.“

„Genau. Ghorianis sorgt für solch einen Rausch. Man driftet ab und alles um einen herum verdoppelt oder vermehrfacht sich.“

„Hört sich nach Drogen an.“

„Nun, das sind wirre Geschichten.“, versuchte Luluis abzuwiegeln.

„Ist er tot?“, fragte Xilim direkt.

„Ja.“

„Das erklärt seine Abwesenheit.“

„Wann sollte das bekanntgegeben werden?“, fragte Erik.

„Ich habe in einer Stunde ein Treffen mit allen anderen Kantonaren von Ronaris, worin wir das besprechen wollten.“

„Das klingt nach purem Chaos.“, sagte Erik.

„Ja. Das stimmt. Ist es auch. Aber wir denken, dass es die einzig richtige Strategie ist.

„Strategie? Wie wäre es mit der Wahrheit?“

Erik schüttelte den Kopf, zur Verwunderung von Luluis: „Das wäre keine gute Idee, denke ich.“

„Wieso nicht?“ Xilim fragte verwundert.

„Wenn dem Volk gesagt wird, dass der Planetor an der Droge gestorben ist, die dem Volk verboten ist…“

„Es ist dem Volk nicht verboten!“

„Oh okay. Das mag sein, aber es ist ein Rauschmittel, das nicht gut ist. Und ausgerechnet das oberste Haupt des Volkes stirbt an dieser Droge. Wie sieht das aus? Das kann nach hinten losgehen!“

„Nach hinten losgehen? Es kann aber auch eine Warnung an alle sein. Jeder kennt dieses Kraut und weiß, welche Auswirkung es hat. Nur keiner spricht darüber. Nun ist der Planetor daran gestorben und es kann ein sehr gutes Beispiel sein, dem Volk zu sagen: „Lasst die Finger davon!“

„Das stimmt allerdings.“ stimmte Erik Xilim zu.

„Wie dem auch sei. Es wird sicherlich ein Thema werden…“, dann klopfte es an der Tür. „… Ja?“

Leonaris trat ein: „Vater. Die Planetoren sind angekommen und erwarten Dich im Nordsaal.“ Er nickte kurz zu Xilim und Erik.

Luluis stand auf: „Gut. Sag Ihnen, ich bin in zwei Minuten da.“

„Gerne.“ Dann drehte er sich um und verließ den Raum wieder.

„Ich muss mich entschuldigen. Wir können das am Nachmittag fortführen und ich kann Dich in alle Aufgaben des Aurums einweisen.“, schlug Luluis vor.

„Ich denke, ich werde Ginio fragen. Er kennt sich auch sehr gut aus.“

„Oder so. Jedoch, wenn Ihr Fragen habt, ich bin sehr gerne für Euch da.“

„Wenn es die Zeit erlaubt.“, lächelte Erik und wieder wurde über seinen Kopf hinweg entschieden, dass es aktuell keine Aufklärung zum Thema Aurum-Imperator-sein gibt.

„Oh ja. Das stimmt wohl.“, lächelte Luluis zurück. „Ich muss los!“ Dann verschwand er schon und verließ den Saal.

Xilim und Erik standen alleine in dem Raum, wo es zum Streit mit Brakakus und seinem Vater kam. „So. Also wissen wir nun genau so viel wie vorher!“, sagte Xilim.

„Stimmt nicht ganz.“

„Nein?“

„Wir wissen, dass der ronarische Planetor tot ist.“

„Stimmt. Was für ein Mist!“

„Da hast Du wohl recht.“

„Der ignarische Planetor ist bereits da, der von Terraris sollte auch heute ankommen. Ihnen wird auch auffallen, dass Fullum nicht da ist.“

„Wer ist eigentlich der terrarische Planetor?“

„Den kennst Du nicht?“

Erik überlegte: „Nein. Ich habe nie etwas von einem Planetor gehört, wenn ich so nachdenke?” Er versuchte sich, an Nachrichten oder Zeitungsartikel zu erinnern, die er in Terrana immer las. Aber von einem solchen Planetor war nie die Rede. „Kann es sein, dass er auf Terraris anders genannt wird?“

„Weiß ich nicht.“ Sie gingen ebenfalls aus dem Raum.

„Es gibt auf Terraris von jedem Kontinent einen Kanzler und in der Gemeinschaft der Kontinente den dortigen Präsidenten. Es ist nie die Rede von einem Planetor gewesen.“, erklärte sich Erik.

„Wie heißt denn der Präsident?“

Beide beobachteten, wie Lamar durch die Halle rannte. Sein Ziel war es wohl, seinen Vater zu erreichen, der kurz davor war, mit Leonaris den Nordsaal zu betreten.

„Vater?“, schrie er.

„Was ist? Ich habe keine Zeit!“, antwortete sein Vater und blieb stehen.

„Der Planetor von Terraris ist soeben gelandet.“

„Oh nein!“ Luluis seufzte sehr deutlich. „Leonaris?“ Er war nicht mehr zu sehen, er stand wohl verdeckt hinter der offenen Saaltür. Luluis schien überfordert.

Lamar kam bei seinem Vater an. Dann sah man beide diskutieren und Leonaris kam dazu. Es wurde mit Händen und Füssen geredet, vor allem zwischen Leonaris und Luluis. Lamar schaute nur interessiert zu. Dann verließ Leonaris genervt die Runde und Luluis folgte Lamar in die Richtung, von der Lamar gerannt kam.

„Sie holen wohl den terrarischen Planetor ab.“, analysierte Erik.

„Scheint so. Was für ein Chaos.“

„Und das darf ich dann alles leiten?“

„Eigentlich nicht. Du bist in der sogenannten goldenen Stadt oben. Da ist der Amtssitz des Aurum in dem Aurum-Dom.“

„Stimmt. Den gibt es ja auch noch.“, lachte Xilim.

„Da wo ich dann regiere!“, sagte Erik stolz.

Xilim lachte noch immer: „Auch, wir werden dort auch leben.“

„Wir leben dort auch?“

„Ja.“, er beruhigte sich. „Wir wohnen dort.“

„Das, wovon ich aus auch regiere?“

„Ach so.“ Xilim legte seinen Arm auf Eriks Schulter und zog ihn weiter Richtung Ausgang, runter in die Halle. „Dein, wie Du es nennst, Amtssitz wird im Aurum-Dom sein. An dem Dom sind unsere Gemächer, Konferenzräume, Empfangsräume, Veranstaltungsräume gebaut. Aber wir werden sicherlich oft auf Reisen sein.“

„Reisen?“

„Ja. Es gibt schliesslich drei Planeten. Die wollen alle besucht werden und die dortigen Magie-Probleme besprochen und gelöst werden. Aber ich denke, Ginio weiß darüber wesentlich mehr.“

„Herr Xhirisis?“, fragte eine weibliche Stimme hinter ihnen.

„Ja?“, drehten sich beide synchron um.

Eine junge Dame stand vor ihnen, hinter ihnen vier Robotersoldaten: „Wenn Sie den Palast verlassen wollen, dürfen Sie es ab sofort nur noch mit Begleitschutz. Befehl von Kantonar Latentas.“

Sie schauten sich beide an.

„Keine andere Wahl?“

„Korrekt. Sie wollen den Palast verlassen?“

„Korrekt.“, wiederholte Erik.

„Ich gebe Bescheid und es wird Ihnen ein Fahrzeug zur Verfügung gestellt.“ Dann spielte sich tatsächlich ein königliches Prozedere ab. Die vier Soldaten stellten sich jeweils verteilt hinter Xilim und Erik auf, die Dame sprach mit sich selber und nur ein paar Minuten später stand eine Art Kleinbus vor dem Palast. Der Kleinbus war wieder komplett Weiß, mittig wurde ihnen die Tür von einem der vier Soldaten geöffnet. Das war das Abteil für Xilim und Erik. Die Soldaten selber traten in den hinteren Teil des Kleinbusses ein. Dann saßen beide ruhig nebeneinander.

„Keine Griffe!“, stellte Erik leise fest.

„Verrückt. Das Fenster ist fünffach verglast.“

„Aber wir können rausschauen.“

„Stimmt.“ Von außen konnte man nicht hineinschauen. Der Kleinbus selber war unscheinbar. Dieses Mal waren keine goldenen Symbole oder Verzierungen darauf zu sehen. Er sollte ungesehen durch den städtischen Verkehr kommen.

„Imperator. Wohin soll es gehen?“, sagte eine Stimme.

„Oh. Ja.“, Xilim war überrascht.

„Imperator?“

„Nach Xamana. Zum Landsitz der Familie Xhirisis.“

„Verstanden, der Kleinbus setzte sich in Bewegung.

„Wir hätten auch springen können?“, fragte Erik.

„Hätten wir.“

„Dann los?“

„Nein, das würde nur noch mehr Chaos im Chaos bringen.“

„Stimmt, Du hast recht.“ Er hob sich zu Xilim, um ihn zu küssen.

 

* * *

 

Eine Stunde später.

„Onkel Xilim.“, schrien zwei Kinderstimmen.

Die beiden Halbgeschwister von Xilim ignorierten die Roboter, die sich vor dem Kleinbus aufgestellt hatten, bevor das Abteil von Erik und Xilim die Freigabe zur Türöffnung bekam. Beide Kinder rannten an den Soldaten vorbei, hielten sich jeweils an ein Bein von Xilim fest.

„Kinder!“, freute sich Xilim und nahm beide mit einer Hand nach oben.

Erik konnte die Freude in seinen Augen sehen und wie er es genoss, der große Bruder zu sein. In der Ferne traten die restlichen Familienmitglieder aus der Villa.

„Mutter!“, freute sich Xilim weiter. „Ginio.“ Man nickte sich nur zu, denn mit den Kindern auf dem Arm, war eine Umarmung nicht möglich.

„Schön, dass Du wieder da bist. Oder soll ich besser Ihr sagen?“, seine Mutter schaute mehr auf die Soldaten, als auf Erik, welche weiterhin an dem Kleinbus in der Reihe standen.

„Wie ich sehe, hast Du Erik mitgebracht?“, sprach Ginio aus.

Dann konnte Erik sich nicht weiter verstecken und trat aus Xilim Schatten hervor.

„Ja. Darf ich vorstellen: Erik, meine Mutter Xlia und mein Stiefvater Ginio.“

„Herzlich Willkommen in unserem Heim.“, sagte Xilims Mutter und reichte Erik die Hand. Erik ergriff ihre Hand und bekam einen starken Händedruck zurück. Ihre Hand war sehr warm und ihr Lächeln war herzlich. Er fühlte sich sofort wohl.

„Danke.“, antwortete Erik schlicht.

„Ich bin Ginio, Xilims Stiefvater.“ Auch er reichte die Hand und war aufgeregter als Erik. Man sah ihm die Freude und Ehre regelrecht an. Sein Händedruck war entsprechend zitternd und kurz.

„Und diese beiden Racker hier sind meine Halbgeschwister Xia und Xio.“ Mit dem Satz setzte er beide wieder auf den Boden ab: „Sagt ordentlich Hallo!“, und gab Ihnen jeweils einen Klaps auf den Po.

„Hallo Herr Erik.“, sagten sie gleichzeitig.

„Hallo Ihr Beiden!“, lächelte Erik zurück. Er gab Ihnen beide die Hand gleichzeitig, einem die linken Hand und dem anderen die rechten Hand. Sie fanden es witzig.

„Bleiben die Vier hier oder kommen Sie ins Haus?“, fragte Mutter Xara.

„Das ist eine gute Frage?“, welche Xilim an einen der Soldaten weiterleitete.

Keiner der Soldaten fühlte sich scheinbar angesprochen.

„Schauen wir, was passiert, wenn wir hineingehen.“, schlug Erik vor.

„Schauen wir mal, ja.“, dann schritt Xilim Richtung Hauseingang.

Die Soldaten standen in einer Reihe vor dem Kleinbus und rührten sich nicht. Alle zusammen gingen ins Haus und wurden nicht verfolgt, was wohl bedeutete, dass sie nun warteten, bis Xilim und Erik zurückkamen.

„Ich bin sehr erfreut, Sie kennen zu lernen!“, flüsterte Ginio aufgeregt zu Erik und schloss die Eingangstür.

„Danke, aber ich bin noch nichts Besonderes!“, lächelte Erik zurück.

„Das sehen ich und viele andere etwas anders. Xilim erzählte vom gestrigen Tag."

„Sprechen wir drinnen darüber, Ginio. Wir sind sowieso hergekommen, weil wir viele Fragen zu Deiner Bibliothek haben.“, unterbrach Xilim.

„Oh. Es wäre mir eine Ehre!“

„Hör auf, so geschwollen zu reden. Wir sind keine Götter.“, betonte Xilim.

Ginio grinste, zog die Augenbrauen hoch, während er faszinierend zu Erik schaute.

Sie wurden durch die Villa geführt, beginnend in dem grossen Foyer mit dem gerundeten Treppenaufgang zu der oberen Etage. Für Erik war alles fast doppelt so gross, wie er es von Terraris kannte. Entsprechend gigantisch wirkte die Küche auf ihn. Alle elektronischen Geräte waren um einiges grösser als auf Terraris. Hier war alles in einem hellen Blau gehalten, viele Pflanzen machten das gesamte Haus zu einer Art Garten. Auf der Terrasse konnte man den riesigen Garten überblicken, der neben einem Pool auch einen natürlichen See hatte. In dem grossen Wohnzimmer, wie es Erik nennen würde, war nur eine grosse Kisseninsel zu sehen. Eine Couch, wie es auf Terraris üblich war, gab es hier nicht. Es bestand aus einem reinen Kissenmeer. Zurück in der Küche bekamen Xilim und Erik von Xlia einen Drink, der einem Glas Milch ähnelte, aber total erfrischend war. Alle waren begeistert, als Erik nach dem ersten kleinen Nipp am Glas, dann das ganze Glas in einem Zug leerte.

„Nehmt Platz!“ Ginio zeigte auf eine Sitzgruppe in seiner prachtvollen, antiken Bibliothek. Sie ähnelte der von Johannes, nur alles viel moderner und ebenfalls in hellen Tönen, wobei auch hier die Farbe Weiss primär war. Die Regale waren mehr digital und der Schreibtisch war aus Glas, war gebogen und das Display war in den gebogenen Teil des Tisches integriert. Eine riesige Fensterfront zum Garten war praktisch die Lichtquelle des Raumes.

„Sieht aus wie bei Johannes. Nur in hell.“, murmelte Erik zu Xilim.

„Was wollt Ihr wissen?“

„Nun, Ginio. Wir müssen den genauen Ablauf der Zeremonie wissen. Es gibt Komplikationen bei der geplanten Zeremonie in drei Tagen.“

„Komplikationen?“

„Ja. Der Sohn des ignarischen Präsidenten hat ebenfalls das Emblem vollständig…“

„Das hörte ich bereits, ja.“

„… und nun besteht er auf die erste gemeinsame Zeremonie mit Erik, wenn seine Solo-Zeremonie nicht funktionierte.“

„Oh Gott.“ Ginio wusste sofort, um was es ging. „Das ist nicht gut.“

„Eben.“

„Wisst Ihr denn schon, wer der Geber und wer der Empfänger wird?“

„Soll ich es Ihm zeigen?’, fragte Erik gedanklich zu Xilim, der nickte. Erik zog ohne weiteren Kommentar sein Oberteil hoch, womit er Ginio seine goldenen Adern auf dem Körper präsentierte.

„Perfekt. Bedeutet, du wirst der Imperator und Xilim dann Dein Guardian.“

„Genau.“

„Bedeutet, Ihr habt…“

„Haben wir!“, unterbrach Xilim.

Ginio stand auf und lief kopfkratzend im Raum umher: „Nun. Da Du bereits die Solo-Zeremonie gemacht hast vor fünf Jahren, wirst Du Sie nicht wiederholen. Wenn es nun den Ignarier gibt, wird er ganz sicher die große Zeremonie mit seinem Solo-Part beginnen. Dann gibt es die Möglichkeit, dass er der Aurum wird, oder eben nicht.“

„Und wir gehen davon aus, dass er es nicht wird.“, fügte Xilim hinzu.

„Korrekt. Wenn das der Fall ist, besteht nun der Ignarier darauf, den nächsten Schritt, die gemeinsame Zeremonie, mit Erik durchzuführen.“

„Korrekt. Dies möchten wir verhindern, was jedoch nicht einfach wird.“

„Könnt Ihr nicht darauf bestehen, dass Ihr beide es zuerst macht?“, fragte Ginio.

„Das habe ich versucht. Es endete in einer heftigen Diskussion und wir konnten uns nicht einigen. Daher bleibt der Anspruch des Ignariers aktuell, dass er als Erstes die Zeremonie gemeinsam mit Erik vollziehen will.“

„Das ist gefährlich.“ Ginio setzte sich wieder.

„Ist es das denn wirklich?“, fragte Erik leise.

Ginio war erst überrascht, dass Erik etwas sagte: „Oh ja, ist es für Sie.“

„Dich.“

„Dich. Entschuldige, aber ja, kann es sehr wahrscheinlich sein.“

„Ich habe Ihm schon von den sexuellen Vorlieben der Ignarier erzählt.“

„Hast Du? Von Haken an Ihrem Penis?“

„Genau.“

„Fürchterlich.“ Ginio stand auf und lief gezielt zu einem Buch. „Ich denke nicht, dass ein Ignarier diese Funktion der Haken unterdrücken kann.“

„Es ist halt eine natürliche Funktion, welche die Garantie der Befruchtung sichern soll.“, kam Ginio blätternd zurück. „Hier haben wir es.“ Er drehte das Buch zu Xilim und Erik. Darin waren gezeichnete Bilder vom Geschlechtsakt der Ignarier zu sehen. Der Penis eines Ignariers war in einer Art Schlauch wohl verborgen. Dieser Schlauch hatte am äußeren Ende diese besagten Haken. „Beim Eindringen verhaken sich diese in der Vulva der Ignarierfrau, erst dann tritt das Glied des Ignariermannes ein und ejakuliert wenig später. Dies könnte für Dich sehr schmerzhaft, wenn nicht tödlich sein."

„Das ist sehr detailliert beschrieben.“, meinte Xilim.

„Das ist mir alles bewusst, hat Xilim mir schon sehr gut erklärt. Daher geht es uns darum, wie der genaue Ablauf sein wird. Wird Brakakus in der Quelle bleiben und ich muss dann zu ihm einsteigen, oder gibt es eine Art Pause zwischen den Akten?“, fragte Erik nun direkt.

Ginio schlug das Buch zu und lief wieder zum Bücherregal, um ein weiteres zu holen: „Nein. Wenn dieser Brakakus seine Solo-Zeremonie vollzogen hat… egal ob erfolgreich oder nicht… muss mindestens ein Quell-Zyklus durchlaufen sein, bevor eine weitere Zeremonie möglich ist.“

„Wie lange dauert ein Quell-Zyklus?“

„Das sind meist dreißig Minuten.“ Ginio setzte sich wieder und blätterte.

„Bedeutet, wir hätten dreißig Minuten Zeit, um selber in die Quelle zu steigen?“

„Nein.“

„Nein?“, fragte Xilim.

„Ich denke, ich weiß, was Ihr vorhabt.“

„Das wäre?“, fragte Xilim gespannt.

„Ihr könnt nicht einfach während des Quell-Zyklus hineinspringen. Dann wird die Zeremonie nicht funktionieren. Der Zyklus ist dafür da, dass sich die Quelle selbst wieder reinigt. Es dauert bis zu dreißig Minuten, bis sämtliche Fremdstoffe verschwunden sind. Also Ihr müsst wirklich ganze dreißig Minuten warten, bevor Ihr hineinspringen könnt.“

„Verstehe.“ Xilim schien aufzugeben.

„Bedeutet, wir sollten eher die Ersten sein, die in die Quelle treten. Nicht die Schnellsten.“

„Korrekt.“, bestätigte Ginio. „Ihr wollt als Erstes zusammen in die Quelle, um zu verhindern, dass dieser Brakakus Dich in der Zeremonie mit ihm verletzt.“

„Genau.“

„Und das könnt Ihr nicht vorher regeln?“

Xilim stand genervt auf: „Das habe ich versucht. Der ignarische Planetor besteht darauf, als würde er es wissen, dass sein Sohn durch Erik der Aurum wird. Er weiß aber nicht, dass wir bereits miteinander geschlafen haben und somit Erik erkennbar der Aurum wird.“

„Ach, sie haben Deine Markierungen noch nicht gesehen?“, fragte Ginio.

„Nein.“

„Wieso nicht?“

Xilim schaute Ginio fragend an: „Achthundertfünfundzwanzig Jahre zuvor?“

„Du denkst, sie würden das nochmals machen?“

„Vielleicht nicht das, aber was ist, wenn sie es in irgendeiner Art versuchen?“

„Was sollten sie machen? Er ist eindeutig der Aurum. Es nützt nichts, wenn sie ihm den Unterarm abtrennen. Nur Ihr gemeinsam als Paar, Du der Guardian als Geber und Du der Aurum als Empfänger. Dein Sperma ist die Energiequelle für Erik.“

„Sein Sperma ist eine Energiequelle?“, fragte Erik.

„Ja.“ Ginio verstand nicht, warum sie es nicht wussten. „Ihr habt miteinander geschlafen und ich gehe davon aus, wenn ich so direkt sein darf, dass Du in Ihm gekommen bist. Bedeutet, dass Dein Sperma die Adern auf Eriks Körper praktisch vergoldete. Es wird Dir auch immer helfen zu heilen, falls Du mal verletzt sein solltest.“

„Heilen?“

„Ja, es heilt Dich.“ Ginio ging regelrecht auf in seinem Wissen.

„Was soll das bedeuten? Mein Sperma kann Erik heilen?“

„Sagen wir zum Beispiel, er bricht sich ein Bein, dann würde Dein Sperma für einen schnelleren Heilungsprozess beitragen. Praktisch sofort. Ein Arztbesuch wäre nicht erforderlich.“

„Sofort?“

„Es handelt sich hier um Magie. Verletzungen heilen sofort. Fühlst Du Dich, zum Beispiel, nach einem Aurum-Sprung schwach, kann sein Sperma Deine Energie wieder aufladen.“

„Das ist ja verrückt.“ Erik stellte sich schon im Kopf die verrückte Szene vor, wenn er verletzt auf der Strasse liegt und Xilim ihn beglückt, kann er quasi sofort wieder aufstehen. Dies wollte er genauer wissen. „Ich wäre verletzt und er muss in mir kommen, damit ich wieder gesund bin?“

„Das klingt wirklich schräg.“ Xilim stand auf und lief zum Fenster.

Ginio lachte etwas: „Ihr müsst doch nicht sofort Sex haben, sobald er sich verletzt. Sein Körper heilt selber, das bringt die Magie in Ihm mit sich. Durch die Magie der Planeten sowieso. Es ist nur eine Möglichkeit, durch Dein Sperma den Heilungsprozess zu beschleunigen.“

„Verstehe.“ Xilim hatte es wohl schon verstanden. „Was ist mit Telepathie?“

„Genau, das sollte auch schon funktionieren. Habt Ihr dies schon ausgetestet?“, fragte Ginio gespannt.

„Ja.“

„Aber nur von Ihm zu mir.“, betonte Xilim am Fenster fast traurig.

„Dann dreht das Spiel um und Ihr werdet sehen, es funktioniert auch anders herum.“

„Das haben wir vermutet, aber noch nicht umgesetzt.“

„Euer Sperma ist praktisch Eure Energie. Ihr baut Euch gegenseitig das Aurum-Schild auf.”, erklärte Ginio.

„Irgendwie kommen immer mehr und neue Fragen auf.“, meinte Erik und ging zu Xilim ans Fenster.

„Ihr könnt mich alles fragen, ich helfe immer gerne.“

„Zurück zur Zeremonie“, begann Erik neben Xilim. „Ich denke, wir sollten direkt zur Quelle springen, sobald sie bereit ist, noch bevor Brakakus dort sein kann. Nur so können wir gemeinsam als Erstes die Zeremonie durchführen.“

„Könnt Ihr nicht mit diesem Brakakus reden und es Ihm erklären?“

„Das hatte ich doch versucht!“, meinte Xilim wieder genervt.

„Aber er weiß nichts, von Eurer Verbindung und den goldenen Adern auf seinem Körper!“

„Nein. Wir haben es bisher keinem, ausser Dir, gezeigt.“, sagte Erik.

Xilim weiter: „Wenn die Ignarier gesehen hätten, dass sie keine Chance auf den Aurum haben, wäre das eine enorme Niederlage für sie. Allein nur, dass der Sohn das vollständige Emblem hat, war ein Wunder. Wenn sie nun sinnlos nach Ronaris gekommen wären, wäre das Volk derart getroffen und wer weiß, was dann mit der Allianz wird.“

„Was redest Du da?“, fragte Ginio. „Nur weil sie erneut nicht den Aurum stellen, werden sie nicht die Allianz verlassen.“

„Woher weißt Du das?“

„Woher weißt Du das!“, betonte Ginio fast genervt.

„Ich denke, wir sollten mit Brakakus reden und Ihm alles unter vier oder sechs Augen erklären. Ich habe ein gutes Gefühl, dass er es verstehen wird.“

„Er ist wie sein Vater, da kann man nichts erklären.“ Xilim war sich sicher. „Du hast Ihn erlebt, wie er darauf bestanden hat, es mit Dir zuerst zu machen.“

„Wir haben noch drei Tage Zeit. Lass uns mit Ihm treffen und und sprechen.“

„Ich denke, das ist eine gute Idee!“, bestätigte Ginio Erik.

Xilim schaute Erik an.

„Ich habe ein gutes Gefühl bei Brakakus.“

Xilim seufzte: „Gut. Ich liebe Dich zu sehr, als Dir nicht zu vertrauen.“ Er umarmte Erik wieder sehr fest, wobei Eriks Gesicht in seinen grossen Brustkorb gedrückt wurde. Erik nutzte die Gelegenheit und atmete seinen Duft tief ein.

„Sehr schön.“ Er stand auf. „Es ist unglaublich toll, Euch so zusammen zu sehen. Xlia war auch richtig begeistert, als sie hörte, dass Ihr beide vorbeikommt. Lasst uns was trinken im Garten. Sie warten sicherlich schon sehnsüchtig.“

Beide küssten sich und folgten Ginio aus der Bibliothek. Im Flur Richtung Garten blieb Erik kurz stehen: „Ich muss kurz auf die Toilette!“

„Beim Haupteingang links von hier.“, zeigte Xilim. „Wir sind auf der Terrasse.“

Wieder gab es einen kurzen Kuss, dann folgte er dem Fingerzeig von Xilim. Erik erreichte wieder das grosse Foyer. Er blieb kurz an einer Reihe von Familienbildern stehen. Es war Xilim oft zu sehen. Mal mit seiner Mutter, dann mit seiner Schwester Xania. Viele Bilder gab es von den Zwillingen Xio und Xia. Auch Ginio war oft zu sehen. Ein einziger Mann fiel Erik jedoch ganz besonders ins Auge. Er war ähnlich gross gebaut wie Xilim selber. Er war für ronarische Verhältnisse stark behaart und hatte einen gewaltigen Bart. Er war auf einem Bild mit Xilim und seiner Mutter zu sehen, ein zweites war mit Xilim, Xania und Ihm selber. Mehr gab es nicht. Es musste also wohl deren Vater sein.

Ein Geräusch von zerbrechendem Glas holte ihn aus seinen Gedanken. Er drehte sich sofort in die Richtung des Geräusches, konnte aber nichts erkennen. Er wartete ein paar Minuten, aber es blieb ruhig.

Seine Blase meldete sich wieder und er machte sich erneut auf den Weg zu den Toiletten. Er wurde aber wieder unterbrochen, weil sein Blick auf die Eingangstür gezogen wurde. Sie war offen. „Ungewöhnlich.“, murmelte er und lief zur Tür. Auf dem Weg dahin sah er draußen von weitem den Kleinbus, wovor eigentlich die Soldaten in Reihe stehen sollten, aber er sah sie nicht. Er öffnete die Eingangstür weiter, um genauer zum Kleinbus zu blicken. Nur ein Soldat war zu erkennen, jedoch nicht in stehender Position. Er lag.

„Was zum …?“, fragte er sich und schaute sich vorsichtig um.

Kein anderer Soldat war zu sehen. Er dachte kurz nach und war sich der unsicheren Lage bewusst. Es war etwas faul hier. Vier Robotersoldaten wurden unschädlich gemacht. Die Eingangstür zu Xilims Elternhaus war offen. Dann das Geräusch von zerbrochenem Glas. Erik fasste wie ein Detektiv zusammen und kam zu dem Ergebnis, dass jemand ins Haus eingedrungen ist. Sicher mit diesem Ergebnis wollte er wieder in die Villa gehen, musste die Eingangstür wieder etwas aufschieben, weil sie von selbst wieder fast geschlossen war. Als er eintreten wollte, hörte er plötzlich vor sich: „Hallo Erik.“

Er blickte nach oben vor sich und stand vor drei dunkelgekleideten Gestalten.

„Brakakus?“, dann wurde ihm ein Tuch vor die Nase gehalten und er konnte noch erkennen, wie Brakakus ihn lächelnd auffing. Eriks Wahrnehmung verschwand etwas und er konnte nur noch sehen, dass er ihm eine Tuch um den Kopf wickelte. Dann verlor er das Bewusstsein.

(7) - Erik hat ... eine Armfessel*

 In kleinen Schritten kam Erik wieder zu sich. Er nahm frische Luft wahr und konnte tief durchatmen. Er erinnerte sich an den letzten Moment, als ihm Brakakus ein Tuch vor das Gesicht drückte. Etwas weiter entfernt erkannte er noch zwei weitere dunkele Gestalten. Der Geruch von diesem scharfen Mittel verspürte Erik immer noch in seiner Nase. Er öffnete langsam, sehr langsam, seine Augen. Er lag auf einem Bett, es fühlte sich zumindest sehr weich an. Sein Blick fiel zunächst auf eine Raumdecke, helles Grau und Lichtstreifen in Linienform waren zu erkennen. Er spürte jedoch irgendetwas Beklemmendes an sich: Seine Unterarme waren mit grossen Metallklammern verbunden. Er schaute an sich herunter. Tatsächlich waren seine beiden Arme mit einem Stab fixiert. Seine Hände waren frei, aber die Unterarme lagen in einem Metall-Rahmen, der durch einen Stab mit dem anderen Unterarm jeweils verbunden war. Er konnte seine Hände weder zusammenlegen, noch auseinanderziehen. Er überprüfte, ob er die Beine bewegen konnte, das erschien auf Anhieb so.
Klamotten! Okay, zumindest hier hatte er noch alles an, was er wusste. Zusammengefasst, lag er also irgendwo gefesselt auf einem Bett! Erik schaute sich um. Es war wohl eine Kabine, wesentlich grösser als die von Xilim in seinem Vira-Shuttle. Das Bett war aber genauso groß wie das von Xilim. Aus dem Fenster blickend konnte man nur einen sternenklaren Himmel erkennen.
Erik setzte sich auf. Es war ein helles, sehr kaltes Zimmer, im Sinne von leblos. Es könnte also ein Gästezimmer sein. Oder doch eine Gefängniszelle? Er sah wieder zum Fenster, ein Mond wurde sichtbar. Er stand auf und ging langsam Richtung Fenster, so wie es seine Fessel zuließen und erkannte, dass er auf einem Raumschiff war: Er sah den Planeten Ronaris unter sich und zwei Monde in naher Entfernung. Er warf den Blick zurück in das Zimmer, in dem er eingesperrt war und versuchte heraus zu finden, wo genau er sich befand, außer dass es ein sehr spärlich eingerichtetes Zimmer war. Für ein Hotel wäre es maximal einen Stern wert, zwar modern alles, aber nur das Nötigste. Er ging zu der Eingangstür und versuchte diese durch das Nähertreten zu öffnen, ähnlich wie es auf Vira funktionierte. Aber es passierte nichts.
Er lauschte an der Tür, konnte aber nichts hören. Er blickte wieder zurück ins Zimmer und testete erneut: „Computer?“, sagte er, bekam aber keine Antwort. Somit trat er zurück ans Fenster und versuchte etwas mehr vom Raumschiff zu erkennen. Es muss aber so gebogen sein, dass er nichts weiter erkennen konnte.
„Gut. Erik.“, sprach er zu sich. „Gefesselt und entführt an Tag drei. Prima Lebenslauf! Dann sind wir mal gespannt, wie die Ignarier so sind.“ Er setzte sich wieder auf das Bett.
Was Xilim wohl macht? Er dachte an Xilim und fragte sich, ob Xilim vernahm, dass Erik an ihn dachte und erhoffte sich, darüber eine Verbindung zu ihm herstellen zu können: "Hörst Du mich?"

 

Er hörte Geräusche von draussen vor der Tür.
Stampfende Geräusche.
Dann sagte jemand etwas, was Erik leider nicht verstehen konnte. Danach wurde es ruhig für ein paar Minuten. Als sich Erik schon wieder dem Fenster widmen wollte, ging die Tür auf.
„Ah! Willkommen auf ISS Kantan!“ Der Planetor von Ignaris Bubbaus Babarayis trat ein. Hinter ihm folgte sein Sohn Brakakus.
Erik hob schweigend seine Augenbrauen hoch.
„Es geht Ihnen gut?“, fragte Bubbaus.
Erik schwieg.
Brakakus stellte sich neben seinen Vater und schaute Erik mit fast schon fragenden Augen an. Es machte auf Erik den Eindruck, als ob er in einer anderen Stimmung wäre als sein Vater.
„Gut.“, ergab sich Bubbaus der stillen Lage. „Als Erstes möchte ich mich für diesen Umstand des Treffens entschuldigen!“
Erik hob wieder die Augenbrauen und kippte fragend den Kopf.
„Wir wollten sicher gehen, dass wir ungestört sind.“
Als ob das nicht mit einer netten Frage zu regeln gewesen wäre!", dachte sich Erik.
„Das Anliegen meines Sohnes wurde ja leider von Ihrem Guardian keiner wirklichen Beachtung geschenkt...“
Das habe ich anders in Erinnerung.
„... daher sahen wir uns fast schon gezwungen, uns hier zu treffen.“
"Aha. Im Palast war das also nicht möglich. Gut." Erik schaute Brakakus an, der etwas nervös wirkte.
„Wir möchten mit Ihnen unser Anliegen nochmals besprechen. Zumindest möchte Ihnen mein Sohn etwas anbieten.“ Dabei zeigte er nur seitlich zu Brakakus.
Erik schwieg weiter und zeigte mit einer Geste, dass ihm gerade alles egal ist.
Im selben Moment änderte sich Brakakus Auftreten. Als ob es sein grosser Einsatz wäre, nun für sich selbst zu sprechen.
„Wir lassen Euch alleine!“, schlug sein Vater vor und drehte sich auf der Stelle um und verließ das Zimmer. Die Tür ging hinter ihm zu und Erik und Brakakus waren alleine.
Es war kurzzeitig sehr still und Erik schaute ihn mit grossen Augen an.
Brakakus war nervös und holte tief Luft: „Es tut mir leid.“, waren seine ersten Worte. „Es war nicht meine Idee, Dich hier auf die Kantar zu holen. Mein Vater übertreibt es oft gerne. Es tut mir wirklich leid.“
Erik zeigte sich etwas erleichtert, schwieg aber noch.
„Es ist nicht einfach, gegen meinen Vater zu sprechen und was im Palast passierte, das war etwas sehr spontan, was ich eigentlich nicht bin.“, erklärte er sich.
„Das bist Du auch nicht, sondern Dein böser Vater?“, sprach Erik zu Brakakus und präsentierte seine Fesseln.
„Nein. Das war auch nicht meine Idee.“
„Dann nimm es mir ab!“
„Kann ich nicht.“
„Wieso nicht? Keine Schlüssel oder doch Angst?“ Erik kam genervt rüber.
„Erik. Noch mal, es tut mir leid und ich bin nicht der, der das hier so wollte.“
„Ich bin aber trotzdem hier und bin gefesselt.“
„Ja.“
„Dann ändere es und ich schenke Dir Glauben.“
„Du schenkst mir was?“
„Glauben. Ich glaube Dir.“
„Nein. Doch, also... ach... nimm die Dinger von mir!“ Er war etwas genervt und dachte: "Bitte lass Ihn nicht dumm sein."
„Das kann ich nicht.“
„Wegen Deinem Vater?“
„Ja.“
„Dann bin ich also doch ein Gefangener?“
„Aus Sicht meines Vaters schon.“
„Aus Sicht Deines Vaters. Und wie sieht der Planetor-Sohn das Ganze? Hat das keine Bedeutung?“
„In unserer Welt nicht.“
„Eurer Welt.“ Erik seufzte, na, das wird noch interessant.
„Es läuft bei uns Ignariern etwas anders als bei Euch auf Terraris oder auf Ronaris.“
„Ich habe schon gehört, dass es härter bei Euch zugeht!“
„So würde ich es nicht sagen.“
„Egal. Fakt ist, Ihr habt mich entführt.“, erinnerte er sich. „Gott, Du warst es selbst, der mich entführt hat!“
Brakakus setzte sich auf das Bett: „Anweisung meines Vaters.“
Erik drehte sich zum Fenster: „Klingt, als ob er der Aurum werden will und nicht Du.“
Darauf reagierte Brakakus nicht.
„Oh!“, bemerkte Erik. „Das stimmt sogar! Interessant.“
„Es ist Bestimmung, dass ich der goldene Imperator sein werde.“
„Bestimmung. Kein Wille? Naja, ist ja bei mir nicht anders." Wenn er wüsste, dass ich bereits die Aurum-Linien habe, dachte Erik in sich.
„Wieso?“
Erik drehte sich zu Brakakus, der schon fast niedlich auf dem Bett saß und Erik anstarrte. Seine langen Haare waren zu einem Zopf gebunden und unter seiner Uniform schauten überall Haare hervor. Das Haar im Gesicht war getrimmt und der Bart sehr gepflegt, aber auch getrimmt. Seine hellen, braunen Augen stachen etwas hervor und man konnte diesem eigentlich hübschen Ignarier nicht böse sein, je länger man ihn anstarrte.
„Wäre es denn nicht auch Deine Bestimmung, der Aurum zu werden?“
Erik setzte sich zu Brakakus: „Schau mal, wenn es Bestimmung wäre, wieso kann es dann Deine Bestimmung sein? Oder umgekehrt. Wie kann es meine Bestimmung sein, wenn es Deine wäre?“
Brakakus dachte sichtbar nach.
„Ich denke nicht, dass es Bestimmung ist. Aus irgendwelchen Gründen haben wir wohl beide...“, "und Xilim", „... diese Embleme. Weiss der Gott, warum ich sie habe.“
„Wer ist Gott?“
Erik wiegelte ab: „Eine Redensart.“
„Ah. Okay.“
„Wir haben Sie nun mal, und nun muss diese ominöse Quelle entscheiden, wer es wird.“
„Es ist nicht wirklich die Quelle.“, murmelte Brakakus erst.
„Was?“
„Was?“
„Es ist nicht die Quelle?“
Brakakus holte Luft: „Doch, es ist die Quelle, zumindest ein Teil. Das goldene Naphta...“
„Naphta?“
„Ja. Auf Terraris sagt man, so glaube ich, Toil.“
„Öl.“
„Ja. Öl.“
„Wie furchtbar." Ich muss in Öl tauchen?", fragte sich Erik ängstlich.
Brakakus merkte sein Zweifel: „Es ist nicht schlimm. Es ist eher weich und man fühlt sich wie in einer grossen Decke.“
„Decke?“
„Es wird sich um Dich legen und es fühlt sich an, als wenn Du schweben würdest.“
„Hast Du es schon einmal gemacht?“
„Nein. Wir haben einen Simulator dafür.“
„Einen Simulator?“
„Ja. Wir können es gerne ausprobieren.“
Erik hob seine Hände: „So?“
„Oh.“
„Brakakus. Bisher kommst Du mir aufmerksam rüber. Aber...“
Er stand auf: „Ich rede mit ihm. Wenn Du uns Glauben schenken solltest, dann sollten wir Dich nicht als Gefangenen behandeln, sondern aus der Gefangenschaft befreien.“ Er lief zur Tür.
„Danke.“
Er drehte sich um: „Du musst mir nur zwei Dinge versprechen.“
Was kommt jetzt?... „Was meinst Du?“
Er kam zwei Schritte zurück zu ihm: „Versprich mir nicht zu fliehen, egal auf welche Art.“
„Was noch?“
„Gib mir eine Chance.“
„Eine was?“
„Chance. Eine Chance, Dir zu beweisen, dass ich es wert wäre.“
„Wovon redest Du da?“
Brakakus suchte sichtlich nach Worten: „Wenn es zur gemeinsamen Zeremonie kommt, möchte ich, dass es ohne Gewalt oder ähnlichem passiert. Gib mir die Chance, Dir zu beweisen, dass ich kein brutaler Ignarier bin. Gib mir die Chance, Dir meine gute Seite und mich selbst zu zeigen.“
"Oh Gott, er will mit mir schlafen oder was?"
„Egal. Bitte gib mir Deinen Glauben und ich gebe Dir meinen! Okay?“
„Du willst, dass ich Dir ... meinen Glauben schenke und nicht abhaue.“
„Genau.“
Erik spielte auf Zeit.
Brakakus wartete gespannt.
„Gut.“
Er lächelte.
„Gut. Ich gebe Dir eine Chance. Aber in drei Tagen ist die Zeremonie. So viel Zeit hast Du nicht.“
„Sehr gut. Ich werde Dich nicht enttäuschen.“ Er drehte sich um und verschwand.
"Nicht, dass er mit mir in die Quelle steigen will. Große Güte." Erik stand auf und ging mit seinen Fesseln zum Fenster. Er schaute auf Ronaris herunter und versuchte die Hauptstadt zu erkennen. „Wo bist Du nur Xilim?"

* * *

Zur gleichen Zeit etwa auf Ronaris

„Erik ist weg.“, schrie Xilim auf der Terrasse.
Alle sprangen auf: „Was?“
„Er ist entführt worden.“
„Nicht Dein Ernst.“
„Ich wollte ihm auf die Toilette folgen und dann sah ich nur die offene Eingangstür und die Soldaten draußen waren...“
„Was waren sie?“
„... aus? Kaputt?“
„Was redest Du da?“, schrie seine Mutter.
„Mutter. Erik wurde entführt und die Soldaten sind tot.“
„Grosse Güte, wer entführt den Aurum?“
Xilim lief nervös hin und her: „Die Babarayis!“
„Wer?“
Ginio kannte den Namen: „Planetor Babarayis!“
„Der Planetor von Ignaris? Der soll Erik entführt haben? Wieso?“
Ginio versuchte zu erklären: „Sein Sohn hat auch das Emblem und verlangte die gemeinsame Zeremonie mit Erik als Erstes zu vollziehen.“
„Und deswegen entführt er Ihn?“
„Nein.“, sagte Xilim, „Doch. Wir haben es abgelehnt.“
„Wir?“
„Ja. Luluis wollte das nicht entscheiden und ich wollte es nicht.“
„Oh Gott.“
„Egal. Wir müssen herausfinden, wo er ist.“, schlug Ginio zur Beruhigung vor.
„Was ist mit Onkel Erik?“, fragte Xia.
Xilims Mutter widmete sich den Kleinen: „Kommt Ihr mal mit, wir essen jetzt brav zu Abend und die zwei Männer müssen etwas Dringendes klären.“
„Komm.“, sagte Ginio und zog Xilim Richtung Eingangstür. Der Soldat lag immer noch vor dem Wagen.
Ginio kniete sich über einen und schaute, ob er ihn irgendwie wieder wiederbeleben kann: „Mist. Mit diesen modernen Dingern kenne ich mich nicht aus.“
„Mist.“, schimpfte Xilim weiter vor sich hin. „Ich darf Ihn nicht alleine lassen. Er kennt niemanden hier. Ohne mich ist er hilflos.“
„Ach komm, so hilflos ist Erik bestimmt nicht.“
„Es müssen die Babarayis gewesen sein, wer sonst sollte ihn entführen?“
Ginio stand wieder auf: „Es macht auch keinen Sinn, einen öffentlich bekannten Aurum-Anwärter zu entführen. Das macht jede Glaubhaftigkeit an der Loyalität der Ignarier zunichte.“
„Aber wer sonst sollte Interesse an Erik haben?“
„Das ist eine gute Frage. Zumal er noch nicht lange hier ist.“
„Eben.“ Xilim wirkte etwas verzweifelt. "Drei Tage. Gerade jetzt wo alles so perfekt war.“
Ginio legte seinen Arm auf seine Schulter: „Ich bin mir sicher, dass er in den drei Tagen mit Dir viel gelernt hat. Allein der Sprung!“
„Der Sprung.“ Xilim dämmerte was. „Er muß doch in der Lage sein, zu springen.“
„Weiss er, dass es alleine geht?“
„Ja. Das weiss er.“
„Dann hoffe ich sehr, dass er springt.“
Xilim verkrampfte seine Hände in seinen Haaren: „Hätten wir nur Sex gehabt!"
„Was?“
„Entschuldige. Er kann mit mir telepathieren, aber ich nicht mit ihm.“
„Das ist blöd. Bedeutet aber, dass Du ihn hören kannst.“
„Wenn er an mich denkt und zu mir redet, sollte das so sein. Wir haben es bisher nur heute probiert, weil es eben nur einseitig ging.“
„Blöd.“
„Wir wollten es schnellstmöglich ... ändern.“
Ginio überlegte: „Aber, wenn er wirklich an Dich denkt und dabei redet, dann könnte man doch so herausbekommen, wo er sich befindet.“
„Mag sein.“
„Einzig die Entfernung spielt sicher eine Rolle.“
„Genau!“ Daran hatte Xilim nicht gedacht.
„Lass uns nachschauen. Vielleicht finden wir einen Eintrag, wie weit die Entfernung nur sein darf."
„Perfekt.“ Dann rannten beide zurück ins Haus. Ohne weiteren Umweg gingen beide sofort in die Bibliothek zurück. Hier begann Ginio, in einem der vielen Regale zu suchen.
„Nach was soll ich schauen?“
„Es müsste ein Emblem auf dem Buch sein.“ Kurz darauf hatte Ginio es schon gefunden. „Hier.“ Er rannte zum Schreibtisch. Dann blätterte er wild im Buch herum, war aber bereits nach einigen Seiten sichtlich ratlos.
„Nichts?“, fragte Xilim.
Er schüttelte den Kopf: „Bisher nichts.“ Er gab so schnell aber nicht auf und nach weiteren gefühlten zwanzig Seiten blätterte er plötzlich langsamer: „Hier. Hier wird zumindest vom Kontakt zwischen Aurum und Guardian gesprochen.“
„Details wegen der Telepathie?“
„Moment.“ Er las alles im Schnelltempo durch, aber trotzdem sorgfältig. „Bisher nichts… nur das es geht.“
„Steht denn dort auch, wie man es genau aktiviert?“
Ginio schaute Xilim fragend an: „Das weißt du doch und ich denke, Du hast es schon aktiviert.“ Er grinste ihn an.
„Ja. Ich meinte aber, ob ich es eventuell aktivieren kann, ohne das Erik in mir kommen muss.“
„Ach so!“ Er suchte weiter. „Gute Frage, aber…“, er suchte, „… bisher nichts.“
„Entfernung?“
„Nichts.“ Beide waren sichtlich enttäuscht, sie hatten so gehofft, dass das die Lösung gewesen wäre, Erik zu finden.
Xilim lief durch die Bibliothek: „Wir haben es bisher nicht getestet.“ Er schimpfte fast und war sauer auf sich selber.
„Ihr macht es doch auch erst seit letzter Nacht.“
„Bisher standen wir nur nebeneinander und kon…“
Hörst Du mich?
„… Was?“, schrie Xilim.
„Was ist los?“, wunderte sich Ginio.
„Ich höre ihn!“ Xilim war begeistert und rannte automatisch zum Fenster.
„Du hörst ihn?“
„Ja. Er fragte gerade, ob ich ihn hören kann.“
„Du hörst ihn!“ Ginio stellte sich neben Xilim ans Fenster. „Weiter?“
„Nichts!“ Xilim überlegte. Er presste die Augen zusammen und hielt scheinbar die Luft an.
„Und?“, fragte Ginio.
„Nichts.“ Er wirkte enttäuscht. „Sag noch was Erik!“, rief er aus dem Fenster.
Doch es gab keine Reaktion weiter.
Draußen im Garten kam Xilims Mutter um die Hausecke: „Was schreit Ihr so?“
„Xilim hat Erik gehört?“
„Ist er doch hier?“, fragte sie.
„Nein. Sie haben doch telepathische Verbindung. Zumindest Erik zu Xilim.“
„Ach Quatsch. Dann kannst Du ihn hören. Wo ist er?“
„Weiß ich nicht, er sagt nichts mehr.“
„Was hat er denn gesagt?“ Sie wurde neugierig.
Dann kamen die Kinder dazu: „Mama? Dürfen wir noch Eis haben?“
Sie wandte sich ab und verschwand wieder.
„Nichts?“, fragte Ginio.
Xilim schüttelte den Kopf und drehte sich in die Bibliothek zurück.
Als ob das nicht mit einer netten Frage zu regeln gewesen wäre!
Plötzlich erstarrte er.
„Was? Erik?“
„Ja. Nette Frage?“
„Was?“
„Er sagte, ob es nicht mit einer netten Frage zu regeln…“
Das habe ich anders in Erinnerung.
„… Moment. Wieder.“
„Was?“
„Warte.“ Xilim hörte wieder in den Garten hinein.
Aha. Im Palast war das also nicht möglich.
„Es muss ein Gespräch sein. Ich vermute mit den Entführern.“
„Sagt er, wer es ist?“
Xilim schüttelte den Kopf.
Wenn es sein muss.
„Irgendwas muss er wohl machen oder zulassen.“
„Puuuh… hoffe das ist nichts Schlimmes.“
Xilim hörte weiter in den Garten, als ob Erik dort stehen würde.
„Und?“
„Nichts.“ Xilim dachte sichtlich nach. „Wenn es Brakakus und sein Vater ist, dann geht es sicherlich um die Zeremonie.“
„Aber Erik sagte nicht, wo er ist.“
„Nein. Bisher klingt es so, als ob er damit nicht rechnet, dass ich ihn höre.“
Ginio blätterte weiter in seinem Buch: „Es muss irgendwo stehen, wie diese Kommunikation aufrecht gehalten werden muss oder kann.“ Er wurde etwas wütend. „Es kann nicht sein, dass es keine Aufzeichnung davon gibt.“
Xilim hörte wohl auch nichts mehr und drehte sich wieder zu Ginio.
Er klappte das Buch zu und schaute in das Regal zu dem Platz, wo das Buch vorher stand. „Wer könnte ansonsten noch über die Aurum-Geschichte informiert sein?"
Xilim überlegte: „Eventuell…“
Bitte lass ihn nicht dumm sein.
„… Nicht dumm sein?“, wiederholte Xilim.
„Was?“
„Erik sagte gerade, dass jemand nicht dumm sein sollte.“
„Brakakus?“
„Kann sein. Brakakus war recht still neben seinem Vater und sprang aufgeregt auf, als er diese Bedingung stellte. Man konnte ihm ansehen, dass er über seinen eigenen Schatten sprang. Los Erik…“ Xilim redete in sich hinein. „… sag wo Du bist und ich bin so schnell ich kann bei Dir.“ Seine Stimme zitterte leicht.
Ginio bemerkte es und fühlte mit ihm: „Nichts weiter?“
„Nein. Wieder eine Pause. Ich glaube, er weiss nicht, dass ich Ihn hören kann.", schlussfolgerte Xilim.
Na das wird noch lustig.
„Jetzt scheint es, lustig zu werden.“, wiederholte Xilim.
Ginio zog nur die Augenbrauen hoch: „Klingt jetzt nicht so, als ob er leiden würde, oder?“
„Nein. Scheinbar nicht.“
„Das ist doch schon einmal etwas Gutes.“
Xilim lief wieder zum Fenster und schaute in den Sternenhimmel: „Was muss ich tun, damit ich Dich…“
Wenn er wüsste, dass ich bereits die Aurum-Linien habe.
„Es ist Brakakus!“, rief Xilim.
„Sicher?“
„Ja. Er sagte gerade, dass man seine Aurum-Linien wohl noch nicht entdeckt hat.“
„Das ist gut. Bedeutet, man hat ihm auch körperlich noch nichts angetan.“ Er freute sich für Xilim und legte seine Hand auf Xilims Schulter.
Xilim freute sich sehr, aber die eine Träne hing noch immer im Auge fest.
Und Xilim.
„Ja?“, sagte Xilim nur.
„Was sagt er?“
„Nur meinen Namen.“
„Weiß er es doch? Man, das ist verrückt alles.“
Xilim lief Richtung Tür.
„Wo willst Du hin?“, fragte Ginio und folgte ihm.
„Ich kann nicht warten und hoffen, dass er was sagt. Es wird definitiv Brakakus und sein Vater sein. Ich fahre zu Luluis und er muss mir sagen, wo die Bastarde sind. Ich bin mir sicher, dass er bei ihnen ist.“
"Ich komme mit Dir."
„Wohin wollt Ihr?“, rief die Mutter.
„Zum Kantonar…“
Ich muss in Öl tauchen.
„… Was?“, schrie Xilim.
„Was ist los?“
„Er soll in Öl tauchen?“
„Wie bitte?“ Ginio war ebenfalls entsetzt.
Xilim lief wieder los. Er ging schnell auf den Kleinbus zu: „Hilf mir!“ Dabei zeigte er auf die Roboter. Die Roboter trugen beide in die Kabine des Kleinbusses, worin er vorher mit Erik noch saß.
Was kommt jetzt?
Xilim blieb plötzlich stehen.
„Was?“, fragte Ginio unter enormer Roboterlast.
„Irgendwas kommt jetzt wohl!“
„Leg ihn rein!“ Ginio schob Xilim mit dem Roboter vorwärts. „Er ist schwer.“
Beide warfen einen weiteren Roboter in den Kleinbus.
„Das auch keiner merkt, dass diese Dinger ausgeschaltet sind. Ich meine, wozu sind es Roboter, wenn man die nicht überwacht.“
„Es sind die Roboter von Luluis. Vielleicht vermisst er sie nicht.“ Dann griffen beide zum letzten Roboter und warfen ihn in die eigentliche Sitzkabine.
Oh Gott, er will mit mir schlafen oder was?
„Was?“, schrie Xilim wieder.
„Was ist nun?“ Ginio war scheinbar von dieser einseitigen Dramaturgie genervt: „Sag wenigstens, was er immer sagt!“ Er stieg auf der Fahrerseite ein.
„Brakakus will wohl mit ihm schlafen!“
„Du spinnst doch!“ Auch Ginio erstarrte nun.
Xilim stand noch draußen vor dem Kleinbus.
„Steig ein. Wir sollten uns beeilen.“
Xilim stieg ein und Ginio startete den Kleinbus. Dann rauschten sie mit vollem Tempo Richtung Hauptstadt. Gleichzeitig versuchten Sie, über die Konsole den Palast zu erreichen.
Nicht das er mit mir in die Quelle steigen will. Große Güte.
„Oh Gott. Brakakus will mit Erik in die Quelle steigen.“ Xilim schlug sich die Hände vor das Gesicht.
„Das würde bedeuten, dass Brakakus mit ihm Sex haben müsste.“
„Kanton-Palast. Wie können wir helfen?“, kam eine Stimme aus der Konsole.
„Xilim Xhirisis hier. Wir sind auf dem Weg zu Ihnen und müssen dringend Kantor Luluis sprechen.“
„Ich vermute, er wird schon schlafen.“
„Dann wecken sie ihn!“, schrie Xilim, „Er…“
Wo bist Du nur Xilim?
Dann starrte Xilim Ginio mit großen Augen an.
„Was?“, schrie er während er auf der Schnellstrecke alle Tempolimits überschritt.
„Ich kann ihn nicht einfach wecken.“, sagte die Stimme von der Konsole.
Xilim kam wieder zu sich und schrie: „Es geht um das Leben des Aurums!“
Kurze Stille.
„Ich kümmere mich darum. Wann sind Sie in etwa da?“
Ginio schaute auf den Bildschirm vor sich: „Neun Minuten!“, schrie er.
Dann wurde die Kommunikation beendet und der Kleinbus raste mit Hochgeschwindigkeit in die gigantische Hauptstadt Ronar.

* * *

ISS Kantar, fünfzehn Minuten später

Brakakus und Erik kamen an einer großen Metalltür an. Hinter ihnen liefen drei ignarische Soldaten, diese waren echt und keine Roboter wie bei den Ronarier.
„Hier ist das Holodeck.“
„Scherz!“, schaute Erik Brakakus skeptisch an. „Ihr habt ein Holodeck?“
„Ja? Wieso nicht?“
„Dachte, das gibt es nur bei Star Trek.“
„Wo?“
„Nichts. Also, hübsch. Und dieses Holodeck kann dann sicherlich die Quelle darstellen und wir werden es testen?“
Brakakus war verwundert: „Ja. Woher weißt Du das?“
„Habe ich mir so gerade gedacht.“, zuckte er nicht überrascht.
Dann tippte Brakakus an einer Anzeige und die große Metalltür öffnete sich und es war eine riesige orangefarbene Höhle zu sehen. Beide traten hinein. Die Soldaten positionierten sich vor der Metalltür, die direkt hinter Brakakus und Erik sich schloss.
Die Höhle glich einer riesigen Kuppel, schien aber nach oben, kein Ende zu nehmen. In der Mitte erkannte man eine Lichtquelle. Im Bodenbereich der runden Höhle waren mehrere Durchgänge zu erkennen, auch hier war eine Symmetrie erkennbar. Die Durchgänge lagen jeweils gegenüber. Zwischen den Gängen befanden sich riesige Spiegel, die jedoch die Höhe der Durchgänge nicht überschritt. An der gegenüberliegenden Seite, von der beide eintraten, war das Quellwasser zu sehen, wie es in dem scheinbaren Bergmassiv verschwand. In der Mitte der Höhle lag ein kleiner See, das musste wohl die Quelle sein.
„Das ist die goldene Quelle?“, fragte Erik zaghaft.
„Genau.“ Beide schritten nah an die Quelle heran. „Zumindest sieht sie so aus. Dies ist hier nur ein Hologramm.“, grinste Brakakus.
Erik hockte sich herunter. Es war tatsächlich eine goldene Masse, die einem Ölteppich glich: „Wohin geht das alles? Das ist ja hier nur eine Art See, wo ist die Quelle selbst?“ Erik legte vorsichtig seine Hand über den so aussehenden Ölteppich.
„Die ist unterirdisch. Also nicht sehr tief, aber fast mittig.“ Brakakus blickte nach oben, „Computer! Das Aurum Wasser entfernen.“
Dann verschwand - wie aus Zauberhand - das ganze goldene Öl und man sah wie tief dieser See war und dass mittig eine Art Fels lag, worin an der Spitze ein Loch erkennbar war.“
„Das kommt alles aus diesem Loch?“
„Genau.“
„Und das ist alles Gold?“
„Es ist kein wahres Gold. Es ist ein Naphtha, es ähnelt dickflüssigen Wasser.“
„Also Öl.“
„Kann sein, dass Ihr es auf Terraris so nennt. Sobald es das Bergmassiv verlässt, verfärbt es sich unter freiem Himmel hellblau und versinkt wieder in den Boden.“
„Es versinkt im Boden?“
„Ja. Man kann also nicht viel damit machen außerhalb dieses Aurum-Tempels.“
„Aurum-Tempel?“
„Genau. Vor vielen tausenden Jahren badeten hier viele Ronarier und eines Tages kam es zu dieser Aurum-Reaktion bei einem dieser Ronarier.“
Erik stellte sich unwissend: „Welche Art Reaktion?“
„Man sagt, er trat in das Naphtha und bekam am Oberkörper mehrere Linien. Erst dachte man, es sind Verletzungen, aber es gab keine Schmerzen oder ähnliches. Dieser Mann damals kam mit seiner Frau heimlich wieder zurück und beide hatten dann Sex und es war der erste Aurum geboren mit spezieller Magie.“
„Das habe ich bereits gesagt bekommen.“
„Denke ich mir.“
„Und nun willst Du das mit mir machen?“, schaute Erik Brakakus fragend an.
Brakakus antwortete nicht sofort. Er stand sehr friedlich mit seinem massiven behaarten Körper neben Erik und dachte wohl nach: „Naja. Die Regeln sagen das aus, dass es nur mit einem sexuellen Akt zur Ernennung des Aurum kommt.“
„Warst Du schon drin?“
„Hier?“
„In der echten Quelle?“
„Nein. Da kommt man nicht so einfach hin. Die ist richtig abgeriegelt. Hier in diesem Hologramm... ja.“ Dabei schaute er gespannt in dieses tiefe Loch.
„Es passierte nichts?“
„Nein. Wie sollte es das? Es ist ein Hologramm und kann nicht entscheiden, was wirklich passiert.“
„Aber Du hast es sicher passieren lassen!“, zielte Erik auf eine Antwort.
Brakakus lächelte: „Ja klar.“
Erik grinste auch, schaute Brakakus dabei interessiert an. Wie wohl dieser riesige haarige Mann mit diesen Linien aussehen würde.
„Du willst es sehen?“
Ahnungslos nickte Erik.
Brakakus dachte kurz nach. Ihm wurde klar, dass er das Vertrauen von Erik bekommen musste, damit er die Chance auf eine gemeinsame Zeremonie hatte: „Du bist Dir sicher?“
„Bin ich mir. Ich habe noch nie diese Linien gesehen!“
„Und einen nackten Ignarier?“
Erik riss die Augen auf: „Ja. Das auch noch nie.“
Brakakus zögerte etwas: „Okay. Ich habe das auch noch nie vor einem Terrarier gemacht.“ Er zog seine Uniform aus. Das Oberteil war mit einem etwas härteren Ruck seitlich plötzlich offen und er zog das Brustteil von sich ab. Darunter kam eine tiefschwarze, aber haarlose Brust zum Vorschein. Die massive Behaarung hörte seitlich auf und begann kurz vor dem Hals wieder. Die haarlose Region war von einer sichtbar sehr harten Oberfläche bedeckt, man sah hier enorm muskulöse Regionen, ähnlich wie die von Xilims Körper. Dann strich sich Brakakus die Armteile ab und auf seinem linken Unterarm wurde das von Haaren befreite Emblem sichtbar. Beide Arme waren vollständig behaart. Dann drehte sich Brakakus etwas von Erik weg und zog seine Uniformhose herunter. Am Rücken war er ebenfalls massiv behaart und das verlief bis runter zu seinen Füssen. Es schien, als ob alles sorgfältig getrimmt wurde für diesen Moment.
„Schlimm?“, murmelte Brakakus.
Erik schüttelte den Kopf: „Nein. Ich habe nur noch nie so viele Haare gesehen. Sieht aus, als würdest Du das alles ordentlich rasiert haben.“
„Nein. Sie werden nicht länger.“ Er drehte er sich vollständig zu Erik und man sah seinen Penis. Einen ignarischen Penis, der völlig anders aussah, als der von Xilim.
„Das ist also das böse Teil?“
„Böses Teil?“
„Man sagte mir, dass der sexuelle Akt bei Ignariern nicht gerade romantisch ist.“
Brakakus kniff seine Lippen zusammen: „Das stimmt leider.“
Erik schaute sich den Penis natürlich genau an, aus der Position, in der er war. Er hatte in diesem Zustand etwa die Länge von Brakakus Hand und es wirkte wie ein weiches Rohr, denn an der Spitze erkannte man den dunkelroten, inneren Penis, wie Erik es sich erklärte.
„Die bösen Krallen sind hier.“ Brakakus zog das weiche Rohr nur ein kleines Stück hervor und man sah, wie sechs kleine Haken hervortraten.
Eriks Augen wurden groß: „Und das willst Du…“, er hörte auf.
„Computer. Das Aurum Wasser wieder hinzufügen.“ Brakakus stieg in das goldene Wasser, dass sich mit jedem Stück, um ihn legte. Er lächelte zu Erik und hielt seine Hand zu ihm: „Und jetzt bist Du dran.“

Erik erstarrte und dachte an seine Aurum-Linien. Er darf meine Linien nicht sehen!

(8) - Erik hat ... eine geniale Idee*

 

Es war schon tief in der Nacht, als Xilim mit Ginio den Kantonar-Palast erreichten. Dort wurden Sie bereits vom Kantonar selbst und einer anderen Delegation erwartet. Der Planetor von Terraris stand mit Frau und Tochter in dem Saal, wo letztens erst das Streitgespräch mit Planetor Babarayis stattfand. Sollte nun das nächste Streitgespräch folgen? Luluis Augen wirkten müde, er musste also wirklich schon im Bett gewesen sein. Anders bei dem Planetor von Terraris, dessen Augen waren hellwach und strahlten. Sie schienen sich schon, einige Minuten zu streiten:

„Ich kann Ihnen versichern, dass es einen trifftigen Grund für seine Abwesenheit gibt, Planetor Hohlmann.“ Luluis sah wirklich genervt aus.

„Wenn es einen trifftigen Grund gibt, bin ich wohl derjenige, der diesen gewiss erfahren sollte.“

Luluis war erleichtert, als er Xilim sah: „Herr Xhirisis.“ Er lief auf ihn zu, endlich eine Ablenkung vom Gespräch.

„Und wer ist das nun wieder?“, fragte Planetor Hohlmann verärgert.

„Das ist Xilim Xhirisis, der goldene Guardian des künftigen Aurums.“ Er nahm Xilim fest in den Arm.

„Dem Künftigen?“ Dann stand der kleine Planetor vor Xilim. Er war nur minimal größer als Erik und hatte hellblondes Haar. Eine kräftige Figur, die anderen ranghohen Personen nicht ähnelte. Er wirkte schon fast muskulös und sein Gewand straffte sich, als er Xilim die kleine terrarische Hand reichte.

„Es ist mir eine Ehre!“, verbeugte sich Xilim.

„Vielen Dank. Vielleicht können Sie mich aufklären. Ich wurde als Planetor in einen Kanton-Palast gebracht und nicht zum ronarischen Planetor oder gar zumDom, um dort den Anwärter des goldenen Imperators zu treffen, der schließlich von Terraris kommt.“ Er wirkte sauer.

Er ist gut informiert, dachte sich Xilim: „Ich kann Ihnen alles erklären, aber es wird Sie leider nicht erfreuen.“ Er zeigte auf eine Sitzgruppe hinter ihnen und wollte versuchen die brenzlige Situation zu entspannen, zwar mit schlechten Nachrichten, aber zumindest mit einem Update.

„Das habe ich bereits gemerkt.“ Er folgte Xilim zur Sitzgruppe.

„Wir haben leider massive Probleme, der Grund, warum es zu Änderungen im Ablauf der Zeremonie kam ... .“

„Was für uns Glück bedeutete. Schließlich ist die Anreise aus Terraris auch nicht einfach für uns.“

„Ist es das?“, fragte Xilim Richtung Luluis.

Ginio sprang ein: „Auf Terraris ist nur ein kleiner Teil des Volkes über die Allianz informiert.“

„Wieso das?“

„Das hat regionalen Gründe.“, betonte Hohlmann sehr bewusst. „Nun klären Sie mich über die katastrophale Stimmung auf.“

Xilim blickte zu Luluis, er nickte: „Gut. Punkt eins: Planetor Fullum ist tot.“

„Wie bitte?“, schrie Hohlmann. Er wollte schon fast wieder aufspringen und seine Frau und Tochter war die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Sie waren alle drei geschockt.

Xilim holte tief Luft: „Er ist an einer Überdosis Ghorianis Kraut gestorben.“ Der Planetor sackte etwas in sich zusammen: „Ach was.“ Aus dem Sessel zu steigen, war ihm soeben schier unmöglich.

„Das ist leider noch nicht offiziell bekanntgegeben worden.“, gab Luluis weiter.

„In diesem Fall hat die Familie Fullum, um Zeit gebeten. Es war zwei Tage vor dem Eintreffen von Herrn Mittmeier.“

„Daher überschlagen sich hier auf Ronaris gerade die Ereignisse.“, fügte Ginio hinter Xilim stehend hinzu.

„Verstehe. Welche Probleme gibt es noch?“

„Der Sohn des ignarischen Planetors hat ebenfalls ein vollständiges Emblem auf seinem Unterarm und besteht auf eine … .“, Xilim unterbrach. „… Änderung des Ablaufs der kommenden Zeremonie!“

„Änderung? Welche Art Änderung?“

„Herr Babarayis junior möchte als Erster die Zeremonie mit Herrn Mittmeier vollziehen.“, sprach Luluis, er wollte auch etwas beitragen.

Herr Hohlmann schaute skeptisch zu seiner Frau und dann wieder zu Xilim, man sah wie er grübelte: „Ist es denn schon offiziell, dass Herr Mittmeier der Aurum wird?“

„Ja.“, meinte Xilim.

Mit dieser Antwort hatte auch Luluis nicht gerechnet.

„Woher wissen Sie das?“, fragte Hohlmann.

Xilim kniff die Lippen zusammen.

„Sag bloß, er hat die Aurum-Linien schon?“, fragte Luluis.

„Korrekt!“, bestätigte Xilim

Herr Hohlmann war überrascht: „Das geht rasant, finden Sie nicht?“ Er schaute ihn mit einem sehr eindringlichen Blick an, der mehr als nur diese paar Worte sagte. Er war ausgezeichnet darüber informiert, dass die Aktivierung der Aurum-Linien nur durch sexuellen Kontakt entstand. Entsprechend war seine Körperhaltung und eben dieser scharfe Blick zu Xilim.

„Das mag sein, aber liegt nicht in Ihrem Zuständigkeitsbereich.“

Stirnrunzeln vom Planetor: „Waren das alle Probleme, oder liegt ansonsten noch etwas an?“

„Ja. Es gibt aktuell ein weiteres Problem.“

„Wo bin ich nur gelandet?“, murmelte Hohlmann leise in sich. „Welches?“

„Herr Mittmeier ist gegen seinen Willen auf der ISS Kantar.“

„Wie bitte?“ Er sprang auf und stellte sich hinter die Couch, worauf er eben noch saß.

Schweigen.

Er griff an sein Kinn und dachte erneut nach. Er blickte zu Luluis: „Was ist hier nur los? Es wird wirklich Zeit für einen neuen Aurum. Fünf Jahre ohne einen goldenen Imperator waren definitiv zu lange. Hier läuft ja alles aus dem Ruder.“ Er war richtig schlecht gelaunt.

Luluis stand auf: „Beruhigen wir uns. Es bringt nichts, wenn wir auch noch streiten. Wir sollten gemeinsam einen Weg finden.“

„Ich? Ich soll Euch einen Weg aus dieses Desaster suchen?“ Er tippte auf die Schulter seiner Frau: „Sarah! Lass uns gehen. Wir werden uns eine Unterkunft im Dom selbst organisieren.“

„Das geht nicht!“, murmelte Luluis und stand ebenfalls auf.

Xilim erschrak.

Hohlmann erstarrte und ging langsam auf Luluis zu: „Wie bitte?“

„Das ist zur Zeit nicht möglich.“

„Das ist nicht Ihr Ernst.“ Er stand nun sehr dicht vor Luluis: „Es ist Ihr Glück, dass wir hier in Begleitung meiner Frau und meiner Tochter sind. Anderenfalls würden Sie jetzt nicht mehr auf Ihren beiden riesigen Füssen stehen. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass für mich und meine Familie eine Unterkunft im Dom zur Verfügung steht…“

„Wegen der Requirierung der Aurum-Armee.“, schwappte aus Luluis heraus.

„Was hat die Requirierung einer eigentlich bestehenden Armee mit den Quartieren der Planetoren zu tun?“

Luluis war trotz seiner Größe eingeschüchtert: „Derzeit übernachtet das Personal dort, das die Aufgabe hat, die Armee wieder zu aktivieren.“

Diese Antwort schien, den Planetor zu beruhigen. Er drehte sich wortlos zu seiner Frau um und nahm ihre Hand. Seine Tochter folgte schweigsam. An der Saaltür blieb er stehen. Er drehte sich um und wandte sich zu Xilim: „Ich gehe davon aus, dass Sie sich, als der goldene Guardian, verpflichtet fühlen, Herrn Mittmeier wieder zurück zu holen von diesen Barbaren.“ Er dachte kurz nach und wandte sich an Luluis: „Ich habe keine Ahnung, wie es Ihnen gelungen ist, diese Position zu bekleiden. Ich spreche im Interesse der Planetoren, und gehe davon aus, dass Sie dieses Chaos hier bis zur Zeremonie beseitigt haben. Anderenfalls sehe ich mich gezwungen, Sie Ihres Amtes zu entheben.“ Dann wandte er sich wieder ab und verschwand.

Die großen, goldenen Türen schlossen sich von selbst und hinterließen eine miese Stimmung im Saal. Es war ruhig. Garantiert fünf Minuten standen Luluis, Ginio und Xilim im Saal und verarbeiteten die Ansage des kleinen Planetors von Terraris.

„Wohin geht er jetzt?“, brach Ginio das Eis.

„Er hat ein Quartier hier im Palast bekommen.“, murmelte Luluis und lief zu dem Schreibtisch im Saal.

Xilim setzte sich in Ruhe zurück in seinen Sessel.

„Was für ein unfreundlicher Terrarier.“, murmelte Luluis weiter und holte eine Flasche Alkohol aus dem Schreibtisch. Dann ging er zu einer Bar und holte drei Gläser, kam zurück zum Tisch: „Trinken wir einen darauf.“

„Ich glaube nicht, dass das unsere Probleme löst.“, meinte Xilim.

„Erklären Sie mir erst einmal, was auf Ihrer Farm passiert ist.“

„Das sollten Sie eigentlich Ihre Roboter-Soldaten fragen.“

„Das ist auch schon geschehen, nur die Auswertung ist noch im Gange, vermute ich mal. Prost!“ Er setzte sich auch wieder.

„Erik wurde von Brakakus entführt und ist auf der ISS Kantar.“

„Woher wissen Sie das?“ Luluis beruhigte sich sichtlich.

„Erik kann einseitig mit Xilim telephatieren und hat entsprechende Informationen in Gedanken abgegeben, die versichern, dass er sich bei den Babarayis befindet.“, erklärte Ginio.

„Wie holen wir ihn zurück?“, fragte Luluis entspannt.

„Ich werde hochfliegen und ihn holen.“

„Das wird so leicht gehen, denken Sie?“

Xilim nickte und nippte einmal.

„Gut. Ich gebe Ihnen ...“

„Nein.“

„Nein?“

„Nein, ich mache das alleine!“

„Alleine?“, fragte Ginio, der sein Glas schon leer hatte.

„Wir machen das alleine.“, wiederholte Xilim, er betonte "Wir".

„Gut. Ich habe ausreichend Probleme hier.“ Er schaute dabei durch den Raum.

„Bekommen Sie das alles hin?“, fragte Xilim.

Luluis atmete tief durch und wiegelte ab: „Klar. Leonaris kümmert sich um die Armee-Requirierung, Laura und Lara um die Zeremonie und die Ehrenparade. Ich werde morgen mit Lamar die Veröffentlichung von Planetor Fullum bekannt- geben.“

„Klingt nicht nach Chaos!“, meinte Ginio.

„Finde ich auch!“, bestätigte Luluis. „Ich weiß nicht, was Hohlmann hat.“

„Gut. Dann werden wir uns sofort zur ISS Kantar aufmachen.“

„Gut. Einwandfrei.“ Alle drei stießen miteinander an und nahmen den letzten Schluck aus dem Glas.


* * *

ISS Kantar, Holodeck, zur gleichen Zeit

Brakakus Blick mit weit geöffneten Augen hatte einen leichten Touch von Traurigkeit. Er wusste, dass seine gewaltige Körpergröße dem doch kleineren Terrarier Schmerzen zufügen konnte, falls es doch zu einem sexuellen Akt kommen würde. Er verspürte keinerlei Gefühle oder intime Reaktionen seines Körpers, wenn er nur daran dachte. Das war anders, wenn er an seine Frau dachte. Doch dieser kleine Terrarier sollte sein Sexualpartner in der Aurum-Zeremonie werden? Er konnte es sich definitiv nicht vorstellen und hatte ein wenig Hoffnung, aus dieser ganzen Lage zu kommen, auch wenn es die komplette Tradition und die Erwartungen seines gesamten Volkes zerstören würde. Zumal es eine ewig alte Tradition ist, die man nicht ändern kann, aber man sollte es. Seine Gedanken schwirrten ab und noch immer stand Erik vor ihm am Rand der virtuellen Quelle und hatte sich seiner Kleidung nicht entledigt.

Erik selbst wusste nicht, was er machen sollte. Wie würde Brakakus reagieren, wenn er alles erfährt? Wenn er die Linien sieht und damit auch klar ist, dass er mit Xilim bereits Kontakt hatte und es eigentlich aussichtslos ist, dass er zumindest der Guardian wird. Aber aktuell hatte Brakakus ja noch immer Hoffnung auf den Aurum. Die Enttäuschung musste für ihn dann sehr groß sein. Geschweige denn die von seinem brutalen Vater und des gesamten Planeten Ignaris. Er blickte auf diesen doch netten Ignarier. Würde er der goldene Guardian, ergäbe es doch nur Sinn, dass er nicht nur die Magie aller drei Planeten vereinte, sondern es auch entsprechend jeweils ein Guardian von jeden Planeten gäbe. Warum nur einen Guardian? Er ging auf die Knie.

Brakakus kam einen Schritt zu ihm.

„Stopp. Bleib, wo Du bist.“, mahnte Erik.

Er ging wieder den Schritt zurück.

„Ich muss Dir was sagen. Oder besser, zeigen.“

Man sah Brakakus seine aufkommende Neugier und Skepsis an.

Eigentlich wollte Erik noch etwas sagen, aber er entschied, dass er es ihm einfach zeigen sollte. Er stellte sich auf seine Knie und begann langsam, das weiße Oberteil hochzuziehen.

Brakakus verstand erst nicht, warum er es so spannend machte. In dem Moment, als er begann den Anblick zu genießen, sah er den Beginn einer andersfarbigen Linie auf Eriks Körper.

Erik zog nun das Oberteil über seine Brust hinweg und streifte es über den Kopf ab. Er beobachte, nun mit freiem Oberkörper, die großen Augen von Brakakus. Er konnte nicht einschätzen, ob er nun geschockt oder fasziniert war. So vergingen gefühlte Minuten und beide bewegten sich nicht.

Brakakus kam nun den Schritt wieder auf Erik zu. Kurz vor ihm hob er seine Hand aus dem Quellwasser, die goldene Flüssigkeit perlte wie in Zeitlupe von seinem haarigen Arm ab. Er hatte diese Art Linien noch nie gesehen und wollte sie berühren.

Erik war sehr aufgeregt und erkannte, dass Brakakus doch eher erstaunt, als erbost war. Er streckte seine Hand nach seinem Oberkörper. Seine Fingerspitze berührte dann eine der Linien. Er suchte sich auch noch eine Linie aus, die den ganzen Oberkörper quer durchstreifte. Brakakus stand direkt und sehr nahe vor Erik und folgte selbst begeistert seinem Finger auf der Linie.

Brakakus schaute zu Erik: „Es ist wunderschön.“, sagte er sehr leise. „Du bist ein gut aussehender Terrarier. Diese Linien ...“, Dann vertiefte er sich in die nächste Linie. „... spürst Du was?“

„Nein. Gar nichts.“

„Seit wann hast Du diese Linie?“

Wieder eine Frage, die Erik nur mit einer Offenbarung beantworten konnte und die Gefahr schüren würde, dass er sauer wird: „Seit letzter Nacht.“

„Wie ist das passiert?“

Er will auch jedes Detail wissen, dachte sich Erik: „Es ist durch Xilim passiert.“

Dann hört Brakakus plötzlich auf zu fragen, zog seine Hand weg und schaute ihn wieder direkt an: „Durch Xilim?“

„Ja. Wir haben miteinander geschlafen.“

„Oh!“, sagte Brakakus nur und ging einen Schritt wieder zurück.

Mist, dachte sich Erik wieder. Er hoffte weiter, dass Brakakus vom Ritual wusste.

Nach einem zweiten Schritt blieb Brakakus stehen und blickte in das goldene Öl: „Ich weiß von dem Ritual, dass der richtige Guardian diese Linien bei dem künftigen Aurum erzeugt.“

Erik sackte zurück auf seine Beine, er saß nun: „Wirklich?“

„Klar. Es war mir schon klar.“

„Du wusstest es?“

„Mehr oder weniger hatte ich es geahnt. Ihr ward sehr vertraut miteinander, als ich Euch das erste Mal gesehen habe. Als Xilim auch noch so reagierte auf meine Forderung, war es mir schon klar.“

„Bist Du enttäuscht?“

Brakakus spielte im Quellwasser: „Ein wenig.“

Erik wollte seine Beine ins Wasser legen und stand dafür auf.

„Stopp!“, rief Brakakus.

„Was?“

„Nicht mit Kleidung.“ Er zog seine dunkelen Augenbrauen hoch.

Erik grinste und zog seine Hose aus, womit er nun auch nackt war. Die Linien liefen über seinen ganzen Körper. Einige Linien waren sehr schwer erkennbar, andere waren sichtbar tief in Eriks Haut markiert. Er setzte sich auf den Rand der Quelle und tauchte langsam seine Beine hinein. Wie er bei Brakakus sah, schmiegte sich die Flüssigkeit wie eine Creme um seine Beine. Sie streichelte regelrecht seine Haut beim Eintauchen und der Teil, der sich schon darin befand, schwebte. Es war nicht wie Wasser, es fühlte sich dickflüssiger an, aber trotzdem leicht und ohne jeden Widerstand.

Brakakus kam wieder zu ihm und stellte sich direkt vor ihn: „Ich würde lügen, wenn ich nicht enttäuscht wäre. Es gab schon Jahrhunderte keinen Ignarier mehr als Aurum. Das wäre toll gewesen.“

„Auch nicht als Guardian?“

Brakakus schaute an sich herunter: „Damit?“

Erik schaute auch runter, sah aber nichts, da die Flüssigkeit nicht durchsichtig war.

„Ich würde jeden Ronarier und Terrarier verletzen.“

„Bedeutet das, dass Du nie geplant hast, mit mir ...“

„Nein.“, er grinste aber.

„Sicher?“

„Okay, ich habe mal darüber nachgedacht. Aber nein.“

„Warum sind wir dann beide nackt?“

„Du musst nackt sein, um in die Quelle steigen zu dürfen.“

„Auch in eine holografische?“

„Auch in so eine ja.“, dann griff er nach Eriks Arm. „Komm!“

Erik wurde von ihm ins Wasser gezogen und stand dann natürlich bis zum Hals im Wasser. Brakakus lachte und griff nach ihm. Erik spürte seinen behaarten Unterarm an seinem Po und setzte sich darauf. Dann hob er ihn etwas mehr aus dem Quellwasser: „Und?“, fragte Brakakus.

„Fühlt sich gut an.“

Brakakus lief mit ihm fast eine Runde in dem Wasser und Erik spielte mit der Flüssigkeit und sah, wie es an Brakakus Körper unterschiedlich abperlte. An den Haaren hielten sich die Tropfen fast fest, an seiner tiefschwarzen, haarlosen Brust rollten sie haltlos herunter.

„Es tut mir leid.“, sagte Erik dann.

„Wieso? Das hast Du ja nicht entschieden.“

„Nein. Aber ich habe das Gefühl, dass es Dir wichtig gewesen wäre.“

„Klar. Meinem Vater erst recht.“

„Oh stimmt. Wirst Du es ihm sagen?“

Brakakus überlegte sichtbar: „Schon möglich.“

„Wieso habe ich das Gefühl, dass Du mehr enttäuscht bist, als Du es mir zeigst.“

„Bin ich das?“

„Ich kann es mir sehr gut vorstellen.“

Brakakus lächelte kurz in sich hinein: „Richtig. Ich wollte es unbedingt. Meines Vaters Willen. Er war so stolz, als er damals das Emblem unter den ganzen Haaren entdeckte, und ich war noch so klein. Er freute sich, als würde er es selbst haben. Ich verstand damals noch nicht, was los war. Einzig sein Verhalten mir gegenüber wurde schlagartig anders. Meine Brüder und Schwestern verstanden das anfangs auch nicht. Zumal mein Vater mehr und mehr verbissen darauf war, dass ich der Aurum werden sollte. Was am Anfang die Freude über das Emblem war, wurde mit der Zeit immer mehr zur Belastung. Er wollte es allen beweisen ... will er ja heute noch.“ Er schaute sich sein Emblem an. „... und dann hörte er, dass Du auf dem Weg nach Ronaris bist. Er schleppte mich sofort ins Raumschiff und wir waren ebenso auf dem Weg nach Ronaris. Ich denke, wir trafen Euch beide damals.“

„Ohlenhoo?“

„Genau.“, grinste Brakakus. „Wir waren auf der ISS Oho. Der Kapitän wollte Euch unbedingt abfangen. Aber dann habt Ihr ein Sprung vollzogen und da war mir schon bewusst, dass das mit dem Aurum nichts wird.“

„Du scheinst, über dieses Thema viel zu wissen."

„Wenn Du fast täglich damit konfrontiert wirst, dann lässt es sich nicht vermeiden. Ich versuchte fast schon Auswege zu finden.“

„Auswege?“

„Ja. Wie komme ich aus dieser ganzen Geschichte heil heraus, aber das ist fast unmöglich.“

„Fast?“

„Na ja, jetzt, mit Dir und Xilim bin ich raus.“

Erik schaute ihn traurig an.

„Mein Vater wird das nicht gut aufnehmen. Da müssen wir uns etwas einfallen lassen.“ Er lehnte sich an den Rand der Quelle und verschränkte seine Arme unter seinem Kopf.

„Wird er sehr enttäuscht sein?“

„Nun, er ist der Planetor und sein Sohn hat die vollständigen Embleme. Ja, sehr.“

„Dann lass uns überlegen, wie wir ihm das mitteilen.“

„Ich habe lange gelesen und geforscht. Nach Auswegen gesucht, die mich befreien können, aus diesem Heiligtum ...“ Wieder schaute er sein Emblem an. „..., aber es ist nicht möglich. Es klebt auf Dir wie eine Markierung. Ich habe mich dann mit dem Gedanken Guardian zu werden, beruhigt. Es gab oft Terrarier, die einen ronarische oder ignarischen Guardian hatten. Mit Xilim ist das für mich auch abgehackt.“

Erik versuchte aufzustehen, was jedoch wieder mit dem Halb-versinken endete und Brakakus ihn fast retten musste.

„Setze Dich hierhin.“ Er nahm ihn und setzte ihn auf seinen Oberschenkel.

Erik spürte Brakakus Penis beim Bewegen seiner Beine: „Schade, dass ich keinen zweiten Guardian haben kann. Das wäre doch für einen Aurum, der drei Planeten vertritt, viel besser.“

Brakakus Augen wurden groß: „Zwei Guardians?“

„Ja.“, philosophierte Erik weiter. „Der Aurum ist der goldene Imperator von drei Planeten. Warum soll eine Planetenart nicht im Aurum vertreten sein? In meinem Fall als der terrarische Aurum sollte es doch möglich sein, dass ich einen ronarischen und einen ignarischen Guardian habe. Dann wäre das goldene Team auch vom Emblem her komplett.“

Brakakus setzte sich aufrecht hin, damit rutschte Erik näher an ihn heran.

Erik konnte Brakakus Penis nicht mehr ausweichen.

„Wieso eigentlich nicht.“

„Es ist nur eine Idee. Ich habe keine Ahnung, ob es mal zwei Guardians gab?“

„Das ist eine berechtigte Frage. Ich hätte da auch schon eine Idee, wer uns da helfen kann.“ Brakakus nahm Erik kurz hoch und stand auf. Er ging mit ihm auf dem Arm aus der Quelle und stellte ihn vor sich ab: „Und übrigens, ich beabsichtigte wirklich nicht, mit Dir sexuell zu werden.“ Er schaute dabei auf seinen Penis.

„Das beruhigt mich etwas.“

Während er sich wieder anzog: „Da hat auch meine Frau ein Wort mit zu reden.“

„Du hast eine Frau?“

„Ja klar. Wer will einen Typen wie mich nicht haben?“ Er lachte und gab Erik einen kleinen Schubs.

Erik lachte auch und folgte Brakakus zum Holodeck-Eingang.

„Computer. Programm beenden!“, rief Brakakus und lief auf die Tür zu.

Diese öffnete sich und auf der anderen Seite standen sein Vater mit vier Soldaten!

 

* * *

Weltraum um Ronaris, Vira-Shuttle, zur gleichen Zeit

„Was hast Du vor?“, fragte Ginio Xilim, als beide im Vira-Shuttle auf die ISS Kantar steuerten.

„Vorerst nett sein.“, meinte Xilim.

„Einkommende Nachricht!“, sagte Vira.

„Abspielen!“, antwortete Xilim.

„ISS Kantar hier, bitte identifizieren Sie sich!“, kam eine andere Stimme.

„Xilim Xhirisis von Ronaris! Ich möchte zum Planetor Babarayis!“

„Diesen Wunsch haben viele. Haben Sie eine Antritts- genehmigung?“

„Ich denke, der Planetor hat meine Genehmigung schon vorliegen."

„Die wäre?“

„Den künftigen Aurum, Erik Mittmeier.“

„Einen Moment.“ Es wurde kurz ruhig.

„Sie müssen uns an ...“

Mist, meine Aurum-Linien. Er darf sie nicht sehen!

„Nein!“ Xilim griff an seinen Kopf.

„Was ist?“, fragte Ginio.

„Erik. Er denkt wieder an mich. Er ...“ Xilim hielt die Luft an. „... Brakakus wird seine Linien sehen!“

„Oh! Das ist nicht gut.“

„Ich muss den Mistkerl aufhalten. Das kann böse ...“

„Einkommende Nachricht!“

„... Freigeben!“

„ISS Kantar wieder. Landung erlaubt! Bitte fliegen Sie zum Hangar 71B. Sie werden dort von einer Eskorte erwartet. Ende!“

„Oh. Ging ja gut.“, meinte Ginio.

„Das ging wirklich schnell. Vira: Du hast verstanden?“

„Ja. Ich habe verstanden! Kurs auf Hangar 71B!“ Vira flog praktisch alleine, in leuchtender Begleitung eines Strahls der ISS Kantar, in das riesige Raumschiff hinein.

„Ich hoffe, wir kommen nicht zu spät.“

„Kann Deine Vira nicht Erik erfassen?“

„Stimmt. Vira: Scanne nach Erik auf der Kantar!“

„Verstanden! Starte Scan!“

„Möglich, dass sie ihn findet.“, meinte Xilim.

„Erik Mittmeier befindet sich auf dem Holodeck der ISS Kantar.“

„Na toll. Ist er alleine?“

„Nein. Brakakus Babarayis ist ebenfalls dort.“

„Klingt zumindest nicht nach einem Gefängnis.“, meinte Ginio.

„Er könnte die Farm meiner Fam. …“

Er will auch jedes Detail wissen.

Wieder erstarrte Xilim: „Er will jedes Detail wissen.", sprach Erik.“

„Er erzählte ihm alles?“

„Ich hoffe nicht. Brakakus wird sicher wütend, wenn er die Linien sieht.“

Mist.

„Was denn jetzt wieder?“, fragte Ginio fast genervt.

„Mist. Er sagte nur Mist.“

„Wird Zeit, dass Dich Erik nimmt ...... Es ist ja nicht auszuhalten, diese einseitige Unterhaltung. Wieso, jetzt Mist?“

„Ich weiß es nicht!“, Xilim war wohl auch genervt.

Das Shuttle durchflog das riesige Tor im Herzen der ISS Kantar, durchflog ein Hangar mit dutzenden kleinen Schiffen, vorbei an einigen größeren und dann bog Vira nach rechts und setzte zum Landeplatz an. Ohne erkennbaren Funktionen fuhr die gesamte Energieleistung hörbar herunter.

„Vira: Bleib bitte immer startklar!“

„Verstanden!“

„Los!“ Xilim schob Ginio Richtung Ausgang, wo sie bereits von einer vierköpfigen Eskorte von Soldaten erwartet wurden. Kommentarlos setzten sich zwei der vier Soldaten vor ihnen in Bewegung. Die anderen Beiden blieben hinter ihnen. Dann wurden Sie durch den Hangar zu einem Fahrstuhl geführt. Auch hier hatte sie Begleitschutz von den Soldaten. Nach gefühlten zehn Minuten im Fahrstuhl öffneten sich die Türen und eine helle weiße, angenehme Umgebung wurde sichtbar. Ganz vom Gegenteil erwarteten dunkelen Zustand der Ignarier und des Hangars, der ISS Kantar selbst, war es im Innenraum des Raumschiffes strahlend hell. Fast schon klinisch sauber! Zwei Soldaten schritten wieder voraus und ebneten den Weg durch die Gänge in einen kleineren Raum, einer Art Konferenzsaal mit einem großen langen Tisch. Als Ginio und Xilim im Raum waren, verließen die ersten beiden Soldaten den Raum wieder und schlossen die Tür. Sie waren alleine.

„Seltsam. Habe mir die ignarischen Raumschiffe dunkeler vorgestellt.“, meinte Ginio.

Xilim testete die Tür noch einmal, die aufging und die vier Soldaten waren zu sehen: „Flüchten geht also nicht.“

„Flüchten?“, fragte Ginio, der auf Entdeckungsreise im Raum war.

„Nur so eine Idee.“ Xilim lief Ginio hinterher und blieb am Fenster stehen. Man sah den Hangar von sehr weit oben.

Dann öffneten sich die Türen wieder und zwei Soldaten traten hinein. Es folgte der Planetor Babarayis. Danach erschien Brakakus an der Seite von Erik.

„Erik!“, rief Xilim und lief um den Tisch herum.

Erik lief ihm in die Arme: „Oh man, nur ein paar Stunden und ich habe das so vermisst.“, murmelte Erik zwischen Xilims Brüsten entspannend.

„Ich konnte Dich immerzu hören.“, murmelte er Erik zu.

„Was?“, erschrak Erik. „Die ganze Zeit?“

„Ja. Von Anfang an, als Du mich gerufen und wie Du gehofft hast, dass er nicht dumm sei.“ Er streichelte Erik durch sein Haar.

„Stimmt. Ich erinnere mich, und er ist überhaupt nicht dumm.“, Erik lächelte zu Brakakus, der eine Augenbraue hob.

„Gut. Nachdem alle wieder vereint sind, kommen wir zu dem Geschäft.“, begann Planetor Babarayis.

„Geschäft? Hier gibt es kein Geschäft. Sie können froh sein, dass Sie der Planetor sind. Eine Entführung eines Anwärters auf den Aurum dürfte sich in Ihrer Vita nicht gut machen.“

„Das mag sein. Aber trotzdem geht es hier um den Ablauf der Zeremonie und wir haben unsere Bedingung gestellt und werden auch von dieser nicht abweichen.“

„Das könnt Ihr vergessen. Anstatt einfach und normal mit uns zu reden und sich zu einigen, entführt Ihr Erik und denkt nun, dass Ihr Eure Bedingung erzwingen könnt?“

Brakakus machte plötzlich eine kleine, fast unscheinbare Kopfbewegung, welche Xilim bemerkte. Jener schaute zu Erik und bemerkte die Antwortreaktion: „Was ist los?“

Erik schob Xilim etwas zur Seite: „Vertraue mir, aber Brakakus ist zu hundert Prozent auf unserer Seite. Er weiß alles und ist das Gegenteil von seinem Vater. Vertrau mir!“ Beide blickten wieder zum Planetor.

„Planetor Babarayis. Wie Sie wissen, hatte ich eine ausgedehnte Unterhaltung mit Ihrem Sohn, welche sehr lehrreich war und ich kann Ihnen hiermit bestätigen, dass ich Ihrem und dem Wunsch Ihres Sohnes zustimme.“

„Was?“, riefen Xilim und Ginio zeitgleich.

Alle anderen im Raum lächelten.

„Nun, das freut mich. Auch wenn es mich überrascht. Dann sehe ich keinen Grund mehr für Misstrauen und biete Ihnen an, sich auf unserem Schiff zu Hause zu fühlen.“, strahlte der Planetor regelrecht. „Gut. Es sind Deine Gäste, Brakakus.“ Er verließ kommentarlos den Raum.

Zurückblieben die erstarrten Ronarier Xilim und Ginio und der Ignarier Brakakus mit Erik. Als die Türen geschlossen waren, schoss Xilim sofort los: „Was geht hier vor?“ Er war entsetzt.

Brakakus lächelte.

„Vertrau mir, Xilim.“ Erik lehnte sich an Xilim, während Brakakus auf sie zukam.

„Vertrau ihm. Ich tue es auch!“, lächelte er.

Xilim war noch immer skeptisch.

„Ich weiß alles, Erik hat mir alles erklärt und gezeigt. Im Gegenzug habe ich ihn über alles aufgeklärt.“, begann Brakakus.

„Es ist nicht er, der den Druck aufbaut. Es ist sein Vater.“

„Richtig.“, bestätigte Brakakus.

„Das merkt man definitiv.“, beruhigte sich Xilim.

„Du hast einen sehr schlauen und hübschen Mann an Deiner Seite.“

„Denkst Du?“, fragte Xilim.

„Ich weiß es. Er hatte auch eine ausgezeichnete Idee, die eines Aurum würdig ist.“

„Ach. Und die wäre?“, fragte Xilim zu Erik.

„Wir suchen einen Weg, dass Brakakus der zweite Guardian wird.“

„Wie bitte?“, wunderte sich Xilim.

„Grandios!“, sagte Ginio im Hintergrund.

„Wie kommst Du auf so eine Idee?“ Xilim war nicht begeistert.

„Schau. Ich repräsentiere als Aurum drei Welten, aber ich habe mit einem Guardian nur zwei Welten vereint. Wieso soll der Aurum nicht auch für die dritte Welt zuständig sein? Wieso ist es nicht möglich, zwei Guardians aus den anderen Welten zu haben? Ich als Terrarier werde der Aurum und vertrete Terraris symbolisch. Du Ronaris und Brakakus dann Ignaris. Zu dieser Konstellation kann keiner Nein sagen.“

„Das ist eine geniale Idee!“, sagte Ginio erneut.

„Finde ich auch.“, meinte Brakakus.

Xilim setzte sich, schaute abwechselnd Erik und Brakakus an.

Den Blick kannte Brakakus: „Ich bräuchte Ihre Hilfe!“, richtete er sich an Ginio.

„Mich?“

„Ja. Ich kenne jemanden, der sich ausgezeichnet mit der Geschichte des Aurums auskennt.“ Er zeigte auf die Tür.

„Sehr gut. Jetzt kennen Sie zwei.“

„Prima. Sag Brakakus zu mir.“

„Ginio.“ Beide lächelten sich an und verschwanden aus dem Raum.

Erik setzte sich auf ein Bein von Xilim und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„Habt Ihr?“

„Haben wir was?“

„Sex?“

Erik lachte: „Sehe ich verletzt aus?“

Xilim grinste.

„Du kannst ihm vertrauen. Ja, wir waren gemeinsam in der Quelle und wir waren nackt. Ja, ich habe seinen Penis gesehen, aber Brakakus hat kein Interesse an Sex mit mir.“

Xilim atmete tief durch.

„Brakakus ist jemand, der in diese Rolle gezwungen wurde. Von seinem Vater und von der Tradition. Er suchte einen Ausweg und wir fanden einen passenden. Einen, den auch seiner Frau gefallen würde.“

„Frau?“

„Ja. Er hat eine Frau.“

„Also nicht Manyunell?“

„Nein. Auch nicht Duoyunell.“

Jetzt lächelte Xilim.

„Er hätte sich zwingen müssen und wusste, dass er mich sehr verletzen könnte. Er zeigte mir diese Haken. Furchtbar.“ Erik schüttelte sich.

„Finde ich auch.“

„Da ist er viel viel besser!“, er legte seine Hand auf die große Beule in Xilims Hose.

„Nach dem einen Mal?“

„Oh ja!“, lachte Erik. „Lass uns mit Brakakus einen Plan schmieden, wie wir das spektakulär umsetzen können, dass er auch ein Guardian wird.“

„Das wäre eine Sensation. Es gibt nur ein Problem ...“, er murmelte weiter: „Ein weiteres Problem.“

„Was für ein Problem?“

„Wie wird Brakakus ein goldener Guardian? Ich kenne keinen zweiten in der Geschichte des Aurums!“

„Genau das müssen wir herausbekommen. Brakakus kennt jemanden auf dem Schiff, der sich damit wohl auskennt.“ Erik stand auf.

„Und mit Ginio könnte es sein, dass sich das Wissen eines Ronarier und eines Ignariers vereint.“ Xilim war nun auch begeistert.

„Prima. Lass uns losgehen!“ Erik lief los, wurde aber aufgehalten.

„Stopp!“ Xilim zog ihn zurück und hob ihn hoch zu sich. „Erst möchte ich Dich küssen!“, und gesagt, getan.

„Sind sie bald fertig?“, fragte Brakakus lächelnd vor dem Raum wartend.

„Na ja. Sie haben sich sicherlich zehn Stunden nicht gesehen!“, grinste Ginio.

Kurz darauf ging die Tür auf und zwei lächelnde Gesichter kamen heraus.

„Dann können wir los?“

„Wohin geht es?“, fragte Erik.

„Auf die Krankenstation!“, so Brakakus.

„Krankenstation. Dort kennt jemand die Geschichte?“

„Und wie!“, lächelte Brakakus.

Sie betraten wieder den Fahrstuhl und fuhren erneut gefühlte zehn Minuten durch das Schiff. Dann zeigte sich ein hellblaue Raumwelt vor ihnen, als die Türen sich wieder öffneten. Mit festen Schritten lief Brakakus voraus und alle anderen staunten nur über diese fortschrittliche, medizinische Welt.

„Hätte ich nicht erwartet!“, murmelte Xilim.

„Ihr scheint die anderen Welten nicht so gut zu kennen?“

„Wenig. Wir kommen selten nach Ignaris. Wüsste nicht warum?“

„Aber Ihr seid eine Allianz!“

„Ja und?“

„Da wären wir.“ Brakakus blieb vor einer geschlossenen Tür stehen. Auf dem Schild stand etwas Unlesbares.

„Das wäre?“, fragte Erik.

„Doktor der Medizinwissenschaft und Geschichtsheilung, Doktor Quamana Qhumunus.“Brakakus war stolz.

„Aha.“, meinte Xilim.

Dann schritt Brakakus auf die Tür zu und jene öffnete sich. Im Inneren sah es aus, wie in einer Bibliothek, nur dass statt der Bücher viele kleine Flaschen aus millionenfachen Farben in den Regalen stand. Am hinteren Ende war ein Büro erkennbar, worin jemand mit weißen Haaren saß. Dort angekommen, war es ein sehr alter Ignarier, die weißen Haare in den Mengen wie Brakakus hatte.

„Doktor Qhumunus?“, fragte Brakakus leise.

„Was ist los, mein Junge!“, reagierte der Doktor sofort und stand auf, als wäre er ein Teenager. „Sind das Deine Freunde?“

„Ja. Darf ich vorstellen: Xilim Xhirisis, Ginio Xhirisis und das ist Erik Mittmeier, der nächste Aurum. Aber ... pssssst.“ Er lachte dabei.

Der Doktor kam auf Erik zu: „Es ist mir eine Ehre!“ Er ging auf ein Knie runter und verbeugte sich dabei.

Erik war verwundert: „Danke.“ Mit diesen Worten befreite er den Doktor wohl.

Jener drehte sich zu seinem Büro zurück: „Ich habe von dem Jungen hier schon erfahren, worum es geht. Und ich kann Dir sagen ...“, er zeigte auf Brakakus. „... Deinem Vater wird das sicher nicht so gefallen.“

„Nicht?“

„Nein. Er will Dich als Aurum, das weißt Du. Um jeden Preis, wenn es nach ihm geht.“ Der Doktor setzte sich und tippte auf seinen Tisch. Er öffnete eine Anzeige und ein virtuelles, antikes Buch erschien: „Ich habe also ...“

„... das ist ja unfassbar!“, staunte Ginio und ging auf des Doktors Seite.

„Ja. Ja. Toll, oder? Ich musste lange suchen und es war nicht leicht einen Eintrag darüber zu finden.“, erzählte der Doktor.

„Und? Gab es mal einen zweiten Guardian?“

„Diese Frage kann ich Dir aus diesem Buch mit einem deutlichen Nein beantworten.“

Brakakus verlor sofort jede Hoffnung aus dem Gesicht.

„Aber!“

Und dann war sie wieder da.

„In diesem Buch!“ Der Doktor strich über den Bildschirm.

„Irre!“, sagte Ginio nur.

„In diesem Buch hier steht geschrieben, dass es möglich ist. Es wurde nur nie angewandt.“ Dann fiel der Doktor in seinen Sessel zurück.

„Es ist also möglich, dass Brakakus mein zweiter goldener Guardian wird?“

Der Doktor nickte: „Ja. Ist es.“

(9) - Erik hat ... viel Arbeit vor sich*

 

Was die Datenbank vom ignarischen Doktor Quamana Qhumunus aufzeigte, war gewaltig. Zusammen mit der doch relativ kleinen Bücherei von Ginio und der Datenbank von Vira, ergab sich ein grosses Wissen über die Geschichte rund um den Aurum Imperator und dessen Traditionen. Mit Sicherheit gibt es auf Ronaris und Terraris auch entsprechend gefüllte Datenbanken, die jede Frage beantworten konnte. Zumindest fast jede. Die eine Frage, warum bisher nie ein zweiter Guardian zur Verfügung gestellt wurde und damit die Repräsentation des fehlenden Planeten in einer Zweierkonstellation nur möglich war, erschien seltsam in der schon langen Geschichte des Aurums. Erik konnte sich vorstellen, dass die Ignaren nicht glücklich wären, wenn wieder nur ein Terrarier und ein Ronarier die Spitze der Magie bildeten. Somit war auch Brakakus glücklich und stand nun wohl geschlossen zu Xilim und Erik.

Erik und Xilim waren bereits wieder auf dem Weg nach Ronar. Es war ein heller Vormittag und Xilims Shuttle glitt bereits sanft über der riesigen Hauptstadt des Planeten. Sie flogen auf den Flughafen am Rande der Stadt zu. Am Steuer saß ein zufriedener Pilot, er schaute immer wieder auf den zweiten Pilotensitz hinüber, um dort den leicht müden Erik zu betrachten. Vira hatte ihm wieder ein faszinierendes Outfit gezaubert und es fiel ihm schwer, sich auf das Steuer zu konzentrieren. Immer wieder musste er ihn anschauen und bewundern. Er war erfüllt von Freude und Glück, sich für ihn entschieden zu haben.

„Bereit zur Landung!“, unterbrach Vira die Stille.

„Bereit?“, fragte Xilim.

„Oh ja, ich will in ein Bett.“ Er senkte seinen Kopf. „Komisch. Ich vermisse gerade mein eigenes Bett auf Terraris.“

Während Vira das Shuttle vorsichtig an das bekannte Park-Dock anlegte, wurde Xilim ebenfalls nachdenklich. Erik hatte nicht unrecht, dass er kein richtiges Zuhause mehr hatte. Er konnte nur hoffen, dass der Aurum-Dom mit all den Sälen und Gemächern nach der Zeremonie sein Zuhause werden könnte. Er hatte den Dom und die Gemächer dahinter noch nie von innen gesehen, er wusste nur, dass es riesig sein sollte.

Auf dem Deck vor dem Shuttle wurden Sie bereits von einer kleinen Gruppe Roboter-Soldaten empfangen. Einer der Roboter hielt eine kurze Ansprache, eine Nachricht von Kantonar Latentas. Inhalt war nur der Befehl, ohne Umwege direkt zum Palast zu kommen. Also wurden beide direkt zu einem anonymen, weißen Kleinbus gebracht und kommentarlos mit Hochgeschwindigkeit ins Stadtzentrum geschafft.

Die Stadt selbst war in einem völlig anderen, hektischen Zustand. Es sah aus, als hätte sich die Bevölkerung verdoppelt. Die gesamte Stadt hinterließ einen chaotischen Eindruck. Wo vorher völlige Ruhe und Ordnung in den Straßen und auf den Plätzen war, herrschte nun reges Treiben. Es wurde viel gebaut und viele Häuser wurden bereits geschmückt.

„Was ist denn hier los?“, fragte Erik.

Xilim versuchte bei der Geschwindigkeit des Fahrzeuges etwas von der Stadt zu sehen: „Es muss wegen der Zeremonie sein. Vom ganzen Planeten kommen Interessierte und Gäste …“ Er blickte zu Erik. „… Sie möchten alle zur Zeremonie. Die ganze Stadt wird morgen stillstehen. Wenn alles gut geht, ist die Stadt danach ein einziges Festival.“

„Das hört sich schrecklich an.“

„Wieso schrecklich?“

„Wenn etwas schiefgeht?“

„Was sollte schiefgehen?“

„Das fragst gerade Du mich? Du bist der, der eine enttäuschende Zeremonie erleben musste.“

Xilim erinnerte sich an vor fünf Jahren, damals wurde die Stadt ebenfalls erwartungsvoll geschmückt. Als dann die Zeremonie erfolglos ausfiel, war das Fest schnell vorbei. Es wurde zwar noch etwas, wenn auch fast grundlos, gefeiert, weil alles aufgebaut war, aber die Stimmung war dahin. „Das stimmt, aber so wie es mit Dir ist, war es niemals zuvor. Allein die Geschichte mit Brakakus …“

„Nicht darüber reden …“ Erik starrte Xilim an: ‚Wir haben versprochen, dass wir niemandem von unserem Plan erzählen.’

„Das ist richtig und gut. Ich bin überrascht von seinem Wesen.“

„Seinem Wesen?“

„Er ist der erste Ignarier, der auf mich richtig gutmütig wirkt.“

Erik grinste: „Du hattest Angst um mich?“

„Wenn ich Deinen Gedanken Glauben schenken konnte, dann hörte es sich für mich so an, als dass er Dich vergewaltigen wollte. Am Ende war er sehr fürsorglich. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich denke, wir werden morgen mit ihm wohl Geschichte schreiben!“

‚Hör auf. Wir wissen nicht, wer zuhört.’

Xilim beugte sich zu Erik hinüber: „Ich will, das auch endlich können.“

„Dann müssen wir …“, er unterbrach, denn sie erreichten den Palast. Dies nahmen beide zunächst an, aber es war der Vorplatz zum Dom. Zumindest war der Dom hinter dem Imperator Palast. Sie befanden sich auf dem Aurum-Plaza. Der Platz war umringt von drei kleineren Palästen. Jeder Planet hatte hier seinen Planetoren-Palast. Sie standen im Halbkreis um den Platz, standen sich nahezu gegenüber. Dies traf zumindest auf den Ignarischen und den Terrarischen Palast zu. Der Ronarischen Planetoren-Palast hatte ein etwa gleich großen Springbrunnen mit einem Obelisk. Vermutlich, um den Blick zum Aurum-Tempel freizulassen. Der Tempel lag auf der anderen Seite der Allee, von dort kam gerade der Kleinbus mit Erik und Xilim. Der ganze Vorplatz des Palastes war mit Soldaten gefüllt. Es gab viele Anlaufstellen, Menschenschlangen hatten sich gebildet. Andernorts standen viele Menschen zusammen und unterhielten sich. Es waren also keine Roboter, wie man sie bisher kannte. Mittendurch diese Menschenmenge führte eine Schneise zum Eingang des Ronarischen Planetoren-Palastes.

„Das ist alles heftig.“, flüsterte Erik.

„Das ist alles wegen der Aurum-Armee und der Zeremonie morgen.“ Sie gingen in Begleitung der Roboter-Soldaten zum Palast, wo sie bereits vom Empfangskomitee erwartet wurden.

„Erik!“, rief jemand und kam hinter den anderen Soldaten hervor.

„Lamar!“, freute sich Erik.

„Du bist unverletzt?“ Er umarmte ihn erst fest und dann schaute er ihn genauestens an. „Keine Wunden, auch nicht … ?“ Dann schaute er zu Xilim.

„Alles gut. Sie haben ihm kein Haar gekrümmt.“, antwortet Xilim für Erik.

„Kommt.“, schob Lamar Erik vor sich. „Hier ist das reine Chaos im Palast. Aber Leonaris hat alles im Griff. Laura und Mutter bereiten alles für die Zeremonie vor, aber Vater ist überfordert.“

„Was ist denn los?“, fragte Xilim.

„Der Tod von Planetor Fullum wurde veröffentlicht und sämtliche Kanton-Präsidenten des Planeten sind auf dem Weg hierher oder sind bereits angekommen. Zwei haben sich ohne Vorwarnung einfach in den Palast gebeamt. Die Plattformen waren zum Teil mit Kisten belegt.“

„Von wie vielen Kantonaren sprechen wir?“, fragte Erik.

„Sechs.“

„Ach, naja.“

„Man darf nicht vergessen, dass sie nie allein kommen!“, grinste Xilim.

Lamar führte sie gezielt durch den ronarischen Palast: „Wohin gehen wir?“, fragte Erik.

„Zu den Privaträumen, Vater hat sich dort zunächst zurückgezogen.“ Dann blieb er vor einer großen Türe stehen. „Er ist sehr angeschlagen und schnell gereizt. Habt Erbarmen, es waren schreckliche Stunden.“ Er tippte einen Code in den Bildschirm an der Türe ein.

Die Tür öffnete sich: „Vater? Sie sind da.“

„Endlich!“, hörte man eine erleichterte Stimme und Luluis kam Ihnen entgegengelaufen. „Ihr glaubt nicht, was in den vergangenen Stunden alles passiert ist.“ Hinter ihm kam auch Leonaris auf sie zu.

„Wir können es uns denken! Man sieht es ja.“ Xilim zeigte Richtung Fenster.

„Setzt Euch!“, sagte Luluis und begrüßte Erik mit einer Verbeugung. „Wir müssen den Ablauf für morgen besprechen.“

„Ist es denn jetzt dringend nötig?“, fragte Xilim und setzte sich neben Erik, der schwieg.

Luluis nahm ebenfalls Platz, als Leonaris das Reden übernahm: „Es bedarf wenigstens einer kurzen Ablaufbesprechung. Es sind nur noch siebenundzwanzig Stunden bis zur Zeremonie und wir sollten zumindest informiert werden, was aus dem Treffen mit dem Ignarischen Planetor und seinem Sohn geworden ist.“

Xilim legte seine Hand auf Eriks und übernahm das Reden: „Es bleibt bei dem, was bereits besprochen wurde. Wir haben uns über den Ablauf der Zeremonie im Interesse der Ignarier geeinigt.“

„Das ist alles?“, fragte Leonaris. Er stand immer noch und blickte sie mit einem sehr harten und ernsten Blick an, den er aber Erik nicht gewährte.

„Ja. Das ist alles. Brakakus erklärte sich Erik und mir gegenüber und wir haben uns gütig geeinigt. Erik wurde über den Verlauf informiert und der Planetor Babarayis wird für alle Sicherheitsvorkehrungen sorgen. Das war der hauptsächliche Bestandteil des Gespräches zwischen Erik und seinem Sohn und anschließend mit mir.“

‚Du bist gut.’

Xilim drückte nur seine Hand zusammen.

‚Hol uns hieraus, ich bin echt sehr müde.’

„Gut. Trotzdem sollten wir den Ablauf der Zeremonie besprechen.“, bestand Leonaris darauf.

Xilim stand auf und zog Erik mit seiner Hand ebenfalls hoch: „Ich gehe sehr stark davon aus, dass Du alles im Griff hast und es keine Bedenken zum Ablauf geben wird. Erik benötigt dringend Erholung und etwas Schlaf. Ich werde in zwei Stunden bei Dir sein und wir können alles besprechen. Er muss fit und bei Kräften für die Zeremonie sein …“. ‚Naja, du musst nur in mir …’ Xilim drückte Eriks Hand etwas fester. ‚Das tat weh!’ „… in den besagten siebenundzwanzig Stunden.“

Leonaris blickte damit das erste Mal direkt zu Erik: „Ich verstehe.“ Das Verständnis hielt jedoch nur für eine Sekunde und schon sprach er Xilim wieder an: „Ich erwarte Dich in zwei Stunden.“ Er drehte sich, ohne eine Antwort von Xilim abzuwarten, weg und verließ den Raum.

„Entschuldigt ihn.“, übernahm Luluis wieder. „Er ist eine sehr große Stütze für mich.“

„Das mag sein. Ihr entschuldigt uns?“

„Ja sicher.“

„Ich werde Euch dann ebenfalls bei Leonaris treffen?“, fragte Xilim auf dem Weg zur Tür.

„Nein. Ich werde mit Lamar die Kantonaren empfangen und ihnen alles erklären. Wir haben in drei Stunden eine Konferenz.“ Dabei fiel er wieder in seinen Sessel.

„Gut.“ Beide verließen den Raum.

Zurück in Ihrem Zimmer im Planetoren-Palast angekommen, ließ sich Erik zunächst auf das Bett: „Ich bin so etwas von erschöpft.“

„Es sah alles chaotisch aus. Der volle Platz mit so vielen Leuten und das Chaos im Palast selbst.“ Xilim zog sich bereits aus. „Keine Ahnung, ob das alles bis zur Zeremonie geregelt wird.“

„Leonaris scheint alles hervorragend unter Kontrolle zu haben.“ Erik stand auf und zog sich ebenfalls aus.

Xilim stand bereits mit freiem Oberkörper vor dem Bett: „Ich denke, aktuell hat er mehr im Griff als sein Vater.“ Dann knöpfte er seine Hose auf.

Erik tat das Gleiche wie Xilim: „Ich benötige etwas Schlaf und einen Schuss Liebe!“, grinste er und hockte sich auf das Bett.

Xilim lächelte und kam ebenfalls ins Bett. Er nahm Erik in den Arm: „Entspann Dich, Du benötigst viel Kraft morgen.“ Er drückte ihn sanft an sich.

Erik kniete vor Xilims nackten Körper. Sein halb steifer Penis drückte bereits gegen Eriks Beine, während er seine Arme um Xilims Hals legte und ihn innig küsste. Eine Hand Xilims hielt Erik am Rücken fest, während die andere Hand an seinem Rücken herunterglitt und an seinem Po stoppte. Er streichelte ihn sanft und liebevoll. Er war so erregt, sein Penis wurde immer dicker, größer und drückte mehr und mehr gegen Eriks Beine.

„Ich muss diesmal in Dir kommen!“, murmelte Erik unter dem nicht endenden Kuss.

„Richtig!“, murmelte Xilim zurück, griff mit seiner zweiten Hand vom Po um Eriks Körper herum. Er drehte sich sanft auf seinen Rücken und legte Erik fast schon auf seinem großen Körper ab. Er schob Erik sehr langsam abwärts zwischen seinen Brüsten. Xilims tiefer Bauchnabel erschien vor seinen Augen und er konnte sich gar nicht genügend darin austoben. Zur Freude von Xilim. Dann folgte er den feinen Haaren, vorbei an dem riesigen Gemächt, weiter nach unten.

Xilim hob seine Beine, half Erik sie zu stützen, denn sie waren nicht gerade leicht. Ähnlich wie bei Xilim hatte auch Erik bereits einiges an Vorsaft produziert und nutze es, um eventuellen Schmerz vorzubeugen. Er wusste, dass er es behutsam machen musste. Ein lautes Atmen kam von Xilim und Erik spürte seine großen Hände auf seinem Rücken. Er drückte ihn tief in sich hinein und Erik ließ sich auf seinen Bauch fallen, wo Xilim bereits seinen Vorsaft verbreitet hatte. Er konnte es nicht mehr verhindern und entlud sich in Xilim, was zeitgleich die goldenen Adern an seinem Körper zum Leuchten brachte.

‚Es tut mir leid, ich konnte es nicht aufhalten‘, sprach Erik gedanklich zu ihm.

„Alles gut. Ich kann es auch nicht mehr lange halten.“ Er hob Eriks Kopf, beugte sich vor zu ihm und küsste ihn. Nun begann auch das Kribbeln in Xilim. „Ich glaube, ich habe dieses Kribbeln auch.“, sagte er und legte sich wieder zurück.

„Echt?“ Erik erhob sich. Kurz darauf konnte er sehen, wie sich nun die gleiche Art Linien auch auf Xilims Körper bildeten. Es waren nicht so viele wie bei ihm, aber auch auf Xilims Körper waren sie nun deutlich golden leuchtend zu sehen.

‚Ich bin dran.’, hörte Erik plötzlich.

‚Es funktioniert?’, dachte er.

‚Tut es.’ Xilim nahm Eriks Arm und drehte sich mit ihm um, sodass er Erik wieder mit seinem riesigen Körper komplett verdeckte. Nun war es still im Raum und keiner konnte mehr hören, was sich beide sagten.

 

* * *

 

Xilim kam exakt zwei Stunden später aus dem Bad zurück ins Zimmer und sah den schlafenden Erik. Er blieb stehen und schaute auf diesen kleinen Terrarier. Dieser zierliche, kleine Körper war für ihn wie geschaffen. Er hätte niemals geglaubt, dass sein selbst für Ronarischen Verhältnisse großer Körper zu solch einem kleinen Terrarier passt. Aber er machte ihn glücklich und er fühlte sich gebraucht und geliebt. Er war nie zuvor vom Herzen so angekommen, wie er es in diesen letzten Tagen mit und für Erik empfand.

Er zog sich leise an, kniete zu Erik und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Ihm fielen die Linien auf Eriks Körper in die Augen und er verglich sie mit seinen Linien. Es waren wirklich wesentlich weniger als bei Erik, aber das Symbol auf der Brust hatte die gleiche Intensität. Eine durchgängige Linie führte über die Schulter über den ganzen Arm runter zu seiner Hand. Auf der rechten Seite endete sie in Xilims Emblem, an der linken Seite am Handgelenk. Es sollte also noch spannend werden, was diese Linien darüber hinaus bewirken würden.

Er stand auf und verließ das Zimmer, vor der Zimmertür standen zwei Soldaten. Er betrachtete beide und sprach einen davon an: „Hörst Du mich? Ich erwarte, dass keiner, und damit meine ich wirklich keiner, dieses Zimmer betritt, außer mir.“ Er versuchte, eine Reaktion zu erkennen. „Das ist ein Befehl.“ Aber es gab keine Reaktion.

Er schaute sich nochmals beide an und vertraute darauf, dass sie nicht grundlos zu zweit vor der Tür standen. Auf dem Weg nach unten hörte er einen lauten Streit und konnte schon von den Stufen aus sehen, dass es Lamar mit seinem Vater war. Sie beendeten gerade die Diskussion und sein Vater Luluis lief enttäuscht weg.

„Alles in Ordnung?“, fragte Xilim, als er bei Lamar ankam.

Lamar sah ebenfalls enttäuscht aus: „Es geht hier drunter und drüber. Man sollte das ganze Event um eine Woche verschieben. Das ist zu viel und zu groß, wir kommen an unsere Grenzen.“ Er ließ sich auf die Treppen fallen.

Xilim setzte sich zu ihm: „Ich glaube Dir. Das ist eindeutig riesig. Zumal nun auch die Ignarier dabei sind.“

Lamar setzte sich dazu: „Es ist nicht nur das. Das Chaos mit Fullum ist die Spitze des Eisberges. Sie lehnen sich alle gegen meinen Vater auf. Keiner will, dass er die Position des Ronarischen Planetor bekommt. Aber niemand ist bereit, es selbst zu übernehmen. Sie streiten seit Stunden und kommen zu keiner Einigung.“

„Das klingt tatsächlich heftig.“

„Und Leonaris ist auch keine Hilfe, weil er mit dem Event beschäftigt ist.“

„Ich dachte, Deine Schwester und Mutter machen das?“

„Ja. Dieses Event schon, aber es ist mehr.“

„Was meinst Du?“

„Die Aurumnavis?“

„Aurumnavis?“ Xilims Gehirn begann zu arbeiten.

„Das Raumschiff des Aurums? Erik wird nicht mit einem klassischen Raumschiff umherfliegen. Eine komplette Mannschaft muss zusammengestellt werden, die auch in der Lage ist, sich zu verteidigen.“

„Stimmt. Daran habe ich gar nicht gedacht.“

„Eben. Wie steht ein Aurum da ohne eigenes Schiff?“

Xilim stand auf: „Dann mache ich mich mal lieber auf den Weg!“

„Keine Ahnung, was er von Dir will, aber ja. Ich gehe zu den Mädels und schaue dort weiter. Vater muss selbst klarkommen. Er wollte unbedingt Kantonar werden und ich denke auch Planetor. Nun sieht er, dass es nicht immer einfach wird.“

„Da hast Du recht.“ Er umarmte Lamar.

„Was ist mit Erik?“

„Oh. Er schläft und die Soldaten passen doch auf?“

„Klar. Sie sind darauf vorprogrammiert, nur ihn und Dich durchzulassen. Garantiert!“ Er schlug Xilim auf den Oberarm.

„Gut. Gut zu wissen. Er muss schlafen und sich für morgen erholen.“ Xilim nickte und lief Richtung Dom. In der grossen Durchgangshalle kam ihm die Erinnerung wieder hoch, als er damals vor fünf Jahren ebenfalls auf dem Weg war. Die großen Erwartungen der Regierung, auch damals Luluis als Präsident. Die Freude seiner Eltern, wobei er damals noch glaubte, dass sein Vater am Leben wäre. Dann der Einstieg in die Quelle und die Enttäuschung, als rein gar nichts passierte. Allein der Moment, als Xilim die Quelle nackt betrat und er alleine in diesem Tempel war. Es passiert rein gar nichts. Als würde er nur ein Bad nach einer Schlacht nehmen. Er stand dort sicherlich zehn Minuten, tauchte immer wieder kurz ab. Wartete auf eine Reaktion, es kam keine Antwort. Kurz darauf realisierte er, dass er erfolglos aus dem Tempel kommen musste und die Enttäuschung der wartenden Bevölkerung, der Kantonaren, Planetoren und eben seiner Familie groß sein würde. Sein Vater wäre sicherlich am meisten enttäuscht gewesen.

Jetzt war er wieder an diesem geschichtsträchtigen Ort auf dem großen Hügel. Eine kleine Stadt in der Stadt, mit den Gärten und Festungen hinter einer riesigen Mauer. Viel Chaos war überall zu sehen, denn die Vorbereitungen der Zeremonie, die eventuelle Ehrung danach und gleichzeitig die Rekrutierung der goldenen Armee stelle hier alles, was Logistik bedeutet, auf den Kopf. Man spürte den Zeitdruck in allen Gesichtern.

Xilim stoppte, als sich ein General und fünf Soldaten ihn in den Weg stellten. Jedoch unbeabsichtigt. In der Durchgangshalle wurden die Soldaten aufgeteilt, sie bekamen Ausrüstungen. In den Planetoren-Palästen vorn am Platz war es das gleiche Spiel. Er lief weiter an einigen Gruppen von Soldaten vorbei und sah in einen recht kleinen Raum Leonaris, der gerade mit zwei Generälen sprach: „Ab Tag Eins des Aurums erbitte ich einen täglichen Report über den Zustand der Armee bei seiner täglichen Routine. Es kann sein, dass es damit ...“ Leonaris erblickte Xilim und nickte mit seinem Kopf seitlich Richtung einer Couch, „... am Anfang zeitlich etwas Probleme geben wird. Ich wünsche aber, dass es trotzdem möglichst ausgeführt wird.“

„Verstanden.“, sagte einer der Generale und die anderen nickten.

„Das wäre es zunächst. Wir sprechen uns in drei Stunden wieder.“ Er machte eine Handbewegung und die Generäle verbeugten sich zeitgleich leicht und verließen den Raum. Ebenfalls die Soldaten, die Xilim gebracht hatten.

„Danke, dass Du gekommen bist.“, sagte Leonaris entspannter und kam zu Xilim.

„Gewaltig, was Du hier alles organisieren musst und im Griff hast.“

„Laura und Lara sind ja noch da.“

„Das mag sein.“

„Es läuft alles nach Plan, auch wenn es keinen gibt.“

„Es gibt keinen?“

„Nicht wirklich. Wir hatten nur eine Woche Zeit. Die Ignarier haben uns mit Ihrem Einspruch richtig gut Zeit gebracht.“ Er griff nach einer Wasserflasche auf dem Tisch.

Xilim nahm ebenfalls eine: „Trotzdem Respekt vor Deinem Job. Deinem Vater geht es nicht so gut, denke ich.“

„Mag sein. Das ist sein eigenes Grab. Er wollte immer große Macht haben und hat sie nun. Dass diese Gier natürlich nicht überall gut ankommt, hätte ihm klar sein sollen. Aber, so etwas blendet er gerne aus.“

„Und nun streitet er mit ihnen seit Stunden. Lamar verzweifelt."

„Sie werden sich einigen, verspreche ich Dir. Ich gehe davon aus, dass mein Vater vorübergehend den Planetor von Ronaris spielen wird, danach wird es zu einer Wahl kommen. Das hätte man nicht auch noch alles organisieren können.“

„Das ist wohl wahr.“

„Aber deswegen bist Du nicht hier.“

„Dachte ich mir.“

„Wie Du Dir denken kannst, geht es um den genauen Ablauf der Zeremonie.“

„Wie genau willst Du es wissen?“

„Nun, es wird wohl bis zu drei Durchgänge geben. Es sei denn, etwas Tragisches wird passieren.“

„Was sollte denn Tragisches passieren?“

„Nun, dass der Ignarier als Erstes allein eintreten will, ist klar. Dass es ebenfalls erfolglos sein wird, wissen wir fast alle. Dann kommt Runde zwei und der Ignarier möchte sich mit Erik vereinen.“

Xilim schwieg.

„Gut. Das ist eine Sache zwischen den Ignarier und Erik. Dann gibt es zwei Möglichkeiten. Version eins: Erik verletzt sich so sehr oder kommt gar ums Leben, bei dem Versuch sich mit dem Ignarier zu vereinen. Oder Version zwei, es passiert nichts.“

„Wer sagt, dass nichts passiert?“

Leonaris beugte sich zu Xilim: „Seien wir offen: Du hast die Linien ...“ Er starrte kurz auf Xilims Hals. „... und Erik hat sie ebenfalls.“

„Woher ...“

„Ich muss keine Beweise sehen, um das zu erkennen. Erik trägt seit zwei Tagen komplett geschlossene Oberteile, obwohl es warm ist.", er fiel im Stuhl zurück. „Die Chemie zwischen Euch, das passt. Er ist eindeutig der Aurum und Du sein Guardian. Also ... zurück zu den Versionen. Bei Version eins ist alles beendet, denn verletzt kann Erik mit Dir keine weitere Zeremonie durchführen. Also nach etwas mehr als eineinhalb Stunden ist alles vorbei, oder wir gehen über in eine zweite oder dritte Stunde. Oder?“

„Das klingt eher logisch.“

„Du glaubst also auch, dass es keine Version eins gibt?“

Xilim schwieg verdächtig.

„Xilim. Mir geht es nur um die Organisation. Wenn Du mir etwas sagen kannst oder willst, wie chaotisch es morgen ablaufen könnte, bitte sag es mir.“

„Ich denke, es wird nichts passieren, was eine Planung mit Version zwei gefährden würde.“ Er versuchte, ein Pokerface zu machen.

Leonaris stand auf: „Gut. Dann plane ich alles mit dem Zeitfenster von Version Zwei.“

„Genau.“

„Perfekt.“

Xilim stand ebenfalls auf: „Ich muss noch fragen, ob Du mir zeigen kannst, wo Erik nach dem Event leben wird.“

„Oh richtig. Seine Gemächer.“

„Das klingt komisch.“

„Ist aber so.“ Er stellte die Wasserflasche ab und lief Richtung einer Tür.

„Die Paläste draußen gehören jeweils einem der Planeten, richtig?“

„Ja.“

„Und der Aurum lebt hier im mittleren Palast?“

„Nicht ganz. Seine Privatgemächer sind hinter dem Aurum-Dom.“

„Hinter dem Aurum-Dom?“

„Kennst Du nicht?“ Leonaris bog plötzlich ab. Noch zweimal links und rechts, dann landeten sie in dem weiteren Foyer, was vom Palasteingang durch das gesamte Gebäude führte. Es endete an einer gigantischen, goldenen Tür, die schätzungsweise zwanzigmal höher war als Xilim. Die vier golden gekleideten Soldaten öffneten diese riesigen Türen und man trat in eine weitere riesige Halle. Sie war rund und hatte eine monströse Kuppel, als würde man in einem Planeten schreiten. Am Rand von sehr vielen goldenen Säulen getragen, wobei alles hier golden war. Gemälde, Verzierungen, alles war in verschiedenen Goldtönen gehalten. Am anderen Ende der Halle stand ein riesiger, goldener Thron. Es gab drei verschiedene Ebenen. Die eine Ebene, von der Leonaris und Xilim den Aurum-Dom betraten. Dann folgte vor dem Thron eine zweite Ebene und der Thron selbst stand auf der dritten Ebene. Dieser war aber nicht von der zweiten oder ersten Ebene erreichbar. Eine halb so kleine Tür, die der vom Eingang glich, war hinter dem Thron sichtbar.

„Das ist ja irre.“, staunte Xilim nur.

„Stimmt. Dort wird dann Erik sitzend regieren!“

„Regieren!“, sagte Xilim fast abwertend.

„Doch. Hier wird er seine täglichen Termine abhalten.“

„Welcher Art Termine?“

„Tag für Tag diverse Termine. Etwa die Audienz mit den Generälen. Oder wenn jemand einen Vortrag halten möchte.“ Sie liefen noch immer auf den Thron zu, waren gerade erst mal in der Mitte des Doms.

„Vortragen?“

„Man kann Audienzen beantragen beim Aurum.“

„Ach was.“

„Ja, ist aber immer recht voll sein Kalender.“

„Außer im Moment.“, grinste Xilim in sich.

„Auf keinen Fall.“

„Nicht?“

„Nein. Der ist randvoll. Wir können keine Termine mehr annehmen.“

„Moment.“ Xilim blieb stehen. „Ihr nehmt Termine an?“

„Ja.“ Leonaris war verwundert.

„Ihr nehmt Termine an, obwohl Ihr nicht wisst, ob Version eins oder zwei eintreten wird?“

Leonaris lachte: „Erwischt. So schlimm ist es nicht. Es gibt Anfragen, klar. Vom Volk unendlich viele. Aber ich weiß, dass ich Erik nicht gleich die ersten zehn Wochen mit Terminen zupacken kann.“

„Zehn Wochen?“

Er lachte wieder: „Ja. Wenn es danach geht ... sicher zehn Wochen.“

Sie erreichten langsam den Aufgang zur zweiten Ebene: „Das ist verrückt. Er muss doch selbst vorerst ankommen.“

„Wird er.“

„Ja?“

Er blickte Xilim von unten nach oben an: „Bei dem Guardian?“

„Danke.“

„Er wird das schaffen. Ich habe da ein gutes Gefühl.“ Dann bat er Xilim, als Erstes die Stufen hochzusteigen.

„Das kam bisher nicht so rüber.“

„Mag sein. Ich muss nicht immer alle meine Gedanken und Gefühle offen zeigen. Es gibt und gab wichtigere Dinge zu erledigen.“

„Stimmt.“

Leonaris zeigte dann auf eine Säule links am Ende der Wand, welche an dem Übergang zur dritten Ebene stand.

Xilim wusste nichts mit dieser Geste anzufangen.

Leonaris grinste. Dann trat er vor diese Säule, die Säule gab eine Tür frei, langsam öffnete sie sich: „Geheim!“, flüsterte er.

Es war wohl ein Durchgang zu den Gemächern, welcher aber sehr eng und klein war. Ideal für Erik, dachte sich Xilim und schob sich, wie Leonaris, durch diesen Durchgang. Über einige Stufen gingen sie zur dritten Ebene nach oben und kamen in einem kleineren Raum an. Wieder alles in Gold: „Hier ist ja auch alles aus Gold.“

„Ja. Das ist hier der Raum, in dem immer die Kleider der letzten Imperatrix vorbereitet wurden, wenn sie wechseln wollte. Zudem gibt es den gleichen Raum erneut, dort gibt es Erfrischungen.“

„Also, alles für die Bediensteten.“

„Richtig.“, grinste Leonaris. Dann lief er durch die nächste Tür. Es war wieder eine Art Foyer, kleiner und wohnlicher alles. Man merkte, dass man in einem Wohngebäude war. Leonaris lief den ganzen Flur entlang. Seitlich gingen zwei große Treppen im Halbkreis nach oben. Dann öffnete er die große Glastür: „Das ist der Aurum-Garten.“

Xilim trat auf die riesige Terrasse hervor und erblickte einen monströsen Garten. Einen gigantischen Springbrunnen in der Mitte, umringt von tausenden Blumenbeeten und Bäumen jeglicher Art. Dann schaute Xilim spontan nach oben und sah im hellen Tageshimmel zwei Monde thronen: „Das ist alles offen?“, drehte er sich um.

„Ja.“

„Der Garten des Aurum-Doms ist offen?“

„Bis jetzt, ja.“

„Was meinst Du: Bis jetzt?“

„Der Aurum kann, oder besser sollte, die Aurum-Kuppel aktivieren.“

„Kuppel?“

Leonaris kam zu Xilim: „Klar ist das alles offen. Klar ist das von oben aus dem All erkennbar. Aber Erik hat die Chance als Aurum eine Art Schutzkuppel über das gesamte Palacio zu erstellen.“

„Zu erstellen?“

„Symbolisch!“

„Okay.“

"Dann ist zwar alles verschwommen zu sehen, aber der Schutzschild ist undurchdringbar.“

„Sicher?“

Leonaris schaute Xilim skeptisch an: „Ja.“

„Versprochen?“

Er schaute auf Xilims gereichte Hand: „Na ja.“

Xilim grinste.

„Keine Ahnung, ob sie mal durchdrungen wurde.“

„Aha. Klingt schon anders.“

„Die Kraft für die Kuppel kommt aus der Quelle. Ich vermute, dass sie stark genug ist, diesen Ort zu schützen.“, überlegte Leonaris.

„Es gibt wohl unendlich viel zu lernen in dieser eigenen Aurum-Welt.“

„Da hast Du recht.“

„Und Erik ist erst seit fünf Tagen in unserer Welt.“

„Das ist heftig.“

„Wir kennen schon einiges und haben bereits Erfahrungen gemacht, Geschichte und Bücher gelesen und von Erzählungen gehört. Aber Erik habe ich erst vor ein paar Tagen von Terraris geholt. Er wusste von nichts.“

„Sie leben noch immer ohne das Wissen der Aurum-Allianz auf Terraris. Ich verstehe das bis heute nicht. Vielleicht schafft Erik es, das zu ändern?“

„Ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass er so vieles ändern soll.“

„Denkst Du?“

„Schau dir das Verhältnis zwischen Ronaris und Ignaris an!“

„Stimmt. Er muss praktisch die gesamte Allianz wieder aufbauen.“

„Die er erst seit vielleicht fünf Tagen kennt.“

„Große Aufgabe.“

„Er benötigt starke und vertrauenswürdige Hilfe um sich.“ Xilim richtete sich gegenüber Leonaris auf.

„Was wird das?“

„Du weißt, was ich gerade denke.“

Leonaris grinste. Ohne Worte lief er zurück nach drinnen.

„Leonaris?“

„Was willst Du mir sagen?“

„Das ist nur eine Idee, aber wenn ich sehe, wie Du alles hier organisiert hast ...“

„Das haben meine Schwester und Mutter ebenfalls erledigt.“

„Das ist eine andere Geschichte.“

„Ist es das?“

„Leonaris!“ Er hielt ihn auf. „Es ist mein Ernst, wenn ich Dich als Golden Guardian frage: Möchtest Du uns helfen, mit Erik die Allianz wieder zu stabilisieren und Erik zur Seite stehen?“

Leonaris schaute Xilim mit hartem Blick an.

Sie standen für fünf Minuten sprachlos da.

‚Xilim, wo auch immer Du bist. Komm sofort zu mir!’

Automatisch schloss Xilim die Augen: ‚Was ist los?’ fragte er.

‚Komm sofort her. Ich kann Dir das nicht erklären. Bitte.’

‚Ich bin auf dem Weg.’ Er öffnete die Augen und sah einen fragenden Leonaris.

„Erik.“

„Was ist los?“

„Etwas ist passiert. Ich muss sofort zu ihm.“

„Los!“, dann rannten beide den gesamten Weg zurück. Durch den schmalen Geheimgang, durch den riesigen Dom, durch das gigantische Foyer. Dann wurde Xilim von Leonaris gestoppt.

„Was ist?“

Leonaris kniff die Lippen zusammen: „Ich bin dabei!“

Xilim sagte nichts. Er lächelte, nahm Leonaris Hand und nickte.

Im Planetor-Palast angekommen rannte Xilim die Treppen hinauf, stieß fast einen Soldaten runter, die anderen Begleitsoldaten versuchten, mit ihm Schritt zu halten. Vor der Zimmertür blieben alle stehen. Nur Xilim war etwas außer Atem.

Er riss die Tür auf und sah Erik am Fenster stehen: „Was ist passiert?“, fragte er ihn auf dem Weg durch das Zimmer.

Erik fiel in seinen Arm: „Wir haben Besuch!“

„Besuch? Wovon redest Du?“ Er nahm Eriks Kopf in die Hände.

Eriks Augen waren leicht rot, Tränen liefen über sein Gesicht.

„Erik! Was ist passiert?“ Xilim wurde nervös.

„Hinter Dir.“

Xilim drückte Erik an sich, und drehte sich langsam um. Am anderen Ende des Zimmers, also direkt neben der Tür, durch die Xilim gerade noch gerannt waren, waren zwei Personen zu sehen. Jedoch waren sie nicht vollständig sichtbar, es war alles etwas verschwommen. Es musste eine Art Illusion sein: „Was ist hier los?“

Eine der Personen trat einen Schritt nach vorn. Sie hatte sehr lange rote Haare, exakt die gleiche Farbe wie Erik: „Wir müssen um Entschuldigung bitten.“

„Stopp!“, rief Xilim und traute seinen Augen nicht. „Imperatrix?“

„Du kennst sie?“, schluchzte Erik in seinen Armen.

„Das kann nicht sein.“

„Es tut uns sehr leid für diesen Überfall.“, sprach die Frau.

„Das ist nicht real. Was soll das?“ Xilim wurde wütend.

„Langsam, Xilim!“ Erik musste ihn beruhigen.

Die andere Person trat ebenfalls einen Schritt nach vorn und diesmal kamen auch Xilim die ersten Tränen in die Augen. „Wir sollten uns vorstellen!“ Eine tiefe männliche Stimme erklang und ein Mann in Xilims Größe erschien.

„Das braucht Ihr nicht.“, sagte Xilim mit zitternder Stimme.

„Nicht?“, fragte Erik. „Du kennst sie?“

„Ja.“ Er hielt Erik fest an sich.

„Wer ist das Xilim?“

„Deine Mutter und mein Vater.“

(10) - Erik hat ... nun den wichtigsten Tag*

Als ob es nicht genug Chaos und Probleme rund um Erik und Xilim gab, stand nun ein weiteres Problem direkt im Zimmer vor ihnen. Nach Xilims letzten Worten war es still geworden. Die Übertragung der Hologramme der beiden Personen wurde stabiler und man konnte sie nun sehr genau erkennen.

Es war Ana Ascanov, die ehemalige Imperatrix und Xhion Xhiris, der Vater von Xilim.

Jene erkannten den gleichen Gesichtsausdruck in Erik und Xilim. Sie hatte mit dieser Begegnung nicht gerechnet. Sie waren beide vor fünf Jahren verschwunden und nach einer monatelangen, erfolglosen Suche auf allen drei Planeten, erklärte man beide offiziell für tot. Man begann die Suche nach dem nächsten Aurum.

„Xilim.“ Sein Vater trat einen Schritt hervor und wollte das Gespräch fortsetzen.

„Stop. Keinen Schritt weiter.“, sagte Xilim in einem sehr tiefen, harten Ton.

„Xilim. Wir haben nicht viel Zeit. Dies ist nur eine Übertragung, die jederzeit entdeckt werden kann. Wir müssen uns also kurzhalten.“

„Das wird nicht reichen!“, meinte Xilim.

„Wir werden Euch alles zu gegebener Zeit erklären.“, so wollte sein Vater fortfahren.

„Nein.“, unterbrach er ihn. „Woher kommt Ihr und woher wusstet Ihr, dass wir hier sind?“

„Mutterinstinkt würde ich sagen.“ Sie hob ihren rechten Arm und zeigte das leuchtende Aurum-Symbol.

„Deine Mutter wurde vor fünf Jahren schwer krank.“ Er richtete das Wort an Erik. „Wir konnten die Krankheit nur mit sehr viel Mühe vor allen geheim halten. Es handelte sich dabei um eine aquarianische Krankheit, es ergaben sich Nachwirkungen der Verbindung zwischen Deinem Vater und Deiner Mutter.“, erzählte Xhion.

Erik schwieg.

„Es war nicht möglich, die Krankheit innerhalb der Allianz zu behandeln und wir mussten daher zurück nach Aquaris gehen.“

„Was ist Aquaris?“, fragte Erik nun doch leise.

„Aquaris ist der eigentliche vierte Planet.“, murmelte Xilim ihm zu.

„Stimmt. Die Allianz bestand vor tausendzweihundert Jahren aus vier Planeten. Aber das ist eine andere Geschichte. Xilim, Du weißt, welche Kraft in Erik steckt und das sollte vorerst geheim bleiben.“ Das holografische Bild zitterte, die Verbindung wurde sichtlich schwächer.

„Das weiß auch niemand bisher.“

„Wir wollten Euch vor dem morgigen Tag warnen. Es wird etwas Unerwartetes passieren, was aber nichts Böses zu bedeuten hat.“

„Wovon redest Du?“ Xilim verstand nicht.

Das Bild wurde schwächer: „Der Planet Aquaris wird morgen ebenfalls zur Zeremonie erscheinen …“

„Wie bitte?“ Xilim schob Erik hinter sich und ging einen Schritt auf seinen Vater zu. „Das wird Mord und Totschlag geben, wenn die Aquarianer erscheinen. Seid Ihr lebensmüde?“

„Xilim, Sohn, sorge bitte dafür, dass es keinen Angriff geben wird. Die Aquarianer kommen in Frieden ohne Waffen. Sie sind berechtigt, dabei zu sein, wenn der Neffe des aquarianischen Planetors zum Aurum gekürt wird. Es wird sich danach alles aufklären.“

„Aber ich glaube nicht, dass die Aquarianer willkommen sind. Egal, ob sein Vater Aquarianer ist oder nicht, das ist kein ausreichender Grund.“, erklärte Xilim.

„Wir müssen gehen. Es tut mir leid, Sohn. Es gibt noch einen weiteren tragischeren Grund, warum sie morgen erscheinen werden. Wir wollten Euch nur warnen und in Sicherheit wissen.“ Dann wurde das Bild immer schwächer. Es brach teilweise ab und man konnte die letzten Worte nicht mehr verstehen.

Erik und Xilim blieben wortlos und allein zurück. Während Xilim alle Informationen sichtlich im Kopf sammelte und versuchte, eine Erklärung zu finden, war Erik sichtlich überfordert. Er hatte seine Mutter das erste Mal gesehen und erfahren, dass sein Vater von einem verstoßenem, verbotenen Planeten kommt.

„Was ist hier gerade passiert?“, fragte Erik.

Xilim schüttelte den Kopf: „Ich glaube das auch gerade nicht.“

„Wieso erscheinen zeitgleich Dein Vater und meine Mutter hier? Welche Verbindung haben die beiden zueinander? Sind sie auch…?“, er schaute Xilim fragend an.

„Mein Vater war auch der goldene Guardian von Deiner Mutter.“

„Ach so?“ Erik setzte die Informationen wohl falsch um. „Dein Vater ist der persönliche Guardian meiner Mutter. Und genau diese beiden Personen scheinen zufällig in meinem Zimmer?“

„Erik?“ Xilim bemerkte die aufkeimende Skepsis. „Es ist auf keinen Fall so, wie Du denkst.“

„Was denke ich denn?“ Erik lief von Xilim weg.

„Mein Vater ist definitiv nicht Dein Vater. Er ist nur der Guardian. Praktisch wie Brakakus es für Dich sein wird.“

„Sicher?“

„Sicher! Erik. Dein Vater ist Andas Antenas, der Bruder des aquarianischen Imperators. Nicht mein Vater.“

Erik verstand: „Von welcher Kraft sprachen sie?“

Xilim holte tief Luft: „Das ist eine ganz andere Geschichte. Das lässt sich nicht in ein paar Minuten erklären.“

„Ich habe das Gefühl, dass Du sehr viel weißt. Viel mehr, als ich dachte.“

Er kam auf Erik zu: „Das mag sein, das muss ich auch in meiner Position.“

„Welche Position?“

Xilim runzelte die Stirn: „Die des Guardians und die, der Dich liebt.“

Erik wandte sich ab und lief langsam durch den Raum. Er rieb seine Augen, während er versuchte zusammen zu fassen: „Ich werde morgen höchstwahrscheinlich ein Imperator von drei Welten. Nein, Stopp, von vier Welten, wovon jedoch eine verboten ist. Die eine Welt weiß von nichts, die andere will eigentlich nichts wissen, die andere weiß zu viel und die letzte, von der wissen die anderen eigentlich nichts.“ Er stoppte und schaute Xilim an.

„Perfekt zusammengefasst!“

Erik ließ sich auf das Bett fallen: „Oh man, was mache ich hier bloß?“

Es klopfte an der Tür. Xilim lief zur Türe und öffnete sie. Ein junger Mann in Uniform stand gefolgt von zwei Robotersoldaten davor: „Entschuldigung, der Herr. Wir sollen hier nach dem Rechten sehen. Es gab unbekannte, digitale Unstimmigkeiten bei Ihnen.", erklärte er sich.

„Hier ist alles in Ordnung.“

„Sehr gut. Herr Latentas erwartet Herrn Mittmeier auch zur Probe.“, erwähnte er noch.

„Stimmt. Wir sind praktisch auf dem Weg.“, nickte Xilim ihm zu und schloss die Tür.

Zurück bei Erik am Bett: „Wir sagen niemanden etwas davon.“

„Wie sollen wir das auch jemanden erklären, dass unsere Eltern hier aufschlugen.“

„Das mit Aquaris morgen, macht mir mehr Angst.“

„Er sagte, sie kommen in Frieden.“

„Das weiß nur keiner, Erik. Wie soll ich dafür sorgen, dass sie nicht angegriffen werden, wenn keiner weiß, dass sie kommen?“.

„Sag es Leonaris.“

„Auf keinen Fall. Er dreht durch und aktiviert alle, die über Waffen verfügen, auf dem Planeten.“ Xilim suchte eine Lösung.

„Wie kommen sie eigentlich her?“

Xilim stand auf und bewegte sich zum Fenster: „Hier kann nur viel Magie und Energie im Spiel sein, wenn sie von Aquaris hier erscheinen wollen. Die Magie ist geschwächt und jede Magie, die eingesetzt wird, läuft Gefahr, dass sie das Gegenteil auslöst.“

„Wovon sprichst Du?“ Erik verstand wieder nichts.

Xilim wandte sich zu ihm: „Vor tausendzweihundert Jahren war ein Aquarianer der Aurum. Er war von Macht besessen, er setzte all seine Kraft ein, dass die Magie des Planeten Aquaris umkehrte. Er erhoffte sich dadurch noch mehr Macht und erreichte jedoch das Gegenteil. Seitdem war auf Aquaris die Magie nicht größer oder dunkler, wie man sagt, sondern umgekehrt. Der damalige Imperator hoffte, dass sie die dunkele Magie wird, die mehr Kraft und Zerstörung ermöglicht. Alles, was auf Aquaris aus Magie bestand, alles, was man mit Magie machte, erzeugte nun die umgekehrte Kraft. Aufgrund dessen wurde Aquaris aus der Allianz verstoßen. Die Auswirkungen eines aquarianischen Imperators und seiner Macht wollte keiner der Anderen tragen. Seitdem ist es verboten, über Aquaris auch nur zu sprechen.“

„Und trotzdem bin ich ein Kind eines Aquarianers?“, stellte Erik klar.

Xilim kam wieder zu ihm: „Ja. Deine Mutter Ana hatte vor knapp nun einundzwanzig Jahren den Versuch gestartet, Aquaris wieder in die Allianz zu holen. Schon damals war bekannt geworden, dass die Magie dort sehr schwach ist. Seit der Umkehr der Magie wurde sie dort verboten und nur noch unter strenger Aufsicht genutzt. Zumal man immer mit dem umgekehrten Ergebnis rechnen musste. Deine Mutter wollte ihnen helfen und setzte sich verbotenerweise mit ihnen in Verbindung. Das Ergebnis bist Du.“, lächelte er ihn an.

Erik überlegte: „Heißt doch nichts Schlimmes, oder?“

„Genau. Jedoch wird das morgen schlimm ausgehen. Ich frage mich nur, woher sie die Kraft nehmen?“

„Sie kommen nicht mit dem Schiff?“

„Nein. Normalerweise ist der Brunnen auf dem Aurum-Plaza deren Palast.“ Er zeigte das Wort Palast mit Gänsefüßen.

„Wie das?“

„Schwer zu beschreiben. Normalerweise haben sie dafür sehr viel Magie und Energie gebraucht, um von Aquaris bis hier um den Brunnen, das Portal zu bauen.“

„Ein Portal?“

„Ja. Aquaris besteht zu achtundneunzig Prozent aus Wasser. Sie haben in dem Sinne keine Raumschiffe oder hatten sehr wenige bis zur Verstoßung. Man müsste neue Schiffe bauen lassen. Ein Aufeinandertreffen aller in der Allianz war immer über dieses Portal nur möglich.“

„Das klingt sehr kompliziert.“

Wieder klopfte es, denn sie wurden abgeholt. Die Proben zur Zeremonie standen auf dem Plan, es wurde besprochen, wie der Ablauf stattfand. Es wurden die Kleidungen besprochen und auch die Sicherheit vor Ort im Tempel sowie vor und nach der Zeremonie selbst. Es wurde mit Millionen von Zuschauern gerechnet und es durfte nichts schiefgehen. Dass da nun Xilim und Erik die Einzigen waren, die wussten, dass es zu einem enormen Zwischenfall kam, wollten sie nicht ändern. Anschließend ging es zur Besprechung der Kantonaren mit Luluis. Hier wurden mehrere Stunden lang diskutiert, wer nun den eigentlichen Planetor gibt, nachdem Planetor Fullum tot ist. Nur mit vielen Versprechungen und Eingeständnissen einigten sich alle auf Luluis, da er in den vergangenen Tagen die Aufgaben von Planetor Fullum übernommen hatte. Ob er es auch nach der Zeremonie bleibt, blieb offen. Hier einigte man sich auf eine weitere Versammlung und einer neuen Wahl. Danach stand das offizielle Dinner mit Erik und Xilim und dem terrarischen Planetor Hohlmann an. Der Tag war bis in den späten Abend jede Minute verplant. Entsprechend müde landeten beide in der späten Nacht in ihrem Bett.

 

* * *

Am nächsten Morgen

Als Xilim am nächsten Morgen seine Augen öffnete, war er allein im Bett. Erschrocken schnellte er auf und sah Erik am Fenster stehen. Er atmete tief durch und genoss einen kleinen Moment den Anblick des nackten Erik dort am Fenster.

„Was ist?“, lächelte er von dort.

„Dein Anblick ist einfach majestätisch. Mit all den Linien auf Deinem Körper bist Du das schönste Wesen im ganzen Universum.“ Er stand auf und kam zu Erik, stellte sich hinter ihn und legte seine Arme um Eriks Hüften.

„Es wird ein großer Tag, sagtest Du.“

„Wird es.“

„Wie viel Zeit haben wir noch?“

„Ein paar Stunden.“

„Und wenn Brakakus doch der Aurum wird?“

„Wird er aber nicht.“

„Vermuten wir mal.“

„Danach kommt er enttäuscht heraus?“

„Richtig. Und dann kommt unser Plan. Ich vermute, sein Vater wird auf ihn warten und ihn enttäuscht in Empfang nehmen wollen ... aber das wird anders laufen.“

„Genau. Ich bin so auf die Gesichter gespannt.“

Dann klopfte es an der Tür.

„Ja?“, rief Xilim.

„Sie werden im Speisesaal erwartet.“, sagte eine weibliche Stimme.

„Wir sind auf dem Weg!“, rief Xilim und wollte Erik noch einmal umarmen, doch der hatte schon seinen Penis in der Hand und zog ihn ins Bad.

Draußen vor dem Palast hörte man schon einige Feuerwerke, die die Stadt in Stimmung bringen sollten. Vereinzelt hörte man Musik, das Festival rund um die Zeremonie war wohl schon im Gange. Im Palast selbst herrschte Hektik. Wo man sonst von der Ruhe vor dem Sturm sprach, konnte man hier vom Chaos vor der Ruhe sprechen. Jeder, der ihnen entgegenkam oder sie kreuzte, war in Eile. Jedoch nahm sich jeder die Zeit und machte entweder ein Knicks oder eine Verbeugung vor Erik.

Im Speisesaal wurden Sie von der gesamten Familie Latentas empfangen.

„Es wird ein großer Tag.“, stand Luluis stolz auf und ging beiden entgegen.

„Wird es.“, meinte Xilim und ließ Erik nicht los.

Luluis bot beiden den Stuhl an: „Es ist mir eine unendliche Ehre, Euch im Haus zu haben.“, stolzierte er weiter.

„Vater!“, sagte Leonaris plötzlich und schaute diesmal sogar Erik an.

Erik grinste ihn an, wusste jedoch nichts von Xilims Angebot.

„Lasst uns alle gemeinsam frühstücken. Wir werden in der Konstellation nie mehr zusammen sitzen.“

„So theatralisch heute, Leonaris?“, grinste Xilim.

„Habe ich unrecht?“, er lächelte.

Was ist mit ihm los? fragte Erik Xilim.

Ich habe ihn gestern gefragt, ob er Dein Berater werden möchte.

Du hast was? Erik blickte sofort zu Xilim neben sich.

Xilim reagierte: Er ist genial. Er hat die ganze Armee und all das Drumherum organisiert und ist dabei völlig entspannt geblieben.

Das macht ihn als einen Berater aus?

Erik, wir werden jemanden benötigen wie ihn.

Aber er ist der Sohn des zukünftigen Ronarischen Planetors, Erik war sich da nicht so sicher.

„Gibt es ein Problem?“, fragte Luluis.

Erik schaute zu Leonaris, der teilnahmslos frühstückte: „Noch nicht, denke ich mal. Das wird sich im Laufe des Tages eventuell ändern.“, formulierte Erik falsch.

„Was meinst Du damit?“, fragte Lamar neben ihm.

„Es wird nicht entspannt bleiben, denke ich.“

„Das mag sein.“ Luluis lenkte wieder ab und erzählte von den zehrenden Gesprächen mit den anderen Kanton-Präsidenten und deren verrückten Ideen, wie manche fast explodierten, weil sie nicht bekamen, was sie wollten. Lara erzählte danach, wie fröhlich alle die Ehrungszeremonie vorbereitet haben und dass sich Erik und Xilim und die ganze Welt auf ein Spektakel freuen können. Jeder schwärmte so vor sich hin und jeder konnte etwas Dramatisches und Lustiges von den Vorbereitungen erzählen.

Plötzlich drängte die Zeit.

Einige Bedienstete standen in der Tür, eine kam zu Lara, sprach ihr ins Ohr, welche dann das freudige Beisammensein schnell beendete. Sie stand auf: „Es geht los!“, sagte sie nur und jeder legte alles ab, was er in der Hand hatte.

Alle standen auf. Blieben aber am Platz stehen.

Plötzlich holte Luluis sehr laut Luft: „Möge dieser bedeutende Tag die Welt verändern. Möge er Geschichte schreiben und ein neues Zeitalter beginnen.“

Wenn er wüsste, dass er recht hat, grinste Xilim neben Erik.

„Zum Schluss noch: Ich wünsche mir sehr, dass wir eines Tages wieder hier zusammen in dieser Runde speisen werden. Das wäre mein derzeit einziger Wunsch.“ Dann beendete er seine kleine Rede und schaute jeden einzelnen an.

„Das wirst Du!“ Alle waren überrascht, als Erik das sagte.

Dann verließ jeder seinen Platz und durch verschiedene Türen den Raum. Nachdem alle Latentas Familienmitglieder einer kleinen Gruppe Bediensteter gefolgt war, trat eine weitere Gruppe Bediensteter in den Raum.

Vier Augen konnten nicht glauben, wen sie da plötzlich sahen:

„Johannes?“ Erik sprach aus, was Xilim dachte. Ohne Nachzudenken rannte Erik zu ihm.

Johannes nahm ihn kurzerhand in die Arme.

„Johannes“, sagte Xilim und lächelte ihn an.

„Das tut gut, jemanden zu kennen ...“ Erik trat einen Schritt zurück und boxte ihn in den Oberarm.

„Hey?“, reagierte Johannes.

„Wir müssen dringend reden!“, meinte Erik.

„Das müssen wir, ja. Aber das können wir, während wir uns alle zurechtmachen.“ Er zeigte auf den Ausgang und die Schneise, für die, die Bediensteten sorgten. Sie gingen zurück in Eriks Zimmer, dort wartete bereits eine riesige Kleidersammlung.

„Großer Gott, was ist das denn alles?“ Erik rannte sofort zu den ganzen Ständern.

„Ich denke, Du musst nicht nur ihm einiges erklären.“, sagte Xilim neben Johannes.

„Das stimmt.“ Johannes ging ins Zimmer zu Erik: „Langsam. Es ist nur eine kleine Auswahl.“

„Welches muss ich anziehen?“, fragte Erik.

„Nicht, welches, sondern wann.“

„Wie wann?“

„Du musst alle tragen?“

„Alle? Das sind ...“ Er zählte kurz. „... sieben Stück?

„Nein. Spaß. Du musst drei auswählen.“

„Drei?“

„Ja.“ Johannes zog eines heraus. „Es muss am Anfang bedeckt sein, während wir die Planetoren begrüßen. Danach sollte es eher leicht sein, wenn ihr in den Tempel geht. Dabei muss auch alles noch bedeckt sein. Anschließend brauchst Du etwa das ...“, er zog ein Exemplar hervor, das nur eine Hose und einen Mantel zeigte.

„Nichts obenrum?“

„Wirst Du nicht mehr benötigen, wenn alles gut geht. Geht es doch, oder?“, fragte Johannes Xilim, der sich auf dem Bett sitzend alles anschaute.

„Wird es.“, kam zurück.

„Dann ist das hier fix als Nummer drei.“ Johannes reichte es einer Bediensteten, die es mit drei anderen sorgfältig in eine Kiste legte.

„Also dann etwas eher Festliches, eine Art Uniform finde ich immer gut.“, meinte Erik.

„Er sieht einwandfrei aus in Uniformen!“, kam von Xilim.

„Ist das so?“, freute sich Johannes und schob den Ständer weg, winkte einen weiteren herbei: „Hier ist sicher was dabei.“ Erik und Johannes suchten die Uniform aus und fanden ein Prachtexemplar. Das Kleidungsstück für den Marsch in den Tempel war dann eher eine Auswahl von hellen Alltagsstücken dieser Erde. Somit trug er eine Uniform, die die Tradition der Allianz widerspiegelte, danach eine Repräsentative von der Erde und anschließend das Gewand als Aurum. Mit fast allen acht Bediensteten ging Erik dann ins Bad und zog die Uniform an.

„Nun? Wir sind unter uns.“, begann Xilim.

„Ihr habt beide getroffen?“

„Getroffen ist eine gute Formulierung.“ Er zeigte neben die Tür. „Sie sind dort einfach erschienen.“

„Ich weiß. Unglücklicher Zeitpunkt!“

„Das heißt, es ist alles wahr, was dort gesagt wurde?“

„Ja. Leider.“

Xilim stand auf: „Das ist verrückt, Johannes. Was denkt Ihr, wie das ankommt, wenn die tote Imperatrix plötzlich auf Ronaris erscheint? Denkst Du, sie wird mit offenen Armen empfangen?“

„Nein. Darum geht es nicht.“

„Worum dann?“

„Das kann ich Dir nicht sagen.“

Xilim wurde skeptisch: „Was? Du machst da jetzt auch ein Geheimnis draus?“

„Es geht nicht. Es steckt mehr dahinter, als Ihr denkt.“

„Was soll denn da noch kommen, außer einer toten Imperatrix?“

Johannes schüttelte den Kopf: „Lass uns nicht streiten. Wir sollten Erik an diesem Tag mit all unserer Kraft unterstützen.“

„Du denkst, dass da noch mehr ist?“

„Xilim. Ja. Da ist definitiv mehr.“ Dann kam er dicht zu ihm: „Und hör jetzt bitte auf zu fragen. Ich kann und darf Euch nichts sagen. Ihr müsst uns einfach glauben, wenn wir Euch sagen, das da noch mehr dahintersteckt und wir es Euch nicht sagen können.“

„Wir?“

„Ja!“, betonte Johannes wieder.

„Wir? Du und diese zwei Hologramme?“

Johannes schüttelte den Kopf, schloss die Augen: „Nenn sie, wie Du willst. Aber ja. Wir: Ana, Xhion und ich.“ Er ging ins Bad.

Xilim schaute zu den restlichen Bediensteten, die seine Auswahl an Uniformen parat hielten und auf seine Auswahl warteten. Er schaute sich alle genervt an und wollte gerade eines der Outfits auswählen, als Erik zurückkam. Die Bediensteten von Xilim rissen ihre Augen weit auf. Xilim drehte sich langsam um und erblickte Erik:

Er stand in einer gold-schwarzen Uniform in der Tür zum Bad. Auf den Schultern hatte er Schulterpolster, die jeweils rundlich endeten und an denen goldene Fäden herunterhingen. Auf der rechten Brust hingen zwei dicke Schnüre zu seinem rechten Arm hinüber. Die Frontseite war komplett Gold verziert und zeigte im winzigen Detail das gesamte Aurum-Emblem. Während vorn der obere Teil der Uniform bis zu seiner Hüfte ging, ragte sie hinter ihm bis zu den Kniekehlen herunter. Die Arm-Enden waren rot, ebenfalls mit sehr detailreicher, goldener Verzierung. Erik drehte sich und auf der Rückseite war nur der mittlere Teil verziert, am äußeren Rand bis zum Ende der Uniform hinten. Seine Hose war komplett schwarz und hatte nur an der Seite eine dicke goldene Naht. Er trug silberne Schuhe und hatte somit die Aufmerksamkeit aller auf sich gerichtet.

Xilim sah Erik und griff ohne zu schauen zu einer Uniform hinter sich, die Eriks Uniform sehr ähnelte. Sofort kamen die Bediensteten und brachten seine Uniform ins Bad. Xilim lief an Erik vorbei: Du bist einfach wunderschön.

„Ich denke, es hat ihm gefallen?“, fragte Johannes.

„Ja. Hat es.“ Erik betrachtete sich erneut im Spiegel. „Und es ist nicht zu derb?“

„Nein. Sie werden es alle lieben!“ Johannes saß auf dem Bett.

Erik schaute ihn an: „Du wusstest also immer Bescheid?“

„Du auch jetzt?“, stöhnte er.

Er schritt zu ihm: „Wenn nicht ich, wer denn?“

Johannes stand auf und schob Erik zur Seite: „Ich kann Dir nicht mehr sagen, was ich es Xilim gesagt habe. Alles, was Xhion und Deine Mutter gesagt haben, ist wahr, Erik.“

„Was ist mit dem Tod? Die Krankheit?“

„Das werden sie Dir erklären.“

Erik ging wieder zu Johannes und nahm ihn an beiden Armen: „Ich will das ja glauben, aber es ist schon sehr traurig, dass eine Mutter ihren Sohn zwanzig Jahre allein aufwachsen lässt, ohne ihn auch nur einmal zu besuchen. Egal, ob öffentlich oder geheim. Ich selbst weiß, dass es einfach gewesen wäre, mal bei uns vorbeizukommen.“

Johannes sagte nichts.

„Sie hatte ganze zwanzig Jahre Zeit, sich wenigstens einmal blicken zu lassen. Aber sie nimmt den Abend vor dem großen Tag als den ersten Kontakt wahr.“

„Es wird nicht geplant gewesen sein!“, versuchte Johannes zu erklären.

„Ach. Selbst das war nicht geplant?“

„So ist es nicht, Erik.“

„Ist mir auch egal,“, wiegelte Erik ab. Xilim trat aus dem Bad.

„Wunderbar.“, nahm Johannes als Rettungsanker aus dem Gespräch mit Erik. „Ihr seid beide, was die Kleidung betrifft, perfekt ausgestattet. Ich muss zum Planetor.“ Er verschwand aus dem Zimmer.

„Was war los? Ich spüre eine schlechte Stimmung.“, meinte Xilim.

„Nichts. Alles gut.“, überspielte Erik.

„Na dann.“ Er zog Erik zu sich und küsste ihn.

„Lassen wir uns überraschen!“, meinte Erik und beide gingen Hand in Hand aus dem Zimmer, gefolgt von zehn Bediensteten und sechs goldenen Koffern.

 

* * *

 

Fünf Stunden später war auf dem Aurum-Plaza jeder Zentimeter besetzt von Ronariern. Jeder Ronarier hatte weiße Kleidung an. In jeder auch noch so kleinen Ecke auf den Straßen waren große Leinwände zu sehen, auf denen man den Aurum-Plaza vor den drei Palästen beobachten konnte. Auch dort war jeder Zentimeter voll mit Wesen aus allen drei Welten. Kleine Terrarier waren ebenso erkennbar, wie die stark behaarten Ignarier. Oftmals in jeweiligen Gruppen, aber auch gemischt.

Vor dem Planetoren-Palast waren zwei auf modern getrimmte, alte Kutschen aufgebaut. Sechs echte ronarische Ochsen waren vor jeder der beiden Kutschen gespannt. Sie waren alle aus Gold. Die Symbole der Welt von Ronaris und der von Terraris waren auf einem großen Stab an den Kutschen sichtbar. Mit denen ging es eine Traditionsrunde um den Aurum Berg durch die Stadt.

Xilim und Erik fuhren also getrennt voneinander. Beide jeweils von sechs weiß gekleideten Soldaten begleitet, stiegen sie in die Kutschen. Die Vordere der beiden war die Terraris-Kutsche, hinter ihr folgte Xilims ronarische Kutsche. Hinter Ihm die ignarische Kutsche mit Brakakus. Vor allen stand eine riesige gold-gekleidete Armee, die sich in Bewegung setzte. Die Besucher folgten ihnen, soweit es möglich war. Marschmusik war immer wieder aus der Ferne hörbar.

Alles gut bei Dir? fragte Xilim Erik.

Ja. Alles gut. Etwas beängstigend, aber alles gut. Hast Du alles dabei?

Ja. Alles sicher bei mir.

Schön. Ich liebe Dich, Xilim.

Ich Dich auch, Erik.

Immer wieder winkten sie den Gästen aus der Kutsche zu, denn die Stadt war wirklich in positiver Stimmung. Sämtliche Fassaden von den Häusern an der Strecke waren extrem festlich geschmückt. Man sah wirklich, dass die Bevölkerung auf diesen Tag lange gewartet hatte. Im Zentrum der Stadt war die Festivalstimmung nicht mehr zu überhören. Die Ignarier waren sich wohl Ihres Aurum-Anwärters sehr sicher. Brakakus grüßte allen stolz von Weitem, auch er hatte eine goldene Uniform an. Dann bewegte sich die riesige Karawane weiter Richtung Aurum-Dom nach oben. Die Wälder und Straßen waren voll und viele drängten sich sehr nahe an die Kutschen, um jeweils einen Blick auf Brakakus, Erik oder Xilim zu werfen.

Nach weiteren gefühlten zwanzig Minuten kamen die drei Kutschen oben auf dem Aurum-Plaza an. Rechts von ihnen war der Eingang zum Aurum-Tempel. Vier riesige Säulen bildeten drei Durchgänge, dahinter war das riesige Theatron zu sehen. Auch hier war eine Leinwand aufgebaut und das Theatron war schon voll. Links war der gigantische Aurum-Dom zu erkennen. Davor die drei Planetoren-Paläste, für jeden Planeten eben ein Palast. Zwischen ihnen und der Hauptstraße, wo die Karawane der Kutschen gerade stehen geblieben war, befand sich eine riesige Wasserfläche mit einer sehr großen Säule. Auf dem Platz zwischen der Wasserfläche und den Planetoren-Palästen warteten ebenfalls viele Zuschauer. Soldaten hatten eine riesige Schneisen gebildet. Dies war wohl der Weg, durch den Brakakus, Erik und Xilim schreiten mussten.

Vor jeder Kutsche bauten sich zwei Soldaten auf. Sie öffneten die Kutschen zeitgleich und Brakakus, Erik und Xilim stiegen aus der Kutsche. Vor den Kutschen waren drei kleine Plattformen mit einem majestätischen Stuhl aus Gold, jeweils versehen mit dem Emblem-Symbol. Nachdem alle drei Platz genommen hatten, nahmen die Soldaten ohne Weiteres die Plattformen auf und trugen sie links von der Wasserfläche zum ersten Planetor-Palast: Ignaris!

Vor dem Palast standen der Planetor Babarayis mit seiner Frau und seinen Kindern. Umringt wurden Sie mit wohl essenziellen Personen, eventuell waren sie ebenfalls Oberhäupter aus der ignarischen Welt. Die drei Plattformen blieben stehen und wurden abgesetzt. Brakakus ging als Erstes auf die Stufen vor dem ignarischen Palast und verbeugte sich. Gefolgt von Planetor Babarayis, welcher sich ebenfalls verneigte. Als er fertig war, verbeugten sich seine Frau und Kinder, danach alle um ihnen herum. Brakakus machte, kehrt auf den Treppen und nahm wieder in seinem Stuhl Platz. Danach musste Erik das Gleiche tun. Er lief auf die gleiche Position wie Brakakus und verbeugte sich ebenso. Wieder folgte darauf der Planetor, Erik ging ebenfalls zum Stuhl zurück. Gleiches Spiel machte Xilim.

Danach wurden alle drei Stühle wieder angehoben und man lief zum zweiten Planetor-Palast: Ronaris. Hier wartete Luluis mit seiner Frau Lara, Laura, Lamar und Leonaris. Auch hier das gleiche Spiel: Verbeugung erst von Brakakus, dann Erik und am Ende Xilim.

Am dritten Planetor-Palast von Terraris warteten Planetor Hohlmann und seine Frau und Tochter. Als Xilim sich verneigt hatte und in seinem Stuhl Platz nahm, passierte zunächst nichts. Erst kurz darauf setzten sich alle Planetoren in Bewegung und gingen mit ihren jeweiligen Familienmitgliedern zu dem jeweiligen Aurum-Anwärter. Im Fall von Brakakus dauerte es etwas länger, denn erst ging Planetor Babarayis los, sammelte Luluis ein und Planetor Hohlmann trat in Bewegung, als Planetor Babarayis an Erik vorbeilief und hinter Brakakus sich aufstellte. Dann erst wurden die Stühle mit Brakakus, Erik und Xilim wieder angehoben und man lief zurück zur Hauptstraße, überquerten diese und wurden durch jeweils einen der drei Bögen getragen.

Auf der anderen Seite der Säulen war das riesige Theatron vor dem Aurum-Berg, worin sich die Quelle befand. Die Plattformen mit Brakakus, Erik und Xilim wurden abgesetzt. Alle drei standen auf und stellten sich vor die Plattform. Die Soldaten trugen sie weg und die Planetoren-Familien ging zu Ihren Anwärtern.

„Sehr gut gemacht!“, lobte Planetor Hohlmann leise, als er bei Erik stand.

„Danke.“, konnte Erik noch sagen.

In der Mitte des Theatron ging ein geradliniger Weg bis runter zum Eingangstor der Aurum-Quelle. Vor dem Tor standen zwei Personen. Das Theatron selbst war gefüllt bis zum letzten Platz. Dann erfolgte ein gigantischer Gongschlag. Alles war sofort still.

Es erfolgte ein weiterer Gongschlag.

Und ein Dritter folgte.

Es setzte ein kontinuierlich dumpfer Schlag ein.

Dann setzte sich Brakakus Familie kommentarlos in Bewegung. Langsam schritten sie den langen Weg durch das Theatron hinunter zum Eingang der Aurum-Quelle. Es war kein Wort zu hören. Einzig der dumpfe Schlag hallte im gesamten Theatron. Im Rhythmus gingen die Babarayis herunter, als sie ankamen, hörte sofort der dumpfe Schlag auf.

Brakakus Familie blieb auf Höhe der ersten Reihe stehen und Brakakus schritt allein zu den zwei Personen, die am Eingang wohl auf ihn warteten. Er stellte sich zwischen beide, drehte sich um und blickte durch das gesamte Theatron. Dann verbeugte er sich, drehte sich wieder um. Nun wurden die zwei Personen aktiv und öffneten die große Tür. Es wurde der Weg zur Aurum-Quelle sichtbar. Im Inneren schimmerte es golden, Brakakus schritt langsam hinein und die Türen wurden hinter ihm geschlossen.

Dann wurde es wieder totenstill.

Rein gar nichts passierte.

Und jetzt? Erik fragte Xilim in Gedanken.

Na, jetzt muss Brakakus in die Quelle steigen. Wenn er der Aurum wird, dann sehen wir einen großen, goldenen Strahl aus dem Berg.

Aus dem, wo?

Aus dem Berg oben. Beide schauten auf die Bergspitze. Erst jetzt bemerkte Erik, dass alle dorthin schauten. Wie lange ging das bei Dir?

Zwanzig Minuten etwa. Ich hatte ja öfter probiert.

Brakakus muss ja wissen, dass es nicht geht.

Genau, bestätigte Xilim. Aber er kann auch nicht nach zwei Minuten wieder rauskommen. Wir müssen warten.

Es blieb still.

Ganze zwanzig Minuten.

Dann erfolgte wieder ein Gongschlag. In dem Moment wussten alle, dass Brakakus nicht der Aurum wurde. Die zwei Personen öffneten die Türen und Brakakus stand halb nackt in dem Gang. Man konnte etwas Goldenes an ihm erkennen. Er ging langsam aus dem Tempel.

Jetzt wird es ernst. Erik war gespannt.

Die Show beginnt. Xilim freute sich mehr darauf als Erik.

Brakakus blieb plötzlich stehen.

Auf der Hälfte der Strecke zu seiner Familie erstarrte er fast. Er drehte sich wieder um, schritt zwei Schritte nach links und bewegte sich nicht mehr.

Man konnte erkennen, dass sein Vater zu ihm sprach. Womöglich wollte er ihn zu sich holen.

Dann sah Erik, wie Xilim zu Luluis sprach. Luluis zu Leonaris. Leonaris nickte mit seinem Kopf nach rechts und es ertönte ein weiterer Gongschlag.

Brakakus Vater drehte sich sofort um und schaute nach oben zu Erik und Xilim.

Der nächste Gongschlag ertönte.

Brakakus Vater sprach wohl wieder auf seinen Sohn ein.

Der dritte Gongschlag ertönte, gefolgt von den dumpfen Schlägen im Rhythmus.

Los geht’s., sagte Xilim.

Erik ging los, gefolgt von seinem verwunderten Planetor Hohlmann: „Was geht hier vor?“ Es war wieder Totenstille. Leise hörte man weiterhin, wie Brakakus Vater auf seinen Sohn einredete.

Als Erik auf halber Strecke war, ging auch Xilim los.

Nun wurde die Menge im Theatron unruhig. Man hörte immer mehr Gemurmel und Getuschel.

„Was passiert hier gerade?“, fragte Planetor Hohlmann Erik erneut.

„Keine Sorge, Planetor. Wir werden gleich Geschichte schreiben.“

„Das habt Ihr bereits. Wieso wurde ich nicht eingeweiht? Was habt Ihr vor?“

„Geduld, Planetor.“, grinste Erik vor sich hin.

Er ist nervös, oder? Xilim fragte hinter ihnen.

Und wie!

Dann lief Erik an den Babarayis vorbei. Während Brakakus Schwester leicht grinste, wirkten seine Eltern sauer. Sie wurden durch Planetor Hohlmann etwas an die Seite gedrängt, denn er ahnte, dass auch die Latentas gleich hier stehen würden.

„Was geht hier vor sich?“ Planetor Babarayis war sauer.

„Ich habe selbst keine Ahnung!“, meinte Planetor Hohlmann.

Erik lief zu Brakakus, stellte sich neben ihn: „Alles gut?“

„Perfekt.“, murmelte Brakakus.

Dann stand auch Xilim neben Brakakus und Erik.

„Da sind wir.“, meinte er.

„Schreiben wir heute Geschichte!“, meinte Brakakus.

„Jungs. Ich bin sehr stolz, dass ich zu Euch gehöre."

„Keine Ursache.“, meinte Brakakus.

Die zwei Personen an der Tür wussten ebenfalls nicht, was da gerade passierte. Dann erfolgte ein weiterer Gongschlag. Xilim nickte ihnen zu und beide öffneten die Türen. Die Menge im Theatron wurde still. In dem Moment, als man kein einzigen Ton mehr hörte: „Los geht’s“, sagte Erik.

Alle drei gingen zeitgleich los.

Im selben Moment durchdrang das gesamte Theatron ein lauter Seufzer. Jeder Einzelne wusste, dass das, was gerade passierte, noch nie zuvor passierte. Niemals traten drei Personen zusammen in den Tempel. Noch nie zuvor traten drei männliche Personen in den Tempel. Als die Türen sich hinter Brakakus, Erik und Xilim schlossen, wurde es wieder still im Theatron.

Was passierte da gerade?

 

* * *

 

„Da sind wir.“ Erik eröffnete das Gespräch.

„Verrückt.“, meinte Brakakus.

„Alle sind ausgeflippt.“ Xilim freute sich und lief schon Richtung Quelle.

Die anderen beiden folgten.

„Was hast Du die ganze Zeit hier drin gemacht?“ Erik wollte Details.

„Was soll ich gemacht haben? Ich habe mir Zeit gelassen und die richtige Quelle genau angeschaut.“

„Stimmt. Du kennst auch nur die holografische Quelle vom Schiff.“

„Kommt?“, rief Xilim, der schon am Rand der Quelle stand.

„Es ist aber viel angenehmer.“ Brakakus stellte sich neben Xilim. „Also wird es Ernst jetzt.“

Xilim drehte sich zu Erik: „Wir ziehen das durch?“

„Wenn Ihr beide vorsichtig seid? Ihr könnt mir beide mit Eurem großen Penis wehtun.“, grinste er.

„Ich werde ja nicht so zum Einsatz kommen wie Du?“ Brakakus tippte Xilim an.

„Hast Du alles dabei?“, fragte Erik.

„Ja.“, dann holte Xilim eine kleine Spritze aus seiner Uniform.

Brakakus griff zu seinem Haarzopf und holte den Stab heraus, den ihn hielt.

„Perfekt. Dann sollte nichts mehr schiefgehen?“ Erik schaute sich beides an.

Xilim begann, sich auszuziehen.

Brakakus ging etwas weiter weg und zog sich ebenfalls aus, was bei ihm schnell ging. Er setzte sich an den Rand der Quelle und wartete auf Erik und Xilim.

„Ich bin aufgeregt.“, sagte Erik zu Xilim, als er ihm die Hose aufknöpfte.

„Frag mich mal.“, meinte Xilim und warf das Oberteil der Uniform weg. Er küsste Erik und drückte ihn zwischen seinen beiden Brustmuskeln an sich.

Erik zog Xilims Hose samt Unterhose herunter und sein Penis stieß mit Schwung an seinen Bauch. Er öffnete sein Hemd und Xilim nahm es ihm ab. Auch er schob seine Hose herunter und beide standen wieder einmal nackt voreinander. Man merkte, dass Xilim schon allein von Eriks Anblick erregt war, sein Penis wurde größer und dicker.

Er setzte sich an den Rand der Quelle und hielt seine Beine hinein. Dann nahm er Eriks Hand und führte ihn langsam auf seinem Oberschenkel, ebenfalls ins Quell-Wasser. Langsam umschloss sich das Quellwasser um beide Körper. Xilim rutschte weiter hinein und hielt Erik fest an sich.

Von unten spürte Erik Xilims Penisspitze bereits an seinem Po. Sie küssten sich und Xilim versuchte langsam, die Spitze des Penis in Eriks After zu schieben, damit der Vorsaft nicht verloren ging. Als seine ganze Eichel verschwunden war, stoppten beide. Xilim schielte zu Brakakus herüber, der aber nicht zuschaute.

Erik drückte sich langsam mehr auf Xilims Penis und er glitt immer tiefer in ihn. „Okay. Wir müssen zusammen sein, wenn es klappen soll.“, murmelte Erik zu Xilim.

„Stimmt. Brakakus?“, rief er ihn zu sich.

Brakakus rutschte ebenfalls ins Quellwasser. Er kam zu den beiden herüber.

„Moment.“, meinte Erik und ließ Xilims Penis wieder herausgleiten. Er drehte sich um, lehnte sich mit seinem Rücken an Xilim und drückte mit einer Hand Xilims Penis wieder langsam in ihn hinein.

Brakakus stand nun direkt vor ihnen und wartete.

Erik nahm seine freie Hand und zog ihn an sie heran.

Xilim umarmte Erik an seiner Brust und hielt ihn damit fest.

Erik nahm seine zweite Hand und legte beide Arme um Brakakus Hals. Nun standen Xilim und Brakakus gegenüber und Erik saß auf Xilims Penis zwischen beiden. Langsam begann Xilim mit Stoßbewegungen. Erik stöhnte leicht und lehnte seinen Kopf an Brakakus Brust. Xilims Augen waren geschlossen und er stieß kräftiger zu. Brakakus hielt die zwei Gefäße mit dem Sperma von Erik und ihm bereit. Dann gab Xilim wohl erste Töne von sich, ein Zeichen, dass er gleich kommt. Seine Stöße wurden kräftiger und er drückte Erik immer fester an sich und seinen Penis immer tiefer in ihn.

„Ich komme!“, sagte Xilim.

Brakakus kam einen kleinen Schritt näher zu Erik, um ihn zu halten.

Die Linien auf Xilims und Eriks Körper leuchteten auf einmal zeitgleich hell auf. Das Quellwasser erleuchtete ebenfalls und dann schoss ein riesiger Lichtstrahl nach oben. Während Xilim Erik umarmte, Brakakus Erik weiterhin stützte, spürte Erik, wie sich etwas an seinem Penis saugte.

Erik öffnete die Augen und sah den verwunderten Brakakus. Er schaute gerade nach unten. Durch den Lichtstrahl konnte Erik nicht genau erkennen, was er wohl sagte. Er spürte nur, wie sich der Schlauch von Brakakus Penis um Eriks Penis legte. Kurz bekam Erik Angst, dass sich die Widerhaken in seinen Penis einstachen, aber es passierte nichts. Während Xilim in Erik weiter kam, saugte plötzlich Brakakus Penis-Schlauch an ihm. Er spürte, wie Brakakus Penis im Inneren seiner Eichel anstieß.

Erik blickte durch den Lichtstrahl zu Brakakus, welcher nun auch leuchtete, wie er und Xilim.

Jener schaute auch Erik verwundert an, konnte aber auch nur schwer atmen. Dann konnte Brakakus sich nicht mehr halten und ejakulierte. Brakakus umarmte beide und ließ einfach alles geschehen.

Der Lichtstrahl unterbrach.

Xilim öffnete seine Augen und sah, wie Eriks Körper weiterhin aus den Linien strahlte. Auch Brakakus hatte leuchtende Linien, genau wie er selbst. Er schaute an seinem Körper kurz herunter, auch er strahlte noch aus den Linien. Brakakus hatte die Augen geschlossen und zuckte weiterhin.

Dann wurden die leuchtenden Linien bei allen Dreien schwächer. Ganz aus gingen sie nicht. Xilim hatte weiterhin Erik an der Brust im Arm und Brakakus hatte Erik am Hals im Arm. Alle hatten nun die Augen offen.

„Was ist hier gerade passiert?“, fragte Xilim.

„Ich weiß es nicht. Ich kann nichts dafür. Ich habe das nicht gewollt.“ Brakakus bewegte sich nicht, war aber selbst erschrocken.

„Alles gut.“, sagte Erik leicht außer Atem.

„Was ist denn los?“

„Ich kann es gar nicht beschreiben, aber als Du wohl in Erik gekommen bist, hat sich mein Penis an Eriks Penis angedockt.“

„Er hat was?“

„Ja. Sein Schlauch hat meinen Penis erfasst.“

Brakakus öffnete seine Hände, die Spritze und der Stab waren noch unbenutzt.

„Er hat was?“ Xilim verstand nicht.

„Ich bin in Brakakus Penis gekommen.“, sagte Erik.

„Und ich zur gleichen Zeit.“, setzte Brakakus fort.

Xilim war sprachlos.

„Wir haben das gar nicht gebraucht.“, deutete Brakakus auf die Spritze. „Ich kann es aber nicht erklären, wie das passieren konnte.“

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“, meinte Xilim nur leise.

„Ich wollte nur Erik festhalten, als der Lichtstrahl sichtbar wurde.“

„Als er losging?“, fragte Xilim.

„Als Du in Erik gekommen bist, ging ein gewaltiger Lichtstrahl nach oben.“

Xilim erstarrte: „Der Aurumstrahl?“

„Wenn er so heißt.“

„Es hat geklappt?“, fragte Xilim und schaute Erik sofort genauer an. Er sah, wie Eriks Linien weiterhin leuchteten, nicht mehr so stark wie anfangs, aber sie leuchteten.

Erik schaute sich ebenfalls an: „Sie gehen nicht aus.“

„Meine auch nicht.“, meinte Brakakus.

„Stimmt.“, fand Xilim an sich ebenfalls heraus.

Brakakus? Erik versuchte es.

Was ist das? Es schien zu funktionieren.

„Ich kann mit Dir telephatieren!“, sagte Erik und lächelte ihn an.

„Das warst Du?“

„Leute!“ Xilim versuchte, den intimen Moment zu lösen.

„Langsam!“, meinte Erik laut. „Wir sind noch verbunden!“

„Wie verbunden?“, fragte Xilim.

„Sein Schlauch ist noch über meinen Penis.“

„Mit den Haken?“

„Nein. Die Haken blieben innen.“, meinte Brakakus stolz.

„Zum Glück.“, freute sich Erik.

„Moment.“ Brakakus legte seine Hand an und zog seinen Schlauch vorsichtig von Eriks Penis ab. „Jetzt.“

Dann stand Xilim mit Erik im Arm auf. Sein Penis war noch hart und steckte noch immer tief in Erik. Er drehte sich um und legte Erik am Rand vorsichtig ab. Dann zog er den Penis Stück für Stück heraus.

Brakakus war ebenfalls am Rand: „Das ist unglaublich. Das wird uns keiner glauben.“

„Wenn überhaupt.“, meinte Xilim.

„Was meinst Du?“

„Willst Du es wirklich Deinem Vater erzählen?"

„Er wird ohnehin fragen, wie es möglich war.“, meinte Brakakus.

„Das stimmt wohl. Jeder weiß, dass es durch sexuellen Kontakt nur funktionierte. Also wird es jeder da draußen ahnen, dass wir einen Dreier hatten.“, meinte Erik.

„Oder dass wir getrennt Sex hatten.“, schlug Brakakus vor.

„Das wäre eine bessere Idee.“, meinte Xilim.

„Zumindest klingt es erträglicher für die Ohren meines Vaters.“

„Einzig, dass Dein Penis die Nähe zu Eriks Penis suchte, überrascht mich.“ Xilim verstand noch immer nicht, was da passierte.

Brakakus hüpfte aus dem Quellwasser und setzte sich an den Rand. Er nahm seinen Schlauch, worin sich sein eigentlicher Penis befand: „Normalerweise entfernt er sich von selbst, wenn ich erregt bin. Diesmal schien es aber so, als würde er kleiner geworden sein.“

„Dein Penis?“; fragte Xilim.

„Ja.“, Brakakus schaute zu Erik. „Es fühlte sich an, als hätte er Platz für Eriks Penis gemacht.“

„Ja. Stimmt. Ich spürte nur, wie sein Schlauch sich um meine Eichel saugte. Ich hatte noch Angst, dass die Haken kommen würden, aber es passierte nichts. Als ich den Orgasmus bekam, kam Brakakus auch.“

„In dem Schlauch?“

„Ja. Daraufhin leuchtete ich auch. Der Lichtstrahl verschwand kurz. Ich vermute, als Du nicht mehr gekommen bist.“, puzzelte Brakakus. „Denn danach ging er wieder an, als Erik und ich kamen.“

„Daraufhin bildeten sich auch bei ihm die Linien.“ Erik strich über eine an Brakakus Arm.

„Das ist alles verrückt. Ich hatte einen Dreier mit einem Ignarier!“ Xilim lachte.

„Frag mich mal.“, lachte Brakakus. „Meine Frau wird mich verfluchen.“

„Stimmt. Die wird geschockt sein, dass Du mit zwei Männer Sex hattest.“, lachte auch Erik.

„Los.“, Xilim stand auf. „Schauen wir uns an, was da draußen los ist.“

„Oh ja.“ Dann standen Brakakus und Erik ebenfalls auf. Sie zogen sich nur das Nötigste an, sodass man bei allen Dreien die goldenen Linien sehen konnte, die noch immer leuchteten. Sie liefen langsam Richtung Tempeltür.

„Also bin ich nun der zweite goldene Guardian?“, fragte Brakakus.

„Bist Du! Der Erste in der Geschichte des Aurums“, strahlte Erik ihn an.

„Du wirst es nicht bereuen.“

„Das weiß ich.“, meinte Erik.

Xilim blieb stehen: „Los geht’s. Macht Euch auf das historisch größte Spektakel gefasst.“ Dann liefen alle drei gleichzeitig los und man hörte draußen den gewaltigen Gongschlag.

 

* * *

 

Keiner wusste, warum drei Personen in den Aurum-Tempel gingen und alles starrte gespannt auf die Bergspitze. Auch auf dem Aurum-Plaza vor den Planetoren-Palästen wartete man gespannt auf eine Reaktion aus dem Aurum-Berg. Die ganze Stadt war still. Nichts fuhr oder bewegte sich. Alle starrten auf die Leinwände, auf Kommunikatoren, auf den Berg zum Plaza. Jeder Einzelne wartete auf eine Reaktion des Berges.

Dann schoss der erste goldene Strahl aus dem Berg.

Das Theatron flippte aus.

Der Aurum-Platz flippte aus.

Die Stadt flippte aus. Feuerwerke schossen in die Höhe.

Als der Strahl plötzlich aufhörte, feierten alle ohne Sorgen weiter. Jeder im Theatron umarmte sich und war glücklich.

Dann schoss ein zweiter Strahl aus dem Berg.

Im selben Moment erstarrten alle und es wurde wieder ruhig.

Auch auf dem Aurum-Platz standen alle und schauten auf den zweiten goldenen Strahl. In der Stadt schossen Feuerwerke nach oben, aber auch hier schauten alle mit offenem Mund zu den Übertragungsplattformen.

Jeder wusste, dass dort etwas passierte, was zuvor noch nie passierte. Zwei goldene Strahlen hat es bisher nicht gegeben. Erst nach und nach kam die Freudenstimmung wieder auf.

Das Theatron feierte wieder und wartete gespannt auf die Öffnung der Tempeltüren. Alles verstummte, als der gigantische Gongschlag zu hören war und die Türen sich langsam öffneten.

Als Brakakus, Erik und Xilim zu sehen waren, hörte man einen stürmischeren Beifall und alle standen endgültig auf und klatschten, auch auf dem Aurum-Plaza und überall in der Stadt

Im Theatron war nun erkennbar, dass Erik der Aurum ist. Sein gesamter Oberkörper war bedeckt mit golden leuchtenden Linien. An seinem Hals gingen zwei Linien an den Ohren vorbei zu seiner Stirn, wo nochmals das Emblem in klein leuchtete.

„Erik!“, meinte Brakakus plötzlich und deutete auf seinen rechten Unterarm.

Dort war ein weiteres Emblem zu sehen, wie er es auf dem linken Unterarm hatte.

Brakakus und Xilim hatten jeweils einen Bruchteil von Linien auf Ihren Oberkörpern und präsentierten erstmalig zwei goldene Guardians.

Brakakus Vater ging drei Schritte allein auf die Drei zu. Er blieb stehen, schaute erst Xilim lange an, dann schaute er Brakakus lange an. Dabei erkannte man, dass er Tränen in seinen Augen hatte. Dann blickte er auf den etwas kleineren Erik und ging auf ein Knie herunter. Er senkte den Kopf und blieb in dieser Position.

Dann ging Luluis nach vorn, stellte sich neben Bubbaus. Schaute ebenfalls zu Xilim, dann zu Brakakus und zu Erik. Auch er ging auf ein Knie herunter und senkte seinen Kopf.

Dann folgte Planetor Hohlmann. Auch er wiederholte diese Zeremonie und als er seinen Kopf senkte, kniete sich das gesamte Theatron. Der Aurum-Plaza senkte sich ebenfalls.

Dann ertönte erneut der Gongschlag. Die Planetoren standen auf und drehten sich gemeinsam um. Die Familien in dem Gang bildeten eine Schneisen, dann liefen die Planetoren los, begleitet von den dumpfen Schlägen, wie zum Beginn der Zeremonie. Brakakus, Erik und Xilim folgten ihnen. Sie liefen diesmal hoch zu den Säulen. Dort stand eine einzelne, etwas größere Plattform bereit. Der Stuhl darauf war größer und prunkvoller.

Xilim stellte sich auf eine Seite des kleinen Throns, Brakakus ließ Erik an sich vorbei, der sich in den Stuhl setzte, um sich auf die andere Seite des Throns zu stellen. Dann kamen zehn goldene Soldaten auf jeder Seite dazu und hoben die Plattform ohne einen Ton. Dann gingen sie durch den mittleren Bogen und passierten die Hauptstraße. Alle verneigten sich. Auf dem Aurum Plaza und überall in der Stadt stiegen Feuerwerke in die Luft.

Die goldenen Soldaten blieben kurz stehen, um den anwesenden Personen auf dem Aurum-Platz den ersten Anblick des Aurums zu gönnen. Erik schaute sich langsam um, auch Xilim und Brakakus taten es und waren überwältigt von dem Anblick. Während die großen Männer dieses Gefühl genossen, schaute Erik zufällig auf die Wasserfläche vor den Imperial-Palästen. Das dortige Wasser war etwas mehr in Bewegung, als er es kannte.

Erik behielt seinen Blick dort und beobachtete, dass die Bewegung des Wassers immer stärker wurde. Jungs! Dachte Erik zu beiden, welche zuerst zu Erik schauten und dann sahen, dass er die Wasserfläche im Auge hatte.

„Was …“, konnte Brakakus nur sagen.

„Da stimmt etwas nicht.“, meinte Erik.

„Bitte nicht.“, murmelte Xilim.

„Was ist?“, fragte Erik.

„Das kann aber nicht sein! Nicht jetzt!“ Xilim starrte weiter auf die Wasserfläche und nun bemerkten auch viele andere, dass das Wasser sich dort ungewöhnlich stark bewegte.

„Sie kommen jetzt?“, meinte Erik laut.

„Was ist da los?“, fragte Brakakus.

„Aquaris kommt.“, sagte Xilim.

„Was ist Aquaris? Klärt mich jemand sofort auf?“, fragte Brakakus erneut. ´

Im selben Moment kamen aus dem ronarischen Planetor-Palast eine große Menge an goldenen Soldaten. Die Schlange der Soldaten hörte nicht auf. Sie bildeten eine doppelte Reihe rund um die Wasserfläche.

„Aquaris ist der vierte Planet.“, sagte Xilim und kniete sich neben Erik am Stuhl.

Brakakus tat es ihm gleich: „Aber das ist doch über tausend Jahre her?“

„Denkt daran, sie kommen in Frieden.“

Brakakus schaute Erik an: „Aquaris?“, betonte er.

„Ja.“, er verstand nicht.

Erik begann aufzuzählen: „Terraris.“

Xilim setzte fort: „Ronaris.“

„Ignaris.“, setzte Brakakus fort.

Erik stand auf und sagte laut: „Aquaris!“.

Die Wasserfläche köchelte regelrecht. Das Wasser spritzte die Doppelreihe der goldenen Soldaten nass, als der Mast in der Mitte der Wasserfläche plötzlich langsam im Wasser verschwand.

„Was geht da vor?“, hörte man aus Richtung des terrarischen Palastes.

Xilim und Brakakus standen ebenfalls still: „Sie haben das Portal wieder aktiviert.“, meinte Xilim.

„Das Portal?“

„Sie haben es wohl geschafft, es wieder zu aktivieren.“ Der Mast war im Wasser verschwunden und plötzlich verstummte das Wasser in seinen Bewegungen. „… Sie können nur eine Art Luftblase erstellen, um aus dem Wasser zu kommen. So kommunizierten Sie damals zu den anderen Planeten.“, erzählte Xilim.

Jeder starrte auf die Wasserfläche, die nun kurz versank und an ihrer Stelle eine Art Kraftfeld aufbaute. Es stellte die Form eines vierten Planetor-Palastes dar. Einzig die Kuppel erschien nicht. Dort öffnete sich ein Loch und es wurden sechs Gestalten nach oben gehoben.

„Was ist das denn?“, fragte Erik leise.

„Das werden wir sicher gleich erfahren!“, murmelte Xilim.

Es wurde ruhig auf dem Aurum-Platz. Man hörte nur, das Wasser, das die Form des Planetor-Palastes bildete, plätschern. Von den nun erkennbaren sechs Personen trat eine Person nach vorn.

„Da sind sie wieder!“, sagte Erik.

„Wer?“, fragte Brakakus.

„Meine Mutter und Xilims Vater. Sie stehen hinter dem mit den langen Haaren.“, erklärte Erik.

Der Mann mit den langen Haaren hob ein großes goldenes Speer in die Luft. Die Menge auf dem Aurum-Plaza hielt die Luft an und als der Aquarianer den Stab auf dem holografischen Boden mit Gewalt stellte, ertönte ein wässriger Ton. Danach ergriff er das Wort: „Ich grüße sie von Aquaris. Ich bin der aquarianische Planetor Andor Antentas. Es möge uns verziehen sein, dass wir uns etwas verspätet haben, um bei der Zeremonie zur Ernennung des neuen Aurum teilzunehmen. Es ist auch für uns ein wichtiger Tag, denn wie ich sehe, ist der neue Aurum Imperator bereits erkoren worden. Und ich könnte nicht stolzer sein, dass es wieder ein Imperator ist, der halb Aquarianer ist."

Impressum

Lektorat: U. Heitfeldt
Tag der Veröffentlichung: 07.04.2023

Alle Rechte vorbehalten

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