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Der Kranich und der taube Frosch

Der Kranich und der taube Frosch

 

Sadako liebt das Rennen. Sie will einfach nur rennen, am liebsten den ganzen Tag. Einfach die Straße zu ihrer besten Freundin Zusa runter rennen. Immerhin ist sie eine der besten und schnellsten Läuferin ihrer Klasse. Ihre Freunde und Familie sind unheimlich stolz auf sie. Aber stattdessen ist sie hier in ihrem Bett, weil sie so müde ist und sich schwach fühlt. Sie kann ihre Beine gar nicht mehr so schnell bewegen, wie sie das gerne möchte. Aber sie hat nie Langeweile. Ihre Freunde kommen sie immer besuchen, am meisten ihre Freundin Zusa.

 

Zusa:

Sadako, oh Sadako, es ist so tolles Wetter draußen. Wann kommst du mit mir auf die große Wiese? Sie ist wunderbar. Ich wusste gar nicht, dass es dort so viele bunte Blumen gibt. Petro (Hund von Zusa) wäre auch dabei. Er vermisst dich schon.

 

Sadako:

Ach, Zusa, ich würde doch auch gerne Petro sehen. Ich vermisse ihn ja auch. Wirklich...ich würde mit ihm die ganze Wiese hoch und runter rennen. Aber ich bin so müde… .

 

Zusa:

hm… ich weis, aber Uzuna, Marishu, Carl und Jeniz vermissen dich auch und sind auch dabei.

 

Sadako:

Ich will ja. Zusa...ich will. Ich bin nur so müd… müde. Wenn ich ein Wunsch frei hätte, dann würde ich gern…

 

Zusa schaut traurig von einer Ecke in die Andere.

 

Zusa:

Ahh...Sadako, da fällt mir ein, nach eine Legende wird einem kranken oder schwachen Menschen, wenn er 1000 Origami Kraniche gefaltet hat, von einem Kranich geheilt... so hat das meine Oma mir erzählt. Ja, wirklich. Der Kranich kommt zu dir. Als ich bei meiner Oma war habe ich auch welche am Himmel gesehen. Aber sie kommen erst, wenn man 1000 Kraniche gefaltet hat.

 

Sadako:

Origami Kraniche…? Warum ein Kranich?

 

Zusa:

Die werden 1000 Jahre alt. Und wenn du...ne, wenn wir es schaffen, dann kannst du wieder mit mir raus kommen. Sadako, ich geh gleich und hole Papier!

 

Und schon war Zusa verschwunden. Sadako noch in ihren Gedanken >> Kraniche...Ja, Kraniche. Sie sind immer weise und lieb. Ich muss mit einem sprechen...vielleicht kann er mir ja wirklich wieder Kraft geben...vielleicht kann ich ja wirklich auf die Wiese mit Zusa!?<<

Sadako war gerade mit dem Gedanken an eine Begegnung mit einem Kranich eingeschlafen, als Zusa doch tatsächlich mit den buntesten Papier und Uzuna im Schlepptau erschien.

 

Uzuna:

Sadako, lass uns Origami falten. Das geht ganz schnell und schon ist ein Kranich bei uns.

 

Zusa:

Ja, und dann können wie alle auf die Wiese...uhhuu, das wird toll!

 

Sadako:

Ja, Petro sehen und raus in die Sonnen.

 

Als Sadako gerade von der Sonne sprach und die drei Mädchen sich an das Falten der Origami machten, durchflutete ein schöner orangener Sonnenschein das Zimmer. Sadako freute sich so sehr, dass ihre Freundinnen da waren und mit ihr Origami Kraniche falteten. Sie vergaß ganz ihre Müdigkeit. Vom Weiten hörte man, wie die drei Freundinnen mit einander lachten und quatschten.

So ging Tag um Tag und von Tag zu Tag halfen mal Sadakos Familie beim Falten, mal einige Nachbar und auch mal Freunde und Schuldkameraden. Immer wenn sie sich mit Sadako unterhielten, ließen sich die Origami Kraniche wie von Zauberhand falten und man unterhielt sich gut und ausgelassen. Aber auch wenn Sadako allein war, faltete sie ihre Kraniche. Das beruhigte sie und sie gaben ihr wirklich neue Kraft. Trotz, dass sie noch keine 1000 Kraniche gefaltet hatte, beschloss sie bei dem nächsten schönen Sonnenschein ihr Versprechen mit Zusa einzulösen und mit ihr auf die wunderschöne Sommerwiese zu gehen.

 

Am nächsten Tag ist genau das eingetroffen. Sadako ging es gut und als sie schon die Stimmen ihrer Freundinnen hörte, umarmte sie sie stürmisch. Es ging auf die großen Sommerwiesen und der Sonnenschein schien nur so warm auf ihrer Haut. Aber was Sadako dann dort sah, verschlug ihr den Atem.

 

Zusa:

Siehst du Sadako, du hast es geschafft...1000 Origami Kraniche. Der Kranich kann kommen!.

 

Die bunte Wiese war nicht wie üblich mit bunten Sommerblumen bedeckt, sondern über und über mit bunten Origami- Kranichen. Die ganze Wiese, den Hügel hinunter, lagen überall in jeder Farbe Kraniche. Und mittendrin ihre Freunde Carl und Jeniz und natürlich der kleine Hund Petro. Petro war es auch der laut bellend auf Sadako einstürmte und begrüßte. Die Freunde begrüßten sich auch sogleich. Sadako sah wie glücklich ihre Freunde aussahen. Sie merkte die frische Luft und das warme Gras unter ihren Füßen. Sie musste sich erst einmal umringt von den vielen Origami-Kranichen hinlegen, in den blauen Himmel schauen und tief durchatmen.

 

Sadako:

Wie ...wie habt ihr das gemacht. Ich habe gedacht ich...wir würden das nie schaffen. So viele Kraniche...so viele...

 

Uzuna:

Ahhh, das ist wie die Geschichte vom Frosch.

 

Ihre Freunde legten sich spontan neben ihr und betrachteten auch den weiten Himmel.

Uzuna:

Ich habe mal gehört, dass Frösche – ich weis nicht mehr wo – ein Wettrennen veranstaltet haben. Das soll angeblich das erste Wettrennen überhaupt gewesen sein. Das Ziel war es auf einen hohen Turm zu steigen und wer als Erster an der Turmspitze angelangt war, soll der Sieger sein. Irgendwie war es dann so, dass das Publikum nicht daran glaubte, dass irgendjemand von den Wettstreitern die Turmspitze erreicht. Also feuerten sie die Kämpfer nicht an, sondern riefen genau das Gegenteil, dass sie es nicht schaffen würden oder sie seien zu schwach. Nach und nach gaben die Frösche auf, außer…tatatataaa...einer, ein Frosch erreichte die Turmspitze. Und alle wollten wissen, wie er das geschafft hatte. Sie fragten ihn und dabei fielen ihnen auf, dass er taub war. Dieser Frosch, er heißt Yokozuma, soll hier auf diesem Hügel, hier auf dieser Wiese leben. Hab ich gehört.

 

Carl:

Und der Turm, wo ist der?

 

Uzuna:

Um den geht es doch gar nicht, sondern um Yokozuma, dem tauben Frosch.

 

Zusa:

Wow, ja...stimmt, weil er die Stimmen der anderen nicht gehört hat, ließ er sich nicht demotivieren und ist über sich selbst – wortwörtlich – hinausgewachsen. Ich wusste gar nicht…

 

...quack, quack…

Alle erschracken und setzte sich in Lichtgeschwindigkeit auf. Vor Sadakos Füßen saß ein kleiner runder Frosch mit einem freundlichen Lächeln.

 

Zusa:

Ein runder Frosch...hey du, wer bist du? Hey du…

 

Der runde Frosch würdigte Zusa keinen einzigen Blickes.

 

Zusa:

Hey du, ich spreche mit dir! Wo kommst du her? Wer bist du?

 

Sadako:

Yokozuma?

 

Der Frosch sprang auf ihren Fuß.

 

Uzuna und Zusa (freudestrahlend):

Yokozuma! Das ist Yokozuma...wow…Das muss er sein!

 

Und alle Freunde im Chor:

Wow...ist das möglich?

 

Schnelle zarte Schatten huschten hin und her auf der Wiese und über den Freunden. Verwirrt schaute als Erste Sadako gen den schönen klaren Himmel: Ein Kranich!

 

Zusa (springt auf):

Ein Kranich...Sadako...er ist gekommen… er ist wegen dir gekommen. Wir haben es geschafft. Ich sagte es doch. Wenn du 1000 Origami- Kraniche faltest, dann kommt auch der Kranich und erfüllt dir deinen Wunsch. Huuu, wir haben es geschafft.

 

Sadako:

Ihr habt es für mich geschafft. Ohne euch hätte ich es niemals geschafft.

 

Yokozuma:

Quack,quack…

 

Sadako:

Ja, ich weis. Man kann wirklich alles schaffen, wenn man an sich glaubt und vertraut!

 

Der Kranich landet direkt vor Sadakos Füßen, neben Yokozuma. Yokozuma im ersten Moment erschrocken, schaute aber dann doch ehrfürchtig zum stattlichen, langen Vogel hoch. Sein weißes Federkleid schimmert in der Sonne. Seine Flügelspitzen jedoch sind eher gräulich und sein Unterkleid schwarz, was aber seiner eleganten Erscheinung in keiner Weise trübt. Der Kranich verneigt sein Kopf vor Sadako. Ein >>Ohhh<< und Erstaunen ihrer Freunde weht über die Sommerwiese. Jetzt erkannte Sadako ganz genau wie schön leuchtend rot der Fleck auf dem Haupt des Kranichs sie anstrahlt. Der Kranich schaut Sadako direkt in ihre Augen. Ein warmer und freundlicher Blick. Petro, nach langem Anknurren des Kraniches, wird jetzt mehr und mehr ruhiger auf Uzunas Schoß. Yokozuma dafür aber interessierter, sprang weiter höher auf Sadakos Knie und betrachtete den Kranich ganz genau. Sadakos Freunde endlich aus ihrer Erstarrung gelöst, kamen näher und streckten vorsichtig ihre Hände dem Kranichgefieder entgegen.

 

Carl:

Wahnsinn. So nah habe ich noch nie ein Kranich gesehen.

 

Uzuna:

Das Gefieder ist so weich und irgendwie so fest… .

 

Carl:

Ich glaube er wartet auf irgendetwas...Sadako, ich glaube, er will irgendetwas von dir.

 

Sadako:

Von mir...Ja, ach ja...was soll ich jetzt tun??

 

Zusa:

Dein Wunsch…

 

Der Kranich neigte sein Kopf nochmals zu Sadako runter, jetzt aber direkt neben ihr, sodass sie seinen Kopf streicheln konnte.

 

Zusa:

Ahhh, ich glaube, er will, dass du auf seinen Rücken aufsteigst...er will mit dir fliegen…

 

Sadako:

Echt, wirklich, meinst du wirklich?

 

Carl:

Wow, ja...steig‘ auf!

 

Zögerlich berührte Sadako den Rücken des Kranichs und wollte auf ihn hinauf klettern, als sie merkte, dass Yokozuma von ihrem Knien auf ihren Kopf sprang. Ganz klar, er wollte mit. Wahrscheinlich noch höher hinaus als auf seinem Turm. Ihren Freunden zulächelnd, war sie auch schon auf dem Rücken des Kranichs und umarmte ihm am Hals. Sie schaute zu ihren Freunden, die in die Hände klatschten, Origamie-Kraniche in die Lüfte warfen und sie freudestrahlend anlachten. Und schon war sie mit dem Kranich und Yokozuma auf ihrem Kopf in der Luft. Die Sommerwiese unter ihr und die warme Sonne vor ihr.

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 26.06.2017

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
http://www.labbe.de/zzzebra (Web-Magazin für Kinder; Kreativ mit und für Kinder) caritas (Sonnenschein e.V.)

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