H. chirurgischer Arzt, hatte gerade Nachtschicht
Y-s Frau des Arztes
Was meine Schwester mir einst erzählte, über einen Mann, der ihr dies anvertraute:
H.
>>Zu so einer frühen Stunde, einen so ruhigen Morgen zu haben ist wunderbar. Er ist warm und schön. So wie die schimmernden Blätter das Sonnenlicht reflektieren, dass von dem wolkenlosen Himmel kommt und sie sind in einem so schönen Kontrast mit den Schatten in meinem Garten. Ahh schön, dass ich diese Idylle durch unsere weit geöffnete Tür beobachten kann.Ach, tut das gut, dass ich mich jetzt bei so einer Ruhe im Wohnzimmer in Unterhose und Unterhemd ausruhe. Ich habe eine echt unruhige Nachtschicht in meinem Krankenhaus hinter mich gebracht. Ich kann mich jetzt endlich entspannen.
Ouch...Was ist das denn? Ein Lichtblitz – und dann noch ein anderer. Wie grell...und das bei klarem Himmel? Was ist das? Eine Steinlaterne im Garten entzündet sich selbst? War es wegen der Magnesium-Fackel, die sich selbst entzündet? Schatten im Garten verschwinden. Der Blick vorher im Garten war so klar und sonnig, nun ist er dunkel und diesig. Rauchschwaden ziehen auf. Ich kann kaum durch den verschleierten Dunst die Holzbalken erkennen, die die Ecke meines Hauses abstützen. Sie stehen so komisch da und das Dach sinkt so bedrohlich ein?! Oh, nein, ich muss hier raus! Hier stürzt alles ein – die Wände bröckeln...die Balken vom Dach kommen runter. Ich muss versuchen zu fliehen! Mist, der Hausschutt und herunterfallenden Holzbalken versperren mir den Weg. Ich muss irgendwie...irgendwie den sichersten Weg zum Garten nehmen. Da lang…Vorsicht...hier...oh nein...warte...jetzt…der Garten...endlich! Endlich...endlich… . Ich kann nicht mehr. Was passiert hier?
Wie-wie-wieso bin ich so müde? Wo sind meine Kräfte? Was ist mit mir los? Wie-wieso bin ich komplett nackt? Wie komisch! Wo sind meine Unterhose und mein Unterhemd? Was ist passiert? Über meine ganze rechte Körperseite klafft eine blutige Wunde. Ein großer Splitter ragt aus der zerfleischten Wunde meines Oberschenkels...verflucht... und irgendetwas warmes tropft in meinem Mund. Was ist mit meiner Wange? Sie ist eingerissen...was ist das? Ein kleiner Riss in meiner Wange...er ist so weit auf geklafft. Oh nein, NEIN...in meinem Nacken stecke ein ziemlich großes Stück Glas! Sind das Schmerzen! Ich muss es entfernen...entfernen...und los, los…! * Ahhah grrgh *...Es ist raus! Was ist hier los?! Meine Hände blutig...so blutig. Was ist passiert?
Wo ist meine Frau?<<
„Y-s!Y-s! Wo bist du?“
>>Mein Blut strömt überall an mir. Wo kommt es her? Wurde meine Halsschlagader getroffen? Verblute ich zu Tode? Was passiert hier mit mir? Was ist hier los? War es etwa eine Bo...<<
„Es ist eine 500 Tonnen schwere Bombe! Y- s, wo bist du? Eine 500 Tonnen schwere Bombe wurde geworfen!“
>>Da ist sie, Y-s! Oh, nein sie sieht so fürchterlich verängstigt und blass aus. Ihre Kleidung ist verschlissen und blut - befleckt. Sie taucht einfach aus den Ruinen unseres Hauses auf...bin ich erleichtert! Sie ist da und weiter ist nichts mit ihr geschehen. Bin ich froh sie zu sehen. Das ist gut...wirklich gut...ich muss zu ihr ...ich muss sie beruhigen!<<
„Wir werden wieder in Ordnung kommen. Aber lass uns nur hier weg so schnell wie möglich.“
>>Sie nickt...ok...<<
„Folge mir...! Der kürzeste Weg liegt durch das Nachbarhaus da drüben...sei...au *uff * ...vorsichtig!“
>>Das Nachbarhaus ist komplett zerstört, eine Ruine mit endlosen Trümmern. Los wir müssen rennen...Steinbrocken *uff * spring...ahh, mein Bein...ich blute immer mehr. Diese Schmerzen...* uff * mist, da war Geröll...konnte mich auffangen. Y- s ist gefallen, sie steht wieder und rennt, gut, sehr gut...*puh*.
Endlich...da vorne...ist die Straße. Ich kann nicht mehr. ... paar Meter...gleich bin ich... *auh..ahh...shhz* Verdammt , ich hab gedacht, ich könnte den Sturz abfangen. Was war das überhaupt, über das ich gestolpert bin? Was ist das an meinen Füßen? Ich bin über einen Männerkopf stolpert...Ein Männerkopf!
„Entschuldigen sie mich! Entschuldigen sie mich, bitte! (hysterisch)
>>Es kommt keine Antwort von ihm. Der Mann ist tot. Der Kopf gehört einem jungen Polizei- Beamten, dessen Körper von einem schweren Tor zertrümmert wurde. Oh, nein. Y-s sieht verunsichert und verängstigt aus– ich auch. Wie konnte das hier alles nur passieren?!
Y-s
H., da das Haus... es fängt an zu schwanken! Oh, mein...* ahh *
H.
Es stürzt ein! Auf den Bod... ... ....*husten,husten* Y-s?! Ist dir was passiert?
Y-s
...*husten*...mir geht ‘s gut.
H.
Auch unser Haus, sieh...es schwankt ... * hustet, hustet * ...
>>und kollabiert in einer Wolke aus Dunst. Wieso nur? Was ist hier los? Die andere Häuser brechen ein oder stürzen um. Da ist auch noch überall Feuer und es wird auch noch von einem grausamen Wind angefacht und verstreut.<<
„Wir können hier in den Straßen nicht bleiben. Wir müssen unsere Schritte irgendwie Richtung Krankenhaus bringen.“
>>Zur Arbeit, zum Krankenhaus müssten es ungefähr 500 Meter sein. Unser Zuhause existiert nicht mehr; wir sind verwundet und brauchen medizinische Behandlung und außerdem ist es meine Aufgabe genau diesem nachzukommen. Das ist so ein irrationaler Gedanke, ich kann keinem etwas Gutes tun, so verletzt wie ich bin. <<
„Lass uns los geh‘n!“
>>Mein Atmen wird immer kürzer – ich bin noch nicht mal 30 Schritt gelaufen. Mein Herz pumpt und meine Beine geben unter mir nach. Ich habe so ein großen Durst.<<
„Bitte, Y-s, findest du hier Wasser? Bitte, kannst du Wasser finden?“
Y-s
„Ich versuch ‘s. Warte… .“
Nach einer Weile.
Y-s
„Es gibt hier nichts...kein Wasser, es tut mir leid.“
H.
„Nein, dir sollte es nicht leid tun. Lass‘ mich nur ein bisschen...* hmm...puh *...Kraft sammeln!“
... ... …
„Ok, ich denke, dass ich wieder einigermaßen Kraft habe. Wir können weiter.“
>>Ich bin immer noch nackt, sollte ich mich jetzt in so einer Situation schämen? Ich bin noch nicht verwirrt, um zu realisieren, dass mich mein Anstand noch nicht verlassen hat. Aber erst einmal weiter… . * hmm * warte, * puhh * die Schmerzen werden immer stärker! Ist da jemand? Ah, ja, da steht ein Soldat untätig auf der Straße. Er hat sein Mantel über seine Schulter geworfen.<<
„Hallo, bitte könnten Sie mir ihren Mantel geben, um meine Nacktheit zu bedecken, bitte?“
>>Ohne ein Wort gibt er mir seine Mantel?! schnell und bereitwillig!<<
„Danke! Danke!“
>>Wir müssen schnell weiter!...Aber so schnell kann ich dann auch nicht mehr. Ich glaube, dass ich mich eigentlich nur noch dahin schleppe… … und schleppe...meine Füße fangen an über den Boden zu schlurfen...wo ist der Mantel? Habe ich ihn jetzt schon verloren? Bin ich schon so schwach und schon wieder nackt? Y-s bindet mir ihre Schürze um meine Lenden. Das ist gut...wirklich gut… .
Unser Weg zum Krankenhaus ist so unendlich lang, Wir sind so langsam. Meine Beine … meine Beine sind von getrocknetem Blut steif geworden und sie weigern sich mich weiter zu tragen. Meine Kraft ...nicht mein Wille...verlässt mich.<<
H.
„Geh,geh ohne mich...ich bin stärker verletzt als du. Geh voraus...!“
Y-s
„Nein, ich lass dich hier nicht zurück!“
H.
„Y- s, du hast keine andere...schmerzen *hmpf* ...Wahl! Geh‘, versuch jemanden zu finden...und...“
Y-s
„Ok...ok...ich komm‘ dann zurück..warte hier...!“
>>Sie schaut für einen Moment in mein Gesicht und dann ohne ein Wort zu sagen, dreht sie sich um und rennt zum Krankenhaus. Ich hoffe, du kommst wieder. Einmal guckt sie zurück und winkt mir zu und im nächsten Moment wird sie von der Dunkelheit verschluckt. Es wird jetzt nun wirklich dunkel, um mich ist es so dunkel und leer. So eine fürchterlichen Einsamkeit. Y-s komm‘ schnell zurück!
Ich muss doch verrückt sein hier auf der Straße zu liegen. Was ist das? … Blut, frisches Blut am Oberschenkel...ohh, neein der Wundverschluss, das Gerinnsel, hat sich an meinem Oberschenkel gelöst und Blut strömt wieder aus der Wunde *arrgh*. Ich muss meine Hand auf das blutende Gebiet pressen *ermp * . Es hört auf zu bluten ...*uff * ...gut...ich fühl‘ mich besser. Könnte ich weitergehen? Ich versuche es. War das alles ein Albtraum: meine Wunden, die Dunkelheit, die Straße vor mir. Meine Bewegungen sind immer noch so langsam; nur mein Geist arbeitet auf Hochtouren. Was ist das? Ich bin an einem leeren Platz, wo einst Häuser standen, die eine Feuerspur verursacht haben. Sehe ich da etwa..? Durch das trübe Licht kann ich vor mir die unscharfen Umrisse des großen kompakten Gebäudes der Communications Bureau erkennen und genau daneben ist das Krankenhaus. Endlich! Meine Güte...nun kann mich jemand finden; und wenn ich sterben sollte, würde schlussendlich jemand meinen Körper finden. Ich sollte mal eine Pause machen..ich bin so müde. Schrittweise kommen Dinge in meine Sicht…?! Da sind schattige Formen von Menschen, einige sind wie gehende Geister. Andere bewegen sich, als wenn sie Schmerzen hätten, wie eine schreiende Menge, ihre Arme halten sie weit weg von ihrem Körpern, ihre Unterarme und Hände baumelten herab. Diese Menschen verwirren mich...was ist mit ihnen, oh, nein...waas! Sie brennen und sie halten ihre Arme weg, um … wahrscheinlich...zu vermeiden, dass sie nicht gegeneinander laufen und sich nicht aneinander an ihrer schmerzhaften, verbrannten Hautoberflächen berühren können und sie auf rubbeln. Eine nackte Frau schreit, ein nacktes Baby erscheint vor meinen Augen. Oh nein, oh mein G...Ich kann nicht dahin starren. Vielleicht waren sie gerade im Bad? Aber wer ist das? Ein nackter Mann. Ihnen geschah bestimmt das Gleiche wie mir, irgendetwas Merkwürdiges beraubte ihnen ihre Kleidung. Eine alte Dame liegt neben mir mit einem Ausdruck auf ihrem Gesicht von schmerzlichem Leid, aber sie macht kein Laut…kein einziges Geräusch. Tatsächlich, eine Sache haben hier alle gemeinsam, die ich sehen kann - komplette Stille.
Texte: isle.of.may
Tag der Veröffentlichung: 20.09.2016
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Michihiko Hachiya